Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Frühausgabe von Hyndara71

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
„Sie wollen was?“ Peter Grodin, sein übliches Headset am Ohr und ein Klemmbrett mit allen möglichen Aufzeichnungen in den Händen, blieb stehen und drehte sich um. „Ich denke, wir haben ein oder zwei größere Probleme als eine alte Kiste, meine Herren.“ Kopfschüttelnd wandte er sich wieder ab.
„Aber sie könnte wichtig sein“, beeilte Rodney sich zu versichern, wofür er nur ein weiteres Kopfschütteln erntete.
John, der sich mittlerweile eine Tasse Kaffe organisiert hatte, hob die Brauen, während er vorsichtig seine Nase an dem heißen Gebräu wärmte. „Könnte wirklich wichtig sein“, nuschelte er und nahm einen vorsichtigen Schluck mit gespitzten Lippen.
Grodin sah sich zu ihm um. „Und inwiefern? Sie sagten doch selbst, daß dieses Schattenwesen ...“
„Jinto“, korrigierte John. „Mir geht es auch um den Jungen.“
Grodin hob seufzend die Schultern. „Der wird schon wieder auftauchen. Aber dieses Wesen ...“
„Könnte möglicherweise auch mit der Kiste zusammenhängen“, beeilte Rodney sich einzuwerfen.
John stutzte und tauschte einen Blick mit Grodin.
„Sie denken allen Ernstes, daß dieses Ding in der Kiste gewesen ist? Warum hat es dann den Major nicht angegriffen? Der hat die Kiste schließlich geöffnet“, wandte der Chef-Techniker schließlich ein.
Rodney sah irritiert zu John. „Haben Sie?“
Der nickte in seinen Becher hinein. „Habe ich“, bestätigte er.
Und einen Wimpernschlag später hatte der Kanadier sich vor ihm aufgebaut, die Hände in die Hüften gestemmt. „Und warum sagen Sie mir das nicht eher? Immerhin geht es hier doch um die Sicherheit der Stadt! Sie können nicht so einfach Kisten öffnen, Major!“
John runzelte die Stirn. „Sagte ich nicht etwas davon, daß die Kiste LEER war?“ entgegnete er mit unschuldiger Miene.
„Wenn Sie beide sich dann irgendwann einig werden ...“ Grodin drehte sich herum, als ein anderer, für John namenloser Techniker am nächsten Panel vorbeischlich.
„Wir sind noch nicht fertig, Peter!“ Rodney war, fix wie ein Springteufel, an der Seite des Briten und wedelte mit einer Hand vor dessen Gesicht herum. „Wo ist die Kiste. Und ich hoffe für Sie, daß Sie sie noch nicht verbrannt haben!“
John, der gerade einen Schluck Kaffee hatte nehmen wollen, verschluckte sich fast und spuckte die heiße, schwarzbraune Brühe in die Tasse zurück.
Verbrennen? Warum sollte denn irgendjemand …
Sicher, sie hatten die Verbrennungsöfen in einer der unteren Ebenen der Stadt entdeckt. Und sicher würde man eben die Dinge, die nicht unbedingt notwendig waren, zur Seite schaffen oder respektive ganz aus der Welt.
Was wenn die Kiste, die Zeitung und die Katze zusammenhingen?
Vor Johns geistigem Auge erschien das sehr lebhafte Bild der kleinen rotgetigerten Katze – die in hellen Flammen stand und laut und voller Schmerz miauend durch die Stadt raste auf der Suche nach Hilfe.
John erschauderte allein bei dieser Vorstellung …
„Was wollen Sie mit einer alten Holzkiste?“ seufzte Grodin genervt.
„Lassen Sie das mal unsere Sorge sein. Ich will nur wissen, ob sie noch existiert oder ob Sie sie schon beseitigt haben“, bohrte Rodney weiter.
John nickte, während er sich mit einer Hand Luft zuwedelte. Verdammt, er hatte sich die Zunge an dem heißen Kaffee verbrannt!
„Und dann lassen Sie mich in Ruhe? Alle beide?“ Grodins Blick ging von einem zum anderen. Dann seufzte er ein „ach, was solls?“, legte das Klemmbrett zur Seite und nahm sich statt dessen sein Tableau.
John richtete sich auf.
Hoffentlich kamen sie nicht zu spät! Hoffentlich existierte die Kiste noch. Hoffentlich war der Katze nichts passiert!
„Also? Was jetzt?“ Rodney schnippte nervös mit dem Finger.
Grodin las aufmerksam, dann nickte er und aktivierte offensichtlich etwas. „Die Kiste existiert noch. Dr. Brown aus der botanischen Abteilung hat sie für ihre Forschung angefordert“, erklärte er schließlich.
