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Die Stadt im Sand von Fermina

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Vorwort

‚Die Stadt im Sand' – das war ursprünglich ein Kurzroman von Marcel Brion, erschienen 1986 (Habe das Buch leider nie gelesen, nur durch eine Buchvorstellung von seinem Inhalt erfahren). Ich habe einen winzig kleinen Teil der Grundidee und den Titel seiner Geschichte für diese Stargate Fanfiction übernommen… Ich glaube, dass dies eine Geschichte ist, bei der man sich sowohl zum Genießen zurücklehnen, als auch unter Umständen noch ein bisschen länger nachgrübeln kann. Wer meine FF -Convivial Evening- gelesen hat, weiß wovon ich spreche g….Teilt mir eure Gedanken zu der Story ruhig mit! Sie interessieren mich! Dank an Greyfinchen für ihre Treue als meine Beta knuddel

Romance: SAM/JACK!
Die Stadt im Sand


„Alles Gewordene ist veränderlich, vergänglich,
in sich zerbrechlich, wie ungebrannter Ton.
Es gleicht etwas Geliehenem,
einer Stadt, die auf Sand gebaut ist,
und existiert nur kurze Zeit."

(Buddha)



1. Kapitel

Für den nächsten Tag war eine Mission zu einem Wüstenplaneten angesetzt. Daniel war von der Nachricht ganz entzückt gewesen, erinnerte ihn doch jeder Wüstenplanet irgendwie an seine ehemalige Heimat Abydos. Und die Tatsache, dass es auf dem Planeten etwa zwei Meilen südlich vom Stargate einen Tempel voller Geheimnisse gab, machte ihn schier unerträglich. SG-9 hatte die Aufgabe an SG-1 übertragen, heraus zu finden, was es mit dem Tempel auf sich hatte.

Jack hatte keine Lust. Ein Wüstenplanet war ihm von Grund auf zuwider. Dort war es hei߅und sandig…und hei߅ außerdem herrschte in Colorado momentan tiefster Winter und erst vergangenes Wochenende hatte er Daniel, Carter und Teal'c zum Skilaufen geschliffen. Er, Colonel Jack O'Neill war auf Winter eingestellt und nicht auf sengende Hitze.

Aber gerade das war es, was der Wüstenplanet für sie am nächsten Tag bereit hielt. Jack war gerade durch das Stargate getreten, als ihn die Keule traf.

Es bildeten sich sofort kleine Schweißperlchen an seinen Schläfen und er musste sich beeilen, sie weg zu wischen, bevor sie auf den staubigen Sandboden tropften.

Er drehte sich um und sah, dass der Rest von SG-1 total zerknittert hinter ihm stand und einen leidenden Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Sogar Daniel.

Er seufzte.

„Carter?"

„Ja, Sir?"

„In welcher Richtung liegt unser Tempel?"

SG-9 hatte ihr die Aufzeichnungen überlassen. Sie raschelte mit den Karten und drehte sich einmal im Kreis.

„In diese Richtung, Sir!", antwortete sie, als sie stehen geblieben war.

„Auf geht's!"

Alle stampften durch den Sand in die Richtung, in der der Tempel angeblich liegen sollte. Unterwegs fiel Jack immer wieder auf, wie viele verschiedene Farbschattierungen der Sand eigentlich besaß. Von einem dunklen Ocker bis zu einem satten Gelb war alles vertreten. Hin und wieder glaubte er sogar, ihn glitzern zu sehen, als ob sich geschliffene Diamanten unter die feinen Sandkörner verirrt hätten.

Die unerträgliche Hitze zogen die zwei Meilen wie Kaugummi und ließen sie wie 10 Meilen wirken. Jack glaubte schon gar nicht mehr an den Tempel und zog ernsthaft in Erwägung, dass SG-9 einer Fata Morgana zum Opfer gefallen war, als hinter einem Sandhügel ein flacher Tempelbau mit zwei großen Säulen zum Vorschein kam. Er bildete fast keinen Kontrast zu seiner Umgebung, denn er bestand aus demselben Sand, wie alles auf diesem Planeten.

