Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Stargate - Zerberus: Season 1 von nickfrostus

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Folge 17: Mit Begabung geboren


Als Marco das College abschloss, hatte er den bösen Sturz längst vergessen, den er an jenem eiskalten Januartag auf dem Eis getan hatte. Sie waren auf einer geräumten Fläche des großen Sees im Central Park Schlittschuh gelaufen. Die größeren Jungen spielten mit alten Holzstöcken Hockey, während die Kleineren ziellos umher kurvten. Es war minus fünf Grad. In der Ecke der abgeräumten Fläche brannte ein kleines Lagerfeuer für die Eltern, die ihre Kinder beobachteten. Eigentlich war so etwas im Central Park verboten aber unter diesen Bedingungen gab es einen Polizisten, der auf das Feuer achtete.
Marco hatte einen ganzen Weg vor sich, wenn er vom Time Square zum Central Park fuhr. Mit sechs Jahren war er schon ein sehr geschickter Schlittschuhläufer. Noch nicht gut genug, um bei den Älteren mit Hockey zu spielen aber er konnte schon Kreise um die Erstklässler ziehen, die immer wieder mit den Armen rudernd zu Boden gingen. Jetzt glitt er am Rand der geräumten Fläche und wünschte sich auch schon rückwärts laufen zu können, so wie Davis Gardner. Man konnte deutlich hören, wie die Kinder sich amüsierten. Kichern und Lachen von allen Seiten, während irgendwo in der Ferne noch immer die Autogeräusche von Manhattan erklangen. Er war sehr froh, an diesem kalten Wintertag am Leben zu sein.
Er hatte keine Sorgen, nichts bedrückte ihn. Er wollte nur eins, wie Davis Gardner rückwärts laufen können.
Er glitt am Feuer vorbei und sah, wie zwei oder drei der Erwachsenen eine Kanne Kaffee aus einer Tasche zogen.
Marco grinste, dann lief er weiter. Dann sah er Davis Gardner, der persönlich den Weg zum See gestolpert kam.
„Davis!“, rief Marco: „Pass mal auf!“
Er drehte sich um und begann unbeholfen rückwärts zu laufen. Dabei hörte er nicht, wie ihm jemand aus dem Hockeybereich zu rief:
„Pass auf, Kleiner!“
Schon zischte der Puck an ihm vorbei. Marco sah es nicht…
Marco brauchte einen Moment, dann begriff er, was gleich passieren würde. Im nächsten Moment prallte ein unbeholfener Schlittschuhläufer in vollem Tempo und all seinem Körpergewicht auf den jungen Marco.
Marco flog durch die Luft und knallte mit dem Kopf aufs Eis. Es wurde schwarz um ihn.
>Sternentor… Ich kann nicht gegen den Sog ankämpfen… <

Sofort versammelten sich die Erwachsenen um das Kind. Alle sahen erschrocken in die leeren, blassen Augen und hörten nur, wie er immer wieder wirres Zeug redete. Der Täter an dem Unfall wurde genauso blass und begann sich schreckliche Vorwürfe zu machen. Marco hingegen wirkte irgendwie abwesend.

>Tor aus Wasser… zu den Sternen… Die Vorfahren haben mich gewählt… Verlorene Stadt steigt auf… Garten Eden… Ich muss Eden stoppen… Ein Engel…<
Die Leute sahen sich irritiert an. Keiner konnte ahnen, dass dieser Junge gerade so etwas wie eine Vision hatte. Er sah die Zukunft, eine weit entfernte Zukunft.

>Erzengel… Sie kommen um uns zu vernichten… Wir müssen Gottes Waffe finden…<
Endlich kam eine junge Gestalt auf Marco zu und half ihm auf. Es war sein älterer Bruder, der ihm den Arm unter den Kopf legte und ihn sanft schüttelte:
„Marco? Alles okay? Wach auf!“
Nur langsam kam Marco wieder zur Besinnung und starrte seinen Bruder völlig irritiert an. Dieser streichelte ihm brüderlich über den Kopf:
„Was bedeutet das, was du gerade gesagt hast?“
„Ich weiß es nicht… Was habe ich denn gesagt?“
Marco versuchte krampfhaft zu grinsen aber viel lieber wollte er jetzt nach Hause.

