Der Feind - mein Verbündeter (1) by Selana
Summary: Sheppard und Rhiana werden von den Wraith entführt. Doch um einen Gegner zu besiegen, der alle Bewohner der Pegasus-Galaxis bedroht, müssen sie zusammen arbeiten. Doch meinen die Wraith es ehrlich oder ist es nur wieder ein Trick, um endlich Atlantis in ihre Hände zu bekommen?
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Ori, Own Character, Wraith
Genre: Action, Crossover, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 11 Completed: Ja Word count: 19851 Read: 71640 Published: 18.01.12 Updated: 18.01.12
Story Notes:
Spoiler: Etwas zu „Common Ground“, aber nur sehr wenig.

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

10. Kapitel 10 by Selana

11. Kapitel 11 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Der Feind – mein Verbündeter


Teil 1: Nicht schon wieder!



Sie liefen um ihr Leben. Wieder einmal, wie John Sheppard resigniert dachte. Dabei hatte es als ganz normale Mission angefangen. Atlantis hatte die verschlüsselte Nachricht eines ihrer Verbündeten erhalten. Wie üblich hatten sie auf den Ruf reagiert. Weir hatte sein Team ausgewählt, der Sache nachzugehen.

John hoffte, dass es sich nicht um eine Falle gehandelt hatte, sondern um einen dummen Zufall handelte. Trotzdem ähnelte die Situation sehr der einen Mission, wo sie von den Genii in einen Hinterhalt gelockt worden waren. Dabei war er in die Hände dieses Sadisten Kolya gefallen. Kolya hatte ihn dadurch Foltern lassen, dass er ihn mehrmals von einem Wraith hatte ausgesaugt lassen. Da der Wraith auch ein Gefangener gewesen war, hatten sie sich aber verbündet und waren geflohen. Der Wraith hatte ihm sogar seine geraubte Lebensenergie zurückgegeben.

Dessen ungeachtet reagierten sie selbstverständlich auf jede Nachricht ihrer Alliierten. Wegen dieses einen Vorfalles konnten sie es sich nicht leisten, ihre Freunde zu ignorieren. John ging seitdem jedoch immer mit gemischten Gefühlen solchen Hinweisen nach.

Sheppard verbannte diese Gedanken vorerst in die hintersten Winkel seines Gehirns. Jetzt galt es erst einmal lebend aus dieser Situation zu entkommen. Vor ihm lief Rhiana, weiter vorne sah er Ronon, Teyla und McKay laufen. Die drei hatten einen Vorsprung, weil John und Rhiana sie gedeckt hatten. Am Tor würden Ronon und Teyla sie beide dann decken, damit auch sie den Nachhauseweg schafften.

Wenn sie das Tor erreichten!

Doch diesmal waren nicht die Genii hinter ihnen her. Es war viel schlimmer, denn es waren die Wraith. Es war einfach Pech, dass gerade, als sie das Dorf erreichten, die Wraith auftauchten.

Wie auch immer, sie mussten rennen, wollten sie überleben.

„John!“, Rhiana warf einen Blick zurück. „Sie kommen näher!“

„Ich weiß! Achte nicht darauf. Lauf einfach weiter!“

Das war leichter gesagt, als getan, denn das Gelände war sehr unübersichtlich. Ein großes Gebiet voller Steinbrocken, Geröll und wenig Deckungsmöglichkeiten.

Da schlug auch schon der Strahl eines Stunners neben ihm ein. Sie wollten sie lebend fangen. Selbstverständlich, schließlich konnte man einen Menschen nur dann aussaugen, wenn dieser noch am Leben war.

Die anderen drei schienen das Stargate erreicht zu haben. John konnte das typische Geräusch des sich aufbauenden Wurmloches hören. Wenigstens etwas. Sobald McKay seinen Code durchgegeben hatte, konnten sie vielleicht mit etwas Glück ebenfalls das Tor erreichen.

Noch konnte er das Sternentor nicht sehen. Ein großer Felsbrocken versperrte ihm die Sicht. John und Rhiana liefen um ihn herum. Dort war es! Das Wurmloch leuchtete einladend zu ihnen herüber. Von McKay war nichts mehr zu sehen. Ronon und Teyla standen vor dem offenen Wurmloch.

„Sheppard!“

John konnte Ronon Ruf hören. Dort stand er und winkte. Teylas Gewehr spuckte Feuer und mähte einen Wraith um, der fast das Tor erreicht hatte. Stunnerschüsse schlugen neben den beiden ein.

Sheppard und Rhiana erhöhten nochmals ihre Laufgeschwindigkeit. Das Tor war jetzt nur noch fünfzig Meter entfernt, doch sie mussten durch offenes Gelände laufen. Da sahen sie, wie Teyla von einem Stunner getroffen wurde und rückwärts ins Wurmloch fiel.

Ihr Glück, so war sie zwar getroffen worden, doch sicher in Atlantis angekommen. Ronon hatte dies aus den Augenwinkeln beobachtet und weiter auf die Wraith gefeuert. Sheppard und Rhiana liefen auf ihn zu. Nur noch dreißig Meter trennten sie von ihm. Gerade noch konnte Ronon einem Schuss ausweichen, da hörte er das gefürchtete Geräusch eines Jägers. Mit aktiviertem Strahl schoss er auf das Tor zu. Nur wenige Meter vor ihrem Ziel wurden John und Rhiana von ihm erfasst.

Ronon stieß einen wütenden Schrei aus, als er das sah. Der Strahl näherte sich nun auch ihm. In letzter Sekunde konnte er in das Wurmloch springen, das sich hinter ihm schloss. In Atlantis kam er hart auf.

Ein paar Soldaten, Major Lorne, Weir, McKay und Dr. Beckett standen vor dem Atlantistor.

„Wo sind Sheppard und Rhiana?“, fragte Weir mit ahnungsvoller Stimme.

„Die Wraith haben sie. Knapp vor dem Tor wurden sie an Bord eines Jägers gebeamt. Ich konnte es nicht verhindern.“

„Sie haben keine Schuld, Ronon“, sagte Weir. Ihrem Gesicht sah man den Kummer an. „Wir stellen sofort ein Suchteam zusammen. Auf keinen Fall geben wir sie verloren.“



An Bord des Wraith-Kreuzers

Sheppard wusste nicht, wie oft er schon in einer Zelle erwacht war. Wie hatte er gehofft, dass ihm das in Zukunft erspart bliebe. Und diesmal war es besonders schlimm, denn es handelte sich ohne Zweifel um eine Wraith-Zelle.

Er blickte um sich und sah Rhiana am anderen Ende auf einer Bank liegen. Schnell stand er auf und lief zu ihr. Sie war nur bewusstlos. Als er sich zu ihr setzte und sie sanft in die Arme nahm, begann sie sich zu regen.

„Was ist passiert?“, fragte sie noch ganz benommen.

Sheppard umfasste die Zelle mit einer Handbewegung. „Nach was sieht das aus?“

Rhiana blickte um sich. „Ist das eine Wraith-Zelle?“

„Deinen Worten entnehme ich, dass du noch nie in einer gewesen bist?“

„Zum Glück nicht.“

„Dann herzlichen Glückwunsch, dies ist dann wohl deine Premiere.“

„Ja, und eine, auf die ich gerne verzichtet hätte. Was ist mit den anderen? Haben sie es geschafft?“

„Ich nehme an. Aber auf Hilfe zu warten, ist wohl sinnlos. Wir sind an Bord eines Basisschiffes, dass bestimmt bald weiterfliegt. Vielleicht hat es das auch schon getan, denn ich weiß nicht, wie lange wir bewusstlos waren.“

„Ist das nun eine Falle gewesen oder ein dummer Zufall.“

„Ich glaube ein Zufall. Das ist mir lieber, als wenn ich annehmen muss, das wir schon wieder von Verbündeten betrogen wurden.“

„In dem Falle können wir diese Verbündeten wohl abschreiben“, meinte Rhiana betroffen. „Die Wraith haben bestimmt alle mitgenommen.“

„Ja, das fürchte ich auch.“

„Und was machen wir nun?“

„Das letzte Mal hatte Ronon überall bei sich Dolche versteckt. Damit kann ich leider nicht dienen. Es sei denn, du hast welche bei dir.“

„Das du in einer solchen Situation noch scherzen kannst.“

„Das ist kein Scherz, glaube mir. Ich weiß, was auf uns zukommt, wenn wir nicht fliehen können. Ausgesaugt zu werden ist die schlimmste Erfahrung, die ich je in meinem Leben gemacht habe.“

„Der Wraith hat dir aber dein Leben zurückgeben.“

„Was mich heute noch verwundert. Ich habe darüber nachgedacht. Es gibt vieles, was wir noch nicht über die Wraith wissen. Sie besitzen auch das, was wir Ehre nennen. Vielleicht wäre es interessant, sie näher kennen zu lernen.“

Rhiana warf ihm einen entsetzten Blick zu. „Du hast den Verstand verloren.“

„Nein, so wie ich es verstanden habe besitzen die Wraith auch menschliche Diener, die von ihnen gehegt und gepflegt werden. So ähnlich, wie wir unsere Nutztiere behandeln. Sie geben ihnen sogar Lebensenergie zurück.“

„Ich sage es ja: du bist irre!“

„Ich hoffe nicht, aber das ich mit einem Wraith zusammen arbeiten musste, ist eine ganz besondere Erfahrung. Sie mögen in unseren Augen Monster sein, aber in ihren Augen tun sie das alles nur, um zu überleben. Es ist unser Pech, dass sie ausgerechnet Menschen zum Überleben brauchen.“

Rhiana sagte nichts mehr. Sie dachte wohl über das gesagte nach. John wusste, dass er sie nicht überzeugt hatte, aber sie hatte auch nicht diese Erfahrung machen müssen.

Sheppard wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie Geräusche hörten. Doch es mussten Stunden gewesen sein. Alarmiert standen sie beide auf. Es waren aber nicht Schritte, die sie hörten, sondern Schreie und das bekannte Geräusch von Stunnern. In der Nähe ihrer Zelle wurde gekämpft.

Hoffnungsvoll sahen sich die beiden an. Kam doch Hilfe? Hatten ihre Freunde sie so schnell gefunden? Leider erstarb diese Hoffnung, als vier Wraithwachen auf ihre Zelle zukamen und diese öffneten. Ohne etwas zu sagen wurden sie von diesen gepackt und aus der Zelle geschleift. War es jetzt soweit? Hatte ihre letzte Stunde geschlagen.

Zu ihrer Überraschung wurden sie aber weder vor einen Wraith geschleift noch in einen Kokon verfrachtet. Die stummen Wraithwachen brachten sie in einen riesigen Hangar des Basisschiffes. Dort führte man sie in ein kleines Transportschiff. Es ähnelte den Jäger, war aber viel größer und hatte im inneren Platz für etwa dreißig Personen.

Eine der Wachen setzte sich hinter das Steuer, während die drei anderen ihre beiden Gefangenen zwangen sich hinzusetzen. Sie sprachen kein Wort, ließen Sheppard und Rhiana aber keine Sekunde aus den Augen.

Was ging hier vor? Sheppard bemerkte, dass sich das kleine Schiff in Bewegung setzte. Die Decke über ihnen wurde durchsichtig und er sah, dass sie langsam aus dem Hangar schwebten. Niemand nahm Notiz von ihnen, was auch kein Wunder war, denn in dem Hangar herrschte Großbetrieb. Anscheinend befanden sie sich noch immer in dem Sonnensystem. Das bedeutete, dass sie nicht lange Bewusstlos gewesen waren.

Doch warum fing man sie erst ein und brachte sie dann wieder von Bord? Und warum hatten sie Schüsse gehört? Waren doch Freunde aufgetaucht, deren Befreiungsversuch schief gegangen war? Doch dann hätte man sie nicht von Bord bringen müssen.

Sie erreichten den Weltraum und flogen auf den Planeten zu. Sie drangen jedoch nicht in die Atmosphäre ein sondern umrundeten ihn. Ihr Kurs führte sie direkt auf einen der beiden Monde zu. Auch diesen umflogen sie, und nun sah John einen Wraithkreuzer vor sich. Warum versteckte sich dieser vor dem Basisschiff?

Nachdem sie in dem wesentlich kleineren Hangar gelandet waren, wurden sie von Bord gezerrt. An einer Bewegung spürte er, dass der Kreuzer in den Hyperraum gesprungen war. Noch mehr Rätsel. Er warf Rhiana einen Blick zu, die aber ebenfalls ratlos zu sein schien.

Man brachte sie jedoch nicht in eine Zelle sondern führte sie in einen größeren Raum, in dem ein Art Thron stand. Darauf saß ein großer Wraith mit langen weißen Haaren und einer seltsamen Gesichtsbemalung. Er blickte John satanisch grinsend an.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
Teil 2: Ein alter Bekannter



„Willkommen an Bord meines Schiffes, John Sheppard“, sprach ihn der Wraith mit seiner verzerrt klingender Stimme an.

Nun war John mehr als überrascht. Woher kannte dieser Wraith seinen Namen? Sheppard blickte ihn genauer an. Die Wraith ähnelten sich alle sehr, zumindest in den Augen der Menschen. Doch etwas kam ihm an dem Wraith bekannt und sehr vertraut vor. Dieses Gefühl verwirrte ihn. Der Wraith ließ ihm Zeit. Plötzlich schoss John die Erkenntnis durch den Kopf.

„Du?“

„Ich fühle mich geehrt, dass du mich wieder erkennst.“

„Ich dachte unsere Schulden wären beglichen?“

„Und ich habe dich gewarnt, dass es das wäre, sofern wir uns nicht mehr wieder sehen.“

„Das ist wohl nicht meine Schuld. Deine Männer haben mich entführt und hierher geschleift.“

„Auf meinen Befehl. Ich ließ dich von dem Basisschiffes entführen. Man hätte dich dort nur als Nahrung benutzt. Doch das wäre eine Verschwendung gewesen. Seit einiger Zeit bin ich auf der Suche nach dir. Dich zu lokalisieren fällt mir nicht schwer. Doch nie gelang es mir, dich zu fangen. Dann kam mir diese Königin zuvor. Sie ahnte nicht einmal, wer du bist.“

John fragte sich besorgt, wie es dem Wraith möglich sein sollte, ihn zu lokalisieren? Trug er etwa so etwas wie einen Sender bei sich? Doch den hätten die Wissenschaftler in Atlantis sicher gefunden.

„Warum bist du hinter mir her? Was macht mich in deinen Augen wertvoll genug, mir nachzujagen? Es gibt sicher viele Menschen, die du aussaugen kannst.“

„Ich will dich nicht aussaugen.“

„John!“, Rhianas Blick wanderte von Sheppard zu dem Wraith und wieder zurück. „Was bedeutet das?“

Nun blickte der Wraith Rhiana das erste Mal direkt an. „Ich gab nur den Befehl dich zu holen. Doch meine Wachen sind nicht das, was man sehr intelligent nennt. Sie sind nur Drohnen, die Befehle ausführen. Was mache ich nun mit ihr?“

„Sie ist so wertvoll wie ich“, sagte John schnell.

Der Wraith blickte sie nun beide an. „Sie bedeutet dir etwas?“

„Rhiana ist meine Gefährtin.“

„Ich verstehe“, der Wraith überlegte kurz und wandte sich dann an die Wachen. „Die Menschenfrau ist ab sofort für alle tabu, genauso wie John Sheppard.“

Jetzt verstand John gar nichts mehr.

„Ich bin dabei, meine Schuld dir gegenüber wieder aufzubauen, Sheppard. Der Grund deines Hier seins ist, dass ich deine Hilfe brauche.“

„Meine Hilfe? Wie das?“

„Nachdem du mich auf dem Planeten zurück ließest, wurde ich von einem mir unbekannten Hive aufgegriffen. Sie haben mich aufgenommen, doch ich wollte zu meinen Leuten zurück. Die Königin war dazu bereit, doch sie war neugierig. Ich erzählte ihr meine Geschichte und auch, dass ich nur durch die Hilfe eines Menschen gerettet wurde. Daraufhin erzählte sie mir von einer Gruppe Menschen, die in der alten Stadt der Lantianer lebten, bis die Stadt vor etwas mehr als einem Jahr vernichtet wurde. Einige der Neulantianer überlebten jedoch und bereiteten den verschiedenen Hives weiterhin große Schwierigkeiten. Es gelang ihnen sogar einige Mutterschiffe zu vernichten. Mir war sofort klar, dass du einer dieser Neulantianer sein musst.“

„Ja, das stimmt und Rhiana auch“, John kam zu dem Schluss, dass es besser war, nicht zu lügen. Der Wraith wusste es ja schon. Und das Atlantis noch existierte, brauchte er ja nicht zu verraten. Er bemerkte, dass der Wraith ihn hintergründig und wissend anlächelte. Das verwirrte John noch mehr.

Und noch etwas! Eigentlich sollte dieser Wraith vor ihm sein erbitterter Gegner sein, denn er war es gewesen, der ihn ausgesaugt hatte. Seitdem verfolgten ihn fast jede Nacht diese Albträume. Und doch, John musste zugeben, dass er so etwas wie Sympathie für sein Gegenüber empfand. War das normal? Er versuchte es damit zu erklären, dass es ja Acastus Kolya gewesen war, der den Wraith an ihm saugen ließ, doch richtig konnte dieser Gedanke ihn nicht beruhigen.

