Resort by Nin
Summary: Elizabeth entdeckt nach Landrys Bekanntgabe von Michaels Tod, dass dieser in Wirklichkeit doch nicht gestorben ist.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Carson Beckett, Elizabeth Weir, John Sheppard, Michael, Other Character
Genre: Angst, Friendship, Romance
Challenges: Keine
Series: Long Way
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 7544 Read: 2599 Published: 05.01.11 Updated: 05.01.11
Story Notes:
Short-Cut: Elizabeth entdeckt nach Landrys Bekanntgabe von Michaels Tod, dass dieser in Wirklichkeit doch nicht gestorben ist.
Fortsetzung von: Long Way von Nin, Acceptance von Kat, Aftereffect von Nin & Losing The War von Kat
Spoiler: 1x07 Poisoning The Well, 2x18 Michael
Charaktere: Michael/Weir, Beckett, Sheppard, Landry
Kategorie: Angst, Friendship, Romance
Rating: PG-13
Author's Note: Nachdem Kat diese Reihe (mal wieder :P) in Tragik enden ließ und mich dazu aufforderte, ich solle sie doch wieder verkitschen, hab ich das hiermit getan… wobei, richtig kitschig ist die FF nicht geworden :D
Widmung: An alle Liz/Michael Fans!
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Unbedingt :D - NinsM@gmx.de

1. Kapitel 1 by Nin

Kapitel 1 by Nin
Resort


Der Raum war abgedunkelt und kühl. Schummriges Licht warf skurrile Schatten an die Wände und Elizabeth fröstelte. Es war kühler als sie erwartet hatte und zitternd verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Die Luft in dem kleinen Raum kam ihr stickig vor, obwohl das eigentlich nicht sein konnte. Sie befand sich hier im Leichenschauhaus und eine gute Belüftung war hier wohl nötiger als irgendwo sonst.
Sie musste ein ironisches Auflachen verkneifen, es war einfach zu verrückt. Vor einem Tag hatte sie sich noch in Atlantis befunden und nun stand sie hier unten in einem Raum, in den eigentlich die Toten verfrachtet wurden und machte sich Gedanken über die Belüftung… Sie sollte sich eher Gedanken darüber machen, was geschah, wenn man sie hier fand, ganz zu schweigen von dem, was man über sie denken, beziehungsweise sagen würde.
Sie trat einen Schritt nach vorne und bevor weitere verrückte Gedanken in ihrem Hirn Gestalt annehmen konnten, entdeckte sie Michael.
Er war gestern von dem Labor, in dem er gestorben war, hier runter verlegt worden und lag nun auf dem so typischen Seziertisch. Sie erkannte ihn sofort. Er war mit keinem leicht bläulichen Laken bedeckt worden, sie hatten ihm ein weißes zugewiesen.
Sie zögerte einen Moment, fragte sich, ob sie sich seinen Anblick wirklich ein zweites Mal antun sollte. Sie wollte ihn unbedingt noch einmal sehen, bevor man eine endgültige Autopsie vornahm und ihn in seine Bestandteile zerlegte.
Ein Schritt trennte sie von ihm und sie sprach sich selbst Mut zu, atmete noch einmal fest durch und trat dann rasch den Schritt nach vorne und riss das Tuch beiseite.
Michael sah aus als würde er schlafen. Genau das hatte sie schon gestern gedacht, als sie ihn gesehen hatte. Er war sehr blass, hatte nicht die sonst graugrünliche Farbe. Sie merkte erst jetzt, dass sie die Luft angehalten hatte und begann wieder normal ein- und auszuatmen. Es würde nichts bringen, jetzt auszuflippen. Sie sprach sich Ruhe zu und spürte dennoch, wie die Wut in ihr aufstieg. Wut auf den Präsidenten, der angeordnet hatte, Michael auf die Erde zu holen und dort zu untersuchen. Wut auf Landry, da dieser die Soldaten geschickt hatte und Wut auf die Ärzte und Wissenschafter, die in Michael nicht die Person gesehen hatten, sondern nur das Versuchskaninchen.
Wut auf sich selbst stieg ebenfalls in ihr auf; sie hatte es nicht geschafft, Michael vor den Soldaten zu retten. Sie war zu Beginn ihrer Beziehung einfach zu egoistisch gewesen, um ihn gehen zu lassen, obwohl ihr klar hätte sein müssen, dass es nicht gut gehen konnte. Aber sie hatte ihn gebeten bei ihr zu bleiben und er hatte ihrem Wunsch Folge geleistet, mit dem Resultat, dass man ihn nun getötet hatte. Umgebracht durch die ganzen Experimente, die ihre Landsleute an ihm durchgeführt hatten. Sie fühlte sich verantwortlich dafür, dass die letzten Tage seines Lebens zu hoher Wahrscheinlichkeit die Hölle gewesen waren. Es tat weh, denn indirekt war sie schuld daran, dass Michael gestorben war - dass man ihn getötet hatte.
Sie spürte Tränen der Trauer, Frustration und auch der Wut in sich aufsteigen. Sie hatte versagt, sie hatte es schlicht und einfach nicht geschafft Michael vor dem Tod zu bewahren.
Müde ließ sie ihren Blick wieder zu ihm wandern und obwohl völlig sinnlos, hoffte sie, dass er einfach die Augen aufmachen und sie anlächeln würde, so als habe er wirklich nur geschlafen und wäre gerade aufgewacht. Natürlich geschah das nicht und die Tatsache, dass sie es tatsächlich fertig gebracht hatten ihn umzubringen, lag ihr immer noch schwer im Magen.
Resigniert senkte sie den Kopf und schloss sie Augen, ließ erste Tränen über ihre Wangen laufen. Der Schmerz stieg wieder in ihr hoch und eigentlich hatte sie gedacht, inzwischen alle Tränen geweint zu haben, doch der Mensch wäre kein Mensch, wenn er solche Nichtigkeiten wie Tränenflüssigkeit nicht ständig erneuern würde.
Sie musste sich beherrschen, um nicht in einen Heulkrampf zu verfallen, denn dann würde all das, was sich in der letzten Zeit in ihr aufgestaut hatte, erneut hochkommen und mit einer Stunde Weinen war es nicht getan; sie musste viel länger weinen, um über alles hinwegzukommen, wenn sie es denn überhaupt schaffen würde.
Ihr Leben war ein Trümmerhaufen und sie fragte sich, wie es überhaupt so weit hatte kommen können.
