1. Kapitel 1: Kidnapped by Faith
2. Kapitel 2: Politiker und andere Verräter by Faith
3. Kapitel 3: Die Kopfgeldjäger by Faith
"Fessel ihn", hörte er dieselbe Person zu einer weiteren sagen. Ein Mann in Uniform eilte herbei und fesselte Aidens Hände fest auf den Rücken. Dann trat die Person, die offensichtlich das Sagen hatte, in sein Blickfeld: Kolya.
Sie
hatten ihn die Augen verbunden und durch das Gate geführt,
nun, nach einem schier endlosem Fußmarsch stieß man
ihn zu Boden. Unfähig den Sturz abzufangen fiel er hart auf
den Steinboden. Kolya nahm ihm die Augenbinde ab. Aiden blinzelte.
Er war in einer geräumigen Höhle, die mit allerlei technischen
Geräten, Landkarten und Waffen ausgestattet war. In der Mitte
stand ein Tisch mit vier Stühlen. Auf dem Tisch lag eine weitere
Karte in der einige bunte Fähnchen steckten offensichtlich
plante Kolya eine militärische Operation, was ihm nicht klar
war, was wollte der Genii von ihm?
"Willkommen in meiner bescheidenen Hütte, Lieutenant",
grinste Kolya.
Ford warf ihm einen abschätzigen Blick zu.
"Hat Ihnen unser Wiedersehen die Sprache verschlagen?",
witzelte der Genii, " nun das wird wieder, keine Angst, mein
Junge."
Ford funkelte ihn wütend an. Nicht, dass er Kolya je besonders
gemocht hätte, doch die Bezeichnung "mein Junge"
hasste er noch mehr als die Visage des Colonels.
"Was wollen Sie überhaupt von mir?", zischte er.
"Von Ihnen, eigentlich nichts", Kolya zuckte mit den Schultern,
" machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihre Freunde tun, was
ich will dürfen Sie bald wieder in den Wäldern ein paar
Wraith ausweiden, habe gehört es soll ein neues Hobby von Ihnen
sein", Kolya kniff Aiden in die Wange wie eine Oma, die sich
freut wie groß ihr Enkel seit dem letzten Besuch geworden
war.
Unwillig drehte Ford den Kopf weg. Es war demütigend vor dem
Genii auf dem Boden zu knien und sich wie ein Kind behandeln zu
lassen.
"Unautorisierte
Aktivierung von Außen", hallte es durch die Gänge
von Atlantis. Dr. Weir und Colonel Sheppard eilten in den Gateraum
um mehr über die Art der Aktivierung zu erfahren.
"Was gibt es, Mason?", fragte Weir den Techniker, der
vor dem Bildschirm saß, der die Gateaktivität steuerte.
"Kein Iriscode, Ma'am aber ein Videosignal", erklärte
er.
"Auf den Schirm", befahl Sheppard, der neben Elizabeth
getreten war.
"Hallo Dr. Weir, Major Sheppard, oh Pardon, Colonel Sheppard",
Kolya grinste den beiden frech entgegen, quicklebendig.
"Sie werden sich sicher fragen was der Grund meiner Kontaktaufnahme
ist, nun, das ist einfach, sie und Ihre Männer werden mir helfen
Cowen und die Regierung zu stürzen und im Gegenzug bleibt Lt.
Ford am Leben.", ein triumphierendes Grinsen zeigte sich auf
Kolyas Gesicht als er Ford ins Bild zog.
"Aiden!", keuchte Sheppard, als er seinen Kollegen erkannte.
"Ganz Recht, Colonel", Kolya war sich seiner Überlegenheit
bewusst. "Und Sie können Ihren kleinen Freund wieder bekommen,
vorausgesetzt, Sie helfen mir."
"Was sollen wir tun?", mischte sich Weir wieder ein.
"Ich werde Sie wieder kontaktieren, bis dahin sollten sie genügend
Waffen und C4 beschaffen um mich und meine Leute auszurüsten
und natürlich ihre Männer.", erklärte der Genii
sachlich.
"Und wann werden Sie sich wieder melden?", erkundigte
sich Weir.
"Innerhalb des nächsten Tages, ich würde Ihnen also
raten mit den Vorbereitungen zu beginnen, wenn Ihnen etwas an dem
Jungen liegt", Kolya ließ einen seiner Männer ins
Bild treten, der eine Waffe auf den Kopf des Lieutenants richtete.
"Tun Sie's nicht, Ma'am", meldete sich zum ersten Mal
Ford. Ihr war klar, dass er ihnen nicht schon wieder Schwierigkeiten
bereiten wollte und seine ehemaligen Kameraden schützen wollte,
doch dies' war nicht seine Entscheidung allein ihre.
"Aiden geht es Ihnen gut?", fragte John bang.
"Schafft ihn weg", rief Kolya hinter sich und ein paar
Arme zogen Ford aus dem Bild.
"Sie haben 24 Stunden", sagte Kolya und beendete die Transmission.
Wenige
Minuten später trafen sich Sheppard, McKay, Ronon, Teyla und
Dr. Weir im Konferenzraum.
Nachdem Sheppard und Weir die anderen über die Lage informiert
hatten fragte Rodney: "Und was schlagen Sie nun vor?"
"Nichts zu tun", Ronon zuckte mit den Schultern.
"Nichts?" echote der Doktor.
"Nun Sie haben selbst gesagt er gehört nicht mehr zu ihrem
Team und will es offensichtlich auch nicht, wozu dann die Aufregung?",
meinte Dex.
"Er mag sich nicht mehr als Teil der Expedition fühlen,
aber er ist immer noch einer von uns", stellte Elizabeth richtig.
"Richtig und wir lassen niemanden im Stich", nickte Sheppard.
Die Sorge um seinen Freund stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Aber wie sollen wir ihm helfen? Wir wissen nicht von welchem
Planeten die Transmission kam und ich kann mir nicht vorstellen,
dass sie gegen die Genii in den Krieg ziehen wollen", meinte
Ronon.
Ratlos sahen sich die fünf an.
Dann brach Teyla das Schweigen: "Ich weiß vielleicht
wie wir Ford helfen können."
Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Athosianerin.
"Wie?", sprach John das aus, was alle dachten.
Kaum
eine Stunde später schritten John und Teyla durch den Ereignishorizont.
Sie betraten einen grünen Planeten, dessen Landschaft von der
Landwirtschaft seiner Bewohner geprägt wurde. Überall
waren goldgelbe Kornfelder, auf denen Männer und Frauen bei
der Feldarbeit waren. Doch Sheppard und Teyla waren nicht gekommen
um von den Bewohnern Lebensmittel zu erwerben. So ließen sie
Dörfer und Felder hinter sich und steuerten auf einen ausgedehnten
Wald zu. John schien etwas unsicher, doch Teyla wusste genau wo
sie hin wollte, so folgte ihr der Soldat, nicht ohne seine Umgebung
misstrauisch zu mustern.
Nach etwa zwei Kilometern Fußmarsch durch Dickicht und Unterholz
erreichten die beiden eine Hütte, die eher als Hexenhäuschen
aus dem Märchen durchgehen würde, als Behausung für
einen Krieger.
Teyla ging zur Tür und klopfte vorsichtig. Keine Antwort.
"Sora!", rief die Athosianerin. Wieder blieb es still.
Plötzlich spürte Sheppard die Mündung eines Gewehrlaufes
in seinem Rücken.
"Die Hände dorthin, wo ich sie sehen kann", zischte
eine wohlbekannte Stimme
."Hübsch
haben Sie's hier", bemerkte Sheppard als die Drei Soras spartanisch
eingerichtete Hütte betraten.
Sora schenkte ihm einen herablassenden Blick: "Was wollt ihr
hier, Teyla? Hatten wir nicht besprochen, dass wir uns nur in Notfällen
treffen? Kolya und Cowen halten mich für tot und das ist gut
so."
"Wir wollten dich nicht in Gefahr bringen, Sora.", erklärte
Teyla.
"Es handelt sich in der Tat um einen Notfall", ergänzte
Sheppard, "Auch wenn ich nicht glaube dass du uns helfen kannst."
Sora hob verächtlich eine Augenbraue: "Wobei braucht ihr
meine Hilfe?"
"Und
ich soll euren Lieutenant da raus holen?", fragte Sora als
Sheppard und Telya ihr die Lage geschildert hatten.
"Natürlich nicht allein, meine Männer und ich werden
Sie begleiten", erklärte Sheppard.
"Kommt nicht in Frage", Sora schüttelte entschieden
den Kopf.
"Ich habe geschworen Kolyas Versteck nicht zu verraten und
das werde ich auch nicht."
"Aber Sie haben mit ihm nun nichts mehr zu schaffen, was zählt
da noch ein Schwur?", gab Sheppard zu bedenken.
"Für die Genii ist ein Schwur etwas Heiliges, Colonel,
kein Genii würde jemals einen Schwur brechen", erklärte
Teyla John.
"Und Sie wollen da ganz allein rein und wieder raus?",
sagte John skeptisch.
"Ich habe noch nicht ja gesagt", meinte die Genii.
"Aber Sie werden uns helfen", John nickte überzeugt
zu seinen eigenen Worten.
"Teyla zuliebe", bestätigte Sora.
"Sora
hat sich einverstanden erklärt", berichteten Sheppard
und Teyla, als sie in Atlantis eintrafen.
"Das sind gute Neuigkeiten", freute sich Weir "Wann
werden Sie abrücken, Colonel?"
"Gar nicht", erklärte er schlicht.
"Wie bitte?", Elizabeth war überrascht.
"Sie hat darauf bestanden es allein durch zuziehen", berichtete
er.
"Allein?" Dr. Weir war bei dem Gedanken nicht wohl.
"Es ist riskant, aber Sora ist sich der Risiken bewusst",
meinte Telya. "Ich vertraue ihr."
Zur
gleichen Zeit durchquerte die Genii das Gate, Sora hatte sich stets
für eine Gatewache eingesetzt, nun war sie froh, dass Kolya
seinen Dickkopf durchgesetzt hatte und der Tarnung halber darauf
verzichtet hatte. Nun schlich auf ein Waldstück zu. Sie wusste
wo Kolya seine Posten aufstellte und dass er glaubte sie sei tot
brachte ihr einen weiteren Vorteil.
Sie erreichte die Höhle ohne Gefahr zu laufen entdeckt zu werden.
Sie wusste, dass im hinteren Teil von Kolyas Hauptquartier ein Loch
in der Decke war, hier bewahrten die Genii ihre Vorräte auf,
die nicht verderblich waren. Sora wusste, dass sie dort keine Wachen
hatten. Sie ließ ein Seil hinab und kletterte in die sprichwörtliche
Höhle des Löwen.
