So long by Arica
Summary: Ihm war nicht klar gewesen, wie schmerzhaft der Abschied wirklich werden würde.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Elizabeth Weir, John Sheppard
Genre: Friendship, UST
2009: Wintersonne, Challenges: 2009: Wintersonne
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1563 Read: 2567 Published: 20.12.10 Updated: 20.12.10
Story Notes:
Short-Cut: Ihm war nicht klar gewesen, wie schmerzhaft der Abschied wirklich werden würde.
Spoiler: -
Charaktere: Sheppard, Weir
Kategorie: Friendship, UST
Rating: G-6
Author's Note: Es hat ziemlich lang gedauert, bis mir zur Challenge etwas einfiel, aber letztendlich hab ich doch ne kleine, einfache FF zustande gebracht.
Widmung: Sühsi, die unermüdlich um mehr FFs für die Challenge gekämpft hat *g*
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle vorkommenden Charaktere sind Eigentum von MGM Television Entertainment.
Feedback: Bitte an - Arica

1. Kapitel 1 by Arica

Kapitel 1 by Arica
So long


Zischend öffnete sich die Tür zu ihrem Quartier. Etwas zögerlich betrat John unaufgefordert den nur schwach beleuchteten Raum und hielt nach ihr Ausschau. Überall standen bereits sorgfältig verschlossene Umzugskartons gestapelt herum und kein einziger persönlicher Gegenstand zierte noch ihre Wände oder Schränke. Tatsächlich war kein einziger Beweis mehr dafür zu finden, dass hier jemand jahrelang gelebt hatte. Der Anblick versetzte ihm einen scharfen Stich und mit einem Mal kam es ihm noch deutlicher in den Sinn, als würde von den nächsten Minuten sein ganzes Leben abhängen. Er musste einfach noch ein letztes Mal mit ihr reden!
"Elizabeth?", fragte er zaghaft in die Stille hinein, doch niemand antwortete ihm. Einen verrückten Moment lang befürchtete er, sie hätte Atlantis schon längst während seiner Abwesenheit verlassen, doch er riss sich schnell zusammen und machte schließlich einen dunklen Umriss auf dem Balkon aus.
Draußen war es noch tiefe Nacht, doch ein bläulicher Schimmer am Horizont kündigte den kurz bevorstehenden Sonnenaufgang an. Vereinzelt fielen dicke Schneeflocken vom Himmel, welche bei der ersten Berührung mit einer Oberfläche sofort schmolzen. Als er dichter an die Balkontür trat, konnte er erkennen, dass Elizabeth die Arme um sich geschlungen hatte. Ob vor Kälte oder Trauer blieb ihm von seiner jetzigen Position aus verborgen und so öffnete er die Tür und trat zu ihr hinaus auf den Balkon. Sie zuckte leicht zusammen, wie er bereits geahnt hatte, da sie sein Kommen wohl hier draußen nicht bemerkt hatte, doch als sie ihn ansah, konnte er in ihrem Gesicht lesen, dass sie wohl bereits damit gerechnet hatte.
Ein trauriges Lächeln zierte kurz ihr Gesicht, dann starrte sie wieder hinaus aufs Meer.
"Du hast also schon gepackt", stellte er nüchtern fest, den anklagenden Ton in seiner Stimme deutlich hörbar, und richtete nun neben ihr ebenfalls seinen Blick in die weite Ferne.
Er bemerkte, dass sie zu einer Antwort ansetzen wollte, kurz Luft holte und sie anschließend leise wieder ausstieß. Nach ein paar Sekunden reagierte sie dennoch.
"Ich weiß, du verstehst meine Entscheidung nicht", sagte sie, seinen Blick meidend. "Aber nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, kann ich meine Arbeit nicht mehr objektiv ausführen. Zuviel..."
Sie hielt kurz inne und nun sah sie ihm direkt in die Augen, einen flehenden Ausdruck darin.
