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Babysitting von Araliay

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Kapitel Bemerkung:

Erst mal ein großes Entschuldigung an all die, die auf den neuen Teil gewartet haben. Die schweren Gewitter + ein Inkompetenter Telefon/Internet-Anbieter, haben es leider geschafft mich über einen längeren Zeitraum hinweg meines Internetzugangs zu berauben. Ich kann immer noch nicht glauben, das ich diese Zeit überlebt habe.

Ich hab mich schon bei deiner ersten Review geehrt gefühlt pantai, aber Dank deiner zweiten wird es wohl noch schwerer mit dem glücklichen lächeln aufzuhören. Meine Eltern schauen mich schon komisch an. War die wirklich so lang? Ich bin wohl mitteilungsfreudiger als ich dachte. Alle versuche meine Finger vom Tippen abzuhalten sind völlig Sinnlos. Ich glaub die sind besessen.

Du hast recht, ich hab den armen Jack ganz schön leiden lassen. Das ist mir gar nicht aufgefallen und war nicht unbedingt geplant. Dabei mag ich ihn doch. Aber der ärmste hat nun mal das Oberkommando. Muß dran denken ihn das nächste mal zu verschonen.

Eigentlich will ich ja nicht zu viel über das Ende verraten, aber ein Körnchen Wahrheit steckt in deiner Idee. Vielleicht geht der Topf ja wirklich an dich.

Aber jetzt, viel Spaß beim lesen.

Tag 4:

Am Himmel über der kleinen Zeltstadt hingen nur noch vereinzelte Wolken. Der Boden rund um das Camp war immer noch matschig und aufgeweicht. Fast überall verbargen sich tückische Pfützen im Gras und an einigen Stellen hatten sich regelrecht kleine Seen gebildet.

In der gestrigen Nacht war dermaßen viel Wasser vom Himmel gefallen, dass schon in Betracht gezogen worden war, das Lager abzubrechen und den Planeten zu verlassen. Doch 1 ½ Stunden vor Tagesanbruch hatte der Regen langsam nachgelassen, so dass das Lager bleiben konnte.

So hatte sich, wie Tags zuvor, die Gruppe von Wissenschaftlern und ihre Begleiter fertig gemacht, um ihre Erkundungen durch die alten Ruinen fortzuführen. Die Schaulustigen sahen, ebenfalls wie zuvor, mit großem Interesse der aufbrechenden Gruppe zu.

Ihre Wettleidenschaft hatte sich mittlerweile zu einem großen Ereignis gesteigert und alle beteiligten sich daran, zu erraten was diesmal schief ging. Selbst die Tokra und Jaffa begannen an ihren Leuten zu zweifeln und zu einer größeren Zahl, gegen ihre Leute zu wetten.

Die missmutig aussehende Gruppe von Wissenschaftlern stand vor Jack und starrte ihn, seiner Meinung nach an, als wollten sie ihn gleich lynchen. Das war das erste mal in seinem ganzen Leben, dass ihm ein Haufen von harmlosen Wissenschaftlern ernsthaft Angst einjagte.

Trotzdem durfte er nicht von seinem Standpunkt abweichen. Sie machten hier einen großen Schritt auf das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen, Tokra und Jaffa zu. Eigentlich sollten sie dankbar sein, dass er sie an einer solch großartigen Gelegenheit teilnehmen ließ.

Suchend schaute er sich zu Kowalski um, der ihm hier eigentlich etwas Schützenhilfe leisten sollte. Doch der hielt sich mit seinen Leuten ein ganzes Stück abseits und vermied den Sichtkontakt mit ihm stoisch. Er konnte es ihm nicht verübeln, schließlich wünschte er sich im Moment das gleiche zu tun.

„Jetzt kommt schon. So schlimm kann es gar nicht werden. Meister Bratac und Jacob Carter hatten beide eingehende Gespräche mit ihren Leuten und haben versucht die kulturellen Missverständnisse, die zu den Ereignissen von gestern geführt haben aus dem Weg zu räumen. Ich finde sie haben eine weitere Chance verdient." Sagte Jack entschlossen.

„Oh ja. Das wir einmal fast von einer Steindecke erschlagen werden, reicht nicht, geben wir ihnen am besten noch eine Möglichkeit, dass sie das Angefangene zu Ende führen können." Antwortete ihm Karl. Vom Rest der Gruppe kam nur zustimmendes Gemurmel, das Jack fast seine Hoffnung auf Erfolg nahm.

„Ihr predigt uns doch immer selbst, dass wir Verständnis für fremde Kulturen haben sollten. Aber anstatt euren eigenen Anweisungen zu folgen, stellt ihr euch hier hin und sperrt euch einfach dagegen." Argumentierte Jack.

„Wir folgen nicht unseren eigenen Anweisungen? Ihr Militär Typen seit es doch gewöhnlich, die unsere Anweisungen ignorieren. Wir halten es mit diesen Idioten schon geschlagene drei Tage aus, wo ihr es nicht mal schafft eine Stunde an euch zu halten." Stellte Kaori wütend klar.

„Im Übrigen haben wir hier nicht die geringste Möglichkeit uns mit ihnen auf irgendeiner kulturellen Ebene zu verständigen. Das einzige, das sie tun, ist zu befehlen und das wars." Sagte David. Der Rest stimmte ihm dabei lauthals zu.

Hilfe suchend schaute sich Jack zu Daniel um, in der Hoffnung von seiner Seite so etwas wie Zuspruch zu bekommen. Doch der schüttelte nur den Kopf, um ihm klar zu machen, dass die Geschehnisse weit außerhalb seines Einflussbereiches lagen und er allein damit klar kommen musste.

Gewöhnlich sprang Daniel für ihn in die Bresche, selbst wenn sie Streit hatten. Im Moment war er sich sicher, dass das der Fall war. Genau konnte er es nicht sagen, da Daniel von wütend wieder zu still und reserviert übergegangen war.

Tief in sich hoffte Jack inständig, dass er die Probleme zwischen ihnen gelöst hatte, bevor sie wieder zurück im SGC waren. Wenn er eins hasste wie die Pest, dann waren es Carter und Tealc die ihn anschauten, als wäre er der Oberfiesling, weil er es geschafft hatte einer friedlichen Seele, wie Daniel, etwas zu tun.

Friedliche Seele. Die beiden waren so was von hinters Licht geführt worden. Von allen hier, kannte er Daniel am längsten und Jack war sich sicher, das alles genau nach seinem Plan lief. Daniel war kein kleiner Engel, der niemanden etwas zu leide tun konnte, in Wirklichkeit war er der personifizierte Teufel.

Der nicht einmal wusste, dass er einer war. Na gut, jetzt übertrieb er, doch harmlos war er eindeutig nicht. Sowieso verstand er nicht, warum sich alle auf Daniels Seite schlugen, anstatt ihrem vorgesetzten Offizier zur Hilfe zu eilen.

