IO by Heinzschen
Summary: Sam und Daniel sollen den mysteriösen Einschlag eines Meteoriten untersuchen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Multi-Chara
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 11879 Read: 8488 Published: 31.03.12 Updated: 31.03.12
Story Notes:
8. Staffel so um Episode 157

1. Kapitel 1: Meteor by Heinzschen

2. Kapitel 2: Seuche by Heinzschen

Kapitel 1: Meteor by Heinzschen
IO


Kapitel 1: Meteor

1

Das Funkeln der Sterne versuchte vergeblich dem hell erstrahlenden Blau der Tagseite Konkurrenz zu machen. Die Welt sah von hier oben so wunderschön und friedvoll aus. Weiße Wolkenbänder schlangen sich in abstrakten Formen ineinander und wurden von blauen und braun-grünen Flächen durchbrochen - ein gleißender Opal auf nächtlichem Samt. Selbst die schwirrenden Satelliten konnten ihrem Anblick keinen Abbruch tun.
Seit dem letzten Angriff war die Crew über die bestehende Verschnaufpause froh. Waren die meisten Besatzungsmitglieder vor der Raumschlacht versessen darauf gewesen neue Abenteuer zu erleben, so hatten sie nun ihre Meinung ein wenig revidiert. Nach der Reparatur der Kampfschäden und Wiederaufnahme des Patroulliendienstes im fernen Erdorbit war die zurückgekehrte Routine von der gesamten Besatzung der Prometheus Willkommen geheißen worden. Allen war klar, dass es nur die Ruhe vorm nächsten Sturm war. Sie würde nicht ewig dauern. Nein.
Sie war bereits vorbei!
Unweit der Ionosphäre bildete sich im Vakuum des Weltraumes ein blendend heller Wirbel aus Strahlung, Gas und Staub. Unaufhaltsam spukte die Anomalie ihr Innerstes in Richtung des blauen Planeten. So schnell wie die Erscheinung auftauchte, war sie auch schon wieder verschwunden. Die Crew der Prometheus sah allarmiert aus der Ferne zu. Bevor jedoch die Dunkelheit des Alls an dieser Stelle zurückkehren konnte, eruptierte mit hoher Geschwindigkeit ein bedrohlich großer Materiebrocken aus dem Zentrum des Wirbels, der sich anschickte auf dem Geburtsplaneten der Menschheit nieder zu gehen.

Für lange Rückfragen mit der Bodenkontrolle war keine Zeit. Eine Entscheidung musste schnell getroffen werden. Ein Brocken dieser Größe würde zweifelsohne verheerende Schäden anrichten, sollte er auf bewohntem Gebiet niedergehen. Kaum bestätigte die Computerberechnung die Befürchtung des Kommandanten, kam dieser sofort zum Entschluss. Er erteilte den Befehl, das Objekt zu zerstören. Sekundenbruchteile später wurde die fremde Materie von einer Energieentladung getroffen. Leider entsprach die Wirkung nicht ganz den Erwartungen. Aus einem großen Objekt waren tausende kleiner und ein einzelnes größeres entstanden. Der fliegende Schutt war schon dabei beim Eintritt in die Atmosphäre zu verglühen. Von der Erdoberfläche aus gesehen, musste es einen imposanten Anblick bieten, tauchten die Fragmente gerade in die Nachtseite ein. Der größere Bruchteil war zwar wie seine kleinen Brüder ebenfalls der Reibung mit der Erdatmosphäre ausgesetzt, jedoch bewahrte ihn seine schiere Größe vor der vollständigen Vernichtung. Das verbliebene Stück würde immer noch einen erstaunlichen Einschlagkrater hinterlassen. Für einen weiteren Schuss war es aber bereits zu spät.
Der Kommandant fand nun endlich die Zeit die Bodenkontrolle von dem Vorfall zu informieren. Zum Glück konnte er mitteilen, dass das Fragment durch den Beschuss von seinem ursprünglichen Kurs abgelenkt worden war und nun voraussichtlich in einem unbewohnten Waldstück östlich der Bundesstraße 25 und ca. 75 Meilen nördlich von Colorado Springs niedergehen werde. Die Bodenkontrolle bestätigte die Meldung. Wenige Sekunden später registrierten Seismographen im El Paso County den Einschlag des ungewöhnlichen Meteoriten.

2

„Hast Du es schon gehört?“, fragte Sam.
Daniel schaute zögerlich von seinen Schriftstücken auf und zog in seiner unnachahmlichen Weise die Augenbrauen hoch: „Nein, was denn?“ Er hatte die ganze Nacht an der Übersetzung gearbeitet und war nun endlich fast fertig damit.
„Letzte Nacht ist ein ziemlich großer Meteorit keine 100 Meilen von hier eingeschlagen. Das Beben müsste eigentlich auch hier zu spüren gewesen sein“, erzählte Sam begeistert.
„Ach das war das…“, entgegnete Daniel matt während er sich auf den letzten Absatz seiner Übersetzung konzentrierte. Mitten im Schreiben hielt er inne und schaute Sam leicht verwirrt an. „Sollten sich um so was nicht die Kollegen im Orbit kümmern?“
„Ja. Die Prometheus hat den größten Schaden auch verhindert, aber das wirklich Interessante kommt erst noch…“ Sam berichtete Daniel die ungewöhnlichen Vorkommnisse über die sie Brig. Gen. O’Neill informiert hatte.

Der General hatte die Anweisung erhalten ein Expertenteam zur Unterstützung der bereits laufenden Untersuchung zu schicken. Sam war bereits nach den ersten zwei uninteressiert von Jack heruntergeleierten Sätzen Feuer und Flamme für das Projekt gewesen.
Jack gab sich belanglos, genervt und gelangweilt zugleich: „Wen würdest Du von unseren hoch ge(l)ehrten wissenschaftlichen Kollegen mit dem Job beauftragen? Wer kennt sich gut mit solchem Meteoritenkram usw. aus?“
„Na ja, im Grunde fast alle. Vielleicht Dr. Fisher, er hat unter anderem in Astrophysik promoviert. Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich mir die Sache selbst gern anschauen. Der nächste Einsatz für SG-1 ist erst für nächste Woche geplant. Ich hätte genug Zeit.“
„Wenn Du nichts Besseres zu tun hast. Meinet wegen“, antwortete Jack brummig, „aber tu mir einen Gefallen und nimm Daniel mit. Der hat sich jetzt schon den dritten Tag infolge in sein Kämmerchen eingeschlossen und brütet über irgendwelchem Kauderwelsch. Der muss dringend an die frisch Luft!“
„Danke!“, freute sich Sam und verließ energiegeladen Jacks Büro.
Kaum war die Tür zu griff sich Jack die nächste Akte vom mannshohen „Zu erledigen“ - Stapel auf seinem Schreibtisch. Das verschmitzte Lächeln auf seinem Gesicht bekam Sam nicht mehr zu sehen.

3

„Wir sind gleich da!“, meldete der Lieutenant und setzte den Blinker zum Abbiegen auf eine holprige Waldstraße. Viele Bäume lagen verstreut, hingen schief ineinander oder waren umgeknickt, die Bundesstraße und der Waldweg waren bereits geräumt worden. Der Einschlag hatte einige Verwüstung angerichtet. Zum Glück war es vier Uhr morgens gewesen als der Meteorit herunter kam. Keine Zeit zu der viele Fahrzeuge hier entlang fuhren. Im Umkreis von zweieinhalb Meilen waren einige wenige Fahrzeuge auf der Straße liegen geblieben. Ein Pickup war direkt auf Höhe des Impacts von der Bundesstraße abgekommen. Dem Fahrer und seiner Tochter war zum Glück nichts passiert.

Sam, Daniel und Dr. Fisher kletterten aus dem Fahrzeug und begaben sich Richtung Einschlagkrater. Ein großer mürrisch dreinblickender Colonel in strapaziertem grün-braunen Tarnanzug empfing sie.
„Sieh an, die >Spezialisten< vom SGC!“, rann ihm die sarkastische Begrüßung von den Lippen, wobei er sich einen säuerlichen Gesichtsaudruck nicht verkneifen konnte.
„Was ist dem den über die Leber gelaufen?“, raunte Dr. Fisher Daniel zu.
Da Daniel nach der durchgemachten Nacht und der langen Autofahrt, während derer er wenigstens etwas Schlaf gefunden hatte, nicht wirklich der Sinn nach wilden Spekulationen stand, begnügte er sich mit einem kraftlosen Schulterzucken begleitet von einem >Keine-Ahnung-Seitenblick<.
Diplomatisch ignorierte Sam den Unterton in der Stimme des Colonels. „Hallo“, sagte sie, „ich bin Lt. Colonel Samantha Carter“, und schüttelte dem Colonel die Hand.
„Dr. Daniel Jackson“, stellte sich Daniel vor.
„Dr. Carl Fisher“, tat es Dr. Fisher seinen Vorrednern nach und gab dem Colonel als Letzter die Hand, wobei der schmächtige Astrophysiker schmerzhaft zusammenzuckte und nach Freigabe seiner gequetschten Finger erleichtert aufatmete.
„Colonel Burton“, rückte endlich auch der Colonel mit seinem Namen raus und machte gleich im nächsten Satz seinem Frust Luft: „Es ist für mich unbegreiflich, warum die HWS jetzt auch noch unbedingt ein Team vom SGC hinzuziehen muss. Hier gibt es nichts, mit dem wir nicht auch allein fertig würden!“
Da lag also der Hase im Pfeffer begraben! Der Colonel fühlte sich in seiner Kompetenz untergraben indem man ihm einen rangniederen Offizier und zwei Zivilisten vor die Nase setzte. Irgendwie verständlich, aber es musste dafür einen triftigen Grund geben.

Am Rande des Einschlagkraters liefen die Untersuchungen bereits auf Hochtouren. Unzählige Messinstrumente waren aufgebaut worden. Der reinste Kabelsalat – bereits fein säuberlich in den morastigen Waldboden eingetrampelt.
„Das ist Lt. Flanagan“, sagte Col. Burton und deutete auf eine blonde Frau im Tarndress, die sogleich herbeieilte. „Sie wird Sie über alle Neuigkeiten informieren. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich hab wichtigere Angelegenheiten zu regeln!“ Kaum gesagt, drehte er auf dem Absatz um und verschwand ohne ein weiteres Wort im Unterholz.
Nach einer weiteren allgemeinen Vorstellungsrunde – diesmal unter wohlwollendem Blick von Lt. Flanagan - wurde die kleine Expertengruppe von der jungen Frau über die gewonnenen Daten informiert.
„Als erstes haben wir den Krater vermessen. Er hat einen Durchmesser von 142 Yards und ist erwartungsgemäß 72 Yds. tief. Keine sekundären Einschlagkrater. Keine nennenswerte Radioaktivität messbar, obwohl die Tatsache, dass beim Einschlag ein elektromagnetischer Impuls auftrat, mich ziemlich fasziniert. Es ist mir noch schleierhaft, wie es zu seiner Entstehung kommen konnte. Aber das finde ich noch nicht wirklich das Ungewöhnlichste…“, setzte Lt. Flanagan an, kam aber ins Stocken.
Dr. Fisher allerdings schien der Sinn gerade nicht nach dramatischen Pausen zu stehen: „Und was ist jetzt so außergewöhnlich???“, begehrte der blässliche Wissenschaftler zu wissen.
Um Fassung ringend, gab der Lieutenant zurück: „Wir haben keinen Meteoriten!“
Ungläubiges Glotzen durchfuhr Dr. Fisher, dem direkt der Mund halb offen stehen blieb. Das konnte doch nicht war sein!