"Ich will euch nicht im Stich lassen, doch ich -"
"Du lässt uns nicht im Stich!", unterbrach John sie augenblicklich. Natürlich wollte er nicht, dass sie ging, aber auf keinen Fall wollte er ihr das Gefühl geben, sie würde sich feige verhalten. Wenn er jedoch etwas über sein Verhalten in den letzten Tagen nachdachte, hatte er ihr aber genau das zu verstehen gegeben. Er fuhr sich durcheinander durch die Haare und suchte nach Worten, die sie nicht verletzen würden, während ihr weiter ihre Schuldgefühle ins Gesicht geschrieben standen.
"Du lässt niemanden im Stich", begann er noch einmal. "Und im Grunde genommen verstehe ich deine Entscheidung sehr wohl -"
Er stockte kurz und unwillkürlich musste er grinsen, als er Elizabeths Augenbrauen nach oben wandern sah. Wie sehr er das wohl vermissen würde?
"Aber?", hackte sie schmunzelnd nach. Zufrieden bemerkte er, dass es ihm anscheinend gelungen war, ihre Schuldgefühle wenigstens etwas zu dämpfen.
"Kein Aber", gab er zu. "Wir werden dich vermissen, das ist alles."
So deutlich hatte er eigentlich nicht werden wollen, doch die Worte waren ihm plötzlich herausgerutscht. Wieder blitzte Traurigkeit in ihren Augen auf und sie wandte sich von ihm ab, den Blick auf das Geländer gerichtet, auf dem eine unglückliche Schneeflocke nach der anderen im Morgengrauen schmolz. John tat es ihr gleich und es grämte ihn insgeheim, dass er überhaupt damit angefangen hatte, dass er ihr den Abschied noch schwerer machte als er ohnehin schon sein musste und dass er so völlig unfähig war, sie aufzuhalten.
Wozu sollte er sie auch aufhalten? Sie hatte genug durchmachen müssen, immer wieder aufs Neue und irgendwann musste alles zuviel werden. Das war für jeden hier auf Atlantis völlig nachvollziehbar. Dennoch verlangte ein Teil von ihm, sie solle gefälligst hier bleiben, wo er sie jeden Tag sehen, jeden Tag ihrer Stimme lauschen könnte und sie in Sicherheit wusste.
Hier bei ihm.
Es war egoistisch von ihm, sie zu überreden, ihn Atlantis zu bleiben. Diese Lösung würde vielleicht ihn für eine Weile glücklich machen; Elizabeth jedoch nicht.
Wieder fühlte er das altbekannte Gefühl der Machtlosigkeit, das schon seit Tagen sein heimlicher Begleiter war und ihn den Kopf zerbrechen ließ, was er tun sollte.
Eigentlich war die Antwort darauf ganz leicht, genau genommen kinderleicht. Er musste sie einfach ziehen lassen. Diese Antwort gefiel ihm überhaupt nicht. Es würde nicht das Ende ihrer Freundschaft bedeuten, er könnte sie bei Erdaufenthalten immer noch oft besuchen...
Warum fühlte es sich dann wie das Ende an?
Ihre weiche, warme Hand auf seiner riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte erstaunt seinen Kopf zu Elizabeth. Ihre Augen waren auf den Sonnenaufgang gerichtet, der sich mittlerweile am Horizont ankündigte. Erste matte Sonnenstrahlen drangen durch die kalte, klare Luft zu ihnen durch, hüllten sie in ein weiches, angenehmes Licht. John beobachtete fasziniert die glitzernden Schneeflocken, welche in der Luft funkelten. Manche von ihnen verirrten sich auf Elizabeths Haar und leuchteten ein letztes Mal im Sonnenschein auf, bevor sie geschmolzen waren.
