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Frühausgabe von Hyndara71

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Author's Note: Kleiner Tip für diesen Abschluß: Die erste Szene spielt am Morgen vor den Ereignissen in 38 Minutes. Die letzte Szene am Morgen nach der Episode.


Rodney fühlte sich noch schlechter, als er beobachtete, wie John Sheppard die Messe betrat. Noch vor wenigen Tagen war der Major mehr oder weniger ein Fremder für die meisten neuen Bewohner von Atlantis gewesen. Jetzt allerdings wurde er von der Mehrzahl der Anwesenden freundlich begrüßt, plus eine gewisse Anzahl an neidischen Blicken, die ihn trafen. Die wenigen Athosianer (aus irgendeinem Grund bevorzugten diese es, gemeinsam ihre Mahlzeiten einzunehmen in „ihrem“ Teil der Stadt), die anwesend waren, nickten ihm freundlich zu.
Der Fremde war zu einem Freund geworden.
Rodney war sich nicht sicher, ob er mit dieser Situation umgehen konnte. Nicht genug damit, daß die Stadt Sheppards Charme erlag, nein, ihm selbst ging es nicht viel anders. Und das schlimmste war, daß er etwas wußte, was sonst hoffentlich keiner wußte.
Oder hatte die verfluchte Katze noch eine Zeitung ausgeliefert?
Rodney beobachtete den Major genau, während der sich von einer der Küchenhilfen sein Frühstück zusammenstellen ließ. Er glaubte nicht, daß John ein besonders talentierter Schauspieler war, und ihm war nichts anzumerken, daß er zitterte vor seinem baldigen Ableben, wie Rodney es gerade tat.
Nein, er war sich ziemlich sicher, das einzige Exemplar der Atlantis Sun Times hatte an diesem Morgen vor seiner Tür gelegen, mußte Rodney zugeben. Und damit stand er dann in der Pflicht, etwas zu unternehmen.
Er wünschte nur, er hätte Sheppard besser beobachtet und ihm zugehört bei seinem einsamen Kreuzzug gegen die Zukunft.
„Oh, hallo Dr. McKay“, begrüßte der Major ihn, als er mit dem gefüllten Tablett auf die Suche nach einem Platz an Rodneys Tisch vorbeikam. John blieb stehen und zögerte, drehte sich dann wieder zu dem Kanadier um. „Schon nervös? Es geht bald los.“
Rodney blieb ihm die Antwort schuldig, überkam ihn doch in genau diesem Moment eine Freßattacke. Wie immer, wenn er nervös war, begann er zu essen. Wenn er auch dieses Mal zugeben mußte, zum Teil war es weniger ein plötzlich einsetzender Hunger als vielmehr die Hoffnung, einer Antwort enthoben zu werden.
John jedoch schien das nicht zu schrecken. Er stellte sein Tablett Rodney gegenüber ab und ließ sich an dessen Tisch nieder.
„Ich muß gestehen, ich bin nervös“, erklärte er freundlich und griff nach seiner Kaffeetasse. „Ich meine, die erste offizielle Mission. Wir müssen hier einiges lernen.“
„Neinen Siie?“ nuschelte Rodney und schluckte eine scheinbare Wagenladung voller Rührei.
John nickte. „Ich bin der leitende Offizier“, gab er zu bedenken.
Noch, kam es Rodney in den Sinn.
Doch, er mochte Sheppard, auch wenn er das höchstens mit vorgehaltener Waffe zugeben würde. Zwischen ihnen beiden mochte sich etwas entwickeln, das war ihm schon früher aufgefallen. Sie teilten viele Interessen, fanden immer Gesprächsthemen. Vielleicht würde er nie so vertraut werden mit einem John Sheppard wie mit anderen (wobei ihm im Moment kein wirkliches Beispiel einfallen wollte), aber er mochte den Militär.
Sheppard sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an. „Alles in Ordnung? Sie sehen etwas grün um die Nase aus.“
Rodney beschloß, der Sache so nahe wie möglich auf den Grund zu gehen. „Haben Sie heute keine Zeitung für mich?“ erkundigte er sich, gerade als der kleine Tscheche, dessen Namen er sich einfach nicht merken konnte, die Messe betrat.
