Leaving nobody behind by Jenny
Summary: Eine Forschungsreise ist eine lustige Angelegenheit- allerdings verliert sie ihren Reiz wenn man von jordanischen Terroristen entführt wird.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Own Character
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 17076 Read: 2177 Published: 11.02.13 Updated: 11.02.13

1. Kapitel 1 by Jenny

Kapitel 1 by Jenny
Leaving nobody behind


Die Sonne schien glühend heiß über der ägyptischen Wüste und heizte den feinen Sand auf fast unerträgliche Temperaturen auf.
Obwohl es schon beinahe Mittag war, trauten sich noch immer einige Kamelkarawanen auf die lange Reise zu den einzelnen Oasen und bewegten sich gruppenweise Richtung Osten.
Ein heißer Wind wehte über die Sanddünen und machte das Vorankommen schwer.
Daniels Mietwagen stand als einziges Zeichen von Zivilisation geparkt vor einem Felsvorsprung und wartete auf seine Fahrer.
Der Archäologe war am Morgen aufgebrochen um mit Stephanie Cox, einer neue Mitarbeiterin des SGC und alter Bekannten von der Universität, eine Rundreise zu den wichtigsten ägyptischen Sehenswürdigkeiten zu machen.
Sie war Spezialistin für die Sprachen und Geschichte Vorderasiens und die neue Leiterin des Anthropologenteams geworden, um ihm die Arbeit mit den vielen Wissenschaftlern zu erleichtern. Im Gegenzug wies er sie nun in die Ägyptologie ein.
Um ihren Job beim SGC perfekt ausüben zu können, musste sie einfach gewisse Grundkenntnisse haben, die Daniel ihr liebend gerne vermittelte.
Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen und es war schön, hin und wieder Kontakt zu seiner Vergangenheit zu haben.
„Es sieht so aus, als ob gerade Schnee gefallen wäre!“, staunte Stephanie und blickte Daniel begeistert an.
„Ja, deshalb nennt man sie auch die Weiße Wüste...das habe ich immer bei meinen anthropologischen Projekten in Südamerika vermisst, dieses Meer aus Sand, das trotzdem voller Leben steckt. Genau wie auf Abydos.“, erklärte er und zeigte auf den Horizont.
„Dort hinten ist Farafra und Baharija, die beiden Oasen, von denen ich dir erzählt habe- wir werden sie uns später ansehen.“
Daniel klopfte sich den Sand von der Hose und stand auf.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so etwas wundervolles auch auf anderen Planeten finden kann.“
Auch Stephanie war mittlerweile aufgestanden und schien trotz vierzig Grad Außertemperatur begeistert. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem kleinen Zopf gebunden und sich ein Cap aufgesetzt, um der direkten Strahlung zu entgehen.
Daniel hatte sich mit seinem Bandana begnügt und trug die übliche weiße Kleidung, so wie jeder Tourist in Ägypten. Nicht auffallen war hier das Wichtigste, denn besonders um die alten Monumente herum wartete man nur auf Archäologen, die an vielen Orten als Gotteslästerer und Grabschänder gejagt wurden. Der Fluch der Pharaonen auf ägyptisch eben.
Er lächelte schwärmerisch. Zu sehr erinnerte Steph ihn an seine ersten Wochen im Stargate- Programm.
„Du wirst noch weitaus wundervollere Dinge finden, Dinge, von denen du nie geträumt hättest.“
+++
„Also schün...wo ist Daniel?“ fragte Jack überrascht und sah in die Runde.
SG-1 war zu einer Besprechung gerufen wurden und jeder war anwesend- nur der Archäologe nicht.
Sam und Teal`c zuckten mit den Schultern und deuteten auf General Hammond, der eben den Besprechungsraum betrat. Seine Miene wirkte entspannt, also kein Grund zur Sorge.
„Er ist vorgestern Abend mit Stephanie Cox, der neuen Angestellten unseres Anthropologenteams nach Ägypten abgereist. Beide sollen an einer Ausgrabung teilnehmen, bei der Doktor Jackson sich einiges verspricht. Doktor Cox wollte sich bei der Gelegenheit etwas mehr über Ägyptologie informieren.“
O'Neill war baff. Daniel hatte ihm gar nichts davon erzählt. Carter hob nur lächelnd eine Augenbraue. Nicht, dass sie es Daniel übel nahm...
„Sollte er nicht bei unserer nächsten Mission mit dabei sein, ich meine, er ist ja immer noch Mitglied von SG-1.“ warf Jack halbherzig ein. Sie hatten Daniel gerade mal vor zwei Monaten wieder gefunden, da war sein Beschützerinstinkt noch immer hyperaktiv. Vermutlich hatte der Archäologe ihm deshalb nichts erzählt.
Aber wer sorgte dann nun dafür, dass er nicht wieder in Lebensgefahr geriet? Er war eindeutig besorgt.
„Das ist auch der Grund unseres Treffens. Doktor Jackson wird erst in fünf Tagen zurückkehren. Bis dahin wird SG-1 außer Dienst gestellt. Bei ihrer nächsten Mission wird Dr. Cox Sie begleiten.“
„Dann haben wir ja zwei von denen...“ beschwerte Jack sich erneut doch der General beließ es bei einem rügenden Blick.
Eigentlich konnte er den Colonel ja allzu gut verstehen...
+++
„Also das ist unser neues Zimmer...“, stellte Daniel lächelnd fest und deutete auf die verkommene Zwei-Zimmer Wohnung. Sie waren gerade von ihrer ersten kleinen Rundreise zurückgekommen, nachdem sie nach ihrer Ankunft in Ägypten vor den Fakt gestellt wurden, dass ihr geplantes Hotel ausgebucht war und niemand etwas von ihrer Reservierung wusste.
Sie hatten schnell ein anderes Hotel gefunden, die Koffer aufs Zimmer gebracht und waren in den Menschenmengen der Stadt untergetaucht.
Zum Einchecken war Abends schließlich immer noch genug Zeit, wenn die Pyramiden schliefen...
Drei kleine Fenster ließen nur spärlich das Mondlicht hinein und die Lampe an der Decke schien noch aus der Pharaonenzeit zu stammen.
Auch der Fußboden glänzte nicht durch neuzeitliches Flair sondern bestand aus alten Holzbrettern, die mühselig aneinandergenagelt worden waren.
„Du meine Güte...“, antwortete Steph und setzte sich auf eines der beiden Betten.
„Die Matratzen haben sie wohl auch schon seit einer Weile, müsste mal eine Spektralanalyse zur Altersbestimmung machen...“, stöhnte sie und machte sich daran, ihre Taschen auszuräumen, während Daniel skeptisch die Küche begutachtete.
Ein Versuch den Backofen zu öffnen scheiterte, als die Tür komplett aus der Fassung heraus fiel.
„Scheint so, als müssten wir heute Abend auswärts essen gehen.“, bemerkte er und begann selbst, seine wenigen Ausrüstungsgegenstände und Kleidungstücke auszupacken und in einen der Schränke zu stecken.
„Wenn wir es lebendig die Treppe hinunter schaffen.“, seufzte die Anthropologin und tat es ihm nach, ließ aber den Großteil ihres Besitzes im Koffer, nur für den Fall, dass sie kleine hungrige Hausbewohner hatten...
+++
Daniel waren die Männer sofort aufgefallen, als sie die Straße hinunter liefen.

Duzende Basare reihten sich trotz abendlicher Stimmung aneinander und die Händler versuchten durch wilde Rufe auf sich aufmerksam zu machen, um die Verkaufszahlen zu erhöhen.

Ihn störte so etwas nicht, nur Steph zuckte hin und wieder mal zusammen, als die Marktschreier ihre Stimmen erhoben.

Doch ihn störte etwas ganz anderes.

Drei Männer waren ihnen gefolgt, seit sie das Hotel verlassen hatten.

Sie waren typisch ägyptisch bekleidet, doch als einer der Verkäufer sie überreden wollte, einige Postkarten und Bilder zu kaufen, wiesen sie ihn mit einem Akzent zurück, der nicht aus dieser Gegend stammte.

Immer wieder sah er sich um und entdeckte die Männer im Augenwinkel.

Daniel wurde nervös.

Wo sollten sie nur hingehen um sicher zu sein? Die nächste Polizeistation war noch einige Meilen durch engste Gänge entfernt und in einer der dunklen Sackgassen zu verschwinden war auch keine Lösung. Man wusste schließlich nie, worauf man bei einer solchen Aktion stieß.

„Steph, wir haben Gesellschaft.“, warnte er sie leise, doch die Anthropologin sah ihn nur erstaunt an.

„Daniel, wir sind hier nicht in Colorado Springs. Ich glaube nicht, dass der NID so weit reisen würde, um uns zu beschatten.“

Er mochte die Art nicht, wie sie ihn abwies. Immerhin wurde er schon oft genug entführt und er hatte über die Jahre hinweg einen Instinkt für solche Situationen entwickelt.

„Schön, wenn du gerne gegen fünfhundert Kamele eingetauscht werden willst.“

Stephanie sah ihn empört an, doch er wechselte das Thema.

„Wir werden jetzt langsam weiter laufen und zum nächsten Polizeirevier gehen, ok?“

„Wie du meinst...“, seufzte sie, doch blickte sich weiterhin wie eine unbeholfene Touristin um.

Er kannte ihr Art noch von damals auf der Universität. Sie hasste Klischees über die sogenannten unterprivilegierten Länder und ihre Geschichte von Touristenermordungen. Sie hatte sogar die Nerven gehabt, als Frau ganz allein mit einer Horde Packeseln und Trägern durch die Mongolei zu reisen.

Aber Daniel war das egal.

Er spürte es, wenn Gefahr aufkam und gerade im Moment stellten sich all seine Nackenhaare auf.

Über den Lärm hinweg versuchte er weitere Worte dieser Männer aufzuschnappen, doch es gelang ihm nicht.

Plötzlich entdeckte er einige Meter vor ihnen zwei weitere Muskelpakete, die ihnen den Weg zu versperren schienen.

Ihr Blick war auf sie fokussiert und endlich schien auch Stephanie den Ernst der Lage zu erkennen.

„Was zum Teufel wollen die?“

„Ich habe keine Ahnung.“, gab Daniel zu und sah sich nach Fluchtmöglichkeiten um. Die einzig gute Lösung war ein kleiner Gang zwischen zwei älteren Häusern, doch er wusste nicht, wohin der sie führte.

Er sah nach hinten, wo die drei Männer näher gekommen waren. Nur noch wenige Meter trennten sie von ihren Opfern.

„Lauf mir nach!“, erklärte Daniel dann und zwängte sich zwischen zwei Basaren hindurch auf den schmalen Gang zu. Und wenn sie sich nur verstecken konnten, Hauptsache sie waren sicher.

Er hörte, wie die Männer sich Kommandos zuriefen und ihnen folgte, während der Archäologe so schnell rannte, wie es nur ging.

Aber der Kampf durch die Menschenmassen hindurch war schwierig und er hörte, dass die Männer sie als „Diebe“ beschimpften, um die anderen Leute dazu zu bringen, sie aufzuhalten.

Er rannte über die schmale Straße und wäre fast in das Messer eines Fleischhändlers gelaufen, der ihn aufhalten wollte, aber gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sich wegzudrehen.

Steph war dicht hinter ihm und Daniel schaffte es schließlich, zu der kleinen Gasse zu gelangen.

Die Männer waren ihnen noch auf der Spur und schrieen laut, während er plötzlich feststellte, dass die Gasse mit einer steilen Mauer abrupt endete. Es gab keine Leiter, nichts, mit dem man das Hindernis überwinden konnte.

„Verdammt!“, stieß er hervor und suchte nach etwas, das sich als Verteidigungswaffe eignen würde.

Doch außer alter Pappe und Essensresten fand sich nichts.

Schon bald hatten die Verfolger sie eingeholt und bildeten um den einzigen Ausweg der Gasse einen kleinen Halbkreis, den sie immer weiter zuzogen.

„Was wollen Sie von uns?“, fragte Daniel mit dem passendesten ägyptischen Akzent, der ihm einfiel. Er wollte verhindern, dass die Männer erfuhren, was ihre wahre Nationalität war.

Die Männer antworteten nicht, er sah nur, wie der Führer einigen seiner Leute Zeichen gab, sie weiter einzukreisen. Er war noch ein Kopf größer als Daniel, hatte breite Schultern und starke Arme, die ihn einschüchterten.

Zwei von denen hätten sie vielleicht noch erledigen können, aber fünf?

Er versteckte Steph hinter sich und hob dann langsam die Hände als Zeichen, dass er nichts zu verbergen hatte.

„Wir waren nur auf der Suche nach dem Hotel.“, log er weiter, doch die Männer kamen immer näher.

Einige von ihnen trugen Messer, die sie jetzt heraus holten und in ihren Händen tanzen ließen.

„Vorsichtig, damit kann man sich schneiden.“, säuselte Daniel, als einer von ihnen auf ihn zu stürmte.

Er wich zur Seite aus, nur um von einem anderen Mann gepackt und gegen die Wand geschleudert zu werden.

An den rauen Lehmwänden holte er sich einige böse Kratzer, doch er stieß sich bald wieder ab und wollte einen der Männer angreifen, als er von hinten gepackt wurde.

Steph war bereits in der Gewalt der Männer und trat verzweifelt gegen alles, das ihr in den Weg kam.

Daniel versuchte sich ebenfalls zu befreien, doch seine Arme wurden fest hinter seinem Rücken festgehalten, sodass er sich die Schulter bei dem Versuch ausgekugelt hätte.

Von der Seite traf ihn ein Fausthieb ins Gesicht und er verlor kurzzeitig den Sinn für die Realität. An Flucht war längst nicht mehr zu denken.

Der Schlag war so verheerend gewesen, dass er zusammen sackte, woraufhin seine Schultern plötzlich mehr Spielraum bekamen, denn der Mann hinter ihm versuchte ihn aufrecht zu halten.

Daniel trat nach hinten und erwischte ihn am Knie. Einer seiner Arme frei kam. Damit schlug er nun wild um sich, traf hier und da auch etwas, doch ein zweiter Fausthieb in den Magen brachte ihn entgültig zu Boden.

Er spürte, wie einer der Männer das Knie in seinen Rücken stemmte, während seine Arme gefesselt wurden und man ihm ein Tuch um die Augen band.

Daniel hörte Flüssigkeit, die wild in einer Flasche herum schwappte, als man ihm plötzlich ein feuchtes Tuch vor Mund und Nase legte.

Es waren irgendwelche KO- Tropfen. Verdammt!

Er durfte jetzt nicht aufgeben!

Wild begann er von neuen zu kämpfen, während er den Atem anhielt. Er drehte sich zur Seite, nur um wieder von dem Knie nach unten gedrückt zu werden.

Seine Luft wurde knapp und er atmete kurz etwas von dem Zeug ein, doch auch das reichte schon, um ihn unglaublich müde werden zu lassen.

Benommen versuchte er sich weiterhin weg zu drehen, doch das Endresultat war, dass er auf dem Bauch in irgendeinem stinkenden Dreckloch in Kairo lag und hoffnungslos unterlegen war.

Schließlich gab er den Kampf auf und alles wurde schwarz...

+++

Das Telefon in Jacks Haus klingelte und er überlegte einige Sekunden lang, ob er einfach so tun wollte, als sei er nicht daheim.

Er hatte frei und wollte seine Ruhe genießen, aber schließlich siegte seine Neugier.

„O’Neill?...Und es ist hoffentlich verdammt wichtig! “, maulte er in das Telefon, als sich Carter meldete.

„Sir, Kanal zwei.“

Jack war sich nicht sicher, worum es ging, aber er schaltete währenddessen den Fernseher an.