„John! Das ist der Wraith, der dich ausgesaugt hat?“

„Richtig, mein alter Freund …., wie ist eigentlich dein Name?“, wandte sich John dann an den Wraith. „Ich kann dich ja schlecht immer nur „du“ oder „Wraith“ nennen. Ihr habt doch Namen, oder?“

„Selbstverständlich besitzen wir Namen. Der Name würde dir aber nichts sagen. Du könntest ihn nicht einmal aussprechen.“

„Versuch es einfach!“

Der Wraith gab darauf einen Laut von sich, der sich für John aber nur wie das Zischen einer Schlange anhörte.

„Du hast Recht, das kann ich nicht aussprechen. Ich muss dich aber irgendwie ansprechen. Deshalb werde ich dir einen unserer Namen geben. Ich werde dich … „Jack“ nennen.“

Der Wraith stieß ein amüsiertes Lachen aus, dass aber mehr wie ein Grollen klang.
„Was ist das für ein seltsamer Name?“

„Du kannst dich geehrt fühlen. „Jack“ heißt einer meiner Vorgesetzten mit Vornamen. Ein großer Krieger, den ich sehr bewundere.“

„Dann erlaube ich dir, mich so zu nennen, denn die nächste Zeit werden wir viel zusammen sein.“

„Dann setzt du schon voraus, dass ich dir helfe?“

„Selbstverständlich! Die Alternative wäre für dich und dein Weibchen der Tod. Denn in diesem Fall könnte nicht einmal ich vor den anderen Wraith schützen.“

„Wenn das so ist, was kann ich für dich tun?“

„Ich werde versuchen es dir zu erklären. Nachdem ich mein eigenes Hive wieder erreicht hatte, erzählte mir meine Königin, die dir ebenfalls dankbar ist, dass du mir zur Flucht verholfen hast, dass auf unserem Hauptplaneten ein seltsamer Mensch aufgetaucht ist. Er erzählte von einem Ursprungsglauben, den wir alle annehmen sollten. Meine Königin hat ihn ausgelacht und wollte ihn töten lassen. Doch eine große Macht beschützte ihn. Keiner meiner Brüder konnte ihn aussaugen, im Gegenteil, dieser Fremde der sich Prior nannte, tötete alle in seinem Umkreis und ging wieder durch das Stargate. Doch er versprach bald wiederzukommen. Sollten wir dann nicht ihren Glauben annehmen, würden alle auf dem Planeten getötet werden.“

„Das kommt mir bekannt vor“, sagte John betroffen. „Diese Priore sind auch in meiner Heimatgalaxis aufgetaucht. Sie haben jeden getötet, der nicht ihren Glauben annahm.“

„Auch auf dem Planeten meiner Königin richtete dieser Prior nach seiner Rückkehr großen Schaden an. Unsere menschlichen Diener, und die, welche uns als Nahrung dienten, wurden alle von einer Seuche befallen. Viele sind schon tot und der Rest ist auch krank geworden. Unzählige meiner Brüder wurden durch eine Energiewelle getötet, weil die Seuche nicht auf sie wirkte. Nach diesem zweiten Besuch ging der Prior wieder, versprach aber, wiederzukommen.“

„Wann war das?“, wollte Sheppard wissen.

„Vor genau einer Woche. Dann machten wir eine Gefangene, die uns von ähnlichen Vorfällen berichtete. Wir haben ihr Leben verschont, denn sie sprach davon, dass es eine Waffe geben soll, die diese Priore tötet.“

„Nicht die Priore“, erklärte John. „Sondern ihre Auftraggeber, die Ori.“

„Ori? Davon höre ich zum ersten Mal“, sagte „Jack“, der Wraith.

„Die Ori sind aufgestiegene Antiker, die aber böse geworden sind. Sie wollen alle Lebewesen versklaven und töten alle, die sie nicht anbeten. Denn ähnlich wie ihr von der Lebensenergie von uns Menschen stark werdet, gewinnen die Ori an Kraft durch alle, die sie anbeten.“

„Dann sind sie uns ähnlich“, meinte der Wraith.

„In der Tat“, stimmte John zu. „Doch wie soll ich euch gegen die Ori helfen?“

„Wir wissen, wo sich diese Waffe, die unsere Gefangene Sangraal nannte, befindet.“

Sheppard glaubte sich verhört zu haben. Da suchte das ganze Stargate-Kommando nach dieser Waffe und dieser Wraith wusste, wo sie war? Oder gab es mehrere dieser Anhänger mit Kristallen, welche die Macht in sich bargen, die Ori zu vernichten?

„Warum holt ihr sie nicht selbst? Warum braucht ihr dafür meine Hilfe?“

„Das Sangraal kann nur von jemand geholt und benutzt werden, der das ist, was du einen Antiker nennst. Von der Gefangenen wissen wir, dass du das bist. Oder hat sie uns angelogen?“

„Nein, sie hat nicht gelogen. Ich bin das, was ihr einen Antiker nennt.“

Der Wraith nickte zufrieden. „Dann habe ich mich nicht geirrt. Du bist der wertvollste unserer Diener.“

„Ich bin nicht dein Diener“, widersprach John energisch. „Wenn ich dir helfe dann nur, wenn danach Rhiana und ich wieder frei sind. Das ist meine Bedingung.“

„Das Geschäft gilt, John Sheppard. Wir werden den betreffenden Planeten bald erreichen. Bis dahin könnt ihr beide euch ausruhen. Doch sei gewarnt! Wenn du gegen unsere Abmachung verstößt oder zu fliehen versuchst, ist das Geschäft ungültig. Dann wird es mir ein Vergnügen sein, dir nochmals dein Leben auszusaugen. Und ich weiß, dass du köstlich schmeckst. Vorher darfst du dann aber noch zusehen, wie ich dasselbe mit deiner Gefährtin mache.“

„Ich habe verstanden. Und ich gebe dir mein Wort, dass ich nicht versuche zu fliehen, wenn auch du dich an unsere Abmachung hältst.“

„Dann gilt unser Geschäft.“

Die Wraith brachten sie einen Raum, der etwas bequemer als die Zellen waren.

Rhiana hatte bisher stumm zugehört, doch nun platzte es aus ihr heraus. „John! Du kannst ihm nicht vertrauen. Er ist ein Wraith.“

„Doch, ich vertraue ihm. Und ich möchte dich auch bitten, keine Dummheiten zu machen. Wenn wir uns an die Abmachung halten, dann hält er sich auch. „Jack“ hätte beim ersten Mal keinen Grund gehabt, mir das Leben zurückzugeben. Doch er hat es getan und deshalb vertraue ich ihn.“

„Aber …!“

„Wenn du mich liebst, dann vertraue mir einfach.“

„Schön, dir zuliebe. Aber wenn ich sehe, dass man ihm nicht trauen kann …“

„Du wirst es sehen. Und außerdem sucht auch das Stargate-Kommando nach der Waffe. Vielleicht können wir sie irgendwie in die Hände bekommen.“

„Dann brichst du dein Wort.“

„Die Waffe war nie Bestandteil unseres Paktes. Nur die Suche danach.“

„Du nennst den Wraith nach General O’Neill? Ich glaube nicht, dass er davon begeistert sein wird.“

„Das braucht er ja nicht zu wissen. Der Wraith schien geehrt zu sein, nach einem großen Mann benannt zu werden.

„Geehrt? Ich weiß nicht, ob man einen Wraith so nennen kann. Was mich auch interessieren würde ist, ob wir diese Gefangene kennen.“

„Vielleicht erfahren wir ja noch ihren Namen.“



Viele Stunden später

Geblendet hob Sheppard die Hand, um seine Augen vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Die Sonne dieses Planeten war viel heller als gewohnt. Auch „Jack“ und seinen Wraithbegleitern schien das nicht zu gefallen, denn sie trugen dunkle Sonnenbrillen, die sie sehr lächerlich aussehen ließ, wie Sheppard insgeheim dachte.

„Habt ihr für uns auch solche Brillen?“, fragte John.

„Jack“, der Wraith blickte ihn fragend an.

„Auch uns stört das grelle Sonnenlicht.“

Der Wraith gab einem seiner Begleiter ein Zeichen und der stumme Krieger warf John drei Brillen zu, die er geschickt auffing. Eine gab er Rhiana und die zweite dem dritten menschlichen Wesen, das diese Suche begleitete.

Sheppard und Rhiana hatten ihren Augen kaum getraut, als „Jack“ ihnen seine wichtige andere Gefangene vorgestellt hatte. Und er hatte sich dabei gefragt, warum zum Teufel es ausgerechnet diese Person sein musste.

Lara Hunter blickte John hämisch an. Sie hatte ihm gehässig erklärt, dass sie dem Wraith mit Absicht seinen Namen genannt hatte. So konnte sie sicher sein, ihre Rache zu bekommen. Denn dass der Wraith John am Ende laufen ließ, daran glaubte sie nicht.

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Selana
Teil 3: Gralssuche



John hatte daraufhin dem Wraith erklärt, dass auch Lara eine Antikerin war und die Waffe holen konnte, doch „Jack“ hatte nur grollend abgewinkt und gemeint, dass dies eine Aufgabe für einen großen Krieger wie John Sheppard wäre, und nicht für eine schwache Frau.

Bei dem Wort „schwache Frau“ hatte Lara empört auf den Wraith gesehen, doch nicht gewagt, etwas zu sagen, da dieser sie nur zornig angesehen hatte. Und einen Wraith sollte man lieber nicht verärgern.

„Jack“s Wraithkreuzer hatte das den nächsten Planeten mit Sternentor angeflogen. Der Planet, der ihr Ziel war, war zu weit entfernt. Mit dem Kreuzer hätte sie eine Woche gebraucht und soviel Zeit wollte „Jack“ nicht verlieren. Einen Jäger hatten sie auch nicht nehmen können, denn das Stargate stand ausgerechnet in einer kleinen Höhle. So waren sie gezwungen zu Fuß zu gehen.

Ihre Gruppe bestand aus Sheppard, Rhiana, Lara, „Jack“ und zehn seiner Krieger. Der Wraith wollte nichts dem Zufall überlassen. Keiner der drei Menschen fand es angenehm, sich in Gesellschaft von so vielen Wraith zu bewegen. Doch sie hatten keine andere Wahl.

„Jack“ kannte den Weg. Er hatte ein kleines Scannergerät in der Hand, das ihm wie er versicherte, den Weg zeigte. Der Wraith ging voran und die anderen folgten ihm geschlossen. Die drei Menschen gingen in der Mitte, während die Wraithkrieger sie eskortierten. Unter den zehn Wraithkriegern befand sich noch ein höher entwickelter Wraith wie „Jack“, der die drei Menschen immer wieder hungrig ansah. Dabei stieß er ein leises Grollen aus, das John überhaupt nicht gefiel. Doch ohne Zweifel wagte er es nicht, sich „Jack“ zu widersetzen. Doch sollte „Jack“ etwas passieren, dann würde das ohne Zweifel auch den Tod der drei Menschen bedeuten.

John beschloss ihn nicht aus den Augen zu lassen und gut auf „Jack“ aufzupassen. Allerdings hatten die Wraith ihnen keine Waffe gegeben. Soweit vertrauten sie ihnen anscheinend doch nicht. „Jack“ hatte nur gesagt, dass sie das nicht brauchen würden.

Es war mitten am Tag, als sie endlich die Höhle verließen. Die Höhle befand sich in inneren eines großen Berges. Der Ausgang lag auf einer Höhe von etwa fünfzig Meter, doch ein schmaler, gut ausgetretener Fußweg führte nach unten. Daran schloss sich eine große Ebene mit bläulich leuchtendem Gras an. Soweit das Auge reichte nur dieses gewöhnungsbedürftig aussehende Gras, Blumen und ein betörender Duft nach Blüten. Im Zenit, am Himmel, stand eine blaue Sonne, deren Strahlen wahrscheinlich für die bläuliche Farbe des Grases verantwortlich zu sein scheint. Überhaupt leuchtete alles auf dieser Welt in einem hellen Blauton.

Es schien Frühling in dieser fremden Welt zu sein. Niemand hatte seinen Fuß auf diese Ebene gesetzt, denn das Gras wirkte unberührt. Nicht einmal Tiere waren zu sehen. Sie mussten sich ihren Weg durch das ungefähr einen Meter hohe Gras regelrecht bahnen. Doch wer hatte den Trampelweg nach unten dann so ausgetreten?

„Seltsam“, meinte Sheppard, dem das alles nicht geheuer war. „Es müssten zumindest Tierspuren zu sehen sein.“

„Vielleicht gibt es in dieser Welt keine Tiere“, meinte Rhiana.

„Das glaube ich nicht. Überall gibt es Tiere und besonders in einer so paradiesischen Landschaft“, meinte John.

„Warum genießen wir nicht einfach die Ruhe?“, fragte Rhiana. „Sieh doch, es ist so friedlich hier“, dabei machte sie eine alles umfassende Handbewegung. Und versuchte dabei krampfhaft die Wraith um sie herum zu ignorieren.

„Jack“ und der andere Wraith knurrten nur und befahlen ihnen ruhig zu sein. Und als hätten ihre Worte das Unheil herauf beschworen, hörten sie einen lauten und unmenschlichen Schrei.

Sie sahen sich an: „Was war das denn?“, fragte Rhiana.

„Das sind die Tiere dieser Welt?“, sagte „Jack“. „Zumindest eines davon. Und nun setzt euch endlich in Bewegung.“

Rhiana sah den Wraith an. „Keinen Sinn für die Schönheit der Natur. Kein Wunder, dass ihr immer so finster blickt.“

Sheppard konnte nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken. Das war seine Rhiana wie sie leibt und lebt, und die sich nicht einmal von einem Wraith einschüchtern ließ.

Er bemerkte wie die Wraith schnüffelnd in den Himmel blickten. In diesem Moment wiederholte sich der seltsame Schrei, diesmal lauter und ganz nahe. Er wurde von einer zweiten Stimme erwidert. Die im offenen Gras stehenden Menschen und Wraith zuckten zusammen, als ein riesiger bedrohlich wirkender Schatten die Sonne verdunkelte. Merkwürdige und fremdartige Konturen wanderten über die Grasfläche und streiften auch sie. Die Schreie wiederholten sich und nun konnten sie die Verursacher sehen. Sie sahen genauso aus, wie die Drachen in den Märchen und Sagen der Erde. Und hier war nun ein ganzer Schwarm dieser Vögel.

Die Wraith befahlen ihnen sich ins hohe Gras zu ducken und keine Bewegung zu machen. Nicht, dass diese Ermahnung nötig gewesen wäre, denn gegen diesen Schwarm hätte ihnen auch der Schutz von zehn Wraith nicht geholfen, wenn sie entdeckt wurden.

Sheppard hoffte, dass ihre dürftige Deckung ausreichte und wagte keine Bewegung mehr. Sie glaubten die Luftbewegung zu spüren, die durch die gewaltigen Schwingen verursacht wurden. Der Colonel schätze die Spannweite der Flügel auf etwa zwanzig Meter, überdeutlich sah er die riesigen Krallen an den Füßen der Tiere und den riesigen Schädel mit hornartigem Auswuchs und riesigen Mund. Öffnete eines der Tiere den Mund zu einem Schrei, konnte man die gewaltigen Zähne sehen.

Langsam zog die Herde über die Ebene. Einige kreisten über ihnen. Fast schien es, als wären ihnen die Spuren aufgefallen, die sie auf ihrer Wanderung hinterlassen hatten. Doch schließlich drehten auch die letzten Tiere ab und verschwanden hinter dem Horizont. Sheppard atmete erleichtert auf und erhob sich als erster.

„Jetzt kennen wir den Grund, warum keine Tiere auf dieser Ebene sind. Sie kennen die Gefahr. Und was ist mit euch? Kanntet ihr die Tiere?“

„Selbstverständlich“, grollte „Jack“. „Allerdings sahen wir bisher nur einzelne dieser Tiere. Nie eine Herde in diesem Ausmaß. Und nun gehen wir weiter. Auf dieser Ebene sind wir ihnen ausliefert. Bald erreichen wir ein ausgedehntes Waldgebiet. Dort können wir Schutz vor den Tieren finden.“

Die Sonne wanderte mit ihnen ihrem Untergang zu, während sie sich auf den Wald zu bewegten. Immer wieder wanderte ihr Blick nach oben und waren mehr als erleichtert, dass keiner der Drachen zu sehen war. Doch als sie nur noch etwa einhundert Meter vom Waldrand entfernt waren und schon erleichtert aufatmen wollten, kamen die Drachen zurück.

Sheppard sah einen Schatten über das Gras wandern und warf einen Blick nach oben. Über den Bäumen sah er die Umrisse von zweien der Tieren erscheinen.

„Schnell!“, warnte er seine Begleiter. „Lauft! Die Drachen kommen zurück!“

„Jack“ stieß wütendes grollen aus, dass den Menschen eine Gänsehaut verursachte.

Die beiden Tiere kamen genau aus der Richtung in die sie laufen mussten und schnitten ihnen so den Weg ab.

Sheppard sah, dass sich der vordere Drachen auf Rhiana und ihn zu bewegte. Er stieß einen lauten Warnruf aus.