Sam ließ erst mal alle Möglichkeiten im Geiste Revue passieren und sprach ihre Gedanken laut aus: „Ein im nachhinein geschmolzener Eismeteorit scheidet von Vorn herein aus. Die Bestandteile wären schon längst bei Eintritt in die Erdatmosphäre verdampft. Um einen Krater dieser Größenordnung zu bekommen, muss der Meteorit aus wenigstens 100 bis 200 Pfund schwerem Material bestanden haben. Eisen oder ähnliches. Gegraben haben Sie sicherlich schon? Bleibt sonst nur noch die Option dass der Meteorit weggeschafft wurde. Aber so kurz nach dem Einschlag dürfte er noch sehr heiß gewesen sein. Und wer sollte einen heißen Meteoriten wegschaffen und wozu?“
„Ja, das ist eine hervorragende Frage!“, beteiligte sich Flanagan an Sams Gedankengängen. „Nachdem wir den zentralen Krater so tief wie möglich umgegraben hatten, mussten wir akzeptieren, dass wir nicht mehr fündig werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand zuvorgekommen ist, halte ich allerdings für gegen Null tendierend“, teilte sie ihre Meinung mit und kramte ein paar Aufnahmen des Kraters hervor. „Sehen Sie, wir haben zu Beginn unserer Untersuchungen einige Dutzend Fotos geschossen. Hätte jemand versucht den Meteoriten zu bergen, hätte der Einschlagkrater bei unserem Eintreffen nicht so unversehrt aussehen können.“ Dabei nahm sie einige Fotografien von einem Haufen, der wüst auf ihrem kleinem Klappschreibtisch verteilt lag.

Daniel schob seine Brille zurecht und schaute gedankenverloren auf die Bilder.
„Es ist aber nicht alles weg! Wir haben nach längerer Suche diese Fragmente im Krater gefunden“, freute sich Lt. Flanagan und präsentierte ein Schächtelchen mit vorsichtig gereinigten nachtschwarzen Splittern, die vielleicht von einem Kristall oder ähnlichem stammen mochten.
Sam betrachtete die Fragmente fasziniert. Sie schienen alles Licht zu absorbieren, das auf sie traf. „Haben Sie schon eine Massenspektrometrie durchgeführt?“
„Ich habe bereits alles Nötige veranlasst. Das nächste Massenspektroskop steht in Colorado Springs. Ich warte nur noch auf die Ergebnisse“, sprühte die junge Frau vor Forscherdrang. „Ich habe dafür aber eine ebenso interessante Entdeckung gemacht. Die Temperatur der Fragmente liegt exakt 1 Grad Kelvin unter der Umgebungstemperatur!“
„Unglaublich“, entfuhr es Sam in Gedanken versunken.
Just in dem Augenblick kam ein weiterer Soldat im Tarnanzug herbeigeeilt - mit einem akkurat bedruckten und einen Meter langen Stück Endlospapier in der Hand. Lt. Flanagan griff sich den Ausdruck und starrte hypnotisiert auf die Zahlen. „Unglaublich“, raunte nun auch sie. „Hier, sehen Sie sich das an. Das ist eigentlich völlig unmöglich!!! Die Spektrometrie hat nicht die geringsten Ergebnisse erzielt. Dafür hat die Substanz sämtliche auf sie einwirkende Energie absorbiert.“
„Hätten sie etwas dagegen, wenn ich eine Probe zu weiteren Untersuchungen mit ins SGC nehme?“
„Nein, nicht im geringsten“, meinte Lt. Flanagan und tütete sogleich ein größeres Fragment ein, um es Sam mit einem freundschaftlichen Lächeln zu überreichen, „vielleicht haben Sie ja mehr Glück.“

Noch während die Wissenschaftlerinnen ihrem regen Gedankenaustausch frönten, betrachtete Daniel weiterhin gebannt die Fotografien. Irgendetwas war seltsam daran. Aber was? Plötzlich durchzuckte Ihn ein Geistesblitz! „Entschuldigen Sie Lieutenant, was ist das?“, fragte Daniel und zeigte auf einige flache Abdrücke zwischen vielen tiefen Stiefelspuren am oberen südwestlichen Kraterrand, die beim Fotografieren wahrscheinlich durch Zufall ins Bild geraten waren.
Lt. Flanagan nahm ihm das Foto ab und starrte darauf. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen! Das sieht ja aus wie…“
„…Fußabdrücke!“, beendete Sam Flanagans Satz. „Ziemlich klein im Vergleich mit den Stiefelabdrücken. Als ob sie von einer kleinen Person oder einem Kind stammten.“
„Kinnnnnnd…“, nahm Flanagan das Stichwort gedehnt auf und tätschelte mit starrem Blick ihren Bauch. Ein Ruck durchfuhr sie: „Da war doch was…“, und kramte auf dem Schreibtisch weiter Papiere vor. „Hier!“ Sie hielt Sam und Daniel eine Liste mit Namen vors Gesicht. „Das sind die Personen, die zur Zeit des Einschlags in der Nähe waren. Es ist auch ein Kind darunter.“
„Vielleicht hat die Kleine etwas gesehen, dass uns weiterhelfen könnte?“, mutmaßte Daniel.
„Über das Kennzeichen kann ich die Adresse des Vaters ausfindig machen“, schlug Flanagan vor.
„Gute Idee!“, pflichtete ihr Sam bei und musste sich beeilen Flanagan zu folgen, die gleich wie von der Tarantel gestochen loslief, um die Informationen zu organisieren.

4

„Da vorn ist es!“, rief Sam und zeigte mit dem Finger in Richtung eines Einstöckigen verfallenden Gebäudes. Daniel bog in die Einfahrt ein und stellte den Wagen hinter dem Pickup ab.
„Sieht so aus als wäre jemand zu Hause“, bemerkte Daniel.
Dr. Fisher war lieber bei der Einschlagstelle geblieben und half Lt. Flanagan bei weiteren Untersuchungen. Er hatte keine große Lust auf Detektivarbeit verspürt.
Sam und Daniel liefen am Pickup vorbei auf die Haustür zu. Der rechte Scheinwerfer war zerbrochen, der Kotflügel zerschrammt und eingedellt und die Fahrertür hatte kein Fenster mehr. Die Tür selbst war mit üblen Kratzern übersäht. Auf der Ladefläche lag allerlei Unrat halb von einer Plane abgedeckt. Zwei Speichenräder schauten darunter hervor. Als sie die flache Rampe bis zur Haustür hochgelaufen waren, klopfte Daniel an die Tür. Drinnen rumorte es. Ein Stuhl wurde gerückt und eine Tür klappte. Kurz darauf bewegte sich die Gardine im Fenster neben dem Eingang. Ein Mann um die 40 lugte nach draußen. Sam und Daniel sahen sich erwartungsvoll an. Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet.

„Ja?“, fragte der Mann.
Sam stellte sich und Daniel vor. „Sind Sie Mr. Attkins?“
„Ja, der bin ich. Was wollen Sie?“, fragte der Mann abwartend.
„Wir untersuchen den Meteoriteneinschlag und würden uns gern mit Ihnen und Ihrer Tochter darüber unterhalten“, erklärte Daniel.
Der Mann in der Tür hielt für einen Augenblick die Luft an. „Kommen Sie rein“, sagte er schließlich und ließ sie eintreten. Drinnen herrschte etwas Unordnung. Auf dem Tisch standen zwei halb geleerte Teller mit Spaghetti. Kleidungsstücke lagen ausgebreitet auf dem speckigen Sofa.
Der Mann baute sich vor Sam und Daniel auf: „Ich weiß nicht, was ich Ihnen über den Einschlag erzählen kann“, begann der Mann. „Ich hab das Ding nicht kommen sehen. Im einen Moment hat es gekracht und im anderen steckte mein Wagen auch schon im Straßengraben.“
„Haben sie sich den Einschlagkrater mal aus der Nähe angesehen?“, wollte Sam wissen.
„Nein“, gab der Mann kurz angebunden zurück. „Hat mich nicht interessiert.“
„Komisch“, dachte Sam. „Und ihre Tochter war auch nicht in der Nähe des Kraters?“
„Nein“, beharrte der Mann.
Hinter Sam und Daniel knarrte eine Tür. Ein vielleicht elfjähriges Mädchen stand im Türspalt. Aus T-Shirt und Jeans war sie eigentlich schon raus gewachsen. Ihre nackten Füße waren schmutzig.
„Kate!“, flüsterte der Mann erschrocken.
Die Kleine sah ihrem Vater direkt in die Augen und lächelte beschwichtigend woraufhin er verstummte noch bevor er mehr sagen konnte.
„Ich war am Krater“, sagte sie mit fester Stimme und blickte Daniel und Sam offen an.
Daniel ging einen Schritt auf das Kind zu und hockte sich vor ihm hin, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. Er lächelte aufmunternd. „Kannst Du mir erzählen, was Du gesehen hast?“, fragte er.
„Ja“, sagte sie. „Da war ein ziemlich großer Krater. Die Erde hat gequalmt und viele Bäume waren umgeknickt.“
„Hast Du dort irgendjemanden gesehen?“
Sie überlegte: „Nein, hätte ich?“
„Tja, das wissen wir nicht. – Weißt Du was ein Meteorit ist?“
„Klar“, lächelte das Kind, „ein Brocken aus dem Weltraum, der vom Himmel fällt und dabei Löcher macht.“
„Ja“, lachte Daniel. „Du hast Recht. Nur haben wir ein Problem. Von diesem Meteoriten haben wir nur das >Loch<. Der >Brocken< ist weg.“
Betroffen blickte das Mädchen Daniel an: „Ich hab ihn aber nicht eingesteckt!“
„Nein, nein“, schmunzelte Daniel und seine blauen Augen leuchteten erheitert, „das glaub ich Dir aufs Wort.“ Daniel sammelte sich wieder: „Aber wir hatten gehofft, dass Du gesehen hast, wohin der >Brocken< verschwunden ist.“
„Tut mir leid“, sagte die Kleine nach einer kurzen Pause ernst, „das weiß ich nicht.“
„Schade“, sagte Daniel, „aber vielen Dank für Deine Hilfe.“ Er legte aufmunternd die Hand auf Kates Schulter und richtete sich wieder auf.
„Sackgasse“, dachte Sam. „Vielen Dank für Ihre Zeit und entschuldigen Sie die Störung“, sagte sie als sie Mr. Attkins die Hand gab.
Kate sah Daniel mit einem seltsamen Blick nach als er und Sam das Haus verließen.
Nachdem Attkins die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, beobachtete er sie durch die Gardine, bis sie abgefahren waren.
„Es wäre besser gewesen, wenn ich die zwei Figuren allein abgewimmelt hätte“, dachte Attkins während er sich wieder Kate zuwandte. „Egal ob Militär oder Regierung. Denen kann man nicht vertrauen!“
„Ich denke bei den beiden Du irrst Dich.“


5

Sam war auf dem Weg zurück sehr still geworden. „Dieser Attkins kommt mir irgendwie nicht ganz koscher vor“, bemerkte Sam frustriert. „Das Kind kann einem richtig Leid tun. Ich glaube, ich sollte mal mit der Fürsorge telefonieren. Was meinst Du?“
„Na ja, unglücklich kam mir die Kleine nicht vor“, wandte Daniel ein, „und wie’s aussieht hat sie einen ziemlich guten Draht zu ihrem Vater. Aber wenn es Dich beruhigt, könntest Du doch ein paar Erkundigungen über diesen Attkins einholen bevor Du alle Hebel in Bewegung setzt.“
„Wahrscheinlich hast Du recht“, gab Sam zu. Sie fand die Kleine mit ihren dunkelbraunen Harren und den großen Augen so liebenswert. Waren das etwa Muttergefühle, die sich da regten? Sie bemerkte, dass sie lächelte. Verwundert schüttelte sie den Kopf.
„Wir sollten Dr. Fisher und Lt. Flanagan informieren. Vielleicht haben sie in der Zwischenzeit mehr herausgefunden als wir“, gab Daniel zu bedenken.

