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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2) von moth-to-flame

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INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2)


Die letzten 48 Stunden waren ähnlich abgelaufen, wie seine ersten auf diesem Planeten. Daniel war auf dem Boden in seinem 'Gefängnis' gehockt und hatte stumm vor sich hingestarrt. Er hatte abwechselnd an SG1 und seine kommende Strafe gedacht. In den letzten zehn Minuten hatte sich der Gedanke an seine drohende Bestrafung noch verschlimmert.

Plötzlich öffnete sich der Eingangsbereich und der junge Mann, der ihm gestern das Essen gebracht hatte, trat herein. "Du sollst das hier anziehen.", befahl er kurz und knapp, warf ein Kleidungsstück vor Daniel auf den Boden und verschwand wieder.

Daniel nahm die beigefarbene Robe und tat, wie ihm geheißen. Wenn er kooperierte und die Tat bereute, würde die Strafe vielleicht milder ausfallen.

Wenig Später kam der Mann wieder in sein Gefängnis. "Das Konzil wird jetzt zusammentreten.", informierte er Daniel und machte eine auffordernde Handbewegung.

Daniel nickte und verließ hinter dem Konshimen das Gebäude. Der Fremde führte ihn vorbei an dem Labor, das Daniel bereits bestens auch von innen kannte zu einem der mittelgroßen Kuppeln. Die beiden traten ein. Die Einrichtung bestand aus einem erhöhten Bereich mit einer Art großen Theke und dem Bereich auf Bodenniveau, der etwas kleiner ausgefallen war. Im übrigen bestand der Raum aus den kahlen Wänden, die Daniel bereits allgegenwärtig vorkamen.

Sein Begleiter führte ihn zu dem niederen Bereich und ließ ihn dort einfach stehen.

Fast zeitgleich kamen durch die Tür zwei Konshimen herein, die einen durchsichtigen Glasbehälter trugen. Daniel glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. In der trüben Flüssigkeit, die in dem Glas war, bewegte sich eine Goa'uld Larve.

Er würde sich an den Anblick wohl nie gewöhnen. Sah man einen Goa'uld in seiner wahren Gestalt ohne die Fassade des Wirtes, konnte man fast nicht glauben, wozu sie fähig waren. Hätte man ihm vor zehn Jahren gesagt, dass dieses kleine, so verletzlich aussehende Wesen der größte Feind der Menschen werden würde, er hätte es nicht geglaubt.

***

Die beiden Männer stellten den Behälter mit etwas Abstand neben Daniel ab, als die Tür sich erneut öffnete und Shoshana in Begleitung zweier Frauen hereinkam. Shoshana stellte sich wortlos neben Daniel an den Tresen. Unmittelbar hinter ihr folgte ein junger Mann um die 20, den Daniel für einen Menschen hielt und der sich ebenfalls zu ihnen gesellte. Die übrigen Konshimen nahmen ihren Platz einige Meter hinter ihnen ein.

Einige Minuten war es vollkommen still im Raum und Daniel wagte kaum, zu atmen.

"Das Konzil findet für jedem, der Unrecht getan hat, die gerechte Strafe. Jedem widerfährt als Vergeltung für seine Taten das Schicksal, das er am meisten fürchtet.", hörte er plötzlich einen der Männer denken. Es klang so laut und deutlich, dass Daniel schier das Echo der Stimme erwartete. Diese Telepathie musste so was wie eine überall gültige Sprache sein.

Wie auf Kommando betraten fünf Frauen und drei Männer, davon einer dunkel gekleidet, den Raum. Daniel spürte, wie unbändige Furcht in ihm aufstieg. Was hatte er zu erwarten? Würden sie ihn mehr oder weniger als Gefangener auf ihrem Planeten lassen? Oder würden sie ihn ins Exil schicken? Würden sie ihm Schmerzen zufügen und dann wieder zu seinen Freunden zurückkehren lassen? Die Ungewissheit trieb ihn fast in den Wahnsinn.

Er verfolgte, wie die Konshimen langsam auf den erhöhten Bereich zuschwebten und sich nebeneinander aufstellten. Nicht einer der Fremden würdigte Daniel eines Blickes. Seine Furcht steigerte sich ins Unermessliche und er warf wieder einen Blick auf den Goa'uld, der in dem Behälter rechts neben ihm schwamm. Er meinte, sogar durch die Glaswände das schrille Kreischen der ekelerregenden Kreatur hören zu können.

