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Das Geschenk von Astra

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Kapitel Bemerkung:
Anmerkungen: Athor wird vielleicht wissen, welches Lied mich hier inspiriert hat… Doch es ist keine Song-FF!

Spoiler: „Cassandra“
Das Geschenk


Noch vierzehn Tage bis Weihnachten

Endlich Feierabend! Freie Zeit war kostbar in diesen letzten Wochen des Jahres. Und dann vertrödelte man sie auch noch in einer endlosen Schlange an der Supermarktkasse.

Jack versuchte eine von seinen autogenen Übungen, die zwar eigentlich für ganz andere Situationen vorgesehen waren, hier aber genauso gut ihren Zweck erfüllten. Vielleicht sollte er doch auf den Lieferdienst umsteigen, dachte er, während vorne ein altes Mütterchen nach dem passenden Geld suchte und hinter ihm pausenlos ein Kind plärrte.

In dem Versuch sich abzulenken ließ er seine Blicke umherwandern. Da sah er ihn. Ganz oben auf dem Regal hockte er, mutterseelenallein, und schien zu fragen: ‚Nimmst du mich mit’?

Jack schüttelte den Kopf über sich selbst und sah weg, aber irgendwie wurden seine Augen immer wieder magisch von ihm angezogen. Fünf Minuten lang bewegte sich die Schlange keinen Schritt vorwärts. Fünf Minuten lang blickten die braunen Augen ihn bettelnd und ein wenig vorwurfsvoll an. Bis Jack schließlich genervt nachgab und ihn vom Regal herunterlangte.

„Bist du nun zufrieden?“, knurrte er dabei leise. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt redete er auch noch mit diesem… Jack zuckte zusammen, als ihm der Hintermann mit dem Wagen in die Hacken fuhr.

„Hey, Sie, es geht weiter!“

Jack beeilte sich aufzuschließen, hielt die Karte bereit, antwortete mechanisch auf das „Frohe Weihnachten!“ der Kassiererin, schnappte sich seine Tüten und steuerte fluchtartig auf den Ausgang zu. Er hörte nicht mehr, wie die Frau ihm hinterher rief: „Da werden sich Ihre Kinder aber freuen!“



Noch zehn Tage bis Weihnachten

Sam öffnete schwungvoll die Tür ihres Labors. In der Hand hielt sie einen Kaffeebecher, den sie achtlos abstellte, als sie das Päckchen auf dem Tisch sah. Endlich war das neue Messgerät da. Schon vor Tagen hatte sie es bestellt. Ohne dieses Ding konnte sie die Messreihen nicht fertigstellen, und sie wartete bereits ungeduldig darauf.

Vorsichtig begann sie die Verpackung zu öffnen. Als sie den Deckel hob, blickte sie in ein Paar brauner Augen. „Aber was…“, murmelte sie vor sich hin, dann musste sie sich erstmal setzen. Neugierig betrachtete sie das Teil, das ihr da so unverhofft ins Haus geschneit war.

Wer könnte es dahin gestellt haben? Es war keine Karte daran, die auf den Absender hindeutete. Doch auch ohne schriftlichen Beweis war Sam sofort klar, dass es nur einen gab, der ihr eine solche „Überraschung“ machen würde. Sie sah ja ein, dass ein Parfüm oder ein Ring viel zu persönlich waren und ihre ohnehin schon komplizierte Beziehung zusätzlich belasten würde (ganz abgesehen davon, dass das nicht unbedingt die Geschenke waren, die sie sich erträumte), aber musste es denn ausgerechnet so was sein?

Sam grinste. Wenn er die Absicht hatte, sie damit zum Lachen zu bringen, war ihm das auf jeden Fall gelungen. Aber wohin nun mit dem überraschenden Besucher? Ihn einfach wegzuwerfen brachte sie nicht übers Herz, da er sie mit so treuherzigen Augen ansah. Doch in ihrem Labor hatte er auch nichts verloren. Man stelle sich vor, der General käme auf einen seiner seltenen Besuche herauf und sähe DAS. Ihr Ruf als ernsthafte Wissenschaftlerin wäre auf ewig ruiniert.

Nein nein, er musste hier weg. Plötzlich hatte sie die Lösung: Daniel. Auf dessen Regalen verstaubten bereits so viele „Artefakte“ (oder was er dafür hielt), da fiel ein weiterer Staubfänger mit Sicherheit nicht auf. Und vielleicht irgendwann, in hundert Jahren, würde sich ein Archäologe bis hier unten durchgraben, und dann hätte er für den Rest seines Lebens etwas zum Grübeln.

