Murphys Gesetze by Lenari
Summary: Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen… Besonders für John und Rodney!
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Rodney McKay
Genre: Adventure, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 8 Completed: Ja Word count: 17722 Read: 48511 Published: 29.04.14 Updated: 29.04.14
Story Notes:
So eine ähnliche Geschichte habe ich bereits mit SG-1 geschrieben und ich finde auch unsere Freunde von der Atlantisbasis haben einen solch ereignisreichen Tag verdient. Ich habe zwei perfekte Opfer und ich werde Sie mit Vergnügen leiden lassen. (Hier müsst ihr euch ein boshaftes Lachen einfach mal denken)Ach ja, und Feedback wäre nicht übel.

1. Kapitel 1 by Lenari

2. Kapitel 2 by Lenari

3. Kapitel 3 by Lenari

4. Kapitel 4 by Lenari

5. Kapitel 5 by Lenari

6. Kapitel 6 by Lenari

7. Kapitel 7 by Lenari

8. Kapitel 8 by Lenari

Kapitel 1 by Lenari
Murphys Gesetze


Teil 1

Wenn es klemmt - wende Gewalt an.
Wenn es kaputt geht, hätte es sowieso erneuert werden müssen.


John (00:15 Atlantiszeit)



„Nicht schon wieder!“, fluchte John lautstark in seinem Quartier und hackte wie wild auf seiner Laptoptastatur herum. „Du blödes Mistding! Schrotthaufen! Drecksmaschine!“

Zum x-ten Mal hatte sich sein Computer mitten im Satz festgefahren. Er war langsam aber sicher am Verzweifeln. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schon weit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war und dass er nicht so schnell ins Bett kommen würde, wie er es eigentlich gehofft hatte. Wenn dieser Bericht nur nicht so wichtig gewesen wäre.

Grübelnd redete er zu sich selbst: „Was hat McKay noch gleich gesagt: Erst diese Taste, dann die beiden und voila…“

Sheppard drückte die Tastenkombination, die McKay ihm genannt hatte und die seinen Missionsbericht retten sowie seinen Laptop wieder zum Laufen bringen sollte. Aber nichts passierte. Langsam aber sicher hatte er die Nase voll von all dem Technikkram. Ihm wurde wieder einmal bewusst, wieso er damals dem Mensa-Club nicht beigetreten und das Mathestipendium ausgeschlagen hatte. Ein paar Bösewichte aus dem Weg zu räumen war weitaus leichter als sich mit unwilligen Geräten herumschlagen zu müssen. Computer hatten ihn sowieso nie wirklich gemocht.

Wo war die gute alte Zeit hin, als man noch Papier und Tinte benutze?

Er versuchte es noch einmal.

„Volia!“ Und noch einmal… Irgendwann gab der Computer nach und schaltete sich vollständig ab. John schnaubte: „Von wegen kinderleicht.“

Er versuchte den Laptop neu zu starten, aber das funktionierte nun auch nicht mehr. Genervt verdrehte er die Augen, klemmte sich den Elektronikschrott unter den Arm und begab sich zum bereits fünften Mal zu Rodneys Quartier, um diesen dazu zu bringen, ihm zu helfen. So wie John seinen Kollegen und Freund kannte, schlief dieser noch nicht. Wenn doch, dann war ihm das auch egal.


Wenn es nicht funktioniert, ist es Physik.
Wenn man es nicht versteht, ist es Mathe oder Informatik.


John (00:30 Atlantiszeit)



Zwei Minuten nachdem Colonel Sheppard das erste Mal geklopft hatte, öffnete sich endlich die Tür. Ein verschlafener Doktor McKay blickte ihm blinzelnd entgegen. Wenn dieser nicht so müde gewesen wäre, wäre er sicher wütend geworden, schließlich war er erst vor einer Viertelstunde vor seinem Computer eingenickt.

„Ich geb’s auf, das Ding ist Schrott.“, resignierte John und trat unaufgefordert an Rodney vorbei in dessen Quartier. Demonstrativ legte er den Laptop auf dem Schreibtisch ab. Eine stille Aufforderung, dass McKay ihn sich ansehen sollte.

Verwundert wollte dieser wissen: „Ist der etwa schon wieder abgestürzt?“

Er wandte sich zu John und die Tür schloss sich wieder. Ein herzhaftes Gähnen konnte Rodney gerade noch hinter seinem Handrücken verstecken, auch wenn er wahrscheinlich in ganz Atlantis zu hören gewesen war. Sheppard fand ihn jedenfalls übertrieben laut.

Muss er immer gleich übertreiben?

„Nein, diesmal geht er gar nicht mehr an und mein Bericht ist immer noch nicht fertig.“, antwortete John mit einem spöttischen Lächeln im Gesicht und einem frustrierten Ton in der Stimme.

„Sind Sie auch genau meinen Anweisungen gefolgt?“, hakte McKay nach, während er versuchte, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.

Colonel Sheppard erwiderte sarkastisch: „Nein, Rodney, ich habe genau das Gegenteil gemacht.“

Genervt verdrehte er die Augen und ließ sich auf as Bett sinken. Einmal mehr stellte er fest, dass diese Matratze der reinste Mist war. Wie Rodney darauf überhaupt seinen Schlaf fand, war John ein Rätsel. Das war eine von vielen Fragen, dessen Antwort er wohl nie erfahren würde oder wollte.

„Dann ist es auch kein Wunder, dass…“, begann McKay aufgebracht, verstummte jedoch, als er Sheppards vernichtenden Blick bemerkte. Er winkte ab: „Schon gut, ich sehe ihn mir an.“

„Danke, Rodney.“ John erhob sich, klopfte seinem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter und verließ mit erwartungsfrohem Grinsen das Quartier. Pi mal Daumen sollte es etwa eine Stunde dauern, bis Rodney den Laptop repariert hatte, also beschloss er, sich noch eine Runde aufs Ohr zu hauen und dann sein Werk hoffentlich nicht von neuem beginnen zu müssen.


Wenn man lange genug an einem Ding herumpfuscht, wird es brechen.


Rodney (00:53 Atlantiszeit)



Doktor McKay machte sich sofort an die Arbeit. Umso schneller er mit dem Laptop fertig war, umso schneller konnte er sich den wirklich wichtigen Themen widmen. Er war immer noch nicht ganz wach, aber auf eine Art war er ganz froh, dass Sheppard ihn geweckt hatte, denn er hatte vor ihrer nächsten Mission noch unbedingt mit ein paar Zahlen jonglieren wollen und andernfalls sicher verschlafen.

Nur ein anderer Grund wäre mir viel lieber gewesen. Irgendein fadenscheiniger Vorwand, den ich sofort durchschaut hätte.

„Ach komm schon, mach’s mir nicht so schwer.“, bat er den vor ihm liegenden Laptop, auch wenn er wusste, dass das nicht helfen würde. Das hatte es nie getan. Es lag allem voran am Schlafmangel, dass er immer wieder anfing, mit leblosen Gegenständen zu reden. Rodney brabbelte weiter vor sich hin: „Du Mistding kannst doch nicht einfach so kaputt gehen.“

Noch während er sich den Computer genauer besah, drohte er erneut einzuschlafen. Er brauchte dringend einen Kaffee, also schmiss er seine haueigene Kaffeemaschine an. Er hatte darauf bestanden, dass diese mit ihm nah Atlantis zurückkehrte, nachdem sie das erste Mal seit einem Jahr wieder Kontakt zur Erde hatten. Sie hatte ganz oben auf seiner Liste der Forderungen gestanden und er hatte es nie bereuen müssen.

„Okay, du hast es nicht anders gewollt…“, meinte er ein paar Minuten später, frisch gestärkt durch zwei randvolle Tassen hochdosierten Koffeins.


Du wirst die Kaffeetasse auf deinem Schreibtisch nur dann umstoßen, wenn noch Kaffee drin ist.


Rodney (01:17 Atlantiszeit)



„Sie haben was getan?“, platze es verständnislos aus Colonel Sheppard heraus, nachdem er gehört hatte, was seinem Wissenschaftlerfreund vor nicht ganz zehn Minuten geschehen war.

Dieser rechtfertigte sich prompt: „Es war ja nicht mit Absicht. Ich wollte nachsehen, wieso er nicht mehr funktioniert und da bin ich wohl ausversehen gegen den Kaffee gekommen.“

Rodney missglückte der reumütige Blick, den er eigentlich hatte aufsetzen wollen, da er im Grunde fand, dass es Johns eigene Schuld war, weil dieser so lange mit dem Bericht getrödelt hatte, und dass es ihm eine Lehre sein sollte.

„Sie hatten mir doch versprochen, ihn zu reparieren, nicht ihn ganz zu zerschrotten.“, schmetterte Sheppard diesen Einwand sofort wieder ab und blickte Rodney wütend entgegen. Innerlich atmete er jedoch erleichtert auf, da er umsichtig genug gewesen war, von all den anderen Dateien auf seiner Festplatte eine Sicherungskopie zu erstellen.

„Och bitte, das Schrottteil war doch eh nicht mehr zu gebrauchen. Ordern Sie sich einfach einen Neuen.“ McKay ließ sich auf keinen Fall den schwarzen Peter zuschieben. Das fehlte ja noch. Er opferte seine Zeit und so wurde es ihm gedankt. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und setzte ein missmutiges Gesicht auf.

Das war das letzte Mal, dass ich ihm geholfen habe.

John erwiderte zynisch: „Natürlich, ich gehe gleich zu Weir und sage ihr, dass Mr. Arrogant persönlich meinen Laptop auf dem Gewissen hat. Das wird sicher ihr Vertrauen in Ihre Fähigkeiten verbessern, McKay.“

Mit einem tiefen Seufzer lief er sich in den Stuhl sinken.

„Was denn, als Sie ihn mir brachten, war er doch schon nicht mehr zu gebrauchen. Wer weiß, was Sie angestellt haben.“, entgegnete Rodney patzig. Diese Anschuldigung wollte er nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen. Darüber hinaus fand er ganz und gar nicht, dass er arrogant war. Er war lediglich voll und ganz von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt.

„Das werden wir jetzt wohl nie erfahren, nicht wahr.“, meinte John nur und lächelte gequält.

„Eines ist sicher, noch einmal helfe ich Ihnen nicht.“ Damit war die Diskussion für McKay beendet, das Thema abgeschlossen und der Tag gelaufen, bevor er richtig begonnen hatte. Ohne ein weiteres Wort verließ er Sheppard Quartier, um sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern, die bei all dem Alltagskram anscheinend immer auf der Strecke zu bleiben schienen.


Etwas geht gerade dann nicht, wenn man es dringend braucht.


John (01:35 Atlantiszeit)



„Och nein, das jetzt nicht auch noch.“, fluchte John erneut, als auch noch die altmodische Methode der schriftlichen Kommunikation zu versagen schien. „Langsam finde ich das gar nicht mehr komisch. Erst der blöde Computer und dann schreibt dieser beschissene Stift auch nicht. Soll ich diesen Bericht nicht fertig bekommen, oder was?“

Er durchwühlte seine Schreibtischschublade, ohne fündig zu werden. Während er jetzt auch begann, den Rest seines Zimmers auf den Kopf zu stellen, murmelte er vor sich hin: „Elizabeth killt mich, wenn ich den nicht bis morgenfrüh fertig habe. Ich bin ein toter Mann. Ja, so gut wie tot.“

Manchmal ist es echt unfair, ich zu sein.

„Rodney könnte mir vielleicht helfen. Es gibt nur ein Problem: Er wollte mir nie wieder behilflich sein. Leider ist er aber auch der Einzige, der außer mir noch auf den Beinen ist, wenn man von einigen Wachen absieht.“, diskutierte John schließlich mit sich selbst, nachdem er die Suche nach einem funktionierenden Stift erfolglos hatte abbrechen müssen. Dafür hatte er den Schokoriegel wieder gefunden, von dem er behauptet hatte, von McKay aufgefuttert worden zu sein. Irgendwann würde er sich sicher für diese üble Nachrede entschuldigen, aber nicht heute.

Er gewann die Diskussion gegen sich selbst, indem er sich überzeugend einredete: „Ach was, ich bekomme ihn schon dazu, mir seinen Laptop zu leihen. Bis jetzt habe ich ihn doch noch jedes Mal davon überzeugt, dass es besser wäre, meiner Bitte nachzukommen, anstatt auf stur zu stellen.“

Er riss die Blätter mit dem halbfertigen Bericht vom Block und stopfte sie sich in die linke, hintere Hosentasche. Mit breitem Grinsen im Gesicht und freudigem In-die-Hände-klatschen wandte er sich zur Tür und verkündigte: „Rodney, ich komme!“


Hilfst du einem Freund in der Not, wird er sich an dich erinnern, wenn er wieder einmal in Not ist.


Rodney (01:53 Atlantiszeit)



Doktor McKay rief überrascht „John?“, als er die Tür öffnete. Eigentlich hätte er es sich denken müssen, schließlich wurde er seinen Freund sonst auch nie so schnell los. Das verräterische Grinsen im Gesicht seines Gegenübers ließ auf nichts Gutes vermuten.

„Na, hast du mich vermisst?“, strahlte John ihn zuckersüß an und quetschte sich dann an Rodney vorbei in dessen Quartier, wo er erneut auf dem Bett platz nahm, es sich sogar richtig bequem machte. McKay beäugte seinen Kollegen misstrauisch und stemmte bestimmt die Hände in die Hüften. So leicht würde er es diesem Mann sicher nicht machen.

Was glaubt der eigentlich, wer er ist?

Gepresst fragte Rodney schließlich: „Was willst du, ich sagte doch bereits, dass ich dir nicht helfen werde.“

„Ich wollte mir nur kurz deinen Laptop leihen.“, kam es kleinlaut von John, welcher extra viel Wehleidigkeit in seiner Stimme mitschwingen ließ, um seinen Freund so zu überzeugen.

„Vergiss es!“, gab Rodney resolut zurück. „Die Daten sind viel zu wichtig, als das sie auch noch verloren gehen.“

Er hatte nicht vor, sich von ein paar geheuchelten Worten einlullen und umstimmen zu lassen. Da musste John schon mehr bieten, als einen traurigen Dackelblick und eine weinerliche Stimme.

„Ach, komm schon. Ist doch nur ein kleiner Bericht.“, versuchte Sheppard es jetzt auf die kumpelhafte Tour, während er lässig die Arme hinter dem Kopf verschränkte und ein unschuldiges Lächeln aufsetzte. Zu allem Überfluss setzte er noch einen drauf, indem er behauptete: „Außerdem war die Sache mit meinem Computer nun wirklich nicht meine Schuld. Was kann ich dafür, wenn dieses Mistding den Geist aufgibt?“

Rodney war kurz davor, ihn hochkant hinauszuwerfen, wenn ihm der Anblick von einem, sich auf deinem Bett räkelnden Sheppard nur nicht so gefallen hätte.


Fortsetzung folgt in Teil 2…


Kapitel 2 by Lenari
Teil 2


Sag nein, dann beginne mit den Verhandlungen.


John (02:16 Atlantiszeit)



„Ich sagte: Nein!“, blieb Doktor McKay unnachgiebig. Er setzte sich Sheppard gegenüber auf den Schreibtischstuhl, um zu demonstrieren, wie weit sie beide mit ihren Meinungen auseinander lagen und dass er nicht gewillt war, seinem Freund entgegenzukommen.

John wusste, dass er das Gesagte bereuen würde, noch bevor er es überhaupt ausgesprochen hatte, trotzdem meinte er: „Ich tue auch alles, was Sie wollen, Rodney.“

Gleichzeitig setzte er sich wieder auf und blickte Rodney direkt in die Augen. Ganz egal wie, er musste den Wissenschaftler unbedingt auf seine Seite bringen, ihn überzeugen, dass schon nichts Schlimmes mehr passieren würde. John war zu jung, um jetzt schon zu sterben. Okay, das war übertrieben, aber er hing an seiner Freizeit und wollte Elizabeth nicht noch unnötig verärgern. Das würde sich auf das ganze Team auswirken.

„Alles?“, hakte McKay nach und ein schelmisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Vielleicht konnte er die Sache doch noch zu seinem Vorteil nutzen. Zumindest konnte er so testen, wie weit John bereit wäre, zu gehen.

