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Stargate - Zerberus: Season 2 von nickfrostus

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Folge 1: Gewaltenteilung


Großes, dunkles Meer, unendlich tief.
Unendlich kalt. Druck auf den Lungen. Sehnsucht, zu atmen, verzweifelter Drang, die schmerzenden Lungen mit frischer Luft zu füllen aber das ging nicht.
Nicht hier unten. Oben, im letzten Blau der Oberfläche des Wassers. Er konnte sich nicht mehr bewegen und sank weiter hinab, in die Kälte des Todes.

Es war vorbei. Die quälenden Faustschläge des blonden Archäologen waren nicht mehr da. Nun hatte Eden endlich Zeit sich zu erholen und neue Kraft zu tanken. Der zerstückelte Korridor lag hinter ihm, genau wie die Reste seiner kläglichen Freunde. Es gab niemanden mehr, der ihn aufhalten konnte. Eden atmete ein letztes Mal kräftig auf und dann setzte er sich auf einen Haufen Trümmer. Er setzte sich und starrte die verbleibenden Teammitglieder an:
„Euer Tod muss warten!“
Noch immer starrte Era auf die glänzende Wasseroberfläche, bis sie sich bereit machte, um in das kühle Nass einzutauchen. Eden sah ernst auf und hob die Hand:
„Spring um ihn zu retten und du bist gegrillt!“
Er hatte Recht und das wusste sie. Wieder war sie der Verzweiflung nahe. Würde sie Marco dieses Mal endgültig verlieren, jetzt wo sie ihm sagen wollte, was sie für ihn empfand? Wieder drängte eine Träne in das Auge und lief herab. Es musste doch einen Weg geben ihn zu retten und Eden zu besiegen, als George sich schwach aufrichtete:
„Los Era, rette ihn! Ich kümmere mich um den Typen!“
Sie drehte sich überrascht um und auch Eden sah den Techniker erstaunt an, bevor er in schrillem Gelächter ausbrach:
„Du willst mich aufhalten? Du kannst gerade so auf den wackligen Beinen stehen!“
Natürlich zitterten Georges Beine und seine Telekinese war so gut wie aufgebraucht aber er war Marcos einzige Chance. Völlig benebelt trat er vor den Antiker, um seine letzte Kräfte gegen ihn aufzubringen:
„Dummer Junge! Du lernst wohl nie dazu!“
Es war dem Antiker total unbegreiflich, warum zwischen diesen jungen Menschen ein so starkes Band existierte. War das die Dummheit der menschlichen Rasse oder existierte dieses Band der Verbundenheit wirklich? Ein Blitz erstrahlte und fegte George von den Beinen. Diese Gelegenheit ließ sich Era nicht entgehen und sprang in das Meer hinab, wo vor kurzem Marco hinab gestürzt war. Eden drehte sich zu ihr um, da stieß ihn eine Druckwelle an und verhinderte den Angriff. George senkte seine Hand wieder und gab ein keuchendes Zischen von sich:
„Du bist mit mir noch nicht fertig!“
Jetzt reichte es dem Antiker. Mit all seinem Zorn bündelte er Energie in seiner Hand und schoss einen Strahl, der George einfach davon schleuderte und ihn endgültig das Bewusstsein verlieren ließ.

