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Zurück in die Stille von moth-to-flame

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3. Kapitel

Hammond hatte geahnt, welchen Jack O'Neill er vorfinden würde. Aber er wurde trotzdem vom Gesichtsausdruck des Mannes überrascht, der nun vor ihm stand. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzogen und hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der Gelassenheit und den sanften Zügen, die dieser Mensch normalerweise an den Tag legte. Seine Augen...waren so leer. Es waren böse blitzende Schlitze. Ausdruckslos und starr. Dieser ausdrucksstarke, oft schelmische Blick, wo war er hin? Dieser fröhliche Schalk, diese braunen Augen, verschwunden...fast schwarz blickten sie ihm entgegen, herausfordernd und anklagend. Als wäre er derjenige, der zugelassen hatte, was passiert war. Der General sah zu wie Jack den Tisch wieder hinstellte. Er zitterte am ganzen Körper.
Hammond stand einfach da und starrte seinen Colonel an. Dieser senkte resignierend den Kopf. Hammond hatte zumindest einen weiteren Gewaltausbruch erwartet, doch selbst der blieb aus. Und da begann er, sich Sorgen um O'Neill zu machen.
Widerstandslos ließ Jack sich von zwei Männern aus dem Raum begleiten und in sein Quartier bringen. Hammond würde sofort dafür sorgen, dass ein Psychologe sich um ihn kümmerte...nachdem er seinen Freunden die Chance geboten hatte, ihn zu sehen.
***  
Samstag, 17.11 Uhr
"Ich kann das nicht. Ich kann es nicht ertragen, ihn so zu sehen.", sagte Sam leise und biss sich auf die Unterlippe. Daniel legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Er braucht uns. Er hat Charlies Tod überwunden, und er wird auch dieses Mal stark sein.", sagte er. Sam wischte die Hand des Freundes von ihrer Schulter und sah ihn mit ärgerlich an. "Sie glauben es ist so einfach?", sagte sie bissig. Daniel seufzte, "Natürlich nicht. Aber er hat jetzt uns."
Trotzdem hegte Carter Zweifel. Hammond hatte unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass O'Neill in keinem guten Zustand war und er sich Sorgen um ihn machte. Wen würden sie dort hinter dieser Tür vorfinden? Carter hatte Angst. Sie wusste trotz der jahrelangen Zusammenarbeit mit diesem Mann nicht viel über ihn. Sie wusste, dass er im Umgang mit Gefühlen nicht sehr geschickt war. Das er ein introvertierter Mensch war. Nicht gern über Emotionen redete. Aber was ging in ihm vor? Würde sie ihn wieder erkennen, wenn sie jetzt zusammen mit Teal'c und Daniel diesen Raum betrat? Würde er derselbe sein, wie vor dem Unfall mit dem kleinen Mädchen, und es schaffen, alles mit seiner üblichen Maske zu überdecken? Sie hatte ihn noch nie anders erlebt. Aber nun hatte sie das Gefühl, es könnte das erste Mal werden.
Sie wurde daran gehindert, weiter darüber nachzudenken, als Teal'c seine Hand auf den Türknopf legte. Einmal sah der Jaffa sich fragend nach Daniel um. "Es hätte wahrscheinlich nichts gebracht, zu klopfen.", meinte dieser traurig. Sam spürte, dass auch Daniel ein ungutes Gefühl hatte. Sam betete zu Gott, er möge Jack die Stärke geben, um das hier zu überstehen. Mit diesem Gedanken betrat sie hinter ihren beiden Freunden Jacks Quartier.
Es war dunkel. Nur das einströmende Licht aus dem Gang erhellte den Raum ein wenig. Und wenn man sich Mühe gab, erkannte man einen Körper, der auf dem Bett lag, den Blick starr zur Decke gerichtet. "Jack, dürfen wir reinkommen?", fragte Daniel vorsichtig. Die Antwort blieb wie erwartet aus. Die drei betraten schließlich den Raum und Teal'c knipste das Licht an. Geblendet hielt sich Jack die Hände vor die Augen, machte aber keine Anstalten, sich aufzusetzen. Sam hielt sich dicht bei Teal'c, als könnte sie sich hinter seiner großen Gestalt verstecken.