„Na ja, nicht alles. Also, es gibt da schon Ausnahmen.“, wandte Sheppard sofort ein, denn man konnte nie genau sagen, was hinter den blauen Augen des Kanadiers vor sich ging, was dessen Gehirn sich alles auszudenken vermochte. Deswegen schränkte er auch sogleich seine Handlungsbereitschaft im Groben ein: „Ich werde zum Beispiel nichts tun, was meinen Job gefährden könnte oder gar mein Leben.“

„Ihnen ist schon klar, dass ich es Ihnen sicher nicht leicht machen werde. Schließlich ist mein Laptop von unschätzbarem Wert.“, wies Rodney ihn im Vorfeld darauf hin, auch wenn es sicher nicht nötig gewesen wäre.

Damit habe ich auch nicht gerechnet.

„Ich werde Ihre Pornosammlung schon nicht löschen.“, scherzte John, um die ernste Stimmung etwas aufzulockern. Langsam wurde ihm doch etwas mulmig zumute. Es wäre auch zu einfach, wenn Rodney etwas Belangloses fordern würde.

Doch McKay blieb standhaft, ließ sich von seinem Kollegen nicht erweichen: „Wollen Sie nun, dass ich Ihnen helfe oder nicht?“

„Schon gut, schon gut.“, winkte Colonel Sheppard ab und ergab sich seinem Schicksal: „Also, was kann ich für Sie tun?“


Von allen anerkannten Ausnahmen gibt es Ausnahmen.


John (02:29 Atlantiszeit)



Doktor McKay überlegte kurz. Seine Stirn legte sich in Falten und John musste sich eingestehen, dass er das durchaus sexy fand. Doch er versuchte auch weiterhin gelassen zu bleiben, denn alles andere würde ihn um Kopf und Kragen bringen. Sein Gegenüber durfte sein Unbehagen unter keinen Umständen sehen, andernfalls hätte er sofort verloren.

„Wenn ich Ihnen also helfe, würden Sie mir zum Beispiel erlauben, immer den Jumper zu fliegen?“, fragte Rodney schließlich stoisch. Auch er setzte sein bestes Pokerface auf.

John erwiderte mit neuerlichen Einschränkungen: „Solange wie wir nicht angegriffen werden und Sie endlich lernen, ihn vernünftig geradeaus zu lenken.“

Es war sowohl ein Ja als auch ein Nein. Allein die Tatsache, sein Baby aus der Hand zu geben - und dann auch noch an jemanden, der nicht einmal geradeaus fliegen konnte - bedeutete einiges an Überwindung für ihn. Außerdem war er ein miserabler Fluglehrer, was Rodney schon am eigenen Leib erlebt hatte. Ihm war damit bereits klar gewesen, dass McKay ihn nur hatte testen wollen.

„Würden Sie auch jede wissenschaftliche Expedition mitmachen, auf die ich möchte?“, hakte dieser herausfordernd nach. Er wusste genau, wie sehr John das hasste. Für ihn gab es viel zu oft, viel zu wenig zu tun. Wenn das mal anders war, dann handelte es sich meist um Schadensbegrenzung.

„Solange es nicht auf ein Wraith-Basisschiff geht, sicher.“, erwiderte Sheppard mit erneuten, kleineren Einwänden.

Wieso kommt er nicht einfach zum Punkt, damit ich es hinter mich bringe?

„Würden Sie mich auch von hinten bis vorne bedienen?“ Diese Frage war bereits etwas gewagter, da es hierbei allein um Johns Stolz ging.

„Solange Sie es für sich behalten, ja.“ War dessen Beanstandung. Er hatte im Grunde nichts dagegen, seinem Freund jeden Wunsch von den Augen abzulesen, denn es gab Dinge, die auch ihm Spaß machen würden. Außerdem war ein zufriedener Rodney, ein pflegeleichter Rodney. Es würde positiv zum allgemeinen Arbeitsklima beitragen. Aber Hänseleien und Spott der anderen hätte sein Ego sicher nicht lange verkraftet. Außerdem störte ihn die Tatsache, dass Rodney keine zeitliche Begrenzung angegeben hatte. Auf zwielichtige Geschäfte ließ er sich grundsätzlich nicht ein.

Für John war die Krönung des Ganzen als Rodney fragte: „Würden Sie auch vor allen Expeditionsmitgliedern zugeben, dass ich klüger bin als Sie, besser aussehe und der smartere von uns beiden bin?“

Damit hatte dieser seinen wunden Punkt getroffen. Abmachungen, die unter ihnen blieben, waren eine Sache, aber die ganze Atlantisexpedition mit hineinzuziehen, ging einfach zu weit. Außerdem würde Sheppard sein Gesicht verlieren, was als Leiter der militärischen Abteilung nichts als Ärger geben würde. Seine Autorität musste gewahrt werden, koste es, was es wolle.

„Als ob das jemand glauben würde.“, winkte John ab und konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Dieses verschwand in dem Moment, in dem er Rodney leicht verärgertes Gesicht sah. Seufzend forderte der Colonel diesen auf: „Sagen Sie einfach, was Sie wollen.“

Ein Blick auf die Uhr verriet John, dass es für alles andere bereits zu spät oder noch viel zu früh war. Wenn er nicht bald anfing, dann würde er die Deadline nicht schaffen, aber erst in ein paar Stunden würde er sich woanders einen Computer besorgen können. Er saß buchstäblich in der Falle und war zu allem Überfluss ausgerechnet von Rodneys Gnade abhängig.


Irren ist menschlich - um die Lage wirklich ekelhaft zu machen, benötigt man schon einen Computer.


Rodney (02:50 Atlantiszeit)



„Dass weiß ich noch nicht so genau. Ich lasse es Sie bei Gelegenheit wissen.“, meinte Doktor McKay grinsend. Das war der ultimative Test. Wenn John wirklich einwilligte, dann wusste er nicht nur, dass sich der Colonel in einer scheinbar ausweglosen Situation befand, sondern auch, dass John unter den richtigen Bedingungen alles für ihn tun würde. Außerdem hätte er ein Druckmittel, ein Ass im Ärmel, das er jederzeit ausspielen könnte, wenn er es wollte. Er hatte seinen Freund sozusagen in der Hand. Ein schadenfrohes Lächeln zog durch Rodneys Gesicht, was John ganz und gar nicht gefiel.

„Sie wollen also, dass ich etwas zustimme, von dem ich nicht weiß, was es ist?“, fragte dieser brüskiert. Er fühlte sich sichtlich in die Ecke gedrängt und das dämliche Grinsen seines Gegenübers machte es auch nicht viel besser. Er musste sich entscheiden.

Rodney hakte selbstzufrieden nach: „Brauchen Sie meinen Laptop oder nicht?“

Er hatte sich in seinem Schreibtischstuhl zurückgelehnt und genoss es in vollen Zügen, die Fäden in der Hand zu haben. Natürlich würde er nichts tun, was John schaden würde, aber allein der Gedanke daran, dass er es könnte, bescherte ihm große Freude.

„Einverstanden.“, resignierte Sheppard und hielt seinem Kollegen die Hand entgegen. McKay ergriff diese und nach einem kurzen, bekräftigenden Händedruck übergab er seinen Stuhl an John, während er es sich auf seinem Bett gemütlich machte. Das leise Tippen von Johns Fingern auf der Tastatur ließ ihn schläfrig werden. Außerdem beruhigte ihn die Nähe seines Freundes, was es ihm leicht machte, einfach vor sich hin zu dösen und alle Sorgen für einen Moment zu vergessen.

Ich könnte mich glatt an seine Nähe gewöhnen.

Er war schon fast eingeschlafen, als ein schockiertes „Ups“ ihn in die Realität zurückbrachte. Sofort war er hellwach und blickte seinen Kollegen entsetzt an.

„Das war wirklich nicht meine Schuld.“, rechtfertigte dieser sich sofort. John hatte die Hände erhoben und war vom Computer weggerollt. Rodney sprang sofort auf, um den Schaden zu begutachten und gegebenenfalls lebenswichtige Rettungsmaßnahmen einzuleiten.

„Ach nein, meine Festplatte hat sich dann wohl von allein gelöscht.“, platzte es ärgerlich aus ihm heraus. John hatte sich unterdessen erhoben und Rodney nahm auf dem Stuhl platz.

Sheppard gab kleinlaut zu bedenken: „Wäre doch möglich.“ und verzog leicht das Gesicht. Das wohl Schlimmste war, dass er wirklich nichts gemacht hatte. Er hatte wirklich nur seinen Bericht abspeichern wollen.

„Wenn ich das nicht wieder hinbekomme, werde ich Sie erschießen.“, drohte Rodney gereizt. Er nahm seinen Gedanken von eben wieder zurück und schwor sich, nie wieder seinen Laptop aus der Hand zu geben. Schon gar nicht an einen Militär.

„Das war wirklich nicht mein Fehler. Ich wollte doch nur den Bericht speichern, bevor ich ihn abschicke. Auf einmal hat er dann angezeigt, dass alles gelöscht wurde.“ , rechtfertigte John sich noch einmal, während er erneut auf dem Bett zum Sitzen kam.


Wenn du jemandem einen Gefallen tust, dann gehört dies sofort zu deinem Job.


Rodney (03:59 Atlantiszeit)



„Sie bekommen das schon wieder hin. Ich brauche nur den Bericht.“, konnte John sich nicht verkneifen, zu sagen. McKay bedachte ihn mit einem kurzen, aber intensiven Blick, der zeigte, wie wütend der Wissenschaftler auf seinen Freund war. Sheppard hielt es für klüger, in den nächsten Minuten besser keinen Mucks mehr von sich zu geben, sonst würde Rodney seine Drohung doch noch wahr machen.

„Da hilft man Ihnen einmal und Sie glauben tatsächlich, dass das mein Job und mir Ihr Bericht nicht vollkommen egal ist.“, fauchte Doktor McKay angefressen. Er hatte es geahnt, aber er hatte sich dennoch breitschlagen lassen. Wieso hatte John auch auf diese bescheuerte Idee mit dem Gefallen kommen müssen?

John hakte nach: „Aber Sie können ihn doch wiederherstellen, oder?“ seinen Vorsatz, den Mund zu halten, vollkommen vergessend.

„Sie können froh sein, wenn ich Sie mit dem Laptop nicht erschlage.“, konterte Rodney, welcher vor Wut bereits überzukochen drohte. Sein Zorn wurde etwas besänftigt, als er es doch noch schaffte, seine Daten wieder herzuzaubern. Erleichtert seufzte er auf.

Gott sei Dank!

Sheppard nahm das als Anlass, sich die Gunst seines Freundes zu erschleichen, indem er sich erhob, sich hinter Rodney postierte und diesen sanft zu massieren begann. Es hatte nicht ganz die erwünschte Wirkung, denn dieser verkrampfte sich nur noch mehr.

„Lassen Sie das!“, schrie er John an und versuchte sich vergebens aus dessen Griff zu befreien.

Sheppard flüsterte ihm seicht ins Ohr: „Ich will es doch nur wieder gut machen.“ und hauchte dann einen Kuss auf Rodneys Wange, wanderte mit seinen Lippen weiter in Richtung Hals. Einen kleinen Zwischenstopp legte er an McKays Ohr ein, um daran zu knappern. Einen Moment war dieser gewillt, Johns Berührungen nachzugeben, doch so einfach konnte er es diesem Mann nun wirklich nicht machen. Er musste sich durchsetzten, wenn er es nicht sein wollte, der bald den Diener spielte.

„Wenn Sie glauben, damit hätte sich alles erledigt, dann irren Sie sich aber gewaltig.“, erwiderte Rodney so gefasst wie möglich, versuchte seinen Körper unter Kontrolle zu halten. Nur mit Mühe konnte er einen Seufzer unterdrücken, als Johns Hände nun seinen verspannten Rücken hinunter glitten.

„Ja, schon klar.“, stimmte Sheppard ihm da widerwillig zu, schickte aber auch sofort hinterher: „Aber etwas Schadensbegrenzung sollte doch erlaubt sein.“

Erneut begann Sheppard Rodneys Hals zu liebkosen. Das war die Art, wie er es seinem Freund danken wollte, und er hoffte immer noch, dass es reichen würde, dass es McKay ihre Abmachung vergessen ließ.

„Hätten Sie sich das nicht früher überlegen können?“, fragte Rodney mit geschlossenen Augen. Sein Zorn war so gut wie verflogen und langsam entspannte er sich unter Sheppards zärtlichen Berührungen. Wenn es schon freiwillig geschah, konnte er es auch genießen. Dennoch war er weiterhin sauer auf seinen Kollegen. Er hätte wirklich besser Acht geben können.

John erwiderte lapidar: „Wieso, er geht doch wieder, oder?“

„Das ist nicht Ihr Verdienst.“, wandte Rodney sofort ein.

„Ich weiß, aber ich kenne da auch ein paar Tricks, wie man jemand Bestimmten auf Touren bringen kann.“, säuselte John ihm ins Ohr, drehte ihn auf dem Stuhl so herum, dass sie sich ansehen konnten, ging vor ihm in die Hocke und küsste ihn dann leidenschaftlich, wenn auch nur kurz.

„Sicher?“, hakte McKay herausfordernd nach.

„Ganz sicher.“, bestätigte sein gegenüber und intensivierte die Zärtlichkeiten. Seine Hände wanderten in Richtung Rodneys Schoss, während dieser an Johns T-Shirt zu zehren begann. John ging ganz in die Knie und öffnete vorsichtig Rodneys Reißverschluss. Er hatte vor sich einer ganz bestimmten Stelle von McKays Körper ausgiebig zu widmen.


Ein Stromausfall kommt immer exakt eine Sekunde bevor du deine Arbeit gesichert hast.


John (04:28 Atlantiszeit)



Mittendrin hielt Colonel Sheppard inne, blickte zu Rodney empor, deutete mit dem Finger auf dem Laptop und meinte: „Aber vorher sollten Sie vielleicht noch den Bericht speichern und senden. Wir wollen doch nicht, dass alles umsonst war, oder?“

McKay blickte ihn entgeistert an und erwiderte dann patzig: „Ich könnte ihn auch einfach löschen.“

„Dann tu ich Ihnen aber auch keinen Gefallen mehr.“, stellte John klar, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Bett und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Er würde Rodney sogar kurz vor dem Höhepunkt einfach hängen lassen, wenn es sein musste. Sein Freund würde das schon überstehen.

„Erpressen Sie mich gerade?“, fragte dieser herausfordernd, rührte sich jedoch nicht. Ihm war schon klar, welches Bild er abgeben musste, aber das war ihm im Moment egal. Noch saß er am längeren Hebel.

„Ja, sieht ganz so aus.“, entgegnete John trotzig.

„Wenn das so ist…“ Rodney griff nach hinten und ließ seinen Finger genau über der Taste kreisen, die Johns Bericht sofort vernichten könnte - sozusagen auf Knopfdruck. Er brauchte nicht einmal nach hinten sehen. Computer waren sein Leben, er hätte sie auch blind und mit nur einer Hand bedienen können.

John streckte die Hand aus und sprang halb auf, während er flehte: „Nein, warten Sie! Schon gut, ich mach’ alles, was Sie wollen, nur nicht löschen.“

Er wusste, dass Rodney nicht bluffte, nicht in dieser Situation. Er war schließlich immer noch sauer, egal welche Überzeugungsarbeit schon geleistet wurde. John war auch weiterhin von seiner Gnade abhängig. Das würde sich wohl nie wieder ändern. Eigentlich sollte ihn dieser Gedanke beunruhigen, aber genau das Gegenteil war der Fall.

Werde jetzt bloß nicht sentimental, Sheppard, das kannst du dir nun wirklich nicht leisten.

„Alles?“, fragte Rodney erneut und ließ seinen Finger noch einen Zentimeter nach unten sinken. Ein triumphierendes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Augenscheinlich liebte er diese Spielchen.

„Alles!“, versprach John und hob zwei Finger. Dazu nickte er bekräftigend. Kaum hatte Rodney auf Speichern gedrückt und seine Hand weggezogen, ging das Licht aus. Aber es wurde nicht nur dunkel um sie herum, auch der Computerbildschirm wurde schwarz. Aus Sheppard platzte es schockiert heraus: „Was ist jetzt?“

„Sieht ganz nach einem Stromausfall aus.“, folgerte Doktor McKay und wie aufs Stichwort schaltete sich die Notbeleuchtung ein, doch sein Computer startete sich nicht neu. Er hätte vielleicht vorher ein volles Akku einlegen sollen.

John fragte ängstlich: „Aber Sie haben den Bericht doch gespeichert, oder?“

„Ich glaube nicht.“ Er hatte die Antwort schon geahnt, bevor sein Ohr sie vernahm. Verzweifelt ließ er seinen Kopf in seine Hände sinken und seufzte ein paar Mal frustriert auf.


