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Zurück in die Stille von moth-to-flame

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6. Kapitel

Sam wunderte sich auf dem Rückweg noch, Jacks auffallenden Truck bei ihrer Ankunft auf dem kleinen Parkplatz nicht bemerkt zu haben. Doch als sie schließlich vor Sams Wagen standen, realisierte sie, dass Jack gar nicht mit dem Auto da war. Natürlich. Warum hatte sie vorhin nicht daran gedacht? Er würde wahrscheinlich nie wieder bei so einem Wetter in seinen Wagen steigen. "Ich freue mich jetzt auf eine Dusche.", gab Sam schließlich abwesend bekannt, um das Schweigen zu brechen und seufzte erwartungsfroh. Jack nickte schweigend.
"Soll ich...soll ich Sie nach Hause bringen?"; fragte sie vorsichtig und wies auf seine durchgenässten Klamotten. O'Neill schüttelte energisch den Kopf. "Nicht nötig. Ich hab's nicht so weit.", meinte er. "Das hab ich aber anders in Erinnerung. Nun kommen Sie schon.", forderte sie ihn auf.
Jack seufzte und nickte dann.
Schweigend legten sie die Strecke zu Jacks Haus zurück. "Die nächste rechts?", vergewisserte sich Sam vor der letzten Kreuzung. "Ja, ja genau. Da vorne.", wies Jack sie mit ausgestrecktem Arm an. Mittlerweile hatte sich der Regen ganz gelegt. "Klar, jetzt wo wir im Trockenen sind, hört der Regen auf.", kommentierte Sam und fuhr an den Straßenrand, um Jack aussteigen zu lassen. "Danke fürs mitnehmen, Carter. Wir sehen uns.", verabschiedete er sich und stieg aus. Als er gerade die Tür zuwerfen wollte, hielt Sam ihn auf. "Jack, ich...kann ich Sie zu einem Kaffee bei mir überreden?", fragte sie schließlich und lächelte unsicher. Im nächsten Moment fragte sie sich, was in sie gefahren war. Erst kutschierte sie ihn vor seine Haustüre, dann ließ sie ihn aussteigen...und dann fragte sie, ob er noch zu ihr auf einen Kaffee kommen wolle...sie hätte über sich selbst lachen können, wenn es nicht so traurig wäre.
Jack wischte sich über sein nasses Gesicht. "Ich weiß das Angebot zu schätzen, Carter. Aber ich denke, die Dusche ist mir doch lieber.", wiegelte er schließlich freundlich ab und wies auf die Haustüre. Sam nickte heftig. "Natürlich. Aber das Angebot steht, wenn Sie...reden möchten...oder einfach nur zusammen nachdenken wollen.", sagte sie nachdrücklich.
"Okay.", sagte Jack knapp und drehte sich dann schnell um.
Sam wertete seine Reaktion nicht als Niederlage, sondern als Fortschritt. So viel hatte sie eigentlich gar nicht erwartet. Seufzend fuhr sie an und Jack schaute den Rücklichtern ihres Wagens nach, bis sie in der nebelschwangeren Luft schwächer wurden und schließlich ganz verschwanden.
Dann drehte er sich um und trottete langsam auf sein Haus zu. Zurück in die Leere, die Kälte, die Einsamkeit...zurück in die Stille. Warum legte er sich selber solche Bürden auf? Alleine hatte der Schmerz eine viel größere Macht über ihn - und trotzdem erlaubte er es sich nicht, jemand anderes ein Stück dieses Schmerzes zu übernehmen. Aber warum? Hatte er sich das je ernsthaft gefragt?  
