Im Kühlschrank brennt noch Licht by Athor
Summary: Wie mag sich Jack wohl gefühlt haben, als er nach der langen Zeit in der Stasiskammer zum ersten Mal wieder sein Haus betreten hat?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Hurt/Comfort, Missing Scene
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2925 Read: 2225 Published: 14.03.12 Updated: 14.03.12
Story Notes:
a) Diese Geschichte ist ein Mix aus Hurt/Comfort und Missing-scene.
b) irgendwann beim Schreiben ist mir eingefallen, dass es auch ein Lied von Udo Jürgens mit diesem Titel gibt. Aber keine Angst, diese Story ist keine Songfic.
c) Einen lieben Dank an Antares fürs Betareaden.

*g*

Spoiler: Lost City 2, New Order Staffel: 8

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Im Kühlschrank brennt noch Licht


„Hi.“ Jack klopfte beim Eintreten in Daniels Büro flüchtig an die Tür. „Kannst du mir eine Fahrt nach Hause stiften? Dr. Weir hat doch tatsächlich mein Auto vor ein paar Wochen vom Parkplatz schaffen lassen“, fügte Jack erklärend hinzu und machte sich dabei nicht einmal die Mühe, seine unterschwellig vorhandene Enttäuschung darüber zu verbergen.

Nachdem Thor, nach der Vernichtung der Replikatoren, SG-1 im Stargate Center abgesetzt hatte, war Jack, von allen Anwesenden hier im Mountain, wie eine Geistererscheinung angestarrt worden. Okay, es war richtig, seine Rückkehr kam zu diesem Zeitpunkt bestimmt überraschend, aber dennoch schien niemand es so recht fassen zu können, dass er wieder da. Obwohl Jack von jedem, dem er bisher begegnet war, Willkommen geheißen wurde, kam er sich merkwürdig fremd vor und er hatte das Gefühl, hier fehl am Platz zu sein und nicht mehr ganz dazu zu gehören.

„Oh, sicher.“ Daniel hatte seine Arbeit bei Jacks Reinkommen unterbrochen. „Den Bericht kann ich auch morgen noch fertig schreiben. Ich wundere mich nur, dass Elisabeth dich so einfach gehen lässt.“ Forschend ruhte sein Blick auf Jack.

„Einfach?“ Jack O’Neill schnaufte hörbar durch. „Ich habe vier Stunden mit allen möglichen Tests in der Krankenstation verbracht. Ich fühle mich, wie ein Nadelkissen und du sprichst von ‚einfach’“, nörgelte Jack ungeduldig. „Aber es geht mir gut. Ich bin so gut wie neu.“ Zum Beweis deutete Jack ein halbe Kniebeuge an. Seine Kniegelenke knirschten dabei laut und vernehmlich. „Ähmm, wie gesagt, nur so gut wie neu“, kam Jack dem Linguisten hastig zuvor, bevor dieser eine entsprechende Bemerkung machen konnte.

Daniel grinste. Das war es, was er die letzten Monate vermisst hatte. „Also gut, Jack. Lass mich meinen Computer ausschalten, dann können wir losfahren“, bot er dem Älteren bereitwillig an.

Jack nickte zustimmend und wedelte mit der Hand in Richtung auf Daniels Schreibtisch. „In Ordnung. Du machst deinen Computer aus und packst dein Zeug zusammen und ich verabschiede mich kurz von Dr. Weir. Wir treffen uns in zehn Minuten an deinem Wagen“, fasste Jack nochmals zusammen und ehe Daniel noch etwas erwidern konnte, war Jack auch schon verschwunden.

**********

Pünktlich zur verabredeten Zeit trafen sie sich auf dem Parkplatz. Die Rückfahrt verlief ungewohnt ruhig. Jack saß still auf dem Beifahrersitz und stierte zum Seitenfenster hinaus, während Daniel den Wagen lenkte. Nun, da er das Center verlassen hatte, erinnerte nichts mehr an die aufgedrehte Hektik, mit der er eben noch in Daniels Büro aufgekreuzt war.
„Wie geht es Sam?“, bemühte Daniel sich ein Gespräch in Gang zu bringen.

„Gut.“ Nach einer weiteren Minute des Schweigens fuhr Jack fort: „Sie ist erschöpft und leidet unter Austrocknung. Der Doktor möchte sie bis morgen zur Beobachtung auf der Krankenstation behalten. Aber wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird sie danach entlassen.“

„Fein“, sagte Daniel in die nun wieder lastende Stille hinein. Er hatte gehofft, dass Jack weitersprechen würde, doch dieser nickte nur zustimmend und verfolgte abermals mit seinem Blick geistesabwesend die vorbeihuschende Landschaft.

