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Die Stadt im Sand von Fermina

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Kapitel Bemerkung: Ich habe die Geschichte in vier Teile geteilt, damit ihr euch diesen „Kurzroman" besser einteilen könnt! Eigentlich ist es eher –keine- Fortsetzungsgeschichte, aber auf diese Art und Weise kann jeder mit ihr verfahren, wie er oder sie es am liebsten hat ;o-) Dank an Greyfinchen für ihre Treue als meine Beta knuddel

Inhalt: Während Teal'c und Daniel alternative Wege gehen, um ihre Freunde aufzuspüren, werden Sam und Jack mit einem bekannten Gesicht konfrontiert. Die Ankunft eines bereits tot geglaubten Feindes erfordert ungewöhnliche Maßnahmen. Jack begibt sich in große Gefahr um einen Weg für sich und Sam zu finden, nach Hause zurückkehren zu können.
2. Kapitel

Endlich befand es General Hammond als sicher, zu dem Planeten zurück zu kehren und Daniel und Teal'c machten sich mit Colonel Randers und Lt. Smith auf den Weg.

Als Teal'c auf der anderen Seite durch das Tor kam, hatte sich die Umgebung verändert. Es waren Dünen entstanden, wo vorher keine gewesen waren und am DHD türmte sich der Sand an einer Seite zu einem kleinen Hügel auf.

Langsam ließ Teal'c seinen Blick schweifen. Der Planet sah so unberührt aus, wie bei ihrer ersten Ankunft.

„In welche Richtung lag dieser Tempel, Dr. Jackson?", fragte Colonel Randers.

Daniel Jackson wies ohne ein Wort, in die Richtung, in welcher sie, bei der vorherigen Mission, den Tempel vorgefunden hatten.

Der junge Colonel gab das Zeichen, ihm zu folgen und alle folgten ihm. Teal'c versuchte seine Sinne so scharf wie möglich zu halten, um mögliche Anhaltspunkte über den Verbleib von O'Neill und Major Carter sofort zu melden.

Der Tempel ruhte wie ein Felsen in einem Meer aus Sand zwischen zwei Dünen, die sich durch den Sturm neu geformt hatten.

Sie gingen hinein, fanden aber auch in seinem Inneren niemanden.

„Hier ist niemand!", bemerkte Lt. Smith, während er den Tempel untersuchte.

Teal'c war als letzter in den Tempel gekommen und vor dem Eingang stehen geblieben. Die Atmosphäre in dem Tempel hatte sich stark verändert. Er fühlte, dass hier etwas nicht stimmte, aber was es war, konnte er nicht ausmachen.

Er verharrte noch einige Momente regungslos um dann ganz plötzlich, während einer kräftigen Drehung nach links, seine Stabwaffe zu aktivieren.

Er hatte definitiv eine Bewegung gespürt.

Lt. Smith, der ungefähr in der Richtung, in die er seine Stabwaffe gerichtet hatte, stand, erstarrte vor Schreck zu einer Salzsäule.

DanielJackson drehte sich erstaunt zu Teal'c um.

„Was ist mit dir los, Teal'c?"

„Ich glaube eine Bewegung gespürt zu haben, DanielJackson!", sagte er und suchte mit wachen Augen seine Umgebung ab.

„Hier ist jemand!"

„Das wird der Wind gewesen sein, Teal'c. Es zieht etwas in diesem Tempel…"

Teal'c deaktivierte seine Stabwaffe wieder und ging weiter in den Tempelraum hinein. Als er auf den Boden schaute, konnte er sehen, dass Sand immer wieder an einzelnen Stellen aufgewirbelt wurde, als ob der Tempel mit unsichtbaren Personen gefüllt wäre…

Und da war auch schon die nächste Bewegung, die er wahrnahm.

„DanielJackson. In diesem Tempel stimmt etwas nicht. Ich bitte dich, deine Augen zu schließen, um zu fühlen, was ich wahrnehme."

DanielJackson sah ihn erst mit hochgezogenen Augenbrauen an - stellte sich dann aber neben Teal'c und schloss die Augen.

Im Tempel herrschte auch dieses Mal eine gedämpfte Stimmung. An den Wänden waren Fackeln positioniert worden und die Schatten von Faruk, Carter und Jack tanzten ruhelos über die Wände.

