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Atlantis, Mittelerde und andere Legenden von Selana

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18. Erinnerung

Eine sanfte Brise wehte vom Meer herüber und spielte mit Aragorns langen Haaren, als Gandalf auf den Balkon trat. Aragorns Blick ging über das Meer, das in diesen Abendstunden verzaubert aussah. Der Vollmond stand am wolkenlosen, mit Sternen bedeckten Himmel und überzog das Wasser mit silbernen Strahlen, sodass es funkelte und glitzerte, wie wenn jemand Silberstreifen ins Wasser geworfen hätte.

Erst, als der Zauberer neben ihn trat, erwachte er wie aus einem Traum. Sofort straffte sich die Gestalt des hageren großen Mannes, und er blickte Gandalf aus seinen durchdringenden grauen Augen an. Sie waren schon lange Freunde und Gandalf ließ dem jüngeren Mann Zeit, sich zu fangen.

„Ich dachte gerade an den Abendstern“, erklärte Aragorn mit leiser Stimme.

Gandalf wusste natürlich, dass damit die Elbin Arwen, Tochter Elronds, des Herrn von Bruchtal und Trägers von Valya, einem der drei großen Elbenringe gemeint war. Die beiden waren unsterblich ineinander verliebt, doch noch war Elrond nicht bereit, seine Tochter an einen Sterblichen zu verlieren, selbst wenn es sich dabei um Isildurs Erben handelte. Elronds Bedingung war, dass Aragorn erst König von Gondor sein musste, bevor er um die Hand seiner Tochter anhalten konnte.

Verständnisvoll legte Gandalf seinen Hand auf Aragorns Schulter. „Du musst Geduld haben. Eines Tages kommt deine Zeit, und dann wird Arwen deine Frau sein.“

„Dazu müsste ich schon König sein“, widersprach Aragorn. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Fürsten von Gondor mein Recht anerkennen?“

„Du musst an dich selbst glauben, mein Freund“, erwiderte Gandalf. „Und wer weiß schon, was die Zukunft für dich und für ganz Mittelerde bereithält? Doch nun, sprich! Was hast du herausgefunden?“

„Ich habe eine Spur von Gollum gefunden. Er ist nach Mordor gegangen“, erklärte Aragorn.

„Mordor? Direkt in Saurons Machtbereich? Bist du sicher?“

„Ganz sicher. Er sucht den Einen Ring“, Aragorn zögerte einen Moment. „Bist du sicher, dass er den Einen Ring hatte?“

Gandalf zögerte keinen Moment mit der Antwort. „Er muss den Ring gehabt haben, denn sonst wäre er nie über fünfhundert Jahre alt geworden. Und er spricht dauernd von seinem Schatz.“

„Könnte es nicht auch ein anderer Ring der Macht gewesen sein?“

„Das ist natürlich auch möglich.“

Aragorn sah Gandalf prüfend an. „Aber du hast eine Vermutung, wo der Ring nun ist?“

Gandalf wich einen Schritt zurück. Sein Gesicht verdunkelte sich und er blickte Aragorn bedeutungsvoll an. „Du hast mich durchschaut. Doch es fehlt mir der letzte Beweis.“

„Und wo bekommst du den Beweis her?“

„Vielleicht finde ich ihn in den Bibliotheken von Minas Tirith. Doch die sind so umfangreich, dass es ein Menschenleben dauert, sie alle zu durchforsten. Dazu kommt, dass ich für jeden Besuch die Erlaubnis des Truchsesses brauche. Und der ist mir nicht gerade wohlgesonnen, besonders nach meinem letzten Besuch. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, er weiß, wer du bist.“

„Ich habe unter seinem Vater gedient. Denethor war damals noch ein Kind“, meinte Aragorn. „Wie sollte er ahnen, wer ich bin?“

„Denethor mag ein anmaßender und voreingenommener Mann sein, aber er ist nicht dumm. Unterschätze ihn nicht.“

„Jetzt verstehe ich, warum du dich mit seinen Söhnen angefreundet hast.“

„Nur mit dem jüngeren der Söhne. Boromir, der Ältere ist seinem Vater zu sehr ähnlich, um richtig zu verstehen, was es mit dem Ring auf sich hat. Er würde ihn einsetzen wollen, zwar mit guten Vorsätzen, aber der Ring würde ihn korrumpieren. Und damit würden wir Sauron direkt in die Hände spielen. Faramir dagegen würde ich den Ring blind anvertrauen. Er würde ihn nie einsetzen wollen.“

Aragorn lächelte. „Du scheinst ihn wirklich zu mögen.“

„Ja, das tue ich. Und du wirst Faramir auch mögen, wenn du ihn kennen lernst. Und das wirst du, denn eines Tages wird dich dein Weg nach Minas Tirith führen. Es ist im Grunde deine Stadt.“

„Wenn du es sagst! Doch nun, was schlägst du vor?“

„Du kannst dich unmöglich nach Mordor wagen. Die Waldläufer Ithiliens sind meine Freunde. Ich werde ihnen eine Nachricht senden, dass sie die Augen aufhalten und mich benachrichtigen sollen, wenn ihnen eine Kreatur wie Gollum unter die Augen kommt. Dein Auftrag ist damit vorerst erledigt. Ich danke dir“, sagte Gandalf.

„Nun gut, doch wenn es nötig werden sollte, werde ich auch nach Mordor gehen. Jetzt sollten wir aber in die Halle zurückgehen. Ich glaube Fürst Imrahil hat noch eine kleine Überraschung für dich. Als er es mir zeigte, war ich überwältigt. Das hat aber nichts mit dem Ring zu tun. Folge mir.“

Sie verließen den Balkon und Aragorn sah sich nach Imrahil um. Der Fürst stand etwas abseits und sprach mit einem seiner Söhne. Als er die beiden Freunde auf sich zukommen sah, unterbrach er sein Gespräch und kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu. „Wie ich sehe, ist eure geheime Unterhaltung zu Ende.“

„Wir haben keine Geheimnisse vor Euch, mein Fürst“, sagte Aragorn.