„Na gut. Ich wollte es zwar nicht so ausgehen lassen, doch wenn ihr nicht mit den beiden zu den Ruinen geht, dann werdet ihr überhaupt nicht gehen. Wie hört sich das an?" Fragte Jack herausfordernd. Doch die entsetzten Gesichter, die er erwartet hatte, blieben aus.

„In Ordnung. Dann können Sie Hammond ja erklären, warum wir unsere Arbeit nicht gemacht haben." Teilte ihm Max ruhig mit. Die anderen nickten, zu seiner Verblüffung, nur zustimmend. Soweit er das richtig erkannte, zierte Daniels Gesicht sogar ein kleines Lächeln.

Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass hier ein abgekartetes Spiel lief. Das hatte er damit gemeint, dass Wissenschaftler inklusive Daniel keine Engel waren. Die hatten doch irgendwas geplant, das ihm ganz und gar nicht gefallen würde und nun benutzten sie ihre Arbeit als Druckmittel.

„Glaubt ihr etwa, dass es Hammond gefallen wird, dass ihr so einfach mit der Arbeit aufhört. Ohne triftigen Grund." Hielt Jack dagegen. Die lauernden Blicke, die ihm daraufhin trafen, stärkten in ihm den Eindruck zwischen einem Haufen bissiger Viper zu stehen.

„Wir verweigern die Arbeit doch nur wegen der unzumutbaren Zustände. Denn wie jeder hier bestätigen kann, sind diese zwei da drüben die reinsten Versager, wenn nicht sogar ein hohes Sicherheitsrisiko. Dafür wird Hammond doch sicher Verständnis haben." Klärte Max ihn auf.

Er saß in der Falle. Zwar glaubte Jack nicht, dass Hammond es so eng sehen würde, doch würde er ihm durchaus Vorhaltungen machen, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht die Notbremse gezogen hatte. Doch dann wäre sein ganzer Versuch ein totaler Fehlschlag.

Das hier war nicht nur irgendeine Strafe gewesen. Seit einiger Zeit war das Problem bekannt, dass es zwischen Tokra und Jaffa zu Reibereien kam und sie selbst gewöhnlich in der Mitte endeten. Schon lange hatte er im Auftrag von Hammond nach einer solchen Gelegenheit gesucht.

Eigentlich hatte er gedacht, dass die friedlichen und aufgeschlossenen Wissenschaftler genau die richtigen waren, um eine Annäherung zu bewerkstelligen. Wieder suchte er Daniels Blick, um einen Hinweis auf auf den Ernst der Lage zu finden und stutzte.

„Was wollt ihr wirklich? Daniel?" Hakte Jack misstrauisch nach. Plötzlich versuchten alle so unschuldig wie möglich auszusehen, was in ihm noch das Gefühl bestärkte, dass Schwierigkeiten auf ihn zu kamen. Daniel beschränkte sich wieder auf ein Achselzucken „Damit hab ich nichts zu tun, Jack."

„Das stimmt." Meldete sich nun Trevis zu Wort. „Da wir wissen, wie wichtig Ihnen diese ganze Sache ist und wir hier die einzigen sind, die unter den Umständen zu leiden haben, dachten wir uns, dass es da ein paar Dinge gibt, über die wir zuerst diskutieren sollten."

Plötzlich traf Jack die Erkenntnis, dass dies alles geplant war. Sie hatten ihn in die Enge getrieben und wussten es. Die einzige Hoffnung, die ihm blieb, war, dass die Forderungen nicht zu überzogen waren.

„Über was genau sollten wir diskutieren?" Fragte er vorsichtig nach. Diese Leute waren nicht die zerstreuten Wissenschaftler, die er kannte. Nein, sie hatten ihr zweites verschlageneres Gesicht offenbart. Innerlich wappnete er sich für das schlimmste.

„Nun." Setzte Trevis an. „ Es gab da im Laufe der letzten Außenwelt Missionen ein paar Dinge, die uns völlig zu Unrecht verboten worden sind. Bis jetzt hatten sie sich geweigert mit uns darüber zu Reden, doch unter den gegebenen Umständen sollten wir vielleicht wieder damit anfangen. Also zuerst wäre da mal Kaffee . . ."

xxoxoxoxx

Etwas abseits von dem ganzen Trubel stand Meister Bratac, um seinem Krieger letzte Anweisungen zu geben. Das Gespräch mit Jack O´Neil war bis spät in die gestrige Nacht gegangen und hatte einige elementare Mängel bei seinen Leuten aufgedeckt, die ihm nicht gefielen.

Die unflexible Art in denen er die Befehle befolgt hatte, ohne sich im Geringsten um die Konsequenzen zu kümmern, war unter den Jaffa ein altbekanntes Verhaltensmuster. Schließlich war ihnen von den falschen Göttern, die über die Jaffa geherrscht hatten, dies als eine der größten Tugenden vorgesetzt worden.

Doch Jack ONeil hatte ganz recht gehabt, als er sagte, dass sie dringend aus diesem Verhaltensmustern ausbrechen mussten. Die Gefahr, dass sie sich durch dieses Benehmen von einer Sklaverei in die nächste begaben war groß und dafür hatte er nicht die Rebellion gegen die falschen Götter angezettelt.

„Vergiss nicht worüber wir gestern gesprochen haben. Einen Befehl zu befolgen ist eine gute Sache, doch musst du auch anfangen, über sie nachzudenken. Lerne falsche von richtigen Befehlen zu unterscheiden. Was noch wichtiger ist, es gibt viele verschiedene Wege einen Befehl auszuführen. Du musst darüber nachdenken und den besten für dich wählen." Sagte Bratac.

„Ja Meister." Antwortete Bretal schnell. Nach seinem Geschmack etwas zu schnell. Den falschen Göttern hatten sie genauso recht gegeben. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken oder einen Widerspruch auch nur in Betracht zu ziehen. Ungewollt entkam ihn ein resignierter Seufzer, der Bretals Aufmerksamkeit erregte.

„Hast du auch nur im allergeringsten verstanden, was ich meine?" Fragte Bratac erneut. Das Unverständnis, das im Gesicht des Jaffa stand, spiegelte wieder, was er befürchtet hatte. Äußerlich hatten sie vielleicht das Joch der Knechtschaft abgeworfen unter dem sie so lange gelitten hatten, doch innerlich war es immer noch präsent.

„Schau dir die Taori mal genauer an." Setzte Bratac erneut an. „Obwohl Jack ONeil nicht den geringsten Grund dazu hatte, gibt er euch eine Chance nach der anderen, die ihr jedes mal von neuem verspielt. Weil er hofft, genau wie ich es tue. Doch bis jetzt war es umsonst."

