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Rhiana von Selana

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Vorwort


Spoiler: Der Sturm, Das Auge, Die Bruderschaft, Die Belagerung
Staffel: Kurz nach "Die Belagerung"
Rhiana


1. Kapitel: Die Suche

Atlantis-Basis
Pegasus-Galaxie


John Sheppard betrat voller Tatendrang den - Jumper Hanger, wo seine Leute schon auf ihn warteten. Sie hatten die Spur eines ZPMs gefunden, dass sie nun suchen wollten. Sheppard betrat Jumper 1 durch das hintere Schott und ging nach vorne zum Pilotensitz. McKay setzte sich neben ihn, Teyla und Dex auf die Sitze hinter ihnen, während die anderen es sich im hinteren Laderaum bequem machten.
Mit Gedankenkontrolle schaltete Sheppard den Antrieb ein und unter ihm öffnete sich die Luke. Langsam schwebte das Raumgefährt in den Stargate-Raum hinab. Ihm gegenüber erkannte er Elizabeth und die anderen diensthabenden Techniker in der Flugkontrolle.
"Guten Flug, Major! Und viel Erfolg", ertönte Dr. Weirs Stimme durch die Sprechanlage.
"Danke, wir melden uns, sobald wir etwas brauchbares gefunden haben", antwortete Sheppard. An McKay gewandt: "Wähle die Koordinaten, Rodney."
McKay drückte wortlos auf die entsprechenden Tasten und vor ihnen leuchteten die Symbole des Stargate in blauer Farbe auf. Nur Sekunden später baute sich das Wurmloch auf und Sheppard steuerte den Jumper gekonnt in den Ereignishorizont hinein.
Kurze Zeit später schoss das Gefährt durch das Stargate des angewählten Planeten und Sheppard steuerte es in einem sanften Bogen hinauf in den Himmel. Dort wollten sie sich erst einmal orientieren.
Teyla Emmagan bemerkte: "Die Siedlung ist etwa einem Kilometer in diese Richtung, direkt am Fuße der Berge."
"Wie groß ist sie?" fragte McKay.
"Bei meinem letzten Besuch wohnten dort etwa 100 Bewohner in einigen Zelten, um im Notfall schnell verschwinden zu können. Es gibt in den Bergen große Höhlensysteme, deshalb stehen die Zelte immer am Fuße der Berge. Eingänge gibt es nur wenige und diese sind gut getarnt. Kein Talluser würde sie einem Fremden verraten."
"Und gibt es viele solcher Zeltdörfer?" fragte Sheppard.
"Vielleicht zwanzig", schätzte Teyla.
"Wir sollten erst einmal den Planet scannen. Vielleicht entdecken wir ja verräterische Energiesignale, die uns das Versteck des ZPM verraten", meinte McKay.
"Komm schon, Rodney! Du denkst doch nicht, dass das so einfach geht?"
McKay sah sein Gegenüber an: "Und warum nicht?" fragte er in dem hochnäsigem Tonfall, den Sheppard wie üblich ignorierte. McKay hielt sich einfach für Überschlau.
"Na schön", gab der Major nach und schon baute sich über ihm das Display-Feld auf, dass alle Daten enthielt, nach denen er sich gedanklich erkundigt hatte. Das Schiff scannte automatisch nach der gespeicherten Energiesignatur eines ZPM, fand jedoch nichts. "Also doch die Siedlung", meinte er schließlich.
Nachdem die Suche nichts gebracht hatte, hatte Rodney nichts mehr einzuwenden. Teyla zeigte dem Major den Weg. Um die Bewohner nicht zu beunruhigen, flogen sie im getarnten Modus über die Stadt.
"Sie ist größer, als ich sie in Erinnerung habe", meinte Teyla und blickte erstaunt auf die vielen Zelte unter ihnen. "Das sind bestimmt über 100 Zelte."
"In der Mitte erkenne ich einen großen Platz", fügte der Major hinzu.
"Es muss Markttag sein, und so sind viele der Nomaden mit ihren Zelten hergekommen", vermutete Teyla.
"Wir suchen ein sicheres Versteck für den Jumper, tarnen ihn und gehen zu Fuß zurück", bestimmte Sheppard.
"Ach wirklich?" McKays arroganter Ton ärgerte den Major diesmal, aber er sagte immer noch nichts.
"Ja, wirklich, Rodney! Wer weiß, wer sich da unten alles herumtreibt. Ich will auf keinen Fall zu viel von uns verraten."
"Der Vorschlag ist gut", meinte Teyla.
"Es ist kein Vorschlag", sagte Sheppard. Er war schon auf der Suche nach einem Versteck. Ein Hologramm erschien vor ihm in der Luft. "Da!" Sheppard zeigte auf eine Linie. "Das ist ein kleines Tal. Dort werde ich den Jumper parken."
Nur zwei Minuten später erreichten sie den winzigen Taleinschnitt, der aber genügend Platz für den Jumper bot. Auf dem felsigen Untergrund hinterließ das getarnte Fahrzeug auch keine verräterischen Spuren.
"Meyers, Wagner! Ihr bleibt hier und bewacht den Jumper. Verhaltet euch ruhig. Wenn wir sicher sind, dass keine Gefahr droht, werden wir euch informieren."
"Ja, Sir!" antworteten die beiden Soldaten wie aus einem Mund.
Sheppard wandte sich an die beiden Wissenschaftler Dr. Zelenka und die deutsche Archäologin Ingrid Schmid. "Sie bleiben auch hier, bis wir sicher sind, dass keine unmittelbare Gefahr droht."
Dr. Zelenka warf enttäuscht ein: "Ich möchte mitkommen. Es ist meine erste Außenmission."
"Und die letzte, wenn du nicht machst, was unser Major sagt", sagte McKay zu seinem tschechischen Kollegen. "Eine richtige Aussenmission ist nur für richtige Experten."
