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HE is you von Lenari

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Vorwort

Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'More-than-just-Friends' veröffentlicht!
Kapitel Bemerkung: Spoiler: fünfte Staffel
Anmerkung: Ich bin böse. Nein, ich bin ein Engel. Ach, kann mich nicht entscheiden. Beides wahrscheinlich. Kommt ganz auf den Leser an.
HE is you


Colonel O’Neill kam pfeifend in den Raum geschlendert. In seinen Händen hielt er das Memo für die bevorstehende Mission. Er setzte sich neben Major Carter, die bereits anwesend war, über irgendetwas zu grübeln schien und ihm einen skeptischen Seitenblick zuwarf. Sie hatte Jack nie zuvor so gut gelaunt erlebt - zumindest nicht zu so früher Stunde. Es war gerade erst 7:30 Uhr am Morgen.

 

Während er las, pfiff er weiterhin diese Melodie, welche Sam zwar bekannt vorkam, sie aber nicht einschätzen konnte, woher. Das Lied wollte ihr einfach nicht einfallen. Nach einer Weile - sie konnte sich bei dieser Störung einfach nicht konzentrieren - fand sie, dass er genug gute Laune verbreitet hatte und dass auch irgendwann Schluss sein musste.

 

„Colonel“, setzte sie an und er verstummte augenblicklich. „Können sie bitte damit aufhören.“ Er sah sie verdutzt an. Beide Brauen hatte er hochgezogen, die Augen weit aufgerissen und den Kopf leicht zur Seite geneigt.

 

„Womit?“, wollte er dilettantisch wissen. Er hatte wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen, dass er vor sich hin trällerte. Bei ihm war das durchaus nicht ausgeschlossen. Sie war schon oft an ihm verzweifelt. Die meiste Zeit hörte er sich ja nicht einmal selbst zu und wenn er dann doch mal etwas Produktives zu einer Sache beitrug, wusste er nicht einmal mehr, um was es sich dabei gehandelt hatte. Er war, kurz gesagt, unverbesserlich.

 

Sam seufzte resignierend und meinte schließlich: „Mit dem Pfeifen. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn sie solchen Krach machen.“

 

„OH!“, war alles, was er dazu zu sagen hatte. Dann wandte er sich wieder dem Memo zu. Carter bezweifelte, dass er überhaupt etwas verstand. Der Bericht bestand zum größten Teil aus den verschiedensten Daten über die Beschaffenheit des Bodens, der Luft und aus der Zusammensetzung der Vegetation. Eventuelle Mineralienvorkommen waren darin festgehalten worden und darüber hinaus noch eine kurze Zusammenfassung der dort vorherrschenden Kultur. Römer, wenn Sam sich richtig entsann. Sie hatte das Memo bereits heute Morgen überflogen.

 

Auch Daniel, begleitet von Teal’c, gesellte sich in diesem Moment zu ihnen. Sie setzten sich den beiden Offizieren, die sie ihre Freunde nennen durften, gegenüber. Doktor Jackson summte vergnügt vor sich hin, dieselbe Melodie wie Colonel O’Neill. Dieser setzte kurze Zeit später durch erneutes Pfeifen mit ein. Sam konnte immer noch nicht ergründen, woher ihr dieses Lied so bekannt vorkam. Aber schon nach kurzer Zeit ging ihr diese Störung erneut auf die Nerven. Sie hatte diese wichtigen Berechnungen zu machen, die nicht ewig warten konnten, und sich zu konzentrieren, war bei dem Lärm, nun einmal nicht möglich.

 

„Herrgott noch mal, Leute, könntet ihr bitte damit aufhören!“, brauste sie gestresst auf. Perplexe Blicke richteten sich auf sie. Lediglich Teal’c schien von ihrem Gefühlsausbruch unberührt, hob lediglich zur Kenntnis nehmend die Augenbraue. Daniel und Jack sahen sich verwundert an, dann machte es bei Letzterem Klick.

 

„OH, sorry Carter! Wir werden uns benehmen.“, entschuldigte O’Neill sich und erklärte seinen Freunden, dass Sam durch das Pfeifen in ihren Gedankengängen gestört werden würde und ihn diesbezüglich schon um Ruhe gebeten hätte. Ungefähr sogar in diesen Worten.

 

„Ich habe nicht gepfiffen.“, verteidigte sich Daniel empört.

 

„Aber gesummt. Scheint ähnliche Auswirkungen aufzuweisen.“, wandte Jack ein. Wenn er so sprach, hörte er sich glatt wie Teal’c an. Das Abfärben war also nicht nur einseitig. Selbst O’Neill änderte sich.

 

„Das ist korrekt.“, stimmte Teal’c diesem da zu. „Ihr beide habt eine mir fremde Melodie erklingen lassen.“

 

Jackson fuhr verwundert auf: „Echt?“

 

„Echt!“, mischte sich Carter gereizt ein. „Könntet ihr jetzt bitte ruhig sein?“ Wieder wurden viel sagende Blicke zwischen den beiden Männern gewechselt. Sie verstanden nicht, warum Sam so konfus war und wollten es im Grunde auch gar nicht. Ging sie schließlich auch nichts an. Das war bestimmt wieder so eine Frauengeschichte, die sie sich sparen konnten, obwohl Sam sonst eigentlich nicht so drauf war.

 

„Könnte es sein, dass du momentan unpässlich bist, Major Carter?“, fragte Teal’c unverblümt. Doktor Jackson und Colonel O’Neill unterdrückten es krampfhaft, laut loszulachen. Sie hielten sich bereits die Hände vor den Mund, dennoch erklangen unterdrückte Laute aus ihrem Mund, die leicht hätten schallendes Gelächter sein können.

 

„Was?“, bluffte Sam zurück. Sie war aufgesprungen und ungewollt rot geworden. Das ging schließlich niemanden etwas an - es war auch durchaus nicht der Fall - schon gar nicht diese drei. Wie kam der Jaffa überhaupt auf so etwas? Früher hatten sie sich darum doch auch nicht geschert, warum gerade jetzt. Sicherlich nur, weil ihnen langweilig war.

 

„Nein, Teal’c!“, wehrte O’Neill kopfschüttelnd ab. „Dann wäre sie eine Woche zu früh dran und diese Dinge kommen normalerweise wie ein Uhrwerk. Sie ist sicherlich nur mit dem falschen Fuß zuerst aus dem Bett gestiegen.“ Carter blieb der Mund offen stehen. Ihr war nie klar gewesen, dass ihr Vorgesetzter so etwas wusste. Janet - klar, sie war ihre Ärztin - aber ihr Colonel? Das ließ sie nur noch mehr erröten.

 

„Ich dachte, sie wäre erst wieder in drei Wochen fällig. Ist wirklich schon wieder ein halber Monat um?“, setzte Daniel noch einen drauf. Er also auch. Samantha wäre am Liebsten im Erdboden versunken. Das machte sie wiederum wütend. Das konnte sie unmöglich auf sich sitzen lassen. Sie ließ sich schließlich auch nicht darüber aus, was die Jungs außer schlafen noch taten, wenn sie nachts allein in ihren Zelten waren. Sie wollte, ehrlich gesagt, nicht einmal darüber nachdenken.

 

Sie empörte sich: „Was fällt euch eigentlich ein, dass ausgerechnet hier zu diskutieren? Außerdem kann euch das doch schnurzpiepegal sein.“ Sofort waren alle drei Männer still. Nichts war schlimmer als eine zornige Major Carter, besonders, wenn sie die nächsten Tage mit ihr auf Mission verbringen mussten. Jack wollte gerade eine seiner lapidaren Entschuldigungen herausquetschen, als General Hammond den Besprechungsraum betrat. Sam blickte erst ihn an, dann auf ihr Blatt. Sie hatte nicht einmal den Ansatz einer Rechnung geschafft. Resignierend ließ sie sich in den Stuhl zurücksinken. Dann musste sie wohl versuchen, es vor der Mission noch zu erledigen oder wenigstens währenddessen.

 

++++++++++

 

Es war ein sehr friedliches und freundliches Völkchen, auf welches sie stießen. Ausgesprochen aufgeschlossen obendrein. Doktor Jackson war sofort in seinem Element, redete und fragte viel. Sam interessierte sich sehr für die Verarbeitungsweisen von Naquada, welches es hier anscheinend in Hülle und Fülle gab. Das Übliche also. Teal’c und Jack hatte diesmal auch etwas, über das sie sich freuen konnten, denn sie warfen einen Blick auf das Trainingslager sowie die an Kickboxen erinnernde Sportart, welche hier praktiziert wurde.

 

Ihnen wurde sogar angeboten, es sie zu lehren und sie nahmen freudig an. Etwas Spaß konnte schließlich ab und zu auch nicht schaden. Kurz darauf wurde aus einer Übung ein regelrechter Showkampf. Zwei der besten Krieger dieses Dorfes führten ihre Fähigkeiten vor - verletzten sich dabei aber erstaunlicherweise nicht. Die Rivalen schienen den anderen bis aufs Blut zu kennen, sie waren auch die besten Freunde.

 

„Wie wäre es, wenn ihr uns auch eure Kampfkünste vorführen würdet?“, fragte der Stadthalter Kelnor erwartungsvoll. Jack blickte zu Daniel hinüber, um dessen Meinung zu hören.

 

„Abzulehnen wäre wohl unhöflich.“, entgegnete dieser grübelnd. „Außerdem scheint auch nichts dagegen zu sprechen. Du und Sam, ihr macht das sicherlich großartig.“ An dem Funkeln in Sams Augen erkannte er, dass sie sich schon auf ihre Rache freute. Jack würde nichts zu lachen haben und sich mächtig ins Zeug legen müssen, um nicht von Carter auf die Matte geschickt zu werden. Sie legten ihre Waffen ab sowie auch sonst jeglichen überflüssigen Ballast und begaben sich in den Ring, der nicht mehr war als ein Steinkreis auf einer sandigen Fläche.

 

„Tun sie mir nicht weh, Major.“, bat O’Neill vorsorglich.

 

Samantha entgegnete: „Ich werde es versuchen, Sir!“ Dann boten sie sich einen unerbittlichen Kampf über eine Viertelstunde. Sie schaffte es schließlich doch noch, ihn zu Boden zu werfen und dort festzunageln, indem sie sich einfach auf in setzte. Sam fragte herausfordernd: „Geben sie auf, Sir?“

 

„Wieso, jetzt wird es doch erst interessant.“, erwiderte Jack mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht. Außerdem zwinkerte er ihr viel sagend zu. Sie hatte zwar den Kampf gewonnen, doch er hatte dennoch einen Triumph davongetragen. Angewidert erhob sie sich und drückte sich dabei absichtlich stärker ab, als nötig, so dass er einen Augenblick keine Luft mehr bekam. Anstalten, ihm aufzuhelfen, machte sie nicht. Das übernahm Daniel für sie, der natürlich jedes Wort gehört hatte und nur verständnislos den Kopf schüttelte.

 

„Sie haben Sam doch nicht etwa gewinnen lassen, oder Jack?“, hakte dieser, mit einem abschätzenden Seitenblick zu seinem Freund, nach.

 

„Ich doch nicht!“, wehrte dieser ab und klopfte sich den Sand von den Sachen. „Bei ihnen hätte ich mir das vielleicht überlegt, aber doch nicht bei Carter.“ So wie er das sagte - so als versuchte er zu flunkern - erweckte er Jacksons Misstrauen. Das dumme Grinsen in O’Neills Gesicht setzte allem noch die Krone auf. Und ob er Sam hatte gewinnen lassen, um ja seinen Spruch loswerden zu können.

 

„Ihr seid wirklich sehr geschickt, ich bin beeindruckt. Besonders die Kriegerin unter euch. Ihr werdet unseren Kampfstil sicherlich schnell lernen. In einer Woche veranstalten wir ein großes Turnier und es wäre uns eine Freude, wenn ihr daran teilnehmen würdet. Ihr seit als unsere Gäste solange in unserem Dorf willkommen.“, bot der Stadthalter Kelnor ihnen großzügig an.

 

„Es wäre uns einen große Ehre und ein Vergnügen.“, sagte Daniel zu und verbeugte sich leicht. 

 

Jack hakte ein: „Wäre es das?“

 

„Hammond wird schon nichts dagegen haben. Ist doch mal was anderes, als ein Kampf mit den Goa’uld.“, versuchte Doktor Jackson Colonel O’Neill zu überzeugen.

 

„Oh ja, mal von anderen vermöbelt werden.“, gab Jack sarkastisch zurück. „George wird begeistert sein.“ Nur an seinem Grinsen, erkannte jeder, dass auch er selbst von dieser Idee angetan war. Sein Team nahm das als Zustimmung. Zu diesem Anlass - wie auch nicht anders zu erwarten war - sollte ein Fest zur Besiegelung der Freundschaft zwischen den beiden Planeten stattfinden.

 

++++++++++

 

Abends saßen alle beim Essen zusammen und unterhielten sich. Daniel wollte unbedingt mehr über die Traditionen dieses Kampfsportturniers erfahren. Zur Abwechslung interessierte Jack das auch mal brennend. Sie saßen alle an einem großen Banketttisch, der schon zuvor aufgestellt worden war. Sicherlich in Vorbereitung auf die Festlichkeiten. Fast das ganze Dorf war vorhanden, nur die Kämpfer, die sie heute gesehen hatten, waren nicht zu erblicken. Sie schienen sich auszuruhen oder durften einfach nicht dabei sein. So genau konnte O’Neill das noch nicht sagen.

 

„Wir feiern damit den Sieg über die Besatzer.“, erklärte Kelnor ihnen.

 

„Den Goa’uld?“, hakte Doktor Jackson nach.

 

„So haben sie sich genannt. Die besten Krieger unseres Volkes jagten sie davon, seitdem feiern wir jedes Jahr dieses Fest, um unsere Vorfahren zu ehren, unsere Freiheit zu feiern und die falschen Götter zu warnen.“, konkretisierte der Stadthalter seine kurze Aussage mit stolz erhobenen Hauptes.

 

Daniel erwiderte: „So ein Fest gibt es bei uns auch. Wir nennen ihn Unabhängigkeitstag. Wir feiern die Befreiung unseres Kontinents von anderen Besatzungsmächten.“

 

„Den Goa’uld?“, wollte Kelnor wissen.

 

„Europäer!“, schaltete Jack sich ein. „Die waren nicht ganz so machtbesessen.“ Jackson schüttelte resignierend den Kopf. Sein Freund war einfach unverbesserlich. Vielleicht mochte er ihn deshalb so sehr. Mehr als er sollte oder je erwidert werden würde. Er hatte sich mit dieser Tatsache abgefunden, auch wenn es manchmal schmerzte. Besonders, wenn sie sich ein Zelt teilten oder, wie heute Nacht, eine Hütte.

