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Freunde und Verräter von Selana

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Teil 5

Einige Stunden später

Auf den Langstreckenscannern der Excalibur war deutlich das Schiff der Saat Bhai zu sehen. Die Pandora kreiste um einen Planeten.

„Ob sie uns entdeckt haben?“ fragte Teyla.

„Das glaube ich nicht“, antwortete Jordan. „Die Abschirmung ist hundertprozentig.“

Die Scanner registrieren vier Planeten. Der Zweite hatte eine atembare Atmosphäre.

„Es fliegt in die Atmosphäre“, sagte Jordan. „Es scheint landen zu wollen.“

Sie beschlossen dem Schiff zu folgen.

„Von meinem ersten Besuch weiß ich, dass es dort unten Menschen gibt. Sie nennen sich selbst Madril und scheinen unberührt von den Wraith zu sein, denn als ich mich unauffällig unter sie mischte, erfuhr ich, dass es die Wraith nur in ihrer Legende gibt“, erklärte Jordan.

„Vielleicht ist das fehlende Sternentor der Grund dafür“, vermutete Sheppard. „Ohne Tor werden die Wraith nicht mehr hergekommen sein.“

„Ja, das denke ich auch“, stimmte Rhiana zu.

„Nach Erdstandard leben die Menschen im Mittelalter. Sie wissen nichts von anderen Welten und deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn wir hinuntergehen“, sagte Jordan.

„Kein Problem“, meinte Sheppard. „Dann verkleiden wir uns einfach.“

Gesagt getan, schon kurze Zeit später sah die Gruppe aus wie die Menschen auf dem Planeten. Sheppard trug ein langes Gewand, das bis auf den Boden reichte. Dazu einen Umhang, und um den Kopf hatte er ein turbanähnliches Tuch geschlungen. Das Gewand wurde an der Taille mit einem breiten Gürtel zusammengehalten.

„Ich finde, ich sehe wie Obi-Wan Kenobi aus“, sagte Sheppard, als er an sich heruntersah.

Die anderen grinsten nur, auch wenn nicht alle wussten, wer Obi-Wan Kenobi war, denn schließlich sahen sie nicht anders aus.

„Das hat wenigstens den Vorteil, dass wir unter den langen Gewändern unsere Waffen verbergen können“, meinte Ronon. „Und mein Schwert kann ich offen tragen.“

Sheppard, Rhiana und Teyla trugen noch ihre kurzen Kampfstöcke in einer Scheide, die sie auf dem Rücken festbanden. Auf die P90 verzichteten sie, dafür nahmen sie aber handliche Antikerstrahler mit, die sich leicht unter dem Gewand verstecken ließen.

Im Tarnmodus drangen sie in die Atmosphäre ein. Sie flogen so niedrig, dass sie fast das Wasser des riesigen Ozeans streiften, um schließlich den Kontinent zu erreichen, der auch das Ziel der Pandora zu sein schien. Vor ihnen tauchte ein Mittelgebirge auf, deren höchste Berge gerade eintausend Meter in die Höhe ragten. Die Landschaft unter ihnen war lieblich und schien sehr fruchtbar zu sein. Täler, eingebettet in niedrige Hügel, lösten sich untereinander ab. Hin und wieder überflogen sie kleine Dörfer. Von Zeit zu Zeit sahen sie auf den Hügeln, von den manche erloschene Vulkane zu sein schienen, die schroffen Zinnen einer mittelalterlichen Burg hervorragen.

„Die große Burg scheint ihr Ziel zu sein“, sagte Teyla.

„Richtig“, bestätigte Jordan.

Vor ihnen öffnete sich wieder ein breites Tal, ein Fluss floss mitten hindurch, links und rechts erhoben sich steile Felswände, die manchmal bis zu dreihundert Meter in die Höhe ragten. Am Eingang des Tales stand auf einem einsamen Berg die riesige Burganlage.

Das Tal selbst endete in einer Sackgasse. Dort setzten sie die Excalibur auf und ließen die Tarnung eingeschaltet. Sie waren weit genug von der Burg entfernt und dank des Schutzschildes würden selbst die Antiker das Schiff nicht orten können. Das bedeutete für die Gruppe aber einen langen Fußmarsch, doch sie wollten kein Risiko eingehen. Ihr Ziel war es zuerst die Anlage auszukundschaften.