„Ich gebe mir die größte Mühe eure Erwartungen zu erfüllen, Meister Bratac. Ich befolge jeden Befehl genau." Gab der Jaffa zurück. Über diesen Satz war Bratac nicht sehr glücklich, denn er spiegelte genau die Sichtweise wieder, die er bei Bretal nicht mehr sehen wollte.

„Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, Bretal, dass es nicht meine Erwartungen sind, die du versuchen solltest, zu erfüllen. Genauso wenig wie Jack ONeil irgendwelche Erwartungen an dich hat." Hakte Meister Bratac nach. Er hoffte inständig, dass der Jaffa vor ihm den Wink verstand, den er versuchte ihm zu geben.

„Ich verstehe nicht. Weshalb sollte ich sonst diese Mission erfüllen?" Fragte der verwirrte Bretal nach. Das offene Unverständnis des Jaffa versetzte ihm einen Stich. Bis jetzt hatte er nie bemerkt, wie tief in ihrem Inneren seine Krieger noch den alten Bräuchen und Denkweisen treu waren.

„Es waren nie wir, denen du etwas beweisen solltest. Die Taori Wissenschaftler sind es. Ganz normale Männer und Frauen, die dich mittlerweile anschauen, als seist du nichts weiter, als ein Jaffa, der immer noch den falschen Göttern anhängt. Sie sind es, um die du dich bemühen solltest." Klärte er den Jaffa auf.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ließ Bretal mit seinen Gedanken alleine. Er konnte ihm nicht jedes Wort oder jeden Gedanken vorkauen. Die einzige Hoffnung, die er hatte war, dass der Jaffa endlich anfing den Kopf der auf seinen Schultern trohnte auch zu benutzen.

Bratac selbst musste nun anfangen sich darüber zu sorgen, wie viele seiner Jaffa genau solche Schwierigkeiten hatten frei zu Denken und vielleicht einen kleinen Schubs in die richtige Richtung brauchten. Wie er sich noch in der selben Sekunde selbst eingestehen musste, waren es wohl zu viele.

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Jakob Carter stand zweifelnd vor dem störrischen jungen Mann, der ihm bisher dermaßen viele Probleme bereitet hatte. Mit Selmak war er überein gekommen, dass die Situation in dieser Form nicht so weitergehen konnte. Tanel brauchte Anleitung, ob er die nun wollte oder nicht.

„Bis jetzt hatten wir leider unterschätzt, wie jung du doch eigentlich bist, Tanel. Nein, nicht nur du, sondern auch der Symbiont, den du in dir trägst. Ihr seit beide von Stolz und Eitelkeit geprägt. Bis jetzt konnte ich nur wenig Weisheit in dir wiederfinden." Sagte Jakob betrübt.

„Was soll das heißen? Nur weil ich vor dieser Jaffa Brut nicht zu Kreuze krieche? Ich werde sie nie als gleichwertige Partner akzeptieren! Vor nicht einmal drei Jahren noch hat dieser verdammte Bretal versucht uns umzubringen. Nie werde ich diesen Leuten vertrauen." Ereiferte sich Tanel.

Kopfschüttelnd sah er den jungen Mann an, um darüber nachzudenken, wie er ihn am besten zur Räson bringen konnte. Gestern hatte er bereits versucht seine Aufmerksamkeit schonend auf den Punkt zu bringen, den Tanel so großzügig ignorierte, um über etwas zu streiten, das nicht zur Debatte stand.

„Ich habe dir bereits gesagt, dass es hier nicht nur um die Jaffa geht. Viel wichtiger ist dein Benehmen. Du weißt genau, dass wir hier in Frieden sind und kannst dich nicht daran halten. Du bekommst eine einfache Aufgabe und kannst sie dank deiner Eitelkeit nicht lösen." Setzte Jakob in einem neuen Versuch an.

„Wie sollte den jemand Frieden halten, wenn diese mörderischen Ungeheuer hier sind. Meine Aufgabe, dann auch noch im Schlepptau eines dieser . . . Jaffa auszuführen, ist doch so gut wie unmöglich." Gab Tanel immer noch von sich überzeugt zurück.

Indessen platzte Jakob langsam der Kragen. Er war die ganze Sachen wohl von der falschen Seite angegangen. Selmak hatte mit ihm darüber gesprochen und sie waren übereingekommen, dass sie es zuerst auf ihre friedliche Art versuchen würden. Doch nun hatte diese Methode eindeutig versagt und er war an der Reihe.

„Das einzige, was ich hier sehe, ist ein verzogenes kleines Kind, das seinen Willen durchsetzten will. Du bist so fixiert auf den Jaffa, dass du den Blick auf das Wesentliche verloren hast. In deiner gekränkten Eitelkeit konkurrierst du nur noch mit ihm darum, wer der Bessere ist." Teilte Jakob ihm ruhig und distanziert mit.

„Ich . . . das ist eine Unverschämtheit! Ich mache meine Arbeit sehr gut. Der Jaffa ist an dem ganzen Versagen Schuld." Verteidigte sich Tanel. Jacob konnte deutlich die Entrüstung über die Anschuldigungen in seinem Gesicht lesen. Das erste gute Zeichen seit langer Zeit.

„Wenn nicht du es bist, der alles falsch macht, wieso meiden dich die Wissenschaftler dann ebenfalls? Wie kommt es, dass diese Menschen sagen, dass du sie genauso schlecht behandelt hättest, wie der Jaffa?" Fragte Jakob ihn herausfordernd.

Erwartungsvoll starrte er den jungen Tokra an, auf dessen Gesicht ein Kampf stattfand. Verzweifelt suchte Tanel nach einem guten Grund, den er ihm sagen konnte, doch anscheinend fand er keinen zu seiner eigenen Zufriedenheit. Es war genau so, wie er es sich gedacht hatte.

„So wie ich das sehe, hat sich deine Eitelkeit so sehr auf den Jaffa konzentriert, dass dir alle anderen völlig egal sind. Die Wissenschaftler sind für dich doch nicht mehr als ein Ärgernis, das daran Schuld war, dass der Jaffa besser dastehen konnte, als du. Nicht zu vergessen, dass alle Schuld haben, außer dir. Egal wie schlecht du die anderen behandelt hast.

Ich bin wahrscheinlich noch längst nicht so lange Tokra, wie du, aber eins habe ich auf der Erde ganz ohne Symbionten gelernt. Verantwortung zu übernehmen."

Die Strenge, mit der er sprach, ließ den jungen Tokra zusammen zucken. Jakob konnte sehen, wie sein Geist begann sich endlich um etwas anderes zu drehen, als sich selbst. Er machte keine weiteren Anstalten sich mit Tanel auseinander zu setzten und ließ ihn stehen.

