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Unintended Choice von Lenari

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Kapitel 2:

You could be the one who listen

To my impales incortations

You could be the one I always love

 

Endlich fertig! Drei Uhr morgens und endlich ist der letzte Bericht geschafft. Wenn ich nicht eingeschlafen wäre, könnte ich schon längst im Bett liegen und tief und fest schlummern. Na ja, dann eben jetzt. Ich entschloss mich jedoch, die Nacht auf der Couch zu verbringen, um Daniel nicht zu wecken oder es darauf ankommen zu lassen, ihm doch noch zu nahe zu kommen. Nicht, dass es nicht genau das war, was ich wollte, doch mittlerweile hielt ich es für besser, wenn ich mit Intimitäten bis nach meinem kleinen Abstecher wartete. Ich hatte die Befürchtung, mich nicht loseisen zu können. Außerdem musste ich mir erst darüber im Klaren sein, was ich wirklich wollte, und er würde sofort bemerken, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

Kaum das ich es mir auf der Couch bequem gemacht hatte, taumelte Daniel ins Wohnzimmer, als hätte er gewusst, dass ich genau in diesem Augenblick fertig geworden war. Das fahle Licht der Straßenlaterne fiel durch das große Wohnstubenfenster und spendete spärliches Licht, in welchem Daniels blaue Augen fast schwarz wirkten. Schatten tanzten auf seinem makellosen Oberkörper - er gab mehr von sich preis, als ich verkraften konnte. Wieso hatte er nicht einfach durchschlafen können? Wieso musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Es quälte mich, ihn dort so verloren stehen zu sehen, wie er mich ansah und nicht wusste, was er tun oder sagen sollte. Also machte ich für ihn den ersten Schritt.

Ich schlug die Decke hinter mir zurück und meinte: „Komm schon her!“ Er schlüpfte hinter mich und ich deckte ihn zu. Er kuschelte sich an mich schlang seinen Arm um meine Taille. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken, seine Lippen auf meiner Haut, seine Brust an meinem Rücken und seine Männlichkeit an meinem Po. Es fühlte sich so gut an. Normalerweise übernahm ich den Part des Beschützers, desjenigen, der den anderen in den Arm schloss, doch auch so gefiel es mir. Es gab mir das Gefühl, dass wir auch das hier durchstehen würden, dass uns nichts und niemand trennen könnte. Nicht einmal ich selbst.

„Wollen wir nicht lieber ins Bett gehen?“, fragte Daniel zaghaft. Seine Finger fuhren dabei in großen Kreisen über meinen Bauch, wo ich besonders anfällig für seine Berührungen war - fast so sehr wie am Hals.

„Nein, ich bleibe hier.“, gab ich festentschlossen zurück, obwohl ich viel lieber mit ihm in unser warmes Liebesnest geflüchtet und nie mehr daraus hervor gekrochen wäre. Daniel begann meinen Nacken und meine Schulter zu küssen - versuchte mich mit allen Mitteln umzustimmen. Ich drohte die Kontrolle über mich zu verlieren und gerade heute Abend hatte ich genau das zu unterbinden versucht.

„Aber die Couch ist doch so unbequem und beengend. Unser riesiges, kuscheliges Bett wäre doch viel schöner.“, versuchte er es erneut, mich umzustimmen. Seine Hand wanderte tiefer, dahin, wo ich sie den ganzen Abend hatte spüren wollen. Wieso tat er mir das nur an? Ich drohte nachzugeben, mein Schutzwall bröckelte unter seinen Fingern dahin und seine Küsse schlugen wie Granaten in meine eigentlich unnachgiebige Festung ein. Ich drohte, die Schlacht zu verlieren. Gott, selbst in solchen Situationen dachte ich noch wie ein Militär. Ich musste hart bleiben. Ich hatte weit schlimmere Folter überstanden, dann hielt ich auch das durch. Oder?

„Ich bin zu müde, um mich noch zu bewegen.“, entgegnete ich und nahm seine Hand in meine, damit er nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, so dass er es aufgab, mich zu verführen. Jedenfalls im Moment. Dafür begann er sicher zu schmollen und sich zu fragen, warum ich ihn die ganze Zeit ignorierte und ihn nicht mehr attraktiv fand.

Vorsichtig wollte er wissen: „Was ist los mit dir, Jack? Du bist in letzter Zeit so komisch.“

„Ich hatte heute einen anstrengenden Tag, Daniel. Ich bin einfach nur müde.“, wandte ich mich heraus. Versuchte es zumindest. Das er mir das nicht abkaufte, war mir dabei von Anfang an klar gewesen.

„Du bist schon die letzten Tage so. Für uns alle war es nicht leicht, doch du scheinst dir alles noch mehr zu Herzen zu nehmen.“, wandte Daniel ein. Er hatte es also bemerkt. Ich hätte wissen müssen, dass er mitbekam, dass ich nicht ganz bei der Sache gewesen war, seit ich die Einladung zum Treffen erhalten hatte. Bei all dem Stress hatte ich natürlich total vergessen, Hammond um Urlaub zu bitten und jetzt flüchtete ich mich mit fertigen Berichten in Sicherheit. Vielleicht sollte ich es ihm sagen, doch das würde auch nichts unproblematischer machen. Es war so schon kompliziert genug, ich wollte ihn nicht auch noch mit hineinziehen, obwohl er einer der Gründe war, der alles so verwirrend machte.

