Er rannte den Gang entlang. Der Aufruhr, de durch das Erscheinen der Daedalus ausgelöst worden war, half ihm unentdeckt zur Transportkammer zu gelangen. In diesem Moment verfluchte er seine Entscheidung McKay zurückgelassen zu haben.
Diese Technologie war ihm fremd, sie erinnerte mehr an die Asgard-Beam-Technologie als an das ihm bekannte Ringtransport-System.
Zu allem Überfluss handelte es sich um diese merkwürdige Hybridtechnik, mit teils lebenden Einsätzen, die den Transporter mit dem lebenden Schiff verbanden.
Konzentriere dich!, forderte er sich selbst auf.
Es hatte nur eines Messerwurfes bedurft um sie aus der Zelle zu befreien. Wieso also sollte er den Transporter nicht bedienen können?
Noch dazu, wenn es um das eigene Überleben ging. Rodney hatte unter derartigem Druck mehr als einmal dem Team den Hintern gerettet. Rodney, er hätte dieser plappernden Nervensäge wohl doch öfter zuhören sollen.
In der Mitte des Raumes stand ein pulsierender Kristall, um den sich die Nerven des Schiffes wie Würgeschlangen wandten.
Irgendwo in dem Durcheinander entdeckte Aiden etwas, das ihn an ein DHD erinnerte.
Zögerlich tippte er eine ihm wohl bekannte Adresse ein. Ein helles Licht leuchtete auf. Unsicher griff Ford nach seinem IDC-Gerät und übermittelte einen Code.
Unautorisierte
Aktivierung von außen, hallte die Stimme eines Technikers
im Gateraum wider. Haben wir einen IDC?, erkundigte
sich Weir besorgt.
Gerade erst hatte sei von Caldwell erfahren, dass Ronon, Teyla und
der Colonel wohl auf waren und sich an Bord der Daedalus befanden.
Auch Rodney, so hoffte Carson, würde sich wieder erholen.
Weiteren Ärger wollte sie tunlichst vermeiden.
Ja. Maam, nickte der Mann.
Weir lächelte zufrieden: Iris öffnen!
Äh, Maam ich weiß nicht, ob das so eine gute
Idee ist
wandte er ein.
Wieso? Stimmt etwas nicht?, erkundigte sich Elizabeth.
Es ist ein ungültiger Code, erklärte der Mann.
Ungültig?, hakte sie nach.
Er hat Lieutenant Ford gehört meinte er gequält.
Lassen Sie ihn durch und schicken Sie ein Sicherheitsteam
in den Gateraum, ordnete sie an.
Nickend führte der Techniker ihre Anweisungen aus.
Aiden
durchschritt lässig das Gate. Wenigsten äußerlich
wollte er den Eindruck erwecken, dass er sich keiner Schuld bewusst
war und dies lediglich ein Freundschaftsbesuch war.
Ford ignorierte die Wachen, die ihre P90 auf ihn gerichtet hatten.
Weir trat ihm entgegen.
Elizabeth! Schön Sie zu sehen, Aiden hatte absichtlich
ihren Vornamen verwandt, um deutlich zu machen, wie wenig Angst
und auch Respekt er vor ihr hatte.
Aiden, lächelte Weir kalt.
Ihr war wohl bewusst, was er mit seiner Anrede bezweckt und sie
würde ihm beweisen dass, wenn es jemanden gab, vor dem der
junge Lieutenant Respekt haben sollte, das noch immer sie war.
Was führt Sie zurück nach Atlantis?, fragte
sie und schob ihn mit eingefrorenem Lächeln die Stufen zu ihrem
Büro hinauf.
Also, was wollen Sie?, fragte sie ernst. Elizabeth hatte
das künstliche Lächeln abgelegt und sah ihn misstrauisch
an.
Muss man etwas Bestimmtes wollen, wenn ich meine Lieblingskollegen
besuchen will?, gab Ford vergnügt zurück.
Langsam begann ihn die Situation zu amüsieren. Die große
Dr. Weir fürchtete sich vor ihm! Er, der Soldat, den sie nie
wirklich wahrgenommen hatte.
So? Und warum zogen Sie es vor nicht allzu langer Zeit vor,
sie zu entführen und unter Drogen zu setzen, statt uns zu besuchen?,
gab sie ärgerlich zurück.
