Planet der Schlangen by Sena
Summary: Ein neues Team um Major Evan Lourne hat eine etwas heikle Mission zu bestreiten.
Categories: Stargate Atlantis Characters: Evan Lorne, John Sheppard, Own Character
Genre: Action, Friendship
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4533 Read: 2696 Published: 13.06.13 Updated: 13.06.13

1. Kapitel 1 by Sena

Kapitel 1 by Sena

Disclaimer: Stargate Atlantis und seine Charaktere gehören MGM Television.


Auf dieser Lichtung. Mitten im Nirgendwo und auf einem fremden Planeten konnte sich J.T. heute nicht richtig auf ihre Arbeit konzentrieren. War die brennend heiße Sonne daran schuld oder doch eher das belanglose Gequatsche ihrer Teamkollegen?


Inzwischen hatte J.T. sich schon daran gewöhnt etwaige interessante archäologische Fundstätten innerhalb von 24 Stunden einzuschätzen. Wenn man auf der Erde derartiges entdeckte, wurde ein Team zusammengestellt und dann alles bis auf das kleinste Steinchen untersucht, katalogisiert und ins Labor gebracht. Aber hier in der Pegasus-Galaxie war dies wegen der Menge der Fundstätten einfach nicht möglich. Hier konnte man nicht auf jeden Planeten ein Archäologen Team arbeiten lassen. Allein der Bedarf an Leuten war nicht aufzubringen. Und dann der militärische Aufwand um die Forscher zu beschützen. Man wusste hier ja nie, was als Nächstes passierte.


Für sie war jede Fundstätte interessant und des Erforschens Wert. Leider sah Mr. Woolsey und das Erdkomitee das anders. Aber J.T. konnte sich Notizen machen und alles fotografieren um in Ihrer Freizeit sich vielleicht das ein oder andere näher zu betrachten. Es war nun mal ihre Leidenschaft alte Steinhaufen und Ruinen faszinierend zu finden.


Doch heute konnte sie sich nicht wirklich konzentrieren. Und J.T. war sich ziemlich sicher dass weder die Hitze noch die Unbedeutenden Worte hinter ihr daran schuld waren. Es war doch eher die Ungewissheit. Auf einer ihrer letzten Missionen als Archäologin kam es zu einem heftigen Zwischenfall. Sie wurde entführt und gefoltert. Durch sie sollte Atlantis auf Waffen und Sprengmittel erpresst werden. Auch nach einigen Sitzungen bei dem Teampsychologen war dieses ungute Gefühl im Hinterkopf immer noch vorhanden. Ihren Teamkollegen ging es nicht anders, auch wenn sie betont lässig rüberkommen wollten. Die drei waren Soldaten, denen ihre zugeteilte Wissenschaftlerin vor ihren Augen entführt wurde.


J.T. blickte kurz zu ihren Kollegen. Beide lehnten jeweils an einem Baumstamm. Auch wenn das Gespräch und die Haltung für Außenstehende darauf schließen ließ, dass sie ihre Umgebung ignorierten, wusste J.T. dass die beiden sie keinen Augenblick aus den Augen verlieren würden.


Die plötzliche Unterbrechung ihres Gesprächs und der fragende Gesichtsausdruck waren dafür Beweis genug.


„Ist etwas?“ Mike schob sich von seinem Baum weg. Er war ihr direkter Partner in dem Team. Bei Aufklärungen und dergleichen war er es, der immer mit J.T. ging. Oder besser sie mit ihm. Auch wenn sie eine militärische Ausbildung genossen hatte, hier und jetzt auf ihren Missionen galt sie als Zivilistin.


J.T. richtete sich auf um ihren Rücken etwas zu entspannen. „Nein, alles klar. Bin heute etwas unkonzentriert. Liegt wohl an der Hitze.“


Das leicht fragende Grunzen von Jim, ihrem zweiten Aufpasser, lies vermuten, die beiden konnten sich denken was J.T. wirklich durch den Kopf ging. Aber sie wollte sich nicht andauernd daran erinnern müssen. Darum versuchte sie es mit einer Ausweichtaktik.