Wie ein eiserner Mantel zog sich die Kälte enger um Marcos Körper. Er würde sich gerne umdrehen aber er konnte es nicht. Die Welt um ihn herum verschwamm immer weiter. Eine tote Welt. Sehn konnte er jetzt nichts mehr.
Das Meer war hier ein licht- und schalltoter Raum. Weil seine Sinne betäubt waren, meldeten sich bald die Nerven, rasend hungrig nach Reizen. Das Trommelfell schien sich nach außen zu wölben bei der Sehnsucht nach Geräuschen. Vielleicht waren gerade Sekunden seit seinem Absturz vergangen aber es fühlte sich an, als wären es Stunden gewesen. Nun sammelte sich Panik in Marcos Unterbewusstsein, mächtiger als alles zu vor. Sie staute sich auf, füllte das Meer um ihn herum, dichter und dichter, bis sie ihn irgendwann erdrücken würde.
Die Muskeln gehorchten nicht. Der Körper schien sich zu verändern, wurde länger, dehnte sich aus und schrumpfte wieder zusammen. Marco holte mühsam Luft und begann gegen die Stille anzuschreien, die die Ohren verklebte wie ein schmieriger Film. Er schrie gegen die Stille, die Dunkelheit und seine Angst und nährte doch alles damit, wie einen Wraith. Aber er schrie trotzdem weiter, schrie um sein Leben, schrie, bis seine Stimme erstarb. Er konnte jetzt das Rauschen des Blutes in seinem Körper hören. Sein Mund öffnete sich aber kein Schrei erklang, stattdessen füllte sich sein Körper mit dem Meerwasser.
War das der Moment, an dem das Leben endete und man zum Tode übertrat? So musste es sein, doch dann war da dieses Licht. Eine nebelhafte Gestalt kam zu ihm hinab. Das Wesen hatte Flügel wie ein Engel und langes, grünes Haar.
Es streckte die Hand nach ihm aus und sprach zu ihm:
„Du darfst jetzt nicht aufgeben! Deine Freunde verlassen sich auf dich! Du besitzt noch genügend Energie um Eden zu besiegen aber dazu musst du dein Zentrum finden. Erkenne die Macht, die in deinen Adern fließt und finde in das Licht zurück…“
Auch Marco konnte plötzlich unter Wasser reden. War das ein Traum?
„Nein, ich kann mich nicht bewegen!“
Der Engel war ihm durchaus bekannt und er konnte sie ganz klar sehen. Es war Jophiel, die weibliche Gestalt aus der Zitadelle:
„Ich weiß, dass es schwer ist… Ich stehe dir bei, also bewege dich!“
Marco dachte nach, während er weiter diese bezaubernde Gestalt anstarrte:
„Aber wie kann ich ihn besiegen“
„Eden ist nicht Eden! Eine schreckliche Kreatur hat von ihm Besitz ergriffen. Du kannst den Schatten von ihm nehmen, denn sobald Eden keine Kraft mehr hat, wird sein Körper nicht kontrollierbar sein… Befrei Eden von seinem Fluch!“
Marco nickte, dann versuchte er die Hand des Engels zu ergreifen. Es war nicht leicht und alle Knochen schmerzten bei dem Versuch den Arm zu bewegen. Ein stechendes Gefühl in sämtlichen Muskeln ließ ihn erneut erstarren, bis das Bild seines Bruders vor ihm erschien.
„Ich versuche es, Jophiel!“
Er berührte die Hand, die ihn jetzt nach oben zog. Die Kälte verschwand und auch das Licht kam wieder näher. Offenbar musste der Tod noch etwas auf ihn warten…
Dann erreichten sie die Oberfläche und Marco konnte nicht länger wach bleiben. Jophiels Gestalt verwandelte sich, als sie wieder unter dem Sonnenlicht auftauchten. Der Engel wurde zu der Galonierin, die gesprungen war um ihn zu retten. Era zog ihn an einen schmalen Steg, auf dem sie ihm eine Ohrfeige gab:
„Marco! Wach auf!“
Der Archäologe reagierte nicht und war nicht bei Besinnung. Sie hatte ihn gerade so erreicht, da wollte sie ihn nicht aufgeben:
„Verdammt, du musst aufwachen!“
Sie öffnete seine voll gesogene Jacke und presste ihre Faust auf seinen Brustkorb. Zweimal, dreimal, viermal…
Es half nicht, also schloss sie seine Nase und legte seinen Kopf nach hinten. Sie legte ihre Lippen auf die seinen und pustete Luft in seine mit Wasser gefüllten Lungen. Es half immer noch nichts, also begann sie erneut mit der Herzmassage.
Sie wollte gerade zur nächsten Beatmung ansetzten, da begann er laut zu husten und Wasser auszuspucken. Mit einem Keuchen setzte sich Marco wieder auf und hielt sich den Bauch. Era stieß erleichtert ein Lachen aus und fiel ihm um den Hals:
„Ich dachte du wärst ertrunken!“
„Wäre ich auch fast! Wo ist Eden?“
Sie sah zu dem zerstörten Fenster hinauf, durch das Marco vorhin gefallen war und half dem Jungen auf:
„Er dürfte jetzt vor dem Außenposten sein! Was hast du vor? Du willst doch nicht weiter kämpfen?“
Er sah sie ernst an, dann strich er ihr über die Wange:
„Ich muss und das weißt du! Ich habe noch genug Energie für den Kampf. Vertrau mir….“
Sie nickte, dann folgte sie ihm eine Leiter zu einer Luke hinauf, die sie in das Innere der Stadt führte. Nach wenigen Minuten standen sie in dem ramponierten Gang, der bisher unter Marco und Eden erheblich gelitten hatte. Dann sah Era den völlig verbrannten Körper von George, der alles getan hatte um ihr die Rettungsaktion zu ermöglichen:
„Er atmet nur noch sehr schwach!“
Marco wankte immer noch etwas, trat aber auf die zerschmetterte Lifttür zu. Eden musste den Schacht gewaltsam geöffnet haben um hinab zu gelangen:
„Bringe ihn auf die Krankenstation! Ich kümmere mich um Eden!“
Ein Schauer glitt über ihren Rücken, als sie Marcos entschlossenen Blick sah:
„Warum habe ich das Gefühl, das wird dein letzter Kampf?“
Der Archäologe sah ihr tief in die Augen, dann kamen sich beide näher. Era schloss die Augen, als ihre Lippen sich sanft berührten und beide miteinander zu verschmelzen schienen. Die Zeit stand kurz still und Era glühte innerlich vor Freude. Die ganze Zeit hatte sie von diesem Moment geträumt. Vielleicht war es Schicksal, dass sie sich gerade in dieser Situation näher kamen. Die Verbindung löste sich und Marco stand voller neuer Energie auf. Mit etwas Schwung sprang er in den Fahrstuhlschacht.
Era spürte wieder eine Träne in ihrem Gesicht, dann hob sie Georges Körper an und legte seine Arme über ihre Schultern. Es war nicht leicht ihn zu tragen, besonders bei dem Gewicht. Sie war ja bereits sehr schwach und vermutlich würde es sie alle Anstrengung kosten ihn zur Krankenstation zu schaffen.