Nun, die Dinge haben sich geändert, erklärte
Ford gelassen.
Oh, ja, das haben sie! McKay wäre fast an ihrem Enzym
gestorben! Nenn Eie mir einen Grund warum ich Sie nicht sofort festnehmen
lassen und wegsperren sollte! Denn, glauben Sie mir Lieutenant,
genau das wird Ihnen blühen, wenn Sie mir keinen wirklich triftigen
Grund nennen können!, fauchte Elizabeth.
Meine unvergleichliche Persönlichkeit?, das Enzym
zeigte seine Wirkung. Aiden hatte nicht die geringste Ahnung, auf
welch dünnem Eis er sich bewegte.
Sicherheit!, rief Dr. Weir.
Sogleich erschienen zwei muskulöse Kerle in der Tür, bereit
Ford aus dem Büro, zur Not auch gewaltsam, zu entfernen.
Hey, immer mit der Ruhe!, meinte Ford in ihre Richtung,
dann wandte er sich wieder an Weir:Ich weiß, wo sie
sich zum nächsten Ausdünnen treffen
Mit einer Handbewegung hielt Weir die beiden Sicherheitsleute auf.
Wo?
Nun, das erfahren Sie wenn es soweit ist, meinte Aiden,
endgültig sein Poker Face aufsetzend.
Er
ist hier?, Sheppards Kinnlade sackte in Richtung Tischplatte.
Das Team hatte sich, abgesehen von Dr. McKay, im Konferenzraum für
das Debriefing eingefunden.
Ja, bestätigte Dr. Weir.
Wo?, wollte Ronon wissen, der nicht übel Lust hatte
sich den kleinen Junkie vorzuknöpfen. Ford hatte schließlich
ihrer aller Leben fahrlässig aufs Spiel gesetzt.
In einer Zelle, erklärte Liz.
Er wird bewacht, er hat keine Chance zu entwischen,
ergänzte sie.
Ronon zeigte sich zufrieden doch sowohl Sheppard als auch Teyla
schienen mit dieser Regelung nicht zufrieden.
Auf diese Art und Weise wird er uns noch weniger trauen als
vorher, wandte Teyla ein.
Sheppard stimmte ihr zu: Wir können ihn dort nicht lassen.
Er ist etwas verdreht, ja, aber im Grunde versucht er die Wraith
wie wir zu bekämpfen.
Verdreht? Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt? Rodney
ist fast gestorben und ist noch immer nicht über den Berg!
Glauben Sie ich, lasse diesen Verrückten hier frei herumlaufen?!
Wer weiß was für brillante Ideen er als Nächstes
aus dem Hut zaubert! Ich werde nicht die Sicherheit von Atlantis
aufs Spiel setzen nur weil ein ehemaliges Teammitglied auf eine
fixe Idee kommt!, erklärte Weir barsch.
Er ist noch IMMER Teil meines Teams, Elizabeth!, John
stellte sich schützend vor den ehemaligen Lieutenant.
Solange ich diese Expedition leite, wird er in der Zelle verbleiben,
COLONEL! Sie können jetzt gehen, sie verwies den Militär
des Raumes.
Sheppard warf ihr einen vernichtenden Blick zu, verließ dann
aber weisungsgemäß den Raum.
Das
Team trennte sich, jeder ging seinen Aufgaben nach, während
Carson weiter um das Leben seines Freundes kämpfte, auch wenn
immer klarer wurde, dass der zähe Kanadier das Ringen gewinnen
würde.
Am Abend sah Teyla nach ihrem Teamkameraden.
Dr. Beckett, grüßte sie den Doktor, der noch
immer die Hand seines Freundes hielt.
Teyla, flüsterte er mit matter Stimme.
Wie geht es ihm?, wollte sie wissen.
Carsons Gesicht war von Sorgen gezeichnet, doch er schaffte es dennoch
zu lächeln: Es wird etwas dauern, doch er wird wieder.
Das Fieber ist gesunken und er hat mich schon seit zwei Stunden
nicht mehr angeschrien. Sein Gesicht verzog sich zu einem
bitteren Grinsen.
Sie sollten sich ausruhen, Carson, Teyla legte sanft
ihre Hand auf seine Schulter.
Später meinte der Doktor matt.
Ich werde hier sein, Carson, versuchte sie ihn zu überreden.