Dann hielt sie sich links, sie wusste wo Kolya die Zellen für
den Notfall hatte, obwohl Zellen das falsche Wort war. Ein Höhlenwinkel
mit Holzverschlag wäre die bessere Bezeichnung gewesen. Ein
einziger Wachmann stand dort und rauchte versonnen. Sora brauchte
nur wenige Sekunden ihn außer Gefecht zu setzen. Sie nahm
im die Schlüssel ab und öffnete den Verschlag. Mit großen
Augen musterte Ford den Neuankömmling.
"Was wollen Sie denn hier?", brachte er schließlich
hervor.
"Schön auch sie zu sehen, Lieutenant", bemerkte Sora
sarkastisch.
Erst als sie seine Fesseln löste, schien der Groschen bei ihm
gefallen: "Sie wollen mir helfen?"
"Nein, ich bin eigentlich nur gekommen um sie zu Tee und Kuchen
einzuladen", gab sie verächtlich von sich.
"Verstehe", brummte Ford ärgerlich. Schwankend kam
er auf die Füße. Langsam kam wieder Gefühl in seine
Beine.
"Sind Sie endlich soweit?", murrte Sora, die es mehr als
eilig hatte von dort zu verschwinden. "Ich komm ja schon",
knurrte Aiden. Ihm passte es gar nicht, dass die Genii so einen
frechen Ton anschlug, doch sie war offensichtlich hier um ihm zu
helfen, nicht um ihn zu unterhalten.
"Und wie gedenken Sie hier wieder raus zu kommen?", flüsterte
Ford, der geduckt hinter Sora her schlich. "Es gibt da einen
.",
sie wurde durch einen Ruf unterbrochen.
"Colonel
Kolya, er ist weg!", rief ein Mann durch die Höhle. Eilige
Schritte näherten sich.
"Er kann noch nicht weit sein, sucht ihn!", befahl der
Genii seinen Leuten.
"Verdammt!",
fluchte Sora. Sie war nur leicht bewaffnet in die Höhle eingedrungen,
in der Hoffung unentdeckt hinein und wieder heraus zu kommen.
"Wo sind meine Waffen?", frage Ford hastig.
"In der Waffenkammer
.gute Idee", lobte die junge
Frau.
Die Schritte und Rufe näherten sich, doch vor der Waffenkammer
stand nach wie vor nur eine Wache.
"Hey", rief Ford und kam aus seiner Deckung.
Der Genii grinste ihn überlegen an und zog seine Waffe: "Das
hättest du nicht tun sollen." Bedrohlich kam er näher,
die Waffe im Anschlag, doch ehe er abdrücken konnte, ging er
durch einen gezielten Schlag Soras k.o.
"Nicht schlecht", lobte Ford.
Die beiden versorgten sich mit allerlei Waffen und beschlossen Soras
Plan weiter zu verfolgen.
Ford klemmte einen Wraithstunner unter den Arm und folgte der rothaarigen
Genii in die Vorratskammer.
"Hallo,
Schätzchen", Kolyas Stimme war unverwechselbar.
"Ich hätte wissen müssen, dass Teyla dich nicht getötet
hat. Dazu hat sie einfach nicht den Mumm", grinste Kolya amüsiert.
"Lassen Sie uns gehen, Colonel, ich möchte sie nur ungern
erschießen", sagte Sora kalt.
"Oh, das würdest du nicht tun, Kleines, das wissen wir
doch beide", der Genii schien überzeugt.
"Sie kennen mich nicht, Kolya, Sie haben mich nie gekannt",
fauchte die Frau.
"Und ob ich dich kenne, besser als du glaubst", er lächelte
geheimnisvoll.
Ford folgte der Unterhaltung nervös. Je länger sie warteten,
desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass der Rest
seiner Entführer die richtigen Schlüsse ziehen würde
und hier nach ihnen suchen würde.
Langsam, fast in Zeitlupe ließ er seinen Zeigefinger in Richtung
Abzug wandern. Er hielt immer wieder inne um zu prüfen ob Kolya
Verdacht schöpfte, doch der Genii war zu sehr in die Unterhaltung
mit seiner ehemaligen Schülerin vertieft.
Dann sah der Lieutenant seine Chance gekommen. Blitzschnell feuerte
er auf den Soldaten, der stöhnend zusammenbrach.
Sora sah ihn entgeistert an.
"Keine Angst, er ist nur betäubt", winkte Ford ab.
"Beeilung", herrschte ihn die Frau an und war bereits
auf halber Höhe des Seiles.
Die
beiden Soldaten rannten gehetzt durch den Wald. Kurz vor dem Gate
gerieten sie unter massives Feuer.
"Na wunderbar", maulte Ford. "Und wie wollen wir
durch das Gate kommen?"
"Können Sie auch etwas anderes als sich beschweren",
fauchte Sora.
"Was soll das bitteschön heißen? Ohne Sie würde
ich mich gar nicht in dieser Lage befinden", gab Ford zurück.
"Richtig, das würden Sie nicht, sie wären immer noch
in einer Höhle, gefesselt und möglicherweise bald tot",
meinte Sora
"Oh, da muss ich Ihnen jetzt aber sehr dankbar sein, sie haben
meine Lage entscheidend verbessert. Ich werde jetzt nicht in der
Höhle sterben müssen sondern in einem gottverdammten Waldstück
auf einem gottverlassenen Planeten", ärgerte sich Ford.
"Entschuldigen Sie, dass ihn Ihnen helfen wollte, es kommt
sicher nicht wieder vor", Sora begann zu kochen, zielsicher
traf sie einen von Kolyas Männern in die Stirn.
"Wer hat sie überhaupt zu meiner Retterin erkoren?"
wollte Ford wissen, während er ein neues Magazin in seine P90
schob.
"Ihre Freunde haben mich geschickt", erklärte sie.
"Das hört sich ja nach richtiger Eigeninitiative an, hätte
ich wissen müssen", rief Ford über das Getöse
der Schüsse hinweg.
"Glauben Sie ich hätte freiwillig einen so miesepetrigen
und zickigen Kerl wie sie da raus geholt?", rief die Genii
zurück.
"Miesepetrig? Zickig?", Ford war erbost.
Ein weiterer von Kolyas Männern ging zu Boden.
"Ganz genau, miesepetrig und zickig", echote sie.
"Männer sind nicht zickig", rief er zurück.
"Das sind sie doch", Sora grinste wenn die Situation nicht
so ernst gewesen wäre, hätte ihr diese kleine Streiterei
durchaus Spaß gemacht.
Das Feuer der Gegenseite ließ langsam nach.
"Ich glaube die da drüben müssen nachladen",
meinte Ford. "Ich werde Ihnen Feuerschutz geben, wählen
Sie das Gate an."
Sora nickte und lief geduckt auf das DHD zu, während Ford unvermindert
auf die andere Seite feuerte.
Minuten später baute sich ein Ereignishorizont auf.
"Los, los!", rief Ford Sora zu. Eilig lief sie durch das
Gate während Ford, weiter feuernd, ihr folgte.
Noch
während er rannte, bemerkte er einen brennenden Schmerz im
Rücken. Kaum hatte er das Gate hinter sich gelassen schloss
sich der Ereignishorizont. Keuchend stürzte er zu Boden.
"Alles in Ordnung?", fragte Sora besorgt.
"Alles Bestens", log er. Mühsam rappelte er sich
auf. Er folgte der Genii schwankend ein paar Schritte dann wurde
ihm schwindelig. Das Enzym!
Er hatte fast 24 Stunden nichts bekommen, und nun wollte die Wunde
in seinem Rücken nicht heilen, er hätte es wissen müssen!
"Ich brauche nur eine kleine Pause", krächzte Ford
ehe er in Ohnmacht fiel.
Als
Aiden die Augen wieder aufschlug sah er grob behauene Holzbalken
über seinem Kopf. Er sah sich verwirrt um. Er befand sich offensichtlich
in einer sehr einfach eingerichteten Hütte. Er hatte einen
sauberen Verband um den Oberkörper und lag in einem sauberen
Bett. Was jedoch besonders auffällig war, war die Tatsache
dass er sich kein bisschen müde oder krank fühlte. Ungläubig
sah er sich um, niemand war zu sehen. Vorsichtig richtete er sich
auf und griff nach seinen Kleidern, die ordentlich zusammengelegt
auf einen Stuhl lagen. Erst jetzt bemerkte er die frischen Einstichspuren
an seinem rechten Arm.
Noch ehe er zu einem Schluss gekommen war, was das zu bedeuten hatte,
öffnete sich die Tür und Sora kam mit einem Arm Holz herein.
"Sieh an, der Herr ist endlich wach", in ihrer Stimme
schwang sowohl Erleichterung als auch Belustigung mit.
"Offensichtlich", brummte Ford, der schnell sein Hemd
überzog.
"Geben Sie sich keine Mühe", lachte Sora, "Um
etwas zu verstecken ist es jetzt zu spät."
Ärgerlich funkelte Ford die Frau an, doch der Ärger galt
mehr sich selbst. Wieso war er nur so schwach gewesen? So schwach,
dass eine Frau ihm helfen musste und zu allem Überfluss noch
diese Genii!
"Frühstück?", fragte sie.
Aiden schüttelte den Kopf. Doch eine Frage brannte ihm auf
der Seele: "Haben Sie
?", er deutete auf die Einstichstelle.
"Oh man", gab Sora zurück, "Das war gar nicht
so einfach. Ich hatte ja keine Ahnung wo diese Monster das Enzym
produzieren. Ich musste ihn ganz ausweiden bis ihn es gefunden hatte,
wissen Sie wie widerlich das ist?"
Ford sah sie fassungslos an. Sie hatte was?
"Woher
?", der Rest der Frage blieb ihm im Hals stecken.
"Teyla hat mir von ihrem Problem erzählt, wusste nur nicht
wie kompliziert das Ganze ist.", sie zuckte mit den Schultern.
"Na dann werde ich Sie nun nicht weiter belästigen",
Aiden nickte dankbar in Soras Richtung.
"Hm, hm, so was habe ich mir fast gedacht", brummte sie.
"Wie bitte?", fragte Ford verwirrt.
"Das Wort danke besitzen sie wohl nicht in Ihrem beschränkten
Wortschatz?", meinte sie frech.
"Was wollen Sie damit sagen?", Ford wurde langsam sauer.
Noch eben dachte er, er könne so was wie freundschaftliche
Gefühle für die Genii entwickeln und nun provozierte sie
ihn bereits wieder.
"Ich meine damit, dass sie offensichtlich nicht in der Lage
sind sich zu bedanken", erklärte Sora und vertrat ihm
den Weg.
"Ich bin sehr wohl dazu in der Lage, doch ihre ständigen
Anfeindungen
", sie ließ ihn nicht ausreden: "Anfeindungen??",
ich hole sie aus diesem Loch und Sie tun nichts anderes als mich
zu kritisieren! Ich hätte Sie auch bei Kolya verrotten lassen
können", mittlerweile stand sie so nahe vor ihm, dass
sie ihm mit ihrem Finger in die Brust piekste.
"Ich dachte Sie waren mal beim Militär, also von militärischer
Planung war das, was sie dort getan haben meilenweit entfernt",
Ford ging einige Schritte zurück, bis er an die Wand stieß.
