1. Kapitel 1 by Faith
Helles
Licht blendete ihn, als er die Augen wieder aufschlug. Aiden wollte
sich die Augen reiben, doch etwas hielt ihn zurück. Ein starker
Druck auf seinen Armen hinderte ihn daran diese zu bewegen. Ungläubig
öffnete er die Augen und sah, dass er in Atlantis war, Becketts
Krankenstation war wie immer spärlich besetzt. Eine Krankenschwester
huschte durch den Raum, vermutlich wollte sie den Doktor holen,
als sie bemerkt hatte, dass er aufgewacht war. Dann sah er an sich
herunter. Man hatte ihm ein weißes Hemd übergezogen und
Arme und Beine mit Fesseln fixiert. Ärgerlich riss er daran,
doch die Fesseln hielten stand. Glaubten sie allen ernstes er würde
Beckett anfallen, sobald er in seine Nähe kam?
Andererseits war sein letztes Treffen mit dem Schotten nicht optimal
verlaufen. Er erinnerte sich verschwommen, er wusste nur noch dass
es eine Auseinandersetzung gegeben hatte während der er den
Doc mit einer Waffe bedroht hatte. Es war merkwürdig, die Erinnerung
schien aus vielen, verdrehten Puzzlestücken zu bestehen, doch
eines fühlte er deutlich: Scham. Er hatte den Menschen wehgetan,
die er gern hatte und nun war er wieder hier. Atlantis. Früher
hatte sein Herz allein bei dem Gedanken höher geschlagen, es
bedeutete Abenteuer, Herausforderungen und vor allem Familie für
ihn, eine Art Familie wie er sie vorher nie gekannt hatte. Nun fühlte
er nur noch Angst und Scham. Er hatte seine Familie verraten und
nun war er wieder hier.
Er schloss die Augen. Die einzige Möglichkeit ihnen aus dem
Weg zu gehen, war zu schlafen oder zumindest so zu tun als ob. Er
wollte sie nicht sehen, die vorwurfsvollen, mitleidstriefenden Blicke.
Er war nicht krank, er war kein Krüppel, er war
. Er stockte.
Keine Schmerzen. Keine Krämpfe. Kein Fieber. Was war geschehen?
In diesem Moment betrat der Schotte den Raum. "Lieutenant Ford,
ich habe gehört Sie sind wach. Wie geht es Ihnen?"
Misstrauisch musterte Aiden den Doktor. Er redete mit ihm wie immer,
es war keine Angst in seiner Stimme und er wich auch nicht Fords
Blick aus.
Missbilligend sah Ford auf seine Fesseln. "Oh, das ist nur
eine vorübergehende Sicherheitsmaßnahme", wiegelte
Beckett ab.
"Vorübergehen?", echote Ford.
"Nur so lange bis Sie sich besser fühlen", erklärte
Carson.
"Besser? Was verstehen Sie unter besser?", fragte Aiden.
"Nun, wir haben ein Enzym entwickelt, dass die Aufgaben des
Wraithenzyms in Ihrem Körper übernehmen soll. Bei Mäusen
haben wir viel versprechende Ergebnisse erzielt, es soll einmal
das Tretonin der Pegasus Galaxie werden", Beckett konnte seinen
Stolz kaum verhehlen.
"An Mäusen?", der Soldat war entsetzt.
"Und natürlich an Schweinen", kam es von der Tür.
Zelenka und McKay traten herein. Offensichtlich hatte das Trio an
dem neuen Wundermittel gearbeitet.
"Schweine?", Ford wusste nicht ob er empört oder
belustigt darauf reagieren sollte.
"Schweine sind den Menschen physiologisch am Ähnlichsten",
erklärte Zelenka.
"Aha", gab Aiden gelangweilt zurück. "Und wie
wird dieses Wundermittel wirken?"
"Wir werden sehen", Zelenka zuckte mit den Schultern.
"Sie hatten bereits Ihre erste Dosis", berichtete MacKay
nicht ohne den Unterton, den Ford bei ihrem Treffen in seiner Höhle
verwandt hatte. Die Parallele schien ihn sichtlich zu amüsieren.
Ford warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
"Und was ist, wenn ich Ihre Hilfe' gar nicht will?",
meinte er ärgerlich.
