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Atlantis, Mittelerde und andere Legenden von Selana

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11. Meduseld, die goldene Halle von Rohan

Für den langen Weg von Minas Tirith nach Rohan würde Gandalf vier bis fünf Tage benötigen. Von Minas Tirith aus ritt er am Grauen Wald vorbei, dann am Amon Dîn, wo bei Gefahr ein Leuchtfeuer brennen würde. Den Druadan-Wald ließ er links liegen. Dort, an den Nordhängen des Weißen Gebirges, lebten die Überreste des alten Volkes der Drúedain, Verbündete der Gondor-Menschen. Entlang der alten Weststraße durchquerte er die Provinz Anórien. Immer wieder sah er auf den Gipfeln des Gebirges die Leuchtfeuer stehen, die bei Gefahr angebrannt werden würden, um die Verbündeten nach Minas Tirith zu rufen. Die Berggipfel trugen die Namen Eilenach, Nardol, Erelas, Min-Rimmon, Calenhad und Halifirien. Der Zuletztgenannte lag im Firienwald, den die Weststraße durchquerte. Nun betrat Gandalf die Ostfold und somit Rohan, das Reich König Théodens.

Das Wetter hatte sich die ganzen Tage gehalten und so erreichte Gandalf am Ende des fünften Tages bei strahlendem Sonnenschein, Edoras, die Hauptstadt von Rohan. Sie lag auf einem Hügel vor ihm. Gandalf lenkte Silberfunke durch das Tal und hinauf zum unteren Tor. Die Häuser lagen verteilt über dem Hügel.

Eine lange Treppe führte zum Gipfel hinauf, wo Meduseld stand, die Halle des Königs, die wegen ihres goldglänzenden Daches weithin zu sehen war. Edoras war von einer Mauer umgeben, aber keine Festung. Am Fuße des Hügels lagen die sechzehn Gräber der Könige von Rohan.

Doch zuerst durchquerten Gandalf und Silberfunke die Stadt. Es waren einfache Holzhäuser mit Verzierungen über den Haustüren. Manch erstaunter oder neugieriger Blick traf Gandalf, als er zur Goldenen Halle ritt, unter der Treppe sein Pferd anhielt und abstieg. Als er einen Fuß auf die Treppe setzte, traten ihm auch schon die Ritter des Königs entgegen. Wie bei den meisten seiner Besuche in Edoras zog ein starker Wind durch das Tal, der sich in seinem braunen Mantel fing, ihn sich hoch aufbauschen ließ, sich in seinem langem Haar fing und damit spielte.

„Halt, Gandalf der Graue! Ihr seid nicht willkommen!“, die barsche Stimme lies ihn mitten im Schritt erstarren.

„Seit wann?“, fragte Gandalf erstaunt. Das letzte Mal, als er hier war, hatte Théoden ihn noch freudig begrüßt.

„Die Zeiten ändern sich. Ihr bringt nur Ärger, Missgunst und Verdruss mit Euch. Der König wünscht nicht, mit solchen Dingen belästigt zu werden.“

Gandalf hob seinen Stab. So leicht war er nicht gewillt, sich abweisen zu lassen. Doch als sich sofort eine Anzahl von Kriegern neben den Sprecher stellten, wusste er, dass es nicht ohne Gewalt abgehen würde. Das aber wollte er noch vermeiden. Schließlich brauchte er Théoden als Verbündeten, und nicht als Feind.

„Nun gut“, sagte er so freundlich, wie es ihm möglich war. „Dann komme ich später wieder.“

„Das wird nicht nötig sein. Ihr seid ab heute unerwünscht in der Goldenen Halle“, lautete die bittere Antwort.

Daraufhin wurde es Gandalf zu viel, und er war nun doch bereit Gewalt anzuwenden, als er oben auf der Plattform neben der Halle, ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, stehen sah, die ihm zuwinkte und mit Zeichen bedeutete, auf die Rückseite des Berges zu kommen. Der Wind, der durch das Tal heulte, erfasste ihr langes Haar und ließ es wie einen Schleier erscheinen, der hinter ihr wehte.

