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Rivalitäten von Natascha

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Vorwort

Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'Chevron26' veröffentlicht!
Rivalitäten


"Niemals!"
"Nun hab dich nicht so Charlie, das wird Spaß machen."
"Angeln kann keinen Spaß machen! Man sitzt mit einem langen Stock an einem See, gibt keinen Mucks von sich und wartet bis ein Fisch anbeißt. Was ist daran bitte so toll?"
"Das erfährst du erst, wenn du es einmal ausprobiert hast."
"Du kommst mir jeden Tag ein bisschen absurder vor, weißt du das? Wir verbringen soviel Zeit miteinander und ich weiß es zu schätzen, wenn du mich zu etwas einlädst, aber ich sagte nein und dabei wird es auch bleiben!"
"Bitte."
"Und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Füßen wackelst, Jack. Nein, nein, nein!"

Er wandte sich von seinem Freund ab und trat hinaus auf den kahlen Korridor, der von den schallenden Schritten der unzähligen Soldaten erfüllt wurde und sich in seiner Länge durch die gesamte Basis zu strecken schien.

"Ich dachte, wir könnten die Abgeschiedenheit dort nutzen, um uns zu unterhalten."
"Das können wir hier auch."
"Es gibt ein paar Dinge, über die ich gern mit jemandem Reden würde, die nicht in dieses Umfeld passen."
"Und die wären?"
Kawalsky hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah Jack erwartend an. Dieser gab nur ein leises Seufzen von sich und bettelte seinen Freund mit seinen Blicken förmlich an, ihn nicht weiter zu löchern.

Er kannte den Colonel nun schon lange genug, um das zu bemerken und es gefiel ihm gar nicht. Es gab Situationen, in denen Jack diesen ‚Dackel-Sucht-Herrchen-Blick' zustande brachte, dem selbst er nie lange standhalten konnte.
"Warum musstest du dir unbedingt mich für so etwas aussuchen?"
"Du bist mein bester Freund."
"Sieht ganz so aus."
Kawalsky lächelte schief und drehte sich dann um. Eigentlich hatte er sich sein verlängertes Wochenende anders vorgestellt. Entspannender. Heimkino und Bier. Was konnte es Schöneres geben? Doch Jack schaffte es immer wieder, ihm einen Strich durch seine Planung zu machen und wenn er es nicht war, dann General Hammond, der sie immer wieder überraschend zurückrief, um irgendwelche wichtigen Missionen zu schicken, von denen die Existenz der Menschheit abhing.

Aber eigentlich durfte er sich gar nicht beschweren. Er war sich seiner Aufgabe in dieser Basis bewusst und hatte gelernt sein Privatleben dahinter einzureihen. Außerdem verdiente man als Major nicht schlecht und auch, wenn jede Mission die letzte sein konnte, hatte er doch immer hin ein interessantes und aufregendes Leben gehabt.

Kawalsky konnte über seine eigenen Gedanken nur mit dem Kopf schütteln. Vielleicht sollte er seine Aufmerksamkeit besser auf Jack lenken und das, was wohl an dem beschaulichen kleinen See in Minnesota zur Rede kommen würde. Eine leise Ahnung beschlich ihn und er hoffte inständig damit im Unrecht zu sein. Er mochte Jack, sehr sogar. Sie hatten jahrelang zusammen gedient, sich gegenseitig mehr als einmal das Leben gerettet und hatten eine fast brüderliche Beziehung zueinander aufgebaut. Dennoch missfiel es ihm, der Kummerkasten des Colonels zu sein, wobei das nicht einmal so tragisch gewesen wäre, wenn es nicht immer wieder um das selbe Thema ginge.

Jack war ein erwachsener Mann. Colonel der Air Force und hatte bisher alles geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Sicher, das Leben hatte ihm nun mehr als einmal einen bösen Streich gespielt und ihn aus der Bahn geworfen, doch er war immer wieder aufgestanden und auch mit der schmerzlichen Vergangenheit weitergelebt. Aber das...

In seinem Quartier angekommen, zog er seine Tasche unter dem Bett hervor und ging mit ihr zu den Umkleideräumen.
Jack würde sicher schon auf ihn warten und sich ungeduldig von einem Ende des Raumes in den anderen Bewegen.

