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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2) von moth-to-flame

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5. Kapitel

Schließlich war es wirklich so weit. Shoshana hatte wieder mit ihm gesprochen. Er würde noch heute einen Wirt übernehmen müssen. Daniel dachte an all die lächerlichen Situationen zurück, in denen er gedacht hatte, er wüsste, was Furcht war. In denen er gedacht hatte, er hätte Angst und ihm würde etwas Schreckliches passieren. Sie alle waren nahezu erfreulich gewesen, gegen das, was nun mit ihm geschah. Seine Seele gefror, bei dem Gedanken daran, was ihm nun unmittelbar bevorstand.

Kurze Zeit nachdem Shoshana mit ihm geredet hatte und dann wieder gegangen war, traten die Männer und Frauen des Konzils in den Raum. Daniel konnte sie mit seiner schlechten Sehfähigkeit nicht erkennen, aber aus der Anzahl der Personen schloss er, dass es nur der Oberste Richter und sein Gefolge sein konnten.

Verzweifelt schwamm er mit nervösen, eckigen Bewegungen in seinem Behälter herum. Es gab kein Entkommen. Und wenn er sich einfach weigerte, es zu tun?

Plötzlich spürte er, wie eine Hand die Mitte seines Leibes packte und unsanft zudrückte. Er wehrte sich verzweifelt und wand seinem Körper unter dem Griff, der ihn langsam aber sicher aus der Flüssigkeit zog. Doch die Faust, die ihn umschloss gehörte zu einem starken Mann, der neben dem Obersten Richter stand. Shoshana schloss die Augen, als sie das emotionslose Gesicht des Mannes sah. Sie hörte nur mehr das Kreischen der Kreatur in dessen Händen. Sie war hin und hergerissen zwischen der Treue zu ihrem Volk und dem Mitleid gegenüber der Seele, die nun auf so schreckliche Weise gefoltert wurde. Sie hatte Daniel seine Tat längst verziehen. Sie verstand die Ambitionen, die hinter seinem Tun steckten, sehr gut. Schließlich kannte sie alles seine Gedanken.

Auch Shoshana wusste, dass ihr Volk bei weitem nicht so perfekt war, wie es sich hinstellte. Und manchmal, nur manchmal, zweifelte sie an der tatsächlichen Gerechtigkeit der Strafen, die das Konzil verhängte. Doch die Zweifel hegte sie im Stillen, denn niemandem auf dem Planeten Konshim gehörten seine Gedanken ganz alleine.

Sobald ein Angehöriger einer anderen Kultur auch nur den leisesten Fehler im Umgang mit ihnen beging, und so der Perfektion der Konshimen widersprach, wurde der Fremde hart bestraft.

Wie Daniel. Shoshana wusste, was Daniel liebte, was er fürchtete, wovor er Angst hatte. Was er hasste...Er hasste die Goa'uld. Sie hatten ihm seine Frau genommen und immer wieder aufs Neue sein Leben zerstört. Es war eine unvorstellbar grausame Strafe, ihn im Körper eines solchen einzusperren.

Was Daniel am meisten Beschäftigte, war der Glaube daran, gegen die Goa'uld zu kämpfen und sie eines Tages vielleicht besiegen zu können. Sie hatten bereits schwere Niederlagen gegen die Menschen und deren Verbündete einstecken müssen. Trotzdem waren sie immer noch der größte Feind der Welt, von der Daniel kam.

Auch seine Freunde spielten in seinem Leben eine wichtige Rolle. Eine sehr wichtige Rolle. Und Shoshana hoffte, dass die Erinnerung an seine Freunde ihm die Kraft geben würde, das alles ohne bleibende Schäden an seiner Seele zu überstehen.

Den Glauben daran nicht verlieren würde, dass alles irgendwann doch noch ein gutes Ende nehmen würde. Wenngleich auch Shoshana daran zweifelte.

Sie hörte die vorwurfsvolle Stimme des Obersten Richters in ihrem Kopf Sie solle Daniel mitteilen, er müsse nun in den Wirt eindringen...oder er würde noch qualvoller sterben müssen.

***

Daniel hörte ihre Stimme und sie klang so sanft wie damals, als sie ihm das erste Mal einen ihrer Gedanken geschickt hatte. Es schien, als läge das mittlerweile Jahrzehnte zurück. Er spürte, wie sich der Griff um seinen kleinen, so empfindlichen Körper verstärkte, wie, um Shoshanas Worten Nachdruck zu verleihen. Das war für Daniel der erste annehmbare Beweis dafür, dass ein Goa'uld Parasit wirklich Schmerzen empfinden konnte. Bisher hatte er diesen Umstand immer geleugnet. Hatte sich gewehrt, zu glauben, dass ein Geschöpf, das anderen Lebewesen so viel Pein und Leid beibrachte, selbst dazu imstande war, Schmerzen zu empfinden.

