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Eignungstests (SGA-Hidden Scenes 2) von Arielen

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Dr. Elisabeth Weir schloss erleichtert die Tür des Büros hinter sich, das man ihr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte und lehnte sich kurz mit der Stirn gegen das kühle Metall. Noch immer summte ihr der Kopf von den vielen Gesprächen, die sie geführt hatte. Nicht nur mit den Expeditionsmitgliedern, die schon eingetroffen waren, sondern auch mit dem ein oder anderen Offizier und Techniker, der hier stationiert war.

Immerhin hatte sie das Stargate Center einige Zeit geleitet und war so keine Fremde mehr, die man misstrauisch beäugte. Und in den paar Monaten ihrer Abwesenheit hatte sich nicht so viel verändert.
Um so mehr tat sich nun in ihrem Leben. Sie war im Begriff es völlig auf den Kopf zu stellen und all das zurück zu lassen, was ihr bisher etwas bedeutet hatte. Ihre Arbeit in Antarctica und beim IOC, ihre Familie, ihre Freunde und nicht zuletzt Simon.

In den letzten Tagen hatte sie mehrfach Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung bekommen, doch es gab kein Zurück mehr. Nur die geringe Chance, das die Energie nicht ausreichen würde, um das Wurmloch aufzubauen oder am anderen Ende des Tunnels kein erreichbarer Endpunkt war, konnte die Expedition nach Atlantis jetzt noch scheitern lassen.

Andererseits wollte sie den Schritt wagen und tiefer in die faszinierende Welt der Antiker eintauchen, in die ihr der Stützpunkt in Antarctica nur einen schwachen Eindruck gewährte. Nun, da Dr. Jackson das Tor aufgestoßen hatte, wäre es ein Fehler gewesen, zurück zu schrecken und die Herausforderung nicht anzunehmen.

Elisabeth holte tief Luft. Und so viele von denen, die sie für ihre Expedition ausgewählt hatte. Die Männer und Frauen waren nicht nur brilliant, sondern auch neugierig auf das, was sie erwartete.
Sie brauchte sich nun wirklich keine Gedanken zu machenm denn sie war nicht allein mit ihrem Traum.

Nachdenklich setzte sie sich hinter den Schreibtisch und blätterte durch die Akten, die man ihr zur Durchsicht bereit gelegt hatte. Doch gerade als sie sich in ein zehnseitiges Schreiben des IOC vertieft hatte, klopfte es.

Dr. Weir schreckte hoch und klappte die Dokumentenmappe wieder zu. „Ja?“ sagte sie laut und vernehmlich. „Treten Sie ein.“

Es war Colonel Marshall Sumner, der Leiter des militärischen Kontingents, das den Schutz der Expedition gewährleisten sollte. Sie hatte den Mann bisher nur ein oder zwei Mal kurz gesehen und mit ihm gesprochen. Dann fiel ihr siedendheiß ein, dass sie ohnehin noch etwas hatte mit ihm besprechen wollen. Vielleicht konnte sie die Gelegenheit nutzen.

Dr. Weir begrüßte ihn und deutete dann auf einen der freien Stühle. „Setzen Sie sich doch, Colonel! Was führt Sie zu mir?“

Sumner grüßte zurück. „Danke Madam.“ Er wirkte sehr ernst und angespannt. In den Händen hielt er eine Akte, die er nun auf den Tisch legte.

Zwischen sie.

Elisabeth sah die Zornesfalte zwischen seinen Augen und dann den Namen auf dem Schriftstück. Warum hatte er die Akte schon erhalten? Genau der überraschenden Neuzugang war der Punkt, über den sie heute Nachmittag mit ihm hatte sprechen wollen, ohne ihm die Akte vorher zu zeigen. Nun aber war ihr jemand zuvor gekommen.

„Ich habe jeden einzelnen meiner Leute sorgfältig ausgesucht und die Teams so aufeinander abgestimmt, dass die Sicherheit der Expedition größtmöglich gewährleistet ist. Die Männer kennen einander und ich sie. Ich würde für ihre Zuverlässigkeit meine Hand ins Feuer legen, auch wenn einige noch sehr jung sind! Dann erhielt ich vor einigen Stunden von General O’Neill allerdings diese Akte. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Sie müssen verstehen, dass ich über diesen Neuzugang nicht besonders glücklich bin. Und ich möchte Sie eindringlich bitten, sich das noch einmal genaustens zu überlegen.“

Jack O’Neill hatte also seine Finger im Spiel. Elisabeth Weir zog eine Augenbraue hoch? Warum hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass der General ihr jetzt in den Rücken fiel, nachdem er ihr zuvor geholfen hatte, den Piloten zu überzeugen?