Immer wenn man sich ernsthaft mit etwas befassen möchte, kommt etwas anderes dazwischen.


Rodney (04:36 Atlantiszeit)



„Dann war das alles umsonst?“, fragte Colonel Sheppard geknickt. Am Liebsten hätte er sich den Laptop geschnappt und ihn sich immer wieder gegen den Kopf geschlagen. Schlimmer hätte es nicht werden können.

„Scheint so.“, meinte Rodney mitfühlend und strich John aufmunternd durchs Haar, ehe er einen Kuss auf dessen Schob platzierte. Tröstend fuhr er fort: „Keine Sorge, es existiert sicher noch eine Sicherheitskopie. Der Bericht ist vielleicht nicht ganz vollständig, aber Sie müssen nicht alles noch einmal tippen. Außerdem sind wahrscheinlich sogar alle Computer ausgefallen, Dr. Weir wird es also wahrscheinlich gar nicht mitbekommen.“

„Gut zu wissen.“, stöhnte John und schaute auf, direkt in Rodneys blaue Augen. Es lag soviel Zuneigung in Sheppards Blick, dass Rodney unwillkürlich warm ums Herz wurde. Plötzlich legte sich ein Lächeln auf die Lippen seines Gegenüber und dieser fragte: „Wo waren wir?“

„Also Sie waren gerade genau dort.“, entgegnete Rodney verführerisch und rutschte auf dm Stuhl etwas nach vorne, um sich besser darbieten zu können. Es war nicht zu übersehen, wonach er verlangte.

John fügte voller Vorfreude hinzu: „Und ich glaube, ich weiß auch schon wieder genau, was ich dort tun wollte.“

Oh Gott, das hoffe ich doch!

Sheppard wollte gerade mit seinen Liebkosungen weitermachen, als ihre Funkgeräte plötzlich beide knackten und eine nervige Stimme verlauten ließ: „Doktor McKay, bitte sofort in die Zentrale. Colonel Sheppard in den Jumperhangar.“

Einen frustrierten Schrei konnte Rodney gerade noch unterdrücken, indem er die Zähne fest aufeinander biss. Er schnaufte wütend und vergrub sein Gesicht in Johns strubbligem Haar.

„Das ist doch nicht den ihr Ernst?“, stieß er verzweifelt hervor. Er wollte doch unbedingt von John oral befriedigt werden und dass am Besten sofort. Jetzt an etwas anderes als Sex zu denken, war für ihn sowieso so gut wie unmöglich. Er war schon erstaunt gewesen, überhaupt solange durchgehalten zu haben, ohne hemmungslos über seinen Freund herzufallen. Obwohl dieser sicher nichts dagegen gehabt hätte.

„Ich fürchte schon.“, sagte John und munterte McKay damit nicht gerade auf. Ganz im Gegenteil - dessen Seufzen wurde nur noch lauter.

„Aber ich will jetzt von Ihnen gnädig gestimmt werden.“, erwiderte er bockig und verzog schmollend sein Gesicht. Sheppard nahm es zwischen seine Hände und hauchte einen zarten Kuss auf die Lippen seines Gegenübers.

„Verschieben wir das auf später. Wir erledigen schnell alles und treffen uns dann wieder hier.“, versprach er und küsste Rodney erneut. Sie fanden diese Situation beide mehr als nur unfair, aber ihnen war auch klar, dass sie sich unmöglich vor ihren Pflichten drücken konnten. Sie hatten beide Bereitschaft und es würde wohl keiner verstehen, dass ihr Privatvergnügen Vorrang hätte haben müssen. Zumal sie niemandem etwas von ihren nächtlichen Eskapaden sagen konnten. Ihnen blieb gar keine andere Wahl als dem Ruf zu folgen.

Doktor McKay stimmte zu: „Einverstanden.“, auch wenn es ihm schwer fiel. John verließ gleich darauf das Quartier, doch Rodney brauchte noch einige Augenblicke, um sich soweit zu sammeln, dass er seinen Körper wieder unter Kontrolle bekam und nicht dem nächstbesten Menschen, dem er auf dem Flur begegnete, den Hals umdrehe.


Fortsetzung folgt in Teil 3…


© 2008 Lenari


Kapitel 3 by Lenari
Teil 3


Dringlichkeit ist zur Wichtigkeit umgekehrt proportional.


John (04:41 Atlantiszeit)



„Es geht um was?“, platze Colonel Sheppard hervor, als er im Jumperhangar angelangt und von zwei jungen Wissenschaftlern aufgeklärt worden war.

„Sie sollen uns helfen, Platz zu schaffen, damit wir die Ernte besser entladen können.“, wiederholte der eine das eben Gesagte des anderen noch einmal. Die Worte hatte John schon verstanden, nur den Sinn dahinter nicht ganz. Diese ganze Sache hörte sich nach einer absoluten Schachsinnsidee an.

Er fragte zähneknirschend: „Das ist alles? Ich soll lediglich ein paar Jumper umparken? Hätte das nicht auch ein anderer machen können?“

Das kann doch unmöglich ernst gemeint sein?

„Alle anderen sind nicht im Dienst oder auf Fremdwelten unterwegs.“, erklärte ihm jetzt der andere Wissenschaftler. Sheppard fühlte sich, als würden Dumm und Dümmer mit ihm reden. Er hoffte inständig, dass diese beiden armen Schweine jemandem unterstellt waren, der ihm noch einen Gefallen schuldig war. Ungestraft konnte er sie schließlich nicht davonkommen lassen. Nicht, nachdem sie ihm den Spaß mit Rodney versaut hatten.

„Und hätte das nicht auch noch etwas warten können?“, hakte er trotzig nach.

„Doktor Zelenka kommt in zwei Stunden mit den ersten Vorräten vom Festland zurück.“, antwortete nun der Linke von beiden. Das war zwar nicht die Antwort auf Johns Frage gewesen, aber wenigstens wusste er jetzt, wem er bei Gelegenheit die Schuld in die Schuhe schieben und zur Rechenschaft ziehen konnte.

Der rechte Wissenschaftler fügte noch hinzu: „Sie wären uns wirklich eine große Hilfe, Sir.“

„Außerdem sind Sie doch der fähigste Pilot in Atlantis.“, schleimte der andere Idiot weiter. John verdrehte genervt die Augen. Sicher hätte er sich auch nicht wehren können. Elizabeth hätte das sicher nicht zugelassen. Irgendjemand musste diesen beiden Deppen ja gesteckt haben, dass er heute Nacht Bereitschaftsdienst hatte.

„Wenn es denn unbedingt sein muss.“, resignierte John und machte sich, wenn auch nur widerstrebend, an die Arbeit.


Man hat niemals Zeit, es richtig zu machen, aber immer Zeit, es noch einmal zu machen.


Rodney (04:58 Atlantiszeit)



„OK, wo ist das Problem?“, fragte Doktor McKay, als er das Wissenschaftslabor betrat, wo er nur einen anderen Wissenschaftler antraf. Natürlich hatte dieser das Problem nicht in die Hand nehmen können. Wieso auch? Es war ja nicht so, dass Rodney etwas Wichtigeres vorgehabt hätte.

„Die Stromversorgung ist fast vollständig zusammengebrochen. Wir haben nur noch die Notversorgung.“, erklärte ihm sein Gegenüber knapp. Rodney hatte sich bereits die Bescherung über einen der Laptops angesehen.

„Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich will wissen, wieso?“, entgegnete er gereizt. Er wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Der junge Wissenschaftler meinte unsicher: „Wie es scheint, ist der Energieregler wieder überlastet.“

„Den habe ich gerade erst repariert.“, wehrte Rodney das eben gesagte als unmöglich ab. Er machte keine Fehler, schon gar nicht bei solch leichten Sachen wie der Reparatur eines Energiereglers. Für ihn stand fest, dass es etwas anderes sein musste.

„Anscheinend nicht richtig.“, gab der Mann zurück. McKay bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und checkte dann selbst die Daten.

Während er das tat, brauste er ungehalten auf: „Was? Wollen Sie damit sagen, ich habe geschlampt?“

„Nein, natürlich nicht.“, wehrte der Wissenschaftler sofort ab und hob beschwichtigend die Arme. Jeder wusste, wie Rodney werden konnte, wenn er sauer war, also versuchte man ihn so gut es irgend ging zu besänftigen und nach dem Mund zu reden. Nur leider gelang das nicht immer. Und die Daten verrieten auch nichts Eindeutiges.

Bin ich hier denn nur von inkompetenten Idioten umgeben?

„Es muss was anderes sein. Ich gehe das überprüfen.“, legte Doktor McKay fest und verließ, ein Pat unter den Arm geklemmt, das Labor, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen.


Alles, was man gerade nicht macht, ist viel wichtiger, als das, was man gerade tut.


John (05:44 Atlantiszeit)



„Das ist doch lächerlich. Jetzt spiele ich hier schon Parkwächter.“, brabbelte Colonel Sheppard vor sich hin, während er den mittlerweile vierten Jumper von einer Seite des Hangars zur anderen flog. Für ihn wirkte es nicht, als würde mehr Platz entstehen. Wenigstens besaßen sie von den Fluggeräten nur ein gutes Dutzend und einige standen eine Etage höher. Er begann mit der Aufzählung: „Ich bin der ranghöchste Offizier hier, verdammt. Ich bin der militärische Leiter von Atlantis. Die bescheuerten Zivilisten sollten tun, was ich sage und nicht umgekehrt.“

Manchmal ist es wirklich nicht lustig, ich zu sein.

Er setzte den Jumper punktgenau dort ab, wo es ihm Dumm und Dümmer gesagt hatten, aber er bezweifelte, dass er zum letzten Mal in den nächsten Stunden in exakt diesem Stuhl sitzen würde. Er hatte eine blöde Vorahnung und sein Instinkt hatte ihn noch nie betrogen. Im Augenblick wünschte er sich jedoch, dass er sich diesmal irren würde.

Sheppard meckerte weiter, auch wenn ihn niemand hörte: „Aber nein, ich bin ja blöd genug, mich hierzu überreden zu lassen.“

Er musste sich nur den Frust von der Seele reden, zur Not auch, indem er sich mit sich selbst unterhielt. Wer Selbstgespräche führte, sollte ja bekanntlich ausgeglichener sein. Verrückt war er sowieso schon, schließlich hatte er sich auf eine Affäre mit Doktor Rodney McKay eingelassen. Das allein grenzte bereits an Wahnsinn.

„Wenn ich daran denke, dass ich jetzt mit Rodney…“, begann er, unterbrach sich dann aber selbst: „Nicht dran denken, John, sonst hört dich nachher noch jemand.“

Er stieg aus dem Jumper und sprang gleich in den Nächsten. Wenn er einen Zahn zulegte, konnte er es in der verabredeten zeit vielleicht doch noch schaffen, zu Rodney zurückzukehren und dann würden sie endlich dort weitermachen, wo sie aufgehören mussten. Sein Körper kribbelte bereits jetzt vor Vorfreude.

Laut sagte er zu sich selbst, um sich anzutreiben: „Ich muss das hier so schnell wie irgend möglich hinter mich bringen.“


Nichts ist so leicht, wie es aussieht.


Rodney (05:57 Atlantiszeit)



McKay fluchte lautstark: „Autsch, verdammt!“, als ihn ein Stromschlag durchzuckte. Er hatte doch tatsächlich von dem Energieregler eine gewischt bekommen.

„Du blödes Mistteil von Maschine. Wieso funktionierst du nicht einfach. Das kann doch nicht so schwer sein. Ist ja nicht so, als ob du eine sehr komplizierte Aufgabe hättest. Ein wenig Energie speichern und in niedrigeren Voltzahlen wieder abgeben. Ganz einfach.“, redete er auf das metallene Gebilde ein, auch wenn er bezweifelte, dass es funktionieren würde. Schlaf- und Koffeinmangel machten sich erneut bei ihm bemerkbar.

Wenn das so weitergeht, drehe ich ganz sicher bald durch.

Was hätte er nicht alles für eine weitere Tasse Kaffee gegeben, doch er hatte ihn sich selbst verboten, da er nicht das Risiko eingehen wollte, dass noch einmal so ein Missgeschick passierte, wie mit Johns Computer. Andernfalls würde er gänzlich an Glaubwürdigkeit verlieren.

„Aber nein, du musst ja genau das Gegenteil tun.“, schimpfte er brummend und hielt sich kurz darauf die Hand vor den Mund, um ein Gähnen dahinter zu verstecken. Nicht, dass ihn jemand sah, aber alles andere wäre unhöflich gewesen - sogar einer kaputten Maschine gegenüber. Unbeirrt fuhr er mit seiner Meckerei fort: „Ich habe keine Zeit für diesen Scheiß.“

„Ich sollte schon längst mit John…“, begann er mit sehnsüchtigem Tonfall in der Stimme, unterbrach sich dann aber selbst, um sich zur Ordnung zu rufen: „Rodney, ganz ruhig. Das bringt dich auch nicht weiter. Versuch dich zu konzentrieren, denn umso schneller du das Mistding reparierst, desto schneller kommst du zu deiner verdienten Entspannung.“


Alles dauert länger als man glaubt.


John (06:12 Atlantiszeit)



„So, war’s das jetzt endlich?“, fragte John, nachdem er auch den letzten Jumper umgeparkt hatte. Er hatte es in etwa einer halben Stunde geschafft, seine persönliche Bestzeit. Er konnte durchaus stolz auf sich sein, auch wenn er das nie wieder tun würde.

„Noch nicht ganz. Der Jumper da vorne muss noch weiter rüber.“, meinte Dumm und wies auf den Jumper, den Colonel Sheppard als erstes umgeparkt hatte.

Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als einzuwenden: „Aber den hatte ich doch bereits umgeparkt und Sie sagten, er würde da perfekt stehen.“

Langsam aber sicher verging ihm das Lachen.

Das ist langsam wirklich nicht mehr komisch.

„Das dachte ich auch, aber da musste nicht auch noch ein Jumper zwischen diese beiden passen.“, wandte Dümmer ein. Wenigstens wusste er jetzt, warum er die Bezeichnungen für seine Gegenüber ausgerechnet so gewählt hatte.

„Soll das bedeuten, ich soll alle Jumper noch ein Stückchen versetzen?“, folgerte er grantig aus der eben gemachten Aussage.

„Genau das.“, bestätigte ihm Dumm. Frustriert und wütend schnaubte er hörbar und verdrehte dabei die Augen.

„Und das ist Ihnen nicht schon vor zehn Minuten aufgefallen, oder?“, hakte er sarkastisch nach.

Dümmer antwortete wie selbstverständlich: „Doch, schon, aber wir dachten, für den letzten Jumper würde der Platz trotz allem noch reichen.“

Allein dafür hätte Sheppard ihm am Liebsten den Hals umgedreht. Aber wie hatte seine Großmutter immer so schön gesagt: Rache war ein Gericht, dass man am Besten kalt servierte. Sie war eine sehr nachtragende Frau gewesen und heute verstand er auch endlich, warum.

„Es tut uns wirklich leid, Colonel.“, entschuldigte sich Dumm mit schuldbewusstem Blick. Wenigstens einer hatte kapiert, dass sie ihm den Morgen und wahrscheinlich sogar den ganzen Tag verdorben hatten. Immerhin ein kleiner Trost.

„Das wird noch Konsequenzen haben, glauben Sie mir. Das Wort Freizeit können Sie die nächsten Wochen erst einmal aus Ihrem Wortschatz streichen. Und Urlaub erst recht.“, drohte John lautstark, während er zu dem Jumper ging, auf den Dumm vor einigen Minuten gedeutet hatte. Weitere Flüche und wüste Beschimpfungen waren nur noch als unverständliches Gemurmel zu verstehen, aber das war auch besser so.


Alle unbeseelten Gegenstände können sich gerade soweit bewegen,
dass sie einem im Weg sind.


Rodney (06:27 Atlantiszeit)



„Was ist denn jetzt noch?“, fragte McKay verwirrt, als die Maschine immer noch nicht funktionieren wollte. >Ach komm schon, das machst du doch mit Absicht. Was habt Ihr denn heute eigentlich alle gegen mich?“

Er seufzte einmal laut auf und überprüfte dann erneut alle Kabel, Stecker und Schrauben. Alles war an seinem Platz und dennoch tat sich nichts. Geschafft richtete er sich erst einmal auf und streckte seine müden Knochen. Zusehens verfinsterte sich sein Blick und richtete sich auf den Energieverteiler.