Sam nickte, zog ihr Handy aus der Tasche und lies sich mit dem Team am Krater verbinden. „Hallo Lt. Flanagan! Wir sind gerade auf dem Rückweg. Die Tochter von diesem Attkins war tatsächlich am Krater. Leider konnte sie uns nicht weiterhelfen. Gibt’s bei Ihnen schon was Neues?“
„Nein. Leider nicht. Wir haben gerade den Befehl zum Abzug bekommen. Hier gibt’s nichts mehr, was sich noch zu untersuchen lohnte. Wir haben noch zwei Stücke der Substanz gefunden. Dr. Fisher und ich werden nach Colorado Springs kommen um die Daten auszuwerten.“
Enttäuscht starrte Sam in den Fußraum des Beifahrersitzes. Eine Plastiktüte lag neben ihren Füßen auf der schwarzen Matte. Als sie das Handy aus der Tasche gezogen hatte, musste das Tütchen mit der Probe heraus gefallen sein. Sie machte Anstalten es aufzuheben während sie weiter sprach: „Wir werden dann auch zum SGC zurückfahren. Ich werde mir die Probe mal genauer anse…“, Sam stutzte. „Lieutanent?“
„Ja?“
„Haben Sie gerade eine der Proben vor sich?“
„Im Moment nicht, wieso?“
„Mich würde interessieren, ob sich Ihre Proben verändert haben.“
„Augenblick, ich sehe sofort nach.“ Im Hintergrund war Gekrusch und Geklapper zu hören. „Hören Sie?“
„Ja“, sagte Sam, „hat sich was verändert?“
„Nein. Die Proben sehen augenscheinlich noch immer so aus wie zuvor. Hat sich denn bei Ihnen etwas verändert?“
„In der Tat“, bestätigte Sam und hielt den durchsichtigen Plastikbeutel gegen das Licht. Die Sonnenstrahlen fielen funkelnd durch das Fragment wie durch ein Prisma und schillerten in allen Farben des sichtbaren Spektrums.

6

Kurz nachdem Daniel und Sam ins SGC zurückgekehrt waren, kam auch Dr. Fisher an. Lt. Flanagan war bei ihm. Sie hatte aufgrund ihrer Untersuchungen an dem ungewöhnlichen Meteoritenabsturz eine höhere Sicherheitsstufe und die Zugangsberechtigung zum SGC erhalten. Ein glücklicher Umstand, der ihrer Karriere einen ungeahnten Vorschub leistete.
Das Interesse der jungen Frau galt augenblicklich dem veränderten Fragment. Sam, Lt. Flanagan und Dr. Fisher verschwanden sogleich im Labor um ausführliche Tests anzustellen.
Daniel hingegen widmete sich wieder seiner Übersetzung. Der letzte Absatz fehlte ja noch.

7

„Ok, ok, ok!“, nörgelte O’Neill. „Schön, dass Sie endlich herausgefunden haben, worum es sich bei der Substanz handelt! Aber können Sie das auch so erklären, dass es alle Anwesenden verstehen?“ Jack bedachte den Lieutanent mit einem strengen Blick. Diese Art von Besprechungen strapazierte sein Nervenkostüm.
„Natürlich“, stammelte Flanagan verunsichert.
„Ganz ruhig, Sandra“, flüsterte Sam und zwinkerte ihr zu.
Sandra Flanagan zwang sich zu einem Lächeln. „Also gut“, sagte sie. „Um es ganz einfach auszudrücken, es ist eine Art Akkumulator. Erst sammelt es Energie in Form von Wärme, Strahlung, Elektrizität, Magnetismus – was Sie wollen – und gibt sie später wieder ab. Allerdings ist uns die Steuerung der Energieabgabe noch nicht gelungen. Wir haben es erfolgreich geschafft das veränderte Fragment weiter aufzuladen und es wieder zur Abgabe von Energie zu bewegen.“
„Und“, quengelte Jack, „was ist nun daran so toll?“
„Nun, wir glauben, dass wir es schaffen könnten mit dieser Substanz ein wiederaufladbares ZPM zu konstruieren! – Ein ZPM bezieht seine Energie aus dem Subraum. Die Substanz speichert die gewonnene Energie auch im Subraum und setzt sie daraus wieder frei. Es ist zwar noch ein weiter Weg bis wir ein eigenes ZPM hergestellt haben werden, aber wir sind der Meinung, dass wir es schaffen können!“, erklärte Sandra begeistert.
Jack zog erstaunt die Augenbrauen hoch und fragte sicherheitshalber noch mal nach: „Sie meinen wir könnten die Antikerwaffe in der Arktis wieder einschalten?“
„Ja, genau!“, strahlte sie.
„Ja was stehen Sie hier noch rum?“, stichelte der General. „Ab an die Arbeit! Das hat ab jetzt höchste Priorität!“ Das nannte er eine ausgesprochen gute Nachricht. Endlich ein Bericht seit seiner Ernennung zum General und Kommandanten des SGC den er gern schrieb.
„Wegtreten!“, grinste er.

Die Damen rafften ihre Unterlagen zusammen und verließen den Besprechungsraum. Daniel fing Sam am Ausgang ab und trat mit ihr durch die Tür.
„Du warst doch wegen der Kleinen Attkins so besorgt“, begann Daniel.
„Ja“, sagte Sam und runzelte die Stirn mit einem unguten Gefühl in der Magengegend.
„Ich hab ihn mal für Dich durchleuchten lassen und das hab ich rausgefunden.“ Daniel hielt Sam einige Papiere hin.
„Das kann nicht stimmen!“, meinte Sam und nahm Daniel die Unterlagen aus der Hand. „Hier steht, dass er in der Army war und wegen einer schweren Verletzung aus dem Dienst entlassen wurde. – Er sah doch ganz gesund aus.“
„Das hab ich auch gedacht“, pflichtete Daniel bei und blätterte dabei in den Papieren die Sam in den Händen hielt bis er schließlich ein bestimmtes Blatt nach oben beförderte. „Bei der Explosion eines Munitionsdepots wurde er schwer verletzt. Er lag eine Woche im Koma. Schweres Schädel-Hirn-Trauma und eine Rückenmarksverletzung. Als er wieder aufwachte war er querschnittsgelähmt.“ Daniel zeigte auf die Diagnose.
Sam blickte Daniel verwirrt an.
„Sein Haus ist ebenerdig, am Eingang ist eine Rampe angebracht und wenn ich mich recht erinnere, dürfte auf seinem Pickup ein Rollstuhl unter der Plane gelegen haben. Das Fahrzeug war sicherlich umgerüstet worden, es war ja kein hohes Model“, argumentierte Daniel.
„Und was ist mit dem Kind?“, wollte Sam nun wissen.
„Attkins hat offiziell keine Tochter.“
„Was?“, fragte Sam und runzelte die Stirn.
„Es gibt keine Kate Attkins“, bemühte sich Daniel zu erklären. „Jedenfalls gibt es keine Geburtsurkunde die auf den Namen und mit dem ungefähren Alter lautet. Zudem war Attkins nie verheiratet und hat auch kein Sorgerecht für ein Kind.“
Sam wusste im ersten Moment nicht was sie sagen sollte. Das passte alles nicht zusammen. Ein Meteoritenabsturz ohne Meteorit, ein Querschnittsgelähmter der herumspazierte, ein Kind, das nicht existierte und eine unbekannte Substanz, die sich teilweise spontan veränderte… Obwohl… Im Gegenteil. Es passte!
„Daniel, wir müssen da noch mal hin!“

8

Attkins schien zu packen.
„Wollen Sie verreisen?“, fragte Sam als Attkins mit einer großen Tasche aus der weit offen stehenden Haustür trat.
Er schien über den erneuten Besuch nicht erfreut zu sein. „Was wollen Sie schon wieder hier? Sie sind nicht willkommen!“, erboste er sich.
„Wir haben weitere Fragen, die wir Ihnen stellen wollen“, entgegnete Daniel.
„Ich hab Ihnen schon alles gesagt, was ich über den Einschlag weiß!“, beschwerte sich der Mann.
„Das glauben wir nicht!“, beharrte Daniel und hielt Attkins die Unterlagen mit den Informationen über ihn unter die Nase. Der Mann wurde augenblicklich ruhiger. „Wenn Sie uns nicht freiwillig erzählen was wir wissen wollen, müssen wir wesentlich unerfreulichere Maßnahmen treffen“, bluffte Daniel.
„Vielleicht sollten wir lieber dazu ins Haus gehen“, schlug Sam vor und setzte sich sogleich in Bewegung.
Mit Nachdruck begleitete Daniel Attkins hinein.

Der Mann saß nun schon seit fünfzehn Minuten stumm auf seiner durchgesessenen braunkarierten Couch. Auf keine der barschen Fragen hatte er geantwortet.
„So kommen wir nicht weiter“, stellte Sam frustriert fest. Sie war sich so sicher, dass sie bereits wusste, wie alles zusammenhing. Auf der Fahrt hierher hatte sie Daniel ihre fantastische Theorie erläutert. Die Puzzleteilchen passten. Aber so bekamen sie von diesem Mann keine Bestätigung.
Daniel setzte sich Attkins gegenüber auf einen Stuhl und sah ihm direkt in die Augen. „Sie wollen sie schützen, hab ich Recht?“ Ein unmerkliches Stirnrunzeln huschte über Attkins Gesicht. Daniel hatte Recht! „Wir wollen ihr nichts tun, wir wollen nur mir ihr reden.“
Ein kurzes Stutzen, dann brach der Mann in ein kurzes, bitteres, sarkastisches Lachen aus. „Das glauben Sie doch selbst nicht!“, schnaubte er. „Ich weiß ganz genau, was Ihr mit ihr machen werdet, wenn Ihr sie in Eure Finger bekommt! Von mir erfahrt Ihr bestimmt nichts!“
„Sie ist nicht die einzige außerirdische Lebensform, mit der wir es bisher zu tun hatten“, offenbarte Sam. Wieder das Stirnrunzeln – Treffer! „Es tut mir Leid wegen vorhin. Wir wollten Sie eigentlich nicht unter Druck setzen, aber wir brauchen ihre Hilfe.“
„Und was wollen Sie von ihr?“ Ungläubig starrte er Sam und Daniel an.
Na endlich kam die Sache in Gang! Sam würde einige der Geheimhaltung unterliegende Fakten preisgeben müssen, aber der Mann war sowieso schon involviert… Aus ihrer Jackentasche zog Sam ein Plastiktütchen und legte es vor Attkins auf den Tisch. An der Außenseite bildete sich Kondenswasser. Attkins starrte verwirrt auf das schwarze Fragment.

