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Atlantis, Mittelerde und andere Legenden von Selana

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8. Minas Tirith

Eine einsame Gestalt stand auf dem obersten Felsvorsprung des Berges, in den die Weiße Stadt gebaut worden war. Wie ein Keil oder der Bug eines Schiffes stieß dieser nach vorne und erlaubte einen überwältigenden Blick über die umliegende Landschaft. Die Menschen von Gondor hatten den Felsvorsprung mit weißem Marmor gepflastert und zur Sicherheit ringsum eine Mauer aus Steinen errichtet. Am Anfang des Vorsprungs stand auf einem großen Innenhof der Weiße Turm, davor der Brunnen mit dem verdorrten Weißen Baum.

Genauso eindrucksvoll war der Blick über die Pelennor-Felder, die von Wegen durchzogen waren. Hier und da sah man die Gehöfte der Bauern stehen, umgeben von Zäunen, in denen Tiere weideten. Die Bauern versorgten die Stadt mit Lebensmitteln und garantierten zusammen mit den Handwerkern den Wohlstand der Stadt. Auf den Straßen herrschte reger Verkehr. Es war Erntezeit und die Menschen, klein wie Ameisen von hier oben gesehen, gingen ihrer schweren Tätigkeit nach.

Gandalf der Graue, von den Gondorianern Mithrandir genannt, warf einen Blick hinüber zu seinem Erzfeind Sauron, der sich die letzten Jahre wieder zu regen begann. Der Vulkan Orodruin, was Berg des lodernden Feuers bedeutet, auch Amon Amarth, Schicksalsberg, genannt, leuchtete feuerrot hinter den ersten Bergen des Schattengebirges. Daneben, von hier nicht erkennbar, stand der dunkle Turm Barad-Dûr, der Sitz Saurons, dessen Anwesenheit aber nur durch das große Auge gezeigt wurde. Solange er den Einen Ring nicht besaß, konnte er keine wirkliche Gestalt annehmen.

Gandalf dachte daran, wie es kam, dass er hier bei den Menschen lebte. Sie würden nicht verstehen, was er war, nämlich ein Aufgestiegener. Genauso wie Sauron, der ein Orii war. Sauron lebte wie alle Orii in dem Wahn, sich als Gott anbeten zu lassen. Die Aufgestiegenen hatten ihm mehrmals die Suppe versalzen, doch dann das Interesse an der Welt Mittelerde verloren. Nur ihm und einigen Wenigen hatten sie erlaubt zurückzukehren. Doch in Mittelerde musste er als Mensch leben, mit nur wenig seiner alten Macht, denn hier funktionierte keine Technik. Ebenso waren seine Kräfte als Aufgestiegener eingeschränkt.

Gandalfs Gedanken kehrten zurück zu Bilbo Beutlin, dem kleinen Hobbit aus dem Auenland. Vor über fünfzig Jahren hatte dieser einen Ring der Macht gefunden und Gandalf vermutete, es könnte der Eine Ring sein. Den endgültigen Beweis hatte er aber noch immer nicht gefunden. Der Ring war eines der wenigen technischen Geräte, die hier funktionierten. Er würde Sauron erlauben, in Mittelerde einen menschlichen Körper anzunehmen. Nur Gandalfs Stab, oder der von Saruman, dem Obersten seines Ordens, besaß etwas von der Macht der Aufgestiegenen.

Bilbo lebte nun in Bruchtal, dem alten Imladris, dem Sitz von Elrond, dem Halbelben. Elben wurden die nicht aufgestiegenen Antiker dieser Welt genannt. Inzwischen jedoch hatten sich die meisten von ihnen entschieden aufzusteigen, und verschwanden einer nach dem anderen von dieser Welt.

Den Ring hatte Bilbo seinem Neffen Frodo überlassen, der in Beutelsend im Auenland wohnte. Immer wieder besuchte Gandalf ihn dort, um sich zu überzeugen, dass der Ring noch da war. Sollte es der Eine Ring sein, würde er früher oder später vernichtet werden müssen, um Saurons Macht endgültig zu brechen. Das konnte aber nur in den Feuern des Schicksalsberges geschehen. Dort war er vor Tausenden von Jahren von Sauron selbst geschmiedet worden.

Gandalf besaß viele Namen: Gandalf, der Graue in den Ländern des Norden, in Gondor und bei den Elben Mithrandir, der graue Pilger, Tharkûn bei den Zwergen, Olórin im Westen, im Süden Incánus. Richtig zu Hause war er aber nirgends. Lieber wanderte er umher, gestützt auf seinen Stab, gehüllt in seinen grauen Mantel. Zu Hause, in Valinor, der Heimat der Aufgestiegenen, war sein richtiger Name Olórin.

In Mittelerde hatte er mit Bedacht die Gestalt eines alten Mannes angenommen, um schon von vornherein wie ein Weiser auszusehen. Die Führer der Völker von Mittelerde hätten sonst nicht auf seinen Rat gehört. Sie hatten die Macht und das Wissen ihrer Vorfahren, der normalen Antiker vergessen. Eines Tages, wenn seine Aufgabe, die Vernichtung von Sauron erfüllt war, würde er nach Valinor zurückkehren.

Gandalf schreckte aus seinen Gedanken auf, als ein Reiter vor dem Turm anhielt und eiligen Schrittes in die Zitadelle hineinlief. Die Nachricht musste wichtig sein, sonst hätte er sein Pferd im sechsten Ring zurückgelassen. Es musste der gleiche Reiter sein, der vor einiger Zeit unten im Tal über die Felder des Pelennor aus Richtung Osgiliath geritten kam. Osgiliath war die alte Hauptstadt von Gondor, am Ufer des Anduin gelegen, der sie in zwei Teile spaltete. Nun war die Stadt nur noch ein Ruinenfeld und von seinen Bewohnern verlassen.