“Was kommt denn? Und es ist besser keine Dokumentation über Area 51 und den UFO- Absturz von ’48!“

„Ich fürchte nein, Sir.“, erklärte Sam und schon im nächsten Augenblick sah er Helikopterbilder aus Kairo.

Die Headline erklärte, dass zwei amerikanische Touristen von der jordanischen Miliz entführt und verschleppt worden waren. Momentan sei noch unklar, wo sie sich aufhielten, aber die amerikanische Regierung erklärte sich zu Verhandlungen bereit, um das Leben der Geiseln zu sichern.

Jack ließ einfach den Hörer fallen, und trat näher an den Fernseher heran.

// Nein...nicht schon wieder! //

„Diese Tat ist wahrscheinlich die Vergeltung für die Gefangennahme mehrerer jordanischer Terroristen am Wochenende.“, erklärte eine Außenreporterin in Kairo.

„Weiß man schon genaueres über die Identität der amerikanischen Touristen?“, fragte die Nachrichtensprecherin, doch sie erhielt ein Kopfschütteln.

„Ihre Identität ist noch nicht geklärt und auch das hier vertretene amerikanische Militär bewahrt Stillschweigen. Aber es scheint, als handele es sich um zwei Wissenschafter, ehemalige Mitarbeiter der archäologischen Fakultät in Chicago, die eine Ausgrabung leiten sollten. Eine Forderung der Entführer ist noch nicht gestellt worden. Die Lage ist angespannt und hier wartet man im Moment auf die Dinge, die noch kommen werden, Mary.“

Die Nachrichtensprecherin nickte verständnisvoll und wandte sich wieder ihren Aufzeichnungen zu.

„Soviel für den Moment, wir halten Sie über die Lage in Kairo auf dem laufenden. Hier nun das Wetter.“

Jack schaltete wie betäubt den Fernseher aus und setzte sich kurz auf die Couch.

Hatte er es nicht kommen sehen?

Hatten Hammond und Co in den letzten Jahren noch immer nicht begriffen, dass es keine gute Idee war, Daniel ohne seine Begleitung irgendwohin zuschicken?

Er sprang auf, schnappte sich seine Wagenschlüssel und stürmte nach draußen.

+++

„Jack?“, stöhnte Daniel, als er langsam wieder zu sich kam.

Sein ganzer Körper zitterte und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, dass seinen Geist kontrollierte.

Er fühlte sich wie auf Hoher See und jede Welle, die gegen das Boot schlug, verursachte ihm Magenkrämpfe und Übelkeitsgefühle.

Die Luft war heiß und stickig, der Boden unter ihm vibrierte.

Daniel kämpfte sich vorsichtig nach oben und stellte fest, dass seine Hände zusammen gebunden waren. Der Knoten war zu fest, als das er ihn hätte öffnen können.

Die Augenbinde war verschwunden, aber das half ihm wenig, als er feststellte, dass er sich im hinteren Teil eines LKW befand, der wild über die archaischen Straßen raste.

Die Nachwirkungen der Narkose setzten ein und er stürzte wieder zur Seite, nur um erneut zu versuchen, auf die Beine zu kommen.

Doch die Welt drehte sich, als wäre er im Vollrausch.

Immer wieder wurde die Ladefläche erschüttert, als der Fahrer ein Loch in der Straße erwischte und sein Kopf schlug schmerzhaft auf den Boden.

„Daniel?“, hörte er eine Stimme und identifizierte sie als die von Stephanie.

Genau, sie waren in Kairo entführt worden!

Waren sie in der Hand von Terroristen? Wusste die amerikanische Regierung schon bescheid? Wo würde man sie hinbringen?

„Steph?“

„Ja, ich bin es.“, erklärte sie und Daniel spürte ihre Hand in seinen Nacken.

“Sieh mich an!“

Er versuchte sie anzusehen, doch seine Augen gehorchten ihm nicht und schlossen sich wieder.

„Steph...“, stammelte er leise vor sich hin, doch die Anthropologin ließ sich nicht abbringen.

„Daniel, ich werde versuchen Hilfe zu holen, ok? Ich glaube ich weiß, wo sie uns hinbringen wollen. Halte durch, ich bin bald zurück.“

Damit erkannte er schemenhaft, wie sie die Plane des LKW anhob und nach draußen sprang.

Er realisierte nicht, was geschah, sondern drehte den Kopf zur Seite und schlief wieder ein.

+++

„Der Krisenstab berät in diesen Minuten.“, erklärte Hammond betrübt und blickte auf die Uhr, danach in die Gesichter seines Vorzeigeteams.

„Wie kann es sein, dass wir erst durch die Nachrichten davon erfahren?“, fragte Jack ernst, seine Miene war angespannt.

„Wir hatten das Konsulat mit Absicht nicht über Doktor Jacksons Anwesenheit informiert, um eine solche Situation zu verhindern. Deswegen blieb die Identität der Geiseln so lange unklar.“, rechtfertigte der General die Situation.

„Viel geholfen hat es ja nicht.“, beschwerte sich Jack und deutete dann auf die Akte, die auf dem Konferenztisch lag.

“Also, wann kann es losgehen?“

„Colonel?“

Sam sah ihn von der Seite an und verstand wahrscheinlich, was er meinte. Mit Hammond hatte er da weniger Glück.

„Na die Rettungsaktion. Wann können wir los fliegen?“

Der General sah erstaunt in die Runde und räusperte sich dann.

“Colonel, so etwas ist nicht geplant. Wir haben Spezialeinheiten in dem Gebiet eingesetzt, die viel besser mit den Gegebenheiten vertraut sind, als sie. Ich bin mir sicher, diese Leute tun ebenfalls ihr bestes, um Doktor Jackson und Doktor Cox wieder zu finden.“

Jacks Laune verbesserte diese Ansicht nicht besonders.

„General, Sie können doch nicht erwarten, dass wir hier sinnlos herumsitzen und darauf warten, dass man irgendwann ihre gefolterten Leichen findet!“

Den letzten Satz hatte er fast geschrieen.

„Colonel!“, erinnerte Hammond ihn an seinen Rang, „Was wollen Sie denn tun? Nach Kairo reisen und ohne einen Plan die Gegend umkrempeln? Währenddessen verlieren wir wertvolle Zeit mit den Terroristen.“

„ICH WERDE NICHT HIER SITZEN BLIEBEN UND DARAUF WARTEN, DASS SIE EINE VIDEOBOTSCHAFT SCHICKEN, IN DER SIE DANIEL VOR LAUFENDER KAMERA DIE KEHLE DURCHSCHNEIDEN!“

O’Neills Worte waren hart gewesen und jeder wurde still.

Sam erkannte in ihm nun auch wieder den Führer der Spezialeinheiten, der genügend Erfahrung im Auslandseinsatz hatte, um den Archäologen aus der misslichen Situation zu befreien.

Hammond fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und deutete dann auf sein Büro.

“Lassen Sie mich einige Anrufe tätigen, Ich will wenigstens sicher gehen, dass Sie einen guten Führer bekommen. Wir brauchen nicht noch mehr Menschen an die Terroristen zu verlieren.“

Jack hielt ihn zurück.

“Ich kenne jemanden, der besser geeignet wäre, als irgendeiner dieser Anzugträger aus Washington.“

„Und der wäre?“


Teil 2


„Cathrin Langford?“, meldete die älterer Dame sich am Telefon und war überrascht, O’Neills Stimme zu hören. Der Colonel hatte sie noch nie Zuhause angerufen.

„Jack, was kann ich für Sie tun?“, erwiderte sie erfreut und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Apparat.

// Cathrin, leider habe ich keine besonders guten Nachrichten für Sie.//

„Was ist denn los?“, die ältere Frau wurde unruhig.

// Daniel ist mit einer anderen Anthropologin in Kairo entführt worden, wahrscheinlich von jordanischen Terroristen.//

„Oh mein Gott.“, sie legte sich vor Schreck die Hand auf die Brust, „Ich hatte es in den Nachrichten gehört aber ich hatte doch keine Ahnung, dass es sich um Daniel handelt.“

// Das konnten Sie auch nicht. Aber wir brauchen Sie, um SG-1 nach Ägypten zu begleiten. Wir werden versuchen, Daniel zu befreien.//

Cathrin blickte auf eines der Bilder an der Wand. Es zeigte sie zusammen mit Charles Kowalsky, Lou Feretti, Jack O’Neill und Daniel Jackson.

Sie würde alles für diese Männer tun, die den Traum ihres Vaters verwirklicht hatten.

„Ich bin in zehn Minuten abflugbereit, Jack.“

+++

Als Daniel das nächste Mal wieder zu sich kam geschah dies nur aufgrund der Tatsache, dass jemand ihn in die Seite trat.

Die aufkommenden Schmerzen drangen bis zu seinen gelähmten Sinnen durch und weckten ihn.

„Hoch!“, befahl ein Mann und er gehorchte, um den Tritten zu entgegen.

Seine Seite schmerzte, aber all das wäre ok, wenn er sich nicht in der Hand von Geiselnehmern befände.

Daniel wollte aufstehen, doch er torkelte zur Seite und landete an der Plane des LKWs. Der Boden war feucht und er nahm an, dass er sich zuvor mehrmals auf das Narkotikum übergeben hatte, doch er erinnerte sich kaum noch.

Wo steckte Stephanie?

Der Mann packte ihn unsanft am Kragen seines Hemdes und warf ihn aus dem LKW. Daniel konnte sich nicht abfangen und landete ungebremst auf der steinigen Straße.

Als er spürte, wie seine Knie von den spitzen Steinen aufgerissen wurden, wachte er komplett auf.

Die hochstehende Sonne stach in seine Augen und er nahm an, dass seit ihrer Gefangennahme und jetzt mindestens ein halber Tag- wenn nicht noch mehr- vergangen war.

Er spürte, wie Blut über seine Schienbeine rann und er sah nach unten, nur um festzustellen, dass der Stoff über seinen Knien aufgeweicht war.

Seine Entführer störte das wenig und er wurde wieder hochgezerrt, nur um weiter nach vorne gestoßen zu werden.

In der Ferne erkannte Daniel mehrere kleine Lehmbauten und nahm an, dass dies das Ziel ihrer Reise war.

Wo war Stephanie?

Er sah sich um, doch er konnte sie nirgendwo entdecken.

War da nicht etwas?

Daniel versuchte sich zu erinnern, doch es war noch zu früh. Er fühlte sich noch immer wie gelähmt und kam nur schwerlich auf die Beine.

Ein Tritt in den Rücken beförderte ihn in den Dreck neben der Straße und er hörte die Entführer lachen.

Wo waren die Asgard mit ihren Lichtwaffen, wenn man sie mal brauchte?

Daniel rappelte sich wieder auf und diesmal ließen sie ihn in Ruhe, stießen ihn nur dann und wann weiter in Richtung der Bauten.

Einige Ziegen kamen ihnen entgegen, gefolgt von einem abgemagerten Hirten, der ihn nur verachtend anblickte.

Er hatte keine Ahnung, worum es hier ging. Daniel hatte den Leuten nichts angetan, warum sollten sie Profit aus der Entführung eines Archäologen schlagen wollen?

Mal davon abgesehen, dass der NID sich wohl eher ins Fäustchen lachen würde, als irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, um ihn aus der Situation zu befreien.

Sie waren bei einer der Hütten stehen geblieben und Daniel wurde unsanft gegen die Wand gestoßen, damit sie das Seil um seine Hände wieder öffnen konnten.

Anschließend wurde er in eine der Katen gestoßen und die Tür hinter ihm wieder verbarrikadiert.

Er genoss die Dunkelheit und das deutlich kühlere Klima in dem Raum.

Es brachte ihn wieder näher an den Rand des Bewusstseins und half ihm, die Nachwirkungen des Anästhetikums zu bekämpfen.

Was zum Teufel hatten diese Typen benutzt?

Denk lieber gar nicht drüber nach, rügte er sich anschließend und versuchte im Dunkeln die Inschriften an den Wänden zu entziffern.

Die Handschrift war grauenhaft, aber es schien sich um eine Art freiheitskämpferische Schriften zu handeln, denn sie verfluchten den Hunger und die Armut unter der Bevölkerung.

Vielleicht konnte er so mit seinen Entführern reden und sie zur Vernunft bringen!

Er rieb sich seine schmerzenden Handgelenke.

Die Haut hatte sich unter den Seilen dunkelrot verfärbt, so fest hatten sie sie zusammen gebunden. Doch so langsam kehrte wieder Leben in seine Hände zurück.

Daniel seufzte.

Vorerst saß er hier fest und lehnte sich an, während er versuchte, eine bequeme Sitzposition zu finden, in der das Übelkeitsgefühl nachließ.

Seine Knie schmerzten höllisch und er wusste ohne hinzusehen, dass die Wunde vom Dreck der Straße verunreinigt war.

Janet würde einen Haufen Arbeit haben, wenn sie ihn wieder bekam.

Wenn...sie ihn wieder bekam.

+++

„Alles ok, Jack?“, erkundigte sich Cathrin, nachdem sie mit dem Flugzeug in Richtung Kairo gestartet waren.

In der Militärmaschine war viel Platz und Sam hatte sich zusammen mit Teal`c etwas weiter nach hinten gesetzt, damit die Astrophysikerin ihn einige Dinge aus der Luft zeigen konnte.

So lenkten sie sich ab, schätzte Cathrin.

„Ich bin in Ordnung.“, murmelte O’Neill zurück und sah aus dem Fenster.

„Ach, erzählen Sie mir doch nichts. Wann immer Sie so ein Brummbär sind, stimmt etwas nicht.“

Ihre Offenheit überraschte ihn und so blickte der die ältere Dame an.

Sie bedeutete ihm viel, nicht zuletzt war sie es, die Daniel mit ins Programm aufgenommen hatte. Ohne den Archäologen wäre jetzt möglicherweise noch gar nicht an Sternentorreisen zu denken.

„Ich bin wütend auf Daniel. Er schafft es immer wieder, sich in solch unmögliche Situationen zu bringen! Ich habe ihm schon Tausend Mal gesagt, er soll dafür sorgen, dass er immer einige gut ausgebildete Soldaten ums ich herum hat, wenn er in andere Länder fliegt.“

Cathrin lächelte und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter.

„Er wird mit der Situation klar kommen. Daniel ist ein kluger Kopf und hat Mut. Sich vor die ranghöchsten Beamten der Archäologischen Gemeinschaft zu stellen und ihre Theorien anzufechten benötigt eine Menge Mut.“

„Ja.“, seufzte Jack, „Aber das hilft ihm nichts, wenn er in der Gewalt von Terroristen ist. Da wird ihm sein Gerede von friedlichen Forschern und gemeinsamen Zielen nicht mehr als Schläge einbringen...Ich habe gegen diese Sorte von Männern gekämpft und ich weiß, wie gefährlich sie sind. Denen ist es egal, wer vor ihnen steht. Die bringen Menschen um, ohne mit der Wimper zu zucken und gehen anschließend essen. Das sind perverse Mistkerle!“

Cathrin nickte verstehend und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.

„Sie beide haben Abydos gemeistert, das hier werden Sie auch schaffen.“

Jack nickte noch einmal kurz und sah dann wieder aus dem Fenster. Ihm war klar, dass der in den nächsten zwülf Stunden kein Auge zu bekommen würde.

Zu sehr machte er sich um Daniel Sorgen.

Wenn er wirklich in der Hand von Terroristen war...Gott, er wollte gar nicht daran denken, was die mit ihm anstellen konnten.

Und dabei ging es nicht einmal um Informationen.

