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Göttlicher Wind von Fermina

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Kapitel Bemerkung: Das hier ist Teil 1 von insgesamt 2 Teilen. Diese Fanfic ist eine verrückte Idee die mir bei einem Mittagessen mit meiner Chaoten Familie in den Sinn kam und während der langen Stunden, die ich jede Woche in einem Pizza Taxi Auto verbringe in meinem Kopf zu einer vollständigen Geschichte heranreifte. (Nur schreiben konnte ich während des Autofahrens leider nicht *FG* ….) Da die siebte Staffel ja bekanntlich so „Jack-light“ ist, habe ich dieses mal eine Geschichte aus Jacks Perspektive geschrieben um alle Fans ein wenig zu entschädigen *G*… Den Begriff „Lhari“ habe ich aus einem Science Fiction Roman von Marion Zimmer Bradley („Die Farben des Alls (1963)“) genommen und für meine Zwecke verwendet. Ich habe dieses Wort nicht erfunden! Ich habe es nur verwendet, weil es so gut klang… *Bedankt sich noch ganz lieb bei Greyfinchen fürs Betalesen und bei Antares für eine hilfreiche zweite Meinung!*
Göttlicher Wind


Jack O’Neill betrat den Planeten PX2-561 und das erste, das er wahrnahm, war der Geruch von kürzlich gefallenem Regen. Sehen konnte er nicht besonders viel, da die Abendsonne, die zwischen dicken, violetten Regenwolken und dem Horizont stand, ihn blendete.
Hinter sich hörte er seine Teammitglieder aus dem Stargate treten. Im selben Moment schob sich ein Stück Wolke vor die Sonne und zu seiner Überraschung sah er vor sich ein Meer von Zelten, die sorgfältig in gleichmäßigen Abständen nebeneinander errichtet worden waren.

Er wollte sich gerade fragend an Carter wenden, als sich rasch ein Dutzend Männer von rechts und links näherte, ihnen die Waffen abnahmen und dann Fesseln anlegten.
Alles ging so schnell, dass sie noch nicht einmal Zeit hatten, sich zu wehren.
„Das sind wohl die neuen…!“, sagte einer der Männer zu den anderen.
Wieder ein anderer befahl in einem schroffen Tonfall: „Schafft sie weg! Die nächste Gruppe wird in Kürze eintreffen!“
Sprachlos und schockiert über diesen Empfang wurde SG-1 vom Stargate weggezerrt. Jack wusste nicht, wie ihm geschah, als er auch schon mit den anderen in eines der Zelte gesperrt wurde. Schritte entfernten sich und SG-1 war allein.

„Carter?“, fragte Jack in einem übertriebenen scharfen Tonfall, denn er war ein wenig sauer. Hatte Carter nicht gesagt, dass es auf diesem Planeten keine intelligenten Lebewesen gab?
„Ich kann es mir auch nicht erklären, Sir! Als ich das M.A.L.P. vor drei Stunden durch das Stargate schickte, war von alledem nichts zu sehen…“
„Fakt ist, dass es hier doch Menschen zu geben scheint und wir sind ganz offensichtlich ihre Gefangenen!“, fasste Daniel zusammen.
‚Klugscheißer!’, dachte Jack, sagte es aber nicht laut, um die Konfrontation mit dem Archäologen zu vermeiden. Er blickte zu Teal’c hinüber, der damit beschäftigt war, die Zeltwände zu untersuchen.
Schließlich drehte der sich um.
„Es gibt keinen Ausweg, O’Neill. Auch der Ausgang ist verschwunden. Das Zelt ist zudem aus einem Material gefertigt, das ich noch niemals gesehen habe. Auch als Primus unter Apophis nicht.“
„Wo kam die Stargate-Adresse überhaupt her?“, fragte Jack und setzte sich auf den kalten Boden.
„Nun, sie stammt von dem Planeten, auf dem wir vor zwei Monaten waren. Ich glaube es war, P5Y-712.“, sagte Daniel und nahm sein Kopftuch ab um sich auf demselben nieder zu lassen.
„Daniel, ich habe doch längst nicht alle Adressen im Kopf. Hatte der Planet auch einen richtigen Namen?“
„Nein Jack, aber es war der Planet, auf dem du über eine Steinspitze gestolpert bist, die sich wenig später als Teil eines dreitausend Jahre alten unterirdischen Tempels entpuppte.“, sagte Daniel mit hoch gezogenen Augenbrauen.
„Ach ja…“, sagte Jack auf seinen Zeh blickend, den er sich an jenem Tag nicht gerade unempfindlich gestoßen hatte.
„Sir, genau genommen war dort kaum etwas, außer eben dieser Stargate Adresse. Die Goa’uld sind vielleicht noch nie hier gewesen, da der Tempel seit so langer Zeit von niemandem mehr betreten wurde.“