Von Weitem hatte der Tempel nicht besonders groß ausgesehen, aber nun, da sie direkt davor standen, erhoben sich die Eingangssäulen erschreckend hoch über ihre Köpfe. Der Schatten, den sie warfen, war dennoch angenehm und alle SG-1 Mitglieder tauchten rasch in das Dunkel des Tempels ein.

Innen war es fast schwarz, da der Eingang aus nur einem kleinen viereckigen Loch in der Wand hinter den Säulen bestand. Der Lichtstrahl reichte nicht sehr weit in den Tempel hinein.

Jack genoss noch einmal wenige Augenblicke die Dunkelheit und schaltete dann die Taschenlampe ein. Nach und nach gesellten sich weitere Lampen hinzu bis ganz SG-1 durch den Tempel stolperte und nach außergewöhnlichen Dingen Ausschau hielt.

Der Tempel besaß allen Schnickschnack, den Jack auch schon in anderen Tempeln beobachtet hatte. Unter anderem riesige Bahnen Schrift in Goa'uld Sprache verfasst, die Daniel sogleich mit Teal'c in Augenschein nahm.

Carter, die als einzige bis zum hinteren Teil des Tempels gegangen war, meldete sich jetzt.

„Daniel, ich glaube, ich habe etwas Interessantes gefunden!", rief sie.

Jack, ging in die Richtung, in die Carter gegangen war und trat leise an sie heran. Sie hatte ihre Augen auf eine Statue gerichtet. Als Jack ihrem Blick folgte, musste er ihr im Stillen Recht geben, dass diese Statue interessant aussah.

Es handelte sich um eine wunderschöne Frau ganz aus Gold, die auf einem hüfthohen Sockel stand. Sie trug ein Kleid, das viele Falten warf und sie hatte sehr lange Haare, die über ihrem Rücken zu Flügeln wurden. Die linke Hand, in der sie eine Sichel trug, schwang sie über den Kopf. In der rechten hielt sie eine Sanduhr.

Der ernste Gesichtsausdruck, den die Frau machte, passte gar nicht zu ihrem Äußeren, fand Jack. Andererseits, wenn er so lange Zeit in einem Sandtempel herumstehen müsste…

„Oh, Sam, du hast Recht, das ist ja wirklich sehr interessant!" Daniel war mit Teal'c ebenfalls in den hinteren Teil des Tempels gekommen.

„Merkwürdig, der ganze Tempel ist mit Schriftzeichen übersät, aber auf der Statue selber steht überhaupt nichts!", sagte Daniel, während er die Frau von allen Seiten beleuchtete.

„Aber das Merkwürdigste überhaupt ist die Darstellung des Themas. Sie soll ganz offensichtlich Chronos darstellen, nur gleicht diese Figur keinesfalls jenen aus der Antike, sondern viel mehr den Statuen, die in der Renaissance gefertigt wurden…"

„Ich dachte Chronos war ein Mann!", warf Jack ein.

„Es kann durchaus sein, dass der Goa'uld Chronos auch weibliche Wirte hatte!", merkte Teal'c an.

Daniel fand den Fund ganz offensichtlich bahnbrechend „Schaut euch nur die Sense und die Sanduhr an, sie symbolisieren Tod und die dahinfliegende Zeit… und die Flügel…"

Jack drehte sich weg. Die archäologischen und kunstbegeisterten Ergüsse musste er sich oft genug antun. Er ging mit Teal'c zusammen in Richtung Ausgang.

Der grelle Sonnenschein schmerzte in den Augen, auch wenn die Sonne auf der anderen Seite des Tempels stand. Er verengte die Augen zu kleinen Schlitzen und schaute auf die Wüste hinaus. Plötzlich sah er, wie sich in der Ferne etwas Dunkles zusammenbraute.

Verdammt.

„Carter zu mir! …Daniel! Pack deine sieben Sachen. Wir müssen zurück zum Stargate!"

„Jack, wir können noch nicht…."

„Sofort! Da kommt eine Art Unwetter auf uns zu und ich will hier nicht festsitzen, weil du diese blöde Statue noch nicht ausreichend untersucht hast!", schrie er in den Tempel.

Der Archäologe erwiderte dieses Mal nichts, sondern kam nur einen kurzen Moment später mit seinem Rucksack aus dem hinteren Teil des Tempels gelaufen, seinen Camcorder noch in der Hand.