Teyla und Sheppard konnten ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie Rodney so großspurig sprechen hörten.
Ronon Dex wandte ein. "Seid wann sind Sie ein Experte für Aussenmissionen, Doktor?"
McKay sah ihn nur an. "Seid ich unseren Captain Kirk hier kennen lernte und dadurch oft in Gefahr geriet."
"He!" rief Sheppard aus. "Wenn ich mich recht erinnere, war ich es oft, der deinen Hintern rettete, Rodney!"
"Aber nur, nachdem mein Hintern unnötig in Gefahr geraten ist."
"Meine Herren!" griff Ronon ein, der an den verbalen Schlagaustausch der beiden noch nicht gewöhnt war.  Dies war seine erste Mission mit dem AR-1-Team (Atlantis Recon 1). "Haben wir nicht besseres zu tun, als uns zu streiten?"
Vereint fuhren die beiden herum: "Wer streitet hier denn? Wir sagen nur unsere Meinung."
Teylas Grinsen wurde noch breiter. Sie kannte die beiden schließlich schon länger und wusste, dass sie im Grunde gute Freunde waren, dies aber voreinander mit scheinbar groben Worten tarnten.
Zelenka fügte sich brummend und hoffte, dass die sechs bald etwas fanden, dass seine Anwesenheit erforderlich machte.
McKay sah immer noch verärgert aus. "Was ist jetzt schon wieder los, Rodney?" fragte Sheppard.
"Weißt du, wie weit es von hier bis zum Dorf ist?" fragte er.
"Eine Stunde und zweiundzwanzig Minuten zu Fuß, wenn wir uns mit normaler Laufgeschwindigkeit auf den Weg machen", lautete die prompte Antwort.
Irritiert blickte McKay ihn an. "Woher weißt du das so genau?"
"Das habe ich aus der Entfernung des Dorfes zum Tal ausgerechnet, wenn wir uns genau an der Felswand entlang bewegen."
"In dieser kurzen Zeit und im Kopf?"
"Ich bin gut im Kopfrechnen", sagte Sheppard und lächelte McKay an.
"Du schaffst es immer wieder, mich in Erstaunen zu versetzen, John. Erst schaffst legst du Mensatest in der Uni, dann entschlüsselst du das Rätsel bei unserer letzten Schatzsuche nach den ZPMs und nun dieses."
"Erinnere mich nicht an diese Mission."
Inzwischen waren sie aufgebrochen. McKay holte den Major ein. "Aber du warst es, der das Rätsel löste, nicht ich!"
"Und das ärgert dich noch immer, was? Das Genie McKay durchschaut ein einfaches mathematisches Rätsel nicht, aber der kleine Major tut es."
McKay verzog verärgert das Gesicht, sagte aber nichts mehr. Er ließ den Major vorangehen und blieb hinter ihm zurück. Den ganzen restlichen Weg sagte er kein Wort mehr, machte aber ein so griesgrämiges Gesicht, dass Sheppard wusste, dass er richtig getippt hatte.
Die Luft war erfüllt vom Gesang unbekannter und unsichtbarer Vögel. Die Schwerkraft war etwas höher als auf der Erde und die Luftfeuchtigkeit musste gut 90% betragen. Die Sonne stand noch hoch am Himmel und ein ungewohnter, aber nicht unangenehmer Geruch lag in der Luft. Dies alles führte dazu, dass Rodneys Laune immer schlechter wurde. Ihr Weg führte sie entlang des Gebirgsausläufers. Ein schmaler Fußweg führte am Fuße der Berge entlang, der es ihnen erlaubte, trotz allem ihr Tempo beizubehalten. Neben sich sahen sie grüne Wiesen, in denen das Gras teilweise kniehoch stand, teilweise aber auch abgegrast war.
"Das sind die Weiden der Nomaden", erklärte Teyla ihnen. "Die Bewohner leben hauptsächlich von ihrem Vieh. Die Felder liegen versteckt in Gebirgstälern, ähnlich dem, dass wir zur Tarnung für den Jumper benutzt haben."
Zwischendurch führte der Weg auch durch kleine Wälder, einmal mussten sie einen kleinen Bach überqueren, über den keine Brücke führte. Große Steine, mitten im Bach konnten als Tritte benutzt werden.
Nach genau der Zeit, die Sheppard vorausgesagt hatte, sahen sie das Zeltdorf vor sich liegen. Der Major stoppte und machte seine Waffe bereit. Seine Männer machten es ihm nach.
Der schmale Fußweg mündete in einen breiteren Weg, was das Vorwärtskommen etwas erleichterte. Bald begegneten ihnen die ersten Menschen, die sie argwöhnisch beäugten, sie sonst jedoch unbehelligt ließen. Je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr Menschen wurden es. Ihre fremdartige Bekleidung und die Waffen fielen natürlich sofort auf. Als sie endlich den zentralen Platz des Dorfes erreichten, folgte ihnen eine ganze Traube von Menschen.
Einige mussten ihnen vorausgeeilt zu sein, denn kaum betraten sie den Platz, da trat ihnen ein vornehm gekleideter Mann entgegen, der hier wohl das sagen hatte, denn die anderen trugen meist braune oder dunkelgrüne einfache Bekleidung, die ihnen draußen auf den Feldern gute Tarnung bot.
"Ich bin Magistrat Selok. Willkommen auf Tallus." Ein vorsichtiger Blick traf die Waffen der Atlanter.
"Mein Name ist Teyla Emmagan. Ich war schon ein oder zweimal hier. Und dies sind Major John Sheppard, Dr. McKay, und diese beiden heißen Stackhouse und Brenner. Wir kommen in friedlicher Absicht."
"Teyla Emmagan", ein abschätzender Blick traf sie. "Ich erinnere mich an deinen Namen. Wir hörten, dass dein Vater von den Wraith geholt wurde. Das tut uns leid."
