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Kidnapped / Politiker und andere Verräter / Die Kopfgeldjäger von Faith

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Kapitel Bemerkung: Spoiler: Siege 3, Runner, Lost Boys, The Hive, Irresponsible

Inhalt: Ist Ladon ein grausamer Diktator, der nur durch die Unterstützung von Atlantis an der Macht ist? Sora, Aiden und die Atlantis-Expedition sind in einer moralischen Zwickmühle, als Soras Onkel Harlan auftaucht.
2. Politiker und andere Verräter

„Warum muss ich eigentlich immer das Opfer spielen?“, beschwerte sie sich.
„Ganz einfach, weil ich auffallen würde und sie bei einer hilflosen Frau niemals Verdacht schöpfen würden“, erklärte er grinsend.
„Hilflos?“, echote sie ärgerlich.
Er nickte: „Und wer würde sich schon vor dir fürchten?“
Er liebte es, sie zu provozieren.
„Ich kenne zumindest eine Person, die sich lieber vor mir fürchten sollte, Mr. Ford“, Sora baute sich ärgerlich vor ihm auf.
„Ach ja? Ich schlottere vor Angst.“, Aidens Grinsen wurde breiter.
„Ich könnte mich zum Beispiel weigern diese furchtbaren Klamotten noch einmal zu flicken“, erklärte sie.
„Furchtbar? Was soll daran furchtbar sein?“, er sah an sich herunter. Die Sachen waren doch fast wie neu. Zugegeben, an der ein oder anderen Ecke waren sie etwas verschlissen, aber das waren doch normale Gebrauchsspuren!
„Sie sind völlig verschlissen. Kein Mensch würde so etwas freiwillig tragen“, fuhr sie fort.
Er knirschte mit den Zähnen. Wieso musste sie immer an ihm herummeckern?
„Niemand hat sich je darüber beschwert, nur du“, gab er zurück.
„Weil es sonst niemanden gibt, der dir das ins Gesicht sagen würde. Aber es fällt jedem auf. Warum glaubst du verhandeln die Leute lieber mit mir als mit dir?“, fragte sie.
„Woher soll ich das wissen?“, es gefiel ihm nicht, dass etwas dran sein könnte, an dem was sie sagte.
„Du siehst aus wie ein Herumtreiber, deshalb“, sagte Sora.
„Ich kann schlecht im Nadelstreifen arbeiten“, maulte er.
„Du benimmst dich mal wieder wie ein kleines Kind“, die Genii schüttelte den Kopf. Es war zwecklos. Wenn er schmollte, war mit ihm nicht zu reden.
„Willst du mir nun helfen, oder nur meckern?“, nörgelte Aiden.
Sie seufzte: „Hast du schon mal ernsthaft darüber nachgedacht richtig zu arbeiten? Ich hatte eigentlich keine Lust mein Leben lang auf der Flucht vor allem und jedem zu sein.“
„Muss das jetzt sein? Sie werden jeden Moment hier auftauchen und ich möchte nicht unbedingt von ihnen überrascht werden“, besorgt wanderte sein Blick zum Stargate.
Sie schnaubte verächtlich.

Sora gefiel diese Art der Lebensführung schon eine ganze Weile nicht mehr. Nicht, dass ihre Opfer arme, unschuldige Bauern wären, sie überfielen hauptsächlich Schmuggler in ihren Verstecken oder Kolyas Rebellen, die noch nach seinem Tod versuchten Ladons Regierung zu stürzen, doch sie fühlte sich seit geraumer Zeit nicht mehr wohl in ihrer Haut.
Es musste doch eine Alternative zu diesem Leben geben.
Sie sah sich um Aiden war bereits zwischen den Bäumen verschwunden und auf seinem Posten.
Die Genii bewegte sich auf den Saum des Waldes zu, der wenige Meter vom Stargate begann. Die Bäume hier waren durch die regelmäßige Aktivierung des Gates angesengt. Ein unzweifelhaftes Zeichen, dass die Gateaktivität in der letzten Zeit zugenommen hatte, die Bäume hatten keine Gelegenheit gehabt sich an ihre veränderten Lebensumstände anzupassen und in die andere Richtung zu wachsen.
Für die beiden war das ein klares Zeichen, das hier Kriminelle dabei waren ein Lager einzurichten. Die Routine und ein wenig Observation hatten ihren Verdacht bald bestätigt. Hinter dem Wäldchen war ein kleines Lagerhaus errichtet worden, noch unbewacht, aber da würde sich mit dem ersten Beutezug dieser Leute ändern.
Das Gate wurde aktiviert. Seufzend zerbrach Sora eine kleine Glasflasche mit Blut und verteilte es sorgfältig auf ihrer Kleidung.
„Showtime“, murmelte sie.

Zwei Männer traten durch das Gate, sie trugen abgewetzte Uniformen der ehemaligen Genii Armee. Sie trugen ein paar Kisten, vermutlich mit Waffen und Lebensmitteln um ihren neuen Stützpunkt zu bestücken.
Wieder seufzte sie. Hoffentlich war es niemand, den sie kannte.
Dann warf sich Sora zu Boden und schrie, was ihre Lungen hergaben.
Verwundert sahen sich die Männer an, dann ließen sie ihr Gepäck fallen, zogen ihre Waffen und rannten auf sie zu.
„Was ist passiert?“, riefen sie aufgeregt. Einer der beiden legte seine Waffe ins Gras und beugte sich über sie: „Wo sind sie verletzt?“
In diesem Moment zog sie die Waffe, die sie unter ihrem Körper verborgen hatte: „Nirgends. Aber Sie werden es ganz sicher sein, wenn Sie nicht ihre Hände hoch nehmen.“
Aiden war mittlerweile aufgetaucht und hatte den anderen bereits entwaffnet.
„Alles klar?“, erkundigte er sich.
Sie nickte.
„Sora?“, eine vertraute Stimme erklang von einem der Männer am Boden.
„Oh mein Gott“, flüsterte sie.
„Was ist los?“, in Fords Gesicht spiegelte sich Besorgnis.
„Onkel Harlan?“, sie spürte, wie sich plötzlich ihr Magen verkrampfte. Sora wusste nicht, was schlimmer war, zu wissen, dass sich ihr Onkel den Rebellen angeschlossen hatte oder dass er nun wusste, dass sie hinter den Überfällen auf seine Mitverschwörer steckte.

