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Frühausgabe von Hyndara71

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John war gerade auf dem Weg zu seiner letzten „einmal bitte initialisieren, Major“-Verabredung des Tages, als er über den Athosianerjungen Jinto stolperte, der mit recht schuldbewußter Miene, aber staunenden Augen, offenbar gerade aus einem der noch nicht freigegebenen Labore gekommen war.
Gut, daß er den Jungen gefunden hatte und nicht Bates, lobte der Major sich im Stillen, als er sich Jinto von hinten näherte und, in relativer Reichweite angekommen, sich vernehmlich räusperte.
Der Junge zuckte zusammen und wirbelte herum, um ihn mit noch größeren Augen anzustarren. „Major … Major Sheppard!“ entfuhr es ihm endlich.
John nickte mit gespielt strenger Miene, während er sich innerlich doch wieder amüsierte über die stille Bewunderung, die Jinto ihm gegenüber pflegte, seit der Rettungsmission auf den Wraithplaneten. Er wußte, er war etwas wie der persönliche Superman des jungen Athosianers geworden dadurch, daß er Halling, dessen Vater, aus der Gewalt der Wraith rettete. Und auch wenn er selbst die Aktion im Nachinein als ein Desaster ansah, fühlte er sich ein wenig geschmeichelt.
„Was machst du hier?“ fragte John jetzt und stutzte.
Was hatte der Junge da in der Hand, die er so hastig hinter seinem Rücken verbarg.
„Äh … ich habe Sie gesucht, Major Sheppard“, erklärte Jinto ausweichend.
John warf dem Gang einen langen, beredten Blick zu. „Hier“, kommentierte er trocken. „In den wissenschaftlichen Laboren.“
Jinto schien aufzugehen, daß seine Ausrede nicht wirklich die beste war und begann schief zu grinsen. „Ich dachte mir, weil Sie doch immer so viel für anderen hier tun. Weil ja nur Sie die Dinge ans Laufen bringen.“
Nicht nur er, um genau zu sein. Aber er gehörte zu einer Handvoll Genträger, war noch dazu der mit der stärksten Ausprägung. Insofern hatte Jinto schon recht. Er war ja auch gerade auf dem Weg zu Dr. Vogel, der über irgendeine Maschine gestolpert war, die er als eine Art Massebeschleuniger zu identifizieren suchte.
„Aber ich bin nicht in den nicht freigegebenen Laboren … und du besser auch nicht“, erklärte John im strengen Tonfall und streckte die Hand aus. „Wir wissen nicht, ob das, was sich in den Laboren befindet, möglicherweise gefährlich ist. Du willst doch wohl nicht deinen Vater oder deine Freunde mit einer blinden Granate in Gefahr bringen, oder?“
Jinto senkte schuldbewußt den Kopf und legte zögernd einen eigenartigen, ovalen Gegenstand in Johns Hand.
Der runzelte die Stirn.
Was war das denn nun wieder?
Er betrachtete das fremdartige Artefakt kritisch, ohne wirklich erkennen zu können, worum es sich dabei handelte.
Es war oval. In seiner Mitte befand sich eine Art dunkelgrüner Kristall, der matt geschliffen worden war. Eingefaßt war das ganze von einem, ein wenig an Gold erinnerndes, Metall.
John drehte das eigenartige Ding in seiner Hand. Die Rückseite war glatt, sein erster Eindruck, daß es sich dabei möglicherweise um eine Art Brosche handeln mochte, war demnach falsch.
Aber was war es dann?
John wog das Artefakt nachdenklich in der Hand, sah wieder zu Jinto. „Gabs von den Dingern noch mehr?“
Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, Major.“
Mh …
John ließ das Artefakt in seiner Hosentasche verschwinden, um es später einer näheren Untersuchung zu unterziehen, wandte sich dann wieder an Jinto: „Und daß du mich gesucht hast, war eine Ausrede?“
Wieder ein Kopfschütteln. „Ich soll Ihnen von Teyla ausrichten, daß die Verabredung für heute abend leider abgesagt werden muß. Großmutter Charin ist krank und Teyla und viele andere von uns wollen bei ihr sein heute abend. Vater sagt, nur für den Fall, daß sie vielleicht zu den Vorfahren gehen wird … naja ...“ Jintos Stimme war immer leiser geworden bei diesen Worten, sein Nacken war gebeugt und es wirkte, als laste eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern.