„Es geht mir gut, Daniel, ich schwöre es. Ich denke, ich brauche einfach nur ein paar Tage Urlaub. Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ein paar Kleinigkeiten kriegen einen Jack O’Neill nicht unter.“ Ich musste ihn nur davon überzeugen, dass da nichts war. Ein fast unmögliches Unterfangen.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, hakte er unsicher nach. Ich drehte mich zu ihm um und streichelte ihm über die Wange, während ich in dem tiefen Blau seiner Augen versank. Gott, wie sehr ich diesen Mann doch liebte.

Dann antwortete ich überzeugt: „Ich bin mir sicher!“ Ein leichtes Lächeln huschte über seine vollen, weichen Lippen - ein Zeichen, dass er mir glaubte. Womit hatte ich diesen Mann bloß verdient? Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn, da alles andere mich wahrscheinlich sofort willenlos gemacht hätte. Ich brauchte dringend noch etwas Schlaf, sonst würde es knapp werden, mit Hammond zu sprechen und danach meine Maschine noch zu kriegen und das, bevor Daniel erwachte. Ich wollte ihn ja auch nicht anlügen, ihn so hintergehen - Gewissensbisse hatte ich ja so schon genug - aber ich sah einfach keinen anderen Weg, um ihn nicht noch mehr zu verletzten. Er würde es einfach nicht verstehen. Schnell fügte ich noch hinzu: „Und jetzt schlaf endlich!“ Dann drehte ich mich wieder um.

„Jack?“, fragte Daniel leise, kaum, dass ich meine Augen geschlossen hatte.

„Hmpf!“, war alles, was ich noch herausbrachte, denn sonst würde er mich gar nicht mehr in Ruhe lassen und ich konnte vergessen, rechtzeitig wach zu werden.

„Halt mich fest.“, bat er flehend, klang fast wehleidig. Ich konnte nicht anders, als ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Mit ihm in den Armen und seinem süßlichen Duft in der Nase würde ich sicherlich eh schneller ins Land der Träume abdriften. Wir drehten uns beide auf die andere Seite und ich schloss ihn in eine sanfte Umarmung. Seine weiche Haut kribbelte unter meinen Fingern, als ich beruhigend darüber strich. Er fühlte sich so gut an, so jung und lebendig. Ich liebte ihn allein dafür schon abgöttisch.

„Jack?“, hakte Daniel leicht schläfrig nach. Meine Berührungen taten seine Wirkung. Auch ich wusste, was ich tun musste, um ihn mir willig zu machen.

„Hmpf!“, kam es abermals von mir.

„Liebst du mich noch?“, fragte Daniel gerade heraus. Auf einen Schlag war ich wieder hellwach. Ich hätte doch ahnen müssen, dass diese Frage noch folgen würde. Ich kuschelte mich noch enger an meinen jungen Freund heran und küsste ihn liebevoll auf die Schulter und den Hals. Er schmeckte so gut, dass ich gar nicht wieder aufhören wollte, doch ich musste mich zusammennehmen, seinetwillen.

Zärtlich gab ich zurück: „Natürlich liebe ich dich immer noch! Was soll die dumme Frage? Ich werde dich immer lieben, sonst würde ich sicher nicht meinen Job für dich riskieren. Du bist mein Leben, Daniel, der Sinn meines Daseins. Egal, was noch kommen mag, ich werde dich nie wieder verlassen, das verspreche ich dir.“ Er wandte sein Gesicht zu mir und fing meine Lippen mit den Seinigen ein. Eine Besiegelung meines Versprechens und seine Erwiderung, es mir gleich zu tun. Danach versuchten wir beide endlich zu schlafen.

 

Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Ich hatte nicht wirklich Schlaf finden können. Zu meinem Glück jedoch wachte Daniel so schnell nicht mehr auf, wenn er erst einmal eingeschlafen war. Ich zog mich schnell um, schrieb einen kurzen Abschiedsbrief in dem ich ihm alles erklärte und kniete mich dann vor ihn hin. Er schlief so friedlich. Während ich im Bad war, hatte er sich umgedreht, so dass ich jetzt in sein wundervolles Gesicht sehen konnte. Seine tiefblauen Augen waren fest geschlossen, was eigentlich schade war, denn ich hätte gern noch ein letztes Mal hineingesehen. Ich fuhr ihm durch sein zerzaustes Haar. Es war länger als sonst, aber nicht so sehr wie am Anfang, als wir uns kennen lernten. Das ließ ihn viel stärker wirken und um einiges attraktiver.