„Ich möchte mit ihm reden“, sagte Sora halblaut zu Aiden. Er nickte. Es war schon ein verfluchtes Pech, dass sie ausgerechnet ihren Onkel erwischt hatten.
Ford konnte verstehen, dass sie wissen wollte, warum er sich diesem anarchistischem Haufen angeschlossen hatte. Er fesselte ihm die Hände und Füße, während Sora den Anderen verschnürte.
Die beiden zeterten wie Papageien, denen man am Schwanz gezogen hatte. Doch Aiden und Sora hatten gelernt das zu ignorieren. Kriminelle pflegten ihnen zu schimpfen und ihnen zu drohen. Auch diese beiden waren keine Ausnahme.

Sie wandte sich ihrem Onkel zu. Ihre Augen schimmerten vor Tränen: „Warum? Warum tust du das?“
„Wie bitte?“, empörte sich Harlan, „das sollte ich doch besser dich fragen. Wie kommst du dazu deinen eigenen Onkel zu überfallen? Es hieß du seiest tot, doch statt dessen treibst du dich mit diesem abgerissenen Kerl herum! Was zum Teufel ist aus dir geworden? Du warst eine so vielversprechende junge Soldatin.“
Sein Zorn hatte sich in Wehmut gewandelt.
Sora wusste, dass er um sie getrauert hatte, er war immer ihr engster Vertrauter gewesen, ihr Mentor und Vorbild.
„Hier geht es nicht um mich“, fuhr sie ihn härter an, als sie gewollt hatte.
„Ach nein? Ich soll einfach hinnehmen, dass du unsere Bewegung bestiehlst und zusehen wie du und dieser Verbrecher … Sora, mein Kind, wie bist du nur in diese Gesellschaft geraten?“, seine Stimme klang rau vor Verzweiflung.
Ford warf ihm einen grimmigen Blick zu. Schwieg aber. Dies’ war Soras Sache, es stand ihm nicht zu sich einzumischen.

Die Genii schüttelte den Kopf: „Nicht ich bin in schlechte Gesellschaft geraten, Onkel Harlan, sondern du. Wie konntest du dich nur diesen Leuten anschließen? Wir haben doch erreicht, was wir wollten! Cowen ist tot und Kolya auch. Es gibt keinen Grund weiter zu kämpfen. Ladon ist ein guter Mann, ich habe mit ihm gedient.“

Ihr Gegenüber schnaubte ärgerlich. „Dann scheinst du deinen Freund sehr schlecht zu kennen.. Er ist ein Despot, genau wie Cowen…“
„Nein, nicht Ladon, er ist ein guter Mensch, anders als Cowen“, fiel ihm Sora ins Wort.
„Du kennst diesen Mann nicht, Sora. Er ist kein bisschen anders als sein Vorgänger. Er lässt jeden verhaften, der es wagt sich offen gegen ihn auszusprechen“, fuhr ihr Onkel fort.
Er hat sogar die Lager wieder eröffnet“, diese Worte flüsterte er fast.
„Nein, nein! Du lügst! Selbst Cowen hat die Lager nicht mehr genutzt. Das ist alles Propaganda, mit der man euch füttert!“, Soras Augen waren vor Schrecken geweitet.
„Du verbringst zu viel Zeit mit Kriminellen, du hast keine Ahnung was Zuhause passiert, Sora, Schatz“, sagte ihr Onkel nun sanft, „schließ dich uns an. Öffne deine Augen“,

Nun reichte es! Genug der vornehmen Zurückhaltung! Aiden hatte genug gehört.
„Sie sind echt gut, Mann. Die Marines, die sich bei uns in der Shopping Mall rumgetrieben haben, würden Sie mit Kusshand nehmen. Aber wir haben kein Interesse daran irgendeine Regierung zu stürzen“, sagte er streng.
„Was?“, Harlan sah in verwirrt an.
Sora verdrehte die Augen, sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Aiden ab und an krauses Zeug redete, doch dies’ war absolut nicht der Zeitpunkt dafür.
„Aiden, ist schon gut. Ich werde mich bestimmt nicht irgendeinem Guerilla – Krieg anschließen.“, sie hatte seine Hand gegriffen und drückte sie.
„Dir ist wohl dein eigenes Volk völlig gleichgültig! Egal ob deine Leute in Lagern verrotten, wo sie Zwangsarbeit leisten, ob sie mit Technologie unterjocht werden, die durch Ladons unheiligen Allianzen zu uns gelangen“, der alte Mann bebte vor Zorn.
„Ich glaube dir nicht, Onkel, was du sagst, klingt doch arg nach Propaganda. Hast du irgendeinen Beweis für das, was du sagst?“, fragte Sora skeptisch.
„Hedon, zeige ihnen deinen Arm“, wandte sich der Mann nun an seinen Begleiter, der die ganze Zeit stumm im Gras gesessen hatte.
Hilflos hielt er seine Arme in die Höhe, doch mit den gefesselten Händen war es ihm nicht möglich den Ärmel der Uniform nach oben zu schieben.
Sora kniete neben ihm und schob behutsam den kakifarbenen Stoff nach oben.


