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Eignungstests (SGA-Hidden Scenes 2) von Arielen

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„Elisabeth, schön Sie zu sehen!“ Kate Heightmeyer schloss die Tür zu ihrem Büro und bot der Expeditionsleiterin Platz an. „Sie sehen erschöpft aus.“

„Ich bin gerade von meinem Gespräch mit Präsident Hayes aus Washington zurückgekommen. Zwar war das wesentlich entspannender als die Debatte mit dem IOC und dem Komitee der UN, aber ich bin dennoch ein wenig müde nach allem.“

„Dann sollten Sie die nächsten Tage nutzen, um sich noch ein wenig zu entspannen und auf das vor zu bereiten, was kommt. Nehmen sie sich Zeit für sich, sonst bleiben Dinge ungesagt und ungetan, die Sie noch erledigen wollten, und sie werden all dies unnötigerweise mit sich auf die Reise nehmen...“
Dann legte die Psychologin den Kopf schief. „Aber ich denke, Sie sind nicht nur deswegen gekommen, sondern auch aus dienstlichen Gründen, habe ich recht?“

Elisabeth nickte. „Ja, das stimmt. Ich möchte gerne Ihre Einschätzung der Neuzugänge hören.“

Kate Heightmeyer lächelte. „Ich nehme an, es geht vor allem um eine Person. Am Vormittag war auch schon Colonel Sumner hier.“

„So?“ Dr. Weir zog eine Augenbraue hoch. „Was wollte er von Ihnen, Kate?“

„Eine Bestätigung, dass ich Major John Sheppard für ein Sicherheitsrisiko halte, und die Bitte, Sie ebenfalls davon zu überzeugen.“

„Das ist wirklich sehr interessant“, knurrte die dunkelhaarige Expeditionsleiterin und stützte die Hände angespannt auf den Tisch. „Und wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?“

„Ich habe Colonel Sumner deutlich gemacht, dass ich mir die Persönlichkeit von Major Sheppard noch einmal unter diesem Gesichtspunkt ansehen müsse, ehe ich ein Urteil über ihn fällen könne. Und dass ich in erster Linie Ihnen gegenüber verantwortlich bin, Elisabeth. Nicht ihm.“
Die Psychologin lächelte bitter.
„Er macht sich verständlicherweise Sorgen aufgrund der Akte des Majors, aber die Persönlichkeit eines Menschen ist viel komplexer als sachliche juristische Einträge.“

„Der Meinung bin ich auch. Major Sheppard wirkt auf mich eigentlich sehr umgänglich und straft seiner Akte Lügen.“ Elisabeth lehnte sich etwas entspannter zurück.

„Deshalb habe ich mir die Zeit genommen, mich ein wenig genauer mit ihm zu beschäftigen. Schon bei unserem gestrigen Gespräch ist mir aufgefallen, dass er eine sehr komplexe Persönlichkeit und vielschichtiger ist, als er zu sein vorgibt.
Obwohl er gegenüber seinen Mitmenschen freundlich und offen erscheint, so ist er in Wirklichkeit sehr verschlossen. Sein wahres Ich verbirgt er hinter einer Maske, er kontrolliert bewusst seine Gefühle. Zu diesem Bild passt, dass er kaum etwas über seine Vergangenheit erzählt, speziell aus seiner Zeit vor dem Eintritt in die Army. Selbst ich habe nicht viel über seine Kindheit und Jugend erfahren können und bin mir nicht sicher, ob ich entsprechende Unterlagen anfordern sollte.
Ich bin mir allerdings sicher, dass er in begüterten Verhältnissen und mit einer guten Allgemeinbildung aufgewachsen ist. Allerdings muss etwas vorgefallen sein, dass zu einer abrupten Trennung von diesem Leben geführt und tiefe Narben in ihm hinterlassen hat.“

„Ich habe in Major Sheppards Akte gesehen, dass er außergewöhnlich intelligent ist und eine außergewöhnliche mathematischen Begabung besitzt.“

„Intelligenz und Verstand sind wie sie wissen nicht alles, Elisabeth. Was er ebenfalls aus dieser frühen Phase seiner Entwicklung mitgenommen, sind hohe moralische Standards, die einerseits seinen natürlichen Beschützerinstinkt gefördert haben, andererseits aber auch die Bereitschaft, offen auf Fremdes zuzugehen. Diese Toleranz gegenüber anderen Kulturen und ihm unbekannten Menschen ist ihm während seiner Einsätze sehr zu gute gekommen. Durch Intuition hat er sehr oft Kontakte geknüpft, mit denen seine Teamkollegen oder sogar die Vorgesetzten Schwierigkeiten hatten.
Wie ich gestern und heute gesehen habe, kommt er sogar mit den egozentrischsten Wissenschaftlern zurecht, die ungeduldigere Menschen, die sich weniger unter Kontrolle haben, in den Wahnsinn treiben dürften. Ich war erstaunt, dass er sich sogar auf Smalltalk mit Dr. Kavanaugh einließ, der sonst mit jedem anderen Militär aneckt. Von diesem Standpunkt aus gesehen, ist er ein wirklich wertvoller Zuwachs für die Expedition. Ich denke, er könnte sich auf Dauer zu einem Mittler zwischen Zivilisten und Soldaten entwickeln.“
Kate Heightmeyer wurde ernst.
„Aber Colonel Sumner hat auch nicht ganz unrecht.“

„Warum?“ Elisabeth holte tief Luft.