"Ich denke dass Sie da kaum eine Wahl haben" eine bekannte
Stimme. Sheppard. Überrascht sah Ford zur Tür. Der Colonel
schaffte es immer wieder unbemerkt aufzutauchen, eine Eigenschaft,
die Ford schon immer bewundert und auch gehasst hatte. Ständig
musste man damit rechnen dass Sheppard irgendwo auftauchte, wo man
ihn am wenigsten erwartete. "Auftritt vor gefesseltem Publikum",
Fords Kommentar triefte vor Sarkasmus.
"Schön Sie zu sehen, Ford", grinste John. Er hatte
langjährige Erfahrung mit Rekruten und wusste den Kommentar
seines Untergebenen zu übergehen.
Aiden starrte durch den Colonel hindurch.
"Wie geht es Ihnen?", versuchte John das Gespräch
in Gang zu bekommen.
"Mir geht es gut und mir ging es schon immer gut, ich brauche
Ihre Hilfe nicht", gab er patzig zurück.
"Pah! Das hat man ja gesehen", mischte sich MacKay ein.
"Sie wollen doch nur aus mir einen verweichlichten Schlappschwanz
machen, damit Sie erbärmlicher Wichtigtuer, sich besser fühlen!",
seine Augen glühten vor Zorn. Er riss an den Fesseln, bereit
sich auf Rodney zu stürzen.
"Rodney!", ermahnte ihn Sheppard, "Lassen Sie uns
bitte allein."
"Feigling", höhnte der Soldat als Rodney und Zelenka
die Krankenstation verließen. Auch Beckett entschuldigte sich,
nachdem er einen unmissverständlichen Blick des Colonels aufgefangen
hatte.
"Ford, beruhigen Sie sich", ermahnte Sheppard den Freund,
"Wir wollen Ihnen alle nur helfen."
"Danke, aber ich verzichte", Aiden drehte sich weg, "Ich
komme sehr gut allein zurecht."
"Auf P2X
", begann John, Aiden unterbrach ihn "Das
war Nichts, gar nichts."
"Den Eindruck machte es nicht", fuhr der Colonel fort.
"So was kommt vor", er versuchte mit den Schultern zu
zucken.
"Aber was wäre gewesen wenn nicht Rodney dort gewesen
wäre, sondern ein Wraith?", gab sein Vorgesetzter zu bedenken.
"Verdammt, es wäre gar nicht so weit gekommen, hätten
Sie die Wraith nicht vertrieben! Sie sind doch der Grund, dass ich
so wenig zu jagen habe! Überall sind jetzt Patroullien, kein
Wraith ist mehr allein unterwegs. Und das ist Ihre Schuld, Colonel!
Sie würden es nicht zugeben, doch sie fürchten sich vor
den Atlantern, vor Ihnen!"
Aus Fords Mund klang das so negativ, war es nicht auch das, für
das auch Aiden gekämpft hatte? Die Wraith fürchteten sich
vor Menschen! Eine Tatsache, die er einfach so daher sagte. Was
für ein Sieg war diese Gewissheit! Weshalb nahm er sich aus,
es war genauso Fords Verschulden wie auch Sieg. Doch das schien
ihn kalt zu lassen.
"Wieso sagen Sie vor mir? Wieso nehmen Sie sich aus, Ford?
Auch Sie sind ein Atlanter.", wollte John wissen.
"Das bin ich schon lange nicht mehr", der junge Mann fixierte
die Decke über sich.
"Was ist passiert, Aiden?", fragte Sheppard fast bang.
"Sie fürchten sich vor mir, ich bin ein Monster für
Sie", er senkte seine Stimme, flüsterte fast. "Das
ist nicht wahr", meinte Sheppard empört.
"Doch das ist es. Sehen Sie sich doch um, die anderen, ich
bin eine Kuriosität, ein Forschungsobjekt, eine Mutation, aber
keiner von ihnen", sein Blick verschwamm. Aiden blinzelte nervös,
er wollte nicht dass der Colonel ihn weinen sah. Niemand sollte
das. Er wünschte sich, er könne sich in Energie verwandeln,
so wie die Antiker und von hier verschwinden. Alles vergessen und
nie zurückkehren.
