Ein verrückter Traum by DaaMaddin
Summary: Diese FF spielt auf der durch einen Atomkrieg zerstörten Erde, 17 Jahre nach 2008 (17DDM). Durch einen unbekannten Grund steht das Stargate in México D.F., wo sich auch die Geschichte ereignet.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1), Vala Mal Doran / Qetesh
Genre: Angst, Character Death, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 10554 Read: 2298 Published: 11.03.12 Updated: 11.03.12
Story Notes:
Meine Schwester hat mich dazu ermuntert, diese FF zu posten. Diese FF spielt auf der durch einen Atomkrieg zerstörten Erde 17 Jahre nach 2008 (17DDM). Durch einen unbekannten Grund steht das Stargate in México D.F., wo sich auch die Geschichte ereignet. Ich habe ungefähr eine Woche daran geschrieben, aber mit dem Ende bin ich nicht ganz zufrieden, denn eigentlich will Er, dass ich die Geschichte weiter erzähle...
Mir kam die Idee dazu mitten in der Nacht. Zuerst hatte ich nur den Anfang im Kopf und wusste erst nicht, was weiter daraus werden würde. Aber dann musste ich an "Grube und Pendel" (eine Geschichte von E. A. Poe) denken, und dann hat sich die FF fast wie von selbst geschrieben. Ihr könnt mir ja eure Gedanken dazu mitteilen!

1. Kapitel 1 by DaaMaddin

Kapitel 1 by DaaMaddin
Ein verrückter Traum


Es war dunkel. Nur ein schwaches Licht erhellte den Raum. Es schien durch ein kleines Fenster. Stille beherrschte die Kammer. Bedrückende Stille. Totenstille. Die Kammer wirkte, als sei sie eilig in Stein gehauen. Ein lautes Plätschern drang aus einem Brunnen, der sich in der Mitte der Kammer befand. Es weckte sie aus ihrem Schlaf. Nacheinander wurden Sam, Vala und Teal’C wach. Sie fanden sich dort wieder, um den Brunnen liegend. Ihre Köpfe dröhnten, als ob ihnen jemand einen schweren Gegenstand über den Kopf geschlagen habe.
„Weiß jemand, wo wir sind?“, fragte Sam, als sie sich umschaute.
„Ich habe nicht den leisesten Schimmer. Aber irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass wir hier unter der Erde sind.“, antwortete ihr Vala, die über den unebenen Boden strich.
Das schwache Licht reichte gerade aus, um den Bereich um den Brunnen herum zu beleuchten. Aber dennoch wagte sich Teal'C in den unbeleuchteten Bereich um nach einem Ausgang zu suchen und stieß auf eine Tür, die sich so anfühlte, als sei sie aus Metall. Auf ihr war etwas eingeritzt, aber die Sprache kam ihm unbekannt vor. Es waren die Worte No salida. Er rüttelte kräftig an ihr, aber sie rührte sich nicht. Plötzlich streifte ihn ein Geistesblitz.
„Ich glaube, ich weiß jetzt, wie wir hier hin gekommen sind.“ Vorsichtig ging er wieder zurück, um nicht zu stolpern.
„Ja, mir fällt es auch langsam wieder ein.“ Sie tauschten besorgte Blicke aus.
„Wie überaus schön für euch! Dann könnt ihr mich ja aufklären, denn ich habe immer noch keinen Schimmer, wie wir hierher gelangt sind!“, beschwerte sich Vala.
„Erinnerst Du dich noch daran, dass wir uns auf eine Mission zum Planeten P34O begeben haben?“
„Sollten wir dort nicht auf jemanden treffen, der wichtige Informationen über die Ori hatte?“
„Genau. Und wir sind die Reise wider besseres Wissen angetreten, weil wir die Chance für den Fall, dass nicht ungenutzt lassen wollten.“ Sam machte eine Pause, denn sie war sich nicht hundertprozentig sicher, was geschehen war.
„Wir waren dort mit Daniel und dem Colonel.“
„Ja, Du hast Recht. Es gab ein heftiges Unwetter, fast so, wie auf der Erde. Ein Blitz hatte einen großen, dicken Baum in zwei Teile gerissen. Ich glaube, wir drei waren die ersten, die durchs Gate gegangen sind.“
„Wir hatten uns aufgeteilt, deswegen kamen der Colonel und Daniel gerade auf uns zu, als Du die Erde angewählt hast.“
„Wenn ich wirklich die Erde angewählt habe, wie sind wir dann hier gelandet? Irgendetwas ist falsch.“
„Wie jetzt? Aber doch nicht in der Kammer hier, oder? Hier ist doch nirgendwo ein Stargate.“
"Nein, wir sind an einem anderen Ort gelandet.“ Sie klang nachdenklich und irgendwie auch verwundert.

Als sie auf der anderen Seite des Wurmlochs standen, fanden sie sich umzingelt von Männern und Frauen, die Heugabeln und Küchenmesser auf sie richteten. Sie wirkten sehr nervös. Einige zitterten sogar. Ihre Kleidung sah alt und dreckig aus und wies große und kleine Löcher auf. Sie befanden sich in einer Höhle, vor deren Ausgang ihre Angreifer standen. Das Stargate lehnte an der Wand. Es machte den Eindruck, als sei es nicht sonderlich behutsam behandelt worden.
„Keiner rührt sich!“ Der Mann hatte einen spanischen Akzent und bedrohte sie mit einer Heugabel. Er war sehr schmächtig und dreckig wie die anderen. Sie alle machten nicht den Eindruck, als könnten sie ihnen etwas entgegensetzen.
„Wer seid ihr und woher kommt ihr?“, fragte er nervös.
„Wir kommen von der Erde.“
„Lügt nicht! Woher kommt ihr wirklich?“, schrie er.
„Jetzt mach mal halb lang! Du denkst doch nicht allen ernstes, dass Du uns mit deiner Mistgabel bedrohen kannst? Und wer gibt Dir überhaupt das Recht, uns als Lügner zu bezichtigen? Wir sind hier ja schließlich wirklich nicht auf der Erde!“
Dem entgegnete eine junge Frau: „Was wisst ihr denn schon? Ihr sagt zwar, dass ihr von der Erde kommen würdet, aber eure angebliche Heimat erkennt ihr gar nicht wieder. Und überhaupt seht ihr nicht so aus, als würdet ihr von hier sein.“
Die drei schauten fragend einander an. Sie wussten nicht, was sie davon halten sollten. Das konnte doch wohl kaum die Erde sein, oder etwa doch?
„Vala ich glaube, es ist besser, wenn Du dich erstmal zurück hälst, ok?“, flüsterte Sam. „Ihr sagt, dass hier ist die Erde, richtig?“ Sie sprach in einem sehr ruhigen und bedachten Tonfall. Ihre Angreifer nickten. „Und in welchem Jahr befinden wir uns?“
„Wir schreiben das Jahr 17 DDM.“, antwortete der Mann.
„Was?“, platzte es aus Sam und Vala fast gleichzeitig heraus. Teal’C machte ein verwirrtes Gesicht. Für ihre Angreifer war es ein Zeichen dafür, dass die Fremden lügten, aber sie hatten mit ihren Heugabeln und Küchenmessern den Feuerwaffen der Fremden nichts entgegen zu setzen. Sam versuchte, die angespannte Lage zu beruhigen.
„Bitte glaubt uns, wir lügen euch nicht an! Wir kommen aus dem Jahr 2006. Ihr wisst doch: Klimawandel, Irakkrieg, die Gefangennahme von Hussein, George W. Bush... Wir wissen einfach nicht, was ihr mit 17 DDM meint.“
„Das bedeutet 17 déspues de la mañana.“, sagte der Mann knapp.
„Ich verstehe nicht...“
„Das heißt 17 nach dem Morgen... Ihr Amerikaner könnt kein Spanisch, oder?“ Die Frau klang verständnisvoll, denn offensichtlich wussten die drei nicht, was mit „dem Morgen“ gemeint war. Anscheinend war sie die Anführerin, denn auf ein Handzeichen von ihr wurden die Heugabeln und die Küchenmesser gesenkt.
Dann kam sie auf die drei zu. „Vor 17 Jahren ist es zu einem Atomkrieg gekommen. Anzeichen dafür gab es schon ein Jahr früher. Einige Regierungen hatten für den Ernstfall unterirdische Schächte, so wie diesen hier, bauen lassen, andere nur auf Druck der Bevölkerung und wieder andere haben dies gar nicht getan. Als es dann zur Katastrophe kam, ging alles so schnell, dass nicht alle rechtzeitig gerettet werden konnten.“
„Und wie ist es dazu gekommen?“
„Das kann niemand genau sagen. Dafür ging einfach alles viel zu schnell.“ Bedrückende Stille beherrschte den Raum.
