Zwischen zwei Fronten by Jenny
Summary: SG-1 gerät auf einem fremden Planeten zwischen die Fronten eines erbitterten Krieges. Ihr Eingriff in die Handlung hat schwerwiegende Folgen...
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 5 Completed: Ja Word count: 43721 Read: 24707 Published: 05.02.13 Updated: 05.02.13

1. Kapitel 1 by Jenny

2. Kapitel 2 by Jenny

3. Kapitel 3 by Jenny

4. Kapitel 4 by Jenny

5. Kapitel 5 by Jenny

Kapitel 1 by Jenny
Zwischen zwei Fronten


„Die wahre Tapferkeit besteht darin, dann zu leben, wenn es an der Zeit ist zu leben, und dann zu sterben, wenn es an der Zeit ist zu sterben.“

Prolog

Seit er denken konnte, verbrachte Maramato Nakayama seine Ruhezeiten in der freien Natur, auf dem Außenplatz seines Tempels. Während er sich weiterbildete oder auf einen Kampf vorbereitete, zog es ihn immer an diesen wunderbaren Ort.
Es war die Stille, die ihn betörte.
Der Friede, der in der Luft lag und sich über das ganze Tal zog. Friede, den auch seine Nachfahren zu spüren bekommen sollten.
Dies war seine Aufgabe.
Er war der Anführer seines Clans.
Er musste das Land gegen Übergriffe der Feinde verteidigen, die sich nicht weit weg von hier eine eigenen Kultur aufgebaut hatten.
Diese Feinde waren einst seine untergebenen Krieger gewesen, die sich von den Wegen seiner Kultur entfernt hatten und stattdessen Göttern frönen wollten und begannen, fremdartige Tempel zu bauen.
Sie lebten ohne Sitten und starben auch ohne solche.
Ihr ganzes Leben folgte dem Sinn des Unsinns. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch gegen Maramato auflehnten.
Sie versuchten sein Dorf zu zerstören, seine Pferde zu vergiften, die Frauen zu vergewaltigen. Alles, um die Kultur, die er sich hier erschaffen und von seinen Urahnen geerbt hatte, zu zerstören.
Doch er würde es nicht zulassen.
In erbitterten Kämpfen, die nun schon Jahrzehnte andauerten, bekämpften beide Clans sich gnadenlos. Fast jede Woche zog Maramato mit seinen Truppen in den Kampf, um die Bedrohung für sein Volk endgültig auszuschalten, doch ihnen gelangen nur langsame Fortschritte.
Und bald schon waren auch neue Feinde aufgetaucht.
Diese jedoch kamen vom Himmel.
In riesigen Fluggefährten attackierten sie das Land seiner abtrünnigen Krieger und hätten dasselbe auch mit seinem Dorf gemacht, wenn sie es gefunden hätten.
Aber es lag zu versteckt in den Bergen.
Trotzdem lief ihm die Zeit davon, denn der Feind breitete sich aus und schien das ganze Land für sich gewinnen zu wollen. Wenn er sie nicht aufhielt, würde von seiner Kultur nicht mehr übrig bleiben, als ein kleiner Haufen Asche.
Maramato konnte diese Schande nicht ertragen, er musste das Land seiner Urahnen beschützen...


Teil 1
Daniel kam erst durch ein Knacken von zerberstenden Ästen wieder zu sich. Schmerz explodierte aus seinem rechten Bein, ließ ihn fast alles andere wieder vergessen.
Er spürte die durchnässte Hose, das Blut, dass an seinem Oberschenkel nach unten lief und durch einen Schnitt nach außen drang.
Ihm war kalt, so kalt, dass er zittern musste. Schweiß rann von seiner Stirn herunter und kühlte ihn nur noch mehr ab.
Schreie drangen von weit entfernt in sein Ohr, ließen Daniel fast das wiederkehrende Pulsieren in seinem Kopf vergessen.
Er stöhnte leise auf, bemerkte, wie der Boden sich unter ihm bewegte.
„Sei still, Mensch!“ bekam er prompt als Antwort.
Daniel realisierte, dass er auf dem Rücken irgendeines Mannes hing, der ihn durch die Wälder trug. Tragen war vielleicht nicht gerade der richtige Ausdruck dafür...
Der Mann rannte durch das Gebüsch, machte sich offensichtlich auch keine Sorgen darüber, dass Daniel von einem Ast am schmerzenden Bein gestreift wurde. Agonie überflutete ihn erneut, ließ ihn aufstöhnen.
„Du musst ruhig bleiben, Mensch!“ kam wieder eine Warnung des Mannes und langsam erkannte er den Akzent- Goa`uld!
Daniel versuchte, gegen den harten Griff, mit dem er festgehalten wurde anzukämpfen, doch jegliche Kraft war aus seinem Körper gewichen und er schaffte es gerade mal, einen Blick auf seinen schmerzenden Oberschenkel zu werfen.
Blut strömte aus einem langen tiefen Schnitt über seinem Knie, lief die Rüstung des Jaffa hinunter und hinterließ Spuren auf dem Waldboden. Daniel konnte bis auf den Knochen sehen und war schon kurz davor, wieder ohnmächtig zu werden, als er plötzlich Boden unter den Füßen spürte.
Der Mann berührte ihn vorsichtig am Rücken und half ihm, sich seitlich an eine Wand aus Moos zu lehnen.
„Du musst jetzt still sein, Mensch.“, erklärte er Daniel und blickte ihm in das Gesicht.
Riesige, ausdrucksvolle braune Augen starrten ihn besorgt an, ließen ihn fast das schwarze Goa`uldemblem vergessen, das auf seiner Stirn trumpfte.
Die Rüstung des Jaffa war verdreckt und blutbeschmiert- es war sein Blut!
Was zum Teufel ging hier vor sich?
Wo war er?
Wo waren Jack, Sam und Teal`c?
Was war passiert, nachdem sie angegriffen wurden?
Daniel sah wieder nach dem verletzten Bein. Wie viel würde er jetzt für Schmerzmittel geben...
Die grüne Militärhose war zerrissen und klebte durchnässt an seiner Haut. Mit zitternden Händen fühlte Daniel nach dem Schnitt und vergrößerte das Loch in den BDU’s um einen besseren Blick auf die Wunde zu haben. Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht vor Schmerzen und Angst laut loszuschreien.
Tatsächlich war der Knochen durch den tiefen und breiten Schnitt sichtbar geworden, doch glücklicherweise war das umliegende Gewebe durch die scharfe Waffe nicht zerfetzt, sondern nur durchtrennt wurden...das ließ ihm eine Chance, jemals wieder gehen zu können, sobald er zurück in Janets Krankenstation kam...falls das passieren würde.
Blut strömte in Massen aus der Wunde heraus, sickerte in den weichen Erdboden.
„Du bist schwer verletzt, Mensch!“, bemerkte der fremde Jaffa und folgte seinem Blick auf das Bein, „Ich werde etwas holen, das dir hilft. Aber zunächst dürfen die anderen dich nicht finden! “
Daniel konnte den roten Streifen an seiner Rüstung erkennen und wie er einige Meter weiter die anderen Jaffa zusammenrief, die offensichtlich nach ihm gesucht hatten, noch bevor er ihn fragen konnte, was hier eigentlich vor sich ging.
Stille kehrte in dem Waldstück ein, als der Trupp wegmarschierte und ihn allein mit seinen Schmerzen ließ.
Ganz ruhig bleiben, du darfst keinen Schock bekommen...
Daniel sah seine Hände zittern, hörte, wie sein Herz aufgeregt gegen seine Brust hämmerte.
Zu spät...
Er versuchte sich zu erinnern...irgendetwas musste doch passiert sein.
Wo waren die anderen?
Wo war er?
Was zum Teufel machte er hier mitten im Wald mit einem Jaffa?
Warum sollte ein Jaffa ihn retten und auch noch vor den anderen beschützen?
War er ein Tok`Ra?
Der Schmerz fing wieder von neuem an, zwang Daniel dazu, sich hinzulegen, als Sternschnuppen vor seinen Augen herumtanzten.
Müde...er war so verdammt müde...
Sein Atem ging rasend und der Blutverlust schwächte ihn zunehmend. Unter größten Anstrengungen gelang es ihm schließlich, bis zu dem Eingang einer kleinen Höhle zu kriechen. Sie schien ein ideales Versteck zu sein und obendrein war es dort kälter als im Rest des Waldes.
Kälte, die seine Schweißausbrüche hoffentlich mildern würde...
Plötzlich sprang sein Funkgerät an. Daniel musste es noch in einer seiner Hosentaschen versteckt haben, bevor man ihnen die Westen abgenommen hatten.
Todmüde griff er danach und schaffte es nach zwei Anläufen, das Gerät aus der Tasche zu ziehen.
„Daniel, können sie mich verstehen?“
Jack’s Stimme hörte sich so verdammt gut an.
„Jack...“, stöhnte er mit letzter Kraft und hoffte, dass SG-1 nicht allzu weit entfernt war.
„Wo sind sie, Daniel?“
Er wollte antworten, doch seine Augen fielen vor Müdigkeit zu, ließen ihn seinen Kopf auf dem weichen Erdboden platzieren.
„Antworten sie verdammt noch mal...“ drang es noch eine lange Zeit durch die Höhle, während Daniel bewusstlos am Eingang liegen geblieben war.
***
„General, wir müssen sofort zurück!“ schrie O`Neill, noch ehe er richtig aus dem Tor herausgetreten war.
Sam war unmittelbar hinter ihm, Teal`c kam zuletzt.
„Was zur Hölle war los, Colonel? Warum sind sie verspätet? Unsere Aufklärungssonde ist beschossen worden!“ Hammonds Stimme war besorgt und gereizt zugleich- etwas, dass nur er schaffte.
„Sir, wir wurden von Einheimischen gefangen genommen. Sie wollten uns gerade töten, als die Goa`uld angriffen. Einer der Außerirdischen hat Daniel schwer am Bein verletzt und ein Jaffa hat ihn mit sich genommen. Wir mussten uns zurück ziehen, um nicht von denen erwischt zu werden!“
Sam war erschöpft, Schweißperlen waren von dem langen Gewaltmarsch zurück zum Stargate noch immer auf ihrer Stirn, vermischten sich mit dem Schlamm, durch den sie bei ihrer Flucht gesprintet waren.
„Wissen sie, wo Doktor Jackson ist oder ob er noch lebt?“
Der General war einen Schritt beiseite getreten, ließ dem medizinischem Hilfspersonal den Vortritt um sich um Teal`c zu kümmern, dessen Arm von einer Stabwaffensalve getroffen worden war.
„Keine Ahnung, Sir. Er hat sehr stark am Bein geblutet und steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe wird er wohl kaum die nächsten achtundvierzig Stunden überleben. Auf dem Rückweg hatten wir ganz kurz Funkkontakt mit ihm, aber wir haben ihn dann verloren. Wir müssen ihn unbedingt finden!“
Sam’s Stimme zitterte, klang trotzdem fast wie ein Befehl.
„Colonel?“
Hammond wartete wie immer erst auf seine Version der Geschichte.
„Ich stimme Carter zu, Sir. Die Typen sind absolut irre- irgendwelche asiatischen Götterhuldiger- Nachfahren, hat Daniel gesagt. Die glauben, dass ihr Gott sich freut wenn sie anderen Menschen das Herz aus der Brust reißen. Wir müssen Daniel finden, bevor die ihn in eine Opfergabe verwandeln oder der Jaffa ihn zu Yu bringt.“
„Yu war auch auf dem Planeten?“ vergewisserte Hammond sich.
„Nun Sir. Wir sind mitten in ein Kriegsszenario geraten; Yu’s Truppen attackierten die einheimischen Priester. Wir wollten sie unterstützen, doch sie haben uns in einen Hinterhalt gelockt, um uns zu töten. Als uns die Flucht gelang, blieb Daniel zurück, um ein kleines Kind zu retten, und dann hat einer der Priester ihn erwischt. Den Rest kennen sie ja.“
Der General nickte gespannt und ließ Fraiser durch.
„Zuerst müssen sie sich untersuchen lassen; ich stelle in der Zwischenzeit einen Rettungstrupp für Doktor Jackson zusammen.“
***
Maramato verschwand zurück in den Wald, aus dem er gekommen war, noch immer tief betroffen von den Geschehnissen.
Seine Kraft war am Ende, sein Kriegerherz um vieles schwerer geworden.
Wieder war er einer Schlacht mit dem Leben entkommen, hatte andere getötet und gesiegt.
Wieder war es ein ungleicher Kampf gewesen, der mehr zerstörte, als zu erreichen glaubte.
Maramato senkte müde den Kopf. Was sollte er jetzt machen?
Er konnte seine Position nicht einfach aufgeben, aber er musste zurück zu seinem Dorf, außerdem hatte er einen fremden Krieger gerettet und in den Wäldern versteckt. Wenn das irgendjemand heraus fand, war seine Tarnung aufgedeckt und sein Plan zunichte gemacht.
In der Zwischenzeit hatte der Trupp von Jaffa, dem er gefolgt war, gestoppt und teilte sich in die kleinen Kriegerunterkünfte ein. Man hatte sie bauen lassen, damit sich die Jaffa auf diesem Planeten ansiedeln und ihn für sich gewinnen konnten.
Die Einwohner wurden nie gefragt, ob sie mit der Entscheidung der Feinde zufrieden waren. Stattdessen schlachtete man sie nach und nach ab, ließ sich auch nicht durch die fanatischen Tempelpriester davon abbringen.
Und da kam Maramato ins Spiel.
Er musste seine Heimat in den Bergen beschützen, egal wer oder was sich ihm in den Weg stellte.
Natürlich kam es ihm entgegen, dass die Feinde zunächst gegen die Tempelpriester vorging, denn auch Maramato war daran gelegen, sie zu besiegen, jedoch töteten die Jaffa auch Frauen und Kinder, um eine Ausbreitung der Kultur zu verhindern und dies ging definitiv gegen seinen Codex.
Er musste verdeckt bleiben, um den feindlichen Plan so zu infiltrieren, dass sie das Interesse an diesem Planeten verloren, und er musste dem fremden Mann helfen.
Die Frage war nur, wie er das schaffen sollte...
Als die meisten Krieger bereits in ihren Unterkünften verschwunden waren, sah Maramato sich nach seinen Gefolgsleuten um, die, getarnt in Jaffa- Rüstung, um ihn herum lungerten, um ihn gegebenenfalls zu schützen.
Schließlich war er als Stammesoberhaupt nicht allein kommen.
Einer der japanischen Krieger nickte und folgte ihm hinter einen Strauch, von wo aus sie das feindliche Lager im Blick hatten. Immerhin durften sie diese Jaffa nicht aus den Augen lassen.
„Sensei.“, grüßte dieser und verneigte sich leicht.
„Watanawee.“, nickte Maramato und sah sich nervös nach potentiellen Feinden um.
„Ich muss von hier verschwinden.“, verkündete er anschließend.
Der Krieger sah ihn konfus an, wagte es aber nicht, zu widersprechen.
„Hai.“, sprach er dann und verneigte sich wieder.
„Ich muss den Mann retten, den ich im Wald versteckt habe. Und ich muss mit ihm zurück zum Dorf, damit Saburo ihn heilen kann. Er wird uns bei unserem Kampf unterstützen.“
Watanawee nickte und nahm indirekt seine Rekrutierung zum Führer der restlichen Krieger an.
Es war nicht Sitte, darum zu bitten. Die untergebenen Kämpfer würden diese Ehre wahllos annehmen. Und Watanawee war bei weitem einer der erfahrensten Krieger, den er kannte.
Mehr als fünfundzwanzig Jahre hatten sie nun mittlerweile Seite an Seite gekämpft, hatten ganze Generationen in den Kriegen sterben sehen und waren trotzdem noch am Leben.
Maramato wollte sich schon abwenden, als sein Untergebener ihn zurückhielt.
„Sensei.“, bat er, „Ich habe gehört, wie einige der Jaffa von dem Krieger Maramato Nakayama gesprochen haben, der in den heiligen Bergen lebt und diese mit all seiner Weisheit und Kampfkunst verteidigen wird. Sie haben durch die Tempelpriester von uns erfahren und sind voller Angst und Ehrfurcht vor euch, mein Herr.“
Maramato nickte.
Er war froh damit, wie der heutige Tag verlaufen war.
Zunächst hatten sie einen Trupp Jaffa aufgespürt und getötet. Doch dies war nur Mittel zum Zeck gewesen. Dann hatten seine Männer und er sich, getarnt als Jaffa, in den Krieg eingemischt und urplötzlich damit angefangen, die wirklichen Gotteskrieger zu attackieren. Als das Chaos groß genug schien, zogen sie sich wieder in den Wald zurück, während die Jaffa sich noch immer gegenseitig beschossen, unschlüssig, von wem sie angegriffen worden waren.
Durch dieses Durcheinander hoffte Maramato, dass sich Misstrauen unter den Kriegern ausbreitete und sie schon bald von hier verschwinden würden.
Schließlich war eine Armee ohne Infrastruktur keine gute Armee.
Auf diesem Weg konnten sie mehr erreichen, als im offenen Kampf.
Die Waffen der Jaffa waren weitaus fortgeschrittener als die ihrigen. Zwar war ihre Kampfkunst bei weitem besser, doch sie waren in der Unterzahl und den Kampf gegen Tausende dieser Krieger würden sie nicht überstehen.
„Was macht ihr, wenn dieser Mann nicht der ist, für den ihr in haltet? Was, wenn er uns nicht unterstützen will?“, fragte Watanawee, doch Maramato musste bald verschwinden, wenn er ihn noch lebend vorfinden wollte.
„Ich habe ihn beobachtet.“, erwiderte er schlicht.
„Aber er ist kein guter Kämpfer, Sensei. Ohne euch wäre er getötet worden.“
„Er kämpft nicht mit Waffen, doch er kämpft mit dem Geist.“, beendete er diese überflüssige Diskussion und machte sich auf den Weg zurück in den Wald.
Maramato durfte keine Zeit verlieren.
***
„Hat das U-AV schon was gefunden?“ fragte O`Neill, als er in den Besprechungsraum trat.
„Leider nein, Sir. Wir haben es mit Wärmebildsensoren ausgestattet, aber nur Lebensformen im näheren Umkreis des Dorfes gefunden, wahrscheinlich Jaffas...“, antwortete Sam, die bereits am Tisch saß.
Jack wollte nicht aussprechen, an was er jetzt dachte.
„Wir müssen ihn suchen, General.“
Hammond verzog keine Miene, dennoch erkannte O’Neill die tiefe Besorgnis in seinen Augen.
Mit einer entsprechenden Geste bat er den Colonel in sein Büro, in dem sie die Krise unter vier Augen besprechen konnten. Dort angekommen setze Hammond sich in seinen Lederstuhl und seufzte resigniert.
„Im Moment weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich tun soll, Jack. Sie haben selbst gesagt, dass Doktor Jackson schwer verletzt war- wenn er bereits von den Dorfleuten oder den Jaffa getötet wurde und ich sie hinterherschicke, wäre das reiner Selbstmord.“
„Nicht mit einigen hübschen Sprengsätzen, Zat- Waffen, Blendgranaten...“
„Colonel-“, unterbrach ihn Hammond, „Zuerst einmal muss Teal`c wieder fit sein. Ich werde ihnen in 8 Stunden ein weiteres SG-Team zur Unterstützung zustellen.“
„Aber General- ich glaube nicht, dass ihm soviel Zeit bleibt!“, fiel O`Neill ihm ins Wort.
„Ich weiß sehr gut über das knappe Zeitfenster bescheid, in dem wir uns befinden, Colonel , aber ich glaube, nicht mal Daniel würde wollen, dass sie wegen ihm eine Selbstmordmission starten. Herrgott, der Junge hat schon anderes überlebt. Lassen sie uns hoffen, dass er es auch diesmal schafft.“
***
„Jack, das sind Tempelpriester.“, bemerkte Daniel unruhig und sah, wie die Männer mit ihren Schwertern auf sie zu kamen.
„Hab noch nie was davon gehört, dass man als Priester bewaffnet sein darf.“, entgegnete O`Neill und trat einen Schritt zurück.
Sie saßen in der Falle.
Gott, sie waren so leichtgläubig gewesen. Die Priester erzählten etwas von einem Volk, das sie auslöschen wollte und prompt musste SG-1 sich einmischen. Nur um dann wieder in Schwierigkeiten zu geraten.
„In unserem Tempel werden keine Waffen geduldet.“, hatten sie erzählt und SG-1 die gesamte Ausrüstung abgenommen.
„Wir sollten ihre kultischen Gebräuche respektieren, Jack.“, sprach Daniel und gab ihnen sein Messer.
Doch nun kamen diese Priester auf sie zu und erzählten von ihrem Gott, der Opfer von ihnen verlangte.
Menschliche Opfer.
„Ich glaube kaum, dass euer Gott euch befohlen hat, unschuldige Fremde zu ermorden.“, wehrte Jack ab, als sie, eskortiert von sieben bewaffneten Priestern, in ein Verlies gesperrt wurden.
„Tut mir Leid.“, hatte Daniel dann zugegeben.
„Weshalb?“
O’Neill sah ihn düster an.
Jeder Muskel in seinem Gesicht war bis aufs Äußerste gespannt.
„Ist doch nett hier. Schöne Aussicht, ruhige Lage...“
„Schon ok.“, hatte Sam ihn verteidigt und erntete Jacks verachtenden Blick.
„Es ist nicht mehr zu ändern. Machen wir einfach das beste aus der Situation.“
Schon bald hatten die Feuergefechte an der Oberfläche begonnen. Schwere Detonationen von Todesgleiterangriffen trafen die Erde über ihnen.
Die Gefängniswände begannen zu zittern, und SG-1 erkannte die, sich bietende Chance.
Mit Teal`cs Hilfe konnten sie einige Rohre der Gefängnisgitter lösen und gelangten so in die Freiheit.
Oben angekommen bot sich ihnen ein Schauplatz des Grauens.
Überall lagen Tote und Verletzte, Häuser waren zerstört und aus den Wäldern drangen Jaffa, die die restlichen Überlebenden mit ihren Stabwaffen abschlachteten.
„Verschwinden wir von hier!“, hatte O’Neill befohlen, als Daniel ein kleines Mädchen sah, dass am Boden um ihre tote Mutter weinte.
Sie war nicht Schuld an dem, was die Priester hier taten. Er konnte sie nicht zurücklassen.
„Daniel!“, brüllte Jack, als der Archäologe mit einem Satz bei dem kleinen Kind war, es am Arm packte und mit sich riss.
Der Plan schien durchaus zu funktionieren.
Während Stabwaffensalven neben ihm die Erde erschütterten, rannte Daniel mit dem Kind um sein Leben.
Plötzlich würde seine Flucht jäh beendet.
Neben ihm trat ein verwundeter Priester aus dem Tempel.
Daniel hatte es kommen sehen.
Er erkannte, wie dieser sein Schwert ansetzte, vermutlich um ihn in zwei Teilen besser genießen zu können. Erschrocken ließ er das Mädchen los, damit es fliehen konnte, während er im selben Moment einer Attacke mit dem Schwert nur knapp entkommen konnte.
Die Klinge raste Zentimeter an seinem Bein vorbei.
Daniel wollte wieder aufspringen und fliehen, als er feststellte, dass er dennoch getroffen worden war.
Die kurze Berührung mit der scharfen Klinge des Schwertes hatte dafür gesorgt, dass sich ein tiefer Schnitt über seinen Oberschenkel zog.
Das Bein war nicht mehr zu gebrauchen.
Egal wie oft er es versuchte, er kam nicht mehr hoch.
Auch die anderen SG-1 Mitglieder konnten ihm nicht helfen.
Sie befanden sich in einem erbitterten Schusswechsel mit den herannahenden Jaffas.
Über ihm hatte der Priester sich bereit gestellt. Trotz der Angriffe der Jaffa, bereitete er das Opferungsritual vor, indem er einen Gesang anstimmte.
Stabwaffensalven flogen durch die Luft, doch keine von ihnen traf den Priester.
Stattdessen setzte er sein Schwert über ihm an. Scheinbar wollte er ihn mit einem Stich ins Herz töten.
Gerade, als der Priester auf ihn einstechen wollte, hörte er einen lauten Knall.

Daniel wusste nicht wie spät es war, als er wieder zu sich kam.
Die Sonne hatte ihre Position gen Horizont verändert und das feuchtwarme Klima war nun einer trockenen Kälte gewichen, die ihn durchfuhr.
Vorsichtig richtete er sich auf dem weichen Boden auf, nahm dabei die Schmerzen aus seinem Bein in Kauf und besah sich die Wunde erneut.
Das war im Moment seine größte Sorge.
Zumindest hatte die Blutung etwas nachgelassen dank des Gürtels, den er sich um den Oberschenkel geschnallt hatte, als er für einige Sekunden das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Das bewahrte ihn hoffentlich vor einem noch größerem Blutverlust.
Daniel wurde plötzlich schwindelig und er nahm sich mehrere Sekunden Zeit, um wieder klar zu sehen. Steine von dem Boden, auf dem er lag, waren rotverfärbt, einige sogar noch feucht.
In was für ein Durcheinander war er nur wieder gekommen?
Alles hatte mit dieser Mission zu tun, auf der sie die lokale Kultur untersuchen sollten. Doch leider war die lokale Kultur überhaupt nicht an fremden Eindringlingen interessiert, da sie gerade im Kampf mit den Goa`uld stand.
Und so waren sie in einen Teufelkreis aus Todesgleiterangriffen geraten und dem Bedürfnis der Bewohner, sie bei lebendigem Leibe zu verspeisen, wobei Daniel offensichtlich den Hauptgang darstellen sollte.
Zumindest war er es gewesen, um den die Tempelpriester sich fast gerissen hatten. Wäre da nicht dieser Jaffa gewesen, wer weiß, was sie aus ihm gemacht hätten.
Aber wer zum Teufel war dieser Krieger?
Er schien asiatischer Herkunft, trug wie fast alle Jaffa eine Glatze und lehnte sich durch seine Taten gegen seinen Herrscher auf.
Daniel konnte ihn weder der Seite der Goa`uld, noch der Seite der Priester zuordnen. Und ein Tok`Ra als Jaffa verkleidet? Das schien nun wirklich paradox.
Irgendetwas schien hier nicht zu stimmen.
Wahrscheinlich würde er es in Kürze erfahren...
Irgendwo in der Nähe hörte er Geräusche. Vielleicht kamen sie von einem Lager? Vielleicht waren es Jack, Sam und Teal`c, die nach ihm suchten?!
Daniel stützte sich an der kleinen Wand am Eingang der Höhle ab und stand vorsichtig auf.
Sofort wollte sein Kreislauf wieder rebellieren, doch er schaffte es, auf seinen eigenen Füßen stehen zu bleiben.
Zumindest auf einem.
Er wusste, wenn er das Bein jetzt belastete, würde es wieder bluten und ihm vielleicht den Rest geben, aber wenn die Geräusche von seinen Freunden kamen...
***
In der Zwischenzeit hatte Maramato sich Medizin aus seinem eigenen Vorrat besorgt, den er sicher in einer Grube im Wald versteckt hatte, kurz nachdem sie hier angekommen waren.
Er wusste, er musste sich nun beeilen, um nicht zu spät zu kommen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich diesem Mann verbunden.
Sein Lehrer hatte ihm damals beigebracht, den Charakter eines Menschen daran zu messen, wie er sich im Kampf schlug.
Nun, ein guter Kämpfer war er sicherlich nicht, jedoch hatte er beobachtet, wie der Mensch ein kleines Kind vor den Jaffa retten wollte. Trotz all der Gefahren um ihn herum, sprang er selbstlos aus seinem Versteck und wollte es mit sich nehmen.
Leider war dann dieser Tempelpriester aufgetaucht und auf ihn losgegangen.
Möglicherweise konnten diese Menschen sie tatsächlich beim Kampf gegen die Außerirdischen unterstützen. Immerhin schienen die anderen Krieger, die mit dem Mann gekommen waren, selbst sehr besorgt um einander.
Vielleicht waren sie die Nachfahren der Kultur, von der auch sein Clan abstammte. Eine gemeinsame Kultur...vielleicht würde er in dem Mann sogar einen geistigen Bruder erkennen?
Gespannt, was ihn erwarten würde, fand er die Stelle, an der er den Menschen versteckt hatte.
***
Daniel sah ein, dass er die Strecke bis zu dem Licht, das er entdeckt hatte nicht laufen konnte, also suchte er nach dem Funkgerät und fand es schließlich auf dem Erdboden.
„Jack...?“
Keine Antwort.
„Ich...ich bin es...sind sie hier in der Nähe?...ich...ich denke, ich werde...“
Eine Hand packte ihn von hinten, legte sich um seinen Mund, damit er nicht weitersprechen konnte, und riss ihn zu Boden. Daniel erschrak, wurde panisch, als er das Gesicht seines Angreifers nicht erkennen konnte.
„Bist du wahnsinnig, Mensch?!“
Da war wieder die Stimme des Jaffa, rau und befehlerisch. Sein Griff lockerte sich und gestattete es Daniel schließlich, sich aufrecht zu setzen.
„Meine Freunde...“
Mehr konnte er nicht übersetzen, als der Schmerz erneut Überhand nahm und er inne halten musste.
„Sie sind nicht hier.“ antwortete der Jaffa und half ihm, sich wieder an eine kleine Steinmauer zu lehnen, „Die Jaffa werden uns finden, wenn du das noch mal tust!“
Er legte einen Beutel voller Essen neben ihn und begann, darin etwas zu suchen.
Daniel schloss die Augen, versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen, der aus seinem rechten Bein kam und immer schlimmer zu werden schien. Kurz bevor er wieder ohnmächtig konnte, rüttelte der Jaffa an seiner Schulter.
„Du musst wach bleiben.“
Er sah auf, erkannte, dass er ihm etwas in einer Art Tasse reichte.
„Trink.“
Den Teufel würde er tun. Wer weiß, was in dem Becher war...
„Nein.“
Demonstrativ drehte er seinen Kopf zu Seite, als der Jaffa ihn am Genick packte und so zwang, wieder in seine Richtung zu sehen.
„Trink!“ diesmal war der Befehl so laut, dass Daniel davon ausging, dass sie spätestens jetzt entdeckt worden waren.
„Ich weiß nicht einmal, wer du bist. Ich werde das nicht trinken!“
Er würdigte der breiigen Flüssigkeit in der Tasse nicht mal einen Blick. Die Stimme des Jaffa wurde ruhiger.
„Das ist Medizin- du stirbst, wenn du nicht trinkst. Außerdem musst du essen!“
Daniel sah ihn erschöpft an.
„Ich...kann nicht...“
Der Mann nahm die Tasse und hielt sie ihm an den Mund. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den säuerlich schmeckenden Brei zu schlucken, der seinen Magen fast dazu brachte, durchzudrehen.
„So ist es gut...“
Er stellte die Tasse beiseite und holte aus dem Beutel ein Stück Brot heraus.
„Und nun iss!“
Daniel musste sich schon fast übergeben, als er den Kopf schüttelte
„Vergiss es.“
***
„Sir!“
Seargent Siler trat in den Konferenzraum, als Hammond gerade ein Treffen zwischen SG-1 und SG-8 einberufen hatte.
Neben Teal`c, dessen Arm noch verbunden war aber bereits wieder heilte, waren auch Jack, Sam, Colonel Harrington, Major Kovaczek und zwei weitere Soldaten anwesend. Sie hatten sich alle um den langen Besprechungstisch gesetzt und warteten auf ihren Einsatz.
„Was gibt es?“ fragte der General ein wenig schroff.
„Sir, das U- AV hat gerade einen Funkspruch aufgefangen- sie sollten sich das anhören...sie alle!“
O`Neill sprang zeitgleich mit Carter auf, gefolgt von dem Rest der Leute in dem Raum.
Für Jack stand jetzt alles auf dem Spiel.
Er hoffte, dass der Funkspruch von Daniel war und bewies, das eine Mission zu diesem P3R- wasauchimmer Planeten durchaus noch nötig war. Andererseits konnten es auch die Goa`uld sein, die ihn gefangen genommen hatten und nun den Tauri zeigen wollten, dass sie Herr der Lage waren.
Die zweite Option klang nicht wirklich gut, also hoffte O’Neill auf die erste.
Als alle im Kontrollraum angekommen waren, legte sich gespannte Stille über die Mannschaft, als Siler die Lautsprecher anschaltete.
„Jack?...ich...ich bin es...sind sie hier in der Nähe? Ich glaube, ich werde...“
Damit war der Funkspruch beendet.
„Oh Gott...“ Carter war einen Schritt zurück getreten, sah besorgt zum Stargate und ließ O`Neill Hammond davon überzeugen, sofort aufzubrechen.
„General, wenn ich mich recht entsinne, war das Daniels Stimme- ich schlage vor, in fünf Minuten aufzubrechen. Seargent Siler- woher genau kam das Signal?“
„Einen Moment, Colonel!“ unterbrach ihn Hammond.
„Wir sollten zunächst den gesamten Umkreis nach feindlichen Truppen absuchen!“
O`Neill war kurz davor, zu explodieren.
„Um ehrlich zu sein, General, sind mir irgendwelche Feinde scheißegal! Wenn jemand meint, sich uns in den Weg stellen zu müssen, kann er es ja versuchen. Ich will Daniel verdammt noch mal da raus, und wie viele Beweise brauchen sie noch, dass er am Leben ist?“
Hammond nickte einlenkend.
„Ich will nicht noch jemanden als vermisst deklarieren, wenn sie zurückkommen- habe ich mich klar ausgedrückt?“
Jack nickte.
„Also schön, Colonel, sie gehen wie geplant mit SG-8 in zehn Minuten auf Mission. Ich will, dass sie bis an die Zähne bewaffnet sind. In der Zwischenzeit schicken wir ein MALP durch, um die Situation vor dem Stargate zu bewerten. Bringen sie mir den Jungen lebend zurück, verstanden?“
„Aye, Sir!“ antworteten alle Mitglieder und machten sich auf den Weg zu den Umkleiden.
***
„Dummer Mensch!“ fluchte Maramato resigniert, steckte das Stück Brot weg und griff in die Tasche, die er bei sich trug.
Er holte einen Verband mit Pflanzenwirkstoffen hervor und kümmerte sich um das verletzte Bein, ohne das der Tauri sich stark wehrte. Offensichtlich schien er nicht mehr die Kraft dazu zu haben.
Seine Haut war sehr blass, er zitterte ununterbrochen und Maramato begann sich tatsächlich Sorgen um ihn zu machen.
Blut hatte den ganzen Erdboden verfärbt und würde bald die ersten Raubtiere anlocken, wenn er jetzt nicht aufpasste. Der Schnitt war außerordentlich tief- er hatte gesehen, wie einer der Tempelpriester den Menschen mit einem Samuraischwert töten wollte, dieser sich jedoch noch mit einen Sprung zur Seite rettete- leider wurde er dennoch von der Klinge gestreift und stürzte zu Boden.
Zu diesem Zeitpunkt war er noch damit beschäftigt gewesen, auf die Jaffa zu feuern.
Erst als er einsah, dass der Priester ihn töten würde, wenn er nichts unternahm, hatte er aufgehört, sich zurück in den Wald gezogen und den Priester mit seiner Stabwaffe von dort aus erschossen.
Ohne Zeit zu verlieren war er dann zu dem Menschen gerannt und hatte ihn mit sich genommen, während seine restlichen Krieger die Jaffa in Schach hielten.
Plötzlich hörte Maramato den Menschen etwas sprechen, verstand es aber kaum.
„Ausruhen!“ befahl er und sah, wie der Mann ihn musterte.
Keine Angriffsversuche oder Beschimpfungen, stellte er erstaunt fest und fuhr damit fort, die Wunde am Bein zu versorgen.
„Wer bist du wirklich?“, fragte er plötzlich und Maramato sah auf.
Sollte er das Geheimnis schon lüften?
Nein, vermutlich war der Mensch sowieso zu schwach, um seine Worte zu verstehen. Seine Augen waren bereits wieder geschlossen und die Medizin begann zu wirken. Unsicher, was er ihm sagen sollte, widmete er sich einfach wieder dem Verband.
„Ausruhen!“ befahl er dann erneut, doch der Mensch war bereits bewusstlos.
Sirenen ertönten und riefen die Jaffa zusammen.
Maramato wurde unruhig.
Hatten sie ihn entdeckt?
War sein Plan nun aufgeflogen?
***
O`Neill sprang sofort in Position, als er aus dem Stargate trat, versteckte sich hinter einem der großen Steine, die auf dem Planeten als Zierde aufgebaut worden waren.
Mit seiner P-90 im Anschlag marschierte er zum nächsten Felsen, überließ Sam seine vorherige Position und bewegte sich langsam vom Sternentor weg.
„Niemand da?“ fragte er und erhielt prompt Antwort von Teal`c.
„Die Jaffa haben sich vorerst zurückgezogen, weil es dunkel wird. Wir sollten die Zeit nutzen, O`Neill!“
Jack stand vorsichtig auf, blickte in alle Richtungen.
„Vielleicht gibt’s hier nur irgendwo was umsonst...“
Sam trat an seine Seite, gefolgt von SG-8.
„Wie wollen wir vorgehen, Sir?“
Jack senkte die Waffe und sah die Soldaten an.
„Harrington, sie bleiben mit ihren Männern hier und verteidigen das Stargate. Ich gehe mit meinen Leuten Daniel suchen.“
„Hat General Hammond nicht gesagt, wir sollten alle gehen?“ meldete sich Kovaczek zu Wort, der für den zivilen Anthropologen in SG-8 ersetzt worden war.
„Hören sie, Major! Wenn wir das Stargate nicht decken, werden wir hier überhaupt nicht mehr wegkommen, ganz egal, ob wir Daniel finden oder nicht. Sie bleiben hier und geben uns Rückendeckung. Wenn wir in vierundzwanzig Stunden nicht zurück sind, ist die Mission gescheitert, habe ich mich klar ausgedrückt?“
Kovaczek nickte verstehend und positionierte sich mit den anderen um das Sternentor herum.
Jack rief unterdessen Teal`c zu sich, damit er mit allen gemeinsam einen Rettungsplan erstellen konnte.
„Also gut- das U- AV hat die Funksignale etwa 3 Meilen von hier hinter den Hügeln in der Nähe dieses Dorfes ausgemacht. So, wie Daniel verletzt war glaube ich nicht, dass der Jaffa sehr weit mit ihm gekommen ist. Ich schlage vor, wir umlaufen die Siedlung in einem möglichst großen Bogen. So können wir unnötige Konfrontationen mit dem Feind vermeiden. Sobald wir Daniel gefunden haben ziehen wir uns schnellstmöglich zurück. Ich will keine Zeit verschwenden.“
Sie nickten und Jack führte sie Richtung Wald an.
„Und Kovaczek!...“
Der Major drehte sich in seine Richtung.
„Verminen sie hier alles und seien sie großzügig mit dem C4! Falls sie die Stellung nicht halten können, will ich Bescheid wissen!“
„Aye, Aye, Colonel!“
Damit marschierten sie ab.
**
Maramato musste sich langsam beeilen. Es schien so, als ob es im Lager der Jaffa Alarm gegeben hatte.
Ein Horn erklang und Fackeln wurden am Waldrand sichtbar.