"Wir haben gehört, was passiert ist...", begann Daniel wieder. Keine Reaktion. "Wir dachten, wir könnten dir helfen.", warf Teal'c ein. Jack schüttelte langsam den Kopf, behielt die Hände aber oben. "Helfen? Wobei?", fragte er mit einer Kälte in der Stimme, die nicht nur Sam zusammenzucken ließ.
Daniel ließ sich nicht irritieren, das hatte er erwartet. "Wir können uns vorstellen, was du durchmachst!", setzte der Archäologe nachdrücklich dagegen.
Plötzlich ging ein Ruck durch Jacks Köper und er saß aufrecht im Bett. "Ihr könnt euch nicht annähernd vorstellen...", begann er wütend und knirschte mit den Zähnen, als er sich selbst unterbrach. Sam schloss kurz die Augen. Es war grausam, ihn so zu erleben. Jack stand auf und fuhr sich durch sein Haar.
Minutenlang sprach niemand ein Wort. Jack stand mit dem Gesicht zur Wand und schwieg.
"Möchtest du darüber reden?", fragte Teal'c. Stille.
"Nein! Ihr könnt mir nicht helfen und ich will auch nicht darüber reden. Was passiert ist, ist passiert. Ich bin schuld am Tod des Mädchens, und dagegen kann niemand mehr etwas ausrichten. Geht!", flüsterte O'Neill endlich und Sam hörte die unendliche Traurigkeit, die aus ihm sprach. Jack sah Furcht erregend aus. Plötzlich spürte sie seinen Blick auf ihr. Sie hatte das Gefühl, dass seine Gesichtszüge weicher wurden, aber das konnte sie auch täuschen. "Geht.", wiederholte er, lauter diesmal, aber immer noch beherrscht.
Die drei zögerten. "Verschwindet endlich!", brauste er auf. Endlich traten Daniel und Teal'c den Rückzug an. Sam nahm all ihren Mut zusammen und versuchte es noch einmal. "Sir, ich...", begann sie. "Gehen Sie, Carter!", sagte er nachdrücklich und unterbrach sie damit. Sam nickte resignierend und senkte den Kopf, als sie Daniel auf den Gang folgte. Das hatte weh getan, und das Schlimmste war, dass sie ihm nicht einmal einen Vorwurf machen konnte. Sie würde ihm nur so gerne helfen, versuchen ihn zu verstehen. Es war schlimm, einen Freund so leiden zu sehen.
***  
Wenig später standen Sam, Teal'c und Daniel vor dem Kaffeeautomaten und warteten darauf, dass sich etwas tat. Hammond hatte etwas von einem Psychiater gesagt und Daniel und Carter leerten einen Kaffeebecher nach dem anderen. Sam war sich nicht sicher, ob das Herzrasen, das sie schon seit einer Weile verspürte, nur vom Kaffee stammte.
Bisher hatte keiner die richtigen Worte gefunden, um zu beschreiben, was in ihnen allen vorging. Trotzdem hatte die Gemeinschaft ihrer beiden Freunde etwas tröstliches an sich.
Plötzlich hörten sie das rhythmische Klappern von hohen Absätzen auf dem harten Betonboden des SGCs. Erstaunt verfolgte Sam, wie eine etwa 1,75 m große Frau um die Ecke bog, den drei Freunden zulächelte und dann auf ihren Stöckelschuhen auf sie zu gestakst kam. Sam musterte die Fremde. Gekleidet war sie in einen kurzen, beigefarbenen Rock, der ihre langen, schlanken Beine noch mehr zur Geltung brachte. Dazu trug die Frau eine weiße, gut sitzende Bluse. Ihr helles, lockiges Haar trug sie offen. Sam war bei ihrem Gesicht angelangt. Sie hatte große Augen, aber der Lippenstift war zu grell. Er stahl dem schönen Gesicht seine Natürlichkeit. "Dr. Robin May.", stellte sich die Frau schließlich vor und gab Sam einen schwachen Händedruck. Ihr Lächeln wirkte distanziert.
