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Frühausgabe von Hyndara71

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Mit einem dumpfen Knall begann der nächste Morgen. Besagter Knall wurde dicht von einem lauten Miauen gefolgt, das John endgültig aus seinem Schlaf in den Wachzustand riß. Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett und starrte zur Tür hinüber.
Miauen? Sollte etwa die sich in Luft aufgelöste Katze wieder materialisiert haben?
Mit einem zweiten Laut schien besagter Vierbeiner seine Vermutung zu bestätigen. Soweit John es beurteilen konnte, war es die gleiche Tonlage und die gleiche Lautart wie gestern. Und da doch wohl eher weniger Katzen auf Atlantis herumstreunten …
Mit einem Satz war er aus dem Bett und tappte barfüßig hinüber zur Tür, um diese zu öffnen. Und, wie gestern, sauste ein rotgetigerte Blitz an ihm vorbei, der sich, auf seinem Bett angekommen, in besagte rotgetigerte Katze von gestern verwandelte.
John sah das Tier stirnrunzelnd an, trat dann schließlich ans Bett heran. „Könntest du mir den Trick erklären? Ich find den nämlich wirklich cool“, begann er, statt einer Begrüßung, eine erneute Konversation.
Die Katze, die gerade mit ihrer Morgentoilette begonnen hatte, blickte nun wieder auf. Ihre smaragdfarbenen Augen funkelten John sphingenhaft entgegen.
Der seufzte ergeben. „Okay, verstanden. Kein Kommentar zum Verschwindetrick.“ Er runzelte die Stirn. „Du weißt, daß ich eigentlich nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen bin, oder? Solltest du wissen.“ Er stemmte die Hände in die Hüften und versuchte zumindest sein bestes, um die Katze wütend anzufunkeln.
„Du bist einfach so mir nichts, dir nichts verschwunden und auch die Zeitung war weg. Okay, für letzteres kann ich dir nicht die Schuld geben, immerhin warst du ja nicht hier“, versuchte John sich an einem recht einseitigen Streit, „aber trotzdem kam ich mir schon ein wenig auf den Arm genommen vor, als plötzlich beides weg war.“ Er runzelte die Stirn. „Und ich gehe jetzt davon aus, daß du mir auch weiterhin nicht verrätst, wer eigentlich dein Herrchen ist, oder?“
Die Katze gähnte. John war sich allerdings nicht ganz sicher, ob dieses Gähnen nicht doch ein tonloses Lachen war. Zutrauen würde er seinem Hausgast jedenfalls eine Menge.
„Das war wirklich nicht nett, kannst du deinem Halter jedenfalls von mir ausrichten – mit einer kleinen Ermahnung, wenn möglich“, schlug John daraufhin vor.
Die Katze betrachtete ihn, gab jedoch noch immer keinen Laut von sich, sondern senkte langsam ihren Oberkörper Richtung Bettdecke.
John seufzte, runzelte dann die Stirn. „Du hast die Zeitung nicht zufällig wieder mitgebracht, oder?“ erkundigte er sich.
Ein träges Blinzeln war die Antwort, was John der Einfachheit halber einmal als ein Ja wertete.
Augenblicklich war er nicht nur wach, sondern auch seine Laune hob sich schlagartig um mehrere Grade.
Die Zeitung bedeutete, er hatte einen Beweis für McKay und könnte den vielleicht am Ende doch noch überzeugen, in sein SG-Team zu kommen. Immerhin dürfte diese Zeitung nicht allzu viele Abonennten hier haben, oder?
John ging zur Tür zurück. Ein breites Grinsen wuchs auf seinem Gesicht, als er tatsächlich die Zeitung vor sich auf dem Boden sah.
Na bitte!
„Du weißt aber schon, daß Zeitung austragen eigentlich weit unter der Katzenwürde steht, oder?“ wandte er sich an seinen Gast.
Die hatte sich mittlerweile in seine Decke gekuschelt und gab eisern vor zu schlafen. Nur ihre Ohren zuckten immer wieder in seine Richtung.
John schmunzelte, beugte sich zu der Zeitung hinab und griff nach ihr, bereits die Schlagzeile lesend:
„Gentherapie fertiggestellt – Dr. Carson Beckett (MD) sucht Freiwillige“
John stutzte.