 

„Welche Regeln gibt es bei diesem Turnier.“, lenkte Daniel ein, bevor Jack auch noch begann, die Kolonialzeit zu beschreiben und wie Kolumbus Amerika entdeckte.

 

„Die Kämpfe gehen über zwei Tage, wobei es eine Vorentscheidung gibt. In den eigentlichen Entscheidungskämpfen treten jeweils zwei Teams, bestehend aus zwei Männern, gegeneinander an. Die Frauen tragen dabei jedoch ihren eigenen Wettstreit aus. Die Gewinner unseres Turniers werden mit Namen in unserer Ruhmeshalle verewigt und genießen höchstes Ansehen. Sie müssen im nächsten Jahr ihren Anspruch verteidigen. Um so mehr Siege man davon getragen hat, um so höher das Ansehen. Diese Kämpfe dienen auch zur Bestimmung des neuen Stadthalters, sollte meine Zeit irgendwann gekommen sein.“, beschrieb Kelnor den Hintergrund der Kämpfe. Kein Wunder also, dass alle hier so wild darauf waren.

 

„Mittelalterliches Rastling?“, wandte Jack sich an Daniel.

 

„So könnte man es auch bezeichnen. Viel mehr eine weiterentwickelte Form der Gladiatorenkämpfe.“, entgegnete dieser.

 

Sam fragte nach: „Und die Gewinnerinnen der Frauen, was ist mit denen?“

 

„Sie dürfen sich den Mann aussuchen, der ihnen ein Kind schenkt, auch wenn es der einer anderen ist. Meist ist dies auch der Sieger des Turniers. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass nur die besten Eigenschaften in einem neuen Kind vereint werden.“, antwortete der Stadthalter. Also, im Grunde eine genetische Auslese, um Krieger zu züchten. Daniel hatte für seinen Geschmack schon genug für heute gehört. Er war müde und wollte eingeschlafen sein, bevor Jack sich aufmachte, ebenfalls ins Bett zu gehen. Herzhaft gähnend streckte er sich und erhob sich dann.

 

„Ich geh schlafen.“, meinte er dann.

 

„Warte Daniel, ich komme auch mit.“, hielt O’Neill ihn zurück. Auch dieser sagte einmal in die Runde, gute Nacht, und folgte seinem Freund. Doktor Jackson seufzte frustriert. Genau das hatte er doch vermeiden wollen. Jetzt musste er sich damit abfinden, dass sie doch zusammen einschlafen musste und er somit kein Auge zu bekommen würde. Unter anderen Voraussetzungen hätte er sich darüber gefreut, doch nicht, wenn er diese glückliche Fügung nicht einmal ausnutzen konnte. Das war so unfair.

 

++++++++++

 

Sie betraten hintereinander die kleine Hütte und blieben mit offenem Mund stehen. In dem winzigen Zimmer stand lediglich ein Doppelbett, falls man die aufgeschichteten Matratzen und Kissen überhaupt so nennen konnte. Beiden kam es mehr wie ein Liebesnest aus alten Filmen vor, dass der Mann für die Frau errichtete, um sie herumzukriegen.

 

„Das kann doch nicht den ihr Ernst sein.“, brauste Jack empört auf. „Ich werde mich beschweren gehen.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte hinausstürmen, als Daniel ihn am Arm zurückhielt.

 

„Ich mache das, Jack. Sicher nur ein dummes Missverständnis.“, beruhigte dieser seinen Freund und ging zu Kelnor zurück. Als er neben diesem stand, meinte er: „Ich denke, da muss ein Irrtum mit unserer Hütte vorliegen. Wir haben nur eine Schlafgelegenheit in unserem Zimmer. Nicht, dass wir uns zur Not nicht auch damit zufrieden geben würden - ich zumindest - doch Colonel O’Neill wird wahrscheinlich auf Einzelbetten bestehen. Also, wäre es möglich, vielleicht eine andere Unterkunft zu bekommen?“ Sehr diplomatisch und weiträumig umschrieben, dennoch war Daniel verlegen, weil er hatte darum bitten müssen und weil auch zumindest Sam verstand, worauf er hinaus wollte.

 

„Natürlich ist nur ein Nachtlager vorgesehen. Es ist Teil der Tradition. Alle Kämpfer, die einem Team angehören, werden so untergebracht. Das ist ganz normal. Ich nahm nicht an, dass euch das stören würde. Doktor Jackson erzählte mir, dass ihr oft zusammen übernachtet.“, erwiderte der Stadthalter verwirrt.

 

„Ja schon, aber doch nicht in einem Bett.“, wehrte Jack wütend ab. „Das wäre doch absolut kr... inakzeptabel. So etwas könnte...“

 

Daniel unterbrach ihn: „Was Jack sagen wollte, ist, ob sie für uns nicht eine Ausnahme machen könnten, da es von unseren Vorgesetzten falsch gedeutet werden könnte. Das würde Jack den Job kosten.“

 

„Natürlich können sie auch Einzelbetten bekommen, doch dann kann ich leider nicht gestatten, dass sie am Turnier teilnehmen. Wir halten uns strickt an die alten Sitten.“ Beide seufzten hörbar. Sie wollten an dem Wettkampf teilnehmen, aber sie mussten auch an Jacks Karriere denken. OK, vielleicht würden sich seine Vorgesetzten nicht ganz so pingelig haben, aber es war eine gute Ausrede gewesen. Eine, die nicht funktioniert hatte.

 

„Es ist deine Entscheidung.“, überließ Daniel seinem älteren Freund die Qual der Wahl.

 

„Ach verdammt!“, fluchte Jack resignierend. Seine Kampfeslust hatte über seine Scham gesiegt. Er war viel zu besessen auf eine Auseinandersetzung, als dass er hätte widerstehen können. Er würde die paar Tage mit Daniel schon überstehen, ohne diesem an die Gurgel zu gehen. „OK, aber wehe du schnarchst oder machst dich breit.“

 

Sam lenkte ein: „Wir werden auch langsam ins Bett. Ich bin hundemüde.“

 

„Lass mich raten, ihr habt natürlich Einzelbetten.“, sagte Jack mürrisch.

 

„Das ist korrekt, O’Neill.“, antwortete Teal’c stoisch und folgte Major Carter zu ihren Behausungen.

 

++++++++++

 

„Es wird nicht gekuschelt, nicht geschnarcht, nicht um sich getreten, nicht im Schlaf geredet, nicht mitten in der Nacht aufgestanden, nicht versucht, sich mit mir zu unterhalten oder sich gar zu bewegen.“, zählte Jack seine Bedingungen auf. Daniel verdrehte die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Als ob er das alles tun würde. Kuscheln vielleicht, aber den Rest nicht. Auf jeden Fall nicht mit Absicht.

 

„Kann ich wenigstens atmen oder ist das auch verboten?“, fragte Jackson monoton.

 

„Kommt ganz darauf an, wie du es machst.“, erwiderte Jack ernst. Daniel beschloss, seinen Freund reden zu lassen und endlich ins Bett zu gehen. Er wollte sich gerade hinsetzen, um seine Stiefel loszuwerden, als Jack ihn bestimmt davon abhielt, indem er ihn am Arm packte. Er sagte: „Das ist meine Seite des Bettes.“

 

„Ich wollte mir doch nur die Schuhe ausziehen. Du kannst die Seite ruhig haben. Ich schlafe sowieso immer links.“, wehrte der junge Wissenschaftler ab und riss sich los. O’Neill erwiderte nichts darauf. Kopfschüttelnd trottete Daniel um das Nachtlager herum und nahm dann auf der anderen Seite platz, um sich endlich seiner Sachen zu entledigen. Jack zuliebe, behielt er sogar sein T-Shirt an, auch wenn es so schon warm genug in der kleinen Hütte war.

 

Sobald sein älterer Freund schlief, würde er sich dessen entledigen. Es würde dem Colonel schon nicht auffallen. Sie hatten einander den Rücken zugedreht. Wieso, wussten sie selbst nicht. Sie hatten sich schon mehr als einmal unbekleidet gegenübergestanden. Na ja, zumindest nur in ein Handtuch gehüllt. Es war nichts dabei, sie waren schließlich beides erwachsene Männer. Dennoch benahmen sie sich heute schon den ganzen Tag wie Kleinkinder.

 

„Daniel, schläfst du schon?“, fragte Jack nach einer Weile und drehte sich zu ihm um.

 

Jackson erwiderte: „Ich dachte, es wird sich nicht unterhalten.“ Auch er wandte sich zu seinem Freund um, sah ihm mit verschlafenem Blick ins Gesicht.

 

„Vergiss  das doch mal für einen Augenblick.“, wehrte der Colonel gereizt ab. Er wollte nicht streiten, dafür war ihm zu warm. Außerdem irritierte ihn Daniels Nähe mehr, als er es zugeben wollte. So durfte er nicht fühlen und er wollte es auch nicht. Nicht nur um seines Jobs Willen, sondern auch wegen ihrer Freundschaft.

 

„Ich habe dich ja nur an deine eigenen Worte erinnern wollen, Jack.“, gab Daniel besserwisserisch zurück. Jack verdrehte die Augen. Sein Freund konnte manchmal wirklich nerven, aber irgendwie fand er das auch niedlich. Schon wieder so ein Gefühl, dass ganz und gar nicht angebracht war. Er verdrängte es schnell wieder und versuchte sich allein auf das Gespräch zu konzentrieren, so halbherzig es auch sein mochte. Sie waren beide gereizt und müde, eine schlechte Mischung, aber nun einmal nicht zu ändern.

 

„Ja, ja! Ich habe verstanden. Ich war ein Esel.“, gab er zu, nur um endlich auf das eigentliche Thema seines Regelbruchs zu sprechen zu kommen.

 

Daniel setzte noch eines drauf: „Vollidiot trifft es wohl eher.“

 

„Daniel!“, wies Jack den Anthropologen scharf an. Er hatte langsam genug davon. Damit konnten sie seinetwegen gerne morgen weitermachen, doch jetzt hatte er einfach nicht mehr den Nerv dafür. Er wollte einfach schlafen, doch so konnte er es nicht. Ihm war heiß und das nicht nur, weil die Luft in der kleinen Hütte förmlich mit einem Buttermesser hätte geschnitten werden können, auch weil er den Mann neben sich hatte, über den er lieber nicht so genau nachdenken wollten. Das hätte ihn nur zu Träumereien verleitete, die er nicht haben wollte - nicht haben durfte. Kurz, er war frustriert. „Ist dir auch so heiß?“

 

„Warm ist es schon hier drinnen, wenn ich ehrlich bin.“, stimmte Jackson ihm zu, obwohl das wohl untertrieben war. Ihm war kochend heiß und am liebsten hätte er sich nicht nur die Decke sondern auch die Kleider von Leib gerissen. Na ja, er hätte sich jedoch noch mehr gewünscht, dass Jack das machen würde, aber darauf würde er wohl ewig warten müssen. Er hatte sich zwar mit der Freundschaftsgeschichte abgefunden, aber noch lange nicht mit der momentanen Situation.

 

„Würde es dir was ausmachen, wenn ich...“, begann Jack, stoppte jedoch mitten im Satz. Ihm war es anscheinend unangenehm, was Daniel dann doch sehr verwunderte. Aber nicht so sehr wie O’Neill selbst. Er war sonst eigentlich nie so prüde gewesen. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass ihm die ganze Sache fremd und höchst unangenehm war. Oder aber an Daniels ständiger Präsenz. Ganz konnte er sich da nicht entscheiden.

 

„Wenn du was?“, fragte Daniel neugierig. Nackt schlafe? Seine Phantasie ging mit ihm durch, aber wenigstens konnte er sich sicher sein, dass er das nicht aus versehen laut geäußert hatte. Jack würde ihn erst verwundert ansehen, ihn dann anschreien und zu guter Letzt die Hütte verlassen. Das wollte Daniel nicht - unter keinen Umständen.

 

„… die Decke weglege.“, beendete O’Neill seinen Satz.

 

„Oh das.“, seufzte Daniel resignierend. Er spürte den Blick des Älteren genau auf seiner Haut und hätte sich für seine Dummheit am Liebsten sofort geohrfeigt. Was hatte er sich dabei gedacht, seine Enttäuschung so offen zu zeigen. Er musste diesen Anflug von Schwäche sofort überspielen. Schnell zuckte er mit den Schultern, bevor Jack ihn hätte etwas fragen können und erwiderte: „Sicher!“

 

„Was hast du denn gedacht, was ich meine?“, fragte der Colonel dennoch verwundert, während er die Decke zur Seite schlug und sich somit auch gleichzeitig etwas kältere Luft zufächelte. Jack wurde aus seinem jungen Freund nicht ganz schlau. Was hatte dieser Ausbruch zu bedeuten gehabt? Er bezweifelte, dass es das gewesen war, was er sich so sehr erhoffte - was er vor sich selbst zu leugnen versuchte. Ihm war immer noch warm und es lang nicht nur an der Hitze des Abends.

 

„Genau das, was du meintest.“, versuchte Jackson sich herauszureden und drehte sich auf die andere Seite, wandte Jack seinen Rücken zu. Dieser versuchte vergebens, nicht auf den Hintern des Anthropologen zu starren. Schließlich drehte er sich auch um, was nicht wirklich half, denn er spürte immer noch Daniels Körper und dessen Wärme. So würde er niemals einschlafen können und er brauchte dringend eine Auszeit. Der morgige Tag würde nicht leichter werden und er wusste selbst, wie unausstehlich er werden konnte, wenn er nicht genug Schlaf bekam. Das wollte er seinen Freunden nicht antun. Außerdem würde seine schlechte Laune nicht gerade förderlich sein, wenn er den General überzeugen wollte, ein paar Teams zu erlauben, an den Kämpfen dieses Planeten teilzunehmen. SG-1 eingeschlossen, auch wenn das weitere Nächte wie diese bedeuten würde. Jack hielt das nicht mehr aus.

 

„Daniel?“, fragte er vorsichtig, aber ebenso in einer Lautstärke, dass Daniel ihn einfach hören musste.

 

„Was denn jetzt noch?“, fragte dieser gereizt. Er konnte zwar selbst nicht einschlafen, aber er hatte es wenigstens versuchen wollen. Jack war ihm da keine große Hilfe, soviel war sicher.

 

„Könntest du noch ein Stück wegrutschen?“ Irgendwie klang O’Neill nicht wirklich überzeugt, dass er das wollte. Es war auch nicht so. Aber es gab nur zwei Möglichkeiten, wie er schlafen könnte. Jackson ganz bei sich spüren oder gar nicht. Letzteres blieb nur für ihn übrig. Er hasste diese Situation.

 

„Wieso?“, wollte Daniel wissen. Er sah nicht ein, sich auch nur noch ein Stück zu bewegen, außer vielleicht in die Arme seines Freundes. Doch solch eine Bitte würde er nie aus Jacks Mund hören, was ihn sehr schmerzte.

