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Reise durch die Unterwelt von Sphinx

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Kapitel Bemerkung: Ich hoffe, man verzeiht mir, wenn es mit der medizinischen Terminologie nicht so ganz hinhaut. Wie für die anderen beiden Teile, bitte ich um reichlich Feedback!
Reise durch die Unterwelt
Teil 3


Und im Stargate-Center...
Gerade entfernte Dr. Frasier die letzten Leinenbinden von Jacks Körper. Carter, Daniel und Teal´c waren mit anwesend.
"Eindeutig ein tödlicher Strahlenschuss. Zwar wurde nicht das Herz getroffen, aber es hat ausgereicht, um Ihn umzubringen. Eine Obduktion wird uns nähere Hinweise über die genaue Todesursache geben." sprach die Ärztin.
Es zog Sam das Herz zusammen, Jack so daliegen zu sehen. Blass und reglos. Sie hatte sich nichteinmal von Ihm verabschieden können. Für alle Mitglieder von SG-1 war es ein schmerzlicher Verlust. Und auch für Jacks Kammeraden aus den anderen Teams. Wer würde nun in Zukunft das Kommando übernehmen? Als ranghöchster Offizier der Gruppe stand Major Carter diese Aufgabe zu.
"Zu dumm, das wir keinen Sarkophag haben oder keinen Verbündeten, der einen benutzt! Dann könnten wir Jack wiederbeleben!" bemerkte Daniel. "Was ist mit dem Goa´uld-Heilgerät?"
"Es kann Verletzungen heilen, aber keine Toten aufwecken." seufzte Carter.
"Wollen Sie dabei sein, wenn ich die Obduktion durchführe?" fragte Dr. Frasier.
"Nein danke, ich verzichte." antwortete Daniel, drehte sich um und begab sich in Richtung Ausgang. Teal´c schloß sich Ihm an.
"Ich bleibe, Janet." sagte Sam mit fester Stimme.
"Also gut." Beide zogen sich Op-Kittel und einen Mundschutz über.
"Dann wollen wir mal."
Dr. Frasier ergriff ein Skalpell und wollte es unterhalb der Einschußwunde ansetzen.
"Warten Sie!" rief Sam plötzlich.
"Was ist?"
"Ich habe gerade gesehen, wie die Finger an Jacks rechter Hand leicht gezuckt haben! Es war zwar nur der Bruchteil einer Sekunde, aber da war eindeutig eine Bewegung, ein Reflex!"
"Das haben Sie sich nur eingebildet, Sam! Der Colonel ist bereits seit drei Tagen tot! Das was sie gesehen haben, war eine Postmortum-Reaktion, warscheinlich ausgelöst durch Gase, die sich im Innern des Körpers bilden können. Sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht! Dieser Körper lebt nicht mehr!"
"Aber es gab schon Fälle, wo Totgeglaubte plötzlich wieder erwacht sind! Bitte Janet, bevor Sie Ihn aufschneiden, könnten Sie nicht eine Messung seiner Gehirnströme durchführen? Als letzte Bestätigung?"
Die Ärztin seufzte.
"Also gut," sprach sie, "Damit sie endgültige Gewissheit haben."
Also wurden an Jacks Kopf Elektroden befestigt und Dr. Frasier schaltete das Gerät ein. Dann starrten beide Frauen auf den Schirm. Und Sie erlebten eine Überraschung!
"Das gibt's doch nicht! Die Maschine registriert noch Gehirntätigkeit! Sehr schwach zwar, aber da ist noch etwas! Als läge der Colonel in einem sehr tiefen Koma! Aber eigentlich ist er klinisch praktisch tot! Das Einzige, was wir in seinem jetzigen Zustand tun können, ist Ihn künstlich am Leben zu erhalten. Ob wir Ihn allerdings wiederbeleben können, kann ich nicht sagen."
Dr. Frasier rief zwei Helfer Ihres Teams über die Sprechanlage und bat außerdem in der Intensivstation alles für O´Neills Verlegung vorzubereiten.
"Ich gebe die Hoffnung nicht auf! So lange in Jack noch ein Funken Leben steckt, sollten wir nichts unversucht lassen! Er ist ein Kämpfer und würde es nicht dulden, wenn wir jetzt aufgeben! Und auch er wird nicht aufgeben!" sagte Carter, nahm Ihren Munschutz ab und lief zur Tür. "Teal´c!"
Die beiden Männer warteten nebenan.
"Was ist, Major Carter?" fragte der Hühne.
"Hol bitte schnell das Goa´uld-Heilgerät! Vielleicht gibt es noch eine Chance!"
"WAS? Was hast Du vor?" fragte Daniel überrascht.
"Wir haben eine Messung der Gehirnströme durchgeführt! Sie sind noch ganz schwach vorhanden!"
Teal´c eilte davon.
So wurde O´Neill also aus der Leichenabteilung in die "Sehr kritische, aber noch nicht tot"-Abteilung verlegt und an das künstliche Lebenserhaltungssystem angeschlossen. Dr. Frasier überwachte die Daten.
"In Ordnung. Bereiten Sie alles für eine Reanimation vor! Wir versuchen es zuerst mit Herzmassage!"