„Du weißt doch gar nicht, ob das alles geplant war“, gab Aiden zu bedenken.
„Du meinst sie haben geplant sich überfallen zu lassen, um mir dann zu beweisen, dass ein Gefangenenlager, das eigentlich nur noch in Mythen existiert wieder in Betrieb genommen wurde? Ich kann mich nicht erinnern jemals so viel Blödsinn gehört zu haben“, Sora schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass Aiden sie beschützen wollte, aber er schaffte es wieder einmal sich dabei verdammt dämlich anzustellen.
„Wir sollten Ihnen wenigstens zuhören“, sagte sie entschieden und stapfte ohne ein weiteres Wort zu den Gefesselten, die sich mittlerweile im Flüsterton unterhielten.
„Was ist passiert? Wie konnte Ladon so etwas tun?“, wandte sie sich an ihren Onkel.
„Was glaubst du?“, gab er zurück.
„Wie wäre es, wenn Sie einfach die Frage beantworten?“, fauchte Aiden.
Harlan zuckte mit den Schultern: „Er hat einflussreiche Freunde und wer würde es sich schon mit dem Mann verscherzen wollen, dem die Atlanter den Rücken stärken.“
„Das ist doch Bullshit!“, empörte sich Ford.
„Warum sollte Dr. Weir jemanden unterstützen, der seine eigenen Leute in Lager sperrt! Das würde sie niemals tun!“
„Anscheinend kennen Sie diese Leute nicht so gut, wie Sie denken“, entgegnete der Genii.
„Nein, ich glaube SIE haben keine Ahnung, wer diese Leute sind, das sind Forscher, die nur Unterstützung im Kampf gegen die Wraith suchen, sie würden niemals einen Partner akzeptieren, der die Rechte seines eigenen Volkes untergräbt!“, ereiferte sich Ford.
„Ich weiß nicht, wer Sie sind, Mister, aber das sind ganz bestimmt nicht die Leute, die ich kennen gelernt habe“, gab Harlan patzig zurück.
„Das glaube ich auch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Atlanter so etwas tun würden“, sagte Aiden bestimmt.
„Warum in aller Welt glauben Sie, so gut über die Atlanter bescheid zu wissen? Woher will so ein Herumtreiber wie Sie wissen, wie eine Führerin wie Dr. Weir denkt? Ich wage zu bezweifeln, dass Sie überhaupt wissen, wovon Sie sprechen, Mister“, murrte der Alte.
„Harlan!“, Sora sah ihren Onkel missbilligend an, „dieser Mann weiß besser als jeder andere hier, wie die Atlanter denken, weil er einer von ihnen ist!“
Dann wandte sie sich an Ford: „Du solltest sie kontaktieren.“
„Das kann ich nicht und das weißt du auch“, erwiderte er.
„Ich denke du traust Harlan nicht! Wir können nicht überprüfen, ob er die Wahrheit sagt, verdammt! Spring doch einmal über deinen Schatten! Ich kann dein ewiges Gejammer echt nicht ertragen!“
„Wenn ich einmal durch das Gate gegangen bin, werden sie mich nicht mehr gehen lassen und das weißt du auch! Sora, ich kann nicht nach Atlantis!“, seine Stimme wurde immer schwächer, fast flehte er sie an, ihn zu verstehen.
Sora seufzte, sie wusste, dass er Recht hatte: „Du hast Recht, wenn etwas richtig laufen soll, sollte man es besser selbst tun.“
„So, du meinst also ich würde es sowieso verbocken?“, er funkelte sie an.
„Ja, in der Tat, das meine ich“, gab sie zurück.
Empört öffnete er den Mund zu einer Entgegnung, doch dazu fiel ihm beim besten Willen nichts ein. Es war einfach unglaublich!
Sora beobachtete belustigt, wie Aiden nach Luft schnappte. Sie liebte es ihn aufzuziehen und er reagierte jedes Mal prompt, wie aufgezogen wetterte er über ihre Unverfrorenheit.
Möglicherweise würde er eines Tages bemerken wie leicht sie ihn mit ein paar Worten manipulieren konnte, doch bis dahin blieb ihr sicherlich noch genügend Zeit sich über ihn zu amüsieren und ihre Wortgefechte weiterhin für sich zu entscheiden.
„Nun, ich warte!“, sie tippte unruhig mit dem Fuß auf und ab.
„Was? Worauf? Ich werde nicht mitkommen, vergiss es!“, gab er zurück.
„Ich würde dich auch gar nicht mitnehmen, Mister. Ich brauche deinen IDC und heute noch, wenn’s geht“, sagte sie ungeduldig.
„Der ist sowieso nicht mehr gültig“, maulte er.
„Die Gefahr, dass ich gegen eure Iris laufe und meine Moleküle in einem Wurmloch zerstreut werden, ist dennoch geringer mit einem Code“, erklärte sie ungerührt.
Er rollte mit den Augen und enthüllte ihr seinen Identifizierungscode im Flüsterton und gab ihr das Gerät.

Dr. Weir staunte nicht schlecht, als sie in den Gateraum gerufen wurde.
„Der IDC von wem?“, fragte sie überrascht.
„Lieutenant Ford, Ma’am“, bestätigte ihr der Techniker, was sie bereits wusste.
„Was zum Teufel…. öffnen Sie die Iris“, ordnete sie an.
Sirrend öffnete sich der Schutz des Stargates und wenige Augenblicke trat ihr Besucher durch das Wurmloch.
„Sora!“, entfuhr es ihr als, als die junge Frau den Gateraum betreten hatte.