Außerdem zierten Bartstoppeln sein Gesicht, was ihn fast unwiderstehlich machte. Eigentlich stand ich mehr auf glatte Gesichter, doch bei Daniel gefiel mir einfach alles. Egal ob langes oder kurzes Haar, einfaches T-Shirt oder spießiger Anzug, er sah einfach in allem gut aus. Ja, selbst Uniformen wirkten an ihm sexy. Ich fragte mich, wie er wohl in meiner Galauniform aussehen würde. Tja, lange anhaben würde er sie wohl eher nicht. Wenn ich wollte, konnte ich ziemlich flink und hartnäckig sein, um zu bekommen, was ich wollte. Besonders, wenn es darum ging, einen Ägyptologen auszupacken. Ich schüttelte den Gedanken ab, denn ich musste endlich los. Ich durfte mein Flugzeug nicht verpassen und zu Hammond musste ich schließlich auch noch.

„Schlaf gut, Süßer, und sei mir nicht böse. Ich brauche dich nämlich.“, flüsterte ich ihm lächelnd zu. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete ich mich von Daniel, schnappte mir meine Berichte, die immer noch auf dem Tisch lagen, und verließ das Haus. Umso schneller ich wegkam, desto leichter würde es mir fallen. OK, ich vermisste ihn schon jetzt, doch das hing sicher nur mit meinem schlechten Gewissen und einem Überschuss an Sexualhormonen zusammen. Irgendwie würde ich auch das überleben. Ich stieg entschieden in mein Auto und fuhr los. Von der Basis aus, könnte mich ja jemand anderes zum Flughafen fahren. Ich würde schon einen Soldaten dazu verdonnert bekommen

 

Ich fuhr los und war zwanzig Minuten später im Cayenne-Mountain, auf dem Weg zum General. Dieser war zu meinem Glück gerade nicht in einer wichtigen Besprechung. Auch mein Klopfen folgte die Aufforderung einzutreten. Augenscheinlich war er sehr erstaunt, mich zu so früher Stunde schon hier zu sehen.

„Colonel, wie ich sehe, sind sie heute auch schon unter die Arbeitstiere gegangen? Ihre Schicht…“, scherzte er grinsend. Anscheinend hatte er einen guten Tag. Perfekt!

Ich unterbrach ihn höflich: „Ich weiß. Ich bin hier, weil ich eine Bitte an sie habe. Ich brauche dringend eine Woche Urlaub. Ab sofort. Ist etwas Persönliches.“

„Und die Berichte sollen mich milde stimme, nicht wahr?“, folgerte Hammond und deutete mit der Hand wage in die Richtung, wo sich die Akten in meinen Händen befanden. Ich legte ihm diese auf den Tisch. Ich war wohl leicht zu durchschauen. Kein Wunder, ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand.

„So in etwa.“, stimmte ich ihm zu. „Waren eh längst überfällig.“ Für Smalltalk hatte ich eigentlich keine Zeit mehr. OK, laut meiner Uhr, auf welche ich alle paar Sekunden schielte, blieben mir noch circa zwei Stunden Zeit, bis mein Flieger mir vor der Nase wegflog, aber ich wollte nicht unbedingt jemanden aus meinem Team begegnen. Teal’c war auf jeden Fall hier, auch wenn er um diese Uhrzeit sicherlich noch meditieren würde oder was er sonst so in seiner Freizeit tat, wenn wir nicht gerade bis zum Hals in ernsten Schwierigkeiten steckten. So wie ich Sam kannte, wuselte diese hier auch irgendwo herum. Manchmal kam es mir so vor, als hätte sie gar kein anderes zu Hause mehr. Bei Daniel war das damals auch der Fall gewesen, bis ich ihn mir erzogen hatte. Wobei wir wieder beim Thema wären.

„Kann ich mir sicher sein, dass sie nichts Dummes vorhaben, Jack?“, hakte der General nach. Er benutzte meinen Vornamen, was er sonst nur tat, wenn er sich ernsthafte Sorgen um mich machte oder ich mich wohl wissentlich wie der letzte Idiot benahm und seine Autorität untergrub. Ich hasste das - dann hätte ich ja genauso gut mit meinem Vater reden können, denn genauso klang er manchmal.

„Ich nehme an, dass sie sich sicher sein können, George.“, gab ich zurück, ohne weder nein noch ja zu sagen. Ich wusste selbst noch nicht, ob ich nicht irgendwelche Dummheiten machte. So etwas plante ich normalerweise nämlich nicht vorher. Alles andere hätte er mir wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt.

„Wenn das so ist, gehen sie!“, erlaubte Hammond mir dann doch den Urlaub. Ich dachte langsam schon, er würde nie ja sagen. Ich wollte schon gehen, als er mich doch noch einmal zurückhielt: „Ach, Colonel, eins noch: Tun sie nichts, was sie später bereuen könnten.“

Ich erwiderte nachdenklich: „Ich denke, das habe ich schon, Sir!“ Dann schloss ich die Tür hinter mir. George wusste nichts von meiner Beziehung zu Daniel - ist so ein Regelding, sonst hätte er es wahrscheinlich längst erfahren - aber er konnte sich denken, was meine Bemerkung zu bedeuten hatte, auch wenn er es rein freundschaftlich interpretieren würde. Ich lief förmlich den Gang hinunter, um zu den Fahrstühlen zu gelangen. Nur noch raus aus dieser Basis, weit weg von diesem Berg. Als ich endlich in dem Aufzug verschwand, atmete ich erleichtert auf. Ich war keinem von ihnen begegnet. Doch zu früh gefreut. Im Letzten Augenblick kam Samantha dann doch noch in die Kabine gestürmt. Die Lifttüren schlossen sich hinter ihr.

