Wake me up inside by Claire
Summary: Niemand konnte die schrecklichen Stimmen, die immer lauter wurden, verscheuchen. Niemand würde sie jetzt retten können. Nicht vor diesem Stimmen.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Kate Heightmeyer
Genre: Angst, Character Death, Songfic, Torture / Gewalt, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 3494 Read: 7431 Published: 02.01.11 Updated: 02.01.11
Story Notes:
Short-Cut: Niemand konnte die schrecklichen Stimmen, die immer lauter wurden, verscheuchen. Niemand würde sie jetzt retten können. Nicht vor diesem Stimmen.
Spoiler: 4x04 Doppelganger
Charakter: Kate Heightmeyer
Kategorie: Torture, Angst, Character Death, Song-Fic, Vignette
Rating: R-16
Author's Note: Wake me up inside - von Evanescence
Widmung: -
Disclaimer: Stargate Atlantis und seine Charaktere gehören MGM Television.
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1. Wake me up inside by Claire

2. Imaginary by Claire

Wake me up inside by Claire
Wake me up inside


How can you see into my eyes
Like open doors?
Lading you down into my core,
Where I've become so numb.


Sie zitterte leicht, während sie einen kurzen Blick hinab in die Tiefe unter sich warf. So tief, so still, so leer, so beruhigend. Ihr Atmen war unruhig, es klang beinahe so, als ob sie weinen würde, doch falls dies der Fall war, spürte sie es nicht. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, genoss die Stille, die sich wie ein dunkles Tuch über ihr Quartier gelegt hatte. Doch es war keine angenehme Stille. Eine gespenstische, kalte Stille. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, waren sie wieder da. Die Stimmen. Sie konnte sie hören, obwohl sie kein Wort verstand. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Sie wollte, dass sie weggingen. Diese Stimmen, die sie in den Wahnsinn trieben. Doch sie gingen nicht. Redeten weiter auf die junge Frau ein, die nicht in der Lage war, eines ihrer Worte zu verstehen.

Without a soul,
My spirit's sleeping somewhere cold,
Until you find it there and lead it back
Home.


Ohne Vorwarnung war da noch eine Stimme, viel lauter als die anderen. Viel näher. Es klang beinahe so, als würde die Stimme sich hier befinden. Langsam sah sie sich um. Teyla hatte den Balkon betreten und sah sie mit besorgter, bestürzter Miene an. Ihre Stimme redete gegen die anderen an. War ganz anders als die der anderen. Beruhigend. Doch was immer sie auch sagte, Kate konnte es nicht hören. So als würden ihre Ohren die Worte nicht ans Gehirn weiterleiten. Sie wusste nicht, ob sie etwas antwortete. Um sie herum schien alles leer zu sein. Leer bis auf Teylas Stimme, die unter den immer lauter werdenden Stimmen der Fremden leiser wurde und die anderen Stimmen. Sie versuchte verzweifelt, sich an Teylas Worte zu klammern, doch bald ging alles, was diese sagte, unter den anderen unter. Erneut warf Kate einen Blick in die Tiefe. Es war so tief, so still, so leer, so beruhigend.

(Wake me up)
Wake me up inside.
(I can't wake up)
Wake me up inside.
(Save me)
Call my name and save me from the dark.
(Wake me up)
Bid my blood to run.
(I can't wake up)
Before I come undone.
(Save me)
Save me from the nothing I've become.


Am liebsten hätte sie geschrien, hätte sich an Teyla geklammert, die so stark wirkte, doch sie war zu weit weg und sie hatte längst jede Kontrolle über ihren Körper verloren. Für einen kurzen Moment konnte sie erkennen, dass Teyla nicht mehr allein war. Doch es war nicht mehr wichtig, wer bei ihr war. Die Stimmen waren so laut. Sie konnte nichts anderes mehr hören. Nur noch die Stimmen, die unaufhörlich auf sie einredeten. Verzweifelt schloss sie die Augen. Sie wollte, dass es aufhörte. 'Teyla ...' Was immer sie auch sagte, falls sie noch in der Lage war, irgendein Wort über die Lippen zu bringen, es war nicht das, was sie dachte.