Die Stimmen eines der anwesenden Konshimen riss Daniel aus seinen Überlegungen. Er versuchte, sich auf dessen Gedanken zu konzentrieren, aber es war, als würde er gegen eine Mauer laufen. Irgend etwas hinderte ihn daran, die Gedanken des Mannes oder irgend eines anderen Anwesenden zu lesen.

***

"Das Konzil der Konshimen wird heute über die Bestrafung dieser vier Individuen entscheiden. Joan Oiken, Mensch vom Planeten Selif", dachte der Mann, der ganz in schwarz gekleidet war. Daniel hatte also recht gehabt. Joan war ein Mensch.

"Hah, Goa'uld von Eterna,", fuhr der Richter fort.

Daniel kannte den Namen des Goa'uld sehr bekannt vor. Er wusste nur nicht, in welchem Kontext.

"Shoshana, Konshime von Konshim".

Täuschte er sich oder hatte die Stimme des Mannes gerade einen drohenden Ton angenommen?

"Daniel Jackson, Mensch von der Erde", beendete er die Vorstellung der Angeklagten. Der Goa'uld zählte also auch zu den Angeklagten. Dass hieß, Daniels Befürchtung, die Larve könnte Teil seiner Strafe sein, schien sich nicht zu bestätigen.

Eingeschüchtert richtete er seinen Blick wieder auf das Konzil.

"Joan Oiken. Schuldig des Mordes an einem Konshimen, wird ins Exil geschickt. Solange sein begrenztes Leben dauert, wird er ohne Begleitung auf einem unbewohnten Planeten sein Dasein fristen.", verkündete eine der Frauen, die neben dem Richter standen. Daniel warf dem jungen Mann einen mitleidigen Blick zu. Entsetzen stand auf dessen Gesicht geschrieben. Daniel fragte sich, ob es für den angeblichen Mord, den der Junge begangen hatte, nicht einen guten Grund gab. Wie er ihn so musterte, glaubte er nicht, dass dieser Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte, jemanden kaltblütig ermordete. Aber er kannte die Umstände der Tat ja nicht.

Nach den Worten der Versammlung, wonach jeder die Strafe bekam, vor der er sich am meisten fürchtete, hatte Joan unbändige Angst davor, alleine zu sein. Daniel überlegte wieder, was dann wohl seine Strafe sein würde, aber er wurde jäh unterbrochen.

"Hah. Schuldig der versuchten Auslöschung des Volkes der Konshimen, wird zum Tode verurteilt.", beschloss eine andere Frau. Das konnte sich der Wissenschafter gut vorstellen. Das schlimmste für einen Goa'uld war der Tod. Er blickte auf die Larve im Behälter, die jedoch nicht die geringste Reaktion zu zeigen schien. Plötzlich wusste Daniel auch wieder, woher er den Namen 'Hah' kannte. 'Hah' war der ägyptische Gott der Unendlichkeit, der Endlosigkeit der Zeit. In Anlehnung um den Mythos um Hah auf der Erde würde es durchaus erklären, warum dieser Goa'uld das Volk der Konshimen auslöschen wollte. Was konnte für den Stolz des Gott der Unendlichkeit schädlicher und deprimierender sein, als ein Volk, das länger als er selst...nahezu ewig lebte?

Blieb nur die Frage, woher Hah von der Existenz der Konshimen wusste. Aber das Geheimnis um die Existenz der Konshimen schien ein nicht sehr gut gehütetes zu sein. Vielleicht hatte Hah durch einen Jaffa oder irgend einem anderen Informanten davon erfahren, oder er war auf einen ihrer Transporter, getarnt als Goa'uld-Tempel gestoßen. Dann hatte ihn der dortige Wächter als Besucher mit nach Konshim genommen. Natürlich hatte Hah dann diese Situation ausgenutzt.

Aber das waren nur Daniels Annahmen...Theorien ohne Beweiskraft.

"Shoshana. Schuldig, ihr Volk zum wiederholten Male in Gefahr gebracht zu haben, wird ihr Status eines Wächters aberkannt.", urteilte einer der Männer auf dem Podium. Es schien also doch Unterschiede in der Schwere eines Vergehens zu geben. Daniel konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass Shoshanas größte Furcht war, ihren Titel als Wächterin zu verlieren. Trotzdem sah er, wie enttäuscht sie war. Daniel empfand kein Mitleid.

"Daniel Jackson.", beim Klang seines Namens riss er den Kopf in die Höhe.