Gerüchte verbreiteten sich bekanntlich schneller als das Licht, auch in Atlantis stimmte diese alte Weisheit.
Kaum hatte Dr. Weir Sora gebeten Platz zu nehmen, klopfte jemand kurz an der Tür und riss sie ungestüm auf.
„Wo ist er?“, Colonel Sheppard hatte ohne auf eine Antwort zu warten das Büro seiner Vorgesetzten betreten.
„Colonel Sheppard, ich glaube sie kennen noch Sora…“, er ließ Elizabeth nicht ausreden.
„Hi“, er grüßte sie knapp.
„Wo ist Aiden?“, wollte er wissen.
„Lieutenant Ford ist nicht hier, John“, erklärte Dr. Weir ruhig.
„Aber es hieß sein IDC…..“, verdattert sah er die beiden Frauen an.
„Ich habe seinen Code übermittelt“, berichtete Sora.
„Sie?“, Sheppards Verwirrung nahm zu, „aber woher..?“
Hinter Sheppard tauchten nun auch die Gesichter von McKay, Teyla und Ronon in der Tür auf.
Elizabeth warf ihrer Besucherin einen fragenden Blick zu.
„Es ist okay, ich glaube nicht, dass es sich hierbei um ein großes Geheimnis handelt“, erwiderte sie Weirs stumme Frage.
Neugierig scharten sich die Vier um die beiden Frauen und schlossen die Tür hinter sich.
Elizabeth war in diesem Moment dankbar für ihren Platz hinter dem Schreibtisch, ihr Büro schien auf einmal geschrumpft zu sein, sie zog bereits einen Umzug in den Konferenzraum in Betracht, als Sora zu berichten begann: „Ich habe heute meinen Onkel wieder getroffen.“
„Scheint nicht der Einzige zu sein, den sie heute getroffen haben“, unterbrach sie John ungeduldig.
Weir warf ihm einen finsteren Blick zu, der den Colonel verstummen ließ.
Die Genii fuhr ungerührt fort: „ wir ähm, unterhielten uns über Zuhause und er berichtete über einige ungeheuerliche Vorgänge. Ein berüchtigtes Gefangenenlager soll wieder eröffnet worden sein, wo die die Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen leben und arbeiten müssen. Onkel Harlan sagte außerdem, dass es mit neuester Technologie ausgerüstet wäre, die jeden Ausbruch praktisch unmöglich macht und er behauptet… sie käme von Ihnen.“
„Von uns?“, echote Weir.
Sheppard, McKay, Teyla und Ronon sahen einander fragend an.
„Wie kommt er zu dieser Behauptung?“, fragte Rodney erbost.
„Er hat einen Freund, der in dem Lager gewesen ist, der behauptet er hat alles mit eigenen Augen gesehen. Niemand wagt es etwas gegen Ladon zu sagen, aus Angst er und Atlantis würden Rache üben“, ergänzte sie.
„Das ist doch lächerlich!“, schimpfte Sheppard.
„Nicht für sie“, sagte sie ruhig.
„Sora, ich versichere Ihnen, das nichts von dem, was er Ihnen gesagt hat der Wahrheit entspricht. Ich weiß, nicht warum er so etwas behauptet, aber Fakt ist, dass wir unsere diplomatischen Beziehungen zu ihrem Planeten auf Eis gelegt haben. Wir wünschen so wenig Kontakt wie möglich und wir würden ihnen auf gar keinen Fall Technologie anbieten“, meinte Weir.
„Ich verstehe“, sie nickte, „wir dachten bereits dass es sich dabei um ein Missverständnis handeln muss.“
„Wir?“, echote John. Endlich kam sie zu dem interessanten Teil. Seit Monaten hatte er nichts mehr von seinem früheren Lieutenant gehört. Er hatte die Hoffnung, dass der lebenslustige Soldat noch am Leben war, fast aufgegeben.
„Ja, ich habe mit Aiden darüber gesprochen und wir kamen zu der gleichen Ansicht“, sagte sie vorsichtig.
„Geht es ihm gut?“ erkundigte sich der Colonel.
„Es geht im bestens“, versicherte die Genii.
„Wo haben Sie ihn getroffen? Können wir mit ihm sprechen?“, Rodney warf dem aufgeregten Soldaten einen unzweideutigen Blick zu.
„Wenn er mit uns reden wollte, wäre er garantiert selbst gekommen“, er verstand die Aufregung nicht. Es war schließlich offensichtlich, dass er sich für ein anderes Leben entschieden hatte und sie nicht Teil davon waren.
McKays Einwand verpasste Johns freudiger Aufregung einen Dämpfer.
Der Kanadier hatte wohl letztendlich Recht, doch er gönnte Rodney diesen Sieg nicht: „Woher wollen Sie das wissen, McKay? Vielleicht hatte er etwas Wichtiges zu tun! Wir haben doch keine Ahnung wie er dort draußen zurecht kommt!“
„Oh ja, ein wichtiger Termin mit einem Wraith“, meinte der Wissenschaftler sarkastisch. Ford war auch sein Freund gewesen, doch er gab sich nicht mehr der Illusion hin, dass dieser jemals wieder in Atlantis auftauchen würde. Er war dem Wraithenzym verfallen wie ein Junkie dem Heroin, es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Liaison mit der Gefahr tödlich endete.
Sora wurde unruhig. Die Fragen wurden langsam unbequem, bevor es zu persönlich werden konnte, entschloss sie sich zu einem geordneten Rückzug:
„Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Dr. Weir. Ich denke ich sollte jetzt besser aufbrechen. Es gibt einiges, das ich mit meinem Onkel besprechen sollte.“
„Ich verstehe“, nickte Elizabeth und erhob sich.
Sie reichte Sora die Hand: „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“
Die Genii lächelte und enthielt sich einer Antwort.
Sheppard wollte den Mund zum Protest öffnen doch ein scharfer Blick Weirs ließ ihn verstummen.
Nur Teyla sprang auf: „Ich bringe dich noch zum Gate.“
Ihre Reaktion war zu überraschend als das Sora ein Grund eingefallen wäre, warum die Athosianerin sie nicht begleiten sollte.
Mit einem letzten Gruß in die Runde, verließ die Frau mit Teyla Dr. Weirs Büro.