Das Team, das im Zickzack durch den Wald hetzte, keuchte vor Anstrengung. Dampfendes Laub. Kein Vogel zu hören, nur ihre Schritte, ihr Keuchen und die zischenden Geschosse der Blaster. Das gute Gefühl, vorhin noch am Gate, war verschwunden. Marco presste den Blaster fester an sich, damit sie nirgendwo anschlug und rannte weiter.
Wieder flogen ihnen rote Laserstrahlen um die Ohren und das Klacken der Maschinenkörper kam immer näher. Sebastian stoppte und feuerte zurück. Irgendwann erschien das kreisrunde Objekt auf einer Lichtung. Leider lief es nicht gut, denn in der Ferne erklang ein eigenartiges Summen. Es waren Gleiter der Zera.
Era erreichte als erstes das Stargate und begann Organika anzuwählen. Völlig panisch drückte sie die einzelnen Symbole. Direkt neben ihr kam jetzt George zum stehen. Marco und Sebastian hielten mit ihrem Feuer weiter die Feinde auf Abstand. Das bedrohliche Summen kam näher. Genau jetzt bildete sich der Ereignishorizont und Era, wie auch George sprangen hindurch. Jetzt ließen Marco und Sebastian von den Feinden ab, um selbst die Flucht anzutreten. Leider nicht schnell genug.
Mit einem lauten Zischen sauste ein Gleiter herab und feuerte auf die Menschen. Es gab ein Feuerinferno und beide wurden zurück geschleudert. Das leichte Summen der Gleiter verstummte und das Rauschen eines Bombers hallte hervor. Sebastian sah zum Himmel auf:
„Na toll! Jetzt wird es gemütlich!“
Er hatte Recht mit seiner Vermutung, denn der Bomber ging genau vor ihnen in Position und ließ ein leuchtendes Objekt fallen. Der Lieutenant reagierte schnell und sprang ins Unterholz, während Marco sich noch vom Blasterfeuer wieder aufrichten musste. Es gab einen gewaltigen Knall und eine Druckwelle fegte über das Land. Marco wurde von ihr erwischt und mit aller Macht gegen einen Baum geschleudert. Er verlor auf der Stelle das Bewusstsein. Sebastian hingegen suchte hinter einem Felsen Schutz und hoffte nicht entdeckt zu werden. Vorsichtig spähte er hinter dem Brocken hervor und war schockiert. Das Sternentor war weg. An seiner Stelle war nur ein großer Krater und Asche. Er besann sich und blickte zu Marco hinüber, der jetzt von Cyborgs eingekesselt war.
Diese packten den Bewusstlosen und zerrten ihn mit. Wieder einmal endete eine Mission in einem Desaster. Das Team wollte eigentlich nur ein paar Kräuter sammeln. Neben den Organika gab es noch ein mächtiges Volk in Zerberus, welches sich lange Zeit vor den Zera verteidigte. Sie nannten sich die Janevga. Zaiku hatte dem Team von den sagenhaften Heilkünsten der Janevga erzählt und einem von ihnen produzierten Allheilmittel, was aus einer speziellen Pflanze gewonnen wurde. In der Hoffnung eine ruhige Mission zu haben, reiste das Team auf diese Welt.
Leider wusste keiner von ihnen, dass hier bereits ein Stützpunkt der Zera errichtet war.
Kurz nach ihrer Ankunft wurden sie schon verfolgt, bis sie endlich das Sternentor erreichten. Was weiter geschah sah man bereits…