Hatte es gestern bei der Lagebesprechung nicht geheißen, der Schotte brauche noch mindestens 24 Stunden, um seine letzte Mäusetest-Reihe zu kontrollieren? Wuchsen Mäuse hier vielleicht schneller als auf der Erde?
„Eigenartig“, murmelte er, während er in sein Quartier zurückkehrte. Die Tür schloß sich hinter ihm. „Schon wieder etwas, worüber ich nicht informiert wurde. Und ich gehe jede Wette darauf ein, auch kein anderer.“
Er hob den Blick vom Leitartikel und betrachtete noch einmal forschend die Katze.
„Eine Zeitung, die nur Falschmeldungen bringt, sollte besser sofort wieder eingestellt werden, oder nicht?“ erkundigte er sich.
Ein Ohr zuckte wieder. Das wirkte aber gesamt gesehen eher unentschlossen als wie eine klare Antwort.
John seufzte und senkte den Blick wieder auf die Zeitung. Eine zweite, deutlich kleinere Schlagzeile unter der ersten erregte nun seine Aufmerksamkeit:
„Leitender Wissenschaftler in Labor verletzt“
„Du weißt nicht zufällig was darüber, wer dieser Verletzte sein könnte? Irgendwie scheinen nämlich wir beide die einzigen zu sein, die diese Unfälle überhaupt wahrnehmen“, wandte John sich an die Katze.
Wieder zuckte einzig das Ohr, allerdings dicht gefolgt von einem tiefen Schnaufer, der irgendwie ein wenig genervt wirkte in dieser Situation. Konnten Katzen genervt sein?
John beobachtete sie einen Moment forschend, dann senkte er den Blick wieder auf die Zeitung und begann zu lesen:

„Bei einem skurilen Unfall zog sich der leitende Physiker der Expedition gestern eine mittelschwere Verbrennung an pikanter Stelle zu. Wie Augenzeugen berichteten kam Dr. Miko Kusanagi gestern zum frühen Mittag in das physikalische Labor. Auf Anweisung von Dr. Rodney McKay hatte sie Kaffee mitgebracht. Als sie diesen ausgeben wollte, geschah das Unglück: ein Becher kippte direkt von ihrer Hand auf den sitzenden Chef-Physiker der Expediton herunter und verbrühte diesen an pikanter Stelle.

Wie Dr. Carson Beckett wenig später verlauten ließ geht es dem Patienten den Umständen entsprechend. Die Verletzung sei nicht so schwer wie zunächst angenommen, dennoch aber sehr schmerzhaft.“

John verzog das Gesicht, wenn er sich nur vorstellte, wie kochend heißer Kaffee in seinen Schoß gekippt wurde. Autsch! Das würde ganz sicher sehr weh tun.
Nur eigenartig, fiel ihm auf, daß McKay gar nichts von diesem Unfall berichtet hatte, als er gestern hier war. Und gehumpelt hatte er auch nicht, wenn er sich recht entsann. Dabei würde eine solche Verletzung doch wirklich sehr schmerzhaft sein.
John sah wieder zu der Katze hinüber. „Ehrlich, ihr seid beide eigenartig: du und die Zeitung.“
Die Katze begann zu schnurren …



Es war tatsächlich kurz vor der Mittagszeit, als John es endlich in das physikalische Labor schaffte. Seine Dienste als unverhoffter militärischer Leiter hatten ihn wieder einmal eingeholt in Form einer weiteren Besprechung über die Gestaltung der internen Sicherheit.
John war sich ziemlich sicher, würde sich die Situation wie gegeben länger hinziehen, würde er über kurz oder lang sehr hart mit Bates zusammenstoßen. Die wenig feinen Spitzen in seine Richtung, das schlichte Ignorieren seines Ranges von Seiten des Sergeants und dessen Verfolgungswahn brachten im wahrsten Sinne des Wortes sein Blut in Wallung.
Himmel, er war jahrelang in Krisengebieten gewesen, er wußte, wie er mit einer solchen Situation umzugehen hatte. Oder hatte zumindest doch eine feste Vorstellung davon, wie er weiter vorzugehen gedachte. Und dazu gehörte es sicher nicht, die Athosianer zu bespitzeln, sie irgendwo zu isolieren oder gleich aus der Stadt zu schmeißen, wie Bates es offensichtlich plante.