John hob die leeren Hände. „Katze war da, aber keine Zeitung“, antwortete er. „Ob Sie es mir glauben oder nicht, keine Zeitung heute. Vielleicht so eine Art lantianischer Feiertag, an dem die Druckerpressen still liegen, keine Ahnung.“
Oder die Abonentenadresse war kurzfristig geändert worden.
Rodney fühlte einen gewaltigen Kloß in seiner Kehle.
Verdammt! Wenn dieses Vieh von Katze doch nicht ausgerechnet ihm die Zeitung gebracht hätte! Er war sicher, jeder andere konnte besser mit einer solchen Situation umgehen als er.
Was tun? Sollte er Sheppard erzählen, daß er heute die Zeitung bekommen hatte? Aber … wenn er das tat, dann würde sein Gegenüber auch wissen wollen, was drin stand. Konnte er ihm tatsächlich seinen eigenen Nachruf vorlegen?
Die Katze hatte einen Grund, die Zeitung heute nicht vor Sheppards Tür zu legen, sondern vor seine. Er sollte dieses Debakel verhindern, wenn er auch nicht die blaßeste Ahnung hatte, wie er das bewerkstelligen sollte.
Zementi oder so ähnliche ging an ihrem Tisch vorbei, ein Tablett in der Hand suchte er nach einem freien Platz. Glücklicherweise war die Messe zu dieser frühen Stunde alles andere als überfüllt, so daß der Tscheche bald ein ihm genehmes Ziel fand und sich dort niederließ.
Rodney sah wieder zu Sheppard, der mittlerweile genüßlich ein Sandwich aß.
Einmal abgesehen von der Notwendigkeit seines Hierseins, Rodney würde Sheppard vermissen.
„Sagen Sie“, begann er endlich, „waren Sie schon einmal in einer ausweglosen Situation?“
Sheppard stutzte und blickte auf. „Wie meinen Sie das?“
Rodney wagte nicht aufzusehen, zuckte nur mit den Schultern. „Ausweglos eben. Keine Lösung vorhanden.“
„Ich denke, es gibt aus jeder Situation einen Ausweg“, antwortete John ruhig. „Man sieht die Lösung nur nicht immer.“
„Wußten Sie, daß ich in Rußland war für ein Jahr?“ Jetzt blickte Rodney auf.
Keine Überraschung in Johns Gesicht, also hatte er es gewußt.
„Wußten Sie auch, daß ich … vorzeitig zurückkam?“
John nickte. „Sicher, aber … was hat das mit dem Jetzt und Hier zu tun?“
„Wissen Sie, warum ich vorzeitig zurück in die Staaten durfte?“ bohrte Rodney weiter.
John runzelte die Stirn. „Dr. Weir gab mir Ihre Akte, genau wie ihre eigene, die von Grodin und die von Beckett. Ich muß mich mit dem Rest des Stabes vertraut machen. Das hat nichts mit Spionage zu tun.“
„Das habe ich auch nicht behauptet“, entgegnete Rodney bestimmt. „Wußten Sie, daß ich von Tschetschenen entführt wurde?“
Jetzt riß John seine Augen auf und starrte ihn groß an. „Sie wurden … ?“ Er stockte und sammelte sich für einen Moment. Seine haselnußfarbenen Augen schienen sich etwas zu verdunkeln vor Mitgefühl. „Tut mir leid, das zu hören, McKay.“
Rodney nickte.
Er hatte es wirklich nicht gewußt. Also hatte Elizabeth dicht gehalten. Ein gutes Gefühl …
„Wenn Sie die Möglichkeit gehabt hätten, mich zu warnen vor dieser Entführung, hätten Sie es getan?“ fragte er.
John sah ihm tief in die Augen und nickte. „Ja, das hätte ich“, antwortete er im ehrlichen Tonfall.
„Und wenn Sie damit möglicherweise einen Tod verschuldet hätten?“
Johns Blick glitt ab, nachdenklich betrachtete er die Tischfläche. „Das ist eine schwierige Frage“, gestand er schließlich. „Vermutlich hätte ich versucht, die Ausgangssituation zu ändern, so daß hoffentlich niemand zu Schaden kommt.“
„Und wenn Ihnen das nicht gelungen wäre?“
John mied noch immer den Augenkontakt, den er vorher gesucht hatte. „Weiß nicht genau ...“
Doch er wußte es, Rodney konnte es in seinem Gesicht lesen. Ein John Sheppard hätte die Opferbereitschaft aufgebracht und sich selbst geopfert, ganz wie die Zeitung es geschrieben hatte.
