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Das Monster von Hyndara71

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Mac hatte sich kurz mit dem behandelnden Arzt unterhalten und herausgefunden, daß der Jogger, John Sheppard, inzwischen wieder bei Bewußtsein und ansprechbar war.
Der Militärangehörige hatte sehr viel Glück gehabt, keine bleibenden Schäden, nicht einmal eine Gehirnerschütterung. Was ihn letztendlich umgehauen hatte, als er den Anruf tätigte, war schlicht und ergreifend ein plötzliches Absacken des Blutdrucks gewesen, als der Adrenalinschub nachließ. Die Platzwunde an der Schläfe sah zwar gefährlich aus und hatte mit zwei Stichen genäht werden müssen, war aber nur oberflächlich, ebenso wie die Schrammen an Wange, Ohr und Hals. Die Hämatome würden dem Mann allerdings, so hatte der Arzt versichert, noch einige Schmerzen bereiten, wie auch die deutlichen Gewebeunterblutungen an seinem Hals. Offensichtlich hatte jemand versucht, ihn zu erwürgen. Abwehrverletzungen an den Armen und ein Schnitt in der linken Hand wiesen auf einen doch wohl etwas länger andauernden Kampf hin und waren allesamt protokolliert worden.
Was Mac allerdings unzufrieden sein ließ war die Tatsache, daß John Sheppard aufgrund der leichten Kopfverletzung an einer partiellen Amnesie litt. Soweit der Arzt es ihm hatte mitteilen können, erinnerte der Militär sich sowohl an sein Leben bis zu seiner Joggingrunde im Central Park wie auch an sein Erwachen im Angel of Mercy, aber der Angriff und der Anruf bei der Notrufzentrale waren für ihn ins Dunkel gehüllt.
Mac Taylor zögerte einen Moment, ehe er die Tür öffnete, hinter der sich das Krankenzimmer befand, in dem sich John Sheppard aufhielt. So oder so, er wollte sich ein Bild von dem Mann machen und sehen, wie er ihn in diesen Fall einordnen konnte.
Als er auf der Schwelle stand, staunte Mac nicht schlecht über den Anblick, der sich ihm bot.
Sheppard saß, in einen Krankenhauskittel gehüllt und die Decke über die Beine geschlagen, in seinem Bett und blinzelte gerade der Schwester zu, die offensichtlich damit beschäftigt war, die Schläfenwunde zu versorgen. Die junge Frau errötete sichtlich und senkte, mit einem leisen, schüchternen Lächeln, den Kopf. Besonders sorgsam strich sie noch einmal die Ränder des Pflasters glatt, während Sheppard sie weiter anlächelte und seine haselnußfarbenen Augen flirten ließ.
Mac verkniff sich ein Schmunzeln, musterte den Mann vor sich.
Sheppard war hochgewachsen und schlank mit einem offenen, freundlichen Gesicht, das Frauen sicher anziehend finden konnten. Das Haar trug er zwar in der vorgeschriebenen Länge für das Militär, allerdings in einer Frisur, die Mac alles andere als regelkonform fand und ihm in gewisser Weise das Aussehen eines Schuljungen gab.
Deutlich waren jetzt die Hämatome und Hautabschürfungen auszumachen, die sichtbar waren. Ein leichter, bläulicher Schimmer lag um sein Auge auf der rechten Seite, eben der, mit der er gegen den Baum geprallt war. Die Würgemale am Hals zeichneten sich im weißlichen Licht aus den Leuchtstoffröhren beinahe überdeutlich ab.
„Mister Sheppard?" wagte Mac sich endlich vor, nachdem die Schwester das Verbandszeug wieder einsammelte unter den sichtlich wohlwollenden Blicken des Militärs.