Imrahil winkte huldvoll ab. „Die hat doch jeder, meine guten Freunde. Folgt mir!“

Gandalf sah dem Fürsten einen Augenblick erstaunt hinterher und blickte dann Aragorn an. Der Waldläufer zuckte mit den Schultern und verkniff sich ein Lächeln. Ohne etwas zu sagen, folgte er dem Fürsten, und so schloss sich Gandalf ihnen an.

Der Fürst führte sie zu einer Treppe, die tief hinab in die Gewölbe der Festung führte. Die kunstvoll verhängten oder verzierten Wände wichen nach und nach den leeren und kahlen Mauern der unterirdischen Gewölbe. Sie mussten inzwischen den Bereich des Palastes verlassen haben. Gandalf begann sich immer mehr zu wundern. Schließlich blieb die Leibwache Imrahils vor einer kleinen Tür stehen. Die Wände ringsum waren beschädigt, so, als hätte man mit einem großen Hammer darauf geschlagen.

„Wir wollten die Gewölbe erweitern“, erklärte Imrahil, als könne er Gandalfs Gedanken erraten. „Wir stießen dabei auf diese Tür. Sie war zugemauert.“

Einer der Wächter öffnete die alte eisenbeschlagene Holztür, die knarrend aufging. Der Anfang einer schmalen Treppe, die im Dunkeln verschwand, war zu sehen. Die sie begleitenden Ritter zündeten Fackeln an und leuchteten die Treppe hinunter.

„Vorsichtig, die Herren“, sagte einer. „Die Treppe ist feucht und schlüpfrig.“

Die Wächter gingen voran und zündeten unten eine Fackel nach der anderen an. Licht breitete sich aus, und als Gandalf, Imrahil und Aragorn unten ankamen, war der Raum fast taghell erleuchtet.

Wie vom Schlag getroffen blieb Gandalf stehen. Er drehte sich im Kreis, um sich ja keine Einzelheit entgehen zu lassen. Der mächtige Raum war über und über, sogar an der gewölbten Decke, mit kunstvollen Gemälden bemalt. Das Licht der Fackeln erzeugte Schatten auf den Bildern, sodass es aussah, als würden die abgebildeten Menschen, Elben und Tiere leben.

„Wenn man sie in der richtigen Reihenfolge ansieht, erzählen sie eine Geschichte“, erklärte Imrahil. „Der Auszug der Elben aus Valinor.“

Gandalf ließ sich von Imrahil alles zeigen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Schöpfer der Gemälde musste einer der größten Künstler seiner Zeit gewesen sein.

„Das ist aus der Zeit, als noch die Elben in Dol Amroth lebten“, erklärte Imrahil. „Leider kann man nirgends den Namen des Künstlers erkennen. „Und seht!“, der Fürst zeigte auf einen Steinsockel mitten im Raum. „Das Wichtigste habt Ihr noch gar nicht gesehen.“

Imrahil ging hinüber zu dem Sockel, auf dem ein runder Gegenstand unter einem weißen Tuch ruhte. Er zog das Tuch weg. Auf dem Sockel stand ein kleiner runder Gegenstand, vollkommen glatt und aus einem sehr schweren und unzerbrechlichen Kristall gefertigt.

„Ein Palantír! Deckt ihn wieder zu, mein Fürst“, verlangte Gandalf. „Seht auf keinen Fall hinein. Sauron könnte Macht über Euch gewinnen.“

„Ich gedenke nicht, ihn zu benutzen“, beruhigte ihn Imrahil. „Ich möchte ihn Euch schenken.“

„Nein!“, abwehrend hob Gandalf die Hände. „Verwahrt ihn gut. Vielleicht komme ich eines Tages darauf zurück. Zum jetzigen Zeitpunkt ist mir das noch zu gefährlich.“

„Ich werde gut auf ihn aufpassen“, versprach Imrahil.

Danach kehrten sie zurück in den Thronsaal. Gandalf musste Aragorn alles erzählen, was dieser die letzten Wochen und Monate erlebt hatte. Aragorn hörte aufmerksam zu und meinte schließlich: „Die Macht Saurons wächst, Gandalf. Nicht mehr lange, und wir werden etwas unternehmen müssen.“

„Sobald ich den endgültigen Beweis habe, dass der Ring von Frodo der Eine ist, werde ich durch Elrond einen Rat einberufen. Jemand muss den Ring dann vernichten. Und das kann nur in den Feuern des Schicksalsberges geschehen.“

„Das könnte ich dann machen“, schlug Aragorn vor.

Gandalf sah ihn grüblerisch an. „Du wirst für eine andere Aufgabe gebraucht“, widersprach Gandalf. „Die bist Isildurs Erbe und musst die Völker Gondors, ja sogar die von ganz Mittelerde vereinen. Glaube an dich, Aragorn. Dann werden sie dir auch folgen. Eines Tages wirst du der neue König von Gondor sein.“

Aragorn war davon nicht so überzeugt, doch für heute ließ er es dabei bewenden. Gandalf und Aragorn beschlossen noch einige Zeit die Gastfreundschaft von Fürst Imrahil anzunehmen. Beide konnten sie eine längere Ruhepause gebrauchen. Außerdem hoffte Gandalf, in der Zwischenzeit etwas über den Verbleib von Faramir zu erfahren.

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