Gandalf wollte wissen, was das Mädchen ihm sagen wollte, also gab er nach, drehte sich um und ging zurück zu seinem Pferd, verfolgt von den wachsamen Blicken der Ritter Rohans, die das Mädchen oben am Berg nicht bemerkt hatten. Erst, als er zum ersten Haus zurückging, schienen die Wachen beruhigt zu sein und drehten sich um. Gandalf fragte sich besorgt, was in seiner Abwesenheit geschehen war, dass er auf einmal in der Goldenen Halle unerwünscht war. Er führte Silberfunke am Zügel zwischen den Häusern hindurch, bis er zur Rückseite des Hügels kam. Dort gab es einen schmalen Pfad, der von der Plattform zu den Häusern hinunterführte. Das Mädchen kam diesen Pfad herunter und blieb vor ihm stehen. Sie besaß langes goldenes Haar, in dem ein einfacher silberner Reif steckte, und trug ein langes weißes Kleid mit goldbesticktem Gürtel.

„Éowyn, was ist hier los?“, sprach Gandalf das Mädchen an. „Warum will König Théoden mich nicht mehr empfangen?“

„Mein Onkel hat einen neuen Berater, Grima Schlangenzunge, und dieser redet ihm Dinge ein, die nicht gut für Rohan sind. Mein Vetter und mein Bruder sind ebenfalls besorgt deswegen.“

Trotz ihrer Jugend war Éowyn ein aufgeschlossenes und intelligentes Mädchen, dass sogar das Kriegshandwerk lernte. Sie führte das Schwert so gut wie jeder Junge in ihrem Alter. Seit dem Tod ihrer Mutter, Théodens Schwester, und ihres Vaters, der von Orks erschlagen worden war, war der König ihr Vormund, und Théoden liebte Éowyn wie eine eigene Tochter. Ihr Bruder Èomer war trotz seiner Jugend schon ein Heerführer der Reiterarmee Rohans. In den Zeiten des Krieges mussten Kinder schnell erwachsen werden, besonders junge Männer.

„Was macht er denn?“, fragte Gandalf.

„Er redet ihm ein, dass die Kriegsgefahr nicht groß ist und es sogar eine Lüge sei, dass der Dunkle Herrscher wieder erwacht ist. Saruman hat ihn als Berater zu meinem Onkel geschickt.“

„Saruman? Er ist der Oberste unseres Ordens. Eigentlich ist ihm zu vertrauen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass er die Gefahr, die von Sauron ausgeht, unterschätzt. Ich sollte wohl doch mit Théoden reden.“

„Nein, nicht“, sagte Éowyn bestimmt. „Mein Onkel ist nicht gut auf dich zu sprechen. Er würde dich nur verbannen.“

„Nun gut, wenn der König mich nicht empfangen will, werde ich morgen weiterreiten. Mein Weg führt mich weit in den Westen.“

„Vor deiner Abreise solltest du unbedingt meinen Vetter Théodred sprechen. Er hat eine Nachricht für dich, von einem Mann, der sich Thorongil nennt. Kennst du ihn? Er war vor zwei Tagen noch hier, musste aber weiter. Ich habe leider nicht mit ihm gesprochen sondern nur Théodred.“

„Wo ist Théodred?“

„Er ist mit meinem Bruder unterwegs. Sie müssten aber morgen, im Laufe des Tages, zurückkommen.“

„Dann werde ich auf des Königs Sohn warten“, Gandalf drückte das Mädchen an sich. „Du bist ein liebes Kind. Pass auf deinen Onkel und Schlangenzunge auf. Wenn der Berater zur Gefahr für Théoden und für Rohan wird, schicke mir eine Nachricht.“

„Das werde ich. Lebe wohl!“

Gandalf schwang sich in den Sattel von Silberfunke und ritt den Weg zurück, den er vor kurzem gekommen war. Lange noch stand Éowyn dort und sah ihm hinterher. Sie machte sich Sorgen. Vielleicht hätte sie den großen Zauberer doch zu Théoden schicken sollen. Doch dann sagte sie sich, dass alles halb so schlimm war. Sie würde ein Auge auf Grima Schlangenzunge haben und dafür sorgen, dass ihr Onkel auf sie, ihren Bruder und ihren Vetter hörte, und nicht auf den neuen Berater.