Sollte sich in der Burg wirklich eine große Anlage der Saat Bhai befinden, wie Jordan vermutete, würden sie anschließend Verstärkung holen und erst dann die Anlage vernichten. Den Saat Bhai durfte es nicht gelingen auch noch in der Pegasus-Galaxis Fuß zu fassen. Die Bedrohung durch die Wraith war Ärger genug.

„Schön, nicht wahr?“ schwärmte Rhiana.

Sheppard war stehen geblieben, um die Landschaft zu bewundern. Vor ihnen wand sich träge der Fluss durch das Tal. Ringsum lagen grüne Wiesen, die gelbe Sonne ging gerade auf und übergoss alles mit goldenem Licht. An den Flussufern stiegen die Felswände steil nach oben. Karg und bizarr anzusehen, ein kleines Naturwunder.

Rhiana wandte ihren Blick Sheppard zu. Ihre Augen strahlten das aus, was sie empfand: unendliche Liebe zu dem Mann an ihrer Seite. Der Blick ihrer Augen zog ihn magisch an. Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss, die Welt um sie herum schien zu versinken. Es existierte nichts mehr außer ihnen.

Etwas abseits standen Han und Teyla und warfen sich viel sagende Blicke zu. Sie gönnten dem Paar den Augenblick der Zweisamkeit, doch die Realität holte sie schnell ein.

Jordan tauchte neben ihnen auf. Er stockte, als er das Paar sah, das sich noch eng umschlungen hielt und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er trat zu ihnen. „Ich störe euch zwei nur ungern, aber wir sollten aufbrechen.“

John und Rhiana fuhren auseinander.

Jordan hatte Recht, bis zu ihrem Ziel waren es noch einige Kilometer.

„Die Bewohner dieser Welt benutzen Reittiere, ähnlich unseren Pferden. Es gibt nicht weit von hier ein kleines Dorf. Wir könnten dort Tiere kaufen.“

„Kaufen? Mit was denn?“ fragte Sheppard.

Jordan zog ein paar Steine aus der Tasche. Es waren bunte Halbedelsteine der verschiedensten Arten und Formen. „Darin sind sie interessiert.“

„Woher weißt du das?“ fragte John.

„Vergiss nicht, dass ich schon einmal hier war.“

„Ach ja! Stimmt!“

Sie beschlossen, das kleine Dorf aufzusuchen. Das Dorf lag zwischen blühenden Bäumen, umgeben von Feldern. Ein kleiner Bach, der in den großen Fluss mündete, floss mitten zwischen den Häusern hindurch. Sie sahen einige Menschen auf den umliegenden Feldern arbeiten.

Als diese die kleine Gruppe bemerkte, tragen ihnen einige Menschen entgegen. Sie trugen einfache Bekleidung, doch sie waren mit Schwert und Bogen bewaffnet.

John hob grüßend die Hand. „Wir sind friedliche Wanderer von einem benachbarten Dorf. Mein Name ist John Sheppard, das sind Rhiana, Teyla, Ronon, Han und Jordan.“

„Und was wollt ihr in unserem Dorf? Es sind gefährliche Zeiten für Wanderer.“

„Wir hofften, dass ihr uns vielleicht einige Reittiere verkaufen könnten. Wir können bezahlen“, Jordan öffnete die Hand und zeigte die Steine.

Das Gesicht des Sprechers leuchtete gierig auf. „Kommt mit, ich kann euch das Gewünschte verkaufen.“

Während sie auf das Dorf zugingen, sprach John mit dem Mann. „Warum sagtest du gefährliche Zeiten?“

„Es werden immer wieder Reisende überfallen und die Dämonen auf der verwunschenen Burg sind aktiv.“

Oh! Der Mann meinte sicher die Saat Bhai. Der Dorfbewohner führte sie zu einem großen Haus, an das einige Stallungen angebaut waren. Davor befanden sich Koppeln, in den sich die Reittiere tummelten. Sie sahen tatsächlich aus wie Pferde. Der Unterschied bestand darin, dass sie anstelle eines Felles ein Federkleid besaßen und auf dem länglichen Schädel zwei kurze Hörner trugen, die direkt über den Augen waagrecht aus dem Schädel wuchsen. Anstelle von Mähnen besaßen die Tiere am langen, schlanken Hals Kämme.

„Das sind meine besten Tiere“, erklärte der Besitzer stolz.