„Jack“ sah seine unersetzlichen Menschen in Gefahr und griff ein. Er hob seinen Stunner und schoss auf das Tier. Seinen Kriegern befahl er dasselbe zu machen. Die nicht sehr intelligenten Drohnenkrieger gehorchten ohne zu überlegen. Eine wahre Salve traf den vorderen Drachen. Er stieß wütende Schreie aus. Die konzentrierte Salve reichte aus, das Tier vom Himmel zu holen. Der Drache flatterte erschrocken und voller Schmerzen mit den Flügeln und kroch am Boden herum. Die Wraith warfen eine Granate auf das Tier, das diesem den Rest gab.

Der zweite Drache hatte sich inzwischen rasend vor Wut auf die drei Menschen gestürzt. Es schien den Tod seines Artgenossen rächen zu wollen.

Als das erste Tier Rhiana angriff, war Sheppard seiner Freundin zu Hilfe geeilt. Es stürzte sich von oben auf die Frau und versuchte sie mit den Krallen zu packen, doch Rhiana warf sich blitzschnell zur Seite, so dass die messerscharfen Klauen sie knapp verfehlten. Die Angst verlieh ihr Flügel, und so bewegte sich die Antikerin fast schneller als das Auge. Sie tauchte auf der anderen Seite des Tieres auf. Ohne Waffe war sie dem Tier jedoch hilflos ausgeliefert. Da half nur Glück und Wendigkeit.
Das Tier war durch seinen verfehlten Angriff zu Boden gestürzt und versuchte sich aufzurappeln. Dadurch war es einen Moment hilflos und diesen Umstand nutzte John aus. Wenn der Drache es schaffte in die Lüfte zu steigen, würde es schwerer besiegbar sein.

Er hatte gesehen, wie die Wraith das erste Tier beschäftigten. Einer der Wraithkrieger stand ganz in seiner Nähe. Er sah dessen Dolch, der schon fast die Länge eines kleinen Schwerts hatte, an dessen Hüfte in greifbarer Nähe baumeln. Ohne zu überlegen packte John das Messer, zog es dem Wraith aus der Scheide und wandte sich dem zweiten Drachen zu, der Rhiana angriff.

Als das Tier am Boden lag, sprang er ihm auf den Rücken und lief bis zu dessen Hals. Er hob den Dolch, um damit den Hals des Tieres zu durchbohren. Sheppard setzte seine ganze Kraft ein. Mit einem schmatzenden Laut durchdrang die Waffe Haut und Gewebe und nagelte das Flugtier an den Boden. Es zuckte und wand sich, wobei es durch die Bewegung immer mehr Blut verlor. Sheppard zog es heraus, hob das Schwert erneut, durchbohrte den Kopf des Tieres und versetzte ihm so den Todesstoß. Das Tier wand sich unter ihm, er sprang von ihm herunter, um sich in Sicherheit zu bringen. Endlich hörten die Zuckungen auf und das Tier verendete.

Sheppard sah sich um. Die Wraith, Rhiana und Lara blickten ihn fassungslos an.

„Alles in Ordnung, John?“, fragte Rhiana und sah ihn besorgt an.

„Natürlich“, lautete seine Antwort.

Der zweite Wraith, den John insgeheim Jeff nannte, sprang plötzlich mit einem Knurrlaut auf ihn los und sein Schlag schleuderte John einige Meter zu Boden. „Jeff“ war mit einem Satz über ihm und entriss ihm die Waffe. Dann spürte John seine Hand auf seiner Brust.

„Du hast meine Waffe gestohlen, Mensch“, zischte ihn der Wraith hasserfüllt an. „Dafür tötete ich dich jetzt!“

John sah in Gedanken schon den Tod auf sich zukommen, als „Jeff“ ein Schlag traf, der ihn nun zu Boden warf.

„Sheppard ist tabu! Vergiss das nie“, herrschte ihn „Jack““ an. „Wir haben einen Handel mit ihm geschlossen.“

Der Wraith stand auf und schüttelte sich. Dann blickte er „Jack“ hasserfüllt an. „Du hast einen Handel mit ihm, Bruder. Vergiss du das nie.“

„Ja, die Königin und ich! Vergiss nicht, dass ich hier das Sagen habe. Und solange ich lebe, wirst du tun, was ich sage.“

„Aber nur, solange du die Gunst der Königin besitzt. Vergiss du das nie, „Bruder“, zischte der Wraith.

Rhiana war zu John geeilt und half ihm auf, während Lara lachend daneben stand.

„Jack“ blickte seinem Bruder hinterher und John glaubte so etwas wie Besorgnis in seinem Blick zu sehen. Er warf John einen undefinierbaren Blick zu.

„Wir gehen weiter. Beeilt euch!“, herrschte er dann die drei Menschen und seine Krieger an.

John entging nicht der mörderische Blick, den „Jeff“ seinem Bruder hinterher warf.

„Er plant etwas, John“, meinte Rhiana, die es ebenfalls bemerkt hatte. „Wir müssen vorsichtig sein.“

„Ja, unser Pakt mit den Wraith ist nur solange etwas wert, wie „Jack“ hier das Sagen hat. Passiert ihm etwas, sind wir tot.“

„Geschieht euch beiden recht“, mischte sich Lara ein. „Warum musst du auch den Helden spielen, Sheppard, und den Wraith zeigen, wie gefährlich du bist?“

„Hätte ich vielleicht zusehen sollen, wie die Bestie Rhiana tötet?“, fragte John empört.

„Warum nicht? Was ist schon an der Hexe dran?“

„Hüte deine Zunge“, zischte Rhiana die Frau an.

„Ich hatte mich in dir nicht geirrt, Sheppard“, sagte „Jack“. „Du bist für einen Menschen ein ungewöhnlicher Krieger und uns damit sehr ähnlich. Es ist schade, dass du keiner von uns bist.“

weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by Selana
Teil 4: Verschwörung



Dies war ein Kompliment, dem John nichts abgewinnen konnte. So nickte er nur. Da es wirklich zu gefährlich im Freien war, folgten sie ohne Widersprung den Wraith in den Wald. Die Bäume im Wald standen dicht bei dicht und ließen das Sonnenlicht kaum durch. Außerdem war die Sonne gerade am untergehen. Bald würde es stockdunkel sein. Die Wraith hatten ihre Messer gezogen und schlugen eine Schneise durch das hohe und dichte Unterholz. Lianen und Schlingpflanzen hingen von den Bäumen und im dichten Gras wuchsen betörend duftende Blumen. Fremdartige Insekten summten zwischen den Blüten umher, doch sobald es dunkel war, würden diese verschwinden und anderen Tieren das Gebiet überlassen.

Viele der Bäume waren Riesen, deren Äste erst in großer Höhe begannen. Es wurde immer finsterer. Es würde wohl besser sein, ein Lager aufzuschlagen, um die Nacht abzuwarten. Sheppard überlegte, ob es wohl gefährliche Tiere in diesem Wald gab.

Die Geräusche des Urwalds waren nicht anders als auf der Erde, Vogelgezwitscher, Schreie, die an Affenlaute erinnerten, aber auch unbekannte Klänge mischten sich darunter. Doch wer wusste schon, welche Tiere nachts aktiv wurden.

Die Wraith schienen ähnliche Gedanken zu haben, denn sie blieben vor einem der Baumriesen stehen und sahen hoch. Die Äste des Giganten begannen in etwas zehn Meter Höhe und verzweigten sich dann so, dass sie vielleicht ein Nachtlager in luftiger Höhe finden konnten.

„Wir übernachten hier“, sagte „Jack“.

„Da oben?“, fragte John.

Der Wraith nickte.

„Und wie kommen wir da hinauf?“

„Jack“ zeigte die Bäume und John begriff, worauf er hinaus wollte. Die Wraithkrieger gingen zu einen der vielen Bäume im Umkreis und rissen einige Lianen ab. Schnell hatten sie diese zu einem langen Seil verknotet. Ein gut gezielter Wurf beförderte das Seil hoch und um den ersten Ast herum.

Die Knoten, wo die Lianen miteinander verschlungen waren, gaben vorzüglichen Halt zum Hochklettern. Fünf der Wraithkrieger kletterten hoch. Sheppard ging auf Anweisung von „Jack“ als nächster und saß nur wenig später auf dem untersten Ast. Von hier aus konnte man bequem von Ast zu Ast weiter klettern. Bald fanden sie geeignete Plätze, wo die verzweigten Äste plattformenähnliche Sitzgelegenheiten bildeten.

John suchte sich eine der kleineren Plattformen aus. Nur wenig später erschien Rhiana neben ihm und machte es sich bequem. Die zweite Plattform auf der anderen Seite des Baumstammes nahm „Jack“ mit zwei seiner Krieger ein.

Lara hatte sich einen Ruheplatz in der Nähe von „Jeff“ ausgesucht. Ihr schien die Nähe des Wraith lieber zu sein, als die Gesellschaft ihresgleichen. Sheppard verstand das zwar nicht, aber im Grunde war es ihm egal.

Ihre Plattform war so groß, dass er und Rhiana bequem nebeneinander liegen konnten. Sie holten sich etwas essen aus mitgeführten Beuteln und teilten es sich. Wasser tranken sie aus einem kleinen Schlauchbeutel. Es war nicht viel, aber ausreichend, um den gröbsten Hunger und Durst zu stillen. Inzwischen war es auch stockdunkel geworden. Sehen konnte man die anderen Plattformen nicht mehr. John nahm Rhiana fest in die Arme.

„Du riechst wundervoll“, flüsterte er leise in ihr Ohr.

Rhianas Lachen war kaum zu hören.

„Es ist besser einer von uns bleibt wach. Ich traue den Wraith nicht. Vielleicht gibt es auch gefährliche Tiere, die auf Bäume klettern können oder in den Bäumen leben.“

„Einverstanden“, antworte Rhiana. „Dann bleibe ich zuerst wach. Und keine Widerrede! Auch Helden brauchen ihren Schlaf.“

Auf der anderen Seite des Baumes lag Lara noch wach. Wie sie Sheppard hasste. Nun wurde er auch noch von diesem widerlichen Wraith beschützt. Sie hatte mit Bedacht diesen Schlafplatz ausgesucht. Dieser andere höher entwickelte Wraith befand sich in ihrer Nähe. Sie konnte seinen abstoßenden Atem hören und auch riechen. Sie überwand ihren Abscheu, denn wenn Sheppard mit einem Wraith ein Geschäft machen konnte, gelang ihr das sicher auch.

.He! Schläfst du, Wraith?“, fragte sie leise.

„Nein!“, lautete die gereizte Antwort. „Gib Ruhe, Mensch, oder ich töte dich. Das Tabu gilt nur für Sheppard und sein Weibchen.“

„Sheppard und dein Bruder haben ein Geschäft abgeschlossen. Wir beide könnten das auch.“

„Wir beide?“, der Wraith ließ ein grollendes Lachen hören.

„Doch, doch! Ich habe bemerkt, dass du deinen Bruder nicht sehr magst. Oder irre mich da?“

„Er ist nach Jahren der Abwesenheit bei meiner Königin aufgetaucht. In der Zeit seiner Absenz war ich ihr Favorit, doch als er wieder da war, hat sie mich wie Luft behandelt.“

„Ah, ich verstehe“, Lara begriff, dass es sogar bei den Wraith so etwas wie Eifersucht und Missgunst gab. „Und was geschieht, wenn er weg ist? Oder wenn er versagt? Was wird deine Königin dann machen?“

„Dann würde ich wieder ihr Nölaire sein.“

Lara wusste nicht, was ein Nölaire war, aber sie nahm an, so was wie ein Liebhaber. „Ganz genau! Also, ich helfe dir, ihn und die beiden Menschen beiseite zu schaffen. Du wirst als strahlender Held dastehen, der seiner Königin die wertvolle Waffe bringt.“

„Was willst du als Gegenleistung?“

„Oh, nichts. Nur mein Leben und meine Freiheit.“

„Um ihn beiseite zu schaffen, brauche ich deine Hilfe nicht, Menschlein.“

„Oh doch! Nur einer der direkten Nachkommen der Lantianer kann die Waffe holen. Und ich bin auch eine.“

„Du?“

Lara spürte den Atem des Wraith direkt vor ihrem Gesicht. Am liebsten hätte sie ihn angewidert beiseite geschoben. Doch das hätte sie nie geschafft und außerdem brauchte sie seine Hilfe.“

„Warum hast du ihm das nicht gesagt? Dann hätten wir Sheppard nicht holen müssen.“

„Richtig, aber ich wollte, dass ihr ihn holt.“

„Warum?“

„Weil ich ihn genauso hasse, wie du deinen Bruder. Ich will ihn tot sehen. Es würde für mich das größte Vergnügen sein, zuzusehen, wie du ihm ganz langsam das Leben aussaugst.“

„Ich denke, diesen Wunsch kann ich dir erfüllen.“

„Dann gilt unser Geschäft? Ich helfe dir deinen Bruder zu töten und beschaffe dir das Sangraal. Dafür lasst ihr mich am Leben und setzt mich auf einem Planeten mit Stargate ab, damit ich nach Hause kann?“

Der Wraith überlegte kurz. „Unser Geschäft gilt.“

„Gut“, Lara konnte ihr Glück kaum fassen. Bald würde es zu Ende gehen mit John Sheppard und seiner kleinen Hure.

Der Morgen dämmert herauf, doch so richtig wurde es nicht hell. Das Dickicht war viel zu dicht, um das Sonnenlicht durchzulassen. Seit zwei Stunden waren sie schon wieder unterwegs.

Ein Geräusch lenkte Sheppard Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein gleichmäßiger dumpfer Ton, der sich alle halbe Minute wiederholte.

„Hört ihr das auch?“, fragte der Colonel und hob lauschend den Kopf.

Die Wraith hörten einen Moment auf, sich durch das Unterholz zu schlagen.

„Was meinst du?“, fragte Rhiana

Das Geräusch war inzwischen in kleineren Abständen zu hören und näherte sich ihnen. Sie lauschten gespannt. Zu den dumpfen Tönen kam nun das Brechen von Ästen dazu. Etwas bahnte sich einen Weg durch den Wald.

„Was immer das ist – es muss gewaltig sein“, flüsterte Rhiana.

„Etwas, dass ich lieber nicht sehen möchte“, meinte auch Lara.

Sie blieben alle stehen wo sie waren, lauschten und hielten gespannt den Atem an. Das Geräusch wurde so laut, dass sie jeden Moment erwarteten, dass etwas oder jemand vor ihnen durch das Unterholz brechen würde. Doch dann wurde es wieder leiser und entfernte sich.

Erst, als nichts mehr zu hören war, wagten sie aufzuatmen.

„Es ist weg“, sagte Lara. „Was immer es auch gewesen ist, ich bin froh, nicht mit ihm kämpfen zu müssen. Wir brauchen unsere Kräfte noch.“

„Ich hätte nicht erwartet, von dir so weise Worte zu hören, Lara“, sagte Sheppard. „Du überrascht mich.“

„Glaubst du ich bin verrückt?“, sagte Lara mit verzerrtem Gesicht und ging wütend auf Sheppard zu.

„Eigentlich schon“, antwortete Sheppard ungerührt.

„Du eingebildeter Affe! Ich bring dich um!“, rief Lara.

„Hör auf damit!“, rief Sheppard. „Es ist nicht die Zeit für einen Streit.“

„Richtig! Noch nicht!“, brüllte Lara zurück. „Verschieben wir es auf eine andere Zeit. Dann werde ich dir dein Herz aus der Brust reißen.“

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst“, entgegnete Sheppard kalt. Er wusste, dass die selbstgerechte Antikerin nicht bluffte. Sie meinte, was sie sagte und er würde sich vor ihr hüten müssen, denn eines war klar: sie war hysterisch und unberechenbar.

Die Wraith hatten sich in ihren Streit nicht eingemischt. John hatte sogar den Eindruck, dass „Jack“ sich amüsierte.

Rhiana hatte den Streit mit Sorge beobachtet. Immer wieder konnte sie Laras Gesicht sehen und sah darin abwechselnd Hass und Wahnsinn sich spiegeln. John hatte recht, Lara war nicht ganz zurechnungsfähig und somit so gefährlicher wie die Wraith. Rhiana beschloss, ein besonderes Auge auf Lara zu haben.

Den ganzen Tag kämpften sie sich durch den Dschungel, als „Jack“ gegen Abend plötzlich anhielt. Vor ihnen lichtete sich der Wald und eine verfallene Stadt wurde sichtbar. Die Häuser in unterschiedlicher Höhe, waren teilweise eingestützt und alle total von Schlingpflanzen überwuchert. Trotzdem war es eindeutig antikische Bauart. Ein Gebäude stach besonders hervor. Es glich dem Hauptturm von Atlantis, war jedoch von Balkonen und Plattformen umgeben, die von unten bis hoch zur Spitze führten.

„In diesem Turm befindet sich das, was wir suchen“, informierte „Jack“ sie.

Sie gingen weiter. Um den Turm zu erreichen, mussten sie mitten durch die Gebäude laufen. Das Dickicht war nicht so hoch und sie kamen schneller voran. Allerdings mussten sie manchem Trümmerstück ausweichen und zweimal sogar ein zerstörtes Gebäude übersteigen, dass ihnen den Weg versperrte. Inzwischen war es Nacht geworden.