"Schuldig des Diebstahls fremder Technologie und Verrat am Volk der Konshimen...", fuhr nun der oberste Richter, der in Schwarz gekleidet war, fort. Gegen Daniel standen also zwei Anklagepunkte. Sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb und er spürte, wie ihm der Angstschweiß aus allen Poren drang.

"...wird zum Goshinu mit einer Goa'uld Larve verurteilt."

Goshinu? Was zur Hölle war Goshinu? Sollte er doch als Wirt enden?

"Was bedeutet Goshinu?", fragte er laut. Seine Stimme war krächzend und heiser.

Der Richter schenkte ihm einen vernichtenden Blick, ignorierte ihn dann aber.

"Bewusstseinstransfer.", hörte er Shoshanas Gedanken, leise und fast unverständlich. Daniel stutzte. Was? Bewusstseinstransfer mit einer Goa'uld Larve?

War es das, wovor er sich am meisten fürchtete? Er verstand nicht, was das heißen sollte. Er hatte Angst, dass sein Herz stehen bleiben würde. Schwindel benebelte seine Sinne und ein starkes Gefühl der Übelkeit machte sich in ihm breit.

Nach der Reihe wurden Joan, der Goa'uld und Shoshana abgeführt. Zum Schluss kamen auch zwei Männer und packten ihn rechts und links unsanft an den Oberarmen.

***

Er ließ sich widerstandslos mitschleifen. Die Konshimen brachten ihn in ein anderes Gebäude. Daniel stöhnte, als er seine Augen dazu bringen konnte, sich darin umzusehen. Der Raum ähnelte allen anderen. Er war kahl. Nur in der Mitte war auf dem Boden eine Markierung. Darauf warfen ihn seine Begleiter. Daniel blickte die beiden fragend an, doch sie verließen den Raum ohne ein Wort.

Daniel versuchte, seine Angst zu unterdrücken, aber er stand Nahe davor, aufzugeben. Noch nie hatte er sich so einsam und verlassen gefühlt. Er kauerte sich in Embryonalstellung zusammen. Sein Körper zitterte noch immer. Die Angst schien ihn zu lähmen. Seine Gliedmaßen fühlten sich seltsam gefühllos an.

Unerwartet kam plötzlich der Oberste Richter samt Gefolgschaft in das Gebäude. Hinter ihnen kehrten die zwei Männer wieder, die ihn hierher gebracht hatten. Diesmal trugen sie den Behälter mit der Goa'uld Larve. Daniel sah auf und die Konshimen blieben vor ihm stehen. Sie stellten den Behälter neben ihm ab. Die Larve in dem Behälter war Tod. Oder gerade dabei, zu sterben. Unregelmäßige Zuckungen gingen durch den schlangenähnlichen Leib, bis auch diese verebbten. Steif und leblos trieb Hah nunmehr in der trüben Flüssigkeit. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Hahs Bestrafung war erfolgt und mit dessen toten Körper würden sie nun Daniels vollziehen.

***

Eine Frau aus der Gefolgschaft des Obersten Richters entfernte die Abdeckung und fasste nach dem Goa'uld. Daniel wandte sich angeekelt ab, er unterdrückte den Drang, sich zu übergeben. Als er wieder hinsah, befestigte die Frau gerade eine Art Leitung am Körper der Larve. Daniel stöhnte leise und kämpfte gegen den erneuten Brechreiz an.

"Dein Bewusstsein wird nun in das des Goa'uld transferiert.", erklärte die Frau.

"Nein.", flehte Daniel leise, wartete aber vergebens auf eine Reaktion der Konshimen, die um ihn herum standen.

"Das könnt ihr nicht machen. Nein! Bitte...! Ihr dürft mir das nicht antun...", flüsterte er. Daniel wollte schreien, um sich treten, verletzen. Aber er spürte wie sein Widerstand immer schwächer wurde.

"Lasst mich sterben! Tötet mich. Aber bitte lasst mich in meinem eigenen Körper.", bettelte er. Er sah dem Obersten Richter in die Augen. Was er sah, erschrak ihn. Unverwandte Kälte, Gleichgültigkeit, blickten ihm entgegen.

Daniel hatte noch nie in seinem Leben solche Angst gehabt. Es gab keine schlimmere Vorstellung, als das, was vor ihm lag.

Hast du noch einen Wunsch, bevor wir den Vorgang initiieren?", fragte der oberste Richter emotionslos.