Nach einem geübten Stoß gegen das Schloss, ließ sich der Spind knirschend öffnen und gab den Blick auf die wenigen Habseligkeiten des Majors frei, die er hier in der Basis aufbewahrte.

Etwas Zivilkleidung, Tarnanzüge, Stiefel, Sonnenbrille, eine silberne Kette an der ein kleines Kreuz baumelte und nicht zuletzt ein Bild von ihm und Jack, aufgenommen bevor er versetzt worden war. Sie hatten sie danach gute acht Jahre nicht mehr gesehen.

Keiner wusste wo der andere gewesen war, es war ja alles so furchtbar geheim. Erst, als sie sich im Cheyenne Mountain Complex wiedergetroffen hatten und gemeinsam zu ihrer Mission nach Abydos aufgebrochen waren, hatte Kawalsky erfahren, das Jack einen Sohn gehabt hatte.
Der Kleine war leider kurz vor der Mission gestorben, ein Unfall mit Jacks Dienstwaffe.

Nicht weniger überrascht war er über die Tatsache, das Jacks Sohn seinen Namen trug, sogar nach ihm benannt worden war. Eine Ehre für ihn, die noch größer gewesen wäre, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte diesen Jungen mal kennenzulernen.

Doch das Schicksal wollte es anders, nun waren die ‚Dude-Boys' wenigstens wieder vereint und konnten sich erzählen, was in der Zeit, in der sie getrennt waren alles passiert war.

Jack hatte es schlimm erwischt und Kawalsky konnte sich glücklich schätzen, ihn noch unter den Lebenden zu wissen.

Betont langsam und gemütlich schlenderte er zu Jacks Quartier, auf der ein kleiner weißer Zettel prangte, mit der Nachricht, das der Colonel schon vorausgegangen war.

'Warum wunderte ihn das nicht? Ach ja, Jack ist ein sehr ungeduldiger Mensch."

Er stellte den Pieper ein und schob sich durch die Türen des Aufzuges, die sich kurz darauf schlossen und ihn einige Level nach oben beförderten. Er kramte die Sicherheitskarte aus seiner Tasche und aktivierte somit den zweiten Fahrstuhl, der ihn endgültig hier raus bringen sollte.

Wie erwartet saß Jack schon im Auto und begann zu hupen, als er seinen Freund sah.
"Komm schon, alter Mann, ich will hier nicht ewig warten!"
"Alt?" Gab Kawalsky lachend zurück und warf seine Tasche auf den Rücksitz. "Noch bist du vier Jahre älter als ich und daran wird sich auch nichts ändern."
"Man ist immer so alt wie man sich fühlt."
Grinste Jack und ließ den Motor aufheulen.

Der Soldat nickte ihnen freundlich zu und ließ dann die Schranke hoch fahren. Viel zu langsam für Jacks Geschmack. Nervös klopfte er mit den Fingerspitzen auf das schwarze Lenkrad und sah immer wieder nervös auf seinen Pieper, der auf dem Armaturenbrett prangte und bisher keinen Ton von sich gegeben hatte.
"Wenn das Ding losgeht, bevor wir hier weg sind werf ich es aus dem Fenster!"
"Als ob Du das jemals getan hättest."
"Diesmal mach ich es!"
"Was ist eigentlich so dringend, dass du mich dafür in die hinterste Ecke von Minnesota entführen musst?"
"Es ist wichtig."
"Ist es das nicht immer?"
Jack sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an und sein Blick machte deutlich, das er über diese Äußerung seines Freundes nicht gerade erfreut war.
"Willst du aussteigen?"
"Was?"
Der Colonel hatte sich über Kawalsky gebeugt stieß die Beifahrertür auf.
"Na los!"
"Jack, was soll das?"
"Das sollte ich dich fragen! Sorry, das ich vorhatte deinen Urlaub zu verderben, war keine Absicht."
"Jack."
Kawalskys Hand verweilte kurz haltlos in der Luft, ehe er sie auf Jack niederließ und fest gegen die Schulter drückte.
"Es tut mir leid, okay? Es tut mir wirklich leid, ich hab es nicht so gemeint. Fahr weiter."
Dieser tat, was ihm gesagt wurde und gab Gas, so das Kawalsky tiefer in den Sitz sank und Jack erschrocken musterte. So hatte er ihn schon lange nicht mehr erlebt. Er schob es auf den Grund ihres Ausfluges und sah bald ein, dass es für Jack sehr wichtig war, mit jemandem, seinem besten Freund darüber zu reden und schon tat es dem jüngeren Mann leid, mit der falschen Motivation an die Sache herangetreten zu sein. Zu viele Fettnäpfchen in dieser Welt.