Entwickelte er jetzt etwa plötzlich ein persönliches Interesse an Sheppard?

Nein, wenn sie genau überlegte, musste der General das schon vorher gehabt haben, denn welchen Grund hätte es sonst gegeben, einen Piloten von McMurdo mit in die geheime Forschungseinrichtung zu nehmen?

Doch nur, um zu sehen, ob er sich für das SGC eignete!
Und diesem glückliche Umstand verdankte sie einen Zugewinn, den sie um jeden Preis verteidigen würde...
Sie unterbrach ihren Gedankenfluss und kehrte zum Wesentlichen zurück.

Sie würde später wohl noch ein ernstes Wörtchen mit General O’Neill reden müssen. Nun galt es eher, ihren militärischen Leiter davon zu überzeugen, dass sie triftige Gründe für ihre Wahl hatte.

„Colonel Sumner, eigentlich hatte ich in ein oder zwei Stunden persönlich mit Ihnen über Major Sheppard sprechen wollen“. Ich bedauere wirklich, dass mir General O’Neill da zuvor gekommen ist.“

„Dr. Weir, vielleicht war es gut so, dass ich die Akte dieses Mannes vorher in Ruhe studieren konnte. Ich möchte schwere Bedenken über seine Eignung äußern. Dieser Mann ist aufgrund gewisser Charakterschwächen ein Sicherheitsrisiko, das wir nicht eingehen sollten. Er könnte die Mission durch sein Verhalten gefährden.“

Elisabeth Weir zog die Augenbrauen hoch. Sie wusste, auf was Colonel Sumner anspielte. Und nun redete er sich in Fahrt und sprach es aus: „Die Verweigerung eines direkten Befehls ist kein harmloses Delikt. Jemand der bereits einmal die Befehlskette missachtet hat, kann dies noch einmal tun. Und auch frühere Einträge beweisen, dass der Major gerne eigene Wege geht. Der Hang zur Insubordination hat in früheren Dienstjahren nur noch nicht zu solch drastischen Konsequenzen geführt. Und ich glaube nicht, dass sich an seinem Verhalten etwas geändert hat. eher im Gegenteil.“

„Ich verstehe ihre Bedenken Colonel Sumner. Auch ich habe die Akte dieses Mannes genau studiert, vor allem seine persönlichen Beurteilungen und psychologischen Gutachten. Er hat seine charakterlichen Schwächen, aber auch jede Menge positiver Eigenschaften. Ich bin bereit, dem Major trotz seiner schlechten Akte eine Chance zu geben und bleibe ich bei meiner Entscheidung ihn mitzunehmen.“ Dr. Weir sah den Marine mit den harten Gesichtszügen entschlossen an. „Wir brauchen John Sheppard. Er ist einer der wenigen, die das Antiker-Gen besitzen.“

„Sie vergessen, dass auch andere Expeditionsmitglieder damit geboren sind. Zum Beispiel dieser Doktor aus Schottland. Wie hieß er doch gleich?“
„Dr. Beckett.“
„Leutnant Ford berichtete mit, dass er es war, der die Drohne zum Leben erweckte, die General O’Neill beinahe getötet hätte? Ist das nicht ein Beweis für die Fähigkeiten des Schotten? Reicht er nicht aus?“

„Dr. Beckett und die anderen Wissenschaftler beherrschen den Umgang mit der Antiker-Technologie nur durch Konzentration und nach wochenlangem Training. Einige von ihnen haben sogar Angst davor, und das erschwert die Arbeit natürlich. Im Gegensatz zu den anderen ist John Sheppard ein Naturtalent, auf das wir keinesfalls verzichten können. Wenn schon der Kontrollstuhl auf Antarctica so deutlich auf ihn reagiert hat, wie wird es dann auf Atlantis sein? Nein, Colonel Sumner, wir können es uns nicht leisten, auf ihn zu verzichten. Nicht jetzt, wo wir wissen, dass es so starke Genträger gibt.“