Der wandte dem Tatortermittler sofort sein Interesse zu. „Major", sagte er mit angenehmer Stimme, richtete sich etwas auf im Bett. Mac ging auf, daß dieses für ihn offensichtlich ein paar Zentimeter zu kurz geraten war, trat näher, die Akte mit den Fotos und dem Protokoll in den Händen, die das Krankenhaus in weiser Voraussicht angefertigt hatte für das CSI.
Der Patient grinste schief. „Major John Sheppard, US Air Force", stellte er sich vor.
Mac nickte, wies auf seine Marke, die er offen an der Brusttasche seines Jacketts trug. „Mac Taylor, NYPD", entgegnete er.
Sheppard lächelte unsicher, hob die Hand. „Ich wußte, daß Sie noch mit mir sprechen wollen, aber ..."
Die Schwester verließ, vielleicht eine Spur zu schnell, das Krankenzimmer.
Mac nickte wieder, zog sich einen Stuhl heran. „Schon klar, ich habe bereits mit dem behandelnden Arzt gesprochen", fiel er dem Major ins Wort. „Ich wollte trotzdem noch einige Worte mit Ihnen wechseln und mir ein Bild von Ihnen machen. Immerhin, Sie scheinen ein Held zu sein."
Sheppard runzelte die Stirn. „Wie geht es ... der Frau?" fragte er zögernd. Einen Moment lang war sein Blick hilflos geworden und seine Augen umhergeirrt.
Mac lehnte sich zurück. Der Major schien sich wirklich nicht erinnern zu können. Vielleicht ... noch nicht, wie er hoffte. „Sie liegt im Koma", antwortete er.
Erleichterung lag in den haselnußfarbenen Augen, mit einer kurzen Grimasse nickte Sheppard. „Gut", seufzte er.
Mac mußte zugeben, sein Gegenüber war ihm sympatisch. Er schien es ehrlich zu meinen und erschien ihm relativ offen und umgänglich. Es nagte offensichtlich an ihm, daß er sich nicht erinnern konnte, was genau vorgefallen war, und Mac war sich ziemlich sicher, daß er alles daransetzen würde, seine Erinnerung zurückzuerlangen. Hoffentlich nicht zuviel.
Sheppard atmete tief ein. „Ich müßte meine Base informieren, sollte ich in Schwierigkeiten stecken", sagte er und warf Mac einen bittenden Blick zu.
„Schon in Ordnung. Sie sind ein Zeuge und haben der Frau vielleicht sogar das Leben gerettet", entgegnete der Tatortermittler mit einem halben Lächeln. „Von mir aus können Sie Ihren Stationierungsort informieren, aber bisher sehe ich keine Veranlassung dazu. Wenn ich fragen darf, wo?"
Der Blick, der ihm zugeworfen wurde, ehe der Major ein so offensichtliches Pokerface aufsetzte, daß es Mac schlicht verblüffte, sprach Bände. Offensichtlich hatte da jemand gerade einigen Ärger hinter sich.
„Cheyenne-Mountain, Colorado", antwortete Sheppard, lächelte dann wieder und zog die Schultern hoch. „Allerdings ... ich schätze, Sie kennen sich mit den Sicherheitsstufen und dazugehörigen Befugnissen aus."
Mac stutzte.
Sicherheitsstufe? Colorado? Was machte Sheppard dann hier in New York? Immerhin lag Colorado nicht gerade um die Ecke ... wo auch immer sich diese Cheyenne-Mountain-Base genau befinden mochte ...
„Und was machen Sie hier?" entfuhr es ihm, ehe er den Gedanken wirklich zu Ende gedacht hatte.
Wieder ein hilfloser Blick. „Ich ... äh ... zur Zeit nehme ich an einer Konferenz bei den Vereinten Nationen teil", kam die ausweichende Antwort.
Eine Konferenz bei den Vereinten Nationen? Es war doch gar kein Sicherheitsalarm gegeben worden.
Mac entschloß sich, auch wenn alles in ihm nach einer Aufklärung schrie, die Sache erst einmal ad akta zu legen. Offensichtlich ging da irgendetwas vor, wovon er keine Ahnung hatte, und auch nicht wirklich wußte, ob er es wissen wollte.
