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Der Maulwurf von Astra

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Kapitel Bemerkung:
Anmerkungen: Ich weiß, der Plot ist nicht gerade neu, und stellenweise klingt es wie eine Nacherzählung der letzten Con (oder wie eine Vorausschau auf die nächste?) Der Anfang ist ein kleiner Insider-Gag für alle, die in Bensheim waren. Und ja, ich weiß auch, dass Peter DeLuise nicht der Regisseur von „Im ewigen Eis“ war, aber was soll’s, ist schließlich AU.

Spoiler: „Im ewigen Eis“, „Urgo“, „Gipfeltreffen“, „Wurmloch Extrem“, „Notlandung“
Der Maulwurf


„Autsch!“ Major Samantha Carter fluchte leise vor sich hin, als sie zum zehnten Male mit dem Schraubenschlüssel abrutschte. Sie holte tief Luft, dann klemmte sie die Zunge zwischen die Zähne und versuchte es ein elftes Mal. Das wäre doch gelacht, mit einem Naquadah-Reaktor kam sie problemlos klar, da würde sie wohl doch noch dieses Maschinchen hier bezwingen können.

Angestrengt versuchte sie, die Mutter in der richtigen Position zu halten und sie gleichzeitig festzuziehen. Plötzlich sah sie zwei Beine vor sich. Ihr Blick schweifte nach oben und identifizierte die dazugehörige Person als General George Hammond. Das wäre vielleicht nicht verwunderlich gewesen, wenn sie sich in ihrem Labor im SG-Center befunden hätte. Doch hier, in ihrem Haus, in ihrer Garage? Verwirrt erhob sie sich. Was wollte er hier? An ihrem freien Tag?

„Stehen Sie bequem, Major.“ Er schaute sie prüfend an. „Ihr Vater war doch mal in Deutschland stationiert, nicht?“ „Ja…, Sir?“ antwortete sie zögernd. „Sie können noch die Sprache?“ „Ein wenig.“ „Gut. Sie fliegen nach Deutschland.“ „Wann, Sir?“ Hammond schaute auf die Uhr: „In fünf Stunden. Gehen Sie umgehend packen. Alle weiteren Informationen erhalten Sie unterwegs.“

Fünf Stunden später war sie mit einer Militärmaschine nach Los Angeles geflogen und jetzt saß sie in einem regulären Linienflug nach Frankfurt/Main. Ihr Pass lautete auf den Namen Samantha Fuhrmann, das war die deutsche Übersetzung für ihren Namen. Hammond hatte versucht, ihr in der kurzen Zeit so viele Informationen wie möglich zu geben:

„Wir haben ein Sicherheitsproblem. Ähnlich wie damals ‚Wurmloch X-treme’ existiert seit einiger Zeit eine weitere Fernsehserie, nur dass diese den Namen ‚Stargate’ trägt. Wir haben sie bislang nur aus der Ferne beobachtet, doch jetzt findet in Deutschland eine sogenannte ‚Convention’ statt, an der auch die Schauspieler teilnehmen werden. Mischen Sie sich unter die Fans, stellen Sie Fragen und versuchen Sie herauszufinden, wie viel wirklich bekannt ist. Wenn möglich, finden Sie das Leck. Doch verhalten Sie sich in jedem Falle unauffällig, das ist überaus wichtig. Wir wollen nicht zusätzlich Aufmerksamkeit auf uns richten, verstanden?“ „Ja, Sir!“ hatte sie genickt. Doch jetzt, wo sie genügend Zeit hatte, darüber nachzudenken, kam ihr diese Aufgabe fast eine Nummer zu groß vor.

Wenn sie wenigstens Gesellschaft gehabt hätte. Doch Teal’c und O’Neill waren seit Wochen auf einer Geheim-Mission, und Daniel, dessen Deutschkenntnisse sicherlich weit besser waren als die ihren, drückte sich irgendwo in Ägypten herum und war nicht rechtzeitig aufzutreiben gewesen. So hing es allein an ihr. Sie seufzte, dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, um ein wenig zu schlafen. Es würde ein langer Flug werden.