„Major John Sheppard ist auf der anderen Seite sehr misstrauisch gegenüber Vorgesetzten und Obrigkeiten, warum das kann ich nur vermuten. Aufgrund seiner hohen Intelligenz und seines ausgeprägten Gerechtigkeitssinns und Beschützerinstinkts hat er Schwierigkeiten damit, Entscheidungen zu akzeptieren, die er intellektuell und emotionell nicht teilen kann. Wenn der kommandierende Offizier nicht bereit ist, seine Einwände anzuhören und zumindest zu überdenken, dann endeten diese Konfrontationen und hitzigen Debatten für den Major mit einem Tadel in seiner Akte, wenn der Kommandooffizier genug von den Kontroversen hatte. Die Befehlsverweigerung in Afghanistan war nur die Spitze des Eisbergs und hatte die gravierensten Folgen. Ich habe noch einige andere Einträge gefunden, die zur Rückstellung seiner Ernennung zum Captain und zur Überstellung in die Helikoptereinheiten geführt haben. Am Besten kamen wohl die Vorgesetzten mit ihm zurecht, die irgendwann sein Vertrauen gewinnen konnten. Für einen davon hat er bei einem Einsatz in Somalia sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt. Und ich denke, wenn Sie lernen, richtig mit ihm umzugehen, dann würde er das auch für die Atlantis Expedition tun.“

„Das heißt also, dass wir größeren Ärger mit ihm vermeiden können?“

„Ich will nicht ausschließen, dass es zu Konflikten mit Major Sheppard kommen könnte, wenn er anderer Meinung ist, aber ich denke, dass sie damit umzugehen werden wissen, Elisabeth. Und seine positiven Fähigkeiten überwiegen die negativen Charakterzüge bei weitem. Ich empfehle daher seine Teilnahme an der Expedition. Er ist in mehrerlei Hinsicht ein Zugewinn.“

„Das habe ich auch schon seit meinem ersten Gespräch mit ihm in Antarctica gespürt.“ Elisabeth Weir atmete auf.

„Danke Kate, Sie haben mir damit den Rücken gestärkt. Jetzt weiß ich, wie ich die leidige Diskussion mit Colonel Sumner beenden kann.“

- - - - - -

Zwar lief im Fernseher des Aufenthaltsraumes ein Footballspiel, aber John hatte es aufgegeben zuzusehen, weil seine Gedanken immer wieder abschweiften. Noch immer hatte er keine wirkliche Entscheidung getroffen, sondern nur das Für und Wider abgewogen: Erde oder Atlantis, Atlantis oder Erde?

Beides hatte seine Vor- und Nachteile, und die konnte er jetzt vor und rückwärts aufzählen. So hatte er es irgendwann aufgegeben und die Nachmittagsstunden noch genutzt, um einige Besorgungen zu machen. Immerhin standen ihnen ja ein paar persönliche Besitzümer zu.
John grinste schief. Neben zwei Sudoku-Blöcken hatte er in einem kleinen dunklen Antiquariat auch noch eine Ausgabe von Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ gefunden.

Nicht nur, dass er das Buch immer einmal hatte lesen wollen, es war auch eine Ausgabe, die Erinnerungen an glücklichere Zeiten weckte.

Dazu waren noch ein paar DVDs gekommen. Auf Kleidung hatte er verzichtet, denn die stellte die Army komplett zur Verfügung, da die Kapazitäten für persönliche Güter sehr begrenzt war.

Dann wurde er durch eine Bewegung aus seinen Gedanken gerissen. Jemand setzte sich neben ihn und stellte einen Becher mit stark duftendem Kaffee vor sich - Karunow.

„Ich hoffe ich störe nicht, Major Sheppard“, sagte der weißblonde Russe, den er seit der Übung nicht mehr gesehen hatte. Er trug eine olivgrüne Alltagsuniform mit den Abzeichen des SGC. Stolz deutete er auf eines davon.