Doch Beckett schüttelte den Kopf: Vielen Dank, aber nein.
Ich muss hier sein, wenn er aufwacht.
Teyla warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, beließ es aber
dabei.
Aiden
saß auf der Pritsche und starrte missmutig auf den Boden.
Das war nun wirklich nicht der Empfang, den er erwartet hatte. Zumindest
seine Informationen hätten doch ein angenehmeres Nachtlager
herausschlagen sollen.
Die Wachen an der Tür sahen finster drein, dabei war es kaum
ein Jahr her, dass er die Männer noch befehligt hatte. Was
hatte Weir den Männern wohl gesagt? Oder war es Bates gewesen?
Was war überhaupt aus ihm geworden?
Diese Frage hatte ihn lange nicht gekümmert. Warum auch? Das
Einzige, was gezählt hatte, war das Überleben. Nun war
er wieder hier. Und die ganzen Erinnerungen schlugen über ihm
zusammen wie Wellen auf einem stürmischen Meer. Kein Enzym
war greifbar, das ihm diese Mischung aus Trauer und Scham ersparen
konnte. Bastarde!
Lasst
die Finger von mir! Ich sagte Hände weg ihr Hundesöhne!,
Rodneys Stimme schallte schon früh am Morgen durch die Krankenstation
so laut, dass Elizabeth sein Fluchen auf dem Gang hören konnte.
Sie eilte zu Carson, der seine liebe Mühe hatte den tobenden
Dr. McKay im Zaum zu halten.
Elizabeth!, rief dieser lauter als nötig gewesen
wäre.
Dieser Kerl versucht mich umzubringen!, fuhr er fort.
Mehrere Krankenschwestern und Pfleger waren dem Doktor zu Hilfe
geeilt und halfen den um sich schlagenden Rodney am Bett zu fixieren.
Sehen Sie!, keuchte Rodney mit hochrotem Gesicht.
Carson, was geht hier vor sich?, fragte Weir besorgt.
Nicht, dass sie ein Wort aus Rodneys Mund Glauben schenken würde,
doch die Tatsache, dass Carson seinen Patienten fixieren, musste
beunruhigte sie.
Es ist schlimmer geworden, brachte der Schotte schnaufend
hervor.
Er leidet an Wahnvorstellungen und reagiert gewalttätig,
wir mussten
, rechtfertigte sich Beckett.
Sie müssen mir Ihre Handlungen nicht erklären Carson,
ich bin überzeugt, dass der Doktor bei Ihnen in besten Händen
ist, beruhigte sie ihn.
Mich verwundert nur die rapide Verschlechterung, hatten Sie
nicht gesagt, dass sich sein Zustand stabilisiert?, erkundigte
sie sich.
Es hat uns alle überrascht, gab Carson betroffen
zu, wir sind aber der Meinung, dass sich sein Zustand bald
verbessern wird, wenn wir etwas von dem Enzym extrahiert haben,
das der Lieutenant bei sich hatte.
Sie wollen ihm Enzym geben?, Elizabeth erschrak.
Nur eine winzige Dosis um seine Schmerzen zu lindern,
erklärte Carson sachlich.
Woher haben Sie das Enzym?, bohrte Dr. Weir.
Es wurde bei Lieutenant Ford gefunden, als man ihn durchsuchte.
Die Marines haben es mir übergeben, berichtete der Schotte.
Natürlich, dieser kleine Mistkerl würde niemals länger
an einen Ort gehen, an dem keine Wraith lebten, ohne sich dem entsprechend
zu versorgen.
Tun Sie was Sie für richtig halten, sagte Weir
auf einmal zornig.
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ eilig die
Krankenstation. Dem Mistkerl würde sie beweisen, dass Sie hier
das Sagen hatte. Diese Lektion würde er hoffentlich nicht so
schnell vergessen!
Wollen Sie denn gar nichts tun? Elizabeth!, rief der
Physiker aus dem Bett. Als er seine Vorgesetzte verschwinden sah.
Noch
immer starrte Aiden auf den Fußboden. Er hatte diesen Ort
schon immer gehasst. Es war einfach zu kalt hier. Das helle Licht,
die weißen Wände und das Kalte hellblau der bespannten
Pritsche ließen jeden Besucher frösteln. Doch er war
alles andere als ein Besucher. Er war ein Gefangener, in seinem
eignen Gefängnis. Welch Ironie!