„Colonel, sie schon hier?“, fragte sie überrascht und betätigte den Knopf für das Sublevel neunzehn. Offenbar ein Abstecher in der Cafeteria, um sich einen Kaffee und einen blauen Wackelpudding zu genehmigen. So wie sie aussah, hatte sie das auch nötig. Sicher hatte sie wieder die ganze Nacht durchgearbeitet.

„Bin auf dem Sprung. Ich habe nur schnell was vorbeigebracht und mir eine Woche Urlaub geholt. Washington ruft.“, erklärte ich ihr grob, sah sie dabei aber dabei nicht an, sondern an ihr vorbei.

Darauf erwiderte sie: „Lassen sie mich raten: Was Persönliches?“

„Yepp!“, antwortete ich ernst und blickte auf die Uhr. Konnte dieser verdammte Fahrstuhl nicht schneller fahren. Ich wollte mich nicht rechtfertigen müssen. Ich wusste nicht wieso, aber wenn Daniel oder sie mich ansahen, hatte ich immer das Bedürfnis, mich ihnen erklären zu müssen. Das war langsam wie verhext. So etwas hatte ich nicht einmal meinen Vorgesetzten gegenüber. Es war zum Verzweifeln, besonders in diesem Augenblick.

„Das wird Daniel sicher überhaupt nicht gefallen.“, bemerkte sie laut nachdenkend. Ich blickte sie perplex an. Sie wusste nichts von der Beziehung zwischen mir und Daniel. Ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, es ihr anzuvertrauen. Woher sollte ich auch wissen, wie sie darauf reagieren würde. Sam hatte nichts gegen Schwule - sie war eigentlich immer sehr aufgeschlossen - doch das mit uns war einfach etwas anderes. Wir waren ja auch nicht wirklich homosexuell, nur leicht verquer, was uns anging. Zumindest Daniel, denn ich hatte schon immer diese Ader gehabt. Ein weiterer Grund, warum ich es ihr nicht sagen wollte. Carter war mehr als neugierig und sicher würde ich irgendwann mit der Sprache herausrücken. Das wollte ich jedoch nicht. Das machte nur Probleme. Ich hoffte nur, sie ahnte nichts. Vielleicht hatte Daniel ihr etwas gesagt. Nein, das würde er nicht.

Ich versuchte, so zu klingen, als hätte ich nicht ganz verstanden, was sie gesagt hatte, als ich nachhakte: „Was?“ Ich hatte nur nicht verstanden, was sie damit zum Ausdruck bringen wollte.

„Na ja, er wollte doch unbedingt auf diesen Planeten. Sie wissen schon, der mit den vielen Ruinen und komischen Skulpturen. Sie hatten ihm versprochen, dass wir uns das mal ansehen würden.“, verdeutlichte Sam die Sache. Ach das! Das hätte sie doch auch gleich sagen können. Im selben Moment, wo mir sozusagen ein Licht aufging, öffneten sich die Türen des Fahrstuhls.

„Gehen sie doch mit ihm, Carter. Ich bin sicher, sie bekommen das auch ganz gut ohne mich hin.“, überließ ich ihr meinen Platz als Kommandant von SG-1 und lobte sie obendrein sogar noch. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie aus dem Aufzug trat.

„Ja, Sir! Danke, Sir!“, sagte sie freudig, dann waren auch die Türen schon wieder zu und der Lift setzte sich in Bewegung. Diesmal zu meinem Haltepunkt, der Oberfläche. Ich hatte es überlebt. Jetzt musste ich nur noch zum Flughafen. Hoffentlich war kein Stau. Ich hasste es, zum Flugzeug hetzen zu müssen. Wer wusste schon, wo ich später landen würde. Ist alles schon einmal vorgekommen.

 

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Ich schnappte mir zum x-ten Mal das Telefon und wählte seine Nummer, nur um sie gleich wieder zu löschen. Ich wusste ja nicht einmal, dass ich zu ihm sagen sollte, wenn er dann endlich mal abnahm. Ich wollte doch nicht übers Telefon mit ihm streiten, aber ich konnte es ihm auch nicht einfach so durchgehen lassen, dass er mich angelogen hatte. Wenn er nicht wollte, würde er eh nicht mit mir reden. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit. OK, es war Abend geworden, doch woher sollte ich schon wissen, was er da wollte. Er hatte mir schließlich nichts gesagt. Sein Brief war auch nicht gerade informativ gewesen. Nur eine Anreihung von Entschuldigungen und die Mitteilung, dass er dringend nach Washington musste. Soviel hatte ich dann auch von Hammond und Sam erfahren.

