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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2) von moth-to-flame

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7. Kapitel

Auch wenn dieser es nicht offen zugeben würde, Daniel wusste, dass Nath ihm längst verziehen hatte. Er kannte alle Gedanken seines Wirtes, genauso wie dieser die seinen kannte. Daniel versuchte, sich in Nath' Lage zu versetzen. Er hätte sich auch verziehen, aber wie Nath hätte er die Tatsache nicht ertragen können, einen Symbionten in sich zu tragen.

Sam hatte sich ähnlich fühlen müssen, damals als Jolinar sie aus Angst um ihr Leben als Wirt genommen hatte.

Es war so grausam, zu fühlen, wie ein anderes Lebewesen, das intelligent war, zum Denken fähig, in einen eindrang und die Kontrolle über den eigenen Körper übernahm.

***

Daniel hatte mittlerweile Nath die Kontrolle übergeben. Er sah durch die sehfehlerfreien Augen des jungen Mannes, hörte mit seinen Ohren, schmeckte mit seiner Zunge, aber fühlte immer noch mit seinem eigenen Herzen. Es war erstaunlich, wie stark die Verbindung zwischen ihnen war. Er teilte die Gefühle, die Nath für seine Frau hegte, die er auf seinem Planeten hatte zurücklassen müssen, obwohl er selbst sie noch nie gesehen hatte. Nath' Gedächtnis beschrieb sie idealisiert. Wunderschön, sanftmütig, fürsorglich und intelligent. Er liebte sie.

Nath teilte seine Angst und sein Widerstreben, im Körper einer Goa'uld Larve zu sein. Teilte die Hoffnung, eines Tages wieder sein Leben zurückzubekommen. Seine Freunde wiederzusehen. Daniel versprach Nath, er würde seine Frau wiedersehen. Aber Nath wusste, dass Daniel dieses Versprechen kaum halten würde können. Nath kontrollierte die Bewegungen ihres Körpers. Unruhig lief er in dem Raum, in den sie gesperrt waren, auf und ab. Daniel sah mit den Augen seines Wirtes die imaginären Gitterstäbe vor sich und fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier. Aber er war ein eingesperrtes Tier in einem eingesperrten Tier.

***

Plötzlich tat sich die Öffnung, die als Ein- und Ausgang diente, auf und Shoshana trat ein. Daniel bat Naht, ihm kurz die Kontrolle zu überlassen und Nath kam dem sofort nach. "Das wäre nicht nötig gewesen. Ich kann eure Gedanken gut auseinander halten.", sagte Shoshana und lächelte.

"Was willst du? Habt ihr euch eine neue Strafe für uns ausgedacht?", fragte Nath.

"Ihr habt beide eure gerechte Strafe erhalten.", antwortete Shoshana. Hatte sich Daniel verhört oder war Shoshana über das Wort 'gerechte' gestolpert? Er versuchte seinerseits, ihre Gedanken zu lesen. Aber er scheiterte. Irgendwie schaffte sie es, sich ihm zu widersetzen.

"Warum bist du hier?", fragte er. Es wirkte, als würde sie ihm in die Augen blickte. Aber Daniel wusste, dass es die Augen seines Wirtes waren, die sie sah.

"Ich habe den Auftrag bekommen, nach euch zu sehen.", sagte sie.

Daniel konnte sich das plötzliche Gefühl nicht erklären, aber er wusste, dass sie log.

"Was werden die Konshimen jetzt mit uns machen?", fragte er wieder, bewusst Shoshana nicht mit eingeschlossen.

Das schien ihr aber nicht aufzufallen, oder auffallen zu wollen. "Ihr werdet hier auf Konshim bleiben und euch unter den Konshimen nützlich machen müssen.", erklärte sie. Plötzlich stand sie auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.

Daniel lächelte. Er schöpfte unendlich viel Hoffnung aus dieser Unterhaltung. Wenn er sich nicht irrte, hatte er gerade erlebt, wie Shoshana an der Perfektion ihres eigenen Volkes zweifelte.

***

Shoshana versuchte den Weg zu ihrem Haus so schnell wie möglich zurückzulegen. So hatte sie sich die Unterhaltung mit Daniel und seinem neuen Wirt nicht vorgestellt. Der Wirt hatte sie angesehen, aber aus seinem Blick hatten die durchdringenden Gedanken Daniels gesprochen und sie durchbohrt. Sie hatte alle ihre Kräfte aufbringen müssen um seinen Versuchen, in ihr Gehirn einzudringen, widerstehen zu können. Er wusste von ihren Zweifeln. Und wenn er es wusste, dann war es für die anderen Konshimen ein leichtes, es ebenfalls zu erahnen. Die einzige Hoffnung, die sie hatte, war, dass diese keinen Verdacht hegten. Seitdem ihr der Rang eines Wächters aberkannt worden war, hatte sie sich im Hintergrund gehalten. Sie wollte um keinen Preis auffallen.