 

„Deine Körperwärme stört mich beim Einschlafen.“, gestand O’Neill. Er war nur ehrlich - wenigstens zu einem geringen Teil. Mehr störte es ihn, dass er Daniel dabei nicht festhalten und berühren konnte. Das war frustrierend und es wirkte sich allmählich auf seinen Gemütszustand aus.

 

Jackson erwiderte patzig: „Mach du dich doch etwas schmaler.“

 

„Noch ein Millimeter und ich falle aus dem Bett.“, wies Jack ihn auf das Offensichtliche hin. Damit hatte er nicht einmal gelogen. Er lag wirklich schon an der Kante. Dieses Schlafgemach war einfach zu klein für beide.

 

„Mir geht es doch genauso.“ Auch Daniel hatte nicht gelogen. Niemand von ihnen würde in dieser Lage schlafen können. Ein kleiner Trost für den jeweils anderen war es, dass sie einander nicht sehen konnten. Das machte es ab er auch nur ein klein Wenig leichter.

 

„So wird das nichts.“, schnaubte O’Neill und setzte sich auf. Noch immer wandte er Daniel den Rücken zu, während er nach seinen Stiefeln griff und erklärte: „Ich gehe noch etwas spazieren. Vielleicht kann ich ja doch noch mit Sam oder Teal’c falschen.“ Nicht, dass er das wirklich wollte, aber ihm würde keine andere Möglichkeit bleiben, wenn er ihre Freundschaft nicht leichtfertig aufs Spiel setzten wollte, nur weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.

 

„Ich denke zwar nicht, dass das funktionieren wird, aber trotzdem viel Glück.“, entgegnete Daniel und fühlte sich irgendwie beleidigt. Sein älterer Freund schien sich ja nicht sehr zu freuen, die Nacht mit ihm verbringen zu können. Das tat weh. Sie waren gute Freunde, doch mehr würde wohl nie daraus werden. Schade! Kurz darauf verließ O’Neill auch schon die kleine Hütte. Er musste wieder einen klaren Kopf behalten und hoffte, dass Daniel bis dahin eingeschlafen war. Vielleicht machte das die ganze Sache ja etwas leichter. Er hätte vielleicht noch warten sollen, bis er zu Bett ging, doch wie hätte er ahnen sollen, dass es nur ein Bett geben würde. Er hätte sich am Liebsten selbst in den Arsch gebissen.

 

++++++++++

 

Kaum zehn Minuten später verließ auch Daniel die kleine Hütte und begab sich auf die Suche nach einem abgeschiedenen Platz, wo er sich endlich erleichtern konnte. Er hatte es trotz Jacks Verschwinden nicht geschafft, einzuschlafen. Das Bett hatte plötzlich des Colonels vertrauten Geruch in sich aufgesogen und im ganzen Raum verströmt. Das hatte ihn abgelenkt. Er wollte es loswerden, sich wieder fassen und die aufkommenden Gedanken an Jack und ihn dahin verdrängen, wo sie hingehörten - ganz weit weg in einen abgeschiedenen Bereich seines Geistes. Er würde sie wieder hervorholen, wenn er zu Hause war. Etwas anderes konnte er nicht tun.

 

Er war noch nicht weit gegangen, als er eine schattenhafte Gestalt an einem Baum stehen sah. Nach Größe und Statur zu urteilen, konnte es sich bei diesem Mann nur um O’Neill handeln. Unwillkürlich fragte Daniel sich, was dieser da wohl machte. Wahrscheinlich das Gleiche, was ich auch vorhabe. Er ging ein Stück näher und beobachte seinen älteren Freund. Irgendetwas an den Bewegungen irritierte ihn. Sie waren da. Es sah sogar fast so aus, als würde er…

 

„Daniel!“, stieß Jack geschockt hervor. Er hatte sich abgrubt mit dem Oberkörper zu dem jungen Archäologen umgedreht, während er sich an seinem Hosenstall zu schaffen machte. Er hatte wirklich bessere Ohren und Augen als Jackson angenommen hatte. Daniel wurde sofort rot, doch die Dunkelheit verhinderte, dass sein Gegenüber das bemerkte.

 

Mit einem „He!“ versuchte er seine Unsicherheit zu überspielen und es beiläufig klingen zu lassen.

 

„Was machst du hier? Ich dachte, du wolltest schlafen?“, fragte Jack gereizt. Jackson glaubte aber noch etwas anderes herausgehört zu haben. Eine Art „Sich-ertappt-fühlen“. Er musste unwillkürlich schmunzeln.

 

Er antwortete lapidar: „Ich musste mal dringend auf die Toilette.“ Das war ja auch die Wahrheit, er war nur abgelenkt worden. So sehr, dass er beinahe vergessen hatte, was ihn überhaupt in das Wäldchen geführt hatte.

 

„Und das musst du hier machen?“, wollte Jack wissen.

 

„Wieso nicht? Du hattest schließlich dieselbe Idee.“, wehrte Daniel ab. Das war immer noch ein freier Planet - soweit er wusste, zumindest.

 

„Hatte ich nicht.“, protestierte O’Neill, ohne, dass ihm klar wurde, dass er sich damit selbst verriet. Dafür hätte er sich wieder einmal selbst schlagen können. Normalerweise fand er bessere Ausreden als die Wahrheit.

 

„Nicht?“, fragte Daniel spitzfindig. Dann hatte ich wohl doch richtig gesehen. Wenn er ihn schon nicht haben konnte, wollte er ihn wenigstens etwas aufziehen dürfen. Das konnte man ihm wenigstens nicht durch irgendwelche Regeln verbieten. Eine andere Weise des Ärgerns wäre ihm jedoch lieber gewesen.

 

„Ich meine,... vor dir brauche ich mich nicht zu rechtfertigen. Ich gehe ins Bett.“ Jack wusste keine Ausflüchte mehr. Er hoffte nur, dass Daniel nicht allzu viel gesehen hatte. Das war ihm peinlich. Sie würden darüber nicht reden, aber sein Freund würde es wissen und das reichte ihm, um sich miserabel sowie noch frustrierter zu fühlen. O’Neill wandte sich ab und ging zurück ins Dorf. Daniel grinste immer noch breit. Irgendwie hatte dieser plötzlich das Bedürfnis, das Gleiche zu tun, bei dem er Jack erwischt hatte, verwarf diese Idee jedoch gleich wieder, denn ihn störte, dass ihn jemand ebenfalls dabei ertappen könnte. Also erleichterte er sich nur schnell und ging dann auch schlafen. Ein Glück war O’Neill nicht mehr wach, als er die kleine Hütte betrat. Das machte es ihm einfacher irgendwann doch noch einzuschlafen.

 

++++++++++

 

„Und sie meinen, dass das eine gute Sache wäre, Colonel?“, fragte General Hammond nach Beendigung von Jacks Ausführungen, die zur Abwechslung einmal von Begeisterung geprägt waren.

 

„Klar, das wird ein richtiger Spaß.“, stieß diese euphorisch hervor. Er konnte es kaum abwarten, auf diesen Planeten zurückzukehren und das Turnier zu gewinnen. Noch immer war er müde, da er letzte Nacht so gut wie kein Auge zubekommen hatte. Zum einen wegen der Hitze und zum anderen wegen Daniel. Hauptsächlich war Letztes schuld. Seine Phantasie war mal wieder mit ihm durchgegangen. Doch auch der Schlafmangel sowie die Frustration konnten ihm seine gute Laune einfach nicht verderben.

 

„Es ist mal etwas anderes, als immer nur um sein Leben bangen zu müssen. Es würde die Männer und Frauen sicherlich ablenken.“, kräftigte Major Carter ihm bei. Auch ein ganz brauchbares Argument wie jeder im Raum fand. Es war wirklich mal eine willkommene Abwechslung.

 

Auch Doktor Jackson gab seinen Senf dazu: „Außerdem kann ich so noch etwas die Kultur dieses Volkes studieren. Sie scheinen sehr viel wert auf Sportlichkeit zu legen, sind hervorragende Krieger, aber dennoch friedfertig. Das ist beeindruckend.“ Das war das erste Mal, dass sich alle einig waren. Teal’c fügte zwar nichts hinzu, aber an seinen Gesichtszügen erkannte man bei genauerem Hinsehen ebenfalls die freudige Erwartung, die der Wettkampf allgemein mit sich gebracht hatte.

 

„Aber, ich will ehrlich sein, Sir. Es gibt da natürlich einen Haken.“ Jack meinte, diesen Teil der Vereinbarung sollte dann doch jeder kennen, damit niemandem so vor den Kopf gestoßen wurde, wie ihm. Er hatte sich von dem Schock immer noch nicht richtig erholt, was allein durch Daniels permanente Präsenz hinausgezögert wurde.

 

„Welchen, Colonel?“, wollte der General wissen. Er wurde hellhörig.

 

„Sie müssten die Leute für einige Tage entbehren können und die Teams müssten jeweils in einem Zimmer übernachten.“, teilte O’Neill gerade heraus mit. Er hatte halt nie gelernt so gekonnt um den heißen Brei herumzureden wie sein junger Freund Daniel Jackson.

 

„Genauer gesagt, in einem Bett.“, brachte dieser es dann auch sogleich auf den Punkt.

 

Erneut setzte Jack an: „Sie können sich sicherlich denken, wie wir Soldaten bei diesem Punkt werden können.“ Er hatte es am eigenen Leib erlebt. Aber vielleicht war er auch nur so überempfindlich, was die ganze Sache anging, weil Daniel in ihm Gefühle auslöste, die er nicht haben wollte - sie nicht haben durfte. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut, auch wenn seine Phantasien ihm eine genau entgegengesetzte Empfindung präsentierten.

 

„Aber sie haben es überstanden, Jack?“, hakte Hammond nach. Er wusste, wenn sich jemand damit schwer tat, dann sein erster Offizier. Nicht, weil er Vorurteile hatte, sondern weil es einfach ungewohnt war und missverstanden werden könnte. Jack liebte seinen Job zu sehr, um ihn wegen einer Turnierbedingung aufgeben zu müssen.

 

„Ja, Sir, schon, aber...“, begann Jack, wurde jedoch von dem General unterbrochen.

 

„Und, sie haben vor, die Sache bis zum Schluss durchzuziehen?“, wollte dieser wissen.

 

„Sicher, den Spaß lasse ich mir nicht entgehen, nur...“ Wieder hatte der Colonel nicht die Gelegenheit, seinen Einwand anzubringen, da sein Vorgesetzter einfach im Gespräch fort fuhr. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, aber er wäre es dennoch gerne losgeworden. Zu seinem eigenen Erstaunen wusste er jedoch nicht einmal mehr, wie sein Kontra eigentlich hatte aussehen sollen.

 

„Den anderen SG-Teams wird es sicher nicht anders gehen, wenn sie davon hören. Ich gebe grünes Licht. Sie können in zwei Stunden zurückkehren.“, beschloss Hammond und erhob sich von seinem Stuhl. Für ihn war die Besprechung damit ganz offensichtlich erledig.

 

„Ich bitte um Erlaubnis, mit Doktor Fraiser an dem Turnier teilnehmen zu dürfen. Sie würde sich auch über einen Tapetenwechsel freuen.“, fügte Samantha schnell noch an, bevor der Kommandant dieses Stützpunktes den Besprechungsraum verlassen konnte.

 

„Wieso nicht.“, stimmte dieser nur nickend zu. „Wegtreten!“

 

++++++++++

 

„Oh Gott, ich glaube, ich werde langsam alt.“, stöhnte Jack und ließ sich vornüber auf das Bett fallen. Er vergrub sein Gesicht in den Kissen und versuchte den dumpfen Schmerz in seinen Knien, seinem Rücken und all den anderen geschundenen Körperstellen zu ignorieren. Am Meisten nervte jedoch, dass sein Fuß im Takt seines Herzens wie ein Uhrwerk zu pochen begonnen hatte. Er hatte ihn sich irgendwann während des Trainings verstaucht, jedoch schön seine Klappe gegenüber den anderen gehalten und weitergemacht, als wäre nichts gewesen.

 

Dafür rächte sein Körper sich jetzt. Daniel hatte auch einiges einstecken müssen, als sie einen Probelauf gegen einige Kämpfer gestartet hatten, aber er musste zugeben, der junge Anthropologe hatte sich ausnehmend gut geschlagen. Darüber hinaus hatte er klasse ohne sein T-Shirt ausgesehen und Jack damit ganz aus dem Konzept gebracht. Noch nie hatte dieser sich so leicht durch einen nackten Oberkörper ablenken lassen wie heute. Er war nur froh, dass Daniel sein T-Shirt nun wieder trug. Mehr denn je roch es jetzt jedoch nach dem jüngeren Mann, was Jack fast um den Verstand brachte.

 

„Langsam?“, hakte Jackson kichernd nach, während er sich neben Jack auf dem Bett nieder ließ, um sich die Stiefel auszuziehen. Auch ihn hatte das Training ganz schön ausgelaugt, doch das war es alle Male wert gewesen. Er hatte einen ganzen Tag mit seinem Lieblingscolonel zubringen und ihm beweisen können, dass er nicht mehr der tollpatschige Freak war, für den Jack ihn immer noch hielt. Er hatte sich seit langem nicht mehr so gut gefühlt.

 

„Nicht patzig werden, Jackson, oder du schläfst auf dem Fußboden.“, drohte ihm O’Neill bissig, auch wenn es durch die von den Kissen gedämpfte Stimme nicht ganz so unerbittlich herüberkam, wie es beabsichtig gewesen war. Er hatte es auch nicht ernst gemeint, doch er hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn es so bei Daniel angekommen wäre.

 

Dieser gab herausfordernd zurück: „Dann gehe ich petzen und du kannst dein Turnier vergessen.“ Er liebte es, auf diese Art mit Jack eine Diskussion zu führen - eine, die der Ältere wohl nie gewinnen würde.

 

Er liebte Jacks ratloses, manchmal sogar geschocktes oder verärgertes Gesicht vor sich zu sehen, wenn er wieder eine Runde gewann. Ob sein Freund mit Absicht verlor oder nicht, konnte Daniel nicht sagen, aber das zählte auch nicht. Sie waren zusammen und redeten, das war alles, was er wollte. Zumindest das, was er ohne bedenken zugeben konnte. Alles andere würde wohl für immer in ihm verborgen bleiben müssen.

 

„Das würdest du nicht tun!“, fuhr Jack auf und sah seinen jungen Freund endlich ins Gesicht. Ihre Blicke trafen sich und in Daniels konnte er keine Spur eines Scherzes entdecken. Dieser meinte seine Drohung vollkommen ernst. Ob er jedoch das Turnier dafür aufgeben würde, bezweifelte O’Neill, denn der junge Anthropologe schien genauso viel Spaß daran zu finden wie er selbst.