Während der Fahrt sprachen sie eigentlich kaum ein Wort miteinander, das heißt, Charlie schon. Doch Jacks Reaktionen beschränkten sich auf ein Kopfnicken, eine ausschweifende Handbewegung oder einen stillen Seufzer.
"Ich war in Pantomime nie besonders gut." Brummte der Major, die Augen auf den Wald gerichtet durch den sie gerade fuhren.

Jack konnte nie etwas mit Missionen anfangen, deren Planeten mit Bäumen übersät waren, um nicht zu sagen, er hasste sie. Doch der See, an dem sie nach einer Weile hielten, zeigte das bekannte Bild. Kawalsky gab es schließlich auf darüber nachzudenken, es brachte ja doch nichts. Sie luden ihre Sachen aus und betraten die kleine Holzhütte, die Jack sich vor langer Zeit zu eigen gemacht hatte.

Sah recht gemütlich aus. Ein großer Raum mit einer Küche, einer Couch und einem Kamin. Gegenüberliegend eine Tür, die wohl zum Schlafzimmer führte und eine andere, die das Bad hinter sich verborgen hielt. An der Wand hingen Bilder aus vergangenen Zeiten, die seine Freunde zeigten, er selbst aber nur auf einem zu sehen war. Ein Familien Foto, von sich, seiner Ex-Frau Sarah und seinem verstorbenen Sohn Charlie.

Jack hatte begonnen, die Angelsachen aus einem der Schränke zu räumen und nach draußen zu befördern.
‚Der hat's aber eilig,' schoss es Kawalsky durch den Kopf, als er sich selbst einen Klappstuhl schnappte und dem Colonel auf den kleinen Steg folgte, der wenige Meter über dem See ragte.
Vögel zwitscherten von den Ästen die im leichten Wind hin und her wogen. Der See lag still und zeigte nur Reaktionen durch die kleinen Wasserspringer die hin und her wetzten. Sehr idyllisch, ungewohnt - aber doch schön.
Jack hatte einen Eimer mit Wasser gefüllt und neben sich gestellt, als er den ersten Köder an seinem Angelhacken befestigte und mit einem Schwung ins Wasser Pritschen ließ. Er schien völlig in sich versunken zu sein und die Anwesenheit seines Freundes gar nicht mehr zu bemerken. Kawalsky allerdings kam es so vor, als würde er ihn absichtlich ignorieren, kein sehr angenehmes Gefühl.
"Dann fang mal an."
Er setzte sich hin und sah Jack erwartend an.
"Womit."
"Du wolltest reden? Bitte, hier bin ich, also?"

Der Colonel schüttelte mit dem Kopf und befestigte die Angelrute an einer kleinen Halterung des Steges. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor seiner Brust, wobei er Charlie bei keiner dieser Handlungen angesehen hatte. Die kristallklare Oberfläche des Sees hatte seinen Blick verschlungen und schien ihn nicht mehr freigeben zu wollen, wenn er das überhaupt wollte. Das hier war sein Element, der Ort, an dem er sich jahrelang von der Außenwelt zurückgezogen hatte. Seine Zuflucht in schlechten oder verwirrenden Zeiten.
"Das ist nicht so einfach."
"Es geht um Sam, oder?"
"Woher... ?"
Überrascht sah er zu seinem Freund auf.
"Es geht immer um sie. Jedes Mal, wenn du mit mir über etwas wichtiges reden willst. Eigentlich fast immer, wenn du mit mir überhaupt über etwas außerdienstliches sprichst."
Er schluckte hart und atmete tief ein. Er wollte ja für Jack da sein. Er wollte ihm ja zeigen, das er auf seinen besten Freund zählen konnte, doch nach all den Jahren dauerhaft hinter eine Frau gestellt zu werden, war nicht unbedingt das, was er sich vorgestellt hatte.
"Ich weiß, dass du sie liebst und dass nicht einfach für dich ist. Es ist gegen die Regeln und sie macht nicht den Anschein, als ob sie vorhätte sich in der nächsten Zeit versetzten zu lassen. Du bist nun mal ihr direkter Vorgesetzter, was willst du dagegen tun?"