Es wurde so dunkel, dass sie ihren Weg nicht mehr sehen konnten, und als Lara fast in das Kellergewölbe eines der Gebäude einbrach, beschlossen die Wraith auf den Morgen zu warten.

„Wir übernachten hier“, sagte „Jack“. „Es wird zu gefährlich und außerdem finden wir den Turm in der Dunkelheit nicht. Wir könnten weit an ihm vorbeilaufen.“

„Du hast recht“, stimmte John zu. „Auf eine weitere Nacht kommt es auch nicht mehr an.“ Er fühlte sich auch nicht besonders wohl bei dem Gedanken, in tiefster Finsternis durch die verfallene Stadt zu klettern.

Eine halbe Stunde später saßen sie an einem kleinen rauchlosen Feuer, denn obwohl es in am Tag heiß war, konnte es nachts empfindlich kalt werden. Die Ruinen boten ihnen Schutz gegen eventuell auftauchende Tiere.

weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by Selana
Teil 5: Gefahr



Langsam zog die Morgendämmerung herauf und verbreitete eine spärliche Helligkeit. Die Sonne würde lange brauchen, um in diesen Teil des Dschungels zu gelangen. Früher mochte die Lichtung groß gewesen sein, genauso wie die Stadt. Doch heute war das meiste von der Natur zurückgeholt worden.

Sheppard war schon lange wach. Rhiana schlief noch tief. Er konnte ihren Atem spüren und manchmal bewegte sie sich unruhig im Schlaf und murmelte unverständliche Worte. Er fragte sich, was das wohl für Menschen gewesen waren, die in dieser Stadt gelebt hatten. Natürlich Antiker, doch was wussten sie schon über deren Lebensweise?

Die Nacht war ohne Vorkommnisse vorübergegangen. Allerdings ahnte er, dass es wohl nicht so bleiben würde. Die Wraith waren auch schon munter und im Gegensatz zu ihnen brauchten sie kein Frühstück. Außer vielleicht, sie würden die Menschen als Frühstück ansehen.

Sheppard schielte zu ihnen hinüber, doch außer „Jeff“ beachteten ihn die Krieger nicht weiter. „Jeffs“ bösartiger Blick glaubte er fast körperlich zu spüren. Der Wraith schien zu bemerkten, dass er ihn anstarrte. Er drehte seinen Kopf John zu und er bemerkte seinen niederträchtigen Blick. Der Wraith plante etwas, da war er sicher. Ob er „Jack“ warnen sollte?

Doch würde er ihm glauben, dass sein Bruder plante ihn zu hintergehen? John beschloss noch etwas abzuwarten, aber „Jeff“ nicht aus den Augen zu lassen.

Als die Wraith sich zum Aufbruch bereit machten, rüttelte er Rhiana langsam wach und flüsterte in ihr Ohr. „Es ist Zeit. Wach auf!“

Rhiana murmelte verschlafen: „John? Was ist los? Gefahr?“

„Keine Gefahr, aber wir brechen auf.“

„Was ist mit Frühstück?“

Sheppard warf einen Blick auf die Wraith, die alle schon abmarschbereit dastanden und die Menschen ungeduldig anblickten.

„Wir werden wohl auf dem Weg durch die Ruinen etwas essen müssen.“

So gingen sie noch etwa eine Stunde durch die Trümmer der alten Stadt, bis sie den hohen Turm erreichten. Sie blickten nach oben. Um hinaufzukommen, mussten sie entweder die Treppen, welche zu den Plattformen nach oben führten hochklettern, oder sich einen Weg durch das Gebäude suchen. Einen Eingang fanden sie zwar, die Fensterfronten waren zersplittert, und im inneren des Turmes sahen sie einige eingefallene Stockwerke. Es würde sehr gefährlich sein, innen hochzusteigen.

„Wir steigen die Außentreppen hoch“, sagte „Jack“.

„Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen“, antwortete Sheppard.

Langsam gingen sie auf die erste Treppenstufe zu. Sie bestand weder aus Holz, Stein oder einem Sheppard sonst bekannten Material und fühlte sich seltsam an. Fast als würden sie über Licht schreiten. Und doch, als er sich bückte und mit der Hand über die Treppe fuhr, fühlte sich diese fest und sicher an. Auch der Fuß fand dauerhaften und sicheren Halt.

„Was ist das für ein Material?“, wunderte sich auch Rhiana. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

„Das wundert mich, denn dein Volk besteht aus Antikern“, meinte John. „Aber was auch immer es ist, es scheint sicher zu sein.“

„Anscheinend haben wir doch mehr Wissen unserer Vorfahren verloren, als gedacht“, murmelte Rhiana vor sich hin.

Sie begannen langsam die erste Treppe hochzusteigen. In diesem Augenblick war von oben ein Leuchten zu sehen. Die Spitze strahlte auf und sandte ein alles überflutendes Licht über die Menschen und die Wraith. Es passierte jedoch nichts. Verwundert sahen sich die drei Menschen an, während die Wraith scheinbar unbeeindruckt blieben.

Sie erreichten bald das mittlere Stockwerk des Gebäudes. Nichts war zu sehen, kein Monster und auch sonst keine Gefahr, die sie bekämpfen mussten. Erleichtert darüber gingen sie langsam weiter und erreichten das letzte Stockwerk, als das Licht erneut auftauchte. Es kam aus dem Nichts, doch diesmal hatte es die Form eines großen Balles, dass sie ein paar Mal umkreiste. Dem einen Licht folgte ein zweites, dann ein drittes.

Eines hielt dicht vor Sheppard an, der nicht wagte, sich zu bewegen. Noch wusste er nicht, was es war. Und solange es keine Feindseligkeit zeigte...

Ein Feuerstrom schoss aus dem Licht, traf Sheppard und warf ihn zu Boden. Es war kein normales Feuer und verursachte keine Brandverletzung, doch ein ungeheurer Schmerz durchströmte seinen ganzen Körper. Wie durch Watte hörte er Rhiana seinen Namen rufen.

Er ignorierte den Schmerz und rappelte sich wieder auf. Aus dem Licht formte sich die Gestalt eines menschenähnlichen Körpers, eingehüllt in ein Flammenmeer und in der Lage jede Form anzunehmen – sei es ein Arm oder Bein. Und in jeder beliebiger Größe und Länge. Die Berührung eines dieser Arme hatte den Schmerz bei ihm ausgelöst.

Das Feuerwesen hatte glühende rote Augen und sprach ihn mit dröhnender Stimme an. „Wer bist du Wicht, der es wagt, den Sangraal von uns zu holen?“

Sheppard schaffte es den Schmerz weitgehend zu ignorieren. „Ich bin John Sheppard“, sagte er zu dem Wesen.

Aus den anderen Lichtern bildeten sich zwei weitere Feuerwesen. „Und wer ist Sheppard?“ fragte sein Gegenüber. Das Wesen war im Moment so groß wie Sheppard, wuchs aber in die Höhe. Wahrscheinlich wollte er ihm Angst einjagen.

„Und wie kannst du es wagen aufrecht zu stehen, während dein Gott zu dir spricht?“

„Ein Gott? Du bist nicht mein Gott“, widersprach Sheppard. „Warum sollte ich also vor dir knien?“

Das Wesen hob so schnell die Hand, dass Sheppard nicht ausweichen konnte. Der Schmerz zwang ihn in die Knie, doch mit zusammengebissenen Zähnen erhob er sich sofort wieder.

Das Wesen war erstaunt. „Du bist kein gewöhnlicher Mensch, denn sonst wärst du nicht in der Lage zwei meiner Schläge zu überleben und auch noch zu stehen. Was bist du also?“

„Wer bist du?“, stellte Sheppard die Gegenfrage und sah auch auf die anderen zwei Feuerwesen.

„Ich bin Typhon“, antwortete das Wesen.

„Der Name sagt mir nichts.“

„Ich bewundere deinen Mut. Falls ich mich entscheide, dich nicht zu töten, wirst du die Ehre haben, unser erster Diener zu sein. Du siehst stark genug aus, die Kräfte unseres ersten Priors zu übernehmen.“

Sheppard wurde blass. Nun wusste er, was er vor sich hatte: einen Ori!

„Ich werde nicht dein Prior sein.“

Die Stimme von Typhon wurde noch dröhnender und schmerzte in Sheppard Ohren.

„Du weigerst dich? Du...!“

Der Ori verstummte und John fühlte wie die Hitze des Wesens wieder zunahm.

„Du bist einer von ihnen! Du bist ein Antiker!“

Typhon heulte vor Wut auf.

Die beiden anderen schrieen ebenfalls vor Wut auf und Blitze fuhren aus ihren Händen auf Sheppard zu, doch er wich geschickt aus, so dass die Blitze ins Leere brausten. Die Wesen fuhren auf ihn zu, und nur ein Sprung über die Brüstung verhinderte, dass John getötet wurde. Einen Moment vermischten sich die Umrisse der Ori miteinander, wurden zu einem Wesen. Sheppard, der sich an der Brüstung des Balkons festgehalten hatte, hoffte schon, dass sie sich dadurch selbst vernichtet hatten. Doch diese Hoffnung erwies sich als Trugschluss, denn nur wenige Sekunden später trennten sich die Feuerwesen wieder und bildeten drei Einzelwesen.

Blitzschnell war Typhon wieder da. Voller Wut schleuderte er einen Blitz auf Sheppard, welcher diesmal nicht schnell genug ausweichen konnte, da er gerade wieder auf den Balkon kletterte. Der Feuerblitz schleuderte ihn erneut über die Brüstung der Plattform und nur „Jacks“ blitzschnelles Eingreifen verhinderte, dass er in die Tiefe stürzte.

Der Wraith hatte wie erstarrt zugehört und griff blitzschnell zu, als der Mensch an ihm vorbei in die Tiefe zu stürzen drohte.

Sheppard warf ihm einen Blick zu. „Danke, nun stehe ich wieder in deiner Schuld.“

Typhon und seine zwei Freunde blickten erstaunt auf den Wraith. Typhon kam näher, dann verzog sich sein Gesicht und sandte dabei kleine Feuerstrahlen in alle Richtungen. Eine Mimik, die bei den Ori Wut bedeutete?

„Was seid ihr für hässliche Wesen?“

„Wir sind Wraith“, erklärte „Jack“. „Und ihr wildert in unseren Weidegründen.“

Der Ori lachte laut auf. „Glaubst du armseliger Zwerg, dass uns das kümmert. Selbst unsere Artgenossen haben uns verbannt.“

„Verbannt?“, fragte John neugierig und hoffte noch mehr Informationen von den Ori zu bekommen. „Warum?“

„Das geht dich zwar nichts an, Antiker. Aber genau du bist der Grund, warum wir hier sind.“

„Ich?“

„Du, oder einer deinesgleichen, der das Sangraal holen will. Wir sind die Wächter, die das verhindern sollen. Und nun sterbt alle!“

Das Feuerwesen stürzte sich voller Wut auf „Jack“ und ignorierte Sheppard. Dafür stürzten sich die zwei übrigen Ori auf die Wraithkrieger und verwickelten sie in einen Kampf auf Leben und Tod.

Da fiel Sheppards Blick auf die Figur der Statue, die hier oben auf der Spitze des Turms stand. Was hatte so etwas hier zu suchen? Lara und Rhiana hatten sich etwas vom Kampf zurückgezogen. Solange die Ori sich mit dem Wraith beschäftigten, konnte ihnen das nur recht sein. Doch es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die Wraith tot waren und dann würde Typhon sich wieder Sheppard vorknöpften.

Außerdem zog ihn die Figur magisch an. Sheppard zögerte nicht mehr länger sondern ging auf sie zu. Sie stand auf einem runden Podest, dass man umlaufen konnte. Sheppard tat es, doch nirgends sah er etwas, dass auch nur im Entferntesten an den Sangraal erinnerte. Auch war am Sockel weder eine Tür, eine Klappe oder ein Fach zu finden. Er tastete mit der Hand jeder Millimeter des Sockels ab, doch nichts deutete auf einen Hohlraum hin.

Sheppard warf einen Blick auf die Kämpfer, einige der Wraith waren schon tot, er musste sich beeilen. Das Sangraal musste hier sein. Er nahm die Figur näher unter Augenschein. Dazu kletterte er den Sockel hoch. Die Figur war an einem Stück aus einem weißen unbekannten Material gefertigt und fühlte sich warm an. Sie war glatt, kantenlos und etwa drei Meter hoch. Den Sockel schätze Sheppard auf einen halben Meter Höhe. Das abgebildete Wesen stand aufrecht und mit hoch erhobener rechter Hand da. Der Zeigefinger der Hand zeigte nach oben, während die linke Hand eine Kugel in der Hand hielt. Die Figur stellte ohne Zweifel einen Menschen dar, vielleicht auch einen Antiker. Das Gesicht schien ihn freundlich anzublicken. Der Mund war groß, die Nase klein und wohlgestaltet. Die hohe Stirn und die ausdrucksvollen roten Augen blickten Lebenserfahren und wirkten, als hätten sie viel gesehen.

Sheppard stutzte. Die Augen waren beide aus Rubinen gemacht, doch das linke Auge unterschied sich von dem Rechten. Der Rubin war gleich groß, doch anders geschliffen und funkelte im Licht der Sonne.

Sheppard Hand griff nach dem Edelstein, ein Schlag schleuderte ihn durch die Luft und ließ ihn weit entfernt, dicht an der Treppe am Boden aufschlagen.

weiter: Kapitel 6
Kapitel 6 by Selana
Teil 6: Das Sangraal



Benommen blieb John einen Moment liegen und hörte wie aus weiter Ferne Laras schadenfrohes Lachen. Der Colonel schüttelte seine Benommenheit ab und stand auf.

Er ging erneut auf die Figur zu. In diesem Moment reagierte der Rubin und fing an zu leuchten. Das Leuchten des Auges verstärkte sich und überstrahlte die ganze Figur und sandte seine Lichtfinger in alle Richtungen aus. Die Statue sah nun aus wie ein großer strahlender Stern. Das Licht wurde so stark, dass es die Figur verdeckte, dann weitete sich das Licht aus und erreichte die drei wie erstarrt dastehenden Menschen.

Sheppard fühlte wie ihn eine bisher nie gekannte Kraft durchfuhr. Sie durchströmte jede Faser seines Körpers und war so stark, dass er nicht in der Lage war auch nur einen Muskel seines Körpers zu bewegen.

Den Frauen erging es wie Sheppard, doch das Licht verletzte sie nicht. Im Gegenteil, plötzlich wusste er, dass er nichts zu befürchten hatte.

„Du hast Recht, Sheppard. Es gibt nichts im Licht, dass du fürchten musst, außer deiner eigenen Furcht.“

„Wer bist du?

„Wir sind die Hüter des Sangraal, die Gegenstücke zu Typhons und seinen Freunden. Sie sind noch nicht ganz so mächtig wie ein Ori. Zu ihrer Zeit begann die Abspaltung unseres Volkes in gut und böse. Typhon und seine Freunde hängen noch zwischen den Dimensionen fest und wurden wegen ihrem Hass von Ihresgleichen ausgewählt, dafür zu sorgen, dass der Sangraal nicht in die falschen Hände gerät. In dieser Galaxis wurde er versteckt. Uns entging das jedoch nicht und so haben wir auch unseren Beobachter entsandt. Er informierte uns, dass jemand Würdiges sich dem Kristall nähert. So haben wir alles beobachtet, auch deine Auseinandersetzung mit Typhon. Für dich und deine Freunde bleibt die Zeit stehen, solange ihr in unserem Licht seid und nicht mehr in Gefahr.“

„Und die Wraith?“

„Sie sind nicht geschützt. Wir haben dich und deine menschlichen Begleiter geprüft und entschieden, dass nur du würdig bist, die Kraft des Sangraal zu nutzen.

„Warum nur ich? Rhiana und Lara sind auch Antiker.“

„Aber du bist ein direkter Nachkomme des Schöpfers des Sangraal. Und nur ein Nachkomme kann die Macht des Kristalls aktivieren.“

„Nachkomme? Von wem?“

„Merlin!“

John lachte. „Der Zauberer Merlin ist einer meiner Vorfahren?“

„Warum verwundert dich das? Merlin lebte in vielen Zeitaltern und hat viele Nachkommen gezeugt. Du stammst von diesen in direkter Linie ab.“

John wusste nicht, ob er glücklich darüber sein sollte, ein Nachkomme des Zauberers Merlin zu sein.

„Wir geben die Macht des Kristalls in deine Hände. Nur du alleine wirst in der Lage sein, die Kraft und seine Macht zu benützen. Der Kristall besitzt große Macht und versetzt dich in die Lage die Ori zu besiegen. Danach führe weiter deine Mission durch und beschütze die Menschen. Doch hüte dich davor, seine Macht zu missbrauchen. Es würde dich vernichten. Und wisse, dass es zwei Sangraale gibt. Der andere ist in deiner Heimatgalaxie."

