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Frühausgabe von Hyndara71

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Disclaimer: Stargate: Atlantis gehört MGM, dem SyFy-Channel und X anderen. Diese Fanfiktion wurde zum Spaß geschrieben.

Zeitlinie: Spielt in der ersten Staffel, vielleicht am Ende von „Rising", eventuell etwas später (je nachdem, wann die Atlanter ihre Quartiere bezogen haben).


Sumners Gesicht war um Jahrzehnte gealtert. Sein Blick war trüb und voller Argonie. Und trotzdem schien der Colonel ihn genau erkannt zu haben. Er blickte mit verschleierten Augen in seine Richtung und nickte beinahe unmerklich.
Sumner war sein vorgesetzter Offizier! Wie konnte er von ihm verlangen, ihn zu töten? Wie konnte er das überhaupt tun?
Und doch fand sein Zeigefinger den Abzug, wenn auch deutlich zögernd.
Gott, es mußte doch noch eine andere Möglichkeit geben! Er mußte Sumner doch irgendwie retten können! Irgendetwas mußte er doch einfach tun!
Wieder dieses kaum bemerkbare Nicken.
Er schloß die Augen und drückte ab …
John Sheppard fuhr keuchend hoch und starrte, um Atem ringend, erst einmal orientierungslos in die Finsternis hinein. Sein T-Shirt klebte vor Schweiß an seinem Körper, seine Hände verkrampften sich in der schmalen Matratze seines Feldbettes.
Was für ein Traum! Was für ein fürchterlicher Traum!
John atmete kontrolliert, versuchte sein rasendes Herz wieder zu beruhigen.
Er war in Sicherheit! Es gab nichts, was er fürchten mußte, einmal abgesehen vielleicht von wildgewordenen Pinguinen. Er war in McMurdo, dort wo er eben sein sollte nach dem, was er in den Augen des Generalstabes in Afghanistan angestellt hatte.
Ruhig, ganz ruhig. Alles wird wieder gut, riet er sich selbst innerlich.
„Is' jetzt bald wieder Ruhe hier?" beschwerte sich eine schlaftrunkene Stimme. Und augenblicklich realisierte John, daß doch nicht alles so in Ordnung war wie er sich gerade noch hatte einreden wollen.
Kein Traum, Realität. Traumhafte, schreckliche, gefährliche Realität.
Er hatte seinen vorgesetzten Offizier erschossen, und er hatte keinen Zeugen dafür, daß es ein Akt des Mitleides gewesen war. Er hatte geschossen, Sumner mitten ins Herz, um diesen zu erlösen auf seinen eigenen Wunsch hin.
Wie sollte er das jemals beweisen können?
Erst einmal war die dringlichere Frage, ob sie jemals wieder zurückkehren würden zur Erde. Atlantis, das Stargate, diese fremde Galaxie, der neue Feind – die Wraith!
John erschauderte unwillkürlich, wenn er sich nur daran erinnerte.
Die Wraith, diese eigenartigen, grünhäutigen Wesen, die das Leben aus einem Menschen heraussaugen konnten.
John wurde übel, als er sich an die letzten Worte der Wächterin erinnerte: Die Wraith erwachten. Sie erwachten, weil er sie geweckt hatte. Und niemand, wirklich niemand konnte sagen, was dann passieren würde.
„Hey, geht's auch leiser?"
John seufzte ergeben.
Heute nacht, wie gestern Nacht, würde er keinen Schlaf mehr finden. Er störte höchstens die anderen, mit denen er gemeinsam in einem der großen Sääle unterhalb des Gateriums schlief. Bates hatte zwar mit einem Trupp Bewaffneter offensichtliche alte Wohnquartiere gefunden auf einem Streifzug durch die riesige Stadt der Antiker, aber bisher waren diese Quartiere noch nicht freigegeben worden.
Nun, er war dafür zuständig, daß diese Quartiere freigegeben wurden, fiel ihm ein. Und plötzlich überkam ihn Tatendrang.
Wenn er schon nicht schlafen konnte und die anderen nicht stören wollte, dann konnte er auch etwas nützliches tun. Also?