"Warum weinst du?", erklang eine leicht krächzende Stimme und Elizabeth stockte der Atem. Sie riss den Kopf hoch, keuchte erschrocken auf und trat instinktiv einen Schritt zurück.
Michaels stechend grüngelbe Augen hatten sie fixiert und starrten sie an. Tausend Gedanken und Fragen rasten durch ihren Kopf und mehrere Sekunden vergingen, in denen sie sich einfach nur anstarrten.
Michael hatte die Augen geöffnet und schaute sie an! Elizabeth fragte sich, was in den letzten Sekunden passiert war; träumte sie, war sie nun völlig übergeschnappt?
"Michael?", fragte sie zögernd mit zittriger Stimme und hoffte, dass sie nicht doch plötzlich geistesgestört geworden war.
"Liz", antwortete er und sie hatte das Gefühl, als würden ihr jeden Moment die Beine wegknicken.
Seine Stimme klang kratzig und verzerrt, er räusperte sich und schluckte mühsam, ließ seinen Blick jedoch jede einzelne Sekunde auf ihr ruhen.
"Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", meinte er und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
Er lächelte! Sie war wirklich verrückt, musste sich in einem Traum befinden oder fing vor lauter Schmerz bereits an zu halluzinieren.
"Michael?", fragte sie erneut und dieses Mal lag noch mehr Fassungslosigkeit in ihrer Stimme.
"Ja?", stellte er die Gegenfrage und stützte sich mit den Ellenboden auf dem Tisch ab, um langsam aufzusitzen. Elizabeth trat einen weiteren Schritt zurück und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, um die Situation halbwegs begreifen zu können.
Es gelang ihr nur mit mäßigem Erfolg, Michaels plötzliches Erwachen schockte sie einfach.
"Wie bist du… ich meine… du bist doch tot!", stammelte sie schließlich und ihre Stimme versagte ihr vollends. Sie hasste das Gefühl der totalen Verwirrtheit und schüttelte den Kopf, hoffte, etwas Ordnung hineinzubekommen. Es half nicht.
Michael setzt sich nun in aufrechter Haltung hin, ließ die Beine vom Tisch hängen und seine Gesichtsfarbe vollzog sich einer erstaunlichen Wandlung. Die blasse, fast weiß-milchige Gesichtsfarbe wechselte in das gewohnte Graugrün und er sah nicht länger wie tot aus. Er sah sogar sehr lebendig aus!
"Aber General Landry sagte mir, dass du gestorben bist", erklang von neuem Elizabeths Stimme und sie erinnerte sich nur zu gut an seine faulen Ausreden. "Es war ein... Unfall, Doktor."
"Ich war nur scheintot", erklärte Michael und versuchte Elizabeth die Situation zu erklären.
"Scheintot?", wiederholte sie und war sich im Klaren darüber, dass sie ihn nachäffte, aber zu mehr war ihr Gehirn im Moment einfach nicht in der Lage.
Michael streckte die Hand nach ihr aus, bat sie stumm zu ihm zu kommen. Elizabeth zögerte, konnte ihn nur anstarren und rührte sich nicht von der Stelle. Michael hielt seine Hand weiterhin ausgestreckt und blickte sie bittend an. Die Kälte schwand nur langsam aus seinem Körper und er sehnte sich nach ihrer Wärme.
Es verging eine Minute, ohne dass einer von beiden etwas sagte. Die Stille zog sich in die Länge und endlich spürte Elizabeth, dass ihre Beine zurück in ihren Dienst traten. Sie machte einen Schritt nach vorne, dem ersten folgte ein zweiter und ehe sie sich versah, war sie bei ihm angekommen, zögerte noch einen kurzen Moment und nahm ihn dann in die Arme. Seine Haut war kühl und sie fröstelte leicht.
"Du bist ganz kalt", murmelte sie und Michael drückte sich an sie, spürte, wie sich ihre Wärme auf seine Haut übertrug.
"Kommt von dem Scheintod", sagte er und sie fuhr ihm mit den Händen über die Schultern, um ihn wenigstens ein wenig aufzuwärmen.
"Ich wusste nicht, dass es den Wraith möglich ist einen Tod zu simulieren", sagte sie und hob den Kopf, noch immer fassungslos darüber, dass sie nicht wie erwartet einem Toten ins Gesicht blickte. "Ich kann nicht glauben, dass du lebst", fügte sie leise hinzu und erneut traten ihr die Tränen in die Augen. "Du lebst!"
"Ich lebe, ja", antwortete Michael und fuhr ihr beruhigend über den Rücken. "Und wegen dem Scheintod… glaubst du es wäre von Vorteil, wenn irgendjemand darüber Bescheid wüsste?"
Er hatte Recht, es wäre ein ziemlicher Nachteil, wenn Feinden eine solche Fähigkeit bekannt wäre, dennoch hätte sie erwartet, dass er ihr so etwas erzählen würde und sich auf ihr Vertrauen verließ. Vielleicht hätte man ihr dann aber andererseits ihre Trauer nicht abgenommen und sie durchschaut.
Wie auch immer es hätte laufen können, sie war nun hier und Michael am Leben. Erneut schossen ihr bei dieser Erkenntnis die Tränen in die Augen und er strich ihr einen der Salztropfen von der Wange, als dieser sich den Weg nach unten bahnen wollte.
"Shhh, Liz", murmelte er und drückte sie an sich, um ihr wieder liebevoll über den Rücken zu streichen. "Es wird alles gut."
"Das wird es nicht!", rief sie aufgebracht und wand sich aus seinen Armen. "Was glaubst du, werden Landry und die Anderen mit dir machen, wenn sie erfahren, dass du noch am Leben bist? Du befindest dich hier unten in der Leichenhalle! So einfach kommst du hier nicht heraus!", sagte sie und konnte es nicht vermeiden mit den Händen aufgebracht in der Luft herumzufuchteln.
Michael griff nach einer ihrer Hände, um sie ruhig zu halten und zog sie anschließend wieder näher zu sich.
"Hast du dir darüber einmal Gedanken gemacht?", fragte sie, bevor er das Wort ergreifen konnte und er schüttelte den Kopf.
"Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ich wusste nur eines, wenn ich mich nicht tot stelle, hätten sie mich mit ihren Tests umgebracht. Es war eine Kurzschlussreaktion, der ich nun allerdings vorläufig mein Leben verdanke", sagte er und versuchte ihr seine Beweggründe nahe zu legen.