„Ich verstehe!“, meinte Sheppard. „Und ich werde tun, was ihr verlangt. Zum Wohle aller Menschen.“

„Wir sind glücklich über deine Entscheidung, Sheppard, zeigt sie uns doch, dass wir uns nicht in dir getäuscht haben.“

„Ich dachte immer, die Ori wissen nichts von dieser Galaxis.“

„Sie kennen sie schon, doch seit dem Verstecken des Sangraal haben sie sich nicht mehr darum gekümmert. Es ist ihnen egal. Wahrscheinlich sind es zu wenig Menschen.“

„Jetzt wohl nicht mehr. Und ihr? Was macht ihr?“

„Wir beobachten genau, denn die Menschen hier sind unsere Schöpfungen.“

„Schöne Schöpfer! Ihr lasst sie im Stich und verhindert nicht, dass sie von den Wraith ermordet werden.“

„Wir dürfen nicht mehr eingreifen.“

„Eine bequeme Ausrede!“

„Unser oberstes Gesetz schreibt uns vor, nicht in die Entwicklung der Menschen einzugreifen. Jedes Volk muss selbst reif zum Aufstieg werden.“

„Wie soll das gesehen, wenn sie immer von den Wraith vernichtet werden?“

„Du würdest dich wundern, wie viele Menschen dieser Galaxis es trotz der Wraith geschaffen haben aufzusteigen! Mehr, als in der der Milchstraße. Doch nun entlassen wir dich.“

Das Licht um Sheppard erlosch und entließ ihn und die beiden Frauen in die Wirklichkeit. Es schien nur der Bruchteil einer Sekunde vergangen zu sein, denn die Wraith und die Ori kämpften immer noch miteinander.

Sheppard brauchte einen Moment um in die Wirklichkeit zurückzukehren. Er sah Rhiana an. Sie sah ein Leuchten in seinen Augen, dass sie vorher noch nie bei ihm bemerkt hatte und begriff, dass es die Kraft des Lichtes war. Doch im Gegensatz zu John hatten weder sie noch Lara etwas von dem Gespräch der Aufgestiegenen mit Sheppard mitbekommen.

Er blickte auf das Auge der Figur und griff nach dem Stein.

„John, nicht!“, rief Rhiana besorgt.

Ohne seine Hand zurückzuziehen antwortete Sheppard: „Keine Sorge, Rhiana, inzwischen habe ich das Recht den Kristall an mich zu nehmen.“

„Kristall? Dann ist der Stein der Sangraal? Aber er sieht ganz gewöhnlich aus“, meinte Lara enttäuscht. Das sollte der sagenhafte Schatz sein, für den sie alle ihr Leben riskiert hatten?

„Er wird mich nicht verletzen“, mit diesen Worten nahm Sheppard den Kristall aus dem Auge der Statue. Er glitt fast von selbst in seine Hand.

„Gehen wir“, sagte er.

Sheppard eilte, gefolgt von den beiden Frauen zu den Kämpfenden. Nur noch vier der Wraith-Drohnenkrieger waren am Leben, sowie „Jack“ und „Jeff“. Es war, als würden unsichtbare Hände ihn führen. Er hob das Sangraal weit in die Höhe und konzentrierte sich auf den Kristall in dem Anhänger.

Zuerst geschah nichts, doch dann fing der Kristall an zu strahlen. Erst nur ein kleines bisschen, doch dann wurde das Licht immer heller und greller. John konzentrierte seine Gedanken auf die Energie und bündelte sie. Sie schoss aus dem Anhänger heraus und traf den ersten Halb-Ori. Dieser schrie auf, als die Energie ihn traf, wand und drehte sich. Dann löste er sich einfach auf.

Rhiana und Lara blickten Sheppard ungläubig an.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte Lara.

„Meine Antikerabstammung in Verbindung mit dem Sangraal, haben die Energie geschaffen, um den Ori aus unserer Dimension zu schleudern.“

„Er ist also nicht tot?“

John hatte keine Zeit darauf zu antworten, denn die beiden übrigen Ori hatten die Auflösung ihres Freundes bemerkt und wandten sich nun Sheppard zu.

Blitzschnell hob John das Sangraal erneut und schleuderte ein zweites Bündel auf den linken Ori. Ihn ereilte das gleiche Schicksal. Doch der dritte hatte die Ablenkung von Sheppard genützt und war heran. Eine Flammenhand fuhr aus seinem Körper und traf John, der meterweit zu Boden geschleudert wurde. Krampfhaft hielt er den Sangraal fest, denn wenn er den Kristall verlor, waren sie verloren. Typhon würde sie alle töten.

Sheppard schüttelte seine Benommenheit ab und machte, dass er wieder auf die Beine kam. Doch auch Typhon war da. Sein Hass war trotz seiner Feuergestalt deutlich zu erkennen. Durch die roten Flammen hindurch erschienen die Konturen eines menschlichen Gesichtes mit glühenden roten Augen, die der Ori nachgebildet hatte.

„Du wirst für deinen Frevel büßen müssen, Sheppard!“, herrschte der Halb-Ori ihn an.

Sheppard verzog scheinbar missvergnügt sein Gesicht. „Das haben mir schon viele angedroht, und wie du siehst lebe ich noch.“

„Nur weil der Sangraal in deinem Besitz ist. Doch dieser wird dir gegen mich nichts nützen“, antwortete Typhon mit dröhnender Stimme.

Seinen Worten folgte ein gewaltiger Feuerausstoß dem Sheppard nur mit einem weiten Sprung ausweichen konnte. Ein zweiter Feuerausstoß folgte so schnell, dass er diesem nicht mehr ausweichen konnte. Der Strahl fuhr auf seine Brust zu, doch dicht vor ihm prallte er auf ein unsichtbares Hindernis und sprang zu seinem Absender zurück. Typhon stieß ein wütendes Heulen aus und spuckte Feuer in alle Richtungen.

John hatte sich erneut auf den Sangraal konzentriert, was seine letzte Kraft forderte. Die Energie hatte einen Schutzschild gebildet, an dem Typhons Feuerstoß abgeprallt war. John versuchte mit Hilfe des Sangraal nun diese Energie auf Typhon zurückzuschleudern.

Vor Wut aufheulend verwandelte Typhon sich in einen Flammenstrahl und schoss in den Himmel hinauf, wo er verschwand.

Sein dröhnender Ruf: „Wir sehen uns wieder!“, hallte ihnen noch lange in den Ohren.
Weder Sheppard, „Jack“, noch Lara konnten seine Flucht verhindern. Typhon war ihnen als einziger entkommen.

Sheppard sank nun vor Erschöpfung auf den Boden. Die Einsetzung der Energie des Sangraal hatte seine ganze Kraft gefordert.

Rhiana eilte besorgt zu ihm. „John, alles in Ordnung?.“

„Das war wirklich sehr unterhaltsam!“, rief Lara aus und klatschte vor Vergnügen in die Hände. „War es das? Haben wir gesiegt?“

„Typhon ist uns leider entkommen“, meinte „Jack“, der herangekommen war. „Dein Kampf mit diesen Wesen war sehr beeindruckend.“

„Ganz meine Meinung“, sagte „Jeff“.

John blickte hoch und sah, dass außer „Jeff“ nur noch ein Wraithkrieger den Kampf mit den Ori überlebt hatte. Und jetzt tat „Jeff“ etwas, mit dem keiner gerechnet hatte. Er warf den letzten Krieger über die Brüstung, und selbst ein Wraith konnte einen Sturz aus dieser Höhe nicht überleben.

„Jeff“ sah seinen Bruder belustigt an, während er eine Waffe auf ihn richtete. Bevor „Jack“ reagieren konnte drückte „Jeff“ ab. „Jack“ wurde zurückgeschleudert und stürzte über die Brüstung. „Jeff“ richtete seine Waffe sofort an John und Rhiana, die nicht wagten, sich zu rühren. Dann warf er einen Blick nach unten. Doch von „Jack“ war nichts zu sehen. „Jeff“ verfluchte den Umstand, denn so war es möglich, dass sein Bruder noch lebte.

„Was machst du da?“, fragte John. „Wir hatten einen Deal mit euch.“

„Der nun hinfällig ist“, „Jeff“ blickte John gierig an.

„Wenn du mich tötest, wirst du mit dem Sangraal nichts anfangen können“, sagte John schnell.

Der Wraith lachte schallend auf. „Glaubst du, daran hätte ich nicht gedacht? Deine Freundin wird es für mich aktivieren.“

John blickte auf Lara, die nur mit den Schultern zuckte. „Glaubst du etwa, ich hätte meine Rache aufgegeben? Ich werde mit Freuden zusehen, wie der Wraith dich und deine Hure gleich tötet.“

„Du kannst das Sangraal nicht aktivieren.“

„Willst du mich für dumm verkaufen? Ich bin auch eine Antikerin. Oder hast du das vergessen?“

„Nein, aber bist du auch ein Nachkomme von Merlin?“

„Keine Ahnung, was soll die dumme Frage?“

Sheppard warf ihr den Sangraal zu. „Dann versuche ihn zu aktivieren.“

Lara fing den Anhänger auf und hielt ihn hoch, so wie sie es Sheppard hatte tun sehen. Dann versuchte sie den Sangraal mit ihren Gedanken zu aktivieren. Doch nichts geschah.

Der Wraith brüllte vor Wut auf. „Was soll das?“

„Man muss nicht nur ein Antiker sein, sondern auch ein Nachkomme von Merlin sein, um die Macht des Sangraal einsetzen zu können.“

„Merlin?“

„Merlin war ein mächtiger Antiker, der Erschaffer des Sangraal.“

Der Wraith kam drohend auf John zu und packte ihn. Der Colonel spürte seinen Atem in seinem Gesicht und sah in seine gnadenlosen gierigen Augen. Er glaubte schon, dass seine letzte Minute angebrochen war, als der Wraith ihn wütend zu Boden stieß. Dann beugte er sich über ihn, seine Hand berührte Johns Brust. Er spürte den Schmerz, als die Hand seine Brust berührte und wartete auf sein Ende. Rhianas Entsetzensschrei hörte er kaum.

weiter: Teil 7
Kapitel 7 by Selana
Teil 7



Dann ließ der Wraith ihn los.

„Nur zur Erinnerung“, stieß der Wraith hervor. „Wenn du mich anlügst, bist du fällig.“

„Dann gilt der Deal? Du lässt Rhiana, Lara und mich frei, wenn ich den Sangraal für euch einsetze?“

Der Wraith warf einen Blick auf Lara, bevor er John wieder anblickte. „Du setzt dich für das Weibchen ein, obwohl sie dich betrogen hat?“

„Ich bin eben ein netter Mann.“

„Jeff“ lachte laut auf. „Mein Bruder hatte in einem Recht, du bist ein ungewöhnlicher Mensch. Und nun los, wir kehren zum Sternentor zurück.“

Rhiana eilte zu John und half ihm hoch. „Hat er an dir gesaugt?“, fragte sie besorgt, als sie die blutenden Abdrücke der Wraithhand auf Johns Brust sah.

„Nein, ich glaube nicht. Ich habe zumindest nichts gespürt.“

„Und die Wunden?“

„Die entstehen, wenn die Wraith einem die Hand auflegen. Nur so können sie das nötige Enzym in den Blutkreislauf spritzen, der es ermöglicht, einem das Leben auszusaugen.“

„Das sollte versorgt werden.“

Doch der Wraith trieb sie unerbittlich an. Sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Nur, als es Nacht wurde, erlaubte er eine Rast. Von den Drachen sahen und hörten sie nichts mehr. Es war früher Morgen am zweiten Tag, als sie den Waldrand erreichten und die Grasebene vor sich sahen.

Der Wraith trieb sie gnadenlos durch das Gras. Dabei warfen sie immer wieder Blicke in den Himmel, doch die Drachen ließen sich auch hier nicht mehr sehen. Wahrscheinlich waren sie schon längst weiter gezogen. Schließlich erreichten sie den Berg, in dem die Höhle mit dem Stargate lag. Der Wraith scheuchte sie den Pfad hoch.

Den ganzen Weg über hatten John und Rhiana auf eine Fluchtmöglichkeit gewartet, doch der Wraith gab ihnen keine. Wenn er wenigstens das Sangraal gehabt hätte, doch der Anhänger befand sich in der Hand des Monsters. Wenn sie erst einmal auf dem Basisschiff waren, hatten sie jede Fluchtmöglichkeit verspielt. Deshalb war John entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen.

Die Höhle mit dem Tor tauchte vor ihnen auf. Wenn es ihnen gelang das Tor mit einem kleinen Vorsprung zu erreichen, konnten sie auf einen anderen Planeten fliehen und von dort aus Kontakt mit Atlantis aufnehmen. Denn direkt anzuwählen wagten sie es nicht, denn erstens besaßen sie keinen Codegeber mehr und zweitens wollten sie die Adresse von Atlantis nicht verraten.

Doch leider gab es auch hier keine Fluchtchance, denn er Wraith schien nur auf so etwas zu warten. Er ließ sie mit hämischem Gesichtsausdruck keine Sekunde aus den Augen. So gingen sie resigniert durch das Tor. John war jedoch nicht bereit einfach aufzugeben. Schließlich konnte nur er das Sangraal benutzen. Und diesen Umstand gedachte er als Trumpfkarte auszuspielen. Als sie das andere Ende des Wurmloches passiert hatten und damit den Planeten, um den das Basisschiff kreiste, erwartete sie eine Überraschung.

Eine Gruppe Wraith stand dort, zusammen mit der Königin.

„Willkommen, mein Krieger“, sagte die Königin mit liebenswürdiger Stimme.

„Meine Königin“, unterwürfig verbeugte sich der Wraith. „Ich habe für dich das Sangraal erbeutet.“

Damit hielt er es der Königin entgegen. Diese nahm das Amulett in die Hände und betrachtete es von allen Seiten.

Der Wraith packte Sheppard an einem Arm und zerrte ihn nach vorne. Er gab ihm einen Stoß, der ihn nach vorne schleuderte, direkt vor die Königin. Diese blickte auf ihn hinab und John kam sich vor, als wäre er ein lästiges Insekt, bei dem die Königin überlegte, ob sie ihn zerquetschen sollte oder nicht.

Zu seiner Überraschung half sie ihm aber auf. John blickte in ihr Gesicht, und bemerkte, dass der Blick sich änderte und sie ihn nun interessiert musterte.

„So, du bist also der Mensch, den mein Nölaire als Bruder auserkoren hat und dem er von seiner Lebensenergie schenkte.

John wusste erst nicht, was er sagen sollte, denn was ein „Nölaire“ war, wusste er nicht.

Sofort herrschte ihn der Wraith wütend an. „Antworte der Königin gefälligst, nichtsnutziger Sklave!“

Jetzt fuhr die Königin herum und fauchte „Jeff“ ihrerseits an. „Lass den Noirinan meines Nölaire in Ruhe! Wo ist er überhaupt?“

„Jeff“ fuhr erschrocken zurück. Mit dieser heftigen Reaktion der Herrscherin hatte er nicht gerechnet. Trotzig sagte er: „Er hat bei der Ausführung deines Befehles versagt, edle Königin.“

„Ist das so?“

„Ja, meine Königin.“

Nun blickte die Königin John an. „Sag mir, Noirinan, sagt er die Wahrheit?“

John war entschlossen die Wahrheit zu sagen. Wenn sie die Königin auf ihre Seite ziehen konnten, gab es unter Umständen noch eine Chance für sie.

„Nein, er lügt. Er selbst hat „Jack“ getötet.“

„Jack?“, fragend blickte die Königin ihn an.

„Ich nenne ihn so, weil er meinte, dass ich seinen Namen nicht aussprechen könnte.“

Jetzt lachte die Königin schallend auf. „Das ist typisch mein Nölaire.“

„Meine Königin! Du wirst diesem Menschen doch nicht glauben!“, schrie „Jeff“ entrüstet auf.

„Ich habe dich beobachtet! Seit mein Nölaire wieder da ist, bemerkte ich, dass du alles tust, um ihn vor mir schlecht zu machen. Und ich kann Eifersucht nicht dulden. Auch weiß ich, dass du alles tun würdest, um seine Stelle wieder einzunehmen. Doch merke dir: selbst, wenn mein Nölaire tot sein sollte, auch ohne deine Schuld, wirst du seine Stelle nicht mehr einnehmen. Im Gegenteil, ich werde dich in den entferntesten Winkel meines Gebietes schicken. Und lass dich nie mehr unter meinen Augen blicken, denn dann lasse ich dich töten.“

„Aber, meine Königin! Ich habe dir immer treu gedient.“

„Das mag sein, aber nicht aus Treue sondern immer aus Berechnung. Nun bist du zu weit gegangen, denn ich weiß, dass der Mensch die Wahrheit sagt. Wachen, schafft ihn fort.“

Vier Wachen schleiften den geifernden und um sich schlagenden „Jeff“ mit sich. John und Rhiana sahen ihm mit großer Genugtuung hinterher. Ein Problem weniger, doch sie waren immer noch Gefangene.

Die Königin wandte nun wieder ihnen ihre Aufmerksamkeit zu. Sie blickte ihn lauernd an. „Nun zu dir, Noirinan. Ist es wirklich wahr, dass mein Nölaire tot ist?“

John nahm an, dass sie mit Nölaire „Jack“ meinte. „Wir haben dir die Wahrheit gesagt, Königin. „Jack“ ist leider tot.“

„Und du willst trotzdem für mich das Sangraal einsetzen?“

„So war es abgemacht und ein Versprechen halte ich immer.“

„Das sagte schon mein Nölaire. Dann will auch ich mich an sein Versprechen halten. Wenn du mir dienst, werde ich dich und deine zwei Weibchen verschonen.“

„Ich bin nicht sein Weibchen!“, rief Lara empört aus.