Nach einer Weile brach Vala das Schweigen. „Und wo sind wir hier genau?“
„Wir befinden uns einige hundert Meter unterhalb von México D.F.“
„Aber wie...“
„Fragt uns nicht, wir wissen es selber nicht. Als wir die Schächte erkundeten, fanden wir es so, wie ihr es jetzt seht. Wir haben niemals damit gerechnet, dass jemand durch das Gate kommen könnte.“
Dann ergriff wieder der Mann das Wort. „Ich glaube, wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Juan und das ist María.“
Die Männer und Frauen gingen wieder ihrer Arbeit nach, nur noch Juan und María blieben bei den dreien.
„Ich bin Sam, das sind Vala und Teal’C.“
„Warum gehen die plötzlich alle?“ Zwar bemühte sich Vala, leise zu sprechen, aber dennoch konnten auch die beiden anderen sie verstehen.
„Nun, ihr bringt uns Vertrauen entgegen. Wir wollen das nicht ausnutzen, daher werden wir euch nicht unbegründet angreifen. Ihr könnt euch hier frei bewegen und uns jederzeit Fragen stellen, aber erhofft euch bitte nicht, dass euch jeder freundlich gesinnt ist. Wir können euch leider nicht mehr sagen, denn das ist alles, was wir wissen.“
María und Juan sahen sie besorgt an. Plötzlich rumpelte es lautstark. Das Geräusch schien von unten zu kommen.
„Was war das?“, fragte Teal’C knapp.
„Keine Ahnung.“ „Kommt, lasst uns nachsehen, vielleicht hat Jorge wieder Probleme mit der Anlage.“ rief sie ihren Leuten zu, von denen ihr vier folgten, darunter war auch Juan. Auch Colonel Carter, Vala und Teal’C folgten ihnen, obwohl sie nicht verstanden hatten, was María sagte, da sie Spanisch sprach. Sie liefen durch den Ausgang der Höhle, der in einen weiten, hohen Gang mündete. Auch er machte den Eindruck, eilig in Stein gehauen zu sein. An einer Gabelung, an der sich drei Gänge kreuzten, nahmen sie den Gang links außen. Dieser führte in eine andere, kleinere Höhle. Dort kauerte ein dünner Mann vor einem Generator.
„Was ist los? Hat der Generator wieder seinen Geist aufgegeben?“
„Wenn es nur das wäre. Es hat leider einen Kurzschluss gegeben.“ Er warf besorgte Blicke auf die Maschine, während er das sagte. Dann hob er seinen Kopf. Quer über seine Wange verlief eine große Narbe. Sie teilte sogar seine Lippen. Damit hatten sie nicht gerechnet.
„Wer sind denn die?“ Seine Stimme hatte einen verachtenden Unterton. Erst jetzt bemerkten María und Juan, dass die drei ihnen gefolgt waren und schenkten ihnen mahnende Blicke.
„Sie sind durch das Stargate gekommen.“ „Durch das runde Ding also.“
Er sah sie mit prüfendem Blick an. „So seht ihr auch aus.“
„Hören Sie, ich habe Ahnung von solchen Dingen, ich kann Ihnen bei der Reparatur helfen.“
„Eine Frau und Technik?“, platzte es plötzlich aus Juan, aber niemand sagte etwas dagegen. Jorge schaute gespannt zu María und zu Colonel Carter.
„Sie sieht aus wie diese westlichen Frauen, die angeblich alles selber können und sich von den Männern nichts mehr sagen lassen.“ Verstohlen blinzelte er zu María.
„Deshalb glaube ich, dass sie uns eventuell helfen kann.“ Er wollte sie gerade dazu auffordern, sich den Generator anzuschauen, aber Sam brauchte dazu nicht aufgefordert zu werden.
„Es sieht so aus, als würde etwas mit dem Rotor nicht stimmen“, sagte sie nach einigen prüfenden Blicken.
„Jetzt wird’s technisch, wie schön.“, flüsterte Vala genervt.

Während sich die Anderen um den Generator kümmerten, schlich María zu Teal'C und Vala.
„Kommt mit, ich muss euch da etwas zeigen.“, flüsterte sie. Die beiden verstanden nicht, was sie von ihnen wollte. Als sie ihr jedoch nicht folgten, zog sie Vala am Arm hinter sich her.
„Nicht so eilig, ich komm ja schon.“, sagte sie, als sie hinter María her stolperte. Teal'C folgte den beiden vorsichtshalber. Sie führte sie zurück zu der Gabelung. Diesmal nahmen sie aber den mittleren Gang. Dieser war weit enger als der vorige und ging recht steil hinunter. Es war so dunkel, dass sie kaum ihre Hand vor Augen sehen konnten. Es roch nach Wasser und Salz. Überall war das Plätschern von herab fließendem Wasser zu hören. Moos wuchs an den Wänden, an der Decke, am Boden. Deshalb war es dort auch ziemlich rutschig und sie mussten aufpassen, wo sie hintraten.
„Wollen Sie uns nicht verraten, was Sie uns unbedingt zeigen wollen?“
„Es hat keinen Sinn, euch das jetzt schon zu sagen. Ihr werdet mir das sowieso nicht glauben, deshalb ist es besser, wenn ihr es mit euren eigenen Augen seht.“ Sie klang irgendwie verängstigt.
„Und warum traust Du uns auf einmal?“ Die beiden Frauen erschraken, als Teal'C sich auf einmal zu Wort meldete. María blieb plötzlich stehen.
„Ich habe nie gesagt, dass ich euch misstraue. Vielleicht seid ihr es nicht gewohnt, dass euch jemand glaubt, der euch gerade erst kennen gelernt hat. Aber seit ein paar Jahren ist hier so viel ungewöhnliches passiert, dass wir beinahe schon damit gerechnet haben, dass irgendwann mal jemand durch dieses runde Ding kommt.“ Sie wusste nicht genau, wie sie sich erklären sollte. Es war so unerklärlich, eigentlich konnte es nicht sein. Alle dachten, es sei während des eiligen Tunnelbaus entstanden. Niemand hatte es wirklich ernst genommen. Niemand außer ihr. Sie erhoffte sich, dass diese Leute ihr vielleicht mehr sagen könnten.
„Das, was ihr gleich sehen werdet, sieht auf den ersten Blick ganz normal aus, aber in dieser Umgebung ist es unwirklich.“ Ihre Stimme war so leise, dass sie kaum zu verstehen war. Vala und Teal'C wechselten fragende Blicke.
„Sie haben mich neugierig gemacht. Ich möchte dieses es gerne sehen.“ Vala versuchte freundlich und nicht zu fordernd zu klingen, aber sie hatte die Befürchtung, dass ihr das nicht so gut gelang. Langsam gingen sie weiter. In María hegten sich Zweifel, ob es wirklich richtig war, diese Leute hier hinunter zu führen. Aber für eine Umkehr war es bereits zu spät... Langsam schwand die Dunkelheit. Licht schien ihnen vom anderen Ende des Gangs entgegen. Angenehmes Licht. Wärme spendendes Licht. Zum ersten Mal sahen sie den Tunnel wie er wirklich war. Bis auf ein paar Ausnahmen, in denen dünne Rinnsale flossen, die in dem Licht silbern leuchteten, war er vollkommen mit Moos bedeckt. Ihre Augen hatten Mühe, sich an das Licht zu gewöhnen. Obwohl sie sich ihre Hände vor ihre Augen hielten, mussten sie blinzeln, um überhaupt etwas sehen zu können. Nach und nach ging es nicht mehr so steil hinunter, bis es fast eben wurde. Mittlerweile hatten sich ihre Augen an das Licht gewöhnt, sodass sie nicht mehr blinzeln und auch ihre Augen nicht mehr verdecken mussten. Sie betraten die Höhle, in die der Gang mündete. In ihr wuchs kein Moos, Dunkelheit herrschte hier nicht. Es sah hier nicht anders aus als in den anderen Höhlen. Und doch. Etwas war anders. Es war nicht dieses angenehme Licht, das hier herrschte. Zumindest nicht nur. Hier war noch etwas. Dieses es, von dem María gesprochen hatte. Es war eine Säule. Eine Säule! Sie stand einfach so da. Und es hatte den Anschein, als würde das Licht von ihr ausgehen. Sie sah so aus wie eine ganz normale Säule, die die Decke stützt. Aber María hatte Recht, das konnte nicht sein. Nicht hier unten. Das Gestein war einfach viel zu fest um gestützt werden zu müssen. Aber dennoch war sie da. Teal'C berührte sie, um sich von ihrer Echtheit zu überzeugen. Vala konnte nicht glauben, was sie da sah. Sie schritt um die Säule herum und sah, dass auf der zur Wand gelegenen Seite ein Wort in Großbuchstaben stand. Seltsamerweise sah es so aus, als wären die Buchstaben natürlichen Ursprungs.
„Was bedeutet das?“, fragte sie an María gerichtet.