Sie traten aus dem Tempel und nun bemerkte auch Daniel die braune Wand, die unaufhörlich näher zu kommen schien.

„Oh, oh, das ist kein gutes Zeichen! ...Jack, das ist ein Sandsturm der schlimmsten Sorte. Wir sollten uns wirklich beeilen, wenn wir hier nicht Stunden, möglicherweise – Tage festsitzen wollen!"

„Sag ich doch!", rief Jack gegen den Wind, der nun schon merklich stärker blies.

„Lauft!", schrie Teal'c.

Und alle rannten los. Die erste Meile kamen sie noch rasch vorwärts und Jack meinte bereits in der Ferne das Stargate zu sehen.

Immer massivere Sturmböen fegten nun über sie hinweg und der tiefe Sand raubte ihnen die Kraft. Schon dachte Jack daran, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, im Tempel abzuwarten, als ein enormer Stein direkt an seiner Nasenspitze vorbei flog.

Nur noch eine Meile, dachte er.

Immer mehr Sand wurde von dem trockenen und heißen Wind aufgewirbelt und die feinen Körner schnitten sich in die Haut.

„Verdeckt das Gesicht!", schrie Jack dem Rest von SG-1 zu.

Er selbst machte eilig seine Jacke auf, riss sein T-Shirt kaputt und band es sich vor sein Gesicht. Das behinderte seine ohnehin bereits eingeschränkte Sicht noch weiter und er schob den Fetzen nach unten, so dass seine Sonnenbrille unbedeckt war.

Die Sichtweite betrug bereits weniger als 30 Meter und Teal'c, der erst wenige Augenblicke vorher noch neben ihm gegangen war, war nicht mehr zu sehen.

Langsam verklebten die Sandkörner, die es zwischen seiner Kappe, der Sonnenbrille und dem Tuch hindurch geschafft hatten, seine Augen. Sie brannten wie Feuer und tränten.

Wo war sein Team?

Er sah nur noch Sand.

Ein wenig Panik machte sich in Jack breit. Da half auch das beste Spezial-Training nichts. Er machte sich Vorwürfe. Sie hätten im Tempel abwarten sollen, bis der Sandsturm sich gelegt hatte. Er hatte alle in Gefahr gebracht.

Mühsam schleppte er sich vorwärts.

Nur nicht aufgeben, dachte er.

Er ging jetzt auf allen Vieren und krallte abwechselnd die rechte und dann die linke Hand in den Sand.

Jack nahm seine Umwelt nur noch verschwommen war, doch auf einmal sah er eine Silhouette etwa zehn Meter vor ihm auf dem Boden liegen.

Noch einmal nahm er seine ganze Kraft zusammen und spurtete zu der Gestalt. Er hob seine rechte Hand, krallte sie in ihre Jacke und drehte sie zur Seite.

Carter.

„Verdammt, Carter! Kommen Sie zu sich!", schrie er verzweifelt.

Es war hoffnungslos, denn er konnte noch nicht einmal selber seine Stimme hören. Er rüttelte an ihr, aber sie regte sich nicht.

Schnell riss er sich ein weiteres Stück aus seinem T-Shirt und band es Carter um den Kopf, um Mund und Nase zu schützen, damit sie nicht an dem verflixten Sand erstickte.

Dann schmiss er sie über seine Schultern.

Nun kam er nur noch im Schneckentempo vorwärts.

Jack war am Ende. Er dachte daran, sich einfach hinzulegen und zu sterben. Doch war er Carter nicht schuldig, sie in Sicherheit zu bringen? Er hatte sein Team in den verdammten Sandsturm geschickt…

Wieder fiel er auf die Knie. Noch ein letztes Mal raffte er sich auf und ging ein paar Meter in jene Richtung, in welcher er das Stargate vermutete.

Schließlich nahm er etwas Dunkles wahr, das sich vom Rest abhob. Hatte er das Stargate erreicht?

Hoffentlich ist das DHD noch nicht zugeweht, betete Jack.

Aber es war nicht das Stargate.

Der Tempel. Sie mussten im Kreis gegangen sein! Er fluchte wieder und schleppte dann Carter die letzten Meter bis zum Eingang.

Innen war es ruhig und überraschender Weise hatte nur wenig Sand vom Sandsturm seinen Weg in den Tempel gefunden.