Von draußen hörten sie in einiger Entfernung, wie sich das Stargate erneut aktivierte.
„Es macht aber jetzt Sinn, warum das letzte Chevron zuerst nicht einrasten wollte. Das Sternentor auf diesem Planeten war besetzt. Es sind wohl immer wieder Menschen durchgeschickt worden und für die Männer, die uns gefangen genommen hatten, muss es wohl so ausgesehen haben, als seien wir nur vier weitere Gefangene…“, bedeutete Carter.
„Wir haben unser C4 noch!“, sagte Teal’c plötzlich.
„Bist du verrückt, T.? Wir können uns nicht aus dem Zelt sprengen – ohne Deckung!“, Jack schüttelte den Kopf. „Wir müssen warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt, dann schlagen wir uns zum Tor durch.“
Jack schaute zu Carter, Daniel und Teal’c und bemerkte, dass sie noch weniger an seine Worte glaubten als er. Schließlich brummele er: „Na, irgendwas wird uns schon einfallen!“

Langsam wurde es empfindlich kalt und bald richtete sich Jack wieder auf.
‚Wir hätten uns wärmer anziehen müssen’, dachte er. Aber Carter hatte doch gesagt, dass die Temperaturen frühlingshaft seinen, zumindest laut den Angaben, die das M.A.L.P gemacht hatte.
„Das M.A.L.P!!“, sagte Jack laut. „Wo ist das überhaupt hingekommen? Ich habe es gar nicht gesehen…“
In diesem Moment öffnete sich das Zelt an einer Seite und ein klein gewachsener Mann wurde in das Innere gestoßen. Jack sprang auf und wollte die Männer draußen daran hindern, das Zelt wieder zu verschließen. Vergeblich schlug er gegen die Zeltwand, die kein bisschen nachgab. Er hörte sie nur sagen: „Dieses Zelt ist jetzt voll. Zehn weitere sind noch zu füllen. Kommen die Lieferungen jetzt regelmäßig…?“ Die Stimme entfernte sich und Jack drehte sich zu dem kleinen Mann um.
Der saß zitternd in einer Ecke.
„Na gut, Daniel, versuch du mal, dich mit ihm anzufreunden!“, seufzte Jack und setzte sich wieder auf den kalten Boden. Aus welchen Gründen auch immer machte er einen schrecklichen Eindruck auf den kleinen Mann. Bei Teal’c konnte er das ja noch verstehen, aber er konnte doch keiner Fliege etwas zu Leide tun…!
Aus den Augenwinkeln beobachtete er Daniel, der sich langsam von seinem Tuch erhob und sich im Schneidersitz vorsichtig vor den Mann setzte.



***



Das Gespräch blieb weitgehend ergebnislos. Als sich heraus stellte, dass der Mann stumm war, versuchte der Archäologe durch Ja und Nein Fragen etwas zu erfahren. Leider gelang es Daniel jedoch nur eine interessante Information aus dem kleinen Mann heraus zu bekommen: Er war offensichtlich freiwillig hier.

Die Temperatur hatte sich weiterhin verringert und Jack merkte langsam, wie seine Zehen taub wurden Nach einigen Stunden wurden ihnen Decken und einige Nahrung ohne weiteren Kommentar ins Zelt geschoben. Jack überlegte immer wieder, was sie wohl mit ihnen vorhatten und warum der kleine Mann freiwillig hier her gekommen war. Irgendwann schlief er ein.

Am nächsten Morgen wurden sie unsanft geweckt. Viele Männer stürmten ihr Zelt und legten sie in Ketten.
Als sie aus dem Zelt geführt wurden, bemerkte Jack, dass dieser Planet zwei Sonnen hatte. Grob wurden sie zu Boden gestoßen und sahen mit an, wie die Zelte abgebaut wurden. Auf Zurufe reagierten die Arbeiter nicht und Jack versuchte vergeblich, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Die Zelte wurden auf Plattformen verstaut, die ein paar Zentimeter über dem Boden schwebten und auf eine höher entwickelte Zivilisation schließen ließen. Jack konnte sich nicht erinnern, jemals ähnliche Geräte gesehen zu haben.

Als die Zelte verstaut worden waren, konnte Jack die anderen Gefangenen sehen. Sie waren alle Menschen, soviel stand fest. Dennoch schienen sie alle aus unterschiedlichen Kulturen zu stammen. Er brauchte nicht einmal Daniel, um das zu sehen. Sie trugen unterschiedliche Kleidung und waren oft von unterschiedlicher Hautfarbe und Statur. Und zu seiner Überraschung schienen alle ganz ruhig zu sein. Brav saßen sie nebeneinander und nicht einer wehrte sich gegen die Behandlung durch die Männer, die nun letzte Vorbereitungen für einen Aufbruch trafen.
„Sir!“, riss Carter ihn aus seinen Gedanken. Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung in der die Arbeiter damit begannen, einen Menschen nach dem anderen aufzuscheuchen und in eine Richtung zu treiben.
Erst überlegte Jack, sich gegen den Aufbruch zu wehren, um so die Aufmerksamkeit endgültig auf sich zu ziehen, entschied sich dann aber dagegen und folgte der langen Reihe von Menschen und Transportplattformen.