Nur langsam kam er wieder zur Besinnung. Es war noch immer düster, doch er war wieder wach. Marco konnte sich nur noch an den Bomber erinnern. Er bemerkte, wie unbeweglich seine Arme waren. An seinen Handgelenken waren Ketten befestigt, die ihn an zwei Balken hielten. Auch seine Beine waren am Boden in einer Verankerung befestigt. Der Raum war zwar düster aber man konnte doch erkennen, dass er sich in einem Kellergewölbe befand.
„Das darf doch nicht wahr sein… Die haben mich gekriegt! Hoffentlich sind die anderen durch das Tor gekommen, bevor es explodiert ist…“
Jetzt öffnete sich die dicke Eisentür, die den einzigen Ausweg darstellte. Grelles Licht stieß in die Kammer und Marco musste die Augen etwas zukneifen. Ein metallischer Körper kam in die Zelle gestampft. Der Zera trat vor den Archäologen und musterte ihn einen Augenblick.
Marco mochte gar nicht, wie der Zera ihn anstarrte und versuchte so selbstbewusst wie nur möglich zu erscheinen:
„Na, wann wollt ihr mich töten?“
Der Zera schien jetzt leicht zu lachen, bis er näher an Marco heran trat:
„Wieso sollten wir das tun? Du musst uns vorher sagen, was wir wissen wollen… Und dann wird Lord Eden sich um dich kümmern, Marco!“
„Du kennst meinen Namen? Ist mir eine Ehre!“
„Lord Eden hat für deine Ergreifung eine hohe Belohnung versprochen!“
Das hätte sich der Blonde auch gleich denken können. Nach dem er Eden fast besiegt hätte, war es klar, dass er sich vor Marco fürchtete. Zu dumm nur, dass die Kräfte noch immer nicht zurück gekehrt waren. Er ließ seinen Blick kurz im Raum stehen, dann trat der Zera ein letztes Mal näher:
„Wir werden viel Spaß haben!“
Die Faust des Zera schnellte hervor und bohrte sich in Marcos Magengrube. Dieser stieß ein keuchen aus und musste sich krümmen. Viel ging das nicht, da die Fesseln es verhinderten.

Sebastian hatte lange genug gewartet und kam aus seinem Versteck wieder hervor. Noch immer strahlten die Sterne am Himmel und die Nacht war klar. Vorsichtig sah er sich noch einmal um, dann ging er auf die Lichtung. Er hatte ein mieses Gefühl, welches sich schnell bestätigte, als er kein Stargate vor fand. Das DHD war unversehrt und sein Gefühl sagte ihm, dass das Gate nicht zerstört wurde. Wahrscheinlich verschüttet. Vielleicht war es möglich mit der Fontäne ein Loch in die Erde zu bohren. Er erinnerte sich, wie George und Era durch das Gate gingen. Nur er und Marco durften also noch auf dieser Welt sein, doch was hatten die Zera mit ihm angestellt?
Der Lieutenant richtete sich wieder auf und sah in die Finsternis des Waldes. Dumme Situation. Alleine würde er sicher nicht nach Hause kommen aber Marco retten zu wollen war ebenfalls zu gefährlich. Jedoch…
Blieb ihm eine andere Wahl, also machte er sich auf den Weg zu der Basis, die verborgen im Unterholz lag.

Mit einem weiteren Schrei hing Marco in den Fesseln. Der Zera zog das Messer wieder aus dem Körper des Archäologen. Blut rann aus der Wunde den Bauch hinunter:
„Also? Was wolltet ihr hier?“
Es fiel Marco sehr schwer zu antworten:
„Ich sage die Wahrheit! Wir haben besondere Kräuter gesucht!“
Der Zera hob das blutverschmierte Messer vor die Augen des Gefangenen:
„Das soll ich dir glauben, du Wurm?! Ich kann dir noch mehr Schäden zu fügen!“
Er riss seinen Arm nach hinten, dann stieß er die Klinge voran, in den verkrampften Körper. Mit dem Eintritt der Klinge stieß Marco einen weiteren markerschütternden Schrei aus. Er konnte spüren, wie das metallische Objekt sich durch sein Innerstes bohrte. Danach wurde es wieder heraus gezogen und Marco verzog das Gesicht. Der Schmerz war unerträglich, durchströmte seinen ganzen Körper. Er konnte fühlen, wie ihn die Schmerzen müde machten und das Bewusstsein wieder aus seinem Körper wich…

