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Verfluchte Helden von Hyndara71

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Author's Note: Sorry für die leichte Verspätung. RL tendiert dazu, auch mal mir zu passieren ;)


Als Sam kurz darauf mit dem Sheriff vom Dachboden wieder herunterkam waren beide beladen mit Büchern. Alte, ledergebundene Folianten, größtenteils um einiges größer als die handelsüblichen Bücher, die in den Regalen der sheppardschen Bibliothek zu finden waren. Die Bücher wirkten alt und abgegriffen, die Ledereinbände waren rissig, bei einigen wellten sich die Buchseiten, so als seien sie irgendwann einmal naß geworden.
Bücher, die offensichtlich benutzt worden waren, schloß John daraus.
Sam Winchester schien eine Antenne dafür zu haben, daß etwas nicht so ganz stimmte. Sein Kopf ruckte kurz von einem zum anderen, John und Dean saßen noch immer am Küchentisch und mittlerweile hatte John auch dem älteren Winchesterbruder eine Tasse seines selbstgebrühten Kaffees andrehen können.
Sam schien plötzlich unsicher, trat dann aber, nach einigem Zögern, an den Tisch heran und ließ seine Ladung an Büchern darauf nieder.
„Und? Was gefunden?“ nuschelte Dean in seine Tasse.
Sams Lächeln galt John, der nun doch überrascht die Brauen hob.
„Officer Sheppard, ich muß sagen, die Sammlung Ihrer Mutter ist zwar klein, dafür aber wirklich außergewöhnlich! Vielen Dank, daß wir sie benutzen dürfen.“
Kurios aber wahr, John glaubte dem jungen Mann jedes Wort. Er mußte nur das Glitzern in dessen Augen sehen um zu begreifen, daß da wohl tatsächlich ein Schatz für Jäger des Übersinnlichen auf dem Dachboden vor sich hingegammelt hatte.
„Ja, und ziemlich schwer noch dazu!“ ächhzte Martin Duke, der seinerseits ebenfalls seinen Bücherstapel auf den Tisch plumpsen ließ. Schnuppernd reckte er die Nase. „Gibts noch mehr von deinem schwarzen Gift?“
John nickte zur Anrichte. „Nimm dir eine Tasse und bedien dich. Sieht aus, als hätten wir jetzt einiges zu tun.“
„Vielleicht auch nicht ...“ Mit wenig Interesse hatte Dean nach dem zu oberst liegenden Buch gegriffen und betrachtete mit gelangweilter Miene den Titel auf dem Buchrücken. Dann blickte er auf. „Wenn meine Vermutung stimmt ...“
„Sie stimmt nicht!“ John fühlte sich, als hätte er diesen Satz schon zum millionsten Male ausgesprochen seit diese unwahrscheinliche Theorie erdacht worden war.
Sam, der einen der leeren Stühle unter dem Tisch hervorzog, sah ratlos von einem zum anderen. „Was für eine Theorie?“ erkundigte er sich unschuldig.
John warf Dean einen warnenden Blick zu. Das letzte, was sie jetzt brauchten, war ein durchdrehender Sheriff. Und durchdrehen würde Martin Duke, immerhin ging es hier möglicherweise um seine Schwester.
„Wir sprachen davon, daß wir uns möglicherweise geirrt haben und es keine Broucha ist, die da draußen lauert“, antwortete Dean, umschiffte dabei recht gekonnt die tückische Klippe.
„Was dann?“ Martin Duke ließ sich auf der letzten freien Seite des Tisches nieder und goß sich eine Tasse Kaffee ein.
„Möglicherweise etwas wie … ein Wendigo“, antwortete Dean.
Duke starrte ihn an. „Ein was?“
„Ein indianischer Geist“, antwortete John wie mechanisch. „Und ich halte das für eine mehr als gewagte Theorie. Wendigos sind in dieser Gegend nicht heimisch.“ Ein weiterer warnender Blick in Richtung Dean.
„Wendigos können nicht fliegen. Dean, du solltest dich daran eigentlich noch erinnern können.“ Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen griff Sam nach einem der Bücher und begann, darin zu blättern, aufmerksam die Seiten überfliegend.
„Aber es war ein extrem kalter Winter damals“, entgegnete Dean. „Zudem ist Black Water nicht zu weit entfernt.“
Martin Duke blickte von seinem Kaffee auf. „Black Water Ridge? Was hat das Naturschutzgebiet mit alten Legenden zu tun?“
„Wir haben dort letztes Jahr einen Wendigo getötet“, Sams Stimme klang, als sei er Welten entfernt vom Küchentisch.
John zögerte, sich ebenfalls eines der Bücher zu nehmen. Zum einen machte ihm sein vergifteter Arm allmählich wirklich zu schaffen, zum anderen war er sich nicht sicher, inwieweit er die Vorsicht fallen lassen konnte. Wenn Martin Duke erfuhr, wen Dean da im Verdacht hatte, draußen auf sie zu lauern, würde er alles menschenmögliche tun, um dieses Ding am Leben zu lassen. Und das wiederum war eine denkbar schlechte Idee, soweit er das beurteilen konnte.