Es war bereits Freitagabend und längst dunkel, als Carter endlich in Fürth eintraf. Getreu dem Motto ‚Nur kein Aufsehen erregen’ nahm sie kein Taxi, sondern fuhr mit dem Bus Nr. 177 zur Europa-Allee. Hier sollte das Hotel stehen, in dem die ‚Convention’ stattfinden würde. Als sie aus dem Bus ausstieg und einen ersten Blick darauf warf, sprang sie reflexartig hinter das Buswartehäuschen, um Deckung zu suchen. Für einen Augenblick hatte sie gedacht, Apophis’ Mutterschiff wäre direkt vor ihrer Nase gelandet. Beschämt kam sie wieder hinter dem Wartehäuschen hervor. Soviel zum Thema Unauffälligkeit. Doch glücklicherweise schien niemand weiter von ihr Notiz zu nehmen.

Langsam ging sie auf das Hotel zu und nahm seinen Anblick ganz in sich auf. Es war wie eine Pyramide gestaltet. Schwarz und bedrohlich wirkten die schrägen Glasflächen in der dunklen Nacht, nur hier und da war ein Zimmer erleuchtet. Und ganz oben, in der Spitze, erstrahlte ein helles Licht. Das Gebäude hätte wirklich als Apophis’ Zweitwohnsitz durchgehen können.

Sie holte tief Luft und betrat dann die Lobby. Nun würde sich erweisen, ob man ihr die falsche Identität abnahm. Doch ohne Probleme bekam sie ihren Zimmerschlüssel und war bald mit dem Fahrstuhl auf dem Weg nach oben. Sie fand ihr Zimmer auf Anhieb, die verwinkelten, labyrinthartigen Gänge bereiteten keinerlei Probleme für sie. Schließlich hatte sie genügend Erfahrungen mit den endlosen Gängen auf den Mutterschiffen der verschiedensten Systemlords sammeln können, und die sahen nun wirklich alle gleich aus.

Das Zimmer war zweckmäßig, aber gemütlich eingerichtet. Die schräge Glasfront beherrschte eine ganze Seite und gab den Blick frei auf eine – Autobahn. Typisch deutsch. Doch vom Bett aus würde sie einen wundervollen Blick auf den Nachthimmel haben. Wie lautete der Werbespruch? ‚Schlafen unter dem Sternenhimmel’. Wie oft war sie schon im Rahmen ihrer „Tätigkeit“ durchs Weltall gedüst, doch den Anblick von Millionen und Abermillionen Sternen fand sie immer wieder aufs Neue faszinierend.

Am nächsten Morgen stärkte sie sich ausgiebig am Frühstücksbuffet. Das hier war etwas anderes als das ewige Einerlei im Cheyenne Mountain. Und sie musste Kraft sammeln für den Tag, der vor ihr lag und von dem sie nicht die geringste Ahnung hatte, was er bringen würde.

Draußen in der Halle versammelten sich immer mehr Fans, die durchaus leicht von den üblichen Hotelgästen zu unterscheiden waren und von diesen auch neugierig gemustert wurden. Einige hatten sich komplett in Kampfuniform geworfen, inclusive Plastikwaffen und Knopf im Ohr. Andere zeigten auf ihren T-Shirts deutlich, wer ihr Lieblingsstar in der Show war oder welchem Fanclub sie angehörten. Die Luft war erfüllt vom Summen unzähliger Gespräche, ab und zu unterbrochen von einem lauten Aufschrei, wenn sich Freunde wiedertrafen, die sich mindestens zehn Jahre lang nicht gesehen hatten, jedenfalls nach der Lautstärke der Begrüßung zu urteilen.

Carter stellte sich mit in die Schlange, welche sich vor einem Tisch bildete, der hochtrabend „Security Check“ genannt wurde. Natürlich kein Vergleich mit dem ihren im Cheyenne Mountain. Aber hier ging ja auch kein höchst geheimes Regierungsprojekt über die Bühne. Dennoch durfte sie auf keinen Fall ihren Auftrag vergessen. Aufmerksam sah sie sich um und versuchte jede Kleinigkeit zu registrieren. Alles konnte wichtig sein.