Sie waren wenige Meter gegangen als Teyla das Gespräch begann: „Ihr seid ein Paar, nicht wahr?“
„Wie bitte?“, Sora blieb wie angewurzelt stehen.
Die Athosianerin grinste. Sie hatte offenbar einen Nerv getroffen.
„Leugnen ist zwecklos“, lächelte sie, „es ist ja wohl offensichtlich.“
„Meinst du?“, fragte die Genii vorsichtig.
Teylas Lächeln wich einem wissenden Grinsen: „Du hast ihn ‚zufällig getroffen’ und hast mit ihm über deinen Onkel gesprochen? Es ist nicht gerade deine Art Familienangelegenheiten mit anderen zu besprechen.“
Ihre Gegenüber zuckte mit den Schultern: „Vielleicht habe ich meine Ansichten geändert.“
Die Athosianerin lachte: „Natürlich. Und mitten in eurer ‚Unterhaltung’ hat er dir seinen Iriscode verraten und dir auch noch das Gerät gegeben mit dem Du ihn übermitteln kannst? Mal ehrlich Sora, glaubst du im Ernst irgendjemand schluckt diese Geschichte?“
„Du scheinst dich ja zu einem Sherlock Holmes gemausert zu haben“, brummte die Rothaarige.
Teyla kicherte: „Spätestens jetzt würde jeder es bemerken. Ohne John hätte ich nämlich keine Ahnung, wer dieser Holmes ist. Also, wie lange geht das schon?“
Sora bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, das letzte Mal, dass sie sich so ertappt gefühlt hatte, war als sie zehn Jahre alt gewesen war und ihrem Onkel Harlan den Nachtisch gestohlen hatte.
Unsicher wich sie dem Blick ihrer Freundin aus: „Schon ne Weile.“
„Wie lange ist eine Weile“, bohrte diese neugierig.
„Seit ihr mich damals besucht hab“, gab sie widerwillig an.
Die Andere kicherte.
„Was gibt es da zu lachen?“, murrte Sora.
„Nichts. Ich freue mich für euch. Ehrlich!“, betonte Teyla.
Misstrauisch musterte die Genii ihre Gegenüber: „Aber ich kann mich darauf verlassen, dass das unter uns bleibt, oder?“
„Natürlich“, versicherte sie.

Kaum war Sora durch den Ereignishorizont verschwunden, ließ Weir eine Verbindung mit den Genii herstellen.
Das Wurmloch hatte sich gerade erst etabliert, als Elizabeth schon nachdrücklich ein Vieraugengespräch mit Ladon forderte.
Die Anschuldigungen, die Soras Onkel vorgebracht hatte, bedurften einer sofortigen Klärung. Wenn Ladon tatsächlich ein brutaler Despot und Unterdrücker seines eigenen Volkes war, wollte Elizabeth diese Regierung nicht weiter unterstützen.
Das wollte sie dem neuen Führer der Genii unmissverständlich klar machen.
Ladon ließ sich von seinen Sekretären entschuldigen, er war in einer wichtigen Besprechung, versprach aber am Abend Elizabeth in Atlantis zu besuchen.

„Sie sehen aus wie eine Katze, die gerade eine Maus gefangen hat.“, John sah seine Teamkollegin neugierig an, als er zu ihr hinaus auf den Balkon trat.
„Finden Sie?“, gab sie einsilbig zurück.
„Was habt ihr Mädels vorhin besprochen?“ wollte er wissen. „Wer sagt, dass wir etwas besprochen hätten?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage.
„Sie haben noch nie so lange gebraucht jemanden zum Gate zu geleiten“, erklärte der Colonel.
„Tatsächlich? Ist mir gar nicht aufgefallen.“, sagte sie mit Unschuldsmine.
„Nun kommen Sie schon, Teyla! Lassen Sie nicht alles aus der Nase ziehen!“, beschwerte sich John.
Die Athosianern verzog belustigt das Gesicht: „Das waren nur Frauengespräche, weiter Nichts. Es würde Sie langweilen.“
„Darf ich nicht selbst entscheiden, was mich langweilt und was nicht?“, murrte er.
„Nein“, entgegnete sie kess.
„Als ob Ihnen das nicht auch alles Spanisch vorkommen würde! Fords IDC und das zufällige Treffen. Was hat sie Ihnen erzählt?“, bohrte der Colonel.
„Nichts, was mich überrascht hätte“, erklärte sie und ließ den frustrierten Soldaten allein zurück.