Die neue Erkenntnis traf Jack wie ein Schlag!
"Ich bin noch am Leben? Ich stehe also nur mit einem Bein im Grab?"
"So ist es. Ein Toter hier in Jaru verspürt keine Schmerzen mehr. Gib mir deine Hand." sprach Venus. Als Jack sie Ihr reichte, stach sie mit einem spitzen Gegenstand in seine Handfläche. Aus der Wunde sickerte Blut.
"Autsch! Es tut aber weh!"
"Noch ein Beweis! Wärest Du wirklich tot, würde diese Wunde nicht bluten!"
Sha´re betrat den Raum.
"Was ist los?" fragte sie.
"Weißt Du schon das Neueste? Ich bin gar nicht tot!"
"Bei Isis! Ist das wahr?"
"Es ist wahr." nickte Venus. "Er empfindet noch Schmerzen und seine Wunden bluten."
"Und was soll nun aus mir werden?" fragte Jack.
"Das werden Isis und Osiris entscheiden."
"Dann kann ich wohl nicht hierbleiben. Deshalb ist es an der Zeit, das Du mir endlich deinen richtigen Namen nennst."
"Du hast recht. Es wird Zeit, Dir die Wahrheit zu sagen."
Venus legte Ihre weite, beigefarbene Tunika ab. Darunter trug Sie ein weißes Leinenkleid, das von einem reich bestickten Gürtel zusammengehalten wurde. Ihren Hals zierte ein prachtvoller Perlenkragen. Und als sie den Kopf hob, trug sie ebenfalls eine Geierhaube, mit einem stilisierten Kuhgehörn und einer Sonnenscheibe als Aufsatz.
Auch wenn Jack kein Ägyptologe war, eines hatte er während seiner Zeit mit Daniel gelernt. Er kannte die Symbole der bekanntesten altägyptischen Götter und Ihre antiken Darstellungen. Und er wußte sofort, wen er vor sich hatte.
"Hathor!" knurrte Jack und sein Blick verhärtete sich. "Ich hätte es wissen sollen! Die schönste Frau der ganzen Gegend und ich bin Ihr auf den Leim gegangen! Deshalb hast Du auch deinen Namen verschwiegen! Das hätte mich schon stutzig machen müssen! Nicht zu fassen! Ich bin schon wieder Einer auf den Leim gegangen!"
Er wandte sich ab.
"Es tut mir leid, das ich dich verärgert habe. Ich weiß, das diese Kreatur, die meinen Namen stahl und in Diesem lange Zeit wirkte, Dir böses angetan hat. Du hast allen Grund, mir nicht mehr zu trauen. Doch von mir hast Du nichts zu befürchten. Ich bin zu Dir gekommen, weil Du dich anfangs hier nicht so recht wohlgefühlt hast. Du hast deine Freunde und dein Kind vermisst. Das hat sich nach unserer ersten Nacht geändert."
"Klar, weil ich von da an nur an dich gedacht habe! Das nennt man "Den Kopf verdrehen! Du wolltest, das ich all´ jene, die mir etwas bedeuten und die ich liebe, vergesse!"
"Nein! Das würde ich niemals wagen! Ich wollte nur, das Du dich hier in Jaru nicht einsam fühlst! Das hast Du nicht verdient, nachdem, was Du alles für uns getan hast! Ich wollte Dir Trost und ein wenig Glück und Freude spenden! Ist dein Hass gegen mich jetzt so groß, nur weil ich den Namen von einem deiner Feinde trage?"
Jack hielt den Kopf gesenkt, seine Hände schlossen sich zu Fäusten.
"Du weißt ja gar nicht, was diese Goa´uld-Hathor mir alles angetan hat! Oder was Apophis IHR angetan hat!" rief er anklagend, fuhr herum und deutete auf Sha´re. "Seinetwegen wurde sie von Ihrem Mann getrennt und mußte sogar sterben, weil Ihr der Parasit befahl, Ihren Gatten zu töten! Der einzige Weg, Ihn zu stoppen, war Ihn und seine Wirtin, nämlich Sha´re, zu töten!"
Mit Grauen erinnerte sich Jack an die Begenungen mit der rothaarigen Goa´uld-Königin und an die sterbende Sha´re an Daniels Seite.
"Das ist wahr. Aber der Tod gab mir auch meine Freiheit zurück! Du darfst sie nicht für die Taten der Goa´uld verantwortlich machen!" antwortete Sha´re.
"Außerdem hat Daniel mir einmal erzählt, das Du deine Liebhaber immer gekillt hast, nachdem Du sie vernascht hast, Hathor! Und jetzt werde ich wohl dran sein, nachdem wir herausgefunden haben, das ich noch lebe!"
"Nein! Das war diejenige, die meinen Namen gestohlen hat! Durch Ihre Taten entstanden erst all die Legenden über meine angebliche Grausamkeit! Aber ich würde es niemals wagen, Dir oder einem anderen Mann ein Leid anzutun! Nicht, nachdem Du diese falsche Göttin mit deinen eigenen Händen vernichtet hast! Dafür werde ich Dir auf ewig dankbar sein!"
Hathor berührte Jack an seiner Schulter, doch er wich Ihr aus und warf Ihr einen finsteren Blick zu. Dann drehte er Ihr wieder den Rücken zu. Sie konnte deutlich spüren, das er jetzt nur noch eins für sie empfand: Hass.
"Ich weiß, was Du durchgemacht hast, Jack. Ich habe es in deinem Herzen gelesen. Und ich möchte dich um Verzeihung bitten, weil ich deine Gefühle verletzt habe." bat Hathor und neigte Ihren Kopf.
Jack düstere Gedanken wurden plötzlich von den Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden mit Ihr vertrieben. Er konnte noch deutlich Ihre Wärme und Ihre Zärtlichkeiten, mit denen sie Ihn überhäuft hatte, fühlen. Und Ihre Zuneigung.
O´Neill drehte sich wieder herum, sein finsteres Gesicht erhellte sich wieder.
"Verdammt, ich kann Dich nicht hassen! Denn als wir uns in den Armen lagen, habe ich gefühlt, das Du es ehrlich gemeint hast. Es war keine Täuschung." sprach er.
"Das ist richtig. Ich würde es niemals wagen, mit deinem Herz und deinen Gefühlen zu spielen. Dazu sind sie zu wertvoll."
Hathor ergriff Jacks Hände.
"Verzeih mir, aber ich habe in der letzten Zeit viele schlechte Erfahrungen gemacht."
"Du mußt mich nicht um Verzeihung bitten." lächelte Hathor und umarmte Ihren Partner.
Sha´re bedeutete Ushebti, sich langsam mit Ihr nach draußen zurückzuziehen.

Eine ganze Weile stand das Paar alleine in enger Umarmung im Raum. Ein Räuspern riß es aus seinen Träumen.
Osiris stand mit seiner Gemahlin plötzlich im Raum.
Hathor neigte grüßend Ihr Haupt, Jack tat es Ihr gleich.
"Verzeiht uns, Herr der Unterwelt." entschuldigte sie sich. Osiris musterte O´Neill von oben bis unten und legte dann seine rechte Hand auf dessen Stirne. Für einen Moment durchströmte eine unheimliche Kälte Jacks Körper und ließ Ihn erschauern.
"Es ist wahr. Er hat die Grenze zum Totenreich noch nicht ganz überschritten. Und ich habe es nicht bemerkt. Ich habe einen Fehler begangen. Du gehörst nicht hierher." sagte der Herr der Unterwelt und zog seine Hand wieder weg.
"Natürlich gehöre ich nicht hierher. Eigentlich müßte mein Platz über den Wolken sein, oder so ähnlich..."
"Nein, Du gehörst in die Welt der Lebenden. Denn deine Zeit ist noch nicht gekommen, obwohl Du schwer verletzt wurdest! Du mußt wieder in das Licht zurückkehren, denn auf dich warten noch viele Aufgaben." antwortete Isis.
"Und wie komme ich wieder zurück?"
"Wir werden Dir dabei helfen.-Ushebti!"
Der treue Diener trat ein, ging in die Knie und neigte den Kopf. "Ja, große Mutter?"
"Wir müssen uns auf den Weg machen. Zum Fluß der Unterwelt. Auf Ihm fährt Ra jede Nacht duch das Reich von Apophis, um am Morgen wiedergeboren zu werden. Diesen Weg muß dein Herr nun ebenfalls gehen, um in die Welt der Lebenden zurückzukehren."
"Habe ich da eben Apophis gehört? Diesen verdammten Schlangenkopf?" grollte Jack.
"Apophis ist der Herr der Nacht! Vor Ihm mußt Du dich hüten! Aber ich und dein Ushebti werden über deinen Weg wachen und Dir helfen, wieder zurückzukehren."
"Darf ich Ihn begleiten?" fragte Sha´re, die nun ebenfalls wieder die Hütte betreten hatte.
"Nur bis an das Tor von Jaru. In die Welt der Lebenden kannst Du Ihm nicht mehr folgen!" antwortete Osiris.
"Ich weiß." nickte Kasufs Tochter traurig.
"Wann brechen wir auf?" fragte Jack.
"Sofort." antwortete Isis.
"Gut, ich packe nur noch meine Sachen."