„Oder euer absolut hirnloses Gerede. Habt ihr nichts Besseres zu tun als euch über die hübschen Frauen auf Atlantis zu unterhalten. Übrigens finde ich nicht dass Lt. Schultz den geilsten Hintern hat.“


Die beiden grinsten sich kurz an.


„Ach ja, wer sollte den deiner Meinung nach auf der Hinternliste ganz oben stehen?“


Nachdem sie sich etwas gestreckt hatte und ein paar Schritte gegangen war, hockte J.T. sich wieder hin um weiter ihrer Arbeit nachzugehen.


„Ihr solltet euch mehr auf eure Arbeit konzentrieren. Die Hinterndisskussion hat noch immer Zeit bis zu eurem Pokerabend.“


„He, Dr. Miller. Sonst gibst du doch auch immer deinen Senf zu unseren Aufstellungen dazu. Heute so zurückhaltend und ernst?“


„Außerdem ist es unsere Aufgabe heute auf dich aufzupassen. Sonst nichts. Einfach hierstehen und aufpassen.“ Mike sagte dies mit einem leicht nervösen Tonfall. Er hatte auf keinen Fall vergessen, was das Letzte Mal passiert war. Und er würde es niemals mehr dazu kommen lassen.


„Na wenn das so ist, könntet ihr euch doch endlich einmal eine Liste überlegen, an der ich an Platz eins stehe.“


„Nein, nein. Bevor du uns nicht dein aktuelles Ranking der schärfsten Typen verrätst…“


„Außerdem kommen nur ungebundene Frauen in Frage.“ Bei Mikes Worten sah J.T. hoch und sah gerade eben noch wie Jim Mike in die Seite boxte dass dieser leicht zusammenzuckte.


Mike hob die Schultern und warf seinen Kollegen einen fragenden Blick zu. Doch leider verbündeten sich die beiden gleich wieder und sahen jetzt J.T. eindringlich an. Und da hieß es immer Frauen wären die Neugierigen und den Gerüchten nicht abgeneigt.


Jetzt war es endgültig mit ihrer Konzentration vorbei. Sie ging zu den beiden. „Wie meint ihr das?“


Wenn ihre Blicke jemand wehtun könnten, wäre der Lieutenant wohl in der Sekunde schwer verletzt zu Boden gefallen.


„Schaut schon sehr verdächtig aus, wenn man sich mitten in der Nacht aus einem bestimmten Quartier schleicht.“


J.T. kniff die Augen zusammen und musste schief grinsen. „Und was tust du mitten in der Nacht auf den Gängen um andere beim Herumschleichen beobachten zu können?“


So schnell Mike gerade vorlaut  war, so schnell war er jetzt auch wieder sprachlos.


„Wir könnten ja eine Liste erstellen über die Frauen, bei denen man sich am Meisten die Finger verbrennen könnte, wenn man sie anbaggert.“ Jim hatte jetzt ebenfalls sein breitestes Grinsen aufgesetzt. „Da wärst du bestimmt auf Platz eins.“


J.T. verdrehte die Augen. „Ihr Jungs solltet euch weniger um die Gerüchte kümmern.“


„Jetzt musst du uns aber verraten was du meinst. Ich dachte eher daran, dass du die kleine Schwester des Majors bist. Sonst rein gar nichts.“ Der sarkastische Ton in Jims Stimme wies eindeutig auf mehr hin. Die beiden wollten J.T. provozieren um wohl ein paar Neuigkeiten aus ihr rauslocken um beim nächsten Pokerabend mehr berichten zu können als nur die aktualisierten Hinternlisten. Diese Tratschtanten!


Sie wollte sich gerade wieder an ihre Arbeit begeben. Leider hatten ihre zwei Aufpasser andere Absichten.


„Ach komm schon. Du hast dir wenigstens den Richtigen ausgesucht. Er ist der Einzige den der Major nicht auf die Fingern hauen kann.“


Jetzt war sie richtig genervt. Einmal tief durchatmen. Wenn sie sich jetzt aufregen würde, wäre das das gefundene Fressen für ihre Teamkollegen.


„He, wir sind ein Team. Mit uns kannst du über alles reden.“ Die beiden konnten einfach keine Ruhe geben.