„Also schön, machen wir uns auf die Reise.“, sprach er auf japanisch und nahm den bewusstlosen Mann wieder auf.
Irgendwie musste er es mit ihm bis zu dem Ort schaffen, an dem sie ihre Pferde versteckt hatten. Von da aus war es dann nur noch halb so schlimm. Hoffentlich lag er richtig und versprach sich nicht zu viel von dem Auftritt dieser Fremden.
Vielleicht konnte er ihm tatsächlich helfen und das war im Moment sowieso am wichtigsten.
Er konnte seine Kultur nicht untergehen lassen.
Maramato würde bis zum Umfallen kämpfen, das wusste er. Jedoch waren diese Krieger in einer solch enormen Überzahl, dass selbst sein eigener Clan noch nicht soweit war, gegen sie zu kämpfen. Immerhin hatte er noch den Vorteil, dass sein Dorf weit versteckt in den Bergen lag.
Vielleicht fanden die Feinde es wirklich nicht.
„Daniel?“, hörte er plötzlich ein Geräusch, nicht weit weg von seinem Ohr.
Maramato legte den bewusstlosen Mann wieder auf den Boden und blickte um sich.
Niemand war zu sehen.
„Daniel, können sie mich verstehen?“
Die Sprache klang so fremdartig und er nahm an, dass es etwas mit dem Mann zu tun hatte, den er helfen wollte. Vorsichtig durchsuchte er seine Hose und fand schließlich einen schwarzen Kasten, aus dem die Stimme zu kommen schien.
Sein Volk hatte sich nie um technische Dinge gekümmert, stattdessen beruhte ihr Leben noch immer auf jahrtausende alten Traditionen.
Ihre Schwerter wurden von einem Schmied hergestellt, der diese in wochenlanger Arbeit aus Metall erschuf, ihre Nahrung kam vom Reisanbau und der Viehzucht und ihre Häuser hatten sie alle selbst aufgebaut.
Maramato war sich schon vorher nicht sicher gewesen, ob dieses Gerät sie verraten konnte. Er hatte gesehen, wie der Mensch in es hinein sprach, jedoch keine Antwort erhalten hatte.
Scheinbar diente es der Kommunikation.
Skeptisch warf Maramato es in einen Busch. Er wollte Feinde nicht unnötig anlocken.
Sobald es ihm besser ging, konnte der Mensch jederzeit wieder zurück zu seinen Freunden gehen.
Im Moment stand sein Leben auf dem Spiel, und da Maramato es gerettet hatte, musste er es nun auch schützen.
***
„Können sie sein Funkgerät schon lokalisieren, Carter?“, fragte O’Neill mittlerweile das vierte Mal und trat frustriert nach eine kleinen Stein.
„Noch nicht, Sir. Vermutlich ist Daniel in die Berge geflüchtet, denn als wir das Signal vom UA-V bekommen haben, war es schon mehrere Meilen vom Sternentor weg. In einigen Minuten werden wir mehr wissen.“, antwortete Sam ebenso betrübt.
„Er kann schlecht alleine dorthin gekommen sein- dieser Jaffa muss ihn dorthin verschleppt haben.“, korrigierte Jack frustriert.
Es war ein kräftezehrender Marsch.
Jedoch war es weniger die physiologische Belastung, die sie so quälte, als die psychologische, das Bangen, ob Daniel noch am Leben war und wie es ihm ging.
Jack war davon am meisten betroffen.
Daniel war sein bester Freund und Sam konnte die Sorge aus seinem Gesicht herauslesen.
Die beiden hatten schon immer eine besondere Beziehung gehabt, wie zwei Brüder, und der gemeinsame Schmerz um eine verlorene Person, die ihnen viel bedeutet hatte, schweißte sie zusammen.
Carter war klar, dass sie niemals in der Lage sein würde, zwischen diese zwei Männer zu treten, und offengestanden wollte sie es auch nicht. Ihre Freundschaft war zu wertvoll, um durch einen Dritten gestört zu werden. Sam sah den Schmerz in seinen Augen, selbst wenn es der Colonel gewusst zu verstecken vermochte.
Jack war noch nie der Mensch gewesen, der Emotionen offen nach außen hin zeigen konnte, stattdessen ließ er lieber zu, dass sie ihn von innen her auffraßen.
Und Situationen wie diese machten es nur noch schlimmer.
„Was ist, wenn er...“, sprach Sam plötzlich.
Sie konnte es nicht länger zurückhalten. Diese Ungewissheit würde sie sonst noch umbringen.
Die zwei anderen SG-1 Mitglieder stoppten abrupt und sie sah, wie Jack erst zur Seite blickte und nach einer passenden Antwort suchte, bevor er sich ihr zuwandte.
„Das ist keine Option, Carter.“, sprach er schließlich und lief weiter.
Sam wusste, dass es seine Art war, von der Realität wegzurennen.
Teal`c folgte ihm schweigend, warf dem Major allerdings noch einen beruhigenden Blick zu. So wollte er ihr sein Verständnis ausdrücken.
Sie nickte zurück und folgte den beiden.
Hoffentlich empfingen sie bald ein Signal von Daniels Funkgerät...
***
Es dauerte eine ganze Weile, bis Maramato die Stelle erreichte, an der sie die Pferde versteckt hatten. Sie wollten sichergehen, dass sie nicht in die Hände der Feinde gerieten, ansonsten würden sie ihr Dorf nicht rechtzeitig erreichen.
Leider bedeutete das auch, dass sie die Tiere weit vom Schauplatz des Krieges entfernt verstecken mussten.
Müde legte er den Fremden auf den Boden und streckte sich ein paar Mal. Der lange Marsch und das Gewicht auf seinem Rücken machten sich langsam bemerkbar.
Vorsichtig überprüfte er, ob der Fremde noch lebte.
Zufrieden stellte er fest, dass die Medizin gewirkt hatte und er tief und fest schlief.
Nun stieg Maramato wieder auf und machte sich daran, sein Pferd aus der Herde zu holen.
Nachdem er für eine kurze Zeit den Dreck aus seinem Fell entfernt hatte, begann er mit dem Satteln und Anlegen des Gebisses.
Sogar hierbei hatte sein Clan bestimmte Abfolgekriterien.
So musste die Decke unter dem Sattel zu einem Drittel über dem Widerrist gefaltet werden, wobei die Falte natürlich nach oben zeigen musste, damit es nicht zu wunden Stellen im Pferdefell kam. Der Knoten des Sattelgurts musste zweimal gebunden und das lose Ende anschließend an einem kleinen Seil befestigt werden.
Als auch dies geschehen war und Maramato das Pferd aufgetrenst hatte, hievte er zunächst den Fremden hinauf, bevor er seine Jaffa Kleidung auszog, sie versteckte, in die Steigbügel stieg und losritt.
Jetzt stand seiner Flucht nichts mehr im Wege.
***
„Wir haben ein Signal!“, rief Sam und sie hielten sofort an.
Eine gespannte Stille hatte sich über das Team gelegt, während der Major an ihrem Gerät die Herkunft bestimmten wollte.
„Welche Richtung?“, fragte Jack ohne Umschweife und kam auf sie zu.
„Eine Sekunde Sir...dreiundvierzig Grad...nördliche Richtung.“
„Na dann los.“
Im Laufschritt begab sich SG-1 zu den Zielkoordinaten des Ortes, an dem sich Daniels Funkgerät befand.
Hoffentlich auch er selbst...lebend.
Sam hielt den Atem an.
Nur nochwenige Meter.
Das Signal wurde immer stärker.
Scheinbar hatte Daniel sich in einem der vielen Büsche in der Region versteckt.
Auch Jack und Teal`c hielten an und sahen sich nach möglichen Spuren um.
„Hier ist eine schwere Person entlanggelaufen.“, erkannte der Jaffa und bückte sich hinunter zu Fußabdrücken am Boden.
Auch O’Neill und Carter taten es ihm nach.
Die Spannung in der Luft war fast unerträglich geworden.
„Oder eine leichtere Person, die eine andere Person getragen hat.“, mutmaßte der Colonel und stieg wieder auf.
„Das ist möglich, O’Neill.“, unterstützte ihn auch Teal`c und sie begannen den Spuren zu folgen.
„Daniel?“, rief Sam verzweifelt, in der Hoffnung er würde antworten.
Einfach nur einen Laut von sich geben, ihr zeigen, dass er noch am Leben war, nur etwas, um die schwere Last von ihren Schultern zu nehmen.
Kein Antwort.
Auch Jack sprach kein einziges Wort mehr. Angespannt suchte er mit seiner P90 jedes Gebüsch durch, nur um eine entrüstende Leere dahinter vorzufinden.
Wie ein Adler überflogen seine Augen das Areal, konnten aber keinen Ort festmachen, an dem sich sein Freund aufhielt.
„Das Signal ist hier am stärksten, Sir.“, meldete Sam und machte Platz, als der Colonel auf sie zu lief.
Jetzt war der Moment der Entscheidung gekommen.
Jetzt würde sie herausfinden, ob Daniel- „ich habe mehr Leben als eine Katze...“- Jackson es wieder einmal geschafft hatte, oder...oder nicht.
Sam wollte nicht einmal daran denken. Aber warum antwortete er dann nicht?
War er etwa bewusstlos?
Das konnte bei der Schwere seiner Verletzung durchaus möglich sein, allerdings auch die andere Option...
Nein, er konnte nicht tot sein.
Er hatte es schon so oft geschafft, dem Tod von der Schippe zu springen.
Und wie Jack immer sagte: „Was einmal gelungen ist, kann wieder gelingen.“
Vorsichtig schob der Colonel das üppige Blätterwerk beiseite, während Teal`c sich hinter ihnen positionierte, falls sie angegriffen wurden.
Immerhin konnten die Jaffa auch Daniels Funkgerät gestohlen haben und nutzten es nun, um auch sie in die Falle zu locken.
Mehr und mehr lichtete sich die Stelle, an der sie ihren Freund erwarteten.
Umso mehr stieg auch Sams Blutdruck.
Was würde jetzt passieren?
Würde das einer der einschneidenden Momente ihrer Tätigkeit bei SG-1 werden, der Verlust eines Teammitgliedes?
Schließlich hatte sie diesen Albtraum schon öfters durchmachen müssen, jedoch immer mit einem positiven Ende- früher oder später...oder viel viel später.
Jack hatte die Stelle nun komplett freigelegt. Doch leider fehlte von Daniel jede Spur.
Lediglich das Funkgerät lag am Boden.
„Verdammt!“, fluchte O’Neill und sprang auf, um auf potentielle Jaffa zu schießen, doch offensichtlich war dies keine Falle.
„Da Colonel!“, lenkte Carter wieder seine Aufmerksamkeit auf sich.
Natürlich waren sie alle im Moment enttäuscht, doch vielleicht war Daniel näher, als sie es sich vorstellen konnten.
„Was ist?“, fuhr er sie an, doch Sam war ihm nicht böse.
Sie verstand seine Situation durchaus.
„Da sind Blutspuren...frische Blutspuren.“
Auch Teal`c hatte sich wieder zu ihnen gesellt und besah sich zusammen mit O’Neill die neue Fährte.
„Ich wette, die sind von Daniel.“, stellte der Colonel fest, packte das Funkgerät ein und machte wieder die Fußspuren aus, die an dem Gerät vorbei führten.
„Irgendjemand muss ihn ab hier mit sich genommen haben. Die Jaffa Spuren enden an diesem Busch.“, mutmaßte Teal`c und legte mehrere hundert Meter weiter eine silberne Rüstung frei, die unter etwas Erde vergraben war.
„Holla! Wer spielt denn da Maskerade mit uns?“, fragte Jack erstaunt und besah sich die Rüstung.
„Vermutlich handelte es sich nicht um einen Jaffa, der Danieljackson gerettet hat, O’Neill. Vielleicht waren es Eingeborene...“
Verzweifelt nickte auch Carter, als plötzlich mehrere dunkle Schatten am Himmel erschienen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Es waren mehr als ein duzend Goa`uld Schlachtschiffe, die sich langsam in Position brachten.
„Yu hat Unterstützung mitgebracht.“, erklärte Teal`c nervös.
Und wenn er nervös war, dann gab es auch allen Grund dazu, das wusste Sam.
Auch der Colonel wusste, was er damit meinte.
„Ich werde jetzt nicht zum Sternentor zurückkehren.“, fauchte er und sah seine Teammitglieder an.
Carter erkannte, dass es eher ein Flehen war.
Jack hoffte noch immer, Daniel zu finden, wo sie ihm doch scheinbar so nah waren.
„O’Neill. Yu wird das Sternentor blockieren, wir werden keine Möglichkeit haben, nach Hause zurück zu kehren, wenn wir jetzt nicht umkehren.“
Sam sah zu Boden, als Teal`c dem Colonel seine Gedanken mitteilte.
Gott, sie hasste diese ganze Situation.
Natürlich wollte sie Daniel unter keinen Umständen zurück lassen, doch was sollte aus ihnen werden, wenn sie nun auch hier gefangen waren?
Würde Daniel das wollen?
„Sir...“, sprach sie, während eine Träne sich den Weg aus ihrem Auge bahnte, „Wir haben nicht genug Proviant, um uns für mehr als vierundzwanzig Stunden hier aufzuhalten. Und wir haben weder Munition noch Sprengstoff, um all diese Krieger auszulöschen. Wir können nicht bleiben...“
Jack war still geworden.
Während er sich auf die Lippe biss, drehte er ihnen den Rücken zu, sah sich wieder und wieder das Areal an, in dem sie sich befanden.
Daniel war nicht hier.
Wahrscheinlich hatte derjenige, der ihn entführte, diese Stelle schon längst verlassen und das Funkgerät hier versteckt, um seine Verfolger in die Irre zu führen.
„Und was wird jetzt aus Daniel?“, fragte er geistesgegenwärtig.
Eigentlich war es eine Frage, die er sich selbst stellte.
Aber es war auch eine sehr private Frage, eine, die im Militärcodex normalerweise nichts zu suchen hatte.
Hier sprach nicht Colonel O’Neill, sondern Jack.
Noch immer zeigte er den anderen nicht sein Gesicht. Sam hatte eine Ahnung, wieso er das tat.
Es war sein Stolz.
O’Neill würde niemals seine Emotionen anderen gegenüber zeigen- das machte ihn sonst für den Feind sehr attraktiv, das verstand auch sie.
Sein Blick sank leer auf den Boden zurück, während die Goa`uld Schiffe immer näher kamen.
Die Zeit wurde knapp, das wusste auch Sam. Trotzdem wollte sie dem Colonel die Zeit geben, die er brauchte.
Auch sie hatte längst den Kampf gegen die Tränen aufgegeben.
Es war aussichtslos. Sie mussten zurück, egal wie wenig es ihnen gefiel.
Ansonsten würden sie sich in größte Gefahr begeben.
Aber was wurde nun aus Daniel? Sie wusste es nicht.
Genauso wenig wie sie wusste, was nun aus SG-1 werden sollte.
„Er würde nicht wollen, dass wir für ihn unser Leben riskieren, O’Neill“, antwortete Teal`c.
Auch er war betrübt, konnte es nur besser verbergen.
Unter seiner dunklen Haut kamen seine Kieferknochen zum Vorschein und Sam sah, dass auch er um Fassung rang.
Nach seinem Austritt aus Apophis’ Jaffa Trupp war es für ihn nicht leicht gewesen zu lernen, dass Menschen ihre Gefühle nicht so zwanghaft verbargen, wie er es gelernt hatte- zumindest alle Menschen außer Jack.
Und mit den Jahren hatte Teal`c sogar gelernt, dass Lachen und Weinen Emotionen waren, die man nicht immer zurück halten musste- vor allem nicht aus Angst, getötet zu werden, wie das bei den Jaffa üblich war.
Emotionen zu zeigen war ein Zeichen von Schwäche.
Jaffa Wachen hatten keine Schwächen.
„DANIEL!“, schrie O’Neill ein letztes Mal in die Berge, die direkt vor ihnen lagen.
Sam konnte das Echo noch dutzendfach hören, bis es endlich erlosch.
Wie zu erwarten, erhielt er keine Antwort.
Stattdessen hatte sich diese bedrückende Stille wieder breit gemacht, die alle versuchten zu verdrängen.
Doch es gelang keinem. Carter sah, wie auch das letzte bisschen Hoffnung in Jacks Augen erloschen war. Sie wusste, dass der Auftritt von Yu’s Truppen dafür sorgte, dass sie das Stargate so lange nicht anwählen konnten, wie hier noch Krieg herrschte.
Nun, da der Systemlord wusste, dass auch die Tauri involviert waren, würde er es besetzen lassen, und kein SG-Team würde für eine lange Zeit hindurch kommen.
Selbst wenn Daniel noch am Leben war, würde er diese Zeit nicht überstehen. Immerhin hatte Sam selbst gesehen, wie einer der Krieger ihn mit sich genommen hatte.
Oder war es wirklich ein Eingeborener?
Einer von diesen verrückten Priestern?
Was würde nun aus ihm werden?
Sie wollte nicht daran denken, es einfach nur verdrängen, so tun, als sei nichts passiert. Denn wenn sie es nicht tat, würde sie die Beherrschung komplett verlieren.
„Also schön, machen wir uns auf den Heimweg.“, verkündete O’Neill düster und marschierte los.
Kein einziger Blick von ihm wanderte mehr nach hinten. Stur lief er die selbe Route wieder zurück, die sie her gekommen waren. Jetzt würde wieder seine Isolationstaktik beginnen, das wusste Sam. Er würde sich emotional von jedem abkapseln und so tun, als sei nie was geschehen.
Nur so konnte er mit dem Schmerz umgehen.
Doch Carter blickte noch einmal zurück, in die hohen Berge, die sich vor ihnen erstreckten.
Daniel war irgendwo dort oben, das wusste sie.
„Verzeih mir.“, flüsterte sie dann und folgte den anderen.
***
Der Nachmittag, an dem sie von ihrer Mission zurück kamen, verschmolz mit dem Abend und schließlich auch der Nacht.
Eigentlich spielte es keine Rolle.
Nicht für Sam.
Das Briefing hatte nicht sehr lange gedauert, man hatte die Situation erklärt, dargestellt, dass es ohne fremde Hilfe unmöglich war, Daniel wieder lebend von dem Planeten zu retten und der General hatte die Tok`Ra kontaktiert- die sich natürlich etwas Zeit ließen.
Danach hatte Sam sich in das Büro begeben, nicht ihres.
Es war Daniels Arbeitszimmer, noch so unaufgeräumt, wie vor wenigen Stunden. Und hier saß sie nun seit mehr als zwei Stunden, hielt ein eingerahmtes Foto in ihren Händen, das den Archäologen mit seiner Familie zeigte...SG-1.
Mit den Knien an die Brust gezogen, wog sie ihren Körper langsam nach vorne, und zurück, als gäbe ihr das Sicherheit, Kontrolle über das, was passieren würde. Es war nicht so sehr die Frage, ob das, was sie getan hatten, das richtige gewesen war, es war die Ungewissheit über das, was passieren würde.
Sie hatten richtig gehandelt- rein militärisch gesehen.
Auch rein logisch gesehen.
Aber emotional gesehen?
Menschlich gesehen?
Aus Daniels Sicht gesehen?
Sie wusste es nicht mehr.
So sehr sie sich dagegen aufbäumte, Sam konnte keine Antwort finden. Alles, was sie wollte war, ihn durch die Tür treten zu sehen, zu wissen, dass er ok war. Doch die Tür blieb für eine lange Zeit geschlossen, der Kaffee in der Kanne war schon längst kalt, der angebissene Schokoriegel lag noch immer neben der Lampe.
Vor ihr lag seine Jacke, die blaue, die er immer nur in der Basis trug. Sie hatte sie bereits unzählige Male hoch genommen, an ihr gerochen und den Duft von Daniels Deodorant wahrgenommen. Es schien, als würde ihn das zurück bringen, zumindest für den Bruchteil einer Sekunde, bis die Erkenntnis zurück kam, dass alles verloren war.
Zumindest so gut wie.
Schon tausend Male war sie über die Wahrscheinlichkeiten hinweggegangen, dass sie Daniel lebend wieder finden würden. Langsam tat es ihr viel zu sehr weh, als das es noch wert war, darüber nachzudenken. Viel besser war es, stumm in seinem Sessel zu sitzen, seine Bücher zu berühren und zu hoffen, dass er irgendwie wieder zurück kam.
So tief in ihren Gedanken hatte Sam nicht einmal mitbekommen, wie die Tür des Büros geöffnet worden war und O’Neill hinein trat.
Erst als er direkt vor ihr stand nahm sie Notiz von ihm, erkannte die Sorgenfalten, die Unwissenheit über das, was er sagen sollte. Ohne ein Wort setzte Jack sich auf einen anderen Stuhl, nahm ein Artefakt in die Hand, ohne eigentlich genau zu wissen, was es war. Sam hörte, wie er es in seiner Hand bewegte und hoffte, dass einer von ihnen den Anfang machen würde.
Sie konnte es nicht. Viel zu tief war sie noch in Gedanken bei Daniel.
„Die Tok`Ra wollen versuchen, mit einem Pel`Tak zu dem Planeten zu reisen, aber sie können nichts versprechen.“, erklärte O’Neill und spielte weiter mit dem Artefakt.
Als Sam nicht antwortete, sah er für einige Sekunden auf. Noch immer wog sie sich auf dem Drehstuhl vor und zurück, vor und zurück, so oft, bis ihr fast schwindlig wurde. Wenigstens würde diese Art der Trance ihre Vorwürfe verstimmen lassen.
„Wir hatten ihn gerade wieder gefunden...“, murmelte sie vor sich hin, als eine Träne aus ihrem Auge lief und langsam nach unten rollte, bis sie unter ihrem Kiefer verschwand.
„Ich weiß.“, entgegnete O`Neill und blickte sich um. Seine Art, ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Wahrscheinlich war auch er nicht allzu weit davon entfernt, die Beherrschung zu verlieren.
„Wir werden ihn wieder finden. Was einmal gelungen ist, kann wieder gelingen.“, sprach er vor sich hin und es klang fast wie ein Gebet. Als würde er sich selbst mit diesen Worten hypnotisieren.
„Janet hat gesagt...“, begann Sam mit zitternder Stimme, doch sie wurde harsch unterbrochen.
„Janet hat dies gesagt, Janet hat das gesagt.“, fauchte O’Neill gereizt, „Daniel schafft das schon...irgendwie. Sie kennen ihn doch.“
„Er war schwer verletzt, Colonel. Er steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe...“
„Carter.“, warnte Jack, während seine Stimme ruhig blieb, „Er wird es schaffen. Ich wette, wenn die Tok`Ra ihn finden, sitzt er wieder bei irgendwelchen Waldmenschen und bringt ihnen gerade das Hieroglyphenlesen bei.“
Ein seichtes Lachen durchfuhr sie, doch schon bald trat wieder Stille ein. Ja, Daniel hatte die Gabe, wirklich schwer zu töten zu sein.
„Ich habe General Hammond darum gebeten, SG-1 im aktiven Dienst zu belassen, solange, bis die Sache mit Daniel geklärt ist.“
Das war wahrscheinlich das letzte, was Sam jetzt hören wollte. Wütend starrte sie ihn an, wartete auf eine Erklärung, doch die blieb aus.
O’Neills Blick war leer, zeigte keine Emotionen.
„Dann wollen wir also wieder so weiter machen, als sei nichts geschehen?“, fauchte sie und stieg auf.
Jack reagierte nicht einmal, sah sie nur kurz an.
„Daniel wird es schon irgendwie schaffen, aber im Moment können wir ihm nicht helfen, Carter. Es bringt niemandem etwas, wenn wir hier nur rum sitzen und uns selbst bemitleiden.“
„Wir sind ein Team, Colonel.“, Sam war nicht mehr weit davon entfernt, komplett die Fassung zu verlieren, „Ich weiß nicht, wie sie darüber denken, aber ich finde, dass ich das Recht dazu habe, mir um Daniel Sorgen zu machen. Immerhin wissen wir nicht, wie es ihm geht. Es ist eine Schande, dass sie ihn so schnell aufgeben wollen.“
Damit lief sie aus dem Raum. Jack hörte sie noch schluchzen und dann wurde die Tür mit voller Wucht zu geschlagen und er war allein in dem Büro.
Aufgeben...hatte er Daniel schon aufgegeben?
Eigentlich hatte er lange genug über diese Entscheidung nach gedacht, ganze vier Stunden, und er war zu dem Entschluss gekommen, dass SG-1 weiterhin auf Mission gehen musste.
Was würde es bringen, wenn sie Tag und Nacht Daniels Büro besetzen und hoffen würden, dass er einfach wieder durch das Stargate zurückkehrte. Er wollte ihnen diese Illusion ersparen.
Natürlich hatte er noch Hoffnung, Daniel lebend wieder zu finden...oder doch nicht?
Nun, er hatte mit Fraiser gesprochen und sie hatte ihm die Chancen seines Überlebens erklärt, hatte ihnen das knappe Zeitfenster aufgezeigt, in dem sie sich befanden.
Er war selbst dabei gewesen, hatte den Jaffa gesehen, der seinen Freund wegschleppte, hatte auf ihn schießen wollen, doch gezögert, aus Angst, Daniel verletzen zu können.
Er hatte Yu’s Truppen gesehen, wie sie auf das Sternentor zumarschierten, um es blockieren zu können.
Viel zu viele Krieger...es waren einfach zu viele.
Er selbst hatte SG-1’s Rückzug angefordert, als Unterstützung für den Systemlord eintraf.
In dem Moment hatte er nicht mehr an Daniel denken können, denn es standen Sams und Teal`cs Leben, sogar sein eigenes auf dem Spiel.
Und es würde Daniel nichts bringen, wenn sie getötet worden wären. Auf diese Weise hatten sie vielleicht immer noch die Möglichkeit, ihn zu befreien.
Nein, hätte er sich auf dem Planeten vor Augen gehalten, dass sie effektiv ein Teammitglied zurück ließen, während sie so nahe dran waren, es zu finden, er wäre da geblieben.
Er hätte Sam und Teal`c zurück geschickt und sich auf die Suche begeben.
Wäre es weise gewesen? O’Neill war es egal.
Und je länger er darüber nachdachte, umso mehr gelangte Jack zu der Einsicht, dass er Daniel hätte folgen sollen, wohin auch immer dieser Kerl ihn geschleppt hatte.
Nun hing ihr- sein- Schicksal einzig und allein von den Tok`Ra ab.
Na großartig.
Hatte Jack ihn vielleicht doch bereits aufgegeben?
Nein, das war es nicht. Selbst nach Daniels offensichtlichem Tod hatte er ihn nicht aufgegeben. Wahrscheinlich...offenbar...war er einfach nur nicht bereit, ihn ein zweites Mal zu verlieren. Da lag es näher, seine missliche Lage solange zu ignorieren, bis sie ihm effektiv helfen konnten, andernfalls würde er wahrscheinlich wahnsinnig werden.
Müde stieg er auf und ging in sein Quartier. Dieser Raum hier würde ihn ansonsten zu etwas bringen, das niemand sehen durfte.
***
Sam war nicht weit gekommen, als sie Janet direkt in die Arme lief, die sich gerade auf den Weg zu General Hammond machen wollte.
„Alles in Ordnung?“, fragte die Ärztin, obwohl sie die Antwort kannte.
„Es ist...nichts...“, versuchte Sam ihrer besten Freundin auszuweichen, doch es misslang.
„Komm mit.“, forderte Janet sie auf und beiden liefen in das kleine Quartier der Ärztin. Es war sporadisch eingeräumt, bot aber trotzdem die Möglichkeit, es sich gemütlich zu machen.
Sam hatte es immer als ungerecht empfunden, dass Janet ein kleineres Quartier bekommen hatte, als die Mitglieder von SG-1. Natürlich arbeitete sie in einem normalen Schichtsystem und konnte- im Gegensatz zu ihnen- jeden Tag nach Hause fahren, doch wie oft hatte sie schon Überstunden geschoben, weil Daniel, Jack, Teal`c oder sie selbst verwundet waren oder ihr Leben auf dem Spiel stand?
Wie oft hatte Janet den ganzen Abend neben dem Telefon verbracht, als SG-1 verschwunden war, nur um eine Nachricht zu bekommen, sobald die Mitarbeiter des SGC mehr wussten?
Die Ärztin war ein essentieller Teil dieses Komplexes und als solches sollte sie auch den selben Komfort genießen können, den SG-1 inne hatte.
Sam sah auf der Kommode ein Bild von Cassandra auf einem Pferd, zusammen mit Daniel beim Wanderritt. Sie erinnerte sich an diesen Tag. Zwar hatte sie keine Zeit mitzukommen, doch Janet hatte ihr haargenau nacherzählt, wie Daniel fast vom Pferd gefallen war, als es anfing zu buckeln, oder wie Cassandra aus Versehen einen Wurm mitgegessen hatte, der unter ihr Sandwich gekrochen war.
Das waren die Momente, die sie schätze.
Momente, auf die man lächelnd zurückblicken konnte, wenn sich die Zeiten änderten, wenn sie nicht mehr soviel zu lachen hatten...
„Was ist passiert?“, fragte Janet und legte einen Arm um die Astrophysikerin, die es sich auf dem kleinen Sofa bequem gemacht hatte.
„Es war nur wieder einer dieser Jack O’Neill Momente...“, fauchte sie, doch die Ärztin schien sie nicht zu verstehen, „Der Colonel meint, wir sollten weiterhin auf Mission gehen, bis die Tok`Ra herausgefunden haben, was mit Daniel geschehen ist- wenn sie es jemals herausfinden.“
Janet seufzte verstehend.
„Es ist eben seine Art, mit der Angst fertig zu werden. Er umgeht sie.“
„Im Moment ist es mir ziemlich egal, wie er mit seiner Angst umgeht. Ich möchte einfach nur etwas Sinnvolles tun, um Daniel zu helfen, statt hier herumzusitzen und zu hoffen, dass er von selbst durch das Stargate spaziert kommt.“
Sam sah, wie eine kleine Träne aus Janets rechtem Auge rollte und in dem Schatten, der sich durch das Dämmerlicht auf ihren Wangen bildete, verschwand.
„Ich habe Angst um ihn.“, gestand sie und die Astrophysikerin verstand, dass sie nicht von Jack sprach. Dies war das erste Mal seit sieben Jahren, in dem die Ärztin offen über ihre Gefühle gegenüber Daniel sprach. Selbst vor ihr hatte Janet sie geheim gehalten. Sam nahm an, dass es mit ihrer vorherigen Ehe zu tun hatte. Der Vertrauensverlust, die Schmerzen nach der Trennung...
Janet war sonst nie so offen mit ihr umgegangen und Sam wollte sie nicht enttäuschen.
„Ich auch...Teal`c und General Hammond ebenso. Ich nehme an, sogar der Colonel auf seine eigene Art und Weise...ich will ihn nicht noch einmal verlieren, nicht so.“
„Wenn wir jetzt gehen, könnten wir noch immer eine Chance haben, ihn lebend zu finden...“, sprach die Ärztin wie in Trance vor sich hin. Ihr Make Up war von den Tränen verwischt und gab den Blick auf ihre rot entzündeten Augen frei. Sam wusste, wie sie sich fühlte. Sie wusste, wie es war, wenn man um jemanden bangen musste, den man liebte.
Dieses Gefühl nahm einem jegliche Kraft, jegliche Motivation außer der, dem geliebten Menschen zu helfen.
Und dann kam O’Neill und stieß sie dermaßen vor den Kopf.
All die Gefühle, die sie in den letzten Jahren für ihn aufgebaut hatte, schienen binnen Sekundenbruchteilen wie ausgelöscht.
Sie fühlte sich verraten und verkauft, das traf es wahrscheinlich am besten.
„Sobald wir durch das Stargate gehen, werden Hundertschaften von Jaffas auf uns warten. Wenn wir nicht sofort getötet werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Yu uns zu Sklaven oder gar Wirten für die Goa`uld macht...Daniel würde es nicht wollen.“, antwortete der Militär in Sam automatisch.
„Es sollte unser erster gemeinsamer Abend werden...“, flüsterte Janet und sah nach dem Bild auf ihrer Kommode, „Daniel hatte mich zu Topo’s eingeladen. Wir wollten uns gleich nach seiner Rückkehr fertig machen und einen netten Abend zusammen verbringen, nur wir zwei.“
„Du hattest gehofft, das mehr daraus wird.“, las Sam ihre Gedanken und lächelte.
„Wir hatten es beide gehofft. Wir waren es leid, uns immer nur in der Krankenstation zu sehen.“, antwortete Janet und auch sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Wenigstens weiß ich jetzt, warum er immer versucht hat, sich zu verletzen...“, grinste Sam und schlang ebenfalls einen Arm um ihre beste Freundin.
„Wir werden ihn...“, ihre Stimme zerbrach und Tränen rollten aus den Augen der Astrophysikerin, „...Wir werden ihn wieder finden...“


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Jenny
Author's Notes:

Jack ist sich nicht sicher, wie er die Situation um Daniels Verschwinden handhaben soll. Gleichzeitig ist Daniel hin und hergerissen zwischen der neuen Kultur, in die er mehr und mehr hinein wächst, und der Sehnsucht nach seinen Freunden.
Kurzer Rückblick auf Teil 1:

„Sir, wir wurden von Einheimischen gefangen genommen. Sie wollten uns gerade töten, als die Goa`uld angriffen. Einer der Außerirdischen hat Daniel schwer am Bein verletzt und ein Jaffa hat ihn mit sich genommen. Wir mussten uns zurück ziehen, um nicht von denen erwischt zu werden!“
„Wissen sie, wo Doktor Jackson ist oder ob er noch lebt?“
„Keine Ahnung, Sir. Er hat sehr stark am Bein geblutet und steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe wird er wohl kaum die nächsten achtundvierzig Stunden überleben. Auf dem Rückweg hatten wir ganz kurz Funkkontakt mit ihm, aber wir haben ihn dann verloren. Wir müssen ihn unbedingt finden!“
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„Sensei, was macht ihr, wenn dieser Mann nicht der ist, für den ihr in haltet? Was, wenn er uns nicht unterstützen will?“
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„Du bist kein Jaffa. Wer bist du wirklich? Und warum hast du mich gerettet?“
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„Harrington, sie bleiben mit ihren Männern hier und verteidigen das Stargate. Ich gehe mit meinen Leuten Daniel suchen.“
„Hat General Hammond nicht gesagt, wir sollten alle gehen?“
„Hören sie, Major! Wenn wir das Stargate nicht schütze,, werden wir hier überhaupt nicht mehr wegkommen, ganz egal, ob wir Daniel finden oder nicht. Sie bleiben hier und geben uns Rückendeckung. Wenn wir in vierundzwanzig Stunden nicht zurück sind, ist die Mission gescheitert, habe ich mich klar ausgedrückt?“
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„O’Neill. Yu wird das Sternentor blockieren, wir werden keine Möglichkeit haben, nach Hause zurück zu kehren, wenn wir jetzt nicht umkehren.“
„Sir...Wir haben nicht genug Proviant, um uns für mehr als vierundzwanzig Stunden hier aufzuhalten. Und wir haben weder Munition noch Sprengstoff, um all diese Krieger auszulöschen. Wir können nicht bleiben...“
„Und was wird jetzt aus Daniel?“
~~~
„Ich habe General Hammond darum gebeten, SG-1 im aktiven Dienst zu belassen, solange, bis die Sache mit Daniel geklärt ist.“
„Wir sind ein Team, Colonel. Ich weiß nicht, wie sie darüber denken, aber ich finde, dass ich das Recht dazu habe, mir um Daniel Sorgen zu machen. Immerhin wissen wir nicht, wie es ihm geht. Es ist eine Schande, dass sie ihn so schnell aufgeben wollen.“
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„Wir werden ihn...wir werden ihn wieder finden...“


Und nun die Fortsetzung:
Teil 2
„I leave...and look at the mess you get yourself into.”
(Fünf Wochen später auf der Erde)

“Es gibt nicht immer einen Ausweg.”
„Hey, wenn das wahr wäre, wäre ich schon seit langem tot!“
„Was glaubst du wie oft du noch in den Sarkophag kannst, bevor du anfängst dich zu verändern? Wie oft warst du da schon drin?...Er kann deinen Körper regenerieren, dich stark genug machen, um das erneut zu ertragen aber er zerstört dabei deine Persönlichkeit. Sobald das passiert, wird es dir nicht mehr möglich sein, aufzusteigen, egal wie sehr du es willst...“
„...ich bin dir dankbar für deine Bemühung.“
„Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht glauben würde, dass du es schaffst.“
„Wir reden hier immer noch über mich!“
„Ja, genau...und jetzt bitte ich dich...versuche deinen Geist zu öffnen.“
„Och, hör schon auf damit, ja!“
„Komm schon Jack, glaubst du die Asgard haben ein Schiff nach dir benannt, nur weil sie den Namen so cool fanden? Du solltest dich jetzt nicht dumm stellen, dafür bist du zu klug. Die erkannten ein Potential in dir, aufgrund dessen was du bist, und was du getan hast. Das Potential der Menschheit...Genau das hat Omah in mir gesehen.“
„Ich bin aber nicht du!“
„Hat dich das jemals daran gehindert, etwas zu tun?“

Hatte ihn das?
Jack dachte lange darüber nach, warf ein weiteres Stück Holz in das Kaminfeuer und starrte auf die leere Bierflasche.
Menschlichkeit...menschliches Potential.
Hatte ihn sein militärisches Denken bereits so weit gebracht, dass er den Tod eines guten Freundes akzeptierte?
Jack stützte seinen Kopf in die Hände und schloss die Augen.
Sie hatten sich als Freunde auseinander gelebt...
Seit Daniel auferstanden war, war er ein anderer Mensch geworden. Aus dem stereotypen Archäologen mit Hang zu lebensgefährlichen Verletzungen war ein reifer, moralisch überlegener Kämpfer geworden.
Statt sich weiterhin Jacks Schutz zu ergeben, war Daniel nun eher bereit dazu, seinen Worten zu widersprechen und auf eigene Faust zu handeln. Er war unberechenbarer geworden und hatte sich ebenfalls von seinen Freunden distanziert.
Nicht so sehr von Sam und Teal`c, aber beispielsweise...von ihm.
Und das hatte Jack sehr weh getan.
Er erinnerte sich an die „alten“ Tage, mit BBQ und den unbeschwerten Lachanfällen, die sie alle überfiel, als sie die letzten Missionen Revue passieren ließen.
Doch seit seinem Aufstieg, war das anders.
Die Unbeschwertheit war vorbei.
Daniel hatte die Grenze durchbrochen, hatte etwas erreicht, wovon viele zwar träumten, die meisten aber niemals fähig waren, zu erlangen. Und dann war er aus dieser Totenwelt auch noch zurückgekehrt. Jack nahm an, dass dieses Erlebnis seine Sicht auf das Leben stark verändert hatte. Daniel war ernster geworden und wenn er scherzte, dann meist nur um etwas Negatives noch schlimmer erscheinen zu lassen.
Rechtfertigte das O’Neills Distanz zu seinem ehemals besten Freund?
Er wusste es nicht. Natürlich würde er weiterhin alles tun, um ihn zu retten, doch...der Sorge war plötzlich eine Art Gleichgültigkeit gewichen.