Vorsichtig legte er Carter auf den harten Steinboden und bettete ihren Kopf auf seinem Schoß. Er fühlte ihren Puls, der regelmäßig schlug.

Jack startete ein paar Weckversuche, die aber erfolglos blieben.

Carter hatte ihr Gepäck noch bei sich gehabt und so inspizierte er es und fand eine Feldflasche mit Wasser. Er riss sich die letzten Fetzen seines T-Shirts vom Körper und befeuchtete sie mit etwas Wasser aus der Flasche. Damit tupfte er vorsichtig erst ihre Lippen und säuberte schließlich ihre Augen und ihre Nase von dem hartnäckigen Sand. Dann nahm er einen Schluck aus der Flasche.

Er dachte an Daniel und Teal'c und ob sie es wohl bis zum Stargate geschafft hatten.

Die Zeit verging und der Sandsturm wollte sich nicht legen. Jack fühlte, wie die Müdigkeit durch die große Anstrengung nun auch in seine Lider kroch. Angelehnt an die Felswand, schloss er die Augen und schlief ein.

Als Sam ihre Augen aufschlug wusste sie nicht, wo sie war. Ihre Augen schmerzten und sie musste sie schnell wieder schließen. Immer noch konnte sie feinen Sand unter ihren Lidern spüren. Nun fingen die Augen an zu tränen und sie schlug sie erneut auf. Dieses Mal ging es besser. Die Tränenflüssigkeit hatte weitere Sandkörner fortgespült.

Wo war sie?

Bilder des Sandsturmes kamen wieder in ihr Gedächtnis. Sie erinnerte sich, wie sie versucht hatten, zum Stargate zu gelangen. Sie hatte Teile des gefährlichen Staubs in ihre Lungen bekommen und angefangen zu husten. Schließlich hatte sie keine Luft mehr bekommen und das Bewusstsein verloren.

Sie schmeckte die knirschenden Steinchen auf der Zunge und zwischen ihren Zähnen.

Noch immer hatte sie keine Ahnung wo sie war. Sie drehte den Kopf etwas zur Seite.

Es war ein fremder, abgedunkelter Raum. Fenster gab es keine sichtbaren. Vielleicht befanden die sich hinter den großen schweren Tüchern, die überall an den Wänden hingen.

Neben der Pritsche, auf der Sam lag, war ein kleiner Tisch, offenbar aus Lehm gebaut. Auf ihm stand ein Krug mit Wasser.

Der Durst meldete sich bei ihr. Es fühlte sich an, als hätte sie seit Jahrzehnten nichts mehr getrunken. Sie versuchte, sich zu bewegen. Ihre Glieder waren schwer, dennoch gelang es ihr, erst ein Handgelenk und ein weiteres rechts und links von ihr aufzustützen und sich dann mit aller Kraft in eine aufrechte Position zu drücken.

Dann griff sie nach dem Wasser. Sie setzte den Krug an und trank. Das kühle Wasser reinigte ihren Mund und Hals und erfrischte ungemein. Sam konnte sich nicht erinnern, wann ihr Wasser das letzte Mal so gut geschmeckt hatte.

Als das Trinkgefäß leer war, stellte sie es wieder auf den kleinen Lehmtisch und versuchte ihre Beine zu bewegen. Das ging besser als erwartet und so hob Sam beide Beine aus dem Lager und stellte sie auf die Erde. Nun bemerkte sie, dass ihre Schuhe fehlten.

Sie beschloss, erst einmal zu schauen, was sie draußen erwartete.

Langsam schob Sam das Stofftuch zur Seite, das den Eingang bedeckt hatte. Ihr Blick fiel auf zahlreiche aus Lehm gebaute Häuser, die in Reihen nebeneinander auf weißem Sandboden standen. Hier und da hatte sich an den Seiten der Häuser viel Sand aufgetürmt.

Als sie ihren Blick nach rechts wand, sah sie zu ihrer Überraschung den Colonel auf einem großen Stein sitzen und die Häuserreihe entlang starren.

Jack schob mit seinem großen Zeh ein wenig Sand hin und her. Er war vorhin aufgewacht und hatte nicht schlecht gestaunt, dass er sich auf einer Pritsche neben Carter liegend wieder fand. Hatte er so tief geschlafen? Oder hatte er das Bewusstsein verloren, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, dass man ihn aus dem Tempel geschafft hatte?