Es gab in jedem der igluartigen Konshimen-Bauten, die je ein Individuum bewohnte, einen Bereich, einen kleine Abschnitt des Raumes. Dieser war mit Wänden aus einer Substanz errichtet, welche es verhinderte, die Gedanken des sich darin befindlichen Konshimen zu lesen. Shoshana hielt sich immer öfter in dieser 'Kammer' auf. Nur dort hatte sie das Gefühl, nicht belauscht zu werden. Dort konnte sie den Gedanken nachhängen, die sie, von anderen Angehörigen ihres Volkes gehört, wahrscheinlich das Leben gekostet hätten. Sie wusste, dass sie solche Gedanken nicht haben durfte...nicht haben sollte. Doch sie konnte es nicht verhindern. Zeit ihres Lebens, und das würden viele andere Rassen als unendlich bezeichnen, hatte es nicht eine Phase gegeben, in der sie in irgendeiner Weise an der Kultur der Konshimen gezweifelt hätte. Doch dieser selbstbewusste, intelligente, neugierige und scheinbar furchtlose Mensch hatte es tatsächlich geschafft, ihr die Augen für eine andere Denkweise zu öffnen. Eine andere Sichtweise der Dinge. Sie hatte plötzlich realisiert, dass es die Konshimen nicht die beste Rasse, nicht perfekt und fehlerfrei waren. Nur eine Spezies unter tausend anderen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger wert als jedes andere Lebewesen. Doch die Konshimen stellten sich über

diese andere Rassen, im Glauben, sie wären die Herrenrasse. Alle anderen Völker waren gleich, egal ob gut oder böse, sie alle waren...minderwertig.

Doch Shoshana glaubte das alles nicht mehr. Nur weil die Konshimen ihrer Meinung nach ein äußerst hoch entwickeltes Volk waren, gab ihnen das noch lange nicht das Recht, über alle anderen zu richten. Und sobald ihnen ein Hindernis in Form eines Angehörigen eines fremden Volkes im Wege stand, diesen so hart zu bestrafen. So wie Daniel und seinen neuen Wirt Nath. Sie wusste aus Daniels Gedanken, dass er die Goa'uld hasste. Und durch sein Denken konnte sie seine Gefühle und seinen Ekel vor dieser Rasse sogar ansatzweise verstehen, selbst wenn in ihrem Inneren immer noch der Grundglaube herrschte, alle Nicht-Konshimen seien gleich primitiv und gleich zu behandeln.

Sie wusste, dass ihr Zwiespalt bald schlimme Folgen haben würde. Irgend etwas musste sie unternehmen.

***

"Hör endlich auf!", rief Daniel schließlich laut aus und erschrak selbst über die Bosheit in seiner Stimme. Er hatte mit Nath besprochen, einen Fluchtversuch zu starten. Es müsste ihnen nur gelingen, aus dem Gebäude zu entwischen. Dann würden sie Shoshana suchen und sie bitten, ihnen zu helfen. Sie würde sie dann zum Transporter führen und schon waren sie wieder auf dem Planeten, von dem aus Daniel in diese grauenhafte Situation gekommen war. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt durch das Stargate auf die Erde...und dort würde man alle Hebel in Bewegung setzen, um ihnen zu helfen. Nath hielt die Idee für schwachsinnig. Daniel gab ihm gegenüber zu, dass viele Einzelheiten funktionieren mussten, um den Plan durchziehen zu können. Und er war überzeugt davon, dass Shoshana ihnen helfen würde. Das einzige, worum Daniel sich Sorgen machte, war der Ausbruch aus ihrer 'Zelle', die sich nur durch einen Konshimen öffnen ließ. Nath spürte die Entschlossenheit und die Überzeugung, als wäre er es, die sie empfand. Schließlich gab er nach. Was konnte er schon verlieren? Außer ein Leben in ewiger Gefangenschaft unter arroganten Leuten, die sich für unfehlbar hielten. Zudem noch mit einem nervenden Möchtegernhelden, der sich mit ihm seinen Körper teilte?

Daniel gab seinem Wirt einen gedanklichen Stoß in die Rippen, aber in diesem Moment war die Entscheidung gefällt. Sie würden es versuchen. Auch wenn ihnen bei einem Misslingen der Aktion eine weitere Strafe drohen könnte, würden sie das Risiko in Kauf nehmen. Schließlich war es eine Chance. Welche Strafe konnte noch schlimmer sein als die Zukunft, welche die beiden erwartete, wenn sie sich fügten und auf Konshim blieben?

weiter: Kapitel 8
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