Noch einmal wählte ich seine Nummer. Diesmal zögerte ich nicht und drückte auf den Knopf, damit das Telefon zu wählen begann. Alles Möglich konnte passieren. Er könnte sich abweisend verhalten, er könnte beleidigt sein, weil ich ihm hinterher telefonierte oder ich könnte anfangen, ihm Vorwürfe zu machen, warum er mich angelogen oder hier zurückgelassen hatte. Ich fühlte mich ausgeschlossen, dabei hatte er mir doch versprochen, immer ehrlich mit mir zu sein, auch wenn es wehtun würde. Wir könnten auch heftig streiten. Dann würde einer von uns auflegen und keiner würde den anderen zurückrufen. Wir würden alles nur verschlimmern. Beim ersten Klingeln waren all diese Gedanken wie weggewischt. Kurz darauf nahm jemand ab. Laute Musik und viele Menschen drangen durch die Ohrmuschel.

„Anthony.“, meldete sich eine männliche Stimme, die mir vollkommen unbekannt war. Ich erstarrte förmlich in der Bewegung. Dann legte ich hastig wieder auf. Hatte ich etwa ausversehen die falsche Nummer gewählt? War Jack etwa nicht allein in Washington? War er dort, um sich mit einem anderen zu treffen? Betrog er mich? Vielleicht. Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, doch etwas in meinem Kopf sagte mir, dass es dennoch im Bereich des Möglichen lag. Aber so war Jack doch nicht. Er war anständig und treu. Es musste einfach die falsche Nummer gewesen sein. Alles andere musste ich um unserer Liebe Willen ausschließen. Kaum, dass ich aufgelegt hatte, klingelte mein Handy. Ungläubig blickte ich es an. Jacks Name leuchtete auf. Wieder zögerte ich. Erst nach dem fünften Klingeln griff ich danach und nahm ab.

„He!“, begrüßte ich ihn heiser. Auf einmal hatte ich eine ganz trockene Kehle. Meine Hände zitterten. Ich war nervös, weil ich nicht wusste, wie das ausgehen würde. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden. Ein Telefonat war einfach nicht das Richtige, das zu klären.

„He!“, entgegnete Jack verhalten. Vermutlich wusste er auch nicht so recht, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte. Ich blickte mich suchend in meiner Wohnung um und erblickte ein Bild von uns beiden. Ich hatte es bei ihm einfach nicht mehr ausgehalten. Alles hatte mich an ihn erinnert. Hier war es jedoch auch nicht viel besser. Vielleicht sollte ich auch etwas Urlaub machen - von den Erinnerungen an ihn. General Hammond hatte zu meinem Glück die Mission nicht abgebrochen, sondern Sam das Kommando übergeben. Arbeit würde mich sicher ablenken und die Zeit würde auch viel schneller vergehen, bis Jack wiederkam. Auf alles gefasst, hakte dieser kleinlaut nach: „Sauer?“ Ich stand auf und nahm das Foto von uns zur Hand. Es zeigte uns bei O’Malleys, wie wir uns gerade darum stritten, wer beim Billard beginnen durfte. Ich hatte gewonnen. Konnte ich ihm überhaupt sauer sein?

„Etwas!“, gab ich ehrlich zurück. Mein anfänglicher Ärger auf ihn, war wirklich so gut wie verflogen, doch die Unsicherheit blieb. Was, wenn er mich wirklich nicht mehr liebte und das alles nur gesagt hatte, weil er wollte, dass ich endlich meinen Mund hielt. Nein, so war Jack nicht. OK, er war so, aber nicht, was unsere Beziehung anging. Bei Gefühlen log er nicht, nur was andere Dinge anging. Zum Beispiel seine kleine Reise nach Washington. Er hätte mir dabei ruhig sagen könne, dass er weg musste. Ich hätte das schon verstanden. Ach was, ich machte mir selbst etwas vor. Ich hätte es nicht verstanden. Ihm war es sicher schwer gefallen, das zu tun - ich kannte doch meine Wirkung auf ihn das war aber noch lange keine Entschuldigung.

„Daniel, es... du weißt schon.“, stotterte Jack vor sich hin. Ja, mir war klar, was er meinte. Er wollte sich entschuldigen. Er tat das so oft, langsam sollte er gelernt haben, wie das ging.

Mit eisiger Stimme gab ich zurück: „Ich weiß!“ Ich war von mir selbst überrascht, dass ich distanziert klingen konnte. Das wollte ich doch gar nicht. Es tat mir in der Seele weh, mich mit ihm zu streiten. Ich wollte ihn einfach nur lieben - küssen, berühren, mit ihm reden, es wild mit ihm treiben. Ich wollte Sex mit ihm, jetzt. Doch das konnte ich nicht haben, denn er war meilenweit entfernt. Das wurmte mich am Meisten. Er war einfach wieder gegangen, ohne mich ausreichend befriedigt zu haben. Die letzte Nacht war schön gewesen, keine Frage, aber es war nicht das gewesen, was ich gewollt hatte. Ich wollte das, was ich geträumt hatte, ich wollte unanständig sein.