„Was will dieser Dr. Brown denn mit einer Kiste?“ Rodney rümpfte die Nase.
„Und was wollen Sie damit?“ konterte Grodin trocken.
John mußte wider Willen grinsen.
„Na, dann werden wir diesem Dr. Brown eben einen Besuch abstatten und sehen, was es mit der Kiste auf sich hat.“ Rodney klatschte unternehmungslustig in die Hände.
John warf dem Kaffee in seiner Tasse einen sehnsüchtigen Blick zu. Das Gebräu war heiß und vor allem stark. Er spürte, wie es seine Lebensgeister weckte. Ein gute Gefühl!
„Sie“, merkte Grodin an und richtete sein Interesse wieder auf sein Klemmbrett.
„Bitte?“ fragte John irritiert.
„Ich sagte, Sie. Dr. Brown ist eine Frau“, erklärte Grodin schulterzuckend. „Schon etwas eigenartig, daß der Chefwissenschaftler dieser Expedition nicht mal seine eigenen Untergebenenen kennt, oder?“
Nun ja, mußte John insgeheim zugeben. Er kannte auch nicht alle seine Untergebenen. Die Frage war hier eher, wie lange seine Schonzeit noch laufen würde, ehe er sich alle seine Schäfchen würde merken müssen. Und irgendwie hatte er das Gefühl, es würde nicht sehr lange dauern, bis Bates ihm unter die Nase rieb, daß er sich nicht wirklich um die Personalakten kümmerte.
Büroarbeit war einfach langweilig und so gar nicht nach seinem Geschmack …
„Ach, die Dr. Brown!“ Rodney winkte ab, dabei war ihm allerdings auch sehr deutlich anzumerken, daß er wirklich keinen blassen Schimmer hatte, wer denn diese Dr. Brown war. „Dafür habe ich ja meinen Sonnenschein hier. Kommen Sie, Sheppard?“
Sonnenschein?
John stutzte. „Meinen Sie mich?“ fragte er. Erneut streifte das Gefühl tiefer Sehnsucht nach seinem Kaffee ihn.
„Gibts hier noch ein männliches Fotomodel?“ Rodney stemmte die Hände in die Hüften.
„Fotomodel?“ kam es unisone aus Grodins und Johns Kehlen.
Und dem Kanadier schien aufzugehen, daß er vielleicht einen Schnitzer begangen hatte.
„Kommen Sie jetzt, Sheppard? Oder ...“
„Major Sheppard, Rodney. Schön, daß Sie beide schon ausgeruht sind“, begrüßte die Stimme von Elizabeth Weir sie beide. John konnte nicht anders, er streckte seinem Spiegelbild in der Tasse die Zunge raus für eine Sekunde, ehe er sich umdrehte. „Dr. Weir, guten Morgen“, strahlte er.
„Wir müssen noch kurz weg, dann stehen wir Ihnen wieder zur Verfügung, Elizabeth.“ Rodney griff nach Johns Arm und zerrte an ihm.
John packte schnell die Tasse mit der freien Hand, ehe es zu einem weiteren Unfall kommen konnte und bedachte den Kanadier mit einem genervten Blick. „Ich komme auch freiwillig mit, keine Sorge.“
„Gehen Sie beide mir etwa aus dem Weg?“ fragte Elizabeth, die den Kontrollraum mittlerweile betreten hatte und nun auf sie zukam, sie lächelnd.
John erwiderte dieses Lächeln freundlich.
„Wir müssen etwas überprüfen, was möglicherweise wichtig ist“, beeilte Rodney sich zu erklären.
Elizabeth blieb stehen und runzelte die Stirn. „Wirklich wichtig?“
John und Rodney nickten einhellig, während Grodin sich genervt umdrehte.
„Die Herren wollen nach einer Kiste suchen“, erklärte der Brite.
Elizabeth stutzte. „Eine Kiste?“
„Ja, ähm, möglicherweise ist sie wichtig“, beeilte Rodney sich zu erklären.
„Ja, sie war in meinem Quartier, als ich den Abschnitt durchsuchte“, fuhr John fort.
„Und was macht diese Kiste dann so wichtig?“ erkundigte Elizabeth sich.
„Ähm ...“
„Möglicherweise hängt sie mit dem Schattenwesen zusammen“, log John wie aus der Pistole geschossen und fühlte, wie sein Gesicht leicht zu brennen begann. Er war noch nie ein sonderlich guter Lügner gewesen …
„Oh“, machte Elizabeth und neigte den Kopf nachdenklich. Dann nickte sie. „In Ordnung. Sehen Sie ruhig nach, ob Sie etwas herausfinden.“
Einer weiteren Aufforderung bedurfte es nicht. Rodney preschte vor in einem Tempo, das John ihm gar nicht zugetraut hätte. Johns Tasse dagegen blieb betrauert vom Major im Kontrollraum zurück …