„Was ist das?“, fragte er schließlich.
„Genau das hätten wir gerne >Kate< gefragt“, antwortete Daniel. „Wir haben es im Krater gefunden.“
Attkins streckt die Hand danach aus, um es sich genauer anzusehen. Kaum hatten sich seine Fingerspitzen dem Fragment bis auf wenige Zentimeter genähert, leuchtete das Fragment für einen Sekundenbruchteil grell auf. Attkins zog erschrocken die Hand zurück. Das schwarze Fragment war plötzlich genauso durchscheinend geworden wie das erste auch.
„Was soll das jetzt?“, fragte Attkins ungehalten.
„Wir sind genauso erstaunt wie Sie“, beteuerte Sam. „Bei unserem ersten Besuch ist so etwas auch schon passiert. Ich hatte ein anderes Fragment in der Tasche. Erst war es schwarz und nach unserem Besuch so durchscheinend wie dieses.“
„Vielleicht hat es etwas mit dem was im Wald passiert ist zu tun…“, dachte Attkins laut. Er bemerkte erst als die Worte über seine Lippen gekommen waren, dass er sie laut ausgesprochen hatte. Aber das war jetzt wohl egal.
„Was ist denn nun wirklich im Wald passiert?“
Attkins starrte Sam an. Er hatte die Luft angehalten, nun stieß er sie mit einem Schnaufen aus. Widerwillig gab er zu: „Sie war sowieso der Meinung, dass man Ihnen vertrauen könne. Also was soll’s?“
Sam und Daniel sahen sich kurz erstaunt an, bevor sie sich wieder Attkins zuwandten.
Der begann zu erzählen: „Ich war in dieser Nacht auf dem Rückweg von Denver. Ich war dort bei einem so genannten >Spezialisten< für Rückenmarksverletzung.“ In Attkins Stimme schwang Verachtung. „Den Weg hätte ich mir sparen können… Ich hatte getrunken -und dann kam der Meteorit runter. Das Ding ist genau neben mir in den Wald gekracht. Die Bäume sind wie Streichhölzer durch die Gegend geflogen. Ein Ast oder etwas in der Art kam durchs Seitenfenster geschossen. Hat mich voll erwischt. Ich muss sofort bewusstlos geworden sein. Bei dem was danach passiert ist, bin ich mir nicht so sicher… Sie kennen doch sicher diese Berichte von Nahtoderfahrungen aus dem Fernsehen?“
Sam und Daniel nickten.
Zögerlich erzählte er weiter: „Jedenfalls… hatte ich das Gefühl, ich würde über mir schweben. Ehrlich gesagt, ich fand, dass ich gar nicht gut aussah!“ Er grinste sarkastisch vor sich hin. „Etwas zu viel Blut für meinen Geschmack… Und dann war sie neben mir. Und ich konnte fühlen was sie fühlte, ich hörte was sie dachte!“ Es schien als wäre er selbst über das erstaunt, was er da erzählte. „Ich weiß nicht, ich hab nicht gleich verstanden was los war. Ich meine, ich war sowieso gerade drauf und dran mir im Suff den Schädel rein zu fahren und sie machte sich Vorwürfe, dass mir was passiert war bei dem Einschlag. Sie gab sich die Schuld. Aber eigentlich war mir die Sache in dem Moment ganz recht!“ Während er weiter sprach fixierte er Sam mit den Augen: „Ich weiß nicht mehr genau, was sie zu mir gesagt oder was sie getan hat, aber sie hat mir den Kopf zurechtgerückt - auf mehr als nur eine Weise, wenn Sie wissen was ich meine... Sehen Sie mich an!“, er stand auf. „Vor drei Tagen noch ein toter Krüppel der sich aufgegeben hatte und heute lebendig, gesund und kräftig genug zum Weitermachen!“ Jetzt lächelte er sogar. „Ich glaube sie ist so was wie ein Engel!“

Sam und Daniel hatten mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit Engeln! „Ähm…“, versuchte Daniel einen Satz zu formulieren während er die Stirn in Falten legte und die Hände aneinander rieb als wolle er mit einem Stock Feuer machen, „… wir müssen wirklich dringend mit ihrem >Engel< reden. Wo ist sie?“
„Oh, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich meinte >Engel< mehr im Übertragenen Sinne von >Macht des Guten< oder so. Ich bin kein religiöser Mensch. Kate ist ein wirklich GUTES Wesen. Alles was sie wollte, war als Mensch unter Menschen zu leben. Sie ist fort gegangen. Sie hat mir nicht gesagt wohin. Und sie sagte >Lebewohl<, nicht >Auf Wiedersehen<!“

9

„Ihr könnt Euch mit den Berichten ruhig Zeit lassen, eine mündliche Kurzfassung reicht mir vollkommen“, versuchte Jack das Lesen eines weiteren Berichts hinauszuzögern.
„Äh, ja…Wir vermuten, dass wir es mit einem aufgestiegenen Antiker in Gestalt eines Mädchens zu tun haben“, berichtete Sam, „der gern wieder menschlich wäre. Aber wirklich sicher sind wir uns dabei nicht. Laut Attkins ist das >Kind<, während es bei ihm war, ziemlich schnell gewachsen. Wir müssen davon ausgehen, dass wir es bald mit einer erwachsenen Frau zu tun haben werden. Attkins selbst hat sich bereiterklärt uns bei der Erforschung der Fragmente zu helfen. Vielleicht gelingt es uns mit seiner Hilfe sie zu steuern. Er sowie Dr. Fischer und Lt. Flanagan sind heute Morgen zur Forschungseinrichtung in der Arktis aufgebrochen.“
„Danke, Carter“, sagte O’Neill. „Ist sonst noch was?“, wunderte er sich, als Sam keine Anstalten machte zu gehen.
„Äh, ja. Daniel, Teal’C und ich wollten nachher etwas essen gehen. Haben Sie nicht Lust mitzukommen, Sir?“
„Ja, warum eigentlich nicht?“, schmunzelte Jack.


weiter: Kapitel 2
Kapitel 2: Seuche by Heinzschen
Author's Notes:


Inhalt: Eine unbekannte Seuche bedroht das Leben aller im SGC. Wird es Rettung geben?
Kapitel 2: Seuche

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Nachdem er drei faszinierende Tage lang Hallen, Bogengänge und Katakomben einer verlassenen Tempelanlage auf P5X-286 erkundet hatte, stellte Daniel jetzt zur Abwechslung schon seit einer halben Stunde sein Büro auf den Kopf. Noch immer hatte er >Die altpersischen Keilinschriften< nicht gefunden. Er hatte einige hochinteressante Artefakte mit Inschriften mitgebracht, die dem Altpersischen sehr ähnlich waren.

Es war Zufall gewesen, dass er die Stücke überhaupt gefunden hatte. Oder besser gesagt, er hatte es einem Missgeschick zu verdanken. Dem Missgeschick von Dr. Lee. Der hatte nämlich an einer Wandverzierung herumgespielt und Daniel verschwand daraufhin hinter einer Geheimtür! Es hatte zwei Stunden gedauert, bis SG-2 ihn herausgeholt hatte. Wenigstens hatte er dadurch genügend Zeit gehabt sich die Kammer und ihre Artefakte in Ruhe anzusehen – diesen Luxus hatte er meistens nicht…



„Hatschi!!!“, schüttelte ihn ein heftiger Nieser. Und jetzt auch das noch! Zurzeit flog doch nichts worauf er allergisch war – und hier unten im Cheyenne Mountain schon gar nicht… Außerdem kündigten sich auch noch Halsschmerzen an. Frustriert ließ er sich in seinen Stuhl sinken, kramte erschöpft ein Taschentuch zu Tage und schnäuzte geräuschvoll hinein. Wann hatte er das verflixte Buch zum letzten Mal gesehen? Und vor allem wo? Er versuchte sich zu konzentrieren. Aber es hatte keinen Zweck! Vielleicht würde er sich erinnern wo er es abgelegt hatte, wenn er sich etwas entspannte und an etwas anderes dachte. Kaffee wäre jetzt wohl genau das Richtige. Danach würde es ihm sicher wieder einfallen.

Auf dem Weg zur Cafeteria lief ihm Sam über den Weg.

„Hi, Daniel! Bist Du mit der Übersetzung der Inschriften schon fertig?“, fragte Sam gut gelaunt.

„Äh, nein. Noch nicht. Ich wollte mir nur einen Becher Kaffee holen“, meinte Daniel und trottete stumm in Gedanken versunken neben ihr her.

So schweigsam zu sein war eigentlich nicht Daniels Art, bemerkte Sam und bedachte ihn mit einem viel sagenden aufmunternden Blick. „Ist alles in Ordnung?“

„Ich komme grad nicht weiter“, musste Daniel frustriert zugeben. „Ich hab die letzte halbe Stunde damit verbracht, das entsprechende Referenzwerk zu suchen, das mir weiterhelfen könnte, aber ich weiß einfach nicht, wo ich es hingetan habe!“

Sam musste unvermittelt lächeln. DAS passte allerdings wieder total zu Daniel. Nachdem sie sich jeder einen Becher Kaffee geholt hatten, nahmen sie gemeinsam an einem der Tische Platz. „Hast Du schon mal versucht, Dich zu erinnern, wann Du es das letzte Mal gesehen hast?“, versuchte Sam zu helfen.

Daniel lächelte gequält: „Ja, ungefähr die gesamte letzte halbe Stunde.“ In seinem Kaffeebecher bildete sich schon ein tiefer Strudel, so energisch rührte er darin. „Ich weiß nicht mehr wo ich noch suchen soll. Ich hab schon jedes Buch in der Hand gehabt mit Ausnahme des einen.“ Bevor der Kaffeestrudel über den Rand treten konnte ließ Daniel den Löffel frustriert neben dem Becher fallen.

„Bist Du Dir sicher, dass das Buch wirklich hier im Star Gate Center ist?“, versuchte Sam einen zweiten Anlauf.

„Ja, natürlich… Obwohl… Moment! Jetzt fällt mir was ein.“ Daniel nahm einen Schluck Kaffee und starrte dabei ein Loch in die Tischplatte. „Seit meinem… du weiß schon… hab ich das Buch nicht mehr benutzt.“ Jetzt blickte er Sam an und wurde ganz hibbelig. „Es ist damals bestimmt in irgendeiner Kiste verschwunden! Ich bin noch immer nicht dazugekommen alle auszupacken und die letzten stehen bei mir zu Hause im Wandschrank!“ Mit einem Zug leerte er seinen Becher und sprang auf. „Danke Sam, Du bist großartig!“, lachte er und machte sich sofort auf den Weg.

Sam konnte ihm nur noch nachsehen. Sie freute sich sehr ihrem Freund geholfen haben zu können – und über das Kompliment.