„Also, doch sauer.“, folgerte Jack gefasst, dennoch zitterte seine Stimme leicht. Ich hatte ihn verletzt, wie er mich gekränkt hatte. Angst, mich zu verlieren, stieg sicherlich in ihm auf. Auch ich fürchtete mich davor, dass er irgendwann gehen könnte. Vielleicht war ich deswegen so abweisend, um ihm das nicht zu zeigen. Ich hatte mich an seine ständige Gegenwart gewöhnt - ich liebte ihn doch so sehr. Für einfach alles. Und ich liebte ihn so, wie er war. „Wir reden darüber, wenn ich nach Hause komme, OK?“ Laute Geräusche drangen plötzlich durch den Hörer zu mir hindurch. Musik und Stimmen, genau wie bei dem anderen Mann, der ans Telefon ging. Hatte ich mich vielleicht doch nicht verwählt? War Jack nicht alleine dort? Betrog er mich doch? Sollte ich ihn fragen? Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich würde er mir sowieso nicht antworten oder mir unterstellen, ich würde ihm nicht vertrauen. Aber das tat ich doch, oder?

„OK! Wie lange bleibst du weg?“, wechselte ich das Thema, da ich jetzt wirklich nicht noch mehr gekränkt werden wollte. Ich zweifelte so schon genug an unserer Beziehung, auch wenn es eigentlich keinen Grund dafür gab. Einerseits hatte ich das Bedürfnis, ihn anzuschreien, zu schlagen und für immer aus seinem Leben zu verschwinden, doch auf der anderen Seite liebte ich ihn so sehr, dass ich ihm am Liebsten nachfliegen würde, nur um ihn endlich flachzulegen. Resignierend entschloss ich mich für gar nichts von beidem. Es war doch nur eine Woche und es würde schon nicht so schlimm sein, wie ich glaubte. Unsere Beziehung hatte schon so einiges überstanden, wieso dann nicht auch das, was immer es auch sein mochte.

„In ein paar Tagen, wenn alles geregelt ist.“, gab er geknickt zurück. Ich glaubte, Jack am anderen Ende der Leitung weinen zu sehen, auf jeden Fall klang seine Stimme danach. Damit brach er mir das Herz. Nein, er ging nicht fremd. Auf keinen Fall. Jack war treu, das wusste ich doch. Niemals würde er das machen. Ich musste aufhören, so zu denken. Wieder konnte ich Lokalgeräusche hören. Wie es aussah, wollte er noch einen Trinken gehen oder war es gerade. Er hatte wohl keinen so schönen Tag gehabt. Etwas anderes kam gar nicht in Frage. Zögernd fügte er hinzu: „Ich vermisse dich!“

„Ich vermisse dich auch, Jack.“, während ich das sagte, kam mir die Tränen. Er klang so verloren, als wüsste er nicht, was er machen sollte. Ich wollte bei ihm sein, ihn in den Arm nehmen - ihm zeigen, dass wir alles zusammen bewältigen könnten. Oh Gott, wie sehr ich mich nach ihm sehnte. Ich blickte wieder auf das Foto in meiner Hand und ich wusste, dass sich alles schon wieder klären würde. Er würde mir von selbst sagen, warum er in Washington war, auch wenn es nicht sofort wäre.

„Amüsiere dich, solange ich weg bin, Daniel. Ich will keinen Planeten mit Ruinen sehen, wenn ich wiederkomme.“, scherzte Jack. Er wollte die ganze verzwickte Situation auflockern und es klappte. Ein Lächeln huschte sogar über meine Lippen.

„Versprochen!“, gab ich zurück und legte auf. Im Moment gab es eh nichts mehr zu sagen und ich nahm auch an, dass Jack kurz angebunden war. Er klang zumindest so, als müsste er dringend noch irgendwo hin. Sicher ein wichtiger Termin.

 

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„Jack, nun mach schon, wir haben nicht den ganzen Abend Zeit!“, riss Rick Anthony mich aus den Gedanken. Ich starrte immer noch auf das Telefon in meinen Händen. Ich hatte ihn verletzt. Daniel! Mein Leben, meine Liebe, mein ein und alles. Ich hatte mir doch geschworen, es nie wieder zu tun, ihn nie wieder absichtlich leiden zu lassen und nun... Ich war so ein Vollidiot, so ein Scheißkerl. Er hatte alles Recht darauf, sauer auf mich zu sein, mich für das, was ich getan hatte, zu verabscheuen, doch aus irgendeinem Grund ließ er es mir dennoch durchgehen. Er traute mir! Ich belog und betrog ihn - jedenfalls im geistigen Sinne - und er glaubte dennoch daran, dass es schon nichts zu bedeuten hatte. Womit hatte ich ihn nur verdient?

Sobald ich zurück war, würde ich alles wieder gutmachen und, wenn ich mich dazu bereit fühlte, ihm auch von Taylor erzählen. Ich war mir sicher, er würde es verstehen, er würde mir keine Vorwürfe machen, denn im Grunde tat ich das hier auch für uns. Die letzten Jahre hatte ich mich immer wieder erfolgreich davor gedrückt, an diesen Treffen teilzunehmen, doch diesmal nicht. Etwas hatte sich geändert - ich hatte mich geändert. Ich war endlich erwachsen geworden und hatte den Mut dazu gefunden, mich meiner Vergangenheit zu stellen. Nicht nur Taylor, auch dem, was danach passierte, was alles zwischen Daniel und mir so unendlich kompliziert machte.