Teyla neigte den Kopf. "Deshalb, und auch für die Rettung meines Volkes und aller Bewohner der vielen Planeten, habe ich mich diesen Menschen angeschlossen. Sie sind unsere beste Hoffnung im Kampf gegen die Wraith."
Selok blickte jetzt den Major offen an. "Zwar gibt es keinen Kampf gegen die Wraith, aber seid uns trotzdem willkommen."
Sheppard ergriff das Wort: "Wir danken Ihnen für die freundliche Begrüßung. Achten Sie nicht auf die Waffen, sie dienen nur zur Verteidigung. Leider werden wir nicht auf allen Welten so freundlich begrüßt wie hier. Meine Begleiter und ich sind friedliche Forscher, aber auch Soldaten. Wir sind hier um Verbündete, Technologie und Waffen im Kampf gegen die Wraith zu finden und auch anzubieten. Vielleicht können Sie uns helfen? Im Gegenzug versprechen wir euch medizinische Hilfe, technische Geräte oder was immer ihr auch benötigt und vor allem Hilfe gegen die Wraith."
"Wie ich schon sagte, ist ein Kampf gegen die Wraith aussichtslos, doch folgt mir. Gehen wir in mein Zelt. Dort können wir uns in aller Ruhe und ungestört unterhalten und etwas zur Stärkung zu uns nehmen."
Während die Ankömmlinge dem Magistrat in dessen Zelt folgten, zerstreute sich die Menge wieder oder wandte sich ihrer unterbrochenen Arbeit zu. Nur zwei verhielten sich anders. Die erste, eine schlanke junge Frau mit langen dunklen Haaren, wandte sich an ihren etwas älteren Begleiter. "Belausche sie! Ich muss herausfinden, warum sie hier sind."
"Glaubst du, sie sind aus dem gleichen Grund wie wir hier?"
"Genau das sollst du ja herausfinden", antwortete die Frau mit düsterem Blick. Hoffentlich sind das nicht schon wieder solche Schatzjäger. Ihr letzter Zusammenstoß mit diesen idiotischen Genii langte ihr noch. Nur mit knapper Not war sie damals mit dem Leben davongekommen.
Die zweite Gestalt war ein Mann in mittleren Jahren, der sich eilige aus dem Dorf entfernte. Sein Ziel war das Stargate. Es gab jemanden, der sich sicher dafür interessierte, dass die Atlanter auf Tallus waren.


Heimatwelt der Genii


Commander Acastus Kolya ging eiligen Schrittes den langen Tunnel entlang, der zu den Räumen Cowens, dem Anführer der Genii, führte. Er war ein düster blickender Mann Anfang fünfzig mit Narben im Gesicht. Und er hatte Neuigkeiten, die Chief Cowen sicher interessierten.
Vor der Tür standen die beiden Leibwächter Cowens, die Kolya selbst ausgebildet hatte. Sie salutierten, als Kolya vor der Tür stehen blieb.
"Ich muss mit Chief Cowen sprechen."
Einer der Wächter drehte sich um, öffnete die Tür und ging hinein. Nur einen Augenblick später kam er zurück. "Cowen erwartet dich."
Chief Cowen, ein Mann um die fünfzig, mit gelockten rötlichen Haaren und ein paar Pfunden zuviel um die Rippen, saß hinter seinem Schreibtisch und arbeitete einen Stapel Papiere auf. Als Kolya vor seinem Schreibtisch stehen blieb, hörte er mit der Arbeit auf und sah dem Commander fragend ins Gesicht: "Kolya, was kann ich für dich tun?"
"Einer meiner Spione meldete mir, dass eine Gruppe Soldaten aus Atlantis auf Tallus erschienen ist."
Cowen verzog angewidert sein Gesicht: "Du bist doch über unser Abkommen mit ihnen informiert?"
"Selbstverständlich, aber es ist etwas Persönliches. Gib mir die Erlaubnis eine Eingreifgruppe unter meiner Führung hinzuschicken. Diesmal werden wir vorsichtiger vorgehen und uns nicht überlisten lassen."
"Hast du mich nicht verstanden? Wir haben einen Waffenstillstand mit den Atlantern geschlossen. Sie liefern uns das C4, damit wir weiter unsere Atombomben bauen können und wir konnten, bzw. die Atlanter, konnten unseren Prototypen erfolgreich testen. Da die Wraith schon hier waren und unsere Welt nun für leer halten, können wir ungestört weiter im Untergrund an unseren Bomben arbeiten. Wir hätten schon von Anfang an mit ihnen zusammenarbeiten sollen. Es war ein großer Fehler von uns, der viele Opfer auf unserer Seite gekostet hat. Das nun geschlossene Abkommen werde ich auf keinen Fall gefährden. Wir brauchen ja keine Freunde zu werden. Ich befehle dir zum Wohle unseres Volkes deinen Hass zu vergessen."
Kolyas Gesicht versteinerte: Aber ... !"
Chief Cowen sprang aus seinem Stuhl. "Verstanden?"
"Ja, Sir," antwortete Kolya. "Dann erlaube, dass ich zu meinen Rekruten zurückkehre und mit dem Training fortfahre."
Cowen setzte sich wieder. "Ja, tue das."
Kolya salutierte und ging innerlich kochend vor Wut zurück.
Niemals! Niemals würde er seine Rache aufgeben. Selbst wenn dieser verfluchte Sheppard nicht dabei war, wollte er die Atlanter nicht ungestraft lassen. Er würde seine Rache bekommen. Entschlossen kehrte er in die Trainingsräume zurück. Schnell rief er vier seiner engsten Vertrauten zu sich und erzählte, was vorgefallen war. Jeder von ihnen hatte durch die Atlanter entweder einen Freund oder sogar einen Verwandten verloren. Sie waren sofort Feuer und Flamme für Kolyas Plan.
Schon eine Stunde später stand eine Gruppe von dreißig Soldaten abmarschbereit. Offiziell gingen sie zu einem Trainingsplatz auf der Oberfläche. Doch sobald sie die unterirdische Anlage verlassen hatten, befahl er die Richtung zu ändern und zum Stargate zu marschieren und den Planeten Tallus anzuwählen.