 

„Wollen wir wetten?“, hakte Jackson herausfordernd nach. Noch einen Augenblick haftete Jacks Blick auf Daniels Gesicht, bohrte sich in seine Seele - das machte ihn dann doch schon leicht nervös - ehe O’Neill seinen Kopf wieder sinken ließ. Ein erneutes Aufstöhnen versuchte er zu unterdrücken, als er sich auf den Rücken drehte, um seine Knie nicht so sehr zu beanspruchen. Es war ein Wunder für ihn, dass er sie überhaupt noch spüren konnte. Leider machte sich so seine linke Seite bemerkbar, die auch ganz schön etwas abbekommen hatte. Das passierte halt schon mal, wenn man sich zu sehr auf den nackten Oberkörper seines Teamkameraden konzentrierte, als auf seinen Gegner zu achten. Er war selbst schuld.

 

„Hast du große Schmerzen?“, fragte Daniel auf einmal ganz besorgt. Ihm war nicht entgangen, dass Jack hatte ganz schön was einstecken müssen. Seinen Freund leiden zu sehen, tat ihm im Herzen weh. Er wollte ihm irgendwie helfen, doch bezweifelte er, dass Jack das so ohne weiteres zulassen würde. So kam es auch.

 

„Überhaupt nicht.“, tat er seine wahrscheinlich geprellten Rippen als Lappalie ab. Er wollte nicht, dass Daniel an seinem Körper herumdokterte, wenn er nicht vorhatte, sich ganz auf ihn einzulassen. Ganz oder gar nicht und Jack hatte sich schon gestern entschieden. Wieder etwas, wofür er sich in den Hintern hätte treten können. Er brachte nur nicht mehr die Kraft dazu auf.

 

„Ich will mir das mal ansehen.“, sagte Jackson und ergriff Jacks T-Shirt, welcher dessen Hand sofort wieder beiseite schob. Ihm war es unangenehm, denn er war einfach zu erschöpft, um sich unter Kontrolle halten zu können. Das hätte ihn früher oder später verraten und er wollte seinen Freund nicht dazu bringen, ihn womöglich sogar zu hassen. Das könnte er nicht ertragen.

 

„Ist doch nur ein kleiner, blauer Fleck. Das ist halb so schlimm. Was mich umbringt, ist mein Rücken.“, lenkte Jack ein und setzte sich unter einem leichten, ziehenden Schmerz auf. Er bereute es sofort, hielt aber tapfer dem Drang stand, sich sofort wieder in die weichen, warmen Kissen zurückfallen zu lassen, die so herrlich nach Daniel dufteten. Wenn ihn nicht der Schmerz wach gehalten hätte, er wäre auf der Stelle ins Land der Träume abgedriftet.

 

„OK, dann Hemd aus.“ Tatkräftig klatschte er in die Hände, was er sofort bereute, da sich ein ziehender seinen Rücken entlang schlich. Jack würde eine Massage sicher ganz gut tun, aber ihn würde jede Berührung Umbringen. Seine Rückseite war sicher ein einziger blauer Fleck. Hoffentlich fiel O’Neill das nicht auf. Er würde mich beim nächsten Training schonen und mit Samthandschuhen anfassen wollen. Gerade das wollte ich nicht. Ich hatte nicht so viele Stunden im Fitnessraum verbracht, um jetzt vor ihm wieder wie ein Tollpatsch dazustehen. Ich wollte ihm beweisen, dass ich genauso hart zu ihm sein konnte, wie er.

 

Ein verwirrtes „Was?“ kam aus seinem Mund geschossen und er blickte Daniel mit einem Auge an. Er hatte es nur geschafft, seinen Kopf zur Seite zu drehen. Jackson musste schmunzeln. Manchmal benahm sich sein älterer Freund ziemlich prüde, wenn man bedachte, dass er sonst nie ein Blatt vor den Mund nahm.

 

„Du hast mich schon verstanden. Ich werde dich massieren, Colonel.“, brachte Daniel die Sache auf den Punkt. Er fragte sich, ob Jack sein Angebot vielleicht falsch verstanden hatte. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte, aber er bezweifelte es doch eher. Auf so etwas würde sein Freund sicher nicht kommen. Wieso sollte er das auch?

 

„Das ist nicht nötig.“, wehrte O’Neill ab. Er wollte sich nicht von Daniel massieren lassen. Nicht, weil er diese Art von Entspannung nicht dringend gebrauchen konnte, sondern weil er es nicht ertragen könnte, dass sein junger Freund ihn anfasste, während er sich darauf konzentrieren musste, seine wachsende Erektion unter Kontrolle zu halten. Das würde ihm den Rest geben. Er wusste, wie Daniel seine schlanken Finger einsetzen konnte, um ihn um den Verstand zu bringen.

 

Er junge Anthropologe hatte eine Begabung für Gründlichkeit und war dabei so behutsam, als würde er Sand von einer uralten Steinplatte wischen, auf der Hieroglyphen standen. Das würde Jack wahnsinnig machen. Er konnte sich so oder so nur noch zurückhalten, weil er nicht mehr die Kraft hatte, sich herumzudrehen, geschweige denn seinen Freund zu überwältigen.

 

„Jack, willst du gewinnen?“, wollte Daniel herausfordernd wissen, obwohl er die Antwort bereits kannte. Nur so konnte er O’Neill aus der Reserve locken.

 

„Ja, schon...“, erwiderte dieser, wurde jedoch sofort von Jackson unterbrochen.

 

„Dann sollten wir uns vielleicht endlich mit einander arrangieren, sonst wird es nicht bei blauen Flecken bleiben.“, meinte dieser und an seiner Stimme konnte man erkennen, dass er keinen Widerspruch mehr duldete. Kein Grund für Jack, es nicht wenigstens zu versuchen. OK, er musste zugeben, dass sein junger Freund wahrscheinlich recht hatte, aber dieses Vergnügen wollte er sich dann doch lieber bis morgen aufheben. Er fühlte sich nicht in der Lage, Daniel gerade jetzt zuzustimmen. Das würde sein emotionales Ende bedeuten. Er wäre Jackson hilflos ausgeliefert - unter anderen Umständen und mit einem gänzlich anderen Hintergrund hätte ihm das sogar gefallen können.

 

„Ist doch auch so ganz gut gelaufen.“, wich Jack deswegen aus. Irgendwie kam er sich blöd dabei vor, eine freundschaftliche Geste abzulehnen. Es war ja nicht so, dass Daniel ihn dazu aufgefordert hatte, ihm einen Blasen zu dürfen. Dagegen hätte er natürlich nichts gehabt, aber er hätte es auch sicher nicht zugegeben. Er wollte nicht so denken, denn er wusste nicht, wie er damit hätte umgehen sollen. Er war doch nicht schwul. Er war schließlich verheiratet gewesen. Außerdem gehörte eine solche Neigung nicht in die Air Force - in keine militärische Einrichtung. Da bekommen die Wörtchen ‚auf den Hintern von jemanden achten’ eine ganz neue Bedeutung.

 

Jackson erwiderte: „Ist doch nur eine Massage.“

 

„Wenn du so darauf bestehst.“, gab Jack sich geschlagen. Er durfte sich nicht so haben, sonst würde Daniel wahrscheinlich noch misstrauisch werden. Das durfte er auf keinen Fall riskieren. Dann musste er sich halt beherrschen und an etwas weniger erregendes als Daniels Hinterteil denken, welches sich gerade gegen seines schmiegte, während er mit seinem T-Shirt kämpfte.

 

++++++++++

 

„Ich denke, das reicht.“ Jack konnte es nicht mehr länger aushalten. Ihm wurde langsam immer heißer und seine Hose engte ihn mehr und mehr ein. Daniels Hände auf seinem Rücken machten ihn total nervös. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Etwas länger und Jack hätte für nichts mehr garantieren können. Er wäre einfach über seinen Freund hergefallen. Keine gute Idee, wenn man bedachte, dass er selbst keine Ahnung hatte, wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte. Je mehr er sich jedoch gegen den Gedanken wehrte, mehr für Daniel zu empfinden, desto unerträglicher wurde es. Irgendwann würde er noch wahnsinnig werden. Aber im Moment gab es weitaus wichtigeres zu tun, als sich über sein Gefühlsleben Gedanken zu machen, und es hatte ausnahmsweise mal nichts mit der Rettung der Welt zu tun.

 

 „Ja, glaube ich auch.“, stimmte Jackson ihm zu und erhob sich. Auch er hatte sich ganz schön zusammennehmen müssen. Letztendlich hatte er sich sogar aufsetzten müssen, damit er nicht weiterhin Jacks Po an seinem Schritt fühlte, was in ihm nur Gefühle weckte, die er in solch einem Augenblick besser nicht haben sollte. Sein Freund würde ihm das nie gefallen. Dennoch konnte man die beträchtliche Erektion noch immer sehen, so dass er sich sofort abwandte und erst einmal tief Luft holte. 

 

„Soll ich...“, begann O’Neill, doch Daniel fiel ihm ins Wort.

 

„...nein, nicht nötig. Ich brauche nur dringend eine Dusche.“ Er hoffte, so Jack wenigstens für einen Augenblick loszuwerden, um seinem Druck nachgeben zu können. In der Abgeschiedenheit des Wassers könnte er dann einfach… Dazu musste er aber erst einmal seinem Freund entkommen, was sich als nicht so leicht herausstellte, wie Daniel es sich vorgestellt hatte.

 

Der Colonel erwiderte: „Gute Idee, lass uns baden gehen. Ich stinke wie ein Iltis.“ Ein leises Seufzen entwich Jacksons Kehle, doch er hoffte, dass Jack es nicht gehört hatte.

 

„Ich wollte nichts sagen.“, überspielte er schnell seine Enttäuschung mit einem schlechten Scherz. Er versuchte auch gleichzeitig, sich etwas abzulenken, obwohl es gerade Jacks männlicher Duft war, der ihn so erregte. Er konnte seinen Freund mit jeder Faser seines Körpers spüren und das machte ihm sehr zu schaffen. Daniel fragte sich wirklich, wie er das noch weitere Tage durchhalten sollte, ohne über seinen älteren Freund herzufallen. Ans Aufhören war nicht zu denken. Das konnte er Jack unmöglich antun. Ihm selbst lag auch viel zu viel an dem Turnier, um jetzt wegen solch einer Kleinigkeit das Handtuch zu werfen. Er musste sich halt nur anstrengen, sein Verlangen auch weiterhin zu zügeln.

 

„Du riechst doch auch nicht besser, Jackson!“, wehrte Jack ab und kam stöhnend auf die Beine. Er streckte seine müden Knochen. Zu seiner Zufriedenheit musste er feststellen, dass er nicht mehr ganz so verspannt war, wie noch vor zehn Minuten. Jackson hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.

 

„Auch wieder wahr.“, stimmte Daniel ihm zu und zwang sich auch auf die Beine. Er betete insgeheim, dass es in der kleinen Hütte zu dunkel war, um die leichten Nachwirkungen dieser Massage zu erkennen und natürlich auch, dass Jack nicht hinsehen würde. Draußen war es dunkel, wenigstens das ließ ihn ruhiger werden. O’Neill schoss währenddessen so ziemlich dasselbe durch den Kopf.

 

++++++++++

 

„Was zum Teufel ist denn hier los?“, fauchte Jack die beiden Lieutenants an, welche er gerade in Flagrante erwischt hatte. Sie hielten sich immer noch fest umschlungen in den Armen, oben ohne und die Hosen geöffnet. Da sie eben noch ein wildes Zungenspiel durchgeführt hatte, war es für O’Neill mehr als eindeutig gewesen, was sich zwischen diesen beiden Männern abspielte. Sie hätten sich also nicht herausreden können. Genau solch eine Szene fürchtete auch Jack, sollte es irgendwann mit Daniel einmal soweit kommen. Doch das lag fern ab in seinen Träumen oder auch schlimmsten Befürchtungen. Er wusste noch nicht, von welcher Warte er das sehen wollte.

 

„Colonel!“, stieß einer der beiden jungen Soldaten hervor. Sein Name war Morris, soviel Jack wusste. Er war noch nicht lange im Programm, hatte aber sein großes Potential schon auf etlichen Missionen gezeigt.

 

Sein Freund, Lt. Springs, stotterte verlegen, während er sich von seinem Liebsten löste: „Wir können das erklären…“

 

„Oh, es scheint doch wohl sehr offensichtlich zu sein, was sie hier tun.“, fiel der Colonel ihm ins Wort. Er wollte keine Ausflüchte hören, denn jede Ausrede war ihm wohl bekannt. Er hatte sie unzählige Male vor seinem geistigen Auge abgespielt und sich nicht einmal selbst dabei geglaubt. „Was mich interessiert, ist, warum?“

 

„Na ja, wir… wir sind schwul, Sir.“, erwiderte Morris ehrlich. Ihm schien dieses ewige Versteckspiel langsam auf den Keks zu gehen. Er wollte es nur schnell hinter sich bringen. Ob Daniel auch irgendwann so reagieren würde. Jack hoffte es nicht, aber er würde es durchaus verstehen. Seine Liebe nicht offen zeigen zu können, konnte einen umbringen, er selbst spürte es schon eine ganze Weile am eigenen Leib.

 

„Ist das die einzige Ausrede, die sie haben?“, hakte O'Neill mit wenig Nachdruck in der Stimme nach.

 

„Werden sie uns jetzt melden, Colonel?“, fragte Springs unverblümt.

 

„Wie lange geht das zwischen ihnen schon so?“, stellte ihrer beider Vorgesetzter eine Gegenfrage.

 

„Eine ganze Weile, Sir.“ Morris hatte sich ebenfalls entschieden, mit offenen Karten zu spielen, auch wenn es ihm um einiges schwerer fiel, sich zu ihrer etwas anderen Lebensweise zu bekennen.

 

„Weiß außer mir noch jemand bescheid?“

 

„Nein Sir!“, antworteten beide im Chor. Wenigstens etwas, wie Jack fand, denn er wollte ihnen unter keinen Umständen die Karrieren versauen. Er konnte wohl nicht erwarten, dass General Hammond genauso gnädig bei ihnen oder bei ihm gewesen wäre.

 

„Gut.“, meinte Jack abschließend und fügte in militärischem ton hinzu: „Das ist eine Verwarnung, dass wir uns richtig verstanden haben. Wenn sie das nächste Mal einer erwischt, werde ich nicht mehr einfach so darüber hinwegsehen können.“

 

„Heißt das, dass sie uns nicht melden werden?“, fragte Lieutenant Morris verwundert. Ihm stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Damit hatten die beiden wohl nicht gerechnet, aber Colonel O'Neill hatte schon immer die Ansicht vertreten, dass es ihm relativ egal sein konnte, was seine Soldaten in ihrer Freizeit machte, solange sie dadurch nicht die Arbeit vernachlässigten und im Moment schien das noch nicht der Fall zu sein. Er hoffte nur, dass sie nie ihre Objektivität aus den Augen verloren, denn dann konnte und wollte er nicht mehr nachsichtig sein. Oft genug ertappte er sich selbst dabei, dass er das Leben seines Teams über das anderer Militärangehöriger stellte. Mit sich selbst jedoch ging er um einiges härter ins Gericht.