John blickte sie böse an, dann wandte er sich wieder an die Königin. „Warum sollten wir dir glauben?“

Die Königin lächelte nachsichtig. „Wenn ich dir etwas antun wollte, könntest du es nicht verhindern.“

„Verzeih, wenn ich dir nicht ganz vertraue.“

Die Königin hob tadelnd den Zeigefinger und strich John fast zärtlich über die Wange. „Ich sollte dich eigentlich für deine Worte bestrafen, aber ich will nachsichtig sein. Viele wie du dienen mir mit Freude. Als Belohnung dürfen sie leben und das sogar länger, als ihre kleine Lebensspanne das normalerweise zulassen würde. Ich werde euch drei in den Kreis der Auserwählten aufnehmen.“

„Du gibst deinen Auserwählten Lebensenergie ab“, stellte Rhiana fest. „Und was, wenn wir nicht in den Kreis der Auserwählten aufgenommen werden wollen?“

„Dann werdet alle drei sterben. Doch nun, erzähle, was passiert ist“, die Königin sah ihn dabei so seltsam an, dass John entschlossen war, in allem die Wahrheit zu sagen. „Vielleicht lasse ich mich dann doch überreden und ich lasse euch drei kleine Menschen laufen.“

John fing an zu erzählen. „Wir haben den Sangraal gefunden. Doch der andere Wraith hat falsch gespielt. Er wollte den Sangraal für sich haben, um den Erfolg für sich verbuchen zu können. Als wir von drei Ori angegriffen wurden, welche die Krieger töteten, nutzte „Jeff“ die Gunst der Stunde und hat „Jack“ über die Plattform geworfen. Er stürzte in die Tiefe. „Jeff“ nahm mich und die zwei Frauen gefangen. Nachdem er „Jack“ getötet hat, wollte er dir weismachen, dass dieser versagt hat. Doch das ist nicht wahr. „Jeff“ sah in „Jack“ einen Rivalen. Wenn er weg ist, hat er gedacht, dass du ihm wieder deine Gunst schenkst.“

„Aber was hätte ich ohne dich mit dem Sangraal anfangen können?“

„Er dachte, dass Lara, da sie auch eine meines Volkes ist, den Sangraal aktivieren kann. Doch das geht nicht. Nur ich kann das, weil ich ein direkter Nachfahre des Schöpfers der Waffe bin.“

„Ich verstehe“, sagte die Königin. „Doch er wäre nie mit diesem Plan davon gekommen.“

„Warum nicht?“, fragte John neugierig.

„Wie ich schon sagte, war er mir schon länger unerwünscht.“

„Und, weil ich nicht tot bin!“

Erstaunt drehten sich alle um und sahen einen Wraith hinter sich stehen. Er machte einen erschöpften Eindruck, doch John hatte ihn sofort erkannt.

„Jack!“

„Ja, John Sheppard.“

„Aber wie ist das möglich? Ich sah dich in den Abgrund stürzen. Nicht einmal du kannst so einen Sturz überleben.“

„Wäre ich ganz zu Boden gestürzt, hättest du wohl Recht, doch ich konnte mich abfangen. Nur die letzten Meter stürzte ich zu Boden. Zwar war ich benommen, doch größtenteils unverletzt. Ich sah euch kämpfen und begriff, dass ich gegen meinen Bruder in meinem Zustand keine wirkliche Chance mehr hatte. So entschloss ich mich zum Sternentor zurückzukehren. In einem Gewaltmarsch erreichte ich vor euch das Ziel und begab mich zu meiner Königin. Sie glaube mir, denn sie hatte schon längst ein Auge auf meinem Bruder geworfen. Dann warteten wir eure Ankunft ab. Es freut mich zu sehen, dass ich mich erneut in dir bestätigt sehe. Du bist wahrhaft ein außergewöhnlicher Mensch.“

„Es freut mich, dass du noch lebst“, John meinte das wirklich ehrlich. „Und was geschieht jetzt?“

„Wir fliegen nach Hause und warten die Ankunft des Ori-Priesters ab. Dann wirst du das Sangraal einsetzen und ihn töten. Diese Macht wird die Ori überzeugen, dass sie uns in Ruhe lassen sollen.“

„Einverstanden“, sagte John.

„Dann werde ich euch in bequeme Quartiere bringen lassen“, sagte die Königin. „Mein Nölaire und ich werden uns ebenfalls zurückziehen. Ruht euch aus. Die Reise zu unserem Planeten wird zwei Tage dauern.“

Man brachte sie in Quartiere, die in der Tat sehr luxuriös ausgestattet waren, zumindest für ein Wraith-Basisschiff.

Hier konnte Rhiana auch endlich Johns Wunden versorgen, welche die Wraithhand hinterlassen hatte.

„Das hätte ich mir nie träumen lassen“, meinte John.

„Was?“

„Das es mir einmal an Bord eines Basisschiffes gefallen würde.“

weiter: Kapitel 8
Kapitel 8 by Selana
Teil 8



Der Wraith, den John „Jack“ genannt hatte, stand vor dem Bildschirm und betrachtete die beiden Menschen, die nicht ahnten, dass sie beobachtet wurden. Ein Lächeln, das ein Mensch durchaus als sympathisch bezeichnet hätte, lag dabei auf seinem Gesicht.

Nein, er hatte sich in dem Menschen John Sheppard nicht getäuscht. Er war es wert sein Noirinan, sein Lebensbruder zu sein. Die Frauen bei ihm zählten nicht, aber sie gehörten zu ihm, also waren auch sie tabu für die anderen Wraith. Jeder, außer „Jeff“ hatte das akzeptiert. Doch er hatte die gerechte Strafe aus der Hand seiner Königin erhalten.

„Du bist so schweigsam, mein Geliebter.“

„Jack“ sah seine Königin an, die hinter ihm auftaucht war und ihn liebevoll anlächelte.

„Bin ich das?“, „Jack“, dachte das nicht von sich. Er war nur tief in Gedanken versunken.

Die Königin blickte ebenfalls auf den kleinen Bildschirm und erkannte den Gegenstand seines Interesses.

„Du bist überzeugt, dass Sheppard es wert ist, dein Noirinan zu sein?“

„Aber sicher!“

„Du hast ihm von deiner Lebensenergie gespendet. Ist ihm klar, was das für ihn bedeutet?“

„Nein, nicht ganz.“

„Dann solltest du ihn aufklären. Vielleicht ist er nicht erfreut darüber?“

„Ich hatte keine Wahl und keine Zeit, um ihn aufzuklären. Hätte ich nicht sofort gehandelt, wären wir beide verloren gewesen. Sheppard hat auch mein Leben gerettet, und das nicht nur einmal.“

Der Blick der Königin wanderte zurück zum Bildschirm, auf dem Sheppard und sein Weibchen eng umschlungen auf einer Liege lagen.

„Wir sollten ihre Intimsphäre wahren.“

„Ich sah dich nie so verständnisvoll Menschen gegenüber.“

„Das ist deine Schuld, denn noch nie hast du einen Menschen zu deinem Lebensbruder auserkoren.“

„Ich fand bisher keinen, der es Wert wäre. Sheppard ist etwas Besonderes. Nicht nur, dass er stärker als alle anderen Menschen ist, die ich bisher ausgesaugt habe, es ist noch etwas an ihm, über das ich mir noch nicht im Klaren bin. Doch nun muss ich wieder an meine Arbeit. Du entschuldigst mich?“

„Selbstverständlich. Deine Arbeit ist sehr wichtig.“

„Jack“ schaltete den Bildschirm aus und verließ das Gemach der Königin. Seit er wieder zurück war, hatte er seine Arbeit wieder aufgenommen. Er war keiner dieser primitiven Wraith, welche die Menschen aussaugten, weil es ihnen zusätzlich noch Spaß machte! Nein, er musste es tun, um zu überleben, aber Freude hatte es ihm nie bereitet. Deshalb arbeitete er seit Jahren an einem Projekt, dass die Königin in allem unterstützte. Auch sie war keine der üblichen Wraith-Königinnen, sonst hätte sie ihn bestimmt nicht als Nölaire (Liebhaber, Favorit) auserkoren.

Das Forschungsprojekt war während seiner Gefangenschaft liegen geblieben, doch nach seiner Rückkehr hatte er es sofort wieder aufgenommen. Außer seiner Königin wusste niemand, an was er arbeitete. „Jack“ überlegte, ob er Sheppard einweihen sollte und entschied schließlich es zu tun. Vielleicht konnten ihm die Menschen um John helfen. Es lag schließlich in ihrem Interesse, wenn er Erfolg hatte. Die Königin hatte ihm verraten, um was für Menschen es sich handelte. Es waren die Neuatlanter, welche die alte Stadt übernommen hatten. Angeblich sollte sie von anderen Wraithstämmen vernichtet worden sein, doch „Jack“ konnte das nicht glauben. Nicht, nachdem er John Sheppard kennen gelernt hatte. Dieser Mensch gab niemals auf, dass hatte er zu seinem Glück selbst festgestellt. Sonst wären sie beide längst tot.

„Jack“ erreichte sein Labor und machte sich wieder an die Arbeit. Die Jahre seiner Gefangenschaft hatten ihn der Forschung zurückgeworfen, doch in Gedanken hatte er weiter gearbeitet. Das hatte ihn am Leben gehalten, und die Hoffnung, eines Tages seine Königin wieder zu sehen.

Erste Erfolge hatte er schon vor seiner Gefangennahme erzielt, doch die erhoffte Wirkung hatte nie lange angehalten. In Gedanken hatte er das immer wieder durchgespielt und durchgerechnet, doch zu einem brauchbaren Ergebnis war er nicht gekommen. Vielleicht dachte er zu kompliziert.

Während er so vor sich hin arbeitete, merkte er nicht, wie die Zeit verging. Erst, als er spürte, dass das Schiff den Hyperraum verließ, merkte er auf. Er beendete seine angefangene Arbeit und speicherte die Daten, dann schaltete er den Computer aus. Danach machte er sich auf den Weg zu den Gemächern der Königin, die nicht weit weg von seinen Labors lagen.

Die Königin hatte den großen Schirm eingeschaltet und blickte hinaus. Unter ihnen drehte sich die große grünbraune Kugel, die ihr Heimatplanet war und hieß sie willkommen. Seit Tausenden von Jahren war dies seine Heimat, und nun wurde sie von einem Menschen bedroht, der sich ein Priester der Ori nannte.

„Wie es wohl aussieht?“, fragte er seine Königin.

„Viele Diener waren tot, als wir gingen“, antwortete die Königin. „Ich hoffe, wir finden noch einige, die am Leben sind. Hol die Menschen.“

„Jack“ nickte auf machte sich auf den Weg zu den Quartieren der Menschen. Als er die Tür öffnete, blickte ihn Sheppard erwartungsvoll an.

„Wir sind da“, sagte „Jack“ und musterte seinen Noirinan nachdenklich. Konnte er ihm wirklich vertrauen? Auch wenn er etwas Besonderes war, er war immer noch ein Mensch. „Jack“ bemerkte am Blick von Sheppard, dass dieser ihn ebenfalls skeptisch musterte.

Das amüsierte ihn und ließ ihn laut auflachen. Sagte es doch, dass sie sich nicht so unähnlich waren, wie es ihr Äußeres vermuten lies.

„Was ist daran so lustig?“, fragte ihn der Mensch.

„Jack“ dachte jedoch nicht daran die Frage seines Lebensbruder zu beantworten.

„Kommt mit!“, sagte er stattdessen. „Wir sind da.“

„Wo sind wir nochmals?“, stellte der Mensch sich dumm.

„Wir haben meine Heimatwelt erreicht“, antwortete „Jack“ bereitwillig, denn er war sicher, dass der Mensch einen Schock erleiden würde, wenn er sah, was dort passiert war.

So führte „Jack“ die drei zu einem großen Hangar, wo auch einige Transportschiffe standen. Die Königin wartete zusammen mit ihrer Leibgarde auf sie.

„John Sheppard“, begrüßte die Königin ihn. „Ich freue mich, dich zu sehen.“

„Jack“ bemerkte, dass Sheppard die Königin überrascht ansah. Er hatte wohl nicht mit dieser freundlichen Begrüßung gerechnet.

„Du musst nun dein Versprechen einlösen und den Prior besiegen. Mein Planet ist sonst verloren.“

Der Mensch antwortete nicht, doch „Jack“ bemerkte, dass John nachdenklich war. Auch das Weibchen an seiner Seite war es. Nur das andere Weibchen, mit den langen hellen Haaren sah gemein grinsend auf ihn. Sie würde zum Problem werden, erkannte „Jack“, dass er bald lösen musste. Er hatte versprochen, dass sie leben konnte, also würde er sie einfach durch das nächste Stargate werfen. Sollte sie dann selbst sehen, wie sie weiterkam.

„Was geht auf deiner Welt vor“, wandte John sich an ihn, als sie im Raumschiff saßen.

„Es wird dich entsetzen. Eine Seuche wütete auf meiner Welt, als wir sie verließen, um dich zu holen.“

„Die Ori-Seuche? Davon habe ich gehört.“

„Du kennst sie?“, fragte „Jack“ überrascht.

„Nicht persönlich, aber ich habe darüber gelesen. Sie hauste auch in meiner Heimatgalaxis und auch auf meiner Heimatwelt. Doch meine Leute fanden eine Heilung dagegen.“

„Einige Menschen, die wir besonders schätzen, konnten wir retten. Doch wir können nicht die ganze menschliche Bevölkerung zu Noirinan machen.“

„Was ist ein Noirinan?“, fragte John.

„Das ist ein besonders geschätzter Diener. Ein Lebensbruder, also jemand wie du, John.“

„Wie ich?“, verstehen glitt über das Gesicht des Menschen. „Das, was du mit mir gemacht hast? Als du mir mein Leben zurückgabst?“

„Nicht dein Leben, John, meines!“

„Wie meinst du das?“

„Ich gab dir von meiner Lebensenergie!“

„Was ist da so anders? Ob man es so sagt oder so, es kommt auf dasselbe heraus.“

„Oh, nein! Das ist ein gewaltiger Unterschied, den du bald bemerken wirst.“

„Wie meinst du das?“

„Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, dir das zu erklären. Wir werden uns später darüber unterhalten.“

Man sah dem Menschen an, dass er mit dieser Erklärung nicht zufrieden war, aber da sie gerade zur Landung ansetzten, wurde er abgelenkt und sagte nichts mehr. Der Wraithpilot verstand sein Handwerk. Sanft und ohne Erschüttung setzte das Transportschiff auf. Sie standen auf und verließen das Schiff.

Eine Eskorte Wraithsoldaten stand vor den Schiff und erwartete sie. „Jack“ sah, dass sich die Hand von Sheppard um das Amulett um seinen Hals verkrampfte und sein Weibchen seinen Arm ergriff.

„Wie rührend!“, dachte „Jack“.

Natürlich machten die Wraith keine Anstalten, die Menschen anzugreifen. Es war bekannt, dass John Sheppard der Noirinan des Nölaire der Königin war. Niemand würde es wagen, Hand an sie zu legen.

Die Königin wollte wissen, wie es in ihrem Reich aussah und so folgte „Jack“ ihr zu der Krankenabteilung der Menschen. Der Gesichtsausdruck der Königin variierte von Entsetzung zu Wut und Hass. Dieser galt jedoch nicht den armen menschlichen Dienern, die krank in ihren Betten lagen, sondern dem Verursacher des Unheils. In diesem Fall der Ori-Priester. Auch „Jack“ empfand Entsetzen Angesichts der vielen kranken Menschen, der Verschwendung von guten Dienern und manchmal auch Nahrungsmittel.

Sheppard und die beiden Frauen machten ebenfalls einen entsetzten Eindruck. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatten, fuhr Sheppard zu „Jack“ herum.

„Was ist hier passiert? Wer hat das getan?“

Jetzt wurde „Jack“ langsam ungeduldig. „Es ist diese Krankheit, die ich dir gegenüber schon erwähnt hatte. Dieser Ori-Priester hat sie über die menschlichen Diener gebracht. Wir kennen kein Heilmittel. Deshalb haben wir dich geholt. Du musst den Prior töten, wenn er kommt.“

„Und wenn nicht?“

„Werden alle Menschen auf diesem Planeten sterben. Wir können das nicht verhindern.“

„Wie soll ich ihn töten?“

„Das weißt du genau. Verwende das Sangraal.“

Ein höher entwickelter Wraith erschien und tuschelte mit der Königin. Sie hörte zu und entließ ihren Diener. Sie drehte sich herum und „Jack“ sah das Entsetzen und den ungewohnten Ernst in ihrem Gesicht.

„John Sheppard! Es ist soweit! Der Prior ist da! Du musst ihn töten.“

weiter: Kapitel 9
Kapitel 9 by Selana
Teil 9



John konnte nicht glauben, was er sah. Unzählige Menschen lagen halbtot auf ihren Liegen. Helfer huschten zwischen ihnen umher, doch es war offensichtlich, dass sie nichts für die Kranken tun konnten.