Am nächsten Tag besuchte in Dr. Weir. Von dem Besuch bekam
Aiden nicht sehr viel mit. Das Enzym, das Beckett ihm verabreicht
hatte, war vom Körper abgebaut worden. Das Fieber war zurück
und er wand sich vor Schmerzen. Elisabeth hielt Fords Hand während
der Doktor ihm etwas gegen die Schmerzen gab: "Es tut mir Leid,
Junge, da musst du durch." Dr. Weir hielt seine Hand, bis er
vor Erschöpfung eingeschlafen war.
"Wird er sich wieder erholen?", fragte sie besorgt.
Beckett zuckte unbeholfen mit den Schultern: "Schwer zu sagen,
wir wissen nicht wie das Mittel bei Menschen wirkt, aber wir hoffen
das Beste."
"Danke für Ihre Offenheit, Carson", bedankte sich
Dr. Weir, warf Ford noch einen letzten, sorgenvollen Blick zu und
verließ die Krankenstation.
Diese Zusammenbrüche hielten fast eine Woche an. Der Entzug
des Wraithenzyms machte Ford mehr zu schaffen als Beckett erwartet
hatte, er beobachtete den Zustand des Soldaten beunruhigt, dann
rief er seine Kollegen.
"Ich
glaube nicht, dass das nicht normal sein kann, Rodney", Carson
legte McKay und Zelenka Fords Krankenakte vor. "Die Fieberschübe
kommen immer wieder und die Krämpfe bekomme ich mit Schmerzmitteln
allein nicht in den Griff", erklärte der Doktor.
"Bei den Mäusen hat es auch einige Tage gedauert",
gab Radek zu bedenken.
"Aber keine sieben Tage", warf Rodney ein,
"Lassen Sie mich mit ihm sprechen", schlug er vor.
Carson war etwas skeptisch, dennoch brachte er McKay an Fords Bett.
Der junge Mann war wieder bei Bewusstsein, war jedoch blass und
sah kränklich aus.
"Hey, Ford", grüßte McKay etwas unbeholfen.
"Doc", Aiden wirkte schwach.
"Wie geht es Ihnen heute?", wollte Rodney wissen.
"Beschissen, wie immer", gab er unwirsch zurück.
"Hören Sie, Ford, wir alle wollen dass es Ihnen bald besser
geht, aber dafür müssen Sie kooperieren, verstehen Sie?",
erklärte Rodney.
"SIE wollen dass es mir besser geht? Dass ich nicht lache!
Sie haben mich erst in diese Lage gebracht, McKay!", fauchte
Ford wütend.
"Sie sind mir buchstäblich vor die Füße gefallen!
Sollte ich Sie liegen lassen? Ich habe lediglich das getan, was
jeder gemacht hätte, einen Doktor gerufen!", erwiderte
Rodney, nun ebenfalls wütend.
"Einen Doktor gerufen, ja, damit Sie mich als Versuchsobjekt
benutzen können!", Aidens Gesicht hatte eine bedrohliche
rote Färbung angenommen.
"Wir haben dieses Mittel allein für SIE entwickelt, Sie
Psycho! Aber wenn Sie sich gern weiter bemitleiden wollen, bitteschön!",
McKays Halsschlagader trat Furcht einflößend hervor.
Fords Pupillen waren kleine Punkte, die Rodney fixierten: "Sie
selbstgefälliger, kleiner Mistkerl, wenn ich nicht an dieses
Bett gefesselt wäre, würde ich Ihnen so was von den Arsch
aufreißen!", fauchte er.
"Wissen Sie was, Sie wollen meine Hilfe nicht, gut, dann werden
Sie sie auch nicht bekommen", sagte Rodney und machte auf dem
Absatz kehrt.
Carson lief ihm nach: "Tut mir leid, Rodney, das Mittel scheint
bei ihm aggressives Verhalten auszulösen."
"Tatsächlich?", brummelte Rodney.
Die Tage auf der Krankenstation waren zäh wie Kaugummi. Die
meiste Zeit verschlief er, ab und zu nur geweckt von Becketts Injektionen.
Aiden hatte es aufgegeben sich zu wehren. Es hatte doch keinen Zweck.