In den Tiefen des Ozeans, unter einer dicken Gesteinsschicht, betrat Eden den Außenposten seines Volkes. Der Antiker sah sich dreimal um, dann trat er auf die Stuhlplattform zu.
Mit erleichtertem Gesicht strich er über die Rückenlehne, bevor er an die Stufen der Plattform trat und ein kleines, rundes Fach öffnete.
Seine Augen weiteten sich, als er das gelb leuchtende Objekt sah. Mit sanften Händen entfernte er die Energiequelle aus dem Sockel und hielt es vor sein Gesicht. Das ZPM strahlte und ließ in dem Antiker ein komisches Gefühl aufkommen, ähnlich einer Euphorie.
„Ich habe es geschafft! Ich habe die blonde Ratte besiegt und das Fallatos in meiner Hand…“
Endlich erschien wieder ein Lächeln in seinem Gesicht, als eine bekannte Stimme das Lächeln wieder zu Nichte machte:
„Leg das ZPM hin!“
Konnte es sein oder war das nur Einbildung? Als er sich langsam umdrehte, kroch ein eigenartiges Gefühl in seinen Kopf: Angst. Wieder sah er in diese selbstbewussten, braunen Augen, dieses tapfere Gesicht.
Zwar wirkte Marco etwas angeschlagen aber er stand vor ihm und noch dazu bei vollem Bewusstsein. Geschockt legte Eden das ZPM auf den Boden, dann ging er drei Schritte zurück:
„Das ist völlig unmöglich! Wieso stirbst du nicht? Bist du ein Dämon?“
Marco schüttelte gelassen den Kopf und sein ernster Blick bohrte sich tief in Edens Körper:
„Nein! Wegen dir wäre ich schon zweimal fast gestorben… Ich habe nur überlebt, weil ich noch eine Aufgabe zu erfüllen habe…“
„Du willst mich besiegen!“
Marco gab ein Zischen von sich, dann sah er zum Boden:
„Wieder liegst du daneben. Ich will meinem Bruder beweisen, dass ich kein Versager bin!“
Eden zog eine Augenbraue hoch, dann musste er leicht lachen, auch wenn ihn die Ernsthaftigkeit, mit der Marco sprach, beunruhigte:
„Dein Bruder? Ihr Menschen seid schon komisch… Warum schert ihr euch so um Gefühle oder Dinge wie Freundschaft? Das ist doch bloß unnütze Gefühlsduselei…!“
Der Blonde sah jetzt wieder auf und sein Blick war eigenartig freundlich:
„Du verstehst das nicht, oder? Du versuchst es aber kannst es nicht! Du spürst Gefühle, kannst sie aber nicht begreifen. Genau deshalb kannst du mir auch nicht weiß machen, dass du Eden bist!“
Es herrschte kurz Stille, dann verwandelte sich die ruhige Atmosphäre in schrilles Gegröle. Eden musste sich stark zusammenreißen, um nicht vor Lachen umzukippen:
„Lass mich raten! Jophiel hat euch erzählt, dass ich nicht Eden bin!“
Marco nickte, verlor aber nicht seine Ernsthaftigkeit:
„Sie hat uns erzählt, dass Eden ein ehrenwerter Antiker war. Er tat alles um die Bedrohung von seinem Volk fern zu halten. Dafür opferte er sogar sein eigenes Leben und ließ sich in Stasis versetzen. Er tat es freiwillig, also hör auf mit deinen Lügen! Wer bist du wirklich?“
Wieder diese unangenehme Stille. Es dauerte nicht lange und der Antiker wurde ganz blass:

„Na schön, du willst die Wahrheit hören? Ich bin wirklich nicht Eden. Vor vielen Jahren, lange vor eurer Ankunft in Zerberus, gab es einen Krieg, der alles sprengte.
Auf der einen Seite standen die Alteraner, auf der anderen mein Volk. Um uns zu besiegen aber trotzdem kein Blut zu vergießen, wurde mein Volk von den Antikern versiegelt. Nur ich und meine Geschwister blieben in Zerberus zurück. So setzten wir die Schlacht im Namen unseres Volkes fort. Eines Tages stellte sich unsere eigene Schwester gegen uns und es gelang ihr mich zu töten. Jophiel selber starb dabei und ich verlor bloß meinen Körper.
Die einzige Chance wieder ins Leben zurück zu kehren, war einen geeigneten Körper zu finden und da kam mir Eden wie gerufen… Ich bin Uriel, der Bruder von Jophiel!“

Marco hatte sich zwischenzeitlich wieder an einer Wand gestützt:
„Nette Geschichte…“
Uriel festigte wieder seinen Stand und zog ein Bein nach hinten. Flink betätigte er eine Taste an einem Armband, welches er trug:
„So, du hast jetzt exakt fünf Minuten, bis die Zera diese Welt in Stücke schießen!“
Marco ging von der Wand weg und spuckte aus:
„Mir reichen drei, um dich zu besiegen und Eden zu befreien!“

Era erreichte völlig erschöpft die Krankenstation, wo ihr zwei Sicherheitsmänner den verbrannten Körper von George abnahmen. Sie war bestürzt, denn auf der Station stapelten sich die Verletzten. Die meisten waren Piloten, die nach der Luftschlacht ins Meer gestürzt waren. In der Stadt waren noch eher wenige Cyborgs.
Eine Krankenschwester berührte sanft Eras Schulter:
„Alles okay bei ihnen?“
Sie nickte, dann sah sie sich genauer um. Vielleicht gab es doch noch eine Chance für das Team. Verzweifelt suchte sie nach Sebastian aber in keinem der Krankenbetten war der Soldat zu entdecken. Wieder fragte die Krankenschwester nach:
„Suchen sie jemanden?“
„Wissen sie wo Lieutenant Rantold ist?“
Die Schwester wurde kreidebleich und das Antworten fiel ihr sichtlich schwer.
Ein verletzter Sicherheitsmann erhob sich und kam auf die Galonierin zu. Sein Arm schien an der Schulter gebrochen zu sein:
„Ich habe ihn gesehen, bevor er meinen Arm brach und mit glühenden Augen davon stürmte. Lieutenant Rantold war offenbar nicht mehr er selbst. Laut der Wachen hat er sich einen Jumper geschnappt und ist geflohen…“
Era war baff und hatte einfach keine Antwort auf Lager. Wie konnte das möglich sein? Der Lieutenant war immer verlässlich gewesen und stand dem Team in jeder Situation bei und nun soll er feige geflohen sein? Sie konnte und wollte das nicht glauben. Sie gestand sich zwar ein, dass Sebastian so seine Launen hatte und manchmal eigenartige Ansichten hatte aber meistens tat er alles um jemanden zu retten.
Plötzlich ging ein Knacken durch die Funkanlage:
„Hier spricht Fürst Zaiku! Die Stadt wird sofort evakuiert! 15 Basisschiffe der Zera werden in etwa fünf Minuten hier eintreffen. Organika ist verloren…“
Era sah kurz auf die Uhr, dann blickte sie durch ein Fenster:
„Ich vertraue dir noch immer, Marco!“