Plötzlich bemerkte Jack eine Person, die an der hinteren Seite des Tempels mit dem Rücken zu ihnen stand. Ihre langen, dunklen Haare waren ungewöhnlich und in dem weißen, Kleid, das bis zum Boden ging, wirkte sie wie nicht von dieser Welt.

„Kaira!", rief Faruk erfreut und zu Jack und Carter gewandt, erklärte er: „Sie ist die Tempeljungfrau, eine außergewöhnliche Person. Man sagt, dass sie speziell von Chronos auserwählt wurde. Sie lebt bei Adoptiveltern, über ihre Herkunft weiß man wenig. Sie besitzt spezielle Kräfte. Sie wird Übermorgen eine Bestandteil der Zeremonie sein – zumindest hat Chronos das so angeordnet."

Jack tauschte mit Carter Blicke aus. Keiner konnte sich erklären, was Chronos mit diesem Mädchen vorhaben konnte. Brauchte er eine neue Königin und hatte sie als Wirtin dafür ausgeguckt?

In diesem Moment drehte Kaira sich um und Jack erschrak. Dieses Mädchen, das sie so freundlich anlachte, war ihnen nicht unbekannt!

Carter stieß ihn an.

„Sir, sehen Sie doch…", sie konnte nicht weiterreden, zu unfassbar war diese Begegnung.

Sie war zwar nicht aus Gold und hatte keine Flügel, aber diese Person war definitiv die Frau, die als goldene Statue in dem Tempel gestanden hatte, als sie ihn das erste Mal besucht hatten.

Wie passte das zusammen?

Faruk sah sehr verwirrt aus.

„Ihr kennt euch schon…?"

„Ich habe diese Menschen noch nie in meinem Leben gesehen…!", sagte das Mädchen leise.

Jack warf Carter einen Blick zu und sie nickte.

„Tut uns Leid…das war eine Verwechslung!", sagte er schnell.

„Na gut, dann können wir ja anfangen! Kaira, das sind Jack und Sam. Sie müssen verheiratet werden. Das muss vor ihrer Ankunft versäumt worden sein!"

Das Mädchen, Jack schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn Jahre, nickte.

„Ich verstehe!", sagte sie.

Offenbar war es schon öfter vorgekommen. Jack grübelte, worin dann der ganze Sinn lag. Denn wenn doch Spione auf den Planeten kommen, dann müssten sie ja praktisch nur dasselbe machen, wie Carter und er. Aber es war doch eher unwahrscheinlich, dass einer der anderen Systemlords auf die Idee kam, genau einen Mann und eine Frau auf den Planeten zu senden.

„Wo sind die Amulette?", fragte Kaira nun.

Faruk öffnete einen Lederbeutel und reichte sie ihr.

„Kniet nieder und schließt die Augen!", befahl sie sanft, während sie die beiden Schmuckstücke entgegennahm.

Jack und Carter taten es. Sie band jedem von ihnen ein Amulett um den Hals und sprach feierlich:

„Durch mich vereint

Wird nur der Tod euch wieder trennen

Wird nur die Zeit euch lehren können

Was das Schicksal hält bereit"

Dann legte sie die Hände auf ihre Köpfe und Jack durchströmte mit einem Mal eine ungeheure Energie, die sowohl von Kairas Hand als auch von dem Amulett auszugehen schien. Sein Körper wurde für einige Momente erwärmt und er empfand eine Art Geborgenheit und innere Ruhe, die er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte.

So sehr er auch versuchte, die Wärme festzuhalten, langsam wurde es wieder kühler und er öffnete die Augen.

Jack drehte seinen Kopf nach rechts und bemerkte, dass Carter einen erschöpften Eindruck machte. Dann schaute er an sich hinunter und sah das Amulett, das um seinen Hals baumelte. Es war oval und die Mitte bestand aus einem daumengroßen, nachtschwarzen, glänzenden Stein. Die Umrandung war silbern und fein gearbeitet. Es rankten sich kleine, silberne Schnörkel um das schwarze Innere.

Etwas kitschig, fand Jack.

„Das war's auch schon!", sagte Faruk fröhlich. „Herzlichen Glückwunsch euch beiden!"