2


Dr. Lee untersuchte gerade eines der von Daniel entdeckten Artefakte. Es war ein kleines amphorenähnliches metallenes Objekt. Seine besondere Aufmerksamkeit erregte eine seltsame Substanz, die in den Vertiefungen der Inschriften haftete. Vorsichtig kratzte er mit Handschuhen und Mundschutz bewaffnet eine winzige Menge der Substanz herunter und legte sie nach einigen anderen Untersuchungen unter das Elektronenmikroskop. Fasziniert betrachtete er das Bild, das sich gerade am Schirm aufbaute. Zu sehen waren Unmengen von einzelligen Organismen, die Bakteriensporen sehr ähnlich sahen.

„Oje, Bakteriensporen in einer so unnatürlich hohen Konzentration waren mit Sicherheit gesundheitsgefährdend!“ Flugs nahm Dr. Lee sämtliche Artefakte, die sich in seinem Labor befanden, packte sie zurück in ihren luftdichten Transportbehälter und desinfizierte hysterisch alles was ihm in die Quere kam mit einem speziellen Desinfektionsmittel. Nachdem er damit fertig war, atmete er erleichtert auf. Doch die Freude währte nur kurz als ihm einfiel, dass Dr. Jackson ja gerade an der Übersetzung der Inschrift eines weiteren Artefakts arbeitete und er direkten Kontakt mit den Sporen haben musste! „Ich muss Dr. Jackson unbedingt warnen“, dachte Seymour Lee entsetzt und eilte auch schon in Richtung Daniels Büro ohne ein paar frische Gummihandschuhe und einen Quarantänebehälter zu vergessen.

Die Tür von Dr. Jacksons Büro war nur angelehnt. Trotzdem klopfte Dr. Lee an. Als er auch nach wiederholtem Klopfen nicht hereingebeten wurde, betrat er das fremde Büro einfach uneingeladen. Da lag ja das letzte Artefakt, eine gravierte Metalltafel, auf Dr. Jacksons Schreibtisch. Dr. Lee klemmte sich den Behälter unter den Arm und zog sich umständlich die Gummihandschuhe über. Mit angehaltenem Atem näherte er sich dem unheilvollen Gegenstand. Nachdem der den geöffneten Behälter auf Daniels Schreibtisch abgestellt hatte, nahm er vorsichtig die Tafel und beförderte sie hinein. Aber selbst als er den Deckel geschlossen hatte, war die Gefahr noch nicht gebannt. Hier lag so viel Papier herum. Das konnte er nicht so einfach desinfizieren. Und wo war Doktor Jackson? Vielleicht hatte er sich infiziert! Und wer hatte noch Kontakt mit den Artefakten gehabt? Die Gefährlichkeit des Organismus konnte er im Moment unmöglich abschätzen. Es war unbedingt nötig auf Nummer sicher zu gehen. Er musste sofort General O’Neill informieren!



3



Daniel parkte den Wagen auf dem Stellplatz vor seiner Wohnung. Eine junge Frau war gerade dabei zwei schwere Einkaufstüten aus ihrem scheintoten Chevy zu hieven. Sie war vielleicht Ende 20 und bot eine sehr reizvolle Rückansicht wie sie versuchte der zweiten Tüte Herr zu werden. Gerade als Daniel an ihr vorbei gehen wollte, drohte ihr die erste Tüte aus der Hand zu rutschen. Daniel stand gerade hinter ihr als er hilfsbereit zugriff. Erschrocken drehte sich die Frau zu ihm um und blickte verwirrt erst auf die Tüte und dann in sein Gesicht.

„Kann ich helfen?“, fragte er freundlich. Erst als er die Frage gestellt hatte, bemerkte er, dass es sich bei der Chevy-Fahrerin um eine ausgesprochen attraktive junge Frau handelte. Regelrecht atemberaubend schön.

Für einen Augenblick stand sie wie angewurzelt da. „Oh, ja... Das wäre sehr nett von Ihnen“, entgegnete die junge Frau schließlich und lächelte ihn an.

Daniel bekam auf einmal Schweißausbrüche und so ein… kribbelndes Gefühl in der Magengegend. Was war den das jetzt? Irritiert riss er sich zusammen. Wo… wo soll das hin?“, stammelte er.

„Ich wohne im zweiten Stock“, antwortete sie während sie den Wagen abschloss.

„Zweiter Stock?“, fragte sich Daniel. Er wohnte doch auch im zweiten Stock! Bisher war er ihr aber noch nie begegnet.



Die ganze Zeit hatte er die Schlüssel in der Hand gehalten, jetzt standen sie vorm Hauseingang und Daniel musste sich beim Aufsperren sehr konzentrieren, irgendwie ging es ihm auf einmal nicht mehr so gut. Ganz Gentleman stieß er die Tür auf und ließ ihr den Vortritt. Im Treppenhaus versuchte er mehr über sie zu erfahren: „Ich hab Sie hier im Haus noch nie gesehen“, begann er.

„Oh, ich bin auch erst gestern eingezogen. Ich hatte Glück. Die Wohnung ist gerade erst frei geworden.“

Gestern! Da war er noch auf P5X-286 und studierte den Tempel. „Aha… Ja, die letzten paar Tage hatte ich beruflich… ähm… auswärts zu tun… Ich hab gar nicht gemerkt, dass jemand ausgezogen ist“, rang Daniel um eine Erklärung.

„Ich hab schon vor zwei Wochen die Zusage für die Wohnung bekommen. Der Vormieter hat seine Möbel aber wohl erst vor drei Tagen abholen lassen. Ich glaub der Vermieter sagte was von Beförderung und Denver...“

Mittlerweile waren sie vor ihrem Apartment angekommen. Daniel erinnerte sich an den Nachbarn der vorher hier gewohnt hatte. Er war ihm ein paar Mal im Treppenhaus begegnet: Stiller Typ, mittleres Alter, total unscheinbar. Richard Waters war sein Name…

Die junge Frau versuchte gerade ihren Schlüssel aus der Handtasche zu fischen, als das Paket Eier auf ihrer Tüte gefährlich zu wackeln begann. „Oh, Moment, geben Sie her!“ Bevor die zerbrechlichen Lebensmittel zu Boden fallen konnten, griff sich Daniel auch noch den Rest ihres Einkaufs.

Flink schloss die neue Nachbarin die Apartmenttür auf.

„Oh nein…“, da kündigte sich schon wieder so ein Nieser an: „Ha…haa…hatschihi!“ In Ermangelung einer dritten Hand, die er sich hätte vorhalten können, nahm das Unheil seinen Lauf. „Oh, tut mir leid, ich glaub, ich bekomme ’ne Erkältung.“, entschuldigte sich Daniel peinlich berührt. Er war sich nicht sicher, ob er die schöne Nachbarin getroffen hatte oder nicht. „Schon gut. Nichts passiert.“ „Oh… zum Glück, sie beschwert sich jedenfalls nicht!“ Stattdessen nahm sie Daniel eine der schweren Tüten wieder ab und bat ihn herein. Sich erleichtert mit der freien Hand schnäuzend folgte er ihr. Überrascht schaute er sich in der Wohnung um.

„Sehen Sie sich nicht so genau um. Mein letztes Apartment war möbliert. Normalerweise wohne ich nicht so… spartanisch“, erklärte sie verlegen und ging Richtung Küche. Daniel folgte ihr und stellte seine Tüte neben ihre auf den Tresen.

„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagte sie. Sie streckte ihm die Hand entgegen: „Lisann Williams.“

Benommen griff er nach ihrer Hand: „Dr. Daniel Jackson“, erwiderte er lächelnd, „es ist mir ein Vergnügen!“ Erst jetzt bemerkte er, dass er ganz vergessen hatte sich vorzustellen! Das passierte ihm doch sonst nie!

„Hatschiii!“ Nicht das auch schon wieder! Langsam reichte es mit dem Geniese! Und die Taschentücher waren ihm auch noch ausgegangen. Irgendwie ging es ihm auch zusehends schlechter. Ergebnislos durchwühlte er seine Taschen.

Beiläufig holte Ms. Williams ein Päckchen Kleenex aus der Einkauftüte und steckte es ihm dezent zu. „Doktor? Worin haben Sie promoviert? Nach Ihrer Erkältung zu urteilen evtl. Medizin?“, fragte sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Ärzte sind ja bekanntermaßen die schlimmsten Patienten! Normalerweise gehörten Sie ins Bett!“

„Oh… Nein! Ich bin Anthropologe mit Schwerpunkt auf antike ägyptische Kultur und alte Sprachen“, versuchte er klarzustellen und fingerte eins der Tücher aus der Packung.

„Wow! Ein faszinierendes Fachgebiet“, entgegnete die Frau ehrlich, und fing an ihre Einkäufe wegzuräumen. Nebenbei erwähnte sie: „Ich hab mich in den letzten Jahren auch sehr viel mit Sprachen beschäftigt. Ich arbeite seit kurzem im Memorial Hospital als Dolmetscherin.“

„Ach wirklich?“ Daniels Interesse war plötzlich geweckt. „Welche Sprachen sprechen Sie denn?“

Die junge Frau schien etwas rot zu werden während sie die Eier im entsprechenden Kühlschrankfach einsortierte. „Ähm… na ja, offiziell Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Italienisch, Türkisch, Bengali, Hindi und Mandarin, aber ich hab auch noch ein paar andere Sprachen nebenbei aufgeschnappt.“

Daniel schnappte indes nach Luft! „Wow!“ Ihm fehlten erst mal die Worte. „Wo… wo haben Sie denn studiert?“

„Ach hier und da. Ich bin viel in der Welt rum gekommen. Das Studium lief dann meist nebenbei… Ähm… Haben Sie vielleicht Lust auf eine Tasse Tee? Ich hab da eine erstklassige chinesische Mischung. Sehr gut bei Erkältungen“, winkte sie mit dem Brückenpfeiler.

Daniel starrte auf seine Uhr. „Oh… Normalerweise sehr gern, aber ich hab noch was zu erledigen.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, hätte sich Daniel am liebsten auf die Zunge gebissen. „Aber ein anderes Mal würde ich sehr gern auf das Angebot zurück kommen“, versuchte er seinen Fehler zu korrigieren. „Ich… wohne ja gleich nebenan“, gestikulierte Daniel unbeholfen in Richtung seiner Wohnung und lächelte dabei etwas schief. „…ich hoffe in Zukunft werden wir uns dann noch öfters sehen.“

„Ja, das wäre schön“, lächelte sie. „Sie könnten mir dann ja etwas über die alten Ägypter erzählen!“

Daniel war etwas irritiert. Entweder lag es an einem beginnenden Fieberwahn oder diese unglaubliche Frau hatte wirklich Interesse an ihm! „Ja, natürlich. Sehr gern.“ Jetzt grinste er von einem Ohrläppchen zum anderen.

An der Tür angekommen wollte er sich gerade von ihr verabschieden als sein Handy klingelte. Er holte es aus seiner Tasche und nahm das Gespräch an. Es war Sam.

„Daniel, hier ist Sam. Wo bist Du?“

„Zu Hause, wieso?“ Ihm war augenblicklich peinlich, hier und jetzt dieses Telefonat zu führen und um Ms. Williams Blick auszuweichen, sah er verlegen zu Boden.