John mußte zugeben, er verstand den Marine nicht. Sicher, er konnte dessen Beweggründe nachvollziehen (zumindest bis zu einem gewissen Punkt), ihre Situation hier in der Pegasus Galaxie hatte sich als anders erwiesen als man auf der Erde aussgegangen war. Allerdings deshalb diese wunderbare Stadt in einen Überwachungsstaat umzufunktionieren hielt er dagegen für schlichtweg übertrieben. Wenn die Geschichte der Erde eines gezeigt hatte, dann daß man Menschen eben nicht vollständig überwachen und indoktrinieren konnte. Es gab immer Freiheitsgedanken, Punkt. Und genau darum würde John Bates' Vorschläge allesamt abschmettern und früher oder später mit ihm aneinandergeraten.
Vielleicht, so war es ihm schon des öfteren durch den Kopf gegangen, seit seiner mehr als unglücklichen Machtübernahme, vielleicht war Bates schlicht eifersüchtig auf ihn. Immerhin schien der Marine etwas wie Sumners Schatten gewesen zu sein. Auf Athos jedenfalls hatte John durchaus diesen Eindruck gewonnen, so wie die beiden fast ständig zusammen gewesen waren und Sumner Bates immer wieder zu Besprechungen geholt hatte.
Soviel zur klaren Befehlsstruktur innerhalb des Militärs …
John kannte es aus eigener Erfahrung mehr als gut, immerhin hatte er oft genug zurückgesteckt oder war schlicht übergangen worden. Nicht immer lag es an seiner offensichtlichen Bereitschaft, Fünfe auch einmal gerade sein zu lassen, nein. Manches Mal wurden eben niedere Ränge von höheren Offizieren vorgezogen, aus Gefälligkeit im schlimmsten Falle, aus Sympathie im besten. Er selbst war manches Mal vorgezogen worden, gerade wenn er weibliche Vorgesetzte gehabt hatte. Ein Schelm, wer sich böses dabei dachte …
Bates allerdings schien mit jedem neuen Tag sich selbst an Garstigkeit und Sturheit überbieten zu wollen. Was zu Anfang noch reine Antipathie gewesen war hatte sich im Verlauf der letzten Tage, seit John das militärische Ruder übernommen hatte, immer weiter in Richtung Zorn und Haß gesteigert. Und nur der Himmel wußte, worin das ganze noch gipfeln würde.
John jedenfalls versuchte noch sein bestes, um sein Temperament zu zügeln, wobei sein Ton Bates gegenüber in den letzten Tagen deutlich an Schärfe gewonnen hatte.
Nun also hatte der sich zu einer weiteren Runde eingefunden, die die beiden Militärs hatten ausfechten müssen. Noch war John der Sieger, einfach aufgrund seines höheren Ranges, aber er war sich ziemlich sicher, das Thema „Überwachungskameras“ war immer noch nicht abgeschlossen. Bates würde, davon war er überzeugt, zu Elizabeth Weir gehen. Was dann folgen würde … nun, das würde er wohl früh genug herausfinden. Er jedenfalls war noch lange nicht davon überzeugt, daß Dr. Weir sich auf Bates' Verfolgungswahn einlassen würde. Und das bedeutete hoffentlich: Keine Überwachungskameras! Weder in den Gängen und schon gar nicht in den Quartieren.
Nun also war er wieder auf dem Weg ins physikalische Labor, um einen neuen Versuch zu starten, Rodney McKay in sein Team zu holen und dem Chefwissenschaftler nebenbei zu beweisen, daß die Zeitung doch existierte.
Die Katze hatte John dieses Mal in seinem Quartier gelassen in der Hoffnung, daß sie nicht alles durcheinander bringen würde. Dafür trug er seit dem Morgen die Lose-Blatt-Sammlung der Zeitung mit sich herum, hatte sie beim Frühstück weiter studiert in der Hoffnung auf ein Impressum. Doch es gab keinen Hinweis darauf, woher auch immer die „Atlantis Sun Times“ stammen mochte. Die Autorenkürzel hatte er zwar mit der Liste der Expeditionsteilnehmer verglichen, war aber immer noch nicht schlauer. Entweder es paßte kein Namen oder gleich mehrere. Nicht wirklich hilfreich also.