John überkam Mitleid. Und, ja, er erinnerte sich, bei der Evakuierung von Athos einer sehr alten, wenn auch sehr munteren Frau geholfen zu haben, vor der alle anderen sehr großen Respekt zu haben schienen. War das diese Charin? Wenn ja, dann sollte er sich möglicherweise ebenfalls zur Wache einfinden, wenn er auch kaum mehr als drei Worte mit ihr gewechselt hatte.
„Hat Dr. Beckett nach Großmutter Charin gesehen?“ fragte er besorgt.
Jinto zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht genau.“
Okay, das würde herausfinden lassen.
John aktivierte sein Funkgerät und sprach direkt Carson Beckett an: „Doc, sind Sie online?“
„Major Sheppard. Geht es Ihrer Hand schlechter?“ kam die prompte besorgte Antwort.
Seine Hand! Jetzt, da er an seine Verletzung erinnert wurde, kehrte auch der Schmerz zurück und ließ ihn unbewußt die Hand ausschütteln. „Nein, mir geht’s glänzend“, log er dennoch, „ich spreche nur gerade mit Jinto, der mir sagte, daß eine der Athosianerinnen krank sei.“
„Ja, aber nichts lebensbedrohliches“, antwortete der Schotte ruhig. „Sie ist hier auf der Krankenstation, allerdings nur zur Beobachtung für alle Fälle. Scheint aber nicht mehr als ein Schwächeanfall gewesen zu sein. Nach der Hektik und Aufregung der letzten Tage nichts außergewöhnliches.“
John atmete unwillkürlich auf. Dann fiel ihm die Zeitung ein, die er unter seine Weste gestopft hatte, als er sein Quartier verließ. Es war ihm sicherer erschienen, sie bei sich zu tragen nachdem McKay ja sein offenes Interesse bekundet hatte.
„Haben Sie sonst noch eine Frage, Major?“ erkundigte Carson sich freundlich.
John tastete unter seine Weste und zog die Zeitung schließlich mit einem triumphierenden Grinsen hervor. „Äh, nein. Danke, Doc. Sheppard Ende.“
Jinto beobachtete ihn mit großen Augen, als er die Zeitung einmal mehr durchblätterte auf der Suche nach einer bedrückenden Nachricht. Doch es gab glücklicherweise keinen Hinweis darauf, daß die gute Charin die Nacht nicht überstehen würde – oder aber die Zeitung hatte einen zu frühen Abgabetermin …
John wies den Gedanken weit von sich, faltete die Zeitung wieder so gut wie möglich und lächelte Jinto gewinnend an. „Dann richte deinem Vater und Teyla aus, daß ich in der Krankenstation vorbeisehen werde, sobald ich kann. Und es ist kein Problem, den Abend heute abzusagen. Ist ja nicht so, als gäbe es hier große gesellschaftliche Ereignisse.“ Er zwinkerte gut gelaunt, während Jinto ihn verständnislos anblinzelte.
„Gesellschaftliche Ereignisse?“ fragte der Junge.
John zog eine Grimasse.
Er sollte wirklich daran denken, daß die Aliens hier nicht die gleichen Normen besaßen wie auf der Erde.
„Naja … äh … das heißt einfach, wir haben ja nicht soviel Auswahl, was wir nach Dienstschluß so tun werden“, versuchte er diese Klippe zu umschiffen, wofür er einen noch verständnisloseren Blick erntete. „Lassen wir's“, wischte John schließlich eine athosianergerechte Erklärung zur Seite, und hob gespielt streng einen Finger. „Und du wirst nicht mehr einfach so in irgendwelche nicht freigegebenen Räume gehen, klar, junger Mann?“
Jinto nickte schuldbewußt.


Elizabeth hatte eigentlich für heute Schluß machen wollen. Der Kontrollraum unter ihrem Büro lag verlassen und dunkel da, nur im ebenfalls abgedunkelten Gaterium konnte sie zwei dicht beieinanderstehende Schatten erkennen. Die Torwache war also anwesend.