 

„Sie sind ja ein richtig helles Köpfchen, Lieutenant.“, versuchte Jack einen schlechten Scherz.

 

Der kam wohl nicht ganz an, denn sein Gegenüber erwiderte: „Danke, Sir!“

 

„Eins noch: Welcher Teufel hat euch Idioten geritten, euer Schlafzimmer auf einen anderen Planeten zu verlegen.“, brauste er schließlich doch noch auf. Eine Standpauke durfte dennoch nicht fehlen, er war sozusagen dazu verpflichtet.

 

„Darf ich offen sprechen, Sir?“, fragte Springs eingeschüchtert. Er wollte seinen Vorgesetzten nicht noch mehr verärgern. Sie hatten sowieso schon mehr Glück als Verstand gehabt, weil Jack sie nicht verraten würde. Sie konnten sich nicht einmal erklären, warum.

 

„Nur zu.“, forderte O'Neill den Lieutenant abwartend auf.

 

Dieser erklärte: „Ich nehme an, dass diese Ausschweifung der eigentliche Sinn des Turniers ist. Mal ganz abgesehen von der genetischen Auslese.“ Auf die Idee war Jack noch gar nicht gekommen, aber das würde erklären, warum sich die Teammitglieder ein Bett teilen mussten. Auch diese Innigkeit unter den Männern war eigentlich ein eindeutiges Zeichen. Jetzt, wo er noch mal darüber nachdachte, waren ihm schon einige zweideutige Gesten unter den ansässigen Männern aufgefallen. Daniels Vergleich mit den römischen Gladiatoren war wirklich treffend. Das diese nicht wählerisch mit ihren Liebesspielern waren, das war selbst Jack bekannt.

 

„Was Ben sagen wollte, Colonel, ist, dass wir schon etliche Kämpfer in dieser Vertrautheit erlebt haben. Das ist wohl deren Art das bedingungslose Vertrauen unter den Teamkollegen zu gewährleisten. Im alten Rom hatten sie ähnliche Sitten und Gebräuche, die den Zusammenhalt von Männern in der Schlacht fördern sollten.“, erläuterte Morris noch einmal, was Jack sich bereits hatte zusammenreimen können. Wenigstens hatte dieser sich gewählt und weitschweifig ausgedrückt. Diese Art zu reden, erinnerte ihn an Daniel, der noch vor einer Weile genauso herumgedruckst hatte. Eine der vielen Sachen, die der Colonel so niedlich an seinem besten Freund fand.

 

„So eine Art Massenorgie, Sir!“, fügte Ben Springs hinzu.

 

„Und gedenken sie beide, dasselbe zu praktizieren oder reißen sie sich ab heute zusammen? Wenn nicht, sagen sie es gleich, dann schicke ich sie nach Hause zurück und sie verbringen ihre Abende beim Latrinenputzen.“, ermahnte Jack sie abschließend noch einmal.

 

„Nein Sir! Wir werden uns gemäß den militärischen Regeln benehmen.“, erwiderten beide Lieutenants im Chor.

 

„Gut, dann sehen sie diesen Vorfall als nicht geschehen an. Ich will ab heute kein Wort mehr darüber verlieren müssen. Haben wir uns verstanden, Lieutenants?“ Beide salutierten übertrieben stramm. 

 

„Jawohl, Sir!“

 

++++++++++

 

„Na warte!“, rief Jack seinem jungen Freund prophezeiend hinterher und stürzte sich mit einem Hechtsprung auf ihn, so dass beide zu Boden gingen. O'Neill fiel zuerst in den weichen Sand, da sie sich noch in der Luft gedreht hatten. Er wollte Daniel unter keinen Umständen wehtun. Schnell hatte Jack wieder die Oberhand bei diesem freundschaftlichen Kampf gewonnen und drückte Jackson in den weichen und noch immer lauwarmen Strandsand. Sie grinsten breit über das ganze Gesicht, während sie keuchend nach Atem rangen. Ihre Körper waren noch immer vom Wasser feucht. Eigentlich hatten sie nur schnell baden wollen, doch dies war gleich zu Beginn in eine regelrechte Wasserschlacht ausgeartet. Sie hatten sich mehr wie Kinder als Krieger benommen, doch sie hatten sich auch lange nicht mehr so wohl gefühlt.

 

„Ich ergebe mich!“, presste Daniel unter Mühen heraus. Denn er war nicht nur außer Atem und völlig erledigt, sondern wurde zusätzlich noch mit dem Gewicht seines Freundes belastet, welcher sich auf ihn gesetzt hatte.

 

„Dir wird auch nichts anderes übrig bleiben, Dannyboy.“, stellte Jack klar, machte aber keine Anstalten, seinen Gegenüber loszulassen. Ihm gefiel, wie es im Moment gerade zwischen ihnen war. Sie machten sich keine Gedanken um den Rest des Universums und irgendwie schien die Luft wie elektrisiert. Es war, als würde jedes noch so kleines Atom sie darauf hinweisen wollen, dass es endlich an der zeit war, einen Schritt weiter zu gehen. Jack zumindest hatte für sich beschlossen, es wenigstens zu versuchen. Dennoch wollte er seinen jungen Archäologenfreund zu nichts zwingen, deswegen ließ er ihn letztendlich doch noch los, blieb jedoch halb auf ihm sitzen.

 

„Vielleicht sollten wir...“, begann Daniel, während er sich aufsetzte, doch er kam nicht weit, denn er wurde überraschend durch einen Kuss von O'Neill unterbrochen. Im ersten Moment reagierte er gar nicht - er wusste einfach nicht, was er machen sollte - dann drückte er seinen älteren Freund sanft aber bestimmt von sich und brachte lediglich ein gepresstes und leises: „Jack!“ hervor.

 

Sofort entgegnete Jack, welcher sich neben Daniel in den Sand fallen ließ: „Entschuldige. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war.“Er wagte es nicht, seinen den Anthropologen anzusehen, denn er hatte Angst vor dem Blick, der ihm begegnen würde. Jack fürchtete sich nicht vor viel, aber die Ablehnung durch Daniel würde ihn wahrscheinlich zerstören und das wollte er nicht. Er schallte sich selbst dafür, dass er es hatte soweit kommen lassen. Er hatte es für den richtigen Moment gehalten - sie waren allein und gut drauf gewesen - doch jetzt war er sich da nicht mehr so sicher.

 

Die Romantik, die in der Luft geschwebt hatte, zog bei Frauen, aber woher sollte er bitte schön wissen, was bei Männern wie Daniel zog. Das war schließlich sein erster Versuch in diese Richtung und er hatte ihn wahrscheinlich gerade so richtig vermasselt. Sein junger Freund würde ihn sicher auf ewig hassen. Das hier war nicht einer dieser Liebesfilme, wo es abzusehen war, dass sie sich kriegten, das hier war die Realität - und diese sah oft anders aus.

 

„Schon OK, denke ich!“, unterbrach Daniel O'Neills Gedankengang. Er hatte ebenfalls den Kopf gesenkt, starrte in den weichen Sand und wrang gleichzeitig nervös das Wasser aus seinen nassen Sachen. Auch für ihn war die ganze Geschichte sehr unangenehm, schließlich betrat er ebenso Neuland.

 

Jack hakte verwundert nach: „Ernsthaft?“ Er wollte nur sicher gehen, dass er sich nicht verhört hatte.

 

„Ja.“, erwiderte Jackson immer noch leicht durch den Wind, beschloss dann aber doch, den entscheidenden Schritt zu wagen. Er musste Jack gestehen, wie er empfand, bevor es ihn noch verrückt machte. „Um ehrlich zu sein...“ Doch er fand nicht die richtigen Worte, um auszudrücken, wie er fühlte, also tat er es seinem älteren Freund gleich und küsste  diesen einfach.

 

„Daniel?“, stieß Jack zwischen zwei Küssen geschockt hervor. Er drückte Jackson sanft von sich. „Daniel!“, sagte er noch einmal bestimmt. Dieser senkte beschämt den Kopf, weil er das Verhalten seines Freundes falsch interpretierte und dieser nicht hatte sauer auf ihn werden sollen.

 

„Tut mir leid. Ich wollte nicht über dich herfallen.“, stotterte der junge Anthropologe verlegen. Jack lächelte zärtlich und legte sanft, aber doch bestimmt den Finger unter Daniels Kinn und hob dieses an - zwang seinen Freund, ihm in die Augen zu sehen, die so wunderbar voller Liebe leuchteten.

 

„Darum geht es doch gar nicht. Wir sollten es vielleicht nur nicht gerade hier tun.“, meinte O'Neill ruhig und erhob sich dann. Er streckte Daniel die Hand entgegen, welche dieser dankend ergriff. Mit einem leicht unseren Gefühl und dem Gedanken im Hinterkopf, er könnte etwas Falsches sagen, schlug er vor: „Lass uns versuchen, etwas zu schlafen.“

 

„Du hast sicher Recht, auch wenn ich bezweifle, dass ich jetzt noch ein Auge zu bekomme.“, gab Daniel mit einem schiefen Grinsen und glasigen Augen zurück, torkelte, betrunken vor Glück, die ersten unsicheren Schritte vorwärts, ehe er seinen Körper wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Seine Knie waren weich geworden. Jack erging es nicht anders. Auch er fühlte sich berauscht. 

 

„Daniel, du schläfst sogar mit drei Liter Kaffee im Blut im Stehen ein, wenn du die Gelegenheit dazu bekommst.“, versuchte O'Neill einen schlechten Scherz, um die Situation etwas aufzulockern und sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er musste einen klaren Kopf behalten, um nicht zu enden, wie die beiden Soldaten, die er erst vor ein paar Stunden in Flagranti erwischt und gerügt hatte. Er konnte doch jetzt unmöglich genauso enden. Er hoffte nur, dass sie wirklich niemand gesehen hatte.

 

„Stimmt nicht!“, protestierte Daniel lachend, fügte dann aber doch noch selbstkritisch hinzu: „OK, vielleicht. Aber das war dann schon ganz schön übertrieben.“ Jack zuckte mit den Schultern.

 

„Finde ich gar nicht.“

 

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Jack ließ sich geschafft auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Kissen. Sie waren den Weg vom Strand aus zurückgelaufen, was sich jetzt als großer Fehler herausstellte, denn jeder Knochen und jeder Muskel machte sich schmerzlich in ihren Körpern bemerkbar. „Man bin ich erledigt.“, brachte O'Neill gerade noch so hervor.

 

„Und ich bin hungrig.“, erwiderte Daniel und ließ sich neben seinen freund aufs Bett sinken, starrte erledigt an die Decke, nicht gewillt, sich auch nur noch einmal zu bewegen.

 

„Dann hol dir doch was.“, entgegnete Jack unberührt und versuchte unter großer Anstrengung seinen Körper von dem störrischen T-Shirt zu befreien, was ihm nicht gelang. Seine Arme wollte ihm nicht dabei helfen, sich aufzurichten und sich das Hemd abzustreifen, also ließ er es letztendlich bleiben. Ihm war es egal, dass er längst schon wieder stank wie ein Iltis. Solange es Daniel nicht störte, machte es ihm auch nichts aus.

 

Jackson meinte energielos: „Ich bin zu müde, um aufzustehen.“

 

„Und ich bin zu erledigt, um dir einen Tritt in den Hintern zu geben.“ Wenn Jack gekonnt hätte - er spürte jedoch seine Beine kaum noch durch den Muskelkater hindurch - hätte er diese Methode vielleicht sogar in Erwägung gezogen, nur damit der Anthropologe ihm gleich noch dabei helfen könnte, sich seiner feuchten Klamotten, mit welchen sie ja unbedingt hatten baden gehen müssen, zu entledigen.

 

„Also, kein Essen?“, folgerte Daniel wenig begeistert daraus und drehte seinen Kopf unter Mühen zur Seite, um seinen Freund ansehen zu können, welcher immer noch auf dem Bauch lag und sein Gesicht in den Kissen vergrub.

 

„Du hast es erfasst.“ Jack blickte ihn ebenfalls an, klang jedoch auch nicht viel enthusiastischer. Auch ihm knurrte bereits der Magen. Die Idee mit dem Essen war im Grunde keine so schlechte gewesen, nur schwer zu realisieren. 

 

„Ich sterbe aber gleich vor Hunger.“, begann Daniel jetzt zu quengeln, in der Hoffnung, Jack würde sich doch noch bereit erklären, aufzustehen und ihm etwas Genießbares zu besorgen. Wenn er die Kraft gehabt hätte, er hätte O'Neill kurzer Hand aus dem Bett geschupst.

 

„Dann bleibt nur noch eins...“, bemerkte Jack und machte eine theatralische Pause, während seine Hand nach irgendetwas auf dem Fußboden zu suchen begann.

 

Neugierig wollte Daniel wissen: „Was?“

 

„Carter, hören sie mich?“, sprach Jack kurz darauf in das endlich gefundene Funkgerät und hoffte, seinen zweiten Offizier noch wach und munter zu hören. Sam war ihre einzige Chance, nicht vor Hunger einzugehen.

 

„Laut und deutlich, Sir.“, entgegnete der Major gutgelaunt. Ein ausgezeichnetes Zeichen, wie Jack fand. „Was kann ich für sie tun?“ Sie hatte auch noch die Zauberworte benutzt, die es ihm erlaubten, nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn er sie auf die Suche nach Nahrung schickte. Sie hatte sich ihm schließlich selbst angeboten.

 

„Treiben sie jemanden auf, der etwas Essbares besorgen kann und schicken sie ihn zu uns.“, wies er sie in einem - für seine Verhältnisse - kläglichen Befehlston an.

 

Sam entgegnete amüsiert: „Zu erledigt, um selbst zu suchen?“ Sie hatte sich zumindest das leise Kichern nicht verkneifen können. Jack hatte ja etwas gesagt, aber er wollte sie nicht verärgern. All seine Hoffnungen, nicht zu verhungern, lagen nun bei seiner Kollegin und besten Freundin.

 

„Ich bin froh, dass ich überhaupt den Elan hatte, das Funkgerät zur Hand zu nehmen.“, stand Jack ehrlich. Ein leichtes Seufzen war neben ihm zu hören, dann hörte er auch schon den ersten schlafenden Laut seines Freundes, der es geschafft hatte, in weniger als drei Sekunden weg zu nicken.

 

„Und Daniel?“, hakte Carter nach.

 

„Der schnarcht friedlich vor sich hin.“, antworte O'Neill die Augen verdrehend. Auch er war müde, konnte aber noch lange nicht einschlafen. Er rühmte sich innerlich damit, dass er recht behalten hatte, was Daniels Schlafgewohnheiten anging und fand sich damit ab, dass er wohl wach bleiben würde, bis das Essen geliefert wurde. Ob er seinen Freund dann noch wecken konnte, wusste er nicht. Er würde es sehen.