„Destrucción. Das bedeutet Zerstörung.“
„Hast Du oder jemand von deinen Leuten das darein geritzt?“, fragte Teal'C skeptisch.
„Oh nein, keineswegs. Ich habe es in dem Zustand vorgefunden. Zudem war ich die Erste, die es gefunden hat.“
„Warum sagen Sie eigentlich es?“ „Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll.“ Ihr Blick wanderte verängstigt zwischen den beiden hin und her. Vala schaute sich weiter um. Sie fand nirgendwo eine Quelle, von der aus das Licht kommen könnte. Auch Teal'C fand nichts in der Art.
„Seltsam. Es hat wirklich den Anschein, als würde das Licht aus dieser Säule hier kommen.“
„Ich weiß, das ist nicht normal. Und ich weiß, das sieht alles sehr gestellt aus, aber...“ Plötzlich ertönte ein lautes Klirren und grelles Licht breitete sich aus. Ihnen wurde schwindelig und auf einmal war alles dunkel.

„Jetzt erinnere ich mich auch wieder daran. Wisst ihr zufälligerweise, wie wir hierhin gekommen sind?“ Sie sah sich noch einmal um, aber konnte im ersten Moment nichts besonderes erkennen. Ihr fiel erst jetzt auf, dass schwarze Federn auf dem Boden verstreut lagen. Aber dann nahm etwas anderes ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Da war tatsächlich noch jemand! Diese Person lehnte zusammengekauert an dem Brunnen. Es war María. Aber wieso hatten sie sie bis jetzt noch nicht bemerkt und warum hatte sie sich bis jetzt noch nicht bemerkbar gemacht? Das alles war sehr merkwürdig. Um sie herum lagen gebrauchte Taschentücher. Auf einigen von ihnen waren rote Flecken. Sie hustete fürchterlich.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte Colonel Carter besorgt.
„Sie brauchen nicht so besorgt zu tun. Ich weiß, was Sie jetzt denken. Aber um ehrlich zu sein, wusste ich selber nichts von diesem Ort hier.“ Ihr Hals kratzte fürchterlich und es fiel ihr schwer zu sprechen.
„Ich weiß nicht wo, warum und wie wir hierher gekommen sind.“ Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Krächzen. Sie hatte alles mit angehört und war sich bewusst, dass die anderen sich das denken konnten.
„Sind Sie denn nicht die Anführerin von dem Verein hier?“, warf Vala ein. Colonel Carter sah sie verärgert an. Ihr Hals schmerzte sehr und sie bemühte sich zu sprechen, aber es kam nur ein leises Flüstern heraus.
„Das war immer schon mein Mann gewesen, aber er starb letztes Jahr. Am Anfang haben sie mich noch akzeptiert, aber seit ein paar Monaten haben sie mir Juan zur Seite gestellt. Also wenn ihr mit jemanden sprechen wollt, der euch hier raus bringt, dann müsst ihr euch an Juan wenden. Aber wahrscheinlich war es seine Idee, uns hier ein zu sperren, sonst wäre er auch nicht hier.“
Die drei sahen sich verwundert an. „Wer ist denn noch hier?“ Aber María antwortete ihnen nicht. Stattdessen zeigte sie auf einen Bereich, indem das Licht nur noch schwach war. Dort war jemand an der Wand mit Eisenketten festgebunden. Das Ende einer Kette hing lose an der Wand hinunter. Dieser Jemand sah ziemlich ausgemergelt und elend aus. Er hatte überall Wunden und Abschürfungen.
„Kam er etwa auch durch das Gate?“, fragte Teal'C, während er eine Augenbraue verzog. Sie schüttelte nur ihren Kopf. Wieder versuchte sie zu sprechen, aber diesmal war sie etwas besser zu verstehen als das letzte Mal.
„Wir wissen nicht genau, woher er kam. Plötzlich war er einfach da. Das ist jetzt schon ungefähr ein halbes Jahr her. Auf unsere Frage, woher er kam, antwortete er nur, dass er von überall und nirgends herkomme. Juan hatte sich von Anfang an dafür ausgesprochen, ihn wegzusperren, denn er mochte ihn nicht. Den meisten war er sehr unheimlich. Dass lag auch daran, dass er während eines Wimpernschlags, während eines Atemzugs von einem Ort zu einem anderen gelangen konnte. Einfach so. Zudem hat er nie etwas über sich gesagt und auch sonst nicht viel mit irgendjemandem gesprochen. Zugegebenermaßen fanden wir alle ihn nicht wirklich sympathisch, aber Juan und noch einige andere wollten ihn aus ihren Augen haben. Und irgendwann war er einfach verschwunden. Alles sah danach aus, dass er von sich aus gegangen war, deshalb hatte auch keiner mehr nach ihm gesucht.“ Auf einmal überkam sie ein weiterer Hustenanfall.
„Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber irgendwie klingt das gerade sehr merkwürdig für mich.“, flüsterte Vala.
„Du hast Recht. Irgendetwas stimmt hier wirklich nicht. Ich wüsste zu gerne, was es ist.“ Sam schaute nachdenklich zu María, als sie dies sagte. Währenddessen ging Teal'C noch einmal zu der Tür und rüttelte ein weiteres Mal an ihr, aber sie rührte sich auch dieses Mal kein Stück. María hatte inzwischen wieder aufgehört zu husten. Noch mehr Taschentücher lagen auf dem Boden. Schweiß perlte ihr von der Stirn. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Sie wünschte sich nur, dass dieser Typ aufwachen und ihre Geschichte bestätigen würde, dann würde ihr endlich mal jemand glauben. Aber so, wie er aussah, machte er eher den Eindruck, dass er tot sei. Sie konnte diese besorgten, ihrer Meinung nach heuchlerisch besorgten Blicke, die auf ihr ruhten, nicht ertragen.
„Was für eine Krankheit haben Sie denn?“
„Das interessiert euch doch eh nicht wirklich! Aber seid beruhigt, es ist definitiv nichts ansteckendes.“ Sie versuchte so ernst wie möglich zu schauen und versuchte währenddessen einen weiteren Hustenreiz zu unterdrücken, was ihr auch gelang.
„Wenn ihr euch wirklich um jemanden kümmern wollt, dann kümmert euch um ihn. Er hat das definitiv nötiger als ich.“
„Er sieht nicht sehr lebendig aus.“
„Oh, Sie sprechen auch nicht sehr lebendig.“, entgegnete sie Teal'C patzig.
Die ganze Zeit hatte er sie aus halb geschlossenen Augen beobachtet. Er war bereits wach gewesen als sie noch schliefen. Aber auch er hatte nicht mitbekommen, wie sie hierher gekommen waren, denn er war nicht die ganze Zeit wach gewesen. Aber als er dann wach war, lagen alle vier um den Brunnen herum, ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen. María war die einzige gewesen, die von Anfang an gesessen hatte. Alles was sie sagten hatte er mitbekommen, auch wie sie hin und wieder vergeblich versuchte, das Gespräch auf ihn zu richten. Dennoch hatte sie Recht mit dem, was sie gesagt hatte. Durchaus wäre er in der Lage gewesen, von hier zu verschwinden. Aber es bereitete ihm weitaus mehr Freude, hier zu bleiben und sie mit seinen kleinen Streichen zu verunsichern und sie glauben zu lassen, ein Geist würde hier sein Unwesen treiben. Es verwunderte ihn schon manchmal, wie die Menschen sich verhielten. Aber ganz besonders verwunderte ihn, dass sie noch nicht einmal in der Lage zu sein schienen, ihre eigene Spezies zu erkennen. „Was für Schwachköpfe.“, dachte er. Wenn nur diese Ketten nicht wären, die ihn so sehr körperlich einengten, dann könnte er sich noch mehr darüber amüsieren. Zudem hätte er an ihrer Stelle dafür gesorgt, dass dieses komische Stargate so gut verstaut wird, dass keiner mehr durchkommen kann. „Einbuddeln wäre ja eine gute Idee, dann würden alle, die versuchten hindurch zu kommen sofort wieder dahin zurückfallen, wo sie hergekommen sind. Das wäre doch eine echt gute Idee gewesen, aber nein, wir lassen es einfach dort stehen, wo wir es gefunden haben, damit auch schön noch jemand hindurch kommen kann.“, dachte er.
Sie lebten in ihren komischen Höhlen in fast schon mittelalterlichen Verhältnissen und bauten dort auch ihr Getreide an. Und dann wunderten sie sich, warum ihr Generator, während sie ihre zahlreichen Wärmelampen benutzten, um Mais, Reis und sonstiges anzubauen, immer wieder überhitzt war. Und dann war da noch das Grundwasser. „Haben die allen ernstes gedacht, dass Wasser wäre nicht radioaktiv verseucht? Die hätten doch daran gedacht haben müssen, dass der Boden, durch den das Wasser fließt, belastet ist. Immerhin ist hier in der Nähe eine Bombe hochgegangen. Und dann wundern die sich, dass sie auf einmal krank werden.“ Den letzten Teil flüsterte er. Er war sich ziemlich sicher, dass niemand ihn hören würde, aber da ging seine Rechnung diesmal nicht ganz auf.