Selmak meldete bereits Bedenken wegen dieser harschen Zurechtweisung an, doch Jakob blieb diesmal hart. Lange Zeit hatte er beim Militär der Vereinigten Staaten verbracht und ihm war dort mehr als ein sturer Soldat begegnet. Auch wenn die Methoden vielleicht nicht jedermanns Zustimmung fanden, hatten sie bis jetzt immer Erfolg gehabt.

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Zwischen den Ruinen stieg leichter Dampf auf, als die Sonne sich entschied ihre Abwesenheit vom Vortag wieder gutzumachen. Erbarmungslos schien sie auf das Gestein und den nassen Boden nieder, um alles so schnell wie möglich wieder zu trocknen.

Die schweren Regenfälle hatten an den alten Gebäuden ihre Spuren hinterlassen, auch wenn sie für Laien nicht zu erkennen waren. Dächer hatten unter der Last nachgegeben und Risse hatten sich verschlimmert. Einzig Profis waren in der Lage alte Schäden von den neuen innerhalb der Ruinen zu unterscheiden.

Unter einer der Gruppen dieser Spezialisten machte sich immer größere Unruhe breit. Den ganzen Tag hatten sie darauf gewartet, dass etwas schlimmes passierte. Irgendetwas, das sie vor Wut kochen ließ. Vielleicht ungerechte Behandlung, Bevormundung oder einfach nur irgendeine Dummheit, die ihre Bewacher anstellten.

Stattdessen waren sie mit zwei Männern konfrontiert worden, die die erste Hälfte des Tages schweigsam und nachdenklich verbrachten. Dann, wie auf ein geheimes Stichwort hin, waren sie zu extrem freundlichen und zuvorkommenden Helfern mutiert. Mittlerweile war dies zu einer Art Wettkampf ausgeartet.

Am Anfang waren sie noch verwirrt gewesen, als die beiden begannen ihnen Sachen durch die Gegend zu tragen oder beim durchwühlen der Überreste von Häusern zu helfen. Nach einiger Zeit machten sie sich ernsthafte Gedanken über ihre Gesundheit und fingen an, die beiden für unheimlich zu halten.

Als sie die Übereinkunft mit Colonel ONeil getroffen hatten, für bestimmte Zugeständnisse die beiden weiter zu ertragen, hatten sie damit gerechnet einen weiteren Tag in der Hölle verbringen zu müssen. Das hier war zu schön, um wahr zu sein und sie warteten unruhig auf das böse Ende.

„Ah Trevis, das müssen Sie doch nicht selbst tragen, ich bringe das für Sie hinüber. Machen Sie ruhig mit der Arbeit weiter." Sagte Tanel. Er nahm dem Taori eine schwere Steinplatte aus der Hand, um sie zu den Übrigen zu bringen, die bis jetzt zusammengetragen auf einem haufen lagen.

Belustigt schaute Trevis ihm dabei zu. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, das Bre'tal das Ganze misstrauisch beäugte, um sich dann hektisch umzusehen. Als sein Blick auf Kaori fiel, die einige Meter entfernt kniete und versuchte einen schweren Stein anzuheben, stürmte er auf sie zu, um ihr, aller Wahrscheinlichkeit nach, seine Hilfe anzubieten.

Nie hätte er gedacht das der Colonel diesmal sein Wort halten würde, so dass die Ausserirdischen sich benahmen. Selbst wenn, mit diesem durchschlagenden Erfolg hatte keiner von ihnen gerechnet. Diese beiden, doch so stolzen, Vertreter ihrer Art lagen gerade im Wettstreit darüber, wer sich mit der erniedringsten Aufgabe übertraf.

„Ich könnte ihnen den ganzen Tag bei diesem Unsinn zusehen, aber irgendwie befürchte ich, dass sie unser junges Volk nervös machen." Sagte Max hinter ihm. Er drehte sich zu seinem Kollegen und Freund um und hob fragend die Augenbraue. Der deutete als Antwort nur in die Richtung von Karl.

Der war gerade damit beschäftigt, mit dem Jaffa darüber zu streiten, wer seinen Rucksack mit Ausrüstung trug. Daneben stand David, der sie dabei erstaunt beobachtete. Trevis hatte den Eindruck, dass sich der Jaffa nur noch mehr Mühe gab, den Rucksack in die Hände zu bekommen, weil Davids Augen auf ihm ruhten.

Genau diese Tatsache bereitete ihm Kopfschmerzen. Sollten die beiden einen Wettstreit daraus machen, um David wieder von sich zu überzeugen, konnte das fast so viele Probleme verursachen, wie Tags zuvor. Ob sie wollten oder nicht, es war Zeit das Ganze in die richtigen Bahnen zu lenken, bevor es zu spät war.

„Ich geh zu Daniel. Er kennt sich mit Außerirdischen besser aus, als wir. Wir haben das Ganze sowieso schon einige Stunden genießen können. Es wird langsam Zeit, dass wir damit aufhören sie auszunutzen." Sagte Trevis. Mit einem traurigen Seufzen stimmte Max ihn zu.

Der ältere Wissenschaftler hatte es sehr genossen, dass die beiden ihn auf Schritt und Tritt halfen. Auch wenn er es nie zugeben würde, gab es einige Sachen, die er nicht mehr so gut konnte wie früher. Er wünschte sich nur, dass sie von Anfang an so rücksichtsvoll gewesen wären.

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„Ich brauche bei dieser Sache wirklich deine Hilfe, David. Heb doch mal den Stein da hoch und sieh aus, als hättest du Probleme." Bat Daniel. Sein junger Kollege sah nur skeptisch zu dem großen Brocken hinüber, der ihn an eine Säule erinnerte.

„Glaubst du wirklich es hilft uns, wenn ich mir einen Bruch hebe. Das Ding wiegt mindestens eine Tonne. Und so interessant ist das Stück, das darunter eingeklemmt ist, nun auch wieder nicht." Zweifelte David. Er unterstützte zwar Daniels Bemühungen, ihre Bewacher irgendwie zur Zusammenarbeit zu bewegen, doch dabei wollte er nicht gleich im Krankenhaus landen.

„Das wäre ja noch besser. Es ist allgemein bekannt, dass sich eine friedliche Zusammenarbeit viel schneller einstellt, wenn eine, für beide Parteien wichtige Person, verletzt wird und ihre sofortige Hilfe braucht." Dozierte Daniel ruhig. Einzig das kleine Lächeln, das an seinen Mundwinkeln zuckte, verriet, dass er es nicht ernst meinte.

„Sehr lustig, Daniel. Welchen willst du dir denn diesmal vorknöpfen?" Fragte David. Mittlerweile hatte er Daniel alles über seine beiden Freunde erzählt, um ihm irgendwelche Hinweise für ihr Verhalten zu geben oder wie Daniel es sich zunutze machen konnte, um zu erfahren was los war.