„Danke!", grinste Jack und fragte sich in Gedanken, wo der Part mit ‚Sie dürfen die Braut jetzt küssen' geblieben war.

Da Faruk und Kaira noch einige Vorbereitungen für Chronos Ankunft zu erledigen hatten, gingen Carter und Jack vor den Tempel und setzten sich in seinem Schatten auf den Boden.

Die Nachmittagshitze stand flimmernd über der Stadt. Keiner der Bewohner war zu sehen. Alle arbeiteten in der Mine oder gingen einer Tätigkeit im Haus nach. Morgen würde Faruk Jack zeigen, wo er arbeiten würde, bis sie einen Weg fanden, nach Hause zu kommen.

„…Sir?", riss sie ihn aus seinen Überlegungen.

„Was ist, Carter?", fragte er etwas Gedanken verloren.

„Sie haben bestimmt auch diese Wärme gespürt, als Kaira uns die Hand aufgelegt hat?"

„Ja…und?"

„Ich denke, dass das durch die Substanz in den Amuletten hervorgerufen wurde. Zuerst hat sich unser Körper durch Fieber gegen sie gewehrt - das war die Wärme, die Sie gespürt haben. Unser Immunsystem muss den Wirkstoff als gefährlich eingestuft haben. Das macht mir ein wenig Sorge… wir müssen uns auf jeden Fall gründlich durchchecken lassen, sobald wir wieder im SGC sind!"

„Ja…Major!"

Das war mal wieder typisch für Carter, dass sie sofort alles wissenschaftlich erklären musste. Das bisschen Geheimnisvolle musste sofort unter den Teppich gekehrt werden. Sie verhielt sich wirklich genau so, wie man es von einer Major im Dienst erwartete.

Er rügte sich. Sie waren ja schließlich wirklich bei der Arbeit…

„So muss es wohl sein…", murmelte er zufällig so laut, dass Carter es hörte.

„Was meinen Sie, Colonel?", fragte sie.

„Schon…gut!", antwortete er schnell und hing weiter im Stillen seinen Gedanken nach.

Nachdem Daniel die Augen geschlossen hatte, sagte Teal'c: „Du musst dich ganz genau darauf konzentrieren, was um dich herum geschieht, DanielJackson."

Daniel versuchte sich zu entspannen, um auch die Dinge wahrnehmen zu können, die Teal'c gespürt zu haben schien.

Langsam wurde er ruhiger.

Er spürte die trockene Luft in seinen Lungen und roch die alten Gemäuer aus einer längst vergangenen Zeit. Er hörte den Wind, der durch die Spalte des Tempelbaus pfiff und Colonel Randers schnellen Atem und… da war noch etwas…

…eine Bewegung?

Es fühlte sich an, als wäre da noch etwas in diesem Tempel. Bewegungen, vielleicht sogar Stimmen…

„Teal'c, ich spüre es auch!", sagte Daniel in einem leicht erregten Tonfall.

Er öffnete kurz die Lider und sein Freund nickte ihm langsam zu. Auch Colonel Randers und Lt. Smith schlossen jetzt die Augen.

Daniel versuchte auszumachen, was diese Bewegungen waren, es war jedoch unmöglich. Außerdem wurden sie langsam schwächer, je weiter die Zeit fortschritt.

Als endgültig nichts mehr zu spüren war, sagte Daniel zu Colonel Randers: „Wir müssen der Sache unbedingt auf den Grund gehen. Ich schlage vor, dass wir zurück ins SGC reisen und dann mit Geräten und Spezialisten wiederkehren, die uns ein wenig wissenschaftliche Auskunft über die seltsamen Vorkommnisse in diesem Tempel geben. Vielleicht können wir auf diese Weise herausfinden, was mit Sam und Jack geschehen ist. Wir dürfen keine Möglichkeit auslassen!"

Am Nachmittag wurde das Häuschen eingerichtet. Sam und der Colonel hatten alle Hände voll zu tun, den ganzen Müll aus dem Haus zu räumen, der sich über die Wochen, in welchen keiner mehr in dem Haus gewohnt, angesammelt hatte.

Der Colonel verhielt sich irgendwie merkwürdig und sprach beinahe kein Wort. Sam vermutete, dass es daran lag, dass ihn das alles furchtbar nervte und sie immer noch im Unklaren waren, was mit ihnen geschehen war.