John kannte sich mit Pferden bestens aus, und da diese Tiere sicher nicht viel anders waren, begutachtet er sie. Er musste dem Besitzer zustimmen. Nun begann das unvermeidliche Feilschen um die Anus, wie die Tiere hießen. Doch schließlich wurden sie sich einig und John war sicher, dass der ehemalige Besitzer in seinen Augen ein gutes Geschäft gemacht hatte. Das war John jedoch egal, da die Halbedelsteine für sie nicht viel Wert besaßen.

Inzwischen hatten sich einige Schaulustige eingefunden, die den Verkauf neugierig verfolgt hatten. Einer von ihnen warnte sie noch vor Lin-Nakor, einem Räuberhauptmann, der in letzter Zeit viel von sich reden gemacht hatte, weil er immer wieder Reisende überfiel. Sie versprachen vorsichtig zu sein.

Kurze Zeit später waren sie in den Sätteln und unterwegs. Sie hielten sich mehr oder weniger gut auf den Anus. John, Rhiana und Jordan waren gute Reiter. Die anderen gewöhnten sich mit der Zeit an die ungewohnte Fortbewegungsart.

Auf jeden Fall erreichten sie am Abend das Talende. Nur noch ein Hügel war vor ihnen und dahinter musste dann die Burg liegen. Sie beschlossen die Nacht hier zu verbringen und schlugen am Ufer des Flusses ihr Lager auf. Sie befürchteten nicht, entdeckt zu werden. Selbst wenn die Saat Bhai sie sahen, würden sie für eine Gruppe Eingeborener gehalten werden.

Mit den ersten Sonnenstrahlen brachen sie das Lager ab und machten sich wieder auf den Weg. Die Anus stellten sich als sehr ausdauernd heraus. Es war herrlich, so durch die Gegend zu reiten. Der Wind umspielte ihre Gesichter, und Sheppard dachte zum ersten Mal daran, wie schön es wäre, so unbeschwert zu reiten, ohne Verantwortung, und nur in den Tag hinein zu leben. Doch als er an die Saat Bhai und die Wraith dachte, erkannte er, wie selbstsüchtig dies wäre, und ein leichtes Gefühl von schlechtem Gewissen beschlich ihn.

Zum ersten Mal stießen sie nun auf Eingeborene. Es waren ein Mann und eine Frau. Die Reiter hielten an, und Sheppard übernahm wieder die Unterhaltung. Von dem Paar erfuhren sie, dass sie sich schon ganz in der Nähe der Burg aufhielten. Sie erklärten ihnen auch den weiteren Weg.

Das Paar sah den Reitern nach, bis sie ihrem Blickfeld entschwunden waren.

„Ich glaube nicht, dass sie zurückkommen“, meinte der Mann mit echtem Bedauern in der Stimme.

„Du hast recht, doch lass uns jetzt weitergehen.“ Die Frau ließ den Arm ihres Mannes, den sie umklammerte los und wandte sich in die entgegen gesetzte Richtung.

Sheppard und seine kleine Gruppe folgten inzwischen schweigend dem Weg. Von der Landschaft sahen sie im Moment nichts, denn der Weg führte durch einen Wald. Endlich erreichten sie die Weggabelung.

Ronon ritt vorne. Er zügelte sein rostrotes Anu und wandte sich den anderen zu. „Links?“

„Richtig“, bestätigte John, „der linke Weg muss einen Hügel hinauf führen, und oben soll die Burg zu sehen sein.“

„Still!“ befahl Han. Er hatte etwas gehört.

Nachdem sie kurz gelauscht hatten, konnten sie es auch hören. Irgendwo in der Nähe setzte ein Gleiter zur Landung an.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“, John trieb sein blaues Anu an und ritt in den linken Weg hinein. Die anderen folgten ihm. Nach kurzer Zeit stieg der Weg an, und gleich darauf öffnete sich vor ihnen der Wald. Sie standen am Rand einer großen Grasfläche. Sie blickten wie auf Kommando nach oben, aber das Raumschiff war nirgends zu sehen.

„Seht ihr die Burg?“ fragte Jordan.

„Bis jetzt noch nicht. Der Eingeborene meinte, dass wir sie erst auf dem Gipfel sehen können“, erwiderte John. Er blickte nach oben. Der Weg führte durch die blühende Vegetation, dann ging es einen leichten Hang hinauf. „Dort oben müssten wir die Burg sehen können. Lasst uns hinauf reiten .“

„Dann los!“ Rhiana preschte los, die anderen folgten etwas langsamer nach. Rhiana erreichte als Erste den Gipfel und hielt ihr Anu überwältigt an.