Leider war er, wie David selbst wusste, nicht sehr hilfreich. Die beiden Männer, die er kennen gelernt hatte und die beiden, die hier auf sie acht geben sollten, waren in seinen Augen ganz andere. Hätten die beiden nicht bereits einen Symbionten in sich, hätte er Stein und Bein geschworen, dass sie mit solch einem infiziert worden waren.

„Ich dachte, wir könnten vielleicht versuchen, beide gleichzeitig anzusprechen. Den Stein hier werden sie nur zusammen weg bekommen und wenn sie das tun, müssen wir sie nur noch positiv in ihrem Verhalten bestärken. Wenn sie sich dann wohl fühlen, versuchen wir erneut einige Antworten aus ihnen heraus zu bekommen." Antwortete Daniel.

„Zumindest wirst du keine Probleme haben, sie hierher zu locken. Die werden wie wild angerannt kommen, wenn ich auch nur aussehe, als wollte ich den Stein anheben." Sagte David gequält. Das brachte ihm einen sympathischen Blick von Daniel ein, der wusste, dass die beiden in einem regelrechten Wettstreit darüber verfallen waren, wer ihm am schnellsten oder meisten geholfen hatte.

„Sie werden sich bestimmt wieder ein kriegen. Wir müssen nur herausfinden, was das Problem ist und es beheben." Versuchte Daniel ihm gut zu zureden. Doch selbst er hatte langsam aufgehört daran zu glauben, dass die beiden sich je wieder normal benehmen würden.

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„Weißt du sie fangen langsam an, mir Angst zu machen." Verriet Kaori. Daniel selbst wusste ebenfalls nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Gerade hatte Bretal ihnen einige große Brocken Gestein zur Seite geräumt und ihnen ihre Aufgabe so erheblich erleichtert.

Den ganzen Tag versuchte er mit ihm und Tanel zu sprechen, um in Erfahrung zu bringen, was sie zu diesem enormen Sinneswandel veranlasst hatte, doch bisher ohne Erfolg. Eigentlich war die ganze Hilfe nicht das Problem, denn die war mehr als willkommen. Es war mehr so, dass es langsam zu viel des Guten wurde.

„Sie meinen es doch nur nett. Außerdem schaden sie niemanden." Versuchte er Kaori zu überzeugen. Dabei war ihm selbst die ganze Sache nicht geheuer. Gewöhnlich verhielten sich Tokra und Jaffa gänzlich anders. Leider hatte er noch keinen Grund für ihren Sinneswandel gefunden und die Gruppe verlangte nach einer Erklärung.

„Schau dir nur den armen David an. Er versteckt sich schon hinter Trevis und Karl, damit sie ihn nicht sehen. Irgendwie befürchte ich, dass es Karl sein wird, dem zuerst der Kragen platzt. Du weißt ja selbst, dass er noch wegen gestern sauer ist." Erklärte Kaori. Sie sah sehr beunruhigt aus und strich sich nervös immer wieder den Staub von den Kleidern.

„Hast du vielleicht etwas herausgefunden, Daniel? Mein letzter Versuch ein Gespräch mit unseren freundlichen zwei zu führen, ist nicht sehr fruchtbar gewesen."Fragte Max. Unbemerkt hatte er sich ihnen von hinten genähert, so dass beide erschrocken durch seine Worte zusammen zuckten, was Max nur mit einem amüsiertem Lächeln quittierte.

„Nein. Ich hab alles ausprobiert, was ich über ihre Kulturen weiß, um sie zum sprechen zu bringen, aber sie weichen nur aus. Selbst TealC sagt in einer Stunde mehr, als die beiden an einem Tag." Gab Daniel betrübt zu. Allen Überredungskünsten zum Trotz, hatte keiner der beiden bis jetzt nachgegeben.

„TealC kann sprechen? Ich dachte den habt ihr nur dabei, damit er imposant aussieht." Wunderte sich Kaori laut. Alle drei wussten, dass es nichts anderes war, als ein Versuch, die Stimmung wieder zu heben, trotzdem kamen ihre Worte gut an, denn beide Männer lächelten.

„Weißt du Kaori, wenn du seine Aufmerksamkeit auf das richtige Thema lenkst, ist er sogar eine richtige Quasselstrippe. Wenn wir wieder auf der Erde sind, werde ich es dir beweisen." Versprach ihr Daniel. Kaori begann daraufhin verlegen zu blinzeln.

Bis jetzt hatte sie erfolgreich vermieden, mit dem Jaffa in Kontakt zu kommen. Der Grund dafür lag weit zurück, in der berüchtigten letzten Weihnachtsfeier begraben. Leider war damals nicht alles so glimpflich verlaufen, wie das Kennenlernen ihres Verlobten. Der einzige Trost war, dass sie nicht die einzige Betrunkene gewesen war.

„Wir könnten ja Wahrheit oder Pflicht mit ihnen spielen. Als ich jung war, haben wir so einige sehr interessante Dinge über andere erfahren. Aber nur, um das gleich klar zustellen, wenn ich hier jemanden Küssen muss, dann höchstens die reizende Miss Johnson." Sagte Max um das Thema zu wechseln.

Als Kavalier der alten Schule beugte er sich sogleich nach vorne, ergriff dabei ihre schlanken Finger und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Obwohl Kaori dieses Benehmen gewöhnt war, machte sich doch ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. Die Ablenkung war also gelungen, doch das Treffen mit TealC war, wie er wusste, unausweichlich. Früher oder später musste sie sich dem stellen.

„Ich habe dieses dumme Gefühl, dass alle beide wieder und wieder Pflicht wählen werden. So könnten wir aber auch herausfinden, wie ernst ein Jaffa sein Ehrenwort wirklich nimmt. Wir könnten ihnen auch sagen, dass sie sich nicht weiter als zwei Meter von mir entfernen dürfen. Das würde meine Arbeit erheblich erleichtern." Sagte Daniel.

Mittlerweile waren die beiden eifrig damit beschäftigt seine Gegenwart zu meiden, um ungeliebten Fragen zu entkommen. Einer der Gründe, warum Daniel sich ständig irgendwo aufhielt, wo ihm jemand Geröll aus dem Weg räumen konnte und der Rest des Teams ihn fleißig dabei unterstützte, indem sie immer genau dann keine Hilfe brauchten, wenn Daniel alleine dastand.

Gerade als Kaori ein paar Ideen für Pflicht Aufträge zum besten geben wollte, störte sie ein erboster Ruf, der von Karl stammte. Verwirrt schaute sie zu ihm hinüber und erkannte, dass sie recht behalten hatte. Karl platzte gerade der Kragen. Sofort liefen die drei zu ihrem Freund, um das Schlimmste zu verhindern.