Nach dem ersten Schock über die Situation und dem Wissen, dass die Tok`Ra sich um das Problem kümmern würden, war all die Sorge von ihm abgefallen. Es war, als verließe er sich darauf, dass Daniel sowieso wieder zurückkehren würde.
Vor zwei Jahren noch wäre er wutentbrannt in Hammonds Büro gerannt um mit ihm über andere Rettungsmöglichkeiten zu reden, hätte nichts unversucht gelassen, um seinen Freund selbst zu retten, doch nun?
Würde er es wieder tun?
Das Klopfen an der Tür schreckte ihn auf.
Wer konnte das nur sein?
Jack stand auf, wechselte von der Jogginghose in ein Paar Jeans und öffnete die Tür seines Hauses.
Vor ihm stand Teal`c, die Kleidung vom Regen durchnässt, das Jaffa Symbol mit einer Skimütze verdeckt.
„O’Neill.“, grüßte er seinen Kameraden und trat ein.
„Teal`c...schön dich zu sehen. Komm ruhig rein...“, antwortete der Colonel, obwohl der Jaffa schon längst in seinem Haus stand.
Vorsichtig legte er seine Jacke ab und setzte sich auf das Sofa.
„Was führt dich hier her?“, fragte Jack, obwohl er schon eine böse Vorahnung hatte.
„General Hammond.“, antwortete dieser trocken und sah den Colonel betrübt an.
„Es wird mir nicht gefallen, was ich jetzt höre, oder?“
Binnen Sekunden war die Gleichgültigkeit wieder der Besorgnis gewichen. Jack hatte es kommen sehen.
„Jacob Carter hat uns berichtet, dass die Suche nach Danieljackson erfolglos verlief. Yu hat das ganze Areal um das Sternentor besetzt und das nahegelegene Dorf zerstört. Seine Krieger breiten sich in diesem Augenblick auf dem ganzen Planeten aus. Er nimmt an, das Yu dort ein La’kesh errichten will.“
„Komm schon Teal`c, du weißt ich verstehe nicht viel von diesem Goa`uld- Gerede!“, fluchte der Colonel und blieb stehen. Im Moment war er zu angespannt, um sich zu setzen.
„Ein Basislager. Es scheint, dass Yu diesen Planeten gewählt hat, um dort sein Lager zu errichten und in den anliegenden Bergen Naquadah für den Schiffbau abzubauen. Die Tok`Ra schließen nicht aus, dass Danieljackson vielleicht tiefer in die Berge fliehen konnte, doch Jacob Carter hat ausdrücklich betont, dass weitere Missionen reiner Selbstmord seien.“
„Und um das herauszufinden, hat er fünf Wochen gebraucht?“
O’Neill nahm die neuen Nachrichten wie Stimmen von weit weg auf. Er hatte es kommen sehen, trotzdem fühlte er sich außerstande, die Wahrheit zu akzeptieren.
Sie hatten die Spuren gesehen!
Irgendjemand hatte ihn mit sich in die Berge genommen. Und Jack verwettete seinen letzten Penny darauf, dass er Daniel dort finden würde.
„Denkst du er lebt noch?“, kam es ihm über die Lippen. Die Flasche Bier hätte er wohl doch erst später trinken sollen...
„Major Carter und ich sind überzeugt, dass Danieljackson irgendwo auf dem Planeten auf unsere Rettung wartet.“
„Oh, Major Carter und ich... so ist das also...jetzt werden schon Verschwörungen gegen mich geschlossen!“, fauchte der Colonel und sah seinen Freund entrüstet an.
„Major Carter und ich planen keine Verschwörung. Wir waren nur enttäuscht darüber, dass SG-1 weiterhin im aktiven Dienst bleiben soll, während Danieljackson unsere Hilfe braucht.“
O’Neill schwieg und dachte nach.
Vielleicht...vielleicht hatte er es doch ein wenig übertrieben, möglicherweise war es an der Zeit, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen, sprich, in Hammonds Büro zu stürmen und um eine Rettungsmission für Daniel zu debattieren...
***
Maramato ritt langsam durch das Tor seines Dorfes, hob den Kopf und genoss das Gefühl des Friedens und der Freiheit.
Seine ewig geliebte Stille legte sich um ihn, gefolgt von dem Gefühl, dass sein Herz nun endlich wieder da war, wo es hingehörte.
Der Tempel lag nicht weit von ihm weg und Maramato erkannte den Abendnebel, der sich um das Jahrtausende alte Monument gelegt hatte, von da aus die Reisplantage im Teich und den hinteren Teil des Dorfes einhüllte.
Das war sein Zuhause.
Maramato beobachtete, wie die Frauen sich vor ihm verbeugten und die alten Männer auf ihn zuliefen, um ihn zu unterstützen.
Es war ein kräftezehrender Ritt gewesen und der bewusstlose Mensch, den er mit sich auf dem Sattel trug, machte das alles nicht leichter.
Maramato war erschöpft und gleichzeitig glücklich, dass er sein Zuhause endlich erreicht hatte.
Es brachte seinen Geist weg von all den Grauen des Krieges, führte ihn zurück zu seinen Wurzeln, die seine Urahnen schon vor viele Tausend Jahren für ihre Kultur gelegt hatten.
Er stieg ab und verbeugte sich zunächst vor den alten Männern.
Sie waren die höchstrespektierte Institution des Dorfes, denn auf ihren Schultern lastete die Geschichte ihrer Zivilisation, Jahrzehnte lange Erfahrung im Krieg und eine unschätzbare Weisheit, die nicht jedem vergönnt war. Sie vereinigten Entscheidungsgewalt und Gesetzgebung in einem, waren die geistigen Anführer des Dorfes..
Die Männer verbeugten sich vor ihm und halfen, den Mann von dem Pferd und zerren und ihn zu einer kleinen Hütte zu tragen, die am nächsten zum Tempel stand.
Es war Saburos Heim.
Sie war die Heilerin des Dorfes und gleichzeitig die Frau seines Bruders. Wenn dem Fremden jemand helfen konnte, dann sie.
„Maramato.“, sprach einer der Männer.
„Hai.“, der Anführer verbeugte sich und sah dann auf.
Zanaki, ein siebenundneunzig Jahre alter Mann blickte ihn bedrückt an und deutete mit seiner knöchrigen Hand auf die anderen, die gerade den fremden Mann in Saburos kleine Hütte brachten.
„Du zeigst dem Feind unser Dorf.“, sprach er böse.
„Er ist der Feind unserer Feinde, Sensei. Er wird uns unterstützen. Wir brauchen Hilfe, um uns den fremden Kriegern entgegenzustellen.“
Uneinsichtig deutete der alte Mann auf das Gesicht des Clananführers.
„Er ist keiner von uns. Sieh dich an, und sieh ihn an! Er hat nicht deine Augen, er hat nicht deine Gesichtszüge, er hat nicht deinen Geist!“
„In seiner Brust, schlägt das Herz eines Kriegers, so wie in jedem von uns.“
Maramato begann damit, sein Pferd abzusatteln und gab einem kleinen Jungen die Zügel in die Hand, damit er es auf die Weide führen konnte.
„Er ist keiner von uns.“, widersprach der Alte stur und schüttelte den Kopf.
Als er weggehen wollte, verbeugte Maramato sich kurz und sah ihn noch einmal an.
Zanaki war sein geistiger Führer, sein Sensei und sein Vater zugleich.
Maramatos richtiger Vater war schon früh bei einer Schlacht getötet worden, doch genauso früh stellte sich heraus, dass er selbst eine weitaus höhere Position in seinem Clan einnehmen würde.
Es war seine Stärke, sein Mut, seine Selbstlosigkeit und sein Kampfgeist, der Maramatos Leben schon früh unter die strengen Gesetze der Krieger stellte.
Wenn andere Kinder noch spielten, stand er bereits mit Zanaki auf der Wiese und übte Stock- Techniken, den Freikampf oder die Führung des Schwertes.
Er war der Auserwählte, und Maramato würde niemals aufhören, den Mann zu schätzen, der ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war.
„Lass mich diese Erfahrung selbst machen, Sensei.“
Zanaki dachte eine Weile nach und nickte dann mit dem Kopf.
„Hai.“, sprach er, bevor er sich mit einer Verbeugung verabschiedete.
***
Es dauerte viele Tage, bis Daniel wieder vollkommen zu sich kam.
In der Zwischenzeit hatte er immer wieder geträumt, meist von vergangenen Erlebnissen und Verlusten. All der Schmerz, der sich die letzten sieben Jahre in ihm aufgebaut hatte, schien nun aus ihm heraus dringen zu wollen.
Wild schreiend hatte er tagelang auf dem Holzboden gelegen, nach Jack gerufen und versucht, sich seinen Weg aus dem Wirrwarr des Deliriums heraus zu kämpfen.
Doch immer wieder zog es ihn zurück in die Welt der Schatten und des Nichts, versuchte, auch die letzten guten Erinnerungen an seine Freunde zu verschlucken und mit ihnen alles, was Daniel ausmachte.
Meist stundenlang hatte er dagelegen und geweint, einfach nur unter den qualvollen Schmerzen, verursacht durch den Verlust seiner geliebten Frau, gelitten, hatte sich selbst bemitleidet und wollte nur noch sterben.
Die Schmerzen waren untragbar.
Psyche und Körper verschmolzen und bildeten ein Geflecht aus Agonie, dass unüberwindbar schien.
Bis zu diesem Tag.
Der Tag, an dem Daniel endlich die Augen aufschlug und sich umsah. Er war in einer Welt gelandet, die nicht die seinige war. Das konnte er schon an den Wänden aus Papierfasern erkennen, welche den kleinen Raum einschlossen, in dem er lag. Statt dem bekannten Geruch nach Desinfektionsmittel, erfüllte ihn nun der Duft von Mandelöl und frischem Fisch.
Vorsichtig richtete Daniel sich auf, noch immer in der Hoffnung, Fraiser würde zu ihm stürmen um zu erklären, dass das SGC endlich ihre Version von einem patientenfreundlichem Umfeld gebaut hatte, doch nichts geschah.
Als ihn ein frischer Luftzug am Rücken traf, blickte der Archäologe sich um und erkannte, dass eine Papierwand durch an der Decke befestigte Fäden mit Holzkügelchen ersetzt worden war, die nun im Winde seicht hin und her baumelten.
Durch die hindurch konnte Daniel vage ein Feld und ein Viehgehege erkennen, in dem Menschen arbeiteten. Überraschenderweise war er weder gefesselt noch eingesperrt, was die Situation eindeutig merkwürdig erscheinen ließ. Es konnte sich hier einfach nicht um Goa`uld handeln.
Er wollte aufstehen, doch zum ersten Mal erinnerte Daniel sich wieder an sein verletztes Bein. Binnen Sekunden waren alle Geschehnisse zurück in seinem Geist. Er sah Jack nach ihm schreien, dann den Tempelpriester, der ihn töten wollte, das kleine Mädchen, das neben ihm aufsprang und weg rannte...
„Jack?“, flüsterte er leise und hoffte auf eine Antwort, doch er war allein in dem kleinen Raum. Angsterfüllt starrte er auf sein Bein, nahm an, dass die Infektion mittlerweile so weit fortgeschritten sein musste, dass eine Amputation nötig war, doch...stattdessen war ein brauner Verband um das Bein gelegt worden und das umliegende Gewebe sah so normal aus wie zuvor. Auch der Schmerz hatte an Intensität nachgelassen.
Wo war er hier? Wer hatte ihm geholfen?
Daniel musste er herausfinden.
Langsam stieg er auf und dehnte seine steifen Muskeln. Er musste tagelang auf dem Boden gelegen haben...
Tatsächlich konnte er das Bein wieder halbwegs belasten und drehte sich nach dem Ausgang zu. Immer mehr wurde hinter den Holzkügelchen sichtbar. Daniel vermochte Frauen zu sehen, die gebückt in einem Teich an etwas arbeiteten, kleine Jungen, die mit Hühnern spielten und einige alte Männer, die in Formation auf einer Wiese standen und eine Art Kampf auszuführen schienen, wobei ihre Bewegungen synchron waren. Sie schienen gegen einen unsichtbaren Gegner zu kämpften.
Vorsichtig trat er durch den Vorhang hindurch ins Freie und fand sich wie gebannt auf die Landschaft blickend, die sich vor ihm erstreckte.
Rund herum wuchsen riesige Berge aus dem Areal, voll von fremdartigen und bekannten Baumarten, tiefe Schluchten durchzogen das Tal, dessen höchster Punkt das Dorf bildete und mehrere Wasserfälle entsprangen Quellen, die weit abgelegen von hier aus dem tiefen Stein an die Oberfläche drangen.
Er musste im Paradies sein...oder etwas vergleichbarem.
Noch nie in seinem gesamten Leben hatte Daniel einen wunderbareren Ort gesehen, als dieses Tal. Nicht einmal Abydos hatte ihm seine Sinne dermaßen rauben können, wie es diese unberührte Landschaft tat.
Es war absolut faszinierend...
Erstaunt humpelte er eine kleine Rampe hinunter und beobachtete die alten Männer. Einige von ihnen mussten mindestens neunzig Jahre alt sein, trotzdem waren ihre Bewegungen noch so geschmeidig wie die eines jungen Mannes. Sie bewegten sich, als hätten sie nie irgendetwas anderes in ihrem Leben getan.
Die Frauen waren dabei, Reispflanzen in einem Teich zu setzen, während andere Wasserkrüge ins Dorf trugen. Einige Kinder spielten, während andere Kampflektionen gelehrt bekamen. Daniel erkannte mehrere von ihnen, die mit großem Geschick ein Schwert führen, das fast so groß war, wie sie selbst.
Irgendetwas an dieser Kultur reizte und beruhigte ihn zugleich.
Er fühlte sich geborgen.
Es schien, als waren alle Geschehnisse der letzten Tage oder Wochen vergessen, als sei er nun dort angekommen, wo er hingehörte. Keine Angst durchflutete ihn mehr, stattdessen fühlte er sich hier sicher.
Eine ältere Frau tauchte neben ihm auf, wenngleich sich ihr Alter kaum auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie hielt einen Becher Wasser in der Hand und reichte es ihm mit einem vorsichtigem Lächeln und einer Verbeugung.
Verblüfft nahm Daniel es an und trank einen Schluck. Tatsächlich fühlte sein Hals sich extrem trocken an und der Durst, der plötzlich in ihm aufstieg war fast überwältigend.
Als er den Becher leer getrunken hatte, reichte er ihn wieder der Frau und nickte lächelnd.
„Danke.“
Allerdings blieb seine Antwort unbeachtet und die Frau drehte sich langsam um und ging. Erst jetzt realisierte Daniel ihre asiatische Herkunft. Ihre Augen spitzten sich an den Seiten zu und ihr pechschwarzes Haar schmückte eine weiße Schleife.
Er musste definitiv im Paradies sein...
Daniel war am Ende der Rampe angekommen und noch immer flog sein Blick über das Dorf, das ein Gefühl des absoluten Friedens in ihm auslöste. Der Archäologe war komplett fasziniert, er konnte sich inmitten eines brutalen Kriegervolkes aufhalten und trotzdem fühlte er sich hier geborgen wie noch an keinem anderen Ort, den er besucht hatte.
Langsam lief er immer weiter auf die älteren Männer zu, scheinbar vollkommen unbeobachtet von den anderen Dorfmitgliedern. Jeder ging weiterhin seiner Arbeit nach.
„Hallo?“, fragte der Archäologe und lief humpelnd auf die Gruppe alter Männer zu, verfolgte ihre Bewegungen.
Wie in Zeitlupe drehten sie sich gemeinsam zur Seite, traten nach einem imaginärem Gegner, wendeten den Blick zur anderen Seite und schlugen mit ihrem Handrücken zu. Einer Attacke folgte die nächste und Daniel war von dem Anblick dieser Kampfkunst so fasziniert, das er nicht mitbekam, wie jemand hinter ihn trat.
„Sie werden dir nicht antworten.“
Erschrocken drehte der Archäologe sich um und erkannte einen japanischen Krieger hinter sich stehen. Im selben Augenblick kam die Erinnerung an das Geschehene wieder.
Er war es!
Dieser Krieger hatte ihm geholfen!
Daniel musterte ihn eine ganze Weile, erkannte die rötliche Rüstung und ein langes Schwert, das an seinem Gürtel steckte, zusammen mit dem Helm, den er noch in der Hand hielt.
Diesen Mann umgab etwas, das er nicht verstehen konnte, doch es zog ihn unausweichlich in seinen Bann. Daniel hatte das Gefühl, vor einem großartigem Krieger zu stehen, selbst wenn er ihn noch nie hatte kämpfen sehen.
„Ihr Auge ist nur auf den Gegner gerichtet.“, erklärte der Fremde weiter und sah ihn mit einem leichten Lächeln an.
„Wer bist du?“, war das erste, was Daniel einfiel und er starrte dem Krieger tief in die Augen.
„Mein Name ist Maramato. Und du heißt Danyel.“, antwortete er wieder.
„Ja...so in etwa...“, der Archäologe war noch immer zu geschockt, um klar denken zu können. All die Puzzleteile der letzten Tage oder Wochen ergaben langsam aber sicher ein immer klarer werdendes Bild.
Plötzlich ertönte lautes Kriegsgeschrei und ließ ihn erschrocken auffahren.
Es waren die alten Männer, die noch immer gegen einen unsichtbaren Feind kämpften, doch soviel Kraft und Schnelligkeit in ihre Bewegungen steckten, dass man annehmen konnte, sie kämpften wirklich.
„Du bist verwirrt.“, stellte Maramato fest und trat beiseite, „Lass mich dir das Dorf zeigen.“
Daniel nickte einwilligend. Er war definitiv verwirrt.
„Du hast mit noch immer nicht gesagt, wer du wirklich bist.“, fuhr er fort, während beide langsam einen schmalen Weg hinauf liefen oder vielmehr humpelten, „Bist...Bist du ein Tok`Ra? Oder ein Freund der Antiker?“
„Diese Namen sagen mir nichts.“, antwortete Maramato, „Ich kenne keine Tok`Ra. Doch ich werde dir sagen, wer ich wirklich bin....“
Daniel entdeckte, wie der Blick des Mannes zu Boden schweifte, ehe er auf einem nahegelegenem Tempel endete.
„Ich bin ein Samurai.
***
Sam saß an diesem Abend lange über ihren Aufzeichnungen. Immer wieder sah sie die Geschehnisse von Daniels Verschwinden vor ihrem inneren Auge, sah die Bitte in seinen Augen.
„Hilf mir, Jack.“
Doch sie konnten es nicht. Sie hatten unter Dauerfeuer gestanden, die Situation war außer Kontrolle geraten, Jaffa kamen von überall her.
Sie hatten keine Chance gehabt...
Wieder und wieder sah sie die Angst in Daniels Augen, eine Angst, die sie das letzte Mal bei der Entführung von Sha’ uri gesehen hatte. Es war eine Emotion, die sie mitnahm.
Wenn Daniel Angst hatte, hatte er einen Blick in seinen Augen, der sie fast zerriss.
Sam fühlte sich dann grundsätzlich, als stecke sie in seinem Körper, spürte seine Gefühle, durchlebte die Traumata, die er durchlebte.
Es schien, als würde die Welt still stehen, wenn er sie mit seinen großen blauen Augen anblickte und auf Hilfe hoffte.
Umso mehr fühlte sie sich an der derzeitigen Situation schuldig. Vielleicht hätten sie doch etwas unternehmen können, vielleicht hätten O’Neill und Teal`c die Goa`uld in Schach und sie Daniel retten können...
All diese „vielleichts“ brachten sie noch um!
Verdammt, sie hatten ihn im Stich gelassen!
Ganze fünf Wochen waren vergangen, seit Daniel von diesem Jaffa entführt worden war. Bisher hatten sie kein Lebenszeichen von ihm erhalten geschweige denn eine Idee gehabt, wie sie ihm helfen konnten.
Er musste noch leben!
Ihr Blick fiel auf ein altes Foto von Daniel und ihr, wie sie zusammen über einige Artefakte einer Ausgrabung gebeugt waren. Sam erinnerte sich noch gut an diese Mission. Sie waren noch nicht lange als Team zusammen, und es hatte mal wieder Streit zwischen O’Neill und Daniel gegeben, woraufhin Daniel für einige Tage mit SG-5 auf eine Ausgrabungsmission gegangen war. Sam war ihm später nachgereist und hatte ihn bei einigen Spektralanalysen unterstützt. Sie hatten eine gute Zeit gehabt und sie ertappte sich dabei, wie sie kurz lächelte.
Als mit schönen Erinnerung plötzlich auch wieder der Schmerz über Daniels Verlust hoch kam, stand sie wütend auf. Es wurde Zeit, dass sie ihm zu Hilfe eilten, mit oder ohne die Hilfe ihrer ausserirdischen Allianzen.
„Es wird Zeit, dass wir die Sache in die Hand nehmen, halte durch, Daniel...“, sprach sie dann leise und machte sich auf den Weg zu Teal`cs Quartier.
***
„Warum sprichst du unsere Sprache so gut?“, fragte Daniel während sie es sich auf einer Bank des kleinen Vorhofs des Tempels bequem machten.
„Ich habe euch beobachtet seit ihr durch das heilige Tor getreten seid und als ihr gefangen genommen wurdet. Und als du unter dem Einfluss der Träume standest, habe ich mit dir geredet.“
Beide genossen die Ruhe und Einsamkeit dieses heiligen Platzes. Das Licht, das durch die Blätter des Kirschblütenbaumes schien, vermochte ihnen den Weg zum inneren Frieden zu zeigen.
Minutenlang saßen sie einfach nur da, atmeten die frische Luft ein und entspannten sich.
„Saburo hat dein Bein heilen können.“, erklärte Maramato stolz und deutete auf die zerrissene Hose.
„Euer Volk hat ganz offensichtlich enorme medizinische Kenntnisse.“, bestätigte Daniel, „Ich bin Archäologe...ich...ich erforsche die Vergangenheit. Bei meinen Studien bin ich mal auf die Samurai gestoßen. Auf meiner Welt waren sie ein starkes Rittergeschlecht in Japan. Sie wollten das Land und den Kaiser schützen.“
„Japan...in unseren Sagen habe ich von einem solchen Ort gehört...“, Maramato wirkte erstaunt, „Du besitzt großes Wissen. Was weißt du noch von den Samurai deiner Welt?“
„Sie waren tapfere Krieger...sie fürchteten nichts, nicht einmal den Tod. Treue, Gerechtigkeit und Tapferkeit bildeten die Grundpfeiler ihrer moralischen Wertvorstellungen.“
Maramato lächelte leicht und sah sein Gegenüber an.
„Auf deinem Planeten bist du auch ein Samurai, oder?“, jetzt erkannte Daniel den japanischen Akzent des Mannes und zog erste Schlüsse aus dem Gelesenen.
Offenbar war er hier inmitten einer Jahrtausende alten Samuraikultur gelandet, die nun durch den Auftritt der Goa`uld in Gefahr war. Scheinbar sollten sie ehemals einem Systemlord als Leibgarde dienen, doch der Versuch war offensichtlich misslungen. Niemand konnte die Samurai in die Knie zwingen.
„Nein.“, antwortete er dann und sah zu Boden, „Ich bin kein Kämpfer. Ich bin nur ein Wissenschaftler.“
Der Samurai schien nicht im mindesten enttäuscht zu sein, sondern suchte weiterhin Blickkontakt.
„Trotzdem hast du schon getötet.“
„Ja.“
„Und hast du damit jemals einem anderen Menschen das Leben gerettet? Warst du jemals bereit, dein eigenes Leben für das eines anderen zu geben?“
Daniel lächelte, trotz der düsteren Erinnerungen an das Geschehene des vergangenen Jahres.
„Wahrscheinlich mehr, als du dir vorstellen kannst.“
„Dann bist du ein Samurai.“, fuhr Maramato fort und holte sein Schwert hervor. Instinktiv wich Daniel zurück, doch der Mann hielt ihn vorsichtig am Arm fest.
„Hast du schon einmal mit einer solchen Waffe gekämpft?“, fragte er dann und zog das Schwert langsam aus seiner Ummantelung. Das Metall blitzte sofort hell auf, als die Sonnenstrahlen es trafen, keinerlei Spuren von Blut waren an ihm sichtbar. Es schien fast so, als sei es nie benutzt worden.
„Ich bevorzuge friedlichere Mittel der Konfliktlösung.“, gab Daniel offen zu und nahm die Waffe nicht an, als Maramato sie ihm reichte.
„Hattet ihr deshalb all die Waffen bei euch, als die Priester euch gefangen nahmen?...Dein Volk scheint mir nicht weniger gewaltbereit zu sein, als unseres.“, wehrte der Samurai ab, „Wir beschützen nur, was uns gehört. In Kriegen gibt es immer Tote, und wir sind ebenso bereit für unseren Glauben zu sterben, wie unsere Gegner. Du kannst keinen Krieger dafür verurteilen, dass er für das kämpft, an das er glaubt.“
„Die Jaffa glauben auch, dass sie für eine gute Sache kämpfen. Fakt ist aber, dass sie von einem falschen Gott in den sicheren Tod geleitet werden. Ich habe schon unzählige unschuldige Menschen sterben sehen, tut mir Leid wenn ich nicht unbedingt ein Freund dieses Ausspruchs „Ich sterbe für meinen Glauben“ bin.“
Daniel merkte, dass er mit seiner Antwort etwas übertrieben hatte, und senkte wieder den Kopf.
„Tut mir Leid...ich...ich habe nur einige Probleme mit der Art, mit der die Goa`uld Menschen vernichten.“
Maramato nickte wieder. „Ich auch. Deshalb bekämpfen wir sie.“
„Ich muss zurück zu meinen Freunden. Wo sind sie?“
Der Samurai zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht?“, Daniel wurde zusehends frustrierter.
„Sie sind wieder durch den Ring zurückgekehrt.“
„Dann muss ich auch dort hin.“
„Das wird nicht möglich sein,“, enttäuschte ihn Maramato, „Die Jaffa haben das ganze Gebiet umzingelt, es wird uns nicht möglich sein, dich lebend wieder nach Hause zu bringen.“
„Dann bin ich hier quasi...gefangen?“
Der Krieger ließ sein Schwert wieder in der Ummantelung verschwinden und deutete auf den Tempel.
„Du kannst hier bei uns bleiben und die Wege der Samurai studieren. Du kannst mit uns in den Krieg ziehen, oder dein Leben jetzt gleich beenden, indem du versuchst, zurückzukehren.“
„Habe ich denn eine Wahl?“, entgegnete Daniel sarkastisch.
„Ja, die hast du. Du kannst jederzeit gehen. Oder für das kämpfen, an das du glaubst...wenn nötig bis zum Tod.“
***
„Was wollen sie dem General vorschlagen?“, fragte Sam neugierig. Sie war gerade O’Neill und Teal`c auf dem Gang begegnet. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie wieder mit ihm sprach. Vorher war sie dem Colonel entweder aus dem Weg gegangen oder hatte seine Kommentare ignoriert.
An diesem Abend klang ihre Stimme wieder hoffnungsvoll.
„Das weiß ich selbst noch nicht so genau.“, gab der Colonel zu und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Vielleicht wäre es ratsam, wenn wir uns zuerst einen möglichen Rettungsplan ausdenken, bevor wir das Büro des Generals stürmen. Vielleicht fällt uns etwas ein, das den Tok`Ra noch nicht eingefallen ist.“
Beide bogen zusammen mit Teal`c in das Labor der Astrophysikerin ein, wo sie sich ungestört weiter unterhalten konnten.
„Und das aus ihrem Munde, Carter...“, fügte O’Neill hinzu und lehnte sich gespannt an die Arbeitsplatte.
„Es geht hier um Daniel, Sir.“, Sams Stimme klang noch immer gereizt, „Interplanetare Machtkämpfe sind mir da wirklich egal.“
„Vielleicht könnten unsere Alliierten uns ein Raumschiff ausleihen, damit wir selbst nach Danieljackson suchen können.“, schlug Teal`c vor und durchbrach die frustrierende Stille des Raumes.
„Wen könnten wir anbetteln?“, fragte O’Neill und spielte mit einem Reagenzglas.
„Nun, die Asgard schulden uns noch einen Gefallen, nachdem wir ihre Heimatwelt vor den Replikatoren gerettet haben.“
„Wenn es danach ginge, schulden die uns alle was!“, unterbrach Jack die Astrophysikerin und legte sein Spielgerät beiseite, „Was ist denn mit den Tok`Ra? Die haben unser Schiff kaputt gemacht, es war unseres!“
„Mit unserer Erlaubnis, Sir.“
„Jacob Carter könnte uns auf den Planeten bringen, absetzen und wieder abholen.“, spekulierte Teal`c mit hochgezogener Augenbraue.
„Wir sollten sie einfach fragen.“, beendete O’Neill die Diskussion und marschierte zu Hammonds Büro.
***
Das Briefing hatte an diesem Abend außerordentlich lange gedauert und es war schon weit nach Mitternacht, als Teal`c wieder zurück in sein Quartier schritt.
General Hammond hatte O’Neills Rettungsvorschläge bejaht und beide waren nun dabei, mehrere Verbündete durch das Stargate zu kontaktieren.
Sobald sie das Schiff hatten, planten sie, entweder selbst auf den Planeten zu fliegen, auf dem sie Danieljackson vermuteten, oder sich bringen und anschließend wieder abholen zu lassen. Sobald SG-1 sich dort befand, wollten sie direkt in die Berge wandern, um dort nach ihrem Freund zu suchen- genauso wie nach demjenigen, der ihn dorthin verschleppt hatte.
Der Gedanke, dass Danieljackson tot sein konnte, war in Teal`c niemals aufgekommen.
Zu oft hatten sie ihn voreilige für tot erklärt, und der Wissenschaftler war dennoch wieder zu ihnen zurückgekehrt, ganz gleich ob er wirklich tot oder nur verschwunden gewesen war. Und auch in diesem Fall würde Teal`c nicht voreilig sein.
In den letzten Jahren hatte er erkannt, welch kriegerisches Potential in Danieljackson steckte, ein Potential, welches der Archäologe oftmals sehr gut zu nutzen aber auch zu verbergen wusste.
Teal`c begann damit, in seinem Quartier das Kel`Noreem vorzubereiten. Zwar war es eigentlich nicht länger vonnöten, trotzdem erlangte er durch diese Art der Bewusstseinswandlung jedes Mal neue Kraft, sich den Herausforderungen des Lebens auf der Erde zu stellen.
Erst als eine Stunde später 104 Kerzen, verteilt auf alle Möbel des Quartiers, den kleinen Raum hell erleuchteten, setzte der Jaffa sich in die Mitte, schloss die Augen und verlangsamte seine Atmung.
Er konzentrierte sich auf sein Innerstes, seinen Geist, der nun nach außen strömen und seinen Körper umhüllen sollte.
Immer tiefer verfiel er in eine Art Trance, die Dunkelheit um ihn herum nahm zu und plötzlich hatte Teal`c eine Vision.
Die Schwärze seiner Träume wich einer scharfen Helligkeit, die wie ein Blitz alles durchtrennte.
Teal`c folgte ihr und sah, dass das Licht von etwas langem erzeugt wurde, das sich schnell vor ihm hin und her bewegte.
Er trat näher heran und erkannte, dass es ein Schwert war, das in hohem Tempo Bogen und Linien vollführte.
Die Bewegungen waren unterschiedlich und trotzdem harmonisch miteinander verbunden, so als fließe eine Kampftechnik in die andere hinein.
Als das Schwert plötzlich langsamer wurde, vermochte Teal`c auch einen Arm zu erkennen, der die Waffe leitete, eine Person in dunkler Kleidung, die weit weg von ihm jemanden zu bekämpfen schien.
Immer wieder duckte sie sich, sprang, vollführte ganze Rollen und behielt trotzdem die Kontrolle über das lange, glänzende Schwert.
Teal`c besah sich den Krieger genau, erkannte nun neben der dunklen Kleidung eine rote, scheinbar lederne Rüstung, die den Oberkörper schützte, zusammen mit einem Helm, der durch seine spitzen Zuläufe wie der Kopf eines Drachens wirkte.
Möglicherweise war das die Art des Kriegers, seine Feinde zu ängstigen, wie es auch die Jaffa mit ihren Rüstungen taten.
Plötzlich spürte Teal`c, wie der Krieger sich ihm genähert hatte, spürte die Klinge des Schwertes nur wenige Zentimeter an seinem Hals vorbeirasen, zuckte jedoch keineswegs. Stattdessen brachte er sich ein eine kampfbereite Position.
Der Jaffa war sich im Klaren über die Gefährlichkeit seines Gegners, trotzdem würde er dem Kampf nicht wiederstehen; er selbst war ein Krieger, geboren, um zu kämpfen und wenn nötig auch zu töten. Er würde niemals vor einer solchen Herausforderung wegrennen.
Teal`c erkannte, wie sein Gegenüber damit begann, die Klinge des Schwertes in wilden Bewegungen vor seinem Körper tanzen zu lassen, um ihn zu irritieren. Außerdem nahm ihm das die Möglichkeit, direkt in den Gegner hinein zu springen, um ihn zu überwältigen.
Während dieser Abwehr näherte sich der Krieger und drängte Teal`c mehr oder weniger nach hinten. Langsam aber sicher musste der Jaffa sich etwas einfallen lassen, um das Schwert zu umgehen.
Er versuchte ihm von Vorne in die Knie zu treten, doch er zog sein Bein gerade noch schnell genug zurück, bevor der Krieger nach einem gekonnten Sprung in die Höhe ihn mit einer gezielten Bewegung treffen konnte.
Der Jaffa wechselte die Taktik, begann den Krieger zu umdrehen, bis er an seiner rechten Seite angekommen war.
Als er keine nennenswerte Reaktion erhielt, sprang er auf ihn zu, erwischte gerade noch das rechte Bein, bevor der Krieger wieder ausweichen konnte- diesmal war er schneller gewesen.
Mit all seiner Kraft stützte Teal`c sich auf den Oberschenkel seines Gegners, blockte das Knie und brachte ihn auf diese Weise tatsächlich zu Fall.
Noch bevor ihn ein tödlicher Schlag mit dem Schwert treffen konnte, rammte Teal`c ihm mit solcher Wuchte die Spitze seines Ellenbogens in die Brust, dass nicht einmal die Rüstung des Kriegers den Großteil der Energie aufhalten konnte.
Der Jaffa legte sein ganzes Gewicht auf den Körper seines Gegners, packte ihn mit einer Hand am Hals um den Kopf zu fixieren, während er mit der anderen nach dem Schwert suchte.
Das war im Moment seine größte Sorge.
Als er die gefährliche Waffe in seiner rechten Hand ertastet hatte, entwaffnete Teal`c den Krieger und hörte ihn leise stöhnen.
Scheinbar ergab er sich und der Jaffa trat zurück, um den Mann Raum zu geben, sich wieder aufzurichten. Außerdem streckte er ihm ehrenhalber die Hand entgegen, als er erkannte, dass diese blutgetränkt war.
Er musste den Gegner verletzt haben!
Dieser stand vorsichtig auf, entlastete aber sofort sein rechtes Bein, eine Geste, die in Teal`c Erinnerungen aufblitzen ließ, die ihm vorher nicht in den Sinn gekommen waren.
Doch plötzlich passte alles zusammen!
Vor ihm verneigte sich der Krieger und nahm beim Aufrichten langsam seine rote Drachenmaske ab.
Darunter blickten ihn blaue Augen aus einem allzu vertrauten Gesicht an.

***
Jack hatte gegen drei Uhr morgens aufgegeben, sich Sorgen um seinen Schlaf zu machen. Zu groß war die Aufregung über das, was sie planten und sogar General Hammond war extra dageblieben, obwohl auch er Familie hatte, nur um SG-1 bei dem Aufbau einer Rettungsmission zu unterstützen.
Sie alle hatten den Gedanken verworfen, dass Daniel bereits tot war. Hätte die Mission der Tok`Ra nicht so lange gedauert, hätten sie schon längst reagiert, doch zuerst mussten sie die Ergebnisse von Jacobs Flug wissen- Jack musste mit diesen Typen wirklich mal darüber diskutieren, wie wichtig es war, schnell zu reagieren wenn es um das Wohlergehen eines SGC Mitgliedes ging. Besonders wenn es um Daniel ging...
Ausgehend von den Spuren, musste ihn jemand mit sich geschleppt haben. Die Frage war nur, wer?
Die Goa`uld hatten sie mittlerweile ausgeschlossen, denn welcher Jaffa würde mitten im Wald seine Rüstung zurück lassen?
Die Tempelpriester waren alle tot, trotzdem bestand noch eine geringe Chance, dass vielleicht einer von ihnen- verkleidet als Jaffa- Daniel mit sich genommen hatte- in diesem Fall waren die Hoffnungen gering, ihn lebend wieder zu finden.
Option 3 war ein ihnen bisher unbekanntes Volk, welches laut Aussage der Tempelpriester in den Bergen lebte. Es war zumindest eine Erkundungsmission wert.
Wobei sie beim nächsten Problem waren.
Wie sollte SG-1 mit einem- von den Tok`Ra mit knirschenden Zähnen zugesagtem Raumgleiter- die Planetenoberfläche erreichen, ohne von Yu entdeckt zu werden, dessen Truppen sich im Moment über den ganzen Planeten ausbreiteten?
Noch immer unterstützten sie die Idee, dass ein Tok`Ra sie auf dort absetzen und auch wieder abholen würde, doch dann mussten sie sich wieder auf die Tok`Ra verlassen...
O’Neill mochte den Gedanken nicht, doch scheinbar war diese Lösung die sicherste.
„Wir sollten auf jedem Fall Doktor Fraiser mitnehmen, Sir.“, bemerkte Sam mit besorgtem Gesicht. Die ganze Situation zehrte an ihren Nerven.
„Die weiß bereits Bescheid.“, versicherte Hammond und lehnte sich wieder über den angefertigten Plan des Planeten. Leider reichte dieser nur bis wenige Meilen um das Stargate herum, niemand wusste, was sie in den Bergen vorfinden würden, niemand, was danach kam.
„Nun, Jacob Carter hat gesagt, dass maximal 8 Leute in das Schiff passen, zwei davon müssen Piloten sein.“, dachte er laut nach.
„Dann sind da Carter, Teal`c und ich, Doktor Fraiser, Feretti und...Daniel.“, erklärte Jack mit fester Stimme.
„Ich stimme ihnen zu.“, sprach Hammond, „Für diese Mission will ich nur die besten Soldaten.“
Hinter ihnen hatte Teal`c den Raum betreten, nachdem er sich drei Stunden für sein Kel`Noreem zurückgezogen hatte.
Um möglichst effektiv arbeiten zu können, nahm jeder von ihnen zwischendurch eine kurze Pause ein, während die anderen weiter an einem Plan feilten. Das sparte Energie für die kommende Mission und sicherte höchste Konzentration bei der Planung.
„Na, schön meditiert?“, erkundigte Jack sich kaffeeschlürfend und sah von der Entwurfsskizze auf.
„In der Tat, O’Neill.“, antwortete der Jaffa, doch der Colonel ahnte, dass da noch mehr war. Seine Gesichtszüge wirkten verändert.
„Gibt es da etwas, das du weißt und das wir wissen sollten?“, fragte O’Neill und erntete ein Nicken des Hünen.