Im Stargate-Center umstanden die restlichen Teammitglieder das Krankenbett mit Jack in der Intensivstation. Er war jetzt an unzähligen Schläuchen und Elektroden angeschlossen, die seine Vitalfunktionen überwachten, er wurde künstlich beatmet. Daniel hielt eine Kette mit einem silbernen Anhänger in der Hand. Diesen legte er O´Neill um den Hals und murmelte dabei ein Gebet in altägyptischer Sprache.
"Was bedeutet dieser Anhänger?" fragte Dr. Frasier.
"Das ist ein Ankh-Kreuz, das Symbol des Lebens im alten Ägypten. Es soll Jack helfen, wieder zu uns ins Leben zu finden. Man soll nichts unversucht lassen." antwortete der Archäologe.
Die Ärztin bezweifelte allerdings, ob so ein Talisman helfen würde. Sie wandte sich da lieber an moderne Stimmulanzen und Behandlungsmethoden.
"Blutdruck steigt leicht an! Und da ist auch Herzschlag! Allerdings nur sehr schwach und mit großer Verzögerung! Er scheint sich wirklich in einem tiefen Koma zu befinden! Alle Körperfunktionen arbeiten minimal...wenn wir es schaffen, Ihn zu stabilisieren, hat er vielleicht eine Chance..."
"Fast wie bei einem Winterschlaf..." murmelte Daniel.
Carter indes zog sich das scheibenförmige Goa´uld-Heilgerät über die Finger und versuchte, sich zu sammeln. Dr. Frasier hielt Ihre Kollegen an, zurückzutreten.
"Okay, Janet. Ich will es jetzt versuchen." sprach Sie, richtete das Gerät auf O´Neill und konzentrierte sich. Kurz darauf leuchtete die Scheibe auf und ein goldenes Licht fiel auf den reglosen Körper. Die häßliche Wunde auf seiner Brust begann langsam zu verheilen...

Jack wußte nicht, wie sie an das Tor von Jaru gelangt waren, aber von einem zum anderen Moment standen sie auf einem Vorsprung, vom dem eine Treppe hinunter zum Ufer eines Flusses führte. Um sie herum herrschte ein gespenstisches Halbdunkel, der Himmel über Ihnen war von einer undruchdringlichen Schwärze. Und es war kühl hier. Jack fröstelte.
Unter Ihnen floß der dunkelgrüne Strom träge dahin, ein feiner Dunst lag über dem Wasser. Am Fuß der Treppe war eine Barke festgemacht, ein schlankes schwarzes Boot aus Holz mit zwei Rudern.
"Das ist die Barke mit der sonst Ra jede Nacht das Reich des Apophis durchfährt. Nun ist es an Dir, dieses Reich zu durchqueren. Es ist der einzige Weg zurück in die Welt der Lebenden." erklärte Osiris.
"Alles klar. Und wenn dieser Apophis sich blicken läßt, poliere ich Ihm seinen schuppigen Hintern!" knurrte Jack.
"Und ich bin ja auch noch da." lächelte Ushebti.
Dann kam der Abschied.
"Grüße bitte meinen Ehemann vielmals von mir und sage Ihn, das ich Ihn liebe." erklärte Sha´re.
"Das werde ich. Und was letzte Nacht vorgefallen ist..."
"Bleibt für immer in meinem Herzen. Und auch wenn Du es meinem Daniel sagen willst, so wird er es verstehen, da bin ich sicher."
Jack erwiderte daraufhin nichts und beide umarmten sich zum Abschied.
Dann waren Isis und Osiris an der Reihe.
"Ich hätte da noch eine Bitte an euch. Wenn es in eurer Macht steht, sorgt dafür, das mein Freund Daniel seinen Weg zu Sha´re, seiner Frau findet, wenn seine letzte Stunde schlägt. Führt seine Seele zu Ihr. Ich bin sicher, auch er wird den Wiegetest bestehen." bat Jack.
"Das versprechen wir Dir. Wir werden sein Ka sicher durch die Unterwelt geleiten." nickte Isis. "So wie ich es nun mit Deinem tun werde."
"Sein Ka?" fragte Jack ratlos.
"Das Ka ist die Seele eines Lebewesens." erklärte Ushebti.
"Alles klar. Ich danke euch, Isis."
"Du mußt bald gehen! Sonst schafft dein Ka es nicht mehr, sich wieder mit deinem Körper zu vereinen und bleibt für immer in der Unterwelt gefangen!" mahnte Osiris.
"Alles klar. Ich will mich nur noch von meiner Gönnerin verabschieden."
"Ich wünsche Dir alles Gute auf deiner Reise." sprach Hathor.
"Glaubst Du, wir sehen uns einmal wieder?"
"Vielleicht. Wenn das Schicksal es will."
"Mit Dir an meiner Seite wäre mein Leben im Paradies gar nicht mal so schlecht gewesen."
"In Jaru wird für dich immer ein Platz frei sein."
"Halt Ihn mir warm. Vielleicht überlege ich es mir." lächelte Jack und beide küssten sich ein letztes Mal. Und als Abschiedsgeste nahm Hathor die weiße Lotosblüte aus Ihrem Haar und legte sie in O´Neills Hand. Er war sich sicher, das es immer noch die Selbe war, die die Göttin bei Ihrer ersten Begegnung gepflückt hatte.
"Ich danke Dir. Wann immer ich diese Blüte ansehen werde, wird sie mich an dich erinnern." sagte Jack und verstaute sie vorsichtig in seinem Beutel.
Dann folgte er Ushebti hinunter zur Barke und stieg ein. Osiris hob die Hand und das Boot legte vom Ufer ab und trieb mit der Strömung den dunklen Fluss hinab. Während Ushebti ruderte, sah Jack zurück und winkte. Sha´re und Hathor winkten zurück. Bald darauf hatten sie der Nebel und die Dunkelheit verschluckt.
"Ein irres Abenteuer! Ich kann es kaum erwarten, meinen Freunden davon zu erzählen!" sagte O´Neill dann und ergriff das zweite Ruder. Da sie mit der Strömung fuhren, kamen sie rasch vorwärts.

