All of my days by Pegasusgirl
Summary: Eines wurde ihr jetzt aber bewusst: Jeder trauerte anders und die Art des Colonels hatte etwas Besonderes! Nein, er hatte Carson nicht vergessen und würde es auch nie tun. Ebenso wie sie…
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard
Genre: Friendship
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1973 Read: 2671 Published: 20.12.10 Updated: 20.12.10
Story Notes:
Vielleicht solltet ihr euch den Song All of my days von Alexi Murdoch anhören, während ihr das hier lest. Der Song passt einfach nur perfekt und die Textpassagen habe ich auch daraus entnommen.

1. Kapitel 1 by Pegasusgirl

Kapitel 1 by Pegasusgirl
Eigentlich war es ein ganz normaler Tag. Jeder ging seiner Arbeit nach; die Tortechniker wuselten im Kontrollraum herum, im Gaterium diskutierten ein paar Wissenschaftler. Inmitten des bunt zusammengewürfelten Haufens standen sich Dr. Rodney McKay und Dr. Radek Zelenka gegenüber, argumentierten wild und bedienten sich dabei ausschweifender Gesten. Rodneys Stimme war hoch und schrill, sein Kopf war rot angelaufen. Radek schüttelte energisch mit dem Kopf, wobei seine wirren aschbraunen Haare auf und ab wippen und ihm fast seine runde Nickelbrille Brille von der Nase rutschte. Die anderen Wissenschaftler stritten sich entweder untereinander oder verfolgten die Diskussion ihrer Vorgesetzten mit allergrößtem Interesse. Eine kleine Asiatin schien sogar eifrig damit beschäftigt zu sein, Notizen zu machen…

Kopfschüttelnd sah Elizabeth Weir ins Gaterium hinab, beobachtete das ganze Szenario noch eine ganze Weile, ehe sie sich umdrehte und sich wieder hinter ihren Schreibtisch setzte, auf dem sich Missionsberichte und Briefe des Präsidenten oder des IOA langsam zu häufen begannen. In der letzten Woche war sie einfach nicht dazu gekommen. Nach all dem, was passiert war.

Die Expeditionsleiterin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte ihre Hände hinter ihrem Nacken. Es war kaum zu glauben, dass es schon wieder eine Woche her war, seit diese Expedition ein wichtiges Mitglied verloren hatte. Sie selbst war zusammen mit Rodney und Col. Sheppard bei Carson Becketts Eltern gewesen und hatte sie über den tragischen Tod ihres Sohnes unterrichtet. Es war hart gewesen, doch seltsamerweise war sie sehr beherrscht gewesen und hatte ihm Gegensatz zu Rodney nicht mit den Worten kämpfen müssen. Es war ihr fast ein wenig unheimlich vorgekommen, wie sie die übliche Leier heruntergerappelt hatte.
Doch dann kam die Trauerfeier und kaum, dass der Pfarrer zu sprechen begonnen hatte, brachen die Tränen aus ihren Augen und liefen in Strömen über ihre Wangen. Sie glaubte an diesem Tag so viel wie schon lange nicht mehr geweint zu haben, und als sie abends ins Bett fiel, fühlte sie sich erschöpft und ausgepowert; ihre Augen waren rot, verquollen gewesen und sie hatte einfach nicht einschlafen können. Einen Moment hatte sie daran gedacht, aufzustehen und sich aus der Krankenstation eine Schlaftablett zu holen, als es ihr wieder einfiel… Sie würde nicht auf den sympathischen schottischen Arzt treffen, der selbst zu so später Stunde immer noch ein Lächeln für seine Patienten parat hatte. Aber nein, Carson Beckett war nicht da. Er war weg und er würde nie wieder kommen, so schwer dass auch zu akzeptieren war!

Nun war eine Woche vergangen, seit die Trauerfeier des Arztes im Gaterium stattgefunden und man seine sterblichen Überreste zurück auf die Erde gebracht hatte. Im Laufe dieser Woche war nicht viel passiert. Alles kam nur sehr langsam in Gang. Der Schock saß bei allen noch tief und noch immer hörte sie die Expeditionsmitglieder darüber reden.
Dr. James Watson, der Carson sein Leben zu verdanken hatte, befand sich auf dem Weg der Besserung.
Auch Teyla ging es besser und sie war am gestrigen Tag aufgebrochen, um ihr Volk zu besuchen und bei dem Bau eines neuen Brunnens zu helfen.
Manche sprachen offen darüber, andere wiederum hielten es für besser zu schweigen.