***



Sie bewegten sich zielstrebig in östlicher Richtung - wenn das tatsächlich Osten war - vom Stargate weg auf einen Berg zu. An dem Berg selbst war nichts Ungewöhnliches zu entdecken, aber er passte irgendwie nicht in die Landschaft, denn es gab nur diesen einen Berg im Umkreis von 360°. Der Rest war Ebene. Er wirkte wie eine schlechte Kulisse in einer Schulaufführung. Schwarz und dunkel hob er sich von dem hellen Boden der Ebene ab. Zu dem Schwarz des Berges gesellten sich bald dicke Wolken und es fing an, zu schneien. Jack fröstelte und Carter, die neben ihm lief, sah auch schon nicht mehr so frisch aus.
Sie fing seinen Blick auf und fragte flüsternd: „Schon irgendeinen Plan, Sir?“
Jack schüttelte den Kopf.
„Ich will wissen, wohin sie uns führen! Vielleicht bekommen wir dann auch mal die zu Gesicht, die diese Menschen anleiten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die da das Ganze in der Hand haben!“ Er nickte in Richtung ihres Antreibers und wischte sich dann mit dem Ärmel Schneeflocken von seinen Augenbrauen.
Die weißen Flocken tanzten auf und ab und wurden dichter, so dass es immer schwieriger wurde, gegen sie anzukommen.
Nach einer Stunde vergeblichen Vorwärtskommens gab der Treiber, der sich gestern so schroff aufgeführt hatte, das Zeichen, das Lager aufzuschlagen. Die Arbeiter spurten und schlugen hastig die Zelte auf.
Bald befand sich SG-1 wieder innerhalb eines Zeltes. Der kleine Mann von gestern wurde auch dieses Mal wieder in ihr Zelt gestoßen.

Zu Jacks Erstaunen, benahm er sich erneut genau so schreckhaft wie am vorigen Tag.
„Was ist denn bloß los mit ihm?“, fragte er Daniel.
„Ich weiß es auch nicht. Er benimmt sich, als hätte er uns noch niemals gesehen…“, bemerkte Daniel.
Carter lächelte ihn an und sagte: „Wir sind es, erkennst du uns nicht mehr? Du warst gestern schon einmal mit uns in einem Zelt!“
Der kleine Mann machte nun einen überraschten Eindruck.
„Vielleicht leidet er an Gedächtnisverlust.“, vermutete Teal’c kühl.
Sie diskutierten eine Weile darüber, was wohl mit dem kleinen Mann geschehen war. Eigentlich war die Diskussion unnötig, aber keinem fiel ein, wie sie fliehen konnten, also war das ein willkommenes Thema.
Umso mehr zuckten alle zusammen, als sich aus der Ecke jemand räusperte.
„Verzeihung!“, sagte der kleine Mann.
„Du kannst sprechen?“, fragte Jack entgeistert.
„Verzeihung!“, sagte der Mann dieses Mal entschuldigend.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!“, sagte Daniel höflich. „Aber sag uns, warum kannst du auf einmal sprechen?“
„Ich kann schon immer sprechen.“
„Willst du uns auf den Arm nehmen?“, fragte Jack in einem etwas wütenden Tonfall. „Gestern konntest du es noch nicht!“
„Das mag daran liegen, dass ich gestern nicht mit euch in einem Zelt war. Wahrscheinlich wart ihr gestern mit meinem Tsuin Jascha in einem Zelt.“, sagte der kleine Mann nun immer mutiger.
Fragend schaute Jack in Daniels Richtung. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was Tsuin zu bedeuten hatte. Daniel, der den Blick schon zur Genüge kannte, übersetzte:
„Zwilling; das kommt definitiv aus dem Asiatischen. Ich weiß nur gerade nicht, welche Sprache das genau ist.“
„Nicht so wichtig Daniel…“
„Wie heißt du denn?“, fragte Carter interessiert.
„Jaron!“
„Wenigsten einer, der mit uns redet. Diese Arbeiter reden keinen Ton mit uns!“, sagte Jack und trat näher an Jaron heran.
„Oh, das dürfen sie auch nicht. Es ist ihnen untersagt, mit den Auserwählten zu sprechen!“
„Auserwählten?“, fragte Daniel. „Wir sind Auserwählte? Wie meinst du das?“
Jaron war sichtlich verwirrt. „Aber…“
Jack wurde es nun zu bunt. „Hör zu, Jaron. Wir sind durch Zufall in die Sache hier rein geraten. Wir kommen von der Erde und wollten den Planeten erforschen, als man uns gefangen nahm. Wir müssen dringend wissen, wohin man uns bringt!“
„Zur Plattform. Von dort aus treten wir durch ein Tor die Reise in die Welt unserer Retter an.“
„Wer sind eure Retter? Wie werden sie genannt?“, fragte Daniel und rieb sich die Füße.
„Ihr müsst wirklich von weit her kommen, wenn ihr die Lhari nicht kennt. Sie haben uns vor dreitausend Jahren aus der Gefangenschaft befreit und uns ein neues Zuhause gegeben.“
„Wer hatte euch denn gefangen gehalten?“
„Ein schrecklicher Herrscher mit dem Namen Yu! Die Lhari haben ihn besiegt und uns errettet.“
„Ah Yu, der alte Schlangenkopf!“, sagte Jack nickend. Dann drehte er sich zu Daniel, Teal’c und Carter um.
„Hört zu, wenn diese Lhari Yu in die Flucht schlagen konnten, dann mussten sie schon damals sehr fortgeschritten sein. Ich schlage vor, dass wir erst mal so tun, als ob wir zum Rest dieser Auserwählten gehören, um möglichst nah an die Lhari heran zu kommen. Vielleicht haben sie Waffen, die uns im Kampf gegen Anubis helfen könnten!“
Zustimmendes nicken. Nur Daniel machte ein zweifelndes Gesicht.
„Jack, vielleicht sollten wir erst einmal in Erfahrung bringen, wozu diese Menschen überhaupt auserwählt sind!“
Jaron, der offenbar mit angehört hatte, was sie gesagt hatten, mischte sich ein: „Wir sind diejenigen, die unseren Rettern helfen dürfen, gegen den neuen Feind zu kämpfen! Im Gegenzug erhalten unsere Familien daheim Wohlstand und Ehre. Mein Bruder und ich sind nicht die ältesten unter den Söhnen meiner Mutter und so beschlossen wir, uns freiwillig zu melden. Wir hatten Glück und wurden auserwählt!“
„Dein Bruder sah aber nicht besonders fröhlich darüber aus, als wir ihn gestern trafen!“, bemerkte Jack. „Außerdem ist er stumm – hat man ihn überhaupt gefragt?“
„Wäre er nicht mitgekommen, so wäre Schande über ihn gekommen.“
„Verstehe!“, brummte Jack.