Sie bemerkte seinen Blick, lächelte traurig und drückte seine Hand fester. Er sah jetzt ein einsame Träne ihre Wange hinterlaufen und instinktiv zog er sie an sich. Sie lehnte sich dankbar gegen ihn und er gab ihr einen sanften, beruhigenden Kuss auf die Stirn. Einige Minuten standen sie so in der aufgehenden Wintersonne, welche bereits wieder etwas ihrer wärmenden Kraft zurückbekommen hatte. Nicht mehr lange und der Frühling würde sich endgültig durchgesetzt haben. Doch Elizabeth würde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Atlantis sein.
Der Gedanke schmerzte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte und er drückte sie fester an sich. Irgendwann meldete sich Elizabeths Headset, das, wie er amüsiert feststellte, zum Teil in ihrer Hosentasche steckte. Selbst an ihrem letzten Tag auf Atlantis hatte sie es nicht weglegen können.
Die Kälte ergriff wieder Besitz von seiner Brust, wo er gerade noch Elizabeths Wärme gespürt hatte, als sie einen Schritt zurücktrat und es sich aufsetzte. Nur zu deutlich hörte er die Nachricht.
"Dr. Weir, das Stargate Center hat uns so eben informiert, dass der Zeitpunkt ihrer Rückreise vorverlegt wurde. Das nächste Wurmloch wird in 30 Minuten etabliert", teilte ihr Chuck mit.
John zuckte beinahe unwillkürlich zusammen. Das war fast zwei Stunden früher als geplant. Wieso nahmen sie ihm diese wertvolle Zeit weg?
"Danke Chuck", antwortete Elizabeth und steckte ihr Headset wieder weg.
Etwas unbeholfen blickte sie durch das Fenster in ihr Quartier.
"Meine Sachen sind gepackt und ich habe mich von den meisten bereits gestern verabschiedet. Rodney wollte sich von mir im Kontrollraum verabschieden, er meinte, er würde sowieso die Nacht durcharbeiten", plapperte sie nervös und riss sich schließlich zusammen. Fast schon ängstlich suchte sie seinen Blick, als würde sie seine anklagenden Blicke fürchten.
John kämpfte die Verzweiflung und Hilflosigkeit angesichts ihres nun so plötzlichen Aufbruchs nieder und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Nein, entgegen seines ursprünglichen Planes würde er ihr die Abreise nicht zur Hölle machen. Als sie ihn jetzt so ansah, flehend, mit der Bitte in den Augen, dass er verstand, dass er ihr verzieh, konnte er nicht anders. Er würde alles tun, um ihr den Abschied zu erleichtern.
Sanft legte er eine Hand auf ihre Wange und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie ihre Hand darauf legte und sich verzweifelt daran festklammerte. Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen sanften, flüchtigen Kuss und legte schließlich seine Stirn gegen ihre, die Augen geschlossen. In diesem Moment wollte er einfach nur ein letztes Mal ihre Nähe spüren.
"Pass auf dich auf", murmelte er. Die Trauer schnürte ihm die Kehle zu. Ihm war nicht klar gewesen, wie schmerzhaft der Abschied wirklich werden würde. Sie nickte kaum merklich und wieder trafen sich ihre Blicke.
"Du auch", flüsterte sie und streifte ihm eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. Es lag so viel Vertrautes in ihrem Umgang miteinander. Das jetzt alles zu verlieren schien ihm im Moment kaum zu ertragen.
Der Türsummer kündigte Weirs Gepäckträger an. Ein letztes Mal drückte sie seine Hand und küsste die Innenfläche, bevor sie sich von ihm löste und in ihr Quartier zurück ging. Die Männer kamen herein und schnappten sich die Kisten, die Elizabeth ihnen zeigte. John stand teilnahmslos am Balkon, riss sich schließlich los und griff sich ebenfalls eine Kiste. Seine Augen fanden ihre und er reichte ihr seine freie Hand.
Seite an Seite verließen sie ihr nun ehemaliges Quartier. Mit einem Zischen schloss sich die Tür hinter ihnen und sperrte die wärmenden Strahlen der Wintersonne aus.

- Ende -
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