Der Archäologe nahm schnelleren Schritt auf und stürmte auf den Feind zu. Uriel sprang hoch und feuerte einen Blitz ab, dem Marco mit einer Drehung auswich. Es war schon beinahe lächerlich. Beide steckten all ihre Kraft in die Angriffe aber der Kampf lief auf niederem Niveau ab. Im Vergleich zur ersten Kampfrunde bewegte sich Marco wie eine Schnecke und Edens Blitze waren eigentlich nur noch Funken.
Erneut sauste der junge Antikerexperte auf den Übernommenen zu. Dabei traf er Eden mit voller Kraft in den Magen. Für große Kombinationen aus Tritten und Schlägen blieb kaum noch Kraft oder Zeit. Erneut zischte ein Kugelblitz durch die Luft und prallte gegen Marcos Schulter.
Dieser geriet ins Wanken und landete am Boden. Blut rann aus der Wunde, doch darauf durfte er keine Rücksicht nehmen. Er stand wieder auf, um erneut einen Angriff zu starten. Edens Blick änderte sich, als er versuchte wieder einen Strahl abzufeuern und nichts geschah.
Jetzt war Eden wirklich am Ende.
Marco hingegen brach den Angriff nicht ab und schlug dem Antiker gegen den Brustkorb. Mit einem lauten Schrei landete der Feind am Boden und kullerte ein Stück, bis zu den Stufen der Stuhlplattform. Eden wirkte komplett hilflos, als Marco ein letztes Mal Anlauf nahm.
Mit jeder Sekunde näherte er sich seinem Ziel, während Eden völlig entkräftet aufstand und sich nicht mehr rührte. Vor ihm kam der Archäologe zum Stehen und riss seinen Oberkörper rum, damit seine Faust ins Ziel traf. Edens Blick hingegen war plötzlich leer. Hatte er mit dem Leben abgeschlossen?

