Escape by Nin
Summary: Beckett würde sie sicherlich fragen, weswegen sie einen solchen Rückfall erlitten hatte und die Antwort darauf war einfach: Weihnachten.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Carson Beckett, Elizabeth Weir
Genre: Tragik
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 2041 Read: 8235 Published: 05.01.11 Updated: 05.01.11
Story Notes:
Short-Cut: Beckett würde sie sicherlich fragen, weswegen sie einen solchen Rückfall erlitten hatte und die Antwort darauf war einfach: Weihnachten.
Spoiler: -
Charaktere: Weir, Beckett
Kategorie: Tragik
Rating: R-16
Author's Note: Tabletten, Alkohol & Ritzen; Themen, mit denen ich zurzeit ständig konfrontiert werde ^^
Widmung: -
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Gerne - NinsM@gmx.de

1. Escape by Nin

2. Insurmountable by Nin

Escape by Nin
Escape


Sie wusste nicht genau, wann es angefangen hatte. Wann es erneut aus dem Ruder gelaufen war und sie die Kontrolle darüber verloren hatte. Es war geschehen und das konnte sie nicht leugnen. Nicht jetzt, wo die benutzte Rasierklinge neben ihr lag und die offene Tablettenpackung nur allzu deutlich verriet, was sie gerade getan hatte.
Es würde auf der Krankenstation enden und das war ihr klar. Selbst wenn man sich nicht allzu sehr mit der teuflischen Mischung von Tabletten und Alkohol beschäftigte, es war wohl bekannt, dass dies zusammen tödlich enden konnte und wenn sie ehrlich war, wollte sie noch nicht sterben. Jedenfalls nicht im Moment. Ihre Meinung diesbezüglich schwankte gefährlich hin und her; affektlabil nannte man das wohl. Oder auch einfach nur Stimmungsschwankungen. Es war ihr egal.
Beckett würde sie sicherlich fragen, weswegen sie nun einen solchen Rückfall erlitten hatte und die Antwort darauf war einfach: Weihnachten. Sie hasste es. Sie hasste all das fröhliche Getue, die friedliche Stimmung und das beinah geheuchelte Glücklichsein. Sie konnte sich dem nicht anschließen, egal wie sehr sie sich anstrengte und es schien sie zu erschlagen. Es machte ihr bewusst, dass sie wahrscheinlich einer der wenigen Menschen auf Atlantis war, der mit Weihnachten nichts anfangen konnte und es war deprimierend.
Schlicht und einfach deprimierend und die Flucht aus der Realität kam da sehr gelegen. Ein bisschen Alkohol, ein paar Tabletten und die Welt verzog sich, schien nicht mehr ganz so belastend zu sein. Sie mochte das Gefühl. Sie empfand den Realitätsverlust oftmals als erleichternd, auch wenn es sicherlich die falsche Option war. Das wusste sie, aber es war einfach zu verlockend.
Sie musste über nichts nachdenken, konnte sich einfach immer tiefer in die Schwärze sinken lassen und alle Probleme schienen sehr weit weg zu sein. Es war wie eine Sucht und dagegen anzukämpfen schwer, beinahe unmöglich.
Sie beobachtete das rote Rinnsal, das sich ihren Arm hinunterschlängelte und Befriedigung machte sich in ihr breit. Warum es gerade Befriedigung war, konnte sie nicht sagen, es war einfach so. Es war der einzige Weg an ihr Innerstes ran zu kommen, alles andere kam und ging, ohne sie sonderlich zu berühren. Es war ihr alles egal, es machte ihr nichts mehr aus. Vielleicht war sie auch einfach nur gefühlskalt geworden, wer konnte das schon sagen? Sie selbst nicht, denn sie machte sich keine Gedanken darüber.
Das Blut tropfte langsam von ihrem Arm und es war wohl so langsam an der Zeit Beckett zu rufen. Die Tabletten und der Alkohol begannen immer stärker zu wirken und wenn sie noch länger wartete, würde sie nicht mehr in der Lage sein, einen Arzt zu verständigen.
Vielleicht würde sie dann wirklich sterben, zwar hatte sie die Menge an Alkohol und Tabletten, die sie heute zu sich genommen hatte, schon früher überlebt, aber ihr Körper würde das auf Dauer nicht ständig schaffen.
Das Zimmer kreiste bereits vor ihren Augen und aufstehen schien ein Akt der Unmöglichkeit, dennoch musste sie es tun, sie wollte noch nicht sterben und Beckett würde wissen, was er tun musste, um sie am Leben zu erhalten. Er fand immer eine Lösung und im Notfall musste er ihr eben einfach wieder den Magen auspumpen.
Schwankend hielt sie sich am Waschbecken fest und versuchte auf den Beinen zu bleiben. Sie nahm nur allzu deutlich die leisen ‚Plopp'-Geräusche wahr, die ihr Blut heraufbeschwor, wann immer es auf die Fliesen tropfte. Das Schwanken des Raumes und die drohende Schwärze, die sich immer mehr in ihr Gesichtsfeld zog, waren nur weitere Faktoren, die ihr bekannt waren und die sie nicht mehr beunruhigten.
Sie nahm all ihre Kraft zusammen und griff nach ihrem Headset.