Sein Funkgerät klickte. „Dr. McKay, Dr. Zelenka. Eine der Umwälzanlagen der Stadt arbeitet nicht“, meldete sich Grodin.
Rodney starrte den Major an, dann entschied er sich, ehe er seinen Funk aktivierte. „Zelenka soll sich darum kümmern. Ich bin auf Außenmission.“
Und unter seiner Jacke verschwammen die Lettern des Leitartikels erneut, bis zu lesen war:

„Beinahe-Katastrophe endet glücklich für Atlantis – Major J. Sheppard leicht verletzt“


Am Morgen nach den Ereignissen in „38 Minutes“:

Als Elizabeth die Krankenstation betrat, fand sie John und Rodney bereits in eine eifrige, wenn auch geflüsterte Diskussion verstrickt. Unwillkürlich mußte sie lächeln, als sie die beiden beobachtete.
Wenn sie ehrlich war, sie hatte nicht damit gerechnet, daß sich ausgerechnet ein John Sheppard und ein Rodney McKay miteinander anfreunden würden. Rodney galt als zu schwierig für die meisten. Wie auch immer es John gelungen war, die beiden gingen mittlerweile wie zwei alte Freunde miteinander um.
Überhaupt mußte Elizabeth gestehen, hatte der Major sich in Rekordzeit eingefügt. Selbst sein Hang zu Unfällen schien wieder abgenommen zu haben, jedenfalls hatte Carson sie deswegen nicht wieder angesprochen. Ganz im Gegenteil gehörte John Sheppard mittlerweile mit zu den beliebtesten Einwohnern von Atlantis, und das nicht nur aufgrund seines überwältigenden Charmes. Er war hilfsbereit und sprang ein, wenn irgendetwas nicht stimmte. Klaglos hatte er die Initialisierungstests über sich ergehen lassen und, so war es ihr zugetragen worden, hatte in der letzten Woche mehr als einen Unfall verhindert.
Eigenartig, wie das Leben manchmal spielte, fand sie, als sie die beiden beobachtete. Vieles entwickelte sich vollkommen anders als zunächst angenommen. Anderes …
Elizabeth straffte die Schultern, als Rodney kurz zu ihr hinübersah, und trat an das Krankenbett des Majors.
„Wie geht es Ihnen heute, John? Rodney?“ begrüßte sie die beiden Männer lächelnd. Eigenartigerweise schienen beide für einen Moment recht schuldbewußt zu sein, wenn sie sich auch nicht erklären konnte, wofür sie sich schuldig fühlen konnten.
„Guten Morgen, Elizabeth“, lächelte John sie schließlich an. Seine Stimme klang immer noch ein wenig rauh und Carson hatte ihr erklärt, daß das wohl auch noch einige Tage andauern würde.
Rodney nickte, entgegen seiner sonstigen Natur, nur stumm.
„Ich dachte, ich sehe nach Ihnen und muntere Sie ein wenig auf. Die Übersetzung der Inschrift ist beendet.“
Augenblicklich setzte John sich stocksteif auf. „Wirklich?“ fragte er sehr interessiert.
„Diese Schrift, die Dimitri auf der Innenseite der Kiste gefunden hat?“ fragte Rodney.
Elizabeth nickte freundlich. „Ganz genau. Ich habe die Übersetzung angefertigt. Eine hübsche kleine Geschichte, übrigens.“
John nickte eifrig. „Sie hatten ja schon begonnen. Der einsame Antiker mit der Katze.“
„Einsamer Antiker mit einer Katze?“ echote Rodney.
„Ja, er war der einzige Überlebende einer lantianischen Kolonie auf einem anderen Planeten“, erklärte Elizabeth und ließ sich am Bettende nieder. „Seine einzige Vertraute war eine Katze, und er konnte in die Zukunft sehen.“
Rodney blinzelte. „Jetzt sagen Sie nicht, genau einen Tag in die Zukunft.“
Elizabeth lachte. „Das weiß ich nicht, davon stand nichts in der Inschrift“, antwortete sie, wandte sich dann wieder John zu. „Wie gesagt, dieser Lantianer hatte Schwierigkeiten, sich auf Atlantis einzufügen. Schließlich begann er seine hellsichtige Gabe zu nutzen, um anderen zu helfen.“
Wieder ein Blickwechsel zwischen den beiden Männern, mit dem Elizabeth wenig anzufangen wußte.