Außerdem hoffte er die Fesseln bald ab zu bekommen, er hasste
es um Erlaubnis bitten zu müssen nur um auszutreten. Es war
erniedrigend wie ein Kind die wenigen Schritte zur Toilette begleitet
und jedes Mal wieder ans Bett geschnallt zu werden.
Ab und zu sah Sheppard vorbei, doch ihre Gespräche verliefen
einsilbig.
Nach einigen Tagen, die Ford wie eine Ewigkeit vorkamen, fragte
ihn John: "Und, Lieutanent fühlen Sie sich fit für
einen Rundgang durch die Stadt?"
Aiden warf Beckett einen fragenden Blick zu, der Mediziner nickte
unbekümmert. "Wie mir scheint hat die oberste Instanz
ihr okay gegeben."
Sheppard schnallte seinen Kollegen los, der etwas zittrig auf die
Beine kam. "Sie wollen mich doch wohl nicht in diesem Outfit
durch Atlantis jagen?", fragte er grinsend.
John schüttelte den Kopf und deutete auf einen Nebenraum. Ford
folgte noch immer etwas unsicher, doch neugierig. Als er sich noch
einmal umsah registrierte er überrascht, dass seine Babysitter
außerhalb der Krankenstation geblieben waren. Offensichtlich
hatte man beschlossen ihn nicht weiter als Bedrohung zu sehen, oder
zumindest nicht solange der Colonel in seiner Nähe war.
Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das Zwielicht des
Nebenraumes. Schemenhaft sah er seinen Vorgesetzten, der ihm etwas,
fast feierlich, überreichte. Ihm stiegen die Tränen in
die Augen als er es erkannte: " Meine Uniform?", krächzte
er.
"Ich dachte die könnten Sie jetzt gebrauchen, Lieutanent",
lächelte Sheppard.
Er hatte nicht geglaubt, dass sie ihm noch passen würde, die
alte Uniform. Ein Relikt aus vergangener Zeit. Während er mit
Sheppard durch Atlantis lief, hatte er das Gefühl eine Zeitreise
zu machen, in eine Zeit, in der alles so viel besser gewesen war
und die schon Millionen von Jahren zurücklag.
In dieser Zeit schien sich alles verändert zu haben, neue Gesichter,
ein neues Schiff stand neben der Daedalus am Pier und dann war da
noch dieser Typ, Ronon. Er schien Aiden nicht zu mögen, schon
seit ihrer ersten Begegnung machte er auf Ford einen feindseligen
Eindruck. John sprach voller Hochachtung von ihm, doch seinem Kameraden
missfiel der ehemalige Runner.
Ford und Sheppard erreichten, nach einem ausgiebigen Rundgang, die
Kantine. Dort war es, wie gewöhnlich zur Mittagszeit sehr voll.
Das hektische Treiben und aufgeregte Geschnatter der Expeditionsteilnehmer
verstummte jedoch jäh, als die beiden Soldaten gemeinsam den
Raum betraten.
Ford konnte ihre Blicke körperlich spüren, wie kalte Hände,
die sein Gesicht berührten. Er war nicht nur eine Kuriosität,
wie vor ein paar Tagen, als man ihn auf die Krankenstation gebracht
hatte, nun war er für sie eine Bedrohung. Der Freak, der bei
dem kleinsten Anlass in die Luft ging. Ford hasste sich dafür
und vor allen die anderen. War er es nicht gewesen, der vor einem
Jahr fast sein Leben gelassen hätte, nur um sie zu beschützen?
Keiner dieser argwöhnischen Wissenschaftler musste jemals mehr
riskieren als notwendig, weil es Leute wie ihn gab, die ihre unwissenden
Ärsche retteten, wenn es mal brenzlig wurde. War das der Dank
dafür, dass er sich ein ganzes Jahr lang darum gesorgt hatte,
dass es diesen Leuten gut ging?
Während Ford noch zögerte ob er sofort wieder gehen sollte,
stand jemand auf und winkte Sheppard und Aiden zu sich.
Überrascht sah Ford zu McKay, der die beiden zu sich an den
Tisch bat. Er hatte bereits Essen für drei vor sich aufgetürmt,
als hätte er die beiden erwartet.