„Was?“ Erschrocken drehten sich die drei in alle Richtungen.
„Wer hat da gesprochen?“, fragte Sam fordernd. Niemand antwortete. Alles war still. Plötzlich durchdrang das Rasseln einer Kette den Raum. Alle erschraken. Es war das Rasseln einer Eisenkette. Dann wurde sie gegen Stein geschlagen. Plötzlich ging Teal'C auf den Mann in den Eisenketten zu. Er packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand.
„Was soll das?“, brummte er. Der Mann riß seine Augen weit offen und hob seine Hände in die Höhe.
„Was denn? Lassen Sie mich gefälligst los, ich habe doch nichts gemacht!“ Teal'C ließ ihn wieder los.
„Warum haben Sie nicht einfach gesagt, dass Sie wach sind?“, fragte Colonel Carter vorsichtig, während sie sich den beiden näherte.
„Ach ich bitte euch! Ihr ward doch so sehr auf sie fixiert, da habt ihr mich doch gar nicht wahrgenommen. Ihr habt ja noch nichtmals reagiert, als sie versuchte, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Also welchen Grund hätte ich zu glauben, dass ihr mich beachten würdet?“ Er sah jeden von ihnen an, beobachtete ihre Reaktionen. Seine smaragdgrünen Augen funkelten seltsam. Man konnte sogar auf die Idee kommen, dass sie glühten.
„Wer sind Sie?“
„Warum fragen Sie denn? Das hat sie Ihnen doch schon ziemlich ausführlich erklärt.“, sagte er kühl und verzog dabei grimmig sein Gesicht.
„Sie könnten uns noch weitaus mehr über sich sagen. Zum Beispiel auch, wie Sie heißen. Ich bin übrigens Sam. Das sind Teal'C und Vala.“
„Und was ist, wenn ich nichts über mich sagen will? Lassen Sie dann diesen wandelnden Schrank, diesen Ti – Ack auf mich los, damit der mich zum Reden bringt?“ Sam und Teal'C sahen ihn erschrocken an. So etwas hatte noch niemals jemand in ihrer Gegenwart laut ausgesprochen.
„Nein, das werden wir nicht tun! Auf gar keinen Fall! Wir schlagen niemanden.“ Er sah sie skeptisch an. Die Menschen hatte er schon lange beobachtet und er wusste genau, zu welchen Taten sie untereinander fähig waren. Wenn er nur an die zahlreichen Kriege, die Verfolgung von Minderheiten, die Hungersnöte, die Seuchen dachte, dann kräuselten sich seine Zehennägel und er bekam eine widerliche Gänsehaut. Er presste sich noch ein wenig weiter an die Wand in der Hoffnung, sich so ein Stück weiter von ihnen entfernen zu können. Dabei schirmten seine langen Haare ihn von der kalten Wand ab. Es war nicht so, dass er Angst hatte, es war vielmehr so, dass ihre Anwesenheit ihm unangenehm war. Deshalb beschloss er, ihnen vorsichtshalber nachzugeben. Seine Situation war so schon nicht die Beste und wenn er vor ihren Augen verschwinden würde, dann hätte er bald wohl einen ganzen Planeten gegen sich aufgebracht. Und das wollte er nun wirklich nicht geschehen lassen. Eigentlich wollte er sich nicht wieder hinsetzen, aber er hatte einfach nicht mehr die Kraft, lange zu stehen. Sein ganzer Körper schmerzte so fürchterlich und die kalte Wand hinter ihm ließ ihn zittern. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er überhaupt nicht mehr die Kraft hatte, einfach zu verschwinden.
„Ich glaube er hat das Reden verlernt, armer Junge.“ Vala schüttelte ihren Kopf und blickte zwischen ihm, Sam und Teal'C hin und her, aber keiner rührte sich. Irgendwie hatte sie den Eindruck, dass ihr niemand zugehört hatte.
„Wenn ihr es genau wissen wollt: Ich habe keinen bestimmten Platz, keinen bestimmten Ort, von dem ich komme.“, sagte er plötzlich. Sie waren verblüfft, dass er endlich etwas gesagt hatte.
„Wie schön! Das Jungchen hat endlich gesprochen! Ist es denn auch noch so gütig, uns seinen Namen zu verraten?“ Er schenkte Vala einen verärgerten Blick.
„Keiner gibt Ihnen das Recht mich Jungchen zu nennen. Außerdem was interessiert sie so sehr mein Name? Das kann euch doch egal sein wie ich heiße!“ Zwar wurde er nicht laut, aber er sprach in einem deutlich bestimmenden Ton. Die drei sahen fragend einander an.
„Treten wir Dir zu nahe, wenn wir Dich nach deinem Namen fragen?“, fragte Teal'C schließlich.
„Es geht doch gar nicht darum. Wenn ihr unbedingt wissen wollt, wie ihr mich anreden könnt/sollt, wie auch immer, dann nennt mich einfach Rumpelstielzchen.“ Er wollte ihnen klar machen, dass sie ihre Aufmerksamkeit nicht auf ihn, sondern besser auf den Brunnen richten sollten. Jedoch wusste er noch nicht, wie er das anstellen sollte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich so leicht nicht von ihm überzeugen lassen würden. Auf keinen Fall wollte er sie gegen sich aufbringen, dass würde ihm und ihnen nichts nützen. Er wunderte sich nur, dass María bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Schließlich müsste sie es doch auch wissen. Aber konnte er sich dem wirklich sicher sein, nachdem, was sie alles erzählt hatte? Nein, es sprach alles gegen eine Mitwisserschaft ihrerseits.
„Entweder will er uns verarschen oder die Einsamkeit hier unten ist ihm nicht gut bekommen.“
„Das glaube ich langsam auch.“, stimmte ihr Sam zu. Genervt lehnte sich Vala an den Brunnen. Das Plätschern des Wassers war zu hören. Es beruhigte sie. Ihr Kopf wurde immer schwerer. Auch Sam und Teal'C hörten das Plätschern des Wassers. Auch sie sang es langsam in den Schlaf. María aber war schon vor ein paar Minuten dem ewigen Schlaf verfallen. Es herrschte Stille. Nur das Krabbelgeräusch der langsam aus dem Brunnen kletternden Spinnen war zu hören. In ihren riesigen Giftzähnen war soviel Gift, dass sie mühelos 60 Elefanten oder zwei Blauwale mit einem Biss hätten töten können.

Sie lagen um den Brunnen verteilt, nach Norden, Osten und Süden ausgerichtet. Schwarze Federn lagen auf dem Boden. Eine Kerze stand in einer kleinen Ausbuchtung in der Wand und erhellte einen Teil des Raumes. Neben ihr lag ein Mann in Eisenketten. Er war bereits wach, als die anderen langsam wach wurden.
„Wo sind...“, setzte Vala an, aber Teal'C fiel ihr ins Wort.
„Wir waren hier schon mal.“, sagte er knapp ohne sich großartig umzuschauen.
„Wenn ihr es genau wissen wollt: Ihr seid in genau diesem Raum vor ein paar Stunden, oder last uns besser gestern sagen, aufgewacht. Da wart ihr noch zu viert und die Kerze hier, die jetzt neben mir steht, stand dort drüben fast in der Ecke.“ Der Mann nickte zu der Stelle, von der er gesprochen hatte.
„Man dröhnt mir der Schädel! Aber die Visage von dem Typen habe ich schon einmal gesehen, daran kann ich mich noch sehr deutlich erinnern.“
„Vala!“
„Was denn? Das ging mir gerade durch den Kopf, ich dachte es sei richtig, es laut zu sagen.“
„Das meine ich nicht! Es kommt auf das wie an.“
„Ich kann mich an nichts erinnern.“
„Komisch, ich mich auch nicht.“ Beide schauten sich um, aber sie hatten nicht das Gefühl bereits hier gewesen zu sein.
„Das einzige woran ich mich noch erinnern kann, ist, dass ich mir den Generator angesehen und dann plötzlich ein helles Licht gesehen habe.“ Nicht nur Colonel Carter, auch Vala und Teal'C konnten sich noch sehr deutlich an dieses Licht erinnern und an alles, was davor geschehen war. Aber wie sie hierher gekommen waren wussten sie nicht. Es war alles wie weggeblasen.
„Ihr macht einen verdammt verzweifelten Eindruck, wisst ihr das?“, sagte er in einem leicht heuchlerisch klingenden Tonfall.
„Wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie uns das bitte. Wir halten Sie garantiert nicht vom Reden ab.“
„Ohoh. Lieber Colonel, können Sie sich eigentlich vorstellen, wie viele Menschen das bereits zu mir gesagt haben? Und können Sie sich vorstellen, dass Sie nicht die einzige Frau sind, die so etwas sagt?“ Er sah sie eindringlich an. Es entging ihm nicht, dass sie erschrak, als er sie mit Colonel anredete.
„Woher wissen Sie...?“ Sie war sprachlos. Beim besten Willen konnte sie sich nicht vorstellen woher er, gerade er wusste, welchen militärischen Rang sie bekleidete. Seitdem sie hier waren hatte sie es doch nie erwähnt. Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern, dass sie es gesagt hatte, aber möglich war ja alles. Zudem ließen ihre Kleidung und ihre Abzeichen darauf schließen, dass sie bei der Army war.
„Richtig, möglich ist alles.“
„Was?“ Wieder war sie sprachlos. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen? Konnte er vielleicht die Gedanken von allen hier Anwesenden lesen? Dieser Gedanke beängstigte sie ein wenig. Aber auch Vala schien beunruhigt zu sein, denn sie sah ihn entsetzt an.
„Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, lieber Herr Ti – Ack“, er betonte den Namen sehr auffällig, „aber ich für meinen Teil verstehe diese Frauen manchmal nicht. Besonders wenn zwei oder mehrere Freundinnen“, er dehnte das letzte Wort sehr deutlich und verzog dabei eine Miene, „zusammen sind, dann haben sie oft dieselben oder sehr ähnliche Gedanken und wundern sich dann darüber, wenn dies zur Sprache kommt. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, woran das liegt. Vielleicht ist ja ein Grund dafür, dass ihr Menschen oftmals nicht glaubt, was ihr seht, hört oder fühlt. Ihr haltet das dann für Luftspiegelungen oder gestörte Wahrnehmung oder wie auch immer ihr das sonst noch bezeichnet. Aber die Wahrheit ist: Es gibt weitaus mehr zwischen Himmel und Erde als dass ihr Menschen denkt oder wagt euch auch nur ansatzweise vorzustellen. Seht euch doch hier nur mal um. Kommt es euch denn gar nicht komisch vor, dass ich, obwohl ich so viele Wunden habe, mich nicht hängen lasse und euch auch nicht die Ohren voll jammere? Und ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass es hier einen Brunnen gibt? Ein Brunnen hier unten, scheinbar von Menschenhand gefertigt. Halloho?! Als ob damals in hektischer Eile noch mal eben jemand einen Brunnen gebaut hat. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir kommt das sehr Spanisch vor.“ Er betonte das Wort Spanisch sehr deutlich.
„Könnte doch sein, dass der Brunnen nachträglich gebaut worden ist.“
„Oh, das ist ja eine ganz prima Idee lieber Herr! Die Sache hat bloß einen Haken.“ Er beobachtete sie und wartete einen Moment, denn vielleicht viel ihnen ja selber ein, was daran nicht stimmen könnte. Insgeheim bezweifelte er das, denn wie soll man da selber drauf kommen, wenn man nicht dran gewöhnt ist, dass es fehlt? „Ist euch vielleicht in der Zeit, als ihr oben ward aufgefallen, dass es dort nirgendwo Ziegelsteine gibt?“
„Du meinst also, dass nicht sie diesen Brunnen erbaut haben?“
„Richtig! Genau das will ich damit sagen!“ Die drei warfen sich überlegte Blicke zu. „Bitte entschuldigen Sie uns für einen Moment.“
„Ist gut, aber sprecht nur nicht zu laut, ich könnte euch ja schließlich hören!“ Sie schenkten ihm keine weitere Beachtung und begaben sich zu einer Stelle hinter dem Brunnen, wo das Licht nur noch schwach schien. Damit er sie nicht hören konnte flüsterten sie, sodass das Plätschern des Wassers ihre Stimmen übertönte.
„Er weiß ziemlich viel für jemanden, der eigentlich nicht von hier kommt.“ Sam war sichtlich besorgt. „Denkt ihr, er hat etwas mit den Ori zu tun?“ „Das wissen wir nicht mit Sicherheit.“
„Du hast Recht. Wir wissen ja überhaupt nichts über ihn. Es ist definitiv nicht richtig, einfach so über ihn zu urteilen.“
„Ich glaube nicht, dass er ein Anhänger der Ori ist oder gar zu ihnen gehört.“, sagte Teal'C nach kurzer Überlegung.
„Bis jetzt sind wir noch auf keinen Ori getroffen, der seinen Namen nicht sagen wollte.
„Ganz ehrlich: Mir ist noch nie jemand untergekommen, der seinen Namen nicht sagen wollte.“
„Da kann ich euch beiden nur zustimmen.“ Sam wirkte nachdenklich. Sie fand einfach keine Erklärung für diesen Mann. Wer war er? Was war er? Warum war er überhaupt hier? Zu gern hätte sie Antworten auf diese Fragen gehabt. Und da war sie auch nicht die einzige, aber das wusste sie selber.
„Wir sollten versuchen, so viel wie möglich von ihm zu erfahren.“
„Das ist ne tolle Idee, Teal'C, aber wie sollen wir das anstellen?“
„Ich weiß auch nicht...“ Für einen Moment hielt Colonel Carter inne. „Ich weiß nicht, ob uns das überhaupt gelingt.“
„Wie meinst Du das?“, fragte Teal'C neugierig.
„Stellt euch doch mal vor: Was wäre, wenn er wirklich Gedanken lesen kann? Dann wären unsere Bemühungen umsonst. Wir müssten ihn dazu bringen mit uns zu kooperieren.“
„Er wird nicht mit uns kooperieren.“
„Wenn das alles nicht so verzwickt wäre, dann würden wir auch weiterkommen. Aber so habe ich da keine Hoffnung. Angenommen er kann wirklich Gedanken lesen, und ich wage nicht das zu bezweifeln, dann wird er sowieso wissen, was wir vorhaben.“ Colonel Carter und Teal'C sahen Vala bedrückt an. Sie entschlossen sich, zumindest etwas über ihn, über seine Herkunft in Erfahrung zu bringen.
Die Kerze brannte immer noch. Irgendetwas veranlasste Vala dazu, sie ganz genau zu betrachten. Fast hatte es den Anschein, als wäre sie nicht weiter abgebrannt. Was wäre, wenn...? Nein, das konnte nicht sein. Oder vielleicht doch? Ihr Blick wanderte zu ihm und ihr fiel auf, dass sie nicht feststellen konnte, ob er überhaupt verletzt war, denn die Ketten, in die er gefesselt war und durch seine langen Haare konnte sie seinen Körper gar nicht sehen.
„Da seid ihr ja wieder!“ Er klang beinahe erfreut, als sie wieder auf ihn zu kamen. „Ich hatte doch wirklich gedacht, ihr würdet länger brauchen.“ Er machte ein enttäuschtes Gesicht, das aber nicht sehr überzeugend wirkte.
„Also, dann lassen Sie uns wissen, was Sie zu sagen haben.“ Colonel Carter setzte sich, während sie dies sagte auf den Rand des Brunnens.
„Sie lassen auch niemals locker, oder? Na gut, ich werde euch sagen, was ihr wissen wollt. Schließlich habt ihr ja gemerkt, dass ich Gedanken lesen kann.“
„Wir sind ganz Ohr.“
„Um euch zu beruhigen: Ich bin keiner dieser Ori, an die ihr immer denkt. Und nein, ich bin übrigens auch nicht wahnsinnig, obwohl ich zugegebenermaßen manchmal so wirke. Und übrigens komme ich nicht von der Erde, wie ihr bereits an meiner Wortwahl gemerkt habt.“ Er wurde deutlich ernster. Seine Augen glühten nicht mehr, aber sie schienen immer noch zu leuchten. Smaragdgrün zu leuchten. „Mein Heimatplanet ist weit entfernt von hier. Und das ist alles, was ihr darüber wissen müsst.“
„Warum möchten Sie nicht mehr dazu sagen?“
„Das hat nichts mit euch zu tun, Colonel. Es gibt einfach nicht viel darüber zu sagen.“ Der Colonel wollte ihm eine weitere Frage dazu stellen, aber er ließ es nicht zu, denn er wollte so schnell wie möglich das Thema wechseln.
„Die schwarzen Federn, die hier überall auf dem Boden verstreut liegen kommen euch komisch vor, ich weiß. Aber dazu kann ich euch auch nichts sagen.“
„Über die Federn möchten wir auch nichts wissen.
„Ja ja, ich weiß, Name und Anschrift interessieren euch. Mein Name hat keine Bedeutung, deshalb ist es bedeutungslos ihn zu erwähnen und über meine Herkunft habe ich euch ja bereits genügend informiert.“
„Gut, wir nehmen es Ihnen nicht übel, dass Sie nicht über Ihre Herkunft sprechen möchten. Dann sagen Sie uns zumindest, wie Sie hierher gekommen sind und warum Sie so viel über diesen Ort hier wissen.“ Colonel Carter und auch die anderen blickten ihn ernst an.