Und auf der Intensivstation...
"Seine Körpertemperatur steigt langsam an! Und auch der Herzschlag wird stärker! Genauso ist es mit dem Blutdruck! Was immer sie da machen, Sam, machen Sie es weiter!" ermunterte Dr. Fraisier den Major und sah auf die Vitalanzeigen.
Carter hatte Mühe, sich zu konzentrieren, die Bedienung des Heilgerätes erforderte eine hohe Konzentration und viel Kraft. Bald standen Schweißperlen auf Ihrer Stirne, Ihr schönes Gesicht hatte sich vor Anstrengung verzerrt. Aber sie wollte durchhalten. Für Jack. Sie wollte Ihn nicht im Stich lassen.
"Vielleicht kann ich Major Carter helfen!" sagte Teal´c plötzlich und trat neben Sam. Er legte seine große, dunkle Hand auf Ihr Handgelenk, daß das Heilgerät bediente und konzentrierte sich ebenfalls. Und das immer schwächer werdende goldene Licht verstärkte sich auf einmal!
"Komm schon, Jack! Komm wieder zu uns!" bat Daniel im Stillen.
Auch General Hammond, der in seinem Büro an seinem Schreibtisch saß, bat innerlich, der Colonel möge es schaffen. Er starrte auf die Uhr an der Wand und konnte gerade nicht an Arbeit denken...

"Bis jetzt kommen wir ganz gut voran. Wie lange ist dieser Fluß eigentlich?" fragte Jack.
"Das kann ich Dir nicht sagen. Ich weiß nur, das es ein gefährlicher Fluß ist! Wir müssen auf der Hut sein! Das hier ist jetzt Apophis´ Reich!"
"Der soll nur kommen! Ich bin bereit!" knurrte Jack und tastete nach seinem Messer, das er sich am Gürtel befestigt hatte. Er bedauerte es, keine ZAT-Waffe dabei zu haben, aber diese hatten die Tok´ra mitgenommen, als sie Ihn zurücklassen mußten, damit Sie nicht den Jaffa in die Hände fielen.
Plötzlich begann das Wasser unruhig zu werden.
"Weiterrudern! Nicht aufhören!" befahl Jack.
Auf einmal teilten sich vor Ihnen die Fluten und ein riesiger, goldgeschuppter Schlangenkopf schoß aus dem Wasser! Die glühenden, aber kalten Augen musterten die Fremden in der Barke, ein scharfes Zischen erfüllte die Luft!
"Apophis!" rief Ushebti.
"Schnell, nach rechts! Wir versuchen ihm auszuweichen!"
Die Beiden begannen noch schneller zu rudern um rechts an dem Ungetüm vorbeizukommen. Schon schoß der goldene Schlangenkopf heran, um das Boot zu zertrümmern, doch er verfehlte es um Haaresbreite! Das aufspritzende Wasser schwappte über die Köpfe der beiden Reisenden.
"Daneben, Schlangenarsch! So leicht kriegst Du uns nicht!" rief Jack. "Los, Ushebti! Rudere, was das Zeug hält!"
"So schnell sie konnten, trieben sie mit den Paddeln das Boot vorwärts. Der wütende Apophis war Ihnen hart auf den Fersen! Sein Zischen ließ beiden die Nackenhaare zu Berge stehen! Dann startete die große goldene Schlange Ihren zweiten Angriff! Plötzlich erfolgte von Rechts ein Stoß gegen das Boot, der es beinahe zum Kentern brachte! An einer Stelle begann Wasser durch die Seitenwand der Barke in das Innere zu sickern.
"Dieses Mistvieh will uns versenken!" knurrte Jack. Als Apophis wieder auf das Boot zuhielt, holte er mit dem Paddel aus und ließ es auf dessen Kopf niedersausen!
"Hau ab!" schrie er wütend. Im nächsten Moment hörte er einen angstvollen Schrei. Ushebti hatte Ihn ausgestoßen! O´Neill fuhr herum, doch es war schon zu spät. Apophis Leib hatte sich um seinen Begleiter gewunden und Ihn aus dem Boot gehoben! Schon vergrößerte sich der Abstand zwischen der goldenen Schlange und der Barke.
"Ushebti!!" rief Jack entsetzt. "Halt aus, Ich komme!"
"Nein, mein Freund! Nutze den Augenblick, um zu entkommen, so lange Apophis mit mir beschäftigt ist! Schnell!"
"Bist Du verrückt? Ich lass dich nicht alleine sterben!"
Mit wachsendem Grauen mußte er mitansehen, wie Apophis den Druck seiner Windungen um sein Opfer verstärkte, um es zu zerquetschen!
"Jack, ich kann Dir nicht in die Welt der Lebenden folgen! Ich bin nur ein Ushebti, ein Diener aus Lehm geformt, um in der Unterwelt der Seele eines Menschen zu dienen! Meine Aufgabe ist erfüllt, Du brauchst mich nun nicht mehr! Bald wirst Du deine Freunde wiedersehen!"
Die beschädigte Barke trieb immer mehr ab.
"Nein!" schrie Jack dem Zurückbleibenden hinterher. "Du bist mein Freund! Und Du wirst es immer bleiben!"
"Ich danke Dir, mein Freund...viel Glück..." murmelte Ushebti lächelnd und schloß die Augen. Dann geschah etwas seltsames. Alle Farbe wich von seinem Körper und wurde zu einem einheitlichen Lehmgelb. Dann bekam er überall Risse und einen Augenblick später zerplatzte er zu Staub, der in die dunklen, grünen Flüten rieselte und versank. Aus Ushebti war wieder eine Tonfigur geworden und Apophis hatte sie zerstört.
Jack, der das Ende seines treuen Begleiters aus der Ferne miterlebte, stieß einen verzweifelten Schrei aus.
"Verdammt!!" stieß er zwischen den Zähnen hervor. Schon machte sich Apophis wieder an seine Verfolgung. "Das büßt Du mir, Schlangenkopf!"
O´Neill paddelte nicht mehr weiter, sondern ließ das Boot einfach treiben. Von nun an ließ er seinen Verfolger nicht mehr aus den Augen.
Als Apophis merkte, das er nur eine Tonfigur getötet hatte, stieß er ein böses Zischen aus und tauchte wieder unter. Mit seinem Messer in der Faust beoachtete er die trübe Wasseroberfläche. Eine Weile geschah nichts. Dann aber erfolgte ein harter Stoß von unten gegen das Boot und es zerbrach in zwei Teile! Jack wurde in das Wasser geschleudert und prallte kurz nach dem Eintauchen gegen etwas rauhes und schuppiges. Schnell versuchte er, an die Wasseroberfläche zu gelangen, sein Messer hatte er bei dem Sturz in die Fluten verloren. Aber im nächsten Moment war auch er in den Windungen von Apophis Leib gefangen!
Verzweifelt versuchte Jack, den Schlangenkörper, der sich um seine Brust gewunden hatte, auseinanderzudrücken, ohne Erfolg. Langsam verstärkte Apophis den Druck seiner Windungen um O´Neills Rumpf. Als er nach oben sah, entdeckte er über sich den goldenen Kopf des göttlichen Reptils, des Herren über die Nacht.
"Jetzt gehörst Du mir! Du wirst die Welt der Lebenden nie wiedersehen!" vernahm Jack in seinem Inneren.