Inzwischen erreichte Gandalf einen Gasthof, der sich ganz in der Nähe des äußeren Tores befand. Dort nahm er sich ein Zimmer für die Nacht. Zum Gasthof gehörte ein großer und sehr sauberer Stall. Dort konnte er Silberfunke abstellen und gut versorgen lassen.

Die Nacht konnte er schlecht schlafen. Zu viel ging ihm im Kopf herum. Am anderen Morgen stand er früh auf und sah zuerst nach Silberfunke. Das Pferd begrüßte ihn mit einem freudigen Wiehern.

Im Stalleingang blieb Gandalf stehen und sah in den Himmel. Der Tag begann trüb, doch am Horizont zeigten sich schon die ersten Sonnenstrahlen. Im Großen und Ganzen versprach es, ein schöner Tag zu werden. Doch noch war die Luft frisch und kühl. Fröstelnd ging er zurück in die Hauptstube des Gasthofes und setzte sich an einen Tisch, mit dem Fenster zum Haupttor. Von hier aus konnte er beobachten, wann Théodred und Éomer zurückkamen. Er sprach mit dem herbeieilenden Wirt ein paar Worte und bestellte sich ein Mahl. Dann zündete er seine Pfeife an und wartete.

Einige Stunden vergingen, bis die Reitertruppe mit Éomer und Théodred an der Spitze durch das Tor preschte. Sofort war Gandalf auf den Beinen und eilte nach draußen.

Théodred sah ihn sofort und ritt auf ihn zu. „Gandalf! Da seid Ihr ja endlich.“

„Was heißt endlich?“, fragte Gandalf überrascht.

„Es war ein Besucher hier, der mir eine Nachricht für Euch mitgab. Er meinte, dass Ihr bald hier vorbeikommen würdet.“

„Da hat der Mann richtig gedacht. Ich nehme an, Ihr sprecht von Thorongil?“

„Ja, so lautete sein Name. Woher wisst Ihr das?“, nun war Théodred überrascht.

„Èowyn sprach davon“, erklärte Gandalf.

„Ah! Meine kleine Kusine ist sehr aufgeweckt.“

„Ja, hätte sie mich nicht informiert, wäre ich gestern weitergeritten.“

Théodred beugte sich zu ihm hinunter. „Das wäre ein Fehler gewesen. Ich muss Èowyn wohl danken. Thorongil ist ein geheimnisvoller Mann. Mein Vater sagte mir, dass er schon unter meinem Großvater Thengel diente. Dann kann er nur ein Dúnedain sein, die mit langem Leben gesegnet sind.“

„Ihr seid sehr scharfsinnig, mein Prinz“, meinte Gandalf. „Das ist er in der Tat. Wie lautet nun die Nachricht?“

„Ihr sollt ihn in der gondorianischen Provinz Belfalas, in der Hafenstadt Dol Amroth treffen.“

Gandalf sah ungehalten aus. „Das ist aber ein riesiger Umweg für mich. Ich muss ins Auenland.“

„Thorongil wusste das, meinte aber, Ihr würdet trotzdem kommen.“

„Wie klug von ihm“, meinte Gandalf. „Dann werde ich sofort aufbrechen. Ich danke Euch, mein Sohn.“

Théodred nickte und ritt den inzwischen verschwundenen Reitern hinterher. Nur sein Vetter Èomer war noch in der Nähe und winkte Gandalf zu.

Gandalf sah den beiden jungen Männern hinterher, und wünschte ihnen ein langes und erfülltes Leben. Die Zeiten waren schwer und gefährlich heutzutage.

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