Sam lachte innerlich, dann packte sie den Kerl wieder ein und verließ ihr Labor. Daniel war vorhin in der Kantine gewesen, als sie ihren Kaffee geholt hatte, und wie erhofft fand sie sein Büro verlassen vor.

Schnell stellte sie die Schachtel auf den Tisch und machte dann, dass sie zur Tür hinauskam.



Immer noch zehn Tage bis Weihnachten

Daniel bog gerade um die Ecke, als er Sam aus seinem Büro kommen sah. Erst wollte er ihr hinterherrufen, aber sie hatte einen so eiligen Schritt drauf, dass er misstrauisch wurde. Vorsichtig öffnete er die Tür. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Wassereimer herunterfiele oder ein Knallfrosch explodierte.

Eigentlich gingen diese Späße immer von Jack aus, deshalb war Daniel verwundert, dass sich Sam da hatte mit hineinziehen lassen. Aber alles blieb ruhig, und so betrat er zögernd das Zimmer. Alles schien an seinem Platz zu sein. Er atmete auf. Er hasste es, wenn man seine Dinge durcheinander brachte. Für andere mochte es vielleicht nicht so aussehen, aber er hatte trotzdem eine gewisse Ordnung in seinen Unterlagen und fand immer, was er suchte. ‚Nur das Genie beherrscht das Chaos’, dachte er triumphierend. Dann schaute er misstrauisch die Schachtel an, die vorhin noch nicht da gestanden hatte.

Bestimmt würde ihn beim Heben des Deckels ein Kastenteufel angrinsen. Daniel schüttelte den Kopf und seufzte. Was fanden sie denn nur an diesen kindischen Sachen? Oder vielleicht sollte er den Spieß mal umdrehen und sich eine Revanche ausdenken?

Mit einem „Bringen wir es hinter uns“-Ausdruck im Gesicht öffnete er den Deckel und starrte dann sprachlos das braune Etwas an. In seinem Kopf rasten die Gedanken.

‚Wokommtderherwassollichdamitnawartetwiekriegeichdenbloßwiederlos?“



Noch sieben Tage bis Weihnachten

Teal’c saß inmitten eines Meeres von brennenden Kerzen. Er wollte gerade sein Kel’no’reem beginnen, als es leise an der Tür klopfte. Er ging öffnen.

„Guten Morgen, DanielJackson, was führt dich zu mir?“

Daniel hatte mit einem Blick die Kerzen erspäht. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob er das Richtige tat.

„Ich… äh… ach, du willst meditieren, da möchte ich dich nicht stören. Ich komme später noch einmal wieder!“

Damit wollte er sich umdrehen und verschwinden. Doch Teal’cs „Du störst mich in keinster Weise, DanielJackson“ ließ ihn wieder umkehren.

So nickte er schließlich Teal’c zur Begrüßung zu und betrat dann vorsichtig das Zimmer. Etwas unschlüssig stand er in der Mitte des Raumes herum, bis Teal’c ihm anbot, sich zu setzen. Eine Weile sagte keiner von beiden was, dann fragte Teal’c: „Ist das für mich?“ und deutete dabei auf das Päckchen, das Daniel immer noch krampfhaft in seinen Händen hielt.

„Das? Ach ja, das! Ja, es ist für dich!“ Als wäre ihm plötzlich wieder eingefallen, weswegen er eigentlich hier war, drückte Daniel es ihm schnell in die Hand. „Frohe Weihnachten, Teal’c! Du möchtest doch unsere Kultur näher kennenlernen. Ich habe hier etwas für dich, das sehr typisch ist für unsere heutige Zeit. Du darfst es auch ruhig schon eher auspacken, denn es soll dir die Zeit bis zum Fest vertreiben helfen. Damit du nicht so allein bist.“

Eine ziemlich schäbige Ausrede, aber sie schien zu funktionieren. Teal’c betrachtete sehr interessiert den Inhalt der Schachtel.

„Ich verstehe. Vielen Dank, DanielJackson!“ Und er neigte leicht seinen Kopf.

Daniel zeigte ihm noch, wie man es einschalten musste. Innerlich fühlte er sich furchtbar schlecht.



Noch drei Tage bis Weihnachten

Heute würde die traditionelle Weihnachtsfeier im SGC stattfinden. Auch wenn man nach drei Jahren noch nicht wirklich von einer Tradition sprechen konnte. Doch irgendwie freuten sich alle darauf. Zumindest auf den Teil, wo es was zu essen und zu trinken gab, und zu vorgerückter Stunde vielleicht sogar Musik zum Tanzen. Die Geschenkübergabe wurde allerdings mit gemischten Gefühlen erwartet. Insgeheim wurden Wetten abgeschlossen, wer wohl diesmal den Preis für das verrückteste Geschenk mit nach Hause nehmen durfte.