Er konnte es sich nicht erklären, wo sie waren. Der Planet war schließlich unbewohnt gewesen und nun war hier eine große Siedlung.

…Aber dies musste der Planet sein…

Plötzlich war da ein Geräusch hinter ihm. Er drehte sich um und sah, wie Carter aus der Tür, besser gesagt aus dem Loch des Lehmhauses, trat.

Er wandte sich rasch zurück, um sie nicht direkt ansehen zu müssen. Er hatte sein Team in diesen gefährlichen Sandsturm geschickt.

Er hatte einen Fehler gemacht.

Während er auf die Häuserreihe starrte, ließ sich der Major neben ihm auf einem zweiten Stein nieder.

„Sir…wo sind wir hier?", fragte sie.

„Wir sind wohl immer noch auf diesem verdammten Sandplaneten, wie es aussieht. Ich kann den Tempel von hier aus sehen.", sagte er knapp und in einem etwas mürrischen Tonfall.

„Komisch, mir war bei unserer Ankunft keine Stadt aufgefallen und SG-9 hatte auch nichts davon erwähnt…"

Er schwieg und mit zusammen gekniffenen Augen starrte er die Häusergasse entlang. Ob Daniel und Teal'c noch am Leben waren?

„Sir… ist alles okay mit Ihnen?", fragte sie vorsichtig.

„Alles in Ordnung, Major!", log er.

Seine aufkommende Verzweiflung an der Situation überspielte Jack mit einem harten Gesichtsausdruck. Es war damals auch seine Waffe gewesen, die seinen Sohn getötet hatte…

Er wies sich zurecht.

Die beiden Sachen waren nicht miteinander zu vergleichen…

Eine Überreaktion.

Es half wenig, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Oberste Priorität sollte ihre Rückkehr ins SGC sein.

Carter beugte sich vor und schaute an seinem Gesicht vorbei zum Tempel.

„Wir sollten uns umsehen, Colonel. Ich schlage vor, wir gehen erst einmal zum Tempel, um dann heraus zu finden, in welcher Richtung das Stargate liegt."

„Leichter gesagt als getan, Major!", bremste er sie. „Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, hat man uns die Schuhe gestohlen. Auf dem heißen Sand gehen wir barfuss –nirgendwo- hin!"

Bevor sie etwas erwidern konnte, zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein Mann mittleren Alters schleppte sich die Häuserreihe entlang. Er trug ein beindickes Brett auf seinen Schultern. An jeder der Enden baumelte ein Eimer mit Wasser. Bei jedem Schritt verlor er einige Tropfen.

Direkt vor ihnen blieb er stehen und stellte ächzend die Wassereimer auf den Boden.

„Hallo ihr zwei, seid ihr endlich aufgewacht? Mein Name ist Faruk!"

Ein Mann mit braunen Haaren streckte ihnen die rechte Hand entgegen. Die vielen Lachfalten ließen ihn sympathisch wirken.

Aber Jack war vorsichtig. Nach dem Äußeren durfte man nicht gehen. Vielleicht hatte er ihnen die Schuhe gestohlen.

Sam erhob sich und schüttelte Faruks Hand. Als der Mann Jack die Hand hinstreckte, ging er auf die Geste nicht ein, sondern stand stattdessen auf und klopfte sich den Sand von der Rückseite seiner Hose. Faruk zog die Hand zurück, lächelte aber immer noch genauso freundlich wie zuvor.

„Ich habe frisches Wasser geholt. Wir können Tee machen!", sagte er und schob Jack und Sam bevor einer der beiden protestieren konnten ins Haus.

Nur wenige Augenblicke später saßen Jack, Sam und Faruk um den Teekessel und tranken Tee aus einem Kraut, das ihnen völlig unbekannt war.

„Entschuldigt bitte, dass niemand bei euch war, als ihr aufgewacht seid, aber wir wurden von dem schweren Sandsturm überrascht und ich hatte kaum noch Wasser im Haus. Meine Frau ist noch am Wasserbrunnen und wäscht Wäsche, die ich dringend für eine Zeremonie…."