Er hatte es eilig und rannte mit größter Geschwindigkeit über den Gang. Er durfte den Termin auf keinen Fall verpassen. Marco musste höllisch aufpassen, dass er keinen der Soldaten umrannte, die durch die Korridore patrouillierten. Völlig erschöpft kam er dem Aufzug näher:
„Na schön! Ich habe meine Bewerbung! Ich habe meine Ausrüstung und noch exakt zwei Minuten, bist die Auswahlgespräche zu Ende sind. Na ja, da ich noch nicht im Team bin, kann man mich auch nicht wegen Zug-Spät-Kommen bestrafen.“
Er lachte und huschte an einem weiteren Wachmann vorbei.
Er bog um die nächste Ecke und erreichte den Besprechungsraum. Seine Hoffnung war groß, als die Tür auf ging und eine Frau heraus trat. Sofort rutschte ihm seine Hoffnung in die Hose.
Die Frau mit den dunklen, lockigen Haaren bemerkte den jungen Archäologen, der in rasendem Tempo näher kam:
„Dr. Weir! Verzeihen sie die Verspätung… Ich bin…!“
Die Frau reagierte etwas amüsiert und unterbrach den jungen Mann:
„Sie sind Marco Harrison, richtig? Dr. Jackson hat mir seine Empfehlung ausgesprochen!“
Marco schien etwas beruhigt und hoffte keine weiteren Unannehmlichkeiten ertragen zu müssen. Weir musste lächeln und klopfte ihm auf die Schulter:
„Ich würde sie gerne im Expeditionsteam haben aber ich denke, dass sie noch zu wenig Erfahrung haben… Tut mir Leid!“
Diese Antwort fuhr durch seinen ganzen Körper und lähmte ihn kurz. Hatte Weir gerade gesagt, er sei noch zu unerfahren? Er hatte ein Stipendium von der Stanford und Dr. Jackson hatte ihm alles über die Antiker erzählt. Marco war sogar in der Lage den Stuhl auf Antarktika einwandfrei zu bedienen und nun durfte er die verlorene Stadt nicht besuchen?
Enttäuschung pur.
Weir konnte die Enttäuschung sehen und versuchte es ihm in aller Ruhe zu erklären:
„Es ist ja nicht so, dass sie nicht qualifiziert wären aber das ist eine Mission ins Ungewisse. Wir haben keine Ahnung, was uns am Ende der Leitung erwartet und ob wir zurück können ist fraglich.
Wir haben keine Informationen über die Pegasus-Galaxie. Ihr Leben und ihre Karriere steht noch am Anfang!“
Marco konnte das Argument verstehen aber er wusste auch, das General O`Neill Dr. Jackson niemals gehen lassen würde. So konnte wenigstens einer dort die Stellung halten.
Marco zog ein skeptisches Gesicht:
„Wer geht an meiner Stelle?“
„Ein Experte in der Technologie der Antiker! Er ist älter und verfügt über genauso viel Geschick im Umgang mit dem Thron von Antarktika!“
Marco hatte ein dumpfes Gefühl im Magen, so wie eine Vorahnung und wiederholte die Frage:
„Wer ist es?“
Die Tür ging auf und ein Schock fuhr durch seinen Körper. Der Mann der heraus kam guckte genauso irritiert. Kaum hatten sich beide einen Moment gesehen, da drehte Marco sich enttäuscht um. Nein, er war mehr als enttäuscht. Es war Wut und Hass.
Weir wusste, dass es besser war den Archäologen gehen zu lassen aber der Ersatzkandidat rannte ihm hinter her:
„Marco, warte!“
Es war Marcos Bruder Harry. Harry war acht Jahre älter und belegte fast die gleichen Kurse wie Marco auf dem College. Marco hatte immer in seinem Schatten gestanden:
„Ich wusste nicht, dass du auch nach Atlantis gehst!“
„Ist mir egal, Harry! Ich gebe mich geschlagen! Was du machst interessiert mich gar nicht!“
Marco war den Tränen nah, was ihm nur noch unangenehmer war. Harry sah ihm genau in die Augen, dann sprach er mit bedachten Worten:
„Du willst nach Atlantis? Das ist unmöglich! Begabung ist einem angeboren. Man kommt mit seinem Schicksal auf die Welt.“
Marco wurde nur noch wütender. Harry hatte immer das Glück im Leben gehabt, während sich Marco alles hart erarbeiten musste. Sein Bruder hörte nicht auf:
„Stell dich der Realität! Man bekommt die Anerkennung nicht durch Anstrengung, sondern durch Schicksal. Von einem angeborenen Schicksal kann man sich nicht befreien! Das einzige Schicksal, das allen gemeinsam ist, ist der Tod!“
Diese Worte hatte der Junge jetzt nicht erwartet. Er fühlte sich komisch, als sich sein Bruder kalt abwendete und den Gang hinab lief…

Völlig panisch rannte Era im Besprechungsraum auf und ab:
„Wir müssen dahin zurück!“
Zaiku stand auf um die junge Frau zu beruhigen. Dabei setzte er das netteste Gesicht auf, das er hatte:
„Das ist ein Stützpunkt der Zera! Da kann man nicht einfach hin!“
George hatte das Geschehen eine ganze Weile beobachtet und stand jetzt auf. Eilig verließ er den Raum, sehr zur Verwunderung von Fürst Zaiku und Era, und ging den Gang hinab. Era lief ihm nach:
„George? Was hast du vor?“
„Ich weiß es wieder einmal nicht aber ich glaube es wird uns helfen!“
Wieder hatte er einen kurzen Moment Zugriff auf das Antiker-Wissen.