Na warte, dir werde ich zeigen, wer hier der Boss ist.

Nachdem Rodney sich auch noch gefragt hatte, was John an seiner Stelle getan hätte, beendete er mit einem beherzten Tritt gegen das Gehäuse des Schrotthaufens seine Arbeit. Die Maschine sprang summend an.

„Na geht doch!“, stieß Doktor McKay freudig hervor, drehte sich um und stieß mit dem Fuß gegen eine schwere Transportkiste voller Werkzeug. Sofort fluchte er: „Autsch! Verdammte Kiste! Du standest doch gerade noch nicht da.“

Natürlich war ihm klar, dass Gegenstände sich nicht einfach bewegten, doch er hätte schwören können, dass sie gerade noch nicht in seinem Weg gestanden hatte. Er brauchte ganz dringend Kaffee und seine verdiente Entspannung.

„Na klasse, jetzt rede ich auch schon mit einem Werkzeugkasten. Ich brauche dringend Urlaub.“, meinte er kopfschüttelnd, während er den Raum verließ, um sich endlich mit John Sheppard zu treffen.


Fast alles hätte einen Sinn - wenn es einen Sinn hätte.


John (06:44 Atlantiszeit)



„Wo bleibt er denn? Das kann doch unmöglich länger gedauert haben als meine kleine Umparkparty. Na ja, vielleicht wäre es besser, wenn wir das auf später verschieben. In ein paar Stunden geht’s auf Mission und da sollte ich vielleicht noch etwas schlafen.“, redete Colonel Sheppard erneut mit sich selbst, während er zum x-ten Mal auf die Uhr sah, welche ihn schmerzlich darauf hinwies, dass es langsam aber sicher Morgen wurde und bald all die anderen Expeditionsmitglieder auf den Beinen wären. Sich dann noch aus Rodneys Quartier zu schleichen, ohne das jemand es bemerkte, wäre dann so gut wie unmöglich.

„John, Gott sei Dank, Sie sind noch da.“, stieß McKay erleichtert hervor, als er um die Ecke bog und John wartend vor seinem Quartier vorfand. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet.

John erwiderte mürrisch: „Ich wollte eigentlich gerade gehen. Ich dachte, Sie schaffen es nicht mehr.“

„Glauben Sie wirklich, ich würde mir das entgehen lassen?“, fragte Rodney mit gespieltem Schock und öffnete die Tür zu seinem Quartier. Er ließ John den Vortritt und verriegelte hinter ihnen die Tür sofort wieder.

„Nein.“, antwortete John nüchtern, fügte dann aber doch noch hinzu: „Beeilen wir uns lieber. Es wird nicht ewig so ruhig bleiben, wie jetzt.“

Mehr als alles andere hasste er es, die Zeit bei ihren Entspannungsübungen, wie Rodney den gemeinsamen Sex zu gerne nannte, im Rücken zu haben, aber ein Quicky und eine Stunde Schlaf waren besser als gar nichts. Sofort streifte er sich die Jacke von den Schultern, lief sich aufs Bett fallen und öffnete ungeduldig die Schnürsenkel seiner Stiefel.

„Sie haben Recht, wir sollten keine Zeit verlieren. Wer weiß, was sich diese Stadt sonst noch einfallen lässt, um uns zu ärgern.“, meinte McKay unterdessen und entkleidete sich ebenfalls so schnell es ihm möglich war.

Manchmal sind Militärstiefel einfach nur unpraktisch. In solchen Augenblicken ganz besonders.

„Ist wohl nicht so gut gelaufen, was?“ Johns beiläufige Frage wurde durch sein T-Shirt gedämpft, welches er sich gerade über den Kopf zog.

Rodney entgegnete patzig: „Bei Ihnen etwa?“ und drehte sich zu seinem Freund um. Musternd blieb sein Blick auf dessen Oberkörper haften. Er vergaß sogar für einen Moment, sich weiter zu entkleiden, aber das übernahm prompt auch John für ihn. Jetzt konnten sie sich endlich etwas entspannen.


Fortsetzung folgt in Teil 4…

© 2008 Lenari


Kapitel 4 by Lenari
Teil 4

Der Schnarcher schläft immer zuerst ein.


John (07:33 Atlantiszeit)



„Ja, das war genau das, was ich jetzt gebraucht habe.“, stieß Rodney zufrieden heraus und angelte nach der Zudecke, die während ihrer Aktivitäten auf dem Boden gelandet war. Dafür musste er sich jedoch halb über Sheppard rollen. Diesem machte das überhaupt nichts aus. Seinetwegen hätten sie den ganzen Tag im Bett verbringen können.

„Dem schließe ich mich an.“, stimmte er befriedigt zu und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Endlich hatte Rodney die Decke ergriffen und sie über beide ausgebreitet.

„Aber glauben Sie ja nicht, dass wir damit quitt sind.“, lenkte er ein, während er sich an John kuschelte. So bequem die Betten auch waren, sie waren eindeutig zu schmal für zwei Personen.

„Ja, hab’ ich mir schon gedacht.“, meinte John seelenruhig. Trotzdem wollte er wissen: „Ist Ihnen bereits eingefallen, wie Sie mich quälen können?“

Nicht, dass es ihn wirklich interessierte, aber er musste erfahren, worauf er sich einstellen sollte. Leider wurde er leicht von McKays Finger abgelenkt, der gedankenverloren über seine Brust kreiste und ihm sanfte Schauer durch den Körper jagte.

„Nein, aber es eilt ja auch nicht.“, nuschelte Rodney schläfrig. Er hatte die Augen geschlossen, was darauf hinwies, dass er bald einschlafen würde. Beide brauchten sie ganz dringend Schlaf, aber John hatte nicht vor, ihn sich hier zu genehmigen. Miteinander Sex zu haben, war eine Sache, aber neben seinem Freund einzuschlafen und später wieder aufzuwachen eine ganz andere. Noch war er aber überhaupt nicht müde.

„Wissen Sie, ich denke, wir haben noch genug Zeit für eine weitere Runde. Was meinen Sie?“, schlug er deswegen vor und richtete sich etwas auf, um Rodney ansehen zu können. Dieser war jedoch bereits eingeschlafen. Sheppard überraschte es immer wieder, wie schnell dieser Wissenschaftler es schaffte, einzuschlafen. John versuchte ihn zu wecken und flüsterte ihm ins Ohr: „Rodney?“

Das ist schon beinahe unheimlich.

John pustete seinem Freund ins Ohr, doch dieser rollte sich nur noch mehr zusammen. So würde er ihn sicher nicht wach bekommen. Also gab Colonel Sheppard es auf und stand auf, um sich wieder anzukleiden.

„Super! Soviel zum Thema.“, maulte er im Flüsterton, während er seine Hose zuknöpfte. Nachdem er sich vollständig angezogen hatte, verließ er leise Rodneys Quartier, ohne sich noch einmal umzudrehen.


Maschinen funktionieren meist besser, wenn man sie einschaltet.


John (08:56 Atlantiszeit)



„Wieso brauchst du denn heute so lange?“; fragte Colonel Sheppard an die Kaffeemaschine gewandt. Vor einer Viertelstunde hatte er sie eingeschaltet und es war nichts passiert. Das Wasser war nicht durchgelaufen und somit hing er auf dem Trockenen. In nicht ganz zwanzig Minuten musste er im Besprechungsraum sein und er war immer noch hundemüde. Geschlafen hatte er nicht mehr, nur geduscht und sich umgezogen. Er war nur froh, dass er nicht auch noch davon abgehalten worden war. Frustriert besah er sich das Gerät genauer und stellte schockiert fest: „Welcher Idiot hat denn den Stecker aus der Steckdose gezogen?“

Dann fiel ihm ein, dass er es getan hatte, damit er eine Ausrede hatte, nach Rodney zu rufen, doch sein Bericht war ihm dazwischen gekommen. Er hatte zwar noch bekommen, was er gewollt hatte, doch er hätte sich andere Umstände und sein Quartier dafür gewünscht. Wobei ihm auffiel, dass sie es eigentlich noch nie bei ihm getan hatten.

„Mist, dafür bleibt jetzt auch keine Zeit mehr. Das Dreckwasser aus der Cafeteria muss es auch tun.“, fluchte er. Vor allem aus dem Grund, dass anderer Kaffee hier nicht zu genießen war, hatte er ebenfalls auf eine eigene Kaffeemaschine bestanden, so wie alle anderen Leiter dieser Expedition. Rodney hatte sie geradezu dazu angestiftet, ebenfalls Forderungen zu stellen. Seine Beförderung hatte ganz oben auf der Liste gestanden, doch genau damit hatte er am Wenigsten gerechnet.

Elizabeth sei Dank, hatte er doch noch bekommen, was er sich gewünscht hatte. Ein Blick auf die Uhr wies ihn darauf hin, dass er kaum noch Zeit hatte, wenn er pünktlich sein wollte, also machte er sich auf direktem Weg zur Cafeteria. Dort angekommen, bekam er auch, was er verlangte, aber nicht unbedingt wollte. Wenigstens würde es ihn wach halten, auch wenn es kotzender Weise war.

„Oh mein Gott, schmeckt der scheußlich.“, platzte es aus Sheppard heraus, als er den ersten Schluck von dem pechschwarzen Gebräu nahm und verzog angewidert das Gesicht.

Das ist ja noch widerlicher als es aussieht.

Doktor McKay, welcher hinter ihm in der Reihe stand, meinte unbeeindruckt: „Schnappen Sie sich Zucker, der hilft wenigstens etwas gegen den ekelhaften Nachgeschmack.“ und holte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee.

„Schmeckt als wäre er drei Tage alt.“, erwiderte John angeekelt und ließ die Hälfte des Inhalts des Zuckerstreuers in seine Tasse rieseln. Der Geschmack des so genannten Kaffees war unzumutbar. Eine erneute Kostprobe erwies sich als ebenso ekelhaft, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Wenigstens konnten sich beide damit trösten, dass sie der Zucker mindestens noch vier Stunden wach halten würde. Entweder das, oder sie starben noch vor der Besprechung an einem Zuckerschock.

„Ist er wahrscheinlich auch.“, kommentierte Rodney, während er John in den Besprechungsraum folgte.

„Finden Sie nicht auch, dass heute irgendwie der Wurm drin ist?“, frage dieser angenervt, als er sich auf einem der Stühle niederließ.

„Nur heute?“, entgegnete McKay voller Unverständnis und machte es sich neben seinem Freund gemütlich. Kurz darauf trafen Doktor Weir, Teyla und Ronon ein.


Negative Erwartungen ergeben negative Ergebnisse.
Positive Erwartungen ergeben negative Ergebnisse.


Rodney (09:51 Atlantiszeit)



„Wieso sollten wir gleich noch mal alleine dorthin?“, fragte John wenig begeistert, als sie in einen der Jumper stiegen. Seine schlechte Laune war selbst für Rodney nicht zu übersehen. Dieser freute sich jedoch bereits auf den kleinen Ausflug, denn er hatte ihn selbst vorgeschlagen.

„Weil Taylor und Ronon beim Einbringen der Ernte helfen.“, erklärte er besserwisserisch. Sie nahmen Platz und John aktivierte die Konsole. Sie mussten noch einen Augenblick warten bis die anderen Leute die Ernte in Sicherheit gebracht hatten, denn anscheinend diente auch die Jumperlucke als Abstellplatz.

Wer auch immer für die Logistik zuständig ist, sollte gefeuert werden.

„Und das ist ein Grund?“, wollte Sheppard mit einem Seitenblick wissen. Er zog die Augenbrauen hoch und blickte seinen Freund abwartend an. McKay bemerkte es zwar, schenkte seinem Kollegen aber keine besondere Aufmerksamkeit. Er war dabei die Sensoren neu einzustellen, um so viele Daten wie irgend möglich sammeln zu können.

So meinte er nur, die ganze Sache herunterspielend: „Elizabeth hält das Risiko für vertretbar. Wir bleiben eh im Orbit des Planeten, um den geo-magnetischen Sturm zu beobachten. Laut Antikerdatenbank scheinen da auch nie Menschen gelebt zu haben.“

„Was wissen die schon.“, maulte John wie ein kleines Kind und fügte dann sicherheitshalber hinzu: „Und unsere Wissenschaftler sind sich wirklich sicher, dass wir nicht direkt in den Sturm geraten werden?“

„Über dem Stargate sollte er erst in einer Stunde sein, aber hundertprozentig sicher können sie nicht sein, da diese Stürme ebenso unberechenbar sind wie Tornados.“, sagte Rodney, ohne aufzusehen. Ihn beunruhigte das eigentlich weniger. Selbst wenn sich seine von ihm so geschätzten Kollegen um ein paar Minuten verrechnet haben sollten, bliebe ihnen immer noch mehr als genug Zeit, um dem Sturm auszuweichen. Das war eigentlich seine kleinste Sorge.

„Dann sollten wir jemanden mitnehmen, der sich damit auskennt.“, schlug Sheppard vor. Jetzt sah McKay ihn doch noch an. Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider.

Lauthals protestierte er: „He!“

„Ich meine doch einen von den Pfuschern, nur damit er alles noch einmal überprüft.“, rechtfertigte sich John und hob beschwichtigend die Hände.


Jede Berechnung, in die sich ein Fehler einschleichen kann, wird auch einen haben.


Rodney (10:00 Atlantiszeit)



Kaum, dass der Jumper den Ereignishorizont verlassen hatte, geriet er auch schon in den geo-magnetischen Sturm und wurde kräftig durchgeschüttelt. Überall zuckten Blitze durch die Gegend und Donner graulte durch die Luft. John hatte Schwierigkeiten, den Jumper gerade zu halten.

Anmaßend fragte er: „Wie war das noch gleich mit der Stunde?“

„Mehr oder weniger. In diesem Fall wohl viel weniger.“, rechtfertigte sich Doktor McKay sofort.

Als ob das meine Schuld wäre. Wahrscheinlich hatte der Logistiker seine Hände mit im Spiel.

„Alle anschnallen, jetzt wird’s holprig.“, rief Colonel Sheppard ernst, als er merkte, dass er die Maschine nicht mehr in der Luft halten konnte. Er gewann einfach nicht an Höhe. Es war ihm unmöglich, die Atmosphäre zu durchdringen. Er konnte nur noch versuchen, sie heil nach unten zu bringen. Wenn es ging auf eine Lichtung und nicht zwischen unzählige Bäume.

„Linkes Triebwerk ausgefallen.“, meldete McKay, als sie ein Blitz erwischte. Sie waren im Cockpit vor der Energie geschützt, aber ihre Elektronik leider nicht.

„Nein wirklich?“, schnauzte John ihn sarkastisch an. „Ich bring uns runter, bevor wir noch wie ein Stein vom Himmel fallen.“

Er drehte um, so gut es ihm möglich war. Wenn sie schon abstürzten, dann wenigstens in der Nähe des Stargates. Dort war der Wald auch lichter und eine Landung eher möglich. Obwohl er es immer noch hoffte, direkt zum Gate zu kommen und es vielleicht doch noch passieren zu können.

Rodney berichtete: „Rechtes Triebwerk ebenfalls offline.“

„Soviel zum Thema.“, schnaubte John und bereitete sich innerlich auf den Absturz vor, ebenso wie Rodney, welcher sich krampfhaft an die Konsole klammerte. .


Die Natur ergreift immer die Partei des versteckten Fehlers.


John (10:10 Atlantiszeit)



Wenn er das gewusst hätte, hätte er diese ganze Umparkgeschichte im Keim erstickt und stattdessen jedes einzelne Fluggerät manipuliert. Stattdessen saß er in einem Jumper fest, der dabei war, auf den Boden zu plumpsen wie ein Stein. Er hatte langsam aber sicher die Nase voll von diesem Tag und es war noch soviel davon übrig.

„Da vorne sind Bäume.“, schrie Doktor McKay ihn an.

„Das sehe ich! Wir fliegen schließlich über einen Wald.“, brüllte Colonel Sheppard ihn an, ohne den Blick von dem Cockpitfenster zu nehmen. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich zu streiten. Sie heil runter zu bringen zum Beispiel.

„Vielleicht solltest du versuchen auf der Lichtung dort zu landen.“, riet Rodney ihm und deutete genau vor sie in den Wald hinein.

John fauchte ihn wütend an: „Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte, wir stürzen ab, Rodney! Ich bin so gut wie manövrierunfähig, ich kann mir leider nicht aussuchen, wo wir runtergehen.“

Gott, wieso kann er nicht einfach mal fünf Minuten die Klappe halten und sich seine blöden Ratschläge klemmen?