Sheppard wand sich sichtlich unter seinem Blick, was ihn irgendwie amüsierte.
Doch, dieser Major war ihm sympatisch und hätte wohl auch gern mit ihm zusammengearbeitet, wenn da nicht gewisse Hemmschwellen in seinem Leben gewesen wären. Seine Reaktionen waren interessant, wie Mac fand. Auch wenn er kein Psychologe war, die deutlichen Hinweise auf das Ungesagte blieben.
„Dann werden Sie nicht mehr lange in New York sein?" erkundigte er sich.
Sheppard schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, während er mit der Hand über das Pflaster tastete. Offensichtlich hatte er doch leichte Schmerzen. „Bis die Besprechungen abgeschlossen sind. Danach muß ich wieder zurück."
Mac nickte und griff in seine Tasche, um eine Visitenkarte hervorzuziehen. „Der Arzt ist ziemlich zuversichtlich, daß Sie Ihr Gedächtnis wiederfinden werden. Daher möchte ich Sie bitten, sich bei uns zu melden, sobald Sie mehr wissen."
Sheppard griff zögernd nach dem Kärtchen, nickte dann aber wieder, diesmal aber nur andeutungsweise. „Wenn ich kann, werde ich das gern tun. Der Arzt meinte, dieser Kerl habe schon mehrere Frauen getötet."
Mac erhob sich, schlug mit der Akte leicht auf seinen Oberschenkel. „Heute abend fand der fünfte Angriff statt", antwortete er. „Die anderen vier Opfer hatten nicht soviel Glück."
Kurz war es ihm, als könne er einen gewissen Schrecken in Sheppards Augen sehen, dann wandte der den Kopf ab. „Fünf ... ?"
Kehrte die Erinnerung jetzt schon wieder?
Mac wollte gerade nachfragen, als die Tür sich erneut öffnete. Er drehte sich um und sah Stella auf der Schwelle stehen und ihn mit ernstem Gesicht ansehen. Es brauchte keine Worte, Mac wußte, was sie ihm sagen wollte.
Er gab ihr ein Zeichen, daß sie draußen warten sollte und wandte sich wieder dem Militär zu. Sheppard sah ihn an, Verständnis in den Augen.
Mac begriff, der Major hatte das kurze stumme Zwiegespräch zwischen ihm und Stella verstanden und die richtigen Schlüsse daraus gezogen.

***

Elizabeth seufzte erleichtert, als sich endlich jemand am anderen Ende der Leitung meldete. Ihre bisherigen Versuche, etwas über Major Sheppards Verbleib herauszufinden, waren vollkommen fruchtlos geblieben. Die Krankenhäuser in der näheren Umgebung des Central Parks gaben generell keine Auskünfte per Telefon, schon gar nicht über neue Patienten. Niemand wollte bestätigen oder dementieren, daß Sheppard in einem Krankenhaus lag, vielleicht sogar gerade in dem, in dem sie anriefen.
Rodney hatte sich irgendwann wieder hinter seinem Laptop versteckt und tippte wie ein Wahnsinniger darauf herum, was auch immer er dachte, damit ändern zu können an ihrer Lage. Seine Flüche wurden mal lauter, mal leiser.
Und Carson ... ? Nun, der Mediziner hatte sich mit einer Liste von Telefonnummern in sein Zimmer zurückgezogen und war vielleicht sogar noch damit beschäftigt, diese nachzuprüfen. Allerdings wagte Elizabeth nach ihrer vollkommenen Niederlage zu bezweifeln, daß der schottische Arzt mehr Erfolg haben würde, zumal bei ihm wohl auch noch klar hörbar war, daß er keinesfalls ein nahestehender Verwandter sein konnte.