„Es gibt ein Problem. Auf den Artefakten von P5X-286 befand sich eine ungewöhnlich hohe Konzentration unbekannter, potentiell virulenter Keime. Wir müssen davon ausgehen, dass du dich infiziert hast. Vermeide jeglichen Kontakt zu anderen Personen. Ein Spezialteam ist bereits unterwegs, um dich abzuholen und eine mögliche Ausbreitung zu verhindern.“

Daniel stand da wie angewurzelt. Nach einigen Sekunden schweifte sein Blick irritiert zurück zu der attraktiven Frau neben ihm. „Ich fürchte da gibt es noch ein Problem…“



4



Das SGC war bereits hermetisch abgeriegelt worden als Daniel und Ms. Williams eintrafen. Sie waren die Einzigen, die noch hinein gebracht wurden.

Für die herrschende Situation war die Frau außergewöhnlich ruhig und gefasst. Das Team, dass die beiden abgeholt hatte, hatte ihr eine Erklärung aufgetischt, die gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war: Daniel habe sich vermutlich mit einem bislang unbekannten Erreger bei der Erforschung neu entdeckter Artefakte infiziert. Und aus Sicherheitsgründen wurden nun alle Personen, mit denen er Kontakt hatte, unter Quarantäne gestellt. Es war eine wirklich hieb- und stichfeste Erklärung gewesen, die allen Fragen Lisanns standgehalten hatte. Vermutlich hatte Sam sich dieses Märchen einfallen lassen und das Team informiert. Hätte es Daniel nicht besser gewusst, wäre er womöglich auch darauf hereingefallen.

Daniel indes machte sich ganz andere Sorgen. Wer wusste schon, was für seltsame Erreger das waren und in welcher Gefahr sie alle schwebten. Schließlich war er derjenige gewesen, der die gefährlichen Artefakte zur Erde gebracht hatte. Daniel war auf der Fahrt sehr still gewesen und er hoffte inständig, dass es zu keiner Katastrophe kam.



Einige wenige Stockwerke über dem Torraum war eine Quarantänestation eingerichtet worden. Dieses zweite, größere Lazarett wurde sonst nie benutzt. Es war seit Anfang an als Erweiterung zur eigentlichen Krankenstation eingerichtet worden, falls ein Notfall eintreten würde. Dies war das erste Mal, dass es gebraucht wurde.

Dr. Brightmann, die wie das gesamte medizinische Personal auch mit einem Schutzanzug ausgerüstet war, hatte die beiden sofort untersucht nachdem sie angekommen waren. Ihnen wurde eine stattliche Menge Blut abgenommen, Abstriche von Rachen und Nase gemacht und Kulturen angelegt. Sie wurden in benachbarten Quarantäneeinheiten untergebracht, die mit dicken durchsichtigen Plastikfolien von einander getrennt waren, und an eine ganze Batterie von Monitoren angeschlossen. Daniel und seine neue Bekanntschaft ließen alles geduldig über sich ergehen.



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„Bericht!“, forderte General O’Neill ungeduldig. Im Besprechungsraum hatten sich Dr. Brightman, Col. Carter, Teal’c und Sgt. Harriman versammelt.Alle trugen Schutzanzüge. Allerdings hatte Sam bereits Erkältungssymptome und laut Dr. Brightman sich mit hundertprozentiger Sicherheit mit dem Erreger infiziert. Teal’c hatte ebenfalls mit Daniel Kontakt gehabt, kurz nach dem er von P5X-286 zurückgekehrt war. Die Ärztin konnte bei ihm zwar Erreger nachweisen, doch war er bei bester Gesundheit gewesen. Ihrer Meinung nach würde das Tretonin ihn schützen.

Harriman begann mit seinem Bericht: „Die Alphabasis und sämtliche ausstehenden SG-Teams wurden über die Quarantäne informiert, Sir. Die Iris wurde so programmiert, dass sie sich sofort nach Aktivierung von Außen automatisch schließt, damit uns im schlimmsten Fall keine Gefahr droht.“

„Gut“, quittierte der General Walter Harrimans Ausführung und blickte sodann ernst zu Dr. Brightman und Sam. „Was haben Sie raus gefunden? Wie schlimm ist es?“

„Bisher haben wir 23 Infektionen verzeichnet“, begann Dr. Brightman. „Angefangen bei leichten Erkältungssymptomen wie Niesen oder Halsschmerzen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheitszeichen.“

„Alle Personen mit Infektionen wurden in Quarantäneeinheiten bzw. Bioschutzanzügen isoliert“, fuhr Sam fort. „Das restliche Personal wurde mit ABC-Ausrüstung und Kampfrationen versorgt und in den verfügbaren Quartieren untergebracht. Wie es im Moment aussieht, konnten wir durch diese Maßnahmen die Ausbreitung eindämmen. Höchst wahrscheinlich wird der Erreger über Tröpfcheninfektion bzw. durch Inhalieren der Sporen verbreitet. Auf die gängigen Desinfektions- und Sterilisationsmaßnahmen sprechen die Erreger gut an. Wir können also davon ausgehen, dass das Dekontaminationsteam in Daniels Apartmenthaus die Erreger vollständig beseitigt hat.“

„Wie geht’s ihm?“, fragte O’Neill die Ärztin.

„Nun, Dr. Jackson hatte als erster Kontakt mit den Erregern und er war einem zigfach höheren Quantum ausgesetzt als sonst ein Infizierter. Sein Blut wies eine hohe Konzentration der Keime auf. Er entwickelte lebensbedrohlich hohes Fieber bis 42,1°C. Dadurch wurden alle Organfunktionen in Mitleidenschaft gezogen. Wir haben ihm verschiedene Antibiotika und fiebersenkende Mittel verabreicht. Daraufhin stabilisierte sich sein Zustand für kurze Zeit. Aber seit einer halben Stunde geht es ihm wieder schlechter.“

Jetzt war Sam wieder am Zug. „Das Problem ist, das es sich nicht um einfache Bakterien handelt, die man mit Penicillin bekämpfen kann. In den Bakterien stecken Virenbausteine. Wird die Bakterie zerstört, treten die Viren aus und setzten ihr Werk fort und der Körper fängt bei der Krankheitsbekämpfung wieder bei Null an. Da der Körper durch die Bakterien aber schon geschwächt ist, hat er keine Reserven für die Virenbekämpfung.“

„Heißt das, wir haben nichts, was dagegen hilft?“, wollte O’Neill wissen.

„Nun ja, konventionelle Methoden helfen uns nicht weiter“, bestätigte die Ärztin. „Den einzigen Trumpf, den wir jetzt noch im Ärmel haben, ist Tretonin! Die zugegebenermaßen bedenkliche Nebenwirkung der lebenslänglichen Abhängigkeit würden allerdings im Vergleich zur Alternative ein mehr als akzeptables Risiko darstellen…“

In diesem Augenblick sackte Teal’c am Tisch in sich zusammen. Sam, Sgt. Harriman und Dr. Brightman sprangen sofort auf und legten ihn vorsichtig auf den Boden. Er war zwar ansprechbar, aber sein Gesicht war schweißüberströmt und er war nicht mehr in der Lage, allein aufzustehen.

„Er muss dringend auf die Quarantänestation!“, erklärte sie dem General.



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„Sehen Sie sich das an“, forderte Sam Dr. Brightman auf.

Dr. Brightman verglich die Analysewerte, die ihr Sam vorgelegt hatte. „Das erklärt allerdings Teal’cs Zustand! Die Erreger produzieren ein Enzym, das das Tretonin in seinem Blut abbaut.“

„Es wird noch besser“, meinte Sam. „Ich habe das Enzym nicht nur in Teal’cs Blut gefunden. Jeder Infizierte hat dieses Enzym im Blut!“

„Meinen Sie etwa, dass dieser Erreger generiert wurde, um Jaffa zu töten?“

„Vielleicht..., vielleicht wurde er aber auch geschaffen, um Goa’uld zu töten…“

„Goa’uld? Wie kommen Sie denn darauf?“

„Sehen Sie sich die Werte an, da.“ Sam deutete auf die letzte Zeile des Ausdrucks, den Dr. Brightman noch immer in den Händen hielt. „Ich habe auch Spuren des Tok’ra-Symbiontengifts gefunden!“

In diesem Moment schrillte der Notfallalarm durch die Gänge der Quarantänestation. Dr. Brightman eilte sofort los.

Lt. Evans hatte den Alarm ausgelöst. Sie war gerade zur Stelle gewesen, um ein paar Infusionen zu wechseln, als bei Daniel die Atmung aussetzte. Sie hatte Daniel bereits die Beatmungsmaske aufgesetzt und hielt seine Atmung per Hand aufrecht als Dr. Brightman und Dr. Carmichael dazukamen.

„Intubation!“, ordnete Dr. Brightman an. Dr. Carmichael suchte bereits einen passenden Tubus aus und bereitete ihn vor, während Dr. Brightman mit dem Laryngoskop den Kehlkopf einsah. Der Tubus saß schon am richtigen Platz noch bevor Schwester Evans das Beatmungsgerät fertig einstellen konnte. Kaum war Daniels Sauerstoffversorgung sichergestellt, wollte plötzlich sein Herz nicht mehr mitmachen!

„Verdammt, er hat Vorhofflimmern! Kardioversion!“ Der Defibrillator war schon einsatzbereit. „250 Joule für den Anfang und Laden!“, rief Dr. Brightman. Gerade als das Gerät am Aufladen war, tönte der nächste vitale Alarm aus der Nachbarbox. Ms. Williams Atmung hatte ebenfalls ausgesetzt…



7



Auf einmal war es unerträglich hell um ihn. Er war in der letzten Stunde nicht mehr in der Lage gewesen, die Augen zu öffnen und so dauerte es eine Minute, bis er sich an die herrschenden Lichtverhältnisse angepasst hatte. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass er sich in einer Tempelanlage befand. So weit er erkennen konnte, war sie in einem hervorragenden Zustand. Die Wandinschriften und -malereien erweckten den Eindruck, als wären sie erst vor kurzem angefertigt worden. Daniel war irritiert. Was war geschehen? Wie kam er hierher? Das letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er schwer krank im SGC an Monitore und Infusionen gefesselt und nur mit einer Hose bekleidet im Bett lag. Jetzt war er vollständig angezogen an einem Ort, den er nicht kannte.

Daniel versuchte sich zu orientieren. Er stand in einer großen Halle an deren Wänden zahlreiche Fackeln brannten. An zwei gegenüberliegenden Seiten befanden sich große Portale mit weiterführenden dunkleren Gängen.

Gerade als er die Entscheidung zu treffen versuchte, in welche Richtung er gehen soll, hörte er Schritte aus der Richtung des Portals vor ihm. Es klang nach mindestens zehn marschierenden Männern. Im ersten Moment dachte Daniel an eine Jaffa-Einheit. Doch etwas passte nicht. Das typisch metallene Stampfen fehlte, welches sonst so charakteristisch Ärger ankündigte. Die Entscheidung war nun schnell getroffen: Rückzug in den hinteren Gang!

Leider war er den sich laut nahenden Schritten näher als dem rettenden Fluchtweg. Noch bevor er die Halle verlassen konnte, geriet Daniel in das Blickfeld der Wachen. Er wusste, dass sie ihn gesehen haben mussten und gleich würden sie auf ihn losstürmen. Schnell hastete er noch durch das Portal. Draußen im Gang gab es zwar ein paar Nischen, aber keine wirkliche Versteckmöglichkeit. Der Gang war sehr lang. Erst wesentlich weiter entfernt schienen weitere Gänge oder Räume abzugehen. Hastig schaute er zurück. Wo blieben sie denn? Eigentlich hätten sie schon längst hinter ihm her sein müssen…

Daniel atmete angestrengt. Er hatte sich kurzer Hand in eine der Nischen gepresst und versuchte zu hören, was in der Halle geschah. Als sich sein Atem langsam beruhigte, erkannte er, dass ihn tatsächlich niemand verfolgte. Das war völlig ungewöhnlich! Seine Neugier veranlasste ihn zurück zum Portal zu schleichen und einen vorsichtigen Blick zu riskieren.