Erstaunt stellte sie fest, dass die meisten Gäste weiblich waren. So gesehen, wäre Daniel hier viel mehr aufgefallen als sie. Dabei hatte sie immer angenommen, dass Science-Fiction-Fans eher männlich waren. Sie selbst war zwar der lebende Beweis dafür, dass auch Frauen in einer männerorientierten Gesellschaft Karriere machen konnten. Aber beim Fernsehkonsum waren die Rollen immer noch traditionell verteilt. Männer - Sport und Science Fiction, Frauen - Seifenopern und großes Gefühlskino. So gesehen, war sie keine typische Frau. Doch was trieb all diese Mädels hier, eine Fernsehserie namens „Stargate“ zu schauen? Sie musste eine Antwort auf diese Frage finden.

Sie erhielt ihr Ticket, das es wahlweise zum Anstecken oder um-den-Hals-hängen gab. Ein Karikaturist hatte mit spitzem Bleistift die vier Hauptdarsteller der Serie darauf verewigt, und trotz aller Übertreibungen waren der Colonel, Teal’c, Daniel und sie selbst einwandfrei zu identifizieren. Sie hielt den Atem an. Das Leck musste größer sein, als sie gedacht hatte.

„Hey, schöner Name! Heißt Du wirklich Samantha?“ sprach sie plötzlich ein Mädchen an. „Ja, ich heiße wirklich so, und Du?“ „Ich bin Mandy!“ Erst jetzt fiel Carter auf, dass auf den Tickets auch die Namen aufgedruckt waren. Ein Glück, dass ihr Vorname durchaus auch als deutsch durchgehen konnte, sie hätte ziemliche Probleme gehabt, sich an einen anderen zu gewöhnen. Aber es gefiel ihr, wie zwanglos hier die Leute miteinander umgingen. Auch wenn sie sich offensichtlich noch nie zuvor gesehen hatten, kamen sie ganz leicht ins Gespräch. Nur sie selbst musste aufpassen, denn bei dem alles beherrschenden Gesprächsthema konnte sie nicht mitreden. Die Zeit hatte nicht ausgereicht, sich ein paar Folgen der Serie anzusehen. Andererseits, wenn die Serie wirklich so nah dran an ihrem Leben war wie Hammond befürchtete, würde sie das ganze vielleicht mit ein bisschen Improvisation meistern können.

Mandy sah ihr wohl an, dass sie nicht recht wusste, wie es nun weitergehen sollte. „Ist das deine erste Convention?“ Sie nickte. „Ich war schon auf fünf, in Vancouver und in London. Aber das hier ist die beste Location, die ich je gesehen habe. Komm, ich führ dich ein bisschen herum.“ Dankbar nahm Carter das Angebot an. Das Mädchen schien sehr redselig zu sein, und so bekam sie vielleicht leichter Antworten, als wenn sie sie ausfragte.

Bald darauf wurde es Zeit für das erste sogenannte „Panel“. Sam nahm auf ihrem Stuhl Platz und blickte mit wachsendem Erstaunen auf die Bühne. Der Anblick war unglaublich. Da stand ein Stargate. Kein funktionstüchtiges, wie sie mit schnellem Blick feststellte, aber sehr professionell nachgebaut. Die verschiedenen Sternbilder waren gut zu erkennen, und die Chevrons leuchteten sogar. Eine metallene Rampe wie im Cheyenne Mountain führte hinauf, und mit irgendeinem Trick hatten es die Veranstalter sogar geschafft, einen Ereignishorizont zu simulieren. Sam war ehrlich beeindruckt. Weiter vorn fand sich noch ein „DHD“, ebenfalls sehr echt aussehend. Sie hätte ohne Probleme darauf die Erde anwählen können. Wie waren diese Leute nur an all diese Informationen gekommen?