 

„Ich werde sehen, was ich tun kann.“, versprach Sam und Jack wusste, dass sie noch immer breit grinste. Außerdem hörte er eine weitere Person im Hintergrund lachen. Er wusste auch genau, wenn sich da krampfhaft zusammenzunehmen versuchte.

 

Wissend erwiderte er: „Ist das Fraiser, die ich da kichern höre?“

 

„Sie wünscht ihnen noch eine gute Nacht, Sir!“, entschärfte Sam die Situation, obwohl das nicht wirklich nötig war. Mal ganz davon abgesehen, dass er diesen beiden Frauen nie wirklich böse sein könnte, hing sein Leben von ihnen ab. Nicht nur, was diesen späten Imbiss anging, auch in sonstiger Hinsicht. Er würde es sich nicht mit seiner Ärztin verscherzen. Nicht wegen so einer Belanglosigkeit, die - wenn er ehrlich war - mehr als lächerlich war. Er war ein erwachsener Mann und doch konnte er sich nicht selbst versorgen. Er war wirklich tief gesunken, schämte sich jedoch kein Stück dafür. Er stand schließlich nicht ganz allein. Daniel war doch auch nicht besser dran.

 

„Ja, gleichfalls!“

 

++++++++++

 

„Daniel, das Essen ist da.“ Jack hatte es schließlich doch geschafft, sich dazu durchzuringen, seinen Freund aus dem Land der Träume zu reißen, damit dieser noch etwas Essbares zu sich nahm. Sie brauchten die Energie, um den nächsten Tag zu überleben.

 

„Muss ich etwa schon wieder aufstehen?“, fragte der junge Anthropologe verschlafen und rieb sich die müden Augen. Mit einem herzhaften Gähnen setzte er sich streckend auf und griff instinktiv zu etwas, dass einem Pfirsich ähneln könnte.

 

„Nein, nur essen.“, widersprach O'Neill amüsiert und nahm sich etwas von dem Brot.

 

„Gut, dabei kann ich ja getrost weiter schlafen.“, murmelte Daniel mit vollem Mund und ließ sich wieder in die Kissen sinken.

 

Jack winkte bestimmt ab: „Nichts da, sonst saust du bloß alles ein.“ und zog seinen Freund wieder in eine sitzende Position. Zumindest versuchte er es. Leider machte sich Daniel so schwer, dass O'Neill die nötige Kraft fehlte.

 

„Dann füttere mich doch.“, erwiderte Jackson patzig.

 

„Wenn du es nicht anders willst.“, gab Jack resignierend zurück und brach etwas von dem Brot ab, welches er immer noch in der Hand hielt. In scharfem ton wies er den Archäologen an: „Mund auf!“ Jack hätte es nie zugegeben, aber es gefiel ihm, Daniel zu verwöhnen. Es machte ihm irgendwie richtig Spaß.

 

„So lässt es sich leben.“schwärmte Jackson und schloss genießerisch die Augen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ Jack die ganze Arbeit machen. Nur kauen wollte er noch selbst. Doch er hatte die Rechnung ohne Jack gemacht, der von diesem Plan dann doch nicht mehr so ganz begeistert war. Überheblichkeit musste sein Freund nun wirklich nicht an den Tag legen. Also kniff er ihn ohne weitere Warnung in die Seite. Nur ganz leicht, aber so, dass Daniel es bei seinem Muskelkater viel intensiver hatte spüren müssen. Prompt kam die Antwort: „Autsch! Was sollte das?“ Jackson setzte sich schmollend auf und blickte seinem Freund beleidigt entgegen.

 

„Das war dafür, dass du frech geworden bist.“, antwortete Jack ernst und versuchte es auch zu bleiben, obwohl Daniels Gesichtsausdruck ihn amüsierte. Wenn sein junger Freund versuchte, wütend zu wirken, war er noch viel niedlicher. Jack konnte seinem Gegenüber dann immer nur schwer widerstehen. Besonders jetzt, wo die fronten zumindest zum Teil zwischen ihnen geklärt waren.

 

„Bin ich gar nicht.“, protestierte Daniel maulig.

 

„OH doch!“ Jack blieb standhaft, auch wenn sich bereits ein leicht amüsiertes Lächeln auf seine Lippen gelegt hatte. Jackson verschränkte gekränkt die Arme vor der Brust. 

 

„Pah!“

 

++++++++++

 

„Nein!“ Es war mitten in der Nacht, als Daniel durch den lauten Schrei des Colonels geweckt wurde. Draußen war es noch immer dunkel. Er durfte also nicht mehr als eine Stunde geschlafen haben oder aber die Nächte waren einfach viel länger als die auf der Erde, was er eigentlich bezweifelte. Jack saß aufrecht auf seiner Seite des Bettes und atmete stoßweise. Jackson war sofort klar, dass sein Freund schlecht geträumt haben musste. Was, war ihm nicht klar, und wahrscheinlich würde er es auch nicht erfahren, aber er fragte dennoch. 

 

„Jack, alles in Ordnung?“

 

„Ja, nur ein Alptraum.“, erwiderte O'Neill inhaltslos.

 

„Erzählst du ihn mir?“, hakte Daniel trotz all seiner Vernunft nach.

 

„Morgen vielleicht.“, wich Jack aus und legte sich wieder hin. „Schlaf weiter.“ Er vermied es, Daniel direkt anzusehen und dieser musste sich wohl oder Übel damit abfinden, dass er heute Nacht aus seinem Freund nichts mehr herausbekommen würde. Dennoch wollte er etwas für seinen Freund, den Mann, den er lieben gelernt hatte, tun, also schloss er ihn kurzerhand in die Arme und zog ihn fest an sich. Einen Moment sah es so aus, als würde Jack sich gegen diese Art der Berührung sträuben, doch dann ließ er es doch zu, kuschelte sich noch etwas mehr in die Arme seines Liebsten. Beiden tat die Umarmung gut und wenn das Sinn des ganzen Turniers war, noch besser.

 

Nach einer der Weile des Schweigens fragte Daniel: „Jack?“

 

„Hm?“, erwiderte dieser im Halbschlaf. Anscheinend hatte er seinen Alptraum längst vergessen. Jacksons Umarmung hatte ganze Arbeit geleistet. Dieser wollte auch nur wissen, ob es seinem Freund wieder besser ging und stellte zufrieden fest, dass es so war. Er vergrub sein Gesicht in Jacks Schulter und sog dessen Duft tief in sich ein. Er wollte jetzt am Liebsten jeden Abend so einschlafen, nur ohne den Alptraum verstand sich.

 

„Gute Nacht!“Kurz darauf waren beide wieder eingeschlafen und schlechte Träume blieben für den Rest der Nacht aus.

 

++++++++++

 

Daniel hatte nicht besonders gut geschlafen. Immer wieder war er unter Schmerzen aufgewacht, nachdem Jack in zu nächtlicher Stunde aus seinen Träumen gerissen hatte. Sein Rücken machte ihm mehr zu schaffen, als er bereit war, zuzugeben. Wie er sich auch hingedreht hatte, er war nicht in der Lage gewesen, länger zu schlafen als knappe dreißig Minuten. Diese Tatsache forderte nun seinen Tribut. Jackson fühlte sich wie gerädert. Am Liebsten wäre er im Bett geblieben und hätte sich so krank erklärt, wie er sich im Moment fühlte, doch er wollte Jack unter keinen Umständen enttäuschen.

 

Sie hatten heute einen wichtigen Kampf, vielleicht sogar zwei, wenn er sich nicht allzu ungeschickt anstellte. Er konnte jetzt unmöglich das Handtuch werfen. O'Neill würde ihm den Kopf abreißen und es lief im Augenblick doch alles so gut zwischen ihnen. Sein Freund zählte auf ihn. Dieser freute sich doch so sehr auf das Turnier, das wollte Daniel ihm auf keinen Fall vermiesen. Er musste nur die Zähne zusammenbeißen und es irgendwie lebend überstehen. Leider stellte es für ihn schon einen undurchführbaren Akt  dar, sich überhaupt aus dem Bett zu quälen. Dennoch raffte er seine letzte Kraft zusammen und stand auf.

 

„Jack?“, murmelte Daniel in die Lehre des Raumes. Sein Freund war nicht da. Manchmal stellte es schon fast einen Segen da, dass O'Neill ein Frühaufsteher war. So konnte er sich wenigstens in Ruhe waschen und umziehen, ohne dass sein Begleiter ihm dumme Fragen stellte oder gar seinen geschundenen Rücken erblickte. Nachdem das erledigt war, trat er nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen und auch noch die letzte Müdigkeit aus seinen Gliedern zu vertreiben. Samantha Carter saß auf der kleinen Treppe zu seinen Füßen. Im Moment als Daniel die Tür öffnete, sah sie zu ihm empor.

 

„Daniel, du bist ja auch endlich wach. Ich habe Kaffee für dich.“, meinte sie mit einem strahlenden Lächeln und hielt ihm die Thermoskanne entgegen.

 

„Danke, genau das, was ich jetzt gebrauchen kann.“ Er setzte sich zu ihr und sie goss ihm einen kräftigen Schlug in den dazugehörigen Becher, ehe sie ihm diesen reichte.

 

Sam fuhr fort: „Der Colonel meinte zwar, du würdest ohne nicht aus dem Bett kommen, aber anscheinend hat dich der Duft allein dazu veranlasst, aufzustehen.“

 

„So in etwa.“, erwiderte Daniel zwischen zwei Schlucken. Sofort war die Tasse mehr. Mit einer auffordernden Geste hielt er ihr den Becher entgegen und sie schenkte nach. Dann sah er sich suchend um, fragte schließlich verwundert: „Wo ist Jack überhaupt?“

 

„Bei Janet. Er hat mich doch tatsächlich rausgeworfen. Als ob ich euch nicht schon öfter oben ohne gesehen hätte. Manchmal kann er sich echt wie ein Kleinkind anstellen.“, kicherte Carter amüsiert. Daniel konnte sich bildlich vorstellen, wie das ausgesehen haben musste. Ja, manchmal konnte sein Jack ziemlich penibel sein, besonders wenn es um seine Privatsphäre ging.

 

„Geht es ihm nicht gut?“, wollte Doktor Jackson besorgt wissen. Es war sonst eigentlich nicht die Art seines Freundes, freiwillig einen Arzt aufzusuchen, egal wie mies es ihm auch ging. Es konnte folglich nur etwas Ernstes sein.

 

Sam winkte ab: „Doch, zumindest sah er so aus. Wahrscheinlich will er nur sichergehen, dass er auch fit genug ist.“ Sie machte sich da eher weniger Sorgen. Ihr Vorgesetzter konnte laufen, ihr Anweisungen geben und sich beschweren - im Allgemeinen ganz gute Zeichen.

 

„Ach so.“ Daniel leerte auch den zweiten Becher Kaffee und stellte diesen dann neben sich ab. Langsam wurde er wieder aufnahmefähiger, aber sein Rücken begann dadurch nur noch mehr zu schmerzen. Er würde sich von Doktor Fraiser unter einem Vorwand wohl Schmerzmittel besorgen müssen, wenn er den heutigen Tag überleben wollte. Irgendetwas Starkes.

 

„Vielleicht will er aber auch Janet bitten, ihn zu erwählen, sollten wir das Turnier gewinnen. Eines sage ich dir, wenn sie seinen Arsch bekommt, nehme ich mir deinen vor.“, scherzte Major Carter mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

 

„Was?“, fuhr Jackson empört auf. Das fand er gar nicht lustig. Sie hatten gerade erst zu einander gefunden, da hatte er Angst, dass Jack es sich vielleicht doch noch einmal überlegen könnte. Sie hatten ja auch noch nicht wirklich definiert, was zwischen ihnen war und wie es jetzt weitergehen sollte, hatten sie auch noch nicht geklärt. Er wollte es unter keinen Umständen vermasseln, bevor es richtig begonnen hatte.

 

„Nur ein Scherz, Daniel.“, tat Sam die Lappalie mit einem freundschaftlichen Klaps auf den Rücken ihres Freundes ab. Sie verstand seine plötzliche Haltung zwar nicht, aber sie hakte auch nicht weiter nach. Unter dieser für Daniel unsanften Berührung zuckte er merklich zusammen und konnte ein Stöhnen nicht wirklich unterdrücken. Samantha merkte natürlich auf der Stelle, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Besorgt hakte sie nach: „Ist mit dir alles in Ordnung?“

 

„Sicher. Ich habe mich nur verlegen.“, wandte der junge Anthropologe ein. Dass das gelogen war, konnte sie genau an seiner Haltung erkennen. Aber eventuell konnte sie ihm ja helfen. Wozu hatte sie sonst diesen Sanitätskurs gemacht und sich von ihrer besten Freundin, die darüber hinaus auch noch Ärztin war, beraten lassen.

 

„Warte, ich werde das gleich beheben. Janet hat mir da ein paar Griffe gezeigt…“ Sie kniete sich hinter ihn und übte einen festen Druck auf seine Schultern aus. Vor Schmerz verzog sich leicht sein Gesicht.

 

Er stöhnte schon bei der nächsten Berührung auf: „Autsch.“ Sofort nahm Sam beide Hände weg, da sie dachte, ihm wehgetan zu haben. Ganz vorsichtig hob sie sein T-Shirt an, um dann feststellen zu müssen, dass wahrscheinlich allein eine kleine Fliege ihm höllische Quallen zugefügt hätte.

 

„Daniel, das ist mehr als nur eine kleine Verspannung. Dein Rücken ist ein einziger blauer Fleck.“, tadelte sie ihn aufgebracht, weil sie sich Sorgen um ihn machte.

 

„So schlimm ist das auch wieder nicht.“, wehrte Doktor Jackson ein, zuckte jedoch unwillkürlich zusammen, als Major Carter ihm mit dem Fingernagel direkt auf die Wirbelsäule pikste.

 

„Janet sollte sich das ansehen.“, sagte sie gebieterisch und duldete im Grunde keine Widerrede, die sie dennoch prompt erhielt.

 

„Nein!“, widersprach er ihr eindringlich. „Sie würde mich nur nicht an dem Turnier teilnehmen lassen und dann wäre Jack sauer auf mich. Es tut auch gar nicht so weh… autsch! Na ja, so lange niemand anfasst zumindest.“ Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Sie merkte schnell, dass er sich nicht von ihr überreden lassen würde. Sam könnte ihn natürlich einfach bei ihrer Freundin anschwärzen, aber das würde er ihr wohl nie verzeihen. Daniel wollte sich nicht mit Jack streiten und ihm auch nicht den Spaß verderben - Samantha verstand das gut - aber er setzte seine Gesundheit aufs Spiel. Sie hoffte nur, dass ihr Vorgesetzter das Problem mit dem Turnier nicht ganz so verbissen sehen würde, wie der junge Anthropologe neben ihr. Sie würde mal mit Jack reden. So herzlos würde er unmöglich sein können. Er hatte doch immer das Wohl seines Teams im Auge, nicht nur sein eigenes Vergnügen.