Im Zentrum der Halle hatten die Männer Halt gemacht. Bereits zwei von ihnen hatten am Eingangsportal Stellung bezogen, während sich die restlichen Wachen an den Wänden aufstellten. Die beiden an der Spitze des Trupps kamen direkt auf Daniel zu. Er stand wie angewurzelt da. Sie sahen definitiv in seine Richtung, aber sie sahen ihn nicht an. Daniel konnte sich nur noch wundern…



„Keine Sorge, sie können Dich nicht wahrnehmen“, erklang eine helle Stimme hinter ihm.

Daniel drehte sich erstaunt um. Da stand ein Mädchen etwa einen Meter zwanzig groß, langgliedrig, mit dunkelbraunem langen Haar, das zu einer eleganten Frisur gefönt war und großen schönen Augen. Ihre Kleidung war sehr irdisch, aber nicht wie Kinder sie trugen, sondern wesentlich erwachsener und distinguierter. Selbst die Intonation ihrer Stimme und ihre Körperhaltung erweckten den Eindruck einer wesentlich reiferen Person. Und plötzlich erkannte er sie: „Kate?!“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und ihr Blick rückte in weite Ferne. „Ja… John nannte mich so…“

Daniel erinnerte sich: Attkins Vorname lautete John. Das war der Mann bei dem sie anfangs untergekommen war.

„…er dachte erst, ich sei seine Schwester Kate, die vor fast dreißig Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.“ Das Lächeln machte tiefem Mitgefühl Platz. „Und dann ist es dabei geblieben“, meinte sie und zuckte fast unmerklich mit den Schultern während sie Daniel ansah.

Daniel verstand nicht ganz: „Warum hast du ihm dann nicht deinen richtigen Namen genannt? So weit ich weiß, haben doch alle Antiker Namen…“

„Antiker…?“ Die Frage hing eine Sekunde im Raum. Dann erhellte sich ihr Gesicht. „Oh… Oma Desala!...“
Daniel versuchte sich einen Reim darauf zu machen.

„Ich habe sie vor kurzem kennen gelernt. Sie scheint gern den Aufpasser zu mimen!“ Das schien eine leicht abfällige Meinung zu sein.

„Du bist kein Antiker?“

„Ich? Nein.“

Daniel hatte momentan völlig vergessen was mit ihm war, ihn interessierte jetzt nur noch sein wundersames Gegenüber: „Wenn du kein Antiker bist, was dann?“

Io.“

Daniel hörte zwar das Wort, konnte aber verständlicher Weise damit nichts anfangen.

„Die Io’at sind Lebensformen aus reiner Energie. Von der Existenz her ähneln wir der transzendenten Form der Antiker, aber unser Ursprung liegt weit zurück in den Anfängen unseres Universums als sich noch Energie und Materie ordneten.“

Daniel war wie gebannt. Er sog ihre Worte förmlich in sich auf. Vor seinem inneren Auge erschienen unbekannte Galaxien, farbenprächtige Nebel und heiß brennende Sternencluster. Außer dem, was er sah, nahm er nichts mehr wahr. Er befand sich mitten unter ihnen. Es waren hunderttausende Entitäten, die durch die Weiten des Universums streiften, Wissen sammelten und es miteinander teilten. Ihr Sozialverhalten war ausgeprägt und innig und mit einem Mal war er wie sie, war er einer von ihnen. Er nahm das fremde Universum mit ihren Sinnen wahr, spürte ihre Fähigkeiten, spürte ihre Macht und ihre Weisheit. Io war an seiner Seite. Io! Erst jetzt wurde ihm klar, was dieses Wort bedeutete. Es war die Bezeichnung für eine ganz besondere Gruppe unter ihnen. Einige wenige Io’at hatten sich für eine ganz spezielle Art des Wissenserwerbs entschieden: Um mehr über die Lebensart anderer Spezies zu erfahren, wurden sie zu einem von ihnen indem sie sich mit einem Individuum der anderen Spezies verbanden. Alle Eigenarten der beiden Entitäten gingen dabei ineinander über und wurden zu einem Wesen. Doch diese Verschmelzung war nur erfolgreich, wenn beide es so wollten. Diese Io hatte schon seit einigen zehntausend Jahren die Menschen in ihrem Universum studiert, bis sie für sich die Entscheidung der Verschmelzung traf. Doch Daniel musste feststellen, dass sich ihr Universum stark von seinem unterschied. Die Menschen lebten nur auf der Erde. Goa’uld gab es hier keine, auch keine Antiker. Die Asgard hatten sich in eine völlig andere Richtung entwickelt und waren in der Tat für >Ufo-Entführungen< auf zahlreichen Welten verantwortlich. Einzig die Nox existierten in der gleichen Weise wie er sie kannte. Nox und Io’at begegneten sich freundschaftlich und tauschten Wissen aus…

Die Bilder in seinem Geist verblassten und erst allmählich registrierte Daniel, dass er wieder in seinem Körper steckte. Er saß nun auf einer schmalen Holzbank in einer der Nischen des Ganges. Vor ihm stand Io wieder in Gestalt des Kindes. Seine Gedanken und sein Herz rasten als sein Körper plötzlich von einem elektrisierenden Krampf gebeutelt wurde. Der Schmerz war heftig und schien eine Ewigkeit anzuhalten. Doch es war so abrupt vorbei wie es gekommen war. Daniel bemerkte, dass Io ihre Hände auf seine Schultern gelegt hatte.

„Besser?“

„Ja“, bestätigte er.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ In ihrem Gesicht zeigte sich große Sorge.

Daniel war wie aus einem Traum gerissen. Alles fiel ihm jetzt wieder ein. Der Erreger, sein Zustand, dieser seltsame Ort an dem er hier war…

Io war bereits einige Schritte den Gang entlang gegangen.

„Was ist das für ein Ort?“, fragte Daniel und stand nun auf.

„Das ist nicht einfach zu erklären… Dieser Ort ist eine Brücke zwischen den Realitäten. Die Zeit läuft hier in einem eigenen Rhythmus… Vor langer Zeit entstand hier in der wirklichen Welt die Seuche, mit der ihr heute zu kämpfen habt. Wir sind nicht wirklich hier und trotzdem wirklich genug, um hier vielleicht einen Ausweg zu finden…“

„Der Erreger entstand hier?“, fragte Daniel ungläubig.

Sie nickte. „Was weiß du über >Zoroaster<?“

„Ähm… Er war ein persischer Religionsstifter und soll 630 v. Chr. im Nordosten Persiens geboren sein und bis 553 v. Chr. gelebt haben. Es gibt aber auch Aufzeichnungen die besagen, dass er schon im 13. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll.“

„Ja, das stimmt“, bestätigte sie und ging weiter den Gang entlang.

Daniel war gezwungen ihr zu folgen, wollte er mehr erfahren. Als er sie eingeholt hatte, fuhr sie fort: „Zoroaster war in Wirklichkeit sogar noch älter!“

„Willst du damit sagen, dass er ein Goa’uld war? Das würde aber nicht passen!“

Io hielt einen Augenblick an, um seine Erklärung abzuwarten.

Daniel enttäuschte sie nicht: „In der Lehre Zarathustras wurde im Gegensatz zu anderen Religionen Sklavenhaltung abgelehnt. Deshalb wurde auch Persepolis im Unterschied zu anderen Großbauten des Altertums ohne Sklavenarbeit erbaut. Götzen- sowie Steinverehrung und Gotteshäuser aus Lehm oder Stein waren in Altpersien nicht üblich. Gott kann, nach Ansicht der Zoroastrianer, allenfalls in den Herzen oder im Geiste des Menschen wohnen, aber nicht in den von Menschen geschaffenen Bauten… All das widerspricht sich völlig mit den >Gepflogenheiten< der Goa’uld.“

„Du hast Recht… Zoroaster war definitiv ein Mensch. Aber andererseits war er auch der Wirt für einen Goa’uld. Und dessen Name lautete Ahriman!“

„Ahriman…“, Daniel erkannte den Namen, „stand für alles Dunkle und Böse in der zarathustrischen Lehre!“

Io nickte. „Zoroaster hatte eine Gabe. Er war in der Lage sich dem Goa’uld zu widersetzen. Vielleicht war der Goa’uld auch… anders? Jedenfalls kämpfte er sein Leben lang mit Ahriman um die Vorherrschaft und meist hatte auch Zoroaster die Oberhand. Aber der Kampf dauerte einfach zu lange. Nach einigen Jahrhunderten war Zoroaster erschöpft. Er war in der Lage gewesen sich das Wissen Ahrimans zu Nutze zu machen. Und so beschloss er etwas gehen die Goa’uld zu tun. Er war es, der den Erreger entwickelt hatte. Ahrimans Wissen und seine Ressourcen befähigten Zoroaster dazu. Doch leider hat er es nicht geschafft sein Werk zu perfektionieren. Der Erreger tötet auch Menschen!“

Daniel hatte Io stumm zugehört. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich nun bestätigt. Er hatte eine Seuche eingeschleppt und nun würde vermutlich jeder daran sterben. Dass er der erste sein würde war dabei nur unwesentlich.

„Gibt es kein Gegenmittel?“, klammerte sich Daniel an den letzten Strohhalm.

„Ich glaube schon. Wir müssen es nur finden!“, bestätigte sie und setzte den Weg den sie anfangs eingeschlagen hatte fort.



8



Daniels Herz hatte sich bereits nach der ersten Kardioversion wieder gefangen. Aber es stand sehr schlecht um ihn. Ms. Williams Zustand war fast ebenso kritisch wie Daniels. Allen anderen Infizierten ging es ebenfalls zusehends schlechter: allen voran Teal’c.

General O’Neill war bereits von dem Notfall informiert worden. Jetzt blickte er hilflos in die Quarantäneeinheiten und musste seine Freunde da liegen sehen, wie sie mit dem Tod kämpften. Selbst Sam ging es mittlerweile so schlecht, dass sie im Bett liegen musste.

Dr. Brightman gesellte sich zu ihm.

„Gibt es irgendwelche Fortschritte?“

„Leider nein, Sir“, musste die Ärztin melden. Ihr stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. „Die getesteten Virostatika hatten bisher nur wenig Effekt. Und weder die Tok’ra noch die Asgard haben sich bis jetzt gemeldet.“

Jack ließ sich zwar nichts anmerken, aber in seinem Herzen machte sich die Verzweiflung breit: „Verdammt! Soll es wirklich so enden?“



9



Der Weg war lang gewesen. Aber während sie so durch die Anlage liefen, musste Daniel doch feststellen, dass er diesen Tempel kannte. Er war erst vor kurzem hier gewesen…oder würde in ferner Zukunft hier sein… auf P5X-286!