Rhiana stand nicht nur auf der Spitze eines einzelnen Hügels, sondern befand sich am Ende des Mittelgebirges. Ihr Berg war ein Ausläufer eines Höhenzuges. Auf ihrer rechten Seite erstreckten sich weitere Bergrücken. Direkt unter ihr breitete sich eine riesige Ebene aus. Unmittelbar vor ihr erhob sich ein einzelner großer Kegelberg, der einmal zu dem Höhenrücken gehört haben musste, aber im Laufe der Jahrtausende abgebrochen war. Isoliert von den anderen Bergen ragte er vor ihr auf. So etwas nannte man einen Zeugenberg.

Auf der Spitze des Hügels entdeckte Rhiana die riesige Burg, mehr schon ein Schloss. Stolz streckte es seine Zinnen nach oben, und die Dächer der einzelnen Türme leuchteten in der Sonne.

„Da steht sie!“ sagte John neben ihr bewundernd. Er und die anderen hatten die Spitze erreicht und betrachteten das beeindruckende Panorama. Das Schloss schien zum Greifen nahe zu sein.

John riss sich mühsam von dem Anblick los und blickte nach unten. „Wie kommen wir da hinunter?“

Jordan, der das gehört hatte, zeigte nach vorne. „Dort, siehst du das nicht, John? Das ist ein Pfad, der nach unten führt.“

Sheppards Blick folgte dem Hinweis von Jordan. Sein Cousin hatte Recht. Ein schmaler Pfad führte in vielen Windungen hinunter ins Tal. „Es ist wohl sicherer, wenn wir die Tiere am Zügel führen“, meinte er schließlich.



An Bord der Pandora, einige Zeit vorher.

Lara Hunter stand am großen Hauptbildschirm und beobachtete den Einflug in das Sonnensystem. Hier, auf dem einzigen erdähnlichen Planeten, gab es einen geheimen Stützpunkt der Saat Bhai. Noch immer war sie wütend, dass Sheppard die Flucht gelungen war und sie Hals über Kopf fliehen mussten. Doch die Atlanter ahnten wenigstens nichts von diesem Stützpunkt.

Ihr Verbindungsagent in Atlantis, der sich Omega nannte, hatte zumindest nichts dergleichen gehört. Lara hatte keine Ahnung, wer Omega war, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte, aber das war im Grunde auch egal. Sie würde Omega mit allen ihr zu Verfügung stehenden Mitteln beschützen, wenn es sein musste, würde sie sogar über Leichen gehen. Der Agent war das einzige Verbindungsglied der Saat Bhai in Atlantis. Und nichts war wichtiger, als dessen Identität zu schützen.

„Wir erreichen die Umlaufbahn des Planeten“, unterbrach Captain Yamara ihre Gedanken. „Der Stützpunkt liegt auf dem Westkontinent.“

Als ob Lara das nicht selbst wusste, auch wenn es ihr erster Besuch in der Station war. Sie beobachtete, wie das Schiff in die Atmosphäre eindrang und über den riesigen Ozean flog und dann den Kontinent ansteuerte. Dabei überflogen sie eine liebliche Landschaft, bis am Horizont endlich die Umrisse einer riesigen Burg auftauchten.

„Dort drin liegt der Stützpunkt“, erklärte Yamara ihr. „Wir haben einen Teil des Bergkegels ausgehöhlt und einen großen Hangar für die Pandora und einige kleine Beiboote geschaffen. Niemand soll das Schiff entdecken.“

„Ist der Planet bewohnt?“

„Ja, es gibt eine menschliche primitive Kultur. Wir kümmern uns jedoch nicht um sie und die Eingeborenen halten uns für Dämonen. Hin und wieder gaukeln wir ihnen etwas vor, damit sie sich nicht der Burg nähern. Die vormaligen Besitzer haben wir einfach vertrieben oder halten sie als Sklaven in der Burg.“

Die Pandora schwebte jetzt genau über den höchsten Türmen der Burg und der Pilot ließ das Schiff langsam absinken. Unterhalb des Schlosses öffnete sich im Berg das Tor zu einem riesigen Hangar, in das die Pandora hineinschwebte und in der Mitte der riesigen Halle aufsetzte.