 

Besorgt hakte sie nach: „Bist du dir sicher?“

 

„Ja doch.“, gab Daniel gereizt zurück. Er wollte sich nicht länger mit diesem Problem auseinandersetzen, schließlich erinnerte ihn der Schmerz jedes Mal daran, wenn er sich zu bewegen versuchte.

 

„Übernimm dich bitte nicht.“, bat Sam ihn ruhig, strich ihm besänftigend über die Arme.

 

„Solange du Jack nichts sagst.“, erwiderte er kleinlaut. Das war wohl seine größte Sorge. Er hatte Angst, dass sein Freund ausrasten und ihm die Freundschaft kündigen würde, dass er wieder auf das Küssen und Umarmen verzichten müsste, dass er ausgestoßen werden würde und Jack kaum noch ein Wort mit ihm wechselte. Vor allem aber, dass O'Neill ihm Vorhaltungen hätte machen können, ihm sagen würde, dass er ihn nicht liebte und das alles nur ein kleiner Zeitvertreib gewesen wäre, dass das alles nichts bedeutet hätte, dass er einfach nur mal hätte wissen wollen, wie es sich so anfühlte, einen Mann zu küssen und dass er nur mit Daniels Gefühlen gespielt hatte.

 

„Daniel…“, versuchte Major Carter Doktor Jackson ein letztes Mal zu überzeugen, wurde jedoch sofort von ihm unterbrochen.

 

„Ich verspreche auch, sofort nach dem Turnier zu Janet zu gehen. Ich verspreche es!“, schwor er ihr ernst und sie glaubte ihm. Das würde sie jedoch nicht davon abhalten, mit Jack zu reden, damit dieser ihrem gemeinsamen Freund ins Gewissen redete. Sie konnte nicht einfach zusehen, wie Daniel seine Gesundheit ruinierte. Nicht einmal der Colonel wäre so unvorsichtig gewesen, geschweige denn hätte es bei einem von ihnen zugelassen. Das er es noch nicht gemerkt hatte, war Sam ein Rätsel. Normalerweise roch ihr Vorgesetzter Probleme und Wehwehchen schon auf Hundert Meter Entfernung.

 

++++++++++

 

„Und? Kann ich mit dem Knöchel antreten?“, fragte Colonel O'Neill ungeduldig. Er wollte wieder zu Daniel zurück, bevor dieser aufwachte. So wie er seinen Freund kannte, würde dieser sicher nicht auf ihn im Bett warten - zu schade - aber wenn er sich beeilte, konnte er noch etwas Zeit mit dem jungen Anthropologen verbringen, ehe er erste Kampf begann. Sie hatten noch einiges zu bereden.

 

„Wenn Sie ihn heute noch schonen, sicher. Die Bänder wurden nur ein wenig überdehnt, es ist halb so schlimm.“, teilte Doktor Fraiser ihm endlich mit, was er hören wollte. Nicht, dass er ihre fachmännische Meinung wirklich gebraucht hatte, um das zu wissen, aber er hatte es für besser gehalten, lieber doch kein Risiko einzugehen. Er war schließlich kein Idiot. Wenn es einen Notfall geben oder sie angegriffen werden würden, müsste er doch einsatzfähig sein, so wie auch der Rest seines Teams. Daniel würde er auch noch bitten, sich untersuchen zu lassen. Irgendetwas stimmte mit seinem jungen Freund nämlich ganz und gar nicht, auch wenn er noch nicht wusste, was.

 

„Gut.“, meinte Jack und schlug voller Tatendrang in die Hände. Erst dann bemerkte er den amüsierten Blick seiner Ärztin und hakte irritiert nach: „Was?“

 

Janet winkte kichernd ab: „Es ist mal eine willkommene Abwechslung, Sie als kooperativen Patienten zu sehen.“

 

„Es geht hier um ein lausiges Turnier, Doc, nicht um die Rettung der Welt.“, verteidigte Jack sich tapfer. Er wollte nicht, dass sie sich allzu schnell daran gewöhnte, dass das jetzt immer so laufen würde. Er hatte nicht vor, brav zu bleiben. Er wollte nur mit gutem Beispiel vorangehen, damit ihm nachher keiner vorwerfen konnte, er würde das nur tun, um seine Soldaten zu quälen oder ihnen den Spaß nehmen wollen. Er hatte wirklich nur deren Gesundheit im Sinn. Doktor Fraiser hatte sich schließlich nicht dazu breitschlagen lassen, ihm hinterher die diversen Schwachpunkte zu verraten, die sie gefunden hatte. Somit war sein Plan - einfach etwas zu schummeln - eh dahin.

 

„Ich werde Sie bei der nächsten Grippe daran erinnern.“, lachte sie auf. Jack fand das gar nicht witzig.

 

„Dann werde ich einfach nicht mehr krank werden.“, erwiderte er patzig. Er wusste zwar noch nicht wie, aber er würde es schon irgendwie schaffen, diese Drohung war zu machen.

 

Doktor Fraiser wechselte das Thema: „Wie geht es Daniel?“

 

„Gut, denke ich. Er sagte zumindest, dass ihm nichts fehlen würde. Er wäre sicher nicht so dumm, seine Gesundheit wegen einem solchen Zeitvertreib aufs Spiel zu setzten.“ Leider konnte O'Neill sich da nicht ganz so sicher sein. Er kannte seinen Freund und wusste, dass dieser immer wieder Dinge tat, die ganz seiner Natur widersprachen und absolut hirnrissig waren, um ihm zu gefallen, um seinen Vorstellungen gerecht zu werden - Ideale, die Jack allein für sich aufgestellt hatte und die für keinen anderen von Wert hätten sein dürfen.

 

„Aber vielleicht, um Ihnen zu beweisen, dass er nicht der Tollpatsch ist, für den Sie ihn halten.“, wandte Janet besserwisserisch ein. Sie hob beide Augenbrauen, wie immer, wenn sie von etwas überzeugt war.

 

„Das tue ich nicht!“, wehrte Jack vehement ab, lenkte dann aber doch noch kleinlaut ein. „OK, es kommt vielleicht manchmal so rüber, aber er kann ja auch seine Finger nicht bei sich behalten. Am Liebsten würde ich sie ihm an die Uniform tuckern.“ So sehr ihm diese Tatsache auch an Daniel gefiel, so verrückt machte sie ihn auch immer wieder. Es brachte sie in Schwierigkeiten und das Schlimmste war wohl, dass dieses Verhalten abzufärben schien. Wieso sonst hätte er seinen Kopf in dieses Antikerding stecken sollen? Was hatte ihn da damals nur geritten?

 

„Das gäbe sicher ein süßes Bild ab, aber ihm würde das so gar nicht gefallen.“, amüsierte sich Janet köstlich. Auch der Colonel konnte sich das lebhaft vorstellen, was ihn ebenfalls zum Grinsen brachte. Er würde in Betracht ziehen, diese Fesslungskünste auf eine andere Ebene ihrer Freundschaft, Beziehung zu verlagern, wenn sie soweit wären.

 

„Nein, wahrscheinlich nicht.“, gab Jack zurück, konnte das Bild von einem ans Bett gefesselten Daniel aber nicht mehr aus seinem Kopf verbannen. O'Neill kam aufs eigentlich Thema zurück, versuchte so, sich abzulenken: „Benehme ich mich wirklich manchmal so, als würde ich ihn für ein… Weichei halten?“

 

Doktor Fraiser entgegnete diplomatisch aber ehrlich: „Sagen wir es mal so: Sie würden jedem Soldaten unter Ihnen mehr zutrauen als ihm. Vielleicht nicht, was den Intellekt betrifft, aber bezüglich seiner Stärke. Er reißt sich für Sie den Arsch auf, um Ihrem hohen Standard gerecht zu werden und Sie bemerken es nicht einmal.“

 

„Natürlich! Mir ist durchaus bewusst, dass er mich mit einem Schlag ins Land der Träume schicken könnte, wenn er es darauf angelegen würde, aber deswegen binde ich ihm das nicht gleich auf die Nase. Er ist schließlich der, der mich zur Vernunft bringen soll, anstatt selbst mit den Fäusten zu agieren. Ich brauche seine Diplomatie, nicht seine Muskeln. Dafür habe ich Teal’c.“, stellte Jack ein für alle mal klar. Er hätte Daniel nicht in sein Team geholt, ihn nicht mit nach Abydos genommen, wenn er davon nicht schon damals überzeugt gewesen wäre. Willenlose Soldaten, die seinem Kommando blind folgen würden, hatte er genug. Was er brauchte, waren andere Ansichten und bessere Vorschläge, als sein Hirn ausbrüten konnte.

 

„Genau das sollten Sie ihm vielleicht einmal sagen.“, schlug Janet bestimmt vor. Sie hatte ja ganz Recht, aber auch das würde Jack ihr nicht auf die Nase binden. Er war ja schließlich nicht lebensmüde. Die Ärztin würde das gnadenlos gegen ihn verwenden.

 

„Sind wir mit der Hirnklemptnerei jetzt auch fertig.“, entgegnete er deshalb nur sarkastisch.

 

„Sicher. Ich wünsche Ihnen noch viel Glück für Ihren ersten Kampf, Colonel.“ Jack erhob sich von dem kleinen Tisch, auf welchem er gesessen hatte, und schlüpfte umständlich in seinen linken Stiefel. Es zog ein wenig in seinem Knöchel, aber ansonsten spürte er nichts.

 

„Ihnen auch! Zeigen Sie Ihnen, was Erdenfrauen für einen starken linken Haken haben, Doc.“, bestärkte er sie vertrauensvoll. Er hatte keinen Zweifel daran, dass diese beiden Frauen es den weiblichen Anwohnern dieses Planeten und auch jeder Soldatin der Basis zeigen würden.

 

Janet versicherte ihm: „Ich werde mein Bestes geben.“

 

++++++++++

 

„Kann ich mit Ihnen sprechen, Sir?“, fragte Major Carter, nachdem Colonel O'Neill die junge Ärztin verlassen hatte und auf dem Weg zu seiner Hütte war. Sam hatte bereits auf ihn gewartet. Daniel war nach einer weiteren Tasse Kaffee und mehreren schweigsamen Minuten zurück in das kleine Holzhaus geflüchtet, mit der Ausrede, sich noch umziehen zu müssen. Als hätte sie nicht bemerkt, dass er bereits für den Kampf fertiggemacht hatte. Ihr war es Recht gewesen, so konnte sie jetzt wenigstens ungestört mit Jack reden.

 

„Nur zu, Major. Was liegt Ihnen auf dem Herzen?“, antwortete dieser, ohne in seinem Tempo inne zu halten.

 

„Es geht um Daniel. Ich denke, dass er nicht ganz so fit ist, wie wir angenommen haben.“, versuchte Samantha ihren Vorgesetzten diskret darauf hinzuweisen, dass ihrer beider Freund verletzt war. Sie wollte ihr Versprechen wenigstens nicht ganz brechen müssen.

 

O'Neill erwiderte gelassen: „Wer ist das schon, Carter. Meine Knie und mein Rücken bringen mich auch um, dennoch bin ich immer noch in der Lage, einigen Grünschnäbeln zu zeigen, wo es langgeht.“ Er verstand eindeutig nicht, worauf sein erster Offizier eigentlich hinaus wollte. Sie musste wohl etwas direkter werden, wenn Jack mal wieder auf seiner eigenen Leitung stand.

 

„Sicher, aber es geht hier auch nicht um seine Fitness, sondern um seinen gesundheitlichen Zustand.“, entgegnete Sam eindringlicher. Jack stockte mitten im Schritt und blieb abgrubt stehen. Irritiert und besorgt sah er Carter in die Augen, die mehr sagten, als tausend Erklärungen es konnten.

 

„Ist er etwa krank oder verletzt?“, hakte der Colonel nach.

 

Samantha gab zynisch fragend zurück: „Sagen Sie bloß, Ihnen ist noch nicht aufgefallen, dass sein Rücken nur noch von blauen Flecken zusammengehalten wird?“

 

„Nein, eigentlich nicht. So schlimm?“ Sofort nagten die ersten Schuldgefühle an Jacks Gewissen. Er schallte sich selbst dafür, nicht bemerkt zu haben, dass es seinem Freund - dem Mann, den er so sehr mochte, ja vielleicht sogar liebte - nicht besonders gut ging. Doktor Fraiser hatte ganz Recht. Er hatte wirklich nicht über den Tellerrand hinaus gesehen, sonst hätte er doch erkennen müssen, dass es Daniel schlecht ging, dass dieser offensichtlich Schmerzen hatte.

 

„Sie sollten vielleicht mal mit ihm reden, damit er wenigstens zu Janet geht. Sie sollte sich das unbedingt ansehen.“, befahl Sam ihm schon mehr, als dass sie ihm einen Vorschlag machte. Sie hatte ja auch vollkommen Recht.

 

Dennoch erwiderte Jack verständnislos: „Aber er ist doch sonst nicht so leichtsinnig?“ Er konnte einfach nicht glauben, dass Daniel seine Gesundheit auf Spiel setzen würde, nur um seinen Idealen zu entsprechen. So dumm konnte sein Freund einfach nicht sein. Jackson tat doch sonst auch nicht, was man ihm auftrug.

 

„Er hat sich den Gedanken in den Kopf gesetzt, Ihnen immer noch etwas beweisen zu müssen.“, stellte Major Carter klar, fügte dann etwas versöhnlicher hinzu: „Ich weiß, dass Ihnen das Turnier viel bedeutet, aber ich bin sicher, dass Ihnen Daniels Gesundheit wichtiger ist. Er macht das nur wegen Ihnen, Sir.“

 

„Ich werde mit ihm reden.“, sagte Jack entschlossen, während er sich in Gedanken selbst in den Hintern trat, weil er so blind gewesen war. Niemand lehnte freiwillig eine seiner Spezialmassagen ab.

 

Sam hakte kleinlaut ein: „Ich sollte Ihnen das eigentlich nicht erzählen, also wenn Sie…“

 

„Ich werde Sie mit keinem Wort erwähnen, Carter.“, unterbrach der Colonel sie sanft. Daniel würde es auch so herausfinden, da war Jack sich sicher.