„Euch Tratschtanten werde ich kein Wort erzählen. Nicht einmal wenn mich der kleine Finger juckt würde ich es euch erzählen. Ihr seid schlimmer als jedes Waschweib beim Friseur.“


„Jungs! Rundgang sofort!“ Von allen drei unbemerkt war Major Evan Lourne auf der Lichtung erschienen. „Ich hätte jetzt auch jemand oder etwas anderes sein können. So eine Unaufmerksamkeit will ich nicht mehr sehen.“


Mike und Jim verdrückten sich wie mit Lichtgeschwindigkeit von der Lichtung. Evan hatte Recht. Sie hatten sich durch das Gespräch alle drei von ihrer Umgebung total ablenken lassen. Das war auf einer Mission unentschuldbar.


„J.T. kann ich kurz mir dir sprechen?“ Er führte sie am Ellbogen ein paar Schritte in den Wald. J.T. legte ihren unschuldigsten Blick auf, von dem sie weiß ihr großer Bruder konnte dann nicht lange auf sie böse sein. „Um was ging es da eben?“


„Nichts von Bedeutung.“ Sie spürte eine leichte Rötung im Gesicht aufsteigen.


„Ich kann mir gut vorstellen um was es ging. Wenn du etwas auf dem Herzen hast, rede mit mir. Die beiden habe ich schon unter Kontrolle. Aber du musst dir bewusst sein, dass ihr mit eurem Verhalten große Aufmerksamkeit auf euch zieht. Und dass es nicht mehr nur Flirten ist, ist eindeutig.“


Jetzt war J.T. eindeutig überrascht. Gerade vor Evan war sie sich sicher gewesen alles unter Verschluss halten zu können.


„Du weißt davon?“


„Was hättest du denn gedacht. Ich kenne dich und deine Männer. Das war so offensichtlich wie das Amen im Gebet.“


„Na dann… Aber keine Angst das ist nichts Ernstes. Ein wenig flirten, rumalbern und …“


„Schluss. Alles Weitere will ich eindeutig nicht hören. Ich weiß jetzt schon zu viel über die Freizeitaktivitäten meiner kleinen Schwester.“


„Nachdem was in meiner letzten ‚Ernsthaften‘ Beziehung passiert ist, wird es über das nicht so schnell hinausgehen.“


Evan blickte sie entschuldigend an. Er machte sich immer noch Vorwürfe dass er ihr damals Bobby vorgestellt hatte. Auch wenn sie anfangs total verknallt waren und bald geheiratet hatten. So schnell sich J.T. und Bobby vermählt hatten, so schnell kam auch ein paar Jahre später wieder die Scheidung. Und diese unter ganz hässlichen Umständen. Vor allem für J.T..


Evan drückte J.T. sich kurz an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wenn du meinst?“ Er war sich sicher dass aus diesem Geflirte bald mehr sein würde.


„Aber mach dich jetzt wieder an die Arbeit. Ich will mich endlich unter eine kalte Dusche stellen. Diese Hitze ist ja unerträglich.“


J.T. lächelte ihren Bruder an. Besser wäre es gewesen wenn niemand über ihre nächtlichen Aktivitäten Bescheid wusste, aber eigentlich war sie sich sicher dass alles im Team bleiben wird. Wie die beiden anderen schon betonten. Sie waren nun mal ein Team.


Ein wenig erleichtert wollte sich J.T. gerade auf die Lichtung begeben, als etwas schimmerndes, sich krümmend durchs Gebüsch bewegendes, ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. War das? Scheiße, ja. Das war eine Schlange. Vor Schreck stieß J.T. einen quiekenden Schrei aus. Keinen Wimperschlag später stand Evan neben ihr. Sie nickte in Richtung des Tieres. Seine Spannung verflog sofort wieder. Eine Schlange würde für sie keine Bedrohung sein. Zumal sie sich von ihnen und der Lichtung wegbewegte. In J.T. ließ die Anspannung nicht los. Sie hasste Schlangen. Inzwischen waren auch die anderen beiden zu ihnen gestoßen. Entweder hatten sie gerade ihren Rundgang beendet, oder sie hatten ihr Gequieke über Funk gehört und waren sofort hergeeilt. Das würde wieder endlosen Gesprächsstoff für Neckereien geben. Die toughe Archäologin hatte eine riesen Angst vor Schlangen. Auch vor so winzig kleinen. Dieses Tier maß kaum einen Meter in der Länge.