Vor dem Raumschiff wartete ein Mann mit kurzen braunen Haaren auf sie. „Miss Hunter, nehme ich an? Herzlich willkommen in der Pegasus-Galaxis! Mein Name ist Pierce LaSalle. Ich bin der Leiter dieser Station.“

„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Mr. LaSalle“, sagte Lara, auch wenn das nicht ehrlich gemeint war. Doch den Leiter einer solchen wichtigen Station sollte man lieber auf seiner Seite wissen. Sie schenke ihm ein Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringen würde. „Ich habe schon viel von Ihren gehört.“

Sie schien den richtigen Ton getroffen zu haben, denn LaSalle lächelte sie freundlich an. „Ich hörte von dem Malheur mit Sheppard. Dieser Verräter scheint alle Götter auf seiner Seite zu haben.“

„Auch ihn wird das Glück einmal verlassen, … Pierce. Darf ich Sie so nennen?“ Ihr Lächeln wurde noch liebenswürdiger.

LaSalle konnte ihrem falschen Charme nicht widerstehen. „Natürlich dürfen Sie das, meine Liebe. Ich fühle mich sehr geehrt.“

„Dann dürfen Sie mich Lara nennen.“ Sie folgte LaSalle in das Innere der Burg.

Als Erstes durchquerten sie eine große Vorhalle, an deren Wänden sie Wappen und Bilder der früheren Besitzer erkennen konnte. Nachdem sie die Ahnenhalle durchquert hatten, erreichten sie eine große Treppe, die nach unten führte. Ein riesiges Kellergewölbe erwartete sie. In diesen Kellerräumen und Verließen hatten sich die Saat Bhai mehr oder weniger eingerichtet. Sie betraten einen großen Raum, an dessen Wänden unzählige Computer installiert waren.

„Das ist das Herz unserer Anlage“, erklärte LaSalle ihr. „Von hier aus überwachen wir die ganze Burg und auch das umliegende Gelände. Wir wollen schließlich keine unliebsamen Überraschungen erleben. In den Räumen oben befinden sich die Quartiere der Besatzung und weiter unten in den Verließen haben wir noch einige Laboratorien eingerichtet.“

„Laboratorien?“ fragte Lara erstaunt.

„Natürlich! Wir führen hier einige sehr geheime Experimente durch.“

Diese Experimente interessierten Lara, und LaSalle versprach, ihr später alles zu zeigen.

„Sie müssen mir unbedingt alles von zu Hause erzählen, denn hier erreichen uns die Neuigkeiten nur sehr spärlich“, verlangte LaSalle, als sie wieder nach oben gingen.

„Selbstverständlich. Wie wäre es bei einem Glas Wein und einem guten Essen? Ehrlich gesagt, bin ich am Verhungern.“

„Wo sind nur meine Manieren? Bitte folgen Sie mir in die Messe, liebste Lara. Später zeige ich Ihnen ihr Quartier. Selbstverständlich bekommen Sie das komfortabelste Quartier zur Verfügung gestellt.“



Zur selben Zeit

Vorsichtig ging Sheppard, sein Reittier am Zügel führend, den steilen Pfad hinunter. Das Anu zeigte weder Furcht noch bereitete es ihm Schwierigkeiten, den schmalen Weg nach unten zu klettern. Hin und wieder bröckelte ein Stein unter ihren Tritten ab und stürzte mit lautem Poltern ins Tal hinunter. Der Pfad führte sie in schmalen Windungen dem Talboden entgegen, sodass der Weg schließlich doppelt so lang wurde, wie er von oben ausgesehen hatte.

Als sie festen Boden unter den Füßen hatten, stand allen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

„Colonel“, wandte sich Teyla an Sheppard, „haben Sie einen Plan?“ Sie zeigte auf die Burg, die jetzt seitlich vor ihnen aufragte. Der Pfad hatte sie von der Burg entfernt, und um sie zu erreichen, mussten sie durch ein kleines Seitental zurückgehen.

Auch schien sich die Weglänge verdoppelt zu haben, was wohl daran lag, dass die Entfernung zur Burg von oben betrachtet optisch näher ausgesehen hatte.

„Wir können doch nicht einfach auf die Burg zureiten“, sprach Teyla weiter.