"Greifen Sie zu", McKay machte ein Gesicht, als würde
ihnen das Angebot des Monats unterbreiten.
Ford sah sich unsicher um. Leises Geraune hatte sich im Raum verbreitet,
doch Sheppard und McKay schienen das völlig zu ignorieren.
"Wie geht es Ihnen, Ford?", frage McKay während er
Erbsen mit Kartoffelbrei in sich hinein schaufelte, als gäbe
kein Morgen.
"Gut", nickte Aiden, unsicher was er sagen sollte.
"Das ist schön", grinste der Doc. "Die Therapie
scheint Ihnen zu helfen." Seinen Stolz konnte er nicht verbergen.
"Es geht ihm fabelhaft, nicht wahr, Lieutenant?", Sheppard
klopfte dem jungen Soldanten kumpelhaft auf die Schulter.
Aiden gab sich Mühe zu lächeln. Irgendwie war alles so
unwirklich, wie gestellt um ihn zu testen.
"Es wird ihm noch besser gehen wenn er erstmal die Orion gesehen
hat", John zwinkerte Ford verschwörerisch zu.
"Orion?", fragte Ford neugierig.
"Ja, Atlantis hat sein erstes eigenes Raumschiff, Sie haben
es vorhin kurz gesehen, als
", Sheppard war begeistert
wie ein kleiner Junge, der seinem besten Freund sein neuestes Spielzeug
präsentieren konnte, doch er wurde unterbrochen.
"Colonel, Dr. Weir möchte Sie sprechen", Ronon Dex
war an den Tisch getreten und hatte John angesprochen ohne sich
um Rodney oder Aiden zu kümmern.
Der hünenhafte Krieger hatte nach wie vor Probleme sich mit
den Gepflogenheiten der Erde vertraut zu machen.
"Worum geht es, Ronon?", wollte der Colonel wissen.
"Einsatzbesprechung", sagte der Mann einsilbig.
"Na denn, McKay, Ford, kommen Sie", forderte der Soldat
seine Kollegen auf.
"Ich?", fragte Aiden überrascht.
"Der Doc hat gesagt Sie sind fit, dann will ich sie auch dabei
haben", meinte sein Vorgesetzter als sei es das Normalste der
Welt.
"Ford!",
Elisabeth war überrascht den jungen Mann außerhalb seines
Bettes anzutreffen.
"Ma'am,
", noch ehe Ford antworten konnte ergriff
Sheppard das Wort: "Beckett hat sein Okay gegeben, dem Lieutenant
geht es Bestens. Ich hätte ihn gern für die Mission."
"Fühlen Sie sich wirklich fit, Lieutenant?", wollte
Weir wissen, unsicher ob sie Aiden schon wieder einen Einsatz zumuten
konnte. Ronon sah den jungen Mann argwöhnisch an. Es war als
ahnte er, wie schwer es Ford schon fiel auf den Beinen zu bleiben,
dennoch ahnte Aiden dass dies seine Chance war sich den anderen
zu beweisen, also nickte er entschlossen.
"Nun gut", Weir zuckte mit den Schultern, offensichtlich
hatten der Lieutenant und der Colonel bereits Pläne gemacht
ohne sie zu unterrichten. Einerseits wurmte sie dieser Alleingang
andererseits schien es Ford tatsächlich besser zu gehen, warum
sollte er dann seine Kollegen nicht begleiten dürfen.
"Sie haben ein Zeitfenster von fünf Stunden, Rodney bat
mich, sich die Ruinen auf P3X352 noch einmal genauer ansehen zu
dürfen. Ich denke es dürfte reine Routine für Sie
sein, meine Herren", erklärte Weir den Plan.
Wenige
Minuten später verließen die vier Atlantis durch das
Gate.
Sie hatten einen ordentlichen Fußmarsch vor sich, bis sie
die Ebene um die verlassene Stadt erreicht hatten. Ford musste sich
zusammenreißen um nicht ein erleichtertes: "Gott sei
Dank" von sich zu geben.
Während Rodney sich eifrig mit allerlei Messgerät in die
Stadt stürzte, setzten sich Ronon, John und Aiden ins Gras.
Die Waffen auf den Knien sahen die Krieger abwechselnd in Richtung
Stadt und in die, aus der sie gekommen waren.