„Ich hatte eine Vision von Daniel Jackson.“
Jeder in dem Raum starrte nun gebannt auf Teal`c.
„Mir ist es gelungen, mit ihm zu reden. Ich konnte den Platz erkennen, an dem er sich befindet. Es geht ihm gut.“
O’Neill zog die Augenbrauen hoch. Drei gute Informationen auf einmal- Teal`c konnte mit Daniel reden, er wusste, wo dieser sich aufhielt und dass es ihm gut ging. Schon hilfreich, dieses Kel`Noreem- vielleicht sollte er es doch einmal probieren...
„Warum hab ich nie solche Visionen?“, beschwerte er sich und sah zu den anderen.
„Und du bist dir sicher, dass du wirklich mit ihm geredet hast?“, vergewisserte sich Sam. Ihre Miene war vor Sorge fast versteinert.
„In der Tat. Ich hatte solch ein Erlebnis mit Danieljackson schon einmal.“
„Und du hieltest es nicht für nötig, uns davon zu erzählen?“, fragte Jack entrüstet.
„Es gab keinen Anlass dazu.“, verteidigte Teal`c sich trocken und wandte sich General Hammond zu, „General. Ich bin mir sicher, dass ich SG-1 zu dem Ort führen kann, an dem sich Danieljackson aufhält.“
Der stämmige Vorgesetzte nickte. Vor sieben Jahren hätte er niemals einem solch gewagten Plan zugestimmt, geschweige denn auf Traumerfahrungen eines Ausserirdischen gehört, aber glücklicherweise änderten die Zeiten sich- genauso wie die Herausforderungen.
„Alles klar, Teal`c. Ich würde vorschlagen, dass sie alle sich jetzt noch eine Stunde Ruhe gönnen. Die Abschlussbesprechung mit Major Feretti und Doktor Fraiser findet um Null- fünfhundert statt, die Mission startet um Null- Siebenhundert. Bitte seien sie alle bereit. Wegtreten.“


weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Jenny
Author's Notes:

Wird SG-1 Daniel finden? Und wenn ja, wird er mit ihnen zur Erde zurückkehren?

Kurzer Rückblick auf Teil 2:

„Jacob Carter hat uns berichtet, dass die Suche nach Danieljackson erfolglos verlief. Yu hat das ganze Areal um das Sternentor besetzt und das nahegelegene Dorf zerstört. Seine Krieger breiten sich in diesem Augenblick auf dem ganzen Planeten aus. Er nimmt an, das Yu dort ein La’kesh errichten will.“
„Komm schon Teal`c, du weißt ich verstehe nicht viel von diesem Goa`uld- Gerede!“
„Ein Basislager. Es scheint, dass Yu diesen Planeten gewählt hat, um dort sein Lager zu errichten und in den anliegenden Bergen Naquadah für den Schiffbau abzubauen. Die Tok`Ra schließen nicht aus, dass Danieljackson vielleicht tiefer in die Berge fliehen konnte, doch Jacob Carter hat ausdrücklich betont, dass weitere Missionen reiner Selbstmord seien.“
~~
„Du bist verwirrt, Danyel.“,
„Du hast mit noch immer nicht gesagt, wer du wirklich bist.
„Ich bin ein Samurai.“
~~
„Die Jaffa haben das ganze Gebiet umzingelt, es wird uns nicht möglich sein, dich lebend wieder nach Hause zu bringen.“
„Dann bin ich hier quasi...gefangen?“
„Du kannst hier bei uns bleiben und die Wege der Samurai studieren. Du kannst mit uns in den Krieg ziehen, oder dein Leben jetzt gleich beenden, indem du versuchst, zurückzukehren.“
~~
„Gibt es da etwas, das du weißt und das wir wissen sollten, Teal`c?“.
„Ich hatte eine Vision von Daniel Jackson...mir ist es gelungen, mit ihm zu reden. Ich konnte den Platz erkennen, an dem er sich befindet. Es geht ihm gut.“
~~
„Alles klar, Teal`c. Ich würde vorschlagen, dass sie alle sich jetzt noch eine Stunde Ruhe gönnen. Die Abschlussbesprechung mit Major Feretti und Doktor Fraiser findet um Null- fünfhundert statt, die Mission startet um Null- Siebenhundert. Bitte seien sie alle bereit. Wegtreten.“


Und nun die Fortsetzung:

Teil 3
“Richte deine Gedanken auf den Weg, den du vorgezogen hast und verfolge ihn! Dein Wille wird deine Pflicht erfüllen, dein Schild wird sich in einen stählernen Schild verwandeln.“

Daniels Schlaf war in dieser Nacht nicht besonders gut gewesen. Zu viele Gedanken schweiften durch seinen Geist, meistens ging es um SG-1.
Er dachte an das, was sie im Moment taten, ob sie ihn für tot hielten oder eine Rettungsmission gestartet hatten.
Herrgott, er hatte sogar geträumt, gegen Teal`c zu kämpfen...
Daniel wünschte sich nur, er könne seinen Freunden mitteilen, dass es ihm gut ging, doch leider hatte er absolut keine Möglichkeit, das Sternentor zu erreichen.
Vor einigen Tagen war er zusammen mit Maramato auf einen höher gelegenen Berg geritten, von wo aus sie das Sternentor sehen konnten- es war mit Hundertschaften von Jaffas besetzt. Niemand konnte lebend von der Erde aus hindurch kommen und er hoffte innigst, dass sie das auch nicht versucht hatten.
Daniel war abgeschnitten, abgeschnitten von allem, was ihm in den letzten Jahren lieb und teuer geworden war- und war in diese neue Welt hineingeschlittert, voller fernöstlicher Bräuche, geprägt von Gegensätzen zwischen dem bäuerlichen Leben und dem täglichen Gedanken, dass man von einem Kampf nicht mehr lebend zurückkommen konnte; einer Maxime, die man fast gleichgültig hinnahm.
Es faszinierte ihn, wie diese Menschen mit dem Leben und auch dem Tod umgingen. Sie schätzten beides und lebten entsprechend. Sie vergeudeten keine Zeit, nutzten den Tag, jeder von ihnen widmete sein Leben einer ganz speziellen Tätigkeit. Es gab Waffenschmiede, Viehzüchter, Reisbauern, Näherinnen, Pferdetrainer, Lehrer und eine Heilerin. Während die Frauen sich um den Haushalt kümmerten zogen die Männer in den Krieg, die Greise bildeten die Jungen in der Kunst des Kampfes aus, die alten Frauen zeigten den Mädchen Heilverfahren.
Noch nie in seinem Leben hatte er soviel Frieden verspürt, obwohl sie sich mitten im Krieg befanden. Es war seltsam. Vielleicht war Daniel davon auch nur so angetan, nachdem er für Wochen, zusammengezählt sogar Jahre, im SGC unter der Erde gehockt und studiert hatte- und plötzlich wurde er aus seinem Alltag in eine fremde aber sehr...reale...lebendige Welt entführt, eine Welt, in der Wissen und Kampfkunst vereint wurden.
Daniel stieg auf und lief aus seiner kleinen Hütte, die ihm Saburo zugeteilt hatte, bis er...wieder ging? War das gewiss? Er wusste es nicht, jedenfalls war es seine Hütte. Außerdem beinhaltete sie alles, was ein Mensch brauchte: ein Bett, ein Schrank, eine Toilette. Gebadet wurde am Fluss, gegessen in kleinen Gemeinschaften.
Draußen auf der kleinen Terrasse angekommen, beobachtete er die Sterne für eine Weile, schätzte, wie weit es wohl von hier bis zur Erde war.
Ausgehend von der Planetenadresse musste es ziemlich weit entfernt liegen, was seine Hoffnungen nicht unbedingt ansteigen ließ. Daniel fühlte sich zerrissen. Er wollte unbedingt zurück zu seinen Freunden, doch er wollte auch hier bleiben, in diesem Leben.
Was war für ihn wichtiger?
Unschlüssig machte er sich auf den Weg zum Tempel.
Der steinige Pfad war von den Milliarden von Sternen über ihm hell erleuchtet und wirkte äußerst romantisch. Sha’uri hätte diesen Platz mit Sicherheit geliebt...
In einem Selbstversuch kickte Daniel einen Stein zur Seite und stellte fest, dass er kaum noch Schmerzen spürte.
Er war erstaunt, wie gut die Wunde an seinem Bein mittlerweile wieder verheilt war. Zwar wusste er nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, seit er hier gestrandet war, doch allein die Tatsache, dass er nach einer solch schweren Verletzung wieder normal gehen konnte, war einfach faszinierend.
Nach wenigen Minuten erreichte er den Tempel und setzte sich auf den Vorsprung des kleinen Brunnens am Vorhof der großen Anlage. Der kühle Wind ließ die Blüten der Kirschbäume nach unten auf das Plateau gleiten, wo sie das Gefühl vermittelten, man laufe auf Wolken.
Daniel atmete tief durch und blickte sich um, als er Maramato erkannte, der am Eingang des Tempels saß und meditierte. Er trug seinen schwarzen Anzug, den Gi, und schien über den Krieg nachzudenken.
Auch Daniel trug mittlerweile diese Standartkleidung und blickte an sich hinab.
Seine Hose war leicht verdreckt von all den Stürzen während ihrer Trainingskämpfe und die Jacke, die er darüber trug war schon so eingerissen, dass er damit kaum noch seinen Oberkörper ankleiden konnte.
Überall waren Risse und Schnitte und der kühle Nachtwind schlug ihm unangenehm gegen die Brust. Es wurde Zeit, dass er eine neue Uniform bekam.
Leise stieg er wieder auf und ging auf Maramato zu. In all den Diskussionen, die sie in den letzten Wochen hatten, hatte Daniel nur selten erwähnt, wie dankbar er ihm war, dass er sein Leben gerettet hatte- das wollte er nun ändern.
Der Archäologe war noch mehrere Meter entfernt, als Maramato die Augen öffnete und ihn friedlich anlächelte. Daniel verneigte sich zögerlich und setzte sich neben ihm.
„Deine Träume.“, erkannte der Samurai und wartete nicht einmal auf eine Antwort, ehe er weitersprach, „Du musst schon viel Leid miterlebt haben, um solche Träume zu haben. Nur den ältesten Kriegern unseres Stammes geht es wie dir.“
Daniel nickte. „Ich habe gesehen, was die Goa`uld den Mensch antun.“, erwiderte er, „Ich habe das Leid und die Verzweiflung gesehen, all die unnötigen Opfer, Kinder, deren Eltern in einem sinnlosen Krieg getötet wurden...das könnte ein ganzes Gruselkabinett füllen.“
„Was haben sie dir angetan?“, erkundige Maramato sich. Sein Akzent war noch immer sehr stark vertreten, trotzdem hatte er vieles in den letzten Wochen gelernt.
Eine Träne suchte den Ausgang aus Daniels Auge und er wischte sie schnell weg, obwohl er wusste, dass sein Gegenüber es längst bemerkt hatte.
„Sie nahmen mir meine Frau. Sie zerstörten unsere Heimat, versuchten meine Freunde und mich zu töten, infiltrierten sie mit ihren verdammten Symbionten...“, er biss die Zähne zusammen, als all die schlechten Erinnerungen wieder in ihm hoch kamen.
„Du kannst dem Schmerz nicht erlauben, deine Seele zu zerstören.“, sprach Maramato leise und zog wieder sein Schwert hervor. Daniel zuckte nicht mehr zusammen. In den letzten Wochen hatte er selbst gelernt, damit umzugehen, falls es einen Notfall gab. Er hatte gelernt, schnell mit dieser Waffe zu töten, ebenso mit Pfeil und Bogen Angreifer kampfunfähig zu machen. Natürlich musste er seine Techniken noch verbessern, aber er war für den Anfang nicht schlecht gewesen.
All die Vorurteile, die er gehabt hatte, waren schnell verflogen und er widmete sich nun ganz der Unterstützung der Leute, die sein Leben gerettet und ihn als einen der Ihrigen akzeptiert hatten.
„Dieses Schwert hat viele Menschen getötet,“, begann der Samurai, „Väter, Onkel, Großväter und Söhne.“, erklärte er und wieder schimmerte das Metall hell im Licht der Sterne, „Trotzdem muss ich all dies vergessen, sobald ich es reinige und wieder an meiner Rüstung befestige.“
„Das ist dann wohl meine Schwäche- ich kann meine Emotionen nicht einfach beiseite legen. Ich denke über die Menschen nach, die ich bekämpfen muss...die Jaffa zum Beispiel. Sie werden gezwungen, gegen uns Krieg zu führen, Auch sie haben Familien, müssen aber kämpfen und kehren meistens nicht mehr zurück. Diejenigen, die zurückkehren, sind dazu verdammt, eine Goa`uldlarve, ein Kind der Götter, in ihrem Leib reifen zu lassen, nur um zu sterben, sobald es reif ist oder um eine neue Larve zu erhalten. Was ist das für ein Leben?“.
„Es ist ihr Leben, Danyel.“, erwiderter Maramato scharf, „Du kannst nicht das ganze Universum retten. Doch du kannst ändern, was in deiner Macht liegt. Wenn du dich nur darauf konzentrierst, wirst du erfolgreich sein.“
Daniel senkte den Kopf. Omah hatte ihm genau dasselbe erzählt. Doch nun kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, seit er von seiner „übersinnlichen“ Reise zurückgekehrt war. Die tägliche Routine verfolgte ihn wieder, zusammen mit duzenden von Übersetzungen, Missionen, Artefakten- das normale Leben eben.
„Du bist schon weit über die Grenzen deines Seins herausgetreten.“, erklärte Maramato, doch Daniel verstand nicht, was er damit meinte. Also beschloss der Krieger, ihm mehr zu erzählen.
„In all den Jahren, in denen unsere Kultur zu ihrer Stärke gewachsen ist, gab es nur wenige Menschen mit deinem Geist und deiner Weisheit. Die meisten von ihnen waren sehr alt und einige hatten ähnliche Erfahrungen wie du. Sie wurden in einem Kampf schwer verletzt und schwebten für mehrer Tage zwischen Leben und Tod. Diese Erlebnisse prägten sie und machten sie zu den weisesten Anführern unseres Dorfes. Diese Weisheit erkenne ich auch in dir, obwohl du noch so jung bist.“
„Ich war schon einmal tot...wirklich tot.“, sprach Daniel dann und der Samurai neben ihm wirkte nicht einmal erschrocken, „Eigentlich schon mehr als ein Mal.“
„Wie bist du dann wieder lebendig geworden?“
„Ich hatte etwas Hilfe...“, Daniel lächelte und richtete seine Jacke wieder ein wenig in Form, „Zuerst gab es einen Sarkophag, ein Gerät der Goa`uld, mit dem man Tote wiederbeleben kann, dann ein hilfsbereites Waldvolk, dann meine Freunde aus dem Team natürlich und dann gab es noch ein Lichtwesen namens Omah Desala. Sie hat mich...aufsteigen lassen, in eine höhere Art des Bewusstseins. Während mein Körper starb und verschwand, war mein Geist im Universum unterwegs. Allerdings habe ich nicht ganz die Regeln befolgt- sie hat mich dann wieder zurück zu meinen Freunden geschickt. Ich weiß nicht mehr all die Details, aber Fakt ist, dass ich jetzt wieder hier bin.“
„Aufzusteigen ist der Traum vieler Samurai.“, ergänzte Maramato. Er schien durchaus angetan zu sein von dem, was sein Gegenüber zu erzählen hatte, „Täglich geben wir unser bestes dafür. Die Samurai dienen dem Volk und beschützen es, in der Hoffnung, im Jenseits den Erfolg ihrer Taten rühmen zu können...Wie bist du gestorben?“
„Im Kampf...gegen die Goa`uld. Und als ich eine Waffe entschärft habe, die dazu bestimmt war, einen ganzen Kontinent auszurotten.“
Maramato nickte leicht. „Hai.“
Als sich eine beruhigende Stille über die beiden breit machte, schloss Daniel für einen Moment die Augen, genoss die Ruhe und den kühlen Wind.
In diesem Augenblick legte Maramato seine Hand auf seine Schulter, eine Geste, die Daniel noch niemals zuvor bei einem der Krieger gesehen hatte.
„Ich hatte Recht, Danyel. Du bist ein Samurai.“, sprach er dann lächelnd und sie saßen ohne ein weiteres Wort bis zum Sonnenaufgang am Eingang des Tempels und warteten auf den nächsten Tag.
***
Nach dem Briefing fand sich SG-1 zusammen mit Fraiser und Feretti in den Umkleiden wieder. Die Stimmung war gedrückt, kaum ein Wort wurde gesprochen. Das Knacken der P90, die überprüft und schussbereit gemacht wurden, war für eine ganze Weile das einzige Geräusch, das den Raum mit fünf Leuten füllte.
Jeder bereitete sich mental auf die bevorstehende Mission vor, die Gefahren, denen sie in die Augen blicken mussten, die Möglichkeit, dass Daniel trotz aller Hoffnung und Teal`cs Vision nicht mehr am Leben war, die Gefahr, dass keiner von ihnen lebend zurückkehrte.
Ihr Plan war Kinoreif.
Schritt Eins: Reise durch das Stargate auf den neubezogenen Standort der Tok`Ra, von da aus Flug mit einem kleinen Raumschiff auf den Planeten, auf dem Daniel sich befindet.
Schritt Zwei: SG-1 plus Anhang wird auf dem Planeten abgesetzt, bestmöglichst in den Bergen, mit gesunder Entfernung zu Yu’s Weltherrschaftskommune und näher an dem Platz, an dem Teal`c Daniel vermutet.
Schritt Drei: Daniel retten.
Schritt Vier: mit Daniel im Schlepptau binnen 72 Stunden zurück zu der Stelle laufen, an der sie abgesetzt wurden, auf Jacob in dem kleineren Raumschiff warten, sich retten lassen...
Sam hatte schon jetzt die böse Vorahnung, dass Schritt drei und vier sich als etwas komplexer als ihr erdachtes Schema herausstellten, doch es musste klappen- irgendwie.
SG-1 war ohne Daniel nicht SG-1, genauso wie der Verlust irgendeines anderen der drei restlichen Mitglieder das fragile Gefüge dieses Teams zerstören würde. Sie waren einzigartig, und genau das mussten sie auch beibehalten.
Sie sah zu Janet. In wilder Entschlossenheit füllte die Ärztin ihre Weste mit den nötigen Utensilien, bereitete ihre Waffe vor, hielt ihre Lippen fest verschlossen.
Feretti war nicht minder konzentriert. Er war schon dabei, seine Stiefel zuzuschnüren, ebenso wie O’Neill und Teal`c.
Der Colonel drehte sich zu den beiden Frauen um, versuchte, seine Aufregung und die Besorgnis um Daniels Verbleib zu verstecken.
„Sind sie bereit, Ladies? Doc?“
Janet verstaute noch schnell zwei Schokoriegel für Daniel in ihrem Rucksack und nickte dann ebenso wie Sam.
„Also gut, machen wir uns auf den Weg.“
***
Das Schwert in seiner Hand blendete ihn im hellen Licht der Morgensonne, als er es schnell über seinen Kopf schwang, um den Angriff abzuwehren. Funken entstanden beim Aufprall der scharfen Schneiden und Daniel mussten wiederum denen ausweichen.
Der Mann war extrem schnell für sein Alter und der Archäologe hatte alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten, obwohl man es ihm schon leichter machte.
„Nur Schwertkampf“, hatte Maramato gesagt, „Keine Tritte oder Schläge.“
Allerdings hatte er dabei ausgelassen, dass er sich duzende Male mit dem Schwert in der Hand über den Boden rollen musste, nur um der scharfen Klinge seines Gegenübers zu entgehen.
Die Augen des Alten waren auf ihn fixiert, etwas, an das er sich noch erinnerte, als er das erste Mal aus seiner Hütte geklettert war, die „Katas“ sah, die diese Männer vollführten
Jetzt war auch Daniel ein Teil ihrer Kultur, lernte ihre Kampfkunst, lebte nach ihren Sitten und Bräuchen, bereitete sich auf den baldigen Kampf vor.
Noch immer durchstreiften ihn Gedanken an das, was SG-1 jetzt wohl machte, doch sie traten immer seltener auf. Zu eingespannt war er in dieses Leben hier. Wenn er nicht kämpfte oder den Frauen bei der Landwirtschaft half, ging er oft in den Tempel, dachte nach, studierte, meditierte.
Das musste es sein, dachte er sich. Das musste die wahre Höhere Existenz des Seins sein. Ein befreiter Geist, fokussiert lediglich auf das Hier und Heute. Die Kraft, sein ganzes Leben nur für die eine Sache, den einen Moment hinzugeben.
Die Klinge des Samuraischwertes raste nur Millimeter an seiner Nase vorbei, so nahe, dass Daniel die Inschrift erkennen konnte.
Wasser.
Er verstand die Bedeutung nicht, sprang aber sofort zurück, wissentlich, dass der Alte ihn mit Absicht verfehlt hatte.
„Denk nicht soviel nach!“, rief Maramato von der Seite als sie plötzlich erkannten, wie Samuraikrieger durch das Tor in das Dorf hinein ritten.
Schon von weitem konnte Daniel sehen, dass angeschlagen sie waren, viele von ihnen schienen schwer verwundet zu sein, andere von Blut nur so bespritzt. Wahrscheinlich waren sie in eine Schlacht mit Yu’s Jaffa geraten.
Sofort stellten sie ihr Training ein und eilten den Verwundeten zu Hilfe.
„Watanawee!“, rief Maramato von weitem und ein großer Mann auf einem schwarzem Pferd nickte ihm zu.
„Sakkat.“, antwortete dieser leise und stieg langsam vom Pferd. Seine Rüstung war blutgetränkt, hier und da konnte Daniel Wunden von Stabwaffensalven erkennen, „Wir sind in einen Hinterhalt geraten.“, erklärte der Mann während Maramato ihn zu Saburos Haus stützte, „Wir konnten sie alle töten.“
Daniel selbst wirkte verwirrt, wollte den Männern aber helfen. Plötzlich spürte er, wie einer der Alten ihn an der Schulter zurück hielt. Er drehte sich um und erkannte das Gesicht wieder. Es war Maramatos Lehrer.
„Du!“, begann er schroff, „Warum bist du eigentlich hier?“
Bereit zur Defensive versuchte er einen Schritt zurück zu treten, doch der Griff an seinem Arm verstärkte sich.
„Was...was soll das heißen?“
„Du weißt nicht, was du willst, das soll das heißen!“, erklärte er auf japanisch und Daniel verstand es auf Anhieb.
Zögernd blickte er zu Boden, als sein Kinn wieder angehoben wurde.
„Hab gefälligst den Mut, mich anzusehen! Ich bin nicht dein Lehrer, dafür bin ich schon zu alt. Aber fang tunlichst damit an, dich zu entscheiden. Du kämpft schlechter als unsere Kinder. Dein Geist ist nicht bei der Sache, du bist unsicher.“
Daniel nickte, ließ aber diesmal den Kopf oben.
„Entscheide dich, ob du ein Mann sein willst, oder ein Feigling!“
Damit ließ er ihn los. Die Wort klangen für ihn im ersten Moment wie eine Beleidigung, trotzdem steckte Wahrheit in ihnen.
Daniel musste sich entscheiden, er konnte nicht länger zweigleisig fahren. Noch immer wünschte er sich einerseits die Rettung durch SG-1, andererseits die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft. Das machte ihn unsicher. Noch immer wollte er nicht kämpfen, selbst wenn er ein Schwert in der Hand hielt und es tat.
Er musste anfangen, den Fakt zu akzeptieren, dass er hier auf unbestimmte Zeit festsaß, und dass er diesen Menschen helfen musste. Er hatte mehr Wissen über die Goa`uld als das ganze Dorf zusammen.
Es war an der Zeit, dass er sich auf den Kampf besinnte. Er musste all seine nebensächlichen Gedanken über Bord werfen und nur noch daran denken, wie er die Jaffa am besten mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln besiegen konnte.
Er wollte ein echter Samurai werden.
***
„Ich würde ja gerne „In the eye of a tiger“, singen, aber leider fällt mir die Melodie nicht mehr ein- zu viele Jahre bei den Tok`Ra.“, scherzte Jacob während er den Gleiter steuerte.
Im hinteren Teil des Raumschiffes war es sehr ruhig geworden. Alle waren besorgt und nervös. Wahrscheinlich sogar ein bisschen mehr nervös als besorgt. Daniel schaffte es immer irgendwie, aus den schlimmsten Situationen heraus zu kommen, aber die Frage war nun, ob sie es- falls sie ihn finden würden- rechtzeitig und unverletzt wieder zurück zum Startpunkt, Jacobs Landefläche, schaffen würden. Oder waren die Jaffa vielleicht schon zu weit vorgerückt und ihnen gefährlich nahe? Sollte es zu einem unvermeidlichen Jaffa Kontakt kommen?
Der Tok`Ra konnte diese Gedanken in dem kleinen Raum förmlich kreisen hören.
„Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit.“, fauchte Jack zurück und sah dabei Teal`c an. Der Jaffa machte sich nichts aus dem Kommentar und blickte stumm um sich.
Sam und Janet saßen zusammen auf einer kleinen Bank, Feretti studierte sein Comic-Heft und Jack saß allein in einer halbdunklen Ecke und hantierte an seiner Waffe herum. In den letzten Wochen war es ihm trotz mehrere Integrationsversuche von Teal`c gelungen, sich von seinen Freunden auf der Basis zu distanzieren.
Kein nettes Geplauder, keine Geste des Verständnisses war von den restlichen Mitgliedern von SG-1 ausgetauscht worden, seit der Mission, bei der Daniel verschwand.
Jeder schien auf seine eigene Weise mit dem Verlust des Kameraden klar kommen zu wollen, und je länger es dauerte, umso weiter entfernten sich die drei Freunde voneinander.
Teal`c war klar, das langsam aber sicher einige klärende Gespräche zwischen ihnen anstanden, Freundschaften mussten wieder geschlossen werden, Gefühle offen ausgetauscht werden - natürlich nicht ohne die sichere Rückkehr von Danieljackson. Doch davon war der Jaffa fest überzeugt.
***
Daniel saß still auf dem Vorhof des Tempels und beobachtete Maramato, der eine Trauerzeremonie für die gefallenen Samurai abhielt.
Nur die engsten Verwandten durften daran teilnehmen und alles verlief sehr still, kein einziges Wort wurde gesprochen. Stattdessen kniete Maramato vor jedem Toten nieder, berührte dessen Brust, senkte den Kopf und stand wieder auf.
Hin und wieder drang ein leises Wimmern der Frauen aus dem riesigen altertümlichen Gebäude mit dem spitz geformten Dach, welches Daniel immer wieder an einen japanischen Garten erinnerte. Riesige Säulen bauten sich auf der kurzen Balkonflächen zwischen Tempel und Vorhof auf und umrahmten die goldene Tür, die immer offen stand.
Trotz all der spartanischen Verhältnisse im Dorf war hier an nichts gespart worden. Wunderbare, betörend duftende Blumen waren um das Gebäude herum gepflanzt worden, hohe, in weißer Blüte stehende Kirschbäume spendeten Schatten und wurden als heilig verehrt.
Daniel war so in Gedanken versunken, dass er den Abschluss der Zeremonie verpasste und auch nicht bemerkte, dass Maramato bereits wieder neben ihm stand. Als er dann aber aufsah, konnte er den Schmerz in seinen Augen deutlich sehen, vermutlich waren viele der Toten seine treusten Krieger.
„Seisan.“, ordnete der Samurai an und Daniel setzte sich mit ihm auf den Boden. Es war beeindruckend, wie viel er in den letzten Wochen von diesen Leuten gelernt hatte. Vorher war er nie in ostasiatische Sprachräume eingedrungen, ihn interessierten eher alte Sprachen aus Mesopotamien oder Südamerika, aber plötzlich fand er Gefallen an dem Japanischen.
„Das Sterben muss aufhören.“, erklärte Maramato im Lotussitz und schloss die Augen für einen Moment.
Daniel nickte und sah zu Boden, „Ich wünschte, ich könnte für euch die Tok`Ra oder die Asgard um Hilfe bitten, aber wir kommen ja nicht einmal in die Nähe des Stargates.“
„Wenn deine Freunde so mächtig sind, warum konnten sie deinen Tod...deine Tode nicht verhindern?“, Maramatos Stimme war gereizt. Er war traurig über den Verlust seiner Männer.
„Keine Ahnung- schätze, ich war immer an der falschen Stelle zur falschen Zeit. Lass mich deinen Leuten einiges über die Goa`uld erklären. Ich habe sie schon seit Jahren bekämpft, eigentlich...kenne ich die meisten davon persönlich. Sogar Yu.“
Erschrocken fuhr der Samurai auf, doch Daniel beruhigte ihn mit einer entsprechenden Geste.
„Auch wir hatten einige Pläne, die Goa`uld zu infiltrieren...leider hat es meistens nicht funktioniert. Wie viele Jaffa sind noch da?“
„Etwas mehr als 1000. Gestern Abend ist das Mutterschiff wieder im Himmel verschwunden und die Jaffa beginnen damit, sich in die Berge vorzuarbeiten.“
„Dann beschafft Yu möglicherweise neue Truppen, oder er geht auf eines dieser Goa`uld Gipfel...wie viele Samurai unterstehen dir?“
„Neunzig.“
Daniel rollte mit den Augen. „Großartig.“
„Mit dir sind es einundneunzig.“, erwiderte Maramato und lächelte leicht, erkannte er doch die Hoffnung in den Augen seines Freundes.
„Hör zu, es mag verrückt klingen, aber vielleicht könnten wir sie doch schlagen. Hier in den Bergen könnten wir sie in einen Hinterhalt locken. In ihren Rüstungen sind sie langsam und nicht sehr wendig, wir müssen das ausnutzen...", der Samurai wollte ihn unterbrechen, doch Daniel wedelte wild mit den Armen, "Maramato, wir müssen sie jetzt stoppen, bevor noch mehr Jaffa hier ankommen. Wenn Yu feststellt, dass er auf so eine starke Gegenwehr gestoßen ist, wird er sich vorerst zurückziehen und eine neue Armee aufbauen- bis dahin können wir durch das Stargate Unterstützung herbeirufen.“
Der Samurai nickte.
„Dann müsste jeder von uns 11 Krieger töten...und irgendjemand zehn.“, bemerkte er sarkastisch.
„Wir können nicht kampflos aufgeben.“, sprach Daniel und sah seinem Gegenüber tief in die Augen, „Am besten fangen wir sofort damit an, eine Armee aufzubauen- je eher wir die Jaffa attackieren, desto größer sind unsere Chancen zu siegen.“
Maramato lächelte, „So gefällst du mir schon besser.“
Daniel stand auf und wollte sich abwenden. Eine weitere Trainingsstunde mit dem Samuraischwert war bitter nötig, wenn er tatsächlich damit kämpfen sollte. Außerdem mussten seine Nahkampftechniken noch verbessert werden. Doch vorher wollte er noch etwas klären. Daniel drehte sich um und sah, wie Maramato gedankenverloren den Kirschbaum anstarrte. Zwar sollte er ihn nicht stören, doch er musste es wissen.
„Noch eine Frage. Was bedeuten die Inschriften auf euren Schwertern? Bei Zanaki habe ich WASSER gelesen. Bedeutet das, das er viel Kraft hat?“
„Es bedeutet, dass er wendig, ausdauernd und stark ist, wie ein Bach, der zu einem großen Flussbett wird, je weiter er fließt.“
„Ah...“, bemerkte Daniel etwas verständnislos, „Was steht auf deinem?“
Etwas widerwillig zog Maramato das Schwert aus seiner Rüstung und zeigte ihm die japanischen Schriftzeichen.
FALKE
„Und was bedeutet das?“
„Der Falke ist das Symbol für die Vereinigung von Stärke, Schnelligkeit und Mut.“
Gedankenverloren nickte Daniel. Hoffentlich stand auf seinem Schwert nicht ANFÄNGER.
***
„Bis in 72 Stunden!“, schickte O’Neill einen kurzen Gruß an das aufsteigende Raumschiff und folgte den Mitgliedern seines Teams in den Wald. Hier auf der Wiese waren sie ein viel zu leichtes Ziel für potentielle Angreifer.
„Das Dorf, von dem Teal`c gesprochen hat, müsste etwa fünf Meilen entlang dieses Pfades liegen.“, erklärte Sam und deutete auf einen Berg, „Dort hinten.“
Die Gruppe hielt noch einmal kurz inne um sicher zu gehen, dass sie nicht entdeckt worden waren. Immerhin konnten Jaffa sich leicht in den Gebüschen zwischen den Bäumen verstecken, aber offensichtlich hatten sie Glück gehabt.
„Hier sind Hufspuren, O’Neill.“, meldete Teal`c, der zusammen mit Feretti auf dem Pfad stand.
„Wie viele?“
„Duzende, aber wir müssen sie die Anzahl durch vier teilen- sie stammen von Pferden.“
„Danke Teal`c, wäre nie darauf gekommen!“, zischte Jack angespannt und sah nach den zwei Frauen.
„Sind sie bereit, Doc? Carter?“
Fraiser sah ihn besorgt an und zog sich den schweren Rucksack auf den Rücken. Sam tat es ihr nach und sicherte ihre P90 bis auf weiteres.
„Bereit, Colonel!“, versicherte Janet mit fester Stimme und nahm eine Mittelposition in dem Marschtrupp ein, während Teal`c mit Feretti die Vorhut, O’Neill und Carter die Nachhut bildeten.
***
Carter spürte zum ersten Mal seit Wochen wieder O’Neills Besorgnis. Erfreut stellte sie fest, dass er über seine Gleichgültigkeitsphase hinweggekommen war
Sam hatte gespürt, wie Jack und Daniel sich in den letzten Monaten auseinandergelebt hatten. Sie wusste nicht, ob es an Daniels Aufstieg lag, oder einfach an der Gesamtsituation. Vielleicht war es auch der Alltag.
Vor sieben Jahren waren sie noch alle neu im Team, es gab Reibereien aber auch positive Überraschungen auf jeder Mission. Doch nach einer solch langen Zeit hatten sie sich alle genaustens kennen gelernt, jeder wusste um die Stärken und Schwächen des anderen, jeder konnte die Gedanken seines Teammitgliedes aus dem Gesicht lesen- jederzeit.
Vielleicht war es einfach der Alltag, der das aus diesen beiden Freunden gemacht hatte und Sam beschloss, falls...nein, sobald sie Daniel wieder gefunden und sicher zur Erde gebracht hatten, dass es an der Zeit für eine kleine Party war, nur SG-1 Mitglieder. Es konnten lange Diskussionen geführt und Freundschaften neu gekittet werden.
„Woran denken Sie, Carter?“, fragte O’Neill dazwischen und hielt einen kleinen Abstand zu Janet, damit er mit seinem Major etwas Privatsphäre hatte.
„Ich hoffe, Teal`c hat recht mit seinem Traum und er ist dort oben.“, antwortete sie halbherzig. Natürlich machte ihr das Sorgen, doch ihre Gedanken waren woanders gewesen.
„Wär’ doch `ne echte Abwechslung, Daniel mal mit `nem Schwert rumrennen zu sehen.“, umging er ihre Vermutung und legte an Schritt zu.
Sam interpretierte die Geste richtig und versuchte sich nicht weiter in solchen Diskussionen. Im Moment war der Colonel noch nicht dazu bereit, über seine Emotionen zu sprechen, doch sobald alles wieder zur Normalität zurückkehrte, würde auch er darüber hinweg kommen

1 Tag vor dem Angriff

Erneut fand Daniel sich im Zweikampf wieder. Es war seit einigen Wochen zum Ritual geworden, dass er jeden Morgen und jeden Abend trainierte. Morgens Selbstverteidigung mit Nahkampf, abends Waffentraining.
Jack wäre so stolz auf ihn.
Wenn der Colonel sehen würde, in welch kurzer Zeit aus einem pazifistischem Archäologen ein richtiger Kämpfer geworden war...natürlich mochte er noch immer nicht den Gedanken daran, wie vielen Familien der Jaffas er die Väter oder Brüder wegnahm, doch auch die Samurai hatten Familien, die sie beschützen wollten.
Er war vor die Wahl gestellt worden, und er hatte sich entschieden.
Gegen die Jaffa, für die Krieger, die sein Leben gerettet hatten.
Die Klinge des Schwertes raste auf ihn zu und stoppte nur Millimeter neben seinen Rippen.
„Schon wieder tot.“, beschwerte sich sein Gegenüber Zanaki, Maramatos Lehrer, „Zu viel Denken ist tödlich.“
Daniel nickte und nahm abermals die Ausgangsposition ein.
Schweißperlen bildeten sich bereits auf seiner Stirn, er kam langsam aber sicher außer Atem.
Wieder raste Zanakis Schwert auf ihn zu, diesmal blockte er es von der Seite, sprang neben den Alten und wollte ihn im Rücken treffen, doch dieser wand sich so geschickt, dass nun Daniel derjenige mit einem Feind im toten Winkel war.
In letzter Sekunde warf er sich zu Boden und entging nur knapp einem weiteren tödlichen Treffer. Er rollte sich über die Wiese und kam hinter einem kleinen Stein zum Stehen, der ihm Deckung zum Aufstehen gab.
In der Zwischenzeit war Zanaki näher gekommen und Daniel schaffte es gerade noch rechtzeitig das Schwert zu heben, um einer Attacke entgegen zu wirken, die seinem Hals bestimmt war.
Der Alte stieß einen wilden Kampfschrei aus und der Archäologe zuckte kurz zusammen, fand sich aber schnell wieder und versuchte sich im Angriff.
Zwei seiner Schläge wurden geblockt, einer verfehlte Zanakis Bein nur um wenige Zentimeter. Glücklich von dem guten Ausgang der Attacke wurde Daniel unaufmerksam und schon bald spürte er einen kühlen Windhauch an seiner Kehle.
„Tot.“, sprach der Alte ernst.
Der Archäologe hielt inne, bis die Klinge ganz aus seinem näheren Umfeld verschwunden war. Erst als Zanaki sein Schwert wieder wegsteckte und sich gerade hinstellte, folgte Daniel seinem Beispiel und beide verbeugten sich voreinander. Am Rand wartete Maramato mit einigen Kriegern bereits auf ihn.
„Heute bist du nur sechs Mal gestorben.“, verkündete er lächelnd und verbeugte sich kurz vor seinem Lehrer, der ebenfalls der Gruppe beitrat, „Du wirst besser.“
„Er ist gut genug, um einen Kampf zu überleben- aber nur, wenn er aufhört, soviel zu denken.“, unterstützte ihn auch Zanaki und Daniel hob die Augenbrauen. So ein Kompliment hatte er von dem Alten wahrlich nicht erwartet.
Dann war er nun also bereit für den Angriff. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht, die restlichen Samurai zu instruieren, stellte den Feind genau vor, zeigte Stärken und Schwächen auf, gab Anregungen zu Ablenktechniken und wiederholte die Sprache mit ihnen.
Währenddessen hatte er weiter trainiert und war nun besser denn je.
Nicht, dass er so gut war wie die anderen Krieger, doch er schaffte es einigermaßen, mit dem Schwert in der Hand zu überleben. Das war ziemlich gut im Vergleich zu seinen ersten Versuchen in der Selbstverteidigung.