So blieb ihm nur, die Zeitung zunächst einmal als gegeben hinzunehmen und herauszufinden, wer sich da wohl offensichtlich einen Scherz mit ihm erlaubte. Und vielleicht würde er McKay nicht nur für sein Stargate-Team gewinnen, sondern ihn auch weiter auf seine Seite ziehen. Wäre interessant den Menschen hinter dem Ego einmal kennenzulernen …
Als er in die Nähe des Labors kam hob sich Johns Laune erheblich, als er McKays befehlende Stimme hörte. Offensichtlich gab der Kanadier wieder einmal seine Galavorstellung als egozentrisches Supergenie und scheuchte seine Untergebenen durch die Stadt.
Vielleicht, ging es John durch den Kopf, während sich unwillkürlich seine Schritte beschleunigten, vielleicht wäre er früher einmal einem Rodney McKay ähnlich geworden. Wenn er eben mehr aus sich selbst und seine Begabung in Mathematik gemacht hätte. Vielleicht stünde seine Rolle als Anführer dann nicht dermaßen auf der Kippe wie es gerade den Anschein hatte. Vielleicht wäre es sogar zu einer ähnlichen Situation wie der jetzigen gekommen, allerdings unter umgekehrten Voraussetzungen?
Nein, gab er sich selbst die klare und logische Antwort, nachdem er den Affenstall namens Labor betreten hatte. Nein, ganz sicher nicht unter verkehrten Voraussetzungen. Denn das hätte beinhaltet, daß ein Rodney McKay sich auch einmal nicht gehen ließ.
McKays Stab war mit allen möglichen und unmöglichen Dingen beschäftigt, hetzten von A nach B und wieder zurück, die Nasen so nahe an ihren Tableaus, daß es ein Wunder war, daß sie sich nicht gegenseitig umrannten. Am anderen Ende des Raumes waren gleich mehrere Laboranten damit beschäftigt, ein wuchtiges Panel aus der Ecke zu hieven, während gleich mehrere andere Kabel kreuz und quer durch den Raum verlegten.
John staunte nicht schlecht über das allgemeine Chaos innerhalb des Raumes. Daß ein Labor dermaßen schnell zur besseren Müllkippe mutieren konnte war eine wirkliche Meisterleistung, und beinahe hätte er tatsächlich der versammelten Mannschaft Beifall gezollt.
Einzig zwei Männer bildeten in diesem allgemeinen Chaos ruhende, oder auch nicht ganz so ruhende Inseln: ein kleiner, schmaler Mann mit wirrem, dunkelblonden Haar und einer riesigen Brille auf der Nase war damit beschäftigt, den tragbaren Bildschirm seines Tableaus genauestens zu studieren und schob dabei regelmäßig eben seine Brille wieder auf die Nasenwurzel zurück. Und inmitten des Raumes, an einem der mitgebrachten Tische sitzend und mit Armen und Händen den Bienenstock dirigierend, Rodney McKay, dessen laute Stimme selbst, wie John ja wußte, am anderen Ende des Flures zu hören war.
Einen Moment lang ließ der Luftwaffenoffizier die ganze Szenerie, einschließlich diverser benutzter und nicht zurückgebrachter Kaffeetassen und den silbrig schimmernden Verpackungen von noch mehr Energieriegeln, auf sich wirken. Hatte hier eine Horde wilder Affen gehaust?
John juckte es tatsächlich in den Fingern, sich den nächsten Papiereimer zu schnappen und einmal gründlichst aufzuräumen. Er mußte tatsächlich gegen diesen Drang ankämpfen, was ihn selbst überraschte. Immerhin war er eigentlich die Faulheit in Person und ließ auch gern seine privaten Dinge etwas schleifen … allerdings längst nicht so sehr wie die Damen und Herren Wissenschaftler der Physik-Abteilung, ging ihm auf.
„Hallo Doc!“ begrüßte er nun McKay, der daraufhin tatsächlich für einen Moment den Mund schloß und sich zu ihm umdrehte.
„Ach, sieh an, der Major persönlich!“ Rodney verzog die Lippen. „Was wollen Sie denn hier? Irgendwelche Schwierigkeiten?“
John strahlte wie der junge Morgen und trat an den Tisch heran. „Ich dachte eigentlich, ich könnte Sie vielleicht zum Lunch entführen“, antwortete er.
Rodney starrte ihn an. „Zum Lunch?“
John nickte, noch immer strahlend.