Als sie alles so eingerichtet hatten, dass man es einige Tage aushalten konnte, war es auch schon Abend und er entschuldigte sich und ging aus dem Haus in Richtung der Minen.

Sam seufzte. Es machte wirklich keinen Spaß, mit dem Colonel fest zu sitzen…ihr Blick fiel auf das Amulett und sie fügte in Gedanken hinzu …oder verheiratet zu sein…

Als Jack von den Minen zurückkehrte, lag Carter schon auf ihrer Pritsche und schlief tief und fest. Von den Minen, die etwas erhöht lagen, hatte er einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet und der hatte ihn Widerwillen sentimentalisch gemacht. Die Wüste hatte etwas von Schönheit und Grässlichkeit zugleich…

Es hatte gut getan, ein wenig allein zu sein. Er hatte viel nachdenken können und er beschloss, am nächsten Abend wieder dorthin zu gehen.

Die Kerze, die immer noch brannte, flackerte durch den trockenen Wüstenwind, der durch einen Spalt in der Tür herein blies.

Wieder fiel sein Blick auf Carter, die im warmen Schein der Kerze erschreckend fremd wirkte. Es kam ihm für kurze Zeit so vor, als läge dort nicht sein Major, mit der er auf einem Wüstenplaneten gestrandet war, sondern eine ganz andere Frau…

Die Frau lag auf der Seite. Ihr Amulett ruhte knapp über ihrer Brust auf dem Stofftuch, das sich über die Pritsche spannte. Das Gesicht war entspannt und sie atmete ruhig. Friedlich sah sie aus. Er ging noch ein paar Schritte bis zu der Pritsche und hockte sich dann neben sie.

Was sie wohl gerade träumte…? Sie sah schön aus, irgend wie verwundbar, dachte Jack und plötzlich merkte er, wie sich seine Hand wie von selber ausstreckte und sanft über ihre weiche Wange strich.

Er erschrak über sich selbst. Zum Glück war sie nicht aufgewacht. Schnell zog er die Hand weg und erhob sich, zog sein Lumpen-Oberteil aus und bevor er sich hinlegte und die Kerze ausblies, schaute er noch einmal zu ihr hin.

Dort lag auf einmal wieder sein Major, die Kraft für den nächsten Tag tankte, um mit voller Energie an ihrer Rettung zu arbeiten.

Der nächste Tag blieb ereignislos. Der Colonel arbeitete den ganzen Tag in den Minen und Sam war mit den anderen Frauen beschäftigt, Vorbereitungen für Chronos Ankunft zu treffen. Am Abend waren beide so erschlagen, dass sie nach einem eiligen Abendessen sofort schlafen gingen.

Nach einer kurzen Nacht wachte Sam früh am Morgen auf. Ein tiefes Brummen hatte sie geweckt und sie schlug das dünne Laken zur Seite und hüllte ihren leicht bekleideten Körper so schnell es ging in ihre Alltagsklamotten. Ein kurzer Blick zum Colonel verriet ihr, dass er immer noch tief und fest schlief.

Leise wie eine Katze stahl sie sich aus dem Haus. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Das Brummen kam nicht von den Minen. Sie lagen genau wie die Wüste dahinter friedlich in der Morgendämmerung und warteten auf den Tag.

Als sie sich umdrehte, sah sie, was der Ursprung des Brummens war.

Flink kletterte Sam über eine Holzleiter auf das Dach des Lehmhauses und schaute aufgeregt in Richtung Tempel. Dort setzte ein gigantisches Goa'uld Mutterschiff zur Landung an. Mühsam zwang sich die Masse zur Genauigkeit, um auf dem Tempeldach landen zu können.

Gerade als es sich schnaufend auf dem Dach niederließ, tastete sich die Sonne über den Horizont und belohnte das Schiff mit den ersten warmen Strahlen des neuen Tages.

Sam spürte die Sonne auf ihrer Haut und den aufkommenden warmen Wüstenwind.

Ihre Aufregung hatte sich noch nicht gelegt. Was würde sie erwarten, wenn das Volk der Sandstadt heute auf Chronos traf? Würde er den Colonel und sie wieder erkennen? War es überhaupt der Chronos, den sie kannten, der in diesem bedrohlichen Schiff reiste?