In diesem Moment schienen Jacks Augen Bände zu sprechen und Kawalsky überkam ein eigenartiges Gefühl, um nicht zu sagen eine böse Vorahnung.
"Nein." Er drehte sich zur Seite um Jack besser fixieren zu können und sah ihn mit großen Augen an. "Das wirst du nicht!"

"Wenn wir zurück sind, werde ich kündigen, das ist die einzige Möglichkeit."
"Ist es nicht!"
So verquer wie der Major jetzt auf dem kleinen Klappstuhl saß, grenzte es fast an ein Wunder, das dieser nicht umkippte oder in sich zusammensank.
"Das kannst du nicht machen...ich meine...warum du? Warum kann sie sich nicht versetzen lassen?"
"Charlie, versteh doch. Das Stargateprogramm ist ihr Leben! Für mich ist es nur ein weiteres Geheimprojekt in meiner Laufbahn, entbehrlich."
"Weißt du eigentlich was du da gerade sagst?"
"Glaub mir, ich habe lange genug darüber nachgedacht."
"Das denke ich nicht. Du willst das alles aufgeben? Alles hinter dir lassen? Die Basis, das Stargate, deine Freunde, deine Kollegen...mich?"
"Wir können uns doch immer noch sehen, ich bin ja nicht aus der Welt."
"Doch, genau das bist du Jack O'Neill, denn das SGC ist unsere Welt, verdammt noch mal! Du bist mein bester Freund, um nicht zu sagen der einzig Wirkliche in diesem ganzen verdammten Komplex. Deine Freizeit wird sich dann nur noch auf Sam beschränken und...ich weiß das klingt jetzt furchtbar egoistisch, aber was zum Teufel wird aus mir? Aus uns? Aus unserer Freundschaft?"
"Wir werden immer Freunde bleiben."
"Im Geiste, hm?"
Er drehte sich wieder weg und massierte mit kreisförmigen Bewegungen seine Schläfe. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Er hatte mit einigem gerechnet und es war ihm auch klar gewesen, dass sich ihr Gespräch um Sam drehen würde, doch dass man ihn in derartig vor beschlossene Tatsachen stellen würde, hätte er nie für möglich gehalten. Warum war er dann eigentlich hier? Es schien ja alles auch ohne ihn seinen Weg zu gehen, ungeachtet dessen, was er davon hielt.

Mit einem Ruck sprang er auf und folgte dem Weg zurück zum Haus. Das brachte ja sowieso nichts mehr, oder? Im normal Fall hätte er jetzt solange auf Jack eingeredet, bis er ihn umgestimmt hätte oder mindestens von sich behaupten konnte, alles in seiner Macht stehende getan zu haben, aber jetzt...war er einfach nur verletzt. Und er wollte es Jack spüren lassen.
"Charlie warte!"
Er drehte sich um und sah den Colonel mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Worauf denn?"
Sagte er schärfer, als er von sich selbst erwartet hätte und ging weiter. Er hörte Jacks Schritte, die ihm folgten und auch das leise fluchen des älteren, doch das war ihm jetzt egal. Er hatte auch seinen Stolz und er hatte es satt, derart aus Jacks Entscheidungen rausgehalten zu werden. Es war nicht sein Leben und doch hatte er immer gedacht ein Teil davon zu sein. Doch die Wahrheit war anders und bitter.

Er stieß die Tür auf und sah sich nach seiner Tasche um, unnötig, den sie stand noch dort, wo er sie abgelegt hatte, wie sollte es auch anders sein. Mit einem festen Griff riss er sie in die Höhe und drehte sich um. Jack hatte nun aufgeholt und die Türe wieder verschlossen, er selbst stand davor und machte nicht den Anschein in der nächsten Zeit Weichen zu wollen.
"Lass mich durch." Knurrte Kawalsky und wollte sich an dem anderen Mann vorbeischieben, doch der wehrte sich energisch dagegen, in dem er den Major packte und wieder zurück in den Raum schob.

"Du bleibst, bis wir das geklärt haben!"