„Hier.“, Maramato reichte ihm einen schwarzen Lederharnisch, der Teil seiner Ausrüstung für morgen sein würde. Zu diesem gehörte auch noch der traditionelle Schutz für seine Arme und Beine und der Helm mit der Form eines feuerspeienden Drachens.
Daniel wusste, dass dies der Ablenkung und Abschreckung diente, trotzdem konnte er sich bei dem Anblick ein Lächeln nicht verkneifen. Manche der Samurai hatten sogar Hörner auf ihren Helmen. Sie mussten schon ein interessantes Bild abgeben.
„Hai.“, antwortete Daniel und nahm nach seiner Verbeugung die Ausrüstung entgegen. Sein Blutdruck stieg, die Aufregung um die Geschehnisse des baldigen Angriffs zehrten an seinen Nerven. Schon viele Male hatte er die Goa`uld bekämpft, doch niemals zu Pferde nur mit einem Schwert und ein paar Dolchen.
Hoffentlich würde ihr Plan funktionieren.
Es wurde langsam dunkel und die Gruppe marschierte zurück zu den Unterkünften. Vor einer Schlacht mussten sie alle topfit sein, was auch einen gesunden Schlaf mit einschloss.
Daniel entschied, in Saburos Garten zu gehen. Sie baute dort Beeren an, mit dessen Saft sie auch sein Bein geheilt hatte. Nach dieser Schlacht würde sie viele, um nicht zu sagen Tausende Beeren brauchen, bis jede Wunde behandelt werden konnte, also musste er Saburo helfen, so viele wie möglich zu pflücken und zu verarbeiten, bevor diese empfindlichen Früchte in dem feuchten Klima verschimmelten.
***
„Was denkst du, Teal`c?“, fragte Jack mit einer erstaunlich stark zitternden Stimme. Der Jaffa war sich nicht sicher, ob es an der Kälte oder an ihrer Entdeckung lag.
„Ich bin mir sicher, dass er es ist, O’Neill.“, bestätigte er und wollte langsam aufstehen, doch der Colonel hielt ihn zurück, „Es könnte sich um abtrünnige Jaffa oder irgendwelche Irren handeln, er könnte unter dem Einfluss von einem Goa`uld oder einer „Du- bist- mein- Gott- ich- bin- dein -Sklave- Droge stehen. Es ist besser, wenn ich allein gehe. Sobald Schwierigkeiten auftreten, könnt ihr mich rausholen. Feretti, sie haben solange das Kommando, verstanden?“
Der Mann nickte und rutschte auf O’Neills Platz, während dieser sich auf den Weg in das Dorf machte. Es war eine gespenstische Stille an diesem Abend, die alles umgab.
Nach dem langen Marsch waren sie endlich auf das gestoßen, wonach sie gesucht hatten. Als sei es das normalste der Welt, fanden sie Daniel in einem kleinen Garten, wie er einer Frau dabei half, Beeren zu pflücken und die Gartenabfälle weg trug. Der Archäologe schien in einer anderen Welt zu leben, in der Welt dieser seltsamen Menschen.
Er trug nichts mehr, dass ihn an seine letzte Mission, an seine Mitgliedschaft zur Erde erinnerte, stattdessen schmückte eine Art schwarz- grauer kurzer Karateanzug seinen erstaunlich muskulösen Körper.
Janet hatte sofort festgestellt, dass er nicht nur Gewicht verloren, sondern auch stark an Muskeln zugelegt hatte. Sie schätzten, dass es irgendetwas mit seiner Uniform zu tun hatte. Vielleicht war er von den Bewohnern des Dorfes versklavt worden, oder er war der Wirt für einen Goa`uld.
So nahe vor dem Ziel machte sie sein Auftreten nervös. Die Chancen, dass ihre Mission erfolglos ausgehen könnte, stiegen. All diese Details hatten sie nicht geplant- was war, wenn sie in ein Wespennest bestehend aus Jaffas mit ihren Familien gestoßen waren?
Aber vielleicht hatte Teal`c auch recht gehabt. Vielleicht war er ein Krieger. So wie Sam Daniel kannte, würde er jedes Volk unterstützen, dass sich gegen die Goa`uld stellte, selbst wenn das bedeutete, dass er selbst zum Krieger werden musste.
Das Team versammelte sich um Feretti und beobachtete weiter O’Neills Vorgehen.
***
Jacks Hand hatte sich zitternd um seine P90 gelegt, als er sich Schritt für Schritt dem kleinen Garten näherte, der nur wenige Meter außerhalb des Eingangstores dieses Dorfes lag. Er war nervös, verdammt nervös, gewissermaßen sogar ängstlich.
O’Neill wusste nicht, ob er in wenigen Sekunden in die Augen eines Freundes, oder in die eines Feindes blicken würde, wusste nicht, ob er möglicherweise sogar seine Waffe gegen Daniel einsetzen musste, um von hier weg zu kommen.
Die letzten Wochen huschten immer wieder vor seinem Geist vorbei, er erwog die Chancen, die Daniel hatte, noch immer der Alte zu sein, die Möglichkeit, dass Teal`cs Vision nur aus zu vielen Star Wars Filmen her resultierte...ok, letzteres war weniger wahrscheinlich.
Gewissermaßen wollte Jack dem Jaffa auch glauben, aber irgendwie hörte sich alles so...so freaky an. Daniel war schwer verletzt verschleppt worden, und plötzlich sollte er- ohne den Einfluss geistesvernebelnder Drogen- Karate lernen und Früchte anbauen? Es war einfach nur verrückt, dies war nicht der Daniel Jackson, den er kannte, denn dieser Mann hätte längst versucht, wieder mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Er hätte ihn nicht so lange hoffen und bangen lassen und wäre nach Hause zurück gekehrt.
Jack schlich sich näher ran und beobachtete seinen Freund. Konzentriert schnitt er kleine Reben mit roten Früchten von einem Strauch, warf sie in einen kleinen Bastkorb und trug sie in ein nahe gelegenes Haus. Er schien nicht mal Notiz von O’Neill zu nehmen, der nur wenige Meter hinter ihm stand.
Glücklicherweise war die Dämmerung schon herein gebrochen und nicht mehr allzu viele Krieger waren zu sehen. Jack wollte bei Gott nicht gegen diese Typen kämpfen. Er hatte ihre Rüstungen und Schwerter gesehen, hatte sie beim Kämpfen beobachtete und für sich entschieden, dass er ihnen nicht begegnen wollte- die Gefahr, seinen Kopf zu verlieren war zu groß.
Verdammt, hatte Daniel sich verändert. Durchtrainierte Arme traten aus den kurzen Ärmeln seiner Uniform hervor, ganz zu schweigen von dem, was der Anzug nicht vorzeigte. Wie konnte er nur trotz Verletzung in so kurzer Zeit so fit werden?
Jack hatte gesehen, wie er das rechte Bein noch immer entlastete. Für einen Laien wäre es unmöglich gewesen, so etwas zu erkennen, doch er war jahrelang darauf trainiert worden, die Schwächen seines Gegenübers auszuloten, und er hatte es gesehen.
Zumindest schien das die Option Goa`uld Wirt auszuschließen.
Nur noch weniger Meter trennten sie, als Daniel aufzublicken schien.
***
Er hatte den ganzen Tag trainiert und gearbeitet, dementsprechend müde war Daniel nun auch. Trotzdem hatte er Saburo versprochen, ihr bei der Ernte zu helfen. Vielleicht – wenn er jemals wieder zur Erde zurückkehrte- konnte man diese Beeren dazu verwenden, die eigenen verwundeten Soldaten zu heilen, so wie auch ihm geholfen werden konnte.
Noch immer fand Daniel sich außerstande zu begreifen, wie solch eine schwere Wunde so schnell heilen konnte. Nur noch eine Narbe war an der Stelle zurückgeblieben, an der er vor Wochen noch auf seinen eigenen Knochen blicken konnte.
Maramato hatte ihm erklärt, dass die Tempelpriester Abtrünnige der Samurai waren, die zwar ihre Kampfkunst, aber nicht ihre Kultur übernommen hatten und stattdessen Götter anbeteten, vermutlich die Goa`uld. Die Schwere der Wunde wurde durch ein Samuraischwert verursacht, das dieser Krieger einem verletzten oder toten Samurai entwendet hatte. Maramato hatte ihm gezeigt, dass dieses Schwert scharf genug war, um ein Haar im Flug zu spalten, daher schätzte Daniel es sehr, mit dieser Waffe nicht in allzu nahen Kontakt gekommen zu sein.
Müde schnitt er weiterhin die kleinen Reben von dem Strauch ab und warf sie in den Korb, den Saburo bereit gestellt hatte. Das ganze Training hatte ihn ausgelaugt und er musste fit sein, denn die entscheidende Schlacht stand bald bevor.
Plötzlich hörte er etwas hinter ihm knistern. Skeptisch richtete Daniel sich auf, behielt dabei das scharfe Messer in der Hand. Vielleicht war es wieder nur Maramato, der seine Reaktion testen wollte, aber vielleicht waren es auch Jaffa.
In Windeseile drehte er sich herum und stand kampfbereit vor seinem Gegner.
***
„Ist es nicht ein bisschen kalt für `nen kurzärmligen Karateanzug...?“, witzelte Jack und stand starr vor seinem Gegenüber, das nicht minder erstaunt war. Sogar die Luft schien still zu stehen, als die beiden sich tief in die Augen blickten, jeder von ihnen annahm, dass alles nur ein Traum war.
„Jack.“
Der Archäologe warf die Rebe, die er in der Hand hielt in den Korb und näherte sich langsam seinem Freund, noch immer das Messer kampfbereit an seiner Seite.
Interessiert musterte er den Colonel und stieg über den Zaun des kleinen Gartens, verlor Jack aber nie aus den Augen.
„Schön dich wieder zu sehen.“, war das einzige, was O’Neill einfiel und er versuchte sich in einem Lächeln. Noch immer war er nicht ganz davon überzeugt, dass er hier vor dem alten Daniel Jackson stand.
Dieser starrte noch immer ungläubig in die Augen des Colonels und suchte nach einem Täuschungsmanöver. Nach all der Zeit schien es ihm schwer zu fallen, an eine Rettung von SG-1 zu denken.
„Bist du es wirklich?“, fragte Daniel und war nur noch einen Schritt von seinem Freund entfernt. Beide Männer wurden still und versuchten das eben Geschehene zu verkraften.
„Schätze schon. Willst du die Narbe an meinem Hintern als Beweis sehen?“, erwiderte Jack nach einer Weile und das Eis zwischen ihnen brach. Überglücklich schloss Daniel den Colonel in eine tiefe Umarmung. Binnen Bruchteilen einer Sekunde fiel auch von O’Neill all der Kummer der letzten Wochen ab, all die Ungewissheit über den Verbleib seines Freundes, all die Schmerzen seines möglichen Todes.
Vergessen war die Gleichgültigkeit, die er kurz nach Daniels Verschwinden empfunden hatte, sie war wieder der selben freundschaftlichen Verbundenheit gewichen, wie noch vor wenigen Monaten. Jetzt, da Daniel abermals in Jacks Leben zurückgekehrt war, würden sie es irgendwie wieder hinbekommen. Wahre Freunde konnte nichts so schnell aus der Bahn bringen...


weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Jenny
Author's Notes:

Kann Jack Daniel daran hindern, den Samurai in einen Krieg gegen einen übermächtigen Feind zu folgen, oder war die gesamte Mission umsonst?

Kurzer Rückblick auf Teil 3:

„Du musst schon viel Leid miterlebt haben, um solche Träume zu haben. Nur den ältesten Kriegern unseres Stammes geht es wie dir.“

„Ich habe gesehen, was die Goa`uld den Menschen antun. Ich habe das Leid und die Verzweiflung gesehen, all die unnötigen Opfer, Kinder, deren Eltern in einem sinnlosen Krieg getötet wurden...das könnte ein ganzes Gruselkabinett füllen.“
„Du kannst dem Schmerz nicht erlauben, deine Seele zu zerstören.“
~~
„In all den Jahren, in denen unsere Kultur zu ihrer Stärke gewachsen ist, gab es nur wenige Menschen mit deinem Geist und deiner Weisheit. Die meisten von ihnen waren sehr alt und einige hatten zuvor ähnliche Erfahrungen wie du. Sie wurden in einem Kampf schwer verletzt und schwebten für mehrer Tage zwischen Leben und Tod. Diese Erlebnisse prägten sie und machten sie zu den weisesten Anführern unseres Dorfes. Diese Weisheit erkenne ich auch in dir, Danyel, obwohl du noch so jung bist.“
~~
"Wir sind da, Carter. Das Dorf, von dem Teal`c gesprochen hat, müsste etwa fünf Meilen entlang dieses Pfades liegen. Machen wir uns auf den Weg. “
~~
„Fang gefälligst bald damit an, dich zu entscheiden, Danyel. Du kämpft schlechter als unsere Kinder. Dein Geist ist nicht bei der Sache, du bist unsicher...entscheide dich, ob du ein Mann sein willst, oder ein Feigling!“
~~
„Hör zu, es mag verrückt klingen, aber vielleicht könnten wir sie doch schlagen. Hier in den Bergen könnten wir sie in einen Hinterhalt locken. In ihren Rüstungen sind sie langsam und nicht sehr wendig, wir müssen das ausnutzen...Maramato, wir müssen sie jetzt stoppen, bevor noch mehr Jaffa hier ankommen. Wenn Yu feststellt, dass er auf so eine starke Gegenwehr gestoßen ist, wird er sich vorerst zurückziehen und eine neue Armee aufbauen- bis dahin können wir durch das Stargate Unterstützung herbeirufen...je eher wir die Jaffa attackieren, desto größer sind unsere Chancen zu siegen.“
~~
„Ich hoffe, Teal`c hatte recht mit seinem Traum und er ist dort oben.“
„Wär’ doch `ne echte Abwechslung, Daniel mal mit `nem Schwert rumrennen zu sehen.“
~~
„Ich bin mir sicher, dass er es ist, O’Neill.“
„Es könnte sich um abtrünnige Jaffa oder irgendwelche Irren handeln, er könnte unter dem Einfluss eines Goa`uld oder einer „Du- bist- mein- Gott- ich- bin- dein -Sklave- Droge stehen. Es ist besser, wenn ich allein gehe. Sobald Schwierigkeiten auftreten, könnt ihr mich rausholen.“
~~
„Jack...bist du es wirklich?“
„Schätze schon. Willst du die Narbe an meinem Hintern als Beweis sehen?“
~~


Und nun die Fortsetzung:

Teil 4
“Sei unbezwingbar im Kampf, wie der Bergwind stürme heran, und magst du auch fallen, so ist es besser zu sterben auf dem Feld des Krieges, als in Alter und Schwäche..“

Es dauerte nicht lange, bis auch der Rest von SG-1 zusammen mit Janet und Feretti nachkamen. Genauer gesagt sprangen sie aus einem Gebüsch ganz in der Nähe. Daniel sah, wie Watanawee, der sich noch von seinen Verletzungen erholte, die Szene mitbekam und aufsprang, um ihm zu helfen, doch er hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
„Yame!“, rief er und der Krieger steckte das Samuraischwert weg, verbeugte sich und kam näher. Für ihn musste das Auftauchen von SG-1 wie ein Angriff gewirkt haben. Schon bald kamen auch viele der anderen Krieger aus ihren Unterkünften, obwohl es schon fast stockdunkel war.
Daniel ließ unterdessen von Jack ab und nahm eine herzliche Umarmung von Sam entgegen. Die beiden Wissenschaftler hielten sich für eine Weile fest, genossen das Widersehen und ließen erst voneinander, als immer mehr Krieger auf sie zu kamen und es Zeit für eine Erklärung wurde.
„Ich bin froh, dass wir dich wieder gefunden haben.“, flüsterte sie in sein Ohr und ließ dann ab, damit Feretti ihm die Hand schütteln und Teal`c sich verbeugen konnte.
Währenddessen war O’Neill neben Carter getreten.
„Irgendwelche Anzeichen für Goa`uld, Major?“, erkundigte er sich leise.
„Keine, Sir.“, erwiderte sie erleichtert.
„Und was ist mit Nish’ Ta?“
„Keine Anzeichen von Goa`uld- Technik, Sir.“
„Gedächtnisbeeinflussung?“
„Nein, Sir.“, erwiderte sie dann lächelnd und lief wieder zu Daniel.
Binnen weniger Minuten scharte sich das gesamte Dorf um die Ankömmlinge. Doch SG-1 kümmerte ich nicht im Mindesten darum. Zu groß war die Freude darüber, dass sie Daniel endlich wieder gefunden hatten, lebend und gesund.
Nach Wochen des Bangens war dies eine gewaltige Erleichterung und vermutlich hätten nicht einmal bewaffnete Jaffa irgendwelche Aufmerksamkeit des Teams auf sich gezogen, so sehr waren sie auf Daniel fokussiert.
Janet wartete, bis jeder den Archäologen begrüßt hatte und stürmte dann auf ihn zu, schloss ihn in eine feste Umarmung. Auch Daniel ließ sie für eine ganze Weile nicht los, doch die Samurai hatten sich um sie herum gestellt und er musste zunächst die Situation erklären.
„Das Bein sehe ich mir nachher an!“, sprach sie halbherzig und gesellte sich zu SG-1 und Feretti.
Ein hochgewachsener kahlköpfiger Mann kam auf sie zugelaufen und betrachtete die kleine Gruppe skeptisch. Jack hörte, wie Daniel etwas in einer anderen Sprache erklärte und wartete auf eine Übersetzung. Doch die Diskussion mit dem offensichtlichem Stammesoberhaupt dauerte an und O’Neill erkannte, wie Daniel aus irgendeinem Grund versuche, sich vor einer Antwort zu drücken, als der Krieger ihn am Kinn packte und zwang, ihm in die Augen zu sehen. Es schien dem Colonel wie eine Vater- Sohn- Szene, und gerade das reizte ihn noch mehr.
Daniel war sein...Sohn...sein bester Freund, auf den er Acht zu geben versprochen hatte, und jetzt drängte sich dieser Kerl ins Bild.
Die Diskussion ging weiter, bis Daniel sich schließlich verbeugte und dem Mann dabei zuversichtlich in die Augen sah- irgendetwas ging da vor sich und O’Neill mochte den Gedanken daran nicht. Aber zumindest war klar, dass Daniel weder ein Goa`uld, noch ein Sklave oder tot war- dies waren alles positive Nachrichten und Jack würde sich jetzt durch nichts mehr aus der Bahn bringen lassen.
Auf den verduzten Blick der SG-1 Mitglieder hin, stellte der Archäologe die Krieger vor. Er begann mit Maramato, der sein Leben gerettet und ihn in den alten Kampfkünsten ausgebildet hatte, zusammen mit Zanaki, seinem Lehrer, Saburo, die ihn geheilt hatte, deren Kinder und all die anderen Krieger, die er in der letzten Zeit hatte kennen lernen dürfen.
„Es sind Nachfahren der Samurai, Jack.“, schloss Daniel sein Plädoyer ab und erntete das Erstaunen der anderen.
„Dann hat ein Systemlord einige Samurai von unserer Erde entführt und hier hin gebracht, damit er eine Quelle an Wirten für sich und seine Jaffa hat?“, nahm Sam an und Daniel nickte.
„Die Samurai müssen auf die Goa`uld wie perfekte Krieger gewirkt haben. Glücklicherweise ist dieser eine Systemlord nie zurückgekehrt. Wir nehmen an, dass es Horus war, der Sohn von Osiris und Isis, der als Goa`uld aber nur bis vor etwa 750 Jahren erfasst wurde. Vielleicht ist er bei Kämpfen getötet worden und konnte so niemals zurückkehren.“
„Dafür hängt denen jetzt aber auch Yu auf dem Hals- dir übrigens auch.“, erklärte Jack und bemerkte, wie dieser Maramato ihn genau musterte. Er blickte zurück, von Anführer zu Anführer, bis er ein vorsichtiges Nicken von dem Mann erhielt und es erwiderte.
„Das ist eine andere Sache, über die wir reden sollten...aber nicht jetzt. Kommt mit ins Dorf, ihr solltet etwas essen, ihr seht schrecklich aus.“, lud sie Daniel ein, doch seine schnelle Reaktion auf das Thema Yu rief wieder O’Neills Instinkte auf den Plan.
Hier ging mehr vor, als der Archäologe ihnen bereit war zu erzählen.
„Wenn man dort auch so Muskeln bekommt wie sie, dann gerne!“, scherzte er und folgte dem Trupp in das Dorf.
***
Bevor etwaige Diskussionen geführt werden konnten, wurde SG-1 samt Anhang in eine mittelgroße Hütte geführt, wo man ihnen etwas zu essen und trinken anbot.
Selbst Sam war von der Güte dieser Menschen beeindruckt. Sie hatte vor langer Zeit während ihrer Kampfsportausbildung die Samurai studiert und tatsächlich waren diese Krieger ihnen hier sehr ähnlich. Statt der langen Haare trugen die meisten von ihnen eine Glatze. Daniel hatte erklärt, dass dies der Täuschung galt, wenn sie sich als wirkliche Jaffa ausgeben wollten. Die meisten von ihnen musste es viel Mut gekostet haben, sich die Haare schneiden zu lassen, galten sie doch in dieser Kultur als Zeichen der Weisheit.
Sam begann schon jetzt, diese Menschen zu bewundern.
Um ihnen etwas Privatsphäre zu lassen, war jeder außer Maramato und Saburo gegangen, während SG-1, Daniel, Feretti und Fraiser es sich an dem langen kleinen Holztisch im Lotussitz bequem machten.
Daniel war ungewöhnlich still und die Astrophysikerin war sich nicht sicher, ob es an dem plötzlichen Wiedersehen mit seinen Freunden lag, oder ob ihn etwas anderes betrübte. Fakt war jedoch, dass er sich sehr verändert hatte.
Er war stärker geworden, nicht nur körperlich, sondern auch mental, hatte es gelernt, seine Emotionen besser unter Kontrolle zu halten und zu schweigen, wenn es zuträglicher war, zuzuhören.
„Freunde von Danyel, sind auch Verbündete der Samurai.“, erklärte Maramato in fast perfektem Englisch und Sam fiel auf, dass er seine Augen nicht von dem Colonel ließ- wahrscheinlich traute er ihm nicht.
„Hai.“, unterstützte ihn Saburo, so als ob sie ihn verstand. Die zierliche Frau saß an der Ecke des Tisches, zwischen Daniel und Maramato und wartete, bis alle anderen begannen, Reis zu essen, ehe sie überhaupt ihre kleine Schale in die Hand nahm.
Sitte musste hier eine unglaubliche Bedeutung haben, mutmaßte Sam und lächelte Janet an, die bedrückt neben ihr saß.
„Jetzt können wir uns von dem Gewaltmarsch stärken.“, sprach sie und erkannte die Sorge in ihren Augen. Vermutlich würde diese auch nicht verschwinden, bis sie sich selbst überzeugt hatte, dass Daniels Bein ok war.
„Dann werde ich jetzt gleich mal den Fisch probieren.“, erklärte die Ärztin und griff zu, gefolgt von den anderen, während Daniel und seine Freunde aus dem Dorf warteten, bis die Gäste sich bedient hatten.
Das eigentliche Essen verlief in Totenstille. Jeder der Soldaten versuchte das Verhalten ihrer Gastgeber zu imitieren, um kulturelle Zusammenstöße zu vermieden, doch diese aßen stoisch ihren Reis und warteten dann, bis die Gäste fertig waren. In der Zwischenzeit hatten O’Neill und Carter mehrere Blicke ausgetauscht. Die Astrophysikerin konnte sehen, wie angespannt er war, obwohl offensichtlich niemand etwas dagegen hatte, dass SG-1 noch immer bewaffnet war.
Auch Teal`c war nicht minder nervös. Im Augenwinkel beobachtete er ständig Maramato, scheinbar wartete er nur auf einen Angriff, aber Sam war sich sicher, dass dieser ausbleiben würde.
Die ganze Situation würde es nicht zulassen.
Als sie alle das Dinner beendet hatten, flüsterte Maramato Daniel etwas auf Japanisch zu und stand dann zusammen mit der, in eine blaue Robe gekleideten, Saburo auf.
„Wir wollen euch Zeit geben, um mit Danyel zu reden. Ihr habt viel zu besprechen.“, erklärte er, verneigte sich und verließ dann die Hütte.
Der Archäologe saß verstört auf seinem Platz, so als fühle er sich zwischen all seinen Freunden unwohl. Spätestens jetzt wusste Sam, dass er noch mehr zu sagen hatte und Schritt Drei tatsächlich weitaus umfangreicher werden würde, als sie es gedacht hatten.
„Du scheinst ja ne tolle Zeit hier gehabt zu haben, zwischen all dem Sushi und den Karatestunden. Wie ist es dir so ergangen?“, erkundigte sich O’Neill, doch seine Augen sprachen eine andere Sprache: `Was zur Hölle ist los, Daniel?´
Der Archäologe lächelte kurz und sah dann in Janets Richtung, um dem Blick des Colonels auszuweichen.
„Gut.“, erklärte er, „Ich erinnere mich nicht mehr genau an das, was nach der Sache mit dem Priester passiert ist, als ich verletzt worden bin, doch als ich wieder komplett bei Sinnen war, befand ich mich hier, in diesem Dorf. Maramato muss mich gerettet und den ganzen Weg durch die Berge getragen haben. Als meine Verletzung dann zu heilen begann, habe ich damit angefangen, die Geschichte dieses Dorfes zu studieren. Wir haben es hier mit direkten Nachfahren der Samurai auf der Erde zu tun, Jack.“
„Teal`c hat geträumt, du seiest im Karateanzug rumgeturnt.“, erwiderte O’Neill, woraufhin Daniel überrascht die Augenbrauen hoch zog.
„Dann muss dieser Traum, den ich hatte...“
„Ich habe ihn im Kel’ Noreem mit dir geträumt, Danieljackson.“, erklärte der Jaffa und nickte dem Archäologen leicht zu.
„Wow...“, antwortete dieser und schob seine Schale Reis beiseite.
„Dann kannst du dich ja ab jetzt bestens selbst verteidigen.“, bemerkte O’Neill grinsend und wartete auf Daniels Reaktion. Dessen Miene änderte sich schlagartig. Nervös begann er damit, an seiner Unterlippe zu knabbern als er in Sams Augen blickte und erkannte, dass er nicht mehr um die Wahrheit herum kam. Sie wusste, dass er etwas verheimlichte.
„Vorher muss ich diesen Leuten noch helfen.“, sprach er beiläufig und sah beschäftigt zu Boden.
„Wobei?“, fragte Feretti und spielte mit den Stäbchen, die er vorher zum Essen benutzt hatte.
„Sie planen morgen Abend eine Attacke auf Yu’s Truppen.“
„DANIEL?“, mahnte O’Neill, wohlweislich, wie der Archäologe sie hierbei unterstützen würde.
„Ich habe ihnen mein Wort gegeben, Jack. Wir müssen es jetzt tun, bevor noch mehr Jaffa eintreffen. Es ist ihre einzige Chance...wenn Yu zurückkehrt und all seine Krieger erledigt sind, wird er sich zurückziehen um über neue Strategien nachzudenken. Wir müssen diese Zeit nutzen, um unsere Alliierten zu kontaktieren"
"Was ist, wenn Yu sich entscheidet, den ganzen Planeten in die Luft zu jagen?", fragte Jack zurück und ein theatralischer Dialog zwischen den beiden Freunden begann.
"Das weiß ich nicht."
"Dann wollt ihr einen Krieg beginnen, ohne euch überhaupt über die Konsequenzen im Klaren zu sein?"
"Wenn wir es nicht tun, wird diese ganze Kultur früher oder später sowieso ausgelöscht werden...sie verdienen diese Chance, Jack.“, der Archäologe blickte seinem Freund tief in die Augen, wissend, worauf ihre Diskussion hinaus führen würde.
„Verdammt, wir haben all das hier riskiert, um dich zu retten, Daniel! Und jetzt willst du schon wieder dein Leben aufs Spiel setzen?“
„Unsere Chancen stehen besser, als du denkst.“
„Dort unten im Tal warten mehrere Hundert Jaffa auf euch.“, schaltete sich nun auch Sam ein. Sie hatte es kommen sehen. Das war es, was Daniel zu verstecken versucht hatte- einen absoluten Selbstmordplan!
„Ich weiß.“, antwortete der Archäologe und lächelte. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter, „Diese Menschen haben mein Leben gerettet- ich werde sie jetzt nicht im Stich lassen.“
Wütend sprang Jack auf. Er war es leid, dem Jungen immer und immer wieder gesunden Menschenverstand eintrichtern zu müssen. Er kapierte es einfach nicht! Was zur Hölle war nur so schwer daran zu verstehen, dass ein paar Schwerter und Pfeile nicht viel gegen Stabwaffen und Zats ausrichten konnten?
Sie würden haushoch verlieren und dieses Risiko mit ihrem Leben bezahlen, nur aus falsch verstandenem Patriotismus!
„Dann lass dich meinetwegen von den Jaffa abschlachten.“, fauchte Jack wütend und stürmte aus der Hütte.
Daniel schloss kurz die Augen, erkannte dann auf dem Gesicht seiner Freunde, dass sie O’Neills Wut durchaus teilten.
„Ich habe sie auf den Plan gebracht, ich kann nicht mehr zurück. Aber wir werden es irgendwie schaffen. Wir haben eine Menge Vorteile gegenüber den Jaffa. Ich habe ihnen mein Wort gegeben, ich muss diesen Menschen helfen.“, rechtfertigte der Archäologe seine Entscheidung.
Dabei sah er tief in Sams und Janets Augen. Beiden Frauen dachten in dem Moment dasselbe.
Da war er wieder, der typische Daniel Jackson, der gerade nur knapp mit dem Leben davon gekommen war, und schon stürzte er sich wieder in die Fluten, um ein neues Volk vor dem Untergang zu retten.
Doch langsam musste auch er einsehen, dass der Weltenretter Jackson nicht jeden retten konnte- leider tat er dies nicht.
„Die haben Stabwaffen- ihr habt nur Pferde und Schwerter. Wie soll euch das einen Vorteil bringen?“, fragte Teal`c ernst.
„Wir werden einfach dafür sorgen, dass sie ihre Stabwaffen nicht einsetzen können. Wenn der Feind unsichtbar ist, ist das bekanntlich schlecht möglich.“
„Aber ihr könnt nicht alle auf diese Art erledigen.“, fügte Janet hinzu.
„Nein...aber uns fällt schon etwas ein. Hört zu, ich weiß, für euch muss es verrückt klingen, dass ich einen solchen Kampf eurer Rettung vorziehe, doch ich habe mein Wort gegeben, und das bedeutet hier eine ganze Menge mehr als auf der Erde. Ich muss ihnen helfen, so wie sie mir geholfen haben, und glaubt mir, wir haben eine gute Chance, zu gewinnen...besonders wenn wir schon morgen Abend angreifen.“
Niemand antwortete darauf, wog sich stattdessen in unsicherer Zurückhaltung. Nach einer Weile zeigte Sam auf den Ausgang.
„Ich werde mal nach dem Colonel sehen.“
„Nein.“, unterbrach sie Daniel, „Ich werde das tun.“
***
Es war schon finster, als Daniel wieder aus der kleinen Hütte trat. Die anderen Samurai hatten sich bereits schlafen gelegt, um für den baldigen Angriff fit zu sein und er wollte dies ebenfalls tun. Andererseits wollte er bei seinen Freunden sein und ihnen das Gefühl vermitteln, dass er ihre „Rettung“ durchaus schätzte.
Er wusste, wie sie sich jetzt fühlten, doch er musste auch sein Wort halten. Maramato verließ sich auf ihn.
Als er eine Weile gelaufen war, erkannte er Jack am Fuße des Tempels stehen. Daniel hoffte, dass er nicht vor Wut irgendetwas zu den Samurai, die Wache hielten, gesagt hatte, etwas, das er später bereuen würde.
Vorsichtig lief er näher auf seinen Freund zu.
Jack war frustriert und verletzt, das verstand er. Aber hier ging es um weit mehr als nur verletzten Stolz. Hier ging es um eine ganze Kultur, viele Männer und Frauen die ein Überleben verdienten, die FREIHEIT verdienten.
„Wir haben so viel riskiert, um dich zu retten.“, wiederholte O'Neill, ohne sich zu ihm umzudrehen. Er wusste, dass es Daniel war, erkannte die Art, wie er seine Schritte setzte, das Zögern, die Unsicherheit, was er sagen sollte.
Der Archäologe blieb zwei Meter von ihm entfernt stehen und sah wieder in den Sternenhimmel. Aus irgendeinem Grund gab ihm das ein Gefühl der Geborgenheit.
Unschlüssig trat er einen Schritt näher heran, versuchte O'Neills Gesichtsausdruck von der Seite auszumachen.
„Ich habe niemals behauptet, dass ich es nicht schätze.“, verteidigte er sich.
„Du willst also mit diesen Leuten hier in einen Krieg gegen die Jaffa ziehen?“, fragte er vorwurfsvoll und gleichzeitig besorgt.
„Du hast sie nicht kämpfen sehen, Jack. Wir können es schaffen, ich weiß es.", erklärte Daniel aufgeregt, "Ihr könnte gerne wieder mit Jacob zurück fliegen und mir ein Dekodiergerät da lassen- ich werde dann durch das Sternentor zurückkehren, sobald wir uns bis dorthin durchgekämpft haben.“
„Das kommt nicht in Frage!", schoss es aus Jack heraus, "Ich habe nicht stundenlang mit diesen Tok`Ra Typen rumdiskutiert, um dich jetzt hier zurückzulassen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass du einmal darauf verzichten kannst, den Weltenretter zu spielen. Du wärst fast getötet worden.“
Daniel schwieg für eine Weile, atmete dann tief durch.
"Das hier ist nicht Kelowna, Jack. Ich werde nicht sterben."
In Windeseile hatte der Colonel sich umgedreht und sah ihm wütend in die Augen.
"Ich scheiß' auf Kelowna, Daniel! Vor ein paar Monaten warst du so gut wie tot, vor ein paar Wochen bist du fast filettiert worden und jetzt?! Denkst du nicht, dass es an der Zeit ist, etwas vorsichtiger mit deinen restlichen Leben umzugehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du noch so viele davon hast."
„Du würdest an meiner Stelle nicht anders handeln...und das weißt du auch.“
Beide sahen sich eine Zeitlang an, jeder erkannte die Ängste, aber auch die Entschlossenheit des jeweils anderen.
Endlich, nach einigen Sekunden, verriet ein langsames Nicken den Colonel.
„Sag mir nur, dass es das wert ist...willst du wirklich wieder dein Leben für das hier riskieren, ist es das wert?“
„Ja Jack, das ist es...vielleicht wirst du es früher oder später selbst heraus finden.“, Daniel trat näher an seinen Freund heran, legte ihm eine beruhigende Hand auf die Schulter,“ Diese Kultur ist es wert, gerettet zu werden.“
***
Der Morgen brach früher herein, als es ihr lieb war und Sam drehte sich mit steifen Muskeln auf der Liege zur Seite.
Janet, die neben ihr schlief murmelte ein „Guten Morgen“ und versuchte aufzustehen.
Die Luft in der kleinen Hütte war eiskalt und die Astrophysikerin erinnerte sich, dass es keine Tür gab, um Wärme im Inneren zu halten.
Langsam stieg sie auf und streckte sich. Gott, sie war noch immer totmüde, erschöpft von dem Marsch und der Angst über die neue Situation, die sich ergeben hatte.
Einmal mehr war Sam davon überzeugt, dass Daniel sich verändert hatte. Er ging seinen Weg, achtlos darüber, was die anderen dachten. Einerseits machte sie das furchtbar wütend, gab ihr das Gefühl der Wertlosigkeit, andererseits, in dieser Situation, brachte es sie dazu, den Hut vor ihm zu ziehen.
Es steckte eine ganze Menge Courage in seinem Vorhaben, und es war nicht die emotionale Gleichgültigkeit, die ihn leitete, sondern sein eigener Verstand- zumindest seine Auffassung dessen, was richtig und falsch war.
Daniel war endlich erwachsen geworden.
Als Janet nicht aufstand, ließ sie die Ärztin noch ein wenig schlafen, schließlich war es gerade einmal fünf Uhr. Die Nächte hier waren extrem kurz, ganz zu schweigen von den warmen Mittagsphasen. Meist war das Klima feucht und mäßig warm, der perfekte Ort, um sich eine Erkältung zu holen. Trotzdem strotzten diese Menschen hier vor Gesundheit, schliefen in Hütten ohne Tür, in Betten ohne Kissen und nur einer hauchdünnen Decke.
Wie hatte Daniel das bloß überstanden?
Langsam trat sie aus der Hütte heraus und war nicht wenig überrascht, ihren Archäologenfreund zusammen mit einigen Kriegern auf einer Wiese zu sehen.
Sie trainierten für die Schlacht...
Leise schlich Sam sich näher und beobachtete Daniel. Wie ein Wiesel schlich dieser um den Gegner herum und attackierte ihn. Dieser wehrte sich, doch seine Versuche, den Angriff des Archäologen abzuwehren misslangen. Binnen weniger Sekunden hatte Daniel die Lage unter Kontrolle, hatte er gewonnen.
Sam erinnerte sich zurück an ihre Kampfsportausbildung und war überrascht, wie viele ähnliche Techniken sie hier sah. Sie wusste nicht genau, welchen Kampsportrichtung diese Krieger hier betrieben, aber Fakt war, dass es sehr viel mit ihrem Karatestil gemein hatte.
Es dauerte nicht lange, bis der Anführer der Samurai Sam erkannt hatte und das Training unterbrach. In Sekundenbruchteilen stellten sich alle Krieger inklusive Daniel in einer Linie auf und erwarteten das Eintreffen der Astrophysikerin.
„Guten Morgen.“, grüßte der große Krieger, den man ihr als Maramato vorgestellt hatte.
Sie nickte leicht und grüßte zurück.
„Wir müssen uns täglich neuen Herausforderungen stellen, um unseren Geist und unseren Körper zu schulen. Wir müssen jederzeit bereit sein, dem Feind gegenüber zu treten und zu kämpfen.“, erklärte der Samurai.
„Dort, wo ich Karate trainiert habe, hat man mir das auch gesagt.“, erwiderte sie lächelnd.
„Kara- te.“, wiederholte Maramato und schien nachzudenken, „Ich fühle mich mehr und mehr bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war, Danyel zu retten. Er wird uns zu unseren Wurzeln zurückführen.“
Der Archäologe nickte kurz, senkte dann den Kopf als Zeichen der Unterwerfung vor seinem Anführer.
„Du kannst auch kämpfen?“, erkundigte sich der Samurai bei Sam und die grinste breit.
„Ja, ich musste es im Rahmen meiner Ausbildung bei der Air Force erlernen. Ich habe den zweiten Dan in Jui- Jutsu, den ersten in Shito- Ryu.“
„Rang bedeutet bei uns nicht viel.“, erklärte Maramato ernst, „ Es ist wichtig, wie gut du kämpfen kannst, wenn es darauf ankommt.“
„Dann teste mich.“, rutschte es Sam heraus. Sie war in ihrer Ausbildung auf soviel Misstrauen gestoßen, besonders bei männlichen Vorgesetzten, dass es zu einem Reflex geworden war, dass sie sich jeder Herausforderung stellte.