Daniel seufzte und schwieg. Offensichtlich war Jack nicht in der Stimmung zu reden und vielleicht hatte er ja Recht. Daniel erinnerte sich daran, wie es ihm ergangen war, nachdem er, nach seinem Jahr Abwesenheit als Aufgestiegener, zurückgekehrt war. Die Erde wirkte neu und fremd auf ihn. Die ersten Tage nach seiner Rückkehr erschien ihm alles überwältigend und die Eindrücke waren um ein vielfaches intensiver als normal. Das Leben war einem nochmals geschenkt worden und ähnlich musste Jack sich nun mit großer Wahrscheinlichkeit fühlen

Eine halbe Stunde später parkte Daniel den Wagen vor dem Haus des Freundes. Sein Blick folgte Jacks, der stumm auf das verwaist wirkende Grundstück starrte und die beginnende Abenddämmerung ließ es noch trostloser erscheinen.

„Du hättest mich dieses Mal die Datenbank der Antiker in mich aufnehmen lassen sollen“, sprach Daniel leise, mehr zu sich selbst, als an Jack gewandt. Die melancholische Stimmung des Freundes hatte ihn mitgerissen. Noch immer nagten Schuldgefühle an ihm, dass er sich von Jack hatte zurückhalten lassen, dass er es zugelassen hatte, dass sein Freund diese Bürde erneut auf sich genommen hatte. Für einen Augenblick dachte er, Jack hätte ihn nicht gehört, denn es erfolgte keinerlei Reaktion. Erst einen Moment später, der Daniel wie eine halbe Ewigkeit erschien, drehte Jack sich zu ihm um.

„Lass es gut sein, Daniel. Ich bin zu müde, um jetzt darüber zu reden. Es war die einzige Möglichkeit, die wir hatten und es war die richtige Entscheidung. Aber nun möchte ich nur noch nach Hause, mich mit einem gepflegten Bier auf die Couch verziehen und danach endlich einmal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Monatelang im Stehen zu schlafen ist nicht allzu entspannend, wenn du verstehst, was ich meine.“ Jack lächelte Daniel matt an, bevor er mit einem letzten angedeuteten Kopfnicken das Auto verließ.

„Brauchst du noch etwas? Soll ich dir noch was besorgen? Ich meine, du hast nicht gerade viel im Haus“, unternahm Daniel einen letzten Versuch, seine Abfahrt zu verzögern. Fragend schaute er Jack an, konnte aber die Sorge, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete, nicht verbergen. Er hatte verstanden, dass Jack alleine sein wollte. Dennoch wäre Daniel es lieber gewesen, wenn Jack es zulassen würde, dass er ihm noch für eine Weile Gesellschaft leisten würde. Daniel hatte das Gefühl, dass etwas mit Jack nicht stimmte und dass dieser jetzt nicht allein, sondern unter Freunden sein sollte.

„Ich komme schon klar. Danke!“, versicherte Jack und lehnte sich nochmals kurz ins Auto. Für einen Augenblick sahen sie sich stumm an und Jack überlegte, ob er Daniels unausgesprochener Bitte doch nachkommen sollte. Schließlich gab Jack sich einen Ruck: „Wir sehen uns morgen.“ Mit dieser Verabschiedung richtete er sich auf und schloss endgültig die Tür.

Daniel seufzte schwer. Manchmal war es wirklich schwierig für ihn, Jacks zurückgezogene Art und sein verschlossenes Wesen zu akzeptieren. Aber er wusste, wann es besser war Jack die Dinge auf seine Weise regeln zu lassen. Und er hoffte sehr, dass heute einer dieser Tage war und er die richtige Wahl getroffen hatte, indem er Jack alleine ließ. Nachdenklich schaute er dem Älteren nach.

**********

Bis auf drei Schritte an der Haustür angekommen kramte Jack automatisch, auf der Suche nach seinem Hausschlüssel, in der Jackentasche, bis er feststellte, dass sie leer war. Mist! Dies war immer noch die Uniform, die er in Antarktika getragen hatte. Sein Spind im Stargate-Center war ausgeräumt gewesen und deshalb hatte er nicht die Möglichkeit gehabt, in seine zivile Kleidung zu wechseln.