Polternd wurde die Tür zum Zellentrakt aufgestoßen. Die
beiden Wachen hatten Mühe mit ihrer Vorgesetzten Schritt zu
halten. Weir legte ein höllisches Tempo vor, das die Wachen
zu einem fast grotesk stolpernden Gang zwang. Rasch und entschlossen
erreichte sie Fords Zelle und verlangte mit einer unmissverständlichen
Geste deren Öffnung.
Die Soldaten kamen ihrem Wunsch umgehend nach.
Welch hoher Besuch, frotzelte Ford. Doch etwas in ihrem
Blick ließ ihn verstummen. Etwas war passiert. Diesen Ausdruck
hatte Ford nur ein einziges Mal in ihrem Gesicht gesehen, als man
beschlossen, hatte Atlantis zu zerstören. Es war keine Wut,
diesen Punkt hatte diese Expeditionsleiterin längst überschritten.
Was er in ihrem Blick sehen konnte, war blanker, kalter Hass.
Mit
einer raschen Bewegung nahm Elizabeth einem der Soldaten seine P90
ab. Verwirrt und entsetzt starrte er Dr. Weir an. Doktor
was?,
mit einer Handbewegung brachte sie den Mann zum Schweigen und deutete
stattdessen mit dem Lauf der halb automatischen Waffe auf Ford.
Sie kommen mit mir.
Aiden hütete sich etwas zu erwidern. Seine Position hatte sich
innerhalb der letzten Stunden rapide gewandelt. Was zur Hölle
musste passiert sein, dass es Elizabeth derart aus der Fassung gebracht
hatte?
Tausend Szenarien wurden hinter seiner Stirn lebendig.
Unwirsch stieß sie Ford vor sich her, stets die Mündung
der P90 zwischen seinen Schulterblättern haltend.
Schon bald erkannte Aiden den Weg, den sie einschlugen. Er war ihn nur allzu oft selbst gegangen oder sogar getragen worden. Sie befanden sich auf dem Weg in die Krankenstation. Schon einige Meter vor dem Eingang zum Krankenlager des Komplexes roch Aiden den stechenden Geruch von Desinfektionsmitteln. Ja, es gab keinen Zweifel, wohin ihn die Expeditionsleiterin bringen wollte. Doch warum nur?
Noch
immer folgten ihnen die Wachen mit einem recht verzweifelten Gesichtsausdruck.
Sollten sie den Colonel verständigen? Oder war das alles abgesprochen?
Ohne ihr Wissen?
Es war ungewöhnlich doch nicht ausgeschlossen.
Passanten
drehten sich neugierig zu den merkwürdigen Spaziergängern
um. Ihre Beunruhigung hielt sich in Grenzen, als sie erkannten,
dass Dr. Weir die Waffe hielt. Elizabeth war für ihre ungewöhnlichen
Methoden bei ihren Kollegen bekannt. So nahmen die meisten von ihnen
diesen Zwischenfall einfach kopfschüttelnd zur Kenntnis.
Nur einer nicht. Dieser Mann freute sich sogar diebisch über
den neuerlichen Beweis von Dr. Weirs Unfähigkeit.
Umgehend verständigte Dr. Kavanaugh Colonel Sheppard.
Rein
da!, rüde stieß Elizabeth den ehemaligen Lieutenant
die letzten Schritte in die Krankenstation hinein.
Elizabeth! Was tun Sie da!, entsetzt starrte Carson
seine Vorgesetzte an.
Sein Personal war erstarrt.
Halten Sie den Mund, Carson, ich weiß schon, was ich
tue!, gab sie wütend zurück.
Ford stolperte einige Schritte weiter, ehe er vor einem Bett zu
stehen kam.
Sprachlos musterte er den Patienten, der sich in Fieberkrämpfen
hin und her warf, soweit es seine Fesseln erlaubten.
Der kanadische Wissenschaftler war an sein Bett fixiert und brabbelte
in Fieberträumen vor sich hin.
Fassungslos sah Ford von Rodney zu Elizabeth.
Sehen Sie nicht zu mir, schauen Sie sich ihn an! Sehen Sie
genau hin! Das ist es, was Ihr Enzym ihm angetan hat! Es ist Ihre
Schuld
Elizabeth!, entsetzte sich Carson, so können
Sie das doch nicht sagen.