Elizabeth seufzte und schaltete die Schreibtischlampe, die einzige Lichtquelle in ihrem Büro, aus. Langsam lehnte sie sich zurück in ihrem Bürosessel und schloß für einen Moment die Augen.
Es tat gut, diese Stille nach der Hektik und der Gefahr der letzten Tage. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie das Adrenalin in ihren Adern gesungen hatte, als Altantis plötzlich aus den Fluten auftauchte. Sie war sicher gewesen, daß das ihrer aller Ende sein würde, daß sie die Erde (und Simon) niemals wiedersehen würde. Daß ihre letzten Worte an John Sheppard wütend geklungen hatten …
Elizabeth öffnete die Augen wieder und starrte blicklos vor sich hin, während aus ihrer Erinnerung das Gesicht des Majors auftauchte.
Sie mochte ihn. Sie mochte ihn wirklich. Darum hatte sie ihn O'Neill abgeschwatzt, als dieser offen sein eigenes Interesse an den so unkonventionellen Luftwaffenoffizier bekundet hatte. Sie hatte John Sheppard wirklich vom ersten Momentt an gemocht, als er, an O'Neills Seite, den verlassenen Außenposten betreten und sich mit neugierigen Augen umgesehen hatte in der Eishöhle tief unter dem Gletscher.
Sie hatte ihn am Rande wahrgenommen damals, in McMurdo. Er war einer des halben Dutzends Helikopter-Piloten gewesen, die die Mannschaft zum Antiker-Außenposten flog oder zurückholte. Sie war einige Male mit ihm geflogen, allerdings ohne ihm wirklich Beachtung zu schenken.
Diese Beachtung erhielt er erst, nachdem sie ihn eines Sonntagmorgens in McMurdo beobachtet hatte, als er sich eine erbitterte Schneeballschlacht mit einem anderen Piloten lieferte und Gaggles, der McMurdo-eigene Kaiserpinguin, sich von den beiden Kontrahenten gestört gefühlt hatte. Sie erinnerte sich noch daran, wie die beiden erwachsenen Männer wie kleine Kinder, die etwas verbotenes getan hatten, davongestoben waren und sich im Lauf weiterhin gegenseitig mit Schneebällen bewarfen. John Sheppards Gesicht war damals gerötet gewesen wegen der eisigen Kälte so nahe am Pol, und sein strubbeliger Haarschopf wirkte noch wilder als für ihn üblich, während ein breites Grinsen seine Lippen zierte. Seine Augen, diese wundervollen haselnußfarbenen Augen, hatten mitgelacht, während er vor dem herannahenden Gaggles flüchtete und schließlich in der Pilotenbaracke verschwand.
Aus irgendeinem Grund war sie damals auf ihn aufmerksam geworden, nicht ahnend, was es mit ihm auf sich hatte. Sicher, sie beide hatten vor dem Zwischenfall im Antikeraußenposten kaum je mehr als zwei Worte gewechselt.
O'Neill hatte sie gewarnt, Sumner war sogar noch deutlicher geworden, als sie mit dem klaren Befehl zu ihm kam, John Sheppard in das militärische Kontingent einzufügen. Dennoch hatte sie auf ihn behaart, und es bis jetzt nicht bereut.
Dabei aber war ihr seit Sumners Tod aufgefallen, daß Sheppard, der sich bis zur Rettungsaktion vollkommen normal verhielt, sich plötzlich zurückgezogen hatte. Seine ewig strahlenden Augen schienen viel ihres ungestümen Glanzes verloren zu haben seit der Mission auf dem Wraith-Planeten.
Darum hatte sie darauf bestanden, die erste Mission von AR-1 dort stattfinden zu lassen. Sie hoffte, daß Sheppard wieder zu sich selbst finden würde, wenn er eben erkannte, daß er schlicht nicht
anders hatte handeln können, weil der Gegner zu übermächtig gewesen war.
Doch wenn sie wirklich ehrlich zu sich selbst war, dann wollte sie vor allen Dingen diesen ausgewachsenen Jungen zurück, der jenes Sonntagmorgens lachend vor einem Pinguin geflohen war.