„Versuchen Sie doch wenigstens zum Stargate zurückzukehren.“, versuchte McKay es noch einmal, nur um irgendetwas zu unternehmen. Denn seine Versuche, die Triebwerke wieder anzuwerfen, misslangen immer wieder.

„Was glauben Sie wohl, was ich hier gerade versuche? Kaffeepause?“, schnauzte John ihn voller Zorn und Zynismus an. Kurz darauf schrie er: „Festhalten!“

Er konnte nichts weiter tun, als den Arm auszustrecken und Rodney in den Sitz zu drücken, ehe sie hart auf dem Boden aufschlugen und er das Bewusstsein verlor.

Jeder Fehler in einer Berechnung wird sich in die Richtung des größtmöglichen Schaden bewegen.


Rodney (10:21 Atlantiszeit)



„Rodney, alles klar?“, drang Johns Stimme gedämpft an sein Ohr. Langsam kam er wieder zu sich und richtete sich auf. Das erste, was er wahrnahm, waren seine mörderischen Kopfschmerzen und der nicht zu ignorierende Brechreiz. Ihm war schwummrig und er konnte nicht klar denken.

„Was…?“, fragte er stöhnend und versuchte den Nabel aus seinem Kopf zu bekommen, der sich immer wieder über seine Gedanken legte. Nur verschwommen erkannte er Johns Gesicht.

„Sie haben da eine böse Platzwunde und wahrscheinlich auch eine Gehirnerschütterung.“, erklärte dieser McKay und untersuchte dessen Kopf.

„Wirklich?“, murmelte dieser und befühlte die Wunde an seiner Stirn. Er zuckte zusammen und zog seine Hand zurück, als er einen leicht brennenden Schmerz fühlte. Ein leichtes „Oh!“ entwich seinem Mund.

„Ich hole den Erste-Hilfe-Kasten.“, sagte Sheppard und erhob sich. Gleich darauf bereute er es und stöhnte unter zusammengepressten Zähnen hervor: „Argh!“

„John, was ist?“, fragte Rodney besorgt. Kaum hatte er die unterdrückte Schmerzbekundung seines Freundes gehört, war er hellwach gewesen. Ihm war noch immer schlecht und sein Schädel brummte auch weiterhin, doch die Nebelschleier lichteten sich endlich und er konnte wieder einigermaßen klar denken.

Sheppard winkte ab: „Nichts!“

Och bitte, als ob ihm das jemand abkaufen würde!

„Manchmal sind Sie wirklich ein miserabler Lügner.“, kommentierte Rodney und stand ebenfalls auf. Er schwankte leicht, schaffte es aber, nicht umzukippen und in den hinteren Teil des Jumpers zu gelangen, wo er sich wieder setzen konnte.

„Ich komm schon klar.“, wehrte John ab. Er wollte sich nicht helfen lassen, doch allein der Gedanke daran, den Arm zu heben, durchflutete ihn mit Unbehagen. McKay ahnte so etwas, als John zögerte, den Erste-Hilfe-Kasten zu ergreifen und nahm ihn für diesen aus der Verankerung.

„Lassen Sie mich Ihnen doch helfen. Der Kratzer kann warten.“, beschwichtigte Rodney seinen Freund, bevor dieser protestieren konnte.

Der Colonel spottete: „Heute so heldenhaft? Sonst jammern Sie doch schon bei einem Splitter wie ein Baby.“, doch aus einem Lachen wurde schnell ein lautes Aufstöhnen.

„Gewöhnen Sie sich gar nicht erst dran, ich habe eine Gehirnerschütterung und kann nicht klar denken.“, wehrte Rodney ab und öffnete die kleine Box. Er wusste noch nicht wie, aber er würde zumindest versuchen, John zu helfen. Etwas anderes konnten sie im Moment auch nicht tun.


Fortsetzung folgt in Teil 5…


© 2008 Lenari


Kapitel 5 by Lenari
Teil 5


Das Können eines Menschen steht im umgekehrten Verhältnis zu seinen Möglichkeiten.


John (10:39 Atlantiszeit)



„Autsch! Vorsicht, meine Rippen brauche ich noch.“, bellte Colonel Sheppard den Wissenschaftler an. Er hatte von Anfang an gewusst, dass das ein schlechter Vorschlag gewesen war. McKay war einfach die falsche Art von Doktor.

„Stellen Sie sich nicht so an. Ich habe Ihnen gleich gesagt, ich habe kein Händchen für Medizin.“, verteidigte dieser sich. Er fuhr damit fort, John einen Stützverband anzulegen, auch wenn er ihm immer wieder Schmerz zufügte. Er machte es ja nicht mit Absicht und so ungeschickt stellte er sich auch nun wieder nicht an.

„Ja, eine Florence Nightingale sind Sie nicht gerade.“, kommentierte Sheppard stöhnend.

Rodney beendete das Thema, indem er unmissverständlich klarstellte: „Ich bin alles, was Sie kriegen können, also finden Sie sich damit ab.“

„Können Sie nicht schon mit den Reparaturen anfangen?“, versuchte John von sich und seiner Verletzung abzulenken. Hätte er Rodney nicht geschützt, wäre es sicher nicht so schlimm gewesen.

Wieso musste ich auch ausgerechnet jetzt Mutterinstinkte entwickeln?

Zu ändern war es nicht mehr und er musste wohl oder übel damit leben. Auch mit Rodneys leichten Schuldgefühlen. Dieser würde es sicher nie zugeben - sich sicher nicht einmal selbst eingestehen - aber wieso sonst sollte er sich so aufopfernd um John kümmern, wenn nicht aus Schuld.

„Würde ich ja gerne, aber des würde nur noch mehr Schaden verursachen, als beheben. Elektrische Geräte sind bei Stürmen dieser Art vollkommen nutzlos, selbst fortschrittliche Antikertechnologie wie der Jumper.“, erläuterte McKay, während er den Stützverband befestigte und seine Arbeit begutachtete. So schlecht fand er sie gar nicht. John versuchte, seinen Arm zu bewegen und er musste anerkennen, dass es wirklich nicht mehr allzu sehr schmerzte, wie noch zuvor. Sein Freund musste also wirklich etwas richtig gemacht haben.

„Aber die müssen doch einen Sicherungsmechanismus oder so eingebaut haben, nur für den Fall.“, dachte Sheppard laut nach und zog sich unter Qual ein neues T-Shirt an. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass er laut aufschrie. Sie mussten sich unbedingt irgendwie ablenken.

Rodney erwiderte ehrlich: „Wären wir gleich gelandet, dann wäre auch der Elektronik nichts geschehen, aber so. Mal ganz abgesehen von den Schäden des Aufpralls, kann das Schiff auch eine Menge Energie verloren haben. Genaueres weiß ich aber erst, wenn der Sturm aufhört und ich die Systeme checken kann.“

„Wir sollten also auch mit einem strammen Fußmarsch rechnen?“, wog John ihre Möglichkeiten ab.

„Ausschließen kann ich es nicht.“, bestätigte McKay. Das war nicht die Antwort, die John hatte hören wollen, aber er hatte trotzdem mit nichts anderem gerechnet.


Du kannst nicht gewinnen.


John (11:11 Atlantiszeit)



„Sie schummeln!“, stieß Doktor McKay beschuldigend hervor und warf die Karten, die er noch in der Hand hielt zu Boden. Sie hatten es sich im Heckabteil des Jumpers bequem gemacht, warteten ab, dass der Sturm nachließ und spielten eine Art Poker.

„Tu ich nicht.“, verteidigte sich Colonel Sheppard brüsk.

„Soviel Glück können selbst Sie heute nicht haben.“, wandte Rodney wissend ein. Er hörte sich ein wenig wie ein bockiges Kind an. John konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Er entgegnete besserwisserisch: „Tja, vielleicht haben Sie heute einfach viel mehr Pech.“

Verwundern würde es mich jedenfalls nicht.

„Das glaube ich kaum, schließlich bin ich es nicht, der hier mit geprellten Rippen sitzt.“, konterte Rodney und verzog grimmig das Gesicht.

„Gebrochen trifft es eher.“, stellte John richtig und hielt sich die Seite, um sich bequemer hinzusetzen. Leider war es für ihn so gut wie unmöglich, eine Position zu finden, in der es sich nicht anfühlte, als würden sich seine Rippen nicht Stück für Stück in seine Lunge bohren. Er hoffte immer noch, dass alles nur ein schlechter Traum sein und er gleich aufwachen würde.


Diskutiere nie mit einem Irren - die Leute könnten den Unterschied nicht feststellen.


Rodney (11:34 Atlantiszeit)



„Das hab’ ich alles nur Ihnen zu verdanken.“, machte John jetzt seinerseits Rodney einen Vorwurf.

„Als ob ich was dafür könnte, dass wir abgestürzt sind.“, rechtfertigte dieser sich voll Unverständnis für diese Behauptung. Er war ebenso ein Opfer der Umstände wie sein Gegenüber.

„Nein, aber Sie hätten an Sicherheitsgurte denken können.“, wandte Colonel Sheppard ein. Er verzog schmerzhaft das Gesicht, versuchte jedoch weiterhin stark zu sein. Rodney war nicht blind. Er sah sehr wohl, dass etwas nicht stimmte, sagte aber nichts.

Stattdessen konterte er: „Die Antiker haben die Jumper gebaut und es wahrscheinlich vorgezogen, sicher zu landen.“

„Die wären aber auch sicher nicht auf die bescheuerte Idee gekommen, in einen geo-magnetischen Sturm zu fliegen.“, ließ Sheppard sich nicht von seiner Meinung abbringen. Er musste einfach jemandem die Schuld gegen, um seinem Frust freien Lauf lassen zu können, und Rodney war nun mal der einzige, der anwesend war. Den Antikern konnte er nach ihrer Rückkehr auch nicht von Angesicht zu Angesicht die Schuld geben, weil diese schon lange Toast waren, also musste sein Wissenschaftlerfreund darunter leiden.

„Nein wahrscheinlich nicht.“, gab dieser mürrisch zu. Auch er war wütend. Er hätte die Daten selbst überprüfen, sich einen anderen Tag aussuchen oder Zelenka schicken sollen. Wenn er besser aufgepasst hätte, wäre es nicht soweit gekommen.

Was hatte mich bloß geritten, einem dieser inkompetenten Fachidioten zu vertrauen? Wenn man nicht alles selber macht…

„Also sind Sie Schuld.“, schlussfolgerte Colonel Sheppard daraus und grinste triumphierend.

„Sie sind doch geflogen.“, schob McKay seinem Gegenüber den schwarzen Peter zu. Er war ebenso dazu in der Lage, Schuldzuweisungen zu machen, wie sein Freund.

„Und Sie haben genervt.“, gab John zurück.

„Wenn einen die Schuld trifft, dann Weir.“, versuchte Rodney das leidige Thema endlich abzuschließen, ohne dass einer von ihnen beleidigt sein würde. Jemandem die Schuld zu geben, der nicht anwesend war, hielt er deswegen für die beste Idee.

Sheppard jedoch sah das ganz anders und vertrat auch weiterhin seine Meinung: „Nein, mir gefällt meine Variante besser.“


Die Wahrscheinlichkeit des Geschehens steht in umgekehrtem Verhältnis zum Wunsch.


Rodney (11:42 Atlantiszeit)



Rodney folgte Johns Bewegungen mit den Augen. Er hatte weder die Lust, noch den Elan aufzustehen und seinem Freund hinterherzulaufen. Sheppard blickte aus dem Fenster. Noch immer Blitze es in der Atmosphäre und das verhieß nichts Gutes. Sie saßen weiterhin fest, konnten nicht nach draußen und waren zum Nichtstun verdammt. Wenn Rodney wenigstens an etwas hätte herumbasteln können.

„Wie lange dauert der Sturm denn noch?“, quengelte John missmutig. Jetzt benahm er sich wie ein Kleinkind. Auch er hasste es, untätig herumzusitzen.

„Sieht nicht so aus, als würde er in nächster Zeit nachlassen.“, antwortete Rodney schulterzuckend.

„Was Sie nicht sagen.“, brummte Sheppard. Er ließ sich wieder auf den Boden sinken, streckte seine Beine aus und lehnte sich gegen eine der Rückbänke. McKay rutschte neben ihn.

„Sie haben doch gefragt.“, verteidigte dieser sich gleichzeitig.

„Ja, weil mir langweilig ist.“, nörgelte John und machte ein trauriges Gesicht.

„Wir könnten ja vielleicht…“, begann McKay und hob beide Augenbrauen.

Sheppard wehrte ab: „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre.“

Spielverderber.

„Wir werden sehen.“, blieb Rodney unbeirrt und setzte sich einfach auf dessen Schoß. Seine Finger legten sich an Johns Gürtel und öffneten diesen, während er ihn gleichzeitig am Hals küsste.

„McKay, hören Sie auf.“, bat Sheppard und versuchte ihn wegzudrücken, was natürlich nicht wirklich gelang. Er wurde nachdrücklicher: „Rodney!“

Sein Gegenüber ließ von ihm ab und sah ihn verständnislos an. Während sie warteten, konnten sie sich ebenso gut amüsieren. Sie hatten zwar mal ausgemacht, dass sie ihre Eskapaden auf Atlantis und das Festland beschränken würden, aber das hier konnte man wohl kaum als Mission bezeichnen. Außerdem langweilten sich beide zu Tode, weshalb etwas Zerstreuung keinem von beiden schaden würde. Bei diesem Sturm würde sie sicher auch kein Tier überraschen, Menschen gab es hier nicht und selbst wenn, sie waren im Jumper vor allen Gefahren geschützt. Er verstand Sheppards Reaktion also nicht wirklich.

„Tu ich Ihnen weh?“, fragte McKay daher, denn alles andere konnte er ausschließen.

„Nein, aber…“, fing John an, kam jedoch nicht weiter, da Rodney jeden weiteren Einwand mit einem Kuss im Keim erstickte und sich auf seinem Schoß zu bewegen begann. Es dauerte nicht lange und der Atem beider Männer wurde schneller. Sheppard hatte jeglichen Widerstand aufgegeben und von sich aus begonnen, Rodneys Körper zu erkunden. Als McKay mit der Hand schließlich in seine Hose glitt und sein Glied umfasste, stöhnte John lustvoll auf: „Gott verdammt, Rodney.“


Schlafe nie mit jemandem, der noch verrückter ist als du.


John (12:18 Atlantiszeit)



„Rodney, wir tun das nie wieder.“, keuchte Colonel Sheppard völlig erledigt. Eine bleierne Schwere lag noch immer in seinen Knochen und sein ganzer Körper fühlte sich angenehm taub an. Jeder einzelne Nerv kribbelte unter seiner Haut und ließ ihn die letzten Wellen der abklingenden Erregung spüren. Inzwischen war er ganz froh, dass sein Freund ihn doch noch hatte überzeugen können.

„Ja, schon klar.“, stimmte dieser ihm zu und fragte vorsichtig: „Tut es sehr doll weh?“

„Nein, eigentlich nicht, aber das liegt sicher am Adrenalin.“, wehrte John ab. Beim heftigen Atmen zog es unangenehm in seiner Brust und seine Rippen fühlten sich unnatürlich schwer an, aber instinktiv hatten sie seinen Oberkörper so gut es ging verschont und er hatte sich auch nicht wirklich bewegen müssen. Rodney hatte die ganze Arbeit mit Freuden für ihn übernommen.

Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.

„Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber Sex macht mich hungrig.“, bemerkte Doktor McKay nachdenklich und richtete sich auf. Er streifte sich die Hose wieder über und erhob sich, um nach etwas Essbarem zu suchen.

John erwiderte spöttisch: „Sie macht doch alles hungrig.“

„Heißt das, Sie wollen nichts?“, fragte Rodney herausfordernd und blickte zu seinem Freund nach unten. Sheppard lag noch immer auf dem Rücken, die Hände auf der Brust gefaltet und die Beine leicht gespreizt. Unter ihm lag eine Decke und der weiße Verband stach auffällig hervor. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen und er musterte Rodney eingehend. Dieser trug nämlich kein Hemd und glänzte leicht vom Schweiß.

„Das habe ich nicht gesagt.“



Die Natur belügt dich immer solange es geht.


Rodney (12:46 Atlantiszeit)



„Der Sturm hat nachgelassen.“, bemerkte John überrascht, als er erneut aus dem Cockpitfenster blickte. Über ihm erstreckte sich blauer Himmel soweit er sehen konnte. Er sah zu Rodney hinüber.