***

Völlig desorientiert öffnete Elizabeth die Augen und blinzelte mehrfach, um ein einigermaßen scharfes Bild zu bekommen.
Sie lag auf der Krankenstation und einige Sekunden lang wusste sie nicht, wie sie hier her gekommen war.
Die ziemlich lückenhafte Erinnerung kam schnell und so schloss sie wieder die Augen, versuchte die Außenwelt abzugrenzen und erneut in die Dunkelheit zu fliehen.
Sie erinnerte sich an die Tabletten, den Alkohol und die Rasierklinge. An mehr musste sie sich nicht erinnern, denn sie kannte den Ablauf. Sie hatte anscheinend Beckett gerufen und dieser hatte sie entweder nur zur Beobachtung hier behalten oder ihr aber den Magen ausgepumpt und sonst was getan. Es war auch egal.
Sie war noch am Leben und ob sie sich darüber freuen sollte war wohl Ansichtssache. Ihre Gefühle wollten ihr im Moment keine genaue Antwort geben, es schien ihr gerade einfach zu unbedeutend zu sein, ob sie lebte oder nicht. Vielleicht würde sie es später bereuen Beckett gerufen zu haben, jedenfalls hatte sie das ab und dann getan, aber vielleicht würde sie auch froh sein.
"Elizabeth?", erklang Becketts Stimme und nur mit Mühe konnte sie die Augen öffnen und zu dem Arzt schauen, der neben ihrem Bett stand. Sie hatte ihn gar nicht wahrgenommen.
"Carson", murmelte sie und musste sich anstrengend, um eine deutliche Aussprache zustande zu bringen.
Beckett schwieg und sie wusste nur allzu gut, was er sagen wollte. Ein sarkastisches Lächeln verzog ihre Lippen und sie hasste das Mitleid, welches der Arzt ihr entgegenbrachte.
"Sagen Sie nichts", meinte sie und schloss erneut die Augen, atmete tief durch und suchte das Vergessen im Schlaf.
"Wieso?", fragte er und sie wusste, dass er diese Frage nicht darauf bezog, wieso er nichts sagen sollte. Er bezog sie darauf, wieso sie wieder einen solchen Rückfall erlitten hatte.
Elizabeth überlegte einen Moment und ihr Gehirn formte nur schwer eine Antwort.
"Ich hasse Weihnachten", brachte sie leise hervor und schaffte es kaum noch wach zu bleiben. Ihre Muskeln fühlten sich unendlich schwer an und sie wollte einfach nur noch schlafen, der Wirklichkeit entrinnen.
"Und deswegen haben Sie es getan? Damit Sie … Weihnachten verschlafen?", wollte Beckett wissen und sie nickte leicht, hatte nicht die Kraft zu mehr.
Ja, sie wollte Weihnachten einfach überspringen, ignorieren und vergessen. Und wie konnte sie das besser erreichen, als indem sie eben einfach Tabletten und Alkohol zu sich nahm und zu down war, um sich Gedanken über dieses überflüssige Fest zu machen?
Sie wusste keine Antwort darauf.

~ Fin ~
Fortsetzung: Insurmountable von Nin
Insurmountable by Nin
Author's Notes:
Author's Note: Irgendwie wollte ich zu ‚Escape' eine Fortsetzung schreiben ;)
Widmung: An Sühsi & Anya *flausch* Ich freu mich auf unsere Silvester-Gaudi :D
Insurmountable