Genau vor dem Gesicht des Bösen kam der Schlag zum Halten und Marco blieb wie erstarrt stehen:
„Verdammt…“
Eden hingegen fixierte die Faust, die noch dicht vor seiner Nase hing:
„Warum tust du es nicht? Ich habe deine Freunde verletzt und die Organika dem Tode geweiht!“
Diese Worte hatten tatsächlich eine Wirkung und die Faust schmetterte in sein Gesicht. Der Antiker landete auf den Stufen, die zu der Stuhlplattform führten und spuckte Blut aus, als er sich vom Boden abstützte:
„Wo ist deine Energie? Mit so einem Schlag kannst du mich nicht umbringen…“
Es herrschte eine komische Stimmung im Außenposten. Marco ballte wieder zitternd die Faust, während sich Eden erneut aufrichtete und das Blut von seiner Lippe wischte:
„Manche Leute machen den Fehler und gewähren einem Gegner Gnade. Sie lassen ihm das nackte Leben aber es ist eine Qual… ohne Ziel und ohne Aufgabe einfach nur am leben zu bleiben…“
Der Archäologe stutzte und biss die Zähne zusammen:
„Was willst du damit sagen?“
„Ich habe keinen Grund mehr zu leben… Ich bin am Ende und mein großer Bruder braucht keinen schwachen Kämpfer…“
Jetzt wurde Marco ärgerlich. Er kannte das Gefühl von seinem Bruder nicht geachtet zu werden und keifte den Gegner wütend an:
„Ist dieser Scheißkerl der einzige, der dir was bedeutet? Glaubst du ernsthaft, dein Lebenssinn besteht darin, deinen Bruder glücklich zu machen!?“
Eden oder viel mehr Uriel verlor seinen verhassten Blick und schaute den Jungen verträumt an, der ihm gewachsen war:
„Du müsstest mich doch verstehen… Du willst auch deinem Bruder imponieren…“
Uriel glaubte fest daran Recht zu haben aber Marco schien doch anderer Auffassung zu sein:
„Das ist nicht so, wie du denkst! Ich hatte nie vor meinen Bruder zu beweisen, dass ich toll bin, damit ich ihm gefalle. Ich mache das, damit er sieht, dass aus mir doch was geworden ist… Seine Meinung interessiert mich doch gar nicht! Außerdem werde ich dich nicht töten…“
Uriel schien verwirrt zu sein. Nach allem, was er getan hatte, wollte Marco ihn nicht töten. Was war bloß an dem blonden Jungen so sonderbar?
Dann löste Marco seine Kampfhaltung komplett auf und wirkte absolut locker:
„Ich werde dich nicht verschonen aber Eden schon!“
In genau diesem Augenblick fing Uriel an zu schreien und sich vor Schmerz am Boden zu krümmen. Etwas geschah mit ihm und er hielt sich völlig panisch den Kopf:
„Was ist mit mir los? Diese Gefühle…“
Marco ging gelassen zu ihm rüber und packte ihn bei der Schulter:
„Das nennt sich Schuldgefühle…“
Und tatsächlich. In einem letzten Aufschrei wurde Eden von einer schwarzen Aura eingehüllt, die aus dem Körper entwich und dann frei im Raum schwebte. Danach verlor er das Bewusstsein.
Marco sah zu diesem schwarzen Nebel auf und erkannte darin kurz die Form eines Menschen. Eine ihm bisher fremde Stimme erklang:
„Du mieser Wurm! Ich werde mich früher oder später an dir rächen!“
Danach verschwand das Ding durch die Decke und Marco kletterte die Stufen zum Stuhl hinauf, nachdem er das ZPM wieder an die richtige Stelle gesteckt hatte:
„Jetzt nicht schlapp machen!“
Die Lehne klappte sich wie damals nach hinten und Marco schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf die vielen kleinen Objekte, die jetzt wie Insekten aus einer Luke schwebten. Danach verließen sie den Außenposten durch die Dachluke, um den finalen Schlag auszuführen.

Inzwischen war die Sonne von Organika untergegangen und die Nacht hüllte den Himmel ein. Era saß mit geschlossenen Augen am Krankenbett von George und wartete auf die erlösenden Schüsse der Basisschiffe. Es herrschte komplette Stille in der ganzen Stadt, weil alle beteten oder schon mir ihrem Leben abgeschlossen hatten. Man konnte die großen Schiffe sehen, die über der Stadt in Position gingen.
Dann schauten alle auf und auch Era begann genau zu horchen. Ein Surren erregte ihre Aufmerksamkeit, als sie ein blitzendes Licht bemerkte. Erwartungsvoll stürmte sie an das nächste Fenster, als sie fasziniert mit ansah, wie sich eine Säule aus Drohnen zum Himmel schraubte.
Danach ging alles schnell. Die Geschosse überwältigten die feindlichen Schiffe und durchbrachen jeden Schild. Es dauerte nicht lange und der Nachthimmel wurde von zahlreichen Explosionen eingehüllt. An vorderster Stelle war der Garten Eden, der noch einige Drohnen abwehren konnte, bevor die Schilde endgültig versagten und er sich in einen glühenden Feuerball verwandelte.
Es war also überstanden und Era lehnte sich erleichtert zurück:
„Du hast es geschafft, Marco!“

Im Außenposten klappte sich die Lehne wieder hoch, nachdem die restlichen Drohnen in die Lagerstätte zurückgekehrt waren. Auf dem Stuhl lag Marco, doch seine Augen öffneten sich nicht mehr und wieder hüllte ihn die Finsternis ein, vielleicht sogar für immer. Eine Sache war aber anders, denn er lächelte…