John schwang die Beine vom Feldbett, tastete im Finsteren nach seinen Stiefeln und dem Waffengurt, dann tappte er, so leise und vorsichtig wie möglich, zur Tür hinüber. Glücklicherweise dimmte sich ein schmales Dämmerlicht hoch, als seine Füße den kalten Metallboden berührten. Und John hatte wieder einmal ein eigenartiges Gefühl, so als würde Atlantis ihn beobachten und versuchen, seine Wünsche vorauszuahnen.
Eine Stadt mit Intelligenz – Blödsinn!
John schüttelte über sich selbst den Kopf, als er den Schlafraum verlassen hatte. Draußen hockte er sich auf einen alten Blumenkübel und steifte seine Schuhe über. Einen Moment lang nahm er sich dann die Zeit und betrachtete seine Umgebung, einen langen Gang mit einigen Wassersäulen zu beiden Seiten. Dann seufzte er und erhob sich wieder, um sich den Waffengurt für seine Beretta umzuschnalen. Schließlich folgte noch seine Uniformjacke, in deren Tasche sich sein Headset befand, das er aktivierte.
„Sheppard hier. Ich sehe mir die Quartiere einmal an", meldete er sich.
„Major?" kam daraufhin eine staunende Antwort. Peter Grodin konnte wohl offensichlicht auch nicht schlafen.
John grinste bei der Vorstellung: zwei Kerle, die nachts durch eine riesige Stadt wanderten auf der Suche nach dem Schlaf, der ihnen verloren gegangen war.
„Jep, ich bins", antwortete er, und schlagartig stieg seine Laune deutlich an.
Nicht daß er vergessen konnte, was geschehen war. Aber er konnte es verdrängen, wenn er sich in Arbeit stürzte. Eben das, was er jetzt plante.
„Äh, brauchen Sie Verstärkung?" fragte Grodin unsicher.
John sah sich um, dann schüttelte er den Kopf. „Nicht nötig. Sind ja nur ein paar Meter."
Damit ging er los, und er fühlte sich gut dabei.

Die Sonne ging gerade auf, als John endlich die Quartier-Ebene erreichte. Entweder, so schloß er, hatten die Antiker irgendeine Abkürzung gekannt, oder er würde jetzt die Ferienwohnungen inspizieren. Jedenfalls hatte er fast eine Stunde gebraucht vom Stadtzentrum, eben dem Zentralturm mit dem Sternentor, bis hierher, an einem der Ausleger der Stadt.
Doch die Bewegung hatte gut getan und seinen Kopf geklärt. Vielleicht würde er sogar irgendwann seine Ruhe finden, wenn er eben nicht mehr mit zwanzig anderen, ihm mehr oder weniger vollkommen Fremden, in einem Raum schlafen mußte.
John öffnete die erste einer ganzen Reihe von Türen und besah sich den dahinterliegenden Raum erst einmal vom sicheren Gang aus.
Nett. Hatte etwas den Charme eines Internatszimmers, aber durchaus zufriedenstellend. Wenn noch jemand durchfegen und neue Möbel herbeischaffen würde, durchaus überlegenswert.
John überschritt die Schwelle und betrachtete den Raum jetzt näher.
Ein Zimmer eben, mit einer angeschlossenen kleinen Naßzelle. Selbst die Antiker hatten also schon die Vorzüge einer Dusche am Morgen zu schätzen gewußt. Ein Pluspunkt auf seiner internen Skala.
Das nächste Quartier war ähnlich geschnitten wie das erste, ebenfalls mit Naßzelle und Dusche. Allerdings auch mit einer Tür, die direkt auf den Anleger hinaus führte. Ein kleiner Privatbalkon hinaus aufs Meer. Hatte Ford nicht etwas ähnliches haben wollen?
Auch die anderen Quartiere auf dieser Etage erwiesen sich als ähnlich geschnitten wie der erste, drei weitere hatten eine Außentür zum Ausleger, in vieren fand John sogar ein kleines Badezimmer mit einer, zugegeben sehr kleinen, Wanne. Eine Tatsache, die in ihm die Frage keimen ließ, wie groß oder klein diese Antiker denn wohl gewesen waren, wenn ihre Wannen schon besseres Kinderformat aufwiesen.