Now that I know what I'm without,
You can't just leave me.
Breathe into me and make me real.
Bring me to life.

'Teyla... bitte...' Sie wusste selbst, dass Teyla ihre verzweifelten Gedanken nicht hören konnte. Dass niemand sie hören konnte, doch ihr fehlte die Kraft, sie auszusprechen. Sie nahm Teyla und ihren Begleiter kaum mehr wahr. Waren sie überhaupt noch da? Für einen Moment wünschte sie, dass irgendjemand, ob nun Teyla oder jemand anderes, ihre Hand genommen hätte und sie von dem Abgrund weggezerrt hätte. Doch der Abgrund, mit dem sie kämpfte, war nicht der, der sich hinter ihr befand, sondern der in ihr. Und vor diesem konnte niemand sie retten. Niemand konnte die schrecklichen Stimmen, die immer lauter wurden, verscheuchen. Niemand würde sie jetzt retten können. Nicht vor diesen Stimmen.

(Wake me up)
Wake me up inside.
(I can't wake up)
Wake me up inside.
(Save me)
Call my name and save me from the dark.
(Wake me up)
Bid my blood to run.
(I can't wake up)
Before I come undone.
(Save me)
Save me from the nothing I've become.
Bring me to life.
(I've been living a lie.
There's nothing inside)
Bring me to life.


Sie zitterte, während ihre Hand das Geländer des Balkons umschloss. So tief, so still, so leer, so beruhigend. Es gab nur einen Weg hieraus. Weg von hier, weg von all den Stimmen, die sie nicht verstehen konnte. Erneut verspürte sie, wenn auch nur für wenige Sekunden, den Wunsch, dass jemand sie wegziehen würde, von all dem hier. Doch selbst wenn jemand das tun würde, würde die Rettung vor dem Tod nur den Schmerz bedeuten, der ihr hier bevor stand. Die Stimmen. Sie wollte weg. Weg von den Stimmen.

Frozen inside without your touch,
Without your love, darling.
Only you are the life among the dead.


Ihre Brust hob und senkte sich unruhig. Sie hatte Angst. Doch wovor mehr? Vor dem Tod oder dem Leben? Vor diesen Stimmen, die sie in den Tod trieben... 'Geht weg...' Beinahe so, als würden die Stimmen über ihren Widerstand lachen, wurden sie nur noch lauter. So laut, dass sie nichts mehr wahrnahm. Selbst den Wind auf ihrer Haut und die Kälte, die ihr unter die Fingerspitzen kroch, konnte sie nicht mehr spüren. Sie konnte Teylas verzweifelte Stimme nicht mehr hören, konnte sie nicht mehr sehen. Hörte nur noch die Stimmen. So laut.

(All of this sight,
I can't believe I couldn't see
Kept in the dark
but you were there in front of me)
I've been sleeping a 1000 years it seems.
I've got to open my eyes to everything.
(Without a thought
Without a voice
Without a soul
Don't let me die here.
There must be something more).
Bring me to life.


Sie wollte weg. Wohin auch immer. Nur weg, von diesen Stimmen, die unaufhörlich auf sie einredeten und immer und immer lauter wurden. Es war wie ein Alptraum, aus dem man nicht erwachen konnte. Es fühlte sich sogar wie einer an. Wie nichts weiter als ein Traum. Doch die Stimmen, sie hörten sich nicht wie ein Traum an. Sie waren so laut. Und dann ließ sie einfach los. Ließ sich fallen, hinab in die Tiefe, konnte noch einmal ganz kurz Teylas Stimme hören, die noch immer irgendwie beruhigend klang, doch auch verzweifelt. Dann war alles weg. Sie spürte nur noch, wie sie fiel. Hörte den Wind um sich herum schreien. Spürte die Kälte, welche ihr nun wieder unter die Kleidung kroch. Sie sah, wie der Balkon immer und immer kleiner wurde. Doch es machte nichts mehr. Die Stimmen, sie waren fort.