„Sie denken also wirklich, ich sei durch dieses Stargate hierher gekommen. Wie schön! Haben sie mir denn vorhin überhaupt nicht zugehört? Es gibt viel mehr zwischen Himmel und Erde, als dass es die Menschen wahrnehmen oder manchmal auch glauben wollen. Sogar ihr könnt euch davon nicht freisprechen, nur weil ihr teilweise von anderen Planeten kommt und in andere Welten reist.“
„Gut. Sie bezichtigen uns zu engstirnig zu sein. Vielleicht haben Sie dabei nicht bemerkt, dass Sie die ganze Zeit schon um den heißen Brei herum reden. Warum sagen Sie uns nicht einfach, wie Sie hierher gekommen sind?“ Dieser Typ zerrte an ihren Nerven. Offensichtlich schien er ihnen nicht zu trauen. Er tat das, obwohl er offensichtlich ihre Gedanken lesen konnte, wie sonst hätte er wissen sollen, dass... Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke: Er wusste so viel über die Bewohner hier, weil er ihre Gedanken gelesen hatte! Warum war sie da nicht schon eher drauf gekommen?
„Endlich, sie haben es gerafft! Und dann noch alle drei unabhängig voneinander!“ Sie erschraken fürchterlich, als er dies erfreut sagte, jedoch nicht sehr erfreut wirkte. Sein Blick haftete auf ihnen. Sie konnten dem nicht ausweichen, sich nicht dagegen wehren. Sein Blick nahm sie gefangen und ließ sie nicht mehr los. Plötzlich hatten sie Probleme zu atmen. Ihre Lungen brannten fürchterlich, fühlten sich an, als würden sie von einer Kraft zusammen gedrückt werden. Als würde eine Würgeschlange ihre Lungen immer weiter zusammenpressen. Atemzug für Atemzug fiel ihnen schwerer. Plötzlich erschien wieder dieses helle Licht vor ihnen. Vor ihren geistigen Augen erlebten sie noch einmal ihre Leben.

Ihre Atemnot war wie weggeblasen. Sie hatten das Gefühl in eine Fremde Welt einzutauchen. Aber es war nicht nur ein bloßes Gefühl. Sie befanden sich nicht länger in der Kammer. An dem hellroten, beinahe orangenen Himmel schienen drei Monde in all ihrer Pracht. Einer von ihnen verschwand hinter dem Meer, dessen Rauschen beruhigend wirkte.
Die ganze Gegend, in der sie sich jetzt befanden, glich einer Wüste. Nur mit dem Unterschied, dass der einst fruchtbare Boden schon seit sehr vielen Jahren vertrocknet war. Hier und da wuchsen ein paar Sträucher, aber trotzdem war es recht kalt. In einigen Kilometern Entfernung befand sich ein großes Schloss, zu dem ein schmaler, sich windender Pfad führte. Er war dunkler als der vertrocknete, verstaubte Boden und wirkte festgetreten. Die Mauern des Schlosses waren schwarz wie die Nacht. Dieser Anblick wurde durch ein paar Fenster unterbrochen. Seine spitzen Türme schienen die Wolken zu berühren. Dieses Schloss war das einzige Zeichen von Zivilisation in dieser lebensfeindlichen Umgebung.
„Ihr wolltet unbedingt wissen, wo ich herkomme. Nun, hier sind wir.“ Er hatte die ganze Zeit schon hinter ihnen gestanden, aber erst jetzt hatte er sich bemerkbar gemacht. Er trug dieselbe Kleidung wie vorhin, nur hatte er jetzt auch noch einen Mantel an. Aber dennoch war etwas anders, denn er war offensichtlich nicht verletzt und seine Kleidung war offensichtlich nicht zerrissen. Hinter ihm peitschte das Meer an bedrohlich aussehenden Klippen, als würde es von einem wütenden Sturm angetrieben werden. Aber es war fast vollkommen windstill.
„Wie sind wir hierher gekommen?“ Teal'Cs tiefe Stimme war trotz des Rauschen des Meeres gut zu hören.
„Aha. Ihr seid verwirrt, weil ihr euch nicht daran erinnern könnt durch dieses Stargate hierher gekommen zu sein. Wie ihr seht steht hier auch nirgends eines. Aber ich kann euch verraten, dass ich euch hierhin gebracht habe. Wie werde ich euch allerdings nicht sagen. Man verlangt ja schließlich auch nicht von einem ernst zunehmenden Zauberer, dass er seine Tricks verrät. Vielleicht solltet ihr einfach noch mal daran denken, was ich schon seit Stunden vergeblich versuche, euch begreiflich zu machen.“ Er sah sie ernst an. Ihre Verwirrung konnte er ihnen ansehen, dafür brauchte er ihre Gedanken nicht zu lesen. Und er wusste auch, dass er sie nur noch neugieriger gemacht hatte. Aber diese Neugier wollte er nicht befriedigen. Niemals.
Wenn sie erführen, wer, vor allem was er war, dann würden sie ihn als Forschungsobjekt gefangen nehmen und ihn foltern. Nur um herauszufinden, warum er so war wie er war. Aber wenn er ihnen seine Heimatwelt nicht gezeigt hätte, dann hätten sie wohl nicht mehr auf ihn gehört. Und das würde fatale Konsequenzen für sie haben. Für sie alle, denn dieser Brunnen hatte ein Geheimnis. Ein fürchterliches, von dem er hoffte, dass es bereits von hier fort war. Aber daran mochte er jetzt nicht weiter denken.
„Das sieht ziemlich... verlassen aus hier.“ „Schuldigung!“ schob Vala schnell hinterher als sie sah, dass er sie finster anblickte und seine Arme vor seiner Brust verschränkte.
„Was sie fragen wollte ist, ob es hier noch andere gibt, die so sind wie Sie.“
Sein Blick wurde hart und sein Tonfall wurde deutlich schroffer. „Sie brauchen sich nicht für sie zu rechtfertigen, Colonel. Ich habe sie schon verstanden, obwohl ich die Frage für unnötig halte. Schließlich ist es sehr gut sichtbar, dass auf diesem Planeten niemand existiert.“ Er fokussierte seinen Blick auf Vala, der das sehr unangenehm war. Ein kalter Wind trug ein paar verdorrte Sträucher und auch Sandkörner mit sich. Durch diese ganze Atmosphäre wirkte er nur noch bedrohlicher. Auf einmal bahnten sich helle Lichtstrahlen ihren Weg durch das Rot des Himmels. Es war die Sonne, die sich langsam aus den Tiefen des Meeres erhob.
Sie war viel größer als unsere Sonne und strahlte auch heller. Ihre Augen mussten sich erstmal an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen. Aber als sie sich dann daran gewöhnt hatten sahen sie, dass die Sonnenstrahlen ihn geradezu zu umrahmen schienen. Diese ganze Welt schien so unwirklich zu sein. So unwirklich, wie es nur ein Traum sein kann. Aber der kalte Wind, die hellen, warmen Strahlen der Sonne waren einfach viel zu real um unwirklich zu sein. Er ging an ihnen vorbei und folgte dem Pfad. Sie sahen ihm verwundert nach, konnten sein Verhalten nicht einordnen. Nach ein paar Metern drehte er sich zu ihnen um. „Was habt ihr denn? Ihr müsst mir nur folgen, dann werdet ihr schon sehen, dass alles hier Realität ist.“ Seine Stimmung hatte sich offensichtlich verändert, denn er sagte es in einem sanften, fast beruhigenden Ton.
„Ich weiß ja nicht, wie es den anderen geht, aber ich renne nicht so gerne jemandem hinterher, wenn ich nicht zumindest weiß, wo es hingeht. Und überhaupt nervt mich dieser Gedanken – Lese – Firlefanz tierisch!“, bemerkte Vala erzürnt. Wieder verschränkte er seine Arme, aber diesmal war sein Blick nicht so finster.
„Ich weiß ihr seid neugierig wenngleich es hier so unwirklich aussieht. Und um keine langen, langweiligen Reden schwingen zu müssen wollte ich euch das Schloss zeigen. Übrigens auch von innen. Da wolltet ihr ja sowieso hin und ohne Fremdenführer werdet ihr euch leicht verlaufen.“ Er erhoffte sich, dass ihre Neugier endlich gestillt werden würde, wenn er ihnen dieses Schloss zeigte. Immerhin war er sich sicher, dass er so zumindest für einige Zeit die Aufmerksamkeit von seiner Herkunft ablenken könnte. Die drei wechselten viel sagende Blicke.
„Ok, dann lassen Sie uns gehen!“, sagte Colonel Carter schließlich. Sie folgten ihm den Pfad entlang.