„Wieso haben Sie Zeit für Lunch?“ Rodney winkte ab. „Wieso frage ich?“
Johns Lächeln verlor deutlich an Strahlkraft.
Gut, noch wertete er die Herablassung nicht als Beleidigung. Allerdings sollte McKay doch ein wenig mehr auf seinen Ton achten.
„Nun, ich dachte, Sie hätten Hunger“, schlug er statt dessen vor. „Und wir könnten uns über … gewisse Dinge unterhalten.“ Bei diesen letzten Worten zog er die Zeitung unter seiner Uniformjacke hervor und hielt sie Rodney hin. „Ist beides wieder da. Die K. und die Z.“
Der Kanadier starrte auf die bedruckte Seite, dann zogen sich plötzlich seine Brauen zusammen. „Woher haben Sie das Papier und den Drucker? Sie wissen doch, drucken dürfen wir nur im äußersten Notfall. Und das hier ist sicher keiner!“
John riß die Augen auf. „Das ist die Zeitung!“ behaarte er. „Wenn Sie sich bei jemandem beschweren wollen, dann beim Herausgeber. Mit dem hätte ich übrigens auch ein Wörtchen zu wechseln.“
Rodney erhob sich von seinem Stuhl und schnappte sich mit saurer Miene die Zeitung. „Wenn nicht Sie das waren, dann dürfte sich ja schnell herausfinden lassen, von wem diese Papierverschwendung stammt.“ Damit blätterte er aufgebracht durch die Seiten.
John lehnte sich mit der Hüfte seufzend gegen den Tisch und kreuzte die Arme vor der Brust. „Da steht nichts“, erklärte er.
Rodney grummelte etwas, blätterte weiter.
Las er die Zeitung etwa? Wenn dann dürfte ihm recht schnell klar werden, daß etwas damit nicht stimmte. Nicht eine der Schlagzeilen stimmte mit den Tatsachen überein.
Schließlich blickte der Kanadier wieder auf, mit der deutlichst finstersten Miene, die John bisher von ihm gesehen hatte. „Das ist pure Papierverschwendung!“ Mit einem Finger tippte er auf die Titelseite.
John zuckte mit den Schultern. „Was soll ich dazu sagen? Sie lag wieder vor meiner Tür, inklusive Katze.“
Wenn möglich wurde die Miene noch finsterer.
Deutete John das richtig? War Rodney etwa eifersüchtig?
„Wir können gern tauschen. Wobei Sie ja gestern anmerkten, daß Sie die Katze nicht haben wollen. Die scheint allerdings irgendwie zum Paket zu gehören“, schlug er vor.
„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“
John schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Wohin kämen wir denn da? Ich wollte einzig mit Ihnen zum Lunch und vielleicht ein bißchen plaudern.“
„Plaudern? Ich wüßte nicht, worüber wir uns unterhalten sollten.“ Rodney wandte sich wieder seinem Tableau zu und setzte sich.
John nahm die Zeitung wieder an sich und seufzte. „Naja, vielleicht ...“ Er zögerte, wobei er sich selbst sagte, daß dies wahrscheinlich die beste Möglichkeit sein würde, die er je erhalten würde, um McKay in sein Team zu bitten. „Äh, vielleicht sollten wir uns darüber unterhalten, daß Sie in mein Stargate-Team kommen?“
Rodney, der gerade nach einem silbernen Kaffeebecher hatte greifen wollen erstarrte mitten in der Bewegung.
John richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und ließ die Arme sinken. „Ich meine, wie sagte Dr. Weir? Die besten der besten. Und der beste Wissenschaftler sind nun einmal Sie.“
Die Finger an Rodneys Hand begannen zu zittern.
John runzelte die Stirn, als er das sah.
War das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen?
„Ich meine, hey, was geht darüber, durchs Gate zu gehen und ein bißchen Spaß zu haben. Abenteuer, Spannung, ein wenig Action … und nicht zuletzt natürlich die Forschung“, fuhr der Luftwaffenoffizier fort.
Die Hand begann zu zittern, dann der Unterarm.