Teal’c betrat gemessen die festlich geschmückte Kantine und legte sein Päckchen mit zu den anderen auf den großen Tisch. Jemand würde nachher die Namen verlesen und sie verteilen. Teal’c hatte in seiner schönsten Schrift „JACK“ auf das kleine Kärtchen geschrieben. Ein jeder hatte einen Zettel mit einem Namen ziehen müssen, und er hatte ausgerechnet Jack erwischt.

Es war Teal’c sehr schwer gefallen, etwas zu finden, das er Jack schenken konnte. Allein durfte er den Mountain nicht verlassen, und wenn er mal Besorgungen machen ging, war Jack immer bei ihm gewesen. Schließlich hatte er das einzige Ding in seinem Raum eingepackt, das Jack noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.

Daniel, Sam und Jack saßen schon an einem Tisch, und Teal’c gesellte sich zu ihnen. Pünktlich um 1800 betrat General Hammond den Saal, hielt eine kurze, aber humorvolle Rede und wünschte allen eine schöne Feier. Dann erklärte er das Buffet für eröffnet.

Nach und nach wurde das Stimmengewirr im Raum lauter und fröhlicher. Irgendwann hatte jeder ein Päckchen vor sich liegen. Jack machte eine Show daraus, seines zu öffnen. Zuerst schüttelte er es ein wenig und versuchte am Klang zu erraten, was es sein könnte. Die anderen beobachteten ihn amüsiert dabei. Dann öffnete er vorsichtig die Schleife und entwirrte geduldig alle Knoten. Endlich hatte er die Schachtel aus der Verpackung gewickelt.

Sam begann unruhig auf ihrem Stuhl hin- und herzurutschen. Sie warf einen flehenden Blick zu Daniel, doch der zuckte nur vage mit den Schultern und sah dann wieder Jack zu. Der bekam von der plötzlichen Angespanntheit am Tisch nichts mit. Triumphierend hob er den Deckel und… musste sich sehr zusammennehmen, dass ihm nicht die Mundwinkel herunterrutschten. Krampfhaft lächelnd hob er das Viech aus seiner Kiste und zeigte es stolz herum. „Seht mal, was Santa Claus mir gebracht hat, Leute. Ist es nicht niedlich?“

„Du warst bestimmt immer sehr artig, Jack“, presste Daniel mühsam hervor, während Sam es nicht schaffte, ihrem Vorgesetzten ins Gesicht zu schauen. Beschämt starrte sie die Tischplatte an. Was würde er jetzt nur von ihr denken?

Ihr eigenes Geschenk interessierte sie plötzlich überhaupt nicht mehr.



Weihnachtsabend

Jack deckte den großen Tisch in seinem Wohnzimmer. Er hatte inzwischen eine Vermutung, auf welch wundersame Weise das Tier wieder zu ihm zurückgekommen war, und er konnte nicht umhin, das Ganze sehr komisch zu finden. Sam und Daniel, die bei ihren gemeinsamen Frühstücken plötzlich kaum mehr als ein paar zusammenhängende Worte herausbrachten, schienen seine Theorie zu bestätigen. Nur Teal’c war nach wie vor der alte.

Jack grinste und beschloss dann, dass sie heute Abend noch viel Spaß mit dem wuscheligen Kerl haben würden. Er platzierte ihn gut sichtbar direkt am Eingang zum Wohnzimmer und schaltete den Bewegungsmelder ein. Als Sam, Daniel und Teal’c schließlich eintrafen, verkündete er, dass jedes Mal, wenn die Höllenmaschine ausgelöst wurde, ein jeder eine Tasse Eier-Punsch zu trinken hatte.

Und die Musik dudelte fast ständig, da andauernd irgendjemand in Bewegung war, um etwas aus der Küche zu holen oder den so genossenen Punsch wieder loszuwerden. Das sorgte dafür, dass die Stimmung sehr schnell sehr heiter wurde, und als schließlich noch Janet und Cassie zu ihnen stießen, hörten sie den Lärm schon vor der Haustür.

Jack riss auf ihr Klingeln die Tür auf und forderte die beiden lautstark auf, hereinzukommen und die Kälte gefälligst draußen zu lassen. Janet besah sich kopfschüttelnd die Szenerie, während Cassie sofort auf den neuen Hausgenossen zustürzte. Das löste eine weitere Runde „Rudolph the rednosed reindeer“ aus. Sam drückte schnell Janet eine Tasse Eier-Punsch in die Hand und dann stießen sie alle miteinander an.

Damit das nicht den ganzen Abend so weiterging, versuchten sie schließlich, in weitem Bogen um den Kerl mit den braunen Augen (nein, nicht den, den anderen!) herumzugehen, aber ab und zu vergaß es doch wieder jemand, bis sich Sam schließlich die Ohren zuhielt und „Gnade!“ rief.