Der Colonel machte ein noch verkniffeneres Gesicht als vorher. „Vielleicht ist dem so“, stimmte er unwillig zu. „Aber ist der Preis, den wir bezahlen müssen, nicht zu hoch? Ich möchte nicht, dass eine weitere seiner Befehlsverweigerung tödliche Folgen für eines oder mehrere Expeditionsmitglieder hat.“

Seine Stimme war eindringlich geworden, so dass Elisabeth beschloss einzulenken. „Vermutlich wird Major Sheppard ohnehin nicht viel mit Ihnen und Ihren Teams zu tun haben, da er aufgrund des Gens überwiegend mit den Wissenschaftlern zusammenarbeiten wird. Er weiß bereits, das er vordringlichste solche Aufgaben übernehmen soll und erst in zweiter Linie als Soldat auf Atlantis dient. Hören Sie Colonel Sumner, ich bin mir des Risikos bewusst.“ Sie holte tief Luft. „Wenn es sie erleichtert: Er kommt auf meine Verantwortung hin mit.“

In Sumners Gesicht arbeitete es, als er über ihre Worte nachdachte. Erst nach einer ganzen Weile schien er sich damit abzufinden, die Sorge verschwand aber trotzdem nicht aus seinen Augen.

„Da gibt es noch etwas. Sie sollten wissen, dass er nach mir der ranghöchste Offizier ist“, sagte er schließlich ernst. „Sollte mir etwas geschehen, dann ist übernimmt er automatisch die Leitung des militärischen Kontingents auf Atlantis. Und ich möchte nicht wissen, was dann passiert!“
„Ich möchte nicht einmal daran denken, dass ein solcher Fall eintreten könnte, Colonel!“ wandte Elisabeth energisch ein. „Gott möge es verhüten, dass ein Mitglied meiner Expedition stirbt.“

„Ich werde auch alles daran setzten, dass das nicht geschieht. Trotzdem sollten Sie sich aller Konsequenzen bewusst sein, die Ihr Wunsch mit sich bringt.. Ich musste Sie darauf aufmerksam machen, Dr. Weir, so Leid es mir auch tut“, entgegnete Sumner hart. „Ich kann Sie nur noch einmal bitten, sich genau zu überlegen, ob Sie diesen Mann wirklich mitnehmen wollen.“

Elisabeth Weir hielt seinem Blick stand. Sie hatte gelernt, dass das Ausweichen im Umgang mit Militärangehörigen als Schwäche ausgelegt werden konnte. Sumner sollte sie nicht unterschätzen.

Eine Weile starrten sie sich schweigend an, dann nickte der Marine-Colonel. „Ich habe gesagt, was ich sagen musste, Madam, auch wenn es keine angenehmen Wahrheiten waren. Aber ich bin für die Sicherheit des Expeditionsteams zuständig.“

„Natürlich Colonel Sumner.“ Elisabeth Weir lächelte höflich. „Und ich danke ihnen auch für ihre Sorgfalt.“
„Nun will ich Sie auch nicht länger stören.“ Sumner erhob sich. „Ich sehe, Sie haben viel zu tun, und auch mich erwarten noch Pflichten und Aufgaben.“
„Dann sehen wir uns wahrscheinlich erst morgen bei der Besprechung mit dem Generalstab wieder, nicht wahr?“
„Ja, so sieht es aus“, erklärte Sumner und verabschiedete sich.

Elisabeth Weir sah ihm nach und atmete auf, als sich die Tür hinter dem Colonel schloss. Dann vergrub sie das Gesicht in den Händen und rieb sich über die Stirn, ehe sich entschied, das Schreiben des IOC erst einmal liegen zu lassen. Nach diesem Gespräch war ihr die Lust vergangen, sich durch die rhetorischen Spitzfindigkeiten zu kämpfen.
Statt dessen sortierte sie die Memos und fand es sichtlich entspannend, die Hälfte der Schreiben - die aus Klagen, Anmerkungen, Fragen und Beschwerden verschiedener Expeditionsteilnehmer bestand - in den Papierkorb entsorgen zu können.