Obwohl es nicht so weit aussah, waren sie doch ununterbrochen unterwegs bis die Sonne unterging. Die Umgebung veränderte sich nicht je weiter sie gingen. Das Tageslicht bewirkte jedoch, dass sie ein Stück an Unwirklichkeit verlor. Der Sand hatte keinen Rotstich mehr, sondern leuchtete in hellgelb und die Sträucher wirkten jetzt mal grau, mal braun, so wie sie waren. Aber seltsamerweise fühlten sie sich in keiner Weise ausgepowert, obwohl sie so lange unterwegs gewesen waren.
Die ganze Zeit über hatte er nicht mit ihnen gesprochen, hatte sich noch nicht einmal zu ihnen umgedreht. Sie hatten vielmehr das Gefühl gerade erst losgegangen zu sein. Einzig ihre schmerzenden Füße machten ihnen bewusst, dass dies nicht der Fall war. Glücklicherweise waren es nur noch ein paar Schritte bis sie das Schloss erreicht hatten, welches sie jetzt aus der Nähe sehen konnten. Vor allem zog die gewaltige Eingangspforte ihre Blicke auf sich. Sie war geschätzte zehn Meter hoch und gipfelte in einem Spitzbogen. Die ineinander zulaufend schließenden Türen der Pforte waren fest verschlossen. Sie waren genauso dunkel wie der Rest des Schlosses, lediglich ein paar Verzierungen hier und da stachen silbern hervor.
Bevor sie etwas sagen konnten holte er einen Schlüssel aus seiner Manteltasche. Ein lautes Klick! war zu hören und schon war das Schloss offen. Er steckte es zusammen mit dem Schlüssel in seine Manteltasche. Dann stemmte er sich gegen die Türen der Pforte. Sie öffneten sich nur langsam. Dabei war ein lautes, unangenehmes Knarren zu hören, welches erst verebbte, als die Türen zum Stillstand gekommen waren. Plötzlich schrie Vala auf und erschreckte die anderen damit. An ihrem Bein war eine kleine Spinne hochgeklettert, deren Hinterteil so aussah, als ob eine weitere Spinne daraus wachsen würde und die ungefähr so groß wie der Handteller eines ausgewachsenen Menschen war. Nur mit Teal'Cs Hilfe gelang es ihr sie loszuwerden.
„Ich hoffe nur da drin sind nicht noch mehr von den Viechern.“ Aber er reagierte gar nicht darauf sondern verschwand ohne sich noch einmal um zudrehen in dem Schloss.
„Ich bin nicht sicher, ob es wirklich richtig ist ihm zu folgen. Nicht nur die Spinne, die an Valas Bein hing, ist nicht normal, auch die Tatsache, dass wir nach diesem langen Weg nicht erschöpft sind.“ Sam sah die beiden besorgt an.
„Du hast Recht. Etwas stimmt hier wirklich nicht. Außerdem bin ich selbst während meiner Zeit als Jaffa auf keinem Planeten gewesen, der von drei Monden umkreist worden ist oder dessen Sonne so gewaltig war wie diese hier.“
Vala nickte und brachte sich dann auch in das Gespräch ein. „Da muss ich Teal'C zustimmen: Ich bin auch noch nie auf solch einem Planeten gewesen. Und mal abgesehen davon: Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es nicht warm ist, obwohl die Sonne scheint? Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich finde das nicht normal.“
„Aber es ist normal.“ Erschrocken zuckten sie zusammen, denn plötzlich stand er hinter ihnen. „Die dichte Atmosphäre dieses Planeten lässt nur sehr wenige Lichtstrahlen hindurch, deswegen ist es auch, obwohl die Sonne scheint, verhältnismäßig kühl hier.“
„Wie hast Du es geschafft, Dich unbemerkt hinter uns zu schleichen?“, fragte Teal'C, aber er bekam keine Antwort auf seine Frage.
„Ihr habt zwei Möglichkeiten: Entweder kehren wir wieder zurück und ihr könnt mich mit Fragen löchern, die ich euch dann nicht beantworten werde oder ihr folgt mir und findet die Antworten auf eure Fragen.“ Zögernd und auch ein wenig zweifelnd folgten sie ihm. Der Raum, der sich hinter der Pforte befand, war riesig. Das Licht der langsam untergehenden Sonne drang durch die vielen Fenster, malte die farbenprächtigen Muster der Fensterscheiben in den Raum. Obwohl es sehr hell war, konnten sie aufgrund dieses Farbenmeeres nicht erkennen, wo, geschweige denn wie der Raum endete. Aber dafür war etwas anderes umso besser zu erkennen: Mehrere große Spinnennetze waren in dem Raum gespannt. Trotzdem war nirgendwo eine Spinne zu sehen.
„Hübsch. Wenn ich mir nur vorstelle, dass hier noch andere dieser Viecher rumirren, dann bekomme ich eine Gänsehaut.“, bemerkte Vala in einem trockenen Ton. Ihr Blick aber verriet, wie viel Abscheu sie wirklich empfand. Auch die anderen empfanden eine gewisse Abscheu, als sie die Spinnennetze sahen.
„Keine Angst, bei Tageslicht kommen die normalerweise nicht aus ihrem Versteck gekrochen und eigentlich sind sie ganz harmlos. Wir müssen nur den oberen Stock vor Sonnenuntergang erreicht haben.“ So wie er es sagte, klang es ziemlich beiläufig.
„Was meinen Sie mit eigentlich harmlos?“, wollte der Colonel wissen.
„Ganz einfach: Aufgrund ihres Aussehens können sie Personen verschrecken und sind dann nicht mehr harmlos, obwohl sie doch harmlos sind, aber keiner will dann mehr glauben, dass sie harmlos sind. Klar soweit?“ Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort sondern setzte sich sofort in Bewegung. Der Klang seiner Schritte hallte durch den Raum und wurde nur durch die gar nicht so dünne Staubschicht gedämpft. Colonel Carter, Vala und Teal'C beeilten sich ihm zu folgen. Obwohl er nicht lief, legte er ein sehr schnelles Tempo vor. Sie hatten Mühe mit ihm Schritt zu halten. Die vielen Fenster und die gemusterten Säulen nahmen sie nur noch am Rande war, denn die Spinnennetze forderten ihre ganze Aufmerksamkeit.
Er wischte die Spinnennetze scheinbar mit einer bloßen Handbewegung weg, aber dennoch kamen sie damit in Berührung. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit kamen sie endlich dem Ende des Raumes immer näher. Zwischen den beiden hohen, dunkel glänzenden Wänden befand sich eine Wendeltreppe. Nur die ersten paar Stufen und ein dunkles Geländer waren zu sehen. Dieses Geländer war auf Streben gestützt, die so aussahen wie dunkle Rosenranken. Mittlerweile war die Sonne bereits fast untergegangen. Sie hatten das Gefühl noch niemals zuvor so schnell ein Treppe hinauf gestürzt zu sein.
Die Treppe wollte einfach kein Ende mehr nehmen als sie mit den letzten Strahlen der Sonne endlich den ersten Stock erreichten. Sie führte sie zu einer Art Plattform, an deren anderen Ende sich eine Wand befand. In der Mitte dieser Wand war eine Tür eingelassen worden. Sie stand einen Spalt breit offen, sodass sie hindurch schlüpfen konnten. Als alle hindurch waren, schloss er sie mit demselben Schlüssel ab, mit dem er bereits das Schloss an der Pforte geöffnet hatte. Es gelang ihm so leise zu sein, dass niemand etwas mitbekommen hatte. Auf der Rückseite der Tür war ein Pentagramm. Er wusste, dass dieses Zeichen sie beschützen würde, zumindest vorerst. Aber dafür musste die Tür verschlossen sein. Ihn beunruhigte, dass er die Tür leichter in Erinnerung hatte. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht schon im inneren verfault war. Ansonsten hätten die Spinnen aus dem Brunnen, für die er hier bereits Anzeichen gefunden hatte, leichtes Spiel.

Colonel Carter, Vala und Teal'C schauten sich im Raum um. Die Wände waren genauso dunkel wie das gesamte Schloss. Es gab hier kein Fenster. An den Wänden waren lediglich ein paar Kerzenhalter, in denen sich halb abgebrannte Kerzen befanden. Sam zündete sie mit einem Feuerzeug an, dass sie aus ihrer Westentasche holte. Außerdem hingen Gemälde an den Wänden, auf denen die Portraits von Menschen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen waren. Sie waren in aufwendig verzierte Rahmen eingefasst. Alles in diesem Raum machte den Eindruck, als würde es aus dieser Zeit stammen. Da waren zum Beispiel der Schrank, der sich rechts von der Tür befand. Er war kunstvoll mit Engel-, Adler- und auch Drachenornamenten ausgeschmückt. Daneben stand ein großes, rotes Sofa. Es sah sehr gemütlich und einladend aus.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich dasselbe Sofa, genauso gemütlich und einladend wie das andere. Daneben stand eine Kommode. Auch sie war verziert. Ihre Verzierungen zeigten Drachen, Engel und Orchideen. Am Kopf des Zimmers befand sich ein großer Kamin. Verschiedenste Orchideen Arten zierten seine Front.