„Hai.“, antwortete Maramato und die Astrophysikerin nahm an, dass dies eine Art der Bejahung war.
Der Anführer nickte Daniel zu und dieser stellte sich kampfbereit vor ihr auf.
„Oh nein, das werde ich nicht zulassen.“, beschwerte sie sich, doch Daniel beruhigte sie mit einer entsprechenden Geste.
„Ist schon ok, ich bin nicht aus Zucker.“, antwortete er mit einem leichten Grinsen. Die Astrophysikerin schnitt eine Grimasse, fand sich dann aber mit der Entscheidung ab.
Statt sich weitere Gedanken zu machen, bereitete Sam sich geistig auf den bevorstehenden Kampf vor.
Sie beobachtete Daniel, suchte seine Schwächen und plante einen Angriff.
„Hajime!“, kommandierte Maramato und sie begannen den Kampf.
Die Astrophysikerin beobachtete, wie Daniel sich sogleich auf ihre Seite schleichen wollte, um sie von dort aus anzugreifen, doch sie ließ es nicht zu und versuchte sich in einem geraden Tritt gegen die Brust als Angriff. Geschickt wich der Archäologe aus, blockte ihr Bein und wäre fast in ihre Seite geschnellt, hätte Sam ihn nicht bei der Abwehr mit der Handaußenseite am Hals getroffen und fast zu Boden gebracht.
Daniel ließ sich die Attacke nicht gefallen und stemmte seinen rechten Unterarm gegen ihr Kniegelenk, hielt ihren Fuß mit der linken Hand fest und blockte sie, damit sie mit dem ausgestreckten Bein zur Seite fiel.
Also gut, er wollte es auf die harte Tour...
Während sie auf die Seite stürzte, schnappte sie sich Daniel am Genick und zog ihn mit sich nach unten. Dieser hatte ganz und gar nicht mit so etwas gerechnet, rollte sich ab und landete auf dem Rücken. Sam nutzte die Gelegenheit und kletterte auf ihn, um ihn am Boden zu fixieren, doch der Archäologe erkannte ihren Plan und schleuderte sie wiederum über sich.
Beide endeten mehrere Meter rollend im Gras, als die Astrophysikerin zur entscheidenden Technik ansetzte. In Sekundenbruchteilen suchte sie mit ihrem Finger nach seinem Hals und drückte mit aller Kraft auf den Nerv, der genau unter dem Kieferknochen saß.
Daniel versuchte den Kopf wegzudrehen, aber es war zu spät.
Sie schnappte sich seinen rechten Arm und hebelte ihn soweit aus, dass jede weitere Bewegung seitens Daniel ihn gebrochen hätte.
„Yame.“, rief Maramato, als auch er ihren Sieg erkannt hatte und nickte ihr anerkennend zu.
Sie löste ihren Griff und Daniel stieg langsam wieder auf, lächelte aber trotz Niederlage noch immer.
„So was sollten wir öfters machen...“, kommentierte er außer Atem, als sie Jack erkannten, der einige Meter entfernt stehen geblieben war.
„Machen wir Frühsport, Kinder?“, fragte er mit sarkastischem Unterton und näherte sich. Wieder hielt er seine P90 vor der Brust, trug seine dunkle Sonnenbrille.
Sam errötete sofort, ließ sie sich doch normalerweise nie zu solchen Aktionen hinreißen, doch offenbar schien es den Colonel nicht weiter zu stören.
„Wir bereiten uns auf die Schlacht vor.“, erklärte Daniel und lockerte die Muskeln an seinem Arm. Er erkannte, wie sowohl Maramato, als auch Jack sich gegenseitig nicht aus den Augen ließen.
Er war sich sicher, dass dies verschwinden würde, sobald sie sich näher kennen lernten, falls...falls sie sich je näher kennen lernen würden.
Die Samurai zogen ab und Daniel war unschlüssig, ob er mit ihnen gehen, oder bei seinen Freunden bleiben sollte.
In der Zwischenzeit war Jack näher heran getreten, und wischte Sam gekonnt etwas Staub von der Jacke, „Lässt man sie mal ein paar Minuten aus den Augen...“
Die Astrophysikerin lächelte leicht, antwortete aber nicht.
„Also...“, begann Jack wieder, „Was macht die Kampfvorbereitung?“
„Wir sind bereit.“, antwortete Daniel, wich dabei dem Blick des Colonels aus. Er wusste, worauf dieser hinaus wollte.
„Wir?“
„Maramatos Männer und ich.“
„Und was ist mit uns?“
Der Archäologe riss die Augen weit auf. Wild blickte er zwischen Sam und Jack hin und her, suchte nach dem Anhaltspunkt eines Witzes.
„Nein! Seid ihr verrückt geworden?!“
„Ob...ob wir verrückt geworden sind?...Carter, habe ich das gerade richtig verstanden?“
„Ihr könnt nicht mitmachen. Das...das ist zu gefährlich für euch.“, fuhr Daniel fort.
„Zu gefährlich für uns? Wir haben Waffen...ihr habt...Spielzeug!“, Jack hatte den Kopf schräg gelegt, blinzelte seinen Freund mit einem Auge an.
„Jack, ihr seid den ganzen Weg hierher gereist, um mich zu retten, ich werde nicht zulassen, dass ihr in ein Gefecht geratet, das wir provoziert haben. Ich werde alleine mit den Samurai gehen. Wir haben uns wochenlang darauf vorbereitet, jeden Schritt geplant, jedes Detail berücksichtigt.“
Seine beiden Gegenüber blickten den Archäologen suspekt an.
„Also ist es OK, wenn sie gehen, obwohl wir extra wegen ihnen hierher gekommen sind, aber es ist nicht OK, wenn wir gehen?“
Daniel erkannte den Vorwurf, der in Sams Stimme steckte. Er konnte sich diese Diskussion jetzt nicht stellen, er musste sich auf die Schlacht vorbereiten. In wenigen Stunden musste sie von hier aus starten, um vor der Abenddämmerung das Lager der Jaffa zu erreichen. Ihnen lief sonst die Zeit davon.
„Ich werde kurz nach Doc Fraiser sehen.“, erwiderte er ablenkend und deutete auf die Hütte, aus der Sam zuvor gekommen war. Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er darauf zu.
***
Als Daniel außer Hörweite war, trat Sam einen Schritt auf ihren Colonel zu. Beiden spürten merklich, wie sich die ganze Situation zuspitzte.
„Sie wollen sie unterstützen?“, vergewisserte sich die Astrophysikerin und erhielt ein Nicken von Jack. Dieser hatte seinen Blick nicht von der Stelle genommen, auf der einige kleine Jungen jetzt Pferde versammelten, eine ganze Menge Pferde...
„Ich bin nicht den ganzen Weg gereist, um zuzusehen, wie die Jaffa ihn töten.“, bemerkte er düster. Die Vorbereitungen für den Angriff waren in vollem Gange, eine Erkenntnis, die O’Neill wie einen Tritt in den Magen traf.
„Nun, er ist verdammt gut geworden, um es mal so auszudrücken, Sir.“, entgegnete Sam und lächelte leicht, auch wenn es nicht besonders gut in die Situation passte.
„Oh Carter, soll mich das jetzt etwa glücklich stimmen?“, fuhr Jack sie an, „Ihm hilft sein ganzes Karatekönnen nichts, wenn ein Jaffa ihn aus ner viertel Meile Entfernung mit `ner Stabwaffe vom Pferd schießt. Ich bin es leid ständig zu hören, dass sie mit ihrer Kampfkunst Yu überlegen sind. Verdammt, sie sind es nicht.“
„Wie wollen sie sie unterstützen?“, erkundigte Sam sich und sah ihrem Colonel tief in die Augen. Sie erkannte Jacks Sorge um das Wohlergehen seiner Leute.
„Ich lass mir was einfallen. Ich sag es ihnen, sobald die Krieger aufgebrochen sind, ok?“
Damit wandte Jack sich ab und machte sich auf den Weg zu den kleinen Jungen, die sich um die Pferde kümmerten.
***
Daniel erreichte Janets Bleibe nach wenigen Sekunden und blickte vorsichtig hinein. Entgegen seiner Annahme schlief die Ärztin aber nicht mehr, sondern saß erschöpft auf ihrer Liege und starrte an die Wand.
Er ahnte, was in ihr vorging.
„Darf ich reinkommen?“, fragte er zögerlich und erntete Janets überraschten Blick.
„Ja...gerne...“
Die Ärztin sah ihn erwartungsvoll an, blieb aber auf der Liege sitzen und wartete, dass auch er ihrem Beispiel folgte.
„Gut geschlafen?“, erkundigte Daniel sich und lächelte auflockernd.
„Ja...“, Janet stöhnte leicht, „...auch wenn die Betten etwas hart und die Decken etwas dünn sind. Aber das bin ich ja schon vom SGC gewohnt.“
Daniel musste grinsen und legte ihr einen Arm um die Schultern.
„So ist nun mal das Leben hier, Komfort wird nicht gerade groß geschrieben. Sonst alles ok?“
Die Ärztin deutete auf sein Bein.
„Ich will mir das noch einmal ansehen, vorher lasse ich sie in keine Schlacht ziehen.“
Daniel wollte protestieren, doch sie hatte bereits ihre Arzttasche unter der Liege hervor gezogen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Resignierend schob er sich das rechte Hosenbein hoch. Es war locker genug, dass er es ohne Probleme bis übers Knie ziehen konnte.
Vorsichtig beugte Janet sich über die zentimeterlange Narbe, berührte sie an einigen Stellen, ließ ihn das Bein bewegen und war zufrieden. Eigentlich schien sie sogar enttäuscht zu sein, dass es keinen Grund gab, ihn an seinem Vorhaben zu hindern.
„Was machen ihre Allergien?“, fragte sie dann gewohnt professionell und überprüfte seine Pupillenreflexe.
„Bestens. Mir geht’s großartig. Keine Beschwerden. Sie müssen mich also nicht von Kopf bis Fuß durchchecken...“
Als sie auch noch ihr Stethoskop hervor zog, seufzte er leicht.
„Sie werden es trotzdem tun, oder?“
„Sehr richtig.“, bemerkte sie eisern und machte sich an die Arbeit.
***
Teal`c beobachtete mit Erstaunen, wie sich die einzelnen Samurai auf ihre Schlacht vorbereiteten.
Jeder von ihnen war tief in sich versunken und schien einer Art Ablaufplan zu folgen.
Zunächst wurden die Pferde, die bereits von den Kindern geputzt worden waren, auf Verletzungen überprüft, dann gesattelt und aufgetrenst. Anschließend zogen sich die meisten von ihnen zurück. Teal`c nahm an, dass sie ihre Waffen schärften, die Schützen bereiteten ihre Pfeile vor, die Schwertkrieger schärften die Klingen ihrer Schwerter, die Lanzenträger ihre Lanzen.
Während all dieser Vorbereitung wurde kaum gesprochen, die Frauen hatten sich in ihre Hütten zurückgezogen, einige der alten Männer hielten Wache, während die rund neunzig Krieger, einer nach dem anderen, durch das Dorf marschierten und sich geistig vorbereiteten.
Viele zogen sich auch in den naheliegenden Tempel zurück und beteten.
Teal`c war dies nichts allzu Unbekanntes.
Er selbst wusste, wie es bei ihm damals in den Lagern der Jaffa gewesen war, die ständige Angst vor Angriffen, die Verzweiflung über getötete Familienmitglieder, die geheime Angst vor dem, was als nächstes kommen würde.
Er wusste, wie sie sich fühlten und er würde sie unterstützen, falls möglich. Yu durfte nicht die Oberhand über diesen Planeten bekommen, da stimmte der er Danieljackson zu.
Maramato, der Anführer, kam in Kampfuniform aus seiner Hütte und ließ die anderen Samurai zusammen rufen.
Es ging los...
***
Daniel hatte nur noch wenig Zeit nach Janets Routinecheck gehabt, um sich umzuziehen. Die Zeit drängte, trotzdem wollte er noch eine Minute mit ihr verbringen.
Über die letzten Jahre war die zierliche Ärztin ihm ans Herz gewachsen. Sie war eines der nettesten und wunderschönsten Geschöpfe dieser Erde, das war nun mittlerweile seine Ansicht.
Trotzdem spürte Daniel ihre Besorgnis.
Natürlich war ihre Mission gewagt, aber sie konnten sich nicht einfach hier verschanzen und darauf warten, getötet zu werden. Die Entscheidung lag bei ihnen: kämpfen und möglicherweise gewinnen, oder warten und mit Sicherheit verlieren. Und die Samurai waren keine Krieger, die eine solche Chance verstreichen lassen würden.
„Was wird, wenn du verletzt bist?“, die Ärztin wurde persönlich und stellte sich neben ihm, als Daniel sich bereit machte, seine Rüstung anzulegen.
„Ich komme zurück, irgendwie. Ich hab es bis hierher lebend geschafft, ich komme wieder zurück. Wartet hier auf uns, hast du verstanden?...Ich will nicht, dass ihr da mit reingezogen werdet. Die Sache ist zu gefährlich.“
Janet nickte unwillig und umarmte ihn noch kurz, als er das Signalhorn hörte.
Instinktiv zogen all seine Muskeln sich zusammen. Jetzt war die entscheidende Stunde angebrochen.
In Windeseile drückte er der Ärztin noch einen Kuss auf die Wange und rannte dann in sein Zelt, um seine Waffen vorzubereiten..
***
Jack beobachtete, wie die ersten Samuraikrieger auf ihre Pferde stiegen, die unruhig mit den Hufen auf den Boden stampften.
Selbst sie schienen zu wissen, um was es hier ging.
Einige der Krieger blickten den Colonel düster durch ihre Masken an, und er musste zugeben, dass sie durchaus angsteinflößend wirkten. Vermutlich war das auch Sinn und Zweck ihres Aufzuges.
Langsam reihten die ersten Krieger sich ein, als auch Daniel in einer rotbraunen Rüstung aus seiner Hütte stiefelte. Jack erkannte ihn sofort, denn er war der Einzige ohne japanisches Aussehen und ohne ein Samuraischwert..
Der Colonel wollte auf ihn zulaufen, als sich einige Krieger um den Archäologen herum einfanden. Auch Maramato war unter ihnen, der ein zweites Schwert hielt, das noch in seiner Ummantelung steckte. Vermutlich war es brandneu.
Jack verfolgte die Geschehnisse aus einigen Metern Entfernung.
„Seisan.“, ordnete der Anführer an und Daniel kniete sich vor ihm nieder.
Zuerst sprach er etwas auf japanisch, doch als er O’Neill erkannte, übersetzte er es.
„Mit deinen Handeln hast du Mut und Weißheit bewiesen. Die Samurai ehren diese Tugenden. Als einen Teil des Ganzen nehmen wir dich hiermit in den Kreis der Samurai auf. Du wirst mit uns in die Schlacht ziehen, für unser Dorf kämpfen, dein Leben für unseren Glauben geben. Du wirst Seite an Seite mit uns kämpfen, und selbst wenn du der letzte Krieger auf dem Schlachtfeld bist, so wirst du nicht kampflos aufgeben, sondern weiterkämpfen, bis zum Tod. Du wirst deine Verbündeten ehren, aber auch deine Feinde, du wirst dein Herz in die Schale des Schicksals legen und kämpfen. Deine Kraft ist unsere Kraft, unsere Kraft ist deine Kraft.", Jack erkannte, wie Daniel langsam aufblickte und mit zitternden Händen das Schwert in die Hand nahm, das Maramto ihm reichte.
"...Von diesem Tag an, Danyel, bist du ein Samurai, mit allen Rechten und Pflichten. Es ist uns eine Ehre, dich in unserem Kreis aufzunehmen.“
„Wie hast du das nur wieder hinbekommen- erst denken wir du bist tot, jetzt wirst du auch noch zum Ritter geschlagen...“, murmelte O’Neill und sah, wie sein Freund das Schwert herauszog. Die Klinge wurde vom Sonnenlicht getroffen und leuchtete hell auf. Von weitem erkannte er eine Inschrift in japanischen Zeichen auf beiden Seiten.
„Der Drache...“, bemerkte Daniel verblüfft und blickte seinen „neuen“ Anführer an.
Maramato lächelte leicht.
„Der Drache ist die Verbindung von großer Weisheit und Mut. Seine Bewegungen sind zwar langsam, aber kraftvoll. Er kämpft für den Frieden und beschützt die Menschen. Deshalb haben wir ihn dir zugeteilt.“
Der Archäologe und neu- ernannte Samurai nickte und steckte das Schwert samt Ummantelung an seine Rüstung.
Ein tosendes Jubelgeschrei brach aus und alle Krieger schienen ihren Neuankömmling zu feiern.
‚Zu Schade, dass ich Daniel-san danach wieder mit nach Hause nehme.’, dachte sich Jack und sah, wie Daniel zu ihm laufen wollte, doch Maramato hielt ihn kurz zurück und berührte vorsichtig einige Stellen an seinem Hals. O’Neill nahm zunächst an, er wolle irgendetwas überprüfen, doch er ließ ihn kurze Zeit später wieder los und der Archäologe kam auf seinen Freund zu.
„Na, was hast du geschenkt bekommen?“, fragte er sarkastisch, doch Daniel ließ sich nicht stören.
„Das weißt du doch bereits.", erwiderte er gespannt," Ich bin nur gekommen, um dir Lebwohl zu sagen, bevor ich gehe.“.
„Das ist alles? Nicht mal ne Umarmung bekomme ich, dafür, dass ich solange versucht habe, dich zu finden?“, bemerkte der Colonel gespielt verletzt und erntete Sekunden später eine feste Umarmung seines Freundes, wobei er ihm nicht zu nahe kommen wollte, denn überall in seiner Rüstung waren Waffen versteckt.
Jack zählte zwei sogenannte Sais, Dreizackdolche, griffbereit hinter seinem Rücken verborgen, ein Schwert, mehrere Wurfsterne und sogar einen kleinen Behälter, der scheinbar mit etwas gefüllt war, dass die Samurai dazu verwendeten, einen künstlichen Nebel zu erzeugen, um ihre Gegner zu verwirren.
O’Neill hatte heute morgen gesehen, wie es einer der Krieger testete.
Daniel entzog sich langsam der Umarmung und wollte sich auf den Rückweg machen.
„Hey, wir sehen uns doch wieder, oder?“
Der Archäologe grinste und stieg dann auf sein bereits gesatteltes Pferd.
„Wir werden uns wiedersehen.“, bestätigte er und blickte verblüfft zur Seite, als ihn jemand an der Schulter berührte. Jack erkannte, dass es einer der Alten war, der die Krieger unterstützen wollte und selbst in eine dunkelgrüne Rüstung gekleidet war.
„Denk nicht zuviel.“, ermahnte er Daniel und dieser nickte. Scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sogar die Alten ihren Kampf unterstützen würden.
Der Archäologe verbeugte sich vor dem anderen Mann auf dem Pferd und unter Maramatos Befehl setzte sich die Kolonne in Bewegung.
Neben seinem Pferd erscheinen Sam und Janet noch einmal kurz, beide wirkten sehr besorgt.
„Wir können immer noch die Asgard um Hilfe bitten.“, erklärte Sam, doch Daniel lächelte sie beruhigend an. Jack erkannte, dass er in der kurzen Zeit hier schon viel gelernt hatte. Seine Erscheinung war fast vollkommen apathisch und passiv, seine Gesten weich und fast emotionslos.
„Dafür ist keine Zeit mehr. Aber wir werden es schaffen, Sam. Morgen bei Sonnenuntergang werden wir zurück sein. Bleibt solange hier und seht euch den Tempel an.“
Spätestens jetzt nahm O’Neill an, dass dem Jungen absolut nicht klar war, in was für einen Kampf er sich hier stürzte.
Schon bald liefen auch Maramatos und Zanakis Pferde zu und Daniel musste ihnen folgen. Mit einer kurzen Bewegung mit der Ferse galoppierte sein Rappe an und folgte der Gruppe.
Jack wich vor dem Staub zurück, den die fast einhundert Pferde beim angaloppieren aufwühlten und stand schon bald neben Carter, die zusammen mit den anderen bedrückt die Szene verfolgte.
Alle warteten, bis der Tross vorbeigezogen war, ehe sie sich trauten, auch nur ein Wort zu sprechen.
Minutenlang hämmerten Hufe über den kleinen Kiesweg, wieherten Pferde, grollte Kriegsgeschrei von den Samurai. Es war beeindruckend, sogar mitreißend.
Diese Krieger schienen sich tatsächlich vor nichts zu fürchten, was ihnen den Vorteil einräumte, dass sie nicht zögerten und ebenso wenig auf ihr eigenes Leben Acht gaben, um ihre Ziele zu erreichen.
Daniel war nur Sekunden später aus ihrem Blickfeld verschwunden, genauso wie Maramato und Zanaki, der Alte, die neben ihm ritten.
Jack erkannte, wie überall die Frauen und einige restliche Männer, die entweder verletzt oder zu alt für die Schlacht waren, aus ihren Hütten traten und sich tief vor den Samurai verbeugten. So zeigten sie ihre Ehrerbietung gegenüber denen, die ihr Leben für die Sicherheit des Dorfes riskierten.
Der Colonel fühlte langsam aber sicher den inneren Drang, dies auch zu tun, doch er zögerte. Kein Zweifel, diese Kultur faszinierte ihn zutiefst, aber er war bereits zu lange ein Militär, um noch daran zu glauben, dass man mit genug Entschlossenheit und geistiger Stärke eine Schlacht gewinnen konnte.
Er war ein Stratege, er hatte über Jahre hinweg gelernt, wie man den Feind wann und mit welchen Waffen bekämpft. Was die Samurai taten, glich dem Kampf David gegen Goliath. ...Und Daniel war der Hauptinitiator.
„Was machen wir jetzt, O’Neill?“, fragte Teal`c und näherte sich seinem Freund. Dieser wartete, bis auch das letzte Hämmern der Hufe in der Weite des Tals verschwand, ehe er antwortete.
„Wir suchen uns ein paar Pferde und folgen ihnen. Aber wir sollten noch einige Minuten warten, ich will sie nicht auf halber Strecke einholen.“
Keiner widersprach und Jack blickte noch lange die Staubwolke an, die sich über dem Weg gebildet hatte, so als wäre er dadurch näher am Geschehen, ritt mit den Kriegern, legte ein paar Jaffas auf die altmodische Weise um.
Er fühlte sich in der Lage, als könne er all das, was eben passiert war zurückdrehen und aufhalten, indem er sich der Wolke näherte und sie mit seiner P90 durchschnitt- aber er konnte es nicht.
Er fühlte sich hilflos. Die Erde und die ganze Mission schien so...unwichtig angesichts dessen, was sie in den wenigen Stunden hier erlebt hatten. Daniel hatte allen Grund, sich diesen Menschen anzuvertrauen.
Eigentlich...gewissermaßen erinnerten dieser Planet und dieses Volk in an Leira. Die Ruhe und Leidenschaft weckten seine Erinnerungen- und damit auch die Schmerzen seines Weggangs.
Er war Daniel gegenüber nicht fair gewesen, denn damals, auf Leiras Planet hätte er nicht anders reagiert, als der Archäologe heute.
Plötzlich spürte O’Neill eine Hand auf seiner Schulter. Ein kurzer Blick nach hinten verriet ihm, dass der Rest von SG-1 plus Fraiser sich umsah und das Feretti hinter ihm stand.
Das Gefühl ertappt worden zu sein, überkam Jack, auch wenn es nicht gerechtfertigt war. Langsam ließ er seine P90 wieder zu Boden sinken, genau wie es die letzten Staubwolken taten, und drehte sich um.
„Diese Situation geht uns allen an die Substanz, Sir.“, bemerkte Feretti und nahm seine Hand weg.
„Ich weiß. Hoffen wir, dass nicht noch mehr Jaffas in der Zwischenzeit angekommen sind, sonst schaffen die es nie.“
Feretti lächelte leicht. Scheinbar wusste er etwas mehr als der Colonel.
„Carter meinte, dass sie Akupressurpunkte nutzen und somit das Schmerzzentrum im Gehirn lahm legen. Die können zig Mal von ner Stabwaffe getroffen werden und trotzdem weiterkämpfen.“
„Deshalb haben die einander am Hals rumgedrückt...“, mutmaßte O’Neill und erntete ein Nicken.
„Das denkt sie zumindest und ich stimme ihr zu.“
„Nach all dem. Was ich heute über die Samurai erfahren habe, stimme ich ihr auch zu.“, bestätigte Jack und machte sich auf den Weg zur Pferdekoppel, „Beeilen wir uns. Wir wollen doch nicht zu spät zur Party erscheinen...“


weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by Jenny
Author's Notes:

Daniel muss eine Entscheidung treffen, doch ist es die richtige?

Kurzer Rückblick auf Teil 4:

„Es sind direkte Nachfahren der Samurai, Jack.“,
„Dann hat ein Systemlord einige Samurai von unserer Erde entführt und hier hin gebracht, damit er eine Quelle an Wirten für sich und seine Jaffa hat?“
~~
„Die Samurai müssen auf die Goa`uld wie perfekte Krieger gewirkt haben. Glücklicherweise ist dieser eine Systemlord nie zurückgekehrt. Wir nehmen an, dass es Horus war, der Sohn von Osiris und Isis, der als Goa`uld aber nur bis vor etwa 750 Jahren erfasst wurde. Vielleicht ist er bei Kämpfen getötet worden und konnte so niemals zurückkehren.“
„Dafür hängt denen jetzt aber auch Yu auf dem Hals- dir übrigens auch.“
~~
"Ich habe ihnen mein Wort gegeben, Jack. Wir müssen es jetzt tun, bevor noch mehr Jaffa eintreffen. Es ist ihre einzige Chance...wenn Yu zurückkehrt und all seine Krieger erledigt sind, wird er sich zurückziehen um über neue Strategien nachzudenken. Wir müssen diese Zeit nutzen, um unsere Alliierten zu kontaktieren"
"Was ist, wenn Yu sich entscheidet, den ganzen Planeten in die Luft zu jagen?"
"Das weiß ich nicht."
"Dann wollt ihr einen Krieg beginnen, ohne euch überhaupt über die Konsequenzen im Klaren zu sein?"
"Wenn wir es nicht tun, wird diese ganze Kultur früher oder später sowieso ausgelöscht werden...sie verdienen diese Chance, Jack.“,
~~
„Diese Menschen haben mein Leben gerettet- ich werde sie jetzt ganz bestimmt nicht im Stich lassen!“
„Die haben Stabwaffen- ihr habt nur Pferde und Schwerter. Wie soll euch das einen Vorteil bringen?“
„Wir werden einfach dafür sorgen, dass sie ihre Stabwaffen nicht einsetzen können."
~~
"Das hier ist nicht Kelowna, Jack. Ich werde nicht sterben."
"Ich scheiß' auf Kelowna, Daniel! Vor ein paar Monaten warst du so gut wie tot, vor ein paar Wochen bist du fast filettiert worden und jetzt?! Denkst du nicht, dass es an der Zeit ist, etwas vorsichtiger mit deinen restlichen Leben umzugehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du noch so viele davon hast."
„Du würdest an meiner Stelle nicht anders handeln...und das weißt du auch.“
~~
„Ihr könnt nicht mitmachen. Das...das ist zu gefährlich für euch.“
„Zu gefährlich für uns? Wir haben Waffen...ihr habt...Spielzeug!"
„Jack, ihr seid den ganzen Weg hierher gereist, um mich zu retten, ich werde nicht zulassen, dass ihr in ein Gefecht geratet, das wir provoziert haben. Ich werde alleine mit den Samurai gehen. Wir haben uns wochenlang darauf vorbereitet, jeden Schritt geplant, jedes Detail berücksichtigt. Es ist unser Kampf."
~~


Und nun die Fortsetzung:

Teil 5

"Das Wasser ist das weichste und schwächste Wesen der Welt. Dennoch, in der Überwindung des Festen und Harten ist es unbesiegbar und nichts auf der Welt ist ihm gleich."


"Sir, wir haben hier etwas gefunden, das sollten Sie sich ansehen!"
Siler war so schnell in Hammonds Büro gestürzt, dass dieser nicht einmal das Foto, welches er in der Hand gehalten hatte, beiseite legen konnte.
Wie zu erwarten zeigte es SG-1 in zivil auf einer seiner letzten Geburtstagspartys zusammen mit Kayla und Doktor Fraiser. Sie alle wirkten so froh und unbeschwert, das absolute Gegenteil zur derzeitigen Situation.
Sofort sprang Hammond auf, legte das Foto beiseite und folgte Siler durch den Besprechungsraum hindurch zur Kommandozentrale.
"Sir, wir haben noch einmal die vom UA-V erbrachten Daten für P9R 253 analysiert."
Der General wurde sichtlich gespannter.
P9R 253 war der Planet, auf dem Doktor Jackson verschwunden war. Vielleicht wartete Siler mit guten Nachrichten auf ihn.
"Was haben sie herausgefunden?"
Der Seargent war bei seinem Computer angekommen und lud ein Programm.
"Sir, einem unserer Archäologen fielen die Steinmonumente ins Auge, die vor dem Stargate errichtet wurden. Ihre Bauweise folgt immer einem bestimmten mathematischem Schema, einer Zahlenfolge mit deren Hilfe sie astronomische Erkenntnisse gewinnen können...jedenfalls...", die Aufnahme von einigen der Steine erschien auf dem Monitor.
"...fiel ein Monument aus der Reihe."
"Und was hat das zu bedeuten?", Hammond war unsicher, ob er froh oder erschüttert über die Entdeckung des Archäologen sein sollte.
"Nun Sir, Major Carter hat vor ihrer ersten Mission auf diesem Planeten auf eine Energiequelle hingewiesen, die sich vor dem Tor befindet. Möglicherweise ist dort etwas unter dem Stein versteckt, das diese Energie verursacht."
"Wie hilft uns das im Moment weiter?"
"Nun, ich bin mir nicht sicher, Sir, aber gemäß den Abmessungen könnte ein Asgard- Transportgerät locker darunter Platz finden."
"Die Asgard?", Hammond war komplett irritiert.
"Sir, ich weiß es klingt weit hergeholt, aber ausgehend von den Energiemessungen zu Beginn der Mission und der Form und Größe dieses Steins...es ist zumindest einen Versuch wert."
"Sie denken irgendjemand hat den Asgard- Schutzmechanismus mit Stein versiegelt und damit den Goa`uld freien Eintritt zu ihrer Welt gewährt? Aber das ergibt doch keinen Sinn."
"Doch Sir,", Siler wurde immer aufgeregter, "Vielleicht hat Yu vom Weltall aus Kontakt mit diesen Leuten aufgenommen, sich als Gott ausgegeben und ihnen befohlen, den Asgard- Schutzmechanismus außer Kraft zu setzen. Auf diese Weise könnte Yu sich- ohne dass es jemand bemerkt- Zutritt auf einen Asgard- geschützten Planeten beschaffen, in den Mienen Naquadah für seine Raumschiffe abbauen und dann wieder verschwinden. Schließlich würde niemand erwarten, dass sich ein Goa`uld auf einen Planeten verirrt, der durch solch einen sensiblen Schutzmechanismus gesichert ist, wie der der Asgard- leider wurde den Leuten zu spät klar, dass sie einem Teufel die Türe geöffnet haben..."
"In diesem Fall könnten wir die Asgard um Hilfe bitten.", fasste Hammond zusammen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Silers Idee wirkte weit hergeholt, aber letztendlich ergab sie Sinn.
"Also gut, Seargent. Kontaktieren sie die Asgard. Finden sie heraus, ob 253 ein geschützter Planet ist und erklären sie ihnen die derzeitige Lage."
"Wird sofort erledigt!", antwortete Siler hoffnungsvoll und begann das Tor anzuwählen.
+++
( Einen halben Tag später)
Das Schwert glänzte in einem sagenhaft hellen Licht, als Daniel es hoch hielt und betrachtete.
Es musste Wochen gedauert haben, um diese einzigartige Waffe herzustellen, die Schneide zu schleifen und die Inschrift so genau einzugravieren. Schon wieder war er fasziniert.
Nach all seinen Sternentorreisen, all den Kontakten zu fremden Kulturen, all den unterschiedlichen Mentalitäten spürte Daniel keinen Drang mehr nach der weiteren Suche nach etwas, das er nicht definieren konnte, so als wäre dieser Ort als das Ende seiner Reise bestimmt.
War es das?
Sollte er heute in dieser Schlacht sterben?
Oder sollte er zurück kehren und die Samurai weiterhin unterstützen?
Daniel wurde unsicher, wollte er doch eigentlich mit seinen Freunden durch das Sternentor wieder zur Erde gehen, doch er wollte auch weiterhin die Ruhe verspüren, die ihn hier umgab.
Was sollte er also tun?
Er wusste es noch nicht und er nahm sich vor, in der nächsten Zeit nicht weiter darüber zu grübeln, zu wichtig war im Moment der Sieg gegen die Jaffa auf diesem Planeten.
Und sie waren nur noch wenige Minuten von dem alles entscheidenden Angriff entfernt.
Alle Krieger begannen sich langsam in Position zu bringen, Bogenschützen positionierten sich im Wald, Lanzen- und Schwertträger formten mit ihren Pferden ein großes V, welches die stärksten Krieger in sich schützte, um mit ihnen später den Endschlag, den finalen Angriff gegen die Anführer durchzuführen.
Aus irgendeinem Grund war Daniel mit Maramato in der Mitte.
Er fühlte sich nicht wohl da, obwohl er zum Auftakt der Schlacht an einem der sichersten Orte war. Trotzdem kam es ihm so vor, als würde er die anderen Samurai betrügen.
Sein Pferd spürte seine Unruhe und begann nervös herum zu tänzeln, was auch Maramato nicht entging.
"Du kannst jetzt nicht mehr zurück.", sprach er emotionslos, die Augen weiterhin auf den Waldrand gerichtet.
"Ich weiß.", verteidigte er sich und blickte den Samurai hilfesuchend an, "Ich hoffe nur, dass unser Plan klappt."
"Das hoffe ich auch, mein Freund.", erwiderte Maramato und gab den Männern ein Zeichen. Es ging los.
+++
"Wo zum Teufel stecken die?", fragte O'Neill laut, die Spannung in seiner wurde Stimme mehr und mehr hörbar. Nervös überblickte er mit seinem Fernglas die Umgebung, konnte aber keine Samurai entdecken.
"Vielleicht wollen sie weiter ins Tal reiten und das Lager von Yu's Truppen direkt angreifen.", mutmaßte Sam und brachte ihr Pferd neben dem des Colonels zum Stehen.
"Ich dachte, die hatten so einen wahnsinnig tollen Plan, die Jaffa irgendwohin zu locken, wo sie ihre Waffen nicht nutzen können. Das Camp liegt aber auf freiem Feld."
Auch Teal`c und Ferretti gesellten sich zu ihnen, beide nicht minder besorgt.
"Die Hufspuren führen diesen Pfad hinunter, O'Neill. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Lager der Jaffa, wenn Danieljackson plant, sie vom Wald aus anzugreifen.", erklärte Teal`c und zog verblüffte Blicke auf sich.
"Wieso denkst du, sie wollen so angreifen und nicht vom Sternentor aus?", erkundigte sich O'Neill und legte den Kopf schief. Ein eindeutiges Zeichen, dass er in einer absolut schlechten Stimmung war.
"Ich habe Danieljackson und Maramato zugehört. Ich glaube, dass sie die Jaffa in ein Waldstück in der Nähe des Lagers locken und angreifen wollen. Deshalb wollten sie die schnellsten Pferde reiten."
"Einfach großartig, unser Daniel.", fauchte O'Neill und besah sich den steilen Pfad, den die Samurai benutzt hatten.
Nach kurzem Zögern steuerte er sein Pferd den Berg hinunter.
"Teal`c."
"Ja, O'Neill?"
"Erinnere mich daran, Daniel mal kräftig den Kopf zu waschen, wenn wir zurück kommen."
"Wie immer, O'Neill."
+++
Daniel sah, wie sich das große V vor ihnen auftat und die Krieger ihm und Maramato den Weg frei räumten.
Hoffnungsvolle Blicke trafen die beiden, Häupter verneigten sich vor ihnen.
Es war ein mystisches Gefühl, zwischen all den Samurai hindurch zu reiten. Immerhin würden sie nun die Schlacht starten, von der niemand sicher sein konnte, sie zu überleben. Sie würden den Schritt wagen und diese wundervolle Kultur vor der Zerstörung durch die Goa`uld bewahren.
Erst jetzt spürte Daniel den Druck, der auf seinen Schultern lastete, das Vertrauen, das ihm diese Menschen entgegenbrachten, ebenso wie ihren Respekt.
In diesem Moment vergaß er seine Herkunft, seine Geschichte, seine eigentliche Bestimmung.
Ab diesem Moment war er ein Samurai, fühlte sich, als hätte er in seinem gesamten Leben nichts anderes getan, als sich auf diesen einen Tag vorzubereiten.
Daniels Herz raste, doch er hob stolz seinen Kopf. Dieser Augenblick war es wert, genossen zu werden.
Genauso wie Maramato schob er nun die Maske vor sein Gesicht, griff die Zügel noch ein wenig kürzer, überprüfte die Steigbügel, legte eine Hand auf das Schwert zu seiner rechten.
Die Pferde liefen langsam los und Schritt für Schritt näherten sie sich der Spitze des Feldes.
Daniel war überwältigt, wie all die Krieger sich so gekonnt in dem Waldstück versteckt hatten. Niemand konnte auch nur ahnen, dass neunzig Mann hier auf den Feind warteten.
All die Blicke stärkten ihn nur noch bei dem Gedanken, dass sie siegen mussten. Es gab keine andere Option.
Sieg oder Auslöschung.
Sie erreichten die Spitze und Maramato galoppierte sein Pferd an, Daniel folgte ihm.
Zusammen würden sie sich dem Camp nähern, nach Möglichkeit einige Jaffa erledigen und dann zurück zu ihrem Versteck reiten und den Feind herlocken, damit die anderen Samurai sie erledigen konnten.
Die Frage war nur, wie sie den Stabwaffensalven von mehreren Dutzend Kriegern ausweichen konnten, die momentan Wache hielten.
Daniel hoffte einfach, dass sie Glück hatten.
Außerdem waren ihre Pferde schnell und wendig, was ihnen einige Vorteile bei einer Verfolgung bescherte.
Die Sonne hatte sich nun endgültig hinter den Bergen gelegt und sorgte für ihre erhoffte Tarnung.
Die Lichter aus dem Camp der Jaffa wurden bereits sichtbar und sie teilten sich auf. Maramato würde von rechts, Daniel von links angreifen.
Beide verlangsamten ihre Pferde in den Schritt und analysierten das Gelände genauer, suchten nach einem geeigneten Angriffspunkt. Das war der Moment, an dem Daniel seine Brille vermisste. Die Dunkelheit und das gleißende Licht der Flammen vor den Jaffa Zelten wirkte sich schrecklich auf seine Sehfähigkeit aus. Alles schien verschwommen und er konnte gerade noch einige Jaffa erkennen, die ein Zelt im Zentrum des Camps beschützten.