Genau das würde eine Aufgabe sein, die sie - sobald sie auf Atlantis waren, den Bereichsleitern ihres Führungsstabes übertragen würde. Oder vielleicht sollte sie noch erwägen eine Assistentin an ihre Seite zu holen, die diese Aufgaben für sie erledigte.

Sie seufzte und zerrupfte gedankenverloren ein Stück Papier in kleine Fetzen.

Nach dem morgigen Treffen mit dem Generalstab und einem Besuch im Weißen Haus würde sie sich noch einmal mit dem IOC auseinander setzen müssen. Vielleicht blieb noch genug Zeit, Simon zu besuchen und persönlich mit ihm zu sprechen. Sie war so in ihrer Arbeit aufgegangen, dass sie bisher keine Zeit gefunden hatte, ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass sie vielleicht sehr lange weg sein würde...

Nein, so einfach würde das nicht sein. Simon Wallace, ihr Freund, besass ja nicht die notwendige Sicherheitsstufe. Sie musste erst von Präsident Hayes die Erlaubnis erbitten, ihn einweihen zu dürfen, damit sie ihm alles erklären konnte.

Und wenn sie sich recht erinnerte weilte er ausgerechnet in dieser Woche auf einer für ihn wichtigen medizinischen Fachtagung in der Nähe von Chicago, also zu weit entfernt, um einen Abstecher einzuplanen und ihn zu besuchen. Sie unterdrückte ihre Gewissensbisse. Es blieb wohl nicht viel anderes übrig, als ihm eine Videobotschaft zu schicken. Das war zwar weitaus unpersönlicher als ein Treffen, aber es ersparte ihr unter Umständen auch noch einen heftigeren Abschiedsschmerz als den, den sie jetzt schon fühlte.
Müde riss sie sich aus ihren Gedanken und ließ die Papierschnipsel in den gefüllten Papierkorb rieseln.

Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihr breit, als sie statt dessen an die Zukunft dachte. Nur noch maximal drei oder vier Tage, dann kam die Stunde der Wahrheit.
Wenn Rodney McKay recht hatte - und die Zeit die alte Stadt der Antiker bewahrt hatte, würde sich das Sternentor öffnen und sie gemeinsam mit ihren Leuten den Schritt in eine neue Welt wagen.

Bis dahin gab es allerdings noch eine Menge lästigen Papierkrams zu erledigen und einige anstrengende Gespräche zu führen. Die Zeit wurde kostbar, also sollte sie sie nicht länger mit Grübelleien vergeuden. Seufzend nahm sie den Bericht zur Hand und suchte die Stelle, an der sie von Colonel Sumner unterbrochen worden war.



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Cheyenne Mountain
Fünfzehn Tage nach der Rückkehr von General O’Neill aus Antarctica
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John Sheppard versuchte den ersten und vermutlich auch einzigen freien Tag außerhalb von Cheyenne Mountain oder anderen Einrichtungen der Army zu genießen. Nach einer ersten Erkundungstour durch die Einkaufsstraßen, hatte es ihn allerdings in ruhigere Gegenden gezogen.

So spazierte er nun gemächlich in einem Park am Fluss entlang und ließ sich den Wind durch die Haare wehen. Endlich einmal ein Tag ohne Test, Prüfungen oder Seminare, fern von den immer ein wenig metallisch riechenden Räumen und dem Gefühl, eingesperrt zu sein.

Und doch konnte er sich nicht so richtig freuen. Woran lag das?

Es war das erste Mal seit fast einem Jahr, dass er wieder eine Stadt besuchte, aber er hatte darauf verzichtet, sich ins Vergnügen zu stürzen. Obwohl Colorado Springs mit seinen knapp 400.000 Einwohnern kaum gegen die Millionenstädte an den Küsten mithalten konnte, und trotz der Armeebasen in der Nähe einen eher ländlichen Charakter besaß, kam ihm die Stadt vor wie ein lärmender und turbulenter Ameisenhaufen.

Die Möglichkeit sich Dinge einfach so zu kaufen, ins Kino zu gehen und sich das anzusehen, was er wollte, sich in einer Bar zu entspannen ... und nicht immer nur die ständig gleichen Gesichter zu sehen - warum reizte sie ihn nicht?

War er durch die Stationierung in McMurdo weltfremd und menschenscheu geworden, so dass er sich nicht mehr so schnell akklimatisieren konnte wie früher?