Sie forderten die Freilassung von Gefangenen und dazu noch einige unmögliche Aufgaben, von denen sie wussten, dass diese nie erfüllt werden konnten. Sie nutzten dies als einen Grund, ihr Opfer kaltblütig zu ermorden.

Er würde sich niemals verzeihen, wenn er Daniel nur noch tot vorfinden würde.

„Sparen Sie sich Ihre Energie für Ägypten auf.“, riet ihm dann Cathrin, „ Es ist noch ein langer Flug.“

+++

Stephanie war fort.

Die Realisation dieser Tatsache ließ Daniel wieder komplett aufwachen.

Er hatte den Rest des Tages vor sich hingedöst und über seine Lage nachgedacht, als er sich wieder an die Anthropologin erinnerte.

War sie nicht aus dem fahrenden LKW gesprungen?

Wo war sie jetzt?

War ihr die Flucht gelungen?

Vielleicht konnte sie Hilfe holen! Daniel erinnerte sich, wie sie etwas davon gesagt hatte und das sie wusste, wo man ihn hinbringen würde.

Das waren doch endlich mal positive Nachrichten!

Seine Euphorie wurde durch das Öffnen der Tür gedrückt.

Das helle Licht blendete ihn zunächst, doch dann sah er im Eingangsbereich einen der Männer wieder, die sich zuvor einen Scherz erlaubt und ihn quer über die Straße gezerrt hatten.

Er grinste dreckig und bedeutete den anderen, die Tür wieder hinter ihm zu schließen, sodass er allein mit seinem Opfer war.

Daniel hatte Angst vor dem, was jetzt kommen würde und rappelte sich langsam auf.

Die kalten Augen des Mannes trafen ihn, doch er hielt den Blickkontakt aufrecht.

Vielleicht konnte er ja mit ihnen reden.

„Ich verstehe eure Lage.“, erklärte er dann auf ägyptisch, da ihm die Kenntnis der jordanischen Sprache fehlten.

„Nichts verstehst du.“, bekam er als Antwort und eine Ohrfeige katapultierte ihn zu Boden.

Ein tritt in die Seite folgte und Daniel rollte sich schützend zusammen, um der Prügelattacke halbwegs zu entgehen, doch der Mann riss ihn wieder auf die Beine, nur um ihn ein weiteres Mal zu Boden zu schlagen.

Es tat schrecklich weh und die Einsicht, dass es nicht viel gab, was der gegen den deutlich stärkeren Mann unternehmen konnte, machte es noch schlimmer.

Ein Fußtritt traf ihn am Kopf und nahm ihm fast das Bewusstsein, doch tot zu spielen brachte bei diese Typen nichts, das hatte er schon vorher gelernt.

Daniel rappelte sich auf und spürte, wie Blut von einer Platzwunde an seiner Schläfe rann.

Er nahm all seinen Mut zusammen und ging auf den Angreifer los, als dieser gerade wieder zu einem Fausthieb ansetzte.

Die Zeit schien stillzustehen, als Daniel den Mann am Hals erwischte und so fest zudrückte, wie er nur konnte.

Eine Faust traf ihn in die Rippen und ließ ihn keuchen, doch sein Griff blieb stark.

Der Mann kämpfte gegen ihn an, trat und schlug so wild es nur ging, doch Daniel konzentrierte sich nur auf seine Hände.

Endlich, nach einer halben Ewigkeit, sank sein Gegenüber auf die Knie.

Seine Augen hatten noch nicht an Grausamkeit verloren, doch die Stärke war aus seinen Schlägen gewichen und Daniel genoss den Augenblick.

“Wie fühlt sich das an?“, flüsterte er diabolisch, doch seine Freude währte nicht lange, als die Tür aufgestoßen wurde.

Drei Männer betraten den Raum und befreiten ihren Freund aus Daniels Griff.

Der Archäologe sah ihre wütenden Gesichter und trat näher an die Wand der kleinen Hütte heran.

Jetzt gab es wirklich Ärger.

Die Männer stürmten auf ihn zu und ehe er sich versah, lag er auch schon wieder auf dem Boden und ertrug die Schmerzen.

Wahrscheinlich hätte er es wie Stephanie tun sollen, war sein letzter Gedanke, bevor die sehr willkommene Bewusstlosigkeit ihn mit sich riss.

Er hätte fliehen sollen, solange er noch konnte...

+++

Sie waren knappe zwülf Stunden später auf dem Kairür Flughafen angekommen und wurden sofort durch das hiesige Militär zur Botschaft eskortiert.

Jack fühlte sich unwohl mit all den Soldaten um sich herum, normalerweise war das sein Job.

Und gerade weil das sein Job war, traute er nur sich selbst, wenn es darum ging, beschützt zu werden.

Aber für Daniel tat er ja alles.

// Wenn ich ihn in die Finger bekomme...//

Sie stellten sich dem Konsulatsleiter Riley vor, der äußerst erfreut über ihren Besuch schien, aber ganz offensichtlich ihre Kompetenz in dieser Sache bezweifelte.

Der grauhaarige Afroamerikaner saß selbstgefällig in seinem Chefsessel und rauchte genüsslich eine Zigarre, während man mit Daniel Gott- weiß- was anstellte.

„Colonel, ich bin mir sicher, dass Ihnen das Leben Ihres Freundes viel bedeutet. Auch wir versuchen alles in unserer Macht stehende, um die beiden Geiseln wieder zu finden, allerdings verstehe ich nicht, warum Sie den weiten Weg hierher in Kauf genommen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie schneller an die Terroristen heran kommen, als unsere Spezialeinheiten.“

Jack spielte während der Rede mit einem Kugelschreiber, den er diesem Typen am liebsten in den...!

Zwischen den Zeilen gelesen fragte man ihn gerade, ob er nichts besseres zu tun hatte, als nach Ägypten zu reisen, doch er hatte etwas besseres zu tun.

Er hatte Aufgaben, die diesen aufgeblasenen Mistkerl wie ein kleines Kind wimmern ließen.

Warum hörte er sich diesen Unsinn überhaupt an?

Teal`c hatte seine Wut bemerkt und stupste Carter besorgt an. Doch es war zu spät.

Der Kerl sah ihn an, als erwarte er eine Antwort.

Für diese richtete Jack sich zu seiner vollen Größe auf und stemmte seine Hände auf den mit Kitsch überfüllen Schreibtisch.

„Hören Sie mir genau zu, denn ich werde es nur ein einziges Mal sagen.“, fauchte er und griff währenddessen nach der Akte, die auf dem Tisch lag.

Sie war direkt nach dem Vorfall erstellt worden.

„Ein Mitglied meines Teams wird vermisst und befindet sich mit Sicherheit in den Händen hochgefährlicher Terroristen mit nervösen Fingern am Abzug. Wir operieren in Fällen größter GLOBALER Wichtigkeit. Sie werden ab jetzt alles in Ihrer Macht stehende tun, um uns bei unserer Suche zu unterstützen. Ich werde Ihnen später eine genaue Liste der Dinge einreichen, die wir benötigen und ich erwarte Ihre einhundertprozentige Kooperation. Wenn meinem Freund aufgrund Ihrer Inkompetenz irgendetwas zustößt, dann gnade Ihnen Gott, denn ich werde nicht ruhen, ehe ich Sie finde und mit Ihnen dasselbe tue, was diese Mistkerle mit ihm gemacht haben...Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Der Mann sah ihn unsicher an.

Dies war Jacks Spezialgebiet. Er wusste genau, wie er seine Blicke setzen musste, um das zu erreichen, was er wollte.

Sekundenlang starrten beide sich still an, bis der Konsulatsleiter schließlich nachgab.

„Ich hoffe für Sie, diese Angelegenheit ist wirklich so wichtig, wie Sie sie darstellen. Ansonsten wird Ihr Vorgesetzter schneller einen Beschwerdebrief in der Hand halten, als sie „Auf Wiedersehen“ sagen können.“

„Darauf würde ich mich nicht verlassen.“, fauchte Jack zurück und deutet nach draußen.

„Wir werden uns jetzt etwas umsehen und uns später wieder bei Ihnen melden. Hier ist die Nummer, unter der Sie uns erreichen können.“

Er gab ihm eine Visitenkarte ihres Hotels.

“Ich will über alles auf dem Laufenden gehalten werden, ist das klar?“

Der Mann warf ihm einen Blick zu, als wolle er ihn eigenhändig erwürgen, doch nickte anschließend.

„Sehr klar, Colonel.“

„Dann ist es ja gut.“, setzte er nach und deutete seinem Team an, ihm nach draußen zu folgen.

Sie verließen das Konsulat schweigend und erst auf dem internen Parkplatz trauten sie sich wieder zu entspannen.

„Eine eindrucksvolle Rede, Sir.“, bemerkte Sam anerkennend und lächelte. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr so erlebt.

„Meinen Sie?“

„Ich muss MajorCarter zustimmen, O’Neill.“

Teal`c hatte sich zum Schutz vor der Sonne ein Cappy aufgesetzt und wirkte einmal mehr wie ein Football- Star als ein ehemaliger ausserirdischer Beschützer eines falschen Gottes.

„Naja, ich hab es ja auch lange genug einstudiert.“, erwiderte Jack stolz und erntete verwunderte Blicke seiner Teamkollegen.

„Tun Sie nicht so, als hätten Sie es nicht gesehen!“, gab er barsch zurück, doch Carter und Teal`c sahen ihn weiterhin skeptisch an.

“Na Hannibal! Das A-Team! Was haben Sie denn die ganze Zeit im Flugzeug getrieben? Die hatten doch sechs Episoden im Bordkino!“

+++

Daniels Bewusstlosigkeit hatte unglücklicherweise nicht besonders lang angehalten, denn als er wieder wach wurde, waren die Männer gerade dabei, ihn mit den Enden ihrer Maschinengewehre zu traktieren.

Sein Körper protestierte mit heftigem Zittern gegen die Schmerzen, doch es brachte nicht viel.

Der Steinboden, auf dem er lag war aufgewühlt, so hatten sie ihn durch die Hütte gezerrt und Daniel wusste nichts vergleichbares um zu beschreiben, wie elend es ihm im Moment ging.

Den Männern schien egal zu sein, ob er diese Folter überlebte, also schloss Daniel die Option einer Geiselnahme aus.

Sie konnten für einen Toten schließlich nichts mehr einfordern.

In seinem eingeschränkten Sichtfeld erschien wieder der Mann, den er zuvor fast erwürgt hatte.

Jetzt gab es wirklich Ärger.

Daniel lachte innerlich über sich selbst.

`Wirklich Ärger´- als ob es noch nicht schlimm genug war, allein in einer Lehmbude irgendwo zwischen Ägypten und Jordanien eingepfercht zu sein, zusammen mit vier wütenden Männern, von denen jeder so stark war wie Teal`c.

Er öffnete ein Auge- in dem anderen spürte er Dreck- und sah nach oben, nur um in den Lauf eines Maschinengewehrs zu blicken.

Er sollte beunruhigt sein, eigentlich sogar voller Angst vorm Tod, aber in der jetzigen Situation schien der Tod der beste und schmerzfreiste Weg zu sein, um aus dieser Misere wieder heraus zu kommen.

Natürlich, es gab viel, wofür es sich zu leben lohnte, aber dazu musste er zunächst die Hoffnung haben, dass er wieder lebend aus dieser Situation raus kam.

Und diese Sicherheit hatte er einfach nicht.

Er wusste nicht, ob Stephanie die Flucht gelungen war, vielleicht lebte er hier auch in einer Traumwelt und hoffte auf etwas, was nicht geschehen würde.

Möglicherweise hatten diese Typen sie erschossen und in der Wüste liegen lassen, wer wusste das schon.

Und Jack?

Der saß wahrscheinlich gerade irgendwo in Colorado Springs, sah sich unbeschwert ein Hockeyspiel an und hatte gar keine Ahnung, was hier geschah.

Er wünschte sich mehr als alles andere seinen Freund hierher, und selbst wenn er auch gefangen war, zumindest war er nicht allein.

Nur ein paar aufmunternde Augen würden helfen, doch nicht einmal das wurde ihm gewährt.

Er war allein.

Er war am Ende mit seinen Kräften.

Er war hoffnungslos in der Unterzahl.

Er war verloren.

Daniel wusste zwar nicht, ob man seine Leiche entweder als Dünger für die kargen Felder oder aber als Zierde für den geklauten Militärjeep einsetzte, aber es war ihm egal.

Er wollte es einfach hinter sich bringen.

Alles war besser, als zu Tode verprügelt zu werden...

Ausserdem wusste er nicht, was diese Typen sonst noch so mit ihm planten. Vier einsame Männer in der Wüste...ihm wurde schlecht.

Hoffentlich hielt Jack ihn später nicht für einen Feigling...

„Na los, schieß doch, du Mistkerl.“, sprach Daniel diesmal in seiner Muttersprache und wie er es vermutet hatte, stieß er auf Verständnis.

Der Archäologe seufzte innerlich.

Es war schon eine Schande, hier erlebte er Dinge im Weltraum, von denen andere nur träumen konnten, und statt bei einem intergalaktischen Krieg zu sterben, blies man ihm mitten im Nirgendwo den Kopf von den Schultern.

Der Mann sah ihn kaltblütig an und wollte die Drohung wahrmachen, als Daniel eine andere Stimme hörte, die laute Kommandos brüllte.

Sofort sicherte der Entführer über ihm seine Waffe und warf sie sich um die Schulter, während der Rest seiner Bande eine Gasse bildete, um dem Neuankömmling Platz zu machen.

Als er die abklingende Gefahr realisierte, fiel Daniel komplett in einen Schockzustand.

Er verstand plötzlich, wie nahe er dem Tod in Wahrheit entgangen war und das es einen unwahrscheinlich großen Glücksmoment gegeben hatte, der ihn vor dem Schicksal bewahrte.

Zwar tat ihm alles weh, aber er lebte noch, atmete noch und war nicht tot.

Sein ganzer Körper begann wieder zu zittern und er wollte sich allem abwenden, was es in dieser Hütte gab, wollte sich zusammen rollen und nicht mehr ansprechbar sein, doch das Glück blieb ihm verwehrt.

Wie dumm war er gewesen, sein Leben so zu gefährden?

Hatte er denn nicht realisiert, dass er noch immer eine Chance hatte, solange er noch lebte?

Warum hatte er nicht früher an Flucht gedacht? Warum hatte er nicht in Betracht bezogen, das Jack vielleicht schon längst auf den Weg hierher war, um ihn zu retten?

War er denn komplett von Sinnen?

Daniel unterbrach seinen Gedankenfluss und wandte sich der neuen Gefahr zu.

Zuvor hatte er es vor Überraschung nicht mitbekommen, aber nun hörte er einen amerikanischen Akzent aus der Stimme eines Mannes heraus, den er vorher nicht bemerkt hatte.

Der Kommandeur kam näher und Daniel erhaschte einen Blick auf dessen Gesicht.

Verdreckte Haut und ein langer Bart verdeckten fast alles, aber darunter konnte er jüngere Züge ausmachen, als er es erwartete hatte.

Sein Gegenüber war mit Sicherheit nicht älter als er selbst.

„Na sieh einer mal an...“, amüsierte sich der Mann und kniete sich herab, „Was führt denn meinen ehrenwerten Lieblingskollegen Daniel Jackson zu uns?“


Teil 3


Als Jack mit dem Rest seines Teams im Hotel ankam, wartete Catherine dort bereits mit Neuigkeiten auf sie.

Die ältere Dame hatte es vermieden, das Konsulat zu betreten, da es- wie sie fand- von einem Fluch besessen war.