All diese Fragen sollten erst am Mittag beantwortet werden, als Chronos seine Jaffa aussandte, alle Einwohner der Stadt im Tempel zu versammeln.

Sam und der Colonel mischten sich unter die Menge, die zum Tempel eilte. In den Tempel gingen mehr Leute, als Sam vermutet hatte. Trotzdem passten nicht alle von ihnen hinein. Glücklicherweise hatten sie und der Colonel einen Platz in der dritten Reihe ergattern können.

Kniend warteten alle auf Chronos' Ankunft. Faruk kniete rechts vom dem altar-ähnlichen Tisch, Kaira links. Beide hielten die Köpfe gesenkt. Eine erwatungsvolle Stille breitete sich aus. Sam hatte sich, genau wie der Colonel, unter der Kapuze ihres Wüstengewandes verborgen, damit Chronos sie nicht erkannte.

Auf einmal tat sich etwas. Zwei der Jaffa gingen zu beiden Seiten der wartenden Menschen nach vorn und stellten sich seitlich hin. Sam beobachtete, wie einer der beiden die Hände ausstreckte und ein offensichtlich hastig eingebautes Kontrollpad bediente.

Vor dem Altar entstand plötzlich ein Sandwirbel, der immer größer und breiter wurde und schon kam der erste Ring des Ringtransporters herunter geschossen.

Neben sich hörte sie den Colonel abwertend flüstern: „Tolle Showeinlage…!"

Als alle Ringe des Transporters wieder verschwunden waren, blieb der Wirbel noch einige Sekunden bestehen.

Sobald sich auch das letzte Staubkörnchen verflüchtigt hatte, konnte Sam eine Gestalt erkennen.

Das Äußere machte bald klar, dass es sich hierbei nicht um jenen Chronos handelte, der vergangenes Jahr durch Teal'cs Hand gestorben war.

Der sehr hoch gewachsene Mann war rundherum grässlich und Furcht einflößend anzuschauen. Er war ganz offensichtlich steinalt, mit einem langen und weißen, struppigen Bart. Das zerfurchte Gesicht sah aus, als hätte es niemals einen frohen Tag gesehen; der Blick war eisig. Er trug ein graues Gewand mit einigen wenigen Verzierungen.

Der geschwächte Körper bedurfte eines Stabes, der ihn stützte.

„Ich bin unzufrieden mit euch!", begann er ohne Umschweife in dem üblichen goa'uldschen Tonfall. Theatralisch schwang er dazu den Arm in einem Halbkreis.

„Eure Erträge sind schlecht! Ihr müsst mehr abbauen für euren Gott, damit er euch weiterhin beschützen kann!"

Er zog den Arm an seinen Körper und schloss die knöcherne Hand, an welcher eine Handspange glänzte, zu einer Faust.

Faruk trat vor und kniete sich dann mit gesenktem Haupt zu seinen Füßen wieder hin.

„Wir geloben, mehr zu arbeiten, damit Chronos bei seinem nächsten Besuch zufriedener ist."

„Das reicht mir nicht!", fauchte er ihn an. „Ich habe mir bereits etwas anderes ausgewählt, das für das fehlende Naquadah herhalten wird."

Kaum hörbar bemerkte der Colonel: „Er ist aber genauso leicht zu erregen, wie unser Chronos."

Sam legte den Finger auf den Mund, denn es war offensichtlich, dass sich nun etwas Spannendes ereignen würde.

Der Goa'uld hielt inne, um dann die Hand mit dem Stab auszustrecken.

„Ich habe sie gewählt!", er schwang den Stab zu Kaira und ging ihr damit unter das Kinn. „Sie wird mir dienen!"

Ein Raunen ging durch das Volk.

„Ruhe!", brüllte Chronos und sofort herrschte wieder Grabesstille. „Mein Körper ist schwach, sie wird mir nützlich sein!"

Sam sah, wie das arme Mädchen vor Angst zitterte. Sollte sie etwa seine neue Wirtin werden? Warum?

Warum gerade sie?

„Morgen um 12 Uhr wird sie mir in den Tempel gebracht werden! Es wird dann die Zeremonie vor den Augen aller vollzogen werden! Mit diesen Worten verschwand Chronos wieder in dem Sandwirbel und die Transportringe holten ihn aus dem Tempel in sein Schiff zurück.