"Herzschlag wird wieder schwächer! Blutdruck fällt!" rief ein Pfleger, der mit Dr. Frasier die medizinischen Geräte überwachte.
"Oh nein! Teal´c!" keuchte Carter und mobilisierte Ihre letzten Reserven.
"Gib jetzt nicht auf, Jack!" murmelte Daniel, dann wandte er sich an seine beiden Kammeraden. "Sam! Teal´c! Konzentriert euch auf sein Herz! Versucht irgendwie sein Herz zu stärken!"
"Er hat Herzrhytmusstörungen! Defilibrator vorbereiten!" ordnete Dr. Frasier an.

"Das wars dann wohl...zerquetscht von einer zehn-Meter-Schlange! Wo werde ich wohl dann landen? Jetzt wäre ein prima Moment, einzuspringen, Isis!" dachte er.
Und die Hilfe kam. In Form von seinem Messer, das aus dem Wasser und auf Ihn zuschwebte!
"Nimm das Messer und besiege Apophis!" rief eine Stimme aus der Dunkelheit. Jack erkannte sie als die Stimme Isis.
"Nichts, was ich lieber täte!" knurrte Jack, streckte seinen rechten Arm aus und packte den Griff seiner Waffe, noch bevor sein Gegner sie mit seiner Schwanzspitze wegschlagen konnte! Dann holte er aus und stach zu! Doch die Klinge glitt an der schuppigen Schlangen-Haut ab!"
"Das Vieh ist wohl unverwundbar! Aber eine Schwachstelle hat doch jeder, hoffentlich auch Apophis!"
Jack überlegte kurz. Der Druck der Windungen hatte sich dramatisch verstärkt und er konnte fast nicht mehr atmen! Dann fielen Ihm die Augen ein! Er mußte sie nur irgendwie erreichen! Im nächsten Moment hatte er eine Idee...
Er fasste die Spitze der Klinge zwischen seine Finger. Dann rief er, so laut er noch konnte:" Hey! Da vorne ist Hathor! Und Sie hat nichts an! Wow! Was für ein Körper!"
Tatsächlich ruckte Apophis seinen Kopf kurz in die von Jack angesagte Richtung! Und O´Neill nutzte die Abgelenktheit aus. Er visierte kurz an und warf dann das Messer mit aller Kraft nach dem Kopf der Schlange! Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in Apophis rechtes Auge!
"Reingefallen, Blödmann!" grinste Jack. "Mann, sogar ein Gott läßt sich mit diesem alten Trick reinlegen!"
Die goldene Schlange stieß einen infernalischen Schrei aus, gleichzeitig begannen sich die eisernen Umklammerungen zu lockern! Dann klatschte der große Kopf in das Wasser.
"So ist´s richtig! Der andere Apophis hat auch nur noch ein Auge!"
Jack befreite sich aus den zuckenden Windungen seines Gegners und beobachtete, wie der Körper langsam in den Fluten versank.
"Habe ich Ihn jetzt erledigt?" fragte Jack laut.
"Du hast Apophis besiegt. Aber er ist ein Teil des Pantheons und unsterblich, so wie wir alle. Er wird sich von der Verletzung bald erholen." hörte er die Stimme der Isis. "Aber dein Weg ist noch nicht zu Ende. Folge weiter dem Fluss."

Auf der Intensivstation fuhr Dr. Frasier unwillkürlich zusammen, als sie sah, wie Jacks rechte Hand zuckte. Einmal. Und nocheinmal.
"Sein Herzschlag ist wieder konstant und wird stärker! Auch der Blutdruck steigt wieder langsam an! Das ist unglaublich! " sprach sie. Dann sah sie auf die Uhr. Es war drei Uhr und acht Minuten in der Frühe. Schon seit sechs Stunden kämpften sie um das Leben des Colonels.
Gleichzeitig mussten Carter und Teal´c kapitulieren. Sie brachten nicht mehr die Konzentration auf, das scheibenförmige Heilgerät in Betrieb zu halten.
"Ich glaube, das reicht, Sam und Teal´c. Die Wunde ist fast verheilt und nicht mehr lebensbedrohlich. Und anscheinend konntet Ihr auch sein Herz stärken. Zu dumm, das wir noch so wenig über dieses Gerät wissen! Aber es scheint geholfen zu haben!" erklärte Daniel. "Weiter Jack! Wir haben getan, was wir konnten! Nun liegt es an Dir!"

Da das Boot verloren war, mußte Jack nun schwimmen oder sich von der Strömung treiben lassen. Bald wurde diese immer stärker und das Wasser begann zu schäumen und zu strudeln. O´Neill hatte immer mehr Mühe, über Wasser zu bleiben, langsam verließen Ihn seine Kräfte. Aber er biß die Zähne zusammen und schwamm weiter.
Plötzlich schlug eine Welle über seinen Kopf zusammen und zog Ihn unter Wasser! Hier wurde es immer kälter und seine Bewegungen erlahmten immer mehr. Wie sollte er es nur bis nach Hause schaffen?

"Sein Herzschlag wird wieder schwächer!" meldete Dr. Frasier besorgt. "Blutdruck fällt ab!"
Ihr Kollege versuchte es wieder mit einer Herzmassage.
"Nicht schon wieder! Seine Funktionen hatten sich doch stabilisiert!" bemerkte Carter.
"Offenbar schafft sein Herz es doch nicht mehr...es hat zu lange ausgesetzt..." murmelte Daniel.