Planet Tallus

Sheppard und McKay hatten inzwischen den Magistrat Selok den Grund ihres Besuches erklärt.
Selok hörte aufmerksam zu. "Ich verstehe, warum Sie dieses, wie nannten Sie es ...?"
"ZPM", half McKay aus.
"Dieses ZPM brauchen. Wir selbst haben keine Verwendung dafür und würden es Ihnen gerne überlassen, aber wir haben keine Ahnung, wo es sich befindet. Sind Sie sicher, dass das, was Sie suchen, sich auf unserer Welt befindet?"
"Ziemlich sicher", erklärte Sheppard.
"Was ist mit den Höhlen? Und warum befinden sich so viele Zelte hier?" fragte Teyla.
"Heute ist Markttag. Die meisten Zelte werden morgen wieder abgebaut. Und in keiner unseren Höhlen haben wir das Gesuchte gesehen."
"Erlaubt ihr eine Suche in den Höhlen?"
"Das muss ich mit den Ältesten besprechen. Die Höhlen sind schließlich unsere Überlebensgarantie. Ich denke aber, sie werden es erlauben, wenn ihr euch mit verbundenen Augen hinführen lasst und auch einen Führer mitnehmt."
Die Menschen aus Atlantis sahen sich an und jeder gab sein Einverständnis durch kurzes Nicken bekannt.
"Ich denke, darauf können wir uns einlassen", sagte Sheppard. "Und ich verbürge mich für alle Männer und Frauen unter meinem Kommando. Niemand wird Ihr Geheimnis verraten, Magistrat."
Sheppard hoffte, dass die Talluser es einmal Ausnahmsweise ehrlich meinten und sie nicht zu hintergehen versuchten, wie die Genii es taten. "Und um unsere guten Absichten zu beweisen, werde ich veranlassen, dass eine große Ladung Medizin und andere nützliche Dinge hergebracht werden." Er hatte für so einen Fall vorgesorgt und Kisten in den Jumper laden lassen.
"Aber Sie haben noch nicht gefunden", warf Selok ein.
"Das macht nichts, es ist ein Zeichen unseres guten Willens", antwortete Sheppard.
Keiner bemerkte die Gestalt hinter dem Zelt, die sich fort schlich. Die Frau wartete ungeduldig in einem kleinen Zelt. Es war früher Nachmittag und die Sonne warf schon lange Schatten.
"Wir hatten recht, Rhiana, sie sind aus dem gleichen Grund hier wie wir."
"Wusste ich es doch. Bestimmt sind es wieder die Genii!"
"Das konnte ich leider nicht heraushören. Was machen wir nun?"
"Sie wissen nicht, dass wir hier sind und auch nach der Energiequelle suchen. Wir folgen ihnen unbemerkt, und wenn sie finden, was sie suchen, nützen wir den Überraschungsmoment aus und nehmen ihnen das Modul weg. Im Notfall auch mit Gewalt."
"Mit Gewalt?"
"Beruhige dich, Kelan! Wir brauchen sie ja nicht zu töten, auch wenn sie es verdient hätten." Rhiana dachte an den letzten Zusammenstoß mit den Genii, der mit dem Tod eines Freundes geendet hatte. Erneut loderte Wut in ihr auf. Samthandschuhe würde sie nicht anlegen. Entschlossen klopfte sie auf ihre versteckte Tasche mit der Waffe darin. Diese war sehr effektiv. Man konnte damit betäuben oder sogar töten. Sie würde sie auf die höchste Stufe der Betäubung einstellen. Das würde den Genii einige Schmerzen beim Aufwachen bereiten.

Inzwischen sprach Sheppard noch immer mit Selok. Der Magistrat wollte gehen und in etwa einer Stunde zurückkommen. Dann sollte er die Antwort der Ältesten haben. Der Major war froh, nicht länger warten zu müssen.
Er rief einen der Soldaten heran. "Meyers, Sie und Ronon gehen zum Stargate und informieren Dr. Weir in Atlantis. Sagen Sie, dass wir vielleicht noch mehr Medikamente und Gebrauchsgegenstände für die Talluser brauchen. Teyla und Stackhouse, ihr geht zum Jumper und holt die Kisten. Stackhouse, Sie bleiben dort, weil Sie den Jumper fliegen können. Und ich möchte einen Piloten dort haben. Die übrigen sollen mit Teyla zurückkommen."
"Ja, Sir!" antwortete Stackhouse. "Befürchten Sie Gefahr?"
"Eigentlich nicht, es ist nur so ein Gefühl", meinte Sheppard. "Und passt auf, dass euch auf dem Weg zum Jumper niemand folgt."
"Du traust den Tallusern nicht?" fragte Teyla.
"Im Grunde schon. Doch Vorsichtig ist immer besser als Nachsicht."
"Wir passen auf, Sir", versprach Stackhouse.
Während sich alle auf den Weg machten, blieben McKay und Sheppard im Dorf, um die Antwort der Ältesten abzuwarten. Die Stunde verging schnell und als Selok mit einem Begleiter zurückkam, sah Sheppard schon an dessen Gesichtsausdruck, dass sie eine positive Antwort erhalten würden.
"Das ist Adun", stellte Selok den jungen Mann vor. "Er wird euer Führer sein."
"Können wir gleich aufbrechen?" fragte McKay. "Es sind noch einige Stunden bis zur Dunkelheit."
Selok sah ihn an, überrascht über die Eile, doch Adun antwortete an seiner Stelle: "Ich habe nichts dagegen, Magistrat."
"Gut!" Selok rief noch vier Männer hinzu. "Sie werden euch bis zum nächsten Eingang mit verbundenen Augen bringen. Adun übernimmt dann die Führung in den Höhlen."