"Was gibt es denn da noch zu klären? Du wolltest mit mir reden, das hast du getan, wir sind fertig, es gibt für mich keinen Grund mehr zu bleiben!"
Erneut ein Versuch die Hütte zu verlassen und ein erneutes Verhindern von Jack.

Schließlich stellte Charlie sich vor Jack und nahm wohl die militärischste Haltung an, die Jack je zu Gesicht bekommen hatte.
"Sir, bitte um Erlaubnis den Raum verlassen zu dürfen, Sir!"
Für einen Moment war Jack so perplex, das er darauf nichts erwidern konnte. Kawalsky stand regungslos vor ihm und hatte vorschriftsmäßig seinen Blick auf einen imaginären Punkt hinter Jacks Schulter gerichtet.
"Charlie, ich..."
"Sir?"
"Verdammt noch mal, nun hör auf damit!"
"Sir, bitte wiederholt um Erlaubnis..."
"Verweigert!"
Charlie seufzte leise, als er seine Tasche schulterte und Jack mit einer Mischung aus Ernst, Wut und Trauer ansah.
"Deine Entscheidung ist doch schon gefallen, also was soll ich hier noch? Geh bitte zur Seite und lass mich gehen, sonst..."
"Sonst was?"
"Jack bitte, ich will dich nicht gewaltsam dazu zu bringen müssen, die Tür freizugeben."
Der Major wunderte sich über seine eigenen Worte. Sollte er wirklich soweit gehen, wenn Jack weiterhin versuchen würde ihn hier festzuhalten. So viele Jahre, die sie sich jetzt schon kannten, so viele Dinge die sie geteilt hatten und jetzt *das*. Warum musste es soweit kommen? Er wusste es nicht und es kam ihm vor, als würde er vollkommen neben sich stehen und dabei zusehen, ohne etwas tun zu können.
"Musst du wohl."
Warf Jack in die Stille, die eingetreten war und stemmte die Arme in die Hüften.
"Ich lass dich nicht gehen, nicht so!"
"Okay."
Charlie warf seine Tasche neben die Tür und sah in die braunen Augen, die sich leicht geschmälert hatten und wiederspiegelten, wie ernst Jack die Sache war.

‚Es tut mir leid,' sagte er zu ihm, ohne das diese Worte seinen Mund verließen. ‚Ich will es nicht, doch du lässt mir keine andere Wahl.'

Seine rechte Hand schnellte zu einer Faust geballt auf das Gesicht des Colonels zu, dieser konnte den Schlag zwar abschwächen, reagierte jedoch nicht schnell genug um ihm auszuweichen. Er stieß gegen die Tür und hatte für den Bruchteil einer Sekunde einen überraschten Gesichtsausdruck, ehe er sich wieder aufbaute und konterte.

Es war kein schöner Anblick. Die einst besten Freunde schlugen aufeinander ein und machten sich dabei die vielen Stunden zu nutze, die sie in ihrer Freizeit mit dem Boxen verbracht hatten.
Am Ende konnte man noch nicht einmal sagen, wer früher aufgegeben hatte, denn nahezu gleichzeitig ließen sie voneinander ab und stützten sich an irgendwelche Möbelstücke, die gerade Griffbereit waren.
Schwer atmend warfen sie sich böse Blicke zu, während dünne Blutlinien sich den Weg über ihre Gesichter bahnten. Auf der Kleidung fanden sich Spuren des anderen wieder und keiner der beiden sah aus, als würde er sich jetzt geschlagen geben. Sie brauchten nur eine Verschnaufpause, mehr nicht.

Jack beugte sich leicht nach vorne und stemmte seine Arme gegen seine Oberschenkel, während sein Blick zu Boden ging.

Kawalsky konnte später nicht sagen, wie er auf diese Idee gekommen war, oder was er sich dabei gedacht hatte. Er nahm den kleinen Holzstuhl, auf dem er sich gestützt hatte, riss ihn in die Höhe und ließ ihn auf Jack hinunter fahren. Der hob zwar noch schützend den Arm über seinen Kopf, ging nach dem Aufprall dennoch keuchend zu Boden und blieb dort liegen.