Plötzlich leuchtete sein Scarabäus-Amulett, das er immer noch trug auf. Jack hatte schon fast das Bewußtsein verloren, als von unten ein gewölbter, dunkler Schatten aufstieg, und Ihn zur Oberfläche mitnahm!
Die Luft brachte Ihn wieder zu Besinnung. O´Neill hustete und spuckte einen Schwall Wasser aus. Dann bemerkte er, das er auf etwas hartem lag, das im Wasser trieb. Es war von ovaler Form und schwarzgrau, in der Mitte verlief eine Trennfurche.
Und auf der Intensiv-Station erlebten Dr. Frasier und Ihre Kollegen wieder eine Überaschung!
"Sein Herzschlag ist wieder stabil! Und auch der Blutduck steigt wieder in den normalen Wert! Colonel O´Neill will anscheinend wirklich nicht aufgeben!" erklärte die Ärztin, Ihr Kollege legte erleichtert die Paddel des Defilibrators aus den Händen.
"Gut so, Jack! Wehr dich! Kehre zu uns zurück! Wir alle warten auf Dich!" murmelte Daniel, trat neben das Krankenbett seines Freundes und ergriff seine rechte Hand...

"Was ist denn das? Ein Wal?" wunderte sich Jack.
Die seltsame Insel schwankte und hob sich weiter aus dem Wasser. Vorne erschien ein kleiner Kopf mit Fühlern und an den Seiten je drei Beine. Und jetzt erkannte er seinen Retter.
"Ein Scarabäus! Ein riesiger Scarabäus-Käfer!"
Jack befand sich auf seinem gewölbten Rücken und das Tier trug Ihn sicher durch das aufgewühlte Wasser.
"Ich habe Chephri um Hilfe gebeten. Er hat denselben Weg wie Du. Jeden Morgen steigt er aus der Unterwelt auf und wird als lebende Sonne Ra wiedergeboren. Halte dich gut fest, er wird mit Dir emporsteigen in das Licht...." vernahm er die Stimme seiner Beschützerin.
"Danke Isis. Du bist echt klasse!" murmelte Jack.
Plötzlich entdeckte er in der Ferne ein helles Licht.
"Da geht es raus! Wir haben es gleich geschafft!"
Gleichzeitig ging mit Chephri eine Verwandlung vor sich. An den Seiten, über seinen Beinen, wuchsen Ihm plötzlich zwei goldene Flügel!
"Wow! Werden wir jetzt abheben?"
Jack sah sich um, wo er sicheren Halt finden konnte. Er krallte dann seine Finger in die Rille, die die vorderen Enden der Deckflügel begrenzte.
"Also los, Kumpel! Lass uns starten! Bring mich nach Hause!"
Tatsächlich reckte der Scarabäus seine neuen Flügel und hob sich aus den Fluten. Er glitt dicht über das Wasser und auf das helle Licht zu, das immer größer wurde, je näher Sie Ihm kamen. Schließlich mußte Jack vor der gleißenden Helligkeit die Augen zukneifen. Als er einen Blick nach unten riskierte, war der Fluß und die düstere Umgebung verschwunden, um die beiden herum gab es nur noch das helle Licht.
"Ich kehre wieder zurück! Freunde, ich komme!"

"Dad..."
Jack öffnette wieder die Augen, als er die vertraute Stimme vernahm, gleichzeitig stockte Ihm der Atem!
"Charlie!" keuchte er.
Tatsächlich hatte er seinen Sohn vor sich stehen, so, wie er ihn in Erinnerung hatte. Nur das er jetzt ein langes, weißes Hemd trug. Aber keine weißen Flügel.
Um sie beide herum war alles leuchtend hell, zu seinen Füßen waberte ein kniehoher Nebel. Befand er sich auf einer Wolke? Vielleicht sogar im Himmel? Der große Scarabäus war verschwunden, er stand jetzt einfach in einem hellen Nirgendwo. Und vor Ihm Charlie, sein Sohn.
"Wo bin ich hier? Hab ich´s doch nicht ganz zurück geschafft?"
"Dein Wunsch, mich noch einmal zu sehen, hat dich hierhergebracht. Und Isis hat mitgeholfen, das wir uns hier treffen können, bevor Du wieder zu den Lebenden zurückkehrst."
"Charlie..."
Jack fühlte, wie zwei Tränen über seine Wangen liefen.
"Sei nicht traurig, Dad. Du hast mich nicht für immer verloren. Ich habe immer einen Platz in deinem Herzen. Und wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns wiedersehen. Ob in Jaru oder anderswo. Das verspreche ich Dir. Aber noch ist es nicht so weit. Deine Freunde brauchen Dich und auf dich warten noch viele Aufgaben."
"Das hat Isis auch gesagt. Könnte ich dich doch nur mitnehmen!"
"Du weißt, das das nicht geht. Ebenso wie Sha´re nicht mit Dir zurückkehren konnte."
"Dann laß´ mich dich wenigstens noch einmal umarmen." sprach Jack, und hockte sich nieder.. Charlie lief auf Ihn zu und stürzte sich in die offenen Arme seines Vaters.
"Ich hab dich lieb, Dad."
"Ich dich auch, mein Sohn.Wenn Du wüßtest, wie Du mir fehlst!" antwortete O´Neill mit erstickter Stimme. Er wünschte sich, dieser Moment würde nie zu Ende gehen. Aber plötzlich löste sich Charlie aus seiner Umarmung und sprach: "Es wird Zeit für dich, Dad. Du mußt zurückkehren. Chephri wartet schon, auch er muß seinen Weg fortsetzen. Wie Du."
Tatsächlich war neben den Beiden der große Scarabäus auf einmal lautlos aufgetaucht. Er sirrte kurz mit seinen Flügeln, eine unverkennbare Aufforderung, aufzusteigen.
"Okay." nickte Jack unter Tränen, strich seinen Sohn noch einmal durch das Haar und kletterte wieder auf den Rücken des Scarabäus. Er war sich nun sicher, das er, wenn es wirklich so weit war, seinen Jungen wiedersehen würde.
Langsam stieg der Scarabäus auf, O´Neill winkte Charlie zum Abschied zu. Und auch der Junge winkte und rief: "Auf wiedersehen, Dad!"
Ja, es würde ein Wiedersehen geben. Irgendwann.
Und Chephri stieg mit seinem Passagier immer höher, bis Jack plötzlich die helle Scheibe der Sonne vor sich hatte und er ganz von Ihren Strahlen eingehüllt wurde. Wieder musste er geblendet die Augen schließen...