***
Montag, 21.34 Uhr
Sam hatte beschlossen, heute zur Abwechslung einmal früh ins Bett zu gehen - zumal sie morgen wieder früh raus musste. Ins SGC musste, um Hammonds Entscheidung zu hören, was mit Teal'c, Daniel und ihr passieren würde, solange Jack nicht 'fähig' war, ein Team durch das Stargate zu führen...falls er das je wieder werden würde, fügte sie gedanklich hinzu. Seufzend betrachtete sie ihr Gesicht im Spiegel und versuchte einmal mehr, sich in seine Lage zu versetzen. Würde sie es verkraften, ihr eigenes Kind sterben zu sehen, erschossen, mit der eigenen Waffe? Würde sie je wieder auch nur eine Waffe anfassen können, mit ihr umgehen können? Damit ihre Feinde erschießen können, so wie Jack es jeden Tag tun musste? Würde sie mit dieser seelischen Last weiterleben können? Sie war sich nicht sicher. Eines wusste sie jedoch mit Gewissheit. Einen zweiten Schicksalsschlag wie Jack ihn hatte hinnehmen müssen, würde sie nicht überstehen. Langsam wiegte sie ihren Kopf hin und her. Seufzend drehte sie am Wasserhahn und wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Sie kämmte ihr Haar und putzte sich gerade die Zähne, als es an der Tür klingelte. Vor Schreck fiel ihr die Zahnbürste aus der Hand und sie blickte an sich hinunter. Sie trug ihren übergroßen, hellgelben Schlafanzug. Sam zuckte die Schultern. Wer um diese Zeit hier aufkreuzte, musste mit so einem Anblick rechnen!
Als sie die Tür öffnete, revidierte sie diese Meinung wieder. "Carter...ich. Eigentlich bin ich hier, um zu fragen...es ist schon spät, aber...steht ihr Angebot von heute Nachmittag noch?", stammelte Jack. Sam lächelte. "Natürlich, kommen Sie rein, Colonel.". "Ich meine, wenn es zu spät ist, oder...ich ungelegen kommen, dann...", kam es wieder von ihm und er musterte sie von oben bis unten. "Keins von beidem, Jack.", sagte Sam und legte ihren Kopf schief. Jack nickte erleichtert und trat ein.
Sofort verschwand Sam in der Küche und ließ Jack im Vorraum stehen. Dieser suchte sich den Weg ins Wohnzimmer und nahm steif auf ihrem Sofa Platz.
"Wissen Sie, was lustig ist?", rief Sam aus der Küche. "Ich hab gar keinen Kaffee mehr.", fügte sie hinzu ohne eine Antwort abzuwarten und kicherte leise. Sie stand in der Verbindungstür und zuckte die Schultern. "Wären Sie mit Rotbuschtee einverstanden?", fragte sie. Jack nickte, was immer das auch sein mochte.
Wenig später kam Sam mit zwei dampfenden Tassen wieder und reichte ihm eine. "Heiß!", warnte sie und setzte sich im Schneidersitz auf die Couch neben ihm. "Das sehe ich.", murmelte Jack. Nach dem ersten Schluck hätte er fast wieder ausgespuckt, schluckte den Tee aber tapfer hinunter. Sam beobachtete ihn grinsend. "Sie müssen noch Zucker reingeben.", erklärte sie und wies auf den Zuckerstreuer. Jack nickte langsam.
"Also?", sagte Sam nach einer Weile und musterte Jack. "Also?"; fragte dieser verständnislos. "Wollen wir zusammen nachdenken oder...wollen Sie reden?", fragte sie zurück. "Ah.", gab Jack knapp zurück.
"Ich...vielleicht sollte ich Sie warnen, Sam.", meinte er endlich nach einer Weile. "Warnen?", wiederholte sie amüsiert. Jack nickte ernsthaft. "Ich weiche solchen Gesprächen meistens aus. Und deshalb muss ich Sie warnen, dass Sie vielleicht nicht den Colonel erleben, den sie gewöhnt sind.", erklärte er. Sam nippte an ihrem Tee und zog die Augenbrauen hoch. "Oh, das...uhm...merke ich schon alleine bei diesem Satz.", sagte sie wahrheitsgemäß und lächelte. Jack seufzte. Und wie Recht sie hatte...
"Aber ich habe auch nicht gehofft, es heute mit meinem Colonel zu tun zu haben.", addierte sie. Diesmal zog O'Neill die Augenbrauen hoch, aber er verstand, was sie damit ausdrücken wollte.