„Was ist mit uns geschehen?", fragte Jack ohne Umschweife. „Wo sind unsere Schuhe?"

„Richtig, ihr wollt bestimmt wissen, wo ich euch gefunden habe! Ihr müsst wissen, ich bin Tempelwächter im Chronos Tempel und als ich nach dem großen Sandsturm dort nach dem Rechten sehen wollte, fand ich euch beide bewusstlos auf dem Boden liegend. Eure Schuhe waren zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr an euren Füßen. Jemand muss sie gestohlen haben! Tut mir leid!"

„Nicht so schlimm!", knurrte Jack als Antwort. „Wir werden uns einfach Stofffetzen um die Füße binden. Kannst du uns schnellstmöglich zum Stargate bringen?"

Ein großes Fragezeichen nahm auf Faruks Gesicht Form an.

„Zum…was?", fragte er verdutzt.

„Zum…Star-gate…!", wiederholte Jack.

„…Chap'pai….!", versuchte Sam zu verdeutlichen.

„Großes rundes Ding mit einer Oberfläche wie aus Wasser wenn man es aktiviert…! Etwa zwei Meilen von hier!"

Das Fragezeichen auf Faruks Gesicht wurde nur noch größer.

„So etwas gibt es hier nicht!", sagte er mit einem nun ernsten Gesichtsausdruck. „Es gibt nur diese Stadt, den Tempel, ein Wasserloch und eine Mine… Ein ‚Stargate' oder wie ihr es nennt, existiert auf Hora nicht…"

Daniel hatte vor lauter Sand kaum die Hand vor Augen erkennen können. Er wusste nicht mehr, wie er es geschafft hatte, die richtigen Koordinaten zu drücken.

Zusammen mit Teal'c war er durch das aktivierte Stargate der Sandhölle entkommen. Nur zu seinem Schreck folgten ihnen Sam und Jack nicht. Sie ließen das Stargate so lange offen, wie eben möglich aber niemand kam hindurch. Lediglich große Mengen Sand fanden noch den Weg durch das Wurmloch auf die Erde und bedeckten alles im Torraum mit einer feinen Staubschicht.

Fassungslos starrten Teal'c und Daniel mit sandverklebten Gesichtern auf das Tor, bis es sich endgültig schloss. Hinter ihnen trat General Hammond an sie heran.

„Berichten Sie, Dr. Jackson!"

„Wir sind in einen Sandsturm geraten… ich fürchte…Jack und Sam haben es nicht geschafft…", er brach ab.

„Bitte um Erlaubnis eine Rettungsmission durchzuführen, GeneralHammond!" Teal'c hatte einen entschlossenen Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Alles zu seiner Zeit Teal'c. Sie beide lassen sich erstmal auf der Krankenstation durchchecken und sobald sich der Sandsturm gelegt hat, werde ich eine Rettungsmission anordnen."

Daniel lies alles teilnahmslos über sich ergehen. Die Sorge um Sam und Jack war unerträglich. Er hatte viele Sandstürme miterlebt auf Abydos und er wusste genau, dass man einen Sturm von diesem Ausmaß im Freien nicht lange überleben konnte….

…Er hatte Jack nicht gestoppt, als er den Befehl gab, zum Stargate aufzubrechen. Auf der anderen Seite hatte er auch nicht gedacht, dass diese zwei Meilen Schwierigkeiten bereiten würden.

Was würden sie vorfinden, wenn sie auf den Planeten zurückkehrten?

Mürrisch stellte Col. O'Neill ein schweres Gefäß auf den Tempelboden.

„Wo soll das hin?", fragte er knapp.

„Bitte dort drüben!", antwortete Faruk und zeigte zu einem anderen Gefäß zu seiner linken. „Es ist ein spezielles Parfüm drin, das diesen Raum mit Duft füllt, sobald man den Krug öffnet."

Sam trug eine Fackel, die sie in einen der Fackelhalter stellte. Die nun erhellte Wand wies erstaunlicher Weise keine Risse auf, wie sie es bei ihrem ersten Besuch getan hatte. Unwillkürlich schaute sie zum anderen Ende des Tempelbaus.

„Sir! Die Statue ist nicht mehr da!", sagte sie laut.

Der Colonel wendete seinen Blick ebenfalls zum Ende der Halle.