Ich kann und ich werde! Wäre er nicht gewesen, wäre
Rodney nie auf die Idee gekommen dieses Teufelszeug zu nehmen! Es
IST seine Schuld, wies Liz ihn zurecht.
Der Schotte verstummte.
In diesem Moment stürmte Colonel Sheppard auf die Krankenstation.
Im ersten Moment blieb er ungläubig stehen, dann breitete sich
Zornesröte auf seinem Gesicht aus.
Ich kann es nicht fassen! Elizabeth! Was zum Teufel ist mit
Ihnen los?, fuhr er seine Vorgesetzte an.
Nehmen Sie die verdammte Waffe runter!, kommandierte
er.
Sie sah ihm wütend an: Niemals, er soll sehen, was er
angerichtet hat!
Er kann auch ohne eine geladene Waffe im Rücken sehen,
was Sache ist. Geben Sie sie mir, er hielt Liz die Hand entgegen.
Kommen Sie, die brauchen Sie jetzt nicht mehr, sagte
Sheppard beschwörend. Unendlich langsam, so kam es John vor,
senkte Elizabeth, die P 90 in ihrer Hand und gab, sie dem militärischen
Leiter von Atlantis.
Es tut mir leid, hauchte sie. Dann rannen bereits die
ersten Tränen über ihr Gesicht.
Es tut mir wirklich leid, John, krächzte sie ich
wollte doch nur
er sollte
ich war so wütend.
Sheppard gab die Waffe einem der Soldaten und nahm Elizabeth tröstend
in den Arm.
Ist ja gut. Es ist vorbei, alles ist wieder gut, beruhigend
strich er ihr mit der Rechten über ihren Rücken.
Langsam entspannten sich Dr. Beckett und sein Personal wieder. Vorsichtig,
als könne Liz nach ihrem Auftritt einen Nachschlag liefern,
nahmen die Männer und Frauen ihre Arbeit wieder auf.
Carson schenkte den beiden ein warmes Lächeln, außer
ihm schien auch John erkannt zu haben, wie viel Elizabeth der Kanadier
bedeutete.
Während
Liz Tränen langsam versiegten und die Expeditionsleiterin
ihre Fassung wieder gewann, gewahrten Carson, John und Liz eine
weitere leise Stimme.
Überrascht sahen sich die Drei um. Mit einer Handbewegung bedeutete
Sheppard den Wachen vor der Krankenstation Aufstellung zu nehmen,
während seine Hand zu seiner Waffe wanderte. Er konnte die
Worte nicht verstehen, dennoch verunsicherten sie ihn, da er ihren
Ursprung nicht ermitteln konnte.
Doch der Colonel brauchte nur wenige Schritte, um herauszufinden,
wer dort mit zitternder Stimme einen schluchzenden Monolog führte.
Zu seiner Überraschung entdeckte er Aiden, der sich über
Rodney gebeugt hatte und Tränen überströmt die Hand
seines ehemaligen Teamkameraden hielt.
Es tut mir so leid, das habe ich nicht gewollt, flüsterte
er mit gebrochener Stimme.
Rodneys
Zustand hatte Ford sichtlich erschüttert. Seine Selbstsicherheit
war verpufft wie ein Vampir bei Sonnenlicht. Widerstandslos hatte
er sich in seine Zelle zurückbringen lassen und kein Wort mehr
gesprochen.
Das war es also gewesen, was Elizabeth zur Weißglut getrieben
hatte. Aiden hätte sich nicht vorstellen können, dass
die beiden bereits ein derart enges Verhältnis hatten. Normalerweise
ergriffen die Leute die Flucht, wenn Rodney in ihrer Nähe den
Mund öffnete. Was weniger an Mundgeruch als mehr an seinen
endlosen Tiraden lag.
Ford für seinen Teil hatte ebenfalls Probleme mit Rodneys Monologen
gehabt, dennoch hatte er stets zu ihm aufgesehen. Für ihn war
der Kanadier so etwas wie ein großer, schlauer Bruder, der
auf alles eine Antwort hatte. Nicht, dass er das jemals zugegeben
hätte. Ihn so zu sehen brach ihm das Herz. Es war alles seine
Schuld! Welcher Teufel hatte ihn geritten die Atlanter mit seinen
Plan einzubeziehen?!