Sheppard hatte mit so etwas gerechnet und stimmt zu. Rodney meckerte, doch es blieb ihm keine andere Wahl.
So kam es, dass sie die nächste halbe Stunde mit verbundenen Augen durch die Gegend stolperten. Die Talluser verhinderten jedoch, dass einer von ihnen stürzte. Vor ihrem Aufbruch hatte Sheppard noch Meyers und Ronon über Funk informiert. Die beiden hatten mit Dr. Weir gesprochen und befanden sich gerade auf dem Rückweg zum Dorf.
Nach einer halben Stunde endete ihr Marsch und Sheppard hörte Geräusche, wie wenn eine große Platte zur Seite geschoben wurde. Dann mussten sie Holzstufen hinabsteigen.
Das gleiche Geräusch wiederholte sich und Adun sagte: "Ihr könnte die Augen-Binden nun abnehmen."
"Danke! Vielen Dank!" sagte Rodney sarkastisch.
"Steckt die Bänder ein", verlangte Adun. "Ihr braucht sie wieder für den Rückweg."
Nachdem sie das getan hatten, fragte McKay. "Und nun?"
"Ich kann euch durch viele Gänge führen", erklärte Adun.
"Es ist egal, in welche Richtung wir gehen", meinte Sheppard.
Adun ging voran. Nach zwei Stunden fing McKay an zu murren, denn seine Schuhe drückten, die Füße schmerzten und die Laune wurde immer miserabler. "Das führt doch zu nichts."
"Wessen Idee war es denn, heute noch aufzubrechen?" erkundigte sich Sheppard spitz. Er sah sich um. Die Tunnel erinnerten entfernt an die Abbildungen, die er von den Tok'ra-Tunneln in der Heimatgalaxis gesehen hatte. Die Ränder waren glatt und nirgends gab es Vorsprünge. Immer wieder zweigten Seitengänge ab oder kleine Räume waren in den Wänden untergebracht. Adun erklärte ihnen, dass diese Kammern als Wohnräume benutzt wurden, wenn die Talluser sich bei Gefahr versteckten. Aber niemand von ihnen wusste, wer die Tunnel gebaut hatte. Sie waren einfach da gewesen, also hatten sie sie benutzt.
Nach einer weiteren Stunde glaubte auch Sheppard, dass sie im Moment nichts finden würden und beschloss die Suche für heute abzubrechen. Adun wollte sie zum nächstgelegenen Ausgang bringen.
Dort mussten sie wieder die Augenbinden anlegen und Adun öffnete ein verstecktes Felsentor, dass er alleine bedienen konnte, in dem er auf einen verborgenen Hebel drückte. Er führte erst Sheppard, dann McKay ins Freie, weit genug weg vom Eingang, so dass er ihnen erlauben konnte, die Binden abzunehmen.
Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Tallus besaß keinen Mond und es waren Wolken aufgezogen. Ein frischer Wind wehte und ließ sie frösteln. So warm es am Tage war, so kalt schien es in der Nacht zu werden. Und dunkel! Sehr dunkel. Zum Glück hatten sie Taschenlampen mitgenommen, mit denen sie den Weg einigermaßen ausleuchten konnten.
Steifgefroren erreichten sie das Zeltdorf und trafen auf die anderen. Teyla, Wagner, Brenner, Ronon und die beiden Wissenschaftler Dr. Zelenka und Dr. Schmid befanden sich in einem ihnen zur Verfügung gestellten Zelt. Selok leistete ihnen Gesellschaft.
"Major, haben Sie etwas gefunden?" fragte Dr. Schmid.
Auch Dr. Zelenka, nach McKay der fähigste Stargate-Experte, sah die beiden Neuankömmlinge gespannt an.
"Leider nein! Die Tunnelsysteme sind so ausgedehnt, dass wir wohl noch Tage suchen müssen, wenn wir nicht durch einen Zufall über das Gesuchte stolpern. Morgen werden wir uns in mehrere Gruppen einteilen und systematisch mit der Suche beginnen. Vielleicht haben wir dann mehr Glück."
Später zogen sich alle zur Ruhe zurück, denn es versprach ein anstrengender Tag zu werden.
Am anderen Morgen waren alle früh auf den Beinen.
Sheppard überlegte, ob er Stackhouse ablösen lassen sollte und setzte sich heimlich mit ihm über Funk in Verbindung. Doch der Sergeant versicherte ihm, dass es ihm nichts ausmachte, alleine im Jumper zu bleiben. Mit allem versorgt war er und zudem der sicherste Platz auf dem ganzen Planeten.
Nach einem ausgiebigen Frühstück bildeten sie drei Zweier-Teams und ein Dreier-Team, die aus Sheppard/McKay, Teyla/Meyers, Ronon/Wagner und Zelenka/Schmid/Brenner bestanden. So hatte jeder der Wissenschafter einen Soldaten zum Schutz dabei. Zusätzlich bekam noch jede Gruppe ihren Führer.
Während die Teams aufbrachen, machten sich auch die ersten Nomaden daran, ihre Zelte abzubrechen, denn der Markttag war vorbei. Bei ihrer Rückkehr am Abend würden sie wohl nur noch die regulären Bewohner des Dorfes antreffen.
Wie am Tag zuvor, war Adun wieder der Führer von Sheppard und McKay. Nach der üblichen Prozedur mit den Augenbinden, setzten sie ihre Suche in den Tunnel fort. Jede Gruppe würde ihr vorher bestimmtes Gebiet absuchen und am Abend in das Dorf zurückkehren. Es sei denn, eine Gruppe fand etwas, dann mussten sie die anderen über Funk benachrichtigen.
Gegen Mittag legte Sheppards Team die erste Rast ein. Proviant und Wasser hatten sie in ihren Rucksäcken mitgenommen. Mit einem tiefen Seufzer setzte sich Rodney auf den glatten Boden und holte sich zuerst einen Riegel Schokolade zur Stärkung heraus.