„Bin ja schon fertig.“, gab ich zurück, riss meinen Blick von dem Handy los und steckte es zurück in die Jackentasche. Dann betrat ich wieder die überfüllte Bar, welche längst mit Zigarettenqualm und Alkoholgeruch getränkt war. Tief sog ich den Dunst in mich auf, beruhigte mich gleich ein wenig. Zu oft hatte ich solche Lokale schon besucht, dass es oft sogar schon wie eine Wohltat war, den Mief einzuatmen, der immer vorherrschte. Wir kehrten zu unserem Tisch zurück. Zwei weitere Freunde warteten auf und. Maxim Price und Joannes Kent. Beides ehemalige Kameraden von mir. Ich kannte sie gut, doch sie wusste nicht, wie ich zu Taylor gestanden hatte.

Dieses Geheimnis teilte lediglich Rick mit mir. Auch er war in meiner Einheit gewesen, jedoch ausgestiegen, nachdem im Irak alles so unglaublich schiefgelaufen war. Verübeln konnte es ihm nicht. Er führte jetzt ein besseres Leben, hatte eine Frau, drei Kinder und einen gut bezahlten Job als Anwalt in einer renommierten Kanzlei. Auch ein Grund, warum ich hier war. Ich würde mein Testament ändern lassen, Vorkehrungen treffen müssen, falls ich starb. Ich konnte nicht damit rechnen, Daniel noch mal zu erwischen. Mit aller größter Wahrscheinlichkeit waren sie auf einer Mission. Ich wusste doch, dass er nicht ruhig bleiben könnte, solange ich nicht da war und auch, wie ungern General Hammond Änderungen im Zeitplan hasste.

„Jack, träum nicht!“, riss man mich abermals aus den Gedanken. Diesmal war es Maxim.

„Man, man, man! Da muss dir ja eine Frau wirklich angetan haben.“, fügte Joannes hinzu und grinste vielsagend. Das er damit vollkommen falsch lag, band ich ihm lieber nicht auf die Nase. Ich konnte schließlich nicht sagen, wie sie reagieren würden. Sie waren oft nicht das, was man weltoffen nannte.

Ich wehrte ab: „Ach Quatsch! Ich schwelge im Moment nur in Erinnerungen an unseren Verrückten Haufen. Das waren damals vielleicht Zeiten.“ Ich kannte die beiden gut genug, um zu wissen, dass sie sich davon ablenken lassen würden. Auf alten Kamelen herumreiten, war schon immer eine ihrer Stärken gewesen. Damit verbrachten wir letztendlich auch den ganzen Abend. Es tat gut, mal wieder mit ihnen zusammen zu sein, aber mir fehlten meine Freunde. Mir fehlte Daniel!

 

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Das Geräusch des Schlüssels, der ins Schlüsselloch gesteckt wurde, ließ mich aufhorchen. Ich hielt in der Bewegung in ne und lugte um die Ecke. Der sich stapelnde Abwasch war vergessen. Es konnte eigentlich nur einer sein, der dieses Haus betreten wollte: Jack O’Neill! Wir hatten schließlich jeweils einen Ersatzschlüssel für die Wohnung des anderen und ich befand mich momentan in seinen vier Wänden. Ich hatte es in meinem Loft einfach nicht mehr ausgehalten. Hier war es zwar auch nicht besser gewesen, aber wenigstens lenkte mich die Hausarbeit bis jetzt ab. Ich war auch erst gestern Abend von einer dreitägigen Mission zurückgekehrt. Sam hatte ihre Sache ganz gut gemacht, doch ich vermisste schon bei Beginn Jacks sarkastische Sprüche und seinen leicht makaberen Humor, den er immer an den Tag legte. Die Tür ging auf und er trat ein. In der einen Hand hielt er seinen Reisetasche und in der anderen eine mittelgroße Tüte. Er sah verdammt gut aus. Hinter sich schloss er die Tür mit dem Fuß und sah dann auch endlich mich an. Sein Blick blieb wie hypnotisiert auf mir haften.

„Daniel!“, hauchte er überrascht. Er blieb regungslos stehen, schien abzuwarten, wie ich auf ihn reagieren würde. Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht. Ich hatte ja nicht einmal damit gerechnet, dass er ausgerechnet heute zurückkam. Auch ich war wie erstarrt. Ich sah seine Unsicherheit in seinen Augen, spürte meine eigene in mir aufkeimen. Doch da war noch etwas anderes in mir - Verlangen. Sein bloßer Anblick erregte mich. Er erinnerte mich daran, dass wir kaum Zeit für einander gehabt hatten und wie sehr ich ihn begehrt und vermisst hatte. Plötzlich fiel all meine Unsicherheit von mir ab. Meine Leidenschaft hatte den innerlichen Kampf gewonnen. Ich stürmte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Ich fing seine Lippen mit den Meinigen ein, liebkoste diese heftig.