(Wake me up)
Wake me up inside.
(I can't wake up)
Wake me up inside.
(Save me)
Call my name and save me from the dark.
(Wake me up)
Bid my blood to run.
(I can't wake up)
Before I come undone.
(Save me)
Save me from the nothing I've become.
Bring me to life.
(I've been living a lie. There's nothing inside)
Bring me to life


Und sie fiel. So tief. So still. So leer. So beruhigend. Hinab in die scheinbar unendliche Tiefe und schloss ein letztes Mal die Augen. Spürte, wie der Wind ihr Haar durchwirbelte, konnte ihn hören. Und doch wirkten die wenigen Geräusche, die an ihr Ohr drangen, wie Stille. Es war so leise. Selbst Teylas Stimme war verschwunden. Sie dachte nicht mehr daran, was da oben gewesen war. Die Stimmen, Teyla, der Mann. Es war alles nicht mehr wichtig, erschien so fern. Sie wusste, dass sie die Augen nie wieder öffnen würde, doch es machte nichts. Sie war frei. Weit weg von den Stimmen. Frei.

- Fortsetzung: Kapitel 2 -
Imaginary by Claire
Author's Notes:
Author's Note: Song: 'Imaginary' von Evanescence

Imaginary (2)


Sie spürte, wie sie fiel, doch ihre Hand suchte nicht einmal nach Halt. Sie ließ es zu, dass sie von der Schwerkraft auf eine tödliche Reise mitgenommen wurde. Doch das machte nichts … sie dachte einfach nicht nach. Ihr Kopf fühlte sich seltsam leer an. Windböen durchwirbelten ihr rotes Haar, kalte Windstöße ließen sie frösteln, doch sie konnte es nicht spüren. Konnte weder hören, noch sehen, was um sie herum geschah. Sie brauchte die Augen nicht zu schließen, um die Welt, aus der sie gerade gerissen wurde, nicht mehr sehen zu können. Es war auf einmal so ruhig, so wunderbar ruhig. Selbst den Wind an ihrem Ohr konnte sie nicht hören, doch sie nahm es nicht als eine Taubheit wahr, es war einfach nicht da. All die Geräusche, die sie sonst umgaben.
Da war gar nichts. Nur Stille. Die Angst, die Verzweiflung, all die Gefühle, die sie eben noch gespürt hatte, waren verschwunden. Ihr ganzer Körper war einfach nur leer. Doch nicht auf eine Weise, wie sie sich sonst manchmal gefühlt hatte. Es war keine kalte Leere, die wehtat, die einen in die Verzweiflung treiben konnte. Es war eine angenehme, beruhigende Leere. Sie fühlte sich frei, frei von all dem, vor dem sie hatte fliehen wollen. Vor Angst und Zweifeln. Mit einem Male war alles weg … alles ruhig. Atlantis, ihr Kampf gegen die Replikatoren, ihr Kampf gegen die Wraith, all das schien plötzlich keine Bedeutung mehr zu haben. So, als wäre es nur ein Buch, dessen Anfang sie gelesen hatte. Kein gutes Buch, eines das man vergessen konnte, wenn man es wieder geschlossen hatte. Irgendwo in der Mitte, umgeben von nicht gelesenen Seiten.
Ihr gesamtes Leben schien plötzlich unbedeutend zu sein, ihre Erinnerungen an all das, was sie erlebt hatte … ihre Kindheit, ihre Jugend, die Zeit mit ihren Freundin, ihrer Familie und nicht zuletzt die ganze Expedition … es spielte keine Rolle mehr.
Beinahe so, als wäre es nicht länger ihr Leben, sondern eines von tausenden, die ihr eigenes Leben streifte.
Es war vorbei … irgendwo tief in sich wusste sie es. Tief in sich hatte sie den Geschmack des Endes gekostet … einem Ende, dem sie nicht entweichen konnte. Doch es machte nichts.
Sie war leer, vollkommen leer. Nur noch ein Abbild ihrer Selbst. Ein Schatten, der zu leben verlernt hatte. Nichts verband sie mehr mit jenem Mädchen, das vor all diesen Jahren irgendwo im regnerischen Oregon auf kleinen, noch wackeligen Beinchen den Garten auf der Suche nach ihrem Teddy unsicher gemacht hatte. Das Mädchen auf den Fotos, die auch jetzt noch im Wohnzimmer ihrer Eltern standen … mit dem geblümten Kleid mit den Eisflecken. Wie gut erinnerte sie sich noch an die Tränen auf ihren Wangen, als sie nur noch die Waffel in den Händen gehalten hatte.