Auch wenn es schwer klang: Das Leben musste trotz diesen Verlustes weitergehen! Sie hatten getrauert- manche taten es vielleicht noch immer-, doch es musste weitergehen!
Mit einem schweren Seufzen ergab sich Elizabeth ihrem Schicksal und nahm sich die oberste Akte von dem Haufen; es war ein Bericht von Mike Branton, dem Wissenschaftler, der sie zum Essen eingeladen hatte und zu dem sie seit dem Vorfall mit Carson eine innige Freundschaft verband. In seinem Bericht erwähnte er eine Methode, wie man mithilfe von kalibrierten Generatoren alternative Energie gewinnen und so die Hälfte des enormen Energiebedarfs der Stadt abdecken konnte.
Elizabeth beschloss, den Bericht beiseite zu legen und ihn bei Gelegenheit an Rodney weiterzugeben. Sollte er sich das mal anschauen…

+-+-+-+-+-+-+


Schleierwolken hatten sich über den blauen Himmel gespannt und die Sonne strahlte durch sie hindurch, als Elizabeth zwei Stunden später durch einen Korridor schlenderte, einen Tablettlaptop in den Händen haltend und eine Simulation auswertend.
Sie hatte beschlossen, ihre Arbeit für eine Stunde ruhen zu lassen und stattdessen in die Mensa zu gehen und etwas zu essen. Es war Tage her, seit sie das letzte Mal richtig etwas gegessen hatte und in der Mensa gewesen war, statt allein auf ihrem Quartier.

Der Korridor, der sich vor ihr erstreckte, war leer und so verlangsamte Elizabeth das Tempo ein wenig- sie hatte Zeit-, schaltete ihren Computer aus und sah aus dem Fenster, dass sich zu ihrer Linken befand. Man konnte auf einen Balkon sehen und am Horizont glitzerte der Ozean im Sonnenlicht. Die ganze Stadt schien zu strahlen, wirkte freundlich und offen. Die zarten Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken und Schatten in den bizarrsten Formen tanzten über den Balkon und über das Geländer.
Die Expeditionsleiterin verspürte ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Bauch und ein Lächeln zog sich über ihre Lippen- das erste nach einer Woche! Es stimmte sie fröhlich, die Stadt in einem derartigen Glanz zu erleben. Es kam ihr fast so vor, als schaffte sie es endlich aus dem hintersten Winkel ihrerselbst, in den sie sich verkrochen hatte, hervorzukommen und ihre Seele mit Licht und Wärme zu füllen. Das war ein gutes Gefühl und zum ersten Mal seit der Sache mit Carson fühlte sie sich besser!

Während sie weiter durch den Korridor schlenderte, überlegte sie, was es wohl heute zum Essen geben würde und ob sie nicht vielleicht heute Nachmittag Katie Brown besuchen könnte; die Botanikern war wirklich nett und sie beide tranken in letzter Zeit öfters mal einen Tee zusammen und plauderten eine Runde.
Es ist doch schön, jemanden zu haben, mit dem man sich unterhalten kann, dachte Elizabeth und bog schwungvoll um die Ecke… nur um gleich wieder stehenzubleiben und verwirrt aufzuhören. Hatte sie sich das nur eingebildet, oder hatte sie da eben wirklich Col. Sheppards Stimme gehört?
Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr und runzelte die Stirn; normalerweise befand er sich jetzt zusammen mit Major Lorne im Trainingsraum und beaufsichtigte das Training der neuen Marines. Was also…

Well I have been searching all of my days
All of my days
Many a road, you know
I’ve been walking on
All of my days


Die raue Stimme mischte sich mit sanftem Gitarrenklang und Elizabeth musste unwillkürlich schlucken. Langsam setzte sie sich in Bewegung, machte einen bedachten Schritt nach dem anderen, ging der intensiven Stimme und dem Gitarrenklang entgegen.
Die Türen zum Balkon öffneten sich mit einem leisen Zischen, doch das schien ihn nicht zu stören; John Sheppard saß inmitten der botanischen „Exponate“, wie Katie Brown sie nannte. Er hatte das Kinn nach vorne gereckt und die Augen geschlossen, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, während seine Finger flink über die Gitarrensaiten zuckten.