Sein starkes Kreuz prallte gegen die Tür, seine Tasche fiel zu Boden. Im ersten Moment war er so perplex, dass er nicht einmal auf mich reagierte, doch kaum, dass er die Hände frei hatte, schloss er mich in eine feste Umarmung. Es tat so gut, ihn zu schmecken, ihn zu berühren, sein Aftershave zu riechen und seinen Atem auf meinem Gesicht zu spüren. Seine Sachen waren kalt - genau wie seine Hände. Das jagte mir kleine Schauer über meinen nackten Rücken. Ich wusste nicht, wieso, aber in seinem Haus sparte ich mir immer das T-Shirt. Wahrscheinlich, weil ich es eh nie lange anbehalten würde. Wir lösten uns atemlos voneinander und er drückte mich noch fester an sich, verbarg sein kaltes Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich war so unendlich froh, dass er wieder hier bei mir war, dass ich ihm seine Notlüge längst verziehen hatte und all meine anfängliche Eifersucht - mein Misstrauen ihm gegenüber - dahinschwand.

„OH Gott, ich habe dich so vermisst!“, presste ich hervor. Ich spürte sein Herz rasen. Er sah mir aus seinen rehbraunen Augen sanft entgegen und lächelte verliebt. Dennoch blieb sein Blick eine Spur unsicher und irgendwie schuldbewusst.

„Daniel, ich...“, begann Jack zögernd, sich zu erklären, doch ich brachte ihn zum Schweigen, indem ich ihm zwei Finger auf seine heißen Lippen legte. Ich wollte nichts hören. Nicht heute Nacht. Ich hatte ihn endlich wieder und diesen annähernd perfekten Augenblick wollte ich jetzt nicht mit unnötigem Gerede zerstören. Er konnte es mir später erklären, wenn wir beide dazu in der Lage wären, zu reden und zuzuhören. Ich zumindest war zu Letzterem nicht mehr in der Lage. Viel zu sehr sehnte ich mich nach seinem Körper. Ich wollte ihn und das sofort.

Sanft entgegnete ich: „Ist schon OK, ich verstehe es. Mach so etwas nur nicht wieder, verstanden?“ Jack nickte nur, dann folgte ein zärtlicher Kuss des Verstehens zwischen uns, voller unausgesprochener Beschwörungen und Liebesgeständnissen. Seine Hände wanderten über meinen Rücken, massierten sanft meine angespannten Muskeln. Ich glaubte schon, mich in seinen Berührungen, seinem Kuss zu verlieren, als er sich von mir löste.

„Ich habe dir etwas mitgebracht.“, meinte Jack schließlich, hob die Tüte vom Boden auf und fischte einen Lederbeutel daraus hervor. Auch ohne diesen zu öffnen, wusste ich, was sich darin befand. Neues Ausgrabungswerkzeug. Meines war wirklich schon sehr abgegriffen - es stammte auch noch von meinen Eltern. Das war deren letztes Geschenk an mich gewesen, in der weisen Voraussicht, ich würde irgendwann genau den Job machen, den ich nun mal besetzte. Es war mein wertvollster Besitz, gleich neben Jack. Dieser sah mich abwartend an. Ich nahm es entgegen und befühlte das weiche Leder. Es erinnerte mich verdächtig an die gebräunte Haut meines Liebhabers, der gerade die Jacke ablegte. Genauso sanft und fest. Ich drohte sogar in Tränen auszubrechen, so gerührt war ich über das Geschenk. Überschwänglich dankte ich ihm mit einem erneuten Lippenbekenntnis. Ich würde sein Geschenk genauso in Ehren halten, wie das meiner Eltern.

Dennoch fragte ich mit gespieltem Misstrauen: „Versuchst du, mich zu bestechen?“

„Ja!“, antwortete er lächelnd und schnappte sich seine Reisetasche. „Scheint ja auch zu funktionieren.“ Er hatte doch jetzt nicht allen Ernstes vor, auszupacken? Sofort nahm ich ihm die Tasche wieder ab und ließ sie abermals zu Boden fallen. Er blickte mich nur verständnislos an. Normalerweise war ich nicht so konsequent, wenn es um irgendwelche Dinge ging. OK, auf Missionen, wenn ich die ethischen Grundsätze in Gefahr sah, aber nicht in unserer Beziehung zueinander. Heute jedoch würde das anders sein, denn irgendjemand musste ja die Führung übernehmen.

„Glaubst du wirklich, du kommst mir so einfach davon?“, fragte ich gerade heraus und fügte fest - ohne eine Widerrede duldend - hinzu: „Ins Bett! Sofort!“ Ich ergriff Jacks Hand und zog ihn mit mir in Richtung Schlafzimmer. Meine forsche Art hatte ihn völlig unerwartet getroffen. Er war es von mir einfach nicht gewöhnt, dass ich die Zügel in die Hand nahm. Noch einmal würde ich ihn jedenfalls nicht so einfach davonkommen lassen, auch wenn ich gegen meine Natur handeln und die Initiative übernehmen musste. Ihn machte das an, das wusste ich genau, besonders, wenn ich es kaum erwarten konnte, ihn zu spüren. Ganz und ohne Hemmungen. Ich ließ mich mit ihm aufs Bett fallen und begann wieder, ihn zu küssen, während ich mich auf ihn legte. Schon nach wenigen Augenblicken waren Pullover und T-Shirt bei ihm verschwunden. Längst hatte Jack den ersten Schock überwunden und genoss meine sanfte Aggressivität.

weiter: Kapitel 3

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