Unternehmen: Tannenbaum by Hyndara71
Summary: Das erste Weihnachten auf Atlantis steht an und Major John Sheppard wird beauftragt, einen passenden Weihnachtsbaum zu finden. Keine leichte Aufgabe in einer fremden Galaxie ...
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara
Genre: Humor, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 5057 Read: 2692 Published: 17.02.12 Updated: 17.02.12

1. Kapitel 1 by Hyndara71

Kapitel 1 by Hyndara71
Disclaimer: Stargate: Atlantis ist Eigentum von MGM, dem SyFy-Channel und was weiß ich wem noch. Diese Fanfic wurde aus Spaß geschrieben.

Zeitleiste: 1. Staffel SGA


„Major?"
John Sheppard stutzte, hob dann irritiert den Kopf und drehte sich um. Hinter ihm stand Dr. Elizabeth Weir und lächelte ihn an. Wobei sich die Frage stellte, warum er sie nicht schon eher bemerkt hatte ...
Er senkte kurz den Blick auf die beiden kurzen Stäbe in seinen Händen. Da war er wohl etwas zu sehr aufgegangen in seinem Training ...
„Dr. Weir." Er setzte sein strahlendstes Lächeln auf, trat aber vorsichtshalber einen Schritt zurück. Diese letzte Reaktion geschah fast unbewußt, wie Elizabeth Weir sehr wohl bemerkte.
„Weihnachten steht vor der Tür", sagte sie und überging damit sein Verhalten.
Sheppard sah sie fragend an, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
Weir konnte nicht anders, sie lächelte ihn an. „Wir brauchen einen Weihnachtsbaum", fuhr sie fort.
  Sheppard schürzte die Lippen, zuckte dann mit den Schultern. „Eine halbe Stunde mit dem Jumper und Sie haben einen. Kein Problem."
„Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen." Weir nickte, wollte die Sporthalle schon wieder verlassen, da fiel ihr noch etwas ein und sie drehte sich wieder um. „Am besten nehmen Sie Dr. Marple mit. Sie wollte sich ohnehin noch etwas dort ansehen."
„Geht klar." Sheppard blinzelte etwas ratlos.
Wer war Dr. Marple? 
*** 
Gut eine Stunde später hatte er eine Antwort auf seine Frage: Dr. Angelica Marple war eine, bereits in Ehren ergrauende ältere Dame, der Sheppard zwar schon einige Male über den Weg gelaufen war, die er aber nie mit irgendeiner Wissenschaft in Bezug gebracht hatte, sondern eher mit ... Nun ja, was ältere Damen wohl so alles taten, wenn sie eben älter wurden.
Dr. Marple war eine angenehme Zeitgenossin, geradezu ein Paradebeispiel, das er anderen Wissenschaftlern vorhalten konnte. Sie saß auf dem Copilotensitz und schwieg und sah zum Fenster hinaus. Interessiert musterte sie die Wolken, dann wieder die Wellen des Ozeans. Und sie sprach nur, wenn er sie etwas fragte.
Vielleicht sollte er McKay einmal mit ihr bekannt machen. Der Kanadier konnte durchaus noch etwas von ihr lernen, fand Sheppard und grinste leise in sich hinein, während er auf dem Festland landete, unweit des Dorfes der Athosianer.
Dr. Marple wartete, bis er sich erhoben hatte, dann stand auch sie auf und folgte ihm ruhig. Im Gehen nahm sie ihre Tasche von einem der hinteren Sitze.
Sheppard wußte einfach nicht, was er von dieser Frau halten sollte. Also beschloß er, es war einfacher, es einfach hinzunehmen und schnappte sich die Säge.
Draußen erwartete sie Halling, der Dr. Marple freundlich begrüßte, sie dann in den Wald hinein führte.
Sheppard trabte hinterher und hing seinen Gedanken nach.
Das war ja zur Abwechslung mal ein leichter Auftrag, der ihm da in den Schoß gefallen war. Warum auch immer Elizabeth diese Angelegenheit zur Chefsache erklärt hatte - es sollte ihm eigentlich gleich sein. Hauptsache, Atlantis erhielt seinen offensichtlich ersten Weihnachtsbaum in seiner jahrmillionen alten Geschichte.
Sheppard schmunzelte, als er sich das vorstellte. Das hieß, es war an für sich kaum vorstellbar, mußte er zugeben. Eine so große Zeitspanne ... nein, das konnte sich sicher kein Mensch vorstellen.
  „Oh, der sieht doch gar nicht schlecht aus!"
Sheppard war plötzlich stehengeblieben, als ihm ein Baum ins Auge fiel. Ja, der wäre perfekt für die Messe. Alles daran stimmte, er war gerade gewachsen und erinnerte ihn an diese kanadischen Fichten, die es gerade im Norden der USA immer wieder gab.
„Gibt gutes Holz", kommentierte Halling trocken.
Sheppard betrachtete den Baum fachmännisch, beugte sich dann vor.
„Um Gottes Willen, lassen Sie das!" Mit kurzen Schritten kam Dr. Marple angelaufen und schwenkte die Arme.
Sheppard wechselte mit Halling einen langen, erstaunten Blick, dann richtete er sich wieder auf.
„Was ist denn, Willow?" erkundigte der Athosianer sich. „Sie sagten, Sie brauchen Holz in der Stadt. Nun, der Baum wird gutes Holz geben."
Willow?
Sheppard blinzelte, während er die doch eher korpulente ältliche Dame musterte.
Dr. Marple trat näher, einen entschlossenen Ausdruck in den Augen. „Diese Art Tanne könnten wir höchstens für ein Lagerfeuer verwenden, Major", erklärte sie.
Sheppard hob fragend die Brauen. „Und warum? Er sieht doch gut aus", erkundigte er sich.
Dr. Marple schüttelte sehr nachdrücklich den Kopf. „Sobald Sie ihn fällen, wird er sämtliche Nadeln verlieren. Ich denke, daß ist nicht, was wir alle unter einem festlichen Weihnachtsbaum verstehen, oder?"
Sheppard warf Halling einen langen Blick zu. „Stimmt das?"
Der Athosianer sah wirklich verwirrt aus. „Wollt ihr denn kein Holz?" erkundigte er sich.
„Wir wollen einen Weihnachtsbaum", antwortete Dr. Marple und drehte sich zu Halling um. „Weihnachten ist ein besonderes Fest für uns auf der Erde ..."
Sheppard schürzte nachdenklich die Lippen und betrachtete den Baum abschätzend.
Daß ein Nadelbaum prompt sämtliche Nadeln verlor, nachdem man ihn gefällt hatte, davon hatte er noch nie gehört - und er konnte es sich auch nicht vorstellen. Wahrscheinlich übertrieb Dr. Marple. Andererseits ...
Sheppard sah sich kurz um und fand seine beiden Begleiter noch in eine Diskussion vertieft. Gut, sie würden also nicht unbedingt wirklich erkennen, was er tun wollte.
Schnell griff er zu, verdrehte den Zweig und riß daran, bis er nachgab ... und auf einen Schlag sämtliche Nadeln verlor.
Sheppard war nun wirklich überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet, wirklich nicht.
Aber noch konnte das alles ja auch nur ein dummer Zufall sein.
Sheppard hob die Säge von der Schulter. Und, nach einem weiteren sichernden Blick zurück, sägte er einen Ast des Baumes ab. Und dessen Nadeln ... folgten umgehend der Schwerkraft und rieselten in einer dichten Wolke vom Holz herunter.
Sheppard starrte ungläubig auf den toten Ast, den er urplötzlich in der Hand hielt.
Wo waren denn die Nadeln hin?
„Kommen Sie, Major. Hier werden wir nichts finden."
Sheppard versteckte den toten Ast so gut es ging zwischen den anderen, noch belebten Ästen, warf Halling einen langen, entschuldigenden Blick zu, ehe er Dr. Marple nachhetzte - zum Jumper zurück. 
*** 
„Tja, es sieht wohl ganz so aus, als würden wir uns auf anderen Planeten umsehen müssen ..." Dr. Marple sah lächelnd in die Runde. „Natürlich sind meine Kollegen und auch ich gern bereit, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen."
„Und Sie sind wirklich sicher, daß die Bäume auf dem Festland nicht geeignet sind?" fragte Weir noch einmal nach. Sheppard meinte, einen kurzen, bedauernden Unterton in ihrer Stimme wahrnehmen zu können, umso schwerer fiel es ihm, bedeutsam zu nicken.
„Leider ist dem so. Halling unterrichtete mich darüber, daß wohl alle Nadelbäume, so gesund sie auch nach außen zu sein scheinen, augenblicklich ihr Laub abwerfen, sobald sie von der Nahrungszufuhr abgeschnitten wurden", antwortete die ältliche Wissenschaftlerin.
„Und wenn wir einen Baum wässern?" erkundigte Weir sich hoffnungsvoll.
„Wird nichts bringen", mischte Sheppard sich jetzt ein und schüttelte sehr nachdrücklich den Kopf. „Die Nadeln sind schneller runter als irgendjemand den Baum ins Wasser stellen könnte."
Dr. Marple lächelte ihn wohlwollend an und ihm ging erst jetzt auf, was er da gerade mehr oder weniger Preis gegeben hatte.
Warum begann er nur immer zu reden, wenn er eigentlich nachdenken wollte? Er sollte sich dafür wirklich allmählich selbst rügen.
„Major Sheppard hat recht", sagte die Botanikerin nachdrücklich. „Zumal ein 'Eimer mit Wasser' ja noch lange nicht der Zuführung an Nährstoffen gleichkommt, die der Baum unter normalen Umständen aufnehmen würde. Seine Wurzeln fehlen ja."
„Und wenn wir ihn ausgraben?"
Sheppard stutzte.
Hatte er da gerade richtig gehört? Ausgraben? Einen Riesenbaum, von dem er ohnehin nicht wirklich wußte, wo er ihn im Jumper verstauen sollte?
„Wird das gleiche Ergebnis zeitigen", antwortete Marple und hob bedauernd die Schultern. „Wir müssen es wohl einsehen: Wollen wir einen Weihnachtsbaum, werden wir auf andere Planeten müssen ..."
Weir sah ihn fragend an. Sheppard blinzelte, zuckte dann ebenfalls mit den Schultern zu einem stummen „ich weiß doch auch keinen anderen Rat!". Die Expeditionsleiterin seufzte schwer.
„Also gut. Major, stellen Sie mehrere Teams zusammen. Wir kennen ja inzwischen genug waldreiche Planeten. Darunter wird auch sicher einer sein, von dem wir dieses Jahr unseren Weihnachtsbaum beziehen können."
Sheppard nickte. „Schon so gut wie erledigt. Wir haben ja schließlich nicht mehr viel Zeit."
Wenn er ehrlich zu sich selbst war, ihn hatte inzwischen der Ehrgeiz und der Jagdeifer gepackt nach der Niederlage auf dem Festland. Die Nadelbäume der Pegasus-Galaxie sollten ihn erst einmal kennenlernen! 
*** 
Planet 1 
„Warum schleppen Sie mich eigentlich mit?" McKay klang immer noch alles andere als begeistert. „Und warum müssen Sie eigentlich den Jumper immer so weit entfernt vom Ziel Ihrer Suche parken?"
Sheppard atmete tief ein, sah sich aufmerksam um. „Wir suchen den perfekten Weihnachsbaum für unsere Feier", antwortete er mit ruhiger Stimme.
„Und dazu schleppen Sie mich mitten in die schein-kanadische Wildnis?" ereiferte McKay sich wieder. „Und wieso muß eigentlich ich diese Säge schleppen?"
Sheppard zog unwillig die Brauen zusammen. „Weil einer von uns auf die Umgebung achten muß?" schlug er vor.
„Und das können Sie selbstverständlich so viel besser als ich ..."
Sheppard blieb unvermittelt stehen und blinzelte einige Male, ehe sich ein sehr zufriedenes Grinsen über sein Gesicht legte.
Da war er ja - der perfekte Baum.
Sehr sorgsam betrachtete er ihn noch einmal von oben bis unten und nickte sich selbst zu. Ja, das war genau der richtige, davon war er überzeugt.
Langsam und bedächtig trat Sheppard näher, streichelte den Baum geradezu mit seinen Blicken.
Wunderbar gerade gewachsen, die Nadelfarbe wirkte saftig und die Äste waren voll. Dazu war er weder zu groß noch zu klein. Eben der perfekte Baum.
„Und was soll das jetzt wieder? Wieso bleiben wir stehen?" fragte McKay.
Sheppard legte seine P-90 zur Seite, betrachtete weiter den Baum vor sich.
Daß es am Ende so einfach werden würde, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Aber offensichtlich ...
„Geben Sie mir die Säge", sagte er, streckte die Hand aus. „Und halten Sie bitte den Baum fest."
„Wer bin ich denn? Ihr persönlicher Kuli?"
McKay stapfte an ihm vorbei, nachdem er ihm die Säge gegeben hatte, nahm neben dem Baum Aufstellung und stemmte die Hände in die Hüften. „Und wo hätten Sie gern, daß ich festhalte, Major?" fragte er genervt.
„Einfach in Griffhöhe. Wir müssen nur aufpassen, daß er nicht aus Versehen auf mich stürzt, wenn ich den Stamm zersäge", antwortete Sheppard.
McKay schüttelte den Kopf und schob mit beiden Händen die Äste zur Seite, um dann zu erstarren.
„Sind Sie sicher, daß Sie diesen Baum wollen?" erkundigte der Kanadier sich angewidert.
Sheppard stutzte. „Er ist perfekt", antwortete er nur.
„Äußerlich!" McKay hob das Kinn. „Doch die wahre Schönheit liegt innen. Das sollte Ihnen doch wohl bekannt sein, Major."
Sheppard legte die Säge zur Seite und schob genervt die Äste auf seiner Seite auseinander - nur um zu erstarren.
Der Stamm des Baumes war wie mit dicken Eiterbeulen bedeckt, die wirklich nicht sonderlich dekorativ wirkten. Das allerdings war weniger das, was Sheppard wirklich beunruhigte. Nein, da war noch etwas ... Ein Geräusch, um genau zu sein.
Vorsichtig beugte er sich vor und lauschte aufmerksam.
Es klang wie ein träges Brummen und leises Zirpen. Irgendwie ... seltsam, wie er fand. Aber er konnte es auch nicht wirklich zuordnen.
Eine der Beulen bewegte sich.
Sheppard zuckte unwillkürlich zurück und verzog das Gesicht.
Was zum Kuckuck war das?
„Na toll! Geh zur Army und erlebe Abenteuer", merkte McKay an.
Sheppard stutzte, griff sich dann wieder die Säge und schob sie zwischen die Äste zum Stamm.
„Halten Sie mich eigentlich für einen Riesen?" begann McKay augenblicklich die nächste Tirade. „Wie hoch gedenken Sie denn noch, diesen Baum zu kürzen? In der Krone?"
„Ich will sehen, was das für eine Masse ist, die den Stamm bedeckt", antwortete Sheppard so ruhig wie möglich und kratzte vorsichtig mit dem Sägeblatt an den Beulen herum.
Augenblicklich steigerte sich das Brummen und Zirpen und nahm ... allerdings sehr bekannte Züge an.
Sheppard wich unwillkürlich zurück und hätte beinahe die Säge fallengelassen, an deren Blatt gerade ... ein gutes Dutzend Miniatur-Iratus-Käfer träge entlangtaumelten.
Käfer! Ausgerechnet Käfer! Konnten es nicht seinetwegen Schlangen sein. Aber KÄFER!!!
„Igitt! Sehen Sie sich das an!" McKay war ebenfalls von dem Baum zurückgewichen und wies auf den Boden.
Sheppard sah sich hektisch um, nachdem die Miniatur-Ausgaben seines Quälgeistes stetig auf ihn zuhielten. Dann ließ er das Blatt der Säge einmal gegen einen in Griffweite aus dem Boden ragenden Felsen krachen und fühlte sich schon wesentlich besser, als er die grünliche Masse, durchsetzt mit schwarzen Flügelsegmenten, am Stein kleben sah.
„Sheppard!"
„Was denn?"
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Wissenschaftler zu, der immer weiter Richtung Wald zurückwich, die Augen starr auf den Boden gerichtet.
Was zum ... ?
Sheppards Augen wurden groß, als er sah, was da, einer nach dem anderen, aus dem Baum purzelte, den er als Weihnachtsbaum für Atlantis gewollt hatte. Auch fiel ihm jetzt auf, daß das Summen wesentlich lauter und fordernder geworden war.
„Ich hasse Käfer!" Er schnappte sich seine P-90 und nickte McKay zu. Dann nahmen sie beide die Beine in die Hände und rasten zurück zum Jumper, eine immer größer werdende Horde Iratus-Käfer hinter sich, die, benebelt vom Baumsaft, eher umhertaumelten als sich wirklich ernsthaft auf ihre lohnendere Beute zu stürzen ... 
*** 
Planet 2 
Sheppard sah sich sehr genau um, ehe er sich wieder dem Nadelbaum zuwandte, den er ausgesucht hatte.
Ja, das könnte gehen. Knapp drei Meter hoch, gut und gerade gewachsen, dichte Äste und Zweige - kurzum, alles so, wie es sein sollte.
Und dennoch war da irgendetwas, was ihn beunruhigte ... Er fühlte sich beobachtet, seit McKay und er diesen Planeten betreten hatten.
„Wie in diesem Wald der Ents ..." murmelte er vor sich hin.
„Hä?" kam prompt die Frage des Wissenschaftlers.
Sheppard blinzelte, strahlte McKay dann aber an. „Ich meine, hier ist es wie im 'Herrn der Ringe'. Dieser Fanghorn-Wald, in dem die Ents leben", erklärte er, nahm seinem Gegenüber die Säge ab.
„Wir sind hier nicht in Neuseeland!" schnappte McKay augenblicklich. „Was denken Sie sich eigentlich? Das hier ist wie ..."
„Hey, das hier ist definitiv NICHT wie Kanada!" beschwerte Sheppard sich. „Und jetzt halten Sie bitte fest, okay?"
McKay kreuzte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Wie käme ich dazu? Am Ende krabbeln da wieder irgendwelche Käfer herum, die es auf meine Lebenskraft abgesehen haben."
Sheppard seufzte ergeben und schob einige Äste auseinander.
Wie er nicht anders erwartet hatte, war der Stamm glatt und gut gewachsen. Keine Spur von irgendwelchen Käfern.
„Alles in Ordnung. Halten Sie einfach fest, okay?" Er beugte sich vorn über und achtete nicht weiter auf den Wissenschaftler.
Warum hatte er nur nicht Teyla oder Ford mitgenommen? Mit den beiden hätte er wahrscheinlich wesentlich weniger Ärger als mit McKay.
Ein Rascheln über ihm, gefolgt von einem schmerzhaften Aufschrei:
„Autsch!"
Sheppard ruckte sofort wieder hoch und sah, wie McKay taumelnd zurückwich und sich außer Reichweite des Baumes brachte. Dabei rieb er sich die rechte Hand.
„Was ist passiert?" fragte der Major.
„Das Ding schlägt ja zurück!" begehrte McKay augenblicklich auf. „Sehen Sie nur, ich blute!"
Sheppard runzelte die Stirn und trat näher. Wieder war da dieses Gefühl, als würde er beobachtet, wenn er auch nicht wußte, von wem und warum.
„Zeigen Sie mal her", wies er den Wissenschaflter an. Dann hoben sich seine Brauen.
Was McKay als schweren Blutverlust beklagte war eine winzige Schürfwunde, aus der ein einzelner Blutstropfen entweichen wollte. Allerdings war der Handrücken wirklich gerötet, als hätte der Kanadier einen Schlag darauf bekommen.
Sheppard warf dem Baum einen scheelen Blick von der Seite zu.
Irrte er sich oder bewegten sich gerade die Äste in seine Richtung?
Blödsinn! Er war hier in der Pegasus-Galaxie, nicht in Hogwarts!
„Das ist ein Kratzer, McKay!" begehrte er auf.
„Das ist eine schwere Verletzung, die vielleicht sogar einen bleibenden Schaden anrichtet", entgegnete der Kanadier prompt. „Ich bin ein wichtiges Mitglied dieser Expedition, ich brauche meine Hände!"
Sheppard seufzte ergeben, schüttelte dann aber den Kopf. „Alles, worum ich Sie gebeten habe, ist es, den Baum zu halten, damit ich ihn absägen kann. Den Rest kann ich dann schon allein besorgen."
„Wenn dieser Baum mich zum Krüppel schlägt und ich meine Arbeit nicht mehr tun kann, dann werden Sie mir vielleicht endlich glauben, Major. Dieses ... dieses Gewächs hat mich angegriffen!"
  Sheppard stutzte, unwillkürlich warf er noch einen Blick auf den Baum.
Es sah aus, als reckten die Äste sich ihm entgegen ...
„Das ist ein Baum. Der kann nicht zurückschlagen. McKay, denken Sie doch mal nach!" appellierte er an die Vernunft des Wissenschaftlers.
Der trat mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck zurück. „Dann versuchen Sie doch Ihr Glück, Major! Bin gespannt, ob Sie mir dann endlich glauben."
Sheppard schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um. Als er sich dem Baum näherte, fixierte er diesen scharf. Konnte ja sein, daß sich das Aquivalent eines irdischen Eichörnchens hierher verschlagen hatte und daß dieses für den Übergriff auf McKay verantwortlich war.
Sheppard schüttelte den Kopf und beugte sich vorn über, um eine bessere Position für die Säge zu finden. Aufmerksam suchte er eine geeignete Stelle am Stamm, hob dann die Säge wieder und ... kippte wenig elegant vorn über, als ein dumpfer Schlag in sein Kreuz ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
Mit soviel Würde wie möglich richtete er sich wieder auf und warf McKay einen unterkühlten Blick zu. „Daß Sie so linke Tricks versuchen, hätte ich nun wirklich nicht von Ihnen erwartet", bemerkte er.
„Ich war das nicht!" begehrte der Wissenschaftler auf und hob die Hände. „Der Baum hat Ihnen einen Schlag versetzt!"
Sheppard funkelte den Kanadier böse an, dann schnappte er sich die Säge wieder. „Das ist ein Baum und nicht Baumbart!" erklärte er mit kalter Stimme, wollte sein Werkzeug erneut einsetzen, als ihm plötzlich ... ein Ast entgegenflog und unsanft mit seiner Nase kollidierte. 
Der Major wurde wieder aus dem Gleichgewicht gebracht und setzte sich unwillkürlich auf seinen Hosenboden. Mit großen, blinzelnden Augen starrte er den Baum an, der sich drohend über ihn neigte.
„Es ist doch Baumbart!" ächzte Sheppard und kroch so schnell wie möglich aus der Reichweite des offensichtlich wütend gewordenen Holzes.
„Ich habe doch gesagt ..."
„Laufen Sie!" Sheppard schnappte sich seine Säge und hastete dann McKay hinterher - zurück zum Stargate ... Und hinter sich hörte er das wütende Knarren und Rascheln des Baumes ... 
Planet 3 
Sheppard sah sich erleichtert um und marschierte den Hang aufwärts.
Weder fühlte er sich beobachtet, noch gaben die Pflanzen dieses Planeten irgendwelche Geräusche von sich. Alles war ruhig, irgendwo sang ein Vogel und in der Nähe erhoben sich gewaltige Gebirgsmassive, die ihn, gemeinsam mit der Vegetation hier, an einen Landstrich auf der Erde erinnerten, den er sich gern noch einmal näher angesehen hätte, hätte er damals Zeit gehabt.
„Himalaya!" seufzte Sheppard mit einem verträumten Lächeln.
Wie sagten die Einheimischen, gleich aus welchem Land rund um das gewaltige Gebirge der Erde: Wer einmal im Himalaya war, läßt ein Stück seines Herzens dort - und muß zurückkehren.
Ja, so fühlte er sich im Moment. Als wäre er zurückgekehrt in einen der faszinierendsten und geheimnisvollsten Landstriche der Erde.
„Hä?" McKay klang immer noch genervt.
Sheppard atmete tief ein und schmeckte diese Luft, wie damals in Pakistan, als er dort einen Auftrag zu erledigen hatte. In irgendeiner kleinen, unbedeutenden Stadt in den Ausläufern des Gebirges.
„Himalaya", wiederholte Sheppard genießerisch.
Und es stimmte tatsächlich. Die üppige Vegetation mit den teils fremdartigen Pflanzen kannte er wirklich nur aus diesem Landstrich. Die relativ dünne Luft war erfüllt mit leichten Gerüchen, die er überall sonst wahrscheinlich als penetrant empfunden hätte. Nur eben die Höhe machte sie zu Wohlgerüchen.
„Warum müssen Sie eigentlich immer alles mit der Erde vergleichen?" begehrte McKay auf. „Noch dazu ... Was hat jemand wie Sie im Himalaya zu suchen? Buddhistische Mönche hüten?"
Da fiel Sheppard unwillkürlich dieses kleine Kloster ein, das sich an den Hang eines Berges geschmiegt hatte. Er war hinaufgeklettert, neugierig geworden durch ein Gerücht. Es hieß, in diesem Kloster gäbe es etwas sehr seltenes: Das Fell eines Yeti.
Als habe diese Sagengestalt ihn gehört und meinte, in dieser fernen und fremden Galaxie auch in Aktion treten zu müssen, begann plötzlich das unheimliche Heulen.
Sheppard blieb stehen und riß einen Moment lang die Augen weit auf vor Schreck, bis er sich wieder gefangen hatte.
Himmel, was war denn das?
McKay drängte sich an ihn. „Was ist das?" fragte der Wissenschaftler.
Wenn er das nur wüßte ...
Sheppard schüttelte unwillig den Kopf, als das Heulen unvermittelt wieder aussetzte. „Nichts weiter. Wahrscheinlich nur der Wind, der durch irgendeinen Hohlraum gestrichen ist", antwortete er. Doch als er weiterging, wurden seine Schritte unwillkürlich vorsichtiger und den Spaten nahm er in die Linke, damit er die rechte Hand frei hatte, an seine Beretta zu gelangen.
„Das hörte sich aber nicht so an wie durch einen Hohlraum gepreßt", entgegnete McKay, schloß eilig zu ihm auf. „Eher wie ein Bigfoot."
Sheppard stutzte. „Sieht das hier aus wie Nordamerika?" fragte er mit zusammengezogenen Brauen.
  „Ist Ihnen Sasquatch lieber?"
„Mir ist am liebsten, wenn wir aufhören, über solche Dinge zu sprechen", antwortete Sheppard gezwungen ruhig.
Er hatte damals zwar nichts gesehen oder gehört, aber er wußte von anderen Piloten, die abgestürzt waren in den Ausläufern des Gebirges. Die hatten die Fußabdrücke gesehen ...
„Was ist denn das da?" begehrte McKay zu wissen und wies mit dem Arm den Hang hinauf.
Sheppard runzelte die Stirn, folgte aber der Weisung und sah eine Bewegung zwischen den Bäumen.
„War dieser Planet nicht leer?" erkundigte er sich.
„Das war er."
Das, was auch immer es war, kam auf sie zu. Es leuchtete beinahe rötlich - wie das Fell eines Orang-Utangs ...
„Und wer kommt uns da entgegen?"
„Ich bin Dr. McKay, nicht Dr. Wats..."
Wieder setzte dieses Heulen ein.
Was auch immer sich da näherte, es war ... gewaltig!
Sheppard trat langsam einen Schritt zurück, als ihm aufging, daß dieser jemand da vor ihnen sicher noch einen Meter mehr als er vorzuweisen hatte.
Der Vergleich mit dem Menschenaffen hinkte nicht, wie dem Major immer weiter aufging. Das Wesen, das da auf sie zukam, war nicht nur gewaltig, es verfügte auch über ein Fell, daß dem des Affen durchaus ähnlich war. Dabei aber wiesen die Augen, soweit er das auf diese Entfernung feststellen konnte, wirkliche Intelligenz aus und fixierten sie beide scheinbar. Sie schienen geradezu Maß zu nehmen, um sich ...
„Zurück zum Gate! Aber schnell!"
Sheppard ließ den Spaten fallen, packte McKays Arm und raste los - wieder zurück zum Sternentor ... 
*** 
Atlantis 
Peter Grodin schaltete den Schutzschild ab, nachdem er die ID von Major Sheppard identifiziert hatte. Weir kam gerade aus ihrem Büro und betrachtete stirnrunzelnd das aktivierte Stargate.
„Ist alles in Ordnung?" fragte sie den Chef-Techniker.
Grodin nickte. „Der Major meinte nur, er müsse noch kurz etwas erledigen, dann würde er sofort ... da kommen sie ja!"
Weir drehte sich wieder zum Gatrium um, gerade als ein sichtlich keuchender Rodney McKay durch den Ereignishorizont stolperte. Kurz darauf folgte mit einem Hechtsprung ... Major John Sheppard.
Weir runzelte die Stirn.
Der dritte Planet und wieder kamen die beiden nur mit leeren ... Sie riß die Augen auf, als Sheppard sich erhob und vorsichtig etwas in seinen hohlen Händen trug wie einen kostbaren Schatz. Etwas ... grünes und sehr kleines.
McKay bahnte dem Major den Weg, während dieser, ihre Beute noch immer vorsichtig auf den Händen tragend, die Treppe zum Kontrollraum emporstieg und nicht einen Blick von der Last, die er trug, nahm.
Weir konnte einfach nicht glauben, WAS da immer deutlicher wurde.
Die beiden hatten tatsächlich einen Baum mitgebracht ... besser gesagt die Miniatur eines Baumes, vielleicht gerade einmal zwanzig Zentimeter hoch. Und das einen Tag vor Heiligabend!
Mit strammen Schritten kam sie den beiden entgegen, gerade, als sich wieder ein Wurmloch etablierte. Die Hände in die Hüften gestemmt blieb sie vor Sheppard stehen und funkelte ihn an. Der Major erwiderte ihren Blick und strahlte sichtlich.
„Unser Weihnachtsbaum", erklärte er und hielt ihr die Baby-Tanne hin.
Weir konnte nicht anders, ihre Wut verrauchte unter dem Blick des Majors zu einem Häufchen Asche. Sie seufzte schwer und neigte den Kopf zur Seite.
„Unter Einsatz unseres Lebens haben wir diesen Baum geborgen", erklärte jetzt McKay nicht ohne Stolz in der Stimme. Sheppard nickte nur stumm. „Ein Bigfoot hatte es auf uns abgesehen."
Weir stutzte. „Ein was?"
Sheppard schüttelte unwillig den Kopf. „Wenn, dann eher ein Yeti. Immerhin sah es auch wie im Himalaya", berichtigte er.
Weir starrte ihn groß an, dann stutzte sie und drehte sich zum Gate um, durch das gerade Bates und seine zwei Leute gekommen waren. Im Gepäck: Einen gut drei Meter hohen und dichten Nadelbaum von einer leicht bläulichen Färbung.
„DAS ist unser Weihnachtsbaum!" Weir lächelte versöhnlich und bemerkte nicht die giftigen Blicke, die Sheppard mit Bates wechselte. 
*** 
Heiligabend 
Weir stand vor dem geschmückten Baum in der leergeräumten Kantine und bewunderte die majestätische Pracht, die dieses tannenartige Gewächs ausstrahlte. Er war wirklich wunderschön, schien geradezu von innen heraus zu leuchten. Die Mannschaft, die sich zusammengefunden hatte, um ihn zu schmücken, hatte ganze Arbeit geleistet.
Das erste Weihnachtsfest in einer fremden und fernen Galaxie ...
Weir kratzte sich unauffällig den rechten Unterarm, während sie weiter den Baum bewunderte.
„Ein sehr schöner Baum", bemerkte Carson Beckett neben ihr.
Weir nickte versonnen, kratzte sich den anderen Arm.
„Da hat Major Sheppard wirklich gute Arbeit geleistet", fuhr Beckett fort.
Weir blinzelte, schüttelte dann den Kopf. „Nein, nein, dieser Baum wurde von Sergeant Bates hergeholt", berichtigte sie. „Major Sheppard kam mit einem Setzling zurück, mehr nicht."
Beckett sah sie einen Moment lang erstaunt an, dann lächelte er wieder. „Dieses Pflänzchen, um das sich diese junge Botanikerin so aufopfernd gekümmert hat gestern abend?" erkundigte er sich.
Bates kam an ihnen vorbei, kratzte sich den Oberschenkel und nickte ihnen zu.
Weir lachte, kratzte sich mitterweile so unauffällig wie möglich den Rücken. „Dahin also ist das arme Bäumchen verschwunden!"
Beckett nickte, kratzte sich jetzt ebenfalls. „Ja, dahin ist er wohl verschwunden."
Weir stutzte. „Weg?"
Beckett kratzte sich jetzt sehr offen an der Hüfte, sah sich etwas irritiert um. „Wo sind eigentlich der Major und Dr. McKay?" erkundigte er sich.
Weir ging erst jetzt auf, daß sie die beiden tatsächlich beinahe den ganzen Tag noch nicht gesehen hatte. „Ich weiß nicht ..."
Oh je, plötzlich erinnerte sie sich sehr wohl an die giftigen Blicke zwischen Sheppard und Bates. Gut möglich, daß zumindest der Major sich zurückgezogen hatte, da ihm diese Feier vergällt worden war ...
Weir wand sich einen Moment lang, als es an mehreren Stellen zugleich begann zu jucken.
Und gerade in diesem Moment stürzte eine weitere vermißte Person in die Messe: Dr. Angelica „Willow" Marple.
„Der Baum muß auf der Stelle verschwinden!" begehrte die Botanikerin sofort auf.
Weir stutzte, kratzte sich am Haaransatz. „Willow!"
„Da sind Flöhe drin", fuhr Marple fort. „Er muß sofort weggebracht werden, ehe wir alle uns ..." Soe brach ab und sah sich mit offenem Mund im Raum um. Dann stöhnte sie auf und ließ die Schultern sinken. „Sie haben sich alle Flöhe geholt ... Jetzt gilt es nur noch, den Baum loszuwerden, ehe noch mehr von ihnen aktiv werden und sich in sämtlichen Ecken verkriechen können."
Weir starrte die ältliche Botanikerin an, dann sah sie sich aufmerksam um und bemerkte wohl das gleiche wie sie: Alle Anwesenden kratzten sich mehr oder weniger unauffällig und mit teils sichtlich gequälter Miene.
„Wo ist der Major?" fragte sie, in der Hoffnung, daß Sheppard oder McKay eine Lösung parat hätten. Doch von beiden fehlte jede Spur ... 
In einem Raum auf einer tieferen Etage 
Eine angeschlagene Teekanne hatte als Blumentopf herhalten müssen, aber immerhin stand das Bäumchen sicher. Aus der Silberfolie eines Energieriegels hatte man ihm einige Abschnitte wie eine Sternenkette umgelegt und ihn auch noch mit einigen weniger schönen als selbstgemachten Strohsternen geschmückt.
Das Bäumchen bot zwar keinen so eindrucksvollen Anblick wie der große Baum in der Messe, aber es gefiel Sheppard. Zumal er mehr oder weniger allein die Dekoration hergestellt hatte. Gut, den Energieriegel hatte McKay gegessen, aber das ganze zurechtgeschnitten ... das war er gewesen. Und er hatte auch die Strohsterne geflochten. Gut, darin war er früher einmal wesentlich besser gewesen, aber immerhin ... man konnte erkennen, was diese Gebilde aus getrockneten Gräsern darstellen sollte. Was verlangte er mehr?
„Sie betrügen doch nicht, oder, Rodney?" Sheppard bekam einen langen Hals und lugte an seinem Bildschirm vorbei.
McKay saß ihm gegenüber. In der Mitte, zwischen ihnen, stand der Mini-Weihnachtsbaum neben einer einfachen Kerze, die Sheppard entzündet hatte.
„Ich schummle nicht", erklärte der Wissenschaftler. „Ich helfe auf den rechten Weg."
„Klar ..." Sheppard wandte sich wieder seinem Bildschirm zu und betrachtete die letzten Entwicklungen „seines Volkes". Und irgendwie ... verspürte er plötzlich zum ersten Mal in diesem turbulenten Jahr echte Weihnachtsstimmung ...
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