Das ständige Auf- und Abbauen des Lagers und das Weiterziehen in Richtung des Berges wurde langsam aber sicher zur Routine. Das Wetter bot die einzige Abwechslung. Der Wechsel von Sonne, Regen und Schnee machte nicht nur Jack zu schaffen.

Jaron sahen sie nach dem Zusammentreffen an jenem Tag nicht mehr wieder.



***



Zwei Tage später erreichten sie den Fuß des Berges. Die Fluggeräte mit dem Gepäck wurden voraus geschickt und dann begann der Aufstieg. Er war hart und je höher sie kamen, desto stärker blies der Wind. Der Berg bestand aus einem seltsamen Gestein. Carter hatte auch keine Idee, was es sein konnte.

Auf schmalen Pfaden kletterten sie immer an der Felswand entlang. Spitze Steine zerrissen Jack die Hose und verletzten seine Beine. Bald sah seine Kleidung auch nicht mehr viel besser aus als die von Jascha und Jaron.
Wenn Jack vom Berg hinab auf die Ebene schaute, so konnte er in der Ferne das Stargate erkennen. General Hammond müsste bald Nachforschungen anstellen, da sie schon lange überfällig waren. Vielleicht hatte er bereits versucht, das Gate anzuwählen, um SG-6 zu schicken, um sie gegebenenfalls zu retten…
Wann würden sie zurück zur Erde reisen können? Er zwang sich zur Vernunft. Diese Mühe konnte vielleicht mit Waffen bezahlt werden, die eines Tages die Erde retten könnten, also musste er durchhalten.
Teal’c, Carter und Daniel sagten kein Wort. Jeder von ihnen schien sich bewusst, dass es wichtig war, nicht aufzugeben.

Eine ganze Weile später erreichten sie endlich die Spitze des Berges. Es gab eine große Plattform, die so glatt war, dass man den Eindruck bekam, auf einem Spiegel zu stehen. Aber das erstaunlichste war nicht die spiegelglatte Oberfläche des Berges, sondern viel mehr, was darauf stand.
Es hatte eine ähnliche Form wie ein Stargate, nur waren andere Symbole darauf zu sehen. Die Farbe war von einem glänzenden Weiß, das an das Innere einer Muschel erinnerte.
Carter schob sich ein wenig näher an Jack heran und flüsterte:
„Sir, das ist eine Art Stargate. Wenn diese Lhari Stargates selber bauen können, dann müssen sie wirklich fortgeschritten sein! Sie erinnern sich, dass die Tollaner auch ihr eigenes Tor gebaut hatten…“
„Abwarten, Major!“, zischte Jack zurück, denn in diesem Moment trat der Anführer, mit dem sie schon bei ihrer Ankunft auf diesem Planeten Bekanntschaft gemacht hatten, vor das Tor. Er trug seltsame Handschuhe, die von derselben weiß-glänzenden Farbe waren, wie das Tor. Er kreuzte die Hände und eine runde Scheibe erschien wie aus Geisterhand in der Luft. Er legte seine rechte Hand auf die Scheibe und aktivierte das Tor.
Das Schimmern war wie immer, musste Jack erleichtert feststellen.
Die Arbeiter machten sich nun daran, einen Menschen nach dem anderen durch das Tor zu schleusen. Schließlich war auch SG-1 an der Reihe und Jack machte den bekannten Schritt durch das Tor, das irgendwie größer zu sein schien, als die normalen Stargates.

Der Anblick, der sich Jack bot, als er auf der anderen Seite aus dem Tor kam, war ungewohnt. Jack verstand nun, dass das, was auf der Spitze des Berges auf dem anderen Planeten gewesen war, nur einen Vorgeschmack dargestellt hatte. Auf dieser Seite war nämlich ausschließlich alles aus Spiegelglas und diesem perlen-farbenden Zeug gebaut.
Es wurde gewartet, bis alle durch das Tor gekommen waren. Irgendwie kam es ihm so vor, als wären es weniger Menschen, als zu dem Zeitpunkt, als sie zum Berg aufgebrochen waren.
Hatten es nicht alle geschafft?
Es kam ihm der Gedanke, dass längst nicht alle in so guter körperlicher Verfassung gewesen waren. Manche wirkten wie Bauern, die es gewohnt waren hart zu arbeiten, andere hatten einen körperlich schwächeren Eindruck auf Jack gemacht.
War dieser Weg vom Tor auf den Berg eine Art Aussiebungsprozess gewesen?
Wenn die Lhari so weit entwickelt waren, warum hatte man ihnen mit großen Transportern den beschwerlichen Weg nicht erspart?
Er hätte gerne gewusst, was die anderen darüber dachten, aber an reden war jetzt nicht zu denken, denn schon wurden sie wieder vorwärts getrieben.