Sie hatte Jahrzehnte in Ägypten verbracht und selbst erfahren, wie „hilfreich“ man dort war, wenn es um Probleme ging, die nicht die Vergrößerung des Touristikangebotes betrafen.

Catherine glaubte, dass all die Seelen derjenigen, der durch das Nichtstun dieser Behörde sterben mussten dort hausten und hin und wieder einen Beamten ins Unglück trieben.

So oder so, Jack hatte sich dort auch nicht wohl gefühlt.

Als sie das Hotel erreichten, wartete sie bereits in der Lobby auf das Team.

„Was ist los?“, erkundigte Jack sich besorgt, als die Archäologin nach draußen deutete.

„Doktor Cox ist wieder aufgetaucht. Sie sagt, dass sie zusammen mit Daniel entführt wurde und ihr später die Flucht gelang. Sie muss wohl stundenlang durch die Wüste gelaufen sein, bis sie es zum nächsten Dorf geschafft hat. Im Moment ist sie im Krankenhaus.“

+++

Zwanzig Minuten später standen sie bereits vor dem sicher bewachten Zimmer, nachdem sie sich durch die Massen an Presseleuten hindurch gekämpft hatten.

Überraschenderweise wussten einige der Reporter auch Jacks Namen, was ihn annehmen ließ, dass ihre Ankunft und auch ihr Auftritt im Konsulat nicht unbemerkt geblieben waren.

Aber es war ihm im Moment egal.

Jetzt zählte nur jede Information, die ihn näher an Daniel brachte.

Die Frau, der sie gegenüberstanden war stark dehydriert und ihr Gesicht gezeichnet von einem schweren Sonnenbrand.

Sie war mit einer Infusion verbunden und las ein Buch.

„Doktor Cox?“, versuchte Jack ihre Aufmerksamkeit zu erringen und sie legte alles beiseite.

„Kenne ich Sie?“, fragte die Frau, als auch die anderen SG-1 Mitglieder und Catherine das Zimmer betraten.

„Indirekt.“, erklärte er und stellte erst seine Leute, dann sich selbst vor.

„Der berühmte Colonel O’Neill. Sie haben eine weite Reise gemacht.“, lobte sie, doch auf ihn wirkte sie eher unsympathisch.

Daniel hatte komischerweise immer eine Schwäche für seltsame Frauen; die einen waren Goa`uld- die anderen Psychopathen.

Jack konnte noch nicht genau sagen, welcher Fall hier zutraf.

„Wir versuchen Daniel zu finden.“, erklärte er dann sachlich, „Wissen Sie, wo man ihn vielleicht hingebracht hat?“

Die Frau wirkte sichtlich bedrückt und faltete nervös die Bettdecke zurecht.

„Ich denke schon. Es gibt einige Dörfer in den Bergen von Esh Shara in Jordanien, wo sich viele der Freiheitskämpfer befinden. Ich denke, dort haben sie ihn hingebracht.“

„Sie denken es?“, hakte Jack nach.

„Als ich von dem LKW gesprungen bin, befanden wir uns acht Meilen hinter der isrälischen Grenze. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit ihm durch halb- Jordanien fahren wollen.“

O’Neill störte die Leichtfertigkeit, mit der sie mit der Sache hantierte.

Sie war ja frei- Daniel hingegen nicht.

Noch nicht.

„Hab ich das richtig verstanden, Sie sind einfach abgesprungen und haben ihn in dem LKW zurück gelassen?“

Hinter sich hörte Jack wie Sam zischend einatmete. Die Astrophysikerin wusste seinen Standpunkt und vertrat ihn ebenfalls.

// Wir lassen niemals jemanden zurück.//

„Sie haben ihn betäubt und er war in keiner Verfassung, um zu laufen. Wenn ich ihn mitgenommen hätte, wären wir beide erwischt worden. So konnte ich zumindest Hilfe holen.“

„Wie schön für Sie.“, fauchte Jack und wollte wütend aus dem Zimmer stürmen, doch Catherine berührte ihn am Arm, um ihn zu beruhigen.

Es half nicht viel.

Diese...Frau hatte Daniel einfach so hilflos und wehrlos zurückgelassen!

Sie war allein geflohen und hatte ihn sich selbst und den Kidnappern überlassen!

„Was sollte ich denn Ihrer Meinung nach tun?“, brüllte sie ihn fast an, wobei ihr verbranntes Gesicht feuerrot leuchtete.

„Bei ihm bleiben um später zusammen zu fliehen. Aber dafür hat Ihnen ja offensichtlich die Courage gefehlt! Hauptsache Sie sind frei!“

„Sir.“, unterbrach Carter sanft seinen Wutausbruch und deutete dann an, dass es Zeit für sie wurde, wieder nach draußen zu gehen.

„Ich werde mit Hammond reden“, sprach er dann ernst, „Ihre Karriere im SGC ist mit dem heutigen Tag beendet. Sie haben ja noch nicht einmal die Grundregeln unseres Miteinanders verstanden.“

Cox glaubte sich zu verhören und fuhr in dem Bett auf, starrte ihn wütend an als wäre sie bereit, sich mit ihm zu prügeln.

Ihre Augen waren weit aufgerissen und glasig Sie schien nur auf den richtigen Moment zu warten, um ihn anzugreifen.

„Das können Sie nicht tun!“

„Und ob ich das kann!“

„Welche verdammte Regel soll das denn sein? Hole niemals Hilfe?“, sprach sie verächtlich und zeigte ihm den Vogel.

„Nein.“, korrigierte Carter sie. Auch die Astrophysikerin war mehr als erbost über die Haltung der Anthropologin.

„Wir lassen niemals jemanden zurück!“

Damit drehte Sam sich um und sie ließen die verstummte Frau allein in ihrem Krankenzimmer zurück.

+++

„Jackson?“, fragte Daniel, als er seinen Ex- Kollegen endlich wiedererkannte.

Gabriel Jackson war gerade Leiter der archäologischen Fakultät für den Bereich Vorderasiens geworden, als er seine Arbeit in Chicago begann.

Sie beiden hatten niemals wirklich zusammen gearbeitet, man begegnete sich nur hin und wieder mal auf dem Flur.

Gabriel hatte nie eine seiner Forschungsreisen begleitet, denn Doktor Jordan ging immer sicher, dass nur sein Team, bestehend aus Steven Rayner, Sarah Gardner und ihm der Ausgrabung beiwohnte.

Aber was machte er nun hier in der jordanischen Wüste mit diesen Terroristen?

„Unkraut vergeht nicht, das weißt du doch.“

Daniel hatte Probleme, seine Augen aufzuhalten. Zu viele verletzte Stellen an seinem Körper wurden spürbar, und mit jeder Bewegung, mit jedem Atemzug flammte der Schmerz mit einer unglaublichen Intensität wieder auf.

Er spürte, dass etwas mit seiner Seite nicht stimme.

Als er versuchte, seinen rechten Arm zu bewegen, stockte ihm der Atem.

„Was tust du hier?“, fragte er zwischen zwei misslungenen Versuchen, sich in eine bequemere Position zu drehen.

Diese Kerle mussten eine Rippe gebrochen haben, sonst fiel ihm kein Grund ein, solche Schmerzen zu verspüren.

Ein Pulsieren kam aus dem Bereich und jedes Einatmen wurde zu einer Höllenqual.

Warum war es hier drin plötzlich so heiß geworden?

Schweiß rann an seinem Gesicht herunter und brannte wie Feuer in den Kratzern an seinen Wangen.

Die Welt wurde in schwarz und weiß unterteilt, wobei alles schwarze ständig versuchte, sich mit dem weiß zu vermischen und letztendlich in einer sich wild drehenden Spirale zu einem dunklen grau wurde.

“Daniel?“, der Mann rüttelte ihn an der Schulter und die Schmerzen aus seiner Seite kamen wieder hoch.

Er musste keuchen, als er kurzzeitig überhaupt keine Luft mehr bekam und es nur durch die Konzentration auf flache Atemzüge schaffte, nicht das Bewusstsein zu verlieren.

„Mhm?“, fragte er schwach und senkte den Kopf wieder nach unten.

Seine Augen suchten den Sand ab, nur um etwas Ablenkung zwischen den Schmerzattacken zu finden.

„Ich werde dir etwas holen.“, erklärte der andere Jackson dann und verschwand kurz.

Als er wieder kam, hielt er eine Flasche mit Flüssigkeit und eine Spritze in der Hand.

„Du hast Glück, dass wir gerade einen UN- Konvoi überfallen haben, sonst stände es schlecht um dich.“

Er zog die Spritze hervor, entfernte die Schutzklappe der Nadel mit seinen Zähnen und spukte diese dann zu Boden.

Anschließend zog er die Spritze auf. Daniel konnte nicht richtig erkennen, um was es sich bei der Flüssigkeit in der Flasche handelte, aber aus Erfahrung heraus sah es aus wie Demerol.

Was hatte dieser Irre vor?

Wie kam ein guter Archäologe dazu, hier mit solchen Kampfmaschinen zusammen zu leben?

Der Mann kam näher und Daniel wich zurück, wollte sich befreien, doch einer der Geiselnehmer packte ihm am Arm und rollte seinen Ärmel nach oben.

Er hatte kaum genug Energie, um die Augen offen zu halten, daher versuchte er erst gar nicht, sich aus dem Griff zu befreien.

„Keine Angst...“, flüsterte Jackson wie ein Psychopath, „Das wird dich nicht umbringen. Ich wäre doch dumm, meine beste Geisel zu töten, wo sich die amerikanische Regierung so viel Mühe gibt, dich wieder zurück zu bekommen.“

Damit versank die Nadel in Daniels Armbeuge und er konnte nur hilflos zusehen, wie die durchsichtige Flüssigkeit in seinen Körper gelang.

Binnen weniger Sekunden nahm die Schwere seiner Schmerzen deutlich ab, aber seine Augen gehorchten ihm nicht mehr und er konnte nichts fokussieren.

„Damit sollte es dir besser gehen.“, erklärte Jackson triumphierend, als hätte er eine wunderbare Tat begangen.

„Was soll all das?“, fragte Daniel mit geschlossenen Augen, nachdem er sich vorsichtig auf die linke Seite gedreht hatte und wie ein toter Fisch liegen blieb.

„Du meinst die Entführung?“, fragte sein Gegenüber, so als sei es nichts wichtiges, „Diese Menschen hier gehen elendig zugrunde. Wir brauchen Nahrung und Wasser. Beides hat die UN- Regierung uns schon vor Jahren versprochen und nie eingehalten. Aber sobald ein Amerikaner in unserer Gewalt ist, erscheinen massenhaft Versorgungsflugzeuge am Himmel.“

Daniel hörte nur stumm zu und sparte sich jeglichen Kommentar.

„Wir fordern eine ständige Versorgung mit Hilfslieferungen durch die UN und außerdem die Autonomie unseres Glaubens. Solange die anderen Staaten uns noch beeinflussen wollen, werden die Geiselnahmen nicht aufhören.“

„Und du denkst, dass ändert sich, wenn ihr unschuldige Menschen als Geiseln nehmt und sie zu Tode prügelt?“

Daniels Zunge war taub und er hatte die Worte nur lallen können. Was auch immer diese Typ ihm verabreicht hatte, es konnte einen Elefanten lahm legen.

„Was ist schon das Leben eines Menschen im Vergleich zu den Tausenden von Menschen, die täglich hier in Jordanien sterben? Weißt du nicht, wie hoch die Sterbequote von Kindern in ihren ersten Lebensjahren ist?“

„Deine Motive sind heldenhaft.“, erklärte Daniel schwach, „Aber deine Mittel sind falsch. Du kannst nicht mit einem Menschenleben über andere feilschen. So läuft das nicht.“

„Wir werden ja sehen.“, antwortete Jackson diesmal distanzierter, „Ich würde dir übrigens anraten, keine dummen Sachen mehr zu anzustellen, meine Leute sind ziemlich sauer auf dich. Ich kann sonst nicht mehr für deine Sicherheit garantieren.“

Was erwartete dieser Spinner eigentlich? Dass er ihn als Retter in der Not sah? Ihm hatte er doch letztendlich all diesen Mist hier zu verdanken!

Daniel seufzte erschöpft und hörte, wie die Männer die kleine Hütte verließen. Die Tür wurde verbarrikadiert und er war wieder allein.

+++

„Jack, beruhige dich!“, rief Catherine und nahm vorsichtshalber die Schlüssel ihres Leihwagens an sich, sodass der Colonel nicht auf dumme Gedanken kam.

„Sie hat ihn einfach zurück gelassen, ich kann das nicht glauben!“

Wütend schlug er mit den Fäusten auf die Kühlerhaube ihres Jeeps, während Carter und Teal`c hinter ihm blieben und warteten, bis seine Wutanfälle abklangen.

„Zumindest wissen wir jetzt die Richtung, in die sie Daniel verschleppt haben.“, argumentierte Catherine, als O’Neill ein Ü- Wagen auffiel, der nicht weit weg von ihnen geparkt war.

Die Reporter arbeiteten gerade an einem Videoband, dass eine Forderung der Geiselnehmer ausstrahlte.

Schnell war er über die Straße gerannt und hielt neben dem Van.

“Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?“, fragte ein Mann, der noch immer ein Mikrophon an seinem Hemdkragen stecken hatte.

„Ich bin ein Offizier der Air Force. Ich will mir nur kurz das Band ansehen.“

„Aber wir bereiten es gerade zur Übertragung vor. Können Sie nicht noch ein paar Minuten warten?“, der Mann schien die Ruhe selbst, genau das, was Jack gerade brauchte.

Er schnappte ihn sich am Revers seines Jacketts und schleuderte ihn gegen die offene Tür des Van.

Mit festem Griff umklammerte er das Stück Stoff in seinen Händen und näherte sich dem ängstlichen Gesicht des Reporters.

„Mein Freund wurde entführt und wir versuchen ihn zu finden. Sie haben etwas, das mir weiter helfen könnte.“

Sein Blick sprach Bände und der Mann nickte nur erschrocken.

“Ist...ist ja schon gut, Sir...ich...ich mache doch auch nur meine Arbeit.“

Damit ließ er ihn los und der Mann rannte schnell in den Van, wo er das Video zurück spulte.

“Es ist eben erst reingekommen. Die Entführer des Archäologen drohen mit seiner Ermordung, wenn nicht binnen 24 Stunden alle gefangen genommenen Rebellen ihrer Miliz befreit werden. Außerdem fordern sie Hilfslieferungen im Wert von zweistelligen Millionenbeträgen, die Freigabe des Gaza- Streifens und Fördermittel für den weitgreifenden Ausbau des Versorgungssystems und der Infrastruktur in Jordanien.“

O’Neill schnaubte verächtlich.

“Wollen Sie vielleicht auch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und eine zweite Freiheitsstatue, um sie am Port Akaba aufzubauen?“

Der Reporter ignorierte den Kommentar und fuhr fort.

“Wir sehen noch keine Bilder der Geisel, das kann gut oder schlecht sein.“

„Wieso?“

Auch Carter, Teal`c und Catherine waren mittlerweile bei ihm angekommen und verfolgten aufmerksam die Unterhaltung.

„Naja, entweder ist er in keinem Zustand, als das sie ihn vor die Kamera ziehen könnten, oder er ist geflohen. Aber die Amerikanische Regierung wird auf Photos pochen, vorher gibt es keine Verhandlungen.“

„Haben Sie eine Ahnung, woher das Video stammen könnte oder wo sich die Entführer aufhalten?“

Der Mann schüttelte den Kopf.