Sofort stürzten eine Frau und ein Mann zu Kaira, umarmten sie und weinten.

Sam musste schlucken. Das waren wohl ihre Adoptiveltern. Sam war sich fast sicher, dass Chronos sie als neue Wirtin ausgewählt hatte. Welch ein undankbares Schicksal für das arme Mädchen.

Sie drehte sich zum Colonel hin und erschrak über seinen entschlossenen Gesichtsausdruck.

„Carter, wir müssen etwas unternehmen. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass dieser alte Sack das Mädchen auch nur anrührt!"

„Sir,…ich frage mich die ganze Zeit, warum Chronos gerade sie unbedingt als Wirtin haben will. Es ergibt beinahe keinen Sinn, denn erstens ist sie sehr jung, zweitens ist sie weiblich und die meisten Systemlords versuchen männliche Wirte zu nehmen, außer sie repräsentieren eine weibliche Gottheit und drittens gibt es mit Sicherheit viel stärkere und bessere Wirte, als dieses junge Mädchen…"

„Sie haben Recht, Major. Das kommt mir auch ziemlich eigenartig vor… aber vielleicht kann ich es ja herausfinden, wenn ich mich heute Abend auf Chronos' Schiff schleiche, um zu schauen, ob wir irgendwie anders als durch ein Stargate von diesem Planeten entkommen können…"

„Sir, das Schiff ist schwer bewacht, das könnte problematisch werden!"

„Ach was, die rechnen nicht mit Gefahr von Seiten der Sandstadtmenschen. Der Tempel selber ist sehr schwach bewacht. Ich werde mit Ihrer Hilfe einen von seinen Jaffa mit der Zat, die Sie glücklicherweise noch an Ihrer Hose hatten, anschießen und mich dann in seiner Rüstung in den Tempel schleichen."

Sam machte einen besorgten Gesichtsausdruck. Der Gedanke, dass der Colonel sich in ein Schiff mit tausenden von Jaffa und einem grimmigen, alten Goa'uld wagen wollte, war nicht besonders angenehm, auch wenn es nicht das erste Mal war…

Sobald es dunkel geworden war, machte Jack sich fertig. Er zog seine SG Uniform unter die Wüstenkleidung, in der noch hier und da ein paar nützliche Sachen steckten, die er bei seiner Mission sicherlich gebrauchen konnte.

Dann schlich er sich mit Carter zwischen den Lehmhäusern zum Tempel, der am Eingang mit jeweils zwei riesigen Fackeln erleuchtet war.

Jack sollte Recht behalten. Es bewachten nur zwei Jaffa den Eingang. Er vermutete zwei weitere im Innern.

Zeitgleich pirschten sich der Major und Jack zwischen den Säulen zu den zwei Jaffa. Auf ein Zeichen hin schoss Carter erst auf den einen Jaffa und dann auf den Jaffa, der schon am Boden lag, weil er von Jack einen deftigen Faustschlag kassiert hatte.

„So jetzt wollen wir hoffen, dass niemand bemerkt, dass die beiden Bewusstlos sind, bevor ich zurück bin."

Carter nickte.

„Ich wünsche Ihnen viel Glück!", sagte sie in einem Tonfall, der Jack irgendwie besorgt vorkam.

Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge, Major. Es wird alles gut gehen. Sie halten hier die Stellung, bis ich zurück bin. Man, es ist echt ärgerlich, dass wir die Funkgeräte nicht mehr haben – na, wollen wir hoffen, dass es keinen Zwischenfall gibt!"

Er zog sich hastig die Jaffa Rüstung an.

„Bis nachher!"

Jack marschierte zielgerichtet in den Tempel.

So ein Mist, dachte er sich plötzlich. Er hatte sich gar keine Ausrede einfallen lassen, warum er ins Schiff zurück musste.

Und da schauten ihn die beiden Jaffa im Tempelinnern auch schon überrascht an.

Der eine brüllte: „Shak'ti'qua, Jaffa?"

Zwar hatte Jack schon von Teal'c einige wenige Wörter Goa'uld gelernt, aber er hatte überhaupt keinen blassen Schimmer, was der Jaffa da von ihm wollte.

Er antwortete einfach: „Pa'kreeeee!", was nach Teal'c soviel wie „Was geht?" hieß.