Sie liefen eine lange Straße entlang. Wenigstens sah es aus, wie eine Straße. Rechts und links von ihnen befanden sich hohe, schlanke, runde Bauten mit länglichen Fenstern und spitzen, niedlichen Kuppeln, ansonsten aber ohne große Verzierung. Überall war Glas und jenes perlen-artige Material. Es blendete stark und Jack kniff die Augen zusammen. Hier und da blieben vereinzelt Menschen stehen, um ihnen zu zuwinken. Aber nirgendwo konnte Jack die Lhari entdecken.
Wo steckten sie?
Oder waren sie unsichtbar?
Jack schüttelte den Kopf über diesen absurden Gedanken. Er schaute in den nachtschwarzen Himmel und konnte einen anderen Planeten entdecken. Ob es der Planet gewesen war, den sie gerade verlassen hatten?
Mit den anderen wurden sie nun in eine Halle gebracht, in der Nachtlager aufgeschlagen waren. Die weichen Decken wirkten merkwürdig auf dem kalten Boden und die glatten Wände verstärkten den Kontrast.
Der Anführer der Arbeiter brüllte nun in den Raum: „Begeben Sie sich gleich in die Versammlungshalle, um Ihre erste Unterrichtseinheit zu empfangen.“

Jack konnte sich nicht helfen, dieser Mann erinnerte ihn einfach an seinen ersten Vorgesetzten in der Grundausbildung.
Auf seinem Lager fand er trockene Kleidung. Es war eine Art Overall in einer blassgrauen Farbe.
„Grau? So was Geschmackloses! Gibt es auch welche in einer anderen Farbe?“, knurrte Jack, zog ihn aber dann dennoch an. Der Rest tat es ihm gleich. Sie waren dankbar für die trockene und saubere Kleidung.
Dann reihten sie sich in die Gruppe, die in Richtung Versammlungshalle lief, ein.
Still setzten sich die Männer im Schneidersitz nebeneinander vor das große Podest, welches etwas nach links gerückt auf einer Bühne stand.
Jack war gespannt, was sie jetzt wohl erwarten würde. Dieser Schreihals von Anführer schien offenbar die Erlaubnis zu haben, zu den Auserwählten zu sprechen. Wenig später betrat dieser auch schon durch eine kleine Tür, die plötzlich in der Wand erschienen war, das Podest. Alle Augen richteten sich auf ihn.

Er begann seine Rede.
„Willkommen, Auserwählte. Ich werde Ihr Ausbilder für die nächsten drei Tage sein. Am vierten Tage werden Sie die Ehre haben, für die Lhari Ihren Mut unter Beweis zu stellen.“
„Eine Ausbildung in drei Tagen?!“, fragte Daniel leise und zweifelnd neben ihm.
Nach einer kurzen, dramatischen Pause fuhr er fort: „Ich werde Ihnen nun einen kleinen Film zeigen, der sie darauf vorbereiten soll, was sie erwartet!“

Es wurde schlagartig dunkel in der Halle. Ein Film begann sich vor Jacks Augen abzuspulen. Es war aber kein normales Abspielgerät – soviel stand für ihn fest. Die Filmsequenzen wirkten irgendwie 3-D – zum Anfassen echt.
Bald wurde klar, worum es in ihrer Ausbildung gehen würde: Sie würden Piloten für raumschiffartige Flugobjekte werden.
Als Jack kurz den Blick abwendete und zu Daniel schaute, sah er, wie der gar nicht begeistert von der Sache war. Jack fand, dass es Daniel ganz gut tun würde, ein wenig Ahnung vom Fliegen zu bekommen.

Der Film dauerte sehr lange, aber an Inhalt fehlte es gewaltig. Der Film war beunruhigend; er handelte von der Befreiung der Menschen auf irgendeinem Planeten XYZ durch die Lhari und wie wichtig die Lhari auch weiterhin für das Fortbestehen der Menschen seien. Wenn der Krieg verloren würde, dann wäre das der Untergang. Als Fliegerpiloten würden sie den Lhari ihre Dankbarkeit zeigen und ihrer Familie Ehre bringen…
Irgendwie fand Jack das alles eigenartig. Während der Vorstellung kam ihm einige Male der Begriff Kriegspropaganda in den Sinn. Wozu diente die Vorstellung wirklich? Der Gedanke wurde jedoch jedes Mal wieder durch weitere Bilder des Filmes verdrängt….