„Das ist bei solchen Videos immer schwer zu sagen. Die werden von einem Kurier zum anderen weitergereicht, bis die Kette so lang ist, dass man sie nicht zurück verfolgen kann.“

„Großartig.“

„Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, aber vielleicht probieren Sie es selbst in Jordanien. Nehmen Sie einen Trupp ihrer Männer und hören Sie sich um. Einen weißhäutigen Amerikaner trifft man dort nicht allzu oft.“

+++

Daniel dachte wieder und wieder über seine vorherige Eskapade nach und kam zu dem Schluss, dass es zu früh war, um aufzugeben.

Er war zwar bis oben hin vollgepumpt mit irgendeinem Morphin, gefesselt und gefangen, aber er hatte noch den kleinen Schimmer Hoffnung, dass Hilfe irgendwann kommen würde.

Vielleicht nicht in den nächsten Tagen, doch danach...danach wäre es an der Zeit für eine groß angelegte Rettungsmission.

Soweit er es beurteilen konnte führte Jackson hier einen Alleinkampf für das Wohl der jordanischen Bevölkerung und gegen den Westen.

Bei seiner früheren Arbeit war er nie auffällig geworden, aber Daniel nahm an, das all die Bilder, die sich ihm bei seinen Forschungsreisen boten, irgendwann einen bleibenden Eindruck hinterließen.

Es schien Jackson auch egal zu sein, was mit ihm geschah.

Der Zweck heiligte die Mittel...

Es war zwar ein netter Zug gewesen, ihm Schmerzmittel zu verabreichen, aber diese hatten wohl eher eine herauszögernde Wirkung, denn seine Verletzungen hatten einen Grad erreicht, an dem es ohne ärztliche Hilfe kritisch wurde.

Aber da er ein Gefangener an einem versteckten Ort war, fiel diese Option weg.

Die Devise für die nächsten Tage lautete also durchhalten, egal wie, er musste einfach überleben.

Das war er Jack schuldig.

Immerhin hatte dieser tagelange Folter unter Ba’al mitmachen müssen und es geschafft.

Das konnte Daniel auch.

Er würde es diesen Typen schon zeigen.

Sie hatten sich hier definitiv mit dem Falschen angelegt!

Daniels Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Tür sich wieder öffnete.

Als hätte er es nicht geahnt stand da sein Lieblingsschläger. Der Typ hatte wahrlich einen Affen an ihm gefressen!

Allerdings hatte er jetzt keine Waffe bei sich, was Daniel ein gewisses Sicherheitsgefühl gab.

„Hey Tony.“, keuchte er unter kurzen Atemzügen, „Ich...ich darf dich doch Tony nennen, oder? Weißt du...wir...wir sollten uns mal hinsetzen und über unsere Probleme reden. Ich meine, ich wüsste schon gerne, was ich dir getan habe um-“

Ein Fausthieb traf ihn in den Magen, ein Schlag in den Rücken brachte ihn zu Boden.

Also gut, keine Zeit für Konversation.

Seine Augenbinde wurde wieder angelegt und er wurde wild nach oben gehievt, um ihn aus seinem Gefängnis zu führen.

Der Schmerz aus seinen Rippen riss ihm die Knie unter dem Körper weg, doch die starke Hand hielt ihn fest und drängte ihn nach vorne, wo er doch keine Kraft mehr hatte, überhaupt zu stehen.

Sein Kopf sank schwach auf seine Brust und er ließ sich nach draußen schleifen, wo er unter anderem auch Jacksons Stimme hörte.

Er fragte sich, was jetzt wohl auf ihn wartete...

+++

„Ich halte es für eine gute Idee, wenn wir uns hier trennen.“, schlug Catherine vor, nachdem sie mit zwei Jeeps die Grenze zu Jordanien überschritten hatten.

Sie saß neben Sam und hielt ihren Hut fest, der sonst weggeflogen wäre, denn der Wagen war nicht überdacht.

Die Sonne brannte gnadenlos auf sie herab und die Astrophysikerin wünschte sich nur, dass sie Daniel bald fanden.

„Wie kommen Sie darauf?“, fragte sie zurück und verlangsamte den Jeep.

„Wenn Doktor Cox recht hat und sich die Entführer wirklich in den Bergen von Esh Shara aufhalten, nehme ich an, dass es Rebellen aus Saif bei Naqb Ashtar sind. Dort gibt es eine große Anzahl von Freiheitskämpfern und es ist eine sehr arme Region. Vielleicht befinden sie sich in den Bergen in der Nähe des Dorfes. Wir könnten uns von Norden her anschleichen und die Männer ablenken, während Jack und Teal`c von Westen her kommen und so Zeit haben, Daniel zu befreien.“

Sam nickte kurz und hielt schließlich komplett an. O’Neills Jeep tat es ihr nach und der Colonel stieg aus, damit sie sich besprechen konnten.

Sie erklärte ihm Catherins Plan und er dachte für ein paar Sekunden nach. Wenn Sie sich aufteilten, waren ihre Chancen größer, Daniel zu finden. Und falls er sich nicht dort aufhielt, dann waren sie anschließend zumindest wieder beisammen.

Schließlich blickte er sie ernst an und reichte ihr seine Handfeuerwaffe.

„Keine Heldentaten da draußen, verstanden? Ich will nicht noch jemanden suchen müssen.“

Damit entfernte er sich von dem Jeep und Sam startete den Motor wieder, lenkte das Gefährt von der Straße und fuhr quer über die steinige Wüste auf die Berge zu.

O’Neill sah ihnen kurz nach und stieg dann selbst in seinen Wagen ein.


Teil 4


„Knie dich hin!“, befahl Jackson, als Daniel die Augenbinde abgenommen wurde, und er sich in einem abgedunkelten Raum wiederfand.

Vor ihnen stand eine Videokamera und überall hingen Tücher mit rebellischen Aufschriften.

„So sehr ihr den Westen auch verhasst, aber irgendwie kommt ihr doch nicht von uns los.“, säuselte Daniel und deutete auf die Videokamera.

“Import aus Peking.“, entgegnete Jackson überschlau und gab einem seiner Männer ein Zeichen, ihn in die Beine zu treten, damit er endlich zu Boden ging.

Daniel landete auf seinen verletzten Knien und konnten einen Aufschrei nicht zurückhalten, als er jedes Sandkorn spürte, dass in die offenen Wunden eindrang.

Er beugte sich nach vorne, um die Schmerzen besser aushalten zu können, doch ruckartig wurde er wieder nach oben gezerrt.

„Hier.“, erklärte der andere Archäologe und legte einen Zettel vor ihn auf den Boden, “Du wirst das vorlesen.“

Erst jetzt sah Daniel ihre Aufmachung.

Alle waren in dunkle Roben eingewickelt und wirkten wie Wüstenpiraten. Ihre Gesichter verbargen sie mit Tüchern und jeder hielt ein Maschinengewehr in der Hand, das auf Daniels Kopf gerichtet war.

Zumindest bedeutete das, dass sie dem „Westen“ eine Frist setzten, in der sie ihre Forderungen erfüllen konnten, bevor er zu Ziegenkost wurde. Das gab ihm etwas Hoffnung und erhöhte sein geplantes Zeitfenster.

„Was ist, wenn ich es nicht tue?“, fragte er herausfordern und erhaschte Jacksons Blick hinter der Maske.

„Teste mich nicht aus, Daniel. Du würdest es bereuen.“

Schließlich waren es dann doch eher seine Auge als die Worte, die ihn endlich dazu brachten, den Zettel laut in Englisch vorzulesen.

Es beinhaltete eine Beschreibung seiner Situation, dann eine Erklärung, wie schlecht es den Menschen ging und eine weiterer Aufruf, ihre Forderungen zu erfüllen.

Daniel kam eine Idee.

Immer wieder musste er inne halten um Luft zu schnappen, oder zu husten, vielleicht konnte er diese Zeit nutzen, um an Jack und General Hammond, die mit Sicherheit diese Aufzeichnung sahen, eine Botschaft zu schicken.

„Täglich...“, begann er weiter vorzulesen und holte unter Schmerzen Luft, setzte aber auch ein Husten an, „enk...müssen die Frauen...ka,“ und wieder hustete er, damit seine Silben nicht auffielen, „...viele Kilometer zu Fuß bis zum nächsten...bre...Brunnen laufen, um Wasser zu holen.“

Er fuhr damit fort und nutzte sämtliche Worte der abydonischen Sprache, die ihm einfielen, um seine Situation zu beschreiben.

Vier Männer, viele Waffen, Ziegen, gefährlich, ebenes Land.

Daniel vertraute einfach darauf, dass seine Kollegen den Code entschlüsseln konnten, denn eine irdische Sprache konnte er um Jackson herum nicht nutzen, der Mann war ebenfalls Linguist.

Schließlich beendete er seine Rede und wartete darauf, dass man die Kamera abschaltete und er wieder wild auf die Beine gezerrt wurde, bis das ganze Prozedere mit Augenbinden und herumschubsen von neuem begann.

+++

Teal`c hatte bemerkt, dass O’Neill keine Miene verzog, während er die Straße entlang fuhr.

Nur hin und wieder überflogen seine Augen die nahenden Berge, nur um auf dem Sand zu enden.

Er wusste, dass sein Freund sehr besorgt um Danieljacksons Gesundheit war, so wie auch er.

Das Menschen einander als Geiseln nahmen, kannte er von seiner ursprünglichen Heimat nicht. Dort hielt man zusammen, und der Zusammenhalt unterstützte Apophis in seiner Macht.

Wer dagegen arbeitete wurde eliminiert, es gab keine großen Verhandlungen.

„Du bist skeptisch über Doktor Cox’ Angaben.“, fasste Teal`c O’Neills Sorge zusammen, und der Colonel nickte leicht.

„Die Braut hat ihn hilflos zurückgelassen, was kann man von der denn erwarten?“

„Vielleicht ist sie Teil des Planes?“, mutmaßte der Jaffa und sein Blick ging über die endlose Wüstenlandschaft, die nur durch die angrenzenden Berge verändert wurde.

„Das kann ich dir im Moment nicht sagen und es stört mich auch wenig. Zuerst müssen wir Daniel finden, ich kann mir nicht vorstellen, dass die zimperlich mit ihm umgehen.“

Sie erreichten ein kleines Dorf am Rande des Gebirges und machten Halt.

Jack hatte genug Erfahrung mit diesen Menschen, hatte er doch viele Jahre in Vorderasien gedient.

Er ließ seine Waffe nach unten hängen als Zeichen, dass er friedliche Absichten hatte und kam einem Ziegenhirten entgegen, der sie skeptisch musterte.

O’Neill nickte kurz als Begrüßung mit dem Kopf und zog dann ein Bild von Daniel hervor, wobei er mit Gesten dessen Körpergröße und die Brille beschrieb.

Der Mann schüttelte nur enttäuscht mit dem Kopf und deutete dann weiter in Richtung Saif, das kleine Dorf mitten in dem Esh Shara Gebirge.

Frustriert kam Jack zurück und legte Daniels Bild in die Ablage unter dem Handschuhfach.

„Ich hoffe wir finden ihn im nächsten Dorf, wenn nicht, wird eine egoistische Anthropologin bald ihr blaues Wunder erleben.“

+++

Durst...er hatte einfach nur Durst...

Nur ein Glas Wasser, es musste auch nicht destilliert sein, Hauptsache Wasser...

Daniel stöhnte und versuchte seine ausgetrockneten Lippen mit der Zunge zu befeuchten aber es ging nicht. Es fühlte sich so an, als würde sich eine zähflüssige Masse in seinem Mund breit machen, die alles zusammen klebte.

Er hatte nicht einmal mehr genug Wasser im Körper, um zu schwitzen, vielmehr spürte er, wie es immer wärmer in ihm wurde.

Seine Haut fühlte sich wie Feuer an und die trockene und heiße Luft in der Hütte tat ihr übriges.

In einem Anfall von Verzweiflung hatte Daniel versucht, sich ein Loch zu graben, aber der Boden war so hart und ausgedörrt, dass er nicht überrascht gewesen wäre, wenn er darunter eine guterhaltene Mumie gefunden hätte.

Er versuchte zu schlucken, doch es gelang ihm erst nach mehreren Anläufen.

Wo war Jack wohl im Moment?

Ob er von der Geiselnahme wusste? Ob General Hammond wohl Truppen hierher schickte?

Daniel dachte an seine Teamkameraden und fühlte sich umso schlechter.

Er wollte hier nicht sein, wollte doch einfach nur an einer normalen Ausgrabung teilnehmen, wie er es schon so oft getan hatte.

Aber leider waren sie diesen verdammten Rebellen in die Arme gelaufen!

Daniel hatte aufgehört, sich um Stephanie Sorgen zu machen, bestimmt hatte sie es bis zu einem nahegelegenen Dorf geschafft.

Von da aus hatte sie eine reelle Chance zurück in die Zivilisation zu gelangen.

Er fand es einerseits nicht gut, jetzt allein zu sein, doch andererseits war es der Anthropologin vielleicht gelungen, Hilfe zu mobilisieren, die jetzt auf dem Weg zu ihm war.

Hilfe...welch paradiesisches Wort in der derzeitigen Situation.

+++

Sie hatten im nächsten Nomadendorf keine Spur von Daniel gefunden, und auch nicht im übernächsten und übernächsten.

Jack nahm an, dass sie schon die Hälfte des Landes unsicher gemacht hatten, aber Daniel war nicht hier.

Enttäuscht stemmte er sich gegen die warme Motorhaube des Jeeps und starrte in die öde Wüstenlandschaft.

Es fraß ihn innerlich auf, dass sein Freund irgendwo da draußen war, doch er konnte ihn einfach nicht finden. Egal wie sehr er sich anstrengte, wie viele Sandkörner er einzeln umdrehte, es gab keine Spur von ihm.

Catherine und Carter waren zurück nach Kairo gefahren mit dem Auftrag „dieser selbstsüchtigen Wissenschaftlerin mal kräftig einzuheizen“.

Ob es etwas brachte, blieb offen, aber es verschaffte O’Neill ein gewisses Gefühl, diese Frau in die Ecke gedrängt zu haben.

Gott, wie musste Daniel sich bloß fühlen? Er lag hilflos in einem Truck, während sie sich auf und davon machte, und ihn zurück ließ!

Jack schnaubte verächtlich und schlug fest mit den Handflächen auf die Motorhaube.

„VERDAMMTER MIST!“, fluchte er und senkte anschließend den Kopf.

Teal`c, der etwas abseits gestanden hatte und die Wüste mit einem Fernglas aus beobachtete, war zugleich an seiner Seite.

„O’Neill?“

„Ist schon wieder gut, Teal`c.“, seufzte der Colonel und schluckte den Frust herunter. Für solch sinnlose Gefühlsausbrüche war später Zeit, im Moment musste er seinen Freund finden- und die Zeit lief ihnen davon.

+++

Hammond stieß einen Fluch aus, als er das Video anschaute, dass Siler ihm gebracht hatte.

Überall in den Nachrichten zeigten sie es und Millionen von Menschen bekamen Einblick in Daniel Jacksons Schicksal.

Diese Art der Publizität hätten sie sich wahrlich sparen können, aber es war vorauszusehen gewesen.

Er wollte gar nicht an die Konsequenzen denken, wenn die irgendetwas aus Daniel herausbekamen, was streng geheim war. Natürlich vertraute er seinem Mann, aber Hammond diente nicht schon Jahrzehnten im Militär, um die kleinen Tricks zum Gefügigmachen nicht zu kennen.

Diese verdammten Terroristen waren gerissen und wer wusste schon, zu was sie alles im Stande waren!

Daniel sah schrecklich aus.

Selbst in der schlechten Bildqualität konnte er all die Wunden erkennen und immer wieder brach der Archäologe den Satz ab um zu husten.