"Nennst du das ein ordentliches Essen?" fragte Sheppard ironisch.
"Nein, aber es stärkt die Seele."
"Die Seele? Ein Stück Schokolade?"
Rodney ließ sich nicht beirren und kaute genießerisch die Schokolade.
Sheppard schüttelte den Kopf und holte sich selbst etwas Trockenfleisch heraus und trank Wasser dazu. Auch nicht gerade ein kulinarisches Menü, aber besser als nur Schokolade. Zum Nachtisch gab es einen knackigen Apfel.
Da glaubte er ein Geräusch zu hören. Schon einmal hatte er gedacht hinter sich Schritte zu hören. Er stand auf und ging etwas den Gang zurück, doch niemand war zu sehen. Er musste sich wohl getäuscht haben.
"Was ist?" fragte Rodney in nervösen Tonfall.
"Ich dachte etwas gehört zu haben, habe mich aber wohl geirrt."
"Bist du sicher?"
"Nein, aber wenn du willst, kannst du ja gerne mal nachsehen."
"Oh, nein danke, dass überlasse ich gerne dir."
Sheppard beließ es dabei. Immer wieder fiel sein Blick bewundernd auf die Tunnelwände, die im hellen blau leuchteten. Seine Hand fuhr über die Oberfläche und er bemerkte die feine und makellose Arbeit.
Nach ihrer Pause suchten sie weiter. Gegen Abend - sie waren fast am Ende des Abschnitts, den sie absuchen wollten - blieb Sheppard stehen. Am Boden, der ebenso gleichmäßig und doch rutschfest wie die Wände waren, sah er ein seltsames Zeichen. Er kniete sich hin und studierte es. Es handelte sich ohne Zweifel um ein antikisches Schriftzeichen.
Sheppard ließ seine Hand darüber gleiten. Wenn sie nur endlich das ZPM finden würden, dachte er dabei. Urplötzlich öffnete sich neben dem Zeichen der Boden und ein schmaler Schacht war zu sehen. Er warf einen Blick hinab und sah eine Leiter nach unten führen. Ohne Zweifel hatte sich die Öffnung auf seinen gedanklichen Befehl hin geöffnet. Manchmal war das ATA-Gen ganz nützlich.
McKay trat neben ihn. "Was ist das?"
"Das siehst du doch, oder? Ich sah das Zeichen, fuhr mit der Hand darüber und sprach "Sesam öffne dich" und genau das tat der Boden dann auch."
"Ha! Witzig, wirklich, Sheppard."
"Aber genau das habe ich getan. Ich sah das Zeichen und dachte dabei, dass ich endlich das ZPM finden möchte und schwups, der Boden öffnete sich."
"Und an so etwas denkst du nun erst? Warum lässt du uns dann durch den ganzen Berg laufen, wenn es so einfach ist?"
"Mach mal halblang, McKay. Es ist das erste Mal, dass mir so ein Schriftzeichen am Boden auffiel. Gehen wir nun hinunter oder nicht?"
"Du zuerst! Das ist nämlich ein Sheppard-Ding."
"Was meinst du damit wieder?"
"Na, den Helden spielen, dass meine ich damit."
Manchmal könnte Sheppard McKay wirklich erwürgen, doch er unterdrückte seinen Ärger und leuchtete mit der Lampe nach unten. Es schien nicht sehr tief zu sein. Also schwang er sich vorsichtig über den Rand und kletterte die schmale, fest in der Wand verankerte Leiter, nach unten. Kaum hatte er festen Boden unter den Füßen, als auch schon alle Lichter angingen. Vor sich sah er eine Tür, die sich öffnete, als er darauf zuging.
"Kommt herunter!" rief er nach oben.
McKay und Adun stiegen zu ihm herab.
"Sollten wir nicht die anderen informieren?" wollte McKay wissen.
"Erst, wenn wir sicher sind, auch etwas gefunden zu haben. Es könnte nur eine weitere Kammer sein", meinte Sheppard.
Gemeinsam gingen sie durch die Tür. Doch zu ihrer Enttäuschung war der Raum leer und nur winzig. Sie konnten gerade darin stehen. Plötzlich drehte sich alles um sie herum und ein Gefühl, als würden sie nach unten gezogen stellte sich ein.
"Ein Aufzug", erkannte McKay und beruhigte sich sofort wieder.
Kaum merklich blieb der Lift wieder stehen und entließ sie in einen großen Raum, von dem viele Türen abgingen.
"Nun bin ich sicher, dass wir etwas gefunden haben", meinte Sheppard. Er griff nach seinem Funkgerät und aktivierte es, doch außer Rauschen war nichts zu hören. "Etwas stört den Empfang. Wir müssen nach oben gehen."
"Vorher werfe ich aber einen Blick hinter diese Türen", meinte Rodney und ging schnurstracks auf die erste Tür zu.
Sheppard ging auf eine andere Tür zu, die sich vor ihm öffnete. Sofort gingen weitere Lichter an, die Anlage erwachte zum Leben. Sheppard sah Computer-Anlagen, wie in Atlantis. Dies war ohne Zweifel ein kleiner Außenposten der Antiker.
"Hierher, Sheppard!" hörte er McKay rufen.
Er fand ihn in einem kleinen Raum, der außer einem sehr bekannten Stuhl nichts enthielt. Es war der gleiche Stuhl, wie es einen in dem Außenposten in der Antarktis auf der Erde gab und auch in Atlantis. Überwältigt ging er in den Raum, gefolgt von Adun, der aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
Sheppard konnte nicht widerstehen und setzte sich in den Stuhl. Sofort schaltete sich die Energie ein. Der Stuhl reagierte auf seine Anwesenheit.
"Fantastisch!" schwärmte McKay.
Der Major stand wieder auf und ging zu der Stelle, wo normalerweise die ZPM waren. Er fuhr mit der Hand darüber und ein ZPM erschien. Es war voll geladen.