Schweigend genossen sie die Sonne, die angenehm warm von Himmel
schien.
Es
mochte wohl eine Stunde gewesen sein, als Aiden es spürte,
es war als wäre die Luft auf einmal elektrisch geladen. Ein
Kribbeln ging durch seinen Körper unruhig sah er sich um. "Ford,
alles okay?", fragte Sheppard besorgt.
"Alles Bestens", log er.
"Ich werde mir mal die Beine vertreten", brummte er.
Er wusste, dass sie da waren, irgendwo dort draußen, nicht
sehr weit weg. Es war jedes Mal als würde etwas von ihm besitz
ergreifen, es war mehr als eine Ahnung, es war ein Gefühl als
wären sie bereits in greifbarer Nähe. Der Ablauf war immer
derselbe schon fast automatisch hatten ihn seine Füße
zu einer Baumgruppe geführt, die er aufmerksam inspizierte.
Er brauchte einen Ast, der hoch genug war, damit er nicht gleich
entdeckt wurde, aber stabil genug um ihn zu tragen.
Kaum hatte er einen passenden gefunden, kletterte er eilig hinauf.
In einiger Entfernung sah er bereits die ersten Wraithkrieger. Ford
wusste wie er sie auseinander locken konnte, damit er ein leichtes
Spiel mit ihnen haben würde.
Wie schon hunderte Male zuvor wartete er geduldig in seinem luftigen
Versteck und beobachtete die Wraith. Sie ließen sich ungewöhnlich
viel Zeit, als erwarteten sie etwas oder jemanden, dennoch setzte
die kleine Gruppe ihren Weg durch das Wäldchen fort. Sie waren
fast unter dem Baum angekommen, als Ford ein beunruhigendes Geräusch
vernahm. Ein hoch frequentes Summen erfüllte die Luft. Aiden
wusste sofort worum es sich handelte: Darts!
Die Wraith waren nicht gekommen um zu erkunden, sondern um zu jagen!
"Ford? Hören Sie mich?", Sheppards Stimme drang knisternd
aus dem Funkgerät. Verdammt!', er war seiner Beute so
nahe. Verärgert warf Ford das Funkgerät weg. Einige der
Wraith hatten das Geräusch des aufschlagenden Plastikgehäuses
vernommen und liefen in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein
Wraith blieb zurück, kaum fünfzig Meter von Fords Versteck.
Es wäre so einfach! Aiden machte sich sprungbereit.
Die Darts kamen näher. Blitzschnell schmolz der Abstand zwischen der Ruinenstadt und den Wraithjägern dahin. Sheppard und Ronon liefen zu den Ruinen um Rodney beizustehen, doch Ford konnte erkennen, dass sie es nicht vor dem Dart schaffen konnten, zu weit hatten sich die Krieger von dem Wissenschaftler entfernt. Aiden musste eine Entscheidung treffen. Er musste sich zwischen dem schon schmerzhaften Verlangen nach einer neuen Dosis des Wraithenzyms und dem Leben eines Kollegen entscheiden. Diese Aufgabe schien schier seine Kräfte zu übersteigen. Nun abzuspringen war lebensmüde, der Wraithstunner konnte ihn ohne weiteres erreichen, aber nicht abzuspringen hießen feige zu zusehen, wenn die Wraith die Atlanter fingen und als Nahrungsquelle nutzten.
Rodney war hinter ein paar umgestürzten Säulen in Deckung
gegangen und beobachtete die, herannahenden, Darts mit Unbehagen.
Was sollte er tun? Und wo zur Hölle steckten Sheppard, Ronon
und Ford?
Militär! Sie waren auch nur da, wenn man glorreiche Siege erringen
konnte, einem kleinen Wissenschaftler den Hintern zu retten zählte
wohl nicht in dieser Welt!
Der Dart hatte seine Position fast erreicht, ein Transportstrahl
wurde aktiviert und steuerte zielstrebig auf den Wissenschaftler
zu. Rodney schickte ein stummes Gebet gen Himmel und kauerte sich
noch mehr zusammen, als er plötzlich mit voller Wucht von etwas
gerammt wurde.
Rodney stöhnte auf.