"Die Frage ist nur für wie lange noch. Wenn sie bemerken, dass du noch lebst…", begann Elizabeth, konnte den Satz aber nicht zu Ende sprechen. Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Zu viel war in den letzten Tagen geschehen. Erst kam sie zurück zur Erde, um dann sofort von Landry erfahren zu müssen, dass Michael gestorben war und nun fand sie heraus, dass es doch nicht so war. Etwas zu viele Ereignisse nach ihrem Geschmack.
Michael schwieg, sie nahm an, dass er sich Gedanken darüber machte, wie er am besten hier heraus kam und wie es dann weitergehen sollte. Sie befanden sich auf der Erde, selbst wenn er es schaffte aus dem SGC zu fliehen, was sie als sehr unwahrscheinlich einstufte, war da immer noch die Frage, wie er sich anschließend ernähren sollte. Sie würde nicht zulassen, dass er Menschen umbrachte, die das Militär und wen sonst noch auf seine Fährte locken würde und schlussendlich vielleicht sogar die Enthüllung des Stargate Programms mit sich brachten. Es war einfach zu gefährlich, sowohl für Michael als auch für die Menschen.
"Bring mich nach Atlantis", erklang Michaels Stimme und Elizabeth hob ihren Kopf, fixierte ihn mit ihrem Blick.
"Nach Atlantis?", fragte sie verständnislos und konnte ihm nicht folgen. Michael nickte und drückte ihre Hand.
"Ich kann hier auf der Erde nicht bleiben, es gibt genügend Gründe dafür. Du kannst mich nach Atlantis bringen", sagte er und sie schüttelte verwirrt den Kopf.
"Wie denn?", fragte sie und spürte, wie ein Hauch von Hysterie in ihr aufstieg. Sie konnte unmöglich mit ihm an ihrer Seite durch das Stargate treten, das würden Landry und die Anderen niemals zulassen.
"Ich stelle mich tot und du sagst, dass es in der Pegasus-Galaxie eine bestimmte Beerdigungsstätte der Wraith gäbe und du mich dort beerdigen möchtest. Vielleicht gewähren sie dir deinen Wunsch", erklärte er und in seinem Kopf nahm der Plan langsam Gestalt an.
Elizabeth ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen und war sich sicher, dass die Idee nicht leicht zu realisieren war. Landry davon zu überzeugen, ihr eine für die Wissenschaft nicht ganz uninteressante Leiche mitzugeben, würde sicherlich schwer sein.
"Ich weiß nicht, ob das funktionieren wird", meinte sie ehrlich, doch Michaels Blick war entschlossen und gleichzeitig lag ein flehender Ausdruck darin.
"Ein Versuch ist es wert", sagte er und hoffte auf ihre Zustimmung, die anhand eines Nickens auch kam.
"Nehmen wir an, ich kann Landry überzeugen und er lässt mich mit dir nach Atlantis gehen… Wenn wir drüben sind, kehren wir…", begann sie und blickte ihn fragend an. Hatte er das vor, was sie vermutete?
"… nicht mehr zurück. Ich kann dort dann das Retro-Virus von Beckett verwenden und ich kenne mich in der Galaxie gut aus", meinte er und gab ihr Zeit darüber nachzudenken. Sie musste erst einmal realisieren, dass dieser Plan keine Rückkehr zur Erde ermöglichen würde, jedenfalls nicht für sie beide zusammen. Er hatte nicht vor seine Galaxie noch einmal freiwillig zu verlassen.
"Wir würden für immer in der Pegasus-Galaxie bleiben", sagte sie und es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage.
"Ja", antwortete er und beließ es dabei.
"Wir können nicht in Atlantis bleiben", erklang ihre Stimme erneut und er stimmte ihr nickend zu.
"Nein, können wir nicht", sagte er und Elizabeth entrann ein Seufzen. Sie schien von der Vorstellung durch die Pegasus-Galaxie zu reisen überwältigt und er schwieg.
"Wie… wie stellst du dir das vor?", fragte sie und bemühte sich um einen ruhigen Ton, was ihr nur mit Mühe gelang.
"Wir würden nach Atlantis reisen, das Retro-Virus von Beckett mitnehmen und dann… sehen wir weiter. Wir können ab und dann sicher Atlantis einen Besuch abstatten, wir müssen nur vorsichtig sein. Die Nachricht, dass ich noch lebe darf die Erde nicht erreichen", sagte Michael und sie atmete tief ein und aus, während ihre Gedanken regelrechte Purzelbäume schlugen.
Es klang logisch und es könnte funktionieren, aber ein Gefühl der Sorge und Unruhe wollte sich dennoch nicht aus ihrem Inneren vertreiben lassen.
Michael hatte natürlich Recht, er konnte hier nicht bleiben und die Idee mit dem Begräbnis in der Pegasus-Galaxie war durchaus eine Möglichkeit, die realisierbar war. Sie musste nur Landry überzeugen; in Atlantis wäre es einfacher zu entkommen, auch wenn Michael in Sheppards Augen nach wie vor der Feind war. Sie wusste, dass er ihre Liebe zu Michael nie akzeptiert hatte, aber sie konnte sich seiner Loyalität hoffentlich nach wie vor sicher sein.
"Wie lange kannst du in diesem… Scheintod bleiben?", fragte sie, wollte abschätzen, wie schnell sie zu Landry gehen musste, um die ganze Aktion ins Rollen zu bringen.
"Ein paar Tage", antwortete Michael und sie nickte, war mit den Gedanken schon einen Schritt weiter.
"Ich muss gleich am Morgen zu Landry. Ich weiß nicht, was sie mit dir vorhaben. Bevor sie dich abtransportieren, muss ich ihn überzeugt haben, uns gehen zu lassen", sagte sie und Michael bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Er drückte sie, mit dem Ziel, ihr somit etwas ihrer Nervosität nehmen zu können, sie war unruhig und es war für ihn deutlich spürbar.
"Ganz ruhig, Elizabeth", murmelte er und versuchte sie zu beruhigen. "Ich werde mich wieder in den Scheintod versetzen und du wirst in dein Quartier gehen und noch etwas schlafen. Wenn du so unruhig zu Landry gehst wird er sofort wissen, dass etwas nicht stimmt", gab Michael zu bedenken und sie nickte beinahe automatisch.
"Gut", sagte sie und ihre Stimme war kaum hörbar. Er beugte sich nach vorne, um ihr einen Kuss zu geben. Ihre Lippen zitterten leicht, fühlten sich aber dennoch so wie immer an und er hoffte, dass es nicht ihr letzter Kuss sein würde.