Vermutlich war es das Munitionslager.
Immer wieder überflog er das Areal, suchte nach Schwachstellen und berechnete den Punkt, an dem er wieder aus dem Lager herausreiten und fliehen musste, ohne vorher erschossen zu werden. Als er sicher war, den richtigen Weg gefunden zu haben, suchte er Maramato.
Der Samurai war kaum noch aus der Entfernung zu erkennen. Er stand mehrere hundert Meter von ihm weg am anderen Ende des Camps und war offenbar fertig mit seiner Analyse. Als Zeichen seiner Bereitschaft hob er sein Schwert, das das Licht des Camps nur für Sekundenbruchteile weiterleitete und so Daniel andeutete, dass es los ging.
Daniel tat es ihm nach und beide galoppierten los.
Sein Herz begann erneut zu rasen, sein Blutdruck schoss in die Höhe, jeder seiner Muskeln spannte sich an.
In wenigen Sekunden hatte das Pferd so sehr beschleunigt, dass er sich wie auf einer Achterbahn fühlte. Der Rappe sprang immer wieder über einige kleinere Hügel, blieb dabei aber sehr weich im Rücken, sodass Daniel das Schwert in seiner Hand vollkommen unter Kontrolle hatte. Maramato war aus seinem Sichtfeld verschwunden, aber das war nicht weiter schlimm.
Im Moment musste er sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
Das Schicksal von vielen Menschen hing von dem Gelingen seines Planes ab und er war noch nie so konzentriert wie jetzt. Adrenalin schoss durch seinen Körper, ließ ihn das Pferd noch mehr anspornen, bis er endlich das Camp erreichte.
Der erste Wachmann sah ihn nicht einmal kommen und Daniel nutzte die Gelegenheit und machte ihn mit dem Schwert gefechtsunfähig. Der Druck des Aufpralls riss ihn fast von seinem Pferd, doch er hielt sich gerade noch am Sattel fest und kam so wieder ins Gleichgewicht.
Der nächste Wachmann sah ihn kommen und griff nach seiner Stabwaffe, doch Daniel erinnerte sich an seine Sais, die kampfbereit an seiner Rüstung steckten, ließ die Zügel kurz los und warf einen der Dolche nach dem Jaffa. Die Waffe traf sein Opfer in den Hals und der Krieger stürzte tot zu Boden.
Mittlerweile war im Lager der Alarm ausgelöst worden und Daniel näherte sich dem Ort, an dem er wieder zurück in den Wald eilen wollte, als er plötzlich Maramato erkannte, der vor ihm am Boden mit einem Jaffa kämpfte. Vermutlich war sein Pferd von einer Stabwaffe getroffen worden und er musste sich anders weiterhelfen.
Daniel wusste, dass er eigentlich zurück in den Wald fliehen musste, um die anderen Jaffa anzulocken, doch er durfte Maramato nicht zurück lassen. Der Mann hatte sein Leben gerettet, nun war es an der Zeit, sich zu revanchieren.
Er änderte seinen Kurs und steuerte direkt auf den Jaffa zu, der ihn zwar bemerkte, aber zu sehr mit Maramato beschäftigt war, der ihn in einen Mann- gegen- Mann- Kampf verwickelt hatte. Daniel nutzte die Situation aus und tötete den Krieger von hinten.
"Nimm seine Waffe und steig auf!", rief er seinem Freund zu. Der Samurai schnappte sich die Zat und schwang sich mit auf sein Pferd. Dutzende Jaffa rannten mittlerweile aus ihren Hütten und sie mussten sich beeilen, um aus der Reichweite ihrer Waffen zu kommen. Daniels Pferd galoppierte, so schnell es nur konnte, trotzdem flogen ihnen die Energieentladungen um die Ohren.
Ihr Plan schien aufzugehen, denn einige der Krieger folgten ihnen bereits, während andere sich zunächst besser ausrüsteten. So würden nicht alle Jaffa auf einmal angreifen, sie konnten sich also besser verteidigen.
Daniel erkannte von weitem den Waldrand und steuerte sein Pferd auf einen kleinen Pfad zu, der sie zielgenau zu den anderen Samurai führen würde.
Mehrere Jaffa waren ihnen bereits laut rufend auf der Spur, konnten aber in ihren Uniformen mit der Geschwindigkeit des Pferdes nicht mithalten.
"Bist du verletzt?", fragte ihn Maramato beiläufig und Daniel schüttelte den Kopf.
"Nein, was ist mit dir?"
"Nur ein paar Kratzer.", antwortete der Samurai, doch Daniel war klar, dass er eine viel schlimmere Verletzung einfach nur herunter spielte. Wahrscheinlich hatte er sich bei dem Sturz vom Pferd etwas gebrochen.
Beide erreichten außer Atem das Versteck und die anderen Krieger öffneten wieder das große V für sie. Zanaki war sofort an ihrer Seite und deutete den Kriegern der Nachhut an, eines der Reservepferde für Maramato zu besorgen.
"Sie kommen.", rief Daniel den anderen auf japanisch zu und diese bereiteten sich vor.
Währenddessen wurde das andere Pferd herbei geführt und sie hörten bereits die ersten Pfeile durch die Luft zischen. Einige Meter entfernt gingen mehrere Jaffa tot zu Boden und auch einige Samurai wurden von den Stabwaffen oder Zats getroffen.
Maramato war indes umgestiegen und Zanaki wünschte beiden noch schnell Glück, ehe sich der Trupp in Bewegung setzte.
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Hammond fühlte zum ersten Mal wieder Hoffnung, als er das Mikrofon im Kontrollraum etwas näher an sich heran zog, um mit den Asgard zu sprechen.
"Es ist mir auch eine Ehre, Sie wieder zu sehen, Heimdall.", erklärte er und wandte sich ungeduldig dem Hauptzweck dieser Kontaktaufnahme zu.
"Leider müssen wir die Asgard aus einem sehr unerfreulichem Anlass kontaktieren. Es geht um SG-1."
Heimdalls Gesicht auf dem Bildschirm regte sich nicht, doch das bedeutete nicht allzu viel.
"Was ist mit SG-1?", fragte die Ausserirdische neugierig und legte den Kopf auf die Seite, eine Geste, die ihn unzweifelhaft an O'Neill erinnerte.
"Nun...", Hammond sortierte schnell die Fakten," Vor einigen Wochen ist Doktor Jackson bei einer Mission verschleppt worden. Durch einen Goa`uld- Angriff konnten wir nicht durch das Sternentor auf den Planeten gelangen und SG-1 ist vor einigen Tagen aufgebrochen, um Doktor Jackson mit einem Raumschiff zu retten, falls er noch am Leben ist."
"Die Asgard können die Tauri nicht vor jeder Gefahr beschützen...", begann Heimdall ungeduldig, doch Hammond fuhr fort.
"Einer meiner Techniker hat zusammen mit mehreren Wissenschaftlern einige Videoaufnahmen des Planeten ausgewertet und eine Energiequelle festgestellt, die der des Asgard- Mechanismus sehr ähnelt."
"Das ist nicht möglich. Die Goa`uld können Planeten mit diesem Mechanismus nicht betreten.", wehrte die Ausserirdische ab, doch der General gab nicht auf.
"Die Einwohner...ein Teil der Einwohner dieses Planeten scheinen euren Transportstrahl blockiert zu haben, denn die Signale treten aus einem massiven Stein aus. Möglicherweise haben sie dadurch den Mechanismus ausser Kraft gesetzt und den Goa`uld die Tür geöffnet."
Heimdall schwieg für eine Sekunde und sah Hammond dann wieder an.
"Wie lautet die Adresse dieses Planeten?"
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Die Schlacht weitete sich zu einem größerem Gemetzel aus, als Daniel und die Samurai es sich vorgestellt hatten.
So viele Krieger kamen urplötzlich aus allen Richtungen, umzingelten das Areal und beschossen die Samurai mit allem, was das Goa`uld- Waffenarsenal bot.
Daniel hatte keine Ahnung mehr, wie lange er bereits kämpfte, doch immer wieder sah er sich einem Jaffa gegenüber, der es durch die Bogenschützen hindurch geschafft hatte, steckte einige Prellungen ein, bevor er den Gegner erledigte.
Die Zeit schien immer langsamer zu verlaufen, alles wirkte wie in einem Traum, trotzdem war es erschreckend real.
Maramato stand hinter ihm, schützte seinen Rücken, während Daniel für ihn dasselbe tat.
Beide kämpften unermüdlich, töteten Jaffa über Jaffa, wichen Stabwaffensalven aus, nutzen Bäume als Schutzschild gegen Zats.
Nicht denken, nur reagieren - Daniel hielt sich das immer wieder wie ein Dogma vor, verteidigte sich, griff an, wandte sich einem neuen Gegner zu.
Mehrere Samurai lagen bereits tot am Boden, unzählige Jaffa um sie herum. Blut sammelte sich in Pfützen und sickerte in den feuchten Waldboden, Stöhnen und Hilfeschreie waren von überall her zu hören. Die Pferde, die noch nicht getötet worden waren, flohen verwirrt auf die freie Wiese und überrannten mehrere Männer, sowohl Samurai als auch Jaffa.
Die Schlacht ging weiter, als Daniel plötzlich das bekannte Geräusch einer P90 hinter sich hörte. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass Unterstützung nahte und er wurde unaufmerksam.
Die Strafe folgte sogleich und das Ende einer Stabwaffe traf auf seinem Kopf auf. Sofort stürzte er zu Boden, verletzte jedoch den Jaffa mit seinem Schwert am Bein. Im Dämmerzustand erkannte er, wie die Waffe auf ihn gerichtet wurde, doch weitere Schüsse ertönten und der Jaffa sackte tot zu Boden.
Langsam kam Daniel wieder auf die Beine, zog sich die Maske vom Kopf, wischte sich das Blut von der Schläfe und sah sich nach weiteren Gegnern um.
Der Mond stand bereits hoch am Himmel und erleuchtete das erbitterte Gefecht. Schemen von unzähligen Jaffa, die über die Wiese zum Wald stürmten wurden sichtbar und ließen nichts Gutes verhoffen.
Immer mehr Samurai fielen den Außerirdischen zum Opfer und auch SG-1 als Unterstützung war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ja, Daniel hatte mittlerweile mehr als elf Jaffa getötet, trotzdem musste Maramato sich verschätzt haben. Das waren weit mehr als eintausend Mann.
Seine Wunde pochte und Blut lief in Strömen an seiner rechten Gesichtshälfte hinunter. Als einige Tropfen in sein Auge gelangten und ihm die Sicht nahmen, wischte Daniel es weg und deutete Maramato an, dass er sich nun der Wiese nähern würde, um einen neuen Angriffspunkt zu suchen.. Der Samurai folgte ihm zusammen mit einigen Bogenschützen.
Der Archäologe sah, dass SG-1 sich an einem Hang zwischen vielen Bäumen positioniert hatte, und sie von da aus unterstützte. Ein kurzer dankender Blick, das war alles, was er Jack zu werfen konnte.
Der Colonel nickte kurz, trotzdem stand eine Bitte in seinen Augen geschrieben: Pass auf dich auf, Daniel!
Das erste Duzend Jaffa wurde sofort von Pfeilen getroffen und ging zu Boden, erst der zweite Trupp schaffte es bis zum Waldrand, wo die Samurai sie in einen Nahkampf verwickelten, in dem sie ihre Stabwaffen nicht ohne die Gefahr eigener Verluste abschießen konnten.
Daniel tötete einen Krieger, der gerade auf ihn feuern wollte mit seinem letzten Sai, startete einen Kampf mit einem weiteren Jaffa bis er zahlreiche Krieger um sich herum gescharrt hatte. Dies war der Moment, in dem er dem Tod ins Auge blickte.
Er war hoffnungslos umzingelt.
Das Wissen, dass er nie ein Gefecht gegen sieben oder acht Jaffa gleichzeitig gewinnen konnte, legte sich auf sein Denken und er wurde komplett ruhig. Seine Bewegungen blieben so schnell und grazil wie vorher, doch seine Aufregung war vollständig verschwunden. Sein Herzschlag verlangsamte sich, sein Atem ging nicht mehr so rasend.
In diesem Augenblick erkannte er Maramato von der Seite, der zwei Jaffa gleichzeitig erledigte. Daniel tat es ihm nach.
Wie in Trance spürte er die Bewegungen, die sein Körper vollführte, doch sie waren zu schnell als das sein Gehirn sie verarbeiten konnte. Er kämpfte auf Autopilot.
All das, was er in den letzten Wochen erlernt hatte, nutzte er jetzt.
Angreifen, ausweichen, abrollen, in die gegnerische Sphäre eindringen, töten.
Sekunden vergingen und aus irgendeinem verrückten Grund schaffte er es, aus dieser Begegnung unverletzt heraus zu kommen. Verstört blickte er sich um und sah, dass tatsächlich alle sieben Jaffa tot oder schwer verwundet neben ihm an Boden lagen.
Unter ihm erkannte er eine Stabwaffe und schnappte sie sich..
Jetzt wurde es Zeit, auf alte Verteidigungsmethoden zurück zu greifen.
"Maramato!", schrie er und deutete auf eine weitere Waffe, nicht weit von dem Samurai weg. Dieser verstand, schnappte sie sich und versteckte sich hinter einem Baum.
Zusammen mit den Bogenschützen begannen sie nun auf einen weiteren Trupp Jaffa zu feuern, der über die lange Wiese rannte. Je mehr sie auf diese Weise erledigten, umso weniger waren später für den Nahkampf übrig.
Daniel spürte, wie seine Kräfte mehr und mehr schwanden, ebenso erging es den Samurai. Der Kampf musste bald ein Ende finden, das war klar.
Erschöpft wollte er hinter dem Baum hervor blicken, als plötzlich einer der Jaffa hinter ihm aus dem Nichts auftauchte. Muskulöse Arme schlangen sich um seinen Hals und versuchten ihm das Genick zu brechen. Daniel wehrte sich mit aller Kraft, doch er hatte keine Chance.
Maramato stellte fest, dass sein Freund plötzlich nicht mehr da war und sprintete zu der anderen Seite des Weges, dort, wo Daniel gestanden hatte. Erschrocken sah er, wie ein Jaffa kurz davor war, ihn zu töten. Trotz all der anderen Krieger, die auf sie zu kamen, wandte Maramato seine komplette Aufmerksamkeit diesem einen Jaffa zu.
"Lass ihn los.", forderte er, doch der Krieger antwortete nicht. Als er Daniels Kopf zur Seite reißen und sein Genick brechen wollte, visierte der Samurai ihn mit der Stabwaffe an. Ein Schuss genügte, und der Jaffa ging zusammen mit seinem Freund zu Boden.
"Daniel!", schrie er, wandte sich aber wieder den herannahenden Feinden zu. Immer mehr von ihnen tauchten mittlerweile vor dem Waldstück auf, immer weniger Samurai hielten sich hinter Bäumen versteckt.
Nein, sie würden den Kampf nicht verlieren!
Nichts war entschieden, solange noch ein einziger Samurai auf dem Schlachtfeld lebte.
Im Augenwinkel erkannte Maramato, dass Daniel wieder aufstand und nach seiner Stabwaffe griff. Doch seine Bewegungen wurden zusehends kraftloser, seine Schüsse verfehlten mehr und mehr ihr Ziel.
Ein lautes Wiehern riss ihre Aufmerksamkeit an sich. Es war Zanaki, der mit zwei Pferden im Schlepptau durch den Wald trabte.
Beide verstanden seinen Plan, hatten sie doch eine bessere Übersicht vom Pferderücken aus auf die Krieger. Außerdem erlaubte es ihnen mehr Beweglichkeit.
Die beiden sprangen auf die angebotenen Pferde und überließen es SG-1 und den restlichen Bogenschützen, das Waldstück zu verteidigen während sie die Angreifer von einer anderen Seite aus attackieren würden.
"Es sind nicht mehr viele. Wir sollten von der Seite angreifen!", schrie Zanaki auf Japanisch und sie versuchten zwischen den Bäumen hindurch zu reiten. Leider blieb das auch von den Jaffa nicht unentdeckt und Dutzende Zat- Entladungen und Stabwaffensalven schlugen in umliegende Stämme ein.
Daniel war der erste, der die offene Wiese erreichte und galoppierte an, überflog dabei in dem hellen Mondlicht das Areal. Der Boden war gesäumt von toten Jaffa und diejenigen, die noch lebten, liefen bereits über die Leichen, um zu ihrem Ziel zu kommen. Der Archäologe musste traurig feststellen, dass auch viele der Toten zu den Samurai gehörten.
Einige Jaffa erkannten ihn im Mondlicht und schrieen laut los, woraufhin sich der Trupp dem Reiter zuwandte. Maramato und Zanaki hatten eine andere Stelle gewählt, um aus dem Schutz des Waldes heraus zu treten und waren von den Truppen kaum noch sichtbar.
Daniel hingegen bildete eine perfekte Zielscheibe und so spornte er sein Pferd zum Renngalopp an und raste über die Wiese, versuchte dabei auf einige Jaffa zu schießen, doch verfehlte sie meistens.
Hinter ihm schossen auch Maramato und sein Lehrer auf die Feinde, deren Anzahl sich endlich dezimierte. Doch plötzlich tauchte vor ihnen ein weiterer Trupp Jaffa auf, der sich wahrscheinlich von der Seite an die Samurai anschleichen wollte. Bevor sie überhaupt ihre Pferde stoppen konnten, sahen sie sich mehreren Dutzend Kriegern gegenüber, die sie mit geladenen Waffen anvisierten.
Daniel war dem Trupp am nächsten und um Maramato und Zanaki zu schützen, ritt er in die Schusslinie und fokussierte diese Krieger wiederum auf ihn. Er mochte die Schlacht vielleicht nicht überleben, aber möglicherweise konnte er genug Samurai retten, damit ihr Kampf letztendlich doch siegreich ausging.
Trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen raste eine Energieentladung an dem Archäologen vorbei und traf Zanaki, der nicht weit weg von ihm auf die Jaffa schoss. Der alte Samurai stürzte zu Boden und blieb reglos liegen, während sein Pferd in Panik zurück in den Wald galoppierte.
"NEIN!, hörte er Maramato schreien, konnte aber nicht viel tun.
Plötzlich sah er, wie sein Freund mit gezogenem Schwert auf die verbliebenen Jaffa zu galoppierte. Instinktiv wusste er, dass der Samurai die Kontrolle über sich verloren hatte. Ganz klar, Zanaki war sein Lehrer gewesen und er hatte sehr an ihm gehangen, aber für derartige Wutanfälle war noch keine Zeit, zunächst mussten sie überleben.
Daniel drehte sich um, erkannte, dass es noch bei weitem zu viele Angreifer waren, als das sie beide sie erledigen konnten und ritt Maramato entgegen, um mit ihm zurück in den Wald zu fliehen, bis ihre Überlebenschancen auf freiem Feld wieder stiegen.
Plötzlich erkannte er etwas am Himmel.
Wolken hatten sich vor den Mond gelegt und ballten sich zu einem riesigen Ozean aus Wasserdampf, der Wind frischte merklich auf und ein lautes Summen wurde hörbar.
Daniel hatte eine Ahnung, um wen es sich handelte und fühlte sich bestätigt, als ein großes Asgardschiff hinter den Wolken auftauchte.
Scheinbar war er nicht der Einzige, der das Phänomen entdeckt hatte, denn die meisten Jaffa hielten ebenfalls inne, unsicher, was dieses Omen zu bedeuten hatte.
Aber Maramato ließ sich nicht abhalten und ritt weiter auf die Krieger zu, fast blind vor Wut.
"MARAMATO! YAME!", schrie Daniel, doch seine Flehen blieb unerhört. Eingekreist von den Jaffa und als offensichtliche Anführer des Samuraiclans erkannt, wurde es für sie hier langsam brenzlig.
Er musste seinen Freund aufhalten, sonst würde er getötet werden.
Maramato erkannte, wie Daniel direkt auf ihn zu ritt und wirkte irritiert. Beide Männer tauschten vielsagende Blicke aus, jeder versuchte den anderen davon zu überzeugen, dass sein Weg der richtige war.
Der Archäologe erkannte den Zweifel in Maramatos Augen und versuchte ihm zu verdeutlichen, dass Unterstützung bereits hier war und sie sich zurück ziehen sollten, doch der Samurai zögerte.
Zu sehr hatte ihn die Wut über Zanakis Tod noch im Griff.
Immer schneller ritten ihre Pferde aufeinander zu und auch die Jaffa zögerten, waren sie sich doch auch nicht sicher, warum ihre Gegner plötzlich so seltsam reagierten.
Daniel wusste, dass die Schlacht mit dem Auftauchen der Asgard zu Ende war, nun mussten sie nur noch Überleben.
Doch statt sich zu verteidigen ritten beide nur aufeinander zu.
Mehrere Stabwaffen wurden vor allem auf Maramato gerichtet und Daniel wusste, sein Freund würde sterben wenn er jetzt nichts unternahm.
Während die ersten Jaffa schreiend in dem Transportstrahl der Asgard verschwanden, ritt er weiterhin auf seinen Freund zu.
Nur noch wenige Meter trennten sie als Daniel aus seinem Sattel aufstand und Maramato im Moment der Begegnung vom Pferd riss, sodass beide mit voller Wucht zu Boden stürzten. Energieentladungen flogen nur Zentimeter an ihren Köpfen vorbei und schlugen in nahestehende Bäume ein.
Lautes Kriegsgeschrei ertönte und es schien, als ginge die Welt um sie herum unter.
Die donnernden Hufe ihrer Pferde ließen den Boden vibrieren beide rollten sich schützend zu einen kleinen Ball zusammen, während die Asgard sich um die Jaffa kümmerten.
Daniel fühlte sich mittlerweile noch schwächer als zuvor und verlor fast den Mut, wieder aufzustehen.
Doch zumindest lebten sie noch, oder?
Als er wieder halbwegs bei Sinnen war, spürte er, dass sein Freund direkt neben ihm lag, bewegungslos als sei er tot.
Unbeachtet der Jaffa, die auf sie zu rannten, wollte er aufstehen, doch seine Kräfte versagten. Er konnte nicht einmal mehr nach der Stabwaffe greifen, die etwas abseits von ihnen lag.
Mit dem letzten bisschen Energie überprüfte er Maramatos Puls. Ein starker Herzschlag beruhigte ihn und er schaffte es noch, die Augen lange genug offen zu halten um zu sehen, wie die Asgard auch die letzten Jaffa verschwinden ließen.
Sie hatten gesiegt.
+++
Es dauerte eine Weile, bis Maramato wieder zu sich kam. Genauer gesagt war der Mond schon weit gewandert und der Morgen kündigte sich an. Sein Kopf schmerzte, denn der Sturz vom Pferd war nicht besonders angenehm gewesen und zu wissen, dass es Danyel war, der es verursacht hatte, machte ihn wütend.
War er denn vollkommen verrückt geworden?
Der Samurai öffnete vorsichtig die Augen und erkannte...nichts! Die Jaffa waren alle verschwunden!
Waffen und Ausrüstungen lagen über die Wiese verteilt, aber keine Spur war mehr von den Kriegern erkennbar, stattdessen schwebte ein bedrohlich wirkendes Raumschiff über ihren Köpfen.
Er nahm an, dass Yu zurückgekehrt war, und sie nun alle töten würde.
Daniel lag bewegungslos neben ihm, seine blutverschmierte Hand noch immer an seinem Hals und Maramato griff sie, spürte Leben in seinem Freund.
Wenn sie jetzt sterben sollten, dann würde er sich vorher lieber selbst töten, als einem Außerirdischen diese Gelegenheit zu geben.
"Danyel!", rief er und stieß seinen Freund einige Male an, bis dieser schließlich zu sich kam.
"Asgard...", stotterte er, doch Maramato verstand nicht.
"Hier.", sprach er und reichte ihm einen letzten Dolch, den er für diese Option behalten hatte. Es war Sitte bei den Samurai, sich im Angesicht der Niederlage und des Todes selbst zu töten. Dieser Weg war würdevoller, als vom Gegner getötet zu werden.
"Freunde...sie...helfen uns!", fügte der Archäologe mit letzter Kraft hinzu und Maramato hielt inne. Er selbst war am Ende, kaum fähig, wieder allein auf die Beine zu kommen.
"Sie helfen uns?", fragte er ungläubig und richtete sich schwerlich auf, zog gleichzeitig auch Daniel auf die Knie.
"Unsere Alliierten...", sprach dieser müde, doch Maramato versuchte noch weiter aufzustehen. Beide waren erschöpft, trotzdem mussten sie noch einmal ihre Kräfte mobilisieren.
"Wir müssen...sehen, ob wir wirklich gewonnen haben!", forderte der Samurai und stand mit wackeligen Beinen auf.
Der Anblick war überwältigend. So überwältigend, dass er ihn mit seinem Freund teilen musste.
Mit letzter Kraft zog er auch Daniel auf die Beine und beide blickten sich um.
Nach Stunden voller entsetzlicher Schreie, Schmerzen und Tod war es still geworden. In der Ferne hörten sie einige aufgeschreckte Vögel zwitschern, aber ansonsten war nichts mehr von dem Kampf zu hören.
Es war endlich vorbei.
In der seichten Morgendämmerung sahen sie mehr und mehr tot geglaubte Samurai, die langsam wieder auf die Beine kamen und auf die Wiese zu liefen, um sich zu vergewissern, dass ihre Vermutung zutraf.
Kein einziger Jaffa war mehr zu sehen, das Lager war zerstört, die Gefahr gebannt!
Endlich hatten sie ihr Land, hatten sie ihre Freiheit zurück!
Beide erkannten, wie SG-1 aus den Wäldern hervor lief und humpelten ihnen entgegen. Jeder versuchte am anderen Halt zu finden und es schien zu gelingen.
Auf einem kleinen Hügel angekommen hielt Maramato inne und starrte auf den höchsten Berg in der Umgebung, dort, wo ihr Dorf sich befand.
Seine Augen füllten sich mit Tränen, sein Griff an Daniels Schulter verhärtete sich. Es musste eine unglaubliche emotionale Entlastung sein, die der Samurai jetzt durchmachte. Sein geliebtes Land endlich wieder zurück zu haben, zu wissen, dass sein Volk nun in Freiheit weiterleben durfte. Maramato holte tief Luft.
"FREIHEIT!!!!!!", schrie er dann, gefolgt von den letzten verbleibenden Samurai, bis er schließlich neben seinem Freund zusammenbrach, der ohne seine Stütze schon bald dem Beispiel folgte.
Ihr Schrei tönte bis weit in die Berge hinein und warf ein überlautes Echo zurück, das fast wie ein Dogma wirkte.
"Freiheit...", flüsterte auch Daniel erleichtert und legte seinem bewusstlosen Freund eine Hand auf die Schulter, bevor auch er vor Erschöpfung ohnmächtig wurde.
+++
O'Neill hatte in seinem Leben schon viele Kriege miterlebt, sogar noch vor seiner Zeit beim Stargate Center. Er hatte erleben müssen, was Menschen anderen Menschen antun konnten, litt noch heute unter den seelischen Narben.
Und tote Menschen...ja, tote Menschen hatte er ebenfalls schon zur Genüge gesehen. Es machte ihm kaum mehr etwas aus. Was einem jungen Offizier das Frühstück wieder hervor bringen ließ, störte ihn nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Er träumte fast jede Nacht davon, sah die Bilder des Krieges, Verwundete, Verstümmelte, Tote.
Trotzdem erfasste ihn das, was er in den letzten Stunden auf diesem Planeten erlebt hatte.
Aus irgendeinem Grund fühlte er sich wieder wie ein junger Offizier, der zum ersten Mal im Krieg war. Er spürte einen innerlichen Schmerz, eine Verbundenheit mit den Toten.
Zwar hatte er diese Krieger erst vor einigen Stunden getroffen, aber ihre Entschlossenheit zog auch ihn in ihren Bann. Und die Tatsache, dass Daniel der Hauptinitiator einer Schlacht sein würde, irritierte ihn noch mehr.
Was hatte er sich nur dabei gedacht?
Und vor allem: wo zur Hölle hatte er so gut kämpfen gelernt?
Jack sah noch immer den Kampf vor seinem inneren Auge, konnte die Fakten kaum glauben, aber Daniel hatte tatsächlich sieben Jaffa allein erledigt. Und so viele mehr während ihres Kampfes...
Zitternd stapfte O'Neill über die Leichen einiger Samurai, die sich am Waldrand türmten und gelangte ins Freie, wo der Mond schon fast hinter den Bergen verschwunden war und der Sonne wieder Platz gebot.
Neben ihm lag ein Pferd mit gebrochenem Bein. O'Neill wusste, dass das Tier es niemals überleben würde und zog seine Waffe.
"Fremder...", hörte er eine schwache Stimme im Hintergrund und drehte sich um. Es war einer der Samurai- Bogenschützen. Er lag verletzt an einen Baum gelehnt, sein Blick jedoch war klar und hellwach.
Offensichtlich war es sein Pferd und Jack zögerte. Er wollte dieses Tier nicht töten, aber es unnötig leiden zu sehen, war ebenfalls keine Option. Eigentlich war dies sogar schlimmer.
Unschlüssig tauschte er mit dem Mann Blicke aus, bis dieser einsichtig nickte.
Er hatte die Erlaubnis.
Kurzentschlossen legte er seine Waffe wieder an und erlöste das Tier mit einem gezielten Schuss.
Sam, die neben ihm stand, atmete zischend ein, doch auch sie wusste, dass es das richtige gewesen war.
Doch nun mussten sie zunächst Daniel wieder finden.
Noch immer wussten sie nicht, ob er überhaupt noch lebte. Jack hatte ihn zum letzten Mal gesehen, als er mit Maramato weiter in den Wald hinein verschwand. Danach hatte er ihn aus den Augen verloren.
Und dieser Zeitpunkt lag schon erschreckend lange zurück.
"Daniel?!", rief er in die Stille, doch nur einige Samurai, die zu schwer verletzt waren, um allein wieder aufzustehen stöhnten leise zurück.
Zwischen all den Stimmen vernahm Jack nicht die seines besten Freundes, und genau dies machte ihn nervös.
Über ihnen schwebte noch immer lautlos das Asgardschiff, aber es gab noch keine weiteren Zeichen seiner alliierten Freunde. Doch Jack wusste, dass diese sich melden würden, wenn es an der Zeit war.
SG-1 wollte sich gerade aufteilen, um nach ihrem fehlenden Mitglied zu suchen, als viele der verletzten Samurai sich wieder auf die Beine kämpften, den Blick auf den höchsten Berg im Umkreis gerichtet.
Irritiert tauschten Teal`c und O'Neill Blicke aus, doch sie wurden schon bald aufgeklärt, als die Krieger ein lautes Geschrei anstimmten, das nur ein Wort beinhaltete: Freiheit.
Jack hatte Daniel auf japanisch darüber sprechen hören und verstand es sofort.
Unter all den verletzten Menschen, die plötzlich ihre letzten Kraftreserven mobilisierten um dem Kriegsgeschrei beizustimmen war es für sie unmöglich, Daniel ausfindig zu machen und so teilten sie sich weiter auf.
Glücklicherweise wurde es langsam wieder hell und erleichterte ihnen die Suche.
O'Neill war zum Zerreißen angespannt, sein Blick schweifte immer wieder über das Areal, doch er konnte seinen Freund nicht ausfindig machen.
"DANIEL!", schrie er erneut, doch wieder bekam er keine Antwort.
Zusammen mit Ferretti lief er auf die große Wiese zu, die nunmehr einem perfekten Schlachtfeld ähnelte. Überall hatte Blut das Gras rot gefärbt und ließ O'Neill zusammen zucken.
Das war mit Abstand der größte Kampf, den SG-1 sich jemals geleistet hatte.
Wie zu erwarten erschien mitten in ihrer Suche eine Asgardprojektion neben ihnen. Es war Heimdall, die sich direkt an Jack wandte.
"O'Neill.", grüßte sie bedrückt und der Colonel nickte ihr hastig zu.
"Ihr seid gerade im richtigen Zeitpunkt anmarschiert, Jungs...eh...Mädels, ist ja auch egal."
"Wir haben eine Nachricht von eurem General bekommen, dass dieser Planet von den Goa`uld besetzt wird, obwohl es ein Asgard- geschützter Planet ist."
"Asgard- geschützt?", schaltete sich jetzt auch Sam ein, die wieder zu ihnen gestoßen war.
"Ja. Die Goa`uld konnten die Bewohner dieses Planeten scheinbar davon überzeugen, den Asgard- Schutzmechanismus ausser Kraft zu setzen. So konnten sie eindringen, ohne das wir es bemerkten."
Jacks und Sams überraschte Blicke trafen sich.
"Vermutlich war einer von Thor's Hämmern unter den Steinen, die um das Stargate aufgebaut waren versteckt, Sir." , erklärte die Astrophysikerin und erntete ein Nicken ihres Gegenübers.
"Konntet ihr den Schutzmechanismus wieder herstellen?", fragte sie dann und Heimdall nickte. Etwas, das wie ein Lächeln aussah, bildete sich auf ihrem Gesicht.
"In der Tat. Den Goa`uld wird es für eine lange Zeit nicht mehr gelingen, sich diesem Planeten zu nähern."
"Könnt ihr den Leuten hier nicht irgendwie helfen? Immerhin sind sie durch Yu erst in diese Misere geraten...", erkundigte sich Jack und deutete auf die vielen toten Samurai.
Heimdall folgte seiner Geste.
"Nein, das können wir leider nicht. Unsere Schiffe sind noch immer geschwächt und es hat uns alle verfügbare Energie gekostet, diesen Angriff abzuwehren. Wir müssen zurückkehren und weiter an unseren Verteidigungsmöglichkeiten arbeiten...Die Asgard sind durch den letzten Angriff der Replikatoren sehr geschwächt worden. Um weiterhin unsere Stellung im Universum halten zu können, bedarf es besserer und funktionellerer Technologien. Es tut mir Leid, O'Neill."
Doch was war, wenn Daniel auch unter den Opfern war?
"Könnt ihr nicht mal ne kleine Ausnahme...."
"Es tut uns Leid, O'Neill.", erwiderte die Asgard ausdrücklich und war schon im nächsten Augenblick wieder verschwunden.
"Großartig.", fluchte Jack und suchte weiter, während Carter sich Janet anschloss, die etwa hundert Meter entfernt das ehemalige Jaffa- Lager nach Daniel absuchte.
"DANIEL!", schrie er wieder und erneut erhielt er keine Antwort.
Es war frustrierend.
"Wir finden ihn.", pflichtete ihm Ferretti bei, der nicht minder geschockt über die Ereignisse war. Daniel hatte es schon immer geschafft, sie alle zu überraschen, doch das war der Gipfel.
O'Neill musste ihm in der Tat den Kopf waschen, wenn sie hier wieder heil heraus kamen.
Ein paar Goa`uld zu ärgern war die eine Sache, zu Pferd in einen Krieg gegen tausende von Jaffa zu ziehen war definitiv geisteskrank.
Unzählige Tote säumten seinen Weg, als er plötzlich Maramato erkannte, der bewegungslos am Boden lag. Und die Person neben ihm hatte eine verdächtige Ähnlichkeit mit...
"CARTER, TEAL`C, FRAISER!", schrie er und rannte auf die beiden Männer zu.
Lass ihn noch am Leben sein, flehte O'Neill verzweifelt und erhöhte noch einmal sein Tempo.
Ferretti blieb an seiner Seite. Sie waren zusammen im Krieg gewesen, hatten in unzähligen Schlachten für das SGC gefochten und in diesem Moment war er wieder für ihn da.
Es erleichterte Jack etwas, nicht allein zu sein, während er auf die beiden Männer zustürmte.
Carter und Fraiser waren noch zu weit entfernt, Teal`c steckte sogar noch im Wald und sah sich nach überlebenden Samurai um.
Doch zumindest war Ferretti bei ihm.
Kurze Zeit später erreichten sie ihr Ziel. Weder Daniel noch Maramato hatten sich in der Zwischenzeit bewegt, ihre Rüstungen waren verdreckt und an einigen Teilen eingerissen. Blut bedeckte den unbekleideten Teil ihrer Arme, genauso wie den Rest ihres Aufzuges.
Neben dem Samurai erkannte Jack einen riesigen Dolch und schmiss ihn sicherheitshalber zur Seite. Nicht, dass er Maramato immer noch kein Vertrauen schenkte, er wollte nur...auf Nummer sicher gehen.
Waffen in der Nähe von Verletzten zu haben war nie eine gute Idee.
Ferretti drehte zunächst den schwereren Maramato um und wollte dessen Puls prüfen, doch der Krieger wachte bereits wieder auf und versuchte sich zu orientieren.
Daniel hingegen hatte sich noch nicht bewegt und Jack kniete sich neben ihn, drehte ihn vorsichtig auf den Rücken. Im Augenwinkel erkannte er, wie Carter und Fraiser auf ihn zu kamen, Hilfe war also nicht mehr weit entfernt.
Daniels Anblick erschrak ihn. Blut bedeckte den größten Teil seines Gesichts, das meiste davon stammte aus der Wunde, die ihm einer der Jaffa mit einer Stabwaffe zugefügt hatte, der Rest gehörte wahrscheinlich zu seinen Gegnern.
Vorsichtig fühlte er Daniel Puls.
Seine Finger zitterten mit ungeahnter Stärke, doch trotzdem spürte er ein kräftiges Pulsieren an seiner Fingerspitze.
Zumindest lebte sein Freund noch.
"Daniel...", sprach Jack ihn an, erhielt aber keine Reaktion.
Die Augen seines Freundes blieben geschlossen und vermittelten ihm die so oft schon erwähnte Friedlichkeit.
In der Zwischenzeit waren auch Sam und Fraiser bei ihnen angekommen und er ließ der Ärztin Platz, sich um ihn zu kümmern.
"Oh mein Gott...", flüsterte die Astrophysikerin geschockt und kniete sich neben Janet.
O`Neill sah sich teils besorgt, teils angespannt um und traf Maramatos Blick. Der Samurai schien eher beruhigt und zufrieden, konnte aber sofort in das Innerste von Jacks Seele schauen.
"Wir haben gesiegt.", erklärte der Mann und suchte Bestätigung in den Augen des Colonels.
O'Neill sah wieder nach unten, wo Fraiser gerade dabei war, Daniels Blutdruck zu ermitteln und schüttelte den Kopf.
"Aber für welchen Preis?"
"Meine Männer haben ihr Leben für den Preis der Freiheit gegeben.", konterte Maramato und folgte dann O'Neills Blick zu Daniel.
"Sein Körper ruht sich aus. Wenn er wieder eins mit sich ist, wird er aufwachen."
Damit stand der Samurai vorsichtig auf, wäre aber fast zu Boden gestürzt, hätte Ferretti ihn nicht gestützt.
"Was meinst du damit, wenn er wieder eins mit sich ist?", fragte Sam nervös und blickte zwischen O'Neill und dem Krieger hin und her.
Maramato schloss kurz die Augen und machte ein Geräusch, dass sich fast wie ein Seufzer anhörte, bevor er weiter sprach.
"All die Zerstörung und das Wissen, dem Tod ins Auge geblickt zu haben...Danyel muss das zuerst verarbeiten...sein Geist ist krank."