Selbst nach dem Ende der Vorführung wunderte Jack sich noch, dass man in dem Film keinen einzigen Lhari gesehen hatte. Ihm war auf einmal ganz schummerig zu Mute. Jack merkte, wie er den starken Drang verspürte, sofort in eines dieser Flugzeuge zu steigen und für die Lhari zu kämpfen.
Er wies sich zurecht und beschloss, da die Veranstaltung zu Ende war, ins Bett zu gehen. Diesen Gedanken hatten wohl alle. Er fiel in einen festen, traumlosen Schlaf und erwachte erst, als am nächsten Morgen eine Glocke läutete.



***



Er richtete sich auf und gähnte. Neben ihm saß Carter auf ihrem Lager und untersuchte eine Wunde an ihrem rechten Bein, die sie sich wohl bei dem beschwerlichen Aufstieg zugezogen hatte. Als sie seinen Blick bemerkte, sagte sie: „Guten Morgen, Colonel. Haben sie einigermaßen geschlafen? Ich habe mich heute Morgen schon ein wenig umgesehen. Wir sind hier einem riesigen Komplex gelandet, der wohl nur der Ausbildung und der Planung von kriegerischen Maßnahmen dient. Ich schätze dieser Gebäudekomplex ist ungefähr so groß wie unser Pentagon.“
Jack gähnte wieder.
„Und, haben sie einen Lhari zu Gesicht bekommen?“
„Nein, Sir!“
„Aber ich O’Neill!“, sagte eine Stimme hinter ihm. Jack drehte sich um und sah Teal’c hinter sich stehen.
Carter machte große Augen.
„Ja, und, Teal’c? Spann uns nicht auf die lange Folter!“
„Ich habe nicht vor, euch zu foltern O’Neill.“
„Naa, du weißt schon, was ich meine. Wie sah er nun aus?“
„Ich war gerade auf dem Weg zu den sanitären Anlagen, als am Ende des Ganges etwas Weißes um die Ecke glitt. Ich folgte ihm und sah, wie ein schlankes Wesen mit einem länglichen Kopf hinter einer Tür verschwand. Mehr konnte ich nicht erkennen.“
„Das ist ja nicht gerade viel.“ Er nahm das blassgraue Ding von Overall und zog es sich über.
Nachdem er gerade den Reisverschluss geschlossen hatten, kam Daniel und unterrichtete sie davon, dass die erste Lektion, wie er es nannte, in wenigen Momenten beginnen würde.

Jack fluchte. Er hatte sich schon auf eine Dusche gefreut, aber vor allen Dingen musste er dringend aufs Klo.
„Geht nur schon vor!“, sagte er dann. „Ich geh eben noch aufs Klo und komme dann gleich. Wo ist denn das Klo, Teal’c?“
„Die sanitären Anlagen befinden sich den Gang runter, an der Abzweigung links und dann scharf rechts, O’Neill.“
„Danke T.“

Jack beeilte sich. Zum Glück hatte der schroffe Aufseher nicht bemerkt, dass er nicht wie die anderen in den merkwürdigen Saal gegangen, sondern an ihm vorbei geschlichen war.

Es war merkwürdig still.
Fast Krankenhaus-Atmosphäre.
Er fand die Toilette, nur konnte er nicht herausfinden, welche Tür für Mann und welche für Frau vorgesehen war. Die Schriftzeichen darauf hatte er noch niemals gesehen.
Er entschied sich für die linke Tür und öffnete sie übertrieben vorsichtig.
Was er dort zu sehen bekam ließ ihn daran zweifeln, dass er hier richtig war.
Der Raum war rund und auf der Höhe von etwa 1,50m wölbte sich die Wand ein Kreis nach innen und ergab eine waagerechte Fläche, auf der man sitzen konnte. Im Abstand von 1m gab es Löcher, deren Zweck Jack nur erraten konnte.
Schnell schloss er die Tür wieder und öffnete die rechte. Erleichtert sah er hier einige Zellen und fand Klos vor, die für seine Wahrnehmung wirklich wie Toiletten aussahen.
Zum Glück war gerade kein Lhari in der Lhari Toilette gewesen, dachte Jack und erwischte sich dabei, wie er darüber nachdachte, wie wohl Asgard Toiletten aussahen.

Nachdem er zur Toilette gegangen war und sich frisch gemacht hatte, wollte er zu den anderen in den großen Saal. Vorsichtig öffnete er die Tür und schloss sie genauso vorsichtig auch wieder hinter sich. Lief dann den Gang entlang und hörte gerade noch rechtzeitig Stimmen. Er stoppte und drückte sich gegen die Wand. Er wusste nicht, was man mit ihm machen würde, wenn man ihn entdeckte.
Langsam schob Jack den Kopf etwas vor und schaute um die Ecke. Dort sah er einen kleinen, ziemlich alten Mann, der etwas hinkte und einen – Lhari, der sich in seinem perl-weißen Umhang kaum von der Wand hinter ihm abhob. Zumindest ähnelte dieses Wesen Teal’cs Beschreibung. Er war doppelt so groß wie der Hinkemann und mit dem länglichen Kopf hätte er Bart von den Simpsons Konkurrenz machen können.
Jack musste über den Vergleich grinsen, wurde dann aber bald wieder ernst, als er den alten Hinkemann, der aussah, als sei er asiatischen Ursprungs, mit leiser Stimme sagen hörte:
„Die neuen Auserwählten scheinen genauso eifrig zu sein, wie die letzten. Wir können neue Erfolge erwarten.“
Jack hörte den Lhari ein seltsames Geräusch machen, dass wie Blubbern klang. Offenbar war das ihre Art zu kommunizieren, denn Hinkemann antwortete höflich:
„Ja, natürlich, da haben Sie vollkommen Recht.“ Dann waren sie auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Jack hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was die zwei da gerade besprochen hatten. Er musste die anderen finden, damit er nicht soviel vom Unterricht verpasste.