"Guten Tag.", antwortete Daniel an ihrer Stelle zögernd.
Teal'c verbeugte sich anerkennend. Dr. May sah ihn abschätzig an und lächelte wieder dieses weit entfernte Lächeln.
"Wollen Sie zu O'Neill?", fragte Sam endlich. Die Frau nickte und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Ja...ja. Sie sind...?"
"SG1...Wir sind Jacks Team...seine Freunde.", gab Daniel zurück. May nickte. "Das ist gut, er wird jetzt Freunde sehr gut gebrauchen können...", erwiderte die Psychologin. Sam wusste nicht, was sie von dieser Frau halten sollte.
Schließlich verabschiedete sie sich und stöckelte auf die Tür zu Jacks Quartier zu. Sam schaute ihr noch einige Momente lang nach.
"Er wird nicht mit ihr reden.", stellte Teal'c fest. Daniel und Sam sahen den Jaffa erstaunt an. "Ich denke, Jack redet momentan mit niemandem.", meinte Daniel.
Sam seufzte. Sie hatten beide Recht.
***
"Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich habe allen gesagt, wie es passiert ist.", sagte Jack leise. Die Frau, die ihm gegenüber am Tisch saß, hatte sich ihm als Robin May vorgestellt, mehr wusste er nicht.
"Ich weiß. Sie brauchen mir nichts zu sagen, wenn Sie nicht wollen.", sagte Dr. May ebenso gedämpft. Ihre Stimme war angenehm.
"Aha. So läuft das. Sie sind eine Psychologin und sollen dem armen kranken O'Neill helfen, sein Seelenheil wieder zu finden...alles klar. Dann können Sie gleich wieder gehen, Miss May. Ich habe Ihnen nämlich nichts zu sagen.", knurrte Jack.
Wenn sein Ausbruch die Frau erstaunt oder gar erschreckt hatte, zeigte sie es nicht. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Jack war sich durchaus bewusst, dass er viele Menschen mit seiner Art einschüchtern konnte, wenn er wollte. Aber diese Frau schien so ein Gespräch nicht zum ersten Mal zu führen. Egal. Er wollte nicht darüber reden. Er war Schuld. Er hatte das Mädchen getötet und musste mit den Konsequenzen selber umgehen. Worüber sollte man noch diskutieren. Was sollte man da noch analysieren? Egal was er tun würde, das Mädchen wurde deswegen trotzdem nicht wieder lebendig. Sollte sich diese Dr. May doch sonst wohin scheren! Es war sowieso alles egal.
"Sie können mir nicht helfen...niemand kann das.", wiederholte er gedämpft. Robin May schloss kurz die Augen. Die Traurigkeit sprach aus seiner Stimme ebenso, wie seine Körpersprache sie zeigte. Und trotzdem erstaunte sie seine Stärke. Er wirkte verzweifelt, aber er war gefasst und ruhig. Einzig seine Hände zitterten, lagen im Moment aber still auf der Tischplatte. Sein Kopf war gesenkt.
Normalerweise bemühte sich Robin, sich die Schicksale von Patienten nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen - nur so konnte sie ihre Professionalität bewahren. Doch dieser Mann strahlte etwas aus, das sie tief in ihrem Inneren berührte - sie war sich sicher, dass es für ihn nicht das erste Mal war, vom Leben enttäuscht zu werden. Und genau das ließ sie mit ihm eine eigenartige Verbundenheit fühlen.
Auch sie hatte es in ihrem Leben nicht einfach gehabt. Sie war ein Einzelkind, ihre Mutter war gestorben, als sie 5 war. Ihr Vater war Mediziner - ein Workaholic, dem die Arbeit und das Geld bei weitem mehr Wert waren als seine Tochter. Robin war in der Obhut eines gut bezahlten Kindermädchens aufgewachsen, das für sie die Stellung einer zweiten Mutter eingenommen hatte. Und trotzdem hatte ihr in ihrer Kindheit und Jugend immer etwas gefehlt. Die Verbindung, die Eltern mit ihrem Kind eingegangen. Eine Liebe, die sie niemals empfangen hatte.