Er tat die Augen auf, als drei Zera um ihn herum schlichen. Diese begutachteten den Körper des Jungen und betrachteten die Daten auf ihren Displays. Marco hatte das Bewusstsein wieder, als wieder der Folterknecht in die Kammer trat:
„Wie hast du das gemacht? Verfügst du über Heilkräfte?“
Marco war verwirrt und sah etwas an sich herunter. Er war noch immer sehr schwach und sein Innerstes glühte wie Feuer aber seine blutenden Verletzungen waren weg:
„Ehrlich gesagt! Ich weiß es nicht!“
Offenbar hatte sein Körper einen kleinen Teil der Kraft wieder erlangt und sich selbst geheilt. Man hatte ihm erzählt, dass es genauso war, als er im Koma lag. Die oberflächlichen Verletzungen, die Eden ihm zugefügt hatte, waren nach nur drei Tagen verheilt. Er sah wieder auf, als der Zera näher an ihn heran kam:
„Ich werde dich schon zum Reden bringen!“
Dieses Mal hatte der Zera einen kleinen Bohrer dabei. Er warf das Gerät an, welches jetzt summend in die Oberfläche der Haut eindrang. Der Archäologe stieß erneut ein grausames Schreien aus. Er konnte fühlen, wie ihn der Schmerz wieder in die Bewusstlosigkeit führte.

Vorsichtig betrat Daniel das Archiv. Er hatte von einem Soldaten erfahren, dass sich Marco hier immer hin zurückzog, wenn ihn etwas bedrückte. Der Archäologe richtete seine Brille, als er Marco vor einer alten Steintafel der Antiker fand. Der Junge hatte bereits die Hälfte des Textes übersetzt.
Marco hatte seinen Mentor bemerkt und zischte nur unzufrieden:
„Lassen sie mich in Ruhe, Dr. Jackson!“
Daniel machte einen Schmollmund, dann setzte er sich zu dem Jungen:
„Was war denn los? Ich habe gehört, du hast dich mit deinem Bruder gestritten…“
Marco wurde nur noch grimmiger und neigte sich schweigend vor. Daniel legte seinen Kopf zurück und atmete tief durch:
„Was auch immer er gesagt hat. Es ist nicht wahr! Du hast so viele Talente…“
„Er hat gesagt, dass man mit seiner Bestimmung geboren wird… Ich sei nicht dazu bestimmt nach Atlantis zu gehen…“
Jetzt war Daniel doch etwas baff. Wie konnte jemand seinem kleineren Bruder so etwas an den Kopf werfen? War dieser Harry so kalt oder einfach nur verbittert?
Marco sank jetzt auf den Tisch und guckte verträumt auf ein Bild des Torsymbols von Pegasus:
„Es war mein Traum, dass ich in die verlorene Stadt reise aber mein Bruder hat Recht.“
Jetzt war es Daniel, der ihn energisch unterbrach:
„Das ist doch Schwachsinn! Jeder kann etwas aus sich machen. Niemand hat ein vorbestimmtes Schicksal. Man muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen!“
Er zwinkerte dem Jungen bedacht zu:
„Selbst wenn es vorbestimmt ist, dann steht dir Großes bevor! Das wette ich…“