„Nun, durch seine Hilfsbereitschaft gelang es ihm schließlich, ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft zu werden. Und irgendwann … war er bereit, den nächsten Schritt zu tun.“
„Aszension“, merkte Rodney an.
Elizabeth nickte. „Genau, er war bereit aufzusteigen. Doch … er entschied sich für einen Mittelweg. Sagt ihnen der Begriff Bodhisattva etwas, John? Sie waren doch einige Zeit in Asien stationiert.“
Und ob ihm das etwas sagte! John nickte. „Ein Bodhisattva ist ein Weiser, der Buddhaschaft erreicht hat, sie aber hinauszögert, um den Menschen zu helfen, ebenfalls Buddhaschaft zu erreichen.“
„Wirklich? Kompliziertes System!“ merkte Rodney an, zu Elizabeths Erstaunen.
John zuckte mit den Schultern, verzog dann aber gleich das Gesicht und tastete nach dem Pflaster an seinem Hals.
„Etwas ähnliches tat dieser Lantianer. Ein wenig von ihm blieb hier zurück, um anderen beim Aufstieg in eine höhere Existenzebene behilflich zu sein“, erklärte Elizabeth. „Er wollte, daß andere, die sich einsam und ausgegrenzt fühlen, es leichter haben sollten als er, als er nach Atlantis kam. Darum baute er selbst vor seinem Aufstieg die Kiste und ließ sie in sein Quartier, das jetzt Ihres ist, John, aufstellen. Derjenige, der sie öffnete, würde seine Hilfe erhalten.“
Johns Blick schien sich nach innen zu richten. Und Elizabeth fiel jetzt erst wirklich auf, wie einsam er sich gefühlt haben mußte. Als letzter zur Expedition gestoßen, niemanden kennend. Dann auch noch das Makel des Mordes an seinem Vorgesetzten und in eine Rolle gedrängt, die er eigentlich gar nicht hatte einnehmen sollen. Es wunderte sie, daß er all das ertragen hatte und sogar darüber hinausgewachsen war.
Wobei … bedachte sie die Geschichte dieses Lantianers, vielleicht war John Sheppard Hilfe zu teil geworden, von der sie nichts wußte.
Wollte sie davon wissen?
Elizabeth entschied sich dagegen. „Eines aber verfügte dieser Lantianer noch“, sagte sie abschließend, „wenn erreicht wird, was der Hilfe bedurfte, mußte derjenige das Quartier räumen für den nächsten Hilfesuchenden, und alles wieder so herrichten wie es war, bevor er es betreten hat.“
Johns haselnußfarbene Augen schienen sich zu verdunkeln bei diesen Worten, doch er nickte. „Dann werde ich wohl ausziehen müssen“, seufzte er leise und blickte auf, direkt in ihre Augen. „Danke, Elizabeth.“
Elizabeth nickte und erhob sich wieder. „Ich habe gehört, da soll noch ein schönes Quartier ein Stockwerk über Ihnen frei sein. Sogar mit Balkon, falls Sie möchten.“
„Ich überlege es mir. Danke.“
„Sie könnten auch meines haben, Sheppard“, schlug Rodney vor. „Immerhin, ich bin … äh ...“
„Nein, McKay! Das Quartier wird versiegelt!“ Johns Stimme hob sich ein wenig. „Und wenn ich eine Wache davor postieren muß! Sie bleiben draußen!“
Elizabeth schmunzelte und wandte sich, die Krankenstation wieder zu verlassen. Da blieb sie überrascht stehen.
Die Tür zum Gang war geöffnet, und in der Öffnung saß … eine kleine rotgetigerte Katze, deren grüne Augen sie mit einer Intelligenz musterten, die sie nicht hätte besitzen dürfen. Dann erhob sich die Katze majestätisch und … schritt gemächlich mit hocherhobenen Schwanz davon, in ein helles Licht im Gang hinein …

Ende
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