„Welche Statue?", fragte Faruk erstaunt.

„Na, die goldene…", brummte Jack O'Neill

„Wir hatten hier noch nie eine goldene Statue und ich bin hier schon seit sieben Jahren Tempelwächter!", sagte Faruk.

Sam war verwirrt und der Colonel sah so aus, als hätte man ihm gerade verboten, seine Lieblingsserie im Fernsehen anzuschauen.

„Ich verstehe nicht ganz!", sagte Sam zu Faruk. „Wir waren vor einigen Stunden hier und da war der Tempel verlassen, die Wände hatten Risse und es befand sich eine goldene Statue am Ende der Halle auf einem Sockel."

„Vielleicht war das eine falsche Wahrnehmung!"

Alle schwiegen, dann sagte der Colonel:

„Ich kapiere einfach nicht, warum wir hier sind – warum du hier bist, warum diese Stadt hier ist!"

„Ich habe gedacht, dass ihr von Chronos geschickt worden seid, um bei uns zu arbeiten! Er macht das immer so, seit diese Kolonie vor fünfzehn Jahren gegründet wurde"

Sam machte große Augen.

„Fünfzehn Jahre…?"

„Ihr meint, ihr seid nicht von Chronos geschickt worden?"

„Nein…!", sagte der Colonel sofort.

„Seid ihr Feinde von Chronos?", fragte Faruk ängstlich. „Es ist schon einmal vorgekommen, dass fremde Soldaten von anderen Göttern versucht haben, die Kolonie zu übernehmen!"

„Nein, sind wir nicht! Zumindest nicht so!", sagte Sam schnell um Faruk zu beruhigen.

Er beruhigte sich dennoch nicht.

„Trotzdem seid ihr in Gefahr. In vier Tagen findet eine wichtige Zeremonie statt, bei der Chronos selbst uns einen Besuch abstatten wird. Wenn er von euch erfährt, wird er euch umbringen!"

Stille

„…Chronos…lebt?"

Ein rascher Blick zu ihrem Vorgesetzen verriet ihr, das er har genau das Selbe dachte, wie sie. Teal'c hatte ihn vor einem Jahr getötet…

„Chronos ist ein Gott und kann nicht sterben…", klärte sie Faruk überzeugt auf.

Bei diesem Satz ließ sich der Colonel im Schneidersitz auf dem Boden fallen und legte den Kopf in die Hände. Sam wusste genau, was in seinem Kopf vorging. Wie oft in den letzten fünf Jahren hatten sie Menschen auf anderen Planeten versucht klar zu machen, dass die Goa'uld falsche Götter waren…? …Unzählige Male…

Sie seufzte.

Dann wandte sie sich an ihren Vorgesetzten: „Sir, kann ich mal mit Ihnen auf ein Wort vor den Tempel gehen?"

Er nahm das Gesicht aus den Händen und nickte.

Vor dem Tempel fragte der Colonel: „Was wollten Sie sagen, Carter?"

„Sir, ganz offensichtlich stimmt hier etwas nicht."

„Ach, wirklich, Major?" Er machte sich keine Mühe den sarkastischen Tonfall auch nur ein kleines bisschen zu unterdrücken.

Unbeirrt fuhr sie fort: „Wir beide haben Chronos tot gesehen, aber jetzt taucht er bei dieser Zeremonie auf!"

„Was schlagen Sie vor?"

„Vielleicht sollten wir uns erst einmal ruhig verhalten und abwarten, was passiert. Vielleicht ist es gar nicht der Goa'uld Chronos, sondern einer, der sich für ihn ausgibt. Oder ihnen wurde noch nicht erzählt, dass er tot ist und sie warten in vier Tagen dann vergeblich auf ihn…!"

„Sie haben Recht, Major. Wir werden uns in den nächsten Tagen hauptsächlich darauf konzentrieren, dass wir in Erfahrung bringen, wo das Stargate abgeblieben ist, beziehungsweise, warum diese Stadt dort steht, wo sie steht."

Die Nacht verbrachten Jack und Carter in Faruks Haus. Es war ganz schön eng mit vier Leuten in einem Haus, das nur aus einem Zimmer bestand. Faruk hatte ihnen versprochen, gleich am nächsten Tag ein verlassenes Haus direkt an den Minen, die Carter für Naquada-Minen hielt, herzurichten. Seine Bewohner waren verstorben und so stand es leer.