Wie versprochen besuchten Ladon und zwei Leibwächter Dr. Weir am Abend.
Nach einer höflichen Begrüßung im Gateraum, geleitete Elizabeth ihre Gäste in ihr Büro.
„Bitte, nehmen Sie platz“, sie bot den Männern die Stühle an, die sie vorsorglich vor ihren Schreibtisch gestellt hatte.
Sie setzten sich und Ladon kam sofort zum Punkt: „Warum wollten Sie mich so dringend sprechen, Dr. Weir? Meine Berater berichteten mir dass es sich um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit handle. Und das ist zweifellos der Fall, sonst hätten sie nicht darauf bestanden mich noch heute zu sehen. Sind die Wraith wieder im Anmarsch?“
Weir schüttelte den Kopf: „Nein, es gibt im Moment keinen Grund zur Besorgnis und wir alle hoffen, dass es so bleiben wird.“
Sie legte eine kurze Pause ein und wählte ihre Worte mit Bedacht: „ uns sind beunruhigende Berichte zu Ohren gekommen, Ladon. Ich will ganz ehrlich sein, ich traue dieser Person, hoffe aber dennoch dass es sich hierbei nur um ein Missverständnis handelt.“
„Ein Missverständnis? Welcher Art?“, erkundigte sich ihr Gegenüber.
„Es gibt Gerüchte über Unterdrückung und Verfolgung der Opposition, Zwangsarbeit und das alles ist möglich durch Technologie aus Atlantis“, sagte sie.
Für einen Moment sah sie Ladon fassungslos an.
„Sie belieben zu scherzen, Doktor!“, meinte der Führer der Genii, als er sich wieder im Griff hatte.
Elizabeth schüttelte den Kopf: „Ich muss Sie enttäuschen, das sind die Informationen, die wir erhalten haben.“
„Aber das ist doch hanebüchener Schwachsinn und das wissen Sie! Wir haben von Ihnen keinerlei Technologie bekommen, nicht dass wir sie nicht gebrachen, könnten, aber wie können Sie nur ein Wort von dieser Hetze glauben?! Dr. Weir, Sie sind doch eine intelligente Frau! Wer hat Ihnen diesen verleumderischen Mist erzählt?“, fragte Ladon ärgerlich.
„Das ist nicht von Bedeutung, Ladon, von Bedeutung ist nur ob irgendetwas an diesen Anschuldigungen wahr ist“, erklärte Weir sachlich.
„Natürlich nicht! Ich bitte Sie! Wir haben weder hochentwickelte Technologie um diese versprengten Haufen von Kolya einzusperren, noch haben wir genügend Zeit und Personal um sie zu verfolgen. Sie können mich sehr gern begleiten und unsere Gefängnisse inspizieren, ich sage Ihnen die Wahrheit! Allein die Tatsache, dass sie irgendetwas von diesen Dingen in Betracht ziehen, kränkt mich zu tiefst, Doktor“, sagte der Mann erschüttert.
„Ich glaube dass eine solche Maßnahme unnötig ist. Wir hielten diese Aussagen von vornherein für ein Missverständnis, dennoch hielt ich es für notwendig mit Ihnen persönlich über diese Anschuldigungen zu sprechen“, betonte die Leiterin der Expedition.
„Und ich danke Ihnen für die Möglichkeit. Es ist gut zu wissen, dass sie mein Wort noch über das Wort eines, mit Kolyas Propaganda gefütterten, Deserteurs stellen. Darf ich erfahren von wem diese Informationen stammen? Wir möchten schließlich jedes Missverständnis aus der Welt schaffen. Eine Verbreitung dieser Fehlinformation könnte weitreichende Folgen für ihr Volk und das Meinige haben.“, Ladons Ärger war verraucht und seine selbstsichere, fast arrogante Art, hatte wieder die Oberhand gewonnen.
„Es tut mir leid, Ladon, aber ich möchte meine Quelle nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber ich werde ihr Ihre Worte übermitteln, das versichere ich Ihnen“, Weir ließ sich von ihm weder einwickeln noch einschüchtern. Sie glaubte Ladon, wollte jedoch nicht den Fehler begehen und Soras Identität enthüllen. ‚Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste’ hatte ihre Oma schon immer gesagt und bisher hatte die alte Mrs. Weir immer Recht behalten.
„Quelle? Aus Ihrem Mund hört sich das so an als hätten Sie einen Spion zu schützen!“, sein Blick verhärtete sich.
„Ich bin für Offenheit, in allen Angelegenheiten, Dr. Weir. Es enttäuscht mich, dass Sie das nicht ebenso sehen.“, sein Gesicht verwandelte sich in eine harte Maske.
„Ich haben das Gefühl, dass dieses Gespräch beendet ist“, fügte er hinzu und gab seinen schweigenden Begleitern ein Zeichen ihn zurück zum Gate zu bringen.

Nachdenklich kehrte Sora zu Aiden und den beiden Widerstandskämpfern zurück.
Drei neugierige Augenpaare empfingen sie.
„Atlantis hat damit nichts zu tun, das hat Weir mir versichert“, berichtete sie.
„Aber unser Kontaktmann arbeitet in der Regierung, er hat sich das nicht eingebildet!“, empörte sich Harlan.
„Egal was ihr glaubt, sie waren sicher nicht aus Atlantis. Die Atlanter wünschen keinen Kontakt mehr zu unserer Welt“, erklärte Sora.
„Was man nur zu gut verstehen kann, wenn man bedenkt, wie oft ihr versucht, habt die Stadt zu übernehmen“, kommentierte Aiden die Information.
Statt einer Antwort erntete er einen bösen Blick von seiner Gefährtin.