Io blieb dicht vor einer schmucklosen Wand stehen, wandte sich Daniel zu und reichte ihm die Hand. Daniel war etwas verunsichert, was das werden sollte, nahm ihre Hand aber trotzdem. „Vertrau mir. Es kann nichts passieren.“ Kaum hatte sich ihre Hand fest um seine geschlossen, begann er sich komisch zu fühlen. Irgendwie hatte er Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht und ihm wurde schwindlig als er bemerkte, dass seine Füße nicht mehr den Boden berührten.

Ios Erscheinung hatte sich indes völlig verändert. Er hielt nicht länger die Hand eines Mädchens. Sie war eine Silhouette weißen Lichts. Ein Scherenschnitt einer großen schlanken Frau mit langem Haar, das wie Unterwasser in einer seichten Strömung schwebte, und umgeben war von einer irisierenden Corona. Jetzt verstand er, warum Attkins sie erst für einen Engel hielt!

Io verschwand vor seinen Augen in der Wand und zog ihn mit sich auf die andere Seite.



Daniel stand nahe der Wand durch die sie gekommen waren. Sie befanden sich jetzt in einem in sich abgeschlossenen Raum. Er schien einzig durch einen Ringtransporter erreichbar zu sein und war wie ein Laboratorium eingerichtet. Der >Goa’uld-Stil< war nicht zu übersehen. Hier war der Erreger entstanden… und hoffentlich auch ein Heilmittel!

Ios Erscheinung schwebte im Raum und auf der Suche nach dem Heilmittel dehnte sich ihre Aura aus und durchdrang alles – auch Daniel. Er spürte wie sich zwischen ihnen ein Band knüpfte. Ihre Sinne waren auch seine und er nahm alles wahr, was auch sie wahrnahm. Er hörte ihre Gedanken und fühlte ihre Emotionen. Und er wusste nun endlich warum sie hier war, warum sie half. Als er sie damals in Attkins Haus berührte, hatte sie einen Blick in seien Seele geworfen… Und sie hatte Gefühle für ihn entwickelt, hatte sich tatsächlich in ihn verliebt! Das war kaum zu glauben. Und das verrückteste dabei war, dass es ihm nicht unangenehm war. Nein… es fühlte sich gut an. Er fühlte sich selbst zu ihr hingezogen…

Er versuchte seine Gedanken wieder in die notwendigen Bahnen zu lenken, auch wenn sein wild schlagendes Herz es ihm nicht leicht machte. Io hatte etwas gefunden das wirklich das Heilmittel gewesen war! Jemand musste die Phiole zerstört haben. Der Inhalt war ausgelaufen und hatte sich bis auf einen kleinen Rest verflüchtigt. Entsetzen machte sich in Daniel breit. Er war sich sicher, dass der Rest niemals genug sein würde um ihnen helfen zu können, aber Io sandte ihm ein Gefühl der Zuversicht. Eigentlich wusste Daniel doch bereits wie mächtig die Io’at waren, trotzdem kam es ihm einem Wunder gleich, was jetzt geschah: Io nahm den kleinen Rest in sich auf, erkannte seine Wirkung und in nur wenigen Augenblicken wurde aus der winzigen Probe eine große Menge eines stärkeren und besseren Heilmittels, um alle Mitarbeiter des SGCs von der Seuche zu befreien und sie zu immunisieren.

Doch Daniel fühlte sich zunehmend immer schwächer. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er versuchte einen Schritt zu gehen und kam ins Straucheln. Gerade rechtzeitig fing Io ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Er wurde rapide schwächer! Er starb!!! Das Heilmittel hatte sie ihm schon verabreicht, aber es schien nicht mehr rechtzeitig zu wirken… Sie konnte ihn doch nicht sterben lassen!

Sie hatte nur noch eine Wahl: sie musste ihm etwas ihrer Lebensenergie geben! Ihr Körper wurde mit einem Mal stofflicher. Daniel lag mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Seine Augen waren geschlossen und das Leben entwich. Io kniete sich noch dichter neben ihn, so dass sich ihr Körper an seinen schmiegte und nahm sein Gesicht in beide Hände.

Als ihre Lippen seine berührten, durchströmte ihn ihr Leben und er kam sofort wieder zu Bewusstsein. Seine Augen waren noch immer geschlossen, aber er spürte deutlich den Kuss. Er spürte ihre Hände wie sie sein Gesicht hielten, spürte ihren Körper wie er sich gegen seinen drängte. Und er roch den Duft ihres Haars, das auf seinem Gesicht lag. Er konnte gar nicht anders als sie zu berühren, sie in seine Arme zu nehmen und fest zu halten. Seine Umarmung ließ sie inne halten. Sie löste ihre Lippen von ihm und er sah ihr in die Augen. Sie waren von hellem intensivem grün und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie war noch immer in helles Licht getaucht und ihr dunkles Haar wogte um ihr Antlitz, aber er konnte nun, wenn auch verschwommen, ihre Züge erkennen: dezent geschwungene Augenbrauen unter einer ebenmäßigen Stirn, unglaublich große schöne Augen mit langen Wimpern, eine schmale gerade Nase, hohe Wangenknochen, ein starkes Kinn und die sinnlichsten Lippen der Welt.

Jetzt hielt er sie in seinen Armen. Sie ließ ihn gern gewähren. Er konnte spüren wie wild ihr Herz schlug. Sie zitterte leicht, als ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief. Mit dem Daumen wischte er die Träne von ihrer Wange und hielt ihr Gesicht, um sie zu küssen. Zärtlich hauchte er den Kuss auf ihren Mund, nur um beim nächsten leidenschaftlicher zu werden. Sie öffnete ihre Lippen um seiner Zunge Einlass zu gewähren und sie sogleich mit ihrer zu bedrängen. Daniel packte sie fester. Er atmete schwer, als sich ihre Finger hinter seinem Rücken in seine Jacke gruben. Der Kuss wurde immer intensiver. Sie erforschten gegenseitig ihre Münder, rangen mit ihren Zungen, tasteten an den Zähnen des anderen entlang und saugten und leckten gierig an des anderen Lippen. Daniel war so erregt, dass es fast schmerzte und es war wie ein Schock, als er keinen Augenblick später feststellen musste, dass er wieder im Bett lag!



10



Erneut schrillte der Alarm durch die Gänge. Jack starrte verwirrt auf die spärlicher werdenden Zacken auf Daniels Monitor. Dr. Brightman hatte sofort reagiert und spritzte Daniel irgendetwas, das schon bereit lag. Nur wenige Sekunden später piepte der Monitor wieder in einem schnelleren Rhythmus nur um gleich darauf in einen anhaltenden Ton zu wechseln. Selbst Jack verstand, was die durchgezogene Linie am Monitor bedeutete. Dr. Brightman legte resigniert die benutzte Spritze beiseite. Unnötig weitere Wiederbelebungsversuche zu unternehmen. Die Ärztin wusste, dass er zu sehr geschwächt war, um ihn zurückzuholen.

Jack stand wie versteinert und starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. Gerade als Dr. Brightman Monitor und Beatmungsgerät ausschalten wollte, ertönte ein kräftiges >Piep< und dann noch eins und noch eins… Brightman starrte entgeistert ihren Patienten an. Sie konnte ihren Augen kaum trauen: Daniels Körper war in ein helles Leuchten gehüllt. Er hatte die Augen geöffnet und betastete den Schlauch, der in seiner Luftröhre steckte. Das Beatmungsgerät unterdessen signalisierte irritiert, das der Patient selbst atmete. Sogleich griff Dr. Brightman nach einer leeren Spritze und befreite Daniel von dem Schlauch. Kaum hatte sie ihn berührt, übertrug sich das Leuchten für einen Augenblick auch auf die Ärztin. Daniel wusste, was das zu bedeuten hatte. Das Heilmittel hatte sich auf sie übertragen und sie immun gemacht. Io hatte die ganz Dosis auf ihn übertragen, damit er es weitergeben konnte…



Daniel hüllte sich eiligst in einen Morgenmantel, um seine Blöße zu bedecken. Gerade als er mit einem knappen Satz Dr. Brightmann und Jack erklärt hatte, dass er das Heilmittel für die Seuche hat und es unbedingt weitergeben muss, ertönte der Alarm aus der Nachbarbox.

Es war Lisann! Daniel riss den Reißverschluss der Trennwand nach oben und stürmte an ihr Bett. „Oh Gott! Hoffentlich ist es noch nicht zu spät!“ Daniel presste voller Hoffnung beide Hände auf ihre Schultern. Das Leuchten breitete sich nur zögerlich über ihren Körper aus, doch als es sie endlich ganz bedeckte und anschließend wieder verlosch, kündete auch ihr Monitor von einem regelmäßig schlagenden Herzen.

Nun öffnete sie die Augen und versuchte sich in einem Lächeln, was durch die Fixierung des Tubus allerdings erschwert war. Stirn und Haar waren verschwitzt und Daniel schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Er konnte fühlen wie schwach ihr Körper war – das Band bestand noch immer… Sie berührte Daniels Hand und sah ihm dabei besorgt in die Augen. „Gib es weiter. Verlier’ keine Zeit.“



11



„…die Tok’ra haben übrigens bestätigt, dass der Erreger die Quelle ihres Symbiontengifts ist. Sie sind durch Zufall an eine Probe gelangt. Allerdings hatten sie nie ein Gegenmittel. Als sie eine sicherere Methode gefunden hatten, das Gift herzustellen, haben sie den Erreger wegen seiner Gefährlichkeit vernichtet“, schloss Sam ihren Bericht.

O’Neill bedankte sich und beendete die Besprechung.

Alle Beteiligten waren froh, dass sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen waren. Alle Infizierten waren inzwischen wieder gesund und munter. Der Erreger war vollständig vernichtet worden und alle Personen des SGC dank Daniel und seiner >außerirdischen Freundin< immun. Leider hatte Daniel nicht all zu viel über sie erfahren können…

Ms. Williams hatte sich überraschend bereit erklärt über den Vorfall nichts in der Öffentlichkeit zu verlautbaren, um laut ihrer Meinung eine ungerechtfertigte Panik zu verhindern. Daniel war jedenfalls der Überzeugung, dass man ihr vertrauen könne.

Nach dieser nervenaufreibenden Woche waren alle froh endlich einmal wieder nach Hause zurück zu kehren. Daniel stieg in seinen frisch desinfizierten Wagen. Die Einladung Sams zum Essen hatte er mit der Begründung abgelehnt, dass er sich noch zu schlapp fühlte und eigentlich nur noch heim und ins Bett wollte.



Im zweiten Stock angekommen, blieb er unschlüssig am Treppenabsatz stehen. Ihn zog es zu der einen Tür, die er erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal durchschritten hatte. Er wusste, dass sie da war. Er konnte sie spüren. Er würde sie auch noch spüren, wenn er sich in sein Apartment einschloss. Seine Gefühle waren völlig irrational. Aber waren Gefühle das nicht immer? Er ging einige Schritte in Richtung ihrer Tür. Sein Herz pochte in der Brust. Er wollte klopfen, zögerte aber kurz als die Tür sich öffnete. Da stand sie… in voller Schönheit. Sein Atem ging vor Aufregung schneller und das kribbelnde Gefühl in der Magengegend kannte er schon, erinnerte er sich.

„Willst du nicht reinkommen?“, fragte sie zurückhaltend.

Daniel öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber noch bevor ein Laut über seine Lippen kommen konnte, überlegte er es sich anders. Er ging zwei Schritte auf Io zu und schloss die Tür hinter sich…



Ende, oder?
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