„Elizabeth?“
Als sie ihren Namen hörte kehrte sie in die Realität zurück. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an das Dämmerlicht gewöhnt, das im Zentralturm herrschte nach Dienstschluß. Dennoch kniff sie die Lider jetzt zusammen, um ihren unverhofften Gast besser erkennen zu können. Dann aber riß sie die Augen weit auf.
„Rodney?“
Und tatsächlich schob sich einen Augenblick später die Silhouette des Dr. Rodney McKay in ihr Büro herein. Sie konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, meinte jedoch, daß er nicht mehr recht frisch aussah.
„Was führt Sie denn zu dieser Stunde noch zu mir, Rodney?“ fragte sie so freundlich wie möglich.
Unaufgefordert setzte ihr Chefwissenschaftler sich auf einen der Stühle auf der anderen Seite des Schreibtisches.
„Stimmt etwas nicht?“ erkundigte sie sich irritiert.
Ein Seufzen war die Antwort, dann: „Es ist … kompliziert. Und ich … ich muß mit jemandem darüber sprechen.“
Nanu?
Elizabeth runzelte die Stirn.
So kannten Rodney McKay die wenigsten, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie ihn auch erst einmal so erlebt wie im Moment. Und das war, als sie ihm die Stelle in ihrem Stab anbot, kurz nach seiner Rückkehr aus Rußland.
Elizabeth kannte keine Einzelheiten, doch sie wußte, es war etwas geschehen in der Zeit, in der er als Austausch-Wissenschaftler dort gearbeitet hatte für das russische Ambivalent des SGC. Keiner außer Rodney selbst und zwei weiteren Menschen wußten wirklich, WAS geschehen war. Allen anderen dagegen war klar, daß wenigstens Rodney McKay noch unausstehllicher geworden war, nachdem er aus Rußland zurückkehrte.
Elizabeth hatte ein Gerücht gehört, das sie für plausibel hielt. Ob es der Wahrheit entsprach dagegen konnte sie wirklich nicht sagen.
„Was kann ich für Sie tun?“ lächelte sie jetzt.
„Geben Sie Major Sheppard den Befehl, sich einen anderen Dummen zu suchen“, kam es prompt, und wenig schmeichelhaft, aus Rodneys Mund.
Elizabeth zuckte zurück.
Eigenartig, dabei war sie sich sicher gewesen, die beiden Männer verstanden sich sehr gut. Konnte sie sich so geirrt haben?
„Ich verstehe nicht“, wich sie deshalb aus.
Rodney seufzte. „Sheppard. Dieser Höhlenmensch will mich in seinem Team!“ brach es dann endlich aus ihm heraus.
Elizabeth erstarrte für eine Sekunde, um das Gesagte sacken zu lassen. Dann wuchs ein Lächeln auf ihren Lippen. „Dann sind Sie also mein Sorgenkind. Wer hätte das gedacht?“
Der Schatten des Kanadiers richtete sich auf. „Sorgenkind? Dann kümmern Sie sich lieber um Ihren neuen militärischen Leiter! Was soll ich in einem Stargate-Team?“ schimpfte er.
Elizabeths Lächeln wurde tiefer. „Und ich weiß, daß Major Sheppard sich Sorgen macht, ob er wohl endlich sein Team wird vervollständigen können“, entgegnete sie gutgelaunt.
„Nicht mit mir!“ Rodneys Stimme klang trotzig. For Elizabeths innerem Auge stand ein Miniatur-McKay, die Arme vor der Brust gekreuzt und mit dem Fuß aufstampfend.
Sie schmunzelte. „Warum nicht? Es täte Ihnen sicher gut“, entgegnete sie.
Das Weiß in den Augen des Kanadiers glitzerte im wenigen Licht. Es glitzerte verdächtig feucht.
Elizabeth runzelte die Stirn und beugte sich vor. „Alles in Ordnung, Rodney?“ fragte sie mitfühlend.
„Natürlich!“ kam prompt die Antwort, wenn sie auch meinte, die Stimme würde leicht zittern. „Nur sollte dieser Idiot Sheppard ...“
„Ich denke, es ist nicht sonderlich hilfreich, wenn Sie den Major mit Schimpfnamen betiteln, Rodney“, fiel Elizabeth ihrem Chef-Wissenschaftler ins Wort. „Major Sheppard jedenfalls tut soetwas nicht.“
„Wahrscheinlich darum nicht, damit er sich weiter amüsieren kann!“ Rodney stand so ruckhaft auf, daß der Stuhl polterte und ein wenig kippelte.