Daniel spürte, wie sich die Finger des Konshimen, der ihn immer noch in eisigem Griff hielt, in seine verletzliche Haut gruben. Verschwommen sah er, einige Schritte von sich und seinem Peiniger entfernt, eine andere Gestalt stehen. Shoshana sagte, dies solle sein Wirt sein. Alles in Daniel sträubte sich, als der Konshime die Hand senkte. Er erkannte, dass es sich um einen Menschen handeln musste. Konshimen waren unempfänglich für Goa'uld Larven, das sagte ihm sein Körper.

Der Wirt war männlich und jung. Daniel spürte wie sich der kleiner Körper der Larve nach einer Symbiose mit dieser jugendlichen Lebenskraft sehnte und lehnte sich dagegen auf. Er spürte außerdem, dass der Mann Angst hatte. Er wusste nicht, ob er dies riechen oder schmecken konnte. Er wusste es ganz einfach. Es war wie eine außersinnliche Wahrnehmung, ein Instrument dieser Spezies, um sich einen geeigneten Wirt zu nehmen.

***

Daniel wusste nicht, wie man sich als Goa'uld verhalten musste, um in einen Menschen einzudringen. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen. Aber der Druck um seinen Leib wurde immer stärker und er stand vor der Entscheidung, in einem unschuldigen, unfreiwilligen und vor allem am Ganzen unbeteiligten Menschen weiterzuleben oder sein eigenes Leben qualvoll langsam zu lassen.

Die Entscheidung wäre ihm leichter gefalle, wenn mehrere Leben auf dem Spiel gestanden wären. Dann hätte er ohne zu zögern sein eigenes geopfert. Aber so stand ein Leben gegen ein Leben. Auch wenn er seinen momentanen Zustand nicht als Leben bezeichnen wollte, gab es doch immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung darauf, dass irgend jemand ihm helfen konnte, wenn er es schaffte, zu entkommen. Immerhin hatten die Konshimen seinen Körper in seinem Willen zurückgeschickt.

Außerdem konnte das, was er getan hatte, in keinster Weise diese Strafe rechtfertigen.

Manchmal hatte Daniel das Gefühl, die Konshimen wussten nicht, wie grausam diese Bestrafung für ihn war. Aber die Möglichkeit, Gedanken zu lesen, widersprach dieser Theorie. Sie wussten ganz genau, welche Pein sie ihm bereiteten und zeigten keinerlei Mitleid.

Daniel blieben nur noch wenige Sekunden, um seine Entscheidung zu fällen.

Und er traf sie in der Hoffnung, seine Freunde irgendwann einmal wieder zu sehen. In der Überzeugung, sie würden einen Weg finden, ihm zu helfen. Und im Glauben daran, dass er kein Goa'uld, sondern ein Tok'ra war, der den unfreiwilligen Wirt so bald er konnte wieder verlassen würde und ihm während ihrer Symbiose gleiches Recht zukommen lassen würde.

Er konzentrierte sich auf den kleinen Körper und handelte nach dessen Willen. Er ließ sich von einem uralten Instinkt dieser parasitären Rasse leiten und vergrub den fühlenden und verletzlichen Teil seiner Seele tief in seinem Herzen, das noch ihm gehörte.

***

Shoshana beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie sich die Larve mit geöffnetem Maul, und jenem ihr eigenen schrillen Kreischen, dem Genick des ausgesuchten Wirtes näherte. Er war ausgesucht worden aus einer Gruppe Angeklagter, die alle mit dem Tode bestraft worden wären.

Ehe er es sich versah, spürte Daniel, dass er jetzt in seiner natürlichen Umgebung war. Der Herzschlag des Wirtes pochte leise im Hintergrund und er hörte, wie Blut kraftvoll durch die Adern des Mannes gepumpt wurde.

Langsam vereinigte sich sein Körper mit den Gedanken des Wirtes und sein Körper schlang sich um dessen Halswirbelsäule. Er fühlte, wie all das Wissen aus dem Gehirn des Mannes auch in sein Denken überging und umgekehrt. Von einer Sekunde auf die andere wusste er plötzlich alles über den Menschen, dessen Leben er geraubt hatte. Und dieser wusste alles über ihn.

Er spürte, wie der Körper des Mannes versuchte, sich an die neue Situation anzupassen.

Shoshana sah, wie der Mann mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht kurz in die Knie ging, sich dann wieder aufrichtete und leicht schwankte. Plötzlich glühten seine Augen auf und der Körper sackte gänzlich zusammen. Der Mann fiel auf den Boden und blieb dort erschöpft und reglos liegen.

Daniel spürte, wie sein Körper langsam die Kontrolle über alle Körperfunktionen und Bewegungen des Wirtes übernahm. Die Vereinigung war noch nicht ganz abgeschlossen und er spürte einen leichten Widerstand des Mannes, der ihn daran hinderte.