 

„Danke, Sir.“

 

O'Neill wandte ein: „Ich muss mich bedanken. Manchmal sitze ich förmlich auf meinen Augen.“

 

„So schlimm ist es auch nun wieder nicht.“, versicherte Sam ihm mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Jack setzte sich wieder in Bewegung. Ihr erstes und wahrscheinlich auch letztes Turnier würde in wenigen Augenblicken beginnen und er wollte rechtzeitig dort sein. Mit Daniel würde er hinterher sprechen. Wie auch immer, er konnte nicht verlieren. Er war dabei gewesen, ob sie nun gewannen oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

 

++++++++++

 

Colonel O'Neill war schon eine Weile herumgewandert, ehe er den jungen Anthropologen fand, den er gesucht hatte. Nach dem Kampf, welchen sie gewonnen hatten, war dieser plötzlich verschwunden, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden. Das kleine, von Bäumen umringte Ufer, war so ziemlich sein letztes Anlaufziel gewesen - es gab ja auch nicht viele Verstecke in der Umgebung - aber er hatte bereits eingesehen, dass er das für seinen Freund angenommen hatte, was allein für ihn galt. Wenn er alleine sein wollte, schloss er sich irgendwo ein oder flüchtete sich zumindest an einen Ort, der vier Wände und ein Dach hatte, aber Daniel war nicht wie er.

 

„He Daniel, hier steckst du.“, kündigte Jack sich lauthals an, um seinen Freund nicht zu erschrecken. Er wusste doch, dass er zu der Angewohnheit neigte, sich lautlos an einen heranzuschleichen. Jahrelanges Training ließ sich halt nicht so einfach abschalten, wie er es manchmal gerne hätte. „Ich habe dich schon überall gesucht. Du bist nach dem Kampf so schnell verschwunden, dass wir unseren ersten Sieg nicht einmal richtig feiern konnten.“ O'Neill ließ sich neben seinen Kameraden in den Sand fallen und folgte dessen Blick aufs Wasser.

 

„Ich wollte mich nur etwas entspannen. Außerdem gibt es noch nichts zu feiern. Die Kämpfe haben doch gerade erst begonnen. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.“, erwiderte Daniel etwas mürrisch. Ihm tat alles weh. Er fragte sich, wie er auch noch die anderen Kämpfe mit seinem Rücken überstehen sollte, aber er würde jetzt garantiert nicht aufgeben. Erst, wenn man ihn mit einer Barre wegschaffte, würde dieses Turnier vorbei sein. Das war er Jack einfach schuldig. Er wollte seinen älteren Freund unter keinen Umständen enttäuschen.

 

Jack wehrte ab: „Aber das ist doch keine Arbeit, das ist Vergnügen. Du solltest es mehr als kleines Training ansehen. Bloß nicht so verbissen.“ Das meinte er sogar ernst. Für ihn war das ein Zeitvertreib, eine willkommene Abwechslung, aber für Doktor Jackson schien das nur ein weiterer unerbittlicher Kampf zu sein. Er war halt kein Soldat, er machte dabei keinen Unterschied. Ihm fehlte einfach die Erfahrung, sich nach einem anstrengenden Tag in einer Kneipe zu prügeln und dann abends etwas lädiert aber zufrieden ins Bett zu fallen. Daniel hatte wahrscheinlich bei solchen Auseinandersetzungen immer den Kürzeren gezogen.

 

„Ich bin nicht verbissen.“, verteidigte Jackson sich beleidigt. Er verstand nicht, dass er Spott von Jack erntete, obwohl er doch alles tat, um ihn glücklich zu machen. Das hatte er seiner Meinung nach nicht verdient.

 

„Wie auch immer.“, winkte O'Neill ab und wechselte das Thema: „Was hältst du davon, wenn wir uns ein kühles Bad gönnen? Also meine müden Knochen könnten ein wenig Seewasser gut vertragen.“ Er dehnte seine angespannten Muskeln und bereitete sich innerlich schon darauf vor, aufzuspringen und ins Wasser zu rennen. Sein Körper würde ihm in dieser Hinsicht zwar einen Strick drehen, aber er würde sich schon irgendwie in den See gelangen, auch wenn seine Fortbewegung aus Krabbeln bestehen würde.

 

„Ich bin nicht in der Stimmung zum Schwimmen.“, wandte Daniel lustlos ab. Nicht, dass ihm eine kleine Abkühlung nicht auch zusagen würde, aber er hatte einfach Angst, Jack könnte etwas bemerken und ihn aus dem Verkehr ziehen. Er wollte nicht die Schuld an ihrem Ausscheiden tragen.

 

„Ach komm schon. Wenn du erst einmal drin bist, wirst du dich gleich besser fühlen.“, versuchte Jack es noch einmal, diesmal versetzte er seinem jungen Freund aber noch einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken, um endlich einen Schritt vorwärts zu kommen. Er achtete natürlich darauf, Daniel nicht allzu doll wehzutun, aber die Katze musste endlich aus dem Sack. Das ganze Hin und Her wurde langsam albern.

 

„Autsch! Verdammt, Jack, lass das!“, fuhr Doktor Jackson fluchend auf und rutschte ein Stückchen zur Seite.

 

„Daniel, was zum Teufel ist mit deinem Rücken geschehen.“, tat Jack unwissend. Das klang jedoch so aufgesetzt, dass sogar er selbst sich nicht getraut hätte. Daniel bemerkte es nicht einmal.

 

Dieser versuchte hingegen sich herauszureden und seine Verletzungen als Nichtigkeit abzutun: „Es ist nichts. Nur ein paar blaue Flecken.“ O'Neill griff nach dem Bund von Daniels T-Shirt und hob es soweit hoch, dass er die ganze Kehrseite seines Freundes bewundern konnte, die sehr beschädigt worden war.

 

„Ein paar? Daniel, dein Rücken ist ein einziger, großer, blauer Fleck.“, erwiderte der Colonel entrüstet und vor allem sauer. So wurde er immer, wenn er sich Sorgen machte, denn er hatte eigentlich damit gerechnet, dass Sam wenigstens etwas übertrieben hätte, doch es sah schlimmer aus, als Jack sich vorgestellt hatte. Er hätte es schon längst bemerken müssen, aber  er hatte anscheinend wirklich auf seinen Augen gesessen.

 

„So etwas Ähnliches hat Sam auch gesagt.“, entgegnete Daniel kleinlaut, dann wurde ihm einiges klar. Sein Freund hatte bereits alles gewusst, sonst hätte er ihn in Ruhe gelassen und ihn nicht doch noch zu überreden versucht. Und dann dieser miserable Versuch, überrascht zu klingen. Er hätte es gleich ahnen müssen. Anklagend fügte er hinzu: „Sie hat gepetzt, nicht wahr.“

 

„Sie hat mit der Blockhütte geschmissen. Anders scheine ich ja gar nichts mehr zu kapieren.“, antwortete Jack sarkastisch und ließ das T-Shirt wieder sinken.

 

„Was meinst du?“, fragte Daniel irritiert.

 

„Uns, Daniel.“, gab O'Neill eindringlich zurück und erklärte dann: „Janet hat mir erst einmal sagen müssen, dass ich dich immer kritisiere und Sam hat mich auf etwas Offensichtliches hingewiesen. Ich bin blind, taub und stumm, was dich angeht.“

 

„Das ist nicht wahr, Jack.“, wehrte Jackson ab, doch Jack schüttelte nur resignierend den Kopf. Es wäre nie soweit gekommen, wenn er etwas besser aufgepasst und seinem Freund nicht vermittelt hätte, dass er unter allen Umständen gewinnen musste, komme was wolle.

 

„Doch, das ist es.“ Der Colonel fuhr sich durch sein angegrautes Haar. Brutal ehrlich erläuterte er dann: „Ich sehe nicht, dass ich dich mit meiner herablassenden Art verletzte. Ich zeige dir nicht, dass ich bewundere, was du für unser Team leistest. Das du dich fit hältst ist toll, aber du musst keine Kampfmaschine werden, um meinen Respekt zu bekommen. Ich brauche nicht deine Muskeln, sondern deinen Verstand. Erst durch dich habe ich doch gelernt, dass man durch Fäuste nicht alle Dinge regeln kann. Worte und Gesten helfen meist viel weiter. Du bist ein unersetzbares Mitglied unseres Teams und das auch ohne rechten Haken, der einen auf die Matte schicken kann.“ Jetzt hatte er es Daniel doch verraten, aber dieser hätte das irgendwann in naher Zukunft wahrscheinlich selbst mitbekommen.

 

„Aber dir liegt doch so viel an dem Turnier.“, wandte Jackson ein.

 

Jack erwiderte: „Wenn ich wirklich hätte gewinnen wollen, würde ich jetzt mit Teal’c in einem Bett schlafen und nicht mit dir. Nichts ist mir wichtiger als eure Gesundheit.“ Er stupste Daniel mit dem Zeigefinger an die Nase und lächelte ihn aufmunternd und erleichtert an. Es war gut, dass sie das endlich geklärt hatten. 

 

„Aber du wirst sauer sein, wenn Janet mich nicht weiter antreten lässt.“, meinte der junge Anthropologe reumütig.

 

„Ich werde sauer, wenn du deinen knackigen Hintern nicht zu ihr schleppst.“

 

Daniel hakte nach, um sicher zu gehen: „Wirklich?“

 

„Klar doch!“, erwiderte Jack ehrlich und fügte hinzu: „Mal davon abgesehen, hätten wir gegen Teal’c eh keine Chance gehabt. Hast du seinen Partner nicht gesehen. Der ist mindestens zwei Meter groß und selbst unser großer Schweiger sieht neben dem aus wie ein armes Würstchen. Die hätten wir doch nie besiegt.“

 

„Wenigstens haben wir den ersten Kampf nicht verloren.“, stimmte ihm Daniel indirekt zu. Wenigstens darauf konnten sie stolz sein. Es zeigte doch, dass sie ein einigermaßen gutes Team waren.

 

„Genau. Und jetzt schleif deinen knackigen Arsch zu Janet. Danach sehen wir weiter.“

 

„Jack!“, ermahnte Daniel seinen älteren Kameraden.

 

O'Neill entgegnete: „Was, habe ich denn nicht Recht?“ Sie erhoben sich und als Daniel vorausging, kniff Jack ihm in den Hintern. Sofort drehte sich Jackson um einhundertachtzig Grad.

 

„Jack!“, brauste dieser dann auf. So sehr er es auch mochte, von seinem Freund berührt zu werden, so sehr fürchtete er sich auch, dass sie entdeckt werden könnten. Sie waren zwar alleine, aber man konnte nie wissen, wann einer lauschte.

 

„Aber er ist doch wirklich zum Anbeißen.“, verteidigte Jack sich grinsend. Ihm hingegen gefiel der Kitzel der Gefahr, erwischt zu werden, und auch die Tatsache, dass Daniel sich aufregte. Wie dieser seinen Namen aussprach, machte ihn an. Sie gingen weiter, doch O'Neill konnte sich einfach nicht von dem Ausblick auf Jackson Rückseite loseisen. Seine Augen klebten förmlich auf dem wohlgeformten Hintern des jungen Anthropologen.

 

Als dieser des angestarrt Werdens überdrüssig wurde, fuhr er seinen Freund erneut an: „Jack!“

 

„Ich mache doch gar nichts.“, verteidigte sich dieser und fühlte sich keiner Schuld bewusst.

 

„Du starrst!“, stellte Daniel klar.

 

„Tu ich nicht!“, wehrte Jack ab.

 

„Tust du wohl!“

 

„Ich habe doch nur ein Auge auf dich, falls du schwächeln solltest.“, stellte Colonel O'Neill richtig, grinste dabei aber so breit, dass man seine Hintergedanken förmlich schreien hören konnte.

 

Jackson erwiderte ernst: „Werde ich schon nicht.“

 

„Man weiß nie.“

 

++++++++++

 

Colonel O'Neill und Doktor Jackson waren wieder in ihrer kleinen Hütte. Wie erwartet, hatte die junge Ärztin ihn außer Gefecht gesetzt. Daniel hatte sich auch weiterhin Vorwürfe gemacht, welche Jack zu kurieren ersuchte. Gleichzeitig war er damit beschäftigt, seinem Freund in Bezug auf die Schmerzen Erleichterung zu verschaffen, indem er ihn mit der schmerzstillenden Salbe einrieb.

 

„Schrei, wenn ich dir wehtun sollte.“, warnte O'Neill vor, denn er wusste, dass er nicht gerade die Florenz Nightingale unter ihnen war. Er konnte ziemlich grob werden, auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, niemandem wehzutun.

 

„Es geht schon.“, wehrte Daniel ab, auf die Fähigkeiten seines Kameraden vertrauend.

 

„Ach ja?“, forderte Jack ihn heraus, und packte eine Spur fester zu. Sofort verkrampfte sich sein Freund unter seinen Fingern.

 

Daniel stöhnte gequält auf: „Autsch!“

 

„Was habe ich gesagt.“, gab Jack besserwisserisch zurück und ein spöttisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er wusste, dass sein Freund ihm nicht allzu böse war, dazu war dieser viel zu sehr mit seinen Schuldgefühlen beschäftigt. O'Neill konnte zwar nicht verstehen, warum das seinen Begleiter so mitnahm, aber er hatte auch nicht vor, sie ihm ausreden zu wollen. Die Situation war so viel leichter zu ertragen. Daniel würde nicht quengeln, er müsste sich nicht in einer Diskussion mit ihm auseinandersetzen und alle waren zufrieden.

 

„Klugscheißer.“, erwiderte Jackson patzig.

 

„Selber.“ Eine Weile schwiegen beide, denn es gab auch nicht viel zu sagen. Im Moment jedenfalls nicht. Das Gröbste hatten sie geklärt und den Rest - wie es weitergehen würde - hatten sie vor, erst zu Hause zu erörtern. Sie würden noch warten, wer das Turnier gewann, ehe sie auf die Erde zurückkehrten und sich dem Alltag stellen wollten.

 

Geraume Zeit später fragte Daniel kleinlaut: „Und du bist wirklich nicht böse?“

 

„Wie könnte ich dir schon böse sein. Im Grunde bin ich auch ganz froh.“, gerade als er dies antwortete, wurde er auch damit fertig, seinem Freund den Rücken einzucremen. Er sprach die Wahrheit. So sehr er sich auch auf das Turnier gefreut hatte, um so mehr freute er sich darüber etwas mehr Zeit mit seinem Freund und neuen Liebhaber zu verbringen. Er wollte, dass sie sich näher kamen. Nicht erst auf der Erde, sondern auch schon jetzt. Er brauchte eine gewisse Eingewöhnungszeit, ehe er sich der Realität stellen konnte. Wenigstens das mussten sie sich zugestehen.

 

„Wieso das denn?“, fragte Daniel verblüfft und drehte sich zu seinem älteren Freund um. Jack sah ihm tief in die Augen, während er sich neben ihn auf das Bett legte und seinen Kopf auf eine Hand aufstützte. Ein sehnsüchtiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

 

„Na ja, so kann ich mich in Ruhe an das hier gewöhnen.“ Jack zog das Gesicht Daniels mit seiner freien Hand an das seinige heran und küsste ihn sanft auf die Lippen. Sie versanken in diesem zarten, aber leidenschaftlichen Liebesschwur, in der Gewissheit, dass sie sich über alle Schwierigkeiten hinwegsetzen würden, die sich ihnen in den Weg legen könnten.



ENDE
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