And I’ve been trying to find
what’s been in my mind
as the days keep turning into night
Well I have been quietly standing in the shade
All of my days


Seine Stimme hatte eine leicht rauchige, heisere Note, keines Wegs unangenehm. Sie klang so anders, als wenn er sprach. Wenn er sich mit anderen unterhielt oder wenn er mit ihr sprach, klang immer der Soldat in ihm, doch jetzt…
Elizabeth war überrascht, wie weich und gefühlvoll seine Stimme klang. Sie bekam eine Gänsehaut und es lief ihr eiskalt über den Rücken, als er wieder seine Stimme erhob und wieder die Strophen des Liedes trällerte. Sie klangen traurig und ihr wurde schwer ums Herz. Sie hatte den Colonel noch nie zuvor singen gehört, wusste noch nicht einmal, dass er es überhaupt konnte. Doch die Traurigkeit, die in seiner Stimme lag, berührte sie.

Well many a night I found myself with no friends standing near
all of my days
I cried aloud
I shook my hands
what am I doing here
all of these days


John Sheppard war kein Mensch, der andere Leute mit seinen Gefühlen belästigte. Solange sie ihn kannte, hatte sie ihn nicht so offen erlebt. Es war beinahe so, als ob er sein Herz ausschüttete. Er schien scheinbar nicht zu merken, dass sie ihm zuhörte, denn er fuhr fort, diese wunderschönen, tiefgründigen Zeilen mit seiner rauen Stimme zu singen und dabei leise Gitarre zu spielen.
Elizabeth war im Eingang stehen geblieben und beobachtete ihn; er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst, wenn er nicht sang, sondern nur seine Finger über die Saiten tänzeln ließ. Die Augen hatte er noch immer geschlossen, sein Gesicht noch immer gen Sonne gerichtet. Seine Lippen waren zu einem Lächeln geformt, doch da war etwas, was nicht zu dem Rest passte. Es war unterdrückte Trauer! Er trauerte und sie musste nicht einmal wissen, wem seine Trauer gehörte…

All of my days
watch the sky breaking on the promise that we made
all of this rain
And I’ve been trying to find
what’s been in my mind
as the days keep turning into night


Als seine Stimme und auch das Gitarrenspiel verklang, konnte sich Elizabeth ein leises Seufzen nicht verkneifen. Nein, sie wollte nicht, dass er aufhörte. Es war einfach zu schön gewesen! Noch nie zuvor, hatte sie den Soldaten so emotional erlebt! Es war, als hatte sie gerade eine neue Seite des John Sheppard entdeckt. Eine Seite, die nicht den Kämpfer umfasste, sondern viel mehr den Mann, seine Gedanken, seine Gefühle.
Auch wenn John nicht viel über sich selbst sprach und schon gar nicht darüber, wie er sich im Moment fühlte- dieses Lied hatte alles gesagt, was nur gesagt werden konnte…

Anscheinend war ihm ihr Seufzen nicht entgangen, denn als sie wieder zu ihm herüberblickte, hatte er sich zu ihr umgedreht und sah sie mit einer Mischung aus Überraschung und Schock an. Die Gitarre hielt er in der linken Hand, die rechte hatte er auf seinem Oberschenkel gelegt.
„ Ich hab’ Sie gar nicht kommen gehört“, sagte John und sah sie an, wie ein kleines Kind, dass man beim Süßigkeitenklauen erwischt hatte. Ihm schien die ganze Sache unangenehm zu sein.
„ Ich… ich…“, stotterte Elizabeth und erwiderte seinen Blick. Sie sahen einander lange in die Augen, ehe langsam zu ihm herüber schlenderte und sich neben ihn setzte. „ Spielen Sie das Lied noch mal…bitte.“

John zögerte für einen Moment, doch dann glitten seine Finger wieder über die Saiten und als seine Stimme wieder erklang, wusste Elizabeth, dass es vieles gab, was sie von John Sheppard noch nicht wusste und vielleicht auch nie erfahren wurde.
Eines wurde ihr jetzt aber bewusst: Jeder trauerte anders und die Art des Colonels hatte etwas Besonderes! Nein, er hatte Carson nicht vergessen und würde es auch nie tun. Ebenso wie sie…

Das Rauschen des Meeres vermischte sich mit Johns Stimme und mit dem Klang seiner Gitarre und die Zeit schien auf einmal keine Bedeutung mehr zu haben. Sie saßen einfach nur nebeneinander; er sang leise und sie lauschte ihm, bis spät in die Nacht hinein. Die Sterne funkelten bereits über ihren Köpfen, als Elizabeth sich von ihm verabschiedete und sich erhob.
Als sich die Türen hinter ihr geschossen hatten, hörte sie, wie seine Finger erneut über die Gitarrensaiten zuckten und wie seine Stimme die kühle Nachtluft erfüllte.
Elizabeth schmunzelte und ging.

Now I see clearly
It’s you I’m looking for
All of my days
Soon I’ll smile
I know I’ll feel this loneliness no more
All of my days
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=289