„Vielleicht eine Rippenfraktur oder Lungenentzündung.“, nahm Fraiser betroffen an.

Die Ärztin stand neben ihm.

Hammond selbst hatte sie herbeordert und wollte, dass sie den Zustand des SG-1 Mitgliedes einschätzte.

Aber es war auch noch ein anderer Grund.

Er wollte bei den Bildern nicht alleine sein...

Sie riefen viel zu viele böse Erinnerungen hervor und Hammond musste alles tun, um die Ruhe zu bewahren.

Er seufzte innerlich.

Wie sollte das gehen?

Jackson ereilte dasselbe Schicksal wie Bobby...

Robert Coburn war einer seiner besten Kameraden gewesen.

Der Colonel war im Krieg von feindlichen Truppen verschleppt und über Wochen hin gefoltert worden.

Es war eine harte Zeit für ihn gewesen, damals. Hammond hatte sich immer wieder Vorwürfe gemacht, gab sich die Schuld für das Verschwinden des Colonels. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, sie konnten ihn nicht finden.

Erst knapp zwei Monate später entdeckten sie ihn schließlich- an einem Baum aufgehangen und zu Tode gefoltert.

Es war grauenhaft gewesen, ihn so zu sehen.

Die Feinde hatten ihn geschlagen, geschnitten, getreten, mehrere seiner Finger und Zehen fehlten und schließlich hatten sie ihn mit einer Kugel in den Kopf getötet.

Hammond war an dieser Tragödie fast zerbrochen.

Erst mit seinem Eintritt ins SGC war die Vergangenheit etwas weiter zurück gedrängt worden- doch die Bilder holten ihn nun schlagartig ein.

Um alles in der Welt wollte er verhindern, dass Daniel dasselbe Schicksal ereilte.

„Ist alles in Ordnung, General?“, erkundigte Fraiser sich, als er wieder zu Sinnen kam und auf den dunklen Fernsehbildschirm starrte, denn das Band war bereits zu Ende gelaufen.

„Ja.“, erklärte er hastig und stand dann hinter seinem Schreibtisch auf.

Wenn er jetzt nicht alles menschenmögliche unternahm, würde er sich später vielleicht dieselben Vorwürfe machen- und diesmal würden sie ihn um den Verstand bringen.

“Wären sie an einer Reise nach Ägypten interessiert, Doktor?“

+++

„Oh Gott...“, flüsterte Sam erschüttert, als sie mit Catherine das Band auf dem lokalen Nachrichtensender verfolgte.

„Er sieht mitgenommen aus.“, stimmte ihr auch die Archäologin zu und studierte die Aufnahmen.

„Ich wünschte nur, wir könnten mehr für ihn tun. Ich meine, was, wenn die...er würde niemals wissen, dass wir nach ihm gesucht haben.“

Ihre Vorwürfe wurden plötzlich durch ein lautes „SSSHHHT“ unterbrochen.

Irritiert sah Sam die alte Frau an, die wie gebannt auf den Fernseher blickte.

“Was ist los?“, flüsterte sie dann, erhielt aber keine Antwort.

„Das ist der Grund, warum ich ihn damals mit der Arbeit am Stargate betraut habe. Er ist brillant!“

Catherines Worte machten sie skeptisch und Sam sah sich das Video genauer an. Doch nichts machte sie stutzig. Daniel las nur irgendwelche Forderungen der Geiselnehmer vor.

Der Film war zu Ende und schließlich wandte die Archäologin sich ihr zu.

„Sam, er hat uns eine Beschreibung von dem Ort gegeben, an dem er sich befindet!“, rief sie triumphierend hervor und packte die Astrophysikerin am Ärmel ihres Hemdes.

Sie folgte ihr nach draußen zum Wagen.

“Hat er das?“

„Zwischen seinen Worten hat er abydonische Silben eingefügt, um seine Umgebung zu beschreiben. Er ist auf keinen Fall in den Bergen, sondern im Flachland. Und ich habe schon eine Ahnung wo. Wir müssen Jack bescheid geben.“

Sam war zu überrascht von der Änderung ihrer Lage, dass sie ein breites Grinsen nicht unterdrücken konnte.

Vielleicht konnten sie Daniel jetzt doch endlich retten!

+++

„Was soll das heißen, er befindet sich mit Sicherheit nicht in den Bergen?!“, bellte Jack in das Funkgerät des Jeeps.

Sollten sie all die Zeit vergeudet haben? Wenn er diese Anthropologin in die Finger bekam!

„Catherine sagte, dass er abydonische Silben eingefügt hat, während er die Forderungen der Geiselnehmer vorlas. Er hat eine Tiefebene beschrieben, nahe am Port Akaba. Dort fahren wir jetzt auch hin.“

Sollte das heißen, sie wussten jetzt, wo er sich befand?

Jacks Herz schlug schneller.

„Ging es ihm gut?“, fragte er diesmal leiser und deutete Teal`c an, wieder in den Wagen zu steigen.

„Den Umständen entsprechend, Sir. Catherine schlägt vor, dass wir uns am Stützpunkt der US Air Force vor Port Akaba treffen und von da aus eine neue Suche starten.“

„Alles klar. Bis dann. Over.“, meldete O’Neill und startete den Motor.

„Teal`c, ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.“

+++

Daniel machte sich nicht mal mehr die Mühe aufzublicken, als die Tür der Hütte wieder geöffnet wurde.

Er blieb zusammengekauert liegen und zitterte vor sich hin, als ein kühler Windhauch sein schweißgetränktes Hemd streifte.

Langsam aber sicher verlor er den Kampf, dessen war er sich im klaren.

Es war Nacht geworden und der Hitze des Tages war die Kälte gewichen, die durch jede seiner Poren eindrang und ihn auskühlte.

Seit zwei Tagen hatte er kein Wasser mehr erhalten und seine Kräfte schwanden dahin. Die meiste Zeit verbrachte Daniel damit, über seine Vergangenheit nachzudenken.

Er dachte an seine Eltern, was sie jetzt wohl in solch einer Situation tun würden, dann an SG-1 und allem voran Jack.

Daniel wollte nicht, dass der Colonel ihn so sah aber gleichzeitig wünschte er sich seinen Freund hierher.

Jack würde ihn retten, das wusste er.

Mit einem Wimpernschlag würde er alles in Bewegung setzen und schon bald ginge es ihm viel besser als noch zuvor.

„Steh auf!“, kam das Kommando des Wachmänner.

Um weiteren Prügeln zu entgehen, versuchte Daniel sich aufzurichten, doch alles begann sich zu drehen und seine Arme fühlten sich wie Wackelpudding an.

Kraftlos kippte er wieder auf die Seite und blieb schweratmend liegen.

Der Mann fluchte etwas und versuchte ihm aufzuhelfen, doch auch das gelang nicht. Wie Blei blieb Daniel am Boden liegen.

Wenig später kamen mehr Männer dazu, darunter auch Jackson.

Dieser hielt seine Leute kurz zurück und beugte sich dann zu ihm hinunter.

„Was so ein bisschen Wasserentzug doch erreichen kann.“, erklärte der Mann triumphierend und klopfte seiner Geisel auf die Schulter.

„Du warst nur heroisch genug, um mir das ganze verseuchte Wasser aus den Brunnen wegzutrinken.“, gab Daniel kleinlaut zurück.

Er hörte sich wie ein Alkoholiker an, doch im Moment zählte allein seine Aussage. Er musste versuchen, Jackson aus der Fassung zu bringen.

Vielleicht verriet dieser dann etwas, was ihm weiterhelfen konnte. Im Moment hatte er ja nicht einmal eine genaue Ahnung, wo er sich überhaupt befand.

Jackson lehnte sich nur näher herunter und drückte mit seiner Hand fest auf die schmerzende Rippenpartie.

„Sei nur froh, dass die meisten meiner Männer dich nicht verstehen, Daniel. Ich kann über deine einfältigen Witze nur lachen, sie dagegen würden dich bei lebendigem Leib zerstückeln.“

Damit übte er noch einmal Druck auf die Verletzung auf, bis sein Gegenüber aufschreien musste. Dann trat er zufrieden zurück und deutete den Rebellen an, ihn in den LKW zu schaffen.

+++

„Worüber denken Sie nach?“, fragte Davis gespannt, als Hammond minutenlang vor der Panoramascheibe des Stargateraumes stand und wortlos nach vorne blickte.

Zu viele Dingen gingen ihm durch den Kopf, als das eine einfache Erklärung ausreichen würde.

„Ich hasse diese Art der Kriegsführung.“, fasste er es dann zusammen und blickte zu Boden, „Beim Mann gegen Mann- Kampf auf dem Schlachtfeld weiß jeder, warum er hier ist und was passieren kann. Dazu sind wir Soldaten nun einmal da...aber wenn Zivilisten involviert werden, ist das eine der dreckigsten Arten Krieg zu führen, die ich kenne.“

Davis nickte betroffen und stellte sich neben ihn.

Der Krisenrat hatte eine Pause vorgeschlagen und die Beamten stärkten sich in der Cafeteria, während Hammond hier bei seinem Büro auf Nachrichten wartete.

„Vor zwei Monaten ist mein bester Freund bei einem Selbstmordattentat im Jemen ums Leben gekommen.“, sprach Davis dann und atmete hörbar aus, „Ich würde alles dafür geben, diese Schweine selbst in die Hölle zu schicken. Was die den Bewohnern ihres Landes antun ist ein größeres Verbrechen als der Krieg selbst. Die haben ihre Ziele, ihre Ideale...und alles, was dazwischen steht wird ohne zu zögern nieder gemacht.“

Hammond war betroffen über die Ehrlichkeit des Majors und nickte dann.

„Im Moment können wir nichts anderes tun, als auf die Fähigkeiten unserer Männer zu vertrauen.“

+++

Daniel stöhnte, als drei Männer ihn auf die Beine zerrten.

Sein Körper gehorchte ihm längst nicht mehr und die aufrechte Lage rief ein starkes Übelkeitsgefühl hervor.

Seine Knie zitterten heftig unter der Belastung und an tief Luft holen war schon gar nicht mehr zu denken.

Immer schön ein- und ausatmen, sagte er sich, immer schön im Rhythmus bleiben. Aber das war bei weitem schwieriger, als er es sich vorstellte. Um genau zu sein rief es Schmerzen in ihm hervor, die das Übelkeitsgefühl nur noch mehr unterstützten.

Er wurde nach draußen geschleppt, wo er- diesmal ohne Augenbinde- den beginnenden Sonnenaufgang miterlebte.

Sie befanden sich in einer Steinwüste, fernab sah er die Häuser einer Stadt aufblitzen.

Der Hirte wanderte mit seinen Ziegen nahrungssuchend wieder über den kargen Boden, während nur einige Meter weiter zwei hochbewaffnete Krieger standen und ihn beobachteten.

„Weißt du, wie viel Geld du mit dem Verkauf dieser Waffen erwirtschaften würdest? Du könntest dein Volk für mindestens ein Jahr ernähren.“, seufzte Daniel, wissend, dass sein Ex- Kollege hinter ihm lief.

Die Antwort war ein gezielter Schlag auf die rechte Niere, was ihn erneut zu Boden brachte.

Irgendjemand sollte diesen Typen beibringen, was friedliche Konfliktbeseitigung bedeutete.

Etwas abseits stand ein kleiner Junge, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Das arme Kind war deutlich unterernährt und sein Bauch war dadurch stark aufgebläht.

Es widerte Daniel an zu sehen, in welch gesunder Verfassung die Geiselnehmer sich befanden, kämpften angeblich für Wohlstand und Sicherheit, aber ihre eigenen Kinder ließen sie verelenden.

Als er wieder auf die Beine gehievt wurde, deutete er mit den Kopf in Richtung des Kindes, das ihn mit großen Augen anstarrte.

„Kehre doch bitte das nächste Mal vor deiner eigenen Haustüre, bevor du uns Völkermord vorwirfst. Ich frage mich, wie viel dieses Kind von eurem Beutezug abbekommen hat.“

Er konnte nicht mal mehr reagieren, als ein vernichtender Schlag ihn ins Genick traf.

„Vorwärts jetzt!“, kommandierte Jackson anschließend und half beim Verladen der Waren in den LKW.

+++

Jack hatte sich auf dem Rest der Fahrt ruhig verhalten.

So viele Gedanken schweiften in seinem Kopf herum, dass er Schwierigkeiten hatte, sie zu ordnen.

Er wusste nicht, was ihn in Akaba erwarten würde, ob sie Daniel nun endlich finden würden oder nicht. Und selbst wenn sie in fanden, in welcher Lage würde er sein?

Wie schwer war er verletzt? Was hatten diese Kerle ihm angetan?

Ein vorbeifahrender Laster hupte und die Männer grüßten sie.

Zögernd grüßte Jack zurück und gab sich damit zufrieden, dass sie ihn wahrscheinlich als Militär ansahen und deshalb so überfreundlich waren.

Er blickte ihnen im Rückspiegel nach, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße.

„Du traust diesen Menschen hier nicht, O’Neill.“, fasste Teal`c seine Beobachtungen zusammen. Der Jaffa hatten sich bei der Hitze eine Art Turban aus leichtem weißen Stoff gedreht und sah wie eine Mischung aus einem Scheich und Mr. T aus.

„Teal’c, diese Typen können dich freundlich grüßen und sobald du weg schaust, zielen sie mit einer Rakete auf deinen Wagen.“

Der Jaffa nickte nur verstehend und sah dann wieder nach vorne.

Links von ihm erkannte er ein kleines Kind am Straßenrand stehen, es war vielleicht sechs Jahre als, aber durch die Unterernährung konnte man es schlecht einschätzen.

Es starrte ihn beim Vorbeifahren nur stumm an und Jack konnte nicht anders als anzuhalten.

Diese Szene brach ihm das Herz.

Der Colonel bedeutete Teal`c, etwas Wasser und ein MRE aus dem Wagen zu holen, während er ausstieg.

Das Kind wich instinktiv zurück und Jack senkte die Arme, um es zu beruhigen.

„Hey du kleiner Fratz, was machst du hier so ganz allein? Hast du keine Eltern?“

Der Jaffa reichte ihm etwas zu Essen und O’Neill gab dies an den Jungen weiter, der erst vorsichtig daran roch und es dann rasch verspeiste.

Anschließend gab Teal`c ihm etwas Wasser in eine Plastiktasse und reichte es weiter.

Er wusste nicht genau, woher der plötzliche Anfall von Nächstenliebe kam, aber auch ihm waren die Zustände hier nicht unbekannt.

Vielleicht hoffte er, dass dieser Junge später mal daran zurück dachte, dass es Leute aus dem Westen waren, die mit ihm ihre Nahrung geteilt hatten, als es nichts zu essen gab. Möglicherweise konnte er durch diesen simplen Akt verhindern, dass aus dem Kleinen irgendwann auch so ein verbohrter Gotteskrieger wurde, der sich in einem Bus mit duzenden von unschuldigen Menschen in die Luft sprengte.

Er nutzte den Augenblick und holte das Bild von Daniel hervor.

Nicht, dass er sich viel davon erhoffte, aber ein Versuch schadete nie.

Mit seinen Händen umschrieb er wieder grob Daniels Größe und seine Brille, obwohl die wahrscheinlich noch in irgendeiner Straßenecke in Kairo lag.

Aber wie gesagt, ein Versuch schadete nie.

Zu seiner Verwunderung nickte der Junge und deutete wild in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren.

Jack und Teal`c tauschten besorgte Blicke aus, als plötzlich ein großer Mann auf die zu sprang und den Jungen wegzog.

O’Neill stand auf und versuchte zu beschwichtigen, doch der Mann schien überzeugt, dass sie die Ausgeburt des Bösen waren.