„Was? Wirklich?“, fragte dieser perplex. So schnell hatte er nicht damit gerechnet. Ganz wollte er dem Frieden aber nicht trauen, also hakte er abschätzig nach: >>Sind Sie sicher?<<

John öffnete die Hecklucke und ging an Rodney vorbei, um einen Blick nach draußen zu werfen. Im Vorbeigehen ergriff er seine MP, nur um sicher zu gehen, dass ihn keine böse Überraschung erwartete.

„Klarer Himmel, Sonnenschein. Der perfekte Tag für einen Strandbesuch.“, kommentierte er das, was er sah.

„Wenn Sie einen finden, ich habe nichts dagegen.“, entgegnete Rodney lapidar. Er war bereits im vorderen Teil des Jumpers verschwunden und überprüfte mit Hilfe seines Pats die Systeme des Fluggerätes. Dabei nuschelte er: „Dann wollen wir doch mal sehen, was das Baby noch hergibt.“

„Und?“, erkundigte sich Colonel Sheppard eine Weile später und schaute über McKays Schulter auf den kleinen Bildschirm. Aus dem, was er da sah, wurde er jedoch nicht wirklich schlau.

Rodney bat ihn, ohne aufzusehen: „Versuchen Sie mal, den Jumper zu aktivieren.“ John tat, wie ihm befohlen, doch es tat sich rein gar nichts. McKay hatte so etwas schon vermutet. Sein Weg führte ihn wieder ins Heckabteil des Jumpers, wo er einige Abdeckungen löste, um an die Schaltkreise zu kommen. Johns fragenden Blick im Nacken spürend, meinte er: „OK, dann sollte ich vielleicht erst einmal die Energieversorgung checken.“

„Soll ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“, bot Sheppard sich an. Er hatte eh gerade nichts Besseres zu tun.

„Ja, halten Sie die Klappe und lassen Sie mich arbeiten.“, winkte Rodney herablassend ab.

„McKay.“, wies John ihn zurecht.

Dass ein Genie nicht einfach mal in Ruhe arbeiten kann, ohne sich auch noch mit solchen Nebensächlichkeiten befassen zu müssen, ist das Letzte.

„Tun Sie lieber, was Sie am besten können und sondieren Sie die Umgebung, spielen Sie Tarzan,… was auch immer.“, versuchte McKay seinen Freund zu verscheuchen, um in Ruhe arbeiten zu können. Störungen jeglicher Art konnte er jetzt nicht mehr gebrauchen, schließlich hatte er nun genug damit zu tun, sie wieder aus dem Schlammassel herauszuholen. Wenn es irgend ging, in einem Stück. Beschädigt zwar, aber immer noch am Leben.


Fortsetzung folgt in Teil 6…


© 2008 Lenari


Kapitel 6 by Lenari
Teil 6


Jede Lösung bringt mindestens zwei neue Probleme.


Rodney (13:03 Atlantiszeit)



„Wie geht es voran?“, fragte Colonel Sheppard keine halbe Stunde später. Er lehnte an der Wand zwischen Cockpit und Heckabteil.

Doktor McKay antwortete ohne aufzusehen: „Nicht so schnell, wie ich gehofft habe. Das Problem mit der Stromversorgung habe ich geregelt, aber dafür fehlen uns Steuerung, Waffensysteme, Sauerstoffversorgung und Triebwerke. Also alles, was wir brauchen, um hier wieder weg zu kommen.“

„Aber Sie können es reparieren?“, hakte John nach.

„Ich hoffe es.“ Rodney beendete seine Arbeit und drängte sich an seinem Freund vorbei, um sich die Steuerung näher anzusehen.

„Sie hoffen es?“, wollte dieser irritiert wissen und blickte dem Wissenschaftler hinterher.

„Ich kann noch nicht einmal annähernd sagen, welche Systeme noch betroffen sind. Falls es Ihnen entgangen sein sollte, wir sind abgestürzt. Vielleicht haben wir ja nicht einmal genug Ersatzteile, um alles wieder in Gang zu bringen.“, erwiderte McKay gereizt. Er verdrehte die Augen. Johns dumme Fragen waren wirklich keine Hilfe. Sie hielten ihn nur davon ab, nachzudenken und seine Arbeit zu tun.

„Es soll nicht perfekt sein, McKay, ein paar Meter fliegen reicht schon. Wenigstens bis zum Gate.“, entgegnete Sheppard ebenfalls genervt. So hatte er sich diesen Ausflug nicht vorgestellt.

Rodney blickte seinen Kollegen herausfordert an und fragte patzig: „Und wenn ich es nicht schaffen sollte?“

„Für den Fall sollten wir wenigstens wissen, wo es langgeht, und wir sollten um Hilfe rufen können.“, stellte John klar.

„Das Funkgerät sollte noch funktionieren.“, meinte Rodney nur und überprüfte seine Behauptung sofort.

„Sollte?“, hakte Sheppard erneut leicht verwundert nach.

„Ich tue, was ich kann, OK!“, zischte McKay ihn an. Vorwurfsvoll hakte er nach: „Was haben Sie eigentlich in der letzten halben Stunde getan, außer mich zu kritisieren?“

Das man ein Genie nicht einfach mal in Ruhe seine Arbeit machen lassen kann?

„Ich habe das Schiff auf strukturelle Schäden untersucht, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich würde gern wissen, wie die Chancen stehen, diesen Jumper in einem Stück in die Luft zu bekommen.“, rechtfertigte John sich trotzig.

„Und?“ Auf einmal klang Rodney irgendwie besorgt und blickte von der Konsole auf.

„Scheint nicht so schlimm zu sein, aber wir sollten es vermeiden, die Atmosphäre zu verlassen oder zu tauchen.“, winkte Colonel Sheppard ab.

„Gut.“ Damit war die Sache für Doktor McKay erledigt. „Dann mache ich jetzt mal weiter.“

„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte Sheppard gelangweilt. Rodney bedachte ihn lediglich mit einem vernichtenden Blick. Das war für John Antwort genug und er verabschiedete sich mit den Worten: „Schon gut, ich sehe mich etwas um, vielleicht finde ich das Stargate oder irgendetwas, dass wir gebrauchen können.“


Hast Du die Lösung für ein Problem gefunden, hat sich die Art des Problems geändert.


Rodney (13:25 Atlantiszeit)



„Was ist denn nun noch?“, wollte Doktor McKay entnervt wissen. „Wieso bekommst du denn keinen Strom?“

Langsam aber sicher hatte er von diesem Tag die Nase voll. Nichts wollte klappen und selbst seine geliebten, technischen Geräte versagten nach und nach den Dienst. Er hielt das für nicht fair. Er schwor sich, an weiteren Tagen wie diesen nicht mehr aus seinem Bett zu kriechen und zu arbeiten. Stattdessen würde er sich einfach krank melden und es aussitzen. Höchstwahrscheinlich würde er nicht einmal der einzige sein, dem es so erging. Colonel Sheppard wäre ihm sicher eine gute Gesellschaft.

„Ach komm schon, ich habe die Energieversorgung dreimal geprüft, du solltest funktionieren.“, zeterte er den Jumper an, auch wenn er wusste, dass das nichts bringen würde, geschweige denn, dass er eine Antwort erhielt, die ihn zufriedengestellt hätte. „OK, wenn du dich mit mir anlegen willst, bitte. Das kannst du haben. Aber glaube mir, dass wird dir nicht gefallen.“

Was würde ich nicht alles dafür geben, mit Doktor Zelenka tauschen zu dürfen.

Drohend kletterte er unter die Konsole im Cockpit: „Ich kriege dich wieder hin, Schrotthaufen, darauf kannst du Gift nehmen.“


Ganz egal, welchen Weg Du nimmst, es geht immer aufwärts und gegen den Wind.


John (13:26 Atlantiszeit)



„Verdammt ist das kalt. Eben war es doch noch warm. Und wo kommt der blöde Wind denn her?“, fluchte Colonel Sheppard mit klappernden Zähnen. Mit seinem Atem versuchte er, seine Finger zu wärmen. Er machte eine Notiz an sich selbst, nie wieder ohne Handschuhe und Winterjacke durch das Gate zu gehen. Sich seiner Kleidung zu entledigen war immer leichter, als sich bei sinkenden Temperaturen den Hintern abzufrieren.

Missmutig zischend stapfte er weiter durch den Wald: „Oh man, besteht dieser Planet eigentlich nur aus Hügeln. Wir können doch unmöglich die einzige Lichtung gefunden haben, die es auf diesem Felsen gibt?“

Dreißig Minuten schlich er jetzt schon im Dickicht herum, ohne etwas Nennenswertes zu finden. Keine Tiere, keine Menschen, kein Stargate. Nicht einmal eine lausige Ruine oder widerliche Insekten. Bis auf die unzähligen Bäume schien dieser Planet vollkommen tot zu sein. Bei diesen geo-magnetischen Stürmen auch kein Wunder.

„Rodney, wie kommst du voran?“, fragte John in sein Funkgerät. Er hasste diese Stille und hatte das unwiderstehliche Verlangen, sich mit einem anderen Menschen zu unterhalten, bevor er noch verrückt wurde. Leider war Rodney weit und breit der einzige, also riskierte John es sogar, angeblufft zu werden. Immer noch besser, als sich mit sich selbst zu unterhalten.

Aus dem Funkgerät drang McKays missgelaunte Stimme: „Hören Sie auf, mich zu nerven.“

„Ich nerve nicht.“, verteidigte sich John prompt.

„Dafür erschrecken Sie mich jedes Mal zu Tode.“, erwiderte Rodney besserwisserisch und fügte hinzu: „Was wollen Sie?“

„Nur hören, ob alles in Ordnung ist.“, antwortete John so ruhig, wie es ihm möglich war. Er berichtete weiter, nachdem er ein verächtliches Schnaufen von seinem Freund als Erwiderung erhielt: „Ich habe noch nichts gefunden. Ich seh’ mich noch eine halbe Stunde um und komm dann zurück.“

„Ganz wie Sie meinen.“, winkte dieser abwesend ab. „Rodney Ende.“

Damit war für McKay die Unterhaltung beendet und Sheppard sah keinen Sinn mehr darin, in weiter zu stören. Dann musste er wohl oder übel doch mit sich selbst Vorlieb nehmen.

Oh man, ich würde alles machen, nur damit er mir einmal richtig zuhört.


Du kannst immer nur das finden, was Du nicht suchst.


John (13:32 Atlantiszeit)



„Argh… verdammt.“, fluchte Colonel Sheppard laut auf. Nicht nur, dass er ausgerutscht und einen Hügel hinuntergefallen war, er war auch mit voller Wucht mit dem Rücken gegen etwas Hartes gestoßen. Er keuchte auf, als sich seine Lunge zusammenzog und er für einen kurzen Moment keine Luft mehr bekam. Sein Schädel dröhnte. Jetzt konnte er nachvollziehen, wie sich Rodney gefühlt haben musste, nachdem er nach dem Absturz wieder erwacht war. Außerdem fühlte es sich jetzt noch viel mehr danach an, als würde seine Rippe in seiner Lunge stecken. Wütend auf sich selbst schnaubte er: „Klasse gemacht, John. Lässt dich einfach einen Abhang hinunterfallen. Dir hätte sonst was passieren können.“

Er war nur froh, dass niemand sonst ihn hören konnte. Man hätte ihn sicher als vollkommen verrück abgestempelt. Er glaubte langsam selbst, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Dieser Tag machte ihn noch wahnsinnig und er hatte gerade mal die Hälfte davon überstanden. Er wollte gar nicht wissen, was sonst noch passieren könnte.

„Rodney hätte wahrscheinlich nie nach dir gesucht, geschweige denn, dich gefunden.“, schimpfte John weiter. Unter Schmerzen und nur sehr langsam schaffte er es, sich wieder aufzurichten. Sein Rücken fühlte sich steif an, er hatte einige Schrammen und bald sicher unzählige blaue Flecken, aber etwas Ernsteres war nicht geschehen. Er konnte von Glück sagen, dass er nicht schlimmer verletzt worden war. „Du kannst von Glück sagen, dass dieser Fels…“

Er brach mitten im Satz ab, als er sah, wogegen er wirklich geprallt war.

„Ich werd’ verrückt.“, stieß Sheppard verblüfft hervor. Vor ihm ragte das Heck eines Jumpers in die Höhe. Er war bereits stark überwuchert, leicht angerostet und sicher auch beschädigt, aber er wirkte wenigstens von Außen noch fahrtüchtig. Ein Antiker musste vor 10.000 Jahren damit abgestürzt sein. Mit etwas Glück funktionierte er noch oder aber sie konnten einige Teile ausbauen, die sie brauchten.

OK, vielleicht ist dieser Tag doch nicht so schlecht.

Colonel Sheppard öffnete die Hecklucke und betrat das Innere des Jumpers. Er war identisch mit dem Ihrigen, nur nicht ganz so sauber. Hier hatte lange keiner mehr Staub gewischt. Im Cockpit fand er dann auch den Piloten, oder das, was noch von ihm übrig war.

„Autsch, das muss wehgetan habe.“, murmelte John und verzog das Gesicht, als könnte er den Schmerz förmlich spüren. Er untersuchte das Skelett genauer und stellte fest, dass das Genick gebrochen war. An den Toten gerichtet, meinte er: „Glück im Unglück, was Kumpel.“

Dann zog er die Leiche vom Pilotensitz und nahm darauf Platz, um die Systeme des Paddle Jumpers zu überprüfen.

In jedem kleinen Problem steckt ein großes, das gerne raus will.


Rodney (13:43 Atlantiszeit)



Mit einem kräftigen Tritt gegen die Konsole gab Doktor McKay seine Bemühungen auf, den Jumper reparieren zu wollen. Denn gerade hatte ihn eine Anzeige auf seinem Laptop darauf aufmerksam gemacht, dass die Energiequelle versagt hatte.

„Du verdammter Schrotthaufen, wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?“, fluchte er lauthals. Weiter vor sich hinmurmelnd stampfte er ins Heckabteil: „Du lässt mich hier die ganze Arbeit machen, um dich wieder zum Fliegen zu bringen, und dann gibst du einfach den Geist auf? Hast du dir das so gedacht?“

Wenn Colonel Sheppard ihn gehört hätte, hätte dieser ihn sicher für vollkommen verrückt erklärt. Irgendwie machte ihn dieser Tag auch irre.

„Warte bis wir wieder in Atlantis sind, dann wirst du dein blaues Wunder erleben.“, drohte er dem Fluggerät mit erhobener Faust. Er wollte gerade die Verkleidung abnehmen, als sein Funkgerät knackte.

Kurz darauf hörte er Colonel Sheppards Stimme fragen: „McKay?“

„Was?“, zeterte dieser entnervt zurück.

„Ich hab ’nen Jumper gefunden.“, verkündete John voller Stolz. Rodney konnte sein dämliches Grinsen förmlich sehen.

„Wirklich?“, platzte es verwundert aus McKay heraus. Erstaunt ließ er das Pet in seiner Hand sinken und setzte sich auf eine der Rückbänke. Das war einfach zu gut um war zu sein.

„Ja wirklich!“, bestätigte Sheppard und fügte sofort zuversichtlich hinzu: „Und die Kontrollsysteme scheinen sogar noch zu funktionieren. Damit müssten wir es bis nach Hause schaffen.“

Rodney hakte nach: „Und wieso ist der Pilot dann nicht damit weggeflogen?“

„Vielleicht, weil er sich beim Aufprall das Genick gebrachen hat, McKay.“, erwiderte John zynisch.

„Oh.“ Das erklärte natürlich so einiges. Also hatten nicht nur sie einen schlechten Tag erwisch und sich in ihren Berechnungen geirrt. Aber McKay hatte ja schon immer gewusst, dass die Antiker nicht so klug waren, wie alle immer behaupteten.

„Bleiben Sie, wo Sie sind, ich komme zurück.“, sagte Colonel Sheppard.

Rodney gab zurück: „Gute Idee, denn unser Freund hat gerade gekündigt.“

„Packen Sie zusammen, was Sie brauchen. Ich bin in etwa einer Stunde zurück.“ Damit beendete John ihre kleine Unterhaltung. Mehr gab es nicht zu sagen. Dann hieß es für ihn also warten. Er hoffte nur, dass sein Freund nicht von einem weiteren geo-magnetischen Sturm heimgesucht wurde, denn dann würde er sicher nie wieder von diesem Planeten gelangen. Nicht nur, dass er dann auf sich allein gestellt wäre, er würde den Jumper auch sicher nie finden. Er wusste zwar, in welche Richtung John gegangen war, aber wohin genau, das konnte er nur raten.