Jack fiel der braune, verschlossene Umschlag ein, den er in der Hand hielt und den Dr. Weir ihm vor seiner Heimfahrt gegeben hatte. Das Leeren seines Schrankes im Umkleideraum, sowie seine darin befundene Kleidung und die kleine Schachtel mit Jacks persönlichen Dingen, hatte man Daniel überlassen. Aber Jacks Portemonnaie, seinen Ausweis und seine Schlüssel waren unter Verschluss in Dr. Weirs Büro verblieben. Schließlich konnten sie diese Dinge nicht einfach Daniel aushändigen, selbst wenn die Freundschaft und das tiefe Vertrauensverhältnis der beiden Männer bestens bekannt war. Jack wendete den Umschlag in seiner Hand. Es kostete ihn nicht viel Mühe diesen zu öffnen und kurz darauf hatte er den gesuchten Schlüsselbund gefunden.

Während Jack die Haustür aufschloss, spürte er, dass Daniel ihn aus dem Wagen heraus beobachtete. Er widerstand dem Drang sich nochmals umzuschauen. Jack war sich im Klaren darüber, dass Daniel gerne noch bei ihm geblieben wäre, dass der Freund sich Sorgen um ihn machte. Trotzdem hatte Jack nun erst einmal das Bedürfnis alleine zu sein, abzuschalten, sich zurückzuziehen. Entschieden betrat er das Haus.

**********

Seit seiner Rückkehr hatte Jack ungewollt im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Er war im Stargate Center die Sensation gewesen. Jack hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, seine Rettung auch nur annähernd selbst zu verarbeiten. Kaum aufgewacht, war er auch schon bis über beide Ohren in die nächste Krisensituation verstrickt gewesen, was zunächst auch problemlos geklappt hatte. Jetzt begannen sich allerdings die ersten Nebenwirkungen seines langen Aufenthaltes in der Stasiskapsel zu zeigen.

Ungeachtet der Tatsache, dass man Jack bei der medizinischen Untersuchung im SGC für gesund befunden hatte, pochte sein Schädel, als ob jemand dort drinnen mit einem Schlagbohrer zu Gange wäre. Davon abgesehen schmerzte sein ganzer Körper und er hatte das Gefühl, dass jeder Muskel sich einzeln bei ihm zurückmeldete. Auch wenn die Stasiskapsel eine Atrophie der Muskeln, die für diesen langen Zeitraum der Nichtbenutzung typisch gewesen wäre, verhindert hatte, so waren sie dennoch geschwächt.

Der Arzt im Mountain hatte in Jacks Blut außerdem einen enorm hohen Adrenalinspiegel nachgewiesen, der wohl durch den Rückholprozess, sowie den Missionsstress zu erklären war. Dieser hatte ihm zwar kurzfristig dabei geholfen, die notwendige Fitness an den Tag zu legen, um die Geschichte mit den Replikatoren zu meistern, aber nun, da dieser Pegel sich zurückbildete, fühlte Jack sich zunehmend kraftloser. Der Doktor hatte ihm einen kräftigen Muskelkater für die nächsten Tage vorausgesagt und entgegen seines ersten Eindruckes glaubte Jack nun, dass dieser leider Recht behalten würde.

Persönlich hatte Jack das Gefühl von einem psychischen Hoch, in ein absolutes Tief zu fallen. Während er sich im Cheyenne Mountain noch aufgedreht, wütend und voller Tatendrang gefühlt hatte, empfand er nun nur noch eine große Beklommenheit und Einsamkeit.

Er war müde, von den Dingen die er tat. Ausgelaugt von den nicht enden wollenden Kämpfen und Gefahren, die sie, seit der Öffnung des Stargates, hinter sich gebracht hatten und einsam, weil nichts mehr im Stargate Center so zu sein schien, wie er es gewöhnt war.

Wie heute zum Beispiel, als er bei seiner Rückkehr von Dr. Weir empfangen wurde, anstatt von seinem väterlichen Freund General Hammond. Georges Abkommandierung war für Jack, nach dem Verlust von Janet, ein Ernüchterung gewesen. Das SGC hatte sich verändert. Alles war einem Wandel unterzogen und manchmal kam Jack es so vor, als ob er auf der Stelle treten würde.