Jedoch der Anblick der sich J.T. bot als sie sich abermals zur Lichtung drehte ließ ihr endgültig einen gewaltigen Schreck in die Glieder fahren. Sie stand starr. Nur ein geflüstertes „Jungs!“ kam über ihre Lippen. Alle folgten jetzt ihrem Blick und waren ebenfalls erschrocken. Jim stieß ein beeindrucktes „Wow“ aus. Die beiden anderen blieben still. Am anderen Ende der Lichtung schlängelte sich ebenfalls ein Reptil in den Wald hinein. Nur war dieses Ding um etliches Grösser.


„Die hier war anscheinend nur das Baby von dieser da vorne.“ J.T. hoffte dass ihrer Stimme die Panik nicht anzumerken war. Der Durchmesser dieser Schlange ging ihr bestimmt bis zu den Knien. Von der Länge nicht zu reden, da der größte Teil im Wald versteckt war.


Und dem Geraschel nach, waren am Rande der Lichtung noch weitere Tiere unterwegs.


„Ich wäre dafür, dass wir hier abhauen.“ Die Soldaten hatten schon ihre Waffen auf Anschlag.


„J.T. wir geben dir Deckung. Du holst die Sachen. Versucht euch so leise wie möglich zu bewegen. Ich will nicht herausfinden ob wir bei den Viechern am Speiseplan stehen.“


In Formation, mit J.T. in der Mitte, gingen sie um ihre Arbeitsutensilien einzusammeln. Am liebsten wäre sie schreiend davongerannt und hätte alles stehen und liegen gelassen. Der gewaltige Schauer der ihr über den Rücken lief wollte einfach nicht aufhören. Schlangen, riesige Schlangen. Ekelhaft, schrecklich. Sie hasste diese Viecher. Schon allein die Kleinen von der Erde. Aber was hier herumkroch war nicht einmal annähernd zu vergleichen. Diese Dinger mussten in der Dämmerung aktiv werden. Auf diesem Planeten war es später Nachmittag und in ein paar Stunden würde es stockfinster sein. Zum Glück hatten sie diese Dinger schon jetzt entdeckt. Wenn sie über Nacht hiergeblieben wären, hätte das ins Auge gehen können. Nach der Größe nach könnten diese Tiere einen ausgewachsenen Mann in einem Stück verschlucken. Erinnerung an die Anakonda Filme kamen ihr hoch. Sie wollte nur mehr schnell runter von diesem Planeten.


Inzwischen waren sie bei ihren Sachen angekommen. J.T. packte alles in Windeseile in ihren Rucksack. Ordnen konnte sie die Sachen zuhause.


Wenigstens war der Weg zum Stargate nicht allzu weit. Jetzt mussten sie nur mehr den dichten Wald durchqueren. J.T. nahm ihre Waffe ebenfalls in die Hand. Bei dieser Art von Mission hatte sie keine Schnellfeuerwaffe mit, sondern nur die Faustfeuerwaffe. Aber besser als gar nichts.


J.T. konnte die Anspannung der Männer direkt fühlen. Jim bildete die Vorhut, Mike ging dicht neben ihr und Evan bildete das Rücklicht. Sie musste sich stark zusammennehmen um nicht in Panik zu verfallen. Sie war schon oft in brenzligen Situationen gewesen, aber jetzt wollte sich ihre Soldatenausbildung nicht einstellen. Mike musste ihre Unruhe gespürt haben. Er drückte kurz ihren Oberarm um sie zu beruhigen. J.T. war nicht allein.


Dann öffnete sich schon der Wald zu der Lichtung mit dem Stargate. Noch in der Deckung des Waldes hockte sie sich auf den Boden. Jim und Evan kontrollierten die Umgebung des Tores, während Mike ihnen Rückendeckung gab.


Mit Handzeichen bedeutete der Major dass J.T. das Stargate aktivieren sollte. Jim und Mike sicherten ihre Flanke und er selbst bildete abermals das Rücklicht. Nach allerseits zustimmendem Nicken gingen sie weiter.