Jack grinste wieder sein Jack-Grinsen, dann stellte er den Schalter aus. In die plötzliche Stille hinein fragte Cassie: „Onkel Jack, darf ich Rudolph mit nach Hause nehmen?“

Der sah plötzlich all seine Sorgen gelöst und mit ein bisschen zu viel Enthusiasmus antwortete er: „Aber natürlich, Cassie, wenn er dir so gefällt?“ Dabei ignorierte er geflissentlich die tödlichen Blicke, die ihm Janet über den Kopf ihrer Tochter hinweg zuwarf. Janet wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das würde er beim nächsten Mal auf der Krankenstation zu büßen haben. Nicht genug, dass er, ohne sie zu fragen, Cassie einen Hund geschenkt hatte, den sie dann mit Mühe und Not erziehen durfte, und jetzt auch noch dieses… dieses… sie fand überhaupt gar keine Worte dafür.

Es wurde aber trotzdem noch ein schöner Abend. Spät in der Nacht machten sich schließlich Janet und Cassie auf den Weg nach Hause, und SG-1 blieb allein zurück. Als das Schweigen drohte unangenehm zu werden, meinte Jack: „Ich glaube, nächstes Jahr schenken wir uns wohl lieber nichts, oder?“ Befreiendes Lachen von allen Seiten zeigte ihm, das nun wieder alles in Ordnung war zwischen ihm und seinen Freunden.

Cassie aber trug freudig Rudolph nach Hause, der neben einem wuscheligen braunen Fell und treuherzigen Augen auch eine rot leuchtende Nase sein eigen nannte, dem blinkende Lichterketten am Geweih hingen und der nicht müde wurde, das nach ihm benannte Lied zu quäken.



*****



Es ist Weihnachtstag, und es ist Viertel nach zwei.
Ich kann aufatmen, der Weihnachtsstress ist endlich vorbei.
Jetzt gibt‘s gar nichts mehr zu kaufen, alle Läden sind zu -
Klappe zu, Affe tot, jetzt ist endlich Ruh‘!
Ich hab‘ den Baum im Ständer, die Geschenke eingehüllt,
Alle Karten sind verschickt, kurz alle Pflichten sind erfüllt.
Jetzt bring‘ ich nur noch so, als kleine Aufmerksamkeit,
‘ne Dose Weihnachtskeks zu Müller-Wattenscheidt.

Zu Müller-Wattenscheidt, da führt der Weg mich nun mal genau
Vorbei am Haus von Dr. Zickendraht und seiner Frau.
Die hat mir ‘ne Autofenster-Kloroll’n-Häkelmütz geschenkt,
Und wenn sie jetzt nichts von mir kriegt, ist sie zu Tod‘ gekränkt.
Also kling‘le ich bei ihr und überreich‘ ihr gradewegs
Die für Müller-Wattenscheidt bestimmte Dose Weihnachtskeks.
Sie nötigt mich auf ein Glas Persiko und Erdnußflips
Und schenkt mir dann ein selbstgegoss‘nes Fachwerkhaus aus Gips.

So, die Zickendrahts sind gut bedient, doch, andererseits,
Was schenke ich denn jetzt bloß den Müller-Wattenscheidts?
Die Läden zu, die Kekse weg, der Ofen ist aus,
Ach, dann schenk‘ ich ihnen halt das gips‘ne Fachwerkhaus.
Es macht sie glücklich, und sie hängen es auch gleich an die Wand,
Loben mein Basteltalent und preisen meinen Kunstverstand,
Und schenken mir, so sehr ich mich auch wehre und empör‘,
‘ne Krawatte und dazu ‘ne Flasche Eierlikör.

So, jetzt aber nichts wie auf dem schnellsten Wege nach Haus.
Da treff‘ ich vor Zickendrahts doch noch Roswitha und Klaus.
Und die drücken mir gleich großzügig ‘ne Dose in die Hand:
Und zwar die mit meinen Keks, die hab‘ ich gleich wiedererkannt.
Also rück‘ ich schweren Herzens nun auch meine Beute raus:
Die Krawatte kriegt Roswitha und den Eierlikör Klaus.
„Frohe Weihnacht“, säuseln sie, „wir müssen weiter, tut uns leid,
Wir sind grade auf dem Weg zu Müller-Wattenscheidt!“

Was lehrt uns dieses Gleichnis? Dass auch mit Hinterlist
Geben nun mal seliger denn nehmen ist!


Reinhard Mey

E N D E


Schlusswort: (diese FF hat im Dezember-05-Voting den 7. Platz belegt bei 32 Storys)
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