Schneller als erwartet fand er den großen Saal. Der eigentliche Unterricht schien noch nicht begonnen zu haben, denn alle Menschen saßen im Schneidersitz und meditierten. Er entdeckte seine Teammitglieder in der hinteren, linken Ecke.
Leise setzte er sich zu ihnen. Sie hatten ihn noch nicht einmal bemerkt, also beschloss Jack einfach mit zu machen.
Obwohl er zuvor noch nie richtig meditiert hatte, konnte er sich ohne große Schwierigkeiten entspannen. Er merkte wie sein Kopf langsam leer wurde und er an nichts mehr dachte. Da war nur noch ein großes schwarzes Loch...

…mit einem Ruck kam er wieder zu sich. Was zum Teufel war das gewesen? Er merkte, dass Carter, Teal’c und Daniel ähnlich verwirrt waren.
Teal’c fand als erster wieder zu Worten und sagte: „Das war die tiefste Meditation, die ich jemals erlebt habe. Sogar tiefer als mein Kelnoreem.“
„Du hast Recht, Teal’c…“, murmelte Daniel nachdenklich. „Es kam mir mehr wie eine Hypnose vor…“
„Ihr habt noch nicht einmal gemerkt, wie ich mich zu euch gesetzt habe! Habe ich außer diesem Meditationszeug irgendetwas verpasst?“
„Nein, Sir!“, sagte Carter.

Der Aufseher machte ein Zeichen und sofort kehrte Ruhe in den Saal ein.
„Sie werden jetzt alle mit mir mitkommen und Ihre erste Flugstunde erhalten!“

Nach einer halben Ewigkeit, die sie hinter dem Aufseher durch die Gänge gelaufen waren, kamen sie nach draußen. Vor ihnen lag ein Platz und es standen etwa 20 Flugobjekte in zwei Reihen nebeneinander. Der Aufseher teilte jedem ein Objekt zu und es stieg einer nach dem anderen ein.
Jack wunderte sich nicht schlecht, als er ins Innere des Flugobjektes kam. Von außen hatte es sehr modern ausgesehen, aber von innen erinnerte es ihn stark an ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg von Mitsubishi.
Er nahm sich vor, mit Carter darüber zu sprechen, wenn der Trainingsflug zu Ende war.
Aus einem Lautsprecher neben ihm ertönten jetzt Anweisungen, wie das Flugobjekt zu bedienen sei. Jack hatte fast keine Schwierigkeiten und startete ohne Probleme.
Während des Fluges bemerkte er, dass das Cockpit auch wirklich nur so aussah wie aus dem zweiten Weltkrieg. Viele Modifikationen machten das Objekt schneller, wendiger und vor allen Dingen konnte man mit ihnen auch in den Weltraum starten.
Jack stellte sich in Gedanken schon vor, wie viele das SGC bei den Lhari bestellen würde, als er merkte, dass keinerlei Waffen an Bord waren. Er dachte bei sich, dass man sie bestimmt für diese Übungsflüge abmontiert hatte, damit die Schüler sich nicht gegenseitig abschossen.
Jack schaute aus dem Cockpit heraus auf den Mond, denn ein Mond war es, das stand jetzt fest. Es gab eine künstliche Atmosphäre, wie Carter es ihm erklärt hatte.
Dort unten gab es vom Stargate ausgehend eine große Stadt mit vielen von diesen spitzen Türmchen, die er schon bei seiner Ankunft bemerkt hatte. Viele der Türmchen sahen aus, wie Stecknadeln auf einem Nadelkissen.

Schließlich bekamen alle den Befehl, wieder zur Basis zurückzukehren. Jack hatte den Flug genossen und aus irgendeinem Grund freute er sich schon auf seinen Einsatz. Er konnte es sich nicht erklären, denn er hatte so viele Einsätze geflogen, dass er sich geschworen hatte, nie wieder in ein Kriegsflugzeug zu steigen.

Auch Carter war es aufgefallen, dass das Innere des Flugzeuges den Flugzeug Typen, die im Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden, sehr ähnlich waren.
Wie konnten die Lhari ihre Geschichte kennen?
Die Menschen, die sie „errettet“ hatten, waren alle schon vor tausenden von Jahren von der Erde entführt worden. Jack kam das alles sehr seltsam vor. Aber noch seltsamer kam ihm vor, dass alle sich sehr auf ihren Einsatz im Krieg gegen den Feind der Lhari freuten – sogar Daniel.

Die Tage vergingen und die meiste Zeit verbrachte SG-1 mit der Vorbereitung auf ihren Fliegereinsatz. Alle hatten sich darauf geeinigt, dass man mit der Verhandlung mit den Lhari bis nach dem Einsatz warten sollte.
Die zahlreichen Filme und Meditationen machten Jack benommen und müde, die Probeflüge hingegen konnte er kaum erwarten. Sie gaben ihm ein gutes Gefühl und langsam aber sicher glaubte er, dass er die ultimative Zufriedenheit mit dem Kampfeinsatz gegen den Feind der Lhari erlangen könne.
Das Manöver, das sie immer wieder übten, war einfach. Wie ein Netz sollten sie steil aus der Luft die feindlichen Knotenpunkte im Sturzflug ansteuern und zerstören. Da war es egal, dass sie nichts über die Feinde an sich wussten.