Ein paar Rußreste zeigten, dass er einmal benutzt worden war. Sauber gestapelte Holzscheite lagen daneben. Vor dem Kamin befand sich noch ein alter Schaukelstuhl. Erstaunlicherweise war er in einem so guten Zustand, dass er noch nicht einmal unter Teal'Cs Gewicht zusammenbrach, der sich erleichtert auf dem Stuhl niedergelassen hatte. „Die Knochen vom Onkel sind auch nicht mehr die Besten.“, beschwerte er sich lächelnd. Aus irgendeinem Grund fühlten sie sich an diesem Ort sehr willkommen. Er gab ihnen sogar das Gefühl, zu Hause zu sein. Sie hatten keine Erklärung dafür, waren aber erleichtert, dass es so war. Die Bodendielen waren allesamt dunkelgrau, einige jedoch waren schwarz. Diese erstreckten sich über die Länge und die Tiefe des Bodens. Das Muster, was sie formten, war ein Pentagramm. Keiner der drei hatte es bemerkt.
„Ich frage mich, warum Sie es so eilig hatten hier hinauf zu kommen, obwohl diese Spinnen doch angeblich harmlos sind.“, bemerkte Colonel Carter in einem etwas milderen Ton als zuvor. Er aber antwortete ihr zunächst nicht sondern legte ein paar Holzscheite in den Kamin und zündete sie an. Allerdings stellte er sich so vor den Kamin, dass niemand sehen konnte, wie er das Feuer entzündete. Jedoch waren weder das typische Geräusch eines Feuerzeugs noch das eines Streichholzes zu hören. Erst als er damit fertig war beantwortete er ihre Frage.
„Die Spinnen, die ihr gesehen habt, sind ungefährlich. Es gibt andere Arten und andere Kreaturen, die weitaus gefährlicher sind als diese kleinen Vertreter ihrer Art.“ Er hielt einen Moment inne und machte dabei ein sehr besorgtes Gesicht.
„Wenn ich gewusst hätte, dass die Tage hier mittlerweile so kurz sind, dann hätte ich euch direkt hier hinein geführt.“ Seine Stimme war so leise, dass sie nicht alles verstanden hatten. Sein Blick verriet, dass er tief in Gedanken versunken war. Langsam durchflutete wohlige Wärme den Raum. Aber trotzdem spürten sie alle eine gewisse Kälte, die sich auf ihrer Haut fest gebissen zu haben schien, die die Haare auf ihrer Haut soweit zu ziehen schien, dass sie eine Gänsehaut bekamen. Auch das Gefühl, hier zu Hause zu sein, verschwand langsam.
„Wieso sagen Sie, dass die Tage hier so kurz sind? Es waren doch schließlich etwas mehr als zehn Stunden von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.“ Sam sah ihn fragend an. Bedrückende Stille machte sich breit. Nur das beruhigende Geräusch des Schaukelstuhls war zu hören.
„Das versteht ihr nicht.“, sagte er in einem mißbilligenden Ton und schüttelte dabei seinen Kopf. „Dann helfen Sie uns es zu verstehen.“, wand Vala ein. Er schwieg einen Moment, schaute besorgt zu der Tür. Erst danach antwortete er ihr.
„Ihr dürft nicht davon ausgehen, dass ein Tag hier genauso lang ist wie auf der Erde. Das war noch nie der Fall.“ Er schaute wieder zu der Tür. „Früher waren die Tage hier viel länger, sie entsprachen ungefähr 30 Erdenstunden. Aber jetzt... ihr habt es ja selber erlebt.“ Sein Blick wanderte erneut zu der Tür.
„Was ist passiert, dass die Tage hier so viel kürzer geworden sind?“, fragte Teal'C in gewohnter Weise.
„Wir waren auf dem besten Weg unsere Umwelt zu zerstören, die Atmosphäre mit Tonnen von Treibhausgasen zu zerstören. Oder anders ausgedrückt: Wir befanden uns in derselben Situation wie ihr jetzt nur mit dem Unterschied, dass unsere Atmosphäre fast nicht mehr zu retten war. Allerdings hatten wir bereits genaue Pläne, wie wir unseren Planeten doch noch retten könnten, die wir auch schon teilweise in die Tat umsetzten. Aber dann geschah etwas unerwartetes.“ Sein Blick wanderte von Vala zu Teal'C und Colonel Carter und dann wieder zurück zu der Tür. „Mehrere große Meteore sind auf unserem Planeten eingeschlagen.
Manche haben vorher sogar zwei der ursprünglich fünf Monde zerstört. Durch die fehlenden Monde hat sich die Umlaufbahn unseres Planeten verändert. Darüber hinaus haben die eingeschlagenen Meteore riesige Krater gerissen und dabei so viel Gesteinsbrocken, kleinst Gestein und Staub aus der Erde gerissen, dass sich eine dichte Staubschicht in den oberen Schichten der Atmosphäre absetzte und so kein Sonnenlicht mehr die Oberfläche des Planeten erreichte.“ Er hielt inne.
Die Erinnerungen an all diese Ereignisse entfachten tiefe Trauer und Wut in ihm. Er war so sauer auf sich und seine Leute. Keiner der drei traute sich etwas zu sagen. Plötzlich wurde die Stille durchbrochen. Es war ein Geräusch, als ob Nägel in schnellem Tempo auf Stein geschlagen würden. Dieses Geräusch kam aus allen Richtungen. Was auch immer das für Geschöpfe waren, sie schienen es eilig zu haben und immer mehr zu werden. Mehr und immer mehr. Ihre Gänsehaut begann sich aufs Neue bemerkbar zu machen.
„Habt keine Angst, es ist nur der Tod, der anklopft.“, bemerkte er in einem beängstigend gelassenen Ton. Auf einmal leuchtete etwas am Boden und an der Türe: Es waren die beiden Pentagramme, die die drei erst jetzt bemerkten. Sie schienen geradezu zu glühen.
Den Geräuschen zufolge wurden die Kreaturen immer mehr. Teal'C und Sam mussten unweigerlich an Replikatoren denken. Aber es waren keine. Nein. Diese Geschöpfe waren organisch. Man konnte sie ganz einfach vernichten, wenn man wusste, wie man es richtig anstellen musste. Ein lautes Knack! war zu hören und die Tür brach auseinander.
Jetzt konnten sie die Kreaturen zum ersten Mal sehen: Es waren Spinnen. Sie sahen aber nicht so aus wie die, die ihnen vorhin begegnet war. Diese hier sahen ganz normal aus, mit dem Unterschied, dass sie fast so groß wie der Unterarm einer ausgewachsenen Frau waren. Es gab auch einige kleinere und größere Exemplare, aber diese waren eher selten. Ein Geräusch, als wenn Metall schnell an Metall vorbei gezogen wurde, war zu hören, denn er zog sein langes, schmales Schwert aus der Scheide. Aber keiner der drei störte sich an dem Geräusch.
Sie waren viel zu fixiert auf die Spinnen, auf die sie schossen, aber diese waren derart flink, dass sie den Schüssen und den Schwerthieben ausweichen konnten. Immer mehr von diesen scheußlichen Kreaturen strömten in den Raum. Vala konnte sich nicht erinnern, jemals ängstlicher gewesen zu sein als in diesem Moment. Sie spürte, wie die Spinnen an ihr hoch kletterten. Allein dieses Gefühl bewirkte, dass ein noch unangenehmeres ihre Wirbelsäule hinunter kroch. Zu allem Überfluss spritzten die Spinnen durch einen Biss mit ihren Giftzähnen tödliches Gift in jeden von ihnen. Zunächst wurde ihr nur schwindelig, kurze Zeit später konnte sie sich nicht mehr bewegen, obwohl sie sich hellwach fühlte. Den anderen erging es nicht anders. Sie spürte, wie sie zu Boden stürzte und die Spinnen über sie stürmten wie Ameisen über einen Angreifer, den sie nach Leibeskräften versuchten abzuwehren. Sie schüttelte sich, schlug mit ihren Armen und Beinen wild um sich, aber es half alles nichts. Ganz plötzlich sah sie wieder dieses helle, Wärme spendende Licht.
Schweißgebadet und wild um sich schlagend wachte Vala auf. Sie war auf der Erde. Nicht nur das, sie befand sich sogar im Jahr 2006. War das, was geschehen war nur ein Traum, war es Wirklichkeit? Sie wusste es nicht mit Sicherheit. Ihre Erinnerungen daran waren jedoch sehr lebhaft.

Ende.
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