"Wir haben jetzt wieder reglemäßigen, normalen Herzschlag! Blutdruck normal! Es ist unglaublich! Körpertemperatur sechsundreißig zwei!" sprach Dr. Frasier. Auch General Hammond war nun anwesend.
"Komm schon, Jack! Du schaffst es!" murmelte Daniel.
Plötzlich begann O´Neill zu husten! Dr. Frasier entfernte rasch die Maske des Atemgerätes von Nase und Mund - und blickte in Jacks geöffnete Augen!

Als O´Neill sich wieder getraute, die Augen zu öffnen, war das helle Licht um Ihn herum einem kleineren Kreisrunden über Ihm gewichen. Er saß jetzt nicht mehr auf dem Rücken dieses riesigen Käfers, sondern lag in einem Bett. Und das kreisrunde Licht war nun nicht mehr die Sonne, sondern eine Lampe schräg über Ihm!
"Die Krankenstation! Ich bin auf der Krankenstation! Ich bin zurück!" schoß es Ihm durch den Kopf. Dann bemerkte er ein bekanntes Gesicht vor sich, das Ihn überrascht anstarrte und dann wieder aus seinem Sichtfeld verschwand.

"Er ist wach! Er ist zu sich gekommen!" rief die Ärztin überrascht. Das SG-1 Team fiel sich erleichtert in die Arme und wollte schon in lauten Jubel ausbrechen, doch Dr. Frasiers Blick ermahnte sie, Ihrer Freude etwas leiser Ausdruck zu verleihen.
Dann scharten sich alle um den Patienten.
"Jack kannst Du micht hören?" fragte Sam, Ihre Augen schimmerten feucht. Er wollte etwas erwiedern, doch sein Körper war dazu noch nicht in der Lage. Er fühlte sich noch kalt und steif an. Also nickte O´Neill nur matt.
"Das ist wirklich unglaublich!" sagte General Hammond. "Es ist, als sei er von den Toten wiederauferstanden!"
Jack versuchte die Finger und Zehen zu bewegen, damit seine Muskeln wieder richtig durchblutet wurden. Ja, er war wieder zurückgekehrt. Und das mit göttlicher Hilfe. Oder war alles nur ein Koma-Traum? Sha´re...Charlie...die ägyptischen Götter...war er Ihnen wirklich begenet? Er konnte es nicht sagen. Aber da waren seine Team-Kammeraden, Gesichter, die er kannte und liebte. Jack sah Carter vor Freude weinen. Sein Körper war noch taub und unbeweglich, doch er spürte, wie zwei Tränen seine Wangen hinabliefen. Dr. Frasier ergriff seine rechte Hand und sagte: "Colonel, sie sind ein großartiger Kämpfer!"
Teal´c, der bemerkt hatte, wie O´Neill versuchte, wieder Kontrolle über seine steifen Gliedmaßen zu bekommen, hatte dessen linken Arm ergriffen und massierte Ihn vorsichtig.
"Es wird alles wieder gut werden, O´Neill. Wir werden noch viele Schlachten schlagen." bemerkte er.
Jack sah den Jaffa an und Teal´c konnte in den Augen des Colonels tiefe Dankbarkeit erkennen.

Es dauerte vier Tage, bis Jack sich so weit erholt hatte, das er wieder richtig sprechen und feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Langsam kehrten seine Lebensgeister wieder zurück. Aber er mußte das Bett hüten, da er noch zu schwach zum Aufstehen war.
Jeder aus der Basis, der den Colonel gut kannte, besuchte Ihn. Auch die kleine Cassandra. Von Ihr bekam er einen Korb voller Obst und zwei selbstgemalte Bilder, worüber er sich besonders freute. Am häufigsten kamen natürlich seine Teamkammeraden.
"Sie waren wirklich da. Diese ganzen alten Götter, so wie Du sie kennst, Daniel. Ohne Goa´uld. Diese Schlangen haben Ihre Namen benutzt, um Menschen zu versklaven! Sie haben Ihre Namen gestohlen und Ihre Identität angenommen! Hathor, Isis, Osiris....die Originale, denen ich begegnet bin, waren ganz anders. Gütig und hilfsbereit. Die ganzen Legenden über Ihre bösen Taten entstanden wohl erst, als die Goua´uld in Ihrem Namen zu wirken begannen. Nur Apophis war so fies wie immer. Er war als Riesen-Schlange hinter mir her und wollte mich zerquetschen! Aber ich habe Ihn ausgetrickst! Jetzt hat er auch nur noch ein Auge!"
"Das ist ja wirklich eine unglaubliche Geschichte, die Du uns da erzählt hast, Jack! Und sie wußten von den Goa´uld und Ihren Taten!" staunte Daniel.
"Es gibt viele Berichte von Menschen, die die "andere Seite" gesehen haben wollen, als sie auf der Schwelle des Todes standen." erklärte Carter. "Vielleicht spielen sogar die Riten eines Begräbnisses eine Rolle, wohin man kommt..."
"Auf jedenfall war es ein unglaubliches Erlebnis! -Haben mich die Einheimischen echt eingewickelt? Wie eine Mumie?" fragte Jack, als Carter Ihm von seiner Bergung berichtete. Sie nickte.
"Ein Glück nur, das Dir nicht deine inneren Organe entnommen wurden, wie es bei den alten Ägyptern früher Brauch war." bemerkte Daniel. "Sonst hätten wir nichts mehr tun können."
"Mein Vater schickt Dir die besten Wünsche zur baldigen Genesung und seinen Dank dafür, das Du Ihm das Leben gerettet hast. Und auch ich danke Dir dafür." sagte Sam. "Er war sehr erschüttert darüber, das Du nach dem Treffer anscheinend noch am Leben warst. Aber er konnte keinen Puls mehr fühlen und hielt dich für tot..."
"Das war ich wohl auch...irgendwie..."
"Wichtig ist, das Du lebst und wieder unter uns weilst. Wie fühlst Du dich?"
"Ist es unverschämt wenn ich sage: "Wie neugeboren?" fragte Jack mit einem leichten Grinsen.
"Nein. Denn im gewissen Sinne hast Du sogar recht. Nachdem was Du uns alles erzählt hast, bist Du aus dem Reich des Osiris wiedergekehrt und uns wiedergeboren worden, so wie nach der Legende Chephri jeden Morgen als aufgehende Sonne wiedergeboren wird. Du kamst mit Ihm in die Welt der Lebenden zurück." erklärte Daniel. "Vielleicht hat sogar das Ankh ein wenig mitgeholfen."
Jack warf einen Blick auf den Anhänger, den er immer noch um den Hals trug.
"Jedenfalls vielen Dank für den Talisman."
"Ich kann immer noch nicht glauben, das Anubis dein Herz für so rein befunden hat!"
"Ich habs auch nicht geglaubt, aber so war es."
"Ich glaube es. Denn Du bist wirklich besser, als Du denkst." lächelte Carter.
"Danke, Sam."
Dann setzte er sich auf und holte etwas aus der Schublade seines Nachttischschränkchens. Es war der geflochtene Gürtel mit dem Beutel. Als sie Jack ausgewickelt hatten, hatte er Ihn noch getragen.
Als er die leere Schlinge des Gürtels bemerkte, wo seine Ushebti-Figur gehangen hatte, zog es Ihm das Herz zusammen. Carter hatte erklärt, das sie bereits seit sie seinen Körper von den Leinenbinden befreit hatten, leer gewesen war. Auch wenn er nur ein aus Lehm geformter Helfer gewesen war, so war er doch ein treuer und liebenswerter Weggefährte gewesen. Für Ihn hatte Ushebti eine Seele gehabt. Und ohne Ihn wäre er in der Unterwelt verloren gewesen.
Jack öffnete den Beutel und griff hinein. Als er seine Finger herauszog, hielt er die weiße Lotosblüte in der Hand! Sie war immer noch so frisch wie am ersten Tag. Jack verzog in ungläubigem Erstaunen das Gesicht. Es war wohl doch kein Traum...
"Oh-wie schön!" rief Carter aus.
"Das ist eine Lotosblüte! Auch ein wichtiges Symbol der ägyptischen Mythologie. War das eine Beigabe?"
"Sie ist ein Geschenk aus dem Paradies. Von einer geliebten Freundin..."
Carter und Daniel tauschten fragende Blicke aus. Vorsichtig verstaute O´Neill die Blüte wieder.
"Sam, würdest du mich und Daniel kurz alleine lassen?"
"Aber sicher, Jack." nickte Carter, erhob sich von Ihrem Stuhl und verließ das Krankenzimmer.

Als beide alleine waren, legte O´Neill die Erinnerungsstücke wieder in die Schublade zurück.
"Ich habe mit Dir etwas zu besprechen, was nur uns beide angeht. Denn ich habe euch nicht alles erzählt, was ich da auf der anderen Seite erlebt habe. Als ich und mein Freund in dieses Dorf kamen, hatten wir eine besondere Begegnung. Daniel, Sha´re war dort!"
"Meine Frau?!"
Jack bemerkte, wie der Archäologe sich zwang, ruhig zu bleiben.
"Sie war es! Sie hat mich sofort erkannt und sich nach deinem Befinden und dem Befinden Ihres Kindes erkundigt. Ich habe Ihr gesagt, das alles in bester Ordnung sei. Und sie war frei, der Goa´uld in Ihr war weg!"
"Ich bin froh, das es Ihr gutgeht. Ist sie noch so, wie ich sie in Erinnerung habe?"
Jack nickte.
"Und sie wartet auf dich. Ich habe sogar Isis gebeten, dich zu Ihr zu geleiten, wenn Du eines Tages...."
"Verstehe. Ich danke Dir. Jetzt weiß ich, das sie auf mich wartet..."
"Da ist allerdings noch etwas anderes..."
"Was denn?"
Nun bemerkte Daniel, das Jack nervös wurde. So wie es aussah, wollte er Ihm etwas beichten.
"Nach meiner Ankunft war Sha´re oft mit mir zusammen. Sie suchte ständig meine Nähe. Warscheinlich, weil ich die einzige Verbindung zu Dir war, irgendwie...Und dann, eines Abends, da war so ein Fest zu Ehren Hathors...."
"Das große Trinkgelage."
"Genau. Am Ende waren wir alle ziemlich dicht und wie Du weißt, verliert man im Rausch auch manche Hemmungen. Na ja und Sha´re...."
Jack schluckte, seine Finger spielten nervös mit der Zudecke Dann beichtete er seinem Freund, was zwischen Ihr und Ihm in jener Nacht vorgefallen war. Als er geendet hatte, senkte er beschämt den Kopf. Seltsamerweise geriet Daniel nicht in Wut, sondern blieb gelassen.
"Ich verstehe. So war das also. Ich finde das sehr ehrenhaft von Dir, das Du es mir gesagt hast. Und ich bin Dir deswegen nicht böse. Was in dieser Welt geschehen ist, ist dort geschehen. Für mich hat es keinerlei Bedeutung. Es war Sha´res Wunsch, dich trifft keine Schuld. Wir sind Freunde und daran hat sich nichts geändert. Was Du in Jaru erlebt hast, ist allein deine Sache und niemand von uns wird deswegen einen Groll gegen dich hegen."
"Ich danke Dir, mein Freund."
"Schon gut. Ruh dich jetzt aus. Du hast viel durchgemacht und solltest dich nicht mit solchen Gedanken quälen."
O´Neill nickte und legte sich zurück. Daniel wartete, bis er eingeschlafen war, dann deckte er Ihn richtig zu und verließ das Krankenzimmer.

Zehn Tage später konnte Jack die Krankenstation wieder verlassen. Hammond hatte Ihn und den Rest des SG-1 Teams für drei Wochen beurlaubt, vor allem O´Neill sollte sich wieder erholen. Und das wollten die Vier gemeinsam. Auf einer Hütte in den Bergen.
Aber noch wurde Jack im Rollstuhl durch die Gänge gefahren, Dr. Frasier hatte angeordnet, das er sich noch schonen sollte.
"Was ist? Warum halten wir an?" fragte O´Neill, als Daniel, der den Rollstuhl schob, plötzlich stehenblieb. "Die anderen warten schon!"
"Entschuldige, Ich habe etwas vergessen! Bin gleich zurück!"
Er eilte davon und ließ Jack im Gang stehen. Er schüttelte lächelnd den Kopf und sah ihm nach. Wissenschaftler. Dann bemerkte er, das er neben der Tür zu Jacksons Arbeitszimmer stand. Langsam erhob er sich aus dem Rollstuhl, öffnete die Stahltüre und trat ein. Er konnte schon wieder kurze Strecken gehen, ermüdete aber rasch. Jack knipste das Licht an und sah sich um. Dann entdeckte er, was er suchte. Ein Regal mit verschiedenen Figuren war sein Ziel. Eine Weile besah er sich schweigend die kleinen Statuen aus den verschiedensten Materialien. Dann holte er die Figur einer Frau heraus. Sie trug eine Geierhaube als Kopfschmuck und darauf eine Sonnenscheibe, umrahmt von einem Kuhgehörn.
"Hathor...und Isis....ich danke euch beiden. Für alles. "murmelte er, legte Zeige-und Mittelfinger an seine Lippen und dann auf den Mund der Statue. "Vielleicht sehen wir uns wieder - eines Tages."
Behutsam stellte er die Figur wieder zu den anderen an Ihren Platz zurück.

Ende.
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