Das botanische Labor befand sich auf einer der unteren Ebenen, näher am Wasser gelegen. Im Gegensatz zu Johns Vorstellung allerdings war es nicht wirklich lichtdurchflutet und es gab auch nicht sonderlich viele Fenster.
Eigenartig, fand er, immerhin brauchten Pflanzen doch Sonnenlicht, um zu wachsen.
Möglicherweise aber irrte er sich auch, denn die vorhandenen Pflanzen, allesamt Mitbringsel von der Erde und eher als Nutzpflanzen zu gebrauchen wie Tomaten, wirkten alles andere als kränklich auf ihn. Auch war die Luft in diesem Teil der Stadt geschwängert von allerlei Gerüchen wie man sie aus Gewächshäusern kannte, feuchte Erde und Holz, Blütenduft, Feuchtigkeit. Ja, es mochte nicht ganz so schwül sein wie in besagten Gewächshäusern, aber es roch ebenso lebendig.
„Dr. Brown!“ rief McKay gleich in den Raum hinein, kaum daß sie beide ihn betreten hatten. „Ich muß dringend mit Ihnen sprechen!“
Einige der hier arbeitenden Wissenschaftler drehten sich kurz zu ihnen um, und plötzlich wußte John nicht wirklich, wohin mit seinen Händen. Er fühlte, wie seine Wangen erneut zu glühen begannen.
Konnte McKay nicht leiser sein?
Eine hübsche junge Frau trat aus einem der Nebenräume heraus. „Was gibt es denn jetzt schon wieder, Dr. McKay?“ fragte sie. Ihrer Stimme war des Streßlevel mindestens ebensogut anmerkbar wie ihrer Miene.
„Dr. Brown? Katie Brown?“ McKay eilte zu ihr hinüber.
„Ja“, antwortete sie und stemmte die Hände in die Hüften. Wütend blitzte sie den Kanadier an. „Und nein, wir werden nicht noch einmal umziehen!“
John hob die Brauen, blieb aber weiter unverrichteter Dinge an der Tür stehen, wohl darauf achtend, daß diese geschlossen blieb.
„Wer redet denn hier von Umzug?“ fragte McKay.
John räusperte sich vernehmlich und wechselte das Gewicht von einem Bein aufs andere.
Stimmt, er hatte davon gehört. Eine der wissenschaftlichen Unterabteilungen hatte bereits zweimal umziehen müssen, weil die Räumlichkeiten von anderen Abteilung beansprucht wurden. Daß es die Botaniker getroffen hatte, war ihm entfallen, ergab aber gewissen Sinn.
„Sie!“ entgegnete Dr. Brown wütend. „Und dieses Mal ist es mir gleich, welche Abteilung nun wieder unsere Räume als dringend notwendig empfindet. Die Pflanzen können nicht noch einmal herumgetragen werden. Nicht jetzt, so kurz vor der Blüte! Wir würden die gesamte Ernte verlieren!“
John verzog das Gesicht zu einem halben Lächeln, als ein Mann in den Farben der wissenschaftlichen Abteilung an ihm vorbeidrängte. Anstandslos machte er Platz.
Miau?
Etwas rieb sich an seinem Bein.
John erstarrte. Langsam senkte er den Kopf und sah … die kleine rotgetigerte Katze, die um seine Beine strich und ihr Köpfchen an seinen Stiefelspitzen rieb. Als würde sie spüren, daß sie seine Aufmerksamkeit hatte, blickte sie hoch zu ihm. Ihre leuchtend grünen Augen zwinkerten ihm zu. Mit einem weiteren leisen Miau und hocherhobenen Schwanz lief sie an ihm vorbei zur Tür. Diese öffnete sich anstandslos.
John sah kurz zu McKay herüber, der noch immer beschäftigt war, diese Dr. Brown zu beschwichtigen. Er wollte rufen, doch die Katze lief einfach weiter.
Verdammt!
John eilte ihr nach auf den Gang hinaus, folgte ihr, als sie sich links hielt.
Weit ging es nicht. Zwei Türen weiter setzte sie sich vor die Tür und begann zu schnurren.
„Wo warst du denn?“ fragte John leise und beugte sich zu ihr hinunter. „Ich habe mir Sorgen gemacht um dich.“
Ihr Schnurren wurde lauter, ihr kleiner Körper vibrierte richtig unter seine Hand. Dann aber stand sie wieder auf, trat noch einen Schritt näher an die Tür und … diese öffnete sich erneut wie von Geisterhand. Und dahinter erschien eine Kammer, in der die Kiste stand, die John in seinem Quartier gefunden hatte.
„Gott sei Dank!“ seufzte er und trat ein.
Auf der Kiste lag … die Zeitung!
John schüttelte den Kopf und sah wieder zu der Katze hinunter. „Und warum hast du sie nicht wie sonst zugestellt?“ erkundigte er sich.
Die Katze zwinkerte ihm wieder zu. Wenn möglich schien ihr Gesicht sehr ernst und nachdenklich zu werden.
John runzelte die Stirn. „Was?“ fragte er.
Die Katze sah ihn weiter ernst an, blinzelte nicht, tat gar nichts. Sie saß nur da und starrte zu ihm hoch.
John griff nach der Zeitung und entfaltete sie. „Verrückte Katze!“ murmelte er dabei. Dann aber, als er die Überschrift des Leitartikels las, wich alles Blut aus seinem Gesicht:

Schattenwesen fordert erstes Todesopfer – Dr. M. Rodney McKay verstorben

„Er starb als Held“, so der Kommentar des Leiters des Militärkontingents, Major J. Sheppard. Dr. E. Weir sprach von dem schwersten Verlust, den die Expedition hatte erleiden dürfen.

Gestern am frühen Nachmittag verstarb Dr. M. Rodney McKay bei dem heldenhaften Versuch, die Stadt vor der Bedrohung durch ein Schattenwesen zu retten. Bei dem Versuch, das Wesen wieder einzusperren in dem Behältnis, in dem es die letzten Jahrtausende verbrachte, gab es einen schweren Fehler, der zum Tod des Chef-Wissenschaftlers führte.

„Er schien durch seinen Schutzschild unverwundbar“, so die weitere Aussage von Major Sheppard. „Ich hätte es nie zugelassen, daß er diese Aufgabe übernahm, wäre ich nicht sicher gewesen, er könne sie bewältigen.“

Nach den ersten Untersuchungen versagte der persönliche Schild, den Dr. McKay zur Zeit des tragischen Unfalls getragen hatte, und das Schattenwesen konnte ihn auf diese Weise angreifen. Die näheren Ergebnisse der Obduktion durch Dr. Carson Beckett stehen zur Zeit noch aus. Jedoch dürfte klar sein, daß das Schattenwesen damit sein erstes Todesopfer gefordert hat.

„Wir müssen jetzt Stärke beweisen und näher zusammenarbeiten als bisher“, ließ Dr. E. Weir verlauten. „Das Schattenwesen muß auf die eine oder andere Weise aus der Stadt vertrieben werden.“

Wie dies aber geschehen soll, darüber wurde noch nichts bekannt.

Nein!
John starrte die Zeitung groß an, in seinem Hirn ratterte es.
„Darum bist du nicht wie sonst zu mir gekommen“, flüsterte er schließlich und sah wieder zur Katze hinunter.
Die sah ihn an und zwinkerte, noch immer mit sehr ernstem Gesicht.
„Du wußtest, daß McKay den Artikel lesen würde“, fuhr John fort.
Wieder ein Zwinkern.
John knabberte an seiner Lippe, während er die Zeitung unter seiner Jacke verbarg.
Eines war klar, Rodney McKay durfte nichts von dieser Meldung erfahren, am besten, er würde auch nichts von dieser gesamten Ausgabe erfahren.
John beugte sich wieder zu der Katze hinunter und streichelte über ihr Köpfchen. „Am besten du verschwindest für heute“, flüsterte er ihr ihr zu. „McKay darf dich nicht sehen.“
Nicht zum ersten Mal war es John, als könne er eine winzige Stimme in seinem Inneren hören, als würde die Katze mit ihm sprechen. Jetzt sagte sie: „Kein Problem. Wir sehen uns morgen!“
Und mit hocherhobenen Schwanz sauste die Katze davon, verschwand in den unerforschten Tiefen von Atlantis.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.