"Du wirst es schaffen", sprach er ihr Mut zu, blickte ihr noch einmal in die Augen, drückte erneut ihre Hände und legte sich dann zurück. "Wenn ich mich im Scheintod befinde spüre ich dennoch die Anwesenheit Anderer um mich herum. Ich werde aufwachen, wenn ich deine Anwesenheit und die von Sheppard eine Weile gespürt habe", erklärte er und sie nickte.
Kaum hatte er die Augen geschlossen erschlaffte sein Körper und Elizabeth biss sich auf die Lippen, unterdrückte die Unruhe. Sie konnte sich nur mühsam davon abhalten ihn zu schütteln, um sich zu überzeugen, dass er auch wirklich nur Scheintod war.
Stattdessen versuchte sie sich zu beruhigen. Sie durfte jetzt nicht zu viel nachdenken, sie musste einfach anfangen ihren Plan in die Tat umzusetzen, ohne sich viel zu viele Gedanken darüber zu machen und ohne zu überlegen, was passieren würde, wenn sie scheiterten.
Sie warf noch einen Blick auf Michaels Gesicht, versuchte sich seine Gesichtszüge einzuprägen und legte dann das Leichentuch wieder über sein Gesicht.
Ohne sich noch einmal herum zu drehen verließ sie den Raum und machte sich auf den Weg in ihr Quartier.

***


In dem ihr zugewiesenen Quartier angekommen bemühte sie sich erst gar nicht Schlaf zu finden, sie wusste, dass sie dafür im Moment viel zu aufgewühlt war.
Unruhig lief sie hin und her und verschränkte ihre Finger ineinander, wollte das Zittern ihrer Hände verhindern. Sie konnte nicht einfach still herum sitzen, obwohl Michael durchaus Recht hatte, ein wenig Schlaf würde ihr gut tun und sie würde Landry am nächsten Tag höchstwahrscheinlich ausgeglichener gegenüber treten. Ihre Gedanken schwirrten um den General und sie fragte sich, wie Landry wohl auf ihre Anliegen reagieren würde. Es bestand nach wie vor die Möglichkeit, dass er Michael nicht herausgab und ihr die Rückkehr nach Atlantis verweigerte.
Sie hoffte, dass er das nicht tun würde, dass er sie einfach gehen ließ, aber es erschien ihr etwas zu einfach. Für ein gutes Ende musste man meistens kämpfen und sie sollte sich besser auf Komplikationen einstellen, die sicher kommen würden.
Seufzend setzte sie sich auf ihr Bett und schloss die Augen. Sie brauchte Schlaf, Ruhe und keine Hektik, um den morgigen Tag zu einem positiven Ende zu führen.
Schlagartig kam ihr wieder in den Sinn, dass sie, falls sie es schaffte Landry zu überzeugen, die Erde nie wieder betreten konnte. Auch wenn Atlantis in den letzten Jahren zu ihrem Zuhause geworden war, so verband sie nach wie vor etwas mit der Erde. Es würde schwer werden, doch damit würde sie leben müssen, wie mit so vielen anderen Umstellungen auch. Sie wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken, wie das Leben in der Pegasus-Galaxie nach ihrer Flucht aussehen würde, es wäre anders als alles, was sie bisher durchlebt hatte.
Sie würgte die Gedanken ab und schloss die Augen, bemühte sich trotz ihrer Nervosität und Unruhe etwas ruhiger zu werden, um schlussendlich doch noch etwas Schlaf zu finden.

***


Der nächste Morgen kam schneller als erwartet und Elizabeth erwachte aus einem wenig erholsamen Schlaf. Michael, Landry und das Bemühen Michael nach Atlantis zu bekommen hatten ihre Träume beherrscht. Sie blinzelte müde und wollte sich am liebsten noch einmal in ihr Bett kuscheln und schlafen, doch die Nervosität hatte sie wieder in ihren Fängen und sie war zu zappelig zum Schlafen. Sie musste zu Landry und versuchen eine Rückkehr nach Atlantis zu erreichen.
Schnell stand sie auf, verschwand im Bad und richtete sich im Eiltempo. Sie hatte Angst vor dem Gespräch mit Landry, dennoch wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen und anschließend hoffentlich von hier abreisen.
Nervös verließ sie ihr Quartier und sprach sich Mut zu, als sie sich auf den Weg zum General machte.

Die Tür zu Landrys Büro stand offen und er war demnach schon im Dienst. Elizabeth atmete ein paar Mal tief durch, um nicht völlig durcheinander einzutreten. Als sie sich soweit gefasst hatte, betrat sie den Raum und Landry blickte von einer Akte auf.
"Dr. Weir, guten Morgen", grüßte er und Elizabeth fragte sich, ob der Morgen wirklich so gut war.
Sie erwiderte das Lächeln und entschied gleich loszulegen, ohne lange herumzudrucksen.
"Ich möchte Michael mit nach Atlantis nehmen", begann sie und Landrys Lächeln verschwand, an dessen Stelle trat ein leicht mitleidiger Blick und sie rief sich zur Ruhe.
"Dr. Weir-", setzte Landry zu einer Antwort an, doch sie unterbrach ihn brüsk und legte sich die erste Lüge zurecht.
"Es gibt dort einen bestimmten Ort, an dem tote Wraith begraben werden können, so wie unsere Friedhöfe. Michael hat mir einmal davon erzählt und mir erklärt, wo ich eine solche Ruhestätte finde", sagte sie und hoffte, dass ihre Worte überzeugend klangen und sie nicht sofort verrieten. Es gab keinen Wraith Friedhof, es stand in keiner Akte oder in einem Bericht etwas davon, doch andererseits bestand durchaus die Möglichkeit, dass es eine solche Begräbnisstätte gab.
"Ich habe noch nie von einem solchen Friedhof gehört", sagte Landry zweifelnd und Elizabeth sah ein, dass es wohl doch nicht so einfach werden würde.
"Woher auch? Es steht in keinem Bericht, da niemand davon weiß", antwortete sie mit fester Stimme und fuhr fort. "Die Wraith mögen im Allgemeinen eine bösartige Rasse sein, doch sie sind schlau genug, einen solchen Ort nicht zu erwähnen oder Anzeichen zu hinterlassen, die zu ihm führen. Sie wissen sicher, dass dieser Ort nicht unberührt bleiben würde."
Ihre Worte wirkten, Landry schien darüber nachzudenken und sie schöpfte erneute Hoffnung. Sie konnte es schaffen, sie durfte nur keine Unsicherheit zeigen oder sich in Widersprüchlichkeiten verzetteln. Sie musste alles selbstsicher und überzeugend über die Bühne bringen und dann würde Landry ihre Bitte vielleicht gewähren.