Ich brauch erst mal was zu essen.


Wartet man auf jemanden und denkt, er komme nicht mehr,
so wird dieser genau dann kommen, wenn man ihm entgegenläuft.


John (15:22 Atlantiszeit)



„Hatte ich nicht gesagt, Sie sollen auf mich warten?“, fragte Colonel Sheppard als er Doktor McKay auf sich zukommen sah. Er war voll beladen und keuchte ununterbrochen von der Anstrengung. John selbst erging es jedoch nicht anders. Auch er wollte nichts sehnlicher als nach Hause gelangen und sich endlich ausruhen.

„Sie hatten auch gesagt, dass Sie in einer Stunde zurück sein würden.“, rechtfertigte Rodney sich prompt. Er war in die Richtung losgegangen, in die auch Sheppard vor einigen Stunden verschwunden war, nachdem er knapp eine davon vergeblich auf diesen gewartet hatte. Er war es leid gewesen, tatenlos herumzusitzen.

John hakte herausfordernd nach: „Haben Sie mich etwa vermisst?“

Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. Er für seinen Teil war ganz froh, nicht mehr allein durch den Wald stapfen zu müssen, sondern endlich wieder in Gesellschaft zu sein, selbst wenn sie so unausstehlich war, wie sein Freund im Moment. Auch dieser hatte deutlich die Nase voll von diesem Tag.

„Nein, ich will nur endlich nach Hause. Ich brauche dringend eine Dusche.“, erwiderte Rodney patzig und trottete weiter. John machte kehrt und folgte ihm. Er dachte nicht daran, seinem Freund etwas abzunehmen. Noch nicht jedenfalls.

Wenn ich mitmachen darf, habe ich nichts dagegen.

„Ja da könnten Sie Recht haben.“, grinste Sheppard amüsiert.

„Sie riechen auch nicht gerade besser als ein Iltis.“, zischte McKay verächtlich, was John nur noch mehr zum lachen brachte.

Dieser erwiderte rechtfertigend: „Ich bin gerade vier Stunden durch die Gegend gelatscht, bin einen Abhang hinuntergerutscht und mit dem Rücken gegen die Seitenwand eines Jumpers geknallt. Ich denke, ich habe das Recht, etwas streng zu riechen, Rodney.“

„Wie auch immer.“, winkte Doktor McKay ab, blieb stehen und ließ seine Last erschöpft zu Boden sinken. Brummend wies er seinen Freund an: „Helfen Sie mir lieber.“


Fortsetzung folgt in Teil 7…


© 2008 Lenari


Kapitel 7 by Lenari
Teil 7

Das, was du suchst, findest du immer an dem Platz, an dem du zuletzt nachschaust.


John (16:45 Atlantiszeit)


„Ich bin mir sicher, dass er hier irgendwo sein muss.“, murmelte Colonel Sheppard nachdenklich. Die beiden Männer irrten jetzt bereits seit einer halben Stunde durch den dichten Wald, ohne den anderen Jumper gefunden zu haben, dabei waren sie Johns Meinung nach an der Stelle, wo er ihn gefunden hatte.

„Vielleicht haben Sie ihn sich auch nur eingebildet.“, entgegnete Rodney mürrisch. Er war es leid, ohne Ziel in der Gegend herumzustiefeln.

„Genau, und in Wirklichkeit träume ich das alles.“, erwiderte John sarkastisch und verdrehte die Augen. Noch einmal versuchte er sich zu orientieren und etwas zu finden, dass einen Anhaltspunkt bieten konnte, um herauszufinden, wo genau sie sich befanden, beziehungsweise wie sie zum Jumper gelangen konnten.

McKay zuckte mit den Schultern und meinte lapidar: „Das würde mich jetzt auch nicht mehr verwundern.“

„OK, Sie gehen da entlang und ich versuche es hier.“, wechselte John das Thema und zeigte in zwei verschiedene Richtungen. Widerwillig folgte Rodney diesem Befehl, auch wenn er ihn unsinnig fand. Immer noch besser als herumzustehen und darauf zu warten, dass ein erneuter geo-magnetischer Sturm aufzog.

John war nicht ganz fünf Minuten unterwegs gewesen, als er Doktor McKays Stimme vernahm: „Ich hab’ ihn!“

„Sein Sie vorsichtig McKay, der Boden ist sehr…“, rief Sheppard ihm zu, unterbrach sich aber selbst, als Rodney das gleiche Schicksal ereilte wie ihm.

Ups.

Er kam nicht mehr rechtzeitig, um seinem Freund davor zu bewahren, den kleinen Abhang hinunter zu rutschen, und konnte gerade noch sehen, wie dieser gegen die Seite des Jumpers rollte, die auch schon Johns Rücken kennen lernen durfte. Kleinlaut fuhr er fort: „…glitschig.“


Man muss die Menschen nehmen wie sie sind - andere gibt es nicht.


John (17:51 Atlantiszeit)



„Vorsichtig.“, warnte Doktor McKay, als Colonel Sheppard ihm aufhelfen wollte. Kurz darauf schrie er auf: „Autsch! Ich sagte doch: Vorsichtig!“

Er hatte sich den Fuß verstaucht, was dem Tag die Krone aufsetzte. Wenigstens waren sie jetzt am Jumper und mussten hoffentlich nirgendwo mehr hinlaufen. Wenigstens schien der Ausrüstung nichts passiert zu sein.

John winkte genervt ab: „Stellen Sie sich nicht so an. Sie werden es überleben.“

Er half Rodney in den Jumper und setzte ihn auf dem Pilotensitz ab. Dann sammelte er die Ausrüstung und die Ersatzteile ein, die überall verstreut lagen, und schaffte sie nach und nach in den Jumper. Als er auch die letzten Teile eingesammelt hatte, humpelte Rodney ins Heckabteil, um sich an die Arbeit zu machen.

„Zeigen Sie mal her.“, meinte Sheppard, der McKays ständiges Gejammer nicht mehr aushielt. Bei jedem Schritt fluchte er leise oder schnaubte ein ‚Au!’ heraus.

Manchmal ist er so ein Baby…

Er zerrte Rodney auf einen freien Platz der Rückbank und zog dessen Schuh langsam und vorsichtig aus. Während er das tat, zeterte sein Wissenschaftlerfreund die ganze Zeit, was John fast wahnsinnig machen.

„Nun stell dich nicht so an, der Fuß ist doch noch dran.“, blaffte John ihn schließlich doch noch an, obwohl er sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun. „Er ist nur leicht angeschwollen. Sicher nur verstaucht.“

„Nichts für ungut, aber Sie sind kein Arzt.“, fauchte McKay zurück und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Mal wieder spielte er den Gekränkten. Patzig fügte er hinzu: „Und Ihre zahlreichen Verletzungen beim Golf sind für mich keine ausreichenden Referenzen. Ich…“

Sheppard erstickten jeden weiteren Kommentar seines Freundes mit einem Kuss im Keim. Er hatte keine Lust mehr zu diskutieren. Er wollte endlich nach Hause, wenn es möglich war, noch heute.

Also wies John ihn an: „Halten Sie die Klappe, Rodney, und machen Sie sich an die Arbeit!“


Wer sich nicht einmal am Tag irrt, ist entweder dumm
oder phantasielos oder hat vom Tag nichts gehabt.


Rodney (17:37 Atlantiszeit



„Einer der Hauptkristalle des Antriebs ist hin. Wir haben keinen Ersatz.“, meinte Rodney nüchtern, als er sich zu John umdrehte. Dieser sah den Wissenschaftler entgeistert an.

Dann platzte es aus Sheppard heraus: „Wie bitte? Sie sollten doch alles Notwendige mitnehmen.“

Das klang zu vorwurfsvoll, als das McKay es hätte auf sich sitzen lassen können.

„Tja, das hätte ich, leider sagten Sie, dass die Steuerungssysteme funktionieren, Colonel.“, schob er die Schuld zurück auf den Colonel. Er sah nicht ein, warum alles ihm angelastet werden sollte. Er machte hier schließlich nur seinen Job. Es war nicht sein Verschulden, dass sie auf diesem Planeten festsaßen, schließlich hatte er diese Mission auch von Anfang an für eine schlechte Idee gehalten. Zumindest die Tatsache, dass sie heute stattfinden sollte.

„Ich sagte, es sieht so aus, als würden Sie funktionieren. Sie hätten am Jumper warten sollen, dann hätten wir viel mehr mitnehmen können.“, rechtfertigte sich Sheppard prompt.

„Nur nicht dieses Teil, denn das war beim anderen Jumper auch nicht mehr zu retten. Es muss während des geo-magnetischen Sturms passiert sein.“, erwiderte Rodney darauf, spielte den Ball an seinen Freund weiter.

Zynisch brauste John auf: „Dann ist der Antiker auch in einen geraten? Man, dass hätte ich nicht gedacht.“

„Ihr Sarkasmus hilft uns jetzt auch nicht weiter.“, schnauzte McKay zurück und ließ sich auf einen der freien Plätze nieder. Er hatte nicht mehr die Lust noch die Kraft zu streiten. Was sie auch versuchten, um von diesem Planeten weg zu kommen, nichts schien zu funktionieren. Dieser Planet - dieser Tag - wollte sie einfach nicht in Ruhe lassen. Ihr restliches, trostloses Glück schien lediglich dafür zu sorgen, dass sie immer noch nicht draufgegangen waren.

„Sieht so aus.“, stimmte Sheppard resigniert zu und machte es sich auf dem Boden vor Rodney gemütlich, nicht ohne leise vor Schmerz zu stöhnen. Dieser legte ihm eine Hand auf die Schulter und strich mit der anderen durch sein schwarzes Haar, versuchte es erfolglos zu bändigen und verwuschelte es dadurch nur noch mehr.

Wieso kann ich ihm nur nicht lange böse sein?

John schlug schließlich vor: „Wir sollten versuchen, das Stargate zu erreichen.“

Er war nur realistisch. Ohne dieses wichtige Teil würden sie nicht fliegend von diesem Planeten gelangen. Sie mussten es zu Fuß versuchen, ob sie nun wollten oder nicht. Das war ihre einzige Chance. Sie konnten nicht riskieren, dass noch ein Jumper abstürzte. Auch Rodney war das voll und ganz bewusst.

„Es wird bald dunkel und außerdem melden die Sensoren, dass bald ein Sturm aufzieht. Das schaffen wir nie.“, blieb auch er nüchtern. Sie mussten diesen Tatsachen ins Auge sehen. Jetzt aufzubrechen, würde ihre Chancen zu sterben erheblich erhöhen. Es wäre reiner Selbstmord.


Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.


Rodney (17:40 Atlantiszeit)



Sheppard blickte McKay mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte resignierend: „Haben Sie eine bessere Idee?“

„Ehrlich gesagt, ja.“, bestätigte dieser. „Zuerst einmal könnten wir etwas essen. Dann sollten wir uns Ihre Rippen und Ihren Rücken noch einmal ansehen und wenn Sie schon mal oben ohne sind, wäre es doch nicht schlecht, wenn wir…“

Den Rest des Satzes ließ Rodney offen. Sein Gegenüber wusste auch so, was gemeint war.

„Rodney.“, empörte sich John und lenkte dann ein: „Ich würde das gern noch einmal tun, aber sollten wir uns nicht lieber überlegen, wie wir diesen verdammten Planeten verlassen können?“

Man ist er ein Spielverderber.

„Vor morgenfrüh können wir gar nichts tun.“, wehrte Doktor McKay ab. „Zumindest nichts, was zu unserer Rettung beiragen könnte.“

„Ich hasse das.“, seufzte sein Freund. Rodney ging es ähnlich, aber er sah wirklich keine andere Möglichkeit. Ihm wäre es auch lieber gewesen, den Jumper zu reparieren, und bequem nach hause zu fliegen. Stattdessen saßen sie erneut in einem irreparablen Jumper fest und hatten sicherlich einen strammen Fußmarsch vor sich, sobald der Sturm vorbei war.

„Und jetzt?“, fragte McKay nachdenklich.

John erhob sich stöhnend und meinte: „Lass uns was essen.“


Es gibt zwei Arten von Menschen: solche, die Glück haben - und solche wie mich.


John (18:23 Atlantiszeit)



„Rodney, aufhören!“, schrie Colonel Sheppard laut auf und stieß den halbnackten Rodney von sich. Er hatte die Schmerzen solange ausgehalten wie möglich, doch nun brachten ihn sein Rücken und sein Brustkorb fast um. Das Gefühl, dass sich eine Rippe in seine Lungen bohrte, nahm erneut zu. Erschöpft und schwer atmend blieb er auf dem Boden liegen. „So wird das nichts.“

„Vorhin hat es doch auch geklappt.“, protestierte Rodney gegen Sheppards Einwand. Er schmollte leicht, dass hörte John genau, auch wenn er das Gesicht seines Freundes nicht sah, da er die Augen geschlossen hielt.

„Da bin ich auch noch nicht mit dem Rücken gegen den Jumper geknallt.“, rechtfertigte John sich und blickte McKay in die Augen. Dieser setzte sich auf.

Mit fester Stimme wies er den Colonel an: „Stehen Sie auf!“

„Was?“, wollte dieser perplex wissen. Er stützte sich auf seine Ellenbogen.

Seit wann hat er denn was zu sagen?

„Aufstehen! Ich habe eine Idee.“, wiederholte Rodney seine Aufforderung.

„Rodney?“ John zog den Namen betont lang, um nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass er seinem Freund nicht traute, jedenfalls nicht, was diese Art von Ideen betraf.

„Vertrauen Sie mir.“, meinte McKay mit bittendem Blick.

„Als Sie das das letzte Mal sagten, haben Sie ein ganzes Sonnensystem in die Luft gejagt.“, stellte Sheppard grinsend klar. Er erinnerte sich gut an diese Mission und auch daran, dass er Rodney damals am Liebsten erschossen hätte. Vor allem aber an die Zeit danach, als sie eine ganze Weile nicht mehr mit einander geschlafen hatten. Nicht, weil John es nicht gewollt hätte, sondern weil er seinem Freund einfach ein schlechtes Gewissen bereiten wollte. Er hatte deswegen sogar eine zeitweilige Abstinenz in Kauf genommen. Alles zum Wohle der Menschheit.

„Fünf Sechstel!“, verbesserte McKay ihn und erntete dafür einen strengen Blick von Sheppard. Schnell fügte der Wissenschafter hinzu: „Und das war etwas ganz anderes.“

„Na schön, ein letzter Versuch. Helfen Sie mir hoch.“, gab John doch noch nach, denn er war ebenso daran interessiert, ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen wie sein Freund. Er hielt Rodney, welcher zwischenzeitlich aufgestanden war, die Hand entgegen.


Wer sündigt, schläft nicht.


Rodney (19:01 Atlantiszeit)



„Rodney?“, fragte Colonel Sheppard gähnend. Nach ihrem leidenschaftlichen Stelldichein hatten sie es sich wieder auf dem Boden des Jumpers gemütlich gemacht. Noch immer versuchte John eine Schlafposition für sich zu finden, in welcher er keine Schmerzen hatte. Leider nervte das McKay, denn er konnte nicht einschlafen, obwohl er es eigentlich versuchen wollte.

„Hm?“, grummelte er lediglich.

„Wieso siezen wir uns eigentlich noch? Ich meine, wir schlafen miteinander, da sollten wir uns doch eigentlich duzen. Zumindest wenn keiner da ist.“, fragte John nachdenklich und starrte an die Decke. Vorerst hatte er es aufgegeben, eine passable Schlafposition zu finden. Rodney wandte sich ihm zu und stützte seinen Kopf auf seine Hand. John blickte ihn ebenfalls an.

McKay entgegnete ehrlich: „Und dann? Irgendwann würde es Gewohnheit werden. Sie sind Militär, Sheppard, was wir hier tun, kann für Sie das Todesurteil bedeuten. Mal ganz abgesehen davon, dass es wohl kaum einer auf Atlantis verstehen würde.“

„Das ist wahr.“, stimmte John ihm zu. Ihnen war klar, dass sie jederzeit erwischt werden konnten und dass es nur eine Frage der Zeit war, bis andere aus ihrem Team es bemerkten und dumme Fragen stellten. Aber sie wussten auch, dass aus ihnen nie ein Paar werden würde - dass ihre Beziehung allein aus Freundschaft und Sex bestand.