I linger in the doorway
Of alarm clock screaming
Monsters calling my name
Let me stay
Where the wind will whisper to me
Where the raindrops, as they're falling, tell a story

Doch es schien nicht länger ihr Leben zu sein. Es waren Erinnerungen … doch waren es die ihren? War sie dieses Mädchen? Dieses blonde schüchterne Mädchen, das auf dieser Decke gesessen hatte … sie war bunt gewesen, kariert, mit kleinen Bildchen. Die Erinnerungen waren so klar … doch auch so weit weg. Wie konnte sie dieses Kind gewesen sein … das Kind, dessen Hände sich um den rundlichen Körper ihres Teddys schlossen, lächelnd beobachtet von ihrer Mutter?
Nein, das war sie nicht. Dieses kleine Mädchen würde nicht hier sterben. Ihre Mutter würde in wenigen Tagen nicht weinend in dem Wohnzimmer sitzen, in dem die leuchtenden Augen ihrer Tochter auf den Weihnachtsmann gewartet hatten. Sie hatte das einfach nicht verdient. Kaum merklich schüttelte Kate den Kopf. Nein … dieses Mädchen hatte schon lange nichts mehr mit ihr zu tun. Vielleicht … vielleicht seitdem sie hier hergekommen war. Nach Atlantis.
Was war nur passiert? Warum war sie jetzt hier? Was geschah mit ihr? Wie konnte es sein, dass es hier endete? All diese Fragen befanden sich irgendwo in ihrem Unterbewusstsein. Doch seltsamerweise maß sie ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit bei, als dem Ende ihres Lebens.
Es war still. Eine frische, angenehme Stille. Eine Stille, frei von Gedanken. Sie fiel einfach nur in die Tiefe, war nicht in der Lage, den Fall aufzuhalten, oder irgendetwas dagegen zu tun. Machtlos dem Tod ausgeliefert - und doch ... sie lächelte. Erleichtert über die Stille, frei von den Stimmen, die sie gequält hatten. Frei von all der Angst zu fallen. Sie war gerade einmal elf Jahre alt gewesen, als sie einmal eine Vase beobachtet hatte, die auf dem Kaminsims stand. Ihre Mutter hatte sie von ihrer Großmutter bekommen, doch Kate hatte Angst gehabt, dass sie von dort hinab lief. Etwas, was wahrscheinlich nie geschehen wäre. Doch die Angst war da gewesen und immer wenn sie einmal alleine gewesen war, hatte sie voller Furcht diese Vase beobachtet, beinahe darauf wartend, dass sie fiel und in tausend Stücke zerbrach. Irgendwann hatte Kate sich auf einen Stuhl gestellt und die Vase dort hinab gestoßen. Sie war zerbrochen. Im ersten Moment hatte Kate zu weinen begonnen, doch dann hatte sie gelächelt, war von dem Stuhl gesprungen und in ihr Zimmer gelaufen.
Die Vase war vielleicht kaputt gewesen, doch ihre Angst war verschwunden. Und genauso war es auch jetzt.
Der Fall selbst nahm ihr die Angst vor dem Fallen.