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David stand schräg hinter Trevis und machte sich dabei so klein wie möglich. Wie zum hundertsten mal an diesem Tag überprüfte er mit kurzen Blicken, die Position ihrer Begleiter und richtete sich dann nur auf, damit er zwischen die kleine Lücke glitt, die Karl zu Trevis freihielt.

Beide Wissenschaftler waren sich dieser kleinen Manöver durchaus bewusst, doch keiner wusste für die bestehende Situation eine bessere Lösung. Trevis war der einzige von ihnen, der diesen Zustand mit einem gewissen Grad an Ruhe hin nahm, während Karl immer nervöser wurde.

Die drei wurden von ihren beiden Begleitern wie Adler beobachtet, um ihnen bei dem geringsten Anzeichen zur Hilfe zu eilen, wobei sie sich Wettläufe lieferten, um der Erste zu sein. Das sie die Wissenschaftler dabei manches mal anrempelten oder ihnen Dinge aus der Hand zerrten, die noch benötigt wurden, interessierte sie dabei nicht im geringsten.

Ihr bevorzugtes Ziel war David, den sie wohl meinten mit überzogener Höflichkeit von ihren guten Absichten überzeugen zu können. Stattdessen war der junge Wissenschaftler damit beschäftigt sich vor ihnen zu verstecken, um kein Ziel ihrer Attacken zu werden. Zwischen seinen Freunden sortierte er auf einem offenen Platz einige Artefakte.

„Ich glaube hier haben wir alles abgesucht. Was haltet ihr davon, uns dieses eingefallene Haus dort drüben etwas näher anzuschauen. Wenn wir nett fragen, brauchen wir uns nur hinsetzten, während unsere Freunde es für uns wieder zusammen bauen." Sagte Trevis und zeigte dann zu einer Häuserruine einige Meter entfernt.

Die Vordere Front des Hauses war vollkommen in sich zusammengebrochen und hatte Teile des Daches sowie der linken Seite mit sich genommen. Der Rest der Wände bröckelte zwar leicht, stand jedoch so stabil da, als wären sie gerade erst erbaut worden. Zwischen Trümmern schauten ein paar viel versprechende, bemalte Objekte hervor.

„Das ist ein netter Gedanke, doch ich fürchte, unsere neuen besten Freunde stehen höchstens im Weg rum. Und wenn überhaupt bauen sie es falsch zusammen." Wandte Karl mürrisch ein. Trotzdem griff er zu seinem Rucksack, um sich fertig zu machen.

Mit einem entnervten Stöhnen bemerkte er, wie beide Männer, die sie die ganze Zeit beobachteten, Anstalten machten zu ihnen rüber zu kommen. Ohne sich darum zu scheren, dass sie helfen wollten, ergriff er David am Ellenbogen und zog ihn so schnell es ging zu dem Haus hinüber.

Gemütlich wandte Trevis sich zu Bretal, der genau an ihm vorbei gehen musste, um ihn heran zu winken. Der verstand sofort und packte sich den Rucksack der vor dem Wissenschaftler stand, um den anderen so schnell wie möglich zu folgen. Belustigt sah Trevis wie der Jaffa versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie schwer die Tasche war und er fragte sich, ob er vielleicht die Artefakte hätte auspacken sollen.

Kurz nach seinen Kollegen und Tanel traf Trevis an der Ruine ein, wo Karl gerade mit David etwas diskutierte. Gerade konnte er noch miterleben, wie Karl sich bemühte, sie alle so einzuteilen, dass sie sich bei der Durchsuchung nicht gegenseitig auf die Füße traten. Er bezog sogar ihre beiden Helfer ein.

„Ah Trevis wir haben schon entschieden wie wir vorgehen. Du kannst an dem Suchen was vom Eingang übrig ist, David sucht links von dir, Tanel rechts und Bretal kann mir bei den hinteren Wänden helfen. Wir suchen von außen nach innen. Alles klar? Dann mal los." Erklärte Karl.

Von neuem Enthusiasmus gepackt, die seine geliebte Arbeit wieder in ihm geweckt hatte, lächelte er seinen Kollegen begeistert an. Beide zeigten das gleiche Bild wie er und so wollte Trevis schon über die ersten Trümmer klettern, als ihn eine Hand am Arm packte und zurück hielt.

„Diese Wände könnten einstürzen. Du solltest dich nicht dort aufhalten, Trevis Miller." Sagte Bretal. Für einen Jaffa zog er den Taori erstaunlich sanft zurück, doch er ließ nicht zu, dass sich Trevis losmachte und schob ihn so zur Seite, dass er selbst zwischen ihm und den Ruinen stand.

„Das ist völlig unsinnig. Trevis ist dafür ausgebildet Schwachstellen im Gestein zu finden. Wenn hier jemand weiß, ob es sicher ist oder nicht, dann er." Meldete sich David zu Wort. Wie immer versuchte er logisch mit den beiden zu argumentieren, in der Hoffnung, dass sie wieder anfingen wie früher darauf zu reagieren.

„In der Tat. Doch diese Aufgabe ist sowieso nichts für euch. Wir schaffen das auch sehr gut alleine. Wir werden einfach alles interessante heraussuchen und zu euch bringen." Blockte Tanel ab. Der Tokra war im Moment der üblichen Logik nicht zugänglich, da er sich mit den Worten des heutigen Morgens beschäftigte.

„Dafür seit ihr doch gar nicht ausgebildet. Ihr könntet wichtige Artefakte übersehen und zwar einfach aus dem Grund, dass ihr nicht wisst, auf was ihr achten müst. Wenn es so einfach wäre, bräuchte uns hier schließlich keiner." Versuchte Trevis ihnen zu erklären und hoffte, dass ihre Zuvorkommenheit anhielt.

„Mittlerweile habe ich so viele Artefakte, gesehen die ihr aus den Trümmern entfernt habt, dass ich sehr wohl weiß, worauf ich achten muss. Ihr solltet euch lieber mit anderen Dingen beschäftigen, so könnt ihr wesentlich mehr schaffen, als sonst." Warf Bretal ein.

Frustriert über so viel Sturheit, warf David ihm einen gequälten Blick zu. Sie fragten sich, wieso diese Außerirdische nicht einfach einen Mittelweg finden konnten, sondern immer von einem Extrem ins andere fallen mussten. Die Frage, ob dies ein allgemeiner kultureller Unterschied war, zwängte sich geradezu auf.

„Kommt schon ihr zwei. Dafür sind wir überhaupt hergekommen. Wir lieben es nun mal in Geröll nach verwertbaren Gegenständen zu suchen, um sie zu analysieren. Das macht uns Spaß und den wollen wir uns auch nicht so einfach nehmen lassen." Erklärte David mit sanfter Stimme.