Nach einer Weile des Schweigens, das nur durch das laute Atmen der Kontrahenten unterbrochen wurde, viel Charlie auf die Knie und beugte sich über seinen Freund, der mit geschlossenen Augen auf dem harten Boden lag und sich nicht mehr rührte.
"Jack?"
Keine Antwort.
"Jack!" Und auch diesmal keine Reaktion, die den Major beruhigt hätte. Er sah sich nach einem Telefon um, musste jedoch feststellen, das Jack in dieser Hütte auf jegliche Art von elektrischen Geräten verzichtet hatte.
"Shit."
Fluchte er leise vor sich hin und hob Jack leicht an, um ihn auf seine Beine zu stützen und den Kopf des älteren zu Untersuchen. Äußerlich konnte er nichts finden, aber wer wusste in diesem Moment, was dort drin durcheinander gekommen war?
"Ich bin so ein Idiot!"
Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und überlegte. Was sollte er jetzt tun? Weit und breit kein Telefon, Jack hatte darauf bestanden, das die Mobiletelefone in der Basis blieben, um die Ruhe nicht zu stören. Hätte er doch nicht auf ihn gehört und seines mitgenommen, besser noch, hätte er sich doch von Jack nicht so provozieren lassen. Sie waren beiden erwachsene Männer, es gab andere Weg solch einen Konflikt zu lösen, warum mussten sie ausgerechnet diesen wählen? Keine Zeit für Fragen - Antworten fand er ja doch keine. Das einzige was ihm jetzt noch einfiel, war Jack ins Auto zu bringen und mit ihm auf dem schnellsten Wege ein Krankenhaus aufzusuchen. Was ein Urlaub!

Sein Vorhaben gestaltete sich nicht gerade als einfach. Jack war gut einen Kopf größer als er und auch nicht gerade leicht. Er versuchte ihn zu schultern und so zum Auto zu tragen, als der Colonel ein lautes Stöhnen von sich gab. Charlie legte ihn auf die Couch und kniete sich daneben, als Jack die Augen öffnete und seinen schmerzenden Kopf abtastete.
"Was sollte das denn?"
"Tut mir leid, Jack."
"Tut es nicht."
Lächelte dieser schief und tätschelte Charlies Wange.
"Hast du einen ‚Wum' drauf. Hätte ich nicht gedacht."
"Wie fühlst du dich?"
"Als ob mein Schädel gleich explodieren würde."
"Wir sollten in ein Krankenhaus fahren."
"So schlimm ist es auch wieder nicht."
"Jack?"
"Lass mal gut sein, alles halb so wild."
"Sicher?"
Er sah den Colonel an und begriff darauf hin sehr bald, das sich Jack nicht überreden lassen würde.
"Vielleicht sollte ich dich noch einmal niederschlagen, dann wehrst du dich wenigstens nicht."
Beiden fuhr ein Lächeln durchs Gesicht. Jack setzte sich langsam auf und versuchte das Wummern zu verdrängen, das durch seinen Kopf schallte.
"Es tut mir leid."
"Was?"
"Ach...alles. Ich weiß nicht, was ich mir gedacht hatte, als ich dich so mit dieser Sache konfrontierte."
"Na ja, jetzt weiß ich es wenigstens. Aber meine Meinung darüber wird sich nicht ändern."
"Warum wundert mich das nicht?"
"Du kennst mich eben."
"Da hast du recht."
Kawalsky zog Jack zu sich hoch und stützte ihn auf dem Weg zum Auto. Als der Colonel Platz genommen hatte und Kawalsky die Tür schließen wollte, drückte er dagegen und zog den Major näher zu sich heran.
"Ich möchte dich als Freund nicht verlieren, aber ich möchte auch nicht auf Sam verzichten, verstehst du das?"
Erwartend sah er ihn an, begleitet von der Angst über Kawalskys Antwort.
"Verstehen? Ja, vielleicht, aber versteh du bitte auch, wie ich mich jetzt fühle. Mein komplettes Leben ändert sich somit schlagartig, ich...ich fühle mich irgendwie allein gelassen, hintergangen."
"Wir werden uns bei jeder Gelegenheit sehen."
"Aber wie oft werden wie die haben?"
Darauf wusste auch Jack keine Antwort. Es würde schwer werden, sicher, aber irgendwie war alles möglich, wenn man wirklich wollte.
"Bitte mach Sam keinen Vorwurf."
"Ich mache ihr nur den Vorwurf, das ich dich jetzt teilen muss."
Lächelte der Major und schob die Tür zu.


ENDE

Natascha
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