Wild schimpfte und gestikulierte er vor sich hin, während hinter einigen primitiven Lehmhütten vier Ziegen hervortraten.

Er erinnerte sich zurück an das, was Carter gesagt hatte.

Lehmhütten, ebene Landschaft, Ziegen, Steinwüste.

Okay, diese Umschreibung traf auf halb Jordanien zu, aber was sollten sie auch tun, als nach jedem sich bietenden Strohhalm zu greifen?

Es war Teal`c, der die Situation schließlich rettete.

Der Jaffa trat sicheren Schrittes auf den Mann zu und verbeugte sich. Der Hirte wusste nicht, wie er reagieren sollte und presste sich gegen die Wand einer der Hütten.

Schließlich zog Teal`c ein weiteres MRE hervor und reichte es ihm mit ausgestreckter Hand.

Auch der Mann roch erst daran und schlang es dann schnell herunter.

„Ich verstehe eure Situation sehr gut.“, erklärte der Jaffa, obwohl sein Gegenüber ihn wahrscheinlich nicht einmal verstand, „Auch in meiner Heimat herrscht Armut und Gewalt. Aber ihr könnt euch nur aus diesem Kreis retten, indem ihr euch von den Lasten befreit, die dieses Leben verursachen. Wir sind gekommen, um zu helfen. Aber zuvor müssen wir unseren Freund Danieljackson wiederfinden. Er ist ein großer Krieger und möchte eurem Volk helfen.“

Damit verbeugte er sich erneut, diesmal jedoch wurde die Geste erwidert.

Jack war wie versteinert.

Noch nie hatte er seinen Freund derartig reden hören.

Er wagte den Versuch und zeigte nun auch dem Mann Daniels Bild.

Dieser trat vorsichtig näher und nickte bald mit den Kopf.

Sicher ging er auf die Straße, deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren und wies dann auf schwere LKW- Spuren hin, die sich tief in den vom Sand verwehten alten Asphalt gegraben hatten.

Wieder tauschte der Colonel einen Blick mit Teal`c aus.

“Das waren die verdammten Typen, die uns gegrüßt haben!“, schlussfolgert er und erhielt ein Nicken von dem Jaffa.

„Ich stimme dir zu, O’Neill.“

Damit sprangen beide blitzartig wieder in den Jeep und verfolgten die Geiselnehmer.


Teil 5


„Wir bekommen Gesellschaft.“, verkündete Jackson missgelaunt und genau dieser Satz war es auch, der Daniel wieder zu Sinnen brachte.

Der Fahrer des LKW schien sich große Mühe damit zu geben, jedes verdammte Schlagloch in der Straße mitzunehmen und so traf sein Kopf bei jeder Erschütterung auf die harte Ladefläche des Lasters auf.

Gott, wie lange sollte das bloß noch so weiter gehen?

„Wer ist es?“, verstand er bruchstückhaft die Frage einer der Männer.

„Es sind die Kerle, die uns vorhin schon begegnet sind. Der Grauhaarige und der Neger.“

Moment mal. Grauhaarig? Und Neger?

Nein...nein. Das war wirklich zu weit hergegriffen. Er phantasierte wieder.

Wenn er bei jedem Grauhaarigen gleich an Jack denken würde...

Nein, wahrscheinlich handelte es sich nur um eine Militärstreife.

Daniel blinzelte kurz und sah Jackson von der Seite, der nervös durch eine Öffnung in der Plane nach draußen sah.

Sein Maschinengewehr hielt er dabei hinter dem Rücken versteckt.

„Was wollen die wohl?“, fragte ein weiterer Mann, doch der Anführer zuckte nur mit den Achseln.

„Vielleicht Schmiergeld. Bei diesen Kerlen weiß man nie. Sag Besnik, dass er weiter fahren soll, bis ich etwas anderes sage.“

Einer der Männer verschwand und noch zwei waren übrig. Die anderen saßen wohl im Führerhaus oder waren zurückgeblieben, aber es war Daniel schlichtweg egal.

Er lag ausgestreckt auf dem Boden zwischen kleinen Sitzbänken rechts und links, der hintere Raum der Lagerfläche war mit reichlich Kisten gefüllt, wahrscheinlich Nahrungsmittel und diverse Medikamente. Selbst mit seiner unscharfen Sicht erkannte er das UNO- Symbol an den Gütern.

Vielleicht war dies seine Chance zu entkommen!

Er wusste nur noch nicht wie, aber er arbeitete dran.

Draußen hörte Daniel, wie der Jeep sich näherte und wild hupend darauf hinwies, dass die Männer anhalten sollten.

Nicht lange danach eröffnete Jackson das Feuer, gefolgt von seinen Männern.

Er glaubte, die Welt würde um ihn herum untergehen.

Zahlreiche Schüsse trafen die LKW- Plane und durchlöcherten sie, gleichzeitig landeten Hunderte von Patronenhülsen von dem Feuergefecht ungebremst auf ihm.

Also gut, wenn er jemals versuchen wollte zu fliehen, war das jetzt wohl der sinnvollste Augenblick.

Ein Zischen erweckte seine Aufmerksamkeit und Daniel sah ins Hintere des LKW.

Eine der Kisten war getroffen worden und dunkler Qualm drang aus ihr heraus.

Schießpulver!

Natürlich, die Typen transportierten Schießpulver und Waffen, deshalb die UNO Kartons! Ihre Samariteraktion hatte tatsächlich den Inhalt, ihre Truppen weiter zu bewaffnen, statt Nahrungsmittel ins Land zu bringen.

Wer wusste schon, wie viel Munition und Waffen geladen waren. Er musste hier raus, der gesamte LKW konnte jederzeit explodieren!

Neben ihm standen die Männer und konzentrierten sich auf ihre Verfolger, während Daniel die sich bietende Möglichkeit erkannte.

Jackson stand abgelenkt vor der Öffnung in der Plane. Wenn er sich auf ihn stürzte, würden sie beide aus dem Laster fallen, aber das war immer noch besser als in die Luft zu fliegen.

+++

Jack duckte sich vorsichtig hinter dem Steuer des Jeeps, aber die Feuerkraft der Männer war einfach zu groß.

Ihren Kühler hatte es bereits erwischt, also dauerte es nicht mehr lange, bis der Wagen schlapp machte.

Ein Glück, dass sie Carter und Catherine bescheid gesagt hatten und die beiden auch nur 30 Autominuten entfernt von hier waren.

Spätestens jetzt war Jack sich bombensicher, dass diese Typen irgendwo in dem LKW auch Daniel versteckt hielten.

Gott, er war seinem Freund so nahe und doch so entfernt...

// Durchhalten Kumpel, wir sind dicht an dir dran! //

Neben ihm verschoss Teal`c ein Magazin nach dem anderen. Tatsächlich gelang es dem Jaffa auch, zwei der Schützen zu treffen und so das feindliche Feuer zu dezimieren.

Plötzlich tat sich etwas merkwürdiges auf dem Lastwagen.

Rauch kam aus dem hinteren Teil des Gefährtes und es schien eine Art Gerangel zu geben. Die Schüsse waren eingestellt worden und auf einmal fielen zwei Personen von der Rampe des fahrenden LKW.

Sie überschlugen sich mehrmals und kamen knapp vor seinem Wagen zum Halt.

Jack musste eine Vollbremsung durchführen, um sie nicht zu überrollen und kam mit kochendem Motor vor den beiden zum Stehen, während der Laster sich weiter entfernte.

// VERDAMMT! //

Er sprang aus dem Wagen, bereit die Personen zu erschießen, die seinen Freund gekidnappt hatten, als er sein blaues Wunder erlebte.

Auch Teal`c, der von der anderen Seite kam, erstarrte für einen Moment.

„D...Daniel?“, Jacks Worte waren kaum mehr ein Flüstern, so erschütterte ihn die Tatsache, dass er seinen besten Freund um ein Haar überfahren hätte.

Vorsichtig trat er näher an die beiden Männer heran, die bewegungslos nebeneinander lagen. Der andere war kaukasischer Abstammung, versuchte dies aber mit einem wilden Bart zu verdecken.

Hier ging mehr vor sich, als sie zuvor gedacht hatten.

Teal`c schlich sich von der Seite heran und zog den anderen Mann an den Beinen weg von Daniel und neben den Jeep.

Jack kniete sich derweil zu Daniel herunter und legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm. Sofort spürte er die unnatürliche Hitze, die von ihm ausging und seine Finger suchten instinktiv an seinem Hals nach einem Herzschlag, bevor O’Neill sich um all die Verletzungen kümmern konnte.

Daniel stöhnte leicht auf, als er die Berührung spürte und Jack seufzte innerlich.

// MEMO an mich: keine Auslandsreisen mehr für Daniel! //

„Willkommen bei den Lebenden, du Wüstencowboy!“, grüßte er, als sein Freund Anstalten machte, die Augen zu öffnen.

Jack legte seine Hand erst an seine Wangen, dann auf seine Stirn und bedeutete Teal`c, etwas Wasser zu holen. Sie mussten Daniel unbedingt abkühlen, sonst könnte er sterben, bevor sie überhaupt das nächstgelegene Krankenhaus erreichten.

Er zog ein Messer hervor und schnitt das dicke Seil an seinen Handgelenken durch, gab den Blick auf ein paar schmerzhafte Quetschungen frei.

Eine riesige Detonation erschütterte die Stille der Wüste und Jack warf sich instinktiv über Daniels Oberkörper und Kopf, wusste er doch zunächst nicht, was die Quelle des Knalls war.

Er hörte, wie Splitter in seiner Nähe in den Sand einschlugen und duckte seinen Kopf so weit es ging.

Noch zwei weitere Explosionen, dann legte sich das Feuerwerk und Jack wagte es, wieder aufzusehen. Dort, wo er vorher nur noch die Schemen des fliehenden Lastwagens erkannt hatte, stieg nun schwarzer Qualm auf.

Offensichtlich war es Teal`c und ihm doch gelungen, eine Versorgungsleitung des Fahrzeuges zu erwischen.

Der Jaffa war in der Zwischenzeit mit einem Stofffetzen und Wasser zu ihm gekommen. Auch eine Sanitäts-Box aus dem Krankenhaus stand griffbereit.

Jack nahm es ihm ab, tränkte das Tuch mit Wasser und legte es auf Daniels kochend heiße Stirn.

„Wie geht es ihm?“, erkundigte Teal`c sich besorgt, während er aufmerksam O’Neills Maßnahmen verfolgte.

„Er verbrennt fast.“, erwiderte Jack und gab Daniel mehrmals einen Klaps auf die Wange, doch der Archäologe reagierte nicht.

„Daniel.“, mahnte er, doch er erhielt keine Reaktion.

Schließlich griff an der Innenseite von Daniels Arm nach einem Stück empfindlicher Haut und kniff zu.

„Mhm...“, kam die prompte Antwort und Jack klopfte ihm aufmuntern auf die Schulter.

„Tut mir leid Kumpel, aber du musst wach bleiben. Nicht wieder einschlafen, hast du verstanden?“

„Mhm...“

„Sieh mich an.“, forderte Jack. Es tat ihm in der Seele weh, so harsch zu sein, aber Daniel durfte nicht das Bewusstsein verlieren. In seinem Zustand konnte man nicht sicher sein, ob er wieder aufwachen würde.

Er öffnete seine Augen ein Stück weit und blinzelte seine Teammitglieder an, doch schloss sie gleich wieder.

„Komm schon, Daniel, du musst hier etwas mithelfen.“

Wieder schlug er ihn vorsichtig mit der Hand gegen die Wange, bis Daniels endlich seinem Befehl folgte.

„So ist’s gut. Schön die Augen auflassen. Ich muss mir deine Pupillen ansehen.“

Jack kühlte Daniels Gesicht noch einen Moment lang mit dem feuchten Lappen und blickte ihm dann tief in die Augen.

„Was...ust...u?“, fragte Daniel und drehte den Kopf weg.

„Nur feststellen, dass du unter Schock stehst. Folge meinem Finger“, erwiderte Jack mit einem Gesichtsausdruck, der keinerlei Emotionen zeigte. Nun herrschte der Militär in ihm.

„Heiss...“, stöhnte der Archäologe stattdessen und wollte den Arm zu seiner Stirn heben, doch O’Neill ließ es nicht zu.

„Du musst still liegen bleiben, erst müssen wir herausfinden, ob du dir etwas bei deinem Stunt getan hast. Was macht der Kopf? Ist dir schwindlig oder übel?“

„Nur durst...ig“, erwiderte Daniel, während Jack vorsichtig seine Arme und Beine abtastete. Als er aber seine Seite erreichte, fuhr er vor Schmerz auf.

„WHOA, ruhig!“, entgegnete O’Neill und nahm sofort die Hände von der Verletzung.

Daniel verzog das Gesicht unter dem intensiven Schmerz und wollte sich wegdrehen, doch er brachte nicht einmal mehr die Kraft dafür auf.

„Ganz ruhig, ich gebe dir gleich etwas für die Schmerzen, aber zuerst müssen wir wieder etwas Flüssigkeit in dich pumpen, ok?“

Daniel reagierte nicht, sondern versuchte seine flache Atmung wieder unter Kontrolle zubringen. Doch der starke Schmerz nahm nur langsam ab.

Jack wühlte in der Sanitäts-Box, bis er eine Kanüle, ein Pflaster, Desinfektionsspray und einen vollen Beutel Kochsalzlösung fand.

Ein Blick auf die Seite verriet ihm, dass Daniel immer noch mit den Schmerzen zu kämpfen hatte. Seine Muskeln verkrampften sich bei jedem Atemzug und Jack wusste, dass er es nicht mehr lange aushalten würde.

Vorsichtig schob er den Ärmel von Daniels Hemd nach oben und war überrascht, einen Einstich in der Vene zu entdecken.

„Wer hat dich denn hier mit Stoff versorgt?“, fragte er besorgt und sein Freund blinzelte ihn zwischen zusammengekniffenen Augen an.

„Jack...son....“

Teal`c und Jack tauschten besorgte Blicke aus, als Daniel hinter sie deutete.

„Gabriel...“

O’Neill folgte dem Fingerzeig und erschrak, als der andere Mann nicht mehr da war, wo Teal`c ihn abgelegt hatte.

Sie sprangen beide auf und blickten sich um.

Das Areal war zwar flach, dennoch konnten sie niemanden hinter den Schwaden aus aufsteigender Hitze ausmachen.

„Lass das Militär ihn suchen, Teal`c. Wir bekommen ihn schon in die Finger, sobald er in Gewahrsam ist.“

Jack spürte die Wut in Teal`c und auch ihm ging es nicht anders. Wahrscheinlich war der Mann geflohen, während sie sich um Daniel gekümmert hatten, aber allein in der Wüste hatte er kaum eine Chance und wenn doch, dann würden die Sondereinsatzkommandos der Air Force nur auf ihn warten, das hatte Hammond schon angedeutet.

Jeder der noch lebenden Entführer würde gefangen genommen werden.

Sie knieten sich wieder herunter und während Teal`c Daniel weiterhin kühle Kompressen auflegte, rollte Jack den anderen Ärmel seines Hemdes hoch, zufrieden, dort keinen Einstich zu finden.

„Ich werde dir jetzt eine Infusion legen, ok Daniel?“, sprach Jack besonders neutral, um seine eigene Nervosität zu überdecken. Seit er das letzte Mal eine Nadel in einen anderen Menschen gestochen hatte lag knapp fünfzehn Jahre zurück. Und da hatte es sich nicht um eine Infusion gehandelt.