„Das glaube ich weniger“, entgegnete sie prompt.
Himmel, verteidigte sie jetzt etwa die Ehre eines John Sheppard?
„Er hat viel zu viel Respekt vor Ihnen, Rodney. Sie sollten es als Ehre betrachten, daß er Sie gefragt hat, nicht als Beleidigung.“
Sie konnte sich zumindest nicht vorstellen, daß ein John Sheppard einen Rodney McKay beleidigen sollte, wenn er diesen doch in seinem Stargate-Team haben wollte.
„Und wenn schon! Ich werde mich auf soetwas nicht einlassen! Soll er sich einen anderen trotteligen Wissenschaftler suchen, den er mitnehmen kann“, schnaubte Rodney.
Er hatte Angst! Ein Rodney McKay hatte tatsächlich Angst davor, in ein Stargate-Team berufen zu werden! Elizabeth konnte es kaum glauben.
„Meinetwegen diesen ... diesen Rumänen oder Kavanaugh. Mit denen hätte er bestimmt mehr Spaß als mit mir. Ich bin wegen ernsthafter Forschungen mit auf die Expedition gekommen, nicht um mich in der Galaxie herumzutreiben.“
Elizabeth stutzte. Rumänen? Dann fiel ihr wieder der kleine Tscheche Zelenka ein und sie seufzte. Wahrscheinlich meinte Rodney genau den. Aus irgendeinem Grund hatte er von Anfang an ein Problem mit dessen Namen und Nationalität gehabt. Dabei war es ebenfalls Rodney gewesen, der Zelenka unbedingt hatte in der Expedition haben wollen.
„Es wird nicht um das Herumtreiben gehen, Rodney, sondern darum, uns Ressourcen zu eröffnen, zu erforschen und nicht zuletzt darum, genug Energie zu erhalten, um die Erde anwählen zu können“, entgegnete sie ruhig. „Und ich bleibe dabei, ich halte Major Sheppards Idee für überlegenswert. Ich selbst hatte ihn angewiesen, jedem Außenteam wenigstens einen Wissenschaftler zuzuteilen.“
„Dann muß er aber nicht unbedingt mich nehmen!“ Jetzt hörte Rodney sich wieder an wie ein trotziges Kind.
Elizabeth meinte erneut, einen eigenartigen Unterton zu hören. Und wieder fiel ihr ein, was die über Rodney sagten, die ihn schon vor seinem Austausch nach Rußland gekannt hatten.
War es das? War es dieses Geheimnis, das ihn umgab, das ihn jetzt davon abhielt, in eines der Stargate-Teams zu wollen und auf eigene Faust die Galaxie, in der sie gestrandet waren, zu erkunden? War das, was auch immer Rodney McKay in Rußland passiert war, so schlimm für ihn gewesen, daß er sich weigerte, jemals wieder den sicheren Hafen zu verlassen?
Welcher sichere Hafen? Fragte eine kleine Stimme in ihrem Inneren. Und leider mußte sie dieser Stimme recht geben.
Atlantis war nicht sicher, nicht mit der Gefahr der Wraith und nicht, solange sie eben abgeschnitten waren von für einen Krieg notwendigen Ressourcen. Die Wraith wußten, wo Atlantis sich befand, und wenn sie wirklich so gefährlich waren, wie die Athosianer behaupteten, dann sollten sie besser so schnell wie möglich Kontakt zur Erde herstellen.
Elizabeth sah zu McKays finsterer Silhouette hinauf und lehnte sich langsam wieder zurück in ihrem Sessel. „Ich glaube, es wäre eine weise Entscheidung, wenn Sie zumindest einmal einen Versuch unternähmen. Wenn Sie ungeeignet sind für ein Stargate-Team wird Major Sheppard das selbst einsehen. Wenn Sie sich dagegen wohl fühlen, wird es immer noch früh genug sein, um in das Team Ihrer Wahl aufgenommen zu werden.“
„Das ist ...“
„Das war kein Vorschlag, Dr. McKay!“ Dieses Mal ließ sie ihre Stimme hart und befehlsgewohnt klingen – und hatte Erfolg!