Alle Wissenschaftler, die hier waren, gingen ihrer Arbeit mit der größten Leidenschaft nach. Sie gehörten zu den wenigen Glücklichen, die einen Beruf ausübten, der ihnen wirklich gefiel. Das hier war einer der Gründe, warum er hier Arbeitete und sich überhaupt mit den beiden Männern angefreundet hatte. Er hoffte inständig, sie mit seinen Worten erreicht zu haben.

„Dies hier ist kein Spaß David, sondern Arbeit. Wir werden sie übernehmen und ihr könnt wieder dort hinüber gehen." Sagte Tanel und zeigte zurück zu ihrem kleinen Lager. Enttäuscht, dass der Tokra ihn missverstanden hatte, suchte David den Blick des Jaffa, nur um dort auf das gleiche Unverständnis zu stoßen.

„Ich hab die Schnauze voll, verdammt!" Schrie Karl wütend auf. „ David versucht, euch seine Motivation zu erklären, damit ihr ihn versteht und ihr Idioten ignoriert ihn. Ich werde auf zwei Trottel, wie euch, doch keine weitere Rücksicht mehr nehmen. Keine Samthandschuhe mehr für euch, ich mach jetzt, was ich will. Und im Übrigen, ihr seit die miesesten Babysitter, die wir je hatten."

Völlig überrumpelt starrten ihn alle aus der Gruppe an, als er sich demonstrativ abwandte und sich daran machte Bretal zu umrunden, dann hörten sie ein merkwürdiges Geräusch, als wenn Karl gegen etwas getreten wäre. Wie in Zeitlupe sahen die Anwesenden, wie sich das Gesicht des Wissenschaftlers von wütend zu überrascht wandelte, kurz bevor er ein leises „Omph" von sich gab und nach vorne fiel.

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Die Unruhe, die durch die Gruppe von Menschen und Außerirdischen ging, war deutlich spürbar. Immer wieder glitten verstohlene Blicke zu den Männern, die für die ärztliche Versorgung zuständig waren und darauf warteten, dass ihr neuester Patient zu ihnen gebracht wurde.

Die Nachricht, dass die Wissenschaftler zurück kamen, da einer von ihnen verletzt war, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Zwar sollte nichts schlimmes passiert sein, doch keiner wollte so recht daran glauben, bevor der Beweis nicht an ihnen vorbei ging. So hatte sich mittlerweile fast die ganze Einwohnerschaft der Zeltstadt an ihrem Rand eingefunden.

Jeder wusste das eine Meldung von einer kleinen Verletzung über Funk auf einer fremden Welt innerhalb kürzester Zeit, zu etwas sehr ernsthaftem werden konnte. Eines der Dinge, die Jack ONeil gerade größte Sorge bereitete, denn er selbst hatte ähnliches bereits mit seinem eigenen Team erlebt. Rechts von ihm hatten erneut Meister Bratac und Jakob Carter Posten bezogen.

Zwar hatte Kowalski sie über Funk benachrichtigt, dass alles in Ordnung war und hätte bestimmt Bescheid gesagt, wenn sich der Zustand des Verletzten geändert hätte, doch da war noch etwas anderes, dass ihm Sorgen bereitete. Das es Kowalski war, der ihn Benachrichtigt hatte und nicht die beiden, die eigentlich für diese Aufgabe abgestellt waren.

Während er sich noch Gedanken darüber machte, was diese kleine Information für einen Hintergrund hatte, begannen sich bereits die ersten Gestalten am Horizont abzuzeichnen, die auf ihr Lager zu hielten. Die improvisierte Trage war gut zu erkennen und erleichtert stellte Jack fest, dass sie sich in einem ruhigen Tempo bewegten.

Erst als die Gruppe auf wenige Meter an sie herangekommen war, machte sich das medizinische Personal auf den Weg, um sie abzufangen. Da Jack wusste, dass er ihnen nur im Weg stehen würde, blieb er stehen und wartete, bis sich der Tross bis zu ihm vorgearbeitet hatte. „Wie sieht es aus? Alles bei ihnen in Ordnung, Doktor Waltener?"

„Die übertreiben es etwas, Sir. Das ist nur ein verstauchter Knöchel. Nichts weiter." Versicherte der Wissenschaftler. Dabei stellte Jack fest, dass der junge Mann, für seinen Geschmack, etwas zu blass aussah und warf einen fragenden Blick zu dem Arzt, der neben der Trage stand.

„Ich glaube eher, dass er gebrochen ist, Sir. Doch um das genauer festzustellen, möchte ich ihn gern mithilfe der Tokra genauer untersuchen, Sir." Klärte der Arzt ihn auf. Mit einem Nicken zeigte Jack, dass er die unterschwellige Botschaft verstanden hatte und die Trage setzte ihren Weg fort.

In welchem zustand sich Waltener befand, würde er früh genug erfahren und mit Ärzten zu streiten war grundsätzlich eine schlechte Idee. Um sich herum wich merklich die Spannung aus der Menge, als ihnen klar wurde, dass es sich wirklich um eine harmlose Verletzung handelte.

Während er sich noch nach dem Befinden des Wissenschaftlers erkundigt hatte, war Kowalski neben ihn getreten. Sein Blick folgte immer noch der Trage, als er endlich die Frage stellen konnte, die ihn bereits die ganze Zeit gequält hatte und für die er noch keine ausreichende Antwort gefunden hatte.

„Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum ihre Leute ihn hierher getragen haben oder war ihnen einfach nur nach einem bisschen Training zumute?" Fragte Jack in einem Tonfall, der klar machte, dass ihm die Zweite Begründung wesentlich lieber wäre.

„Es erschien uns wesentlich sicherer, Sir." Setzte Kowalski an, was ihm eine verständnislosen Blick von Jack einbrachte. „Doktor Jackson hat mich angefunkt, dass sie dringend Hilfe bei einem Problem bräuchten. Zwar wollte ich gleich wissen, was los ist, doch er meinte, dass ich es mir einfach anschauen müsste. Und er hatte recht."

„Als ich mit SG2 ankam, war Doktor Waltener bereits verletzt. Doktor Jackson meinte, er wäre über einen Rucksack gestolpert und naja . . . der Tokra stritt mit dem Jaffa darüber, wem die Ehre gebühren sollte, ihn zurück in die Zeltstadt zu bringen. Sie diskutierten gerade über irgendwelche . . . merkwürdigen Arten, diese Aufgabe aufzuteilen, da dachte ich mir, wir sollten das lieber übernehmen." Endete Kowalski seine erklärung.

„Soll das heißen, sie haben es geschafft, vom einen Ende der Ruinen Stadt zum anderen zu gelangen, bevor die beiden sich darüber geeinigt hatten, wer ihn tragen soll? Während er da gelegen hat und möglicherweise dringend ärztlicher Hilfe bedurft hätte?" Hakte Jack fassungslos nach.