Doch ihre miserable Kindheit war ausschlaggebend für ihren Berufswunsch gewesen, heute war sie Psychologin, um anderen Menschen, die ebenso vom Schicksal gebeutelt worden waren wie sie, zu helfen. Und darin sah sie ihre Berufung. "Möchten Sie ein anderes Mal mit mir sprechen?", fragte sie schließlich hartnäckig. Man konnte ihr vieles nachsagen, aber nicht, das sie schnell aufgab! Es schien sogar, als würde ihr Gegenüber tatsächlich den Bruchteil einer Sekunde lang diese Option in Erwägung ziehen. "Lassen Sie mich einfach in Ruhe!", flüsterte O'Neill dann aber. Dr. May seufzte und setzte zu einem neuen Versuch an. Wenn er schon nicht kooperierte, könnten sie wenigstens einen Kompromiss aushandeln...
"Wie wäre es, wenn ich morgen wiederkomme?", versuchte sie sanft. Jack zuckte die Achseln. Er hätte nahezu alles getan, damit diese Frau endlich den Raum verließ. May nickte lächelnd und verbuchte seine Gleichgültigkeit als Erfolg. Auch wenn er es so aufgeschoben hatte, würde sie ihn solange unter Druck setzten, bis er mit ihr zusammenarbeitete. Schließlich lag ihr nicht nur etwas am psychischen Zustand dieses Mannes - es galt auch, ihrer Karriere einen kleinen Stoß zu geben. Einen Kick, der sie ganz schnell zu einer der renommiertesten Psychiater in ganz Colorado machen würde. Warum auch nicht hoffen?
Schließlich schwamm sie im Moment auf einer Welle des Glücks....
Ihre Gedanken drifteten ab. Zu Frank, dem Mann, der ihr nun schon seit mehr als 3 Jahren zur Seite stand. Frank hatte ihr vor nunmehr einer Woche einen Heiratsantrag gemacht. Natürlich hatte Robin die Antwort auf seine gestotterte, schüchtern gestellte Frage sofort gewusst - Frank war der Mann ihres Lebens - aber sie war nun mal keine Frau, die einem Mann ihr Leben vor die Füße warf!
Sollte er ruhig noch ein bisschen zittern! In Gedanken konnte sie sich ja schon mal die Hochzeit ausmalen...sie wünschte sich eine Feier in kleinem Kreis. Nur mit den engsten Familienmitgliedern und Freunden! Was wohl Frank dazu meinen würde? Egal...der Mann würde wahrscheinlich so froh über ihre Zusage sein, dass ihn das überhaupt nicht mehr interessierte...
May lächelte beim Gedanken an ihren Lebensgefährten...er war so gutgläubig und naiv. Dabei aber so sensibel und zärtlich.
Trotzdem sollte sie all ihre Gedanken und Fähigkeit im Moment auf ihre Arbeit konzentrieren. Immerhin war es eine Ehre, als psychologische Beraterin der US-AirForce zu fungieren! Sie wusste, dass sie ihren Job gut machte - immer schon gemacht hatte. Das hatte sie wahrscheinlich von ihrem Vater. Sie legte all ihre Kraft, Zeit und Ausdauer in ihren Beruf.. Aber das war nicht genug! Sie wusste, dass sie es besser machen konnte. Und dieser Job hier bei der Army konnte ihr den Weg dahin ebnen!
Ein siegessicheres Lächeln umspielte ihre nachgezogenen Lippen, als sie schließlich ohne ein weiteres Wort den Raum verließ. Jack sah ihr nach und seufzte. Diese Frau hatte etwas an sich, das ihm gar nicht gefiel. Er hatte das Gefühl, sie konnte sich mit ihren ausdrucksstarken Augen tief in seine Seele bohren.
Draußen standen, wie nicht anders erwartet, die anderen drei und sahen sie fragend an. Robin warf wieder einen Blick auf den groß gewachsenen, muskulösen Schwarzen mit dem sonderbaren Emblem auf der Stirn. Und sofort kam ihr wieder der Gedanke auf, dass sie ihr doch nicht "alles" gesagt hatten, was sie wissen musste, um hier in diesem Stützpunkt arbeiten zu können...

weiter: Kapitel 4
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