„Außenstelle NORAD-Base, Cheyenne-Mountain-Complex", meldete sich eine vollkommen desinteressiert klingende Stimme am anderen Ende der Leitung.
Elizabeth schloß einen Moment lang die Augen und atmete tief ein.
Endlich!
Plötzlich fühlte sie die Verantwortung nicht mehr ganz so schwer auf ihren Schultern lasten. Jetzt konnte sie einen nicht gerade kleinen Teil eben dieser Verantwortung abgeben in der Hoffnung, daß andere möglicherweise besser informiert waren als sie.
„Hier spricht Dr. Elizabeth Weir", sagte sie, nannte ihren persönlichen Code und verlangte dann umgehend einen Verantwortlichen zu sprechen. Der männliche Telefonist, der kaum zu Wort gekommen war, stellte sie nun so rasch auf eine interne, abhörsichere Leitung um, daß Elizabeth schon dachte, sie wäre auf einem Abstellgleis gelandet.
Und dann ging es ihr auf: Genral Landry, der gerade mit seiner Übernahme des SGC beschäftigt war, hatte sie gewarnt, weil sie darauf beharrt hatte, Major Sheppard mit nach New York zu nehmen. Sie sei verantwortlich für ihn, auch wenn er in Schwierigkeiten geraten würde.
Nun, offensichtlich war er in Schwierigkeiten geraten, immerhin war er mittlerweile mehr als drei Stunden überfällig.
„Ja?" meldete sich in diesem Moment genau die Stimme, mit der sie gar nicht gerechnet hatte. Landry war tatsächlich noch im Komplex, was auch immer das zu bedeuten haben dürfte.
„Hier ist Weir. Ich rufe aus New York an", sagte sie und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Rodney von seinem Treiben hochblickte, die Stirn aber weiter gerunzelt hielt. Der Kanadier war tatsächlich in Sorge um Sheppard.
„Dr. Weir, hatten Sie morgen nicht noch eine wichtige Sitzung?" fragte Landry überrascht. „Sollten Sie nicht längst schlafen?"
Elizabeth fühlte, wie ein erleichtertes Lächeln sich auf ihre Lippen stahl. „Ich fürchte, viel Schlaf werde ich heute nacht nicht mehr bekommen, General. Es geht um Major Sheppard", kam sie gleich zum Punkt.
Wenn sie mit jemandem verhandeln konnte im Cheyenne-Mountain, dann mit Landry. Der sagte zwar das, was der Generalstab hören wollte, meinte aber tatsächlich zumeist etwas vollkommen anderes, das war ihr schon bei der Unterredung letzte Woche aufgefallen. Sie war sich auch ziemlich sicher, daß Landry John Sheppard lieber heute als morgen wieder auf Atlantis - und damit sehr weit entfernt von seiner Befehlsgewalt - sehen wollte. Es sägten eben andere an dem Stuhl ihres militärischen Leiters. Andere, denen er nicht militärkonform genug war und die ihn am liebsten wohl irgendwo auf der Erde weggesperrt hätten, damit er auch ja nicht wieder auf dumme Gedanken kam.
„Nanu, sind Sie denn noch nicht informiert worden?" Landry klang überrascht - und spitzbübisch, wie sie ihn schon einmal erlebt hatte.
Elizabeth wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. „Inwiefern informiert?" fragte sie.
„Major Sheppard hat sich vor etwas mehr als einer Stunde gemeldet. Er liegt mit dem Verdacht auf eine leichte Gehirnerschütterung zur Beobachtung im Angel of Mercy-Krankenhaus. Das müßte gleich um die Ecke von Ihrem Hotel sein. Eigentlich sollte er sich noch bei Ihnen melden." Durch Landrys Stimme klang das deutliche Schmunzeln hindurch.
Elizabeth seufzte erleichtert, schloß die Augen und ließ einen Moment lang den Kopf hängen. „Gott sei Dank!"