Sam wurde in ihren Grübeleien unterbrochen, als der erste Gast durch das Tor die Bühne betrat. Sie schaute in ihr Programmheft: Colin Cunningham. Sie hatte diesen Namen noch nie zuvor gehört, aber sie hatte auch nicht viel Zeit zum Fernsehen. Sie schaute ab und zu mal bei den „Simpsons“ rein, aber eigentlich nur, um herauszufinden, was Colonel O’Neill eigentlich so daran faszinierte. Vielleicht gab es ja auch irgendwo eine Simpsons-Convention? Das musste wirklich Spaß machen, mit ihm dahin zu gehen…

Sie schüttelte diese Gedanken ab und versuchte sich auf die Frage-und-Antwort-Session zu konzentrieren. Im Programm hatte gestanden, dass Colin Cunningham der Darsteller von Major Paul Davis war. Letzteren kannte sie allerdings. Der saß gerade zur selben Zeit im Pentagon und hatte keine Ahnung von dem, was hier vor sich ging. Mussten die denn auch noch den echten Namen verwenden? Das ging doch nun wirklich zu weit!

Und er sah ihm sogar ein bisschen ähnlich, musste sie zugeben. Allerdings hatte sie Major Davis bisher immer nur in Uniform gesehen. Dieser hier trug ein Freizeithemd, welches ihm unerwartet gut stand. Und was war das, hatte er etwa ein Tuch um seinen Kopf gewickelt? Sam hielt den Atem an. Das gab ihm irgendwie ein – wildes Aussehen. Schlagartig erkannte sie, warum die Mädels um sie herum alle so gebannt an seinen Lippen hingen. Nun, das Mysterium der weiblichen Stargate-Fans hatte sie also geklärt. Sie schmunzelte in sich hinein.

Derweil gingen im Publikum Mikrofone herum und Colin beantwortete alle Fragen, die ihm gestellt wurden. Sam fühlte sich plötzlich furchtbar alt. Diese jungen Dinger hier stellten Fragen, die sie in deren Alter nie über die Lippen gebracht hätte. Jedenfalls nicht, ohne rot zu werden. Und jetzt sprang auch noch eine auf, um Colin ein Geschenk zu überreichen. Ein Shirt mit der Aufschrift „Nürnberg“. Er grinste leicht und zögerte dann keine Sekunde, um es überzustreifen. Dazu musste er natürlich erst einmal sein Hemd loswerden, eine Aktion, welche ein wahres Blitzlichtgewitter auslöste, als er seinen Oberkörper präsentierte. Dann zog er schnell das T-Shirt über, welches er dann für den Rest des Tages trug.

Als die Stunde vorüber war, war eine Pause angesagt. Sam ging entschlossen auf den Raum zu, in welchem die Händler ihre Stände aufgebaut hatten. Sie hatte sich entschieden, ihr Äußeres dem der übrigen Fans anzupassen. So erwarb sie ein schwarzes T-Shirt, auf welchem in der Mitte das Stargate abgebildet war und drumherum die Köpfe der Hauptdarsteller, und zog es gleich über. Dann mischte sie sich wieder unter die Fans, versuchte hier und da ein Gespräch zu belauschen. Auf den zweiten Blick stellte sie fest, dass sie doch nicht ganz allein war in ihrer Altersgruppe. Sicher, da waren die Mädels, die sich lautstark darüber unterhielten, wie guuuuut! Colin heute wieder ausgesehen hatte. Aber da wurden auch ernsthaft Aspekte der Serie diskutiert und das mit einer Sachkenntnis, die sie beeindruckte. Und wenn eine Science-Fiction-Serie die Leute dazu brachte, sich mit solchen Dingen wie Wurmlöchern oder ähnlichem zu beschäftigen, dann war das eigentlich keine schlechte Sache, wie sie fand. Vielleicht war die Menschheit ja irgendwann wirklich bereit für die Wahrheit, und alles Versteckspielen würde ein Ende haben.