Sheppards Blick schweifte zu der Burg hinüber. „Nun, Teyla, genau das werden wir aber machen. Sehen Sie uns doch an! Was sehen Sie?“

Teyla musterte ihr Gegenüber ausgiebig und meinte. „Eine Gruppe Eingeborener.“

Sheppard nickte. „Sehen Sie! Und genau das werden die Saat Bhai auch sehen. Sie werden nicht weiter auf uns achten.“

„Und wenn doch?“

Dann haben wir Pech gehabt und werden uns etwas Neues einfallen lassen.“

Sie schwangen sich wieder auf ihre Reittiere und weiter ging es. Ronon ritt an den Anfang der Gruppe, und immer wieder ertappte er sich dabei, die Felswände über sich zu beobachten. Die Wände waren nicht sehr hoch und mit Bäumen bewachsen. Es mochte sein sechster Sinn sein, der ihn warnte. Ronon konnte es sich nicht erklären, es war ein Kribbeln in allen Knochen, welches ihn immer dann erfasste, wenn sich Gefahr näherte. Ein Überbleibsel aus der Zeit, die er auf der Flucht vor den Wraith verbracht hatte. Und dieses Gefühl hatte ihm schon oft das Leben gerettet.

Als Ronon eine leichte Bewegung über sich bemerkte, hielt er sein Reittier an. Er lenkte es neben das von Sheppard. „Sheppard, da oben auf den Felswänden ist etwas. Ich habe eine Bewegung gesehen.“

Sheppard sah Ronon besorgt an. „Sind Sie sicher, Ronon? Vielleicht war es nur der Wind, der durch die Bäume strich?“

Ronon zuckten mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall sollten wir vorsichtig sein. Ich möchte an die Räuberbande erinnern, vor der uns der vorherige Besitzer unserer Reittiere gewarnt hat.“

John hielt sein Anu mit einem Ruck an den Zügeln an. „Sie haben recht, Ronon! Wir sollten auf alle Fälle unsere Waffen bereithalten.“ Er wandte sich an die anderen. „Ronon glaubt, eine Bewegung über uns gesehen zu haben. Vielleicht war es nur der Wind, aber es könnten auch diese Räuber sein, vor denen uns die Einheimischen gewarnt haben. Bleibt dicht zusammen und haltet die Waffen bereit.“

Sie trieben die Anus wieder an und ritten weiter. Vor ihnen wurde das Tal enger, die Wände rückten näher zusammen.

Ronon meinte, dass dies eine ideale Stelle für einen Überfall wäre. „Sollte jemand die Absicht haben, uns zu überfallen, dann hier. Die Wände stehen so dicht beisammen, dass wir nicht ausweichen können“, fügte er hinzu.

„Ich reite voraus“, schlug Jordan vor. „Wenn nichts passiert, kommt ihr nach.“

„Dann reite ich mit“, sagte Ronon.

Sheppard stimmte dem Vorschlag zu. „Seid vorsichtig!“

Sie beobachteten wie die zwei Männer ihre Tiere antrieben und vorsichtig in den Hohlweg hinein ritten. Ronon und Jordan ließen keinen Blick von der Höhe, doch nichts regte sich. Langsam begann Ronon zu glauben, dass er sich alles nur eingebildet hatte. Sie ließen die engste Stelle hinter sich, dann öffnete sich das Tal vor ihnen, und sie blickten auf die Ebene, auf welcher der Burgberg unübersehbar emporragte.

Ronon drehte sein Tier herum und ritt soweit zurück, dass er Sheppard sehen konnte, und winkte ihm zu. Der Colonel hatte auf dieses Zeichen gewartet und nickte den anderen zu.

„Es scheint alles in Ordnung zu sein. Lasst uns weiter reiten.“ Sein Anu setzte sich gehorsam in Bewegung, Teyla, Rhiana und Han folgten ihm.

Die Wände rückten näher, und Sheppard überkam ein ungutes Gefühl. Die Wipfel der Bäume schlossen sich über ihnen und bildeten so ein Blätterdach. In etwa zwanzig Metern Entfernung warteten Ronon und Jordan auf sie.

Plötzlich wurde es lebendig um sie herum, der Wald über ihnen schien zum Leben zu erwachen. Über sich erahnte Sheppard eine Bewegung, doch bevor er reagieren konnten, stürzte sich etwas Schweres auf ihn und warf ihn aus dem Sattel seines Reittieres. John schlug hart mit dem Kopf auf und hatte Mühe, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Als er endlich wieder klar denken konnte, blickte er auf die Spitzen von vier langen Schwertern dicht vor seinem Gesicht.

weiter: Kapitel 6
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