In my field of paper flowers
And candy clouds of lullaby
I lie inside myself for hours
And watch my purple sky fly over me

Eigentlich war es nicht einmal schlimm. Vielleicht nahm sie das Ende ihres Lebens auch nicht einmal wirklich war. Sie fühlte sich betäubt - und doch frei. Geschützt von den Stimmen, die eben noch so unerträglich gewesen waren. Jetzt wirkten sie nicht länger real, nicht bedrohlicher als ein Alptraum. Ein Alptraum, aus dem sie erwachen würde. Irgendwann, geborgen unter ihrer Bettdecke. Zwischen den Wänden ihres Zimmers, die nicht länger einengend wirkten, sondern ein Gefühl von Sicherheit verströmten.
Alpträume. Sie verwarf den Gedanken. Es fühlte sich anders an. Das hier war kein Alptraum - doch es war auch nicht das Ende ihres Lebens. Oder? Irgendwo aus weiter, sehr weiter Entfernung konnte sie die Stimme einer Frau hören. Besorgnis, Verzweiflung - Gefühle, die sie nicht nachempfinden konnte. Nicht mehr.
Für einen Moment lauschte sie noch dem Klang der Stimme. Sie kannte sie … doch sie wusste nicht woher. Vielleicht aus einem Traum, es war bedeutungslos. Sie schloss die Augen und ließ von der Welt ab, an der sie sonst immer festgehalten hatte.
Geborgenheit. Warum hatte sie Angst gehabt? Hatte sie das überhaupt? Die Psychologin war sich nicht mehr sicher. Alles schien so weit weg zu sein. So weit weg, wie jenes Mädchen. Es war nicht länger wichtig … es war nichts mehr, was sie wieder erreichen würde.
Zu weit weg.
Zu bedeutungslos.
Es fühlte sich nicht kalt an. War das der Tod? Starb sie überhaupt? Wenn es so war, dann war es besser als die Stimmen. Es war einfacher.

Don't say I'm out of touch
With this rampant chaos - your reality
I know well what lies beyond my sleeping refuge
The nightmare I built my own world to escape

'Kate. Kate?' Eine Stimme irgendwo, die sie nicht zuordnen konnte. Doch da war noch mehr. Noch mehr Stimmen, genauso, wie all die anderen, die sie gehört hatte. Waren es dieselben? Möglicherweise. Doch jetzt konnte sie sie verstehen. Die Worte erschienen einen Sinn zu ergeben. 'Kate! Stell endlich die Musik leiser … dein Vater ist da!' Sie schüttelte den Kopf. Sie kannte die Stimme. "Mom", flüsterte sie. "Mom?" Keine Antwort. Die Stimmen wurden lauter. Immer lauter. Dann war da noch etwas anderes. Eine liebevolle Berührung auf ihren Lippen. Der Geschmack von gebrannten Mandeln. Sie wusste, dass sie diesen Geschmack nur ein einziges Mal so intensiv wahrgenommen hatte. Weihnachten als sie siebzehn gewesen war. Ihr erster Kuss über einer halbgegessenen Tüte gebrannter Mandeln. Versteckt hinter einem schiefen Tannenbaum mit billigem Lametta in schrecklichen Farben.
Sie schüttelte den Kopf, als die Erinnerungen blasser wurden. Bedeutete das zu sterben? Noch einmal das zu sehen, was man nun für immer verloren hatte? Erschrocken öffnete sie die Augen … wollte aufwachen. Es durfte nicht wirklich so kommen. Doch da war nichts mehr … sie schwebte dahin in vollkommener Dunkelheit. Der Geschmack, der Geruch der Mandeln war verschwunden.
Es war wieder still. Sie war allein, ganz allein. Ihre Hände fassten ins Leere.
Da war nichts. Gar nichts.
Verzweifelt versuchte sie nach irgendetwas zu greifen, sie wollte sich an etwas festhalten, doch da war nichts. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen, so sehr sie auch zu schreien versuchte. Hatte sie jemand hören können? War hier überhaupt noch jemand?
Irgendjemand, der sie aus dieser endgültigen Dunkelheit hätte retten können?