***

Als würde er so etwas jeden Tag tun, kontrollierte Daniel Stoffwechsel, Kreislauf und Immunsystem des Wirtes mit spielender Leichtigkeit.

Trotzdem kostete es ihm Kraft, solange die Vereinigung noch nicht ganz vollzogen war. Erschöpft ließ er den Körper ruhen und gab ihm Kraft, so wie es Goa'uld Larven möglich war. Daniel wünschte sich, er könnte auch die psychische Stärke des Mannes unterstützen.

Im Zustand zwischen Bewusstsein und Schlaf versuchte Daniel, Zwiesprache mit dem Wirt zu halten. Dieser wusste, dass er kein echter Goa'uld war, dass er durch Bestrafung und durch Zwang in seinen Körper eingedrungen war, dass er die Goa'uld eigentlich hasste und dass er diesen Körper sobald es ihm möglich war, wieder verlassen würde.

Das alles änderte am Denken des Wirtes aber ziemlich wenig. Dieser wusste zwar, dass Daniel die Wahrheit sprach, konnte sich aber mit der Situation, ein anderes denkendes Wesen in sich zu haben, nicht abfinden.

Er kämpfte immer noch gegen Daniel um die Herrschaft über den Körper, aber es war ein aussichtsloser Kampf, den Daniel mit Leichtigkeit gewann. Trotzdem war er verzweifelt. Verzweifelter als er es jemals gewesen war.

Was würden sie mit ihm machen. Hatte er die zweifelhafte Ehre, sein restliches Leben hier auf dem Planeten der Konshimen verbringen zu 'dürfen'? Restliches Leben...eine Goa'uld Larve hatte ein langes Leben. Er hatte zwar keinen Sarkophag, aber trotzdem durfte er wahrscheinlich mit einigen hundert Jahren rechnen. War es das, was sich die Menschen immer als Hölle vorgestellt hatten? Den schlimmsten Ort, den es gab? Es gab für ihn nichts schlimmer als das, was ihm widerfahren war.

Was dachten seine Freunde? Hatten sie ihn aufgegeben? War das SGC im Besitz seines Körpers? Suchte SG1 noch nach ihm? Es stellten sich unendlich viele Fragen, und keine konnte beantwortet werden. Daniel fühlte, dass der Wirt, in dem er sich zwangsweise befand, wieder stärker wurde. Er zwang den Körper, aufzustehen und in dem Raum, in dem er sich nun wieder vollkommen alleine befand, nach einem Ausgang zu suchen. Auf wackeligen Beinen und mit zitternden Händen tastete er jeden Zentimeter der Innenwände ab, um den Ausgang zu finden. Keine Reaktion. Erschöpft und resignierend ließ sich Daniel an der Wand entlang nach unten gleiten.

***

Daniel forschte im Gedächtnis seines Wirtes nach, was dieser wohl verbrochen hatte, um so eine Strafe zu bekommen. Er stammte von einem Planeten, dessen Einwohner Forscher waren. Sie hatten nur wenige Stargate-Adressen aus uralten Überlieferungen, aber sie erforschten diese wenigen Welten genau. Einmal war Nath, so der Name des Wirtes, in dessen menschlichen Körper Daniel sich befand, mit einigen seiner Leute auf einen Planeten gekommen, der unbewohnt war und den sie nur selten besuchten. Dieses eine Mal hatten sie sich weiter vom Sternentor entfernt als je zuvor und Nath war auf einen Tempel gestoßen. Nath hatte den dortigen Konshimen Wächter überrascht und aus Notwehr getötet.

Daniel verstand nicht. Es schien also doch öfter zu passieren, dass fremde Rassen einen 'Tempel' der Konshimen fanden. Was taten die Konshimen mit diesen Leuten?

Umbringen? Sie alle als Gäste auf den Planeten bringen? Das erschien Daniel ziemlich leichtsinnig, wenn zudem das Immunsystem der Konshimen nicht gerade unangreifbar war.

Wurden sie alle Verurteilt? War es vielleicht von vornherein der Plan der Konshimen gewesen, ihn in eine Situation zu führen, in der er einen Fehler beging? Um einen Vorwand zu haben, ihn anzuklagen und somit loszuwerden, ohne das Image der 'gerechten' Rasse abzulegen? Das wäre nur logisch. Anders konnte er es sich nicht erklären, warum er bei seinem kleinen 'Ausflug' ganz einfach die Türen zu jedem beliebigen Gebäude öffnen hatte können und nun nicht mehr?

Daniels Nervosität stieg. Er wollte nicht sein ganzes miserables Leben als Goa'uld Larve in einem unschuldigen Wirt verbringen. Er spürte, wie der Zorn ihm neue Lebenskraft schenkte. Mut war jetzt genau das, was er brauchte. Er wusste nicht wie, aber er würde alles versuchen, um den Kampf gegen die Konshimen aufzunehmen.

weiter: Kapitel 6
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