"Ja.", sagte Daniel und war den Tränen näher als zuvor.

"Sprich!", forderte man ihn auf.

"Tötet mich!", wiederholte er mit dem letzten Rest an Kraft, die er noch hatte.

"Du wirst deine Strafe empfangen.", beschloss der Konshime ungerührt.

"Wenn du keinen letzten Wunsch mehr äußern willst, werde wir jetzt anfangen.", sagte er ruhig.

"Schickt meinen Körper auf den Planeten, von dem ich mit Shoshana gekommen bin, wenn das hier vorbei ist.", sagte er leise und warf einen letzten ekelerfüllten Blick auf den mit Flüssigkeit gefülltem Behälter, der direkt neben ihm stand.

"Dein Wunsch sei dir gewährt.", bestimmte der Richter leichtfertig.

Die Frau kam auf ihn zugeschwebt und befestigte das andere Ende des Kabels an seiner Schläfe. Ihre Augen wirkten leblos. Leblos wie das Wesen in der Flüssigkeit.

Sie nickte dem Richter kurz zu. "Beginnt jetzt, bevor die Larve ihr Gift absondern kann!"; wies dieser die Frau an.

"Ja, Oberster Richter.", antwortete diese unterwürfig und verbeugte sich leicht.

***

Irgend etwas in Daniels Innerstem brach. Er spürte wie er kraftloser wurde. Er begann, zu halluzinieren.

Die Momente in seinem Leben, in denen er gegen die Goa'uld gekämpft hatte, in denen er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie grausam und brutal sie waren, zogen an ihm vorbei wie verblassende Erinnerungen. Er sah Sha're, wie sie lachend auf ihn zugelaufen kam. Sie breitete ihre Arme aus und er wollte sie auffangen. Plötzlich glühten ihre Augen und er hatte den unbändigen Willen, sie zu töten. Die Frau die er geliebt hatte, war nun von dem Dämon besessen. Sein größter Feind hatte die Gestalt seiner Frau angenommen.

Die Angst, die seinen Körper nun vollkommen ausfüllte, war unbeschreiblich. Als er fühlte, wie sich ein peinigender Schmerz von seinen Schläfen ausgehend in seinem Schädel ausbreitete, schrie er. Er schrie so laut er konnte und plötzlich sah er einen gleißenden Blitz und verlor die Besinnung.

***

Daniel wachte auf. Er versuchte sich zurückzurufen, was passiert war. Mit einem Schlag traf ihn die Erinnerung. Seine Augen sahen trübe, unscharfe und gänzlich farblose Bilder. Er wollte blinzeln und dem Bild, welches er sah, wieder seine richtige Konsistenz zu geben. Er konnte nicht. Und plötzlich realisierte er, woran es lag. Die Bilder waren, was er als eine Goa'uld Larve zu sehen vermochte. Schemen und Schatten, die ineinander verflossen und einen verklärten Gesamteindruck kreierten. Daniel wollte die Augen schließen und versuchte, seinen Körper zu fühlen.

Ein klares Gefühl des Verlustes durchströmte sein Gehirn. Sein Denken war frei und so, wie es immer war. Aber jetzt, wo ihm klar war, welchen Umfang seine Strafe hatte, wäre er am liebsten tot.

Unscharf erkannte er mehrere Gestalten, die um ihn und dem Behälter, in dem er schwamm, herumstanden.

Er versuchte, sich zu bewegen. Doch der gewohnte Bewegungsablauf war nicht möglich. Das Gehirn schickte Impulse an die falschen Stellen des gliedlosen Körpers.

Daniel spürte, wie der hintere Teil zuckte. Er musste lernen, den fremden Körper zu beherrschen, ob er es wollte oder nicht. Egal welcher Ekel ihn erfüllte, der Wille zu leben war trotz der ausweglosen Situation stärker. Und er hatte das Gefühl, dass sein Körper schon nicht mehr ihm gehörte, seit er diesen Tempel auf PC-8204 betreten hatte.

Er hatte noch seine Seele, auch wenn sie jetzt im Körper des Feindes gefangen war. Er stellte sich vor, wie er vor kurzem noch als Beobachter in den Behälter mit dem Goa'uld gesehen hatte. Beobachtet hatte, wie das kleine Herz des Wesens, das so viel Kälte und Erbarmungslosigkeit in sich trug, gegen die fast durchsichtige Haut geschlagen hatte.

Und er begriff, dass das nun sein Herz war.

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