„Er klang allerdings schon reichlich ... benommen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er wohl unter Medikamenteneinfluß stand. Er wollte nicht mehr darüber preisgeben, nur, daß er wohl einen Zusammenstoß gehabt hätte mit jemandem."
„Das haben wir vermutet", sagte Elizabeth.
„Gut, dann kann ich Sie beruhigen", fuhr Landry fort. „Major Sheppard liegt, wie gesagt, im Angel of Mercy und wird wohl morgen, sofern keine Komplikationen eintreten, entlassen werden. Sorgen Sie nur dafür, daß er seine Füße stillhält, Dr. Weir, bis Verstärkung bei Ihnen eintrifft."
Elizabeth stutzte. „Wie bitte?"
Wieder dieses deutliche Schmunzeln in Landrys Stimme. „Da Major Sheppard alles andere als befriedigend klang in meinen Ohren, habe ich mir erlaubt, Ihnen zwei Leute nach New York zu senden, Major Evan Lorne und Sergeant George Dorn. Die beiden sollen die Wogen etwas glätten und Sheppard an die Leine nehmen. Nicht, daß ich Ihnen das nicht zutraue, Dr. Weir, aber ..."
Elizabeth runzelte die Stirn. „Der Major Lorne, der auf der Liste derer steht, die nach Atlantis versetzt werden sollen?"
„Eben der. So können Sie sich schon einmal einen Eindruck von ihm machen. Der Major ist ein ruhiger und genügsamer Zeitgenosse, glauben Sie mir."
Lorne und Dorn? Das klang in ihren Ohren nicht sehr überzeugend, mußte sie zugeben. Nein, es klang eher wie der billige Versuch einer zweitklassigen Komödie, schon im Titel witzig zu sein.
„Am besten, Dr. Weir, Sie besuchen morgen früh Major Sheppard und sehen, ob Sie ihn mitnehmen können." Landrys Stimme klang abschließend. „Und ... er erwähnte etwas von Ersatzkleidung, was auch immer das bedeuten soll. Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn Sie dafür sorgen würden, daß er angemessen bekleidet ist."
Elizabeth nickte, fühlte die Müdigkeit jetzt doch, die tief in ihr nagte. „Gut, und danke, General", sagte sie.
„Passen Sie mir nur auf, daß Sheppard nicht noch mehr Unsinn macht. Gute Nacht, Dr. Weir." Es knackte in der Leitung, als Landry auflegte.
„Mal wieder typisch Sheppard", muffelte Rodney in dem Moment los, in dem sie den Hörer sinken ließ. „Mich wundert nur, daß er sich überhaupt irgendwo gemeldet hat."
Das allerdings wunderte Elizabeth ganz und gar nicht ...

***

Schwärze ... abgrundtiefe, bodenlose Schwärze ... nur unterbrochen von diesem schrillen Kreischen.
Schmerz!
Er warf sich herum.
Schwärze ...
Der Atem blieb ihm weg. Etwas schnürte seine Kehle zu. Er versuchte sich zu wehren, doch es gelang ihm nicht.
Wieder dieses schrille, schmerzerfüllte Kreischen.
Rote Schlieren in der Finsternis.
Er versuchte, sich irgendwie zu wehren, gegen das anzukämpfen, was ihm den Atem raubte. Doch es war, als wäre er von einer amorphen Masse umgeben, nicht wirklich fest, doch auch nicht wirklich flüssig. Es bedeckte seine Hände, hielt sie gefangen.
Schmerz zuckte durch seinen Körper.
Die roten Schlieren erleuchteten die Finsternis, das Kreischen schwoll stakatoartig an und ab und ließ seinen Verstand dahinschmelzen.
Und dann fühlte er etwas festes, unnachgiebiges unter seinen Fingern, gerade als er diese beiden leuchtenden Lichter wahrnahm.
Er konnte nicht atmen!
„NICHT DU!"

***

John Sheppard saß aufrecht im Bett, hielt sich den schmerzenden Hals und keuchte, während seine Augen sich allmählich an die Dunkelheit, die ihn umgab, gewöhnten.