Wir sind einfach nicht für die Liebe geschaffen.

„Ich denke, es ist besser, wenn wir es so lassen, wie es ist. Keine Festlegungen und keine tiefen Gefühle. Nur reine Befriedigung von Lust. Das ist für alle Beteiligten besser so.“ Damit beendete Rodney das durchaus unangenehme Thema. Allein darüber nachzudenken, bereitete ihm Kopfschmerzen. Seine leichte Gehirnerschütterung reichte ihm bereits.

„Richtig.“, pflichtete Sheppard ihm bei und wandte seinen Blick wieder der Decke zu. Auch McKay machte es sich wieder bequem. Nach einer Weile fragte John erneut: „Rodney?“

„Was denn noch?“, antwortete dieser genervt.

„Haben wir Schlaf- oder Schmerztabletten in der Erste-Hilfe-Tasche? Ich kann nicht schlafen.“, wollte er wissen und wälzte sich erneut auf dem unbequemen Boden herum. Widerwillig zog Rodney die rote Tasche von der Bank und wühlte darin herum.

Schließlich erwiderte er kopfschüttelnd: „Morphium und Kopfschmerztabletten, aber ich denke nicht, dass Sie davon was wollen.“

„Nein.“, entgegnete Colonel Sheppard resignierend und rollte sich kurzentschlossen gegen McKay, bettete seinen Kopf und seine Hand auf dessen Brust. Für John war das die perfekte Position zum Einschlafen, denn weder sein Rücken noch seine verletzten Rippen wurden belastet. Rodney empfand das jedoch als weniger angenehm. Sie waren noch nie in solch einer Position nebeneinander eingeschlafen und er wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte, zumal John zuvor diese komische Frage gestellt hatte. Das verwirrte ihn. An Schlaf war für ihn deswegen nicht mehr wirklich zu denken.


Fortsetzung folgt in Teil 8…

© 2008 Lenari


Kapitel 8 by Lenari
Teil 8

Die Information, die du hast, ist nicht die Information, die du willst.
Die Information, die du willst, ist nicht die Information, die du brauchst.
Die Information, die du brauchst, ist nicht verfügbar.


Rodney (21:09 Atlantiszeit)



„Argh… Rodney?“, hörte Doktor McKay die gequälte Stimme von Colonel Sheppard aus dem Heckabteil rufen.

„Hier drüben.“, antwortete er, ohne auch nur von den Anzeigen aufzusehen. Schlurfend kam John ins Cockpit und ließ sich stöhnend und den Rücken reibend in den Copilotensitz sinken.

Neugierig fragte er: „Was machen Sie da?“

„Ich suche das Stargate. Der Sturm hat vor ungefähr einer halben Stunde nachgelassen.“, erklärte Rodney ihm knapp nahm sich einen neuen Quadranten ihrer Umgebung vor. Bis jetzt hatte er einfach noch kein Glück gehabt. Schon dreimal hatte er die Parameter verändern und somit den Suchradius vergrößern müssen. Je weiter ihr Weg sein würde, desto kleiner wurden ihre Chancen, es vor dem nächsten Sturm zum Gate zu schaffen.

„Hat Atlantis versucht, uns anzufunken?“, hakte Sheppard nach. Er wirkte noch immer verschlafen und vollkommen erledigt.

„Wenn ja, dann nicht in den letzten dreißig Minuten.“, erwiderte McKay leicht genervt, weil er versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.

„Ich dachte, der Antrieb ist nicht zu reparieren.“, plapperte John ungeniert weiter.

Mit zusammengebissenen Zähnen antwortete Rodney gepresst: „Ist er auch nicht, aber ich versuche das Stargate zu finden. Leider herrschen noch immer elektrische Spannungen in der Luft, das stört die Sensoren des Jumpers.“

„Hast du wenigstens eine Ahnung, in welche Richtung wir müssen?“, wollte Sheppard dann noch wissen.

„Nicht in diese.“, erwiderte der Astrophysiker patzig und zeigte in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren und wo ihr eigentlicher Jumper lag.

„Und wissen Sie, in welchem Radius wir suchen müssen?“ Rodney verdrehte die Augen.

Kann er nicht mal fünf Minuten die Klappe halten, dann kann ich ihm vielleicht schon alles Wissenswerte erzählen. Aber nein… Mr. Wuschelkopf nervt mich ja lieber.


„Vierzig Meilen, vielleicht mehr.“, versuchte McKay ihn nicht anzuschreien.

„Das ist ein Fußmarsch von einem halben Tag.“, platzte es vorwurfsvoll aus Sheppard heraus.

„Wahrscheinlich mehr.“, meinte Rodney nur. Als ob er etwas daran ändern könnte. Er hatte ja noch nicht einmal das Stargate gefunden.

John überlegte laut: „Aber ich hoffe, in nächster Zeit gibt es keine neuen Stürme.“

„Das ist nicht mit Sicherheit auszuschließen.“, erwiderte Doktor McKay konzentriert.

„Haben Sie vielleicht noch mehr gute Nachrichten?“, fragte John zynisch und warf seinem Freund einen bitterbösen Blick zu.

„Ja, uns geht langsam das Wasser aus und die Temperaturen liegen bei etwa 10 Grad Celsius.“, erwiderte Rodney ebenso sarkastisch und schenkte seinem Begleiter ein grimmiges Lächeln.

„Und die schlechten Nahrichten?“, wollte Colonel Sheppard spöttisch wissen.

McKay antwortete unbeeindruckt: „Es ist noch dunkel draußen, aber es müsste bald dämmern. Die Nächte sind sehr kurz.“

„Dann habe ich auch noch eine gute Nachricht. Ich glaube, eine der Rippen bohrt sich langsam aber sicher in meine Lunge.“, fügte John stöhnend hinzu und ließ sich weiter in den Stuhl zurücksinken. Natürlich übertrieb er mit dieser Aussage maßlos, aber auch Rodney war klar, dass sein Freund dringend einen Arzt brauchte. Noch konnte sich der Colonel bewegen, aber wer konnte schon sagen, wie lange sie noch dieses Glück haben würden.


Wenn etwas nicht schief gehen kann, wird es trotzdem schief gehen.


Rodney (22:38 Atlantiszeit)



„Wie geht es Ihnen, Sheppard?“, fragte McKay besorgt. Sie waren jetzt etwas über eine Stunde unterwegs gewesen und in Johns Gesicht zeigte sich deutlich dessen Erschöpfung. Rodney ging es auch nicht anders, aber wenigstens schmerzten seine Rippen nicht.

„Ging mir schon mal besser.“, keuchte er, hielt sich die Seite und nahm auf einem größeren Felsen platz. Sie konnten sich eigentlich keine Unterbrechung leisten, aber sie brauchten beide eine kleine Verschnaufpause. Wenigstens hatte Rodney mit seinen Schätzungen maßlos übertrieben. Das Stargate war innerhalb des Vierzig-Meilen-Radius geblieben.

„Wir sollten uns etwas ausruhen.“, schlug McKay vor, auch wenn ihm nicht wohl bei der Sache war. Der Himmel war wolkenlos, aber sollte ein Sturm ausbrechen, hatten sie keine Möglichkeit, sich davor zu schützen. Höhlen gab es in ihrer Nähe zumindest nicht und auf einen unterirdischen Tunnel konnten sie wohl auch nicht zählen.

John wehrte ab: „Nein, wenn wir in einen Sturm geraten, sind wir Toast. Wir müssen zum Gate.“

„Schaffen Sie das denn?“, wollte McKay fürsorglich wissen.

„Sicher, Rodney.“, bestätigte Sheppard ihm und setzte ein zuversichtliches Lächeln auf. Misstrauisch beäugte der Wissenschaftler seinen Freund. Dieser erhob sich und verzog dabei gequält das Gesicht. Die Schmerzen schienen stärker zu sein, als der Colonel zugeben wollte.

Militärs müssen wirklich allesamt masochistisch veranlagt sein.

„Das sieht nicht so aus.“, kommentierte McKay seine Beobachtungen.

„Wir haben es nicht mehr weit, oder?“, hakte John unsicher nach.

„Na ja,…“, druckste Rodney herum, der eigentlich nicht noch mehr schlechte Nachrichten verkünden wollte.

„McKay?“, zischte Sheppard eindringlich. Was es auch war, er würde es schon verkraften.

Rodney antwortete zögerlich: „Wir sind schon noch ein paar Stunden unterwegs. Laut den Daten haben wir noch nicht einmal die Hälfte des Weges hinter uns. Wir sind nicht so schnell vorwärts gekommen, wie wir wollten.“

„Ist nicht meine Schuld.“, wehrte John sofort vehement ab und fügte seufzend hinzu: „Gehen wir weiter.“


Auch du bist ein Idiot!


John (24:20 Atlantiszeit)



„Kein DHD.“, stieß Rodney schockiert hervor.

John glaubte, sich verhört zu haben, und fragte skeptisch: „Wie bitte?“

„Hier steht kein DHD. Hier sollte doch irgendwo ein DHD stehen.“, verpackte McKay seine vorhergehende Äußerung in einen ganzen Satz.

„Wir sind soweit gelaufen und kommen dennoch nicht nach Hause?“, fragte John gereizt.

„Sieht ganz so aus.“, blieb Rodney sachlich. Was hätte er sonst auch machen sollen. Er konnte ja schlecht ein Wahlgerät aus dem Ärmel schütteln oder herzaubern.

„Und das konnten Sie vorher nicht feststellen?“, bluffte Sheppard ihn ungehalten an. Er wusste, dass Rodney nichts dafür konnte, aber er musste seinen Frust loswerden und sein Freund war nun einmal der Einzige, der außer ihm noch auf diesem gottverlassenen Planeten war.

Das war zu gut gewesen, um wahr zu sein.

„Nein.“, entgegnete Rodney resolut und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

„McKay!“, brauste Sheppard ungehalten auf.

Gekränkt erwiderte der Wissenschaftler: „Das ist nicht meine Schuld.“

„Beten Sie, dass Atlantis uns anfunkt, bevor ein neuer Sturm ausbricht.“, zischte John und ließ sich auf den Boden sinken.


Trau nur denen, die genauso viel zu verlieren haben wie du, wenn es nicht klappt.


John (24:55 Atlantiszeit)



Knapp zwanzig Minuten später öffnete sich das Stargate mit ohrenbetäubendem Krach und eine weibliche, ihnen wohlbekannte Stimme drang durch Sheppards Funkgerät: „Sheppard, hier ist Weir. Können Sie mich hören?“

„Ja, wir hören Sie.“, bestätigte er und atmete erleichtert auf. Das jedoch nahmen ihm seine Rippen übel und begannen erneut zu schmerzen.

„Was ist passiert? Wir versuchen schon seit Stunden, Sie zu erreichen.“, fragte Elisabeth besorgt.

„Wir hatten ein paar Probleme. Währe nett, wenn Sie uns einen Jumper und Beckett schicken könnten, damit man uns mitnimmt. Wir warten am Stargate.“, winkte Sheppard ab und erhob sich unbeholfen. Von Rodney konnte er dabei jedoch keine Hilfe erwarten, denn dieser schmollte immer noch vor sich hin. Das würde sicher auch nicht ändern, bis sie wieder in Atlantis waren.

„Wieso kehren Sie nicht einfach zurück?“, wollte Weir wissen.

Dumme Frage? Uns gefällt’s hier, was sonst…


„Hier gibt es kein DHD.“, antworte John sachlich und warf Rodney dabei einen bitterbösen Seitenblick zu.

„Das ist nicht meine Schuld.“, verteidigte sich dieser prompt. Dann betätigte er sein eigenes Funkgerät und wies Elisabeth an: „Sie sollten sich beeilen, der nächste geo-magnetische Sturm lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten.“

„Nicht beschreien, Rodney.“, tadelte John ihn mit erhobenem Finger.

„Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen.“, versicherte Weir ihnen und das Stargate schloss sich wieder.


Sollte es Dir gut gehen, mach Dir nichts draus. Das geht vorbei.


Rodney (25:49 Atlantiszeit)



„Argh… Vorsicht.“, jammerte Doktor McKay, als Beckett nun endlich seinen Fuß und seine Stirn untersuchte. Sie waren endlich daheim und ein Großteil seiner Anspannung fiel von ihm ab. Er wollte sich nur noch erholen und nie wieder länger als fünf Minuten gehen müssen.

Ein Hoch auf Transporter und Fahrstühle.

Carson meinte nach ein par Minuten sachlich: „Scheint nichts gebrochen zu sein. Schonen Sie sich, dann sind Sie in ein paar Tagen wieder fit.“

„Dann können wir ja gehen.“, meinte Sheppard voller Tatendrang und wollte sich schon aufsetzen, als Beckett ihn sanft aber bestimmt wieder in die Kissen zurückdrückte.

„Von Ihnen hat keiner gesprochen, Colonel.“, wandte dieser ein und der Ton in seiner Stimme duldete keine Widerworte mehr.

„Ach kommen Sie, Beckett. Es geht mir gut.“, versuchte John es dennoch. Er wollte nur noch in sein eigenes Bett. Auch wenn die Krankenstation fast leer war, erschien sie ihm doch übervoll. Er wollte etwas Privatsphäre, wo er machen konnte, was er wollte. Besonders die Dinge, die Carson ihm eigentlich verboten hatte. Rodney konnte das gut nachvollziehen.

„Vergessen Sie’s!“, blieb Doktor Beckett unnachgiebig.

„Ich verspreche auch, im Bett zu bleiben, solange Sie es wollen, Doc.“ McKay hätte Sheppard diesen Schwur sogar beinahe abgenommen, leider kannte er den Mann zu gut. Beckett wusste es zu Johns Pech leider auch besser.

„Guter Versuch, aber nein.“, entgegnete Carson streng und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Arzt war einfach nicht umzustimmen. „Sie können von Glück sagen, dass Sie nicht operiert werden müssen.“

„Genau.“, stimmte Sheppard ihm missmutig zu. Als Carson schon im Begriff war, zu gehen, rief John ihm noch hinterher: „Dann bringen Sie mir wenigstens was zu Essen!“

Wenigstens einen Triumph musste er heute noch erzielen. Auch wenn es sich bloß darum handelte, dass ein anderer für ihn den Butler spielte.

Zögernd fragte Doktor McKay: „Soll ich noch bleiben?“

Er wusste nicht, ob der Colonel ihn überhaupt noch sehen wollte, schließlich hatten sie einen ganzen, gottverdammten Atlantistag miteinander verbracht.

„Vielleicht noch einen Moment.“, antwortete Sheppard ruhig und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Rodney tat es ihm auf seinem Krankenbett gleich. Wenn sie schon hier waren, konnten sie es sich auch bequem machen.


Lächle, denn morgen wird alles noch viel schlimmer.


John (25:52 Atlantiszeit)



Als das Licht zu flackern begann und dann ganz ausfiel, richtete sich Rodney reflexartig wieder auf. Im Selben Moment sprang die Notstrombeleuchtung an. John meinte seufzend: „Scheint so, als wäre der Moment vorbei.“

„Ach zum Teufel damit. Soll sich doch Zelenka darum kümmern.“, platzte es aus Rodney heraus und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

Wir werden in den nächsten Tagen sicher nichts mehr tun, was auch nur im Entferntesten nach Arbeit aussieht.

„So ist es richtig.“ John konnte ihm da nur beipflichten.

„Lust auf eine Runde Karten spielen? Ich lasse Sie auch wieder gewinnen.“, fragte Rodney mit herausforderndem Grinsen im Gesicht und zauberte ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche. Wieso er es überhaupt eingesteckt hatte, konnte er selbst nicht mehr sagen, aber jetzt war er froh darüber und zeigte es auch ganz deutlich.

„Von wegen. Sie können von Glück sagen, wenn ich Sie nicht ungespitzt in den Boden ramme.“, erwiderte Sheppard stichelnd und setzte sich vorsichtig wieder auf. Rodney schwang sich auf Johns Bett und holte die Karten aus der Verpackung.

„Das werden wir ja sehen.“, entgegnete er herausfordernd.

„Mich schlagen Sie doch nur, wenn Sie schummeln.“, hänselte Sheppard ihn weiter.

Auch Rodney fing an, seinen gegenüber zu provozieren, während er den Stapel gut durchmischte: „Wenn hier einer schummelt, dann doch wohl Sie.“

„Na los, teilen Sie schon aus.“, wies John ihn ungeduldig an und versuchte, ein leichtes Lachen zu unterdrücken.

Ende

© 2008 Lenari


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