Ein Blick auf „Jack“ sagte ihm, dass dieser seine Betroffenheit nicht spielte. Anscheinend gab es in der Tat vieles, was sie nicht über die Wraith wussten. Scheinbar hielten sie sich viele Menschen als Diener, wie Haustiere, die dann auch entsprechend umsorgt wurden. Andere wieder, wie die Menschen auf ihren Planeten wurden als reine Tiere angesehen, die nur der Nahrung diente. Wenn er ehrlich sein sollte, hielten die Menschen das nicht ähnlich? Nur, mit dem Unterschied, dass sie sich keine intelligenten Wesen für die Nahrung hielten. Doch die Tiere, das war sich John sicher, sahen das bestimmt anders.

Die Königin war zwischen den Kranken umher gegangen. Bei manchen war sie stehen geblieben und hatte sich besorgt über sie gebeugt. Schließlich führte sein Weg sie wieder zu der wartenden Gruppe zurück. Ein Wraith kam zu ihr und sprach leise mit ihr. Schließlich sah sie auf und blickte John an, und er glaubte so etwas wie Mitgefühl, aber auch Besorgnis in ihrem Blick zu lesen, was ihm nicht sehr gefiel.

„John Sheppard! Es ist soweit! Der Prior ist da! Du musst ihn töten.“

„Wie soll er das machen?“, fragte Rhiana.

„Er kann doch alles! Da sollte so ein kleiner Ori-Priester nichts Besonderes für ihn sein“, sagte Lara Hunter höhnisch.

„Was hast du dich da einzumischen, du Hexe?“, zischte Rhiana die rachsüchtige Antikerin an.

„Es geht schließlich um uns alle! Wenn Sheppard nicht dauernd den Helden spielen müsste, wären wir nicht in dieser Gefahr.“

„Wenn mich nicht alles täuscht, warst du es doch, die ihn erst in diese Lage brachte!“

Die Königin ließ ein amüsiertes Lachen hören. „Die Weibchen streiten sich um dich, Sheppard. Du musst heiß begehrt sein. Vielleicht sollte ich dich für meine Zucht behalten. Deine Kinder würden alle etwas besonderes sein.“

Auch „Jack“ lies ein Lachen hören. „Das ist in der Tat sehr wahrscheinlich, meine Sülime, doch ich fürchte, Sheppard hat anderes für seine Zukunft geplant. Und ich gab mein Wort.“

„Keine Sorge, Nölaire! Du kannst dein Wort halten“, sagte die Königin.

„Tári-Laisi, die Zeit drängt“, erinnerte der hinzugekommen Wraith.

Die Königin sah ihren Diener an, dann Sheppard.

John seufzte vernehmlich, dann meinte er: „Führt mich zu dem Prior. Ich werde sehen, was ich mit dem Sangraal ausrichten kann.“

Der Wraith ging voran. Sie verließen den Krankensaal und gingen nach draußen. Dort, mitten in der Stadt, stand der Prior und blickte alle der Reihe nach an. John sah zum ersten Mal einen Prior mit eigenen Augen. Der Mann war groß und mit einem langen wallenden Gewand bekleidet. Eine Kapuze verbarg noch sein Gesicht und in der Hand trug er einen langen Stab, der John sofort an Gandalfs Stab erinnerte. Augenblicklich dachte er an seine Freunde in Mittelerde zurück und fragte sich, wie es ihnen wohl ging.

Der Prior riss ihn jedoch aus seinen Gedanken. Er blickte der Reihe nach alle an und schlug schließlich seine Kapuze zurück. Jetzt konnte jeder seine weißen Augen sehen. Sein Blick blieb auf der Königin haften.

„Wie habt ihr euch entschieden?“

Seine Stimme hatte einen sanften und fürsorglichen Ton, doch John ließ sich davon nicht täuschen. Er wusste wie gefährlich die Priore waren und auch, dass ihre Macht von den Ori kam. Diese Macht wurde durch die Stäbe repräsentiert und John wusste, dass er nur eine Chance hatte, wenn es ihm gelang dem Prior den Stab zu entreißen.

John hätte gerne eine Waffe, doch gleichzeitig wusste er, dass diese ihm nichts genützt hätte. Der Prior hätte sie ihm einfach mit Hilfe seiner telekinetischen Kräfte entrissen. So blieb ihm nur der Sangraal.

Noch achtete der Prior nicht auf ihn. Er schien ihn nur für einen der vielen menschlichen Diener zu halten.

Sein Fehler!

„Wir lehnen das Wissen der Ori ab“, sagte da die Königin. „Niemand wird uns Wraith vorschreiben, wie wir zu leben haben.“

„Du hast meine Macht schon kennen gelernt“, der Prior umfasste alles mit der Hand und zeigte auf das Krankenzelt. „Deine Menschen sterben.“

„Die Krankheit wird uns Wraith nicht töten.“

„Nicht direkt, aber wenn wir alle Menschen in dieser Galaxis töten, sterbt ihr vor Hunger.“

Die Königin blickte den Prior schockiert an. So viel Kaltblütigkeit war selbst den gnadenlosen Wraith zu viel. „Ihr würdet alle Menschen töten?“

„Wer nicht unseres Glaubens ist, verdient es nicht zu leben. Alle werden vernichtet werden.“

„Das glaube ich nicht!“

Der Prior wurde erst jetzt John gewahr, der diese Worte ausgesprochen hatte. Er blickte den Mann strafend an, der es wagte, sein Gespräch mit der Königin zu unterbrechen. Seine Hand fuhr vor und John spürte wie ihn etwas packte und durch die Luft schleuderte. Benommen blieb er liegen.

Damit schien für den Prior die Angelegenheit erledigt zu sein, denn er beachtete John nicht weiter und wandte sich wieder der Königin zu.

Rhiana war zu John geeilt, während Lara grinsend daneben stand. „Bist du verletzt?“

„Nein, alles in Ordnung“, John ließ sich von Rhiana aufhelfen. Das war gelogen, denn alle Knochen taten ihm weh. Doch jetzt ging es um alles.

Er nahm das Sangraal in die Hand und schloss die Augen. Er dachte intensiv daran, die Macht des Sangraal zu aktivieren. Zuerst spürte er nichts, doch dann glaubte er so etwas wie ein Wispern in seinen Gedanken zu hören. Stimmen und Laute, die er nicht deuten konnte, die aber immer lauter wurden.

Und plötzlich wusste er, was er tun musste. Merlin hatte wirklich ganz Arbeit geleistet. Das Sangraal war nichts anderes, als die Macht über seinen Geist zu erlangen. Seine Gedanken, die er bündeln und als Macht einsetzen konnte. Es war die gleiche Macht, die der Stab dem Prior verlieh. Die Macht der Aufgestiegenen, ob Ori oder Antiker. Und die Macht ließ sich nur mit Hilfe seines genetischen Codes aktivieren.

„Prior!“

Johns Ruf ließ den Prior erneut herumfahren. Sein Gesicht verzog sich vor Zorn, als er in dem Störenfried denselben von vorher erkannte. „Du lernst es wohl nicht?“

„Oder du!“

Der Prior hob den Stab und ein Energieblitz fuhr hervor, genau auf John zu. Doch dieser hob seinerseits die Hand. Aus dem Sangraal an seinem Hals fuhr ebenfalls ein Energiestrahl und traf den Strahl des Priors. Lichtblitze erhellten den Platz und Wraith und Menschen wandten sich entsetzt zur Flucht, um sich vor den entfesselten Energien in Sicherheit zu bringen. Der Strahl traf Häuser und brachte sie zum Einsturz, Bäume wurden entwurzelt, wenn die Energie sie traf und Sand, Dreck und Staub regnete vom Himmel, doch die beiden Gegner achteten nicht darauf. Sie waren tief in ihre Konzentration versunken.

Der Sangraal schaffte es mit Leichtigkeit die Energien des Stabes abzulenken. John brauchte sich nicht groß anzustrengen, doch er musste sich stark konzentrieren. Wie lange sie so dastanden, wusste John nicht, doch es kam ihm wie Stunden vor. Langsam verließen ihn die Kräfte und es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Doch plötzlich erlosch das Licht aus dem Stab des Priors, seine Kräfte schienen erschöpft zu sein. Mit einem Ächzlaut sank dieser zu Boden. John hörte jedoch nicht auf, sondern ließ die Energie weiter auf den Prior wirken, bis dieser sich nicht mehr rührte. Gern tat John das nicht, denn der Prior war nur ein verblendeter Mensch, doch es blieb ihm keine andere Wahl.

Und plötzlich wusste er, dass das Sangraal noch mehr konnte. John veränderte die zerstörerische Kraft des Sangraal in heilende Energie. Der Strahl erfasste alle Häuser und das umliegende Land. Dann erlosch er und John sank zu Boden.

Rhiana hatte wie alle anderen sprachlos auf das Schauspiel geblickt. John hatte sich dem Prior entgegen gestellt und Energie schien aus seiner Hand zu fließen. Natürlich wusste sie, dass es der Sangraal war, doch trotzdem sah es aus, als würden zwei alte Götter der Sagen aus ihrem Volk, sich gegenüber stehen und bekämpfen. Keiner der beiden Männer bewegte sich. Es war ein Kampf des Geistes und nur der, welcher größere Kraft hatte, würde siegen.

Als Rhiana sah, wie John leicht schwanke, entwich ihrer Kehle ein Schrei, doch sie machte sich unnötig Sorgen. Der Prior war es, der zu Boden sank und ihr John siegte. Verwundert sah sie dann, wie John sich umwandte. Sein ganzer Körper war von Licht umgeben und dieses Licht ließ er über die Häuser wandern. Als John zu Boden sank, lief sie zu ihm.

Rhiana drehte ihn um und sah, dass er bewusstlos war. Der Kampf schien seine ganze Kraft gekostet zu haben.

Die Königin und „Jack“ standen plötzlich neben ihr, und als sie aufsah, blickte sie in zwei besorgte Gesichter. Rhiana hätte nie geglaubt, diesen Ausdruck auf dem Gesicht von Wraith zu sehen, wenn es um einen Menschen ging.

„Was ist mit ihm?“, fragte „Jack“.

„Er ist bewusstlos.“

„Man wird sich gut um ihn kümmern. Mein Nölaire scheint sich nicht in John Sheppard geirrt zu haben. Er ist sein würdiger Noirinan“, sagte die Königin.

Plötzlich stürmten zwei Menschen aus dem Krankenzelt.

„Meine Tári-Laisi, es ist ein Wunder geschehen! Die Kranken wurden geheilt.“

„Was?“

Überrascht blickte sie auf Sheppard, der immer noch bewusstlos war.

„Das muss John mit dem Licht gemacht haben“, vermutete Rhiana. „Er hat alle Kranken geheilt. Das gleiche tat in Sheppards Galaxis ein Prior mit Menschen, nachdem sie ihm versichert hatten, die Ori anzubeten. Vorher hatte er sie auch krank gemacht.“

„Jack“ wandte sich um und befahl einigen Dienern Sheppard in ein bequemes Quartier zu bringen. Er hielt Rhiana nicht auf, als sie ihn begleiten wollte. Sheppard hatte sein Versprechen gehalten und den Prior vernichtet. Die Frage war jetzt, ob der Prior durch Zufall in die Pegasus-Galaxie geraten war oder ob noch mehr kamen.

„Seht nach, ob der Prior tot ist“, befahl er einigen Umstehenden.

Zögernd und ängstlich machten sie sich daran.

„Er lebt noch, Herr“, sagte einer der menschlichen Diener.

„Bringt ihn in eine sichere Zelle. Ich werde ihn später verhören. Sorgt aber dafür, dass er seinen Stab nicht bekommt.“

„Jack“ blickte den Prior nochmals an. Dabei fiel ihm auf, dass die weiße Hautfarbe einer gesunden rötlichen gewichen war. Bedeutete das, dass die Macht der Ori ihn verlassen hatte? Der Wraith hoffte es, denn dann war er ihnen ausgeliefert. Ohne die Kräfte der Ori war er nur ein gewöhnlicher schwacher Mensch.

weiter: Kapitel 10
Kapitel 10 by Selana
Teil 10



„Jack“ blieb im Eingang zu der Tür stehen, in der Sheppard noch immer bewusstlos lag. Die Anwendung des Sangraal hatte ihn sehr viel Kraft gekostet. Wenn er es nicht beschleunigte, würde es noch ein paar Tage dauern, bis Sheppard sich erholt hatte. Doch „Jack“ kannte eine Art diesen Vorgang zu beschleunigen.

Der gefangene Prior hatte ihm alles verraten, bevor er ihn ausgesaugt hatte. Seiner Kraft hatte der Mensch ohne die Kräfte der Ori nichts entgegensetzen können. Im Grunde war er ein sehr schwacher Mensch gewesen.

Seine Diener hatten sich rührend um Sheppard gekümmert. Schließlich war er es gewesen, der sie von der schrecklichen Krankheit geheilt hatte. Es gab nicht einen kranken Menschen mehr auf Dor-Lomin, wie die Wraith ihren Heimatplaneten nannten.

Sein Weibchen saß neben ihm und wachte über Sheppard. „Jack“ trat zu ihr, so leise, dass sie ganz erschrak.

„Du brauchst keine Angst zu haben, Frau“, sagte „Jack“.

Rhiana blickte den Wraith mit den seltsamen Tatoo über dem Auge zweifelnd an. Noch immer traute sie ihm nicht richtig über den Weg. Zu tief saß die Furcht vor den Wraith in ihrem Herzen. Rhiana dachte an Atlantis und ihren neu geborenen Sohn. Ob sie das alles je wieder sehen würden?

Sie nahm ihren Mut zusammen und fragte: „Was ist mit John los? Warum wacht er nicht auf?“

„Unsere Heiler vermuten, dass es mit der Energie des Sangraal zusammen hängt. Er hat viel Lebensenergie verbraucht, die erst erneuert werden muss. Du brauchst dich aber nicht zu sorgen, in ein paar Tagen wird er wieder der Alte sein. Es gäbe aber eine Möglichkeit den Prozess zu beschleunigen.“

Misstrauisch blickte sie den Wraith an. Rhiana ahnte, auf was der Wraith aus war. „Du willst ihm Lebensenergie nehmen?“

„Nicht nehmen: geben! Er ist mein Noirinan und Noirinane helfen einander.“

„Noirinan? Was ist das?“

„Unsere Bezeichnung für diejenigen, die mit dem anderen ihre Lebensenergie getauscht haben. In Johns Fall habe ich ihm von mir gegeben. Er hat mir ebenfalls mein Leben zurückgegeben, indem er mich mehrmals gerettet hat.“

Rhiana blickte auf John. Sie musste zugeben, dass er noch sehr schlecht aussah, doch niemals würde sie zulassen, dass sich diese Monster sich erneut an ihm vergriffen.

„Ich werde nicht zulassen, dass du ihn anrührst. Erst musst du mich töten!“, schützend stellte sie sich vor John.

Der Wraith lachte laut auf. „Soll mich das nun erschrecken, kleine Frau?“

„An deiner Stelle würde ich mich in der Tat fürchten.“

„So, so“, grinsend schüttelte der Wraith den Kopf und zeigte Rhiana seine Zähne. „Mein Noirinan hat eine würdige Partnerin gewählt.“

Dann gab er ein kurzes Zeichen. Zwei in der Nähe stehende Wachen kamen heran und packten Rhiana, die sich wehrte, aber gegen die überlegenen Kräfte der Wraith-Wachen keine Chance hatte.

„Nein! Lass ihn Ruhe!“

Hilflos musste sie mit ansehen, wie der Wraith sich zu John setzte und ihm das Hemd zur Seite streifte. Kurz blickte er den Bewusstlosen an, dann setzte er seine Hand auf. „Jack“ konzentrierte sich. Er dosierte die Energie ganz genau und gab sie dann in Johns Körper ab. Der Mensch bäumte sich unter ihm auf und sackte dann zurück. Kurz darauf schlug er die Augen auf. „Jack“ sah das Erschrecken in seinen Augen, als er einen Wraith über sich erkannte. Das Erschrecken wandelte sich jedoch gleich in Trotz. Sheppard war wirklich ein mutiger Mann.

„Du brauchst dich nicht zu fürchten, Sheppard. Ich habe dir nur geholfen und den Regenerationsprozess deines Körpers beschleunigt. Nun bist du stärker als vorher.“

Johns Blick wanderte zu seiner Brust hinab. Deutlich sah er die Abdrücke der Hand des Wraith. Schon wieder, die alte Verletzung war noch nicht einmal verheilt gewesen. Was hatte „Jack“ mit ihm gemacht? Er fühlte sich stark, sehr stark.

Sheppard blickte nun den Wraith voll an. „Was hast du getan und was ist eigentlich passiert?“

„Du hast den Prior besiegt. Erinnerst du dich nicht?“

„Jack“ konnte sehen, wie John überlegte. Dann schien die Erinnerung zurückzukommen.

„Ach ja!“, John fuhr hoch. „Wo ist Rhiana?“

„Ich bin hier!“, hörte er Rhianas Stimme.

Sheppard blickte sich um und sah sie in der Nähe stehen. Sie wurde von zwei Wraith-Wachen festgehalten. Auf „Jacks“ Blick hin ließen die Wachen Rhiana los und sie lief zu John. Überrascht sah sie, dass der Wraith nicht gelogen hatte. John sah aus wie das blühende Leben.