Schließlich war der Tag des Kampfes gekommen. Der Einsatz sollte am Nachmittag stattfinden. An diesem Tag wurden sie nicht durch die langen Gänge geführt, sondern auf schwebenden Transportern zum Abflughafen gefahren.
Rechts und links standen Hunderte von Menschen und winkten und jubelten ihnen zu. Jack fühlte sich schon fast wie ein Held verehrt.
Wie würde es erst werden, wenn sie mit einer hohen Erfolgsquote zum Mond zurückkehren würden?

Der Flugplatz war viel zu schnell erreicht und sie wurden aus dem Transporter auf den Flugplatz gebeten.
Jack merkte, dass dies eine ganz andere Ecke des Platzes war. Sonst kamen sie am Ende des Gebäudekomplexes immer direkt zu den Flugobjekten. Doch dieses Mal standen sie auf der anderen Seite.
Überall waren Menschen und durch eine Gasse wurden sie zu einem abgesperrten Stück gebracht. Jack dröhnte der Lärm in den Ohren und sein Blick fiel auf zwanzig Laternen aus Stein, die fein säuberlich in einer Reihe aufgestellt waren. Ein fernöstlicher Touch war zu erkennen, denn Jack hatte diese Art von Bauweise schon mal auf Fotos von Häusern in Asien gesehen.

Eine für Jack unverständliche Zeremonie begann.
Eine Art Priester sprach einen langen Text in einer Sprache, die Jack nicht kannte und ließ sie dann einer nach dem anderen niederknien und legte die Hände auf den Kopf des jeweiligen. Dann mussten sie jeweils eine Kerze anzünden, die dann in eine der Laternen gestellt wurde. Jack wollte zuerst Daniel fragen, der neben ihm kniete, was das zu bedeuten hatte. Aber der war so in sich gesunken, dass Jack gar nicht erst den Versuch startete ihn irgendetwas zu fragen und er schob es bis nach dem Angriff auf.
Denn das Wichtigste überhaupt für Jack war, dass der Angriff erfolgreich verlaufen würde und dass die Lhari stolz auf ihn sein könnten.

Als sie dann endlich zu ihren Flugobjekten gefahren wurden, wünschte er seinem Team noch viel Glück, aber die antworteten nicht. Sie waren still und lächelten vor sich hin.
Nun war Jack etwas verunsichert.
Die letzten Tage waren sie immer stiller und ruhiger geworden, aber das hatte er als nicht so schlimm empfunden, da auch er sein Ruhe haben wollte, aber warum antworteten sie jetzt nicht mehr?
„Carter!“, schrie er seinen Major an.
„Was ist mit Ihnen?“
Sie antwortete ihm nicht, schien ihn noch nicht einmal gehört zu haben.
„Teal’c!....T!!!“, rief er den Jaffa.
„Daniel?!“
Keiner seiner Freunde regte sich.
Eine leichte Panik stieg in ihm hoch.
Was war geschehen?
Wie Marionetten bewegten sich alle Kämpfer auf ihre Flugobjekte zu. Alle lächelten und konnten es kaum erwarten einzusteigen.

Jack wollte protestieren.
Waren sie einer Gehirnwäsche zum Opfer gefallen?
Er fühlte sich wie aus einem Traum aufgewacht.
Die Realität prügelte auf ihn ein und er hielt sich den Kopf, der sich nun anfühlte, als würde er zerspringen. War er der einzige, der merkte, was hier gespielt wurde?
„Verdammt noch mal Carter! Wachen Sie auf!“, schrie er verzweifelt ein letztes Mal.

Wie hatte es soweit kommen können?
Warum war er der einzige, der merkte, dass irgendetwas nicht stimmte?
Alles lief nun wie in Zeitlupe ab. Seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf und ihm wurde schwindelig.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er sich nach der ersten Meditation schummerig gefühlt hatte.
Richtig – er war ja zu spät gekommen, weil er noch auf der Toilette gewesen war. Dabei hatte er ja auch den Lhari und den Menschen miteinander sprechen hören. Der Mensch hatte sie als weitere Lieferung bezeichnet.
Was war mit den Menschen vor ihnen passiert?
Alle ihm Kampf gefallen?
Warum war keiner zurückgekehrt?
Die Laternen schossen ihm nun in den Kopf. Wofür waren diese Laternen?
Wie Gräber, meldete sich sein Unterbewusstsein.
Waren sie eben lebendig beerdigt worden?

Mit all diesen Gedanken im Kopf merkte er gerade noch, wie er von einem Helfer in sein Flugobjekt geschoben wurde.
Er wollte rufen und sich wehren, aber was würde mit seinen Freunden geschehen, wenn sie ohne ihn starteten?
Sie wussten nicht, was geschehen war. Sie glaubten, sie würden die größte Heldentat aller Zeiten vollbringen.

weiter: Kapitel 2
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