Nein, ihm gingen einfach zu viele Dinge durch den Kopf.
Die vielen neuen Eindrücke lenkten ihn genau so ab, wie die Gespräche, Untersuchungen, Seminare, Übungen und das Training.

Erst gestern, in einer wirklich ruhigen Stunde – nachdem er sich nach einem sehr anstrengenden Gespräch in sein Quartier zurück gezogen hatte - war ihm bewusst geworden, dass er seit knapp zwei Wochen etwas vermisste: Das Fliegen!

Er sehnte sich danach den Steuerknüppel seiner Black Hawk wieder unter den Händen zu spüren. Das Gefühl, den Helikopter trotz seiner üblichen Eigenheiten voll unter Kontrolle zu haben. Die durch Mark und Bein gehenden Vibrationen und ohrenbetäubenden Geräusche der Rotoren...

Aber vor allem vermisste er die Freiheit, die es ihm brachte, wenn er wie ein Vogel die Landschaft von oben betrachten konnte. Auch wenn es nur das Meer, die Gletscher und die eisbedeckte Landmasse der Antarktis waren.
Und als so langweilig hatte er die nie empfunden.
Bei jedem Routineflug hatte er Neues entdecken können - dort eine marschierende Pinguinkolonie, da hatten Wale das tiefblaue Wasser durchpflügt.

Und selbst die Landmasse veränderte sich von Woche zu Woche, wenn Gletscher brachen oder Lawinen niedergingen.
Nur wenn er in der Luft war, fühlte er sich wirklich glücklich und unbeschwert, vergaß er all das, was sein Leben bisher überschattet.
Dann war er frei von allen düsteren Gedanken.

Das war er bereit aufzugeben?

Nur weil es ihn neugierig machte, durch dieses Sternentor zu gehen und zu entdecken was dahinter war? Vielleicht hatte O’Neill recht, das jeder der nur einen Funken Abenteuerlust in sich spürte da hindurch wollte. Aber was kam danach? Wurde es nicht auch irgendwann langweilig?

John setzte sich auf ein Rasenstück oberhalb einer Brücke, an dem sich zwei Wege kreuzten. Die Passanten und Radfahrer nahm er kaum wahr, nicht einmal den Jungen, der mit einem Skatebord an ihm vorbei raste.

Wenn er mit der Expedition von Dr. Weir nach Atlantis ging, würde es sich nicht sicher sein, können ob er jemals wieder fliegen würde.

Dr. Jackson hatte ihm gestern und vorgestern einen Vorgeschmack von dem gegeben, was ihn in der verlorenen Stadt erwartete: ‚Könnten sie sich dieses Artefakt genauer ansehen? Spüren sie etwas dabei? Wenn ja, dann erklären sie mir bitte genau...‘ John schluckte, als er die Worte des Archäologen in seinen Geist zurück rief.

Zwar hatte er dadurch noch ein wenig mehr über die Antiker im Speziellen und das Stargate-Programm im Allgemeinen erfahren, aber nun graute es ihm davor, ständig seinen Kopf, seine Hand oder was auch immer für die Wissenschaftler hinhalten zu müssen. So wie er den Würfel noch einmal für den Archäologen aktiviert hatte.
Und einen Schlüssel initialisiert und...

Vor allem gestern hatte er sich weniger wie ein Mensch als wie eine Laborratte gefühlt. Wenn er nicht noch einen Termin bei der Psychologin der Expedition hätte einhalten müssen, wer weiß, wie lange er dann noch in seiner ganz persönlichen Folterkammer im SGC hätte aushalten müssen und was Dr. Jackson dann noch eingefallen wäre.

Und der Gipfel des ganzen wäre gewesen, wenn ihn Jackson in den speziellen Untersuchungsraum der Krankenstation geschleppt hätte, um ihn da an das EEG anschließen zu lassen, nur um seine Gehirnströme bei der Aktivierung messen zu lassen.

‚Bring sie nur nicht auf dumme Gedanken. Das kann dir alles noch passieren!‘

Auf Atlantis, da machte er sich keine Illusionen - würde er diese Gelegenheit nicht mehr haben, denn Dr. Weir hatte ihn nicht aufgrund seiner Fähigkeiten als Soldat, sondern einzig und allein wegen dieses verfluchten Gens angefordert.