Es war alles so logisch gewesen, wenn John und Rodney dabei waren
konnte, doch niemals etwas schief gehen! Er vergrub sein Gesicht
in den Händen. Er würde es sich niemals verzeihen können,
würde Rodney etwas zustoßen. Nein, es war ihm bereits
etwas zugestoßen, er war ihm zugestoßen! Er und sein
wahnwitziger Plan!
Nun mussten sie ihn wirklich alle für verrückt halten.
Ford der Irre. Genau das hatte er verhindern wollen. Als der Schmerz
ihn schier zu übermannen schien, griff er in seine Tasche,
in der er normalerweise Enzym mit sich führte. Doch da war
Nichts. Keine Erlösung von seiner Pein. Er war hier allein,
ohne Enzym. Vielleicht war das die eigentliche Bestrafung. Sie brauchten
ihn nicht zu foltern, die Isolation und sein geschundenes Gewissen
waren schlimmer als Folter. Viel schlimmer.
Kavanaugh
erntete in diesem Moment die Früchte, seiner Arbeit. Zufrieden
sah er Ford nach, den die zwei Wachen zurück in den Zellentrakt
brachten, und wartete selbstzufrieden darauf, dass Dr. Weir das
gleiche Schicksal zuteilwurde. Doch er wartete vergebens. Nachdem
die gedämpften Stimmen in der Krankenstation verklungen waren
verließen John und Elizabeth gemeinsam den Raum. John hatte
seine Hand schützend auf Liz Schulter gelegt. Sie ließ
es geschehen ob aus Erschöpfung oder einfach dem Wunsch nach
menschlicher Nähe, wusste Dr. Kavanaugh nicht zu sagen. Doch
dies war sicher nicht die eigentliche Verfahrensweise, mit
der man Terroristen festnahm.
Ein giftiger Blick traf Sheppard: Fraternisieren Sie jetzt
mit dem Feind?
Halten
Sie die Klappe, Kavanagh, fuhr ihn der Colonel an.
Die Situation ist bereinigt, kein Grund einen Staatsakt daraus
zu machen.
Ich bin gespannt, ob Colonel Caldwell das genauso sieht, wenn
die Daedalus wieder hier ist!, plusterte er sich auf.
Sie wissen, dass es beim Militär üblich ist, Whistle
Blower die Toiletten mit einer Zahnbürste schrubben zu lassen,
nicht wahr, Doc?, grinste Sheppard.
Das
das glaube ich nicht! Sie bluffen doch nur!,
unsicher sah Kavanagh den Soldaten an.
Möchten Sie das herausfinden?, fragte dieser provozierend.
Das
Zittern hatte am Morgen eingesetzt. Die Wachen wussten nicht, wie
ihnen geschah, als sie den Lieutenant zuckend am Boden seiner Zelle
fanden. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
Carson war wenige Minuten später da und erkannte sofort: Entzugserscheinungen.
Er seufzte: Neben McKay müsste noch ein Bett frei sein.
Das
monotone Piepsen und das Gefühl etwas Pelziges im Mund zu haben,
weckte Ford.
Er blinzelte einige Male, bis er erkannte, dass er auf der Krankenstation
war.
Er erkannte Sheppard der an seinem Bett saß.
Sir?, krächzte Aiden etwas verwirrt.
Nicht sprechen, Lieutenant, ermahnt ihn John. Schwester,
bitte bringen Sie dem Lieutenant ein Glas Wasser!
Erst als er es greifen wollte, fielen ihm die Fixierungen auf. Ärgerlich
zog Aiden daran. Von Sheppard erntete er einen tadelnden Blick.
Mürrisch ließ er sich von John das Wasser einflößen.
Was soll das Theater?, maulte er ärgerlich, als
Ford wieder Herr seiner Stimme war.
Carson fürchtete um seine Sicherheit, was man ihm nicht
verdenken kann, er deutete vielsagend auf den Patienten, der
im Nachbarbett schlief.
Der Kanadier hatte dem Schotten schon einige schwere Nächte
beschert.
Ich verstehe, Aiden nickte geknickt.
Wie geht es ihm?, er deutete mit dem Kinn auf Rodney,
der selig schlief. Langsam rann eine Spur Speichel seine Wange herab.
Besser, meinte Sheppard schmunzelnd.