"Selbst wenn es einen solchen Ort gäbe, kann ich Ihnen Michael nicht mitgeben", erklang Landrys Stimme erneut und Elizabeth spürte einen Stich in der Magengegend.
"Wieso?", fragte sie und bemühte sich, ihrer Stimme den zittrigen Unterton zu nehmen.
"Die Regierung und vor allem die Wissenschaftler haben andere Pläne mit ihm, sie wollen eine Autopsie", erklärte Landry und Elizabeths Hoffnung schwand dahin.
Gegen die Regierung kam sie nicht an, in diesem Punkt war sie machtlos. Landry hatte sie eiskalt erwischt und sie versuchte sich zu sammeln und Gegenargumente zu finden.
"Aber-", begann sie, doch Landry unterbrach sie.
"Kein Aber, Dr. Weir. Eine Autopsie kann weitere Unklarheiten aus dem Weg räumen und wäre sicher aufschlussreich, vor allem wegen Michaels Verwandlung zu einem Mensch und der anschließenden Rückverwandlung zu einem Wraith", meinte Landry und Elizabeth senkte den Blick.
Sie musste härtere Geschütze auffahren, um aus dieser Sache erfolgreich hervorzugehen.
"Sie haben ihn getötet", sagte sie und konnte den anklagenden Tonfall nicht unterdrücken.
"Was?", fragte Landry verblüfft und sie schaute ihn mit einem festen Blick an.
"Sie sind verantwortlich dafür, dass er gestorben ist. Er wäre nicht gestorben, wenn Sie diese Tests nicht genehmigt, beziehungsweise, wenn sie Anweisungen zur Vorsicht gegeben hätten. Sie haben gar nicht versucht, Michael am Leben zu erhalten, es war Ihnen egal", warf sie dem General vor und dieser öffnete den Mund, doch ihm schienen vorerst die Worte zu fehlen.
Elizabeth fackelte nicht lange und sprach weiter, wollte ihm nicht die Chance geben, sie zu unterbrechen.
"Sie sind schlussendlich für seinen Tod verantwortlich und nun wollen Sie ihm die Ruhe verwehren, die jeder Mensch verdient", sagte sie und Landry klinkte sich wieder in das Gespräch ein.
"Er ist kein Mensch, Dr. Weir. Ich finde-", sagte er, doch Elizabeth unterbrach ihn erneut gnadenlos.
"Dann ist er eben kein Mensch, aber ein Individuum und jedes Individuum hat das Recht so bestattet zu werden, wie es seine Tradition vorsieht und nur weil er ein Wraith und der Feind ist, wollen Sie ihm das verwehren? Wo ist Ihre Moral und Ethik geblieben?", fragte sie und Landry lief langsam rot an. Sie konnte ihm den Widerwillen, dieses Gespräch fortzuführen, ansehen.
"Die gingen verloren, als die Wraith uns angegriffen und uns grausam ermordet haben", antwortete er und sie musste sich eingestehen, dass er Recht hatte. Den Wraith war es egal, wie die Menschen mit ihren Toten umgingen, sie hatten keine Moral und Ethik.
Elizabeth fehlten weitere Argumente und es sah schlecht aus. Diese Tatsache vor Augen ließen ihr unwillkürlich Tränen in die Augen treten und sie musste blinzeln, um sie zu unterdrücken. Landry jedoch hatte es gesehen und seufzte.
"Es tut mir Leid, Dr. Weir, doch ich kann Ihnen nicht gestatten Michael mitzunehmen", sagte er und schüttelte den Kopf, wie um seine Worte zu verdeutlichen.
Elizabeths Gedanken überschlugen sich und sie überlegte, wie sie Landry noch überzeugen konnte, doch es wollte ihr nichts einfallen. Er würde ihr nicht gestatten Michael in der Pegasus-Galaxie zu bestatten. Sie musste sich irgendeine andere Möglichkeit einfallen lassen und das schleunigst.
"Kann ich ihn dann wenigstens für ein paar Stunden mitnehmen?", fragte sie und rückte sich die nächste Lüge zurecht. Sie konnte sich nicht einfach so geschlagen geben, auch wenn ihr klar war, dass sie mittlerweile vollkommen verrückt klingen musste.
"Vor der Bestattung gibt es ein Ritual, bei dem man dem Toten… irgendetwas wünscht. Ich weiß es nicht mehr genau", stotterte sie und wusste, dass sie nicht gerade überzeugend klang. "Gestatten Sie mir wenigstens das!", bat sie und Landry senkte den Blick, sie konnte ihm ansehen, dass er dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden wollte.
Mehrere Sekunden vergingen und er setzte zu einer Antwort an. Sie blickte ihn an und hatte Angst vor seinen nächsten Worten.
"Bitte, wenigstens das!", sagte sie und spürte erneut Tränen aufsteigen, dieses Mal jedoch vor Frustration.
Landry seufzte und gab sich mit einem "In Ordnung" geschlagen. Elizabeth glaubte sich verhört zu haben und schaute verblüfft drein.
"Wenn es Ihnen so am Herzen liegt, dann tun Sie es. Nehmen Sie ihn für ein paar Stunden mit, aber ich warne Sie, wenn Sie ihn nicht wieder zurück bringen…", meinte Landry und Elizabeth nahm den warnenden Unterton nur allzu gut wahr.
Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was er dann tun würde und nickte eilig. Die Nervosität war mit aller Macht zurück gekehrt, sie musste nun so schnell wie möglich ihre Sachen packen und mit dem scheintoten Michael von hier verschwinden, bevor es sich der General doch noch anders überlegte.
"Danke", sagte sie und legte all die Dankbarkeit, die sie empfand, in dieses Wort. Sie schenkte ihm ein letztes schwaches Lächeln und beeilte sich, um in ihr Quartier zu kommen und die Sachen zusammenzuräumen, die sie mit nach Atlantis mitnehmen wollte.
Es war nicht viel und sie würde nicht lange brauchen. In weniger als einer Stunde würde sie in Atlantis sein und dort hatte sie ein paar weitere Stunden, um alles für die Weiterreise zu regeln. Sie hoffte nur, dass Sheppard sich nicht gegen sie stellen und dass ihre Rückkehr mit Michael so unbemerkt wie möglich vonstatten gehen würde.

***


Elizabeth war sich nicht sicher, was sie in Atlantis erwarten würde. Landry hatte nur in knappen Worten durchgegeben, dass sie für ein paar Stunden zurückkehren würde, in eigenem Interesse und das Sheppard sie ja nicht aus den Augen lassen sollte. Sie wusste, dass John diese Antwort nicht reichte und dass sie auf der anderen Seite des Gates sein fragender Blick erwartete.