Sie ging wieder hinein, und nachdem auch alle anderen ihre Plätze eingenommen hatten, betrat Peter DeLuise die Bühne. Sam saß schlagartig senkrecht in ihrem Sitz und hielt den Atem an. Sie kannte diesen Mann. Er hatte eine Zeitlang im Cheyenne Mountain gearbeitet. Niemand wusste, was eigentlich genau seine Aufgabe war, aber er war immer da gewesen, wenn es nötig schien. Er hatte hier und da einen Hilfsjob übernommen, aber sich dabei immer im Hintergrund gehalten. Das war auch der Grund dafür, dass sie sich zwar an sein Gesicht, aber nicht an seinen Namen erinnerte. Eines Tages schließlich war er verschwunden gewesen und trotz aller Suche nach ihm nicht wieder aufgetaucht. Es gingen schon Scherze um, dass er von Aliens entführt worden war. Und jetzt saß er hier quietschvergnügt auf seinem Stuhl und erzählte einen Joke nach dem anderen.

Keine Frage, das war der Maulwurf. Sie sollte umgehend General Hammond anrufen und diesen Peter DeLuise festnehmen lassen. Vermutlich war das sowieso nur ein Deckname. Doch andererseits – es würde ein riesiges Aufsehen geben, wenn er vor den Augen von 400 Fans von der Bühne weg verhaftet werden würde. Vielleicht war es besser, ihn noch ein wenig im Auge zu behalten und zuzuhören, was er alles für Geheimnisse ausplauderte.

Er erzählte gerade begeistert davon, wie sie mit riesigen Kältemaschinen den ganzen Set eingefroren hatten, um eine authentische Antarktis-Atmosphäre hinzubekommen, und wie sich das halbe Team dabei einen Schnupfen geholt hatte. Sam erschauderte. Einen Schnupfen? Wovon er hier so lachend erzählte, das war ihr Leben! Und es war weitaus Schlimmeres geschehen als nur ein Schnupfen! Der Colonel war fast gestorben, verdammt! Nein, an diese Sache in der Antarktis dachte sie wirklich nicht gerne zurück. Wie konnte dieser Typ sich das nur erlauben? Es gelang ihr nur sehr schwer, sich zu beruhigen.

Jetzt sangen alle Fans mit Peter zusammen „Row your boat“ und schienen einen Heidenspaß daran zu haben. Was fanden sie nur an diesem blöden Song? Wahrscheinlich war sie wirklich schon zu alt für so was. Niemanden hier schien zu interessieren, was das für ein unheimliches Gefühl war, wenn man gezwungen wurde, solche verrückten Dinge zu tun wie „Row your boat“ zu singen und nichts, aber auch gar nichts dagegen tun konnte. Dieser Urgo hatte sie wirklich alle zur Verzweiflung getrieben. Aber für die Leute hier war das alles nur Spaß.

Ja, dieser Peter DeLuise hatte sich sogar, nur um zu wissen, was er seinen Hauptdarstellern zumutete, unter Wasser tauchen lassen. Hier wurde seine Stimme zur Abwechslung mal ernst, als er berichtete, was für ein verdammt ungutes Gefühl es war, wenn einem der Atem ausging und man nicht auftauchen konnte, weil sich über einem die Decke befand. Oh, da konnte Sam ihm nur zustimmen. Das war wirklich knapp gewesen. Nur ein paar Minuten länger, und sie und Colonel O’Neill wären elendiglich ertrunken. Damals in Anubis’ Mutterschiff, tief unten im Ozean. Und eiskalt war es außerdem gewesen. Während sich die Schauspieler in einem beheizten Wassertank vergnügten.

Je mehr sie nachdachte, umso mehr Sachen fielen ihr ein. Was hatten diese Leute hier alles gesehen? Ihr ganzes Leben? Etwa auch Sachen, die so privat waren, dass sie hoffte, niemand würde davon erfahren? Etwa auch das Geständnis vom Colonel, damals mit dieser Zatarc-Geschichte? Das durfte doch alles nicht wahr sein. Es war ein Alptraum. Sicherlich würde sie jeden Moment aufwachen, und der ganze Spuk wäre vorbei. Sie würde zur Arbeit gehen und ihrem Team lachend erzählen, was für einen unglaublichen Mist sie geträumt hatte.