"Wenigstens stimmt mir da mal einer zu...", murmelte O'Neill leise und assistierte Fraiser bei einer Infusion.
Sam nickte kurz und der Samurai machte sich humpelnd auf den Weg zu seinen Gefolgsleuten.
"Bleiben sie hier, sie sind verletzt!", forderte Janet, doch der Mann winkte ab.
"Ich muss mich um meine Krieger kümmern!", rief er zurück und lief weiter.
O'Neill sah ein, dass der Mann da einen Punkt hatte. Sein Kampfstil folgte zwar nicht den Regeln moderner Kriegsführung, jedoch dem Kodex der Ehre. Und dies war etwas, das auch er schätzte.
"Teal`c, Ferretti, helft ihm.", kommandierte er dann und die Zwei marschierten ab.
Gott, sie hatten einen Krieg gegen so viele Jaffa gewonnen...
Jack schüttelte den Gedanken so schnell wieder ab, wie er gekommen war. Zu tief war er noch immer in das Geschehen involviert. Er musste einen klaren Kopf behalten.
Daniel brauchte ihn jetzt. Über Sinn und Unsinn des Ganzen konnten sie debattieren, sobald jeder wieder in Sicherheit war.
"Wie geht es ihm?", erkundigte Sam sich, die Daniels Kopf vorsichtig auf eine zusammengerollte Jacke bettete.
Fraiser zuckte mit den Schultern, legte dann ihre Arzttasche beiseite. Ihr Gesicht war wie das der anderen dreckig, die Uniform voll von Schlamm. Der Kampf der letzten Stunden hatte auch ihnen einige Energie geraubt.
"Bis auf die Platzwunde und einige Prellungen kann ich nicht viel feststellen. Ich würde seinen Zustand mit extremer Erschöpfung erklären, vermutlich müssen wir warten, bis er von allein wieder zu sich kommt. Ich habe ihm vorerst einen Zugang gelegt, eine Infusion bei dem Blutverlust kann nicht schaden. Ansonsten sind mir ohne Röntgen, EEG und EKG die Hände gebunden."
"Vielleicht sollten wir versuchen, General Hammond über das Stargate zu kontaktieren.", schlug Sam vor und O'Neill stimmte ihr zu.
"Es liegt zwei Stunden Fußmarsch von hier entfernt, aber ich bin mir sicher, unsere Verstärkung ist bereits auf dem Weg."
+++
Hammonds Herz schlug rasend in seiner Brust als er vor dem Ereignishorizont des Stargates stand, das halbe Team der Krankenstation hinter sich.
Nachdem er O'Neills Nachricht gehört hatte, war er sich nicht mehr so sicher, ob er vor Freude in die Luft springen, oder vor Nervosität Rillen in seinen Teppich laufen sollte.
All das hatte sich so...irreal angehört.
Angefangen von der geglückten Asgard- Rettung über eine Schlacht mit mehr als eintausend Jaffa und Daniel Jackson, der als Samurai die ganze Sache anführte.
Hammond hatte wahrlich schon viel mit SG-1 mitgemacht, aber dieser Vorfall hier setzte all dem die Krone auf.
O'Neills Leute hatten schon ganze Goa`uld Raumschiffe in die Luft gesprengt, waren auf Kometen gelandet um die Erde zu retten, jeder von ihnen war schon mehr als einmal der Wirt für irgendeine ausserirdische Spezies gewesen...er wurde langsam zu alt für so etwas.
Allein schon Jacobs Meldung, dass SG-1 nicht wie erwartet am Treffpunkt erschienen war, hatte ihn nervös gestimmt. Er hätte es wissen müssen...
Aber Hammond gab es auf, sich darüber Gedanken zu machen.
Er würde alles in wenigen Minuten erfahren, wahrscheinlich mehr davon, als ihm lieb war...
+++
Daniel wachte durch eine sanfte Berührung an der Schulter wieder auf. Zumindest dachte er das, bis er feststellte, dass er sich im Dorf der Samurai befand und alles noch so war wie vor ihrer Schlacht.
In der Ferne pflanzten die Frauen im Teich wieder Reis und die Kinder spielten um sie herum Fangen. Ganz offensichtlich musste es sich hier um eine Art Traum handeln. Oder war er etwa tot?
"Steh auf!", kam der prompte Befehl und Daniel rollte sich auf den Rücken. Es war Zanaki, der ihn so unsanft geweckt hatte.
Der alte Krieger trug noch immer seine Kampfausrüstung und ein brauner Hengst stand fertig aufgetrenst und aufgesattelt an seiner Seite.
"Willst du den ganzen Tag so liegen bleiben?", raunte er ihn an, als Daniel zwei Versuche brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Schlag gegen seinen Kopf war mehr als nur schmerzhaft gewesen und noch immer drehte sich alles vor seinem inneren Auge. Als er endlich leicht schwankend auf Augenhöhe mit dem Samurai war, blickte dieser ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Ehrerbietung an.
"Du hast heute die Herzen vieler Menschen mit Glück erfüllt, Danyel.", erklärte der Alte und legte seinem Schützling eine Hand auf die Schulter.
Überrascht suchte der Archäologe den Blick des Mannes und erkannte die Freude über ihre neugewonnene Freiheit in seinen Augen.
Sie hatten es tatsächlich geschafft.
Mit sehr geringen Überlebenschancen waren sie in den Krieg gegen einen übermächtigen Feind gezogen und hatten entgegen aller Vermutungen gesiegt.
Daniel spürte eine unglaubliche Erleichterung bei diesem Gedanken.
"Ohne euren Mut hätten wir es nie geschafft.", erklärte er und machte eine ausschweifende Handbewegung.
"Das ist wahr.", stimmte ihm Zanaki zu und stieg auf sein Pferd, bereit, für was auch immer als nächstes kommen würde. Daniel erschien alles so wie damals, als er kurz vor seinem Aufstieg die Träume von Omah Desala hatte.
Es waren Träume, doch in Essenz beeinflussten sie die Realität.
Er erinnerte sich daran, dass Zanaki von einer Stabwaffe in die Brust getroffen worden war, die Überlebenschance einer solchen Verletzung war gering.
"Wo willst du hin?", fragte er den Alten und dieser deutete auf eine Wand aus Licht, die sich den beiden näherte.
"Ich folge dem Licht. Mein Herz wird mich leiten."
Daniel sah ein, dass er nicht mehr aus dem Samurai heraus bekam und wechselte das Thema. Er dachte an das, was er Zanaki schon längst hatte sagen wollen.
"All die Leute...all das hier ist einfach...perfekt. Das ist das Leben, das ich mir immer gewünscht habe. Ihr habt die wahre Essenz des Lebens verstanden."
Zanaki lächelte bei Daniels Worten und folgte seinem Blick auf das Dorf.
"Du nun auch.", erwiderte er und blickte dem Archäologen tief in die Augen, "Ich bin stolz auf dich, mein Sohn. Doch es wird jetzt Zeit für dich zurückzukehren."
"Warte!", wollte Daniel ihn aufhalten, doch der Samurai verschwand mit seinem Pferd in einem gleißenden Licht, so wie er es damals vor Jacks Augen getan hatte.
Dèja- Vu.
"Wo gehöre ich hin?", schrie er ihm nach, doch seine Frage kam lediglich als Echo aus dem Tal zurück. Resigniert zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab.
"Schätze, das muss ich selbst heraus finden."
+++
"Wie ist Doktor Jacksons Zustand?", erkundigte sich Hammond während ihrer Missionsbesprechung, als Fraiser den Raum betrat.
Die zierliche Ärztin hielt ein Krankenblatt in der Hand und schaute die übrigen SG-1- Mitglieder besorgt an. Da die Besprechung unbedingt vonnöten war, hatte Hammond sie darum gebeten, SG-1 über Daniels Zustand aufzuklären, sobald sich etwas änderte.
Zusammen mit ihm säumten noch etwa fünfundzwanzig Samurai die Krankenstation, die anderen waren mit Maramato zurück zum Dorf geritten.
Obwohl sie als Ärztin alle Hände voll zu tun hatte, fühlte sie sich ihren Freunden doch auch verbunden und gerade Daniels Gesundheit hing ihnen allen am Herzen.
"Ich glaube, er wird bald das Bewusstsein zurück erlangen.", erklärte sie und trat näher, "All unsere Untersuchungen waren weitgehend negativ, medizinisch gesehen geht es ihm relativ gut. Ich kann ihnen nicht erklären, warum er bewusstlos ist, Sir."
Hammond nickte verstehend.
"Vielleicht hatte Maramato recht und er muss wirklich erst Frieden mit sich schließen. Immerhin liegt es nicht gerade in Daniels Natur, Kriege zu führen und Jaffa zu töten.", spekulierte Sam und erhielt ein zustimmendes Nicken von Teal`c.
"In der Tat.", fügte der Jaffa hinzu.
"Jedenfalls hat er vor einigen Minuten damit angefangen, im Traum zu sprechen. Ich konnte nicht verstehen, worum es geht aber er schien sehr aufgeregt. Seine Pupillen reagierten wie in der REM Phase des Tiefschlafs und das gibt mir Hoffnung, dass er bald wieder zu sich kommt. Ich habe ihm bereits mehrere Mittel zur Stärkung seiner Vitalfunktionen gegeben und hoffe, dass es bald anschlägt. Sobald sich etwas ändert, werde ich mich melden., Sir."
"Danke, Doktor.", entließ sie der General und starrte wieder in die kleine Runde.
"Sir, ich bin mir sicher, Daniel kann ihnen weit mehr Auskunft über diese Krieger geben als wir. So wie es mir schien, haben wir nicht einmal einen Bruchteil ihrer Lebensweise und Ansichten kennen gelernt. Daniel hat mehrere Wochen mit ihnen verbracht und sich ihrer Kultur angepasst.", erläuterte Sam weiter und erhielt eine spöttischen Blick von O'Neill.
"Und wie er das hat.", seufzte dieser.
"Colonel, würden sie die Samurai als strategisch wertvolle Bündnispartner sehen?", fragte Hammond nach und Jack zögerte einen Moment.
Wieder dachte er über das nach, was Daniel ihm über diese Menschen erklärt hatte, erinnerte sich an seine Eindrücke, an den Fakt, dass Maramato seinem besten Freund das Leben gerettet hatte.
"In Anbetracht der Tatsache, dass sie entgegen jeder Logik den Kampf gegen einen übermächtigen Feind aufgenommen und gewonnen haben, um ihre Freiheit zurück zu gewinnen und ihr Land zu beschützen...Ich würde dem zustimmen Sir, die sind definitiv in der Lage, den Goa`uld kräftig in den Hintern zu treten."
"Denken sie, die Samurai wären an einer Allianz mit der Erde interessiert?"
O'Neill nickte zuversichtlich.
"Da Daniel jetzt quasi ihr Ritter aus Leidenschaft geworden ist, werden die uns mit Sicherheit genauso unterstützen, wie wir sie, Sir....Maramato ist kein schlechter Kerl, wir haben nur etwas...unterschiedliche Arten einen Angriff zu planen. Aber sein Herz ist am richtigen Platz.", fügte er dann noch hinzu und erntete Sams Lächeln.
Hammond verstand, doch er zögerte einen Augenblick, so als ob ihm noch eine Frage auf der Seele brannte.
"Wir konnten es auch nicht glauben, bis wir es mit eigenen Augen gesehen hatten.", beantwortete Sam seinen fragenden Blick und der General nickte.
"Ich kann es kaum erwarten, Doktor Jacksons Standpunkt bei dieser Sache zu hören. Wegtreten."
+++
Diesmal war es ein langer Kampf für Daniel gewesen, bis er endlich die Augen aufschlug und sich in der Realität wiederfand.
Für ihn war es eine Reise durch unzählige Eindrücke der letzten Wochen gewesen, im Geist war er wieder im Dorf der Samurai, fühlte sich geborgen und genoss die Ruhe.
Doch das Wissen, dass er nicht dort hin gehörte, nagte an ihm.
Auf der anderen Seite brauchte er diese Ruhe, um wieder zu sich zurück zu finden. Die Schlacht legte sich wie ein dunkler Schatten über sein Gewissen und verursachte ihm schrecklichste Schuldgefühle.
Immer wieder blickte er in die Augen der sterbenden Jaffa, sah, wie einer nach dem anderen zu Boden ging, neben ihnen fielen unzählige Samurai...
All das war so sehr gegen seine Natur gewesen, dass es ihm nun wie ein böser Albtraum vorkam, doch das war es nicht. Trotzdem schien es Daniel so, als sei er ein komplett anderer Mensch gewesen.
Immer wieder überging er seine Taten, führte sich die Dinge vor, die er sonst nie getan hätte und war maßlos erschüttert.
Er war ein Krieger geworden.
Er hatte getötet.
Wegen ihm waren so viele Jaffa tot, doch er...lebte noch.
Leben- das war es, was er jetzt wollte.
Nach all den sinnlosen Evaluationen der vergangenen Tage und Stunden stellte er fest, dass es das beste war, wieder in seine Realität zurückzukehren.
Ändern konnte er das Geschehene nicht, doch er konnte versuchen, daraus zu lernen...
+++
Müde öffnete Daniel die Augen und sah das beruhigendste Paar Augen über sich, an das er in diesem Moment denken konnte.
"Janet.", sprach er mit heiserer Stimme und versuchte das Bild der Ärztin zu fokussieren. Noch immer schmerzte sein Kopf fürchterlich, ganz zu schweigen von dem Schwindelgefühl und der Übelkeit. Doch er war zurück.
"Schön sie wieder bei uns zu haben, Doktor Jackson.", antwortete sie und lächelte. Ihre Hand streichelte beruhigend seine Wange und er wollte sie greifen, doch seine Arme und Beine waren an das Bett geschnallt.
Janet folgte seinem Blick und begann die Gurte zu entfernen.
"Sie haben um sich geschlagen,", erklärte sie bedrückt und bekam Hilfe von einer nebenstehenden Krankenschwester, "Wir mussten sie fixieren, damit sie sich nicht verletzen."
"Schon ok.", flüsterte Daniel und seufzte. Gott, er fühlte sich hundeelend.
"Maramato?", fragte er nach einigen Sekunden und die Ärztin stellte sich wieder neben ihn, überprüfte die Infusion und leuchtete in seine Augen.
"Er ist mit einigen überlebenden Samurai auf dem Planeten geblieben. Die Krieger, die zu schwer verletzt waren, haben wir mit auf die Krankenstation genommen. Sie könnten sich dort als Übersetzer äußerst nützlich machen, sobald es ihnen besser geht."
"Jack?"
"Der Colonel ist gerade mit dem Rest von SG-1 in einer Besprechung, doch ich habe bereits General Hammond informiert, dass es ihnen besser geht. Ich bin mir sicher, dass er in wenigen Minuten..."
"...hier sein wird.", beendete O'Neill den Satz.
Zögerlich stand er in der Tür zur Intensivstation und Daniel brauchte einige Sekunden um auch sein Gesicht zu fokussieren, doch es fiel ihm immer leichter, je länger er wach war.
"Ich werde sie beide nun allein lassen. Wenn sie etwas brauchen, lassen sie es mich wissen, Daniel.", erklärte Janet dann und folgte der Krankenschwester zu einem anderen Patienten.
"Wie geht's?", erkundigte Jack sich kurz und prägnant wie immer. Mit einigen Schritten war er bei Daniels Bett angekommen und schnappte sich einen Stuhl, um es sich neben dem Archäologen bequem zu machen.
"Gut.", log dieser und legte seinen Kopf zurück auf das Kissen.
"Du hast ja ganz schön was abbekommen. Was macht die Platzwunde?"
Daniel griff sich bei dem Gedanken an die schmerzende Schläfe und stellte fest, dass Fraiser sie fachgerecht mit Pflaster überklebt hatte.
"Ist nicht weiter schlimm. Nur ein paar Kopfschmerzen."
Jack nickte verstehend und sah sich um. Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, wie er seine Gedanken zum Ausdruck bringen sollte. Irgendetwas beunruhigte ihn.
Als auch Daniel nichts weiter sagte, begann er stoisch auf die Kurven des EKG Gerätes zu blicken.
"So...was passiert jetzt?", fragte er dann und starrte seinem Gegenüber anschließend tief in die Augen.
Daniel dachte eine Weile darüber nach. Sollte er Jack die Wahrheit über seine Zweifel erzählen, dass er nicht sicher war, ob er bei SG-1 bleiben sollte?
Sie hatten all das riskiert um ihn zu retten und dann würde er sie wieder verlassen?
Aber konnte er andererseits den Samurai den Rücken zukehren? Immerhin hatten sie Seite an Seite gegen unzählige Jaffa gekämpft, hatten ihre Freiheit zurückerobert. Das schweißte zusammen.
Trotzdem fühlte er sich mehr zum SGC zugezogen. Die Leute hier waren seine Freunde und er hatte mit ihnen schon so viel öfters gegen die Goa`uld gekämpft.
Zusammen hatten sie Freude und Leid erlebt, waren sprichwörtlich durch die Hölle gegangen und von den Toten zurück gekehrt.
Nach all den Wochen mit Maramato sehnte er sich wieder nach SG-1. Sie waren schließlich seine Familie.
"Nichts.", antwortete er dann und hoffte, dass Jack es verstehen würde. Daniels Heimat war hier, er wollte nicht mehr zurück zu den Samurai.
Der Colonel zögerte einen Augenblick und nickte dann. Das war die Antwort, auf die er gewartet hatte. Sofort entspannte sich seine Miene und er lehnte sich in dem Stuhl zurück.
"Ich habe mit General Hammond gesprochen. Nach all dem Tumult der letzten Wochen will er uns 14 Tage frei geben- das wär doch mal der ideale Zeitpunkt um mit mir Fischen zu gehen, oder was denkst du?"
Daniel sah im Hintergrund wie Sam und Teal`c die Krankenstation betraten, beide hatten kleinere Geschenke zur Aufmunterung dabei.
"Ähm...eigentlich...", begann er, doch Jack schnitt ihm das Wort ab.
" Komm schon, die frische Luft wird dir gut tun, und erst die Ruhe. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du bei diesen Samurai nicht auch mal angeln warst, oder?"
"Nein."
"Kein Angeln?"
"Nein Jack. Aber jetzt wo du es sagst...ich wollte schon immer mal wieder nach Chicago zum Naturhistorischen Museum. Hättest du nicht Lust? Nur wir zwei und unzählige Exponate?"
O'Neill zog eine Grimasse und stieg dann auf.
"Ich überleg's mir. Wir sehen uns später, ok?", damit nickte er Carter und Teal`c zu und verließ die Krankenstation.
"Danieljackson.", grüßte der Jaffa und suchte sich einen weiteren Stuhl, während Sam sich neben ihn setzte.
"Wie geht es dir?", fragte sie und legte ihm aus Sympathie eine Hand auf die Schulter.
"Besser.", gestand Daniel und senkte den Blick. Plötzlich huschte ein Schatten nahe an seinem Gesicht vorbei und er zuckte instinktiv zusammen. Doch bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass es nur Teal`c gewesen war, der seinen Stuhl neben das Krankenbett trug.
Sam hatte die Situation mitbekommen und verhärtete ihren Griff an seiner Schulter.
"Du hast dich ziemlich verändert.", sprach sie und zwang sich zu einem Lächeln. Daniel deutete es richtig und wusste, dass die Veränderung ihrer Meinung nach nicht zum Besseren verlaufen war.
"Ich weiß.", gab er zu und suchte Teal`cs Blick. Der Jaffa war ebenfalls ein Krieger und ihm manchmal ähnlicher, als er es sich vorstellen konnte.
"Ich hätte in deiner Situation genauso gehandelt, Danieljackson.", bestärkte ihn der Jaffa und er nickte lächelnd.
"Danke Teal`c."
Der Hüne nickte zurück und überließ Sam wieder das Wort.
"Maramato hat darauf bestanden, mit einigen seiner Leute zurück zum Dorf zu reiten, aber sie haben die meisten Pferde zurück gelassen, damit die anderen Samurai ihnen bald folgen können."
In ihrer Stimme steckte ein Vorwurf und dieser blieb nicht unbeachtet.
"Er ist ein guter Mann.", erklärte Daniel mit ernstem Blick, "Sie leben einfach in einer anderen Welt- und Gefühle zu zeigen ist da nicht besonders wichtig. Er wollte zurück ins Dorf um die Bestattungszeremonie für die gefallenen Krieger durchzuführen. Es ist seine Pflicht als Anführer."
"Und was ist mit dir? Wirst du mit ihnen zurückkehren?"
Sams Frage kam so unerwartet, dass Daniel fast erschrak. Zu tief war er noch in Gedanken und stellte sich vor, wie es seinem Freund nun ginge.
"Ja...aber nur für eine kurze Weile. Ich muss den Toten die letzte Ehre erweisen, dann werde ich zurückkehren."
Sam nahm die Antwort so hin, doch Teal`c versuchte sich in einem leichten Lächeln. Er schien der Einzige zu sein, der im Moment wirklich verstand, was in ihm vorging.
"Ich habe nie daran gezweifelt, dass dein Herz hier bei uns liegt, Danieljackson.", erklärte er dann zuversichtlich.
"Ich weiß, Teal`c.", sprach der Archäologe und grinste zurück. Sie hatten sich nicht nur einen Traum geteilt, sie hatten sich auch besser kennen gelernt. Daniel konnte den Jaffa nun verstehen und anders herum war es genauso.
"Ich nehme an Janet will mich noch eine Nacht zur Beobachtung hier lassen und morgen werde ich General Hammond den Bericht abliefern. Ich werde ihn darum bitten, mich noch einmal mit den restlichen Samurai zurückkehren zu lassen, um die notwendigen Rituale durchzuführen."
+++
Zwei Tage später fand Daniel sich am frühen Morgen auf dem Planeten der Samurai wieder und suchte nach dem Sattelzeug für sein Pferd.
Maramato hatte die Tiere mit einer langen Leine eingekoppelt und das Sattelzeug in den Büschen versteckt. Leider war seines unauffindbar und so musste er sich mit einer Trense aus Hanfseil und ohne Sattel auf den Weg machen.
Fünfzehn andere Samurai hatten sich um ihn herum versammelt und schienen ihn als eine Art Assistenzanführer anzusehen, was Daniel durchaus schmeichelte- immerhin war er noch nicht so lange ein Mitglied des Clans wie einige der Krieger selbst.
Und doch hatte er sich diesen Respekt in der letzten Schlacht erkämpft. Und sie wussten es auch.
SG-1 war mit ihm zurückgereist um die Samurai bei ihrer Abreise zu unterstützen. General Hammond hoffte auf eine Allianz und deshalb zeigte man sich den Gästen so hilfreich wie nur möglich.
Trotzdem hatte dem General seine Bitte nicht ganz gefallen, noch einmal zurückzukehren. Zu lange hatten sie vergebens gehofft, ihn wieder zu finden und nun wollten sie ihn nicht schon wieder aus den Augen verlieren. Doch es war Daniels Pflicht. Er war der Initiator dieser Schlacht gewesen und die Samurai hatten ihr Leben für seine Idee gegeben. Er musste ihnen die letzte Ehre erweisen.
Aus diesem Grund trug er jetzt auch wieder seine Rüstung und das frisch geputzte Schwert hing zu seiner Rechten an seinem Gürtel. Ganze vier Stunden hatte er damit verbracht, die Schutzkleidung wieder einigermaßen so aussehen zu lassen, wie vor ihrer Schlacht. Außerdem war das Reinigen des Samurai- Schwertes eine Zeremonie, die noch einmal zwei Stunden erforderte. Umso besser fühlte er sich jetzt auch.
Trotzdem jagte es ihm noch immer Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, dass sie wieder an dem ehemaligen Camp der Jaffa vorbei kommen würden. Zwar hatte der Regen der letzten Tage wahrscheinlich das meiste Blut von der Wiese gespült, trotzdem fanden sich mit Sicherheit hier und da noch Spuren ihrer Schlacht.
Spuren des Todes.
Aber dafür war dieses Land nun frei.
Niemand würde es den Samurai mehr wegnehmen.
Das war es auch, was Zanaki ihm hatte sagen wollen. Statt mit Trauer zurück zu blicken, sollte er nun lieber mit Stolz auf das schauen, was sie zusammen geleistet hatten.
Und er stimmte dem alten Mann zu.
"Ich werde in etwa siebzehn Stunden wieder hier sein. Lasst das Tor also offen.", scherzte er und blickte noch mal in die skeptischen Gesichter seiner Freunde. Jack schien ihm noch immer nicht ganz zu trauen, doch er würde zurückkehren, dessen war er sich sicher.
"Und nicht wieder zwischen irgendwelche Fronten geraten, ok Daniel?", mahnte der Colonel und legte den Kopf schief.
"Versprochen.", entgegnete der Archäologe und trieb sein Pferd an, gefolgt von den Samurai.
Ein weiteres Mal fühlte er sich, als würde er in eine Schlacht ziehen. Für Sekundenbruchteile weckte das ein neugekanntes Gefühl des Stolzes in ihm, zeigte ihm, dass nun tatsächlich ein echter Krieger in ihm steckte.
Doch er verdrängte es schnell, denn ein Krieger zu sein bedeutete auch zu töten. Und er würde erst wieder dann zu einem solchen werden, wenn es absolut keine andere Möglichkeit gab.
+++
Wieder blieb SG-1 im Staub des aufgewirbelten Bodens zurück und Jack wedelte sich demonstrativ mit der Hand vor dem Gesicht herum.
"Sind sie nicht ein netter Haufen. So jemanden läd´ man doch gerne zu 'ner Grillparty ein.", seufzte er und wandte sich wieder dem Stargate zu.
"Sie sind faszinierend, da muss ich Daniel recht geben, Sir.", erklärte Sam und folgte ihm.
"In der Tat.", fügte Teal`c hinzu und sie machten sich auf den Rückweg.
+++
Nach wenigen Stunden erreichten sie das Dorf der Samurai und glücklicherweise hatte das Wetter es gut mit ihnen gemeint. Bis auf einen kleinen Regenschauer zwischendurch hatte sich der Sonnenschein gehalten und besänftigte ihre Gemüter.
Daniel hatte den Trupp für einige Minuten angehalten, als sie das Camp der Jaffa erreichten. Zu sehr fühlten sie sich noch diesem Ort verbunden, als das sie ohne weiteres vorbeireiten konnten.
So verweilten sie ganze Weile mit ihren Pferden dort, dachten an die Samurai, die es nicht geschafft hatten und bedankten sich für ihre Unterstützung.
Erst dann hatten sie ihre Reise fortgesetzt und erreichten nun endlich das Dorf.
Wie zu erwarten wurden sie stürmisch begrüßt und Daniel konnte Watanawee ausmachen, der ihm mit einigen älteren Dorfmitgliedern entgegenlief.
Die Stimmung war gespannt, denn noch immer war nicht ganz klar, wer von den Kriegern noch lebte, und wer nicht. Deshalb suchten viele der Samuraifrauen nach ihren Ehemännern und Daniel machte ihnen Platz und ritt weiter in das Dorf hinein, vorbei an Watanawee, der sich demonstrativ vor ihm verbeugte.
Er tat dasselbe und stieg wenig später von seinem Pferd, band es an einen nahestehenden Pfosten und machte sich auf den Weg zum Tempel. Das war der einzige Ort, an dem Maramato sich befinden konnte.
Und er sollte recht behalten.
Der Anführer saß im Vorhof des Tempels unter einem Kirschbaum und schien zu meditieren, obwohl Daniel sich fast sicher war, dass er ihre Ankunft mitbekommen hatte.
Maramato hielt noch für eine Weile die Augen geschlossen, während sein Freund sich neben ihn setzte und die Ruhe genoss. Scheinbar war der Samurai in eine tiefe Meditation gesunken und er wollte ihn dabei nicht stören.
"Danyel.", sprach er dann und öffnete die Augen.
"Hai.", antwortete der Archäologe und verbeugte sich leicht. Der Anführer tat es ihm nach und sah ihn ernst an.
"Wir haben gesiegt.", verkündete er dann, doch es lag auch Trauer in seiner Stimme. Ihre Schlacht hatte viele Opfer gefordert und es war immer schwer, von einem Freund oder Bekannten Abschied zu nehmen.
"Ich weiß.", antwortete Daniel und deutete auf die Samurai, die mit ihm zurückgeritten waren, "Die anderen müssen sich noch einige Tage auf der Krankenstation erholen, dann werden sie uns folgen."
"Doch dein Besuch ist nicht von Dauer.", erkannte Maramato und blickte zu Daniels Pferd, das noch immer angebunden an dem Pfosten stand und genüsslich Gras kaute.
"Hai.", gab der Archäologe zu und wich dem Blick seines Freundes aus," Ich muss zu meiner Familie und meinen Freunden zurück. Sie brauchen mich."
"Ich verstehe.", antwortete der Samurai und stand auf, "Doch du weißt auch, dass du nun ebenfalls ein Teil unserer Familie geworden bist. Du bist ein Samurai."
Daniel nickte. Er wusste, was Maramato ihm damit sagen wollte.
"Ich werde immer für euch da sein, wenn ihr mich braucht. Deine Männer haben von uns Instruktionen erhalten, wie sie das Tor bedienen und mit einem Transmitter ein Signal schicken können, damit wir wissen, dass ihr es seid. Wenn die Goa`uld noch einmal einen Angriff wagen sollten, kontaktiert uns."
Der Samurai schien seine letzten Worte gar nicht mehr gehört zu haben sondern blickte gedankenverloren in das Tal, in dem sich langsam der morgendliche Nebel verzog.
"Wir haben Seite an Seite gekämpft...ohne das wir es bemerkten, sind unsere Seelen zu einem Stück verschmolzen."
Daniel erinnerte sich dabei wieder an den Augenblick, als sie Rücken an Rücken gegen die Jaffa kämpften. Jeder würde den anderen mit seinem eigenen Leben schützen. Das formte einen Band, den nichts so schnell zerreißen konnte.
"Hai.", stimmte er Maramato zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, "Ich möchte mich noch von den Toten verabschieden. Danach muss ich zurückkehren."
Der Krieger nickte und machte den Weg zum Tempel frei, in dem sie die Leichen für eine kurze Weile aufbewahrten, bevor sie in einer entsprechenden Zeremonie verbrannt wurden.
Ohne genauer hinzusehen wusste Daniel instinktiv, dass auch Zanaki zu den Toten gehörte. Sein Traum von dem Alten war zu real gewesen, als das es nur eine Illusion sein konnte. Stattdessen nahm er an, dass Zanaki sich von ihm verabschieden wollte.
Daniel spürte ein leichtes Gefühl der Ironie.
Waren sie doch am Anfang Feinde gewesen, die sich ständig aus dem Weg gingen und voller Misstrauen waren, wurden sie doch bald wie Brüder auf dem Schlachtfeld. Er wusste, dass sie es ohne Zanakis Hilfe nie geschafft hätten.
Ohne ein Wort zu sprechen ging er zu jedem der Toten, verbeugte sich und hielt eine Minute inne. In dieser Minute dankte er dem Krieger für seine Aufopferung und betete für seine Seele. Er versprach dafür zu sorgen, dass das Land nie wieder in falsche Hände geriet und immer für die Samurai da zu sein, wenn sie ihn brauchten, so wie auch sie für ihn da waren, als er in großer Not war.
Nach einer langen Zeit war er fertig mit seiner Zeremonie und stand wieder auf. Der Tempel erfüllte ihn mit so vielen Gefühlen, dass er sie kaum ordnen konnte.
Natürlich fühlte er sich noch immer stark zu diesem Volk hingezogen, doch auch eine gewisse Zufriedenheit stieg in ihm auf. Er wusste, dass sein Werk nun vollendet war, es wurde Zeit weiter zu machen...mehr zu erreichen.
Daniel lief wieder aus dem Tempel und war nicht überrascht, als er Saburo entdeckte, die auf dem Vorhof auf ihn wartete.
Lächelnd trat er ihr entgegen und verbeugte sich leicht, waren doch Berührungen mit Frauen in der Öffentlichkeit nicht besonders hoch angesehen.
Die zierliche Medizinerin verbeugte sich ebenfalls und lächelte zurück. Es war der selbe Ausdruck in ihrem Gesicht als an dem Tag, an dem Daniel aus seinem langen Delirium aufgewacht war.
"Frieden.", erklärte er ihr und sie nickte.
Vorsichtig holte sie ein kleines Gefäß hinter ihrem Kleid hervor. Daniel erkannte, dass es sich um ein wenig von der Flüssigkeit handelte, die die Samurai nutzten, um Wunden zu heilen. Er hatte am eigenen Leib erlebt, wie gut diese Medizin wirkte.
"Freundschaft.", antwortete sie und überreichte ihm die kleine Flasche.
Er ergriff sie und hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne, genoss die Zusammengehörigkeit zu diesem Volk, die er sich vor einigen Tagen so hart erkämpft hatte.
Daniel wusste nichts anderes als sich vor Dankbarkeit noch einmal tief zu verbeugen, bevor er Maramato erkannte, der sich den beiden näherte.
Er wirkte bedrückt, überspielte es aber mit einem Lächeln.
"Freundschaft.", bestätigte er Saburo und wandte sich dann wieder dem Anführer zu.
"Du musst jetzt gehen, um noch vor Einbruch der Nacht wieder bei dem Sternenkreis zu sein.", erklärte er und band Daniels Pferd los.
"Ich weiß.", antwortete dieser und lief auf den Krieger zu, "Und was wird jetzt aus den Samurai?"
Maramato hielt inne und deutete auf eine Frau, die nicht weit weg von ihnen bei einer kleinen Hütte stand. Daniel erkannte, dass sie hochschwanger war.
"Die Samurai werden wachsen wie unsere Freundschaft. Sie werden wieder gedeihen wie ein kleiner Kern, der in vielen Jahren zu einem großen Kirschbaum wächst. Ich hoffe, auch dein Volk wird irgendwann von uns lernen, so wie du es getan hast, Danyel."
"Das hoffe ich auch.", entgegnete der Archäologe und stieg auf sein Pferd.
In der Zwischenzeit hatte das gesamte Dorf sich um ihn versammelt. Viele der Frauen hatten Tränen in den Augen und auch Daniel ging es nicht anders.
Er verließ eine Kultur, die binnen weniger Wochen zu einer neuen Heimat für ihn geworden war, er ließ Freunde und Gefährten zurück und eine Erinnerung, die ihn bis zum Tod verfolgen würde.
Er hatte gelernt, was Freiheit bedeutete und wie schwer es war, dafür zu kämpfen.
"Wir werden uns wiedersehen.", versprach er vom Pferd aus und ritt los.
Traurig starrte er in das Tal, dort, wo der Ursprungspunkt seiner Heimreise sich befand. Er überdachte die ganzen letzten Wochen noch einmal, erinnerte sich an seine ersten Impressionen, nachdem sie aus dem Stargate getreten waren, an das seltsame Gefühl der Sicherheit, als er hier im Dorf wieder zu sich gekommen war, an die Samurai, die ihn als einen der Ihrigen akzeptiert hatten.
"DANYEL!", rief ihn Maramato nach einigen Sekunden lautstark zurück und der Archäologe drehte sich überrascht um.
"REE!", kommandierte der Anführer dann und ausnahmslos jeder verbeugte sich ein letztes Mal tief vor dem neugewonnenen Freund. Für Sekunden herrschte absolute Stille und Daniel nutzte den Augenblick, um sich die Tränen vom Gesicht zu wischen.
Die Dorfmitglieder hielten so lange inne, bis er sein Pferd angaloppierte und sich auf den Rückweg zur Erde machte.
Er hatte an diesem Tag nicht nur Freunde fürs Leben gewonnen, er hatte auch ein neues Leben gewonnen, in das er jederzeit zurückkehren konnte, so er es wollte.
+++
O'Neill spielte nervös mit dem Schuh im Sand und blickte auf seine Schnürsenkel. Daniel war bereits seit einer Stunde überfällig und so hatten sie entschieden, auf den Planeten zurückzukehren und nach ihm zu suchen, falls er nicht bald aufkreuzte.
Eine innere Unruhe breitete sich in ihm aus, denn noch immer war er sich nicht sicher, ob sein Freund tatsächlich bei ihnen bleiben wollte. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt, vielleicht wollte er nicht mehr zurück zur Erde...
"Sir!", machte Sam auf sich aufmerksam und der Colonel blickte auf. Sie zeigte mit dem Finger auf den Waldrand. Tatsächlich kam Daniel auf seinem Pferd über die kleine Wiese auf sie zugetrabt.
Sofort fühlte O'Neill sich um Tonnen erleichtert und lief zusammen mit SG-1 auf ihn zu.
"Howdy Cowboy.", grüßte er den Archäologen und beobachtete, wie dieser vom Pferd abstieg und es auf die benachbarte Koppel brachte.
"Tut mir leid wegen der Verspätung, aber es ging nicht früher.", entschuldigte er sich dann und kam auf seine Freunde zu.
"Wie geht es dir?", fragte Sam und Daniel hielt einen Augenblick inne.
"Besser.", gestand er dann und schaute noch einmal zurück in die Berge, dorthin, wo das Dorf lag.
SG-1 folgte seinem Blick und in der Abenddämmerung konnten sie Dutzende von Kriegern erkennen, die auf dem Bergkamm mit ihren Pferden standen und sie beobachteten. In der Mitte an dem höchsten Punkt des Berges konnte er Maramato ausmachen, der von den untergebenen Samurai umrahmt wurde.
Daniel wusste, dass es ein Zeichen tiefster Ehrerbietung war und wurde melancholisch, um nicht zu sagen, er war zutiefst gerührt.
Normalerweise führten sie diese Zeremonie nur bei ganz speziellen Kriegern durch und das er als solcher angesehen wurde, war wie Balsam auf seiner Seele.
Von weitem erkannte er, wie sie alle ihre Schwerter hoben und diese in den letzten Sonnenstrahlen wieder hell aufleuchteten. Ein lautes Kriegsgeschrei folgte dann und fegte als Echo durch das Tal.
Zum ersten Mal tat Daniel es ihnen nach.
Er trat nach vorne und zog sein gereinigtes Samuraischwert. So hoch wie nur möglich riss er es in die Luft und schrie zurück.
"FREIHEIT!", brüllte er so laut es nur ging und wartete dann, bis auch die Krieger wieder ihre Schwerter senkten.
Sie hatten es verstanden und warteten nun auf seine Abreise. Still blieben sie an dem Bergkamm stehen, ihr Zeichen dafür, dass sie für ihn da waren, wenn er sich entschied zurückzukehren.
O'Neill zog die Augenbrauen hoch als Daniel sich nach einer Weile umdrehte und tief durchatmete.
"Fühlst du dich jetzt besser?"
"Ja.", antwortete Daniel prompt und steckte das Schwert wieder weg. Es würde von nun an einen ganz speziellen Platz in seinem Büro bekommen.
"Bist du bereit, wieder nach Hause zu gehen?", erkundigte der Colonel sich dann und Daniel legte ihm lächelnd einen Arm um die Schultern.
Es war vorbei.
Er würde wieder nach Hause zurückkehren.
"Ich glaube schon."
"Wie, du glaubst schon?"
"Ich weiß es."
"Bist du sicher?"
"Ganz sicher, Jack."
"Keine Zweifel?"
"Keine Zweifel."
"Aber wenn du-"
"Jack! Ich sag nur DHD oder Naturhistorisches Museum."

...Ende


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