Man hatte Michael auf eine rollbare Trage gelegt, er befand sich nach wie vor im Scheintod und sie wappnete sich schon innerlich auf die bald gestellten Fragen und den sicherlich kommenden Vorwürfen.
Sie würde es überleben, sie hatte es geschafft, Landry zu überzeugen, sie würde sich auch gegen Sheppard und die Anderen behaupten können.
Schweigend sah sie dem Anwählprozess des Gates zu und warf nach Etablierung des Wurmloches einen letzten Blick über die Schulter. Landry stand im Kontrollraum und sie wusste, dass er ziemliche Schwierigkeiten bekommen würde, wenn sie nicht zurückkam. Es sollte ihr Leid tun, doch es war ihr egal. Als sie durch das Gate trat, schloss sie mit dem Kapitel Erde ab und hoffte, dass es für immer sein würde.
Wie sie erwartet hatte, war Sheppards Blick das Erste, was sie in Atlantis erwartete. Er ließ seinen Blick von ihr zu der Trage gleiten und der fragende Ausdruck verstärkte sich.
Sie trat eilig zu ihm, um gefährliche Fragen seinerseits zu vermeiden und auf später zu verschieben.
"Ich muss mit Ihnen sprechen, allein!", flüsterte sie und Sheppard schwieg einige Sekunden, blickte sie nur an und nickte dann schließlich. Sie ließ erleichtert einen Moment ihre Schultern hängen und hoffte, dass sie so schnell wie möglich bereit sein würden, Atlantis zu verlassen.
Sie bat ihn mit einem Kopfnicken ihr zu helfen Michaels Trage an einen anderen Ort zu bringen und er half ihr stumm, doch sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Scheinbar hatte er bereits eins und eins zusammengezählt und wusste, wen sie mitgebracht hatte. Sie murmelte ein "Krankenstation" und bat ihn mit einem weiteren Blick ruhig zu bleiben und zu warten, bis sie allein waren, damit sie ihm alles erklären konnte. Zu ihrer Erleichterung gab er ihrer Bitte nach und sagte kein Wort.

Kaum hatten sich die Türen der Krankenstation geschlossen, schossen Sheppards scharfe Worte hervor. Er beachtete Beckett, der aus seinem Büro gelaufen kam, in keiner Weise. Der Arzt blickte verwirrt zu Elizabeth und der Trage. Er setzte an, um eine Frage zu stellen, doch Sheppard kam ihm zuvor.
"Was soll das alles, Elizabeth? Wieso bringen Sie Michael mit? Sind Sie verrückt geworden?", fragte er und sie wusste nicht, welche Frage sie zuerst beantworten sollte.
"John, mir blieb nichts Anderes übrig-", antwortete sie und wollte alles erklären, doch er ließ sie nicht weiter sprechen. Seine Augen funkelten sie wenig begeistert an.
"Warum bringen Sie ihn ausgerechnet nach Atlantis? Ist er tot?", wollte er wissen und ließ seinen Blick über das Laken gleiten, das Michaels Körper bedeckte.
"Ja, ich meine Nein", sagte sie und verwirrte Ausdrücke in den Augen der beiden Männer war die Folge.
"Er ist nur scheintot", versuchte sie zu erklären und die Verwirrung der beiden wollte einfach nicht verschwinden.
"Scheintot?", fragte Beckett neugierig und sie nickte.
"Sie haben Experimente und Tests an ihm durchgeführt. Als ich im Stargate Center ankam, sagte General Landry mir, er sei gestorben. Ich habe es geglaubt und wollte ihn noch einmal sehen", meinte sie und fuhr sich unsicher durch die Haare. "Michael ist aufgewacht, als ich ein zweites Mal bei ihm war und hat es mir erklärt. Scheinbar können Wraith in einen Scheintod verfallen und er hat sich in eben diesen versetzt, um den Experimenten vorerst zu entkommen."
"Und da dachten Sie, Sie nehmen ihn einfach mit hier her. Wie soll es hier weitergehen, Elizabeth? Was ist, wenn Landry davon Wind bekommt?", warf Sheppard ein und wirkte ungehalten.
"Landry hat mir ein paar Stunden Zeit gegeben. Ich brauche nur das Retro-Virus und das war's. Danach werden wir gehen", sagte Elizabeth an Beckett gerichtet und Sheppard ging dazwischen.
"Moment, was bedeutet dieses ‚und danach werden wir gehen'?", fragte er und sie ließ ihren Blick wieder zu ihm schweifen.
"Danach werden wir durch das Gate auf irgendeinen Planeten in der Pegasus-Galaxie gehen", antwortete sie und hoffte, dass Michael bald aufwachen würde, es wäre einfacher mit ihm an ihrer Seite.
John schwieg einen kurzen Moment und sie wartete auf die nächste Frage, die mit Sicherheit kommen würde.
"Und er kann aus diesem Scheintod aufwachen, wann immer er will?", fragte Beckett dazwischen und sie nickte.
"Er sagte er wird aufwachen, wenn er meine Anwesenheit und die des Colonels spürt", erklärte sie und nickte in Sheppards Richtung.
"Sie wollen Atlantis verlassen und-", begann Sheppard, dem ihr Unterfangen so langsam dämmerte und sie vervollständigte den Satz für ihn.
"-und nicht zur Erde zurückkehren, ja."
Alle drei schwiegen für einen Moment und schienen sich die nächsten Sätze und Fragen zu überlegen.
"Ich bitte Sie darum Landry nichts zu sagen. Er wird sich früh genug nach mir und Michael erkundigen und zu diesem Zeitpunkt müssen wir bereits weg sein. Sagen Sie ihm, ich sei einfach gegangen und Sie hätten mich nicht aufhalten können", sagte sie und ein wenig amüsiertes Lächeln erschien auf Sheppards Gesicht.
"Und wie hätten Sie das anstellen sollen? Sie hätten in direkter Konfrontation keine Chance gegen einen ausgebildeten Soldaten", merkte er an und Elizabeth verlor so langsam ihre Geduld. Sie hatte es bis hierher geschafft und war es leid ständig Fragen zu beantworten. Michael sollte aufwachen, sie würde von Beckett das Virus holen und dann verschwinden.
"Überlegen Sie sich etwas, Ihnen wird schon eine gute Ausrede einfallen", knallte sie ihm an den Kopf und konnte einen scharfen Unterton nicht unterdrücken.
