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Wraith bevorzugt (7) von silverbullet27

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Kapitel 15

An Bord ihres Hives wurden Bonewhite und Guide gleich auf die Brücke gerufen und Blueface blieb nichts anderes übrig, als sich allein und immer noch verstört auf den Weg zu seinem Quartier zu machen. Dort band er sich einen neuen Zopf und runzelte die Stirn. Jemand hatte die Kleidung, die er noch auf Baser getragen hatte, über einen Stuhl gehängt… und das Datenpad auf seinem Tisch war bewegt worden. Wie lang war ich wohl in dem Musterpuffer?, dachte er und rief die Zeitanzeige auf. Nur ein paar Stunden? Er schnaubte und machte sich auf den Weg in sein Labor, wo eindeutig Guide gearbeitet hatte.

Niemand sonst brachte seine „Ordnung“ so derart durcheinander. Auch wenn außer ihm niemand ein System in den Stapeln von Datenpads, Sensoren und Scannern entdecken konnte, für Blueface war all das streng geordnet. Nach Themen, Wichtigkeit, persönlicher Bedeutung… Er rief die letzten Daten auf, an denen Guide gearbeitet hatte und stutzte. Was interessieren ihn die Forschungsergebnisse unter Stormeyes Herrschaft kurz nach Ende des Großen Krieges?, dachte er und machte sich selbst daran, die Daten aus der Lanteanereinrichtung zu überspielen und zu sichten.

Je länger er las, desto mulmiger wurde ihm. Als Stunden später Guide und Bonewhite sein Labor betraten, hatte sich das mulmige Gefühl längst zu ungerichteter Wut umgewandelt und er fauchte: „Wir sind nichts weiter als ein fehlgeschlagenes Experiment?“

Guide schaute kurz zu Bonewhite, der mit ausdruckloser Miene am Eingang des Raumes stehen geblieben war. An Blueface gerichtet meinte er beschwichtigend: „Die Lanteaner waren arrogant und hielten sich für die Krönung allen Lebens in der Galaxie.“

„Wie arrogant muss man denn sein, UNS für einen FEHLSCHLAG zu halten?“, schrie Blueface und fegte einige Datenpads von der Konsole.

„So arrogant, dass sie sich auf einen Krieg mit uns einließen und sich feige davonmachten, als wir sie fast bezwungen hatten“, antwortete Guide ruhig.

Wütend wies der aufgebrachte Cleverman auf die Anzeigen seines Monitor und fauchte: „Sie schreiben über uns, als hätten SIE uns geschaffen! Als wären SIE Götter gewesen!“

„Dafür hielten sie sich auch“, sagte Bonewhite leise, woraufhin Blueface schnaubte.

„Du hast den Krieg damals nicht miterlebt und darüber solltest du froh sein, mein Junge“, sagte Guide zu seinem Schützling und trat einige Schritte vor, um selbst auf die Anzeigen zu schauen.

„Was hat das damit zu tun?“, fragte Blueface verzweifelt und sprang zur Seite wie ein gehetztes Tier, „Das ist Blasphemie, sonst nichts!“

Guide runzelte die Stirn und blätterte durch die Einträge, so war es an Bonewhite, etwas zu sagen. „Sie entwickelten Waffen, ohne Rücksicht auf alles andere Leben. Sie wollten uns ausrotten und dazu war ihnen jedes Mittel Recht. Sie sagten, unsere Art der Ernährung wäre grausam und sie wollten die Menschen der Galaxie schützen vor uns, aber geschützt haben sie nur sich selbst. Schließlich überließen sie die Menschen ihrem Schicksal und brachten sich selbst in Sicherheit, in eine andere Galaxie, die wir nicht erreichen können.“

„Aber sie haben uns doch nicht geschaffen!“, rief Blueface aus und raufte sich die Haare. „Nur Götter wie der Grundgütige können Leben erschaffen!“

Bonewhite senkte den Kopf. Er war nicht religiös und kannte auch sonst niemanden, der es wirklich war. Aber schon den Schlüpflingen wurden die Geschichten von den neun Erstmüttern und den neunundneunzig Blades und Clevermen erzählt, die im Eis der Ersten Welt unter dem Licht des Mondes geboren wurden. Von der Beteiligung der Lanteaner an diesem Schöpfungsprozess wusste er nichts. „Blueface…“, begann er leise, doch der Cleverman wollte sich nicht beruhigen lassen.

„Das kann alles nicht sein!“, sagte Blueface und wollte aus dem Raum stürmen, doch Bonewhite hielt ihm am Arm fest und er wehrte sich fast panisch. „Fass mich nicht an!“, schrie er und lief davon.