„Du?“, stotterte Daniel fragend und zuckte kurz auf, als Teal`c aus versehen einen seiner Kratzer im Gesicht berührte.

„Ich weiß, im SGC reißt man sich nicht unbedingt darum, von mir behandelt zu werden aber für heute muss es ausreichen. Glaub mir, Fraiser bekommt dich noch früh genug in die Finger.“

Damit besprühte er die Innenseite von Daniels Armbeuge mit Desinfektionsmittel und führte die Nadel sicher in die Vene ein. Dann fixierte er sie mit Pflaster und verband die Kanüle mit der Kochsalzlösung.

Teal`c folgte seinen Handlungen und nickte dann anerkennend, während Daniel nicht einmal zuckte. Still ließ er alles über sich ergehen und entspannte sich etwas, als Flüssigkeit in seinen Körper zurückkehrte.

„Stephanie?“, flüsterte der Archäologe dann, doch Jack drückte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Der geht es bestens. Aber das ist eine lange Geschichte und solche Geschichten erzählt man am besten in gemütlichen Krankenhauseinzelzimmern und nicht mitten in der jordanischen Wüste.“

„Colonel? Können Sie mich verstehen?“, tönte es vom Jeep her und Jack gab Teal`c ein Zeichen, den Funkspruch von Carter entgegen zu nehmen. Im Moment hatte er mit Daniel hier alle Hände voll zu tun.

Der Archäologe hatte die Augen wieder geschlossen und O’Neill gab ihn erneut einen Klaps auf die Wange.

„Erklär mir, was passiert ist.“, forderte er, um Daniel etwas Beschäftigung zu geben, damit er nicht wieder einschlief. Denn der unangenehmste Teil kam erst noch. Er musste die Rippenfraktur stabilisieren.

+++

Daniel war irgendwann ohnmächtig geworden, als Jack versuchte, ihm einen Stützverband um die gebrochene Rippe anzulegen.

Der starke Schmerz von vorher war zu einer Monsterwelle reinster Agonie mutiert und hatte sein Bewusstsein weggeschwemmt an einen Ort, der weit weg von der Jordanischen Wüste lag.

Aber er spürte auch, dass ihm die Auszeit gut getan hatte, denn nun fühlte er sich bedeutend besser. Das Zittern seiner Hände war verschwunden und auch sein Kopf war freier.

Das Pulsieren aus seiner Seite war abgeschwächt und solange er sich nicht bewegte, würde es ihm keine Probleme verursachen.

Ein Paar kühle Hände legten sich auf seine Wangen und streichelten sie zärtlich. Die Berührung fühlte sich gut an und entspannte ihn zusätzlich.

„Er verglüht ja fast.“, hörte er Sam sprechen, die sich mit einer anderen Frau unterhielt, deren Stimme er im Moment nicht zuordnen konnte.

Als er die Augen kurz öffnete, sah er, dass das grelle Sonnenlicht von vorher verschwunden war. Irgendetwas weißes wedelte über ihm und spendete erholsamen Schatten.

„S’m?“

Gott, sein Hals war so trocken. Warum gab ihm denn niemand etwas zu trinken?

„Ich bin bei dir Daniel.“, hörte er sie antworten und spürte, wie ihm jemand einen kalten und nassen Lappen ins Genick legte.

„Kannst du die Augen aufmachen?“

Er versuchte es und sie füllten sich prompt mit Tränen. Selbst das abgeschwächte Licht tat seinen Augen noch weh.

„Hell.“

„Ich weiß es ist unangenehm, aber du muss die Augen öffnen. Außerdem will dich hier jemand begrüßen.“

Sams Stimme klang seltsam. Die Sorge war für einen kurzen Moment verschwunden und wurde durch Heiterkeit ersetzt. Wer wollte ihn denn hier draußen begrüßen?

Wieder versuchte er es und diesmal gewann der den Kampf gegen die Tränen. Er blinzelte mehrmals, konnte dann aber endlich die Augen offen halten. Leider hatte ihm niemand gesagt, dass dies die Übelkeit wieder auf den Plan rief.

Immer schön ein- und ausatmen, befahl er sich selbst und es funktionierte.

„Hallo Daniel.“, grüßte ihn eine verschwommene Gestalt und beugte sich nach unten, sodass er sie genauer sehen konnte.

Cathryn? Nein, das konnte nicht sein. Was hatte Jack ihm verabreicht?

„Erkennst du mich noch?“

Aber ihre Stimme...

Jetzt erkannte er sie wieder und Aufregung stieg in ihm auf. Cathryn war den ganzen Weg hierher gekommen? Für ihn?

„Ernest?“, fragte er zurück. Vielleicht war er auch ganz in der Nähe.

„Nein, er konnte nicht mitkommen. Sein Herz ist nicht mehr an die Belastungen eines so langen Fluges gewöhnt, aber ich soll dir seine Grüße ausrichten.“, erklärte die Archäologin und Daniel hörte Schritte herannahen.

“Wie geht’s ihm?“, fragte Jack und blieb neben ihnen stehen. Durch die Hitze klebte sein Hemd an ihm.

„Besser, Sir.“, informierte ihn Carter, „Er ist eben zu sich gekommen und ich denke, wir können ihn jetzt transportieren.“

O’Neill rief Teal`c heran und sie brachten eine Trage zu dem selbstgemachtem Zelt.

„Dann machen wir uns mal auf den Rückweg nach Ägypten.“

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Jack war positiv überrascht gewesen, im Kairür Krankenhaus auf Fraiser zu treffen, die sie schon besorgt erwartete. Es gab ihm ein Stück mehr Vertrauen und innere Sicherheit, was Daniels Gesundheit betraf.

Fraisers Lieblingspatient war die gesamte Fahrt über sehr ruhig gewesen, hatte meist geschlafen oder vor sich hin gedöst.

Jack hatte es nicht gewagt, ihn auf seine Geiselhaft anzusprechen, denn er wusste noch zu wenig darüber, was die Männer mit ihm angestellt hatten.

Die äußeren Wunden waren eine Sache, aber er wusste nicht, ob es auch welche in seiner Seele gab.

Er würde es Daniel überlassen, den ersten Schritt zu machen und den Zuhörer für seinen Freund spielen, vielleicht auch den starken Arm, der ihn festhielt und ihm Geborgenheit schenkte.

Jack würde all das für ihn sein- aber erst, wenn er es zuließ.

Fraiser war mit ihrer Untersuchung schnell fertig gewesen, hatte hier eine Prellung festgestellt, da eine gebrochene Rippe, da ein paar Blutergüsse- aber nichts lebensbedrohliches. Eben das typische Erscheinungsbild einer Geisel.

Mit diesem Gedanken war Jack zusammen mit Teal`c, Carter und Cathryn für kurze Zeit zurück ins Hotel gefahren. Nach all den Stunden in der glühendheißen Wüste Jordaniens mussten sie sich frisch machen und ihrerseits Kräfte tanken, bevor sie ins Krankenhaus zurückkehrten.

Daniel war nun sicher, bewacht von den Mitgliedern von SG-8 und 9, die sich freiwillig Doktor Fraiser angeschlossen hatten, um die Sicherheit des Archäologen zu gewährleisten.

Das gab Jack ein gutes Gefühl. Sie alle waren füreinander da, boten Unterstützung und Trost, wann immer es gebraucht wurde. Wie heute hatte er sich schon oft gefragt, wie er vorher ohne sein Team überhaupt im Leben klar kam?

Wie auch diesmal standen Krisen bei ihnen fast an der Tagesordnung, doch zusammen meisterten sie jede einzelne von ihnen.

Das war eben das außergewöhnliche am Cheyenne Mountain.

Besondere Umstände schufen besondere Persönlichkeiten.

Mit diesem Gedanken und der Gewissheit, seinen Freund in Sicherheit zu wissen, stieg Jack unter die Dusche und entspannte zum ersten Mal seit Tagen wieder.

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Zwei Stunden später saß er geduldig neben Daniels Krankenbett und führte mit dem Archäologen „leichte Konversation“, wie sie es immer nannten.

Schön alle Themen der Weltgeschichte besprechen, nur nicht das, was im Moment am wichtigsten war.

Daniel hatte ihm allerlei Fragen gestellt; wie sie so schnell von der Geiselnahme erfahren konnten, wie sie auf Stephanie Cox stießen, wie sie ihn fanden.

Nur sich selbst ließ er dabei aus, aber Jack hatte es auch nicht anders erwartet.

Das war eine natürliche Reaktion nach all dem, was Daniel durchgemacht hatte. Bei manchen Opfern von Geiselnahmen erfuhr man nie, was passiert war und somit nahm Jack es gelassen.

So wie er Daniel kannte würde er es früher oder später erfahren, und nur darauf kam es an.

„Ich habe bereits mit General Hammond gesprochen, diese Doktor Cox flieg aus dem Programm.“, erklärte er dann und sein Gegenüber blickte erschrocken auf.

„Jack, das kannst du nicht machen. Sie war nur...sie stand unter Schock und hat die falsche Wahl getroffen. Du kannst sie nicht den Rest ihres Lebens deshalb bestrafen.“

Dafür, dass er vor Stunden während ihrer Rückreise noch von gelben Lichtengeln gesäuselt hatte funktionierte Daniels Gehirn mittlerweile wieder bestens. Wie ein Maschinengewehr schoss er seine Gedanken auf Jack ab.

„Darum geht es auch nicht.“, rechtfertigte er sich, „Rate mal, warum Carter und Teal`c gerade nicht hier sind.“

Als der Archäologe verständnislos mit den Schultern zuckte, fuhr er fort.

„Sie sind bereits mit zwei Soldaten und deiner Kollegin auf dem Weg in die Staaten. Cox hat zusammen mit Gabriel Jackson die ganze Sache eingefädelt, das hat sie uns gestanden, nachdem wir dich hierher zurückgebracht haben. Sie ist für das, was mit dir passiert ist mitverantwortlich.“

Daniels Kinnlade sackte nach unten und er schüttelte ungläubig den Kopf.

„Steph?...Nein, das glaub ich nicht. Das kann nicht wahr sein.“

„Ist es aber.“, entgegnete Jack etwas ruhiger, „Es tut mir nur leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest...Sie sollte dich nach Ägypten locken, damit Gabriel Jackson eine wertvolle Geisel hatte, um seine Pläne durchzusetzen- aber da hat er nicht mit uns gerechnet.“

Daniel nickte stumm und legte müde den Kopf in das Kissen zurück. Für einige Sekunden schien es, als würde er schlafen wollen, doch als O’Neill aufstand, hielt er ihn an der Hand zurück.

„Bleib noch...bitte.“

Daniels Wunsch klang fast wie ein Flehen und Jack nickte beschwichtigend. Sein Freund brauchte ihn jetzt und er würde wenn nötig so lange auf diesem Stuhl sitzen bleiben, bis er damit verschmolz.

„Du hast Angst alleine zu sein.“, stellte er fest, als Daniel keine Anstalten machte weiterzusprechen, sondern nur starr an die Decke blickte.

„Das ist ganz normal. Das wird vorbei gehen.“

Der Archäologe rieb sich mit der Hand über die Augen und traf dann Jacks Blick.

„Meinst du?“

„Du bist nicht der erste, der jemals als Geisel genommen wurde.“, erklärte Jack dann, obwohl es gegen seine Natur war. Niemand sollte je erfahren, was er damals im Kongo durchgemacht hatte, aber andererseits musste er Daniel irgendwie klar machen, dass alles wieder ok sein würde.

Der Archäologe brauchte nach diesem Trauma eine Art Bestätigung und Jack sprang über seinen eigenen Schatten, um sie ihm zu geben.

„Oh, das...das wusste ich nicht.“

„Das solltest du auch nicht, aber ich werde dir trotzdem davon erzählen.“

Daniels Augen blickten ihn fragend an und O’Neill räusperte sich kurz, bevor er zu einer Erklärung ansetzte.

„Ich war gerade in die Special Ops eingestiegen. Drei Teams wurden in den Kongo geschickt, dort sollten wir ein Terroristencamp aufspüren und zerstören. Mein Partner und ich sollten die Gruppe raus in den Wald locken, damit die anderen beiden Teams sich um den Rest kümmern konnten...ich habe gepatzt, mein Partner wurde getötet und ich wurde als Geisel genommen.“

Jack nahm einen tiefen Atemzug, bevor er weitersprach.

„Sie ließen mich mitansehen, wie sie die Leiche meines Freundes verstümmelten und als abschreckendes Beispiel im Eingang des Camps aufhängten. Finger und Zehen trennten sie ihm ab, spießten seinen Körper auf ein Stahlrohr auf und...“, O’Neill schluckte hart, ehe er weitersprechen konnte. Zu sehr trafen ihn nach all den Jahren noch die Erinnerungen, die Schmerzen und das Wissen, das all das seine Schuld gewesen war.

„Sie haben alles abgeriegelt, sodass die anderen beiden Einheiten keine Chance hatten, einzugreifen. Fünf Tage lang hielten sie mich dort gefangen und folterten mich, dann kam endlich Unterstützung.“

Jack musste da abbrechen, sonst würde er nicht mehr in der Lage sein, seine Emotionen zurückzuhalten.

Die letzten Tage hatte er in Angst gelebt, hatte gefürchtet, die Geiselnehmer in Jordanien würden etwas ähnliches mit Daniel anstellen. Tausendmal hatte er an den schlimmsten Fall gedacht und versucht, damit klarzukommen, doch es ging nicht.

Wenn sein Freund draußen in der Wüste gestorben wäre, hätte er sich das niemals verzeihen können, ganz egal, wer dafür verantwortlich war.

„Das muss schrecklich gewesen sein...“

Daniel griff nach seinem Arm und drückte in Sympathie. Jack war dankbar, dass sie die Zeit für sich hatten, ohne störende Krankenschwestern oder Besucher. So konnten sie ihre Vergangenheit gemeinsam bewältigen.

„War es auch.“, erwiderte er schlicht und genoss die Berührung, das Zeichen, dass er mit seinem Schmerz nicht alleine war.

„Tut mir leid.“, entgegnete Daniel dann und Jack blickte wieder auf.

„Weshalb?“

„Für alles. Das ich euch in Gefahr gebracht habe. All die Umstände, die Hammond sich machen musste um das halbe SGC herzuschicken.“

Jack musste unfreiwillig grinsen.

„Daniel, du bringst dich ständig in Gefahr, darauf sind wir mittlerweile bestens vorbereitet. Alles andere war außerhalb deiner Kontrolle“

„Trotzdem.“

Er richtete sich etwas in dem Bett auf und griff nach einem Glas Wasser. Jack erkannte, dass seine Hand noch immer etwas zitterte und half ihm beim trinken.

„Ist schon in Ordnung. Es ist ja noch mal gut ausgegangen.“

Sein stilles Nicken verriet ihm, das Daniel mit der Sache noch lange nicht abgeschlossen hatte, aber er zog es vor, über seine Gedanken zu schweigen. Stattdessen holte er neben dem Bett ein Schachbrett hervor und legte es demonstrativ auf den kleinen Tisch zwischen sich und Jack.

„Bleibst du noch ein bisschen da?“, fragte er dann lächelnd und auch O’Neill lächelte zurück.

Schach spielen war nach all den Anstrengungen der vergangenen Tage wirklich eine willkommene Abwechslung. Vor allem, wenn er es mit seinem besten Freund spielte. So verbrachten sie Zeit miteinander, ohne das viel geredet werden musste. Stattdessen genossen sie nur die gegenseitige Nähe und das Wissen, eine weitere Krise in ihrer Laufbahn im SGC gemeistert zu habe.

„Worauf du dich verlassen kannst. Ich werde hier bleiben, so lange du mich brauchst.“

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Ende

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