Rhiana blickte „Jack“ an. „Danke! Entschuldige mein Misstrauen.“

„Das ist nur zu verständlich. Schließlich seid ihr nur „böse“ Wraith gewohnt. Doch nun muss ich mit Sheppard sprechen.“

John stand ohne Probleme auf und folgte dem Wraith zur Seite. „Was ist los? Wo ist übrigens der Prior?“

„Er ist tot.“

„Habe ich ihn getötet? Und was ist mit den Kranken?“

„Alle sind gesund.“

„Wie ist das möglich?“

„Durch dich. Als du diesen veränderten Strahl über die Stadt und das umliegende Land gesandt hast, sind alle geheilt worden. Wir haben viele Opfer zu beklagen, doch die meisten sind dank dir gesund.“

„Und der Prior?“

„Durch den Kampf verlor er die Kräfte der Ori. Danach war er nur ein gewöhnlicher schwacher Mensch. Wie soll ich sagen? Ihr Menschen würdet sagen, er war ein leckeres Dessert. Doch bevor er starb, hat er mir alles verraten. Es gibt keinen Ori-Angriff in unserer Galaxis. Der Prior wusste nicht, wie er hierher geraten ist. Wahrscheinlich eine Fehlfunktion des Stargates. Er nahm an, in deiner Heimatgalaxis zu sein und hat das getan, für was er geschickt wurde: er hat versucht die Planeten zu bekehren. Als er seinen Irrtum erkannte, hat er einfach weitergemacht.“

„Das bedeutet, dass es für uns keine Gefahr gibt?“

„Nein, nicht vor den Ori“, sagte „Jack“

„Was wird dann jetzt mit mir und den Frauen? Ihr braucht uns nicht mehr.“

„Ihr dürft gehen. Ich konnte meine Sülime überzeugen, euch laufen zu lassen.“

„Wann?“

„Wenn ihr wollt sofort.“

„Ich hoffe, du verstehst das nicht falsch. Eure Gastfreundschaft ließ nichts zu wünschen übrig, aber wir wollen nach Hause.“

„Das dachte ich mir. Du kannst die Frauen nehmen und gehen. Doch vorher muss ich dir noch etwas verraten. Als ich dir von meiner Lebensenergie spendete, gab ich dir noch mehr.“

John sah den Wraith gespannt an. „Was meinst du damit?“

„Wir sind nun das, was wir Noirinan nennen.“

„Noir … , was?“

„Noirinan, Lebensbrüder.“

„Lebensbrüder? Und das bedeutet?“

„Wir sind verbunden. Wann immer wir es wünschen, können wir Kontakt miteinander aufnehmen. Durch meine Lebensspende hast du etwas Wraith-DNA abgekommen.“

„Was?“, John sah den Wraith entsetzt an.

„Jack“ lachte laut auf. „Das braucht dich nicht zu beunruhigen. Doch es versetzt dich und mich in die Lage, egal wo wir sind, telepatisch Kontakt miteinander aufzunehmen. Du kannst mich rufen, wenn du in Gefahr bist. Ich werde es hören und dir zu Hilfe eilen. Natürlich geht das auch anders herum. Wenn ich in Gefahr bin, kann ich dich zu Hilfe rufen.“

„Oh, Mann! Und das funktioniert?“

„Wir können es ausprobieren, wenn du zu Hause bist. Doch ich würde dir raten, dass niemanden zu erzählen. Ich werde dasselbe tun. Meine und deine Leute könnten misstrauisch werden, wenn wir mit dem Feind verbunden sind.“

„Aber deine Leute wissen es doch“, meinte John.

„Nur meine Sülime und der Wraith, den du „Jeff“ genannt hast. Er ist tot und meine Sülime wird schweigen.“

„Sülime?“

„Meine Königin, meine Geliebte.“

„Oh!“

„Wundert dich das? Es gibt auch bei uns soziale Bindungen. Sie mögen etwas anders als bei euch Menschen sein, aber sie sind vorhanden.“

„Entschuldige, ich wollte dich nicht kränken.“

„Das kannst du nicht, Sheppard. Sind wir uns einig?“

„Ja, ich werde versuchen zu Hause mit dir Verbindung aufzunehmen.“

„Schön.“

John kam es vor, als würde „Jack“ wirklich glücklich darüber sein. Er hätte nie gedacht, dass er einmal einen Wraith-Freund haben würde. Spontan gab er ihm die Hand.

„Jack“ sah ihn fragend an.

„Dies ist eine Sitte bei meinem Volk. Wir begrüßen damit Freunde oder verabschieden sie.“

„Du siehst mich also als Freund an, Sheppard?“

„Nun … ja … vielleicht … ja!“

John blickte in das grinsende Gesicht des Wraith und dieser ergriff Johns Hand. Damit war die wohl ungewöhnlichste Freundschaft in dieser Galaxis besiegelt.

„Da ist noch etwas Sheppard.“

„So?“

„Bei meinem Volk bin ich ein Wissenschaftler. Ein sehr umstrittener, doch meine Sülime unterstützt mich voll und ganz.“

„Wieso umstritten?“

„Ich arbeite daran eine Substanz zu erfinden, die uns Wraith künstlich ernähren könnte. Wenn es mir gelingt, bräuchten wir keine Menschen zu töten.“

„Aber das … “, John fand keine Worte. „Das wäre ja fantastisch. Doch warum ist das umstritten bei deinem Volk?“

„Viele Wraith genießen es einfach Menschen zu töten. Meine Königin und ich, wir müssen Menschen töten, um nicht zu sterben, doch wir erfreuen uns nicht daran. Wenn wir es nicht täten, müssten wir sterben. Doch wenn ich künstliche Nahrung erschaffe, werden wir sofort mit dem Töten aufhören.“

„Doch die anderen Wraith würden weitermachen, richtig?“

„Richtig! Es wäre ein harter Kampf. Doch eines Tages könnten wir alle oder wenigsten die meisten meines Volkes von unserer Ansicht überzeugen.“

„Das wäre schon ein guter Fortschritt“, meinte John. „Wenn du Hilfe brauchst, kannst du jeder Zeit mit uns rechnen. Es läge ja in unserem Interesse, wenn du Erfolg hättest. Wie lange arbeitest du schon daran?“

„Viele Jahre, doch ich mache Fortschritte. Leider ist die Substanz noch instabil. Doch immerhin halte ich es nun schon dreimal so lange aus, bis ich wieder einen Menschen töten muss. Aber ich bin auf dem richtigen Weg. Eines Tages schaffe ich es.“

„Das würde uns freuen. Was ist mit dem Sangraal? Kann ich ihn mitnehmen?“

„Er ist nutzlos für uns, da nur du ihn benutzen kannst. Nimm ihn mit.“

„Vielen Dank! Und wenn ihr wieder Hilfe vor den Ori braucht, dann ruf mich einfach.“

Sie gingen zurück zu Rhiana, die gespannt auf John wartete. Doch John winkte ab, als sie Fragen stellen wollte.

„Später“, flüsterte er ihr zu. „Wir gehen nach Hause.“

weiter: Kapitel 11
Kapitel 11 by Selana
Teil 11



Hand in Hand gingen sie mit „Jack“ zum Sternentor. Dort trafen sie auf Lara Hunter, die von anderen Wachen gebracht wurde.

„Was ist los, Sheppard?“, herrschte sie ihn an.

„Halt den Mund“, fuhr John sie an. „Sei froh, dass sie dich laufen lassen. Und merk dir eines! Ohne mich wärst du jetzt tot.“

„Jack“ fuhr auf sie los und senkte seine Hand auf ihre Brust. Alle konnten sehen, dass sie entsetzt auf „Jack“ blickte, der kurz an ihr saugte und sie dann von sich stieß.

„Das war für deine Undankbarkeit. Ich hätte dich auch töten können, doch ich habe John versprochen dich laufen zu lassen.“

„Soll ich ihm dafür jetzt danken?“, zischte Lara mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht, während sie sich die Brust rieb. Ihr Gesicht sah unverändert aus, aber in ihrem Haar konnte man eine graue Strähne sehen.

„Nein, das erwarte ich nicht. Außerdem hast du lange nicht so gut wie John geschmeckt. Verschwinde einfach! Geh mir aus den Augen und lass dich nie mehr blicken.“

„Das wirst du bereuen, Sheppard“, fauchte sie aufgebracht in Johns Richtung. Dann drehte sie sich um und wählte eine Adresse an. Ohne ein weiteres Wort trat sie durch den Ereignishorizont.

„Du hättest sie uns töten lassen sollen“, sagte „Jack“. „Sie weiß nicht, was Dankbarkeit ist.“

„Nein, das weiß sie nicht, aber ich werde mich nicht mit ihr auf eine Stufe stellen. Und du hast ihr eine kleine Lehre erteilt.“

„Du wirst es sicher noch bereuen, dass du sie hast laufen lassen“, meinte der Wraith in echt besorgtem Tonfall.

„Sie ist nicht der einzige Feind, den ich mir gemacht habe.“

Der Wraith lachte laut auf. „Das glaube dir gerne.“

Das Wurmloch hatte sich inzwischen geschlossen und John wählte eine neue Adresse an. Natürlich nahm er eine Welt, die unbewohnt war.

„Jack“ grinste verstehend. „Du weißt, dass das bei mir nichts nützt. Ich weiß aus deinen Gedanken, auf welchem Planeten sich Atlantis befindet.“

„Aber du wirst dieses Wissen nicht ausplaudern?“

„Nein, du bist mein Noirinan. Und Noirinans verraten sich nicht.“

„Ich danke dir.“

„Das hier wirst du noch gebrauchen können, Sheppard.“

Überrascht blickte John auf das Gerät in der Hand des Wraith. Sein Codegeber und sein Funkgerät.

„Woher hast du das?“

„Gestohlen!“

„Danke!“

Das Wurmloch hatte sich aufgebaut und Rhiana stand schon am Ereignishorizont.

„Leb wohl, mein Freund“, sagte John, denn er wusste, dass „Jack“ kein Feind mehr war.

Er hob die Hand und winkte zum Abschied. Dann drehte er sich um und ging zu Rhiana. Hand in Hand traten sie ins Wurmloch.

Der Wraith sah ihm noch einen Augenblick hinterher. Dann drehte er sich um. Sie würden sich wieder sehen.

Das Wurmloch schloss sich hinter John und Rhiana. Sofort gingen sie zu dem DHD und begannen Atlantis anzuwählen.

„Sie werden unseren Code gelöscht haben“, meinte Rhiana.

„Doch sie können ein Malp durchschicken und wir haben das Funkgerät.“

Kaum hatte er seinen Code durchgegeben, da knackte es auch schon in seinem Funkgerät.

„John, sind Sie das?“

Elizabeths Stimme.

„Ja, wir sind es. Lassen Sie uns durch.“

„Woher sollen wir wissen, dass Sie es sind? Sie könnten kompromittiert sein.“

„Dann schicken Sie ein Team durch oder ein Malp.“

„Einverstanden.“

Das Wurmloch schloss sich und baute sich gleich wieder auf. Ein Team kam durch und sicherte die Gegend. Als sie überzeugt waren, wirklich John und Rhiana vor sich zu haben, gingen sie zusammen zurück.

Elizabeth und der Rest des Teams erwartete sie schon.

„John, Rhiana! Schön, Sie beide gesund zu sehen“, empfing sie Elizabeth freudestrahlend. „Wir haben schon das Schlimmste für Sie beide angenommen, nachdem unsere Suchteams keine Spur von Ihnen beiden fand.“

„Wir sind in Ordnung. Und es ist eine lange Geschichte.“

„Na, da bin ich aber neugierig! Was ist passiert?“, wollte Weir als nächstes wissen.

„Am besten erzähle ich sie im Konferenzraum. Und bitten Sie Carson hinzu.“

„Wie geht es Jordan?“, fragte Rhiana besorgt.

„Er ist bei Vanessa. Und es geht ihm ausgezeichnet. Machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte Weir die besorgte Mutter.

„Ich möchte gleich zu ihm.“

„Nach der Besprechung. Sicher schläft er gerade.“

Das beruhigte Rhiana etwas, doch sie nahm sich vor, nach der Besprechung sofort nach ihrem Sohn zu sehen und in Blicks sah sie, dass er das Gleiche dachte.

Sie gingen zusammen in den Konferenzraum, und John und Rhiana begannen abwechselnd ihre Erlebnisse zu erzählen.

„Das ist unglaublich“, meinte Weir, als sie geendet hatten.

„In der Tat! Warum sollen wir glauben, dass du nicht beeinflusst wurdest?“, fragte McKay misstrauisch.

„Das ist berechtigt. Rhiana und ich sind bereit, jede notwendige Untersuchung über uns ergehen zu lassen.

Beckett mischte sich ein. „Und dieser Wraith arbeitet an einer künstlichen Nahrung?“

„Ja, und vielleicht sollten wir ihm unsere Hilfe anbieten.“

„Das hat dieser Zaddik auch schon probiert und es ging schief“, winkte McKay verächtlich ab. „Warum sollte ein Wraith selbst daran ein Interesse haben?“

„Nicht alle Wraith sind gleich. Sie müssen sich ernähren, um zu leben. Aber wenn sie eine alternative Nahrungsquelle außer uns Menschen hätten, würden viele Wraith keine Menschen mehr töten. Und das sinnlose Töten hätte ein Ende.“

„Hört ihn euch an“, sagte Rodney. „Und dann sagt der Mann, er sei nicht beeinflusst.“

„Ich stimme John zu“, sagte Rhiana.

„Natürlich, das war nicht anders zu erwarten“, winkte Rodney ab.

„Für mich ist nur ein toter Wraith ein guter Wraith“, fügte Ronon hinzu.

„Teyla?“, fragend blickte John die Athosianerin an.

„Nun, am Beispiel von Michael haben wir gesehen, dass es Wraith gibt, die durchaus bereit sind zu helfen.“

„Ja, aber nur, weil er keine andere Wahl hatte. Und was am Ende herausgekommen ist, haben wir gesehen“, sagte Rodney.

„Nur, weil wir ihn verraten haben“, verteidigte Teyla Michael. „Nachdem er uns an Bord des Basisschiffes geholfen hat, haben wir ihn sogar ein zweites Mal verraten. Was hättest du an seiner Stelle getan?“

Darauf hin sagte Rodney erst mal nichts.

„Es beweist nur, dass ein Wraith immer ein Wraith bleiben wird, selbst in Menschform“, sagte Ronon. „Ich würde diesem Wraith nicht trauen, Sheppard.“

„Ich traue ihm aber. Er hat mehr als einmal mein Leben gerettet. Und er hat erneut Wort gehalten und uns frei gelassen. Zusammen mit dem Sangraal.“

„Das für sie nutzlos ist“, meinte Weir. „Nur in Ihren Händen funktioniert es.“

„Und man kann nur einen Ori oder Prior auf einmal töten“, sagte Rodney. „Dazu kommt, dass du deine ganze Kraft einsetzen musst und am Ende für Tage ausfällst. Was nutzt uns das dann?“

„Zumindest können wir es bei Gefahr einsetzen“, sagte John. „Ich erwarte ja nicht, dass ihr den Wraith einladet, aber etwas Hilfe auf beiden Seiten wäre doch angebracht.“

„Ronon und Rodney haben Recht, John. Sie hatten Glück, da zu entkommen. Lassen wir es dabei. Und das ist mein letztes Wort. Und nun gehen Sie beide bitte mit Carson und lassen sich untersuchen.“

Wortlos gingen die beiden hinter Beckett her. Die nächste Zeit würden sie wohl auf der Krankenstation verbringen.


Einige Tage später

Rhiana und John saßen mit dem kleinen Jordan auf ihrem Balkon und blickten über die Stadt. Ihr kleiner Sohn schlief den Schlaf des Gerechten. Wenn John ihn so betrachtete, dann fühlte er ein Glück in sich aufsteigen, das er früher nie gekannt hatte.

Vor kurzem hatte er das erste Mal mit „Jack“ Kontakt aufgenommen. Der Colonel hatte Rhiana als einzige Person eingeweiht. Vor ihr wollte er keine Geheimnisse haben. Doch den anderen gegenüber hatte er nicht gesagt. Das würde ihr Misstrauen nur noch mehr vergrößern.

„Und du hast also mit „Jack“ gesprochen?“

„Wenn man es sprechen nennen will. Wir konnten die Gedanken des anderen hören. Es ist etwas, dass ich nicht beschreiben kann.“

„Ich hoffe nur, die anderen irren sich und deinem Wraith ist wirklich zu trauen. Sonst könnte das für uns alle ein böses Ende nehmen.“

„Keine Sorge, wirklich! „Jack“ wird niemals etwas tun, dass uns gefährlich werden könnte. Und es ist faszinierend. Je öfter ich mit „Jack“ Kontakt aufnehme, desto mehr kann ich die Wraith verstehen. Sie sind so anders wie wir.“

„Ich hoffe, dass hält dich in Zukunft nicht davon ab, Wraith zu töten, wenn wir auf sie treffen.“

„Keine Sorge, ich kann Freund von Feind unterscheiden.“

Dann glaubte er die Gedanken seines Freundes zu hören:

Keine Sorge, John Sheppard! Du kannst mir vertrauen und wir werden uns wieder sehen!


Ende

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=1701