Plötzlich raschelte es enorm unter den Bäumen und hinter ihnen brachen eine Handvoll dieser riesigen Schlangen aus dem Unterholz. Irgendwie hatten sie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Oder diese Viecher waren intelligent und lauerten ihnen auf um sie auf offenem Gelände zu erreichen. J.T. wollte es auf keinen Fall rausfinden. Wie auf Kommando liefen alle vier los.


Doch plötzlich brachen auch seitlich je zwei Viecher aus dem Wald heraus. Dies war der Beweis dass diese Schlangen intelligent waren.


Jetzt ging es drunter und drüber. Die drei Soldaten feuerten mit allem was sie hatten auf die Dinger während J.T. die Koordinaten für Atlantis ins DHD eingab. Kaum war das vertraute Kawusch erklungen, schickte J.T. ihren Code durch und lief los. Die anderen keinen Sprung hinter ihr. Bevor J.T. durch das Tor sprang hörte sie noch Evans Stimme, der per Funk durchgab dass sie heiß heimkamen.


Und schon stand J.T. im Torraum auf Atlantis. Flankiert von ihren Teamkollegen und hinter ihr Evan.


„Also ich könnte jetzt ein Glas des Selbstgebrannten der Athosianer brauchen.“ J.T. versuchte krampfhaft das Zittern ihrer Hände zu verbergen. Beim Anwählen des DHDs musste sie sich ziemlich zusammenreißen um die richtigen Koordinaten zu erwischen.


„Ich bin dabei.“


„Ich ebenfalls.“ Jim und Mike stimmten ihr zu.


„Raus aus der Uniform und ab in die Messe auf ein Bier.“ Auch Evan, der sonst sehr korrekt war und sich nicht leicht überreden ließ einmal etwas lockerr zu lassen, brauchte wohl ein Mittel um die Nerven zu beruhigen.


„Beim nächsten Filmabend stimme ich definitiv gegen Anakonda und dergleichen!“ Schon allein der Gedanke an den Anblick eines Mannes der von einer Riesenwürgeschlange verschlungen wird, war seit dieser Mission extrem Übelkeit erregend.


Während ihres Gesprächs waren Mr. Woolsey und der Colonel an sie herangetreten. Die Soldaten salutierten. Erst jetzt bemerkte sie wie dicht sie alle wirklich beieinander standen.


„Könnt ihr mir ein bisschen Platz zum Atmen lassen, Jungs?“ Wie von der Wespe gestochen rückten sie von ihr ab und murmelten ein „Entschuldigung!“ Sie hatte den leisen Verdacht dass dieses Wort eher an jemand anderen als an sie gerichtet war. Diese Beschützerrolle nahm manchmal auch etwas überhand. Sie hätte ihre Bedenken vor dieser Mission wohl nicht laut erwähnen sollen.


„Wie ist ihre Mission verlaufen?“ Mr. Woolsey bekam anscheinend wieder einmal nicht vieles mit. Er war immer eher der Mann für Berichte und Besprechungen als für zwischenmenschliche Beziehungen. Obwohl sie ihn sehr sympathisch fand. Vor allem sehr korrekt, was bei seiner Position und der Anzahl der Leute unter ihm sicher von gewaltigem Vorteil war.


„Sir.“ Evan übernahm wieder die Rolle des Teamleaders. „Ich werde diesen Planeten als gesperrt empfehlen. Es wäre untragbar nochmals ein Team dort hinzuschicken.“


„Dr. Wie sehen sie das?“


„Da die Ruinen auf dem Planeten nicht allzu interessant scheinen und die Gefahr doch relativ groß ist, rate ich davon ab. Auch wenn die Viecher dort sicher wissenschaftlich gesehen untersuchungswert wären.“


„Welche Viecher?“ Jetzt war auch John neugierig geworden. Für die wissenschaftlichen Aspekte einer Mission interessierte er sich nicht recht.