Als er die unterste Etage überprüft hatte nahm John die Treppe in den nächsten Stock und begutachtete auch dort die Räumlichkeiten. Er fand nichts zu beanstanden. Die Quartiere waren zwar leer und verstaubt, aber ansonsten noch durchaus intakt. Wenn sie die Putzkolonne reinschicken würden, wäre hier in kürzester Zeit alles bezugsfertig. Sie mußten nur Möbel herbeischaffen.
Das allerdings würde wiederum ein kleines Problem werden. Sie hatten kaum Ressourcen und erst recht nicht so viel Platz gehabt, um noch ein Möbelhaus mitzuschleppen bei ihrem Auszug aus dem SGC. Was blieb war wenig mehr als ein jeweiliges Feldbett und eine Regalkonstruktion für jeden.
Für John kein Problem. Allerdings wagte er zu bezweifeln, daß andere ebenso genügsam waren wie er. Wenn er da an diesen Kanadier dachte …
McKay, genau. Eigentlich war John ihm dankbar. Immerhin hatte McKay ihn auf die Puddlejumper aufmerksam gemacht und ihm damit ermöglicht, den Rest der Entführten zu retten – außer Sumner!
Der Gedanke traf ihn wieder mit der Macht eines Vorschlaghammers.
John fühlte sich schuldig. Sicher, er hatte auch schon früher getötet, im Kriegseinsatz und um sein und die Leben anderer zu retten. Aber er hatte nie auf einen Freund oder einen Vorgesetzten geschossen.
Mit diesem Gedanken öffnete er die Tür zum letzten Quartier auf einer der höheren Ebenen und fand sich mitten in einem wundervollen Farbspiel wieder, das er wirklich nicht erwartet hätte. Die Morgensonne strahlte durch die Fenster in den Raum hinein und wurde von den Metallwänden zurückgeworfen. Alles schien in Licht getaucht. Alles, bis auf eine große Kiste, die mitten im Raum stand.
John runzelte die Stirn. Einen Moment lang zögerte er, bis der Lichteffekt wieder verflogen war, dann trat er doch ein und sah sich um.
Heimat, war das erste, was ihm in den Sinn kam. Obwohl es, abgesehen von der Kiste, keinen nennenswerten Unterschied zu den anderen Quartieren gab, die er begutachtet hatte, fühlte er sich in diesem Raum plötzlich pudelwohl und heimisch.
John sah sich genauer um. Die gleichen Wände, die Fenster, eine Naßzelle mit Dusche. Alles wie in den anderen Räumen, und doch anders. Er fühlte sich hier wirklich wohl.
Wenn da nur nicht die Kiste wäre …
John wandte sich dem geheimnisvollen Gegenstand als letztes zu, baute sich davor auf und betrachtete sie argwöhnisch. Doch es blieb was es war: eine einfache Kiste, kein Wenn, kein Aber. Sie stand einfach da mitten im Raum, als hätte sie auf ihn gewartet.
John kämpfte mit seiner Neugier. Eigentlich sollte er doch lieber jemanden rufen, irgendeinen Experten, um die Kiste öffnen zu lassen. Immerhin konnte etwas gefährliches darin lauern. Etwas, was die Expedition bedrohen konnte.
Und doch war es John, als habe diese Kiste allein auf ihn gewartet. Sie schien ihm zuzunicken und ihn immer wieder aufzufordern, sie zu öffnen.
Und so gab er schließlich seinem Drang nach und hebelte mit Hilfe seines Offiziersmessers, den Deckel ein wenig auf.
Eigenartig. Ein so hoch entwickelte Volk wie die Antiker und dann eine Holzkiste mit Metallnägeln? Irgendwie hatte John da doch etwas anderes erwartet. Andererseits …
Die Kiste war leer. Vollkommen leer.
Aber warum war sie dann zugenagelt worden?
„Major, hier Weir", erwachte in diesem Moment knackend sein Funkgerät zum Leben. „Peter Grodin sagte mir, Sie wollten sich die Quartiere ansehen. Etwas gefunden?"
John betrachtete die Kiste, kreuzte schließlich die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Nein, Doktor, hier ist nichts, was man nicht mit einem Wischmop und einem feuchten Tuch beheben könnte. Wollen Sie lieber ein Quartier mit oder ohne Balkon?"
Er ahnte nicht, wie sehr er sich täuschen sollte …
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