In my field of paper flowers
And candy clouds of lullaby
I lie inside myself for hours
And watch my purple sky fly over me

War es das gewesen, was sie gewollt hatte? Stille? Sie hatte fliehen wollen vor den Stimmen, deren Worte sie nicht hatte verstehen können? Waren es in Wirklichkeit die Stimmen gewesen, die sie hatten retten wollten? Die Stimme ihrer Mutter? Ihrer Mutter, die in wenigen Tagen erfahren würde, was geschehen war. Jetzt waren sie still. Sie alle. Doch war das besser? Hatte sie das wirklich gewollt? Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, spürte etwas Kaltes auf ihrer Wange. Waren es Tränen? Möglich.
War sie tot? War das hier der Tod, würde es für immer so bleiben? Würde sie hier bleiben, in der Dunkelheit befreit von den Stimmen, die sie hatten aufhalten wollen? Sie schlang die Arme um ihren Körper … schloss die Augen. So wie sie es als kleines Kind manchmal getan hatte, wenn sie nicht hatte einschlafen können. Für einen Moment konnte sie wieder den Garten vor sich sehen. Spürte die kitzelnden Blumen unter ihren nackten Füßen.
Sie konnte Nelken riechen, ließ sich langsam auf dem Boden nieder. Ihre Finger gruben sich in die Erde, vielleicht im Versuch sich festzuhalten. Doch es hatte keinen Sinn, ein Windstoß trug den Geruch der Blumen fort. Eine Blume verwelkte in ihrer Hand. Langsam sah sie zu Boden. Das Gras war vertrocknet, die Blumen alle fort. Der Himmel war dunkel, doch nicht auf eine Weise, die den Regen ankündigte. Es war einfach nur dunkel. So als hätte man der Welt ihre Farben genommen.
Langsam sah Kate sich um. Sie konnte das Haus erkennen, in dem sie aufgewachsen war. Die Fenster waren kaputt, die hübschen bunten Fensterläden, die ihre kleinen Kinderhände mit Schmetterlingen und Marienkäfern verziert hatten, waren verschwunden. Die Gardinen von Motten zerfressen. Kate schüttelte den Kopf. Was war hier geschehen? "Mom!" Sie wusste nicht, ob das Wort ihren Mund überhaupt verließ.

Swallowed up in the sound of my screaming
Cannot cease for the fear of silent nights
Oh, how I long for the deep sleep dreaming
The goddess of imaginary light

Langsam ging sie auf die Veranda, auf der sie als Kind so oft gesessen hatte. Dort drüben hatte sie Blumen geknetet oder Bilder gemalt, während ihre Mutter ihr dabei zugesehen hatte. Jetzt saß niemand mehr dort. Die Tür war kaputt, doch sie ließ sich noch öffnen. Dunkles Licht fiel durch die Fenster in das Wohnzimmer. Am Tisch saß eine Frau. "Mom!" Kate kniete sich neben sie. "Mommy! Was tust du hier? Was passiert?" Die Frau zeigte keine Reaktion. "Mom, kannst mich hören? Sag doch was! Mom, ich bin es Kate!"
Doch ihre Mutter sah sie nicht einmal an, vermutlich hörte sie es nicht einmal. "Mom!" Schluchzend sank sie neben ihr zusammen, versuchte nach ihren Hand zu greifen, doch sie fasste einfach hindurch. Der Blick ihrer Mutter fiel auf ein Bild. Das Bild eines blonden Mädchens. Das Gesicht war rot und schwarz bemalt. Zu einem Marienkäfer. Ein Mädchen, das einst sie gewesen war.
Tränen liefen Kates Wangen hinab. Was hatte sie getan? Was hatte sie ihrer Mutter angetan? "Mom, es tut mir leid … bitte, ich bin doch hier. Sieh mich doch an. Mom!" Doch es hatte keinen Sinn.
Sie war tot. Und genau jetzt begriff sie, was es bedeutete tot zu sein. Mit den Konsequenzen von etwas klarzukommen, was sie nie wieder rückgängig machen konnte. Zitternd saß sie da, während sich das Haus langsam wieder um sie her auflöste.
Und als es verschwand, war es endgültig zu Ende. Sie war tot.

In my field of paper flowers
And candy clouds of lullaby
I lie inside myself for hours
And watch my purple sky fly over me

- Ende -
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