Mit einem Knartschen öffnete sich die Zellentür und Marco öffnete nur vorsichtig die Augen. Cyborgs brachten noch jemand in den Raum und fesselten die Gestalt genau wie Marco. Der neue Gefangene wehrte sich so gut es ging aber es war zwecklos.
Dann erklang eine ihm vertraute Stimme:
„Marco? Oh, Gott! Was haben die mit dir gemacht?“
Jetzt konnte der Blonde sehen, um wen es sich handelte. Es war Sebastian, der mit blauen Flecken und Schrammen übersät war:
„Was machst du denn hier?“
„Ich wollte dich retten aber das ging nach hinten los…“
Zwar fühlte sich Marco wie der verkümmerte Rest eines Komposthaufens aber er konnte noch gut reden. Ein Gesprächspartner war genau das Richtige:
„Warum wolltest du mich retten? Ich dachte ihr kommt besser ohne mich aus!“
Sebastian gab ein Grummeln von sich. Irgendwie hatte er geahnt, dass es zu so einem Gespräch kommen würde. Marco schien jedoch wieder richtig munter zu werden:
„Sebastian, du hattest Recht! Ich bin total nutzlos… Die Zera haben mich mit Leichtigkeit gefangen genommen und ich konnte mich nicht einmal befreien…“
Der Lieutenant senkte den Kopf und schien irgendwie nachdenklich:
„Nein, das ist doch Blödsinn! Wenn einer Unrecht hatte, dann ich! Ich sagte, du wärst armselig aber die Wahrheit ist doch, dass du es nicht bist…
Ich gebe zu, dass ich neidisch bin! Du bist mutig, stark und kämpfst ohne eine Gegenleistung! Das ist ehrenhaft! Du hast alles getan um Eden zu stoppen und das obwohl du nicht wusstest, was er für Fähigkeiten hatte…“
Marco war noch etwas schwach und hing nur lasch in den Ketten:
„Sebastian… Du musst nicht…“
„Doch, ich muss es sagen! Wenn Eden mit voller Stärke über Organika in Stellung geht, sind wir geliefert. Eden gehört nicht zu den klassischen Oberschurken, die ihre Lakaien vorschicken, bis die Helden gewonnen haben. Er wird uns persönlich angreifen. Genau das ist der entscheidende Faktor… Das einzige, was dann zwischen ihm und der Herrschaft steht, bist du!“
Jetzt war Marco sichtlich überrascht und blickte Sebastian mit den müden Augen an:
„Aber meine Kräfte sind doch weg…!“
Sebastian knackte einmal mit dem Genick:
„Das glaube ich nicht! Sie sind sicherlich schon wieder da! Du kannst sie nur nicht einsetzten, weil du es nicht willst!“
„Das ist doch Quatsch! Ich würde uns hier raus holen!“
„Vielleicht ist das unbewusst! Niemand kann den Schmerz nachempfinden, denn du nach deinem ersten Kampf mit Eden davon getragen hast! Du musst nur tief in dir drin suchen…“
Tatsächlich war Marco von Sebastians Worten beeindruckt. Oft wirkte der Soldat kühl und rau. Aber dann, so wie jetzt, sprach er in einem bedachten Ton. Genau diese Worte hatte Marco gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen.
„Sebastian? Niemand hat ein vorbestimmtes Schicksal! Man muss sein Schicksal in die eigene Hand nehmen… Jetzt verstehe ich, was mir Dr. Jackson damals sagen wollte…“
Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Er horchte…
Irgendwo in seinem Inneren musste diese Kraft schlummern. Alles was er noch zu tun hatte, war sich darauf zu konzentrieren. Dann hörte er eine vertraute Stimme tief in sich…
Sie rief nach ihm, kam näher, hüllte ihn in Wärme…
Ein seltsames, schwaches Licht ging von Marcos Körper aus und Sebastian verzog die Augen. Er konnte sehen, wie Marcos Wunden sich langsam schlossen und sein Körper an Kraft zunahm. Der Archäologe riss die Augen wieder auf, als ein Energieimpuls durch seinen Körper schoss. Seine Muskeln verkrampften sich und ein lautes Klirren ging durch die Ketten. Mit einem heftigen Ruck rissen die Schellen an den Handgelenken und Marco fiel zu Boden. Schnell hatte er sich wieder aufgerichtet, um auch Sebastians Fesseln zu zerschlagen:
„Ich wusste, du kannst es…“
„Nicht mehr lange! Ich spüre, wie die Energie wieder entweicht!“
Tatsächlich. Marco hatte gerade das Türschloss zerbrochen, da sank er auf die Knie. Sebastian schaffte es ihn gerade so aufzufangen:
„Okay! Vielleicht war das doch etwas viel für den Anfang! Mach jetzt nicht schlapp! Ich übernehme die Cyborgs!“
Sie schoben die Kerkertür bei Seite, als sich die Wachen schon zu ihnen umdrehten. Marco ließ sich schwach nach vorne Fallen und rammte den Cyborg mit seinem Körpergewicht nieder. Das gab Sebastian die Gelegenheit einen Blaster aufzusammeln und die andere Wache zu erschießen.
Leider blieb der Fluchtversuch nicht unbemerkt. Duzend Weitere Cyborgs stürmten schon den Korridor zum Kerker hinunter:
„Wir bekommen Besuch!“