Bonewhite rümpfte die Nase, dann wies er die Wachmannschaften mental an, die Außenschotts und den Sternenring verschärft zu bewachen. Er hatte keine Lust, schon wieder Jagd auf seinen Freund zu machen, nur weil dieser vielleicht in seiner Wut und Verwirrung auf dumme Gedanken kam. An Guide gewendet fragte er: „Was genau hat er da eigentlich entdeckt?“

Guide seufzte und löschte die Datenbanken. Die Speicher nahm er an sich und meinte: „Was er schon gesagt hatte: die Lanteaner hielten unser Dasein für einen Fehlschlag der Schöpfung. Welchen Anteil sie an unserer Existenz haben, ist hier nicht zu ersehen, aber da sie sich für die ‚Lebensbringer’ der Galaxie hielten, fielen die Kommentare dementsprechend aus. Kein Wunder, dass er so verwirrt ist.“ Er schnaubte, dann fuhr er fort: „Wie gläubig ist er eigentlich?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Bonewhite ehrlich, „Wir haben darüber nie geredet.“

„Ihr scheint überhaupt über eine ganze Menge noch nicht geredet zu haben“, brummte Guide, „Ich muss das wissen, wenn ich Snow rate, ihn zum Obersten der Clevermen zu ernennen. Es bringt uns nichts, wenn unsere Forschung von religiösen Dogmen eingeengt wird. Vorerst halte ich diese Daten unter Verschluss, aber irgendwann werden wir uns damit auseinandersetzen müssen.“

„Ich werde ihn danach fragen“, sagte Bonewhite tonlos.

„Tu das. Und erzähle ihm von Fever – wenn er uns bei der Suche nach deinem Bruder begleiten soll, muss er wissen, was das für uns alle bedeutet. Dass er wahrscheinlich einer seiner Nachkommen ist…“

„… werde ich ihm nicht erzählen“, schloss Bonewhite den Satz.

Eigentlich hatte Guide genau das Gegenteil sagen wollen, doch Bonewhite hatte Recht, es würde niemandem etwas bringen, wenn Blueface davon wüsste. „Bereite ihn so gut es geht vor… und weck mich in spätestens zwei Jahren, wenn du die Wache an Lightning übergibst. Oder wenn unsere Königin erwacht und beschließt, deinen Turnus zu verkürzen, damit wir auf die Suche gehen können.“

Bonewhite nickte. Es war an der Zeit, dass Guide zurück in den Winterschlaf kehrte. Sie hatten lange miteinander gesprochen – nachdem sich die Situation um Nightlily entschärft hatte. Anscheinend war Dreamer gnädig gewesen und hatte die unterlegene Königin am Leben gelassen, zumindest hatten die meisten Schiffe ihres Bündnisses urplötzlich Kurs auf ihren Heimatplaneten genommen. Farseer war immer noch Mitglied der Allianz und kommandierte nun seinen Kreuzerverband für die Primary, der er Treue geschworen hatte. Auch wenn Guide und Bonewhite sich einig waren, ihm nicht allzu weit zu vertrauen, so konnte ihre Fraktion nicht auf seine Kampfkraft verzichten. Außerdem würde Nightlilys Territorium neu aufgeteilt werden und auch Snow früher oder später einige neue Weidegründe zugesprochen bekommen. Alles in Allem waren die vergangenen Tage nicht nur aufregend, sondern auch recht erfolgreich verlaufen – mehr oder weniger.

Nachdem er Guide zu seiner Winterschlafkapsel geleitet hatte, ging Bonewhite noch zu Snow, legte seine Hände auf die Membran ihrer Kapsel und meinte still: ‚Hört Ihr mich, meine Königin? Ich bitte Euch, erwacht bald und erlaubt mir, meinen Bruder suchen zu gehen. Er ist noch irgendwo dort draußen, hoffe ich…’

Er biss sich auf die Lippen und zog seine Hände zurück. Es waren so viele Jahrhunderte… Jahrtausende vergangen, seit Fever von Stormeyes Hive geflohen war. Wohin könnte sich sein Bruder wohl gewandt haben? Ob er wirklich noch lebte? Bonewhite hatte so lang damit zugebracht, sich mit Fevers Tod abzufinden, dass er sich weigerte, allzu viel Hoffnung zu empfinden. Aber er war bereit, die Ähnlichkeiten zwischen seinem Bruder und Blueface zu akzeptieren und nicht mehr davor zurückzuschrecken. Wo steckte der kleine Cleverman eigentlich?