„Riesenhafte megamässig große Schlangen. Die waren riesig, einfach unglaublich und echt ekelhaft.“ John musste ein Grinsen zurückhalten. J.T. war in ihrem Element. Sie war noch nicht allzu lange hier, darum fand sie so ziemlich alles beeindruckend, ekelhaft, hammermässig, überdrüber oder ähnliches. Die wissenschaftliche Ausdrucksweise war ihr in solchen Situationen herzlich egal.


„Schlangen?“ Der fragende Blick deutete an das John sich die Dimensionen der Dinger nicht vorstellen konnte.


„Ja Sir. Die ersten Stunden dürften sie uns ignoriert haben. Doch als die Dämmerung immer näher kam, entdeckten wir sie und wollten uns zurückziehen. Kurz vor Erreichen des Tores griffen sie uns an. Wir sind nur mit Mühe entkommen.“ Evan fasste die Ereignisse kurz zusammen. Bei der Einsatzbesprechung würden die Details dann genannt werden.


„Jip. Die hätten uns mit Vorliebe als Mousse verspeist.“


„Dich vielleicht Frau Dr. mich hätten sie als Steak genossen.“ Mike konnte es nicht lassen. Er musste immer seinen Senf dazugeben. Aber der Knuff von J.T. in seine Seite ließ ihn wieder verstummen.


„Okay. Das will ich ausführlich hören.“ John blickte auf seine Uhr. „Einsatzbesprechung in einer Stunde. Nullvierhundert.“


Eine Stunde. Da gingen sich gerade mal eine kurze kalte Dusche und ein heißer Kaffee aus. Aber dafür war das Bier in Greifweite.


Die Jungs setzten an den Torraum zu verlassen. J.T. versuchte unauffällig etwas langsamer wegzugehen. Sie blickte nochmal zurück und fing Johns Blick ein. Es war ihr aufgefallen, dass er sie während des Gesprächs die ganze Zeit beobachtet hatte. Sie lächelten sich kurz an. Für mehr war später Zeit.


Erst als das gesamte Team aus dem Torraum verschwunden war, atmete John ein wenig durch. Hatte er wegen der kurzen Berichts die Luft angehalten oder doch eher wegen des Anblicks von J.T.. Sie trug militärische Kleidung. Nur die Schutzweste und Jacke hatte sie heute nicht an. Stattdessen war ihr Oberkörper mit einem knappen Tanktop bedeckt. Ihre Haare hatte sie mit einem Band zu einem lockeren Knoten gebunden und ein Baseballcape auf, um die vorderen Haare in Zaum zu halten. Er hatte sich nie vorstellen können eine Frau in Uniform sexy zu finden. Weibliche Soldaten hatten nicht mehr sehr viel Frauliches an sich. Außer J.T.. Diese Frau sah in Uniform besser aus als in einem kleinen Schwarzen. Andererseits hatte er sie in recht viel anderem als in Uniform noch nicht gesehen. Vielleicht war es aber allein die Vorstellung was sie darunter anhaben könnte, die sie so anziehend für ihn machte. Oder die Erinnerung als er sie das Letzte Mal so verschwitzt sah. Nämlich vergangene Nacht in seinem Bett.


Er schüttelte leicht den Kopf. Er war im Dienst und sollte eigentlich klare Gedanken fassen können.


„Riesige Schlangen also. Uns bleibt in dieser Galaxie wohl echt nichts erspart.“ Woolsey stand ebenfalls noch neben ihm.


„Colonel. Sie werden mich für diese Einsatzbesprechung wohl kaum brauchen. Ich werde mir ein verspätetes Mittagessen gönnen.“ Und schon war Mr. Woolsey aus der Tür raus.


„Chuck. Ich hole mir einen Kaffee.“ Entweder würde er J.T. oder McKay über den Weg laufen. Wobei natürlich der Erste Fall wünschenswerter wäre. John hatte nie gedacht jemanden kennenzulernen der süchtiger auf Kaffee war als Rodney. Bis vor ein paar Monaten J.T. hier erschien. Ihr Kaffeekonsum war legendär. Auch ihre Stimmungsschwankungen wenn sie ein paar Stunden keinen bekam.


Eine Stunde später wartete Lournes Team in seinem Büro auf ihn. J.T. saß auch schon auf seiner Couch. Beeindruckend, wo sie doch vor zwanzig Minuten noch nicht einmal ordentlich ausgezogen war.