Der Doc meint er müsste in ein paar Tagen wieder auf
den Beinen sein, seine neue Therapie schlägt gut an,
berichtete der Colonel.
Aiden nickte vielsagend: Und was ist mit mir?
Erzählen Sie mir nicht, dass sie nicht der zähe
Hund sind, für den ich sie halte, grinste John.
Doch schlagartig wurde er wieder ernst: Wann genau findet
das Ausdünnen statt, Aiden? Sie müssen es uns sagen!
Wieso?, fragte er misstrauisch. wollen Sie die
Welt retten und mich auf der Krankenstation verrotten lassen? Ich
werde Ihnen gar nichts sagen!
Ärgerlich versuchte er sich von Sheppard wegzudrehen.
Lieutenant, helfen Sie uns!, beschwor ihn Sheppard.
Nennen Sie mich nicht so! Ich gehöre schon lange nicht
mehr hier her. Auf der Erde hätten Sie mich längst vor
ein Kriegsgericht gestellt und unehrenhaft entlassen. Wir wollen
doch nicht die guten alten Grundsätze vernachlässigen,
Colonel, sagte er mehr schwach als wirklich bissig.
Mit seiner Kraft war auch sein Widerstand gewichen, diese Worte
waren offensichtlich nur ein schwacher Versuch seine Entschlossenheit
zu demonstrieren. Er wollte wieder dazu gehören, glaubte aber
nicht akzeptiert zu werden, falls man ihn bei dieser Mission ausschloss,
das spürte Sheppard.
Sanft fuhr er fort: Aber auch auf der Erde gelten mildernde
Umstände. Ihr Willen uns zu helfen zum Beispiel. Ich versprechen
Ihnen, Aiden. Wir werden Sie nicht hier lassen
. Wir brauchen
Sie schließlich da draußen.
Aiden zögerte, bevor er fragte: Wie lange bin ich schon
hier?
Etwa drei Stunden, antwortete John.
Gut, nickte Ford. Es schien ihn zu beruhigen, dass er
nicht mehr Zeit verloren hatte.
In drei Tagen, sagte er dann.
Wo?, hakte John nach.
Akanea, Teyla weiß die Adresse, seufzte Ford.
Wir
müssen die Bevölkerung warnen, bestimmte Elizabeth.
Sheppard, Sie und Teyla übernehmen das. Lorne und Ronon
werden die Evakuierung vorbereiten, Zelenka, Sie übernehmen
die Überwachung des Transports zum Festland, Dr. Weir
hatte sich und die Situation wieder vollkommen im Griff.
Wir sollten Aiden irgendwie einbeziehen, warf Sheppard
ein, ich habe es ihm versprochen. Für ihn wäre das
wie eine Art Rehabilitation.
John, wenn wir die Leute früh genug von dort fort bekommen,
besteht keine Notwendigkeit für eine Auseinandersetzung mit
den Wraith. Alles andere währe fahrlässige Gefährdung
von Personal. Außerdem gehört er ins Bett und nicht auf
einen fremden Planeten, erklärte Dr. Weir.
Elizabeth, er würde sich als nutzlos empfinden und so
schnell und weit von Atlantis fliehen, wie er nur kann, sobald er
wieder auf den Beinen ist, gab John zu bedenken.
Na schön, seufzte Liz,Lassen Sie sich was
einfallen.
Sheppard
verbrachte die nächste Stunde grübelnd in seinem Quartier.
Dann schnappte er sich seine Uniform und stellte einen kleinen Trupp
zusammen, ehe er Aiden auf der Krankenstation aufsuchte.
Wollen Sie uns noch immer etwas beweisen? Jetzt haben Sie
die Chance, er warf ihm eine Uniform auf das Krankenbett.
Trotz der Tatsache dass Ford noch reichlich wackelig auf den Beinen
war, ließ er sich das nicht zwei Mal sagen und schlüpfte
so behände wie es sein Zustand zuließ, in die Uniform
und nahm von John die P90 entgegen.
Fragende Blicke streiften die beiden, als sie gemeinsam, wie in
alten Zeiten, die Gänge zum Stargate hinab marschierten.
Der Trupp, bestehend aus Lorne, Ronon, Teyla, Sgt. Myers, Ford und
Sheppard selbst setzte sich in Bewegung, als sich das Wurmloch etabliert
hatte.