"Ich glaube es nicht!" rief McKay aus. "Wir haben es gefunden!"
Auch Sheppard strahlte. Endlich waren sie am Ziel. Er blickte auf Adun, doch der Talluser stand nur staunend da. "Was ist das?" fragte er.
"Das ist ein ZPM, dass, was wir gesucht haben", erklärte McKay ihm. "Wir werden es mitnehmen."
"Der Rat der Ältesten und der Magistrat haben das erlaubt. Es hört euch", sagte Adun.
"Irrtum!" Die Stimme in ihrem Rücken ließ sie erstarren, doch bevor sie reagieren konnten, traf sie etwas mit ungeheurer Wucht und ließ sie betäubt zu Boden fallen.
Am Eingang tauchten Rhiana und ihr Begleiter Kelan auf. Ohne Mitleid sah die Frau auf die drei betäubten Männer hinab. Die Schmerzen würden groß sein, wenn sie wieder erwachten, davon aber abgesehen, unversehrt sein.
Kelan ging zu den drei Männern, zwei Genii und ein Dorfbewohner, und untersuchte sie. Rhiana konnte sehr rücksichtslos sein wenn es notwendig war, doch er wollte niemanden töten. Er war Wissenschafter und kein Mörder. Sie hatten schließlich gefunden, was sie suchten.
Als letzten untersuchte er den jungen drahtigen Genii, der wohl der Anführer war. Sie waren den dreien den ganzen Tag über heimlich gefolgt. Zweimal wären sie von dem Offizier fast entdeckt worden, hatten sich im letzten Augenblick aber verstecken können.
Er fühlte den Puls des jungen Mannes, alles war in Ordnung. Er wollte schon zu Rhiana gehen, als ihm etwas auffiel. Aus einer der Taschen lugte ein Gegenstand heraus, den Kelan nur zu gut kannte, aber nie bei einem Genii vermuten würde. Er holte ihn hervor, um sicher zu gehen.
Tatsächlich, ein Lebenszeichendetektor der Alten.
"Rhiana! Dieser hier hat das bei sich. Sieh es dir an."
Die Frau trat zu ihm und warf einen Blick darauf. "Ohne Zweifel gestohlen!"
"Mag sein, aber du weißt, dass nur die Alten ein solches Gerät benutzen können. Es ist nutzlos für einen Genii. Warum trägt er das mit sich?"
Sie durchsuchten die beiden anderen, doch nur bei dem zweiten Genii fanden sie noch Geräte der Alten. Das gab nun auch Rhiana zu denken. Sie sah sich die beiden genauer an. Sie waren nicht wie die Genii gekleidet, die sie sonst getroffen hatten. Was sie trugen, war ohne Zweifel eine Uniform, doch so fremdartig, wie sie es noch nie gesehen hatte. Am rechten Arm bemerkte Rhiana verschiedene Abzeichen, doch links das gleiche: Ein Wort, dass sie nicht lesen konnte und darunter ein Symbol, dass nur ein Stargate sein konnte.
"Ich muss mich wohl doch mit ihnen unterhalten, oder zumindest nur mit diesem", sie zeigte auf den Anführer. In ihrem Gepäck befand sich ein schmales, aber festes Seil. Das schnitten sie in drei Teile und fesselten den Männern die Hände auf den Rücken. Dann holte sie ein Injektionsgerät hervor.
"Oh! Das kann ihm schaden", meinte Kelan.
"Ach was! Er ist ein junger und starker Mann. Sein Herz wird es schon verkraften. Und wenn nicht ...!"
"Rhiana! Vielleicht ist er kein Genii!"
"Aber ein Dieb auf alle Fälle", sie ignoriert Kelans Einwürfe und injizierte dem Mann den Inhalt der Ampulle. Wie erwartet dauerte es nur wenige Augenblicke, bis er die ersten Lebenszeichen von sich gab.
Rhiana musterte sein Gesicht. Eigentlich sah er sehr gut aus. Schade, dass er ein Dieb war.
Das erste, was Sheppard fühlte, war ein Schmerz, der ihm das Gefühl gab, auseinander gerissen zu werden. Jeder Muskel und jeder Nerv in seinem Körper schmerzte. Was war nur passiert?
Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, doch das schaffte er nicht. Er wartete einen Augenblick und versuchte die Augen aufzuschlagen, was nun auch klappte. Noch immer tat alles weh, doch er blickte gebannt in das Gesicht einer jungen wunderschönen Frau mit langen dunklen Haaren, die ihn interessiert musterte.
"Wer bist du?" fragte sie.
Automatisch und ohne groß zu überlegen antwortete er: "Major John Sheppard vom Planeten Erde."
Mit Absicht hatte Rhiana ihn das sogleich gefragt, bevor er seine Sinne richtig beisammen hatte. Meist antwortete man da automatisch. Was er sagte, ließ sie aufhorchen. Planet Erde! Diesen Namen kannte sie aus alten Legenden. Hmm! Also kein Genii, aber was waren die beiden dann?
"Ihr seid keine Genii?" fragte sie.
"Genii! Nein", an seinem Gesichtsausdruck sah sie, dass er noch Schmerzen hatte, diesen jedoch unterdrückte. "Die Genii würde ich nicht als Freunde bezeichnen." Er versuchte erneut aufzustehen und bemerkte erst da, dass seine Hände mit einem Strick nach hinten gefesselt waren.
Sein Blick fiel auf die beiden anderen Männer. "Was ist mit McKay und Adun? Was hast du mit ihnen gemacht? Wer bist du überhaupt? Mit welchem Recht nimmst du uns gefangen? Wir haben dir nichts angetan."
"Ich heiße Rhiana Remol und woher ich komme spielt keine Rolle. Ihr, auf jeden Fall seid Diebe, die die Schätze der Alten rauben."
"Ach ja! Und was machst du?"
"Ich werde das Energiegerät der Alten mitnehmen und in Sicherheit bringen."