Wie vermutet hatte er das Team in der Cafeteria angetroffen. Als John sich mit seiner frischen Tasse Kaffee gerade zu ihnen gesellen wollte, standen die drei Soldaten auf und verabschiedeten sich. Schon war er mit J.T. allein. Und da sie sich ebenfalls für die Einsatzbesprechung frisch machen wollte, begleitete er sie zu ihrem Quartier. Wobei es natürlich nicht dabei blieb. Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, fielen sie übereinander her.


John musste sich auf jeden Fall eine neue Kaffeetasse besorgen. Seine `bester Chef` Tasse lag in Scherben zerbrochen in J.T.s Quartier. Ihr Vorschlag von wegen etwas mehr Zeit zwischen Heimkommen und Besprechung einzuhalten, würde er das Nächste Mal auf alle Fälle beherzigen.


Kurze Zeit später war die Besprechung vorbei. Der Planet wurde für weitere Missionen gesperrt und auch J.T. tat die Archäologischen Funde als nicht Erforschens wert ab. Nicht unter dieses Umständen.


Jetzt würden sie sich ein ausgiebiges Abendessen mit folgendem Gemütlichen abhängen in der Messe gönnen. Es war klar, dass ihre Teamkollegen beim Essen die auf dem Schlangenplaneten angefangene Diskussion weiterführen wollten. Vor allem Jim und Mike konnten einfach nicht aufhören. Vor allem da Sheppard nach ihrer Heimkehr nichts Besseres zu tun hatte, als ihnen gar zu offensichtlich in die Kantine zu folgen. J.T. versuchte dies als Zufall abzutun, aber es war klar dass die Jungs genau wussten, was kurz vor der Besprechung geschehen war. Auch Evan erwähnte die bei der Besprechung fehlende Kaffeetasse.


„Ich finde es verdächtig, dass der Colonel hier erst mit seiner Kaffeetasse auftaucht die er bei der letzten Weihnachtsfeier bekam, und bei der Besprechung dann nur einen der üblichen Allzweckbecher verwendete.“


Mike fuchtelte mit seiner Gabel in Richtung Evan.


„Sie haben Recht. Was damit wohl passiert ist.“


J.T. verdrehte innerlich die Augen. Die drei konnten einfach nicht die Klappe halten. Anscheinend wollten sie J.T. soweit bringen ihnen die ganze Geschichte kleinlaut zu erzählen, oder wenigstens die Gerüchte zu bestätigen. Aber dazu würde sie es nicht kommen lassen.


„Erstens finde ich es etwas ungewöhnlich wenn sich erwachsene Männer so viele Gedanken über die Kaffeetasse ihres Chefs machen. Und zweitens würde ich jetzt gerne wissen, warum Mike sich mitten in der Nacht auf den Gängen herumgetrieben hat um mich angeblich ebenfalls herumschleichen zu sehen.“


Bei diesen Worten lehnte sich der Befragte genüsslich zurück. Jim erhob triumphierend die Hand um sich ein Highfive abzugreifen.


„Die kleine süße Krankenschwester? Gut gemacht Kumpel.“


„Sie will es jedoch langsam angehen. Wir gingen gemeinsam Abendessen und dann spazierten wir etwas herum.“


„Ein paar Heldengeschichten und sie lässt sich sicher leichter herumkriegen.“ Jim war einer dieser Kerle die nichts von längeren Beziehungen hielten. Dort und da mal etwas Spaß haben, aber mehr schon nicht. Es konnte ja immer etwas Besseres daherkommen. Aber es gehörten immer zwei dazu und so konnte er ohne weiteres mit seiner Tour weitermachen. Vor allem bei den umsorgenden Krankenschwestern hatte er immer wieder Glück. J.T. hoffte nur, dass Mikes Flamme noch nicht unter seinen Eroberungen war.


J.T. war da in vieler Hinsicht nicht recht viel anders. Doch ihre Motivation dazu war unterschiedlich. Sie wollte sich nach einer langjährigen Beziehung auf nichts mehr Ernstes einlassen aus Angst abermals gehörig verletzt zu werden. Bobby hatte ihr verdammt wehgetan, als er sich mit ihren sogenannten Freundinnen vergnügt hatte.