Schritte draußen auf dem Flur. Der schmale Lichtfinger, der unter der Tür hineinschien, wurde kurz durchbrochen.
John keuchte, sank dann auf das Bett zurück und starrte zur Decke hinauf. Er fühlte, wie sein Herz hart gegen seine Rippen schlug. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.
Er schluckte, um etwas gegen den trockenen Hals zu tun, versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Doch er fühlte, daß ihm das nicht wirklich gelang.
Stöhnend rollte er sich auf die Seite und barg das Gesicht in den Händen.
Was war denn nur passiert im Park? Warum konnte er sich an nichts erinnern?
Die Kopfschmerzen setzten wieder ein, dieses Mal aber waren sie nicht mehr als ein dumpfes Pochen, das im Einklang mit seinem Herzschlag an- und abschwoll.
Er war sich sicher, heute nacht keinen Schlaf mehr finden zu können. Nein, nicht nach dem, was sich da gerade abgespielt hatte in seinem Unterbewußtsein. Wenn er nur daran dachte, wie er versucht hatte, sich im Traum gegen diese amorphe Masse zu wehren, liefen ihm kalte Schauer den Rücken hinunter.
John ließ die Hände sinken.
Er tat es selten, doch manchmal brauchte er seine eigene Schwäche, um die Stärke in seinem Inneren wiederzufinden. Auf Atlantis zog er sich dann meist in sein Quartier zurück, tat nichts anderes als auf seinem Bett zu sitzen oder zu liegen und ließ sich einfach treiben. Aber er hatte es sich bisher nicht leisten können, eine Schwäche zu zeigen. Nicht in der Öffentlichkeit. Nicht, solange er Sumners Stelle hatte einnehmen müssen.
Aiden Ford. Warum hatte er nur den Jungen nicht aufhalten können? Wieso hatte er nicht verhindern können, was geschehen war? Irgendetwas hätte ihm doch einfallen müssen! Warum hatte er nicht auf ihn geschossen? Warum war er nicht mehr und tiefer in Beckett gedrungen, damit Ford mehr und besser geholfen werden konnte? Warum war er nicht da gewesen, als der Wraith sich auf den Jungen stürzte? Warum hatte er nur das Gefühl, immer zu spät zu kommen? Warum kam er zu spät?
Erst Sumner, dann Ford und jetzt diese fremde Frau, an die er sich nicht einmal erinnerte. Da bezeichnete man ihn als Helden, doch er hatte die, die er hätte retten müssen, allesamt verloren. Er hatte versagt, in allen Fällen. Sumner war tot, Ford geisterte wer-wußte-schon-wo herum und diese Fremde war ihren Verletzungen erlegen - und er hatte allmählich das Gefühl, als würde er den Verstand verlieren, wenn das noch lange so weiterging. Irgendwann mußte er doch endlich jemanden retten können, der ihm anvertraut war, der seine Hilfe brauchte und in Not war.
John stöhnte gequält auf. Die Kopfschmerzen wurden kurz schlimmer, ebbten dann aber wieder zu dem schon gewohnten dumpfen Pochen ab.
Was war nur im Park geschehen? Warum erinnerte er sich nicht? Er war sich sicher, wenn er sich erinnern könnte, würde er auch Antworten finden können - dann könnte er vielleicht der Polizei und diesem Detective Mac Taylor helfen, der so offen ihm gegenüber gewesen war. John hatte es wirklich leid getan, ihm nicht mehr sagen zu können.
Aber wenn er seine Erinnerung wiederfand, wenn er wieder wußte, was er jetzt vergessen hatte ...
Es würde Aiden Ford nicht zurückbringen, aber es würde vielleicht seine Schuldgefühle etwas abmildern können, hoffte er zumindest.
John biß sich auf die Lippen und starrte in die Dunkelheit ...
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