Da er ja glücklicherweise in einem freien Land lebte und zumindest ein paar Entscheidungen treffen durfte, konnte er sich vielleicht noch aus der Affäre ziehen und seine Zustimmung zurück ziehen.

Blieb er auf der Erde bestand nämlich eine Chance, dass er sich für ein ebenso geheimes Projekt wie das SGC bewerben konnte. Aus den Berichten der Stargate Teams, die ihm vorgestern von General O’Neill als zusätzliche Pflichtlektüre überreicht worden waren, und aus der Unterhaltung zwischen zwei Offizieren des SGC in der Kantine hatte er von besonderen Kampfjets erfahren, die „F-302“, die raumtauglich waren. Und so etwas zu fliegen war schon immer sein Traum gewesen. Ganz offensichtlich war man wieder auf der Suche nach fähigen Piloten ...

Atlantis auf der anderen Seite war ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Niemand wusste, was die Expedition auf der anderen Seite wirklich erwartete. Das konnte alles sein - neben uralter Technologie, die vielleicht gar nicht mehr richtig funktionierte ... und die vermutlich kaum einer verstand, wahrscheinlich jede Menge Enttäuschungen und Ärger.

Denn schließlich war nur ein Bruchteil der Hinterlassenschaften der Antiker, die die Stargate-Teams in der Milchstraße gefunden hatten, noch zu gebrauchen gewesen.

Und selbst wenn, dann hatten sie oft genug der Hilfe anderer Völker wie der Asgard bedurft um wirklich etwas damit anfangen zu können oder waren nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip vorgegangen. Das wusste er von Dr. Jackson und aus den Berichten. Nun, da zählte selbst ein „Lesewürfel“ der Antiker eine Menge.

John war wirklich geneigt, abzusagen, als er das Für und Wieder abwog. Vermutlich würde er Dr. Weir schwer enttäuschen würde. Aber sollte ihm das etwas ausmachen?
Er kannte diese Frau schließlich so gut wie gar nicht. Warum also sollte er sich ihr gegenüber verantwortlich fühlen? Einer Politikerin?

Trotzdem hatte er das unbestimmte Gefühl, die Chance seines Lebens zu verschenken, wenn er nicht mit ihr nach Atlantis ging sondern hier blieb.

Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht wirklich, was er wollte. Die Unsicherheit nagte an ihm. Einerseits gab er das auf, was sein Leben bisher lebenswert gemacht hatte, andererseits konnte es jenseits des Sternentores neue Herausforderungen und einen neuen Anfang geben. Er war wirklich kein Zyniker, der nur düster in die Zukunft blicken wollte. Vielleicht sah diese in Atlantis ganz anders aus, als er sie sich jetzt vorstellen konnte.

Und wenn er sich so unsicher war, dann konnte er ja den Zufall entscheiden lassen.

So einfach war das!

John kramte eine Münze aus seiner Hosentasche und starrte den Kupferling an. Ein Penny, wie passend.
‚Kopf bedeutet Atlantis, Zahl Erde.‘

John dachte an seine Frage und warf die Münze in die Luft. Geschickt fing er sie mit dem Handrücken auf und legte sofort die Linke darüber.

Wenn sich der Kopf zeigte würde er also ohne weiteres Wenn und Aber nach Atlantis gehen, komme was wollte. Bei Zahl würde er hier bleiben und abwarten, was General O’Neill für ihn bereit hielt.

John verzog das Gesicht.

Warum war er sich sicher, dass ihm weder die eine, noch die andere Antwort gefallen würde?
Er hob die Hand.
Zahl.
Die Erde?

John verzog das Gesicht, als ihm Zweifel kamen, ob er das wirklich wollte. Atlantis hatte schließlich auch seine Vorteile. Weniger Vorgesetzte, denen er Rechenschaft schuldig war, und vermutlich keine so starke Einbindung in das militärische Protokoll, und vielleicht auch Leute, die ihm nicht immer nur seine Akte unter die Nase hielten...

Nein, er war tatsächlich nicht mit der Entscheidung des Schicksals einverstanden.
Außerdem sagte ein Wurf nicht viel aus, wenn er an die statistischen Wahrscheinlichkeiten dachte.

So schnippte er mit einem verbissenen Grinsen den Penny ein zweites Mal in die Luft.
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