„Na dann alles Gute. Dann will ich aber bei den nächsten Missionen keine Hinternlisten mehr hören, wo du dich ja jetzt ebenfalls mit jemanden triffst.“ Mit einem Grinsen fuchtelte sie mit ihrer Gabel gespielt bedrohlich in Mikes Richtung. Erst als sie alle drei zufrieden anblickten und sich zufrieden zurücklehnten, merkte sie den von ihr begangenen Fehler. Scheiße. Jetzt konnte sie nicht mehr zurück.


„So, jetzt ist es raus. Aber es gibt kein Spazierengehen oder Händchenhalten. Einfach nur …, naja, ihr könnt es euch denken.“ Mehr würde sie vor allem in Evans Gegenwart nicht preisgeben. Er war jetzt schon verkrampft genug.


„Uih. Sexkollegen. Cool.“ Irgendwie erinnerte Jim sie gerade extrem an Todd Quinlan.


„Das geht meist aber nicht gut. Einer will am Ende immer mehr.“


„Du sprichst wohl aus Erfahrung?“ Sein leicht verzwicktes Lächeln und doch sehr selbstbewusstes Kopfnicken bestätigte J.T.s Vermutung. „Und ich nehme mal an, du warst nicht derjenige der mehr wollte?“


„So. Ich würde sagen wir trinken jetzt in der Messe ein kaltes Bier und dann gehen wir ins Bett.“ Mit einem strengen Blick, vor allem in J.T.s und Mikes Richtung, ergänzte Evan: „Und zwar jeder in sein eigenes! Es war ein anstrengender Tag.“


Hinter seinem Rücken grinsten sich J.T. und Mike zu. Evan musste sie entweder dabei gesehen haben, oder genau wissen was in den Köpfen seiner Leute vorgeht. „Und das ganz allein.“


Mit aufgesetzten Hundeblick und Schmollmund ging J.T. an Evan vorbei in Richtung Messe.


Das Bier war relativ schnell leer. Nach dem üppigen Abendessen stellte sich rasch eine angenehme Müdigkeit ein. Evan blieb noch eine Weile länger sitzen als sein Team und lies sich einige Gedanken durch den Kopf gehen. Die Dynamik in seinem neuen Team stimmte eindeutig. Trotz anfänglicher Bedenken wegen eines weiblichen Mitgliedes, vor allem seitens Lt. Mike Rafter verstand gerade dieser sich hervorragend mit J.T.. Nach zwei Monaten des Zusammenarbeitens verstanden sich alle vier ohne Worte. Dies war gerade in heiklen Einsätzen wie heute ein gewaltiger Vorteil. Dass ihr Wissenschaftsmitglied eine ehemalige Soldatin ist, war ein weiterer Gewinn. Auch wenn er dadurch seine kleine Schwester in Gefahr brachte. Aber immer noch besser, als wenn sie mit einem anderen Team unterwegs war. Sheppard hatte ihn damals vor die Wahl gestellt. Entweder sie kam in sein Team oder in ein anderes. Der Colonel und Mr. Woolsey wollten auf alle Fälle dass J.T. mit ihrer Erfahrung und Ausbildung auf Offworld Missionen ging. So konnte er doch etwas auf sie aufpassen. Vor allem nachdem er sie in Stich ließ und er nicht für sie da war, als die Ehe mit Bobby in die Brüche ging. Oder besser in einer gewaltigen Explosion endete. Irgendwie hatte er die Hoffnung diesem Dreckskerl doch noch einmal über den Weg zu laufen. Dafür was er J.T. angetan hatte verdiente er eine gehörige Tracht Prügel. Leider würde ihm das seine Karriere kosten. Bobby war immerhin Colonel der Air Force.


Um nicht noch mehr in trübe Gedanken zu verfallen, verließ er ebenfalls die Messe um sich ins Bett zu begeben. Somit ging ein einerseits recht aufreibender Tag zu Ende, für atlantische Verhältnisse war dies jedoch eher normal. Wer weiß was ihn in den nächsten drei Tagen erwartete, an denen er die militärische Verantwortung über diese Stadt trug.

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=2660