Unruhig spielte Ladon mit einem Bleistift in der Hand. Missmutig starrte er auf den Schreibtisch vor ihm. Dass es ein Leck in den Reihen seiner engsten Vertrauten gab, war offensichtlich und das ärgerte ihn über die Maßen.
Er hatte das Gerücht über die Atlanter nur an zwei Mitarbeiter gegeben und der Verräter hatte prompt angebissen.
Natürlich stammte die neue Technologie nicht aus Atlantis. Dr. Weir hätte lieber mit einem Becher Glasscherben gegurgelt als ihre Technologie mit den Genii zu teilen.
Auf der Suche nach Partnern, die willens waren gegen die Wraith zu kämpfen und ihre Technologie zu teilen waren Ladons Diplomaten unlängst auf die Olesianer gestoßen.
Der Planet hatte gerade erst ein verheerendes Ausdünnen hinter sich gehabt, doch ihre technologischen Ressourcen waren enorm. Aus einem unerfindlichen Grund, über den die neuen Verbündeten nicht sprechen wollten, hatten die Wraith sie über Jahrzehnte gewähren lassen, was ihnen auf allen Bereichen große Fortschritte eingebracht hatte.
Die Genii waren daher schnell zu einer Allianz bereit und übersahen großzügig das merkwürdige Geheimnis, das dieses Volk hütete wie die Glucke ihr Ei.
Bei Ladons Finte hatten die Olesianer gern mitgespielt, sie selbst hatten schlechte Erfahrungen mit den Atlantern gemacht und machten sie für das letzte Ausdünnen im Allgemeinen und Dr. Weir im Speziellen verantwortlich.
Ladon hatte geplant seine engsten Vertrauten zu testen.
Er hatte die Fremden nur seiner rechten Hand Dr. Aslam und seinem Adjutanten Horis als Besucher aus Atlantis vorgestellt.
Ladon knirschte mit den Zähnen. Jemand hatte ihn verraten. Jemand aus seiner engsten Umgebung! Hatte er nicht alles für dieses Volk getan?!
Hatte er nicht zahllose Nächte gewacht und über Gesetzestexte gebrütet?
Diese undankbaren Verräter!
Es schien ihnen nicht zu reichen einflussreiche Posten innezuhaben, nein sie gierten bereits nach mehr!
Wütend griff er nach seinem Brieföffner und rammte ihn mit großer Wucht in die Tischplatte.
Dieser Verräter sollte dafür büßen! Seine verräterische Zunge würde er ihm eigenhändig herausschneiden!
Immer noch erbost rief er nach seinem Leibwächter.
„Ja, Sir?“, der Mann steckte seinen kahlen, schmalen Kopf zur Tür hinein.
„Treten Sie ein und schließen Sie die Tür“, knurrte sein Vorgesetzter.
Der Mann tat wie ihm geheißen und sah Ladon fragend an.
„Ich will, dass Sie überprüfen, wo Aslam und Horis sich in den letzten drei Tagen aufgehalten haben. Ich will alles wissen, wann sie sich die Zähne geputzt haben, wann sie geschlafen haben und wann sie wo zum Klo waren, haben wir uns verstanden?“, bellte der Politiker.
„Vollkommen, Sir“, nickte der Leibwächter.


„Ach jetzt habt ihr auch noch Verbündete in der Regierung! Das wird ja immer schöner! Wenn ihr so toll organisiert seid, warum habt ihr diesen Ladon nicht längst gestürzt?!“, Ford platzte die Hutschnur.
Was die beiden hervorbrachten, klang immer mehr nach Verzweiflungsargumenten.
Sie hatten eingesehen, dass Sora nicht so leicht auf sie hereinfiel und nun bastelten sie sich schnell eine neue Geschichte zusammen.
Sora sah von ihrem Onkel zu Aiden. Sie wollte ihm wirklich glauben.
„Und was ist mit dem Tattoo?“, fragte sie zaghaft in Fords Richtung.
Die Männer am Boden nickten zustimmend.
„Du brauchst nur etwas Tinte und eine spitze Nadel, Sora, die wollen dich über den Tisch ziehen weiter nichts. Du wirst diesen Unsinn doch wohl nicht glauben!“, Aiden war besorgt, dass ihr Onkel sie bereits weich gekocht hatte.
„Nein, natürlich nicht“, sie schüttelte traurig den Kopf. Aiden hatte sicher Recht. Den Rebellen sollte man nicht über den Weg trauen, sie würden selbst die eigenen Mutter verschachern, wenn sie darin einen Vorteil sahen und ihr Onkel gehörte nun einmal zu diesen Leuten, so sehr es sie auch schmerzte.
„Sora!“, Harlans Stimme klang flehend, „du musst uns glauben! Ladon ist nicht der Mann, für den du ihn hältst, schließe dich uns an! Ich kann es dir alles beweisen!“
„Ach ja? Und wie?“, mischte sich Ford wieder ein.
„Wir wollen uns bei Sonnenuntergang mit unserem Informanten treffen, genau hier! Ihr werdet sehen, wir haben die Wahrheit gesagt!“, Hedon nickte um seine Worte zu unterstreichen.
Aiden konnte Soras bittenden Blick fast schon spüren ohne dass er sich umdrehen musste.
Seufzend nickte er: „In Ordnung. Bis zum Sonnenuntergang, aber keinen Moment länger.“

Es waren nur ein paar Stunden vergangen, doch Ladons Leibwächter war bereits mit seinem Ermittlungsergebnis zufrieden.
Ohne zu klopfen, betrat er das Büro seines Chefs, wissend dass er nichts weiter tun würde als unruhig auf Neuigkeiten zu warten.
„Sir, ich habe die Informationen, um die Sie gebeten haben“, kam er auch gleich zum Punkt.
„Hervorragend, was haben Sie herausgefunden?“, fragte der Genii.
„Dr. Aslam war in den letzten drei Tagen in seinem Labor, zu Hause und dreimal zum Mittag essen in der Kasernenkantine, alle drei Tage sind lückenlos auf Band dokumentiert, auf den Überwachungskameras der Kaserne und durch die Überwachungsteams, die sich vor seinem Haus abwechseln“, erklärte der Mann.
Ladon nickte zufrieden: „Gute Arbeit. Und was ist mit Horis?“
„Nun, Sir, Horis Calem ist am Dienstag für ganze drei Stunden auf keiner Überwachungskamera und niemand kann sich erinnern ihn in dieser Zeit gesehen zu haben“, berichtete der Leibwächter.
„Haben Sie schon mit seiner Verlobten gesprochen?“, hakte Ladon nach.
„Habe ich, Sir, auch mit seinen Eltern, seinen Freunden und Kollegen, negativ Sir, niemand hat ihn gesehen“, führte er aus.
„Dieser kleine Mistkerl“, knurrte der Genii „bringen Sie ihn her. Oder noch besser bringen Sie ihn gleich in den Keller, ich werde diesen kleinen Verräter zeigen was bedeutet mich zu betrügen!“