„Sie werden diesen Befehl bereuen!“ Damit stob Rodney McKay aus ihrem Büro heraus. Aber Elizabeth war sich sicher, er würde zumindest nochmal darüber nachdenken …


Als Rodney kurz darauf das neu entdeckte Labor betrat, in dem ein noch nicht identifiziertes Gerät seiner harrte, glaubte er wirklich, die Welt würde ihn betrügen.
Nicht genug damit, daß der Major es rundweg abgelehnt hatte, ihn an der Zeitung zu beteiligen und ihn statt dessen als Pausenclown für sein Stargate-Team engagieren wollte, jetzt saß er auch noch gemütlich zusammen mit Dr. Rainer Vogel im Labor und verschwendete nicht nur seine, sondern auch Vogels kostbare Zeit mit Smalltalk!
Es reichte!
„Was machen Sie denn jetzt schon wieder hier?“ bellte Rodney den hochgewachsenen Luftwaffenoffizier an.
Der drehte sich überrascht zu ihm um und blinzelte verständnislos. „Dr. McKay?“
Rodney stemmte die Hände in die Hüften und funkelte seine Nemesis böse an. „Eben der! Was suchen Sie hier?“
Er war sicher, im Moment genug Autorität auszustrahlen für zwei weitere leitende Wissenschaftler, doch dieser Sheppard ließ sich nicht einschüchtern, sondern begann sein widerlich sympatisches Lächeln zu lächeln, während er freundlich nickte. „Eben darum bin ich ja hier“, gestand er ihm zu wissen.
Rodney fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Nicht aus Verlegenheit, nein, sondern aus purer Wut. Was bildete dieser … dieser … dieser Metallschädel sich eigentlich ein?
„Wir brauchten doch jemanden mit ATA-Gen, um den Beschleuniger zu aktivieren“, wandte Vogel mit seinem typischen harten Akzent ein.
Sheppard zuckte mit den Schultern. „So siehts aus“, bestätigte er.
Ungerechtigkkeit hoch zehn! Brüllte Rodneys innere Stimme. Ausgerechnet ein Militär wie dieser Sheppard mußt das Gen haben, das so viel besser für ihn geeignet wäre! Ausgerechnet dieser Quadratschädel … na gut, dieser Sturmwindschädel, berichtigte Rodney sich nach einem weiteren Blick auf Sheppard alles andere als korrekte Frisur … mußte das so selten erhaltene Antikergen in sich tragen. Himmelschreiende Ungerechtigkeit daß er, Rodney McKay, nicht damit gesegnet war. Andererseits … womit war er schon gesegnet, abgeshen von unfähigen Assistenten?
„Das hätte auch Beckett gekonnt“, schnaubte Rodney abfällig, „hätte er zumindest nach all der Gesundbeterei einmal etwas sinnvolles tun können am heutigen Ta!“
Sheppard verzog die Lippen und sandte einen langen Blick auf seine noch immer verbundene Hand.
Tz, dieses Kinkerlitzchen! Wahrscheinlich war diese winzige Stelle schon verheilt, lange ehe er überhaupt in der Krankenstation vorstellig geworden war. Einmal ehrlich, wer konnte sich schon an einfachem Kaffee die Finger verbrennen? Der Span, der Rodney dafür heute morgen in die Krankenstation geführt hatte, ja, das war wirklich schmerrzhaft und gefährlich gewesen. Immerhin hätte er sich eine Blutvergiftung einhandeln können!
„Dr. Beckett ist beschäftigt“, entgegnete Major Sheppard ruhig. „Eine der Athosianerinnen hatte einen Schwächeanfall.“
Rodney verdrehte die Augen. „Haben zumindest Sie dann die Zeit gefunden, das Gerät zu aktivieren?“
Der Major nickte.
Rodney schob sich an ihm vorbei und baute sich statt dessen vor Dr. Vogel auf. „Und? Hatte ich recht?“
„Es ist eine Art Teilchenbeschleuniger“, sagte der Deutsche. „Und damit hatte ich recht.“
„Kann nicht sein. War mein erster Verdacht.“ Rodney schnaubte herablassend und trat an das tischhohe Gerät heran.