Der nächste Morgen kam und Jack musste feststellen, dass die merkwürdige Geisterstadt und alles, was sie am vergangenen Tag erlebt hatten, keineswegs einem Traum entsprungen waren.

Faruk hielt es für das Beste, dass sie einfach so taten, als wären sie tatsächlich von Chronos zum Arbeiten geschickt worden, damit der Rest der Bevölkerung keinen Verdacht schöpfte und sie nicht an Chronos verraten würden.

Als sie passend gekleidet waren, zog Faruk Jack mit ernstem Gesicht zur Seite. Er schielte noch einmal kurz zu Sam, die von seiner Frau gerade einigen Bräuchen unterwiesen wurde und sprach ihn dann an.

„Es gibt noch etwas Jack, was unbedingt nötig ist, damit Chronos Übermorgen nicht aufmerksam auf euch wird."

„Was denn, Faruk?", fragte er, verwundert über seine plötzliche Aktion.

„Sind du und Sam… verheiratet?" Er nickte in die Richtung von Carter.

„Nein…! ...Warum?", fragte er etwas verwirrt. Machten sie etwa den Eindruck…?

„Da ich der Tempelwächter bin, weiß ich, dass Chronos stets nur Paare auf diesen Planeten zum Arbeiten schickt, die er auf spezielle Art verheiratet hat. Es ist gleichzeitig auch ein Mechanismus, um heraus zu finden, ob er von Feinden untergraben wird. Die Mine auf diesem Planeten gehört zu seinen ertragreichsten und es wäre für ihn nicht gut, wenn er sie an den Feind verlöre…"

Jack unterbrach ihn.

„Soll das etwa heißen, dass Carter und ich uns verheiraten müssen, damit Chronos nichts merkt?"

Faruk nickte.

Jack seufzte.

Was man nicht alles für Opfer bringen musste, um lebend wieder nach Hause zu kommen. Jetzt musste er sogar Carter ‚heiraten'.

Obwohl…, schoss es ihm für eine Sekunde durch den Kopf, während er sich kurz nach ihr umdrehte, und sah, wie sie sich lachend mit Faruks Frau unterhielt,… - es gibt Schlimmeres. Er grinste in sich hinein. Auf der Erde würde er sie nie heiraten können, ohne den Dienst quittieren zu müssen…

„Na schön…!", stimmte er übertrieben gelassen zu.

„Gut, Jack! Ich werde es Sam dann auch sagen. Wir werden die Zeremonie am Nachmittag im Tempel durchführen, nachdem ihr in euer Haus umgezogen seid."

Mit gemischten Gefühlen folgte Jack Faruk am Nachmittag in den Tempel. Er hatte ihnen erklärt, dass sie beide durch ein Amulett aneinander gebunden würden und dass in jenem Amulett die Kraft steckte, die Chronos glauben lassen würde, dass sie rechtmäßig auf diesen Planeten gehörten.

Carter vermutete, dass eine Art Substanz in den Amuletten steckte, die an den Körper abgegeben wurde, sobald sie sie anlegten. Diese Substanz wäre dann wahrscheinlich irgendwie messbar für Chronos. Sie hielt die Substanz für harmlos und ohne Nebeneffekte, sah sie sich die Menschen in der Stadt an…

Jack hatte Carter den ganzen Vormittag beobachtet. Sie nahm es offenbar gelassen, dass man sie zwecks ihrer Rettung verheiraten würde. In ihm kribbelte es, obwohl es keine echte Heirat werden würde. Hatte er sich nicht immer im Geheimen diese Frau an seiner Seite gewünscht?

Er schüttelte seinen Kopf kräftig, als ob er diese Gedanken ganz weit verbannen wollte.

„Ist etwas mit Ihnen, Sir?", fragte sie freundlich.

„Nein, nichts…!", murmelte er.

Sie erreichten den Tempel, ohne dass Jack den Weg dorthin in irgendeiner Weise wahrgenommen hatte. Zu sehr war er in den Gedanken über die Heirat vertieft gewesen.

…Fortsetzung im 2. Teil…

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