**********

Die Luft im Haus war schal und abgestanden. Durch die heruntergelassenen Rollläden drang nur wenig Tageslicht und so befanden sich alle Räumlichkeiten im Halbdunkeln. Vertraut in der gewohnten Umgebung lief Jack zielsicher die paar Stufen ins Wohnzimmer hinab. Nachdem er das Zimmer durchquert hatte, zog er das Rollo der Balkontür hoch und öffnete diese. Tief atmete er die frische Abendluft ein. Es roch nach Regen. Auf der Rückfahrt vom Cheyenne Mountain war ein kräftiger Schauer über Colorado City hernieder gegangen und nun nieselte es leicht. Jack genoss den Duft und der Regen war ihm egal. Für ihn fühlte er sich belebend an. Er verharrte noch zwei Minuten an der offenen Balkontür, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Nachdem Jack auch in den restlichen Zimmern und in der Küche die Jalousien hochgezogen und die Fenster gekippt hatte, ging er zum Kühlschrank. Sein Mund fühlte sich trocken an und der überall aufgewirbelte Staub im Haus kratzte in Jacks Hals. Doch dies war nichts, was sich nicht mit einem Glas Saft regeln lassen würde.

Als Jack jedoch den Kühlschrank geöffnet hatte, strahlte ihm, bis auf zwei Sechserpack Bier, nur eine gähnende Leere entgegen. Verduzt und völlig unvorbereitet von dem seltsamen Anblick glitt sein Blick über die sauber eingelegten Zwischenböden und die freien Fächer auf der Türinnenseite. Jack hätte vorher nicht sagen können, was er erwartet hatte vorzufinden. Aber wenn ihm bisher seine lange Abwesenheit nur wie ein schwer vorstellbarer Traum vorgekommen war, so machten ihm der fehlende Inhalt und das ausgewaschene Innere dieses Kühlschrankes bewusst, wie lange er eigentlich fort gewesen war. Zeitgleich führte es ihm abermals vor Augen, wie plötzlich und unerwartet seine Rückkehr zu diesem Zeitpunkt war, denn ansonsten hätte sein Team das Haus für ihn vorbereitet.

Jacks Kühlschrank war zwar nie übermäßig gut mit Lebensmitteln ausgestattet gewesen, doch das Nötigste, für den täglichen Bedarf, war trotzdem immer vorhanden. Saft, Milch, Erdnussbutter, ein wenig Käse und Dinge die auch mal ein paar Tage länger haltbar waren, hatte er eigentlich immer im Haus gehabt. Doch selbst deren Langlebigkeit hatte die Dauer seines Fortbleibens nicht überstanden und so war nichts mehr von all dem da.

Jack konnte nicht genau sagen, warum ihn der Anblick schockierte. Ihm war vor der Mission durchaus bewusst gewesen, dass es dieses Mal vielleicht keine Rettung mehr für ihn geben würde. Dennoch machte ihm der Zustand des Hauses überdeutlich, wie knapp er dem Teufel von der Schippe gesprungen war.

Der Staub, der sich überall angesammelt hatte und die Zimmer machten einen unbewohnten und seltsam verlassenen Eindruck. Alles wirkte steril aufgeräumt. Seine Photos und die persönlichen Sachen standen zwar noch an ihren gewohnten Plätzen, aber dennoch war nirgendwo ein Anzeichen zu sehen, dass hier noch jemand lebte. Es fehlten die kleinen Alltäglichkeiten.

Die benutzte und achtlos abgestellte Kaffeetasse, die er sonst immer eilig auf die Ablage der Spüle stellte, bevor er morgens das Haus verließ, oder die Post, die er für gewöhnlich beim nach Hause kommen als Erstes durchsah und dann achtlos auf die Kommode im Flur warf. Der mit Sportmagazinen gezierte Wohnzimmertisch oder die getragene und nachlässig über einen Stuhl geworfene Kleidung in seinem Schlafzimmer. Eben die ganzen Kleinigkeiten, die ein Haus mit totem Inventar, bestehend aus Möbeln und Gegenständen, zum Leben erweckten, bewohnt und gemütlich erscheinen ließen und ihm die spezielle Note seines Besitzers verliehen.

**********

Die Abenddämmerung hatte zugenommen. Von den Schränken und Anrichten in der Küche waren nur noch die Umrisse zu erkennen.

Es war, wie er es zu Carter gesagt hatte: Wäre es nötig gewesen zu sterben, um die Welt zu retten, dann wäre er dazu bereit gewesen. Diese Bereitschaft war jedoch nicht mit der Todessehnsucht zu verwechseln, die er vor vielen Jahren gehabt hatte, als er zum Stargate Kommando berufen worden war.

Die Möglichkeit, seinen eigenen Tod als notwendiges Mittel zum Zweck in Betracht zu ziehen, brachte sein Beruf einfach mit sich und damit war Jack schon seit langem im Reinen. Außerdem glaubte Jack nicht, dass es im letzten Fall eine Alternative gegeben hätte.