Doch Dean vertiefte sich allmählich, wie auch sein Bruder, in die Lektüre. John hoffte einfach, daß er es wagen konnte.
Er erinnerte sich nur schwach daran, diese Bücher je gesehen zu haben. Nur an eines erinnerte er sich: Das Tagebuch seiner Mutter. Manche ihrer Einträge hatte sie mit, wie er als Kind geglaubt hatte, phantasievollen Zeichnungen versehen. Jetzt allerdings war er sich nicht mehr so sicher, daß diese Zeichnungen wirklich aus ihrer Imagination entstanden waren. Nicht nachdem, was er selbst innerhalb der letzten nicht ganz zwanzig Stunden erlebt hatte.
Das Tagebuch war von dem Stapel, den Duke getragen hatte, heruntergerutscht und lag jetzt wirklich auffordernd fast vor Johns Hand. Er erkannte den Riemen wieder, mit dem seine Mutter es immer verschlossen hatte.
John kniff die Lippen zusammen und sah aus den Augenwinkeln zu Duke. Der hatte sich zurückgelehnt und starrte jetzt Löcher in die Luft, während der Kaffee in seiner Tasse dampfte.
Endlich griff John nach dem Büchlein, öffnete ungeschickt den Knoten und schlug es auf. Die Schrift seiner Mutter war energisch und schnörkellos. Ganz im Gegensatz zu den, zum Teil recht verblaßten Zeichnungen. Bei diesen hatte sie offensichtlich besondere Sorgfalt walten lassen, so als wolle sie sich das jeweilige Objekt genau einprägen. Es waren nicht nur unterschiedliche, mal mehr mal weniger eigenartig aussehende Gestalten, sondern auch Muster, schmuckvolle Pentagramme, teilweise mit genauen Erklärungen versehen, wie sie herzustellen waren.
John wußte nicht so recht, wonach er eigentlich suchte, doch er blätterte weiter. Er wollte die Stille nicht wirklich stören, die sich über die Küche ausgebreutet hatte. Ein brüchiger Frieden, als würde die Gefahr eine kurze Pause machen.
Dann, als er umblätterte, starrte er plötzlich auf die Zeichnung eines Horns, das mit Schnitzereien übersäät war.
„Bingo!“ entfuhr es ihm.
Sofort waren die Winchesterbrüder hellwach und aufmerksam. Selbst Duke erwachte aus seinem Tagtraum und richtete sich auf.
„Was ist?“
Mit einem triumphierenden Lächeln drehte John das Buch in seiner Hand, so daß alle Anwesenden die Zeichnung sehen konnten.
„Das ist es!“ Sams Augen weiteten sich. Sofort hob sich seine Hand, als wolle er John das Tagebuch entreißen, dann aber zögerte er. „Darf ich?“
John nickte und reichte ihm das Tagebuch.
„Also gut“, seufzte Dean. „Aber was, wenn es wirklich keine Broucha ist?“
Sam blickte auf. „Eine Schwäche scheinen beide Kreaturen zu besitzen“, erklärte er und tippte auf den Test auf der gegenüberliegenden Seite der Zeichnung. „Eine Broucha hat Angst vor Feuer.“
„Und ein Wendigo brennt wie Zunder ...“
Irgendwie drehte sich John der Magen um, als er in Deans lächelndes Gesicht sah.
Und was, wenn das dort draußen doch Gill war?

***

„Verdammt!“
Dave schlug mit beiden flachen Händen frustriert auf das Lenkrad. Zum Leben erwachte der Leihwagen trotzdem noch immer nicht.
Seit einer Stunde versuchte er bereits, den Motor wieder in Gang zu bringen, nachdem dieser plötzlich stotternd erstorben war. Er hatte an dem Kabel gewackelt, an jenem Deckel gedreht und … abgesehen von schmutzigen Händen hatte es ihm wenig bis gar nichts gebracht.
Dave war frustriert.
Seit er aus dem Flugzeug gestiegen war, war nichts mehr richtig gelaufen. Der Verleih hatte nicht einen einzigen Mietwagen gehabt, also hatte er bis zum Morgen warten müssen, in dem klapprigen, komplettsanierungsbedürftigen Motel auf der anderen Seite des, bei den Sheppards üblicherweise besuchten Hotels, da auch dieses ausgebucht war. Der bestellte Mietwagen war noch immer nicht verfügbar gewesen, also hatte er sich schließlich bereit gefunden, doch einiges dieser „Spielzeugautos“ der Kleinstwagenklasse zu nehmen. Dieser Wagen allerdings war ihm nun auch noch auf halben Weg verreckt und sein Handy hatte keinen Empfang hier im Nirgendwo, mitten in den bewaldeten Bergen Colorados.
Es war zum Auswachsen!