Die Sonne war bereits vor einer ganzen Weile untergegangen. Missmutig lief Ford auf und ab. Auf Soras Bitten waren sie bereits um einiges länger hier, als ihm lieb war.
„Das hat doch alles keinen Zweck“, murrte er zum wiederholten Male.
Sora sah betreten zu Boden. Er hatte Recht und dafür schämte sie sich. Sie schämte sich für ihre Leichtgläubigkeit und vor allem für ihren Onkel, der sie alle genarrt hatte.
Warum tat er so etwas? Aus Angst um sein Leben wohl kaum, sie hatten nicht vor gehabt irgendjemanden zu töten und sie war überzeugt, dass Harlan das wusste.
Hatte er gehofft mit solchen hanebüchenen Geschichten sie auf seine Seite zu ziehen?
Sie seufzte. Was war nur aus ihnen geworden?
Er war ein verwirrter alter Mann, in einer Rebellion, die es eigentlich schon lange nicht mehr gab und sie, sie überfiel Leute wie ihn.
Noch vor wenigen Jahren hatten beide eine glänzende Karriere bei der Armee vor sich gehabt, doch jetzt war das alles Vergangenheit, wie Staub vom Winde fortgetragen.
„Du hast Recht, wir sollten aufbrechen“, sagte die Frau schließlich mit fester Stimme.
Sie schnitt den Männern die Fesseln los: „Ihr könnt gehen wohin ihr wollt, aber lasst uns erst verschwinden.“
„Aber Sora, er kommt! Ganz sicher“, die Stimme des alten Mannes klang weinerlich.
„Tut mir leid, Onkel, aber dieses Mal kann ich dir einfach nicht glauben“, ihre Stimme krächzte, so schwer fiel es ihr nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen.
Sora hatte das Gefühl ihn zu verlieren. Jede seiner Lügen und Bitten trieb sie weiter fort von ihm.
Sie lief zum Gate, das Aiden bereits aktiviert hatte und sah sich noch ein letztes Mal um ehe sie durch den Ereignishorizont schritt und verschwand.

Der Mann sah aus als wäre er ein Schlachter. Die Kleidung war voller Blut auch seine Hände, Arme und Gesicht waren besudelt. Das lange, scharfe Messer in seiner Hand war ebenfalls verschmutzt. Doch sein Gesicht spiegelte die Genugtuung eines Boxers nach einem gewonnen Titelfight wider.
Hinter ihm wurden die Überreste seines Gegners fortgeschafft. Er würde verschwinden und verschwunden bleiben nur das kleine Tütchen in Ladons Hand würde an ihn erinnern.
Ein Tütchen mit einer Zunge, zur Warnung.

Die Männer standen noch nicht lange genug im Dunkel der hereingebrochenen Nacht als dass sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, als sich erneut ein Wurmloch etablierte.
Wenige Augenblicke später stürmte eine bewaffnete Einheit Soldaten durch den Ereignishorizont.
Harlan und Hedon waren zu überrascht um auch nur zu reagieren.
Mit aufgerissenen Augen starrten sie die Männer an und ihnen wurde bewusst, dass sie verraten worden waren.
Angstvoll erstarrt sahen sie ihren bewaffneten Gegnern entgegen, als die Geschosse ihre Schädel zerschmetterten.

Schweigend hatten sie das Lager für die Nacht aufgeschlagen, was ihnen mehr schlecht als recht bei der Dunkelheit gelang.
Erst als sie ein kleines Feuer entfacht hatten, begann Aiden sich zu entspannen. Diese Genii waren ihm unheimlich gewesen. Sie waren verdammt überzeugend für Lügner gewesen, fast wären sie auf die beiden hereingefallen. Er schüttelte stumm den Kopf. In Zukunft mussten sie noch vorsichtiger Fremden gegenüber sein.
Sora, die die ganze Zeit über keine Ruhe gefunden hatte, ließ sich nun endlich auch neben ihm nieder und starrte in die Flammen.
Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie fühlte sich verraten.
Auf einmal fühlte sie sich allein. Der Bruch mit ihrer Vergangenheit, dem letzten Mitglied ihrer Familie war nun endgültig.
Kälte kroch durch ihre Glieder und griff nach ihrem Herzen.
Fröstelnd kuschelte sie sich an Aiden.
Sie genoss seine Wärme und die Stille.
Sora war dankbar dafür, dass er ihr die Möglichkeit ließ, ihre Gedanken etwas zu ordnen ehe und sie nicht zum Sprechen drängte.
Eine einzelne Träne bahnte sich einen glänzenden Weg über ihre Wange.
„Weißt du, es ist als hätte ich ihn verloren, als wäre er gestorben. Ich… ich fühle mich so furchtbar allein. Bitte, versprich mir, dass du mich nie allein lassen wirst“, bat sie mit bebender Stimme.
Sanft strich er ihr über die roten Locken: „Niemals. Versprochen.“

weiter: Kapitel 3

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