Jetzt befanden sich in Ithilien nur noch die Waldläufer, die das Land auskundschafteten. Obwohl sie verlassen war, wurde die Stadt gehalten, denn sie war ein wichtiger Hafen für Gondor und der letzte Außenposten gegen Mordor und seine gewaltige Macht. Schiffe kamen den Anduin herauf und brachten dringend benötigte Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände, die in Minas Tirith oder seiner Umgebung nicht hergestellt werden konnten. Vor kurzem hatte dort ein großes Handelsschiff angelegt. Wahrscheinlich hatte es wichtige Nachrichten mitgebracht.

Gandalf war hier, um weitere Nachforschungen über den Ring anzustellen. Doch die Bibliothek war riesig und er würde noch Jahre brauchen, um alles durchzusehen. Er hoffte, dass ihnen diese Zeit noch gegeben war. Denethor sah ihn nicht gerne in seiner Stadt. Davon ließ sich Gandalf jedoch nicht abschrecken und kam weiterhin her, um seine Studien fortzusetzen.

Die Stadt besaß die umfangreichste Bibliothek in ganz Mittelerde, und sollte er je den Beweis finden, dass Frodos Ring der Eine war, dann hier in Minas Tirith. Außerdem verband ihn eine tiefe Freundschaft mit Faramir, dem jüngsten Sohn Denethors. Faramir war ein aufgeschlossener junger Mann, ganz anders als Denethor oder auch sein älterer Bruder Boromir. Boromir wollte von seinen Geschichten nichts hören und traf sich deshalb nie mit Gandalf. Sein Handwerk war die Kriegskunst, und er war mehr an Ruhm und Ehre interessiert, als an der Wissenschaft. Nicht das Schlechteste in diesen Zeiten, denn Kämpfer wie Boromir wurden dann dringend benötigt, doch beides zu verbinden wie Faramir es tat, gefiel Gandalf bei weitem besser.

Einer seiner Freunde hatte ihm berichtet, dass Faramir entführt worden war. Gandalf hatte schon daran gedacht loszuziehen, um ihn zu suchen. Doch davon hatte ihn seine Pflicht abgehalten. In ein paar Tagen wollte er zum Auenland aufbrechen und Frodo Beutlin einen weiteren Besuch abstatten, um sich zu vergewissern, dass der Ring noch in Sicherheit war.

„Mithrandir!“

Die Stimme in seinem Rücken schreckte ihn erneut aus seinen Gedanken. Ein junger Ritter Gondors stand vor ihm. Der Krieger zeigte nach Osgiliath, wo das Schiff vor Anker lag. „Der Kapitän des Schiffes hat eine Botschaft von Faramir. Er konnte seinen Entführern entkommen. Ich dachte, diese Nachricht würde Euch interessieren.“

„Ja, und wie!“, rief Gandalf erfreut aus. „Wo ist Faramir denn?“

„Der Truchsess ist außer sich. Der junge Herr kehrte nicht mit dem Schiff zurück, sondern ging mit Fremden auf Schatzsuche.“

„Schatzsuche?“, fragte Gandalf erstaunt.

„Sie suchen das Aure. Das ist ein ...“

„... Edelstein, der noch einen Rest des Lichtes der Lampe Ormal in sich trägt und seit Jahrtausenden als verschollen gilt.“

„Das ist doch nur eine Legende“, sagte der Ritter.

„Meint Ihr, junger Freund? Nun, es gibt viele Dinge auf der Welt, die zwar Legende sind, aber trotzdem der Wahrheit entsprechen“, erklärte Gandalf geheimnisvoll.

„Wollt Ihr damit sagen, dass es das Aure gibt?“

Bevor Gandalf antworten konnte, sah er Denethor mit seinem Gefolge aus der Zitadelle stürmen. Sie kamen auf direktem Wege auf ihn zu.

Mit feuerrotem Kopf zeigte Denethor auf ihn. „Das ist nur Eure Schuld, Mithrandir! Ihr habt meinem Sohn solche Flausen in den Kopf gesetzt. Das Aure zu suchen! So ein Unsinn! Eigentlich sollte ich Euch festsetzen, aber dank meines guten Herzens weise ich Euch nur aus der Stadt. Verlasst Minas Tirith auf der Stelle, bevor ich meine Meinung ändere.“

Da Gandalf sowieso vor hatte zu gehen und Faramir in Sicherheit war, widersprach er Denethor nicht. „Beruhigt Euch, Truchsess! Ich war schon auf dem Weg, die Stadt zu verlassen. Und was euren Sohn angeht, er hat seinen eigenen Willen und ist ein guter, aufgeschlossener junger Mann. Kümmert Euch lieber etwas um ihn. Ihr habt es nicht verdient, ihn als Sohn zu haben.“

Damit drehte sich Gandalf um und ließ den perplexen Truchsess einfach stehen. Zu Fuß ging er zur vierten Ebene hinunter und suchte dort sein Pferd auf, dass er in einem warmen und sauberen Stall der Stadtwache untergebracht hatte. Die Soldaten mochten und unterstützten Mithrandir.

Das Pferd hatte er von Théoden, dem König von Rohan, geschenkt bekommen. Es war keines der Mearas, aber aus der Zucht der Rohirrim, den Pferdeherren. Sein Elbenname war Gildin, was in der Sprache der Menschen Silberfunke bedeutete. Silberfunke war ihm ein treues und zuverlässiges Pferd. So verließ Gandalf Minas Tirith und machte sich auf den weiten Weg nach Rohan.

weiter: Kapitel 9
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