Aber sie wachte nicht auf. Der Typ da vorn erzählte und erzählte und das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Und er machte seine Sache sehr gut, das musste sie zugeben. Er verstand es, die Leute zu unterhalten, er war wirklich witzig. Jetzt berichtete er gerade mit dem ernstesten Gesicht der Welt, dass nur Leute mit einem College-Abschluss die Türen der „Prometheus“ auf- und zumachen durften. Per Hand. Eine „Prometheus“ hatten sie also auch. Beruhigend zu wissen, dass diese nur aus Pappe bestand und sich nicht einmal die Türen automatisch öffnen konnten.

Sie wurde plötzlich ganz ruhig. Sie erkannte, dass ihnen von hier keinerlei Gefahr drohte. Wenn diese Leute auch nur annähernd die Wahrheit gewusst hätten, wären sie ausgeflippt. Doch sie waren der Meinung, dass alles nur der Phantasie der Schreiber entstand. Alles nur gut gebaute Kulissen und Special Effects. Während O’Neill, Daniel, Teal’c und sie wirklich durch das Tor gingen. Und genau das würde sie General Hammond auch sagen. Es lohnte nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jeder, der etwas von einem höchst geheimen Regierungsprojekt faselte, würde nur ausgelacht werden. Und dieser Regisseur würde seinen Job nicht aufs Spiel setzen. Nein, das alles hier war völlig harmlos.

Nach Peter war eine gewisse Amanda Tapping dran. Sam zuckte nur kurz zusammen, als ein Fan sie fragte, wie es mit ihrem Charakter Major Carter weitergehen würde. Ihren Namen aus dem Mund dieser Frau zu hören, war schon mehr als ungewöhnlich. Ungewöhnlich war auch ihr Aussehen. Diese langen Haare! Damit wollte sie einen Major in der Air Force spielen? Das war doch wohl nicht ihr Ernst, oder? Obwohl sie zugeben musste, dass sie ihr gut standen. Vielleicht sollte sie ja doch einmal etwas anderes ausprobieren als diesen praktischen Kurzhaarschnitt…

Und vielleicht sollte sie auch etwas lockerer werden. Sie stellte plötzlich fest, dass sie selbst da oben auf der Bühne längst nicht so gut ausgesehen hätte. Es bereitete ihr zwar keinerlei Probleme, an der Universität einen Vortrag über Quantenphysik zu halten. Aber einfach so locker drauflos zu plaudern, fiel ihr irgendwie schwer. Sie nahm die Dinge einfach zu ernst. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass sie sich so oft in ihr „Technogebabbel“ rettete und damit Colonel O’Neill regelmäßig zur Verzweiflung trieb.

Amanda wurde da vorn inzwischen mit Geschenken überhäuft. Sie genoss die Zuwendung der Fans, hatte für jeden ein nettes Wort und ein Lächeln. Sam hingegen war froh, dass niemand hier wusste, wer sie wirklich war. Diese Aufmerksamkeit wäre ihr nur lästig gewesen. Sie sehnte sich plötzlich nach ihrem Labor, nach einem stillen Fleckchen, wo sie in Ruhe vor sich hinbasteln konnte. Sie sehnte sich nach daheim.

Leise und vorsichtig stahl sie sich davon. Sie pfiff auf die Cocktailparty heute abend, sie wollte auch keine gemeinsamen Fotos mit den Stars und keine Autogramme. Das hier war nicht ihre Welt. Sollten die Fans weiterhin jeden Mittwoch gespannt vor dem Fernseher sitzen und auf neue Abenteuer warten. Sie hatte wichtigeres zu tun. Mal wieder die Welt retten, zum Beispiel. Und niemand von denen hier würde es je erfahren.

Sie allein wusste, wie wichtig ihre Arbeit war. Und die ihrer Freunde und Kollegen. Eine kleine verschworene Gemeinschaft, 28 Stockwerke tief unter der Erde.

E N D E


Schlusswort: (diese FF hat im Dezember-04-Voting den 10+?. Platz belegt bei 27 Storys)
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