Mißmutig sah Dave nach draußen in die hereinbrechende Nacht hinein.
Eigentlich hatte er schon längst bei der Jagdhütte sein wollen, um nach dem Rechten (und vor allem nach John) zu sehen. Statt dessen durfte er sich jetzt wohl auf eine lange, kalte und feuchte Nacht einstellen. Am fast dunklen Himmel zeichneten sich immer noch mehr als deutlich gewaltige Wolkenberge ab und erste Tropfen trafen die Windschutzscheibe.
Dave griff einmal mehr nach seinem Handy, nur um festzustellen, daß mittlerweile auch der Akku deutliche Entropie-Erscheinungen zeigte. Und keine Ladestation in der Nähe.
Gerade als der Regen an Stärke gewann leuchteten Scheinwerfer in einiger Entfernung auf und wurden rasch größer.
Dave zögerte nicht, sondern schwang sich sofort wieder aus dem Wagen. Wobei schwingen wohl ein sehr positives Wort für entfalten war. Er hatte wirklich Mühe, sich aus dem Auto zu schälen. Seine Beine waren zu lang oder das Chassi zu kurz, vielleicht sogar beides.
Schließlich gelang es ihm doch, sich aus dem Inneren zu retten und er baute sich winkend in der Mitte der Straße auf.
Das letzte halbe Dutzend Autos, die vorbeigekommen waren, hatten nicht einmal die Geschwindigkeit gedrosselt, sondern waren unvermindert an ihm vorbeigerauscht.
Dieses Mal aber nicht!
Dave winkte mit beiden Armen und rief laut: „Hallo! Anhalten! Anhalten bitte!“
Der Wagen, ein schwerer Pickup, wurde tatsächlich langsamer.
Dave fühlte Hoffnung aufkeimen.
Tatsächlich, der Wagen wurde langsamer und bog von der Straße ab, um direkt hinter dieser Entschuldigung für ein Auto stehenzubleiben. Das Fenster auf der Fahrerseite wurde heruntergekurbelt.
Am Steuer saß ein Mann irgendwo zwischen 50 und 60 mit einer Baseballkappe auf dem Kopf und einem alten Holzfällerhemd über einem T-Shirt gekleidet. Ein recht ungepflegt wirkender Bart bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts, während seine Augen, irgendwie gutmütig doch gleichzeitig besorgt blickend, Dave aufmerksam musterten.
„Was gibt es?“ fragte der Fremde, als Dave an den Truck herangetreten war.
„Mein Wagen ist stehengeblieben“, erklärte er und zuckte mit den Schultern. „Ich kann nichts tun.“
Bei dem Wort „Wagen“ hob der Fremde die Brauen, und Dave konnte es ihm nicht einmal verdenken. Dieses Ding war alles, aber sicher kein Auto!
„Mein Handy hat keinen Empfang, ich kann also keinen Abschleppdienst rufen“, fuhr er fort.
Der Fremde nickte verstehend. „Müssen Sie irgendwo hin?“ erkundigte er sich und griff neben sich.
Daves Herz setzte einen Schlag aus. Beinahe erwartete er, daß der Mann im Truck ihn gleich mit einer Ladung Schrot eindecken würde. Statt dessen holte er eine Wasserflasche hervor. „Durstig?“
Dave grinste. „Sie schickt der Himmel, ja!“ Er griff nach der Flasche. Sie war bis zur Markierung gefüllt, also hatte der Fremde wohl eher weniger aus ihr getrunken. Ein Grund mehr zuzugreifen.
Dave öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.
Gott, tat das gut!
Dadurch, daß er so lange hatte auf den Leihwagen warten müssen, hatte er es schließlich versäumt, sich etwas Reiseproviant mitzunehmen. Umso mehr genoß er jetzt das Wasser.
Der Fremde musterte ihn forschend, nickte dann. „Müssen Sie weit?“ fragte er.
„Ein kleiner Ort Nähe Aspen“, antwortete Dave erleichtert.
„Ist auch meine Strecke“, erklärte der Fremde und nickte ihm zu. „Hüpfen Sie rein. Ich werd Ihnen schon nicht den Hals umdrehen.“
„Danke!“ Dave behielt die Flasche und hastete zum Leihwagen zurück, um seine Tasche zu holen. Gerade rechtzeitig zum Wolkenbruch war er dann eingestiegen in den Truck.
Der Fremde runzelte unwillig die Stirn, schaltete die Scheibenwischer eine Stufe höher und fuhr auf die Straße zurück.
„Ach, nochmals vielen Dank, daß Sie mich mitnehmen“, wandte Dave sich an seinen Retter. „Ich bin David Sheppard. Angenehmen Sie kennenzulernen.“
Der Fahrer warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. Sein rechter Mundwinkel zuckte nach oben. „Bobby Singer“, sagte er nur.
Dave seufzte und lehnte sich zurück.
Eigenartig, plötzlich fühlte er sich sicher …
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