John war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, McKay mit diesem Vorschlag quasi zu überfallen. Irgendwie wirkte diese Reaktion auf ihn nicht sonderlich vertrauenserweckend. Eher …
Eines weiteren Gedankens wurde er glücklicherweise ebenso enthoben wie der letztendlichen Entscheidung, welcher Art McKays Emotionen denn nun wirklich waren, denn im nächsten Moment krachte eine Explosion durch das Labor, eine Stichflamme zuckte vom Kabelende zu dem Panel, welches die Laboranten mühsam aus der Ecke befreit hatten.
„Ist hier denn wirklich niemand in der Lage, auch nur einmal etwas richtig zu machen?“ platzte es daraufhin aus Rodney heraus. Mit einem Satz war der Kanadier wieder auf den Beinen und marschierte strammen Schrittes zu den Unfallort hinüber. John ließ er dabei einfach stehen.
„Ja, bin ich denn wirklich nur von purer Inkompetenz umgeben? Können Sie nicht einmal etwas richtig machen? Hatte ich nicht gesagt, Sie sollten die Leitung noch nicht an den Generator anschließen? Wir hätten alle in die Luft fliegen können! Immerhin haben die Antiker sich sicherlich etwas dabei gedacht, das Panel vom Netz zu nehmen!“ schimpfte Rodney auf die versammelten Assistenten ein.
John beobachtete die Szene noch immer vom Tisch aus. Und unwillkürlich stiegen erneut Zweifel in ihm auf.
Wollte er sich das wirklich antun? Einen Rodney McKay im Team zu haben bedeutete, ihn nonstop erleben zu müssen, eventuell vierundzwanzig Stunden am Tag. So gern er den Menschen hinter diesem Ego kennenlernen wollte, er wollte wirklich keine Tiraden stunden- oder gar tageweise. Und irgendwie wollte er auch nicht glauben, daß Teyla oder Ford sich damit anfreunden könnten. Vielleicht doch lieber jemand anderen?
„Dr. McKay, vielleicht sollten Sie es besser machen. Immerhin können Sie es doch“, meldete sich in diesem Moment eine akzentschwere Stimme hinter John zu Wort und weckte damit das Interesse des Majors.
Es war dieser kleine, schmale Mann mit der dicken Brille. Er fand sich wohl in seiner Arbeit durch Rodneys Tirade gestört und wollte diesen bremsen.
John hob interessiert eine Braue.
„Ach ja, unser Freund aus Polen“, Rodney machte kehrt und marschierte jetzt zu dem Brillenträger hinüber. „Ich weiß immer noch nicht, warum ich ausgerechnet Sie ausgewählt habe für diese Mission, Dr. Kulingor.“
„Zelenka, Radek Zelenka“, berichtigte der den Kanadier, „und ich bin Tscheche, kein Pole. Leicht zu unterscheiden, schon allein an unseren unterschiedlichen Akzenten.“
Rodney schnaubte. „Und wenn schon! Machen Sie's doch besser, Zalenka! Wenn Sie es können, heißt das.“
Radek lächelte freundlich, legte sein Tableau ab und schritt an Rodney vorbei. „Sehr gern, Herr Kollege“, antwortete er dabei. „Sehen Sie, Sie sind einfach zu … zu ...“ er wechselte in eine andere Sprache, was John aufhorchen ließ. Das kannte er doch?
„Zu schnell“, half er aus, wofür er einen dankbaren Blick von Radek erntete.
„Danke, Major. Dr. McKay, Sie sind zu schnell vorgegangen. Wie Sie richtig bemerkten, es hatte seinen Grund, warum das Panel nicht im Stromkreis ist“, dozierte der Tscheche.
Interessant …
John lugte mit langem Hals an Rodney vorbei, der mit puterrotem Gesicht auf der anderen Seite des besagten Panels stand und beobachtete, die Zelenka sorgsam begann zu arbeiten.
„Wir müssen kein Soll erfüllen hier, Dr. McKay“, erklärte der Tscheche dabei, „wir haben Zeit, bis wir wieder in Kontakt mit der Erde treten können. Daher sollten wir so gründlich wie möglich forschen, nicht so schnell“, ein Blick traf John, „wie es eben geht.“
Zelenka tat irgendetwas, was die beiden Männer auf der anderen Seite des Panels nicht sehen konnten. Doch als der Tscheche zurücktrat von dem Panel summte es leise.
„Es muß noch konfiguriert werden. Major, ich glaube, dazu brauche ich Sie“, wandte Radek sich an ihn.