„Sieht so aus, Sir." Bestätigte Kowalski. Die Wut darüber, dass ein Verletzter solange auf medizinische Hilfe warten musste, obwohl dies nicht nötig gewesen war, zeigte sich deutlich. Selbst Jack musste bei soviel Verantwortungslosigkeit hart schlucken, um sich nicht um zudrehen und einfach drauf los zu schreien.

Nach einigen tiefen Luftzügen glaubte er sich genug unter Kontrolle zu haben und drehte sich um. Doch als sein Blick auf die beiden Schuldigen fiel, waren all seine Vorsätze wie weggeblasen und er schrie doch noch los. „Ihr beiden Vollidioten! Könntet ihr mir vielleicht mal erklären, was dieser Unsinn sollte?"

Mit einer gewissen Befriedigung merkte Jack, wie alles um ihn herum völlig still wurde. Da er nun die volle Aufmerksamkeit der beiden und vielleicht aller um sich herum hatte, machte er in einem ruhigeren Ton weiter. „Wisst ihr, bei uns Taori gibt es diesen merkwürdigen Brauch, einen Verletzten so schnell wie möglich ärztliche Hilfe zukommen zu lassen. Ist das bei euch vielleicht anders? Ich meine, ich weiß ihr habt alle eure Symbionten, die euch heilen, aber ich dachte, es wäre mittlerweile zu euch durchgedrungen, dass der Fall bei uns etwas anders liegt."

„Ich kann dir versichern Jack ONeil, dass ich meine Jaffa darauf hingewiesen habe, dass ihr keinen Symbionten besitzt und deshalb wesentlich anfälliger für Verletzungen seit." Sagte Bratac. Der Jaffa hatte ebenfalls den kurzen Bericht von Kowalski mit angehört und war über das Verhalten seines Kriegers verärgert.

„Den Tokra dürfte das auch ohne Erklärung bekannt sein, Jack." Stimmte Jakob ihm zu. Seine ganze Körperhaltung war zu dem geworden, was Jack früher als „wütenden Vorgesetzten, der nicht zeigen wollte, wie wütend er wirklich war" identifizierte.

Ihm war klar, dass die beiden nur zu gern bereit waren zu akzeptieren, wenn er dieses kleine Experiment als fehlgeschlagen ansah und ihnen die beiden überließ. Doch wenn es eine Sache gab, die Jack nicht kannte, dann war es aufgeben. Er hatte immer noch etwas Zeit, um die Situation in den Griff zu bekommen und wenn es ihn umbrachte.

„Also wo war das Problem diesmal? Habt ihr euch wieder wie zwei Nachwuchs Castros aufgeführt?" Hakte Jack nach. Wie zu erwarten, gab keiner der beiden eine Antwort. Ob nun aus Verlegenheit oder weil keiner wusste wer Castro war, konnte er nicht sagen. Während er noch darüber nachdachte, das Beispiel für ein besseres Verständnis mit Systemlords zu wiederholen, wurde er von Daniel unterbrochen.

„Eigentlich waren sie äußerst nett und zuvorkommend, bis hin zu einem Punkt, wo sie gegenseitig miteinander konkurrierten, wer uns hilfreicher war. Am Ende konnten wir keinen Schritt mehr machen, ohne dass uns einer der beiden dabei half. Zwar habe ich versucht herauszufinden, wie sie zu diesem Sinneswandel kamen, doch sie waren nicht sehr gesprächig." Endete Daniel mit einem Achselzucken.

„Sie waren zu hilfreich?" hakte Jack verwirrt nach. „Doktor Delarro sie hatten sich doch bereits mit den zweien angefreundet. Haben sie sich vorher denn nicht hilfsbereit gegeben?" Fragte Jack. Er hoffte, dass ihm der junge Wissenschaftler vielleicht sagen konnte, in wie weit sich ihr Verhalten gebessert hatte oder nicht.

„Schon, aber die beiden verhalten sich absolut nicht wie die Männer, mit denen ich gearbeitet habe. Sie scheinen alles übertreiben zu müssen und nehmen auf nichts und niemanden Rücksicht." Antwortete David barsch. Jack war sehr überrascht zu sehen, dass selbst David mittlerweile genug von dem Verhalten der beiden zu haben schien.

Bis jetzt war er in der Gruppe von Wissenschaftlern, mit Daniel zusammen, am meisten für die beiden eingetreten und hatten ihre Kollegen immer wieder zu überzeugen versucht, dass es nun einmal Probleme zwischen so fremden Kulturen geben konnte. Wenn er so etwas sagte, war von ihm wohl keine weitere Hilfe zu erwarten.

Ohne weitere Umschweife wandte er sich wieder seinen beiden Problemausserirdischen zu. Wie er mit etwas Genugtuung feststellte, hatten Davids Worte die beiden tatsächlich getroffen und er hoffte inständig, dass der Wissenschaftler ihm vielleicht doch etwas geholfen hatte.

„Na gut. Das ihr beiden es endlich mal geschafft habt, so etwas wie Benehmen an den Tag zu legen, ist ganz erfreulich. Doch wie ich vernommen habe, habt ihr noch etwas Probleme bei der Teamarbeit." Sagte Jack und lenkte so die Aufmerksamkeit aller wieder auf sich.

„Welch ein Glück, dass das Militär auf unserem Planeten ganz besondere Trainingseinheiten für Teams entwickelt hat, die wie ihr, nicht in der Lage sind miteinander auszukommen. Da ihr ganz besonders schwere Fälle zu sein scheint, habe ich mich sogar dazu entschieden, euch persönlich zu trainieren. Sollte es nötig sein, sogar die ganze Nacht durch, denn morgen, das verspreche ich euch, werdet ihr kein bedürfnis mehr verspüren, euch gegenseitig zu beweisen, wie toll ihr seit."

Dabei schaute Jack die beiden so freundlich an, dass jeder der ihn sah unweigerlich ein Stück zurück wich. Allen Menschen war klar, was diese Worte über spezielles Training zu bedeuten hatten. Einige von ihnen waren sogar einmal selbst in der ein oder anderen Form in ihrer Ausbildung Opfer davon geworden.

Die Außerirdischen hingegen konnten sich zwar vorstellen, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, doch etwas genaueres darunter vorstellen konnten sie sich nicht. So kam es, dass Jakob noch damit beschäftigt war, Bratac zu erklären welche lange Tradition ein solches Training hatte, als Jack schon mit seinen neuen Schülern davon stapfte.

Die Menschen hingegen ließen sich noch Zeit die alten Wetten einzulösen und gleich neue abzuschließen, bevor sie anfingen Horrorgeschichten über ihre eigenen Erfahrungen zu erzählen. Ganz zu schweigen von denen aus sicherer Quelle.


weiter: Kapitel 5
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