Der andere Jaffa rief darauf hin: „Tun'cma'le!"

Verdammt, warum mussten die bloß immerzu Goa'uld reden?

Aber er durfte keine Zeit verlieren.

Was wohl ‚ich muss mal kurz aufs Klo' in Goa'uld hie, grübelte Jack

Auf einmal fiel ihm etwas ein.

„Kreeee! Pel'tac! Tal'shak!", brüllte er und wies auf das Kontrollpanel des Ringtransporters. Wenn Daniel ihn jetzt sehen könnte, er wäre bestimmt beeindruckt, grinste er in sich hinein.

Die zwei Jaffa wurden durch den scharfen Tonfall von Jack auf einmal viel freundlicher. Sie wiesen auf die Stelle, wo die Transportringe ihn nur kurze Augenblicke später abholten.

Mit ein bisschen gespielter Überautorität funktionierte eben alles…

Im Innern des Schiffs stand kein Jaffa, der den Ringtransporter bewachte. Zum Glück, denn Jack gingen langsam die Wörter aus…

Er stapfte vorsichtig los. Aufgrund der schweren Verkleidung und der begrenzten Sicht kam er jedoch nur langsam vorwärts. Das ärgerte Jack maßlos. Er überlegte. Wenn er die Verkleidung anließ, dann kam er nur sehr langsam vorwärts und die Zeit, bis das Verschwinden des einen Jaffa bemerkt wurde, war sicherlich nicht unbegrenzt lang. Wenn er die Uniform jedoch auszog, konnte er sich schnell bewegen und so auch schneller wieder zurück sein. Die Bewachung auf dem Schiff war wirklich lächerlich und so schlüpfte er in einen Lagerraum und entledigte sich der lästigen Kleidung. Die Gänge waren wie immer endlos, aber angeordnet wie in jedem durchschnittlichen Goa'uld Mutterschiff und so hatte er null Probleme, sich zu Recht zu finden.

Sein erstes Ziel war die Gleiter-Halle.

Zu seiner Enttäuschung merkte er jedoch, dass sich dort viele Jaffa aufhielten, da die Quartiere direkt nebenan eingerichtet waren. Vielleicht wegen eines erst kürzlich statt gefundenen Krieges. Dort einen Gleiter zu entwenden, war genauso effektiv wie der Versuch, aus Fort Nox auszubrechen.

Mit hängenden Schultern, aber immer noch auf der Hut, machte sich Jack auf den Rückweg. Die ganze Mühe und er würde mit leeren Händen zu Carter, die sich nun wahrscheinlich ungeduldig die Beine in den Bauch stand, zurückkehren.

Auf einmal hörte er Schritte. Alarmiert sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Es gab keine. Immer näher kamen die kräftigen Schritte. In letzter Sekunde bemerkte er am anderen Ende des Ganges einen Lagerraum. Blitzschnell betätigte er die Knöpfe und rollte sich hindurch.

Nachdem er die Knöpfe gedrückt hatte, die bewirkten, dass sich die Tür schnell wieder schloss, sah er sich um. Er hatte nicht in Erwägung gezogen, dass sie möglicherweise in den Lagerraum wollten. Jack musste sich auf jeden Fall verstecken, nur wo?

Es gab nur einen einzigen Gegenstand in diesem Raum und der stand in der Mitte. Es handelte sich um einen großen, glänzenden Sarkophag.

Er fluchte ein paar Mal und stieg dann angefüllt mit Widerwillen hinein. Es gab keine andere Möglichkeit. Da er ihn nicht gleichzeitig aktiviert hatte, war es innen stockduster.

Er hörte, wie sich das Tor zum Raum öffnete und ein ganzer Haufen Jaffa herein kam. Lautlos fluchte er weiter. Wie konnte er nur so blöd sein sich in einem Sarkophag zu verstecken?

Der Ober- Jaffa wies die anderen an: „Jaffa, kree!"

Das hatte sogar Jack verstanden.

Er merkte, wie sein Versteck sich langsam anfing vorwärts zu bewegen. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, obwohl es überhaupt nicht schwer war, zu erraten, wohin die Reise ging. Der einzige, der den Sarkophag benutzte, war wahrscheinlich Chronos.