Er fühlte kurz in das mentale Netzwerk und rollte mit den Augen. In einer der warmen Lagunen beim Baden, wo sonst würde dieser Wasserfanatiker schon stecken. Bonewhite schüttelte sich innerlich. Diese ganze Baderei war ihm unheimlich. Es war nicht natürlich, dass ein Wraith freiwillig ins Wasser ging. Unwillkürlich musste er daran denken, wie er vor langer Zeit dafür gesorgt hatte, dass die Mitglieder seines ehemaligen Kommandos das Schwimmen erlernten. Ease hasste ihn dafür noch bis zum heutigen Tag. Mit einem Lächeln auf den Lippen machte er sich auf den Weg zu seinem Freund.

Blueface tauchte aus dem warmen Wasser auf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht, als er Bonewhite am Rande der Lagune hocken sah.

„Du weißt schon, dass du nicht ganz normal bist, oder?“, fragte der Blade amüsiert und wendete den Blick ab, als der Cleverman aus dem Wasser stieg.

Blueface schnaubte, dann kleidete er sich an und meinte: „Ich war schmutzig, nachdem ich auf dem Boden gelegen hatte.“

„Unsinn. Der Nebel hätte völlig ausgereicht, um dich zu säubern“, entgegnete Bonewhite, an dem immer noch Reste des Saurierblutes klebten. Niemand würde ihn dazu bringen, deswegen in einer der Lagunen ein Bad zu nehmen.

„Wie du meinst“, gab Blueface murrend zurück. „Wo ist Guide?“

„Zurück im Winterschlaf.“

„Was geschieht jetzt mit den Daten der Lanteaner?“, fragte der Cleverman misstrauisch.

„Guide hat sie an sich genommen. Und er sagte, du sollst dir nicht so viele Gedanken darüber machen. Die Lanteaner waren… mehr als nur großspurig. Irgendwann kommt die Zeit, wo wir die Wahrheit herausfinden werden“, meinte Bonewhite und legte den Kopf schräg. „Glaubst du wirklich an die Macht des Grundgütigen und der Sterne?“

Blueface seufzte, dann sagte er leise: „So hat man es mir beigebracht. Aber ich bin auch Wissenschaftler und für alles gibt es eine Erklärung. Ich wünschte nur, diese Erklärung würde nicht darauf hinauslaufen, dass wir ein missratenes Experiment einer überheblichen Spezies wären, wie es derzeit aussieht.“

Bonewhite nickte. „Ich bin überzeugt, das ist nicht die endgültige Antwort auf die Frage, wo wir herkommen.“

„Und nun?“, fragte Blueface gedämpft, da ihm sein Temperamentsausbruch mittlerweile ziemlich unangenehm und peinlich war.

„Im Moment herrscht Ruhe, ich brauche nicht auf der Brücke sein. Wenn du nichts weiter vorhast, könnten wir vielleicht… dieses eine Spiel spielen, das du neulich erwähntest“, antwortete der Blade mit einem verhaltenen Lächeln. Und wenn es sich ergibt, werde ich dir von Fever erzählen, setzte er in Gedanken hinzu.

„Das klingt großartig“, sagte Blueface und lächelte seinerseits. Alles ist besser, als allein zu sein, dachte er, und ich will dir von der Flucht erzählen. Warum ich zum Mörder wurde… Er schluckte und band sich seinen Zopf. Das könnte eine lange Nachtzeit werden…


ENDE

Schlusswort:
A/N: Ja… die Fortsetzung dieser Zeitlinie wird sich dann mit der Suche nach Fever beschäftigen. Vorläufig aber arbeite ich an der Fortsetzung von „Auf Abwegen“, wo Fever noch quicklebendig war und seinen Bruder an den Rand des Wahnsinns trieb. Ease dem Element Wasser eine Abneigung auf Lebenszeit schwor und Guide… nun, Guide hatte schon immer seine eigenen Pläne. Geplanter Titel: „Verbündete und Verräter“, demnächst auf FF.de

Die Schöpfungsgeschichte der Wraith erzählt Guide Teyla in einem noch nicht erschienenen Legacy-Band, „The Avengers“. Nachzulesen ist sie jetzt schon im LJ von Jo Graham unter dem Titel „Todd’s Story“ (http://jo-graham.livejournal.com/110350.html), zitiert hatte ich die Passage schon im zweiten Kapitel, aber ich habe zwischenzeitlich den Link wieder gefunden und wollte ihn euch nicht vorenthalten. Da die ganze Legacy-Reihe sich unter anderem mit der Entstehung der Wraith und ihrer Zukunft beschäftigt, kann und will ich darauf noch nicht weiter eingehen. Ich hoffe, ihr versteht das.
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