Ein Miniatur-Beschleuniger also. Wenn er sich an den auf der Erde erinnerte mit seinen riesigen Ausmaßen … Ja, er war definitiv in die falsche Zeit hineingeboren. Er hätte, allein seiner Genialität wegen, in der Zeit der Antiker leben sollen und eben mit deren Genstruktur ausgerüstet.
Rodney preßte die Lippen aufeinander, betrachtete weiter das komplexe Gerät, während er sich der Blicke aus zwei Augenpaaren nur allzu bewußt war.
„Ach, Major, ich habe übrigens mit Dr. Weir über die Sache gesprochen“, brach Rodney nach einer ihm angemessen erscheinenden Zeit das Schweigen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, daß es wohl besser ist, wenn ich hier bleibe. Aber da Sie auf die Schnelle wohl keinen Ersatz bekommen, werde ich zumindest einmal mitgehen auf diesen schrecklichen Wraithplaneten.“
Damit war es raus und damit Schluß. Zukünftig würde er einen weiten Bogen um den Major machen und sehen, daß er irgendjemand anderen zum Initialisieren verdonnern konnte. Er wollte nichts mehr mit dem Militär zu tun haben, solange er hier war. Punktum.
„Freut mich“, war die Antwort.
Was bildete dieser dumme kleine Major sich eigentlich ein? Wieso … ?
Als Rodney sich zu John umdrehte verrauchte seine Wut, um sofort von Neugier ersetzt zu werden. Der Militär hielt ein kleines Gerät in der heilen Hand und spielte offensichtlich damit herum. Ein hübsches kleines Ding, das ein wenig an eine Brosche erinnerte.
Mit zwei Schritten war Rodney bei Sheppard und schnappte sich das Artefakt. „Das ist wertvoll und sicher kein Spielzeug!“ erklärte er streng.
Der Major sah ihn mit großen Augen an. „Dann wissen Sie, was es ist?“ fragte er.
Gute Frage, zumal auch dieses Artefakt offensichtlich nicht auf ihn reagierte.
Rodney sah sich verstohlen um, ob er irgendwo den Herkunftsort feststellen konnte und damit vielleicht auch eine wie auch immer ausgearbeitete Gebrauchsanweisung. Leider deutete nichts darauf hin, was dieses Ding sein könnte.
„Natürlich! Selbstverständlich weiß ich, was das ist!“ Rodney hob stolz das Kinn.
Sheppard sah ihn überrascht an. „Dr. Vogel wußte es nicht“, entgegnete er.
„Dr. Vogel weiß auch nicht alles, sonst wäre er Chef-Wissenschaftler und nicht ich.“
„Dr. Vogel steht direkt hinter Ihnen, Rodney. Sie können auch direkt mit ihm sprechen. Und ich bin mir sicher, keiner weiß, was das für ein Artefakt ist“, ertönte wieder die Stimme des deutschen Wissenschaftlers.
„Wie gesagt, Sie können auch nicht alles wissen.“ Rodney schob das kleine Gerät in seine Hosentasche. Er würde später mittels der Antiker-Datenbank schon herausfinden, was das für ein Artefakt sein mochte.
Neidisch betrachtete er John einmal mehr.
Das Antiker-Gen und, für einen Militär, relativ gut aussehend. Wenn dieser Mann nicht spätestens beim nächsten Alienkontakt zu einem zweiten James T. Kirk mutierte … Es war einfach so ungerecht!
Sheppard seinerseits erwiderte seinen Blick freundlich, zuckte dann mit den Schultern. „Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Leitartikel?“ fragte er dann, nickte Vogel noch einmal zu und verließ das Labor.
Leitartikel? Welcher … ?
Dann fiel es Rodney wieder ein. Beckett würde seine Gentherapie fertigstellen und nach Freiwilligen suchen. Und, wenn er sich recht erinnerte, wurde nichts über gefährliche Nebenwirkungen oder gar den Tod möglicher Probanten erwartet.
Rodney runzelte die Stirn und sah kritisch zur Labortür hinüber, durch die Sheppard gerade verschwunden war.
Hatte Elizabeth vielleicht doch recht?
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