Jack fuhr also geradewegs in die Höhle des Löwen.

Sorgfältig wog er die beiden Möglichkeiten, die er jetzt hatte, gegeneinander ab: Entweder er sprang aus dem Sarkophag und hatte ein halbes dutzend bewaffneter Jaffas gegen sich oder aber er wartete bis er bei Chronos' Gemach war, wo er dann Chronos und ein paar Wachen gegenüberstand.

Er beschloss, erst einmal abzuwarten.

Es dauerte noch ein paar Augenblicke, bis der Sarkophag wieder zum stehen kam.

Dann hörte er Chronos in seiner Goa'uldstimme sagen: „Kree, Jaffa! Primus aray kree! Jaffa Rin'tel'nok!"

Viele Schritte entfernten sich.

Der Primus war offenbar geblieben.

Jack hoffte, dass sie sich nicht weiter in Goa'uld Sprache verständigten, damit er auch etwas verstand.

„Was gibt es, mein Gott?", fragte der Primus.

Glück gehabt, dachte Jack.

„Ich bin unzufrieden. Dieser Körper fällt auseinander. Das Mädchen, das meine neue Wirtin werden soll, ist noch nicht alt genug!"

„Ihr habt immer noch den Sarkophag, oh Chronos!"

Jack schüttelte im Innern heftig mit dem Kopf. Bloß nicht öffnen, bloß nicht benutzten, wiederholte er in seinem Kopf immer wieder.

„Nein! Ich kann nicht länger warten. Dieser Körper übersteht den Sarkophag nicht mehr lange!", herrschte er seinen Primus an. „Aber ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis das Mädchen alles durchschaut. Dieser Faruk hat mir mehr als einmal berichtet, was für unglaubliche Fähigkeiten sie besitzt. Und wenn mit dem Alter die Erkenntnis kommt…nein, ich kann nicht länger warten!"

Jack verstand gar nichts. Wollte Chronos sie wegen der Fähigkeiten als Wirtin?

„Aber ich habe dich nicht deshalb hier behalten…", fuhr er fort, „Du, als mein Primus kennst als einziger das Geheimnis dieses Mädchens und somit auch mein Geheimnis."

„Ja, mein Gebieter! Ihr ward es, der mich mit der Überwachung des Mädchens beauftragte - das Kind welches Euch Eure Königin Rhea zur Welt brachte, bevor sie starb."

In Jacks Kopf machte es ‚Klick'. Irgendwie kam ihm das eben Gesagte komisch vor. Zwei Goa'uld, die zusammen ein Kind hatten… da war doch irgendetwas gewesen…wäre es möglich gewesen, sich in dem engen Sarkophag am Kopf zu kratzten, hätte Jack es sicher getan.

„Ein Harcesis ist sie! Ein verbotenes Kind und du weißt auch von der ungebrochenen Regel unter den Goa'uld, dass solch ein Kind verboten ist!" Chronos Laune wurde merklich schlechter.

Ein Harcesis also, dachte Jack. Das war doch auch Shifu gewesen. Daniel hatte gesagt, dass ein Harcesis alle Erinnerungen von den Goa'uld in einer Art genetischen Gedächtnis gespeichert hatte.

„Ja, mein Gebieter; und ich werde Euer Geheimnis auch weiterhin bewahren…"

„Kegalo kree!", herrschte er ihn an. „Da ich Morgen den Körper des Mädchens besitzen werde, bist du mir von keinem Nutzen mehr. Und damit du mein Geheimnis auch nicht ausplauderst, wirst du jetzt sterben!"

„Gebieter…!", Jack hörte einen dumpfen Aufprall und das unangenehme Krachen von Knochen. Dann herrschte Stille.

Er betete, dass Chronos jetzt nicht zur Belohnung seiner verabscheuenswürdigen Tat in den Sarkophag steigen würde.

Stattdessen schrie er: „Jaffa, kree!" und mehrere Jaffa kamen in den Raum. „Schafft mir den Shol'va aus meinen Augen und bringt den Sarkophag wieder weg. Ich will nicht, dass dieser alte Körper mit der letzten Behandlung in diesem Teufelsding noch den Verstand verliert! Und jetzt lasst mich allein!"

Jack fiel ein Felsbrocken vom Herzen.

…Fortsetzung im 3. Teil…

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