Er ließ mehrere Sekunden verstreichen, bevor er zum Sprechen ansetzte. "Die meisten können sich nicht vorstellen, was es heißt, das eigene Kind zu verlieren...verstehen Sie mich jetzt nicht falsch - Sam - das sollen sie auch nicht.", er machte eine kleine Pause, in der Sam verständnisvoll nickte, "Aber sie wissen, DASS es furchtbar ist. Und dann versuchen sie, ihr Wissen zum Ausdruck zu bringen. Sie täuschen dieses fehlende Verständnis vor. Und geben einem, was man als letztes braucht, nämlich Mitleid.". Sam lauschte angespannt. Jacks Blick lag auf einem Punkt in der Ferne. Carter fand es seltsam, dass gerade sie diejenige sein sollte, die Zugang zu Jack O'Neill bekam. Sie als Frau, als seine Teamkollegin, die eigentlich keinerlei Wissen über ihn als Mensch hatte. Sie kannte ihn nur als Vorgesetzten, als verlässlichen Partner im Kampf um die Erde, als Arbeitskollegen. Aber vielleicht machte es ihm diese Distanz und gleichzeitige Verbundenheit durch die gemeinsam Arbeit, das gemeinsame Wissen, das andere Menschen niemals haben würden, einfacher, sich ihr zu öffnen.
"Ich weiß natürlich, dass sie damit nur helfen wollen - aber sie tun es nicht. Und dann muss man neben dem Schmerz des Verlustes, der fast unerträglich ist, auch noch auf die Gefühle der Menschen um einen herum achten.", er zog die Schultern hoch, "das geht nicht.".
Sam fehlten die richtigen Worte, also beschloss sie, gar nichts zu sagen und einfach bestätigend zu nicken.
"Und dieser Unfall...hat mich wieder an all das erinnert. Ich weiß, dass ich daran eigentlich keine Schuld trage, aber es ist schwer, sich davon zu überzeugen. Sie...Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen...ihre Augen...", sagte er und seine Stimme wurde zu einem erstickten Flüstern. Er sah ihr das erste Mal seit seiner Ankunft in die Augen. Sam lächelte traurig und seufzte.
"Oh Gott, ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie grade ihre Meinung über mich ändern.", sagte er und schnaufte leise. "Warum sollte ich...Sie haben Recht. Das tue ich gerade. Aber sie wird besser, auch wenn Sie mir das jetzt nicht...glauben.", gab sie als Antwort.
O'Neill zog die Stirn kraus und Sam sah einen Anflug von Amüsiertheit auf seinem Gesicht. "Wie auch immer...jedenfalls ist der Grund dafür, dass ich dann lieber für mich alleine bin, der, dass ich es dann nur mir recht machen muss, verstehen Sie? Und irgendwann merken die Leute, dass ich nicht von ihren Bemühungen um mein Seelenheil halte und lassen mich in Ruhe...und das passt mir ganz gut so.", meinte er. Sam nickte erneut.
"Natürlich ist es schwer, in einem leeren, stillen Haus zu sitzen und sich mit diesen Erinnerungen auseinander zu setzen. Aber wenn ich es nicht so schaffen kann, dann schaffe ich es gar nicht. Außerdem arbeite ich gerade daran, das vielleicht ein bisschen zu ändern.", sagte er und machte eine vielsagende Handbewegung. "Ja?".
Jack nickte. "Vorausgesetzt, dass dieser Tee hier irgendwann wirklich genießbar wird.", scherzte er und streute noch großzügig Zucker in die warme Flüssigkeit. Doch dann wurde er sofort wieder ernst.
Diesmal herrschte ein langes Schweigen zwischen ihnen, das schließlich Sam mit einer Frage brach, die ihr schon lange auf dem Herzen lag. "Was haben Sie gestern damit gemeint, dass Dr. May sicher nicht mehr mit Ihnen reden wird?", sie schluckte, "...ich weiß von Hammond, dass sie heute wirklich nicht in der Basis aufgetaucht ist, obwohl sie das eigentlich hätte sollen.", addierte sie. Jack schloss die Augen und rieb sich mit der rechten Hand die Nasenwurzel.
"Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich wissen wollen, Sam. Gestern hatte ich nämlich nicht gerade einen Glanzauftritt, müssen Sie wissen.", begann er nach einer langen Pause, in der Sam nervös ihre Hände geknetet hatte. "Sagen wir, ich habe versucht, meine Gedanken mit Alkohol wieder in geordnete Bahnen...zu lenken. Das gleiche muss sich wohl auch Robin May gedacht haben, weil ihr Freund...sie verlassen hat. Irgendwie kamen wir damit dann auf einen gemeinsamen Nenner.", fuhr er fort. Sam fühlte ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen. "Ich weiß, dass es jetzt wie eine Ausrede klingt, wenn ich das, was dann geschah, dem Alkohol und meiner allgemeinen Unzurechnungsfähigkeit zuschreibe, aber ich denke mal, es war so. Jedenfalls hatte mein Verstand einen Aussetzer...er schaltete sich erst wieder ein, als es schon fast zu spät war. Ich konnte noch verhindern, dass...dass Robin und ich...Sie wissen schon. Aber sie war von meinem plötzlichen Rückzieher verständlicherweise nicht gerade sehr begeistert.", erzählte er.
Sam atmete tief durch. So etwas hatte sie nun wirklich nicht erwartet. "Sie haben den Fehler früh genug verhindert. Wahrscheinlich ist Dr. May das mittlerweile auch selber klar geworden und ihr ist es einfach nur peinlich, Ihnen wieder unter die Augen zu treten.", meinte sie unbeholfen. Solche intimen Gespräche hatte sie schon lange nicht mehr geführt...das letzte Mal vielleicht mit ihrer Freundin auf der High School! "Ja, daran hab ich auch schon gedacht. Und eigentlich bin auch ICH froh darüber, sie nicht mehr sehen zu müssen.", gab er zu. Sam nickte und trank ihre Tasse leer. "Es tut wirklich gut, sich das alles von der Seele zu reden.", bemerkte Jack plötzlich. "Das ist schön.", meinte Carter und fasste nach seiner Hand. Jack erwiderte den Druck und fühlte ohne weiterer Worte, was sie ihm noch alles sagen wollte. Das erste Mal seit langer Zeit fühlte er sich verstanden. Verstanden von einem anderen Menschen. Und das war ein schönes Gefühl, das er fast schon vergessen hatte. Gegen dieses Gefühl kam ihm diese körperliche Anziehungskraft, die zwischen ihm und Sam herrschte, so unbedeutend vor...
"Ich sollte jetzt lieber gehen, Sam.", sagte Jack einige Minuten später. Sam nickte und drückte noch einmal sanft seine Hand. O'Neill stand auf und zog sich seine Jacke an. Sam begleitete ihn noch zur Tür. Jack stoppte noch einmal kurz und sah sie an. "Ich denke, ich werde es auch diesmal schaffen.", sagte er und Sam verspürte den unbändigen Drang, ihn zu umarmen. Schließlich gab sie nach und legte ihre Arme um ihn. "Danke für den Tee.", flüsterte Jack und Sam begann zu kichern. "Sie haben nur einen einzigen Schluck getrunken.", sagte sie und löste sich von ihm. "Ja. Der Tee war auch nicht der Grund, dass ich so lange geblieben bin.", gab er zurück. "So schlecht ist er auch nicht.", verteidigte Carter. Jack lächelte schwach. Es war schön, ihn lächeln zu sehen. Schließlich drehte Jack sich um und öffnete die Tür.
"Es regnet. Wie könnte es auch anders sein.", stellte er fest und deutete nach oben. Sam lächelte ihn traurig an. "Bis dann.", sagte sie. Jack senkte seinen Blick, bis er ihr in die Augen sah. "Danke, Sam. Das hat verdammt gut getan.", gab er zu. "Das freut mich.", sagte sie ehrlich. Jack nickte und wandte sich zum gehen.
"Ach Carter, dieses...zusammen nachdenken...und reden...klappt auch umgekehrt. Und ICH habe Kaffee zu Hause. Sogar eine ganze Menge. Also wenn Sie irgendwann mal ein Problem haben, alleine zu Hause zu sitzen, ist nicht das Wahre.". Sam nickte lächelnd. "Ich komm darauf zurück.", versprach sie. Lächelnd schloss sie die Tür hinter sich. Ja, das würde sie...

~end~
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