Die Erde bebte.
Irgendetwas geschah und die Cyborgs, die zur Wache am Gateplatz aufgestellt wurden, sahen sich um. Aus der leichten Erschütterung wurde jetzt ein heftiges Beben.
Mit einem lauten Kawusch brach der Boden kaputt und eine Fontäne sprang hervor. Es war das Sternentor, das in der Horizontalen lag. Wie es Sebastian vermutet hatte, wurde das Tor unter der Erde begraben. Vorsichtig tasteten sich die Cyborgs an die Öffnung heran und entdeckten den schimmernden Ereignishorizont, der sanft vor ihnen lag. Dann gab es ein komisches Geräusch und ein Objekt kam hindurch, welches sich röhrenhaft zum Himmel schraubte.
Die Roboter wichen zurück.
Der Jumper, der durch das Tor kam, flog ein Looping und drehte auf die Festung der Zera zu. Im Inneren bekam Era gerade einen Schreikrampf und krallte sich an ihren Sitz:
„Verdammt! Wieso liegt das Stargate in der wagerechten Position? Und musste der Looping sein?“
George lächelte etwas unbeholfen, dann versuchte er das Mädchen zu beruhigen. Er hatte gerade die Tarnung aktiviert:
„Konnte ich ja nicht wissen. Außerdem bin ich froh, dass ich das Tor überhaupt getroffen habe…“
Sie sah ihn kurz schockiert an, dann lehnte sie sich zurück:
„Leider haben die Cyborgs uns gesehen!“
Dummerweise stellte sich jetzt heraus, wie sehr sie Recht hatte. Mit einem Summen erschienen hinter ihnen zwei Gleiter, die auf sie feuerten. George verzog das Gesicht:
„Verdammt! Unsere Tarnung funktioniert nicht! Ich weiß nicht wieso!“
Era gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und hielt sich erneut fest:
„Bestimmt kommt das, weil du am Jumper rumgefummelt hast, bevor wie los geflogen sind!“
„Klar! Ich schwäche absichtlich unsere Verteidigung!“
Wieder ein Knall im Heckbereich. Das Mädchen wurde ärgerlich und sah George erneut übel an:
„Bald sind wir Hackfleisch! Mach was!“
Der Techniker nickte, als ein merkwürdiges Feld sich um das Schiff ausbreitete. Die Schüsse verschwanden im Nichts und der Jumper musste keine Treffer mehr einstecken:
„Jetzt versteh ich! Ich habe das Tarnfeld in einen Schild umgewandelt! Jetzt müssen wir nur noch die Typen loswerden…“
Kaum waren diese Worte gedacht, öffnete sich ein Fach und zwei Drohnen sausten davon, flogen eine Kurve und vernichteten die Angreifer. Danach fasste der Jumper von ganz alleine etwas ins Visier, was sich in einem Seitenflügel des Gebäudes befand:
„Was geht denn jetzt vor? Der Jumper hat ein eigenständiges Ziel anvisiert… Er zielt auf jemanden mit Antiker-Gen!“
Genau in diesem Moment löste sich das Geschoss und sauste auf das graue Gebäude zu, welches aussah wie eine Burg mit Lasergeschützen.