Nach drei Tagen tat er wieder die Augen auf. Neben ihm ertönte das Piepsen eines EKGs. Es war grell in dem Zimmer aber das lag auch an den kräftigen Sonnenstrahlen, die in den Raum strahlten und ihn mit Licht füllten. Jeder Knochen tat ihm weh aber offensichtlich hatte sein Einsatz geholfen. Noch immer war die Krankenstation voller Organika, was auch verständlich war, nach der Schlacht.
Eine Stimme ließ ihn kurz zusammen zucken:
„Auch wieder wach?“
Es war George. Er klang noch immer sehr schwach und Verbände hüllten seine Arme und Beine ein aber er war wach. Marco drehte sich zu ihm und rutschte zur Bettkante:
„Was ist mir dir?“
George dachte kurz nach, bevor er versuchte zu lachen. Das gelang ihm nicht richtig, weil er vor Schmerz wieder begann zu keuchen:
„Geht so… Genau wie du oder Eden habe ich die Selbstheilungskraft der Antiker aber sie ist nicht so gut ausgeprägt…“
Marco lächelte zurück, dann sah er sich etwas neugierig um:
„Wo ist Eden?“
„Er ist noch ohne Bewusstsein. Man hat ihn eingesperrt aber sein Körper liegt im Koma, genau wie du damals…“
Jetzt öffnete sich die Tür und eine strahlende Era trat herein:
„Da ist aber wieder jemand munter am Quatschen. Die Zeraflotte ist total im Eimer und die letzten Zera sind in Panik verfallen, weil keiner mehr ihre Führung übernimmt…
Diese Schlacht hat das gesamte Gleichgewicht in Zerberus durcheinander gebracht! Könnte sein, dass wir jetzt unsere Ruhe haben…“
Marco schien tatsächlich erfreut und lächelte weiter. Er war inzwischen wieder in eine verträumte Starre verfallen, bevor ihn Era sanft anstieß:
„Du hättest wenigstens den Garten Eden heil lassen können. Ein Schiff der Antiker wäre sicher ein riesen Vorteil gewesen. Egal…“
Sie wurde schlagartig ernst:
„Ach ja, es geht um Sebastian…“

Zu dieser Zeit wusste ich nicht, was uns noch bevor stand.
Alles hatte sich mit dieser Schlacht geändert. Wie Era es schon sagte, verloren die Zera ihre Machtposition. Die meisten ihrer Schiffe gingen bei der Schlacht drauf und sie waren führerlos. Diese Gelegenheit nutzten zahlreiche andere Völker, die bisher von den Maschinen unterdrückt wurde.
Selbstverständlich haben wir mit dem Wideraufbau begonnen. Mit meinen Kräften tu ich alles, um die Stadt wieder auf Vordermann zu bringen. Durch unser zweites ZPM war es uns möglich die Energieversorgung der Stadt etwas anzukurbeln.
George modifizierte neue Jumper, um wieder für den Ernstfall gewaffnet zu sein.
Nachdem wir uns alle einigermaßen erholt hatten, haben wir ein paar Missionen gestartet, um Sebastian wieder zu finden.
Als Era mir erzählt hatte, er wäre anders als zuvor, konnte ich es nicht glauben. Vermutlich wollte er auch gar nicht gefunden werden…
Erst gestern war ich bei Eden. Er hat das Bewusstsein noch immer nicht zurück erlangt aber ich spiele mit dem Gedanken ihn zu den Malkias-Mönchen zu bringen…
Ich bin gespannt, den echten Eden kennen zu lernen. Was den bösen Geist betrifft…
Uriel haben wir sicher nicht zum letzten Mal gesehen, was mich aber mehr beunruhigt, ist der große Bruder von dem er sprach.
Mein Gefühl sagt mir, dass noch immer dunkle Schatten über dieser Galaxie schweben aber das steht jetzt nicht im Mittelpunkt, denn endlich haben wir Zeit einen Weg nach Hause zu suchen…
Ein Widersehen mit der Erde. Das wäre schon was…

Marco Harrison, Zerberus-Galaxie

Ende
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