"Verdammt, Elizabeth", war die einzige Antwort, die sie zu hören bekam und in der jede Menge Frustration und unterdrückte Wut mitschwang.
"John, bitte! Sie werden ihn auf jeden Fall umbringen, wenn sie bemerken, dass er noch lebt und das kann ich nicht zulassen. Ich bitte Sie nicht oft um etwas, aber jetzt tue ich es. Bitte helfen Sie mir und Michael, ich weiß, dass Sie ihn nicht mögen, aber tun Sie es mir zuliebe", bat sie und Sheppard starrte sie eine Minute einfach nur an, schien sich das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen und nickte schließlich kaum sichtbar.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und gerade als sie antworten wollte, lenkte sie eine Bewegung zu ihrer Linken ab. Michael bewegte sich unter dem Laken und keine Sekunde später riss er es sich vom Kopf.
Er erfasste die Situation in wenigen Sekunden und richtete sich dann auf, um anschließend Elizabeth in den Arm zu nehmen, die zu ihm geeilt kam.
Er spürte ihre Sorge und Angst und strich ihr beruhigend über den Rücken, nickte anschließend den beiden Männern vor sich kurz zu. Erleichterung durchströmte ihn, er war froh in Atlantis und nicht auf der Erde zu sein. Elizabeth hatte es geschafft!
Seine Neugierde brachte ihn beinahe um, doch Elizabeth schwieg an seiner Schulter und auch Sheppard sagte kein Wort, ganz zu schweigen von Beckett, der ihn ansah, als sei er ein Gespenst.
Er wartete ab und schließlich ergriff Sheppard das Wort.
"Elizabeth hat uns… Ihre Situation geschildert", sagte er und Michaels Blick ruhte auf ihm. "Ich warne Sie, Michael, wenn Sie ihr irgendetwas antun, dann werde ich Sie bis ans Ende der Pegasus-Galaxie verfolgen und töten."
Elizabeth hob mit einem geschockten "John!" den Kopf, doch Michael drückte ihren Arm, um sie zum Schweigen zum bringen. Er verstand Sheppards Gefühle. Der Colonel hatte seine Beziehung zu Elizabeth niemals akzeptieren können, doch nun musste er ihnen bei ihrer Flucht helfen.
"Ich werde Ihr niemals etwas antun", antwortete er schließlich und hoffte, dass Sheppard ihm das glaubte. "Niemals."
"Das will ich hoffen", erklang Sheppards Stimme von neuem und Michael nickte ihm zu, bevor er sich zu Beckett wandte.
"Ich brauche das Retro-Virus", sagte er und der Arzt holte sich erst eine stumme Einwilligung von Sheppard, ehe er sich herumdrehte und das Virus holen ging.
"Ich habe keine Ahnung, was ich Landry sagen soll", meinte Sheppard und Elizabeth senkte den Blick.
"Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich Sie in diese Geschichte reinziehen muss", sagte sie und hoffte, dass es für ihn keine Folgen haben würde.
"Mir auch", antwortete Sheppard. "Aber wenn es das ist, was Sie wirklich wollen … dann werde ich Ihnen helfen, auch wenn Sie hier in Atlantis sehr fehlen werden."
Seine Worte zauberten ein Lächeln auf Elizabeths Gesicht. "Sie alle werden mir auch sehr fehlen", gab sie zu und ein Schatten der Trauer huschte über ihr Gesicht. Sie musste viel aufgeben, doch Michael war am Leben und sie wollte nicht, dass er eben dieses verlor.
"Werde ich Sie jemals wieder sehen?", fragte Sheppard und sie nickte sofort.
"Ich hoffe es. Wenn sich die ganze Sache etwas beruhigt hat, können wir sicher irgendwo ein Treffen arrangieren, vielleicht sogar ein heimliches hier in Atlantis. Michael wird ab und dann Nachschub von dem Virus brauchen und wir werden sicher auch so früher oder später etwas benötigen", sagte sie und ein erleichterter Ausdruck huschte über die Gesichtszüge des Colonels.
"Wir müssen nur aufpassen, dass es niemand mitbekommt. Je weniger darüber Bescheid wissen, desto besser", fügte sie hinzu und Sheppard nickte zustimmend. Es gab genügend Expeditionsmitglieder, die der Erde die nötigen Informationen zustecken konnten und es auch tun würden, vor allem da Michael in Atlantis von den wenigstens akzeptiert worden war.
Beckett kam mit mehreren Ampullen des Virus zurück und überreichte sie Michael, der es dankend in Empfang nahm.
"Was braucht ihr sonst noch alles?", fragte Sheppard und Elizabeth begann aufzuzählen.

***


Eine Stunde war vergangen und Sheppard und Beckett bemühten sich darum die nötigen Materialen und vor allem Lebensmittel heimlich zusammenzupacken. Da es die letzten Tage über sehr ruhig gewesen war, waren bei ihrer Ankunft im Gateraum kaum Expeditionsmitglieder im Dienst gewesen und nur sehr wenige hatten sie gesehen. Sheppard hatte inzwischen mit allen gesprochen und dafür gesorgt, dass durch die offizielle Version ihrer Rückkehr keine Fragen aufgeworfen wurden. Gleichzeitig hatte er jeden gebeten Elizabeths Besuch nicht sofort an die große Glocke zu hängen, um ihr Privatsphäre zu gewährleisten. Bis jetzt hatte die Neuigkeit noch keine große Runde gemacht und es war soweit alles ruhig.
Sheppard besorgte verschiedene Dinge wie Nahrungsmittel, mehrere nötige Badutensilien, kleinere handwerkliche Geräte und auch Waffen. Beckett kümmerte sich um die medizinische Versorgung und wollte anscheinend auch noch ein paar Dosen des Virus herbeischaffen.
Elizabeth und Michael hatten sich in einem unbewohnten Quartier verschanzt und sollten dieses laut Sheppard nicht verlassen, um nicht unnötige Gerüchte in Umlauf zu bringen. Falls irgendjemand Michael auf den Beinen sah, konnte das Konsequenzen mit sich tragen und diese wollte Elizabeth verhindern.
Sie hob den Blick und schaute zu Michael, der unruhig im Raum hin und her lief und dem man ansehen konnte, dass ihn etwas beschäftigte.
"Michael, was ist?", fragte sie und hätte ihm am liebsten auf einen Stuhl gezerrt, seine Bewegungen ließen auch sie unruhig und nervös werden.
"Bist du dir sicher, dass Sheppard uns nicht verraten wird?", erklangen Michaels Worte nach einem kurzen Zögern und Elizabeth zog eine Augenbraue nach oben.