Der
Planet auf der anderen Seite war waldreich und von sattem Grün.
Nur wenige Planetenbewohner waren zu entdecken. Kaum näherte
sich das Team diesen, erkannten sie wieso: Die Planetenbewohner
hatten sich auf ein Leben in den hohen Bäumen eingestellt.
Eine ganze Stadt war im Schutz der Baumwipfel verborgen.
Hey, ihr da oben, rief Sheppard wenig diplomatisch,
wir sind Freunde, wir wollen nur mit euch reden! Ist es okay,
wenn wir raufkommen oder besser noch ihr herunterkommt?
Tuschelnd tauschten sich die Planentenbewohner aus dann rief einer:
Kommt herauf!
Ächzend kletterte einer nach dem anderen die wackelige Strickleiter
hinauf, die man ihnen herabgelassen hatte.
Oben angekommen begrüßte sie der Bürgermeister freundlich
und lud sie in seine Hütte ein.
Es war ein karges, schaukelndes Gebäude, das nicht nur bei
McKay Höhenangst auslöste, auch John konnte nur daran
denken wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
Teyla fasste sich daher kurz: Es ist sehr freundlich, dass
Sie uns hier empfangen, Sir.
Oh, nennen Sie mich doch Olin, junges Fräulein. Wir freuen
uns immer über Besucher nur trauen sich die meisten nicht zu
uns hinauf, manche bemerken uns nicht einmal. Aber wir ziehen es
vor hier oben zu wohnen wo uns die Grishnakur, die Feinde
der Vorfahren nicht finden, erklärte er fröhlich.
Olin, das ist genau der Grund, aus dem wir kommen. Die Grishnakur
sind auf dem Weg hierher. Wir sind hier um euch zu warnen,
berichtete die Athosianerin.
Olin wurde kreidebleich: Das, das muss ein Irrtum sein, die
Grishnakur sind schon eine Ewigkeit nicht mehr hier gewesen,
eine ganze Generation ist geboren worden und fand ihre Ruhe im Boden
seit sie
Magaia! Was haben wir nur getan um dich
so zu verärgern!, der Mann streckte die Hände gen
Himmel und flehte um Vergebung.
Olin, Olin! Wir sind hier um euch zu helfen, wir werden euch
Zuflucht gewähren, bis die Grishnakur fort sind,
versprach Teyla.
Magaia sei Dank!, er umarmte sie stürmisch.
Hastig rief er die Bewohner zusammen und diese eilten ihre Habseligkeiten
zu packen.
Es dauerte nur wenige Stunden, bis die Menschen ihre sieben Sachen
beisammenhatten und am Stargate warteten.
Während Lorne die Adresse von Atlantis wählte, wandte
sich Olin an Sheppard: , woher in Magaias Namen
wusstet, ihr dass die Grishnakur auf dem Weg sind?
John lächelte verschmitzt: Sie haben einen guten Schutzengel.
Fragend sah ihn der Mann an.
Lieutenant Ford hier, hat die Informationen von einem Hiveschiff
gestohlen, dabei klopfte er dem Kollegen kumpelhaft auf die
Schulter.
Magaia möge Sie segnen, Sie und Ihre Kinder
und Kindeskinder!, überschwänglich drückte
er den jungen Mann, der sich so viel Dankbarkeit gar nicht erwehren
konnte.
Wenige
Minuten später hatten viele fleißige Helfer alle Hände
voll zu tun die Akaneaner unter zu bringen.
Währenddessen stand Ford nachdenklich im Gateraum.
John bemerkte den Soldaten und trat zu ihm: Ein gutes Gefühl,
nicht wahr?
Aiden nickte: Unbeschreiblich.
Dann meinte er etwas kleinlaut: Es gibt so viele Menschen,
bei denen ich mich entschuldigen muss.
Am besten sie fangen bei ihm an, John deutete auf einen
verkatert aussehenden Rodney McKay, der mit einem Laptop bewaffnet
über den Flur lief.
Ford nickte: Ja, Sir, das wäre sicherlich das Beste.
Dann setzte er sich in Bewegung, das kommende Gespräch wäre
sicherlich kein Zuckerschlecken.
Ach Aiden, rief ihm der Colonel nach. Ford wandte sich
verwundert um.
Willkommen zurück, lächelte John.
ENDE