Wenn Sie so weitermachen, Elizabeth, dann kann es gut sein, dass Sie das nächste Jahr nicht mehr erleben.
Becketts Stimme ging Elizabeth nicht mehr aus dem Kopf und das endlose Echo seiner Worte schlug ihr gewaltig auf die Nerven. Seufzend schüttelte sie den Kopf, wollte die Stimme vertreiben, doch es gelang ihr nicht.
… dass Sie das nächste Jahr nicht mehr erleben.
Der Arzt sagte die Wahrheit, er hatte das ausgesprochen, was sie schon selbst bereits seit langer Zeit wusste, jedoch nicht akzeptieren wollte. Wer konnte die Wahrheit auch so einfach akzeptieren?
Sie nicht und doch blieb ihr so langsam wohl nichts Anderes mehr übrig. Ihre Zeit lief ab, Beckett hatte ihr das unmissverständlich klar gemacht und sie zum Nachdenken gebracht.
Eigentlich brauchte sie nicht sonderlich lange darüber nachdenken, es war alles klar. Ihr Ziel war es, sich selbst langsam herunter zu ‚wirtschaften', da ihr der Mut fehlte, ihrem Leben ein für allemal ein Ende zu machen.
Anscheinend war jedoch ein Funke Lebenswille noch vorhanden und an eben diesen hatte Beckett appelliert, wohl oder übel mit Erfolg, denn sie dachte genauer über sich und das Leben nach. Ein Leben, das sie im ganzen letzten Jahr gefährdet hatte, das sie bewusst gefährdet hatte und das sie eigentlich auch weiterhin gefährden wollte.
Beckett hatte ihr vorgeschlagen eine Therapie zu machen, da er der Meinung war, dass sie ihre Krankheit alleine nicht in den Griff bekam. Er bezeichnete es als Borderline-Persönlichkeit und drängte sie nun dazu, sich professionell helfen zu lassen.
Eine Therapie war in ihren Augen schön und gut, aber nur, wenn der Patient auch einsichtig war und wenn sie ehrlich war, war sie eben das nicht. Sie wusste, dass sie ihre Krankheit nur mit Hilfe besiegen konnte, doch sie wollte es nicht. Es gefiel ihr so, wie es war. Es war befriedigend und sie sah nicht den Sinn hinter einer Therapie. Sie war nicht bereit, es sein zu lassen, sie versank dafür viel zu gern in der Schwärze, ließ zu gerne die Realität hinter sich und genoss zu sehr das Gefühl, wenn die Rasierklinge durch ihre Haut schnitt. Man konnte es als pervers bezeichnen, aber so war es nunmals.
Der Gedanke, all dem abzuschwören, war ungewohnt, befremdlich und er gefiel ihr nicht. Sie brauchte ein Ventil, ein Ventil für all das, was in ihrem Leben schief ging. Das Ventil war sie selbst und wenn sie es aufgab, es nicht mehr an sich selbst ausließ, dann musste sie eine neue Möglichkeit finden. Und das war nicht so einfach.
Beckett konnte leicht von einer Therapie sprechen, er konnte nicht nachvollziehen, wie es ihr ging, was sie fühlte und was ihre Taten für sie bedeuteten. Er konnte es sich wahrscheinlich nicht einmal richtig vorstellen. Zu seiner Verteidigung musste sie sich allerdings eingestehen, dass es für einen normalen Menschen auch schwer zu verstehen war. Wie sollte man verstehen, dass es befriedigend war, sich selbst Wunden und Verletzungen zuzufügen, Tabletten zu schlucken oder sonst etwas zu tun? Für sie selbst war es leicht nachzuvollziehen, aber für Beckett nicht.
Sie hatte sich oft gefragt, wieso sie es an sich selbst ausließ, wieso sie sich selbst verletzte und ob so etwas überhaupt noch normal war. Gut, es war nicht normal, das war ihr mehr oder weniger bewusst, aber auf die Frage, weswegen sie es an sich selbst ausließ, hatte sie keine genaue Antwort gefunden. Vielleicht hatte sie unbewusst auch keine finden wollen.
Erneut drangen Becketts Worte in ihren Kopf, wie er sie dazu drängte, eine Therapie zu machen, wie er ihr mitteilte, dass sie nicht mehr lange leben würde, wenn sie so weitermachte.
Sie wollte keine verdammte Therapie, sie brauchte sie nicht, auch wenn sie in Becketts Augen krank war und Hilfe annehmen sollte. Die Stärke und den Willen eine solche Therapie durchzuziehen hatte sie nicht und Carson würde das akzeptieren müssen. Er hatte ihr versteckt hinter Worten angedroht, sie vom Dienst zu suspendieren, wenn sie sich weiterhin verletzte. Sie glaubte nicht, dass er es wirklich machen würde und war versucht, es darauf ankommen zu lassen. Er wusste nur von ihren Problemen, weil sie bei tiefen Schnitten zu ihm kam, weil sie ärztliche Hilfe benötigte, wenn sie zu viele Tabletten vermischt mit Alkohol zu sich genommen hatte, doch tiefe Schnitte heilten auch ohne seine Hilfe und Tabletten wurden auch so von ihrem Körper abgebaut. Sie musste nicht notgedrungen zu ihm kommen und wenn sie ab sofort seltener oder gar nicht mehr kam, glaubte er vielleicht, dass sie damit aufgehört hatte. Er konnte sie nicht zwingen, ihm Rede und Antwort zu stehen und er konnte sie nicht zwingen, ihm ihre Arme zu zeigen.
Es war keine Lösung auf Dauer, irgendwann würde sie wahrscheinlich auffliegen, aber bis dahin wollte sie so weitermachen wie bisher. Der Drang zur Selbstverletzung war zu groß, als dass sie ihn besiegen konnte, nur weil ein verdammter Arzt es so wollte. Es war ihr Leben, sie mochte es so wie es war und sie würde sich von niemandem etwas verbieten oder davon abhalten lassen.
Noch hatte sie ihren eigenen Willen und dieser drängte sie beinahe übermächtig in Richtung Rasierklinge. Es war eine Sucht, ja, aber es war eine durchaus befriedigende Sucht und sie spürte den Drang danach, sich wieder zu verletzen, das Verlangen, die Klinge über ihre Haut zu führen. Sollte Beckett doch denken, was er wollte, sollte er sich Sorgen machen, sie konnte es nicht ändern, es ging einfach nicht.
Als die Klinge über ihre Haut schnitt spürte sie keinen Schmerz, nur Erleichterung und als das Blut begann auf den Boden zu tropfen und eine kleine Lache zu bilden, wusste sie, dass es noch lange nicht das Ende war.

Fin
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