„Sehr gern.“ John nickte und trat an das fremdartige Gerät heran. Irgendwie erinnerte es ihn an die alte Heimorgel, die in der Kapelle in McMurdo quäkend zum Gottesdienst gerufen hatte.
„Und wenn schon. Das könnte ein Kleinkind schaffen“, schnaubte Rodney und schritt hocherhobenen Hauptes zurück zum Tisch.
John legte seine Hand auf die Verschalung des Gerätes. Augenblicklich verstärkte sich das Summen und er konnte eine leichte Vibration unter seinen Fingern spüren.
„Ah!“ machte Radek und verschwand unter dem Panel, nach einem weiteren freundlichen „Danke, Major“.
Mh, dieser Radek Zelenka war auf jeden Fall einen zweiten Blick wert, fand John, während er seine Hand wieder hob und sich langsam umdrehte. Der Tscheche schien einiges auf dem Kasten zu haben und war offensichtlich deutlich pflegeleichter als Rodney McKay.
„Na endlich!“ rief dieser aus, während John noch abschätzend das Panel betrachtete. „Sie sollten die Kaffeebohnen nicht erst züchten, Kusanagi. Ich wollte lediglich frischen Kaffee haben!“.
Kusanagi?
John drehte sich um und sah die kleine Asiatin, die mit hochrotem und gesenktem Kopf beim Tisch stand, ein Tablett mit gut einem Dutzend Kaffeetassen balancierend. Und dieses Tablett schwebte knapp außerhalb von Rodneys Körper mit bedenklicher Schieflage.
„Es tut mir wirklich leid, Dr. McKay“, beeilte die kleine, unscheinbare Frau sich zu versichern, „schneller ging es wirklich nicht.“
„Das nächste Mal beeilen Sie sich gefälligst! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, maulte Rodney. „Und jetzt hätte ich gern eine Tasse.“
„Natürlich, sehr gern, Dr. McKay.“ Kusanagi verbeugte sich, wobei das Tablett weiter Schlagseite bekam und endlich …
„Oh, Mist!“
John hetzte los, im gleichen Moment, als die erste Tasse der Schwerkraft zu folgen begann. Er hechtete zum Tisch hinüber, packte mit einer Hand die Rücklehne von Rodneys Drehstuhl und streckte die andere aus, um die fallende Tasse aufzufangen. Brühend heißer, dunkelbrauner Kaffe ergoß sich über seine Finger und ließ ihn unwillkürlich vor Schmerz zusammenzucken.
„Hey!“ protestierte Rodney, als er, von Johns Schwung getragen, mitsamt Stuhl gut einen Meter wegrollte, ehe er mit seinen Füßen den Stuhl stoppte.
Die Tasse zerschellte auf dem Boden und John hielt sich die verbrühte Hand, kniff die Lippen aufeinander und konnte dabei zusehen, wie seine Finger leuchtend rot anliefen.
Das tat weh, nicht zu sehr, aber es tat eindeutig weh.
„Oh, Verzeihung, Major, verzeihen Sie bitte!“ Kusanagi verbeugte sich wieder, worauf die nächste Tasse ins Rutschen geriet.
Mit der heilen Hand griff John beherzt nach dem Tablett und hielt es wieder in der Waage, bis die Asiatin sich wieder aufrichtete.
„Schon gut. Sie haben hier nicht irgendwo kaltes Wasser?“ fragte er leicht gepreßt.
„Was fällt Ihnen ein, Sheppard? Wie … oh!“ Rodney war aufgesprungen und zu ihm zurückgeeilt – um sich jetzt die leuchtend roten, langsam anschwellenden Finger zu betrachten. „Na, da habe ich ja nochmal Glück gehabt.“
John glaubte wirklich, sich verhört zu haben. Den Schmerz wegzuatmen versuchend wedelte er mit der verletzten Hand in der Luft herum. „Kann man so sagen“, bemerkte er.
Radek Zelenka tauchte an seiner anderen Seite auf und betrachtete seinerzeits die geschundenen Finger. „Damit sollten Sie sofort zur Krankenstation, Major“, erklärte der Tscheche. „Soll Sie jemand begleiten?“
John warf Rodney einen letzten Blick zu, dann schüttelte er den Kopf. „Danke, ich denke, ich finde den Weg allein.“
Nein, er war sich ganz und gar nicht mehr sicher, ob er Rodney McKay im Team haben wollte …
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