Sie waren eingekreist. Noch immer hielt Sebastian seine Waffe zielend auf die Cyborgs, die immer wieder engere Kreise zogen. Dann kam auch noch der Folterer herbei:
„Ich weiß nicht, wie ihr frei gekommen seid aber nun haben wir euch! Ihr kamt nicht wirklich weit!“
Der Lieutenant senkte bedrückt die Waffe und zog schmollend eine dicke Lippe. Marco musste sich noch immer an einer Wand stützen, als er ein seltsames Zischen war nahm:
„Das Geräusch kenne ich irgendwo her!“
Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen traf etwas mit aller Wucht die äußere Wand, die in tausend Fetzen zersprang und wie ein Meteoritenschauer auf die Cyborgs nieder ging. Auch der Zera wich zurück. Marco, der durch die Explosion zu Boden geschleudert wurde stand benebelt auf. Sebastian half ihm:
„Das nenne ich Timing!“
Vor ihren Augen erhob sich ein Jumper und öffnete die Heckklappe. Der Zera wollte gerade handeln, da hob Sebastian wieder die Waffe und gab drei Schüsse ab. Mit einem kleinen Sprung landeten sie im Jumper, der darauf hin wieder an Höhe gewann.
Erleichtert gingen der Soldat und der Archäologe in das Frontabteil:
„Gute Arbeit! Das war wirklich knapp!“
Era hielt sich die Hand vor den Mund, als sie den kaputten Marco sah:
„Hey! Alles okay?“
„Na ja! Ich habe das Schloss einer Panzertür zerstückelt und Armfesseln gesprengt aber sonst…“
George und Era starrten ihn überrascht an:
„Du hast deine Kräfte wieder?“
„Nee! Nicht wirklich! Habe sie nur kurz wieder zum Vorschein gekriegt…“
Plötzlich rutschte George etwas nervös hin und her:
„Leute! Ich will euch ja nicht beunruhigen aber… Wenn ich durch das Gate will muss ich ein Looping fliegen und über Kopf in den Ereignishorizont! Wie soll ich das machen?“
Marco stieß ihn vom Pilotensitz und griff die Steuerelemente:
„Das mach ich aber danach will ich ins Bett!“
Era nickte ihm vertrauend zu und betätigte die Tasten am DHD. Das Wurmloch baute sich auf und die Cyborgs nahmen wieder verwirrte Kampfhaltung ein. Marco riss die Panels rum und flog gekonnt einen Salto. Dabei zeigte die Frontscheibe auf den Ereignishorizont und alle mussten sich irgendwo fest halten. Es dauerte nicht lange und sie standen wieder wagerecht. Um sie herum prasselte der Regen auf den Jumper. Das Tor schaltete sich ab und Marco stieß ein erleichtertes Seufzen aus:
„Endlich zurück! Ich muss sagen, ich habe den Regen auf Organika vermisst!“

Marco rannte wieder unkontrolliert über den Gang. Hier und dort hallten wieder die Schrei der empörten Soldaten auf, die fast von ihm umgerannt wurden. Das ganze Stargate-Center war in heller Aufregung. Für die Erde war ein großer Tag, außerdem gab es da noch etwas zu klären. Sein Blick wurde eiserner, als er den Torraum durch die Feuerschutztüren betrat. Kaum war er drinnen schaltete sich das Tor ab.
Er konnte es nicht fassen… Wieder zu spät.
Offenbar lag ihm die Verspätung im Blut. Erst die Auswahl für die Atlantisexpedition und jetzt die Aussprache mit seinem Bruder. Das Torpersonal versuchte wieder die normale Tagesarbeit aufzunehmen, während Daniel vom Kontrollraum zu Marco hinab blickte.
Das Expeditionsteam war jetzt gerade eine Sekunde weg um eine neue Galaxie zu erkunden aber Marco hatte ein mieses Gefühl dabei. Wie gerne hätte er das Team in die verlorene Stadt begleitet. Leider war noch immer unklar, ob er das Atlantisteam überhaupt wieder sehen würde.

Marco saß auf seinem Bett und betrachtete den Regen, der in die gewaltigen Flutwellen von Organika prasselte. Es war still und die Nacht war ruhig. Die Organika hatten ihre Stadt so gut isoliert, dass man nicht von der stürmischen See mitbekam. Marco hielt ein Photo in der Hand. Auf ihm war er als kleiner Junge, in den Armen seines großen Bruders.
Im Hintergrund konnte man einen Spielplatz erkennen, der mitten im Central Park lag. Marco hatte das zerknitterte Bild immer bei sich. Es zeigte die Gebrüder Harrison, als sie sich noch verstanden. Marco zog ein freches Grinsen, während sein Bruder ihm lächelnd über den Kopf strich:
„Siehst du Harry! Offenbar habe ich doch einiges erreicht…! Ich bin in einer fernen Galaxie wie du, nur das meine weiter weg liegt als alles, was du kennst! Ich glaube ich bin doch nicht so nutzlos, wie du glaubst…
Ich bin vielleicht nicht mit Begabung geboren aber wie man sieht kann man doch alles erreichen, wenn man sich anstrengt. Wenn ich wieder in die Milchstraße komme besuche ich dich in Atlantis!
Dann zeige ich dir, wer der Bessere ist!“
Er legte das Bild bei Seite und legte sich wieder unter seine Decke, bis er sanft die Augen schloss und einschlief…

Ende
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.