"Und dann nennst du uns Diebe? Wir haben gute Gründe für unser Handeln, denn wir brauchen das ZPM zum Schutz von Atlantis."
Rhiana horchte erneut auf. Hatte er da gerade Atlantis gesagt? Meinte er damit etwa die legendäre Stadt der Alten, die sie und ihr Volk schon so lange vergeblich suchten?
Sheppard seinerseits versuchte die Frau und ihren älteren Begleiter einzuordnen. Sie machte den Eindruck einer Kriegerin, während der Mann mehr wie ein ... Wissenschaftler aussah. Sie waren ganz sicher keine Talluser, aber auch keine Genii. "Atlantis ist die alte Stadt der Antiker, in der wir seit über einem Jahr leben. Wir sind von der Erde gekommen, dem Ursprungsort der Antiker. Vor Millionen von Jahren verließen die Antiker die Erde mit der Stadt Atlantis und kamen hierher in diese Galaxis. Doch dann kamen die Wraith und die letzten überlebenden Antiker kehrten zur Erde zurück. Das war vor über 10.000 Jahren. Wir sind ihre direkten Nachkommen und fanden den Weg durch das Stargate zurück nach Atlantis. Ohne die Energie eines ZPM können wir jedoch nicht heimkehren. Außerdem haben uns die Wraith vor kurzer Zeit angegriffen. Wir konnten den Angriff erfolgreich abwehren, aber ohne ausreichende und dauerhafte Energie sind wir im Endeffekt die Unterlegenen. Deshalb brauchen wir jedes ZPM, das wir finden können."
"Du behauptest also, dass deine Heimatwelt die Ursprungswelt der Alten ist? Willst du das damit sagen?"
"Wenn du mit Alten die Antiker meinst, dann ja!"
"Und ihr habe einen Großangriff der Wraith erfolgreich abgewehrt?" fragte Kelan ungläubig.
"Mit etwas Glück und großen Opfern gelang uns das", bestätigte Sheppard. "Und wir könnten Verbündete werden. Gerne werden wir unser Wissen mit euch teilen. Du kannst uns sogar nach Atlantis begleiten und dich überzeugen."
Rhiana erhob sich und unterhielt sich leise mit Kelan. Sheppard versuchte sofort seine Fesseln zu lockern, doch die beiden hatten gute Arbeit geleistet. Je mehr er sich bemühte, desto fester zogen sich die Stricke um seine Handgelenke zusammen. So gab er schließlich frustriert auf.
"Was ist mit meinen Freunden?" rief er den beiden zu.
"Sie sind nur bewusstlos und wachen in ein paar Stunden auf." Rhiana konnte sich nicht entscheiden ob sie Sheppard glauben sollte. Es wäre ungeheuerlich, wenn er die Wahrheit sprach. Schließlich entschied sie Sheppard und das Energiemodul auf ihren Heimatplaneten mitzunehmen.
"Du wirst uns begleiten und meinen Leuten einige Fragen beantworten. Aber keine Sorge, wenn das, was du erzählt hast, wahr ist, hast du nichts zu befürchten."
"Und meine Freunde? Ihr könnt sie nicht so hilflos liegen lassen."
"Na, schön! Wir befreien sie. Bis sie aufwachen, sind wir schon weg", sagte die Frau.
Kelan schnitt die beiden los und half Sheppard dann auf die Beine. "Ihr könnt ruhig auch meine Fesseln lösen", sagte er.
"Für wie dumm hältst du uns?" fragte Rhiana. Kelan hatte inzwischen das begehrte ZPM geholt, was Sheppard maßlos ärgerte. Sollte es wirklich passieren, dass ihnen zum zweiten Mal ein ZPM von fanatischen Eingeborenen vor der Nase weggeschnappt wurde, die ihn dann auch noch entführten?
Im Moment konnte er nichts daran ändern. Die beiden zwangen ihn nach draußen zu gehen. Mit dem Aufzug ging es nach oben. Die Leiter hoch mit gefesselten Händen war nicht einfach, doch Rhiana war nicht bereit ihn loszuschneiden. Schließlich schaffte er es mit Kelans Hilfe hochzuklettern. Rhiana stand oben und zog ihn hoch.
Mit traumwandlerischer Sicherheit fanden die beiden ihren Weg durch die Tunnel bis zu einem Ausgang. Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Die anderen Teams waren bestimmt schon erfolglos ins Dorf zurückgekehrt und würden ihn und McKay bald vermissen.
Auf dem Weg zum Sternentor mussten sie am Dorf vorbei. Auf der Anhöhe, über dem Dorf, blieb Rhiana plötzlich stehen und packte Sheppard. Durch die Fesseln behindert , wurde er grob auf den Boden geworfen. Er blickte die Frau böse an.
Rhiana beachtete Sheppards Blick jedoch nicht und holte stattdessen ein Fernglas heraus und beobachtete das Dorf. "Da stimmt etwas nicht, Kelan. Die Leute sind zwar wie die Dorfbewohner bekleidet, doch sie bewegen sich wie Soldaten."
Auch Kelan blickte durch das Fernglas. "Darf ich auch mal?" fragte Sheppard.
Rhiana hielt ihm das Glas an die Augen und stellte es auf seine Stärke nach seinen Wünschen ein. Er konzentrierte sich auf die Leute im Dorf. Auf den ersten Blick sah es normal aus. Doch dann sah er etwas aufblitzen. Die Dorfbewohner waren bewaffnet.
"Sie sind bewaffnet", sagte Sheppard.
"Sind das deine Leute?", fragte Rhiana.
"Nein, die würden sich nicht als Dorfbewohner verkleiden." Plötzlich sah er deutlich das Gesicht eines der Männer vor sich. In seinem Magen bildete sich ein Knoten und Sheppard glaubte zu träumen. "Kolya!"
"Kolya?" fragend blickte Rhiana ihn an.
"Das sind die Genii!"
Was war geschehen?

Weiter: Kapitel 2
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