Der Transportstrahl war wenige Meter an ihm vorbei gegangen, dennoch
hatte er Schmerzen, als hätte ein Wraith seine Hand in seinen
Leib gebohrt. Die Wirklichkeit war dem jedoch nicht ganz fern: Fords
Knie hatte ihn schmerzhaft in den Magen getroffen, als der Lieutenant
den Wissenschaftler mit sich gerissen hatte.
Ein Wraithstunner hatte den Soldaten gestreift, so dass auch er
einen Moment atemlos am Boden lag.
Kurz darauf erreichten Ronon und Sheppard die beiden.
"Wo zum Teufel haben Sie gesteckt, Ford?", fluchte John
froh in wieder zu sehen.
"Ich hab mich etwas umgesehen und wohl mein Funkgerät
verloren", log Ford.
Sheppard sah ihm die Lüge an der Nasenspitze an, schluckte
jedoch seine Bemerkung, er wollte keine Diskussion vom Zaun bringen
sondern einfach so schnell wie möglich nach Atlantis zurückkehren.
Nachdem
Beckett Rodney und Aiden beste Gesundheit attestiert hatte, nahm
John Ford beiseite: "Sie haben das Funkgerät nicht verloren,
nicht wahr, Lieutenant?"
Aiden sah betreten zu Boden und nickte.
"Lieutanent, Sie sind auf das Zeug nicht mehr angewiesen",
sagte er freundlich. Er schien Fords Gedankengänge erraten
zu haben ohne dass dieser selbst wusste, was in ihm vorging. "Ich
ich", Ford nahm hilflos die Arme in die Luft. Er wusste nicht
was es war, er wusste nur, dass er nicht wegging, vielleicht nie
weggehen würde.
Sheppard legte ihm verständnisvoll die Hand auf die Schulter
und nickte.
"Das hatte ich die ganze Zeit befürchtet", sagte
er leise. "Es steckt in einem, auch wenn es nicht mehr nachzuweisen
ist. Man vergisst es nie." Ford sah in mit großen Augen
an. Es hörte sich an als spräche der Colonel aus Erfahrung:
"Sir?"
"Ich hatte vor einiger Zeit ein ähnliches Erlebnis wie
Sie, Ford, auf dieser Grundlage haben Rodney, Carson und Zelenka
ihr Gegenmittel entwickelt."
"Es tut mir leid, Sir, ich wusste nicht
.", Aiden
fühlte sich noch mieser als schon zuvor.
"Es ist okay, Aiden", John schenkte ihm ein gequältes
Lächeln, er wusste, dass es an der Zeit war Abschied zu nehmen.
Er
warf einen letzten Blick auf den weiträumigen, hellen Gateraum
und das emsige Treiben, dann wandte er sich zu Rodney und John.
"Danke, für Alles", lächelte Aiden aufrichtig
dankbar.
"Warum tun Sie das, Ford?", Rodney schien betrübt
über die Entscheidung des Lieutenants.
"Wie kann man an ein Leben anknüpfen, das es nicht mehr
gibt?", antwortete Aiden mit einer Gegenfrage.
"Aber
aber Sie werden doch hier gebraucht und wir zählen
auf Sie", Rodneys weit aufgerissene Augen begannen zu glitzern.
In diesem Moment hätte Ford ihn am liebsten in den Arm genommen.
Er hatte nie ein besonders inniges Verhältnis mit dem Wissenschaftler
gehabt, dennoch hatte Rodney ihm immer beigestanden.
"Wir werden uns sicher wieder sehen, Rodney", lächelte
Ford.
In diesem Moment bildete sich fauchend ein heller Ereignishorizont.
"Colonel", nickte Ford.
"Alles Gute, Lieutenant", auch Johns Stimme krächzte.
Der junge Mann holte tief Luft und ging zügig auf das Gate
zu.
Er stoppt, als er McKays Stimme hörte: "Ähm, Aiden",
der Soldat drehte sich ein letztes Mal um, "Pass' gut auf dich
auf, hörst du?"
Nun bahnte sich eine Träne ihren Weg über die Wange des
Mannes. Noch nie hatte der Kanadier ihm beim Vornamen genannt, niemals.
"Das werde ich, Rodney", brachte er schließlich
hervor und durchschritt entschlossen den Horizont.
ENDE