Er konnte es technisch nicht erklären, aber Jack war sich absolut sicher, dass weder Daniel noch sonst jemand aus seinem Team die Datenbank der Antiker hätte aktivieren können. Die Antiker schützten normalerweise ihre Technik vor dem Zugriff von Unbefugten und auf irgendeine Art, die Jack nicht verstand, war es ihm trotzdem möglich sie zu nutzen.

In gewisser Weise war es sogar beruhigend, denn so lief keiner der ihm nahe stand Gefahr, in die gleiche Situation zu kommen, wie er. Der Schutz seiner Kameraden hatte für Jack absolute Priorität und schon alleine aus diesem Grund würde er jederzeit wieder so handeln und das Risiko auf sich nehmen.

Doch davon abgesehen, hatte Jack es mit dem Sterben nicht eilig, dazu schätzte er das Leben viel zu viel und genoss es zu sehr. Die Intensität dieser Lebensbejahung überraschte ihn selbst, denn noch vor ein paar Jahren hatte er geglaubt, dass mit dem Tod seines Sohnes alles sinnlos für ihn geworden war.

Aber den Wunsch zu Sterben hatte Jack schon lange nicht mehr. Das Stargate-Center und die Freunde, die er hier gefunden hatte, hatten ihm dabei geholfen, über seinen Verlust hinweg zu kommen. Jack hatte gelernt, mit seinen Schuldgefühlen zu leben, Charlies Tod zu akzeptieren und wieder nach vorne zu schauen.

Vielleicht hatten ihn genau deshalb die letzten Ereignisse nachdenklich gestimmt. Wie lange würde er noch so weitermachen können? Wann würde sich das Blatt zu ihren Ungunsten wenden? Bisher war SG-1 immer aus allen Situationen – mal mehr, mal weniger – glimpflich heraus gekommen. Doch irgendwann, es war nur eine Frage der Zeit und der Logik, würde ihr Glück sie im Stich lassen und es würde einen von ihnen erwischen. Jack hatte das Gefühl, dass ihr Einsatz immer höher wurde. Mit Janets Tod hatten sie die Grenze bereits einmal schmerzhaft überschritten und welche Opfer würden sie in Zukunft noch leisten müssen?

Ein Schauder lief Jack über den Rücken. Ja, dieses Mal war es tatsächlich eng für ihn gewesen. Um das Gefühl des Unbehagens zu verdrängen riss Jack entschieden den Sechserpack auf und nahm sich eine Flasche Bier heraus. Er wollte gerade die Tür des Kühlschrankes schließen, als er abermals innehielt und um sich schaute. Die kleine Lampe des Kühlschrankes hatte die dunkle Küche in ein warmes gelbes Licht getaucht.

Die Flasche in seiner Hand fühlte sich kalt an und mit einem Mal wurde Jack etwas bewusst: Seine Wohnung mochte zwar muffig und eingestaubt sein und seine Lebensmittel waren vielleicht weggeworfen worden, aber den Strom hatten seine Freunde weiter bezahlt, so dass das Bier bei seiner Rückkehr für ihn bereit sein würde. Sie hatten die Hoffnung, ihn retten zu können, nicht aufgegeben. Sie hatten weiter nach einer Möglichkeit gesucht, ihn aus der Stasiskammer zu befreien und gesund zurück zu bringen. So wie sie es immer füreinander getan hatten.

Auf eine merkwürdige Art und Weise spendete ihm dieses einzelne Licht Trost, stand es doch für die Wärme und den Zusammenhalt seiner Freunde und zeigte Jack, dass er eben nicht alleine war.

Die sonderbare Schwermut, die ihn seit seiner Heimkehr nicht losgelassen hatte und die er sich nicht so recht erklären konnte, verschwand allmählich. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte Jack das Gefühl, wieder frei durchatmen und nach vorne blicken zu können.

Deutlich entspannter warf Jack die Kühlschranktür zu und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Während er es sich mit seinem Bier auf der Couch gemütlich machte, schaltete er den Fernseher ein. Wieder war er der Normalität ein Stück näher gekommen. Vielleicht würde es noch ein paar Tage dauern bis er wieder völlig der Alte war, aber er würde wieder in Ordnung kommen. Morgen würde er jedenfalls mit Hilfe von Daniel, Carter und Teal’c als Erstes damit anfangen, das Haus auf Vordermann zu bringen. Die perfekte Mission für die Wiedervereinigung von SG-1, um wie gewohnt, ein wenig Staub aufzuwirbeln, dachte Jack und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Ende

(c)Juli 2006 by Athor
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