„So, nun ist es offiziell. Ab heute bin ich Mitglied von SG-4. Meine Ernennung ist endlich auch von oben genehmigt worden.“

„Herzlichen Glückwunsch!“ John nickte und lächelte. „Ich freue mich für Sie, Karunow. Das war ja von Anfang an Ihr Ziel.“

„Ja, und das habe ich dank Ihrer tatkräftigen Mithilfe auch erreicht. Ausschlaggebend gegenüber einem anderen Kandidaten war wohl meine - äh unsere - Leistung in der Übung. Nochmals danke!“
Der Russe strahlte über das ganze Gesicht. Dann wurde er wieder ernst.
„Und wie sieht es bei Ihnen aus, Major? Sie scheinen ja noch auf eine Reaktion Ihrer Vorgesetzten zu warten, oder?“

„Nein, eigentlich nicht.“

Karunow stutzte und dachte angestrengt nach. Dann schien er zu begreifen. „Aaaaah, dann nehmen Sie an dieser Expedition teil, um die sich seit Tagen in diesem Bienenstock alles dreht. Ich dachte immer, Sie wären von General O’Neill für die SG-Teams empfohlen worden.“
Er runzelte die Stirn.
„Jetzt wird mir einiges klar. Sie sind der Wunderknabe aus Antarctica. Der mit dem Stuhl. Hätten sie doch nur schon früher was gesagt!“

John verdrehte die Augen. „Warum sollte ich?“, fragte er leicht gereizt. Nun fing auch noch Karunow damit an, die Gerüchteküche nach zu erzählen. Woher wusste er das schon wieder? Was machte hier eigentlich alles die Runde?
Für seinen Geschmack brodelte die Gerüchteküche hier ein wenig zu heftig. Und er hatte die Kameraden auf McMurdo schon für Klatschbasen gehalten , die den langweiligen Dienstalltag damit würzten. Hier war es genau so schlimm, wenn nicht sogar schlimmer! „Wer hat ihnen das eigentlich erzählt?“

Karunow grinste und hob entschuldigend die Hände. „Es dringt vielleicht nicht nach draußen und in die obersten Ebenen, aber man bekommt trotzdem das ein oder andere mit, wenn man sich mit Landsmännern und -frauen unterhält. Und im Moment steht die Atlantis-Expedition im allgemeinen Interesse.“

Er musterte John prüfend. „Es ist schon ein Ding, durch das Tor in eine andere Welt zu gelangen, aber gleich in eine andere Galaxie? Und dann von nichts Vertrautem mehr umgeben zu sein, ohne die Garantie zurückkehren zu können? Na, da mit zu machen erfordert schon eine Menge Mut...“
Er seufzte.
„Also das wäre nichts für mich. Dazu liebe ich mein altes Mütterchen Russland und meine Familie zu sehr. Und ich hätte Angst, mich einfach so auf ein außerirdisches Artefakt zu setzen. Egal ob das andere schon getan haben oder nicht.“
Er wedelte mit seiner Hand.„Jedenfalls gehört dazu eine ordentliche Unverfrorenheit.“

„Nein, Übermut und Dummheit.“ John stieß die Luft zischend aus. „Hätte ich mich nichts zur falschen Stunde am falschen Ort auf einen Stuhl gesetzt, wäre ich jetzt nicht hier.“

„Ein kluger Mann sagte einmal, dass nichts ohne Grund geschieht und es manchen seit ihrer Geburt vorher bestimmt ist, bestimmte Schritte zu tun und dann aufzufallen, wenn es für sie an der Zeit ist. Vielleicht ist es auch bei Ihnen so.“

John lief ein kalter Schauer über den Rücken, als eine Erinnerung in ihm aufstieg, die er seit vierzehn Tagen immer wieder gerne verdrängte. Wieder hallte die Stimme durch seinen Geist und die Worte ‚Du wirst nach Hause zurückkehren, mein Sohn‘, versetzten seinen Körper in Anspannung.

„Ich glaube nicht gerne an Schicksal und Vorherbestimmung. Denn diese Begriffe werden gerne dazu benutzt, jemanden in eine Rolle zu nötigen, in die er nicht will.“
John lachte bitter. Wenn es wirklich danach gegangen wäre, sein „Schicksal“ und seine „Bestimmung“ zu erfüllen, dann hätte sein Lebensweg vermutlich ganz anders ausgesehen.
Oder auch nicht... Vielleicht hätte er dann nicht als Soldat, sondern als Zivilist vor einer ähnlichen Entscheidung gestanden.

„Es gibt da schon noch einige Unterschiede zwischen dem, was Leute behaupten, und dem was unveränderlich ist. Selbst wenn man nicht religiös ist“, schwächte der Karunow ab.

Er hatte ihn offensichtlich verstanden, das las John aus den Gesichtszügen des Russen. Und Karunow lenkte zudem ein, indem er auf den Bildschirm zeigte. „Was ist eigentlich das besondere an diesem Spiel an ‚Football‘? Ich habe nie begriffen, dass ihr Amerikaner so vernarrt darin seid?“

Erleichtert schnappte John nach dem dahin geworfenen Brocken und begann dem Weißblonden das Spiel zu erklären. Ob es Karunow wirklich interessierte stand auf einem anderen Blatt, aber er konnte damit die unangenehmen Gedanken verdrängen, die durch seinen Geist huschten.
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