"Du kannst ihm vertrauen. Er wird uns nicht verraten, da bin ich mir sicher", antwortete sie und musste sich eingestehen, sich selbst diese Frage auch schon gestellt zu haben. John war nicht begeistert davon, dass sie Michael mitgebracht hatte und dass sie drauf und dran war das Versprechen, das sie Landry gegeben hatte zu brechen. Ganz zu Schweigen davon, dass sie nicht auf die Erde zurückkehren und in ein paar Stunden als Verräter gelten würde. Trotz allem war sie überzeugt davon, dass er sie niemals verraten würde und sie hoffte für ihn und die Anderen, dass kein Nachspiel folgen würde, doch mit Sicherheit konnte sie das nicht sagen. Landry hatte ausdrücklich gesagt, er solle sie keine Sekunde aus den Augen lassen und war sicherlich schlau genug, um zu wissen, dass sie John niemals würde entkommen können, es sei denn dieser beabsichtigte eben das.
"Bist du dir sicher?", hakte Michael nach und sie seufzte. Michael hatte allen Grund misstrauisch zu sein, das Verhältnis zu Sheppard war nie das Beste gewesen und auch jetzt brachten sich die zwei Männer nicht sonderlich viel Sympathie entgegen.
"Ja, absolut", sagte sie und er schien ihr zu glauben.
Beckett und Sheppard mussten bald mit den nötigen Materialien zurückkommen und dann war der letzte Part an der Reihe; sie mussten es noch durch das Gate schaffen, ohne aufgehalten zu werden.
Um das zu gewährleisten hatte Sheppard angekündigt, den ein oder anderen Kollegen unauffällig aus dem Gateraum abzuziehen. Die Assistenzärztin würde sagen, sie benötige Hilfe auf der Krankenstation und Zelenka sollte ebenfalls um Hilfe bei einem wissenschaftlichen Test bitten. Je weniger Leute die Aktion mitbekamen, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit eines Verrats.
"Wir werden das schaffen", drang Michaels Stimme zu ihr hindurch und sie schaute auf. Sie hoffte, dass er Recht behalten würde. Bisher hatten sie noch nicht sonderlich viel über die nächsten Tage gesprochen, es war alles so schnell gegangen und sie wussten beide nicht, was die Zeit mit sich bringen würde. Nötig war vor allem eine große Portion an Flexibilität, die sie hoffentlich auch in sich hatte, sonst würde es eine Qual werden.
Die Türe glitt auseinander und Sheppard betrat schnell das Zimmer. Ein erleichterter Ausdruck huschte über sein Gesicht, als er sie beide entdeckte.
"Wir haben alles zusammen gepackt und Beckett steht im Kontrollraum Wache. Wir konnten jeden beschäftigen, beziehungsweise abziehen. Hoffen wir, dass es nicht auffällt", sagte er und warf einen Blick hinter sich, um sicherzugehen, dass sich kein Expeditionsmitglied im Korridor befand. Es waren nur ein paar Meter bis zum Kontrollraum und diese würden sie voraussichtlich unbeobachtet zurücklegen können.
Elizabeth und Michael schauten sich kurz an, schienen sich gegenseitig ohne Worte Mut zu machen und folgten dann Sheppard, der voranging.
Wie erwartet begegneten sie niemandem und im Kontrollraum angekommen winkte Beckett Michael gleich zu sich, der sich zum Schutz hinter eine der Säulen stellte, um nicht doch einem herumirrenden Wissenschaftler oder Techniker aufzufallen.
"Welche Adresse sollen wir anwählen?", fragte Beckett und Michael deutete auf verschiedene Symbole, die der Arzt auch sofort betätigte. Während Beckett noch am Anwählen war packte Michael ein paar der Taschen und drehte sich dann zu Elizabeth, die ihm ein Lächeln schenkte.
"Geh schon einmal durch, ich komme sofort nach", sagte sie und Michael verstand. Sie wollte sich noch schnell von John und Carson verabschieden, da sie nicht wusste, ob sie die Beiden noch einmal sehen würde.
Er nickte, wandte sich an Sheppard und es vergingen einige Sekunden, ehe ein "Danke" erklang. Kaum ausgesprochen versicherte er sich davon, dass niemand im Gateraum war und eilte dann die Treppen hinunter, um schnellen Schrittes im Wurmloch zu verschwinden.
Elizabeth senkte erleichtert ihre angespannten Schultern und schaute dann zu Sheppard und Beckett.
"Danke", sagte sie ebenfalls und hoffte, dass ihre ganze Dankbarkeit in diesem Wort Ausdruck fanden. "Für alles."
"Gern geschehen", antwortete Sheppard, gefolgt von Becketts "Kein Problem."
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie trat auf beide Männer zu, um sich zu verabschieden. Die Umarmungen dauerten nicht lange und schließlich trennten sie sich wieder voneinander. Elizabeth spürte die Traurigkeit über die Trennung und auch die Angst vor den nächsten Tagen und Wochen. Sie mussten es einfach schaffen und mit Michaels Wissen über diese Galaxie sollte das auch möglich sein.
"Wegen Landry-", begann sie, doch Sheppard winkte ab.
"Wir kriegen das hin", meinte er und zuckte mit den Schultern. "Irgendwie."
Ein Grinsen erhellte ihre Miene und auch wenn sie sich Sorgen machte, musste sie ihm zustimmen, ihm würde schon etwas einfallen. Sie zog einen Brief aus ihrer Jackentasche und reichte ihm diesen.
"Der ist für meine Mutter, es wäre schön, wenn Sie ihn ihr irgendwie zukommen lassen könnten", sagte sie und John nahm ihn entgegen.
"Wird gemacht", antwortete er und verstaute das Stück Papier, ehe er wieder aufblickte.
"Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder", verabschiedete Elizabeth sich und packte zwei Taschen, gefolgt von Sheppard, der eine weitere hochhob und ihr in den Gateraum folgte.
Kurz vor dem Wurmloch stellte er sie ab und Elizabeth ließ die ersten zwei durch den Ereignishorizont hindurch gleiten.
Sie drehte sich noch einmal zu Sheppard um, schenkte ihm ein letztes Lächeln und hob dann schließlich die letzte Tasche hoch. Sie trat nach einem kurzen Zögern und einem letzten Blick quer durch den Gate- und Kontrollraum durch das Wurmloch und verschwand in eine, so hoffte John es jedenfalls, bessere Zukunft mit Michael. Sie hatte es verdient.

~ ENDE ~
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