Verdammt', dachte er, nun gehe ich schon vor dieser
Tusse in die Defensive.'
"Wäre ich militärisch vorgegangen, hätte Kolya
mich sofort durchschaut, so ist mein Fluchtplan geglückt, das
können sie nicht leugnen", sie trieb ihn weiter in die
Enge.
"Plan? Sie meinen diese kopflose Flucht hätte einen Plan
zugrunde gehabt, das ich nicht lache!", ihr Gesicht war nur
noch wenige Zentimeter von seinem entfernt. Zum ersten Mal fielen
ihm ihre großen, wachen grünen Augen auf und das lockige
rote Haar, das ihr Gesicht umschmeichelte. Plötzlich fragte
er sich wie er auf diese Frau jemals hatte sauer sein können.
Sie hatte ihr Leben riskiert um seines zu retten, obwohl sie sich
kaum kannten.
Sora
spürte, dass sich etwas an seinem Verhalten geändert hatte,
seine warmen braunen Augen sahen sie auf einmal unverwandt an und
der ärgerliche Ausdruck auf seinem Gesicht war verschwunden.
Der Moment, ehe sich ihre Lippen fanden schien endlos zu sein, doch
nach einem zaghaften, unsicheren Berühren ihrer Lippen, wurden
die Küsse verlangender, intensiver. Mit wenigen geschickten
Handgriffen hatte sich Sora ihres Kleides entledigt und half Aiden
aus der Uniform. Langsam, aber fordernd zog sie ihn mit sich in
Richtung ihres Bettes.
Es
dämmerte schon als Ford die Augen wieder öffnete. Soras
Kopf lang auf seinem Arm. Sie lächelte, als sie bemerkte, dass
er wach war.
"Hey", murmelte er und küsste sie auf die Stirn.
"Hey", flüsterte sie.
Er strich ihr versonnen über das lockige, rote Haar.
Das, was er zu sagen hatte, fiel ihm nicht leicht, doch durfte er
sich nichts vormachen, sein Zustand war nicht besonders für
eine Beziehung geeignet.
Er konnte sich nicht binden und niederlassen, die Wraith würden
ihn früher oder später finden und nicht nur ihn
"Was ist?", erkundigte sich Sora, die seinen nachdenklichen
Blick bemerkt hatte.
"Sora", sagte er sanft, " ich muss mit dir reden."
"Okay", sie setzte sich auf und sah in aufmerksam an.
"Ich kann nicht hier bleiben", erklärte er, "Das
ist zu gefährlich."
Sie nickte: "Ich weiß. Ich auch nicht."
Ford sah sie verblüfft an.
"Kolya weiß nun, dass ich lebe, er wird sich denken,
dass ich in der Hütte meiner Großmutter untergekommen
bin, er wird mich suchen, soviel ist sicher."
"Aber
..", Ford wusste nicht was er darauf sagen
sollte.
"Ich weiß", grinste sie, "Du warst noch nie
ein wortgewandter Bursche, aber ich mag dich trotzdem."
Sie grinste ihn frech an und gab ihm einen Kuss.
"Ich meine
"
"Du bist auf der Flucht? Kannst nirgends bleiben?", vollendete
Sora den Satz.
"Willkommen im Club", grinste sie.
"Aber ich bin nicht immer leicht zu ertragen", Ford wollte
ihr klar machen, dass er keine einfache Persönlichkeit war,
erst recht nicht wegen seines Enzymproblems, doch die Genii grinste
nur: "Das ist mir bereits aufgefallen, glaub mir, und außerdem
habe ich in der nächsten Zeit keine wichtigen Termine."
Sie zwinkerte ihm zu, erhob sich und zog sich an.
Ungehalten sah sie zu dem Lieutenant, der noch immer unschlüssig
auf ihrem Bett saß. Offensichtlich wusste er nicht wie er
auf diese Situation reagieren sollte.
"Na los, pack deine Sachen, wir haben schließlich nicht
ewig Zeit", kommandierte sie.
Völlig überrollt tat Ford wie ihm geheißen. Er sammelte
seine Sachen zusammen und brummte: "Na das kann ja noch heiter
werden
."
weiter: Kapitel 2
Sora
gefiel diese Art der Lebensführung schon eine ganze Weile nicht
mehr. Nicht, dass ihre Opfer arme, unschuldige Bauern wären,
sie überfielen hauptsächlich Schmuggler in ihren Verstecken
oder Kolyas Rebellen, die noch nach seinem Tod versuchten Ladons
Regierung zu stürzen, doch sie fühlte sich seit geraumer
Zeit nicht mehr wohl in ihrer Haut.
Es musste doch eine Alternative zu diesem Leben geben.
Sie sah sich um Aiden war bereits zwischen den Bäumen verschwunden
und auf seinem Posten.
Die Genii bewegte sich auf den Saum des Waldes zu, der wenige Meter
vom Stargate begann. Die Bäume hier waren durch die regelmäßige
Aktivierung des Gates angesengt. Ein unzweifelhaftes Zeichen, dass
die Gateaktivität in der letzten Zeit zugenommen hatte, die
Bäume hatten keine Gelegenheit gehabt sich an ihre veränderten
Lebensumstände anzupassen und in die andere Richtung zu wachsen.
Für die beiden war das ein klares Zeichen, das hier Kriminelle
dabei waren ein Lager einzurichten. Die Routine und ein wenig Observation
hatten ihren Verdacht bald bestätigt. Hinter dem Wäldchen
war ein kleines Lagerhaus errichtet worden, noch unbewacht, aber
da würde sich mit dem ersten Beutezug dieser Leute ändern.
Das Gate wurde aktiviert. Seufzend zerbrach Sora eine kleine Glasflasche
mit Blut und verteilte es sorgfältig auf ihrer Kleidung.
„Showtime“, murmelte sie.
Zwei
Männer traten durch das Gate, sie trugen abgewetzte Uniformen
der ehemaligen Genii Armee. Sie trugen ein paar Kisten, vermutlich
mit Waffen und Lebensmitteln um ihren neuen Stützpunkt zu bestücken.
Wieder seufzte sie. Hoffentlich war es niemand, den sie kannte.
Dann warf sich Sora zu Boden und schrie, was ihre Lungen hergaben.
Verwundert sahen sich die Männer an, dann ließen sie
ihr Gepäck fallen, zogen ihre Waffen und rannten auf sie zu.
„Was ist passiert?“, riefen sie aufgeregt. Einer der beiden
legte seine Waffe ins Gras und beugte sich über sie: „Wo
sind sie verletzt?“
In diesem Moment zog sie die Waffe, die sie unter ihrem Körper
verborgen hatte: „Nirgends. Aber Sie werden es ganz sicher
sein, wenn Sie nicht ihre Hände hoch nehmen.“
Aiden war mittlerweile aufgetaucht und hatte den anderen bereits
entwaffnet.
„Alles klar?“, erkundigte er sich.
Sie nickte.
„Sora?“, eine vertraute Stimme erklang von einem der Männer
am Boden.
„Oh mein Gott“, flüsterte sie.
„Was ist los?“, in Fords Gesicht spiegelte sich Besorgnis.
„Onkel Harlan?“, sie spürte, wie sich plötzlich
ihr Magen verkrampfte. Sora wusste nicht, was schlimmer war, zu
wissen, dass sich ihr Onkel den Rebellen angeschlossen hatte oder
dass er nun wusste, dass sie hinter den Überfällen auf
seine Mitverschwörer steckte.
„Ich
möchte mit ihm reden“, sagte Sora halblaut zu Aiden. Er
nickte. Es war schon ein verfluchtes Pech, dass sie ausgerechnet
ihren Onkel erwischt hatten.
Ford konnte verstehen, dass sie wissen wollte, warum er sich diesem
anarchistischem Haufen angeschlossen hatte. Er fesselte ihm die
Hände und Füße, während Sora den Anderen verschnürte.
Die beiden zeterten wie Papageien, denen man am Schwanz gezogen
hatte. Doch Aiden und Sora hatten gelernt das zu ignorieren. Kriminelle
pflegten ihnen zu schimpfen und ihnen zu drohen. Auch diese beiden
waren keine Ausnahme.
Sie
wandte sich ihrem Onkel zu. Ihre Augen schimmerten vor Tränen:
„Warum? Warum tust du das?“
„Wie bitte?“, empörte sich Harlan, „das sollte
ich doch besser dich fragen. Wie kommst du dazu deinen eigenen Onkel
zu überfallen? Es hieß du seiest tot, doch statt dessen
treibst du dich mit diesem abgerissenen Kerl herum! Was zum Teufel
ist aus dir geworden? Du warst eine so vielversprechende junge Soldatin.“
Sein Zorn hatte sich in Wehmut gewandelt.
Sora wusste, dass er um sie getrauert hatte, er war immer ihr engster
Vertrauter gewesen, ihr Mentor und Vorbild.
„Hier geht es nicht um mich“, fuhr sie ihn härter
an, als sie gewollt hatte.
„Ach nein? Ich soll einfach hinnehmen, dass du unsere Bewegung
bestiehlst und zusehen wie du und dieser Verbrecher … Sora,
mein Kind, wie bist du nur in diese Gesellschaft geraten?“,
seine Stimme klang rau vor Verzweiflung.
Ford warf ihm einen grimmigen Blick zu. Schwieg aber. Dies’
war Soras Sache, es stand ihm nicht zu sich einzumischen.
Die Genii schüttelte den Kopf: „Nicht ich bin in schlechte Gesellschaft geraten, Onkel Harlan, sondern du. Wie konntest du dich nur diesen Leuten anschließen? Wir haben doch erreicht, was wir wollten! Cowen ist tot und Kolya auch. Es gibt keinen Grund weiter zu kämpfen. Ladon ist ein guter Mann, ich habe mit ihm gedient.“
Ihr
Gegenüber schnaubte ärgerlich. „Dann scheinst du
deinen Freund sehr schlecht zu kennen.. Er ist ein Despot, genau
wie Cowen…“
„Nein, nicht Ladon, er ist ein guter Mensch, anders als Cowen“,
fiel ihm Sora ins Wort.
„Du kennst diesen Mann nicht, Sora. Er ist kein bisschen anders
als sein Vorgänger. Er lässt jeden verhaften, der es wagt
sich offen gegen ihn auszusprechen“, fuhr ihr Onkel fort.
Er hat sogar die Lager wieder eröffnet“, diese Worte flüsterte
er fast.
„Nein, nein! Du lügst! Selbst Cowen hat die Lager nicht
mehr genutzt. Das ist alles Propaganda, mit der man euch füttert!“,
Soras Augen waren vor Schrecken geweitet.
„Du verbringst zu viel Zeit mit Kriminellen, du hast keine
Ahnung was Zuhause passiert, Sora, Schatz“, sagte ihr Onkel
nun sanft, „schließ dich uns an. Öffne deine Augen“,
Nun
reichte es! Genug der vornehmen Zurückhaltung! Aiden hatte
genug gehört.
„Sie sind echt gut, Mann. Die Marines, die sich bei uns in
der Shopping Mall rumgetrieben haben, würden Sie mit Kusshand
nehmen. Aber wir haben kein Interesse daran irgendeine Regierung
zu stürzen“, sagte er streng.
„Was?“, Harlan sah in verwirrt an.
Sora verdrehte die Augen, sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt,
dass Aiden ab und an krauses Zeug redete, doch dies’ war absolut
nicht der Zeitpunkt dafür.
„Aiden, ist schon gut. Ich werde mich bestimmt nicht irgendeinem
Guerilla – Krieg anschließen.“, sie hatte seine
Hand gegriffen und drückte sie.
„Dir ist wohl dein eigenes Volk völlig gleichgültig!
Egal ob deine Leute in Lagern verrotten, wo sie Zwangsarbeit leisten,
ob sie mit Technologie unterjocht werden, die durch Ladons unheiligen
Allianzen zu uns gelangen“, der alte Mann bebte vor Zorn.
„Ich glaube dir nicht, Onkel, was du sagst, klingt doch arg
nach Propaganda. Hast du irgendeinen Beweis für das, was du
sagst?“, fragte Sora skeptisch.
„Hedon, zeige ihnen deinen Arm“, wandte sich der Mann
nun an seinen Begleiter, der die ganze Zeit stumm im Gras gesessen
hatte.
Hilflos hielt er seine Arme in die Höhe, doch mit den gefesselten
Händen war es ihm nicht möglich den Ärmel der Uniform
nach oben zu schieben.
Sora kniete neben ihm und schob behutsam den kakifarbenen Stoff
nach oben.
„Du weißt doch gar nicht, ob das alles geplant war“,
gab Aiden zu bedenken.
„Du meinst sie haben geplant sich überfallen zu lassen,
um mir dann zu beweisen, dass ein Gefangenenlager, das eigentlich
nur noch in Mythen existiert wieder in Betrieb genommen wurde? Ich
kann mich nicht erinnern jemals so viel Blödsinn gehört
zu haben“, Sora schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass
Aiden sie beschützen wollte, aber er schaffte es wieder einmal
sich dabei verdammt dämlich anzustellen.
„Wir sollten Ihnen wenigstens zuhören“, sagte sie
entschieden und stapfte ohne ein weiteres Wort zu den Gefesselten,
die sich mittlerweile im Flüsterton unterhielten.
„Was ist passiert? Wie konnte Ladon so etwas tun?“, wandte
sie sich an ihren Onkel.
„Was glaubst du?“, gab er zurück.
„Wie wäre es, wenn Sie einfach die Frage beantworten?“,
fauchte Aiden.
Harlan zuckte mit den Schultern: „Er hat einflussreiche Freunde
und wer würde es sich schon mit dem Mann verscherzen wollen,
dem die Atlanter den Rücken stärken.“
„Das ist doch Bullshit!“, empörte sich Ford.
„Warum sollte Dr. Weir jemanden unterstützen, der seine
eigenen Leute in Lager sperrt! Das würde sie niemals tun!“
„Anscheinend kennen Sie diese Leute nicht so gut, wie Sie denken“,
entgegnete der Genii.
„Nein, ich glaube SIE haben keine Ahnung, wer diese Leute sind,
das sind Forscher, die nur Unterstützung im Kampf gegen die
Wraith suchen, sie würden niemals einen Partner akzeptieren,
der die Rechte seines eigenen Volkes untergräbt!“, ereiferte
sich Ford.
„Ich weiß nicht, wer Sie sind, Mister, aber das sind
ganz bestimmt nicht die Leute, die ich kennen gelernt habe“,
gab Harlan patzig zurück.
„Das glaube ich auch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die
Atlanter so etwas tun würden“, sagte Aiden bestimmt.
„Warum in aller Welt glauben Sie, so gut über die Atlanter
bescheid zu wissen? Woher will so ein Herumtreiber wie Sie wissen,
wie eine Führerin wie Dr. Weir denkt? Ich wage zu bezweifeln,
dass Sie überhaupt wissen, wovon Sie sprechen, Mister“,
murrte der Alte.
„Harlan!“, Sora sah ihren Onkel missbilligend an, „dieser
Mann weiß besser als jeder andere hier, wie die Atlanter denken,
weil er einer von ihnen ist!“
Dann wandte sie sich an Ford: „Du solltest sie kontaktieren.“
„Das kann ich nicht und das weißt du auch“, erwiderte
er.
„Ich denke du traust Harlan nicht! Wir können nicht überprüfen,
ob er die Wahrheit sagt, verdammt! Spring doch einmal über
deinen Schatten! Ich kann dein ewiges Gejammer echt nicht ertragen!“
„Wenn ich einmal durch das Gate gegangen bin, werden sie mich
nicht mehr gehen lassen und das weißt du auch! Sora, ich kann
nicht nach Atlantis!“, seine Stimme wurde immer schwächer,
fast flehte er sie an, ihn zu verstehen.
Sora seufzte, sie wusste, dass er Recht hatte: „Du hast Recht,
wenn etwas richtig laufen soll, sollte man es besser selbst tun.“
„So, du meinst also ich würde es sowieso verbocken?“,
er funkelte sie an.
„Ja, in der Tat, das meine ich“, gab sie zurück.
Empört öffnete er den Mund zu einer Entgegnung, doch dazu
fiel ihm beim besten Willen nichts ein. Es war einfach unglaublich!
Sora beobachtete belustigt, wie Aiden nach Luft schnappte. Sie liebte
es ihn aufzuziehen und er reagierte jedes Mal prompt, wie aufgezogen
wetterte er über ihre Unverfrorenheit.
Möglicherweise würde er eines Tages bemerken wie leicht
sie ihn mit ein paar Worten manipulieren konnte, doch bis dahin
blieb ihr sicherlich noch genügend Zeit sich über ihn
zu amüsieren und ihre Wortgefechte weiterhin für sich
zu entscheiden.
„Nun, ich warte!“, sie tippte unruhig mit dem Fuß
auf und ab.
„Was? Worauf? Ich werde nicht mitkommen, vergiss es!“,
gab er zurück.
„Ich würde dich auch gar nicht mitnehmen, Mister. Ich
brauche deinen IDC und heute noch, wenn’s geht“, sagte
sie ungeduldig.
„Der ist sowieso nicht mehr gültig“, maulte er.
„Die Gefahr, dass ich gegen eure Iris laufe und meine Moleküle
in einem Wurmloch zerstreut werden, ist dennoch geringer mit einem
Code“, erklärte sie ungerührt.
Er rollte mit den Augen und enthüllte ihr seinen Identifizierungscode
im Flüsterton und gab ihr das Gerät.
Dr.
Weir staunte nicht schlecht, als sie in den Gateraum gerufen wurde.
„Der IDC von wem?“, fragte sie überrascht.
„Lieutenant Ford, Ma’am“, bestätigte ihr der
Techniker, was sie bereits wusste.
„Was zum Teufel…. öffnen Sie die Iris“, ordnete
sie an.
Sirrend öffnete sich der Schutz des Stargates und wenige Augenblicke
trat ihr Besucher durch das Wurmloch.
„Sora!“, entfuhr es ihr als, als die junge Frau den Gateraum
betreten hatte.
Gerüchte
verbreiteten sich bekanntlich schneller als das Licht, auch in Atlantis
stimmte diese alte Weisheit.
Kaum hatte Dr. Weir Sora gebeten Platz zu nehmen, klopfte jemand
kurz an der Tür und riss sie ungestüm auf.
„Wo ist er?“, Colonel Sheppard hatte ohne auf eine Antwort
zu warten das Büro seiner Vorgesetzten betreten.
„Colonel Sheppard, ich glaube sie kennen noch Sora…“,
er ließ Elizabeth nicht ausreden.
„Hi“, er grüßte sie knapp.
„Wo ist Aiden?“, wollte er wissen.
„Lieutenant Ford ist nicht hier, John“, erklärte
Dr. Weir ruhig.
„Aber es hieß sein IDC…..“, verdattert sah
er die beiden Frauen an.
„Ich habe seinen Code übermittelt“, berichtete Sora.
„Sie?“, Sheppards Verwirrung nahm zu, „aber woher..?“
Hinter Sheppard tauchten nun auch die Gesichter von McKay, Teyla
und Ronon in der Tür auf.
Elizabeth warf ihrer Besucherin einen fragenden Blick zu.
„Es ist okay, ich glaube nicht, dass es sich hierbei um ein
großes Geheimnis handelt“, erwiderte sie Weirs stumme
Frage.
Neugierig scharten sich die Vier um die beiden Frauen und schlossen
die Tür hinter sich.
Elizabeth war in diesem Moment dankbar für ihren Platz hinter
dem Schreibtisch, ihr Büro schien auf einmal geschrumpft zu
sein, sie zog bereits einen Umzug in den Konferenzraum in Betracht,
als Sora zu berichten begann: „Ich habe heute meinen Onkel
wieder getroffen.“
„Scheint nicht der Einzige zu sein, den sie heute getroffen
haben“, unterbrach sie John ungeduldig.
Weir warf ihm einen finsteren Blick zu, der den Colonel verstummen
ließ.
Die Genii fuhr ungerührt fort: „ wir ähm, unterhielten
uns über Zuhause und er berichtete über einige ungeheuerliche
Vorgänge. Ein berüchtigtes Gefangenenlager soll wieder
eröffnet worden sein, wo die die Häftlinge unter schlimmsten
Bedingungen leben und arbeiten müssen. Onkel Harlan sagte außerdem,
dass es mit neuester Technologie ausgerüstet wäre, die
jeden Ausbruch praktisch unmöglich macht und er behauptet…
sie käme von Ihnen.“
„Von uns?“, echote Weir.
Sheppard, McKay, Teyla und Ronon sahen einander fragend an.
„Wie kommt er zu dieser Behauptung?“, fragte Rodney erbost.
„Er hat einen Freund, der in dem Lager gewesen ist, der behauptet
er hat alles mit eigenen Augen gesehen. Niemand wagt es etwas gegen
Ladon zu sagen, aus Angst er und Atlantis würden Rache üben“,
ergänzte sie.
„Das ist doch lächerlich!“, schimpfte Sheppard.
„Nicht für sie“, sagte sie ruhig.
„Sora, ich versichere Ihnen, das nichts von dem, was er Ihnen
gesagt hat der Wahrheit entspricht. Ich weiß, nicht warum
er so etwas behauptet, aber Fakt ist, dass wir unsere diplomatischen
Beziehungen zu ihrem Planeten auf Eis gelegt haben. Wir wünschen
so wenig Kontakt wie möglich und wir würden ihnen auf
gar keinen Fall Technologie anbieten“, meinte Weir.
„Ich verstehe“, sie nickte, „wir dachten bereits
dass es sich dabei um ein Missverständnis handeln muss.“
„Wir?“, echote John. Endlich kam sie zu dem interessanten
Teil. Seit Monaten hatte er nichts mehr von seinem früheren
Lieutenant gehört. Er hatte die Hoffnung, dass der lebenslustige
Soldat noch am Leben war, fast aufgegeben.
„Ja, ich habe mit Aiden darüber gesprochen und wir kamen
zu der gleichen Ansicht“, sagte sie vorsichtig.
„Geht es ihm gut?“ erkundigte sich der Colonel.
„Es geht im bestens“, versicherte die Genii.
„Wo haben Sie ihn getroffen? Können wir mit ihm sprechen?“,
Rodney warf dem aufgeregten Soldaten einen unzweideutigen Blick
zu.
„Wenn er mit uns reden wollte, wäre er garantiert selbst
gekommen“, er verstand die Aufregung nicht. Es war schließlich
offensichtlich, dass er sich für ein anderes Leben entschieden
hatte und sie nicht Teil davon waren.
McKays Einwand verpasste Johns freudiger Aufregung einen Dämpfer.
Der Kanadier hatte wohl letztendlich Recht, doch er gönnte
Rodney diesen Sieg nicht: „Woher wollen Sie das wissen, McKay?
Vielleicht hatte er etwas Wichtiges zu tun! Wir haben doch keine
Ahnung wie er dort draußen zurecht kommt!“
„Oh ja, ein wichtiger Termin mit einem Wraith“, meinte
der Wissenschaftler sarkastisch. Ford war auch sein Freund gewesen,
doch er gab sich nicht mehr der Illusion hin, dass dieser jemals
wieder in Atlantis auftauchen würde. Er war dem Wraithenzym
verfallen wie ein Junkie dem Heroin, es war nur eine Frage der Zeit,
bis diese Liaison mit der Gefahr tödlich endete.
Sora wurde unruhig. Die Fragen wurden langsam unbequem, bevor es
zu persönlich werden konnte, entschloss sie sich zu einem geordneten
Rückzug:
„Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Dr. Weir. Ich denke
ich sollte jetzt besser aufbrechen. Es gibt einiges, das ich mit
meinem Onkel besprechen sollte.“
„Ich verstehe“, nickte Elizabeth und erhob sich.
Sie reichte Sora die Hand: „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“
Die Genii lächelte und enthielt sich einer Antwort.
Sheppard wollte den Mund zum Protest öffnen doch ein scharfer
Blick Weirs ließ ihn verstummen.
Nur Teyla sprang auf: „Ich bringe dich noch zum Gate.“
Ihre Reaktion war zu überraschend als das Sora ein Grund eingefallen
wäre, warum die Athosianerin sie nicht begleiten sollte.
Mit einem letzten Gruß in die Runde, verließ die Frau
mit Teyla Dr. Weirs Büro.
Sie
waren wenige Meter gegangen als Teyla das Gespräch begann:
„Ihr seid ein Paar, nicht wahr?“
„Wie bitte?“, Sora blieb wie angewurzelt stehen.
Die Athosianerin grinste. Sie hatte offenbar einen Nerv getroffen.
„Leugnen ist zwecklos“, lächelte sie, „es ist
ja wohl offensichtlich.“
„Meinst du?“, fragte die Genii vorsichtig.
Teylas Lächeln wich einem wissenden Grinsen: „Du hast
ihn ‚zufällig getroffen’ und hast mit ihm über
deinen Onkel gesprochen? Es ist nicht gerade deine Art Familienangelegenheiten
mit anderen zu besprechen.“
Ihre Gegenüber zuckte mit den Schultern: „Vielleicht habe
ich meine Ansichten geändert.“
Die Athosianerin lachte: „Natürlich. Und mitten in eurer
‚Unterhaltung’ hat er dir seinen Iriscode verraten und
dir auch noch das Gerät gegeben mit dem Du ihn übermitteln
kannst? Mal ehrlich Sora, glaubst du im Ernst irgendjemand schluckt
diese Geschichte?“
„Du scheinst dich ja zu einem Sherlock Holmes gemausert zu
haben“, brummte die Rothaarige.
Teyla kicherte: „Spätestens jetzt würde jeder es
bemerken. Ohne John hätte ich nämlich keine Ahnung, wer
dieser Holmes ist. Also, wie lange geht das schon?“
Sora bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, das letzte Mal,
dass sie sich so ertappt gefühlt hatte, war als sie zehn Jahre
alt gewesen war und ihrem Onkel Harlan den Nachtisch gestohlen hatte.
Unsicher wich sie dem Blick ihrer Freundin aus: „Schon ne Weile.“
„Wie lange ist eine Weile“, bohrte diese neugierig.
„Seit ihr mich damals besucht hab“, gab sie widerwillig
an.
Die Andere kicherte.
„Was gibt es da zu lachen?“, murrte Sora.
„Nichts. Ich freue mich für euch. Ehrlich!“, betonte
Teyla.
Misstrauisch musterte die Genii ihre Gegenüber: „Aber
ich kann mich darauf verlassen, dass das unter uns bleibt, oder?“
„Natürlich“, versicherte sie.
Kaum
war Sora durch den Ereignishorizont verschwunden, ließ Weir
eine Verbindung mit den Genii herstellen.
Das Wurmloch hatte sich gerade erst etabliert, als Elizabeth schon
nachdrücklich ein Vieraugengespräch mit Ladon forderte.
Die Anschuldigungen, die Soras Onkel vorgebracht hatte, bedurften
einer sofortigen Klärung. Wenn Ladon tatsächlich ein brutaler
Despot und Unterdrücker seines eigenen Volkes war, wollte Elizabeth
diese Regierung nicht weiter unterstützen.
Das wollte sie dem neuen Führer der Genii unmissverständlich
klar machen.
Ladon ließ sich von seinen Sekretären entschuldigen,
er war in einer wichtigen Besprechung, versprach aber am Abend Elizabeth
in Atlantis zu besuchen.
„Sie
sehen aus wie eine Katze, die gerade eine Maus gefangen hat.“,
John sah seine Teamkollegin neugierig an, als er zu ihr hinaus auf
den Balkon trat.
„Finden Sie?“, gab sie einsilbig zurück.
„Was habt ihr Mädels vorhin besprochen?“ wollte er
wissen. „Wer sagt, dass wir etwas besprochen hätten?“,
antwortete sie mit einer Gegenfrage.
„Sie haben noch nie so lange gebraucht jemanden zum Gate zu
geleiten“, erklärte der Colonel.
„Tatsächlich? Ist mir gar nicht aufgefallen.“, sagte
sie mit Unschuldsmine.
„Nun kommen Sie schon, Teyla! Lassen Sie nicht alles aus der
Nase ziehen!“, beschwerte sich John.
Die Athosianern verzog belustigt das Gesicht: „Das waren nur
Frauengespräche, weiter Nichts. Es würde Sie langweilen.“
„Darf ich nicht selbst entscheiden, was mich langweilt und
was nicht?“, murrte er.
„Nein“, entgegnete sie kess.
„Als ob Ihnen das nicht auch alles Spanisch vorkommen würde!
Fords IDC und das zufällige Treffen. Was hat sie Ihnen erzählt?“,
bohrte der Colonel.
„Nichts, was mich überrascht hätte“, erklärte
sie und ließ den frustrierten Soldaten allein zurück.
Wie
versprochen besuchten Ladon und zwei Leibwächter Dr. Weir am
Abend.
Nach einer höflichen Begrüßung im Gateraum, geleitete
Elizabeth ihre Gäste in ihr Büro.
„Bitte, nehmen Sie platz“, sie bot den Männern die
Stühle an, die sie vorsorglich vor ihren Schreibtisch gestellt
hatte.
Sie setzten sich und Ladon kam sofort zum Punkt: „Warum wollten
Sie mich so dringend sprechen, Dr. Weir? Meine Berater berichteten
mir dass es sich um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit
handle. Und das ist zweifellos der Fall, sonst hätten sie nicht
darauf bestanden mich noch heute zu sehen. Sind die Wraith wieder
im Anmarsch?“
Weir schüttelte den Kopf: „Nein, es gibt im Moment keinen
Grund zur Besorgnis und wir alle hoffen, dass es so bleiben wird.“
Sie legte eine kurze Pause ein und wählte ihre Worte mit Bedacht:
„ uns sind beunruhigende Berichte zu Ohren gekommen, Ladon.
Ich will ganz ehrlich sein, ich traue dieser Person, hoffe aber
dennoch dass es sich hierbei nur um ein Missverständnis handelt.“
„Ein Missverständnis? Welcher Art?“, erkundigte sich
ihr Gegenüber.
„Es gibt Gerüchte über Unterdrückung und Verfolgung
der Opposition, Zwangsarbeit und das alles ist möglich durch
Technologie aus Atlantis“, sagte sie.
Für einen Moment sah sie Ladon fassungslos an.
„Sie belieben zu scherzen, Doktor!“, meinte der Führer
der Genii, als er sich wieder im Griff hatte.
Elizabeth schüttelte den Kopf: „Ich muss Sie enttäuschen,
das sind die Informationen, die wir erhalten haben.“
„Aber das ist doch hanebüchener Schwachsinn und das wissen
Sie! Wir haben von Ihnen keinerlei Technologie bekommen, nicht dass
wir sie nicht gebrachen, könnten, aber wie können Sie
nur ein Wort von dieser Hetze glauben?! Dr. Weir, Sie sind doch
eine intelligente Frau! Wer hat Ihnen diesen verleumderischen Mist
erzählt?“, fragte Ladon ärgerlich.
„Das ist nicht von Bedeutung, Ladon, von Bedeutung ist nur
ob irgendetwas an diesen Anschuldigungen wahr ist“, erklärte
Weir sachlich.
„Natürlich nicht! Ich bitte Sie! Wir haben weder hochentwickelte
Technologie um diese versprengten Haufen von Kolya einzusperren,
noch haben wir genügend Zeit und Personal um sie zu verfolgen.
Sie können mich sehr gern begleiten und unsere Gefängnisse
inspizieren, ich sage Ihnen die Wahrheit! Allein die Tatsache, dass
sie irgendetwas von diesen Dingen in Betracht ziehen, kränkt
mich zu tiefst, Doktor“, sagte der Mann erschüttert.
„Ich glaube dass eine solche Maßnahme unnötig ist.
Wir hielten diese Aussagen von vornherein für ein Missverständnis,
dennoch hielt ich es für notwendig mit Ihnen persönlich
über diese Anschuldigungen zu sprechen“, betonte die Leiterin
der Expedition.
„Und ich danke Ihnen für die Möglichkeit. Es ist
gut zu wissen, dass sie mein Wort noch über das Wort eines,
mit Kolyas Propaganda gefütterten, Deserteurs stellen. Darf
ich erfahren von wem diese Informationen stammen? Wir möchten
schließlich jedes Missverständnis aus der Welt schaffen.
Eine Verbreitung dieser Fehlinformation könnte weitreichende
Folgen für ihr Volk und das Meinige haben.“, Ladons Ärger
war verraucht und seine selbstsichere, fast arrogante Art, hatte
wieder die Oberhand gewonnen.
„Es tut mir leid, Ladon, aber ich möchte meine Quelle
nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber ich werde ihr Ihre Worte
übermitteln, das versichere ich Ihnen“, Weir ließ
sich von ihm weder einwickeln noch einschüchtern. Sie glaubte
Ladon, wollte jedoch nicht den Fehler begehen und Soras Identität
enthüllen. ‚Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste’
hatte ihre Oma schon immer gesagt und bisher hatte die alte Mrs.
Weir immer Recht behalten.
„Quelle? Aus Ihrem Mund hört sich das so an als hätten
Sie einen Spion zu schützen!“, sein Blick verhärtete
sich.
„Ich bin für Offenheit, in allen Angelegenheiten, Dr.
Weir. Es enttäuscht mich, dass Sie das nicht ebenso sehen.“,
sein Gesicht verwandelte sich in eine harte Maske.
„Ich haben das Gefühl, dass dieses Gespräch beendet
ist“, fügte er hinzu und gab seinen schweigenden Begleitern
ein Zeichen ihn zurück zum Gate zu bringen.
Nachdenklich
kehrte Sora zu Aiden und den beiden Widerstandskämpfern zurück.
Drei neugierige Augenpaare empfingen sie.
„Atlantis hat damit nichts zu tun, das hat Weir mir versichert“,
berichtete sie.
„Aber unser Kontaktmann arbeitet in der Regierung, er hat sich
das nicht eingebildet!“, empörte sich Harlan.
„Egal was ihr glaubt, sie waren sicher nicht aus Atlantis.
Die Atlanter wünschen keinen Kontakt mehr zu unserer Welt“,
erklärte Sora.
„Was man nur zu gut verstehen kann, wenn man bedenkt, wie oft
ihr versucht, habt die Stadt zu übernehmen“, kommentierte
Aiden die Information.
Statt einer Antwort erntete er einen bösen Blick von seiner
Gefährtin.
Unruhig
spielte Ladon mit einem Bleistift in der Hand. Missmutig starrte
er auf den Schreibtisch vor ihm. Dass es ein Leck in den Reihen
seiner engsten Vertrauten gab, war offensichtlich und das ärgerte
ihn über die Maßen.
Er hatte das Gerücht über die Atlanter nur an zwei Mitarbeiter
gegeben und der Verräter hatte prompt angebissen.
Natürlich stammte die neue Technologie nicht aus Atlantis.
Dr. Weir hätte lieber mit einem Becher Glasscherben gegurgelt
als ihre Technologie mit den Genii zu teilen.
Auf der Suche nach Partnern, die willens waren gegen die Wraith
zu kämpfen und ihre Technologie zu teilen waren Ladons Diplomaten
unlängst auf die Olesianer gestoßen.
Der Planet hatte gerade erst ein verheerendes Ausdünnen hinter
sich gehabt, doch ihre technologischen Ressourcen waren enorm. Aus
einem unerfindlichen Grund, über den die neuen Verbündeten
nicht sprechen wollten, hatten die Wraith sie über Jahrzehnte
gewähren lassen, was ihnen auf allen Bereichen große
Fortschritte eingebracht hatte.
Die Genii waren daher schnell zu einer Allianz bereit und übersahen
großzügig das merkwürdige Geheimnis, das dieses
Volk hütete wie die Glucke ihr Ei.
Bei Ladons Finte hatten die Olesianer gern mitgespielt, sie selbst
hatten schlechte Erfahrungen mit den Atlantern gemacht und machten
sie für das letzte Ausdünnen im Allgemeinen und Dr. Weir
im Speziellen verantwortlich.
Ladon hatte geplant seine engsten Vertrauten zu testen.
Er hatte die Fremden nur seiner rechten Hand Dr. Aslam und seinem
Adjutanten Horis als Besucher aus Atlantis vorgestellt.
Ladon knirschte mit den Zähnen. Jemand hatte ihn verraten.
Jemand aus seiner engsten Umgebung! Hatte er nicht alles für
dieses Volk getan?!
Hatte er nicht zahllose Nächte gewacht und über Gesetzestexte
gebrütet?
Diese undankbaren Verräter!
Es schien ihnen nicht zu reichen einflussreiche Posten innezuhaben,
nein sie gierten bereits nach mehr!
Wütend griff er nach seinem Brieföffner und rammte ihn
mit großer Wucht in die Tischplatte.
Dieser Verräter sollte dafür büßen! Seine verräterische
Zunge würde er ihm eigenhändig herausschneiden!
Immer noch erbost rief er nach seinem Leibwächter.
„Ja, Sir?“, der Mann steckte seinen kahlen, schmalen Kopf
zur Tür hinein.
„Treten Sie ein und schließen Sie die Tür“,
knurrte sein Vorgesetzter.
Der Mann tat wie ihm geheißen und sah Ladon fragend an.
„Ich will, dass Sie überprüfen, wo Aslam und Horis
sich in den letzten drei Tagen aufgehalten haben. Ich will alles
wissen, wann sie sich die Zähne geputzt haben, wann sie geschlafen
haben und wann sie wo zum Klo waren, haben wir uns verstanden?“,
bellte der Politiker.
„Vollkommen, Sir“, nickte der Leibwächter.
„Ach jetzt habt ihr auch noch Verbündete in der Regierung!
Das wird ja immer schöner! Wenn ihr so toll organisiert seid,
warum habt ihr diesen Ladon nicht längst gestürzt?!“,
Ford platzte die Hutschnur.
Was die beiden hervorbrachten, klang immer mehr nach Verzweiflungsargumenten.
Sie hatten eingesehen, dass Sora nicht so leicht auf sie hereinfiel
und nun bastelten sie sich schnell eine neue Geschichte zusammen.
Sora sah von ihrem Onkel zu Aiden. Sie wollte ihm wirklich glauben.
„Und was ist mit dem Tattoo?“, fragte sie zaghaft in Fords
Richtung.
Die Männer am Boden nickten zustimmend.
„Du brauchst nur etwas Tinte und eine spitze Nadel, Sora, die
wollen dich über den Tisch ziehen weiter nichts. Du wirst diesen
Unsinn doch wohl nicht glauben!“, Aiden war besorgt, dass ihr
Onkel sie bereits weich gekocht hatte.
„Nein, natürlich nicht“, sie schüttelte traurig
den Kopf. Aiden hatte sicher Recht. Den Rebellen sollte man nicht
über den Weg trauen, sie würden selbst die eigenen Mutter
verschachern, wenn sie darin einen Vorteil sahen und ihr Onkel gehörte
nun einmal zu diesen Leuten, so sehr es sie auch schmerzte.
„Sora!“, Harlans Stimme klang flehend, „du musst
uns glauben! Ladon ist nicht der Mann, für den du ihn hältst,
schließe dich uns an! Ich kann es dir alles beweisen!“
„Ach ja? Und wie?“, mischte sich Ford wieder ein.
„Wir wollen uns bei Sonnenuntergang mit unserem Informanten
treffen, genau hier! Ihr werdet sehen, wir haben die Wahrheit gesagt!“,
Hedon nickte um seine Worte zu unterstreichen.
Aiden konnte Soras bittenden Blick fast schon spüren ohne dass
er sich umdrehen musste.
Seufzend nickte er: „In Ordnung. Bis zum Sonnenuntergang, aber
keinen Moment länger.“
Es
waren nur ein paar Stunden vergangen, doch Ladons Leibwächter
war bereits mit seinem Ermittlungsergebnis zufrieden.
Ohne zu klopfen, betrat er das Büro seines Chefs, wissend dass
er nichts weiter tun würde als unruhig auf Neuigkeiten zu warten.
„Sir, ich habe die Informationen, um die Sie gebeten haben“,
kam er auch gleich zum Punkt.
„Hervorragend, was haben Sie herausgefunden?“, fragte
der Genii.
„Dr. Aslam war in den letzten drei Tagen in seinem Labor, zu
Hause und dreimal zum Mittag essen in der Kasernenkantine, alle
drei Tage sind lückenlos auf Band dokumentiert, auf den Überwachungskameras
der Kaserne und durch die Überwachungsteams, die sich vor seinem
Haus abwechseln“, erklärte der Mann.
Ladon nickte zufrieden: „Gute Arbeit. Und was ist mit Horis?“
„Nun, Sir, Horis Calem ist am Dienstag für ganze drei
Stunden auf keiner Überwachungskamera und niemand kann sich
erinnern ihn in dieser Zeit gesehen zu haben“, berichtete der
Leibwächter.
„Haben Sie schon mit seiner Verlobten gesprochen?“, hakte
Ladon nach.
„Habe ich, Sir, auch mit seinen Eltern, seinen Freunden und
Kollegen, negativ Sir, niemand hat ihn gesehen“, führte
er aus.
„Dieser kleine Mistkerl“, knurrte der Genii „bringen
Sie ihn her. Oder noch besser bringen Sie ihn gleich in den Keller,
ich werde diesen kleinen Verräter zeigen was bedeutet mich
zu betrügen!“
Die
Sonne war bereits vor einer ganzen Weile untergegangen. Missmutig
lief Ford auf und ab. Auf Soras Bitten waren sie bereits um einiges
länger hier, als ihm lieb war.
„Das hat doch alles keinen Zweck“, murrte er zum wiederholten
Male.
Sora sah betreten zu Boden. Er hatte Recht und dafür schämte
sie sich. Sie schämte sich für ihre Leichtgläubigkeit
und vor allem für ihren Onkel, der sie alle genarrt hatte.
Warum tat er so etwas? Aus Angst um sein Leben wohl kaum, sie hatten
nicht vor gehabt irgendjemanden zu töten und sie war überzeugt,
dass Harlan das wusste.
Hatte er gehofft mit solchen hanebüchenen Geschichten sie auf
seine Seite zu ziehen?
Sie seufzte. Was war nur aus ihnen geworden?
Er war ein verwirrter alter Mann, in einer Rebellion, die es eigentlich
schon lange nicht mehr gab und sie, sie überfiel Leute wie
ihn.
Noch vor wenigen Jahren hatten beide eine glänzende Karriere
bei der Armee vor sich gehabt, doch jetzt war das alles Vergangenheit,
wie Staub vom Winde fortgetragen.
„Du hast Recht, wir sollten aufbrechen“, sagte die Frau
schließlich mit fester Stimme.
Sie schnitt den Männern die Fesseln los: „Ihr könnt
gehen wohin ihr wollt, aber lasst uns erst verschwinden.“
„Aber Sora, er kommt! Ganz sicher“, die Stimme des alten
Mannes klang weinerlich.
„Tut mir leid, Onkel, aber dieses Mal kann ich dir einfach
nicht glauben“, ihre Stimme krächzte, so schwer fiel es
ihr nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen.
Sora hatte das Gefühl ihn zu verlieren. Jede seiner Lügen
und Bitten trieb sie weiter fort von ihm.
Sie lief zum Gate, das Aiden bereits aktiviert hatte und sah sich
noch ein letztes Mal um ehe sie durch den Ereignishorizont schritt
und verschwand.
Der
Mann sah aus als wäre er ein Schlachter. Die Kleidung war voller
Blut auch seine Hände, Arme und Gesicht waren besudelt. Das
lange, scharfe Messer in seiner Hand war ebenfalls verschmutzt.
Doch sein Gesicht spiegelte die Genugtuung eines Boxers nach einem
gewonnen Titelfight wider.
Hinter ihm wurden die Überreste seines Gegners fortgeschafft.
Er würde verschwinden und verschwunden bleiben nur das kleine
Tütchen in Ladons Hand würde an ihn erinnern.
Ein Tütchen mit einer Zunge, zur Warnung.
Die
Männer standen noch nicht lange genug im Dunkel der hereingebrochenen
Nacht als dass sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse angepasst
hatten, als sich erneut ein Wurmloch etablierte.
Wenige Augenblicke später stürmte eine bewaffnete Einheit
Soldaten durch den Ereignishorizont.
Harlan und Hedon waren zu überrascht um auch nur zu reagieren.
Mit aufgerissenen Augen starrten sie die Männer an und ihnen
wurde bewusst, dass sie verraten worden waren.
Angstvoll erstarrt sahen sie ihren bewaffneten Gegnern entgegen,
als die Geschosse ihre Schädel zerschmetterten.
Schweigend
hatten sie das Lager für die Nacht aufgeschlagen, was ihnen
mehr schlecht als recht bei der Dunkelheit gelang.
Erst als sie ein kleines Feuer entfacht hatten, begann Aiden sich
zu entspannen. Diese Genii waren ihm unheimlich gewesen. Sie waren
verdammt überzeugend für Lügner gewesen, fast wären
sie auf die beiden hereingefallen. Er schüttelte stumm den
Kopf. In Zukunft mussten sie noch vorsichtiger Fremden gegenüber
sein.
Sora, die die ganze Zeit über keine Ruhe gefunden hatte, ließ
sich nun endlich auch neben ihm nieder und starrte in die Flammen.
Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie fühlte sich
verraten.
Auf einmal fühlte sie sich allein. Der Bruch mit ihrer Vergangenheit,
dem letzten Mitglied ihrer Familie war nun endgültig.
Kälte kroch durch ihre Glieder und griff nach ihrem Herzen.
Fröstelnd kuschelte sie sich an Aiden.
Sie genoss seine Wärme und die Stille.
Sora war dankbar dafür, dass er ihr die Möglichkeit ließ,
ihre Gedanken etwas zu ordnen ehe und sie nicht zum Sprechen drängte.
Eine einzelne Träne bahnte sich einen glänzenden Weg über
ihre Wange.
„Weißt du, es ist als hätte ich ihn verloren, als
wäre er gestorben. Ich… ich fühle mich so furchtbar
allein. Bitte, versprich mir, dass du mich nie allein lassen wirst“,
bat sie mit bebender Stimme.
Sanft strich er ihr über die roten Locken: „Niemals. Versprochen.“
weiter: Kapitel 3
Ohnmächtig
vor Wut und Furcht, sah sich Sora drei verlausten Gesellen gegenüber.
Einer hielt ein Gewehr, ein anderer zwei vergilbte Fotografien.
Kopfgeldjäger, schoss es ihr durch den Kopf. Es
war nicht verwunderlich, dass Kolya nach ihrem Auftauchen in seinem
Versteck nach ihr fahnden ließ. Sie war eine Gefahr für
seine Operationen. Doch warum suchte man sie noch nach seinem Tod?
Wussten die Drei nicht, dass ihr Auftraggeber bereits Geschichte
war?
Ihnen ist schon bekannt, dass Kolya tot ist, nicht wahr?,
sprach sie die Männer an.
Anstatt ihr zu antworten, versetzte der Angesprochene Ford einen
Tritt um ihn aufzuwecken.
Hey, ich rede mit Ihnen!, fauchte sie.
Aber ich höre nicht zu, gab der Fremde zurück
und starrte sie unverhohlen an. Hastig zog die Genii die Decke bis
unter ihr Kinn und begann tastend nach ihrer Kleidung zu suchen.
Währenddessen war auch Aiden unter einem Schwall von Beschimpfungen,
aufgewacht und starrte die Männer feindselig an. Es war offensichtlich,
dass er sich am liebsten sofort auf die Kerle gestürzt und
ihnen ihr schadhaftes, hämisches Grinsen, aus dem Gesicht gewischt
hätte. Seine Unbekleidetheit schien ihn weniger zu stören,
als die Tatsache von diesen drei Figuren geweckt worden zu sein,
seine Wachsamkeit schien ganz offensichtlich gelitten zu haben,
was seinem Ego schwer schadete.
Sora hatte derweil ihre Kleidung zusammengeklaubt und warf Aiden
seine Hosen zu.
Ich gehe mal davon aus, dass du so nicht bleiben willst,
sagte sie halb besorgt, halb belustigt.
Die drei Fremden brachen in wieherndes Gelächter aus, während
Ford ihre Worte mit einem finsteren Blick quittierte.
Wenig später trieben die Drei sie durch das Stargate, zurück
zum Lager der Kopfgeldjäger.
Während
einer der Fremden sie fesselte, unterhielten sich die anderen lautstark.
Was heißt hier abwarten, Oleg? Ich will meine Kohle
und dann nichts wie weg von ihr, empörte sich der eine.
Wir sind hinter den beiden bereits sechs Monate her, ein paar
weitere Stunden mit Kazys und mir werden dich schon nicht umbringen,
Arbnor, gab Oleg zurück.
Ach ja? Und was machst du mit den beiden? Sollen die uns solange
ein Ständchen bringen? Was soll der Scheiß, ich denke
die waren in der Genii-Armee, meinst du nicht, die versuchen uns
vor der Übergabe noch zu linken?, maulte Arbnor.
Dann müssen wir eben schlauer sein als sie, zischte
Oleg.
Arbnor stieß ein kehliges Lachen hervor: Du und schlau!
Du hättest diese Steckbriefe ohne mich nicht mal lesen können!
Während
sich die beiden anderen Kopfgeldjäger noch Gehässigkeiten
an den Kopf warfen, sah Sora stumm zu Aiden, den Kazys gerade an
die andere Seite des Pfahles fesselte. Der Pfahl steckte nicht besonders
tief in der Erde und erinnerte sie an einen kleinen Totempfahl,
wie sie sie aus Erzählungen ihrer Eltern kannte. Primitive
Kulturen markierten damit ihr Stammesland und es war gleichzeitig
eine Art Ahnentafel.
Die Worte des Mannes, der Arbnor genannt wurde, hatten sie elektrisiert,
offenbar wussten sie nicht, wer Aiden war, vielleicht war das ein
Trumpf, den sie noch gegen die Männer ausspielen konnten.
Als Kazys noch einmal ihre Fesseln kontrollierte, sprach sie ihn
an: Hey, psst!
Was willst du?, fragte er genervt.
Euch ist bekannt, dass Kolya tot ist, nicht? Und wenn er tot
ist, gibt es keinen der die Zeche bezahlt. Wieso also haltet ihr
uns fest, es gibt nichts mehr zu verdienen, gab sie zu bedenken.
Aiden warf ihr einen scharfen Blick zu und zog verärgert die
Stirn in Falten.
Ich weiß nicht, was ihr Problem ist, Miss, ich kenne
keinen Kolya, habe nie von ihm gehört. Der Mann, der uns bezahlt,
heißt Torrel, wenn es Sie interessiert, sagte der Mann
trocken und verschwand schließlich in Richtung der Anderen.
Sora
sah Aiden verblüfft an. Torrel? Diesen Namen hatte sie noch
nie gehört.
Wer zum Teufel soll das sein?, wisperte sie Ford zu.
Ich habe keine Ahnung, aber du solltest froh und glücklich
sein, dass er es ist, der unsere Köpfe auf einem Silbertablett
geliefert haben will und nicht Kolya. Verdammt, Sora, du spielst
mit unserem Leben! Was denkst du hätten die Kerle mit uns gemacht,
wenn dein Waffenkumpel tatsächlich die Zeche gezahlt hätte?
Was wären wir denen noch wert?, flüsterte er ungehalten
zurück.
Vielleicht hätten wir ihnen einen Deal anbieten können,
kam es schwach zurück.
Einen Deal? Womit hättest du denn den Deal gemacht? Hast
du irgendwo einen Schatz vergraben, von dem ich nichts weiß?,
fragte er erbost.
Ist ja gut, reg dich ab. Ja, es war eine dumme Idee,
gab Sora klein bei.
Eine verdammt dumme, setzte Aiden noch eines drauf.
Wütend starrte die Genii zu Boden. Dass er immer so einen Aufstand
machen musste, nur weil er mal im Recht war! Waren alle Männer
auf der Erde so?
Der
Tag zog sich dahin, wie ein Kaugummi, doch nichts geschah. Die drei
Männer beschränkten sich darauf sich gegenseitig zu beschimpfen
und immer wieder zu diskutieren ob sie ihren geheimnisvollen Auftraggeber
benachrichtigen sollten oder nicht.
Dunkle Wolken hatten sich am Horizont zusammengezogen, als wüssten
sie um das ungewisse Schicksal, dem Sora und Aiden entgegen sahen.
Die Ungewissheit nagte an den beiden. Was würde aus ihnen werden?
Was hatte man mit ihnen vor und vor allem wann?
Die Furcht vor dem Unbekannten steigerte die Übelkeit, die
der Hunger mit sich brachte. Zitternd tastete Sora nach Aidens Hand.
Seine wärmende Berührung weckte die Hoffnung auf ein baldiges
Ende dieser Tortur.
Es stärkte ihren schwächelnden Kreislauf und lockte sogar
ein verzagtes Lächeln auf ihre Lippen.
Zunächst
war es den beiden nicht aufgefallen, doch je später es wurde,
desto offensichtlicher war es geworden: Die Kopfgeldjäger waren
stiller geworden, als hätten sie eine Art Verabredung getroffen.
Sie hatten am späten Nachmittag ein Lagerfeuer entzündet
und saßen seit dieser Zeit davor und ließen eine Flasche
kreisen. Sicherlich handelte es sich dabei um Alkohol, denn keiner
der Männer schien Hunger zu verspüren, im Gegensatz zu
den beiden Gefangenen.
Unsicher sah die Genii zu Ford. Wäre es klug in diesem Moment
um etwas Wasser oder gar etwas zu Essen zu bitten?
Auch er schien darüber nachzusinnen. War die Gefahr die Männer
unter Alkoholeinfluss zu reizen ein Risiko, dass man eingehen sollte?
Andererseits, sollten sie riskieren hier zu dehydrieren? Wer wusste
schon wie lange die Männer ihre Trophäen noch anstarren
würden?
Oder tranken sie sich für etwas nur den Mut an?
Aidens Magen krampfte sich zusammen und er fasst Soras Hand noch
fester.
Als hätte Oleg seine Gedanken gelesen schwankte er auf die
beiden zu.
Fords Blick spießte ihn förmlich auf, als er sich zu
Sora hinab beugte und ihr zunächst mit seinen groben Pranken
über das Gesicht strich und sich dann ungeniert an ihrem Shirt
zuschaffen machte.
Die Genii wandte angewidert das Gesicht ab, sein Atem stank faulig,
nach ungeputzten Zähnen und zu viel Alkohol.
Lass deine dreckigen Finger von ihr!, fauchte Ford.
Was willst du?, lallte der Kopfgeldjäger, du
hast hier gar nichts zu wollen. Ich an deiner Stelle würde
meinen Atem sparen, morgen wirst du ihn noch bitter nötig haben.
Wenn euch das Hälschen gestreckt wird, nicht wahr meine
Süße?, wandte er sich erneut an Sora.
Seine Hand wanderte indes weiter, griffen nach ihren Brüsten.
Sora wand sich in ihren Fesseln und versuchte ihn abzuwehren.
Ford ballte seine Hände zu Fäusten und beschimpfte Oleg
unwirsch, in der Hoffnung der Typ würde von ihr ablassen und
sich statt dessen mit ihm schlagen.
Aidens Schimpftirade fruchtete schließlich tatsächlich,
als die anderen Männer aufmerksam wurden.
Was zum Teufel ist da los, Oleg?,beschwerte sich Arbnor
über den Lärm.
Macht er dir Schwierigkeiten?, wollte nun auch Kazys
wissen.
Er ist ein gottverdammter Scheißkerl, krähte
der Angesprochene zurück und ließ schließlich von
Sora ab.
Ich finde, dem müsste man mal Manieren beibringen,
befand Arbnor.
Zu
dritt banden sie Ford los und schleiften ihn davon, ungeachtet Soras
Schreien. Je weiter sich die Männer entfernten, desto mehr
verwandelte sich ihr Schreien in ein Schluchzen.
Wo um Gottes willen waren sie da hineingeraten?
Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie Todesangst.
Morgen würden diese Fremden sie irgendeinem anderen Fremden
ausliefern, der sie hängen würde!
Sie hatte noch nie von diesem Torrel gehört und nicht die leiseste
Ahnung wie sie sich diesen Mann zu Feind gemacht hatten.
Von Weitem hörte sie Schreie. Es waren gequälte Schreie,
einsame Schreie, die in der hereinbrechenden Dunkelheit verhallten.
Gab es denn gar keine Hoffnung? Keinen Ausweg?
Die Genii richtete ihr Gesicht hilflos zum verdunkelten Himmel und
begann, zum ersten Mal seit ihrer Kindheit, ein Gebet zu flüstern.
Er versuchte die Augen zu schließen. An etwas Anderes zu denken.
Das hatte man ihm in der Ausbildung stets geraten. Suche dir einen
Ort, an den du gehen kannst. Folter war selbstverständlich
für einen Marine ein zu kalkulierendes Risiko.
Und er versuchte es, suchte diesen Ort in seinem Kopf. Ein Ort,
an den er gehen konnte. Weg von all den Schmerzen, dem Blut, das
mittlerweile eine tiefrote, metallisch riechende Lache unter ihm
gebildet hatte.
Doch seine Gedanken kreisten immer nur um Sora. Hoffentlich ging
es ihr gut. Möglicherweise war ihr auch aufgefallen, dass der
Pfahl nicht allzu tief in der Erde steckte, vielleicht nutzte sie
ihre Chance, vielleicht
Keuchend atmete er den Staub ein, als er erneut mit dem Gesicht
auf dem Boden schlug, ohne die Möglichkeit den Sturz abzufangen.
Die Hände waren ihm nach wie vor gebunden.
Aiden hörte seine Knochen bersten. Das mussten die Rippen gewesen
sein.
Er hustete Blut und Staub. Zusammen bildeten sie eine merkwürdige
klumpige Masse, die sich auf die wenigen Grashalme legte.
Dann sah er nur noch einen Schuh auf sein Gesicht zu kommen, dann
war alles dunkel.
Als er wieder zu sich kam, hoffte Aiden sofort wieder ohnmächtig zu werden. Die Schmerzen schienen überall in seinem Körper kleine Explosionen auszulösen. Dann erblickte er Sora in seinem Augenwinkel. Ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht, ihre Kleider hingen zerschlissen und schmutzig, wie Lumpen, notdürftig an ihrem Leib. In den Händen schwang sie den Pfahl, an den sie vorher gefesselt gewesen waren. Ein dumpfes Krachen deutete auf einen Treffer hin, was auch immer sie getroffen haben mochte, es fiel wie ein Mehlsack neben Ford auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Dann schwanden dem ehemaligen Lieutenant erneut die Sinne.
Wie
geht es ihm?, hörte er eine besorgt klingende Stimme,
die Aiden irgendwie bekannt vorkam, doch er wusste sie nicht einzuordnen.
Er hat schwere innere Verletzungen erlitten, drei gebrochene
Rippen, der linke Arm ist gebrochen und das Nasenbein, aber das
Enzym beschleunigt die Heilung. Ich denke sie hat ihm das Leben
gerettet, sagte eine andere Stimme, eindeutig männlich
und ebenfalls merkwürdig vertraut.
Vorsichtig blinzelte Aiden und sah sich um. Er lag auf einem weißen
Bett, angeschlossen an eine Menge Monitore, Neonröhren erleuchteten
den steril riechenden Raum. Alles in allem erinnerte ihn stark an
oh verdammt, das war doch nicht etwa!
Sora?, krächzte Aiden ärgerlich und versuchte
sich aufzusetzen.
Dann spazierte Carson Beckett in sein Sichtfeld.
Willkommen Daheim, Lieutenant, wie fühlen Sie sich?,
fragte der Doktor mit einem routinierten Lächeln.
Was zu Teufel tue ich hier? Und wo ist dieses Miststück!,
fluchte der Mann lautstark.
Ärgerlich verzog der Schotte das Gesicht: Sie sind hier
um sich zu erholen und dieses Miststück, wie sie
die Dame betiteln, hat ihnen, ganz nebenbei gesagt, das Leben gerettet.
Das Enzym allein hätte nicht gereicht um sie am Leben zu halten,
hätte ich nicht die Blutungen in ihrem Brustraum stoppen können
Ja, ja schon gut, von mir aus ist sie eine Heldin. Was auch
immer. Wo steckt sie, verflucht nochmal?, wollte der ungeduldige
Patient wissen.
Sie hat eine Besprechung mit Dr. Weir, sagte Carson
knapp.
Na wunderbar, stöhnte Aiden. Nun würden sie
alles auseinander pflücken und jedes Detail ihres Lebens in
irgendeine Akte schreiben. Diese Akte würde am Ende des Monats
an das SGC gesendet und jeder gottverdammte Bürohengst wüsste
alle Einzelheiten über sein Privatleben. Ein Albtraum! Und
Beckett würde sicherlich die Gelegenheit nutzen ihn als Versuchskaninchen
für irgendwelche Mittelchen benutzen, die seinen Zustand verbessern
sollten.
Beckett schien Fords nöligen Zustand bewusst zu ignorieren,
denn er plappert gut gelaunt weiter: Colonel Sheppard hat
mir erzählt, dass sie einen Holzpfahl aus der Erde gerissen
hat, an den sie gefesselt war, und hat damit die drei Männer
erschlagen, die sie so zugerichtet haben. Also wenn da nicht ein
dickes Dankeschön fällig ist
.
Sind Sie jetzt fertig, Doc?, brummte Aiden.
Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie einfach eine Schwester,
meinte Beckett etwas verstimmt und ließ seinen Patienten allein.
Er
musste wohl eingenickt sein, denn als Ford seine Augen erneut öffnete,
sah er Sora neben sich auf einem Stuhl schlafen. Sie hielt seine
Hand, als würde sie einen Schatz oder etwas sehr Zerbrechliches
hüten. Vorsichtig versuchte er seine Hand aus ihrem Griff zu
winden, ohne sie zu wecken. Erfolglos. Benommen blinzelte die Genii
in das grelle Licht der Neonröhren.
Hey, lächelte sie, als sie bemerkte, dass Aiden
ebenfalls wach war.
Hey, gab er etwas unentschlossen zurück.
Wie geht es dir?, erkundigte sie sich.
Besser, schätze ich, dank dir, gab er unumwunden
zu.
Sie lächelte schüchtern, es war sehr selten, dass er freiwillig
eine Schwäche eingestand.
Aber warum um alles in der Welt hast du mich nur hierher gebracht?,
seine Stimme klang weniger vorwurfsvoll als mehr verzweifelt.
Sora sah ihm ernst ins Gesicht, so als habe sie lange an der richtigen
Antwort gepfeilt und wolle sie nun aufsagen, doch das Ergebnis klang
alles andere als auswendig gelernt, sie schien vielmehr ernsthaft
besorgt, sogar ihre Stimme begann zu zittern: Ich wusste einfach
nicht, was ich tun sollte, ich war mir sicher du würdest sterben
und Dr. Beckett ist nun mal der beste Arzt, den ich kenne. Ich wollte
lieber deine Vorwürfe hören, als nie wieder etwas von
dir zu hören.
Irgendwie konnte Ford sie verstehen, vermutlich hätte er genauso
gehandelt, wäre es umgekehrt gewesen. Dennoch fürchtete
er sich wieder hier zu sein.
Was hat Dr. Weir gesagt?, wollte er wissen.
Sie lässt uns die Wahl wir können gern hier bleiben,
sagt sie, aber sie erlaubt uns auch wieder zu gehen, berichtete
Sora.
Einfach so?, hakte er nach.
Einfach so, bestätigte die Genii, doch ihr Blick
sprach Bände.
Aber du willst bleiben?, ließ sich Aiden bestätigen,
was er bereits in ihrem Gesicht gelesen hatte.
Sie nickte heftig: Ich brauche eine Pause von diesem Albtraum
dort draußen. Ich fürchte mich vor diesem Torrel und
seinen Kopfgeldjägern. Ich weiß nicht was wir diesem
Mann getan haben, wie wir ihn gegen uns aufgebracht haben, ich weiß
überhaupt nichts mehr, nur dass ich große Angst habe.
Bitte, lass uns hier bleiben!
Ihn beschlich ebenfalls ein ungutes Gefühl, als er an den gesichtslosen
Fremden dachte, der ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hatte, doch
Atlantis?
Würde er sich hier je wieder Zuhause fühlen können?
Würden sie ihn in einen Entzug zwingen?
Doch ein Blick in Soras verzweifeltes Gesicht machte ihm klar, dass